HANS FINDEISEN
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bisherigen Museumssamm
lungen ließ sich noch keine
feste Beweisführung auf
bauen. Ich habe aber jetzt
schon Stücke erworben,
die ebensogut aus Sibirien
hätten stammen können
wie von den Lappen. Un
ter anderem habe ich den
Renntierlastsack mit dem
Stützgestell bekommen,
und dieser Sack entspricht
vollkommen dem dolgani-
schen, den ich von der
Sibirienreise mitgebracht
habe. Weiter ist die lap
pische Schneeschaufel, die
die Renntierhirten im
Winter benutzen, sogar mit der jenissejostjakischen typologisch verwandt, genau so,
wie auch die kleine Holztasse, die von Hirten und Jägern mit in den Wald und auf die Tundra
genommen wird. Die Verwendung der Renntierfußfelle (Kamas; in Sibirien überall, auch
von den Russen, Kamos genannt; finnisch Koipi) zur Schuhherstellung, entspricht ebenfalls
genau der in Sibirien allgemeinen Weise. Ich will jetzt hier nicht näher auf diese Fragen
eingehen, da man natürlich auch die unterscheidenden Elemente näher bezeichnen
müßte, um zu einem endgültigenUrteil zukommen. Dieses ist aber natürlich jetzt noch nicht
möglich, da ich die lappische Kultur doch noch zu wenig kenne. Es fallen auch hier sofort
Techniken auf, die mehr den südlicheren finnisch-ugrischen Völkern gemein sind, wie Bast
flechterei, auch finden sich ebenso wie in Westsibirien, wohl aus der Bronzezeit stammende
kreisförmige Anhänger für den Nadelbehälter und die Schere. Dieser Nadelbehälter selbst
ist wieder derselbe wie in Sibirien.
Was die bisher erworbenen Sachen betrifft, so habe ich, wie vorher beschlossen, mein
Hauptaugenmerk auf alle mit der Renntierzucht zusammenhängenden Gegenstände gerichtet
und schon den vollständigen Renntieranspann in einem Festtagsexemplar erwerben können.
Auch das Lasso ist schon vorhanden, wie auch das Renntierschlachtmesser.
Gestern waren wir im Lappendorf Purnumukka, 16 km von Vuotso entfernt und haben
dort den ganzen Tag gearbeitet. Es war, Gott sei Dank, recht schneidend kalt, so daß wir
unter den Mücken so gut wie gar nicht zu leiden hatten. Jetzt scheint sich das Wetter leider
wieder aufzuklären, so daß man diesen Plagegeistern des Nordens kaum wird entrinnen
können. Auch über dem Bett haben wir ein großes Mückenzelt aufgespannt, um während
des Schlafens nicht ganz und gar zerstochen zu werden.
Morgen fahren wir nach Petsamo, wohin ich eine Empfehlung habe, die Herr Steinitz
noch in Rovaniemi hat besorgen können, damit uns von den Ortsbehörden keine Schwierig
keiten in den Weg gelegt werden. Im allgemeinen ist man sehr freundlich zu uns, so daß
gewiß alles auch weiterhin gut gehen wird.