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Full Text: Zeitschrift für Volkskunde, 88.1992

Buchbesprechungen 
143 
Wilfried Reininghaus, Zünfte, Städte und Staat in der Grafschaft Mark. Münster: 
Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, 1989. 297 S. (Veröff. d. Historischen Kommission 
für Westfalen XXII A, Geschichtliche Arbeiten zur Westfälischen Landesforschung, Wirt 
schafts- und sozialgeschichtliche Gruppe, Bd. 7). 
Als vorbildlich wird in der Handwerksforschung Mitteleuropas der ungarische Zunftka 
taster angesehen, in dem alle bekannt gewordenen Objekte und Archivalien zur Hand 
werksgeschichte Ungarns systematisch erfaßt und beschrieben wurden. Von diesem Projekt 
sind viele wichtige Anstöße ausgegangen. Auch die vorliegende Veröffentlichung von Wil 
fried Reininghaus vom Westfälischen Wirtschaftsarchiv in Dortmund ist durch das ungari 
sche Projekt angeregt worden. Aus vielerlei Gründen mußte er sich jedoch bescheiden. Ein 
ausführlicher Nachweis aller Zünfte in Westfalen im Alten Reich — wie ursprünglich ange 
strebt — wäre zu umfangreich geworden. Daher entschloß sich der Verfasser, ein Territori 
um exemplarisch zu behandeln, sozusagen als ersten Baustein für eine umfassendere Ge 
schichte des Handwerks in Westfalen. Seine Wahl fiel auf die Grafschaft Mark mit den Städ 
ten Soest und Lippstadt. Die Auswahlkriterien waren u.a.: die hohe Handwerkerdichte in 
diesem Raum, ein ausgewogenes Verhältnis sowohl von Stadt und Land als auch von Metall- 
und Textilgewerbe sowie die bislang geringe Berücksichtigung dieses z. T. früh industriali 
sierten Gebietes in den Untersuchungen zum Handwerk in Preußen. 
Die Veröffentlichung gliedert sich in zwei Hauptteile. In einer umfangreichen einleiten 
den Darstellung behandelt W. Reininghaus kenntnisreich und auf das Wesentlichste be 
schränkt die Rahmenbedingungen, in denen das Handwerk in der Mark eingebettet war: 
Regionale Konzentrationen, Phasen der Zunftentstehung, Verhältnis von Zunft, städtischer 
und ländlicher Obrigkeit. Für die volkskundliche Handwerksforschung im engeren Sinne 
ist das Kapitel über die Merkmale der Zünfte in dieser Region von besonderer Bedeutung: 
Zunftbezeichnung, Zünfte in der Stadtverfassung, Zünfte in der Reformation und ihre reli 
giösen Merkmale; Binnenstruktur, Geselligkeit, soziale Verpflichtungen; berufliche Gliede 
rung, wirtschaftliche Aufgaben und Besitz der Zünfte. Die Dichte der Darstellung weist W. 
Reininghaus wieder einmal mehr als einen profunden Kenner der historischen Entwick 
lung des Handwerks aus. 
Der Hauptteil des Buches (S. 81—279) enthält ausführliche Regesten der gedruckten und 
ungedruckten Statuten der Zünfte aus der Grafschaft Mark und den beiden Städten Soest 
und Lippstadt. Die Behandlung erfolgt alphabetisch nach Orten, in denen die Ordnungen 
wiederum alphabetisch nach Zünften zusammengestellt sind. Die ortsbezogenen Einfüh 
rungen in die Zunftgeschichte sind nicht schematisch angelegt, sondern dankenswerterwei 
se auf die individuelle lokale Quellenlage, die Uberlieferungsgeschichte und den jeweiligen 
Forschungsstand zugeschnitten. Das Buch wird abgerundet durch einen Anhang (Nachweis 
der allgemeinen Zunft- und Handwerksbestimmungen der Grafschaft Mark, Auflistung der 
Zunftersterwähnungen und des Besitzes der Zünfte bei der Aufhebung) und durch ein um 
fassendes Orts- und Sachregister. 
Die Veröffentlichung ist nicht nur methodisch vorbildlich, sondern stellt ein nützliches 
Flandbuch zur Regionalgeschichte des südwestlichen Westfalens dar, in dem man sich 
schnell und gründlich informieren kann. Es wäre zu hoffen, daß weitere nordwestdeutsche 
Territorien nach dem gleichen Grundschema bearbeitet werden. 
Münster/Westf. Dietmar SAUERMANN
	        
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