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Full Text: Zeitschrift für Volkskunde, 88.1992

Buchbesprechungen 
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In seiner Zusammenfassung versucht der Autor, die unterschiedlichen, interdisziplinären 
Auffassungen zu einer Definition von Arbeiterkultur zu verdichten: Sie wäre „die Gestal 
tung der (durch die materiellen gesellschaftlichen Beziehungen determinierten) spezifischen 
Lebensverhältnisse (,Lage‘) in der Lebensweise (unter Einschluß der durch die Organisatio 
nen der Arbeiter angeregten Formen)“, zudem die von Arbeitern und Arbeiterbewegung 
(mit)entwickelten Formen in einzelnen Feldern der Kultur, schließlich die durch die Exi 
stenz und das Wirken dieser Gruppen entstehenden „qualitativen Leistungen und normati 
ven Perspektiven im kulturellen Prozeß“. Mit diesem Definitionsversuch wird man Weiter 
arbeiten können, wenn man sich mit Helmut P. Fielhauer zu einer Volkskunde als demokra 
tischer Kulturgeschichtsschreibung bekennt und daher keinen Grund sieht, sich von 
Begriffen wie „Lage“, „Kultur und Lebensweise“ o. ä. abzuwenden. 
Auch wenn — oder gerade weil — das Interesse an Arbeiterkultur (der historischen wie 
der gegenwärtigen) in letzter Zeit zurückgegangen ist, wird dieses wichtige Buch seinem An 
spruch gerecht bleiben, „Wissenschaft als Begleitung gesellschaftlicher Prozesse zu verste 
hen“; es kann überdies, Kramers Schlußwort ist beizupflichten, „auch den Blick . . . schär 
fen für die angemessene Beschreibung von historischen und aktuellen Kulturprozessen im 
Kontext anderer sozialer Gruppen“. 
Wien Olaf Bockhorn 
Auf der Suche nach der verlorenen Kultur. Arbeiterkultur zwischen Museum und Realität. 
Beiträge der 4. Arbeitstagung der Kommission „Arbeiterkultur“ in der Deutschen Gesell 
schaft für Volkskunde in Steyr vom 30. 4.-2. 5. 1987. Gedenkschrift für Helmut P. Fiel 
hauer, hrsg. von Olaf Bockhorn, Helmut Eberhart, Wolfdieter Zupfer. Wien: 
Inst. f. Vk. d. Univ. Wien, 1989. 303 S. (Beitr. z. Vk. u. Kulturanalyse, Bd. 3). 
1987 fand die vierte Tagung der Kommission „Arbeiterkultur“ in der DGV statt — Aus 
druck jener rührigen Arbeitsfreude und des fruchtbaren Diskurses, der in zuweilen unter 
schiedlich akzentuierter thematischer Ausrichtung, auch oft kontroverser Argumentation 
von der Lebendigkeit eben dieser Kommission zeugt, zählt sie doch zu den aktivsten inner 
halb der Gesellschaft, wie Konrad Köstlin in seinem Vorwort zu Recht betont. Daß sie zu 
dem die zweite Kommissionstagung in Österreich war, läßt auch die Initiativen und Impulse 
deutlich werden, die von hier ausgingen und ihren Niederschlag etwa in der Oberösterrei 
chischen Landesausstellung „Arbeit, Mensch, Maschine — Der Weg in die Industriegesell 
schaft“ in Steyr fanden. Die Ausstellung — konzeptionelle Vorbereitung eines Museums der 
industriellen Arbeitswelt — ist von Rudolf Kropf und Udo B. Wiesinger in dem vorliegenden 
Tagungsband ausführlich vorgestellt worden, aufschlußreich auch hinsichtlich der umfas 
senden Überlegungen zu inhaltlichen Schwerpunkten und Aussagen in der gestalterischen 
Planung, jener kritischen Reflexion der Rolle des Menschen im Prozeß der Industrialisie 
rung, die zunehmend in interdisziplinärer Ausrichtung kultur-, sozial- und technikge 
schichtlicher Forschung in den Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses rückt und den Blick 
auf eine Geschichtsschreibung der industriellen Kultur weiten sollte. 
Der Band ist der Erinnerung an die unermüdliche Arbeit Helmut Paul Fielhauers, dessen 
Anregungen die Diskussion in der Kommission vieles verdankt, gewidmet; er hatte noch die
	        
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