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Buchbesprechungen
liger aus Tetzcoco) und Nefahualpiltzintli
(Sohn des Ne^ahualcoyotzin und 5. König von
Tetzcoco).
Teil 3 (zwei Blätter mit unklarer Paginie
rung: 109—110 und 112) enthält auf den
recto-Seiten Beschreibungen zu den Bildern
der verso-Seiten. Die Bilder zeigen Tlaloc und
die Hauptpyramide von Mexico-Tenochtitlan
mit den zwei Tempeln des Tlaloc und des
Huitzilopochtli.
Teil 4 (113 r—122 v) enthält wieder eine
Beschreibung der Jahresfeste, ohne Illustratio
nen, die weitgehend der Version Sahaguns
entspricht. Die Seiten sind z. T. zweispaltig
beschrieben oder auf den rechten Hälften sind
Felder ausgespart. In den rechten Spalten bzw.
einem Teil der Felder hat der Verfasser einen
unvollständigen Versuch unternommen, den
aztekischen und den julianischen Kalender zu
koordinieren, wobei er jedoch von falschen
Voraussetzungen ausgeht. (Im Kommentar zur
vorliegenden Ausgabe wird auf die Einzelhei
ten näher eingegangen.)
In diesem 4. Teil sind zwei verschiedene
Handschriften zu erkennen. Blatt 119 v, ohne
den ersten Absatz, bis Blatt 121 v stammen
von anderer Hand. Während das übrige dem
Codex Gomez de Orozco ähnelt, gleicht dieser
Zwischenteil sehr dem Schriftbild des Codex
Chimalpopoca (Anales de Cuauhtitlan), der
nach Boturini von Ixtlilxochitl selbst ver
faßt worden ist.
Die Teile 1—3 sind in den Originalfarben
reproduziert, Teil 4 in Schwarzweiß. Die
Schrift ist stellenweise schwer zu lesen, da im
Original oft die Schrift der Gegenseite durch
geschlagen ist.
Die Zeit der Abfassung des Codex Ixtlil-
xochitl läßt sich anhand des Schriftbildes und
der vorhandenen Wasserzeichen in die zweite
Hälfte des 16,/Anfang des 17. Jh. datieren.
Der Faksimile-Ausgabe beigebunden ist ein
von Jacqueline de Durand-Forest verfaßter
Kommentar mit englischer und spanischer Zu
sammenfassung. In ihm wird ausführlich auf
die Geschichte und die Datierung der Hand
schrift sowie auf den Stil der Malereien ein
gegangen. Zu den illustrierten Teilen 1—3
bringt die Verfasserin ikonographische Be
schreibungen der Bilder (die, wie leider auch
heute noch in vielen Bibliotheken üblich, un
übersehbar mit Eigentumsstempeln versehen
sind). Eingehend wird von ihr auch die Frage
der Kalender-Konkordanz des 4. Teiles behan
delt.
Mit dieser wiederum gelungenen Faksimile-
Ausgabe hat die Grazer Verlagsanstalt ein
weiteres, sonst schwer zugängliches Quellen
werk zur alten Geschichte Mexicos der For
schung zur Verfügung gestellt.
Bodo Spranz
Popol Vuh:
Das Heilige Buch der Quiche Guatemalas.
In der Übersetzung von Eduard Sehr, nach
der Abschrift Walter Lehmanns hrsg. v.
Gerdt Kutscher. Stimmen indianischer Völ
ker, hrsg. v. Ibero-Amerikanischen Institut
Preußischer Kulturbesitz. Bd. II. Berlin:
Mann. 1975. 221 S. (m. 1 Schallpl.).
Zwischen 1701 und 1703 gelang es dem in
dieser Zeit In Santo Tomás Chichicastenango
tätigen Dominikaner Francisco Ximénez, ein
von den Indios sorgfältig verborgen gehaltenes
Manuskript einzusehen. Es handelte sich um
eine Niederschrift der Mythen und der Ge
schichte der Quiche-Maya — abgefaßt um die
Mitte des 16. Jh. unter Verwendung europä
ischer Buchstaben in der Quiché-Sprache —, die
später als „Popol Vuh. Das Heilige Buch der
Quiche-Indianer“ berühmt geworden ist. Ximé
nez fertigte von ihr eine Abschrift mit einer
gegenübergestellten spanischen Übersetzung an
und außerdem noch eine freiere Übertragung
ins Spanische. Das danach ihren Eigentümern
zurückgegebene Originalmanuskript ist seitdem
verschollen.
Den zweisprachigen Text fügte Ximénez
seiner „Arte de las tres lenguas Cakchiquel,
Quiche y Tzutuhil“ an. Dieses Manuskript des
Ximenez hat nach Kutscher, dem Heraus
geber der vorliegenden Übersetzung des Popol
Vuh durch Eduard Seler, Charles Etienne
Brasseur de Bourbourg von einem Indio in
Rabinal (Guatemala) erworben und 1861 in
einer zweisprachigen Fassung (Quiche—Fran
zösisch) in Paris veröffentlicht.
Die Angaben über das Schicksal der ver
schiedenen Quellen bei Kutscher und bei
Schultze-Jena, der 1944 seine Übersetzung
des Popol Vuh veröffentlicht hat, differieren
zum Teil. So macht z. B. Schultze-Jena
glaubhaft, daß Brasseur de Bourbourg die
ses Manuskript aus Rabinal, das letzterer für
das Original aus der Hand des Ximénez hielt,
nicht zur Grundlage seiner Bearbeitung ge
macht hat, sondern eine Abschrift aus den noch
1855 in der Universitätsbibliothek von Guate
mala aufbewahrten, heute verschollenen Hand
schriften, die als Originale des Ximénez galten,
verwendete. So ist nach Schultze-Jena das
von Brasseur in Rabinal erworbene Manu
skript nicht ein Original aus der Hand des
Ximénez.