Alltagskultur-Dokumentation durch
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Zur Erforschung der historischen Sachkultur^y"" 21 ; '' ; '-¿Lz ' s-'. ^
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Von Helmut Ottenjann, Cloppenburg-^ } - Jmphle
J FF r'&edenstrcße 3, Berli n, 1017
Vorbemerkungen zum Aufgabenkanon des Volkskundemuseums: Zur Mitte der
60er J a hre unseres Jahrhunderts entfachte die an den Grundfesten der Wissen
schaftsdisziplin Volkskunde rüttelnde radikale Ideologie- und Fachkritik erneut ei
ne schon früher hier und da geführte Diskussion um den Stellenwert der materiel-
en Kultur, der beweglichen und unbeweglichen Denkmäler als Zeitzeugen der Ge
schieht e („Sie zeigen nur. Im übrigen sind sie stumm“ 1 ).
Die »Gretchenfrage“ nach einer vermeintlichen Priorität der geistigen oder der
ntateriellen Kultur, diese Polarisierung in der Bewertung der historischen Kultur,
uhrte bis in die 70er Jahre hinein zu Kontroversen zwischen der „Universitäts-
oikskunde“, die ihre Erkenntnisse in erster Linie aus archivalisch-empirischem
Quellenstudium schöpft, und der „Museums-Volkskunde“, die vor allem durch
jektorientierte Materialbefragungen historische Einblicke zu gewinnen ver
sucht.
Es ist das besondere Verdienst von Karl-Sigismund Kramer und Günter Wiegel
mann - Repräsentanten der „Universitäts-Volkskunde“ —, in vielen Aufsätzen und
orbildhaften Forschungsprojekten aufgezeigt zu haben, daß „in dieser schlichten
egenuberstellung von Geist und Materie ein verhängnisvoller Fehler“ steckt. 2
m eutig und eindrucksvoll formulierte K.-S. Kramer den allumfassenden Aufga-
enkanon volkskundlicher Forschungen: „Jede Objektivation aus dem Bereich
er Volkskultur, gleich ob Sprache, Sitte, Arbeit, Kult wirkend im Hintergrund
e en, ist als Zeugnis dieser Kultur prinzipiell von gleichem Wert und bildet ge
meinsam mit den übrigen gleichrangige Quellen für die notwendigen Erkenntnis
bemühungen .. .“3
Der den kulturhistorisch-volkskundlich ausgerichteten Museen in den 60er und
er Jahren unseres Jahrhunderts nicht selten angelastete Vorwurf unreflektierter * V
Erweiterte Fassung eines Vortrags („Sammlungsstrategien: Volkskunde“) auf der Jahrestagung 1988
( es eutschen Museumsbundes in Ulm zum Thema: „Das wachsende Museum“.
V^IW Lf u f er: Quellen der Sachforschung. Wörter, Schriften, Bilder und Sachen. Ein Beitrag zur
° skunde der Gegenwartskultur; in: Oberdeutsche Zeitschrift für Volkskunde 17, 1943,
106 ff.
Karl-Sigismund Kramer: Zur Erforschung der historischen Volkskultur, Prinzipielles und Methodi-
V Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 19, 1968, S. 7 ff; ders.: „Materielle“ und „geistige“
le ° skultur; in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1969, S. 80 ff; Günter Wiegelmann: „Materiel-
e und „geistige“ Volkskultur. Zu den Gliederungsprinzipien der Volkskunde; in: Ethnologia Eu-
3 ro P aea IV, 1970/71, S. 187 ff.
K^l-Sigismund Kramer: „Materielle“ und „geistige“ Volkskultur 1969 (wie Anm. 2) S. 80 ff.