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Buchbesprechungen Amerika
allen nur denkbaren Richtungen durchleuchtet hat. Da
gegen konnte er den Kulturwandel, den er an einen
Faktor, das Pferd, angebunden hat, wegen der mangel
haften Quellenlage vor Einführung des Pferdes bei den
beiden Ethnien nicht so herausarbeiten, wie er es selbst
gewünscht hat.
Axel Schulze-Thulin
Donnan, Christopher G. (ed.):
Early Ceremonial Architecture in the An-
des. A Conference at Dumbarton Oaks,
8.-10. October 1982. Washington, D. C.:
Dumbarton Oaks 1985. 289 Seiten, zahlrei
che Schwarzweiß-Abbildungen und Strich
zeichnungen.
Der 1982 in Dumbarton Oaks veranstaltete Kongreß
über »Frühe Zeremonialarchitektur in den Anden« ist
vom Organisator Chr. Donnan herausgegeben worden.
Die elf Beiträge sind von E. Boone mit einem Vorwort
und vom Herausgeber mit einer Einleitung versehen.
Burger faßte sie in einem Abschlußkapitel zusammen.
Die Publikation ist dem im Kongreßjahr verstorbenen J.
Bird gewidmet, das impliziert gleichsam eine program
matische Aussage: So hebt G. Willey in seiner Laudatio
hervor, daß J. Bird eine vor-chavin-zeitliche, »präkera
mische« Kulturstufe identifiziert hat. Die Folgen dieser
Entdeckung haben, wie E. Boone und R. Burger beto
nen, seit der Zeit der »Dumbarton Oaks Converence on
Charin« (1968), zu einer beträchtlichen Veränderung in
der Sicht der frühen Epochen des Andenbereichs ge
führt. Chr. Donnan begründet die Wahl des Kongreß-
Gegenstandes damit, daß man von den konkreten »Zere-
monial-Architektur«-Befunden her am günstigsten einen
Überblick über die komplexe Thematik vermitteln kön
ne. Die Beschränkung auf den zentralandinen Bereich
fand freilich im Titel keinen Niederschlag.
M. Moseley leitet in einem allgemein gehaltenen Beitrag
über die Problematik der frühen Monumentalarchitektur
in das Thema ein. Er stellt dar, wie theoretische Entwür
fe den Blick auf archäologische Befunde verstellt haben.
Uhles Konzeption der Anfänge andiner Kulturgeschichte
mit Muschelsammeln und Fischereibetreibenden Grup
pen war unkritisch übernommen worden. Dies führte
dazu, daß erst lange nach Grabungen und Publikation die
Hügel im keramikfreien Fundort Aspero bei Supe als
Monumentalarchitektur erkannt wurden. Moseley läßt
unerwähnt, daß diese Neubeurteilung unmittelbar auf
die Anschauung der Grabungsergebnisse F. Engels, E.
Lannings und W. Wendts in Rio Seco zurückgeht. Er
entwirft ein Bild von hypothetischen Architektur-Tradi
tionen des zweiten vorchristlichen Jahrtausends, die im
späten ersten Jahrtausend eine Synthese gefunden hätten
in der Anlage von Chavin de Huantar. Nach Moseley
unterscheiden sich diese zahlreichen Anlagen in ihren
Grundstrukturen nicht von jener, er hält jedoch auf
grund von C 14 -Daten und dem Fehlen von Keramik eine
frühe Zeitstellung dieser Anlagen für gesichert.
Patterson legt von einer der meisterforschten Anlagen,
der bei Lima gelegenen Huaca La Florida, erstmals eine
isometrische Skizze und ein Luftbild aus der Zeit vor der
teilweisen Überbauung und Zerstörung dieses großen U-
förmigen Komplexes vor. Ein kleines Profil gibt Hinwei
se auf Konstruktionstechnik und Aufbau, ca. 500 Scher
ben aus dem überbauten Zusammenhang (La Florida-
Stil) stellt er in den Zusammenhang seiner unpublizierten
Sequenz von Ancön. C 14 -Daten aus funktionell und stra
tigraphisch nicht näher identifiziertem Zusammenhang,
nahe der Basis des Hauptbaus und des nördlichen Flü
gelbaus, ergeben Daten aus der ersten Hälfte des zweiten
vorchristlichen Jahrtausends. Dies und das Fehlen von
Keramik jüngerer Stile seiner Ancön-Sequenz veranlas
sen Patterson, eine frühe Zeitstellung und kurze Erbau
ungszeit sowie Nutzung der Anlage anzunehmen. Aus
der letzteren Annahme schließt Patterson auf eine hohe
Bevölkerungszahl in der Erbauungszeit von Huaca La
Florida. Schließlich folgert er aus der großen Bevölke
rung und den naturräumlichen Gegebenheiten auf das
notwendige Vorhandensein von künstlicher Bewässerung
im frühen zweiten Jahrtausend im Rimac-Tal.
R. Feldmans Beitrag besteht im wesentlichen aus Schluß
folgerungen, die er aus den in Kurzform nochmals darge
legten Ergebnissen der Grabungen in der Huaca de los
Idolos von Supe Aspero zieht. Erstmals sind außer einer
isometrischen Rekonstruktion ein Plan der Bebauung
dieser Plattform und Strichzeichnungen der Hauptprofile
vorgelegt. Aus den Profilen läßt sich nicht belegen, daß
alle im Plan wiedergegebenen Mauern zeitgleich bestan
den haben. Dies wirft ein großes Fragezeichen auf die
Rekonstruktion, zumal sich die Bebauung in verschiede
nen Ebenen findet. War der zentrale (?) Nischenraum
der übrigen Bebauung zugehörig, so handelte es sich, im
Gegensatz zur Wiedergabe in der Rekonstruktionszeich
nung, um einen in die Plattform beträchtlich eingetieften
Raum. Es wäre günstig gewesen, in der isometrischen
Darstellung auch graphisch zu verdeutlichen, daß keiner
lei Beleg für die angedeutete stumpfpyramidenförmige
Außenkontur des Plattformbaus spricht, daß die Umriß
form nur seine Größe im Verhältnis zur Bebauung an
deuten sollte.
T. Grieder und A. Bueno M. stellen in einem Bericht
über ihre Grabungen in La Galgada, ca. 120 km von der
Pazifik-Küste entfernt gelegen, an einem Nebenfluß des
Santa, die mehrfach überbauten Großarchitektur-Anla
gen dieses Fundorts vor und entwerfen ein Bild seiner
Baugeschichte. Am Anfang standen ein großer Rundhof
und zwei mit asymmetrisch verteilten, zumeist rundli
chen Kammern bestandene Plattformen, erbaut aus Ge
röll mit Lehmmörtel, verputzt und weißlich bemalt. In
der Mitte der leicht eingetieften Räume lag die, zumeist
rundliche, Feuerstelle mit Belüftungstunnel; breite, hohe
Sockel umgaben das mittlere Rechteckfeld. Die Wände
waren im Oberteil durch symmetrisch verteilte, fundlee
re Nischen gegliedert. Aus Versturz, Türstürzen und
anderen Befunden werden flache, verputzte Balkendä
cher erschlossen, die sich nicht erhalten haben, da diese
Kammern im Zusammenhang mit Überbauungen soweit
mit Blöcken zugesetzt worden sind, daß nur ein schmaler
Umlauf verblieb, der zu Schachtgräbern umgebaut wur
de, teilweise enthielten diese mehrere Nachbestattungen.
Über den Grabkammern wurden neue Räume errichtet.
Insgesamt wurden beide Plattformen zweimal überbaut.
Eine der jüngeren Überbauungen ist durch eine symme
trische Disposition, einen zentralen Rechteckraum mit