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Berichte und Kommentare
Anthropos 92.1997
schachbrettartig angelegten Beeten, zwischen
denen Gräben verlaufen und an Steilhängen
horizontal angelegte Terrassen durchzogen von
Abzugsgräben (Barrau 1960: 2).
Die Landwirtschaft der Enga mit separat zu
bearbeitenden Einheiten von gemulchten, d.h. mit
mehr oder minder kompostierten Pflanzenstof
fen versehenen, Hügelbeeten ist die am höchsten
entwickelte im Innern Neuguineas. Die Hügelbeete
werden nur auf schwärzlichem Mutterboden und
vorwiegend in Lagen mit einer Steigerung zwi
schen 5-10° angelegt. Sie messen 3,1 bis 3,8 m
im Durchmesser, sind bis zu 60 cm hoch und
umgeben von 30 cm breiten Gräben. Auf einem
Hektar können etwa 840 solcher Beete angelegt
werden. In der Regel sind die Gärten eingezäunt,
der frei umherlaufenden Schweine wegen. Bei
den Raiapu Enga werden nach dem Bericht Eric
Waddells (1972: 43-45) etwa 83% des bebauten
Landes von den modo genannten Hügelbeeten ein
genommen. Von den modo unterscheiden die Enga
die yakusi, kleinere Hügel bis zu 45 cm Durch
messer und 23 cm Höhe, die Waddell für eine
Vorform der größeren Hügelbeete hält. Auf den
großen Hügelbeeten werden vorwiegend Süßkar
toffeln angebaut, gelegentlich Zuckerrohr, Mais
und Kartoffeln. Waddell, der sich 1966/67 bei
den Enga aufhielt, fand Gärten, die seit der
Ankunft der Weißen 1938 ununterbrochen unter
Kultur gehalten wurden. Eingeführte Gemüsear
ten wie Erbsen, Bohnen, Salat und Tomaten wer
den von den Frauen in Hausgärten oder kleineren
Gemüsegärten gezogen und auf den Märkten an-
geboten. Die als “cash crop” eingeführte Wu
cherblume Pyrethrum (Chrysanthemum cinerarii-
folium (Trev.) Vis.), aus deren Blüten ein für
den Menschen unschädliches Insektizid gewonnen
wird, kultiviert man in besonderen Gärten mit
gemulchten Hügelbeeten von 1,8 m Durchmesser
(Waddell 1972: 58 f.).
Nach dem Abernten der Hügelbeete wird die
Erde an der Peripherie aufgehäuft und das Mulch
material in die Aushöhlung geworfen, wo es meh
rere Wochen liegen bleibt, bis es zu vermodern
beginnt. Es werden pro Hügel 20 bis 21 kg Pflan
zenmaterial kompostiert, zu 63% Süßkartoffelran
ken, zu 17% Blätter anderer kultivierter Pflan
zen wie Zuckerrohr und Setaria palmifolia, ein
Stengelgemüse, und zu 20% Unkräuter und Gräser
wie Polygonum nepalense, Erigeron sumatrensis,
Bidens pilosa, Drymaria cordata, Commelina sp.,
Imperata cylindrica (yaeng), Arthraxon sp. und
Setaria sp.. Die Erde wird über das Mulchmaterial
gehäuft, der Hügel oben abgeflacht, an den Seiten
abgerundet und bepflanzt. Über 2.400 m werden
die Süßkartoffelranken konzentrisch oben in die
Mitte des Hügels gepflanzt, nicht an der Basis,
weil sie dort eher erfrieren würden (Waddell 1972:
44 f.).
Bei den Enga wie in anderen Gegenden des
Neuguinea-Hochlandes herrscht geschlechtliche
Arbeitsteilung. Es sind die Frauen, die die Hügel
beete anlegen und bepflanzen und die in den ersten
Monaten des Wachstums regelmäßig das Unkraut
jäten, während die Männer den Wald und das
Grasland roden und die Zäune errichten.
Welches sind die Vorzüge des Gartenbaus auf
gemulchten Hügelbeeten wie die Enga ihn ent
wickelt haben? Bedeutsam ist, daß die einzelnen
Hügelbeete innerhalb einer Gartenanlage jeweils
zu verschiedenen Zeiten bearbeitet und abgeerntet
werden können, so daß ein Brachliegen des Landes
vermieden wird, ausgenommen die ein bis zwei
Monate, die das Mulchmaterial braucht, um zu
verrotten.
Das Mulchen bietet folgende Vorteile: 1. Es
führt dem Boden Nährstoffe zu und erhöht des
sen Fruchtbarkeit. 2. Der Prozeß der Kompost
bildung erhöht und reguliert die Bodentemperatur
und beschleunigt so das Wachstum in der kühlen
Hochlandregion. 3. Der Mulch macht den Boden
lockerer und hemmt die Erosion. 4. Der Kompost
hält die Feuchtigkeit. Das hügelförmige Beet aller
dings befördert den Wasserabfluß, und der lockere
Boden unterstützt die Verdunstung und die nächtli
che Abkühlung des Bodens während des trocken
eren Südwinters von Mai bis Oktober (Waddell
1972: 161; Powell et al. 1975: 10). 1
Im Enga-Gebiet können in 2.000 bis 2.600 m
Höhe die ersten Süßkartoffeln nach 6 Monaten
geerntet werden, während in den meisten ande
ren Regionen des Hochlands die Reifezeit in der
gleichen Höhenlage 8 bis 12 Monate beträgt.
Gartenbau der Hagenberg-Stämme
w^c^ngiujjpe, uie in der Westlichen
Hochland-Provinz östlich der Enga in der Umge
bung des Hagenbergs siedelt, zählt gegenwärtig
etwa 60.000 Sprecher. Sie ist eng verwandt mit den
benachbarten Sprachgruppen der Temboka (Tem-
1 “Starke Temperaturschwankungen werden durch den Mulch
gedämpft. Ein Mulch kann die Bodenfeuchteverhältnisse
über die Verminderung der Bodenwasserverdunstung und
die Steigerung der Infiltration verbessern. Weitere Mulch-
Wirkungen wie die Stimulierung des Bodenlebens und Wur
zelwachstums, Erosionsschutz oder die Verbesserung von
Salzböden werden über die Modifikation von Bodentempe
ratur und -feuchte erzielt” (Türke 1976: 60).