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der Höhle von Chavaux!) waren dolichocephal, die aus der Höhle von
Sclaigneaux?) brachycephal und in der Grabhöhle von Orrouy wurden dolicho-
cephale und brachycephale Cranien (L. B. zwischen 74,9 und 84,5) aufge-
funden. Zwei Schädel der Genista Cave waren dolichocephal und glichen
nach Broca’s?) Ausspruche völlig der population actuelle du Guipuzcoa;
ein anderer Schädel aus der Judge cave ist nach Broca*) mesaticephale
/L. B. 78,1) und war einem aus der Grabhöhle von Orrouy ganz ähnlich ge-
formt. In der Grabhöhle bei Perthi-Chwareu waren Cranien enthalten,
deren Längenbreiten-Indices nach Busk*) zwischen 74,2 und 80,0 varlrten.
Eine weitere Analogie hat sich für die, an verschiedenen Orten gemachten
Funden bezüglich der Form der Ober- und Unterschenkelbeine ergeben. In
den Cavernen von Gibraltar, Eyzies,°) Perthi-Chwareu in der Genista
save?) etc. haben sich platyenemische: Tibien und Oberschenkelbeine mit
mächtig vortretenden, hinteren Leisten vorgefunden. Diese Bildung tritt mit
solcher Consequenz auf, dass sie von Broca bei Beschreibung der Funde
von Gibraltar un caractere normal de cethe race prehistorique genannt wird.
In der Beantwortung der Frage, welchen Rassen die Skelete der ange-
führten Höhlen angehört haben mochten, stimmen die französischen und eng-
lichen Forscher ziemlich überein. Sie halten es für höchstwahrscheinlich,
dass die dolichocephalen, neolithischen Höhlenbewohner zur iberischen Rasse
zu zählen sind. Die Classificirung der brachycephalen, neolithischen Rasse ist
noch schwerer als die der dolichocephalen. Diese Schwierigkeit ist zum
guten Theile dem Umstande zuzuschreiben, dass wir eigentlich noch immer
nicht über die Schädelform des Kelten genau informirt sind, und die
Geschichte der brachycephalen Ligurer, die in Italien, Frankreich und Eng-
land auch Antheil an den Wanderungen genommen, in tiefstes Dunkel ge-
hüllt ist. Nach‘ deutschen Geschichtsforschern wurden die Iberer von den
Liguren und diese von den Kelten verdrängt, während W. Boyd Dawkins
die Liguren und Iberer zu einer Rasse zählt und diese von den „kurzköpfi-
gen“ Kelten verdrängen lässt.
Die Charaktere der in der Höhle von Villafrati gefundenen Skelettheile
stimmen mit den, die Funde der angeführten Höhlen auszeichnenden überein,
nur betone ich, dass die brachycephalen Cranien mit den von italienischen
Forschern beschriebenen, ligurischen Schädeln die grösste Aehnlichkeit be-
sıtzen.
Mit diesem Vergleiche möchte ich nicht missverstanden werden, da es
mir fern liegt, behaupten zu wollen, die menschlichen Ueberreste der Höhle
1) A. Spring. Bullet. d. L’Acad, roy. de Belgique Tom. XXIII. 111 e. Partie. Bruxelles.
1853 u. in Congres internat. D’Anthrop. Bruxelles Virchow. Arch. f. Anthrop. Bd. VI. 1873.
2) Congrös intern. D’Anthrop. Bruxelles 1873 Virchow 1. c.
3) u. 4) Bull, de Ja Soc. D’Anthrop. Paris 1869.
5) W. Boyd Dawkins 1. c.
8) u. 7) Broca. Bullet. de 1. Soc, D’Anthrop. Paris 1868.