Buchbesprechungen
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ausgelacht und meist nicht für voll genom
men. M. E. ein schöner Hinweis auf die
Fehlkonstruktion des panreligiösen und ma
gischen Menschen.
Die Vorstellungen vom Uranfang sind in
ihrer natürlichen Naivität durchaus einleuch
tend. Damals war die Erde oben und der
Himmel unten, und die Frauen führten Pfeil
und Bogen, während die Männer die zuge
spitzten Sammelstöcke trugen. Dann aber
griff Inschoko ein und ordnete diese ver
kehrte Welt — insbesondere schärfte er den
Frauen ein, daß sie die Männer zu fürchten
hätten!!
Der Hase in der listenreichen Rolle des
Fuchses begegnet uns auch hier. In den Er
zählungen von den zweierlei Vorbewohnern
— einmal den bluttrinkenden Rinderzüch
tern ohne Hirse und den Gogotoko, die
Menschenfresser waren und in Erdhöhlen
hausten, spiegeln sich deutlich historische Er
eignisse, der Zusammenstoß mit den Masai,
Tatoga usw. und vielleicht mit den Erbauern
der versenkten Temben.
Eine der schönsten Geschichten ist die von
der Lehmpuppe, welche die kleinen Mäd
chen auf dem Rücken gebunden tragen, da
mit sie später Kinder erhalten. Zunächst
sollte jedes Kind, das seine Puppe zerbrach,
durch Unfruchtbarkeit gestraft werden. Auf
den Hinweis der Alten, daß Kinder beim
Spiel leicht die Puppe zerbrechen, gestattete
Ischoko, daß eine mit Fett geweihte Puppe
dem Kind erneut gegeben werden könne.
Im Sozialen fällt die Leichtigkeit auf, mit
der sich Mann und Frau begegnen. Auch die
inzestuöse Geschwisterehe ist belegt — ohne
jeden Anstoß zu erregen — hier allerdings
nicht als Privileg, sondern als Ergebnis ei
ner vitalen „Grenz-Situation“.
Diese Hinweise dürften gezeigt haben, daß
wir Ludwig Kohl-Larsen zu großem Dank
verpflichtet sind. Mit großer Liebe und Ver
ständnis hat er uns das geistige Bild einer
Menschengruppe bewahrt, die heute vom
Aussterben nicht allzu weit entfernt ist. Weil
die Hadzabi sich geweigert haben, den Spei
chel Ischokos aufzuschlecken, hat er ihnen das
Pori zur Heimat angewiesen, aber selbst die
ses wird Teil der großen Welt, in der
für sie, wie für die Tiere, die alle einmal
Menschen waren, der Platz immer enger
wird.
STURE LAGERCRANTZ:
African methods of fire making. Studia
Ethnographien. 78 S., mehr. Bildtaf. u.
Karten. Upsalensiu X. Uppsala 1954.
Mit dieser Untersuchung, die Bernhard
Struck zum 65. Geburtstag gewidmet ist, setzt
der Verf. seine systematischen Bemühungen
um die Klärung kulturgeschichtlicher Pro
bleme Afrikas fort. Er tut dies mit einem er
drückenden wissenschaftlichen Apparat und
mit einer Gewissenhaftigkeit, die es erlaubt,
seine Arbeiten als sekundäre Quelle zu be
trachten.
Methodologisch bewahrt Lagercrantz die
alte Tradition, die bereits mit Ratzel begann,
sich in Frobenius fortsetzte, aber im beson
deren von Ankermann, Gräbner, P. W.
Schmidt, Lindblom und Baumann ausgebaut
wurde. Das Prinzip dieser Methode, der Ver
breitung einzelner Kulturelemente oder auch
Kulturkomplexe nachzugehen und hieraus
historische Verknüpfungen und zeitliche Ein
ordnungen zu finden, besteht bis heute zu
recht, wenngleich es nicht alle ursprünglichen
Wünsche erfüllt hat. Nachdem sich der Verl,
gegenüber fachlichen Angriffen, insbeson
dere der englischen Ethnologie zur Wehr
setzt, sei mit Nachdruck betont, daß diese
Methode ein bleibendes legitimes Verfahren
darstellt. Sie entspricht in etwa dem anato
mischen Verfahren, einen bestimmten Teil
sauber herauszupräparieren, um ihn dadurch
morphologisch bestimmen zu können. Wenn
auch heute die Tendenz zur „Physiologie“
nicht ohne zeitgeschichtlichen Grund vor
herrschend ist, so setzt diese immer still
schweigend „Anatomie“ voraus.
Verbreitungsstudien sind immer etwas
trocken und stellen erhebliche Ansprüche an
die Selbstbescheidung des Verfassers. Das
Erträgnis der Arbeit schlägt sich in den Kar
ten und in den letzten Schlußfolgerungen
nieder.
Im einzelnen behandelt der Verf. folgende
Feuergewinnungsverfahren:
Den Drill-Bohrer, den Schnur- und den
Bogen-Bohrer, die Feuerpumpe, den Feuer
pflug, die feste und die flexible Feuersäge,
die Feuerspritze, das Feuerschlagen (Stein
auf Stein und Stein auf Stahl) und schließ
lich die Zündhölzer, aus deren Verbreitung
der Verf. mit Recht einen Hinweis auf die
J. F. Glück