ALT-HAWAIISCHE KULTOBJEKTE UND KULTGERÄTE 5
meinsamer Mittelmauer, von zwei Fuß Mauerhöhe. Flache Blöcke bedecken die Grund
fläche,“ Abb. 6.
„Ein konisch geformter, glatter Stein (Abb. 4) mit lei palapalai bekränzt, seit Men
schengedenken an dieser Stelle (Abb. 6 rechts nach dem oberen Winkel zu), ist als Kamo-
hoalii, Bruder Pele’s bekannt und verehrt.
Der anstoßende Tempelteil war der Schwester Pele’s, Hoomea, geweiht. In diesem
stand (bei + in Abb. 6, im unteren rechten Winkel) der berühmte Giftbaum Kalaipuhoa
der hawaiischen Sage. 1 Der alte Mann sagte, er habe noch die Wurzeln des Baumes gesehen,
aber die Kahunas hätten alles weggeholt, nachdem einer der letzten Könige von Kauai
in einer eigenen Expedition sie fortgeschafft habe. Beim Suchen nach Wurzelresten in dem
Gestrüpp und unter den Platten warf der Alte Awa-Wurzel als Sühnopfer für die Störung
hin, ebenso an die Stelle, wo der Steingötze fortgenommen wurde.
Die Legende des Platzes ist folgende: Zwei Männer bauten dort Süßkartoffeln. Eines
Morgens sahen sie bei Sonnenaufgang ein schönes Mädchen, das ihnen ganz unbekannt
Abb. 5. Lageplan des Tempels für
Kamoho alii.
Abb. 6. Ruinen der Tempel für Kamoho alli
und Hoomea.
war, und neben ihr einen kleinen Baum an jener Stelle. Als die Sonne höher und höher
stieg, wuchsen auch Mädchen und Baum; beim Sinken der Sonne schrumpfte die Frauen
gestalt, der Baum aber blieb groß. Bald hernach wurde der Tempel um ihn herum gebaut. 1 2 “
Kamohoalii, der Bruder der Göttin Pele, die im Krater des Kilauea ihren Wohnsitz
hat, wird meistens zusammen mit den Gottheiten Hiiaka, Kapo und Pua aufgezählt. Auch
an diese vier göttlichen Wesen sowie an Pele selbst wandten sich der König und die Königin
durch ihre Priester und Wahrsager mit Opfern von Baststoffen und Lebensmitteln, um
Kindersegen zu erlangen.
VI 8375. Göttin Kihe wahine. Abb. 7.
Aus Kon-Holz. Die Augenhöhlen sind mit Perlmutterschale ausgelegt gewesen. Der
.Unterkiefer ist vorgestreckt. Von den ursprünglich zwölf eingesetzten menschlichen Zähnen
sind nur sechs erhalten: vier Incisivi und zwei Praemolaren. Der Kopf ist auf der Hinter
hauptseite ausgehöhlt (um Gift aufzunehmen ?). An den Ohren einige Löcher, vielleicht
zum Befestigen von Ohrschmuck. Das Loch in der Gegend des Schambergs hat wohl zur
Befestigung von Haaren gedient. Höhe der higur 43 cm. Hamakua, Hawaii.
„Kihe wahine war die oberste Göttin und Herrin der Kobolde, ursprünglich Eidechsen
oder Schlangen (Kiha nui lulu moku).“ 3
Über Fundort und Fundumstände vergl. VI 8376.
1 Aus dem Tagebuche von Dr. Arning. Maunaloa Kaluakoe, Molokai.
2 Der ursprüngliche Baum stand 1700 bis 1750 in 3 Aus dem Tagebuch von Dr. Arning.