Bericht über das Linden-Museum
Da das letzte Tribus-Heft ausschließlich den auf der Tagung der Deutschen Ge
sellschaft für Völkerkunde in Stuttgart (Herbst 1959) gehaltenen Referaten und dem
Bericht über den Verlauf dieser Veranstaltung Vorbehalten war, muß hier über zwei
Jahre Museumsarbeit, nämlich von Herbst 1959 bis Herbst 1961, Rechenschaft gege
ben werden.
Es ist natürlich, wenn nach den Aufgaben, die das Jahr 1959 dem kleinen Mit
arbeiterstab durch die Hinzugewinnung von 4 bis dahin vom Pädagogischen Institut
belegten großen Ausstellungsräumen und den völlig neuen Aufbau der Schausamm
lungen, ebenso wie durch die Organisation und Durchführung der Tagung brachte,
nach außen hin eine gewisse Beruhigung eintrat, die notwendig war, um all das nach
zuholen, was inzwischen im inneren Betrieb liegengeblieben war.
Besondere Sorgfalt wurde zunächst der Pflege und guten Aufbewahrung der Tex
tilien gewidmet, die in Fräulein Ingeborg Seeger eine geduldige und liebevolle Be
treuerin fanden. Auch das Entsalzen von altperuanischer Keramik war eine umfäng
liche Arbeit, zumal mit primitiven Hilfsmitteln gearbeitet werden mußte. Es ist vor
gesehen, die zu engen Präparationsräume durch Hinzunahme eines Teiles des Südsee-
Magazines zu erweitern und dadurch diese Magazine zwar etwas zu verkleinern, da
für aber staubärmer zu gestalten.
Umfängliche Arbeiten waren im Afrika-Magazin, mit seinen ca. 35 000 Stücken
der größten Abteilung des Museums, zu leisten. Es gelang, hierfür einen jüngeren
Ethnologen, Herrn Dr. Zwernemann, einen Schüler Prof. Friedrichs und Prof. Bau
manns, zu verpflichten, der sich mit großer Sachkenntnis, Umsicht und Energie an die
umfassende Arbeit machte, die im wesentlichen schon Ende 1961 abgeschlossen sein
dürfte. Nach Beendigung dieser Neuordnung, die eine Kontrolle aller Inventarnum
mern einschließt, dürfte dann der Umfang der zum Glück bescheidenen Kriegsverluste
feststellbar sein.
Auch in der Inventarisierung und Katalogisierung der stetig anwachsenden Biblio
thek waren durch Frau Grischy beträchtliche Nachholarbeiten zu leisten. Trotz dieser
und vieler weiterer Aufgaben der inneren Ordnung gab es aber auch bei den Schau
sammlungen eine Reihe von Veränderungen und Erweiterungen:
Im Vestibül des Hauses wurde eine Wand gezogen und dadurch ein neuer Aus
stellungsraum gewonnen, in dem Dr. Kussmaul seit Januar 1961 die wichtigsten und
schönsten Neuerwerbungen der letzten Jahre aus Asien zeigte, darunter eine Buddha
figur aus der Ming-Zeit, die von Stadt und Staat in einer gemeinsamen Sonderaktion
erworben wurde. Um die Besucher auch mit der frühen Vorzeit der Naturvölker ver
traut zu machen, wurde die neue Trennwand außen mit Motiven von Felsmalereien
aus Nord- und Südafrika geschmückt, die Frau Grischy in natürlicher Größe und