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ULI KOZOK
Drohbriefe der Karo-Batak
Petra Martin hat in den Abhandlungen und Berichte des Staatlichen Museums für
Völkerkunde Dresden, Band 45,1990, S.135ff. einen interessanten Aufsatz über die
musuh berngi oder Drohbriefe der Karo-Batak geschrieben (Martin 1990). Die
Autorin hat für ihren Aufsatz einen Teil der für die Ethnographie der Karo bedeut
samen Literatur ausgewertet, so dass der Leser auf ein, zwei Seiten das Wichtigste
über das adat (Brauch, Sitte, Gewohnheitsrecht) des Verfassens von Drohbriefen in
der präkolonialen Gesellschaft der Batak erfährt. Die Publikation ist besonders da
her erwähnenswert, da die aufgeführten Handschriften des Staatlichen Museums für
Völkerkunde Dresden nicht im Verzeichnis der Orientalischen Handschriften in
Deutschland aufgeführt sind (Manik 1973; Pigeaud und Voorhoeve 1985).
Nach einer kurzen Einführung in Schrift und Literatur der Batak beschreibt sie die
Drohbriefe, die „einen (...) Einblick in das interessante juristische System der Batak
gestatten“. Leider wird dem juristischen Aspekt nicht viel Raum gegeben und in der
Bibliographie fehlt dann auch der Aufsatz Westenbergs (1914), in dem der Autor
sich ausführlich über die juristische Seite der Drohbriefe äußert. Ebenso fehlt ein
Hinweis auf Petrus Voorhoeve, der sich von 1927 bis zu seinem Tode 1996 intensiv
mit der batakschen Literatur befasste, und der in seinen zahlreichen Werken mehre
re Drohbriefe der Karo- Toba- und Simalungun-Batak publiziert hat (Pigeaud und
Voorhoeve 1985; Voorhoeve 1952; Voorhoeve 1975).
Mehr als die Hälfte des elfseitigen Aufsatzes sind den Drohbriefen selbst gewidmet.
Sieben Drohbriefe der sich im Dresdener Museum für Völkerkunde befindlichen
Sammlung Georg Meissners sind in der karo-batakschen Schrift niedergeschrieben,
Transliteration und Übersetzung der Briefe wurden teilweise von der Autorin selbst
vorgenommen. Alle Transliterationen, die zudem auf der Orthographieregelung für
die indonesische Sprache von vor 1972 beruhen, enthalten zahlreiche Fehler. Ins
besondere sind Wörter falsch getrennt, Präfixe vom Wortstamm abgeschnitten etc.
Wenig hilfreich ist auch, dass die Transliterationen sich streng an die Schreibweise
der Originaltexte halten, so dass gatung statt gantung, rebangsal statt erhangsal ge
schrieben wird 1 . Hier hätte zumindest der in der Schrift der Karo regelhafte Ausfall
der inlautenden Nasalverbindungen durch ein N (gaNtung) angezeigt werden kön
nen. Die Übersetzungen, zum Teil unvollständig, enthalten einige grobe Fehler, so
dass es mir angeraten schien, die Texte neu zu transliterieren und zu übersetzen.
Das Karo-Alphabet, wie es auf Seite 136 wiedergegeben ist, ist nicht ganz korrekt
und zudem unvollständig. Da dies einer der Gründe für die fehlerhaften
Transliterationen ist, halte ich es für sinnvoll, das Alphabet in der Reihenfolge der
Karo - einschließlich seiner Varianten - wiederzugeben 2 .
Von der Autorin nicht aufgelistet sind die vokalischen Radikalzeichen für Id “ und
Die diakritischen Zeichen, die den Lautwert eines Radikals verändern, sind wie für
das Beispiel des Radikals O/ba/ wiedergegeben: