Günther Hartmann
Masken der Pau d’Arco-Kayapo, Brasilien
Über das Maskenwesen der nördlichen Kayapo, speziell der Pau d’Arco-Gruppen, ist
wenig bekannt geworden.
Die folgenden Ausführungen basieren auf Tagebuchaufzeichnungen und Notizen von
Wilhelm Kissenberth, der sich 1908—1909 mehrere Monate lang im Auftrag des Mu
seums für Völkerkunde Berlin bei Pau d’Arco-Kayapos aufgehalten hat und auf bisher
unpubhzierten Angaben C. Nimuendajüs, die er 1940 von den wenigen Überlebenden
dieser Gruppe erhielt.
Kissenberth entdeckte während seiner ersten Expedition zu den Pau d’Arco-Kayapo
im Dorf Adutikikre Tanzmasken, die von den Bewohnern als von ihnen selbst verfer
tigt ausgegeben wurden, dem ganzen Habitus nach aber den Tanzmasken der Karaja
ähnelten. Möglicherweise hat es sich auch um Objekte gehandelt, die übernommen wor
den waren.
Die Masken wurden kumalind bzw. kbatuti (Tiere des Waldes) genannt. Dies ent
spricht der allgemeinen Bezeichnung Aruana für Karaja-Tanzmasken als Oberbegriff für
eine Anzahl verschiedener Maskengruppen. Es handelt sich bei dem Aruana-Fisch
(Osteoglossum bicirrhosum) um einen Süßwasserfisch, der in der Mythologie der Karaja
eine besondere Rolle spielte.
Kissenberth notierte: „Ähnlich den mir bekannten EHRENREiCHschen zylindrischen
Tanzmasken zeichnen sich diese eben gefundenen kegelförmigen Kopftanzschmucke durch
den hübschen, aus Arara-Flaumfedern gebildeten Federmosaik aus, wenn auch weniger
kunstvoll. Kutöimbä erklärte mir alsbald, abweichend von seinen Stammesgenossen
— er ist der Eigentümer der Masken —, die Fischmasken im Wald gefunden zu haben,
was allerdings später bestritten wird.“
Auf weitere Fragen nach Masken und Maskentänzen wurde Kissenberth mitgeteilt,
daß keine neuen Tanzmasken mehr angefertigt würden. Der selten vorbeikommende
Missionar hätte gesagt, daß die Masken Fieber verursachten und daß bei Maskentänzen
alle Kayapos an Fieber sterben würden. Da man dies nicht wolle, habe man Masken
anfertigung und Maskentänze eingestellt.
Die Indianer des Rio Pau d’Arco besaßen offenbar eigene und übernommene Mas
ken. Bei den eigenständigen Farven handelte es sich um Ameisenbär-Masken, während
die übernommenen von den benachbarten Karaja entlehnt zu sein scheinen.
Wie an anderer Stelle bereits ausgeführt wurde, unterschieden die Pau d’Arco-Kayapo
zwischen „kleinen“ und „großen“ Namen*. Während der kleine Name dem Säugling
im Rahmen der sogenannten ¿¿o/e-Zeremonie verliehen wurde, erfolgte die Namens
gebung für die „großen“ männlichen und weiblichen Namen nur in Verbindung mit
Maskentänzen und bestimmten Festgesellschaften. Sofern mehrere Kinder vorhanden
waren, die sich dieser Zeremonie unterziehen konnten, wurde der Beginn des Festes durch
den Rat der Alten in Verbindung mit den Wayanas festgelegt.
* Vgl. Günther Hartmann: Altersklassen der Pau d’Arco-Kayapo, Brasilien. M. S.