Einige Züge indianischen Denkens
dargelegt an den Sprachen der Athapasken
Von Heinz-Jürgen Pinnow
Inhalt :
Einleitung
1. Verbum
2. Nomen
3. Wortschatz
4. Die Präzision der athapaskischen Sprachen
5. Zusammenfassung
6. Ausblick auf Sprachen von ähnlichem Typus
Einleitung
0. 1. Weit mehr als die meisten Sprachen Afrikas, Asiens und der Südsee
weichen die Idiome der Ureinwohner Amerikas, und besonders Nordamerikas,
in ihrem Bau von dem der geläufigen europäischen Kultursprachen ab und
bieten durch ihre Fremdartigkeit einen tiefen Einblick in das Phänomen
Sprache - in das, was Sprache sein kann. Ihre Mitberücksichtigung in dem
Forschungsgebiet der allgemeinen Sprachwissenschaft ist deshalb von außer
ordentlicher Bedeutung, ja unentbehrlich. Von den maßgeblichen Linguisten
in den Vereinigten Staaten ist dies schon seit langem erkannt worden, und in
den allgemein-sprachwissenschaftlichen Werken hat man den indianischen
Sprachen in der Regel die Stellung eingeräumt, die ihnen wegen ihrer eigen
tümlichen Strukturen unbedingt zukommt. Es seien hier nur Namen wie Franz
Boas, Edward Sapir, Benjamin Lee Whorf, Leonard Bloomfield und in
letzter Zeit Charles F, Hockett genannt. In Deutschland hingegen, das an
sich in diesem Wissenschaftszweig auch einen hohen Rang einnimmt, ist merk
würdigerweise diese Sparte bisher fast völlig vernachlässigt worden. Eine Aus
nahme bildet lediglich die Behandlung des Eskimo, das durchaus als Indianer
sprache gewertet werden kann, und der mittelamerikanischen Sprachen, ins
besondere des Aztekischen, in zweiter Linie auch die des Maya und einiger
anderer Idiome. In den wichtigsten allgemein-sprachwissenschaftlichen Werken