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A. Referate. Anthropologie.
339. Näcke: Beiträge zur Morphologie der Hirnoberfläche. Archiv
f. Psychiatrie 1910. Bd. XLVI, Heft 2.
Verfasser hat normale und paralytische Gehirne untersucht Nach kurzer
Darlegung der Methodik wird zunächst Allgemeines erörtert. Stets waren
die Hirnhälften bzw. die Windungen nicht gleich, doch fanden sich öfter
einige gemeinsame Punkte, besonders bez. der selteneren Anomalien. Des
näheren, als wenig bekannt, werden Niveaudifferenzen an den Windungen
(positive und negative), kluftartige Spalten, besonders vertikale im Tem
porallappen hinten, Trichter- und Taschenbildungen, Ungleichheit der Win
dungsbreite, puerile Windungen oder Mikrogyrie, vermehrte Vertikal
züge usw. beschrieben und von anderen Gebilden, namentlich rein atrophischer
Natur, getrennt. Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich mit gewissen
Anomalien der Hauptfurchen. Eine Verdoppelung der Zentralfurche
wird nie angetroffen und wird geleugnet. Es handelt sich nur um schein
bare Fälle; bei näherem Zusehen sind es Verdoppelungen des Sulc. praecentr.,
seltener des postcentralis. Speziell wird die Fossa occipit. ant. von Wernicke
beschrieben, die Benedikt einfach Wernickesche Furche nennt, die aber
mit dieser nicht immer zusammenfällt. Am ausführlichsten wird die sogenannte
Affenspalte beschrieben. Hier ist noch alles unklar. Für rein prak
tische Zwecke schlägt Verfasser vor, jede mehr oder minder deut
liche und ausgedehnte Abtrennung des Occipitallappens von der Um
gebung als solche zu bezeichnen, unbekümmert, ob es immer gerade durch
p o -j- w oder eine Parallele dazu geschieht oder nicht. Verfasser spricht ab
sichtlich nicht von Anomalien der Hirnwindungen usw., sondern nur von
„selteneren Varietäten“, die aber, besonders soweit es Hemmungsbildungen
sind, sicher bei den paralytischen, überhaupt geisteskranken Gehirnen häu
figer sich vorfinden, als an den normalen, und so vielleicht später einmal
den Namen von Entartungszeichen verdienen werden. Selbstbericht.
340. C. Böse: Über die mittlere Durchbrucliszeit der bleibenden
Zähne des Menschen. Deutsche Monatsschrift f. Zahnheilkd.
1909. Tieft 8, S. 553—570.
Die bisherigen Untersuchungen über den Durchbruch der bleibenden
Zähne waren entweder unvollständig oder ungenau; so trennte z. B. Cart-
wright nicht die Knaben von den Mädchen und sonderte nicht die Zähne
des Oberkiefers von denen des Unterkiefers ab. Röse verfügte über Zahn
beobachtungen bei mehr als 40 000 Schulkindern aus Deutschland, Schweden,
Dänemark, Holland, Belgien, Höhmen; er kam hierbei zu dem Schlüsse, daß
die Durchbruchszeit in sehr weiten Grenzen schwanke, und zwar am meisten
bei den Eck- und Backenzähnen, am wenigsten beim ersten Mahlzahn. Bei
Mädchen tritt der Zahnwechsel im Durchschnitt früher ein als bei Knaben;
auch tritt er früher ein bei den Kindern der wohlhabenderen Bevölkerungs
schichten als bei den ärmeren Volksschulkindern, bei städtischen Kindern
wieder früher als bei Landkindern. Als Ursache hierfür bezeichnet Röse
teils die bessere Ernährung, teils bessere Rassenauslese.
Dr. Oskar v. Hovorka-Wien.
341. Eugen Hillebrand: Beiträge zur Morphologie der mensch
lichen Zähne. 87 S. Pest, mediz. Chirurg. Presse 1909. Nr. 17
—28.
Die detaillierten Zahnuntersuchungen Hillebrands beziehen sich auf
mehr als 4000 Schädel der Budapester Schädelsammlung, in welcher haupt-