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Full Text: Zeitschrift für Volkskunde, 88.1992

Buchbesprechungen 
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Funktionsbestimmungen“ für die Krippe durch die katholische Kirche in den 1930er Jah 
ren berichtet, die er als „reichlich aufgesetzt“ charakterisiert; „die Krippe wird“ so schreibt 
er, „propagiert als häusliches Andachtsbild, als christliches Zeichen im verweltlichten 
Schenkfest.“ Die Verwunderung des Autors verwundert ihrerseits den Rezensenten und ge 
wiß die Mehrzahl der Leser! 
Aufschlußreich sind dagegen die Bemerkungen über die in der Zwischenkriegszeit täti 
gen katholischen Bewegungen, die der Kirchenkrippe im Kölner Raum in den 30er Jahren 
zu weiterer Verbreitung verhalfen. Das Kapitel „Kontinuität und Wandel in der Nachkriegs 
zeit“ berichtet über den Niedergang der Krippenbewegung im Rheinland und stellt den 
Christbaum als einzig bindendes „Requisit“ des Weihnachtsfestes dar. Krippen, so meint 
Markus Walz abschließend, bieten „ein diffuses Bild einer nicht zuzuordnenden Vergangen 
heit“, der Stern über der Krippe sei Relikt einer „wissenschaftlich überholten Theorie“, die 
Krippe Ausdruck einer „veralteten Katechese“. 
Die vor allem in ihren statistischen Erhebungen sehr verdienstvolle Arbeit von M. Walz 
entstand im Rahmen der Kunstgeschichte, obwohl gerade die hier bearbeiteten Krippen 
kunsthistorisch so gar nicht interessant sind; so ist auch keine Einordnung oder Beurteilung 
ihres künstlerischen Wertes versucht. Man hätte sich für den Bearbeiter eine intensivere 
volkskundliche Betreuung gewünscht, denn die Fragestellung seiner Dissertation, das 
Grundlagenmaterial und die Objekte, um die es konkret geht, sind der volkskundlichen 
Forschung sehr viel .vertrauter als der kunstgeschichtlichen. 
München Nina Gockerell 
Martina Forkel, Wohnen im „Stil“ des Historismus. Cloppenburg: Museumsdorf Clop 
penburg, 1990. 90 m. zahlr. Abb. in Schwarzweiß 
Der reichbebilderte Band ist Katalog vielfältiger Aspekte zum Einstieg in die Quellenla 
ge einer Epoche, die von der volkskundlichen Möbelforschung (und nicht nur von ihr) bis 
vor ganz kurzer Zeit hartnäckig gemieden wurde. Diese Berührungsängste mögen z. T. in 
der Geschichte des Faches selbst begründet sein. Lag doch den Anfängen des musealen Sam 
melns von Sachkulturgut im fortgeschrittenen 19. Jahrhundert der Rettungsgedanke des Be- 
wahrens der Volkskultur vor der alles überrollenden Massenware der aufkommenden Indu 
striegüter zugrunde. Die abschätzige Beurteilung der Erzeugnisse des Historismus, mit der 
Verlustideologie überkommener Werte verbunden, wurde erst im Laufe der letzten 
20 Jahre allmählich überwunden. Dabei waren es zunächst wieder die Spitzenleistungen des 
Kunstgewerbes, die renommierten Medaillenträger der Weltausstellungen, die Beachtung 
und Anerkennung erfuhren. Diese „Hochkultur“ der unbezahlbaren Unikate wurde durch 
die breite Basis der massenhaft abgesetzten, mit rationalisierten Verfahren hergestellten Ge 
brauchsmöbel ermöglicht. Heute als beliebter „Trödel“ der Nostalgiewelle auf Flohmärk 
ten und in aufgelassenen Abrißhallen in großem Stil gehandelt, finden diese Möbel sicher 
niemals Zulassung zu den elitären Messen des Antiquitätenhandels. Wenn das Museumsdorf 
Cloppenburg dennoch mit einer Sonderschau „Wohnen im ,Stil‘ des Historismus“ und ei 
ner Meinungsumfrage auf den Antiquitätentagen ’88 in Münster vertreten war, ist das an
	        
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