Anthropos 79.1984 Miszellen Veneter und Venetisch. Überlieferung, Probleme und Forschungsstand einer indogermanischen „Trümmer sprache“ (Fritz Frh. Lochner von Hüttenbach). - Das Volk der Veneter im östlichen Oberitalien ist für uns durch eine inschriftlich überlieferte Sprache, durch eine eigentümliche Personennamengebung sowie durch eine eigene materielle Kultur charakterisiert. Auch Nachrichten griechischer und römischer Geographen stimmen damit überein. Die lexikali schen, die morphologischen und die lautlichen Elemente der etwa 270 seit 1853 publizierten venetischen Inschriften (aus dem 5.—1. Jh. v. Chr.) zeigen eindeutig, daß wir eine eigen ständige westindogermanische Sprache vor uns haben, die keiner Unterfamilie zugeordnet werden kann (weder den italischen Sprachen noch dem Illyrischen, wie man zeitweilig angenommen hatte). Die älteren venetischen Inschriften weisen ein eigenes Alphabet auf, das sich aus einem archa ischen nordetruskischen Schriftsystem entwickelt hat. Die Archäologie konnte vier kulturelle Epochen feststellen, deren älteste bis in den Anfang des 1. Jahrtausends v. Chr. zurückreicht. Die in den Inschriften erwähnten venetischen Gottheiten sind meist weiblich; männlich sind nur zwei Quellgötter. Kultische Verehrung von Quellen ist durch Votivgaben, außerdem auch literarisch bezeugt; ferner sind Vogelorakel, ähnlich den aus Rom bekannten, bei einem griechischen Historiker des 4. Jh.’s v. Chr. erwähnt. Über die staatliche und soziale Ordnung der Veneter ist nichts bekannt. Vom 6. bis zum 1. Jh. v. Chr. sind die einheimischen Kulturformen innerhalb eines gut abgegrenzten Areals bewahrt geblieben, wenn auch besonders in den Städten die römische Kultur rasch überhand genommen hat. In der Kaiserzeit kann von einer venetischen Sprache, Geschichte und Kultur nicht mehr gesprochen werden. (Grazer Lingu istische Studien [Graz] 19 [Frühjahr 1983]: 70-88.) J. H. Lehnwortforschung zur Kulturgeschichte der islami schen Welt (Hans Robert Roemer). - Die sprachlichen Verhältnisse in der islamischen Welt sind in vielfältiger Hinsicht von politischen Ereignissen sowie dadurch beding ten ethnischen Veränderungen beeinflußt worden. Umge kehrt geben auch sprachliche Zeugnisse, namentlich Fremd- und Lehnwörter, über kulturgeschichtliche Vorgänge Auf schluß. Eine mustergültige Studie aus diesem Bereich ist die Arbeit von Gerhard Doerfer, Türkische und mongolische Elemente im Neupersischen (4Bde., Wiesbaden 1963-1975). Ihre wichtigsten Ergebnisse sind: Türkische Wortwanderun gen ins Iranische lassen sich etwa seit 1000 n. Chr., mongo lische seit dem 13.Jh. nachweisen. In dem übernommenen mongolischen Wortgut überwiegen Wörter und Begriffe des Nomadenlebens, etwa solche aus der Viehzucht, vornehm lich Pferdezucht, aus Jagd, Militär- und Kriegswesen. Kaum weniger häufig finden sich Bezeichnungen aus den Bereichen Staat, Regierung, Verwaltung, Recht sowie soziale Schichten. Dagegen fehlen Ausdrücke für Abstrakta und Begriffe der höheren geistigen Kultur, besonders aus der religiösen Sphäre, so gut wie ganz. Die Zahl der türkischen Lehnwörter im Neupersischen (wenigstens 1650) beträgt mehr als das Dreifache der mongolischen. Auch für die türkischen Lehn wörter gilt, daß sie mit Vorliebe bestimmten Begriffssphären entnommen wurden, während andere Bereiche, z. B. Geistes kultur und Religion, kaum berührt werden. Doch gibt es durch türkische Lehnwörter belegte Bereiche, für die mon golische Entlehnungen nur in geringer Zahl oder gar nicht Vorkommen. Dazu gehören die Lehnwörter aus der Pflan zen-, Tier- und Vogelwelt. Doerfers Untersuchung erhellt die kulturellen Beziehungen eines wichtigen Teiles der islamischen Welt zu nomadischen Völkerschaften, die dort als Eroberer erschienen, und zeigt, daß diese nicht nur Nehmende waren, sondern den Autochthonen auch manches gegeben haben. Weitere Untersuchungen der gleichen Art wären wünschenswert. Ein dafür besonders geeignetes Arbeitsfeld wären Ägypten und Syrien unter den Mamluken. Die dort vorliegenden arabischen Quellen enthalten türki sche Elemente, die bisher nur teilweise bearbeitet wurden. (Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft [Wiesbaden] 132.1982: 348-362). J. H. Contributions to the Ethnology of Central North east Borneo, Parts of Kalimantan, Sarawak, and Sabah (W. F. Schneeberger). - Next to no ethnological information was available on the central northeastern area of Borneo. Only from the geographical and morphological point of view this area was known through the contribution of W. F. Schneeberger, published in 1945. To this are now added the author’s data collected during extensive travels in 1939. Using a few cultural criteria (house type, linguistic characte ristics, burial customs, ceremonies while receiving guests) he arrives at a rather clear distinction between the two major ethnic groups, the Murut and the Kelabit. Agricultural techniques are dealt with and their relation is shown to ceremonies and megalith monuments. These, so far not mentioned in literature, are listed and described in detail (63-85). There are sections on salt-making and a comparison with Indonesian techniques. The final chapter is devoted to a reconstruction of the Kelabit cultural complex. There are