Baeßler-Archiv, Neue Folge, Band III
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NEUE FUNDPLÄTZE PERUANISCHER FELSBILDER
H. D. DISSELHOFF, Berlin
Folgender Aufsatz enthält einen vorläufigen Bericht über neue Felsbilderfunde in
Peru während einer Forschungsreise des Verfassers im Jahre 1953 mit Unterstützung
der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Die Möglichkeit eines längeren Aufenthaltes in Peru mit der Aufgabe, alte Verbindun
gen zwischen Sierra und Küstenzone zu erforschen, einschließlich der Bestreitung von
Ausgrabungskosten, verdanke ich einem Stipendium der Axel-Wenner-Gren-Founda-
tion, der ich ebenfalls noch einmal meinen herzlichsten Dank ausspreche.
Die Fülle der Felszeichnungen im inneren Südamerika zwischen dem 2. und
4. Grad nördlicher Breite hat schon Alexander von Flumboldts Beachtung ge
funden. „Die Zeichenfelsen Columbiens“ hat zu seiner Zeit Adolf Bastian
beschrieben. Über südandine Felsbilder haben uns u. a. A. Plagemann und
E. Boman orientiert, über patagonische Petroglyphcn argentinische Forscher,
zuletzt O. F. A. Menghin. Obwohl Felsbilder des mittleren Andengebietes in
verschiedensten schwer zugänglichen peruanischen Schriften öfter erwähnt sind,
weiß man doch über peruanische Felsbilder vielleicht am allerwenigsten.
Ich selbst sah im Jahre 1938 ein einziges Felsbild, in dem ich seinerzeit
Chavin-Elemente vermutete 1 . Der betreffende Bilderfelsen befindet sich im
oberen Chicama-Tal in der Nähe der Hacienda Pampas de Jaguey, oberhalb
eines alten Aquäduktes. Das dortige „abstrakte“ Bild kann ich in genauer
Umzeichnung nach einer 1953 auf genommenen Photographie wiedergeben
(Abb. 1). Einen ähnlichen Stil zeigt eine der Petroglyphen-Gruppen bei der
kultischen Wasserleitung oberhalb Cajamarca auf dem Cumhemayo. — In
zwischen ist längst Krickebergs großes Werk über altamerikanische Felsplastik
und Felsbilder erschienen, in dem der Verfasser für den Bereich der peruani
schen Westkordillere neun verschiedene Fundstellen von Felszeichnungen an
gibt. In Wirklichkeit existiert eine ganze Reihe mehr, und täglich können neue
entdeckt werden 1 2 .
Im Chicama-Tal fand ich 1953, an der rechten Seite des Flusses gelegen,
also am anderen Ufer als das oben erwähnte Felsbild von Pampas de Jaguey,
ein einziges, sehr verlöschtes Vogelbild (Abb. 2) auf einem Sieinblock, ebenfalls
im oberen Chicama-Tal, in der Nähe eines kultischen Baues aus Adobe und
Stein, der Huaca de la Cruz Colorada. Auf eine im gleichen Tal, aber viele
1 H. D. Disselhoff: Sogenannte Chavin-Gefäße im Berliner Museum für
Völkerkunde. Baessler-Archiv Bd. 28. Berlin 1940. S. 40.
2 W. Krickeberg: Felsplastik und Felsbilder bei den Kulturvölkern Altamerikas.
Bd. 1. Berlin 1949. S. 50 ff.