: Universitätspibllotnek ^ oce bib, e Europ: em "Mothers do not make Babies": Zur Frauen- und Geschlechterforschung in der Ethnologie! Heike Behrend Institut für Afrikanistik der Universität zu Kóln, Meister-Ekkehart-Str. 7, 50935 Kóln, Deutschland | l. Ich möchte im Folgenden mit dem Vorurteil aufräumen, daß es der modernen | Frauen- und Geschlechterforschung um 4e Frau geht. Ich denke, daß es im Gegenteil zur Zeit gerade darum geht, nicht nur die Frau oder den Mann, sondern die Kategorie | Geschlecht sowohl zu etablieren als auch zu destruieren (Trettin 1994:214). Um die- | Ses paradoxe Unternehmen, das aber vielleicht gerade für die ethnologische Geschlechterforschung von Bedeutung sein kónnte, verstándlich zu machen, zeige ich Zuerst in einem kurzen historischen Abrifi auf, wie das Geschlecht in der heutigen Frauen- und Geschlechterforschung zu einer zentralen Kategorie werden konnte? Im zweiten Teil, einem Exkurs in die europäische Geschichte, werde ich dann die diskur- Sive Produktion des „natürlichen“ Geschlechts nachzeichnen, um zum Schluß als eine Art Ausblick einige ethnologische Beispiele für die „fröhliche“ Dekonstruktion der Kategorie Geschlecht zu geben. Ich verstehe meinen Text als eine kritische Ergänzung der in diesem Band versam- Melten Beiträge zur Frauenforschung, setzen diese doch das Geschlecht als Kategorie Voraus, ohne es in Frage zu stellen. In den siebziger Jahren wurde nicht vom Geschlecht, sondern eher von „der Frau“ Oder „den Frauen“ gesprochen. Es galt damals, Frauen, die im wissenschaftlichen Dis- kurs mehr oder weniger stumm und unsichtbar geblieben waren, Gehör zu verschaf- fen und sichtbar zu machen. Hier ist jedoch zu bemerken, daß die Frauen in der Ethnologie nie wirklich abwesend waren. Was ihre Beobachtung anging, so wurden Sie z.B. im Zusammenhang von Verwandtschaftsethnologie oder Wirtschaftsethnologie Yon Ethnologinnen und Ethnologen genauestens erforscht (Moore 1990:17). Doch Waren sie in einem anderen Sinn abwesend. Diese Abwesenheit lag eher auf theoreti- Scher Ebene. Da sich die Ethnologie bis in die achtziger Jahre vor allem für das Allge- > , Der Titel meines Artikels bezieht sich auf Strathern (1988:311ff). * Die folgende Darstellung bezieht sich wesentlich auf Trettin 1994. Für hilfreiche Kritik und Kommen- Ar möchte ich Veit Erlmann, Michael Oppitz, Trudi Schiffauer-Hüwelmeier und insbesondere Káthe Tettin danken. Zeitschrift für Ethnologie 119 (1994) 175-183 © 1995 Dietrich Reimer Verlag