DIE YARUMÄ- UND ARAWINE-INDIANER
ZENTRALBRASILIENS
VON FRITZ KRAUSE
Das Städtische Museum für Völkerkunde zu Leipzig erhielt in den letzten Jahren zwei
umfangreiche und wichtige Nachlässe für sein wissenschaftliches Archiv ; I. die Tagebücher,
Skizzenbücher usw. des wissenschaftlichen Zeichners Wilhelm von den Steinen, der seinen
Vetter Karl v. d. Steinen auf beiden Schingü-Expeditionen (1884 und 1887) begleitete 1 ;
2. die Tagebücher, Skizzenbücher, Sprachaufnahmen usw. Dr. Herrmann Meyers von seinen
beiden Schingü-Expeditionen (1896 und 1899) 2 , Eine Verarbeitung dieses Materials ergibt
bedeutsame Aufschlüsse über die einzelnen Stämme des Schingü-Quellgebietes und der
Nachbargebiete. Insbesondere erhalten wir darin auch Mitteilungen über einige bis dahin
nicht oder nur wenig bekannte Stämme.
Zwei solcher, auch jetzt nur erst erkundeter Stämme sind die Yarumä und die Arawine
östlich des Schingü-Quellgebietes. Das Archivmaterial gibt uns einige Aufschlüsse über sie,
die uns wichtige Ausblicke in die Völker- und Kulturverhältnisse des Gebietes zwischen
oberem Schingü und mittlerem Araguaya eröffnen.
I. Die Yarumä.
Uber die Yaruma berichten Karl und Wilhelm v. d. Steinen 3 wie auch Meyer 4 . Während
Steinens Erkundungen auf der 2. Expedition von den Kamayura stammen, erhielt Meyer
auf seiner I. Expedition von den Bakairi, Auetö und Trumai flüchtige Hinweise, von den
Nahuqua eingehendere Aufschlüsse über sie. Diese Nachrichten stimmen nicht völlig über
ein, insbesondere geben sie kein eindeutiges Bild von den Wohnsitzen des Stammes und von
einzelnen seiner Kulturgüter. Die Abweichungen sind so wichtig, daß ich die zwei erkundeten
Yarumagruppen zunächst getrennt behandeln will.
a) Die nördlichen Yaruma.
I, Wohnsitze.
Nach Karl v, d. Steinen (S. 118) wahrscheinlich landeinwärts, nach Wilhelm v. d.
Steinen (R II 9) wahrscheinlich unterhalb von den Suya. Letzterer gibt auch an, daß sie
immer -in Verbindung mit den Suya genannt wurden. 1884 sollen die Suya, wie Karl und
Wilhelm v. d. Steinen berichten, nach der Vertreibung der Trumai auch mit den Yaruma ge
kämpft und acht ihrer Krieger durch Einstoßen von Pfeilen in die Knie verwundet haben.
Vgl. Museum Leipzig, Archiv, S Am, Steinen, RI—RV.
Vgl. Museum Leipzig, Archiv, S Am, Herrmann Meyer,
RI—R VI.
Vgl. auch Karl v. d. Steinen, Unter den Naturvölkern
Zentral-Brasiliens, Berlin 1894, S. 116, 155, 392.
Vgl. auch Dr. Herrmann Meyer, Tagebuch meiner Brasi
lienreise 1896, 2. Heft, Leipzig 1897 (mit Karte), S. 67,
68.