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Buchbesprechungen
lieh von den muslimischen Häusern der je
menitischen Hauptstadt unterscheiden.
In der Einleitung wird kurz die interes
sante Geschichte des Judenviertels in San‘a
skizziert, dann folgt ein Vergleich der jüdi
schen mit den arabischen Häusern. Während
sich das arabische Haus als ein einfaches,
rechtwinkliges oder zylindrisches Gebäude
mit einem flachen Dach, oft mit vielen Stock
werken, und mit einem kleineren, immer
rechtwinkligen, einfachen oder zweigeteilten
Raum auf dem Dach darstellt, besitzen die
jüdischen Häuser einen offenen, auf drei Sei
ten durch Zimmer und auf der vierten Seite
durch eine einfache Mauer abgeschlossenen
Hof (higräh), der aber nie auf der Höhe
des Erdgeschosses liegt, sondern erst im 2.
oder 3. Stock beginnt. Auf dem Dach der
jüdischen Häuser, die auf Grund von Ver
boten im allgemeinen nicht mehr als vier
Stockwerke haben, fehlt normalerweise der
für die arabischen Häuser typische Raum.
Bei arabischen Häusern konnte zwar der of
fene Hof (hosh) auf den oberen Stockwer
ken in einigen Fällen beobachtet werden,
jedoch nur in den Küstenstädten am Roten
Meer. Ähnliche offene Höfe sind auch bei
den arabischen Häusern an der Ostküste des
Mittelmeeres von Ägypten bis Syrien fest
zustellen. Dieser dort ebenfalls hosh genannte
Hof beginnt aber immer im Erdgeschoß.
Während bei den arabischen Häusern alle
Räume des gleichen Stockwerkes auf dersel
ben Höhe liegen, ist die Fußbodenhöhe der
Räume in den jüdischen Häusern verschie
den. Der Grund hierfür ist, daß die Juden
Handwerker und Kaufleute waren, die La
gerräume benötigten, deren Decken niedriger
sein konnten als diejenigen der Wohnräume.
Außerdem besitzen die arabischen Häuser
keine Keller, Teile des jüdischen Hauses da
gegen sind über tiefen Kellern errichtet. Diese
Keller dienten vielleicht zur Gewinnung von
mehr Raum, vor allem aber auch zur Erzeu
gung und Lagerung von Wein und anderen
alkoholischen Getränken, die den Juden nicht
verboten waren. Durch Verbindung der Kel
ler der einzelnen Häuser miteinander schu
fen die Juden ein weitverzweigtes unter
irdisches Netz von Zufluchtsräumen für Zei
ten der Verfolgung durch ihre muslimischen
Nachbarn.
Nach einer Beschreibung des Äußeren der
jüdischen Häuser mit Hinweisen auf Bau
material und Verzierungen folgt der Haupt
teil mit einer ausführlichen Beschreibung eines
etwa 150 Jahre alten Wohnhauses. Durch zahl
reich beigegebene Pläne, Zeichnungen und
Bilder wird dem Leser der Gang durch die
einzelnen Stockwerke und Vielfalt der Räume
mit all ihren interessanten Einzelheiten leicht
gemacht. In einem Schlußabschnitt stellt sich
der Verfasser die Frage, ob die eigenartige
Bauweise der jüdischen Häuser und beson
ders der offene Hof auf den Stockwerken
von den Juden bei ihrer Einwanderung nach
Südarabien als alte Tradition mitgebracht
worden ist oder auf Grund der In der neuen
Heimat Vorgefundenen Lage innerhalb der
jüdischen Gemeinden erst entwickelt wurde.
Der Verfasser neigt zu der Annahme, daß
durch die jüdischen Einwanderer des 1. bis
5. nachchristlichen Jahrhunderts der römisch
mediterrane Haustyp nach Südarabien ge
bracht und dort den besonderen Verhältnis
sen entsprechend abgewandelt wurde. Nach
einem Appendix mit Dokumenten über jü
dische Häuser in San‘a aus dem 17. Jahr
hundert von S. D. Goitein und einer Liste
der arabischen Termini technici schließt die
verdienstvolle interessante Schrift, für die
dem Verfasser unser Dank gebührt.
E. Kümmerer
ELIZABETH E. BACON:
Obok. A Study of Social Structure in Eura-
sia. New York: Verlag der Wenner Gren
Foundation for Anthropological Research
1958. 235 S., 2 Karten und 18 Figuren
im Text. (Viking Fund, Publications in
Anthropology No. 25.)
Die Verfasserin hat in den Jahren 1938/39
bei verschiedenen Hazara-Gruppen gearbeitet:
unter Emigranten in Mesched, die sich dort
während der Kämpfe mit Abdur Rahman
niederließen, unter ebensolchen Neusiedlern in
Quctta (Beluchistan), in Kabul, sowie an der
Peripherie des von den sogenannten Timuri
bewohnten Territoriums. Sie ist also nicht wie
etwa Ferdinand 1 ) im Zentrum dieses der Her
kunft nach mongolischen, aber heute tadschi-
kisch sprechenden Volkes gewesen.
Auf Grund ihrer Studien stellt nun die
Autorin fest, daß sich die Hazara in vor
wiegend patrilineale Abstammungsgruppen
Ferdinand, K.: Preliminary Notes on
Hazara Culture. Hist. Files. Medd. Dan. Vid.
Selsk., 37, no. 5. 1959.