In memoriam Annemarie Schweeger-Hefel
1916-1991
Arnulf Stößel
B.P. 14070, Baguida Lomé, Togo
Abstract. The article is stressing on a scientific life which started in pre-war Austria and ended in our
presence. Annemarie Schweeger-Hefel was not only - since 1945 - the keeper of the African Department at
the Vienna Ethnographic Museum, but also conducted important fieldwork in the Kurumba and Moose
areas of the former Upper Volta (actually Burkina Faso). It is undertaken to show not only the individual
conditions of this curriculum vitae. In the same way the article is giving an impression about Schweeger-
Hefel’s connections to the French pre-independance research programs especially in what is nowadays Mali
and the general conditions of ethnographic work during this period. On the whole the author is trying to give
some links between individual existence and anthropological science concerning the realm of West African
cultural history.
Als Annemarie Schweeger-Hefel im Juni 1991 nur wenige Wochen nach der Rückkehr
von einer Afrikareise starb, hinterließ sie ein umfangreiches wissenschaftliches Le
benswerk. Zudem -und dies reicht weit über den primär ethnologischen Ansatz hinaus
- ist ihre Vita gezeichnet von dem Bemühen, sich selbst im anderen wiederzuerkennen,
motiviert durch die Wahrnehmung einer universalen anthropologischen Problematik.
Im Jahre 1916 ist Annemarie Schweeger-Hefel in Klosterneuburg bei Wien gebo
ren. Sie kam in einer Familie großbürgerlichen Zuschnitts zur Welt. Der Vater, von
dem sie noch in hohem Alter in einer Art kindlicher Zuneigung sprach, hatte später
wichtige Funktionen bei der österreichischen Staatsregierung inne und stand schließ
lich als Präsident dem Österreichischen Kulturinstitut in Rom vor. Wie ihren Erzäh
lungen über jene Zeit zu entnehmen ist, wuchs das junge Mädchen in einer katholisch
liberalen Umgebung auf. Bei Ferienaufenthalten in Tirol erschloß sich ihr - erleichtert
durch die behutsame Führung des Vaters - nicht nur die bäuerliche Kultur der
österreichischen Bergwelt, sondern auch die Bedeutung historischer Denkmäler.
Hinzu kamen erste Begegnungen mit den künstlerischen Hinterlassenschaften des
Mittelalters und der frühen Neuzeit. Jener niemals forcierte, sondern stets mit Bedacht
vorbereitete Zugang zu einer feinsinnigen Geisteswelt führte bei der jungen Frau zu
einer inneren Ausrichtung, die es ihr nahelegte, im Jahre 1935 nach dem Abschluß der
Höheren Schule mit dem Studium der Kunstgeschichte zu beginnen. Doch schon
dieser aufstrebenden, noch unerfahrenen Studentin fielen in der Folge die besonderen
ideologischen Tendenzen des ab 1936 dem Wiener Institut vorstehenden Ordinarius
Hans Sedlmayr ins Auge. So konservativ ihr Elternhaus auch gewesen sein mag, hatte
es doch nicht versäumt, Annemarie Schweeger-Hefel eine sensible Offenheit für
aufrichtige menschliche Äußerungen jeglicher Art mitzugeben. Ihr entging daher
Zeitschrift für Ethnologie 118 (1993) 209-216
© 1995 Dietrich Reimer Verlag