244 Zeitschrift für Ethnologie 115 (1990) könnte. Mit zunehmenden Feldbauaktivitäten erwirtschaften sich die Canela jedoch ein wenig Geld für den Erwerb von Hühnern, Schweinen und anderen Lieferanten tie- rischer Proteine. Die Canela-Indianer haben sich eine komplexe Organisation des kulturellen Le- bens geschaffen, dessen detaillierte Zusammenhänge noch keineswegs hinlänglich ge- klärt sind. In ihrer Sozialorganisation läßt sich eine matrilineare Tendenz erkennen. Abb. 3. Der Rat der Älteren kommt täglich früh morgens und abends vor Sonnenuntergang zur Beratung auf dem Gemeinschaftsplatz zusammen. Die Religion der Canela-Indianer manifestiert sich — vergleichbar mit anderen Eth- nien — insbesondere in der Erzähltradition, in der Gestalt des Medizinmannes und in verschiedenen Ritualen. 3 Iji: Die Einheit des leiblichen Menschen Die Canela verstehen den Menschen, so erklirten es unsere Informanten, durch ein »Sich-Fühlen“, Amji-Kaiper und ein ,In-sich-Hineinhóren*, Amy Kampa. Abstraktes Denken wird also als konkreter Vorgang begriffen. Diese sprachliche Fassung abstrakten Denkens als konkrete Erfahrung erinnert an Formen in der deut- schen Sprache, wenn wir vom Be-Greifen oder Er-Fassen sprechen. D. h. durch die sinnliche Wahrnehmung, ursprünglich der Hand, gelangen wir zur begrifflichen Fas- sung abstrakten Denkens. Bei den Canela-Indianern ist das Fühlen (Greifen und Fas- sen) noch ergánzt durch das Hóren. Darüber hinaus werden diese konkreten Vor- gange durch die reflexive Sprachform (Sich) auf das Ich bezogen. Nicht , etwas“ wird gefühlt oder gehört (erfaßt oder begriffen), sondern das eigene Ich. Beim Be-Greifen und Er-Fassen erscheint die Hand als Medium zur Außenwelt. Mit einem „Sich-Füh-