TRIBUS 50,2001
manien gesprochen werden kann, ist wohl Ansichtssache.
Neben Abbildungs- und Tabellenauflistungen, einem
Vorwort und Danksagungen sowie einer Einführung, wei
terhin einem Glossar, Bemerkungen zur 14 C- und TL-
Methode, einer umfangreichen Bibliografie sowie einem
kurzen Register ist das Buch in zehn Kapitel unterteilt.
Im ersten wird in fünf Abschnitten einer allgemeingülti
gen theoretischen Basis von Jäger-Sammler-Gesell-
schaften nachgegangen, wobei die Komplexität dieser
Gemeinschaften in den Vordergrund gestellt wird. Im
zweiten Kapitel beschreibt Lourandos auf ethnohistori-
scher Grundlage in den ersten vier Abschnitten ethnogra
fische und ethnologische Gegebenheiten während der
australischen Kolonialzeit bis in das beginnende 20.
Jahrhundert, wie Gesellschaftsstrukturen, Populations
größe und -dichte sowie Formen des tribalen Wirtschafts
verkehrs. In so genannten „Australian and Tasmanian
ethnographie case studies“ stellt er sodann sechs Umwelt-
und Kulturregionen vor. Diese sind; Der tropische Nor
den, die aride Zone, die semi-aride Zone, das subtropi
sche Australien, das klimatisch gemäßigte südliche Aus
tralien und die klimatisch gemäßigte Insel Tasmanien. In
einem letzten Abschnitt dieses Kapitels werden Ver
gleiche zwischen Australien/Tasmanien und den Jäger-
Pflanzer-Gesellschaften Papua-Neuguineas gezogen.
Fazit dieses Kapitels: Neuere Forschungen haben erge
ben, dass sowohl Australien als auch Tasmanien dichter
bevölkert waren, als dies bisher angenommen wurde.
Außerdem war die kulturelle Vielfalt wesentlich größer
und komplexer als in früheren Arbeiten beschrieben.
Im dritten Kapitel kommt der Autor auf die früheste
Einwanderung nach Australien zu sprechen. Dabei hebt
er sechs wesentliche Punkte hervor: Die kulturellen Ver
bindungen zu Südost-Asien; den archäologischen Nach
weis frühester Besiedelung in Australien; Bestimmung
des bisher gefundenen menschlichen Knochenmaterials;
Einflussnahmen auf die Umwelt, insbesondere durch
Feuer, und das Aussterbender pleistozänen Fauna. Zu
sammengefasst kann festgehalten werden: (1) Es gab
während des Jungpleistozäns (etwa 120.000 - 10.000 v.h.)
Meeresspiegelschwankungen zwischen 130 und 20 m,
meist oszillierte der Meeresspiegel um 50 m. (2) Zwei
hauptsächliche Einwanderungsrouten sind zu verzeich
nen, zum einen diejenige über die südostasiatische Insel
kette zum anderen diejenige etwas weiter östlich entlang
der Nordwest- und Südküste der heutigen Insel Neu
guinea. (3) Als frühestes Alter menschlicher Besiedelung
sind etwas mehr als 40.000 Jahre archäologisch bewiesen.
Die in jüngerer Zeit vorgelegten Ansichten über ein Be
siedelungsalter von 50.000 bis 60.000 Jahren sind bisher
nicht beweiskräftig genug, um allgemein anerkannt zu
werden. Bei weiteren angeführten Altersangaben bis zu
120.000 Jahren hatten sich Fehler in die Datierung einge
schlichen.
Ab dem vierten bis einschließlich dem siebten Kapitel
werden die erwähnten Umwelt- und Kulturregionen bis
auf das subtropische Australien im Einzelnen vorgestellt.
Jedes dieser Kapitel ist zweigeteilt in „Pleistozäne Be
siedelung“ und „Holozäne Besiedelung“, ln jeden dieser
Hauptabschnitte wurde ein Unterabschnitt „Paläoum-
welt“ aufgenommen. Das Kapitel „Der tropische Nor
den“ enthält Abschnitte zum späten Pleistozän (ca. 40.000
bis 15.000 v.h.) und zum Endpleistozän (ca. 15.000 bis
10.000 v.h.). Außerdem wird in einem weiteren Unter
abschnitt die hier gegebene pleistozäne Felsbildkunst be
schrieben. In dem Abschnitt „Holozäne Besiedelung“
steht stattdessen der Unterabschnitt „Kunst und soziale
Netzwerke des nördlichen Australiens“. Das fünfte
Kapitel über das aride und semiaride Australien ist unter
seinem Abschnitt zur pleistozänen Besiedelung in zwei
Unterabschnitte geteilt: die aride Zone und die semiaride
Zone. Der Abschnitt zur holozänen Besiedelung enthält
dagegen nur einen Unterabschnitt: Die aride Zone. Das
sechste Kapitel über das klimatisch gemäßigte südliche
Australien weist unter dem Abschnitt zur pleistozänen
Besiedelung neben dem erwähnten Umweltteil noch fol
gende Unterabschnitte auf: Pleistozäne Stationen von ca.
30.000 bis 20.000 v.h. sowie solche mit einem Alter zwi
schen ca. 20.000 und 10.000 v.h. Der Abschnitt zur holozä
nen Besiedelung weist neben dem bekannten Umweltteil
noch zwei geografische Unterabschnitte auf: Südöstliches
und südwestliches Australien. Das siebte Kapitel ist
Tasmanien gewidmet. Neben der erläuterten Zweiteilung
in pleistozäne und holozäne Besiedelung enthält es die
Abschnitte zur Paläoumwelt. Alle Kapitel (erstes bis ein
schließlich siebtes) schließen mit einer Zusammenfas
sung.
Das achte Kapitel trägt den Titel „Artefakte und
Inventare kontinentweit“ mit den Abschnitten „Das aus
tralische Kerngerät und die Kratzer/Schaber-Tradition“,
„Die australische Kleingeräte-Tradition“ und „Die Ein
führung des Dingo“. Was Letzteren betrifft, so ist sich die
Wissenschaft ziemlich einig, dass er vor maximal 4000
Jahren nach Australien eingeführt wurde. Es gab sowohl
den domestizierten als auch den wilden Dingo. Die letzt
genannte Form wird für das Aussterben der zwei einhei
mischen Carnivoren in Australien, den Tasmanischen
Teufel (Sarcophilus) und den Tasmanischen Tiger
(Thylacinus), verantwortlich gemacht. In Tasmanien, wo
der Dingo nicht eingeführt wurde, überlebten die beiden
genannten anderen Fleischfresser bis in die Kolonialzeit.
Im neunten Kapitel „Interpretationen“ gibt Lourandos
eine Zusammenfassung dessen, was er in den vorange
gangenen Kapiteln erläutert hat und zu beweisen suchte.
Dazu zieht er sechs seiner früheren Arbeiten heran. Die
ses Kapitel ist in sieben Abschnitte untergliedert: (1)
Pleistozäne Muster; (2) Holozäne Muster; (3) Eine Aus
wertung der Resultate; (4) Chronologische Trends und
Muster; (5) Modelle; (6) Zwei neue alternative Muster;
(7) Veränderung oder Stabilität? Im letztgenannten Ab
schnitt stellt der Autor zwei Theorien gegenüber, eine sta
tische einer dynamischen. Er ist Anhänger der Letzteren
und erläutert, dass bereits während des Pleistozäns, ins
besondere des eiszeitlichen Maximums (gemeint ist hier
natürlich der letzte Kältevorstoß) sowie des End
pleistozäns, aber auch im frühen Holozän Bevölkerung,
Wirtschaft und Gesellschaft in Australien dynamisch vor
wärts schritten. Vor allem soll die Dynamik jedoch
während des späten Holozäns vor 4000 bis 3000 Jahren
gravierend gewesen sein.
Das zehnte und letzte Kapitel heißt „Abschließende
Perspektiven“ und hat vier Abschnitte aufgenommen:
Ethnografie und Ethnohistorie; Archäologie; Drei
Modelle; Groß-Australien und die Welt-Prähistorie.