Doch frühere Gynäkokratie
bei den Bambuti-Pygmäen?
Von Paul Schebesta
Die Redaktion des Anthropos hat mich, altem Brauch folgend, um ein
abschließendes Wort zu der Diskussion mit J. de Leeuwe gebeten. Da eine
ausführliche Entgegnung kaum das allgemeine Interesse der Leser finden
dürfte, möchte ich mich bei dieser Stellungnahme kurz fassen. Ich hoffe, mich
im kommenden Jahr mit den hier zur Debatte stehenden Problemen näher
beschäftigen zu können und dann nochmals auf die von de Leeuwe auf
geworfene Hypothese zurückzukommen.
J. de Leeuwe macht mir in seinen Ausführungen den Vorwurf, in der
Kritik seiner Hypothese - es habe ehemals unter den Pygmäen Gynäkokratie
geherrscht - meine früher hinsichtlich Mythologie und Linguistik vertretenen
Ansichten geändert zu haben, zum Teil zwar begründet, zum Teil aber ohne
Angabe von Gründen.
Tatsächlich habe ich meine Meinung geändert, aber nicht willkürlich
oder nur aus einer ablehnenden Haltung gegenüber seiner These. De Leeuwe
hat offenbar übersehen, daß meine Deutungen der mythologischen Gegeben
heiten hauptsächlich hypothetischen Charakter haben. Mit zunehmender
Kenntnis des ethnographisch-linguistischen Materials, das ich dazu heran
gezogen habe, wurden Korrekturen unvermeidlich. Nur zögernd habe ich mich
seinerzeit dazu entschlossen, den 2. Abschnitt, vor allem Kapitel 4, von
Band H/3 (Schebesta 1950) zu publizieren, tat es dann aber doch, um zu
weiterer Forschung in dieser Richtung anzuregen. Niemals habe ich jedoch
meine hypothetischen Erörterungen und Hinweise für eine geeignete Grund
lage gehalten, um darauf neue Hypothesen zu errichten, was im vorliegenden
Fall de Leeuwe tut. Seine Hypothese beruht allerdings nicht allein auf den
von mir vorgelegten Deutungen mythischer Personen und Materialien, doch
werden diese dabei herangezogen.
Durch die Vertiefung meiner Kenntnisse der Ituri-Sprachen in den letzten
Jahren fand ich vieles bestätigt, was ich früher gesagt habe; manches mußte
jedoch korrigiert werden. Das 4. Kapitel (Schebesta 1950) - darunter fällt
auch Liste IV (die «¿«-Stammform) - bleibt weiterhin hypothetisch. Da