Bd. LXII
Nr. 12
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r H U U I aj ID 1l g. zum Preise von 12 Mark für den Band zu beziehen.
Die Zunahme der weißen Rasse in Südafrika.
Don A. Oppel. Bremen.
Die gegenwärtige Weltkonstellation steht unter dein Zeichen
der Herrschaft Europas. Durch das Ausschwärmen der
bevorzugteren und thatkräftigeren von seinen Völkern hat sich
dieser Erdteil im Verlaufe von vier Jahrhunderten, besonders
aber während des 19. Jahrhunderts, die reichliche Hälfte der
Erde in politischer Beziehung Unterthan und noch mehr in
wirtschaftlicher Hinsicht dienstbar gemacht.
Wenn man nämlich auf Grund der Angaben des achten
Heftes der „Bevölkerung der Erde" (heransg. von H. Wagner
und A. Supan, Gotha 1891) zu dem Areale und der Be
völkerung Europas die betreffenden Betrüge seiner Anßen-
besitzungen, bestehend in Kolonieen und Schutzgebieten, hinzu
rechnet, so giebt das, unter Beiseitelassung der zweifelhaft
begrenzten Landstriche, eine Fläche von 64,7 Mill. qkm und
eine Bevölkerungsmenge von 802,6 Mill. Menschen. Da nun
die gesamte Landoberfläche der Erde rund 135,5 Mill. qkm
oder, wenn man die zur Zeit herrenlosen und zugleich un
bewohnten Gebiete im Betrage von 4,4 Mill. qkm abzieht,
131,1 Mill. qkm ausmacht, ferner, da die ganze Menschheit
rund 1497,7 Mill. Köpfe zählt, so erstreckt sich die Herrschaft
Europas auf fast 48 Proz. der gesamten oder reichlich 49 Proz.
der bewohnten Landoberfläche und auf gut 54 Proz. aller
jetzt lebenden Menschen. Bedenkt man aber, daß aus gewissen
älteren und jüngeren schematischen Außenbesitzungen Europas
eine stattliche Anzahl selbständiger Staaten — siebzehn in
Amerika und zwei in Afrika — sich entwickelt hat, und er
wägt man weiter, daß auch der Kongostaat als ein euro
päisches Besitztum gelten darf, so steigen sowohl die Areal
und die Bevölkerungszahlen als auch ihr Verhältnis zu den
Gesamtbeträgen der ganzen Erde um ein Bedeutendes. Als
dann machen die mittelbar und unmittelbar mit Europa
verknüpften und von diesem beherrschten Landflächen rund
96 Mill. qkm aus, welche fast 71 Proz. der gesamten oder
reichlich 73 Proz. der bewohnten Erde darstellen, während die
Kopfzahl 930,8 Mill. oder annähernd 61 Proz. der gesamten
Menschheit umfaßt.
Noch ausgedehnter als die mittelbare und unmittelbare
politische Herrschaft Europas ist seine wirtschaftliche Macht
sphäre, ja man darf getrost sagen, daß ihm die gesamte be
kannte Erde — diesmal aber nicht bloß das Land, sondern
auch das Wasser — mehr oder weniger dienstbar geworden
ist. In der That dürfte es schwer halten, irgend ein einiger-
maßen^größeres und zugleich leistungsfähiges Gebiet namhaft
zu machen, das unserm Erdteile nicht irgend welchen Tribut
entrichtet und sich seinen wirtschaftlichen Einflüssen ganz zu
entziehen vermocht hätte. Ganz besonders ist es der Handel,
der in seinen vielfältigen Beziehungen die ganze Erde mit
einem bald eng- bald weitmaschigen Netze überzieht, den ans-
wärtigen Ländern hauptsächlich ihre Roherzeugnisfe entzieht
und ihnen die Jndustrieerzeugnisse der europäischen Völker
zuführt. Gegenüber einer so außerordentlichen und in der
Weltgeschichte einzig dastehenden Entfaltung von politischer
und wirtschaftlicher Herrschaft erhebt sich leicht die Frage:
Wie hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderte die Aus
dehnung der europäischen Völker gestaltet und in welchen
Zahlen sind ihre Vertreter gegenwärtig in auswärtigen
Ländern anzutreffen? Diejenigen Gebiete, um die es sich
dabei handelt, sind nun allgemein bekannt und es ist nicht
nötig, sie aufzuzählen. Weniger genau dürften aber die Zahl
beträge derer sein, welche durch Auswanderung und Geburt
die fremden Länder zur Zeit als ihre Heimat inne haben.
Die Erörterung dieser Angelegenheit dürfte nun eines all
gemeinen wie wissenschaftlichen Interesses um so mehr gewiß
sein, als dabei nicht bloß die betreffenden Zahlen hergeleitet
und festgestellt, sondern auch noch andere wichtige Fragen,
wie z. B. die Akklimatisation, das Verhältnis zu den Einge
borenen u. a. berührt oder wenigstens gestreift werden können.
Ein derartiges Unternehmen wird, das darf man sich
nicht verhehlen, mit gewissen Schwierigkeiten zu kämpfen haben,
und selbst in einigen Füllen ans zur Zeit unlösbare Probleme
stoßen. Diesen Satz mögen die folgenden Beispiele etwas
näher erläutern. Die Feststellung der in fremden Ländern
lebenden Europäer gehört zu den Aufgaben der ethnogra
phischen Statistik. Wenn nun aber schon die gewöhnliche
Bevölkerungsstatistik, der cs zunächst darauf ankommt, die
Seelenzahlen für Länder, Bezirke und Ortschaften zu ermitteln,