Berichte
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Am Institut für Folkloristik der Pädagogischen Hochschule Oppeln (Zaklad Folklo-
rystyki WSP Opole) (PL-45052 Opole, ul. Oesska 38) werden unter Leitung von
Prof. Dorota Simonides Fragen der sozialen und nationalen Funktion der Folklore
behandelt (D. Simonides, J. Pospiech u. a.); regionaler Schwerpunkt ist dabei Ober
schlesien. 37 Das Institut führt mit der Slowakischen Akademie der Wissenschaften
gemeinsame empirische Untersuchungen (u.a. in Spisz und Orawa) durch.
Zum Schluß sollte noch die Revue Ethnographischer Filme erwähnt werden, die
seit 1976 alle zwei Jahre stattfindet und internationalen Charakter hat. Außer den
erwähnten Formen internationaler Zusammenarbeit nehmen polnische Volks
kundler an vielen ausländischen Projekten, Diskussionen, Konferenzen, Tagungen
und Ausstellungen teil. Mehrere Institutionen sind Mitglied der SIEF und anderer
internationaler Organisationen. Es ist zu hoffen, daß die gegenwärtige Umstruktu
rierung der polnischen Wissenschaft die volkskundlichen Institutionen stärken
und ihnen neue Entwicklungsperspektiven öffnen wird.
München/Nürnberg Johann Sojka
Max Lüthi
1909-1991
Am 20. Juni 1991 ist Max Lüthi, seit 1983 erkrankt und allmählich bis auf die
kaum bewegliche linke Hand gelähmt, in Zürich gestorben. Sein Gespräch mit der
Außenwelt wurde seit langem durch mühsame Arbeit mit einer Buchstaben-Tabel
le geführt. Daß dies möglich war, ist neben seiner ungebrochenen Zuversicht zwei
ehemaligen Schülerinnen zu verdanken. Sie hatten diese Art Schrift in das Gespro
chene und Geschriebene, seine Wünsche und Anregungen wiederum in Handlun
gen umgesetzt. Denn Max Lüthi, der bereits 1966 einen wegweisenden Artikel
über „Gebrechliche und Behinderte im Volksmärchen“ schrieb, gehörte selber zu
den Behinderten, „die über ihr Gebrechen hinauswuchsen, die in der Gebrechlich
keit zurückgestaute Kraft zur Entfaltung“ brachten. So war es möglich, daß der
Pfarrer in seiner Abdankungsrede bezeugen konnte: „Ich bin immer aufgerichtet
und getröstet von Max Lüthi weggegangen.“
Max Lüthi ist am 11. März 1909 in Bern, wo er auch später das Gymnasium be
suchte, als Sohn des Kaufmanns Paul Lüthi und seiner Frau Marie Rüegg geboren.
Er studierte in Bern, London und Berlin Germanistik, Geschichte, Anglistik, Phi
losophie, Pädagogik und Religionswissenschaft. 1936 bestand er die Gymnasial
lehrer-Prüfung, 1937 heiratete er Toni Treppenhauer. Als er 1943 seine Disser
tation Die Gabe im Märchen und in der Sage Helmut de Boor vorlegte, stand er
37 Vgl. Zwyczaje i obrzqdy Slqska (Sitten und Bräuche Schlesiens). Oppeln 1987.