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SY MDOLIK
UND
DER ALTEN VOLKER
BESONDERS DER GRIECHEN
Dr. FRIEDRICH CREUZER
PROFESSOR DER ALTEN LITERATUR, ZU HEIDELBERG:
VIERTER THEIL
ZWEITE VÖLLIG UMGEARBF:TETE AUSGABE.
LEIPZIG vp DARMSTADT
BEI CARL WILHELM LESKE.
t 8 2 1.
VON
Omnis antiquitas quo propius aberat ab ortu et diviná progenie, hoc
melius ea fortasse, quae erant vera , cernebat,
Cicero in Tusculann, Disputt. I. 12.
ExBibliothy
"P; o .
"Universitatis
e. .
- Frider. Guil.
- Berolin,
M. -
V O R R E D E
Somit übergebe ich auch den vierten und letzten
Theil dieses Buches dem Publicum.
Seit Erscheinung des Anfangs der ersten und
dieses Schlusses der zweiten Ausgabe hat sich un-
ter uns Deutschen auf dem Gebiete dieser Wissens
schaft ein lebendiges uud vielseitiges Forschen
bemerklich gemacht. ‚Mögen die Kräfte, womit
man dieses untermbmrmen, so wie die Wege, die
man eingeschlagei, :tideh; so; verschieden seyn;
das achtbarste Streben nach Wahrheit ist allge-
mein und unzweideutig sichtbar geworden f)
Beinahe hätte ich Eine Ausnahme zu bemerken
vergessen — eben weil sie; wissenschaftlich ge-
1) Mit walirer Freude nenne ich hier die Schriften von
#wei trefflichen Forschern: 1) Die Urwelt und das
Alterthum erläutert durch die Naturkunde , von
H. F. Link, Professor der Arzneikunde zu Berlin.
Erster Theil. Berlin 1821. 2) Abndungen einer
allgemeinen Geschichte des Lebens, von Dr. G. H.
Schubert} wovon erst ganz neulich des zweiten
Theils zweiter Band (Leipzig 1021.) mir behannt
geworden.
!
wogen, kein Momentausmacht, sondern nur den
Beitrag zur Erfabrungsseelenkunde liefert : wie
derjenige, der, wenn er kónnte, auch die Gei-
ster tödten möchte, gegen alles höhere geistige
Leben ewig verschlossen bleiben mufs.
Zu den Gelehrten und Gerechten unter den
Zeitgenossen, so wie zu allen Lesern, die irr Un.
tersuchungen über Religionen die Religion su-
chen, bleibt daher mein Zutrauen ganz ungesiort.
Ja es ist noch gesteigert durch die grüfscre Auf-
merksamkeit, die dieses Buch seitdem gefunden.
Ich mache hier keinen Unterschied , ob mit theil-
weisem Widerspruch oder mit Zustimmung. Das
hiefse ja in den Fehler jenes Widersachers fallen,
wenn man immer nur sich, nie die Sache suchte.
Ich wiederhole also allen den würdigen Mánnern
meinen Dank, die durch Ausbildung einzelner
mir entgegengesetzter Ansichten mir Stoff zum
Nachdenken und Weiterforschen in reichem
Maafse dargeboten haben, und ich ergreife gern
diese Gelegenheit, mich mit ihnen und mit Allen,
die in diesen Dingen eine sehr ernsthafte Beschát-
tigung des religiösen Nachdenkens sehen, über
einige Principien, wovon wir ausgehen müssen,
in der Kürze zu unterhalten.
Zuerst wünschte ich den Grundsatz festge-
halten zu sehen, dafs es bei der Deduction der
Religionen, neben den Zeugnissen bewährter
Schrifisteller, vor Allem auf die innere Ueber-
einstimmung der Begriffe, Lehrsätze und
,V
Anschauungen ankomme. Daher als Haupt-
absicht meiner hier gegebenen eihnographischen
Erörterungen betrachtet werden mufs: Ideen- und
Bilderreihen zu verfolgen. In der Art, wieLehr-
sätze und Meinungen der Völker sich suchen oder
fliehen , erkennt der uneingenommene Zuschauer
ihre Verwandtschaft oder Entfremdung. Ich will
gleich von einem concreten Falle ausgehen.
Die Aehnlichkeit jüdischer und christlicher
Traditionen und Lehrsátze mit denen der Indier
war schon früheren Forschern nicht unbemerkt
geblieben, Sie begnügten sich meistens, sie mit
einer Art von Verwunderung anzuzeigen. Bei dem
fleifsigern Hervorsuchen und Sichten der Quellen
Indischer Religionslehre mufste die Ungewifsheit
der Zeit, wann einige derselben die letzte Re-
daction erfahren haben, dem Zweifelgeiste neue
Nahrung geben. Hier hat man nun die Meinung
geltend machen‘ wollen, als ob jenes scheinbar
christliche Element die Folge mifsverstandener
oder verfälschter apostolischer und kirchlicher
Lehrensey, die auf verschiedenen Wegen zu den
Braminen gekommen. — So wàre, denken Einige,
die so auffallende Dreiheit (Trimurti) Indischer
Theologie erklàrt. — Nichts weniger. Oder was
hätte doch eine Triplicität von Gôitern mit dem
Christenthume gemein, die schon im Pri ucipe
sich als total verschieden ankündigt? . In der In-
dischen Dreigótterei ist es wesentlicher und un-
terscheidender Charakter, dafs der Verfall in sie
Y
selbst aufgenommen wird, Nicht blos die Welt,
sondern auch der Weltschópfer liegt hier im Ar-
gen. Brahma fállt, und wird selbst zum Missethá-
ter. Und Vischnu, so hoch über Brahma im
Ganzen gestellt, heifst doch wieder selbst Brah-
ma ?); und wenn er diesen bald bestreitet, bald
versöhnt, so nimmt er doch wieder dessen Attri-
bute und Namen an. Das Problem, dafs die Welt
von Gott und doch in immer wiederkehrendem
Verderben sey, verbunden mit der verfinsterten
Anschauung eines früher reiner erkannten Mono-
theismus, mufste solcheSonderbarkeiten zur Folge
haben. JeneHypothese von einem eingewander-
ten Christenthum erklárt hingegen die Sache eben
so befriedigend — wie der den Griechischen Poe-
ten nachgebetete Wahn von einer Wanderung
des Bacchus nach Indien. Letzterer ist billiger-
weise lácherlich geworden — und wird selbst auch
als revenant nicht lange mehr umgehen, seitdem
der treffliche Ritter die Vorhalle Europäi-
scher Vólkergeschichte geöffnet.
Àn dem óstlichen Ausgange dieser Halle, dafs
ich so spreche, weiset uns ein Mann, der mit Eu-
ropäischer Gelehrtheit Orientalische Sehergabe
auf dem Grunde eines tiefen religiósen Gemüths
vereint, Joseph v. Hammer, nach den Wohn-
sitzen, wo die l'ufsstapfen der Braminen und rei-
2) S. jezt Annals of Oriental Litterature , London 1821.
. zweites Heft, zu Anfang.
7I
VIT
nen Magier mit denen der biblischen Patriarchen
zusammenlaufen , belehrend hin — Ursitze pri-
márer Religion und Sittigung, die schon früber
der geniale Schelling bedeutsam ausgezeichnet
hatte,
Solche Geister lassen sich auch durch das la-
byrinthische Aegypten nicht irren, worin so man-
cher redliche Forscher den Ausweg verloren, Wir
dürfen uns über das Letztere nicht wundern. Das
Werk des Herodotus, als ein máchtiger Fels vor
diesem Grabe der Vorzeit ruhend , zeigt uns auf
seiner hellenisch-glatten Oberfläche geschichtliche
Handlungen und Begebenheiten der Pharaonen.
Wer darin nur immer auch Facta und Ge-
schichte sucht, mufs irre werden, und somit
der Treuglaube an das naive Werk selber wan-
kend. Ich habe in der ersten Ausgabe und neuer-
lich wieder in diesem vierten Bande der zweiten 5)
3) IV. p. 229 — 231. Es ist die Priestersage von dem
Hinabgange des Pharao Rhampsinit in die Unter-
welt; wobei zur Ergänzung der Erklärung nur noch
bemerkt werden mufs , dafs der VVebstuhl mit dem
Pfluge und das Weben mit dem Pflügen allegorisch
verglichen wird. Die Beweise dafür habe ich in die-
sem Buche geliefert (1V. pag. 241. Not. 418.). Die
Aegyptier hatten , wie die Indier und wie die Grie-
chen: 1) Satzungslegenden oder allegorische Ueber-
lieferungen von der Stiftung des Ackerbaues und
der Cultur. Hierher gehören die Lieder der
Isis, deren hohes Alter Plato (de Legg. IL 3.
p. 656 sq. p. 239 ed. Bekker.) beurkhundet. Daran
schlossen sich die Hymnen an Isis und Osiris an ;
und wie alle Ackerfeste einen doppelten Charakter
hatten, einen heiteren und einen traurigen, so er-
blicken wir in der bekannten Thebaischen Malerei
Vlt
mit Hülfe der Pharaonischen Bildwerke in der
Thebais und der Erklärungen, die uns bewährte
Griechische Schriftsteller und auch Moses über
den Sinn mancher Hieroglyphen geben, die alle-
gorischen Bedeutungen einiger dieser Priestersagen
zu erforschen versucht — Versuche, die sich selbst
rechtfertigen müssen.
Auffallende Nachrichten desselben Geschicht-
schreibers verlieren auch das Ünglaubliche, will
man nur zu deren Auflósung anwenden, was so
offen vorliegt. Unglaublich scheint noch Vielen
nichts so sehr, als der wiederholte Satz: die Grie-
chischen Gótternamen seyen meistens aus Aegyp-
ten gekommen. Die nicht ganz dem rein-helleni-
schen System Ergebenen lassen sich wohl einige
Griechische Gottheiten von Aegypten her
gefallen, aber keine Gótternamen. — Mit der
Sache mufste aber doch auch der Name kom-
den Harfner, der das Lob, die Leiden und Freu-
den der Gótter singt, sowohl in weifsem als in
schwarzem Gewande. e) hatten sie epische Sagen,
welehe nach den Priesterfolgen und Dynastien der
Pharaonen geordnet waren. Diese lasen die Prie-
ster dem Herodotus von den Papyrusrollen (ix Bé-
B^ov) vor (Herodot. II. 100.) , und mit dieser Notiz
erüffnet er seine Geschichte der Pharaonen (a. a. O.).
Nun würde man aber sehr irren, wenn man darin
reine Geschichte suchen wollte. Vielmehr waren
diese episch- historischen Ueberlieferungen vielfàl-
tig mit jenen religiósen Legenden durchwebt, und
gleichsam mit einem allegorischen Faden durchzo-
gen. Nicht‘anders war es bei den Indiern , wie Ha-
mayan und Mahabarat zeigen; nicht anders auch
bei den Griechen bis zu den Ueberlieferungen von
der. Heraklidenwanderung herab.
Nu
IX
men. Auf den Namen der Gottheiten wurden die
wilden oder halb wilden Pelasger in die neue
Religion aufgenommen. Die Pelasger, sage ich.
Also mufsten auch die Namen Pelasgisch seyn,
mochten nun Phónicische oder Aegyptische Co-
lonisten die neue Religion bringen, oder Pelas-
gische Priester sie in der Fremde holen. In bei-
den Fällen wurden sie übersetzt. Ich habe
mich deswegen über diese allgemeine Sitte des
Uebersetzens mit Beweisen erklärt, will aber hier-
bei noch einen kurzen Nachtrag liefern ^. Und
was heifst denn Name in alter Sprache — zumal
in religióser? Was der Name Gottes heifst —
was es heifst, wenn geschrieben steht: in seinem
Namen sollen sich die Kniee beugen, den Na-
men Gottes verleugnen, und was der religióse
Römer meinte, wenn er sagte: des Römischen
Volkes Name sey beleidigt. Allemal verstanden
die Völker den ideellen Vollgehalt und den re-
4) In einer neuerlich aus Aegypten herübergebrachten
Inschrift, wovon mir mein verehrter Freund Herr
Professor J. G. Schweighäuser eine Abschrift
mitgetheilt, lesen wir folgende Götternamen mit
beigefügter Griechischer Erklärung: Xvovfer tou
ror Appeve Zaver too xou Hpar Avouxétr Tnt xœu
"Eoi Ilevezautvrew vov xav Avoyvaoow lgvevonvsu
TOt xat Koovov lHevevonve (sic) vov xav Epueu Sow
peyadors HAL TOLG GAAOLG TOUS ETL TOV KATAPOAKTOV
9aiuoo:. Ist diese Inschrift ächt, so kann Jablons-
ki’s Wörterbuch daraus ergänzt werden. Die Na-
men der Aegyptischen Gottheiten sind hier nach
derselben Gewohnheit übersetzt, wie die Griechen
immer pflegten , wenn sie z. D. statt Horus: Apollo,
statt Mendes: Pan u. s. w. sagten.
ligiósen Mittelpunkt einer grofsen Sache, wenn
Sie vom Namen redeten 5)
Hiermit ist denn auch der grófste Theil des
Etymologisirens beseitigt, worauf treffliche und
wahrheitsliebende Forscher so viele vergebliche
Mühe verwenden, wenn sie durch Hülfe der
Ebräischen, Koptischen und anderer Sprachen
Griechische Goitheiten und religióse Anschauun-
gen der Hellenen aus dem Morgenlàndischen er-
klären wollen. Es bedurfie zu deren Widerle-
gung keiner peinlichen Wortklauberei, die in
lásüger Umstándlichkeit, aufser der versuchten
Widerlegung jener Etymologien, auch noch ne-
benbei mit gänzlicher Unkunde des Alterthums,
die poetische Religion der Griechen in eine wäs-
serige Prosa umzuwandeln beflissen war 9.
5) Davon künftig ein Mehreres in der Fortsetzung
meiner Commentationes Herodoteae.
6) Bekannlich ist das Alter und die Authenticität des
Homerischen Hymnus auf die Ceres seit Ruhnkenius
von den grüfsesten Kritikern anerkannt. Dies kann
man leider (!) nicht mehr leugnen. Dagegen wen-
det man nun die Angriffe gegen den Sinn der
Lehre, die den Mittelpunkt dieses Epos bildet. Es
ist dieser das warnende Exempel, wie die materielle
Gesinnung der sinnlichen Menschen der Feuerläute-
rung widerstrebt, welche von der Gottheit verord-
net ist, und die Ermabnung, sich alljährlich , wann
sie das Erinnerungsfest der leiblichen Cerealischen
Gaben feiern, durch kriegerische Spiele, die Noth-
wendigkeit des heroischen und sittlichen Kampfes
recht einzuprägen. Diese Moral heifst aber jenen
moralisirenden Exegeten eine spat ersonnene mysti-
sche Deutelei. Wollten sie unbefangen sich um-
schen, so würden sie in dieser Persephonischen
^ -
Wer über die heidnischen Religionen der
Vorzeit mitsprechen wollte, sollte, neben vielem
Moral , die dem poetischen Griechenvolke in einer
mythischen Handlung episch vorgesungen wurde,
nichts anders als einen alten Hauptsatz Persischer
Religionslehreerblicken. Denheroischen Streit
hatte diese zu einem Hauptartikel gemacht, und
Vendidad, ein Hauptbuch ihrer Gesetzesurkunden,
hiefs so, weil damit gesagt werden sollte, dafs es
gegen den Bósen (Dew), gegen den Wider-
sacher des Gesetzes , offenbart sey (Hleukers Vor-
bericht zum Zendavesta 1l. p. 1.). — «Das heifst
« einen Priesterbetrug durch einen andern erklären,
«sagen jene Exegeten. VVas beweifst doch das ma-
«gische Pfaffenwerk des Zendavesta, zusammen-
«geflickt in der Periode der Sassaniden, wo nicht
«noch später»? (denn gleich den Lampen der thó-
rigten Jungfrauen im Evangelium, meinen jene,
kommen solche Lichter im mer spät und zu spät) —
Darauf mag ein Orientalist antworten, den ich nur
zu nennen brauche, um das Gewicht seines Aus-
spruchs zu bezeichnen. Silvestre de Sacy ent-
gegnet einem ähnlichen Klügling im Journal des
Savans (1821. Mars, p. 138.): — «mais en accor-
«dant cela, l'auteur accorde, ce nous semble, tout
«ce que peuvent demander les defenseurs de l'au-
«thenticité du Zendavesta, et peut-étre beaucoup
«plus qu'il ne veut, puisqu'il n'y a plus de raison
« de ne pas attribuer à Zoroastre tout le systeme de
«religion et de morale contenu dans ces fragmens,
« qui sont la seule partie vraiment essentielle de ce
«recueil; et nous ne sommes point du tout éloignés
« d'adopter cette opinion. — L'addresse, que suppose
« M*** dans le faussaire, auteur du F'endidad , est
« tout-à-fait inconnue aux orientaux; et, au lieu de
«recourir à une pareille supposition, il est plus na-
«turel de conclure de cette observation, que le
« Vendidad n'est pas l'ouvrage d'un faussaire». —
Es ist nicht meine Schuld , wenn Silvestre de Sacy
nach solchen Aeufserungen bei jenen Exegeten nun
auch in den Ruf des Mysticismus kommt. Aber sie
sollen sich hüten. Er möchte sie sonst in die orien-
talische Schule nehmen.
Al
à
Andern, doch kein Fremdling auf dem Gebiete
der alten Kunst seyn. Bildnerei bedingt ja
hier fast Alles; und wenn von alten ethnischen
Religionen die Rede, so ist zunächst von bild-
lichen Dingen die Rede. Es wäre heut zu Tag
abgeschmackt, viele Worte darüber zu machen,
wie die Geheimnisse und Geschichten aller heid-
nischen Religionen erst in Stein und Bildern dem
Auge der anbetenden Volker hingestellt wurden,
ehe die Priester sie der Menge deuteten ; und dann
hinterher die Sánger kamen, die, was die Basre-
liefs und Malereien auf ebenem Plane den Augen
der bewündernden Menge zeigten , mit Begeiste-
rung von dem ruhenden Grunde lósten , und erst
in einzelnen Anklángen und Strophen — dann
allmáhlig, mit Ausbildung des geflügelten Wortes,
in epischer Folge geordnet, vorerzáhlten. Aber
jener Erklärer wegen hätten die Grottentempel
von Elephante und Ellora ewig zugedeckt bleiben,
und die Gräber der Könige, wie die Tempel der
Götter, immerfort dem Libyschen Sande zum
Raube gelassen werden kónnen. Die Sculpturen
und Malereien der Thebais, wie die Excavationen
Hindostans, eine wie die andern , sind ihnen gleich
gültig. Ohnedalie Früchte der Aegyptischen Expe-
dition und die Werke eines Denon, Jomard,
Belzoni, Daniels und Anderer nur eines Blickes
zu würdigen 7); unbekümmertum Alles, was uns
7) Wie dies doch Heeren und Beck in den neuen
Ausgaben ihrer berühmten Werke gethan; jener
CIE
XII
Dódwell, Walpole, W. Gell, Pouqueville und
Andere von Pelasgischen und Pelopidischen Bau -
und Sculpturwerken aus Griechischen Ländern
zu Tage gefördert — wandeln sie ihre alte sichere
Heerstrafse.
So weit von da aus ihr Blick reicht, so weit
stecken sie die Gránzen des grofsen Alterthums.
Die Meilenzeiger bezeichnen ihnen die Stationen
des Lebens der Völker, und die hölzernen Land-
häuser an beiden Seiten geben ihnen den Maafs-
stab für die Bauten der Vorwelt. Die vom Richt-
wege ausbeugen, und Thal und Hôhen und die
Pfade der Hochwälder suchen — das ist leicht-
sinniges Volk, und ihre Spuren soll man meiden.
Wer den Kunstweg angelegt und. den ersten Mei-
lenstein gesetzt — das war der erste Weise, Es
hat Alles seinen gewiesenen Weg, und das Ziel
wird Keiner verfehlen. Die Schrift auf den Mei.
lenweisern und Thoren ist lesbar für Alle. Es
sind Jahrhunderte vergangen, ehe Jemand etwas
Anderes dahinter gesucht, als die Notiz, wer das
gebaut und renovirt hat, oder wie weit es noch
bis zur náchsten Stadt ist. Müssige Leute, des
ófteren Fahrens auf demselben Wege überdrüs-
sig, haben endlich sich beigehen lassen, hinter
der Schrift dieser nützlichen Denksteiae etwas
Weiteres zu suchen — die Philosophen, die im-
mer etwas Apartes haben wollen, bildeten dies
in seinen Ideen, und dieser in der Allgemeinen
VVelt- und Vólkergeschichte,
XIV
aus — und während der wahre Weise sich die
Sache einfach in sein Wanderbuch notirt, hat
das allégorisirende Volk das Unwesen ins Wilde
getrieben.
Glücklicherweise kennt man den ersten Al-
legorisirer noch. ,, Es war natürlich ein Philosoph.
Krates war es, der den Homerus allegorisch zu
verdrehen angefangen.* — Auf diese Weise be-
lehren uns diese treuen Ausleger, und lassen es
an Klagen über den Verfall der Philologie nicht
fehlen. Hier kónnten wir mit einem trockenen
So? fragen. Und ein blofses So, dem Namen
Krates vorgesetzt, giebt uns schon den Sokra tes,
und rückt mit ihm dieSache, wenn doch gerückt
werden soll, sogleich um eine Zeitstrecke weiter
hinauf. Wenu dieser Philosoph bei den Speisen
und Getränken, worin sich die Gefährten des
Ulysses auf der Insel der Circe übernahmen , und
den l'olgen davon, einer ethisch - allegorischen
Deutung gedenkt 5), so hatte er dabei eine Ironie
auf bisherige Auslegungen im Hintergrunde; und
es gehórt die ganze Ignoranz jener Kritiker dazu,
so etwas nicht zu wissen. Ihnen ist auch nicht
zuzumuthen, dafs sie den Platonischen Cratylus
gelesen haben, der von dergleichen Dingen voll
ist — denn Plato, wie jeder Philosoph, istihnen
ein Dorn im Auge.
Aber mit solchen Fragen „wer und wann“
meinen sie den Unkundigen Sand in die Augen
8) Xenophontis Memorab. Socrat. I. 3. 9.
XV
zu streuen. — Das ist gar nicht die Hauptsache.
Mag selbst der erste unter den Homeriden oder,
wie man sich alterthümlich ausdrückte, des Ho-
merus leiblicher Sohn die Allegorie aufgebracht
baben. Die Sohne thun oft das Gegentheil von
dem, was der Vater will. Homer selbst konnte
von einem allegorischen Verstande seiner Gesänge
kein Wort wissen, oder wissen wollen. Seine
Lieder gefielen dem Voike, wie dem Kónige. Da-
mit gut. Sie sind durch sich selbst und ohne Deu-
tung das Entzücken aller Zeitalter geworden;
und uns selber noch, Bekennern einer ganz an-
dern Religioa, Zóglingen einer andern Cultur —
uns selbst erscheinen Ilias und Odyssee als herr-
liche Griechentempel, vor deren äusserlicher Ma-
jestát und Schónheit wir bewundernd stille stehen
— mag uns auch, die wir an hohe Münster und
an gewólbte Dome gewóhnt sind, das Innere die-
ser poetischen Gebäude klein und enge vorkom-
men. Sie genügten dem lebenslustigen Griechen-
volke fürs Leben — für das liebliche Daseyn 1äg-
licher Gewohnheit. Für das Uebrige war bei den
Hellenen, wie allerwirts, auf andere Weise ge-
sorgt. Die agrarischen Jabresfeste, verbunden
mit der VerkündfBung der Geheimnisse der Na-
tur (d. h. in solchen Religionen der Gottheit),
gaben den anderen Bedürfnissen Nahrung, die
ausser dem Kreise des gewöhnlichen Leberis sich
fühlbar machen. Oder glaubt man, die herrlichen
und edlen Fürsten von Hellas mit ihren seelen vol-
len Frauen würden an den Homerischen Mährchen
XVI
ganz und gar Genüge gehabt haben? Der Priester
und Wahrsager steht neben dem Singer in der
Könige Hause. Jener hatte die Mysterien zu ver-
walten. Mit Mysterien hatte die Griechische Re-
ligion angefangen, oder se hátte nie ange-
fangen ?) Mysterium ist der Religion Wesen,
sagt Hermann — ein Philologe, der kráftiger,
als einer, dem Homerus alles allegorische VVissen
abspricht; und ich denke, er kennt ihn !9).
Aber so sind die Leute. Sie wollen eine Re-
ligion ohne Mysterium haben — und da möchten
sie gern alle Völker des Alterthums in ihre Nüch-
ternheit hereinziehen. Unbefangene Bibelleser
lassen sich nicht täuschen; und ihnen reicht jezt
der grófste Deutsche Kenner des Morgenlandes die
Hand, wenn erin dem hohen LiedeSalomo's einen
mystischen Sinn nicht allein zulässig, sondern
9) Dafs ich unter diesen frühesten Mysterien die ersten
nothwendigen Elemente der Sittigung und agrari-
schen Institutionen verstehe, die aber, nach alter
Lehrart, als góttliche Wesen peérsonificirt
und als geheimnifsvolle Begebenheiten überlie-
fert wurden, wie das Beispiel des alt - Attischen
Schlangengottes Erichthonius beweist, bedarf für den
Unterrichteten keiner weiteren Ausführung.
10) Wenn ein bekannter wohlwollender Hritiker dreist
von mir das Gegentheil behauptet, weilich die Neu-
platoniker lese , so lächeln meine Freunde, die den
Wolfischen Homer täglich in meinen Händen se-
hen, welchen ich Vers für Vers mit den Excerpten
aus dem Eustathius und andern‘ Griechischen Aus-
legern eigenhändig beschrieben habe. — So unter-
richtet man das Publicum.
XVII
auch dem Geiste aller orientalischen Denk - und
Dichtungsart gemáfs findet 17).
Moóchten doch die jüngeren Exegeten bei die-
sem Manne in die Schule gehen. Aber so viele,
obschon Herder längst das rechte Ziel gewiesen,
schlagen einen andern Weg ein.
Weil sie ihn einen philologischen nen-
nen, so sey es mir vergónnt, meines Orts wenig-
stens Einspruch zu thun. Wer philologische Me-
thode in der Bibelerklárung kennen will, der stu-
diere, um von älteren Meistern zu schweigen, des
Philologen V alckenaer Vorlesungen übereinige
Bücher des neuen Testaments. In diesem Buche
kann der Jüngling lernen, was exegelische Treue
ist. Da wird den Worten und Sátzen ihre histo-
rische Geltung bestimmt , keine Partikel oder Prä-
position wird gedreht und gezerrt — auf dafs den
Schriftworten ein Wunder abgemartert werde. So
legt man Bücher, deren Anfang und Ende auf
Supernaturalismus ruhet, philologisch aus; uud
die áchten Philologen, mógen sie auch in ihrer
Privatreligion andern Ueberzeugungen zu folgen
für gut finden, lassen sich nicht zu losen Künsten
herab, wie wir deren neulich wieder ausüben ge-
11) v. Hammer in der Recension von unsers Herrn
Professors Umbreit Bearbeitung des Lieds der
Liebe; s. Wiener Jahrbücher der Lit. Band XIV.
P- +19. Man sehe auch F. À. D. Tholucl- Ssuf-
fismus, sive Theosophia Persarum pantheistica, De-
rolini 1821. Eine Schrift sehr ernsten Inhalts, die
als Vorschule orientalischer Philosophie und E hik
dienen kann.
7 ^,
ts ate
XVII
sehen, wo das Johanneische Wort, das von
Ewigkeit bei Gott und Gott selbst ist — ich weifs
nicht mehr in welchem Dunste verflüchtigt, und
somit eine Lehre aus der Bibel hinwegpracticirt
werden sollte, die doch schon im heidnischen Ge-
wande, bei den Indiern in dem Satze von den vier
weltordnenden Worten der Veda's, und in dem
Persischen Lebensworte Enohe verihe, jeden Men-
schen von Geist und Herz mit Bewunderung er-
füllt 12).
Aber die Worte sind geduldig, denken solche
Exegeten; und wenn die Platonischen Schriftstel-
ler vom Wachse und von der Schrift bedeutsam
reden — so erfassen sie dagegen: das Materiale,
das VVachs, und modeln es mit unreinen Händen,
wie sie wollen. Es ist eben Wachs, meinen sie,
12) — Aber auch mit Betrübnifs, wenn er nun den
Verfall beobachtet. Der unpartheiische Forscher
der Heligionsgeschichte übersiehetletzteren nicht,
und es ist ihm wichtig dessen Stufenfolge nachzu-
weisen, wie z. B. ursprünglich sinnvolle und un-
schuldige Formeln, dergleichen wir noch in den
Zendbüchern lesen, z. B. Licht und Finster-
nifs, Wahrheit unddergl., im Verlaufe der Zeit
zu magischen Charakteren herabgewiirdigt, dem
Eigennutz und Aberglauben zu Mitteln dienen müs-
sen. Wir können hierbei die alt-Persische Quelle
und die allmáhligen Entartungen deutlich nachwei-
sen (man sehe die im zweiten Theile p. 194 ff. gn-
gezeigten Quellen. — Jene Formeln sollten selbst
noch in den Olympischen Wetthümpfen ihre magi-
sche Kraft bewähren ; s. Suidas in 'E$écia yoáupa-
ta |. p. 919.). Welch einen erhabenen Eindruck
macht es nun auf den religiösen Geschichtschreiber,
wenn er damit das ewige Wort des Lebens beim
Johannes vergleicht !
XIX
das sich jeder beliebigen Form leicht anfügt. Für
die Urform, die des heiligen Schreibers “Griffel
gegraben, haben sie kein Auge. Es ist ihneif ver-
borgen, dafs es Typen sind, für die ganze Folge
der Geister ausgeprägt; verborgen, dafs das Wachs
um der Typen willen da ist, nicht umgekehrt.
Ihre materiale Wortkünstelei ergótzt sich an der
Gefügigkeit desStoffs; und wenn sie immer wech-
selnd jede Form der engen Zeit und ihres kleinen
Geistes darin ausdrücken kónnen, dann dünken
siesich rechte Plastiker zu seyn , wáhrendsie doch
nur Plasmatien sind, deren Zerrgebilde an der
Sonne der Wahrheit schmilzt; indefs jene ewigen
Typen, unversehrt von des Feuers Hitze, in jenem
Sonnenlichte desto herrlicher glánzen.
Jedoch diese Mittel genügen nicht mehr; und
schon ist ein besserer Geist auf manche Exegeten
herabgekommen.
Es wäre noch Vieles zu sagen. Allein damit
meineV orrede nicht ein Buch werde, mufsich mich
kurzfassen. Für V erständige bedarf es der Verwah-
rung gegen den Verdacht nicht , als wenn ich nach
den obigen Erklärungen dem bedingtesten For-
schen auf dem Boden Griechischer Natur, Sage,
Bildnerei und Geschichte abhold sey. Wie gern
ich mich mit dem trefflichen Hermann in Briefen
unterhalten , was seiner Briefe Inhalt war, wissen
die Leser. Auch meine Erorterungen über die
Cerealische und Bacchische Religion, so wie die
drei Capitel vom Juppiter, von der Juno und Mi-
XX
nerva, müssen den unpartheiischen Leser über-
zeugi#, wie gern ich bedingt verfahre, und den
na Erscheinungen des religiôsen Cultus
nachgehe. Da ich aber das Ganze umfassen mufste,
so konnte ich nicht, wie ich wollte, jedem Ein-
zelnen gleiche Liebe widmen. Um so willkom-
mener sind mir die fruchtbaren Forschungen des
gelehrten und unermüdeten Verfassers Helleni-
scher Orts- und Stammgeschichten K. 0. Müller.
Ich denke mir ihn gern, auch wo er von mir ab-
weicht, als meinen Mitarbeiter, setze auch vor-
aus, er werde sich ferner nicht blos darin gefal-
len, Griechische Stamm-sagen und Culte, als das
Eins und Alles, der ganzen grofsen Vorwelt ent-
gegen zu selzen, sondern sich auch bei den álteren
(d. h. bei den früher cultivirten) Vólkern und na-
mentlich in der Bibel umsehen, ohne welche
letztere keine gründliche Kenntnifs der Religions-
geschichte möglich ist 1%, Solcher Untersuchun-
gen, wie die Müllerschen sind, müssen noch meh-
rere folgen, wenn die Griechische Mythologie
und Religionsgeschichte für andere Wissenschaften
des classischen Alterthums fruchtbar werden soll.
Ich nenne hier nur beispielsweise die ältere Staats -
und Rechtskunde. Wie ich dies meine, wird man
leicht sehen, wenn man im zweiten Bande, im
13) Ich rede hier gar nicht von der Belehrung für den
Bekenner des Christenthums, sondern von jener
Henntnifs der orientalischen Denkart, die
der Mytholog nicht entbehren kann,
XXI
Capitel von der Minerva, meine Sätze über das alt-
Attische Blutgericht beim Palladium (II. p. 691 ff),
ingleichen meine Winke über die Römischen Cu-
rien, über das Patriciat und die Confarreation
(IL p. 856 fF. 845 £ 893 f), so wie in diesem vier-
ten Bande über-das alt-Rômische Institut der Ae-
dilitát (IV. p. 477 f£) prüfen will.
Die beiden Schlufscapitel dieses vierten Ban-
des verdanke ich zweien meiner Freunde, einem
würdigen und erfahrnen Bibelausleger und einem
geistreichen und lóblichstrebenden jungen Manne,
und ich lebe der Ueberzeugung, dafs diejenigen
Leser, die mein Buch mit religiósem Sinn auf-
nehmen, ihnen auch dafür danken werden, —
Da meineStudien einem andern Kreise angehóren,
so habe ich unsern Herrn Professor Mone ersucht,
dem Wunsche vieler Leser nachzugeben, und in
einem fünften Bande die Religionen der Celtischen,
Germanischen, Scandinavischen und anderer Vól-
ker zu beschreiben. Es ist dieser Gelehrte mit
seiner Arbeit so weit vorgerückt, dafs er mit dem
Ende diesesJahres dem Publicum auch diesen letz-
ten Theil des Ganzen wird übergeben kónnen. —
Einen von Andern gewünschten Auszug dieser fünf
'Theile hat mein Freund Herr Professor G. H. M o-
ser auf mein Ersuchen verfafst ; und da er beinahe
vollendet ist, so wird er noch zur Michaelismesse
erscheinen. — Um diese zweite Ausgabe des Buchs
selbst hatsich aber ein anderer Freund, der Herr
Doctor Báhr dahier, durch Beifügung eines sehr
XXII
ausführlichen Registers neuerdings verdient ge-
macht.
Schliefslich erfülle ich nur ein: Bedürfnifs
meines Gemüthes, wenn ich meinen verehrten
Herrn Collegen, so wie meinen lieben Herrn Com-
militonen hier óffentlich eine Danksagung widme
für die unzweideutige Theilnahme, die sie mir
bei einer ganz neuen Gelegenheit bewiesen. Dem
Publicum aber gebe ich das schuldige Versprechen,
dafsich, unbethórt von dem Wahne, etwas Voll-
kommenes geleistet zu haben, die Verbesserung
meines Werkes, wie bisher, so auch ferner mir
angelegen seyn lassen werde.
Heidelberg, am Tage Johannis des Tüufers
123.
Fr. CREUZER.
Va:
XXIII
INHALT DES VIERTEN THEILS.
Sa:-3
Siebentes Capitel. Von der Ceres und Proser-
pina und von ihren Mysterien.
$. 1. Standpunkt für die Untersuchung und Quellen
derselben ...... - ---- 3
$. 2. Die Pontische Ceres und die Sonnenkinder von
Colchis und Creta 2.2... .............. 8
$. 3. Fortsetzung L2. a ze 13
$. 4, Fortsetzung . ..eceeeercemncccer vr renee 21
$. 5. Perseus und Persephone und der Ceresdienst in
Argolis und Vorderasien ............---. 84
$. 6. Fortsetzung 22-22. c. u 44
$. 7. Fortsetzung (von der Chimüra, Chrysaor, von
den Gorgonenu. $. Ww.) ........--.----.-. 60
$. 8. Hercules und Pasiphaé , oder Proserpina- Venus
und der Ceresdienst im Peloponnes und in
Bóotien ...-.--....-...:..22....2-..-... 43
$.. 9. Fortsetzung (Pasiphaë) -.....-........... 86
$. 10. Minos, Theseus und Ariadne oder das Opfer
des Pflugstiers zu Athen (Minos) ........ 99
§. 11. Fortsetzung (Theseus) ......-... ...... 108
$. 42. Fortsetzung (Theseus, der Starke, der Stierbin-
diger , Minotaurus, Achelous, das Symbol
des Stiers) -..... 02-2... 120
$. 13. Erysichthon oder der Fluch der Ceres ...... 135
$. 14, Proserpina- Dione im Stammlande der Hellenen,
Aidoneus, Juppiter Silenus; Venus Libitina
zu Dodona und Rom -.......-........- 146
$. 15. Fortsetzung (Dione) 2...........-..--..- 157
Sa
Le
XXIV
Seite
$. 16. Ceres und Proserpina — Diana, der Raub der
Kora, dasSuchen der Mutter, die Fortpflan-
zung des Saatkorns, die mystische Blumen-
lese, Narcissus, die Cerealien inSicilien und
Rom, Ceres die Würgerin 22-22. 169
$. 17. Fortsetzung 2.222---.. ....222-22.222...- 182
$. 13. Proserpina- Minerva , oder Victoria und Vollen-
derin |22...22-222..-2222.. 22.2.2222... 198
$. 19. Proserpina-Fortuna, die Erstgeborne ...... 212
$. 20. Ceres-Proserpina, daserste aller Wesen. Rück-
blick auf die Aegyptische, Babylonische und
Persische Lehre ---T$8---- 219
$. 21. Isis-Ceres — Athor .................... 2314
$. 22. Fortsetzung ---2-----.- -...-..-..--.... 242
$. 22. Die Epiphanie der Ceres; Materie und Geist
oder der ewige Krieg zu Eleusis ........ 249
$. 24. Fortsetzung (Epiphanie der Ceres) ........ 254
$. 25. Fortsetzung 2-2... 2-2. callll2l..2....-. 205
$. 26. Stierkámpfe ....... .- 0-222... 288
$. 27. NamenundBeinamen der Ceres und Proserpina.
a) der Ceres .... a 301
$. 28. b) Beinamen der Proserpina _-...-.-.-..... 315
Achtes Capitel. Eleusis mit seinen Tempeln,
Priestern und Traditionen.
$. 1. Eleusis ...... sss .-.-. 331
$.. 2. Fortsetzung (Krieg der Athener mit den Eleusi-
siniern, der Minerva mit Neptunus und Ver-
sóhnung für immer) .....-..... ..... 342
$. 8, Fortsetzung (Alt- Attische Priestergeschlechter
— Eumolpiden, Ceryces, Eteobutaden .... 355
$. 4, DasZeitalter der Patriarchen in der Bilderspra-
che von Eleusis; reiner Gótterdienst; Prie-
sterthum und Kónigthum verbunden; die Es«
sener und Essáer; christliche Symbolik , der
gute Hirte ........ -------2-.. 3062
$. 5. Fortsetzung (die Biene und der Honig im priester«
lichen Sinn und Gebrauch ; Juppiter- Aristius 365
$. 6. Fortsetzung (ülterer reiner Gótterdienst. Die
Biene Symbol des edelsten Kampfes) .... 373
AM
e 3
$. T. Erzklang; Cerealischer Weg der Seelen und der
Siedler 2.2... .. ... .. v ----- 394
$. 8. Die Essener und Essäer. Name und Ursprung 404
5. ' Fortsetzung. Die Jüdischen Essäer _-_ug4s 407
§. ~~ Schlufs. Daschristliche Symbol des guten Hii 418
$. 14, Excurs. . Juppiters 'Tod und Grab; Juppiter -
Picus ......-..... ... . .22122.--.- 423
$. 12. Fortsetzung. Juppiter, derseelige Patriarch, der
Wahrsager, und Ceres, dieProphetin _._. 433
Die Thesmophorien der Athenienser.
$. 43. Einleitung | -..-..- --. 440
$. 14. Das Fest selber und dessen Bedeutung. Von den
‚heiligen Pflanzen beidiesem Feste _.._.... 447
$. 15. Fortsetzung. Das Lachen und Scherzen der
Thesmophoriazusen 2.-..............." 462
Uebersicht der Eleusinien.
$. 16. Stiftung. Verfassung. Priesterpersonale. Ge-
SEIZE | ----.2... . Le 2 ll2l.-..-.-.. 486
$. 17. Die grofsen und kleinen Mysterien und die Zeit
ihrer Feier 22222222 2222222... oe... 493
$. 18. Verhältnifs der kleinen Mysterien zu den gro(sen.
Ansichten der Philosophen von den Mysterien 504
$. 19. Inbalt der Mysterienlehre 22... 2... ......- 48
$. 20. Die Feier der grofsen Mysterien .......... 524
$. 21, Excurs, Ceres, Eleusine, Dyas, oder Abfall
und Rückkehr | ......... ........... 4938
Rückblicke, Hinweisungen auf das Chri-
stenthum.
2 Luc... L02 00 ce cn nee cs nccc connu nnon 551
& f Fortsetzuug 2222 2222. 2l2..22222..222.-.2-. 554
nf Fortsetzung SD 58
$. 2:. Fortsetzung LA 554
Erster'Anhang. Ein andeutender Versuch über
die Frage: wie die Apostel den Rathschlufs
Gottes bei Erschaffung des Menschenge-
schleehts in der Erscheinung des Christus ent-
hüllt gefunden haben? Von J. F. Abegg 560
je1te
XXVI
Seite
Zweiter Anhang. Vergleichende Zusamnienstel:
stellung des christlichen Festcyclus mit vor-
christlichen Festen. Von C. Ull mann.
Eorwort _______ c. SH
$. 1. Kurze Betrachtung der einzelnen christlichen
Hauptfeste ___._.. ... -- 578
$. 2. Analogie des christlichen Festcyclus mit dem Jah-
resfortgang im Naturleben .2.... .. ..... 493
$. 8. Verhältnifs des christlichen Festcyclus zu den
Festzeiten des jüdischen Volkes .2........ 596
$. 4, Analogie des christlichen Festcyclus mit manchen
heidnischen Festen 222... .... ___.__ 601
$. 5. Schlufswort. Ergebnisse aus dem Vorherge-
henden :..77........................ 611
Vollständiges Namen - und Sachregister __........ 615
SYMBOLIK vx» MYTHOLOGIE.
VIERTER THEIL
IV.
SIEBENTES CAPITEL
Von der Ceres und Proserpina und von
ihren Mysterien.
0. 01.
Standpunkt für die Untersuchung und
ı Quellen derselben.
& Wie die Götter über den Heroen — so stehen die
Eleusinien über allen andern Religionsanstalten, die
von Menschen geordnet sind ». So urtheilten nach Pau-
sanias (IX. 3i. fin.) die älteren Griechen insgemein. —
Das mufs ja schon aufmerhsam machen auf jene Gott-
heiten, auf ihre heiligen Oerter und Feste; zumal da
auch die ersten Männer von Griechenland und Rom, wo
sie der Lehre von der Unsterblichkeit gedenken
oder von Gottes Einheit, gerade an jene Attischen
Mysterien erinnern. Wäre dies, so müfsten sie selbst
als Hinleitungen zum Christenthume gelten ; und es wire
dann zum Schlufs noch hürzlich anzudeuten, wie und
wodurch dieses letztere yon ihnen. sich unterscheidet;
fud vielleicht durch ein noch geistigeres Wesen selbst
die Glorie der für göttlich erkannten Eleusinien über-
strahlet. — Somit hätten wir den letzten Theil unseres
Weges und das Ziel bezeichnet, wohin er uns zu füh-
ren scheint.
Eine so hohe Meinung von der Attischen Ceresfeier
mufste frühzeitig die Forschbegierde gelehrter Griechen
reizen. Aber auch anderwirts gab es merkwürdige An-
stalten im líreise dieser Religion. Gedenken wir also
kürzlich einiger Hauptschriftsteller der Alten, die als
Quellen in dieser ganzen Lehre gelten müssen.
Des Verlorenen ist gerade auch hier bei weitem die
grüfsere Zahl Da bereits Meursius in der Graecia fe-
riata und in den Eleusinien, ingleichen Saintecroix *) und
sein gelehrter Uebersetzer Lenz (pag. 212), wie auch
Heyne zum Apollodorus (p. 25. 33) die Quellen aufge-
zählt haben, so will ich mich begnügen , durch Erinne-
rung an die Hauptschriftsteller gleich anfangs einen Be-
griff von dem weiten Gebiete dieser Religionen zu geben.
Sie hingen mit den ältesten Griechischen Colonien zu-
sammen und mit der Gründung Griechischer Cultur
durch Getreidebau und feste Wohnsitze. Wer also über
jene Lichtpunkte in der Pelasgischen Vorzeit, über
Creta, Árgos, Dodona, Bóotien, Samothrace und Thra-
cien, wer über die alten Tempel dieser Lànder For-
schusgen anstellte, mufste die Religion der Ceres und
Proserpina jederzeit mit berühren. Wenn wir daher
z. B. oben (1I. Tb. p.303.) bemerhten , dafs in dem alten
Epos Phoronis der ldidischen Gottheiten gedacht war,
so ist damit zugleich gesagt, dafs auch die Religion der
Ceres und Proserpina darin berührt worden. Dasselbe
gilt von allen Werken in Poesie und Prosa, deren Ge-
genstand die Lehre der Cabiren gewesen, Auch in den
Dionysiaden, wie sich von selbst versteht , mufsten beide
Gottheiten eine vorzügliche Stelle einnehmen, und so
kamen sie aus begreiflichen Ursachen auch in den Th®
baiden , in den Herakleen und Theseiden vor, so wie in
allen Werlien der Logographen, worin die Geschichte
der Stammlünder und der Stammhelden abgehandelt war.
Auch die Verfasser eigener Mythenclassen hatten diesen
*) Die Verdienste von Silvestre de Sacy um die neue Ausgabe
dieses Werkes sind von mir schon ófter bemerkt worden,
und werden auch noch im Verfolg bemerkt werden.
Kreis berührt, wie wir z. B. noch aus dem Excerpt des
Antoninus: Liberalis (fab. 24.), aus den Verwandlun-
gen des Nicander und in dem Gedicht gleichen Inhalts
von Ovidius ersehen. | Natürlich gab es auch berühmte
Festgesänge an allen Hauptorten des Ceresdienstes. Man
nannte sie ’Tovkor, Otkot und Anuntoiovkor , Garben-
lieder, wie die'Garbenbinderin Ceres selber 'IovAó hiefs
(Spanheim ad Callimach. Hymn. in Jov. 1. und Cer. 1.).
Ein Beispiel eines solchen Erntefestliedes liegt noch iu
dem Hymnus des Callimachus auf Ceres vor. Von jeher
hatten .sich die grófsesten Dichter in dem Lobe dieser
Gottheit gefallen. . So hatte z. B. der berühmte Lasus
von Hermione in Árgolis einen Hymnus auf die grofse
Güttin seiner Vaterstadt (fuvog eis «zv i» 'Eguiórm An-
pntoa; Athenäus X. 455. C, p. 170 Schweigh,. XIV. 624.
E. p. 263 Schweigh.) gedichtet.
Hein Land aber war an Poemen und prosaischen
Schriften dieses Inhalts reicher als Attica. Schon aus
der vor-homerischen Periode wufste man Lieder anzu-
führen, deren Gegenstand die Gründung der Attischen
Ceresfeier war; wohin besonders der Hymnus des alten
Pamphos gehört, dessen unter andern Pausanias ver-
schiedentlich (I. 39. $. 1. und IX. 31. fin.) gedenkt. Der
Theseiden habe ich schon Erwihnung gethan. Natürlich
gehört auch manches andere Epos bierher, das die At-
tischen Mythen berührt hatte, wie wir z, B. bestimmt
von der Hecale des Callimachus wissen. Auch auf der
Bühne ward die Ceresfabel verherrlicht, wovon uns die
Bruchstüche mehrerer T'ragódien überzeugen. Unter
den Stücken, welche diesem Mythus eigens gewidmet
Waren, ist vorzüglich der Triptolemus des Sophocles
auszuzeichnen !).
1) Ueber dieses Stück s, Fabricii Biblioth. Gr. IL. p. 212 sq.
ed. Harles.
3
^
Aus diesen Gedichten schöpften zum Theil die Ge-
schichtschreiber verschiedener Art und die Verfasser der
Atthiden, wie Pherecydes, Hecatäus, Ister, Philocho-
rus, Androtion; die grofsen Historiker Theopompus,
Ephorus und die Chronihschreiber Apollodorus und an-
dere (wie denn auch die Parische Chronik 7) die Stiftung
des Ceresdienstes in Attica chronologisch bestimmt); die
Periegeten : Polemo, Heljodorus und Andere. Die Ge-
nealogien und Geschichten der alten Priesterfamilien
von Athen beschäftigten gleichfalls den Fleifs mehrerer
Forscher. Das ward auch ein ergiebiger Stoff für die
Geschichtschreiber Thraciens. So hatte z. B. Callisthe-
nes von der Herkunft und Bildung des Eumolpus ge-
handelt 5).
Ganz besonders zogen die Attischen Mysterien
die Aufmerksamkeit der Geschichtschreiber und Philo-
sophen auf sich. Kein Schriftsteller, der über irgend
ein Institut des Geheimdienstes schrieb, konnte wohl
die Thesmophorien und Eleusinien als die berühmntesten
in ihrer Art unberührt lassen. Auch müssen wir nicht
vergessen, dafs die letzteren hüufig eben deswegen vor-
gugsweise pgvoTipie genannt wurden. Mithin Leziehen
sich mehrere unter diesem Titel angefiihrte Schriften be-
stimmt suf diese Attischen Mysterien. So wird z. B. von
dem Scholiasten des Aristophanes in den Vógeln (vs. 1073.)
Melanthius é» TG xepè uvotnoior angeführt, womit doch,
wie sich sogleich ergiebt, dessen Werk zeol vo» £y EAev-
civ. pvsrolov gemeint ist, wie Athenäus (VIT. 325. G.
pag. 198 Schweigh.) es bestimmter anführt. Bei vielen
Citaten läfst sich dies freilich nicht so entscheidend aus-
machen. Neben jenem Meoelanthius wird in derselben
2) Ep. 12. nebst den Zusätzen und Erläuterungsschriften zur
allgem. Welthistorie I. p. £02. zweite Abth.
$) Vossius de Historr. Graece. in dessen Opp. 1V. p.67 sqq.
Stelle des angeführten Scholiasten auch Menander als
Verfasser einer Schrift über die Mysterien genannt, und
‚auch ein Craterus angeführt. Aufserdem kennt man un-
ter den Schrifistellern über die Mysterien einen Hicesius
( Clemens Alexandr. Protrept. pag. 56) und Demetrius
von Shepsis (Ueber ihn s. Diogenes Laert. V. 83. und
daselbst Menage.), ohne nähere Angabe, ob dieselben
sich besonders mit den Attischen Festen beschäftigt
hatten. Dahin gehüren auch einige Autoren, -denen
Werke ep} vcAevó» , über die Weihungen und Entsüh-
nungen, beigelegt werden, wie Stesimbrotus und Nean-
thes von Cyzicus 4) Ueber die Attischen Mysterien
hatte, aufser dem genannten Melanthius, auch Phbilo-
chorus geschrieben 5); und dieselbe Arignote, die Py-
thagoreerin, die wir oben bei der Bacchischen Geheim-
Jehre anführten, hatte auch die Mysterien der Demeter
abgehandelt (Suidas in 'Apiy. T. I. p. 320 Kust. vgl. Eu-
dociae Violar. p. 71.). Dafs es eine Menge Ritualbücher
über diese Gebräuche gegeben habe, ergiebt sich von
selbst. Ein Werk dieser Art von dreitausend Versen ward
einem Eumolpus beigelegt (Suidas in Eg. T. X. qm 897.)
Noch späterhin mufs es eine grofse Anzahl von Büchern
über die Mysterien gegeben haben, wie die Anführungen
von mehreren Schriftstellern, z. B. des Manetho ( Apo-
telesm, II. 197 sqq.), beweisen. Man mufs sie zum Theil
von jenen historischen Schriften sehr unterscheiden.
Denn viele waren gar nicht für das grofse Publicum be-
stimmt (vergl. Galenus de virt. simpl. lib. 7. init.) , und
die Kirchenlehrer (z.B. Theodoretus Therap. serm. VII.
p. 503.) eifern mitunter sehr gegen dieselben.
à) Vergl. Athenäus IX. 376. XIII. 602. c. und daselbst die
Ausleger über die richtige Schreibung dieses Titels, und
über dessen Sinn Siebelis ad Philochori Fragmm. p.103.
5) Suidas in q2ox. und Philochori Fragmm. p. 8.
&
3
Glücklicher Weise besitzen wir, bei dem Verlust
so vieler Quellen, über den Ursprung, Sinn und Geist
dieser Religion nicht nur in den allgemeinen Schriften
def Alten, besonders im Pausanias, sondern auch in
solchen Werken treffliche Hülfsmittel, die sich eizens
mit dem Mythus von der Ceres und Proserpina beschif-
tigen, vof dem Homeridischen Hymnus auf Demeter an
bis zum Claudianus herab, wohin auch einige unter
den Orphischen gehören. Auch die Geschichtschrei-
ber Herodotus, Diodorus und Andere leisten hier gute
Dienste, wie nicht minder die Redner Andocides über
die Mysterien, Isocrates ım Panegyricus und anderwärts,
Aristides in der Panatheniischen Rede und im Eleusinius.
Der Verfolg wird uns Gelegenheit geben , diese Autoren
jeden an seiner Stelle anzuführen. Dort wird sich auch
der Werth des Fundes erproben, den wir hierbei an
dem trefflichen Homerischen Hymnus auf Ce-
res gewonnen haben. Alter und Inhalt machen ihn
gleich wichtig für die Kenntnifs der ülteren Form dieses
Mythus sowohl , als der dahin gehörigen Bildwerke; wie
er derih anter andern als ein wahrer Commentar zu der
Poniatówshi'schen Vase betrachtet werden mufs, wovon
wir auf unsern Tafeln XIIL und XIV. eine Copie bei-
gefügt haben.
$9. a.
Die Pontische Ceres und die Sonnenkinder
von Colchis und Creta.
Die Áttischen Mysterien lehrten, wie oben bemerkt
wurde und im Verfolg bewiesen werden soll, den gros-
sen Satz von Eirem Gotte. Die Vorsteher derselben
müfsten ganz aufgehürt haben, Griechen zu seyn, wenn
sie dies so gelehrt hátten, wie wir, d. h, in einer phi-
losophischen Abstraction , und nach der Wendung, die
J
diese Lehre erst durch das Judenthum und Christenthum
gewinnen konnte, Sie hatten andere Lehrer, und auch
in ihrem hóheren Denken blieben sie doch noch immer
jenen Anschauungen getreu, welche allem Mythus zum
Grunde liegen.” -
Zu Eleusis also, wo Ceres und Proserpina die
höchsten Gegenstände der Verehrung waren, mufste
jenes unter den älteren Griechen so bewundernswürdige
Resultat eben an die hôëhere Erkenntnifs von jenen Gót-
tinnen selber angehnüpft werden. Aus ihrem Seyn und
Wesen mufste die Ueberzeugung hervorgehen, dafs in
ihnen das Eine göttliche Wesen sich selbst darstelle.
Hiermit hängt die Frage zusammen: Was ward den Ein-
geweiheten über jene Demeter. Persephone (denn diese
zwei Wesen löseten sich hier in Eines auf) in diesem
höchsten Begriffe offenbart ? Darauf h*anten wir sofort
antworten: Dieses, daís sie die Matrix aller Gütter
und alier erschaíffenen Dinge sey, oder mit den alten
Philosophen zu reden 9$), der Ort der Götter (7ó-
zog Scór, wie dort die Syrische Atergatis genannt wird).
Allein dafs damit wenig oder nichts.gesagt ist, sieht ein
Jeder. Solange wir nicht erfahren, wie dies geschehen
konnte , ja mufste, und warum gerade diese Tochter des
Kronos und der Rhea mit ihrem Mädchen, d. h. warum
gerade die Ceres und Proserpina der Profanfabel zu die-
ser höchsten Ehre gelangten, so lange sind wir noch
um nichts gefördert. Um daher den Sinn und Geist des
mysteriósen Dogma der Athener zn fassen, um mit den
Jüngern von Eleusis denken oder, wenn man will, phan-
tasiren zu lernen, müssen wir den Weg überblicken,
den jene Lehre bis zu ihnen genommen, und die Stufen
6) Vergl. Simplic. in Aristotel. Auscult, phys. IV. pag. 150
ed. Ald.
-
4
10
zu erforschen suchen, die sie bis dorthin durchlaufen
seyn mag. Dieser Weg möchte uns zunächst nach
Creta führen. Dort ward Demeter dem Jasion ver-
bunden, welchen wir oben mit dem Attischen Heros
Triptolemus vereinigt sahen (s. III. Th. p. 531.). Zwar
gehörte jener ursprünglich der Religion von Samothrace
an. Beide Inseln hatten aber von Alters her manchen
Gottesdienst mit einander gemein. Darum versetzt auch
schon Hesiodus (Theogon. 969.) jene Vermählungsscene
nach Creta :
Siehe, Demeter gebar, die heilige Góttin, den Plutos,
Als mit Jasios sie auf dreimal geackertem Brachfeld
T'raulicher Liebe gepflegt in Kreta's fruchtbarem Eiland.
Mit welchem wetteifernd unser Dichter in den Hómischen
Elegien von derselben Göttin singt:
Als sie dem Jasion einst, dem rüstigen Kónig der Kreter,
Ihres unsterblichen Leib's holdes Verborgene gegónnt,
Da war Kreta beglückt ; das Hochzeitbette der Gétiin
Schwoll von Aehren , und reich drückte den Acker die
Saat.
Hier ist an diesem Mythus nach Homerischer Art die
dufsere Seite auf das schünste ausgebildet. Denn Home-
rus singt (Odyss. V. 125.) ebenfalls:
Als mit Jasion auch die schón gelockte Demeter,
Ihrem Herzen gehorchend , auf dreimal geackertem
Brachfeld
Ruht , in Liebe gesellt; nicht lang! unkundig war dessen
Zeus, der jenen erschlug mit geschleuderter Flamme
des Donners.
WVVie üufserst wenig von ursprünglicher Bedeutung in
dieser poetischen Behandlung übrig geblieben , und wie
der erste Sinn haum eben noch aus einem Zug und Na-
men zü ahnen ist, haben wir oben bemerklich gemacht,
wo wir vom Idäischen Gotte Jasion redeten und vom
À
Samothracisehen Heros und dessen Schwester Harmonia
mit dem Schicksalsbande , wie auch von dem Heilande
Jasion der Athener. Also die besten Dichter sind
nicht gerade die besten Lehrer, wo wir nach dem
Grund und Inhalt der ältesten Religionen fragen. Da-
her sey uns hier, auf unserem Wege, der so unhome-
rische Callimachus willkommen. Dieser hatte in seinem
epischen Gedicht Hecale den Apollo von der Sonne nicht
unterschieden und die Proserpina nicht von der Artemis.
Damit beweiset der Scholiast des Pindarus, wie dieser
Dichter mit Becht die der Proserpina geweihete Insel
Sicilien das Lager der Artemis habe benennen kónnen 7).
— Also vorerst Persephone und Artemis ist
Eine Gottheit. Eine ganz neue Aussicht eröffnet
sich hiermit, eine neue Ordnung und Verbindung von
Begriffen. Aber hüten wir uns, dafs wir nicht etwa
eine selbst ersonnene Hypothese des gelehrten Alexan-
driners für eine alte Lehre nehmen. — Dafür sind wir
sicher. Vorérst wufste auch cin anderer gelehrter Mann
zu Alexandrien , Eratosthenes 5), dafs Orpheus den He-
lios (die Sonne) für den grófsesten Gott gehalten. und
Apollo genannt habe. Also hátten wir schon eine Con-
trole. Noch mehr aber, Aeschylus, der alte Athener
selbst, der von Alexandrinischer Speculation noch nichts
wissen konnte, dieser hatte schon die Artemis eine Toch-
ter der Demeter genannt. Das war gut Aegyptisch
gesprochen (s. oben IT. Th. p. 169.) Nun denken wir
auch an eine andere Genealogie, wonach Persephone
der Artemis Mutter ist. Proserpina, so lautet diese,
erzeugte mit Juppiter die erste Diana, die alsdann
vom Mercurius den ersten Eros gebar (Cicero de N,
7) S. Callimachi Fragmm. p. 432. und daselbst Bentley.
$) 5. Catasterism. 21, p. 19 Schaub,
1}
a2
Deor. IIL. 23.). Hiermit befinden wir uns wieder in der
Lehre des alten Priesters Olen, in jener Lehre von
Oberasien her, die auch von einer Gebärerin des Eros
redete; und unsere Tochter der Persephone, unsere
Artemis ist keine andere, als jene llithyia der alten Asia-
tischen Religionen (s. oben II. Th. p. 118 f£).
Demnach sollte es gerathener scheinen , sofort wie-
der nach Asien und Aegypten zurückzukehren, und dort
die Geburtsstätte unserer Demeter- Persephone aufzu-
suchen. Es wire im Grunde auch kein Irrweg. Da in-
dessen alle diese Fäden, von Samothrace, Oberasien
und Aegypten her, bestimmt in Creta zusammenlaufen,
da uns auch öffentliche uud Geheimlehre nach Creta hin-
weiset — (dort war ja die Kora von Zeus und Demeter
geboren, und dort hatte sie ja mit dem Schlangen - Zeus
den Zagreus hervorgebracht, der ihr als Koros- Jacchus
gerade in den Eleusinien beigesellt ist +); so wählen
wir vorerst Creta zum Standorte, um von dort aus den
Ursprung dieser Religion aus Asien und Aegypten, ihre
Ausbildung in Argos, Dodona und im übrigen Griechen-
land, und zuletzt ihre gänzliche Vollendung unter den
Athenern zu sehen. Athen ist und heifst die Stadt des
Theseus. "Theseus aber hat nicht nur die Proserpina im
finsteren Lande der Molosser besucht, sondern, was uns
hier zunichst angeht, er hat sich auf Creta zwicfach mit
dem Sonnengeschlechte verbunden, dadurch, dafs er
Ariadne geraubt, und sich mit deren Schwester Phädra
vermählt hatte. Vom Aufgang der Sonne aber kommen
mit den Festgarben und mit dem Saamenkorne auch die
Cerealischen Heligionen, so ‘wie mit dem YYeine von
Morgen her die Gebrüuche des Bacchus.
13
$. 3.
Fortsetzun g.
Creta hatte für die Verbindung mit dem, Orient
und mit Aegypten die allerglücklichste Lage, Zwar war
das Anlanden an seine von Windstöfsen beunruhigten
Häfen schwer“); aber desto leichter war das Auslaufen
nach allen Weltgegenden hin (Diodor. 1V. ı7.). Schiffe,
welche aus einem Hafen an Creta’s Ostküste absegelten,
brauchten nach der Versicherung des Strabo (X. p. 475.
Vol. IV. pag. 229 seq. Tzsch.) kaum drei bis vier Tage
und Nächte, um nach Aegypten zu kommen ; und selbst
vom Palus Mäotis her segelten bei günstigem Winde
Lastschiffe in zehn Tagen bis nach Rhodus (Diodor, IIT.
cap. 34.); folglich in nicht viel längerer Zeit bis nach
Creta. Es ist schon aus der Einleitung des Thucydides
behannt, dafs die alten Beherrscher dieser Insel jene
Vortheile zu benutzen verstanden. Dazu verschafften
erzreiche Gebirge und andere natürliche Vorzüge ihren
Bewohnern ein frühes Uebergewicht in jenen Gegenden,
worüber Aristoteles (a.a. O.) sich in politischer Hinsicht
weiter erkhlürt, und Meursius in seinem Creta mehrere
Stellen der Alten gesammelt hat,
Wir wollten mit diesen wenigen Zügen auf den Ein-
flufs aufmerksam machen , den Alles dieses auf die gei-
stige und religióse Cultur der Cretenser haben mufste.
Creta war eine der ersten Niederlassungen Phünicischer
Pflanzer; Creta empfing frühzeitig das Saamenkorn der
Aegyptischen Lehre , und ward dadurch. einer der ersten
Lichtpunkte, wo sich die Fackel entzündete , die die
Finsternifs erleuchtén sollte , womit das Pelasgische Grie-
chenland bedeckt war.
9) Aristotel. de Rep. IL. 10. Eustath. ad Odyss. IIT, p. 128 sq.
Basil. p. 1861 Rom. und Derselbe zum Dionysus Perieget.
vs, 87 sqq. p. 130 sq.
In Betreff der Cerealischen Religion, womit wir es
hier zu thun haban, so war ja, wie bemerkt, gerade
Creta die Geburtsstitte jener Tochter des Schlangengot-
tes Zeus und der Demeter, jener Kora, die den Stier-
gott Zagreus geboren hatte, dessen mythische Geschichte
wir oben erklärt haben. Also jene Insel war ein Haupt-
sitz, wie dcr Bacchischen VWeihen, so auch eines Ge-
heimdienstes von Ceres und Proserpina. Da aber in
diesem letzteren der Raub der Persephone die Haupt-
begebenheit war, so ward auch von alten Dichtern 10)
Creta als der Ort genannt, wo sie vom Hades entführt
worden. Es ist mithin , bei-dem schon bemerkten Zu-
sammenbange Cretischer und Attischer Religion, im
Homerischen Hymnus auf die Ceres kein unbedeuten-
der Zug, wenn diese Güttin (vs. 123.), um ihre Verhül-
lung desto täuschender zu mächen, den Töchtern des
Celeus gerade Creta nennt, woher die Seerüuber sie nach
Attica herüber geschleppt hátten.
Daher mag uns zunächst das Cretische Künigsge-
schlecht zu der näheren Betrachtung jener Gottheiten
führen. Vielleicht, dafs wir gleich dort Angaben finden,
die zur Erkenntnifs dieses Gottesdienstes für wesentlich
zu halten seyn móchten. Der Name Minos oder Minos
der Erste, wie ihn diejenigen nennen, die hierin ge-
nauer entscheiden möchten — dieser Eine Name eröffnet
uns eine vielseitige Aussicht: Vorerst nach Phönicien
und Vorderasien durch seine mythischen Oheime Cad-
mus, Phónix und Cilix; durch den ersten auch nach Sa-
mothrace und Bóotien; sodann durch seine Frau Pasi-
phaë in das Sonnengeschlecht der Colchier, durch seine
nächsten Nachkommen aber hinüber nach Athen und in
dessen altes Hünigshaus; endlich durch seine Mutter Eu-
10) Z.. B. von Bachvlides beim Scholiasten des Hesiod. Theo-
gon. vs. 911. p. 303 ed. Plantin.
15
ropa rückwärts zum Agenor und za den Beliden, Danaus,
Perseus bis zum Herakles herab, und durch denselben
Agenor an den Anfang aller Griechischen Geschichten,
bis zum lnachus hinauf. Hnüpfen wir auf einen Augen-
blick unsern Faden an diese Inachiden an, bis sie uns
weiter führen. Inachus'lochter nach der gemeinen Sage,
nach Apollodorus Tochter des Jasius (des Heilmanns),
ist I9, die als Rub am Nilus mit Zeus den Epaphus zeugt.
So fabelten die Griechen. Diese wufsten auch zu erzäh-
len, dafs dieser Epaphus kein anderer als der Aegypti-
sche Apis sey 1). Es bildeten auch die Hellenen ihre
16 mit Kuhhürnern , gerade wie die Aegyptier ihre Isis 12),
Sie war es auch, d. h. es war in diesem Argolischen
Mythus das Andenken der ersten Pflanzer an die hohen
Landesgótter und ihre irdischen Abbilder in einem Dám-
merscheine erhalten, und abgestrahlt. Halten wir nun
doch gleich den Glauben fest, den der Aegyptier von
seinem Apis hatte. Er ward von einer jungen Kuh ge-
boren, die durch einen Strahl vom Himmel herab ge-
schwüngert worden 1°). Bestimmter nennen andere
Schriftsteller einen. Strahl des Mondes 14). Hierbei
legen wir für die Heroenlehre noch die Zwischenbemer-
kung nieder, die gerade bei diesem Anlals gemacht wird:
die Áegyptier gaben zu, dafs ein Gott eine sterbliche
Frau befruchten känne , nicht aber ein Sterblicher eine
Göttin 15), — Also der Mond erscheint in dieser Apis-
lehreals Erzeuger. Nun wissen wir aber aus den obigen
11) Herodot. IIT. 27. Apollodor. I1. 1. 3.
12) Herodot If. 41. vergl. Philostrat. Vit. Apollon. T. 19.
P. 23. Malelas Chron. p. 31 ed. Oxon. Scholia in Gre-
gorii Nazianz. Carmina p. 50 ed. Gaisford.
13) Herodot. IIf. 28. vergl. oben L. 'I'h. p. 482.
14) Plutarch. de isid. p. 368. C. p. 508 W yttenb.
15) Plutarch. Sympos. p. 718. B.
>
l'
Grundbegriffen des alt- Aegyptischen und Persischen
Systems, dafs der Mond nur giebt, was er empfangen,
und dafs er seine Zeugungskraft nur von der Sonne nimmt
(s. oben II. Th. pag. 8). Diese alten Vorstellungen von
der Sonne als Quelle der Fruchtbarkeit in erster Ord-
nung, vom Monde als dem Empfänger und zweiten Ge-
ber und von der Erde als der zweiten Empfängerin und
Bewahrerin der Keime — diese Vorstellungen wollen
wir gleich im voraus auffrischen, weil sie in den Cerea-
lischen Religionen wieder michtig hervortreten, in denen
ja, um es nur gleich zu sagen, jene geheimnifsvolle Pro-
serpina grofsentheils nichts anders als der Mond
ist, unter den gedachten Beziehungen angeschaut.
Jener Epaphus, um nun mit den fabelnden Griechen
fortzufabeln, erzeugt mit des Nilus Tochtef Memphis
(desselben Namens wie die heilige Stadt des Sonnenbildes
Apis) die Libya, und Libya' wird sodann vom Poseidon
Mutter des Agenor und Belus, und somit Stamm-
mutter der zwei merkwürdigsten Geschlechter ( Apollo-
dor. IL. 1. 4.). Auch hier wollen wir wieder der sicht-
barlich Libyschen Elemente gedenken, die vorzüglich
im Arcadischen Ceresdienste hervortreten, wonach bald
ein Meerrofs, bald eine geheimnifsvolle Tochter Des-
póna (Herrscherin) aus der Umarmung des Poseidon
und der Demeter geboren seyn soll; worin also, wie in
der alten Parsenlehre vom Mithras, neben dem Stier-
symbol auch das Bild des Pferdes hervortritt. Aus des
Aegyptischen B elus Geschlecht steigt nun von Chemmis
her ein Sonnenkind , ein Strahlender (Perses) nach dem
andern, herauf. Vor allen glinzt Perseus und zuletzt
Herakles. Agenors Nachkomme , Minos, wird auch den
Sonnenhindern von Osten her verbunden, und A genor
selber ist mit einer fernhin Leuchtenden verheira-
thet. Seine Ehefrau heifst nàmlich Telephassa, wel-
cher Name nichts anders besagen will, und mit andern
6
*(
Namen ‘ähnlicher Bedeutung ein und die andere Form
gemein hat !°); wie wir um des Folgenden willen gleich
bemerken wollen. — Mit den Kindern der Telephassa
und des Agenor werden wir nun schon an den Dienst
der Cabirischen Ceres näher erinnert. Der älteste
Agenoride Cadmus, um zuvörderst bei diesen mythi-
schen Genealogien stehen zu bleiben, ist der erste Die-
ner dieser grofsen Góttin , und tritt als Gemahl der Har-
monia, deren Bruder Jasion die Ceres mit ihrer Liebe
beglücht (s. oben II. Th. p.353£)) , ins Góttergeschlecht
selbst ein. . Ihn, den heiligen Ministranten, treibt der
an seiner Schwester Europa begangene Raub aus dem
Vaterlande Phônicien. Ihn und seine Matter Telephassa
neben seinem Bruder oder nahen Blutsfreunde Thasus 17)
nehmen die T'hracier gastfreundlich auf; bis nachher der
letztere die von ihm benannte Insel Thasus an Thraciens
Füste anpflanzt , und zugleich ein neues Heiligthum der
Cabirischen Ceres stiftet 18). Den Cadmus führen seine
Schicksale in das Stierland , nach Büotien, wo er Vater
einer zahlreichen Nachkommenschaft, und durch Semele
Ahnherr des neuesten Stiergottes Dionysus
wird. — Die verlorene Schwester Europa war auch
vom Stieré geraubt. Zeus hatte diese Hülle angenom-
men, und wie dort von Semele Dionÿsus, so ward hier
von. Europa aus Zeus Umarmung der grofse Creter
Minos geboren. Dieser sollte in seinem Hause, nicht
minder als Cadmus in dem seinigen, die Geburt eines
recht wunderbaren Sonnenstiers erleben. Doch zuvor
müssen wir auf das Sonnengeschlecht von4Col-
16) Ty éQasoa, Ty\eQdy, Tz £y ; Stephan. Byz. in Aagó. und
OQacco, , vergl. Heyne ad Apollodor, p. 212. ; .
17) Pausan. V. 25, $. T. Scholiast. Euripid. Phoeniss. 56 |
18) Apollodor. III. 1. 1. Conon 37.
IV.
»
18
chis achten, woraus seine Gattin Pasiphag herstammt,
Nach einer Hauptgenealogie ( Apollodor. HE. ‘1. 2.) war
eie des Helius, des 8onnengottes, und der Perseis
Tochter. Diese Perseis war eine der Tóchter des Ocea-
nus, die von den Alten in verschiedener Zahl angege-
ben werden 19). Sie gehört sonach ins Geschlecht de»
Titanen, das an astronomischen Gôüttern und Gôttinnea
reich ist.!. Erinnern wir uns nur an die Nachkommen-
schaft der andern Titanen Côus und Crius. Der erstere
hat die Phóbe (die GlánzendÉ) zur Frau, und zeugt mit
ib» die (Sterneóttin) Ásteria, deren Schwester Leto die
grofsen Lichter des Himmels, den Apollo und die Arte-
mis, zur Welt gebracht hat. Crius ( Koctoc, der Herr-
schende) zeugt mit Eurybia wieder cinen Astráus und
einen. Perses, welcher letztere von des Cóus Tochter
Asteria die Hecate zur Tochter hat. Diese furchtbare
f3áttin. Wird durch.eine Genealogie unmittelbar mit dem
Königsbatse von.Colchis verbunden, indem Aeetes sie
zum.VYeibe ninmt (Diodor. IV. 45.). Doch nach der
älteren Vorstellung des Hesiodus bildete sieh; jene Tafel,
die:wir.oben (IL Th, p. 148.) zum Behuf der Apolliai-
éohen :Religionen skizzirt-baben. Hier schen wir aus der
Ehe.des; litanen.Hyperion mit der Thia den Helios,
die! Selene:und Kos: geboren. Der erstere erzeugt
mit der)Tochter des Oceanus und der Tethys Perseis
die. Kirbe -( Circe ) und den/König von Colchis Aeetes.
Dies ersalien wir schon oben (a.a. O:) aus der Hesiodei-
sche 'libeogonie,. Hier erfordert es unser Zweck ‚dies
ses Colchische Haus auch nach Pherocydes ; dem Apolfo-
dorus (I. 9. 1.) folgt, und nach den älteren Quellen 2?)
19) Hesiodus Théogon. 346-— 356. Apollodor. I. 2. 2.
20)Z. B. Dionysius von Milet;'s. Eüdocia im Violar.
pag. 261.
19
darzustellen, die Diodorus (IV. 45.) befragt-hatte. Nach
dem ersteren bildet sich folgende Tafel :
Helios (Sonne) Perseis
2 € ccce y -
Idya_ Aeetes, Perses, Circe, Pasiphad
Gattin des Mi-
Te Np nos von Creta;
Medea, Apsyrtus.
Nach Diedorus (a. a. O.) entsteht, um bei dem für uns
Wesentlichen stehen zu bleiben , diese, Reihe :
Helios
ee
Hecate, _ Aeetes Perses
des Perses '
"Tochter
Circe (Kipzn), Medea, (Mndeic), Aegıaleus (Alyıalebe).
Hieran knüpfen wir folgende vorbereitende Betrachtun-
tungen: Es dringtsich zuvórderst einem Jeden von selbst
die Bemerkung auf, wie oft in den Geschlechtsregistern
der sieben Titanen und threr Schwestern, aufser andern
Namen, die an die glinzenden Himmelshórper erinnern,
auch der Name Perses und Perseis vorkommt. Hal-
ten wir doch gleich im voraus die obige Bemerhung
fest, dafs Pars, Pares der Helle und Reine uiid Per-
sis das Land des Lichtes ist; noch mehr aber, dafs
der befruchtende Sonnengott jener Lichireligion,
Mithras, so wie sein Priester, Ilépons, Perses, und
der Gott selbst auch wieder mit verinderter Endung
Persidieus hiefs (s. oben I. Th. pag. 743 £). (Verbinden
wir damit die zweite Erinnerung: an Perseus und an die
Persiden von Oberigypten her. Môgen wir auch nach-
her bei den zahlreichen Spuren, dafs Persephone
gleichfalls aus diesem doppelten Persidenlande abstammt,
deswegen nicht gleich positiv ihren Namen: daher lei-
20
ten, so kann uns diese Betrachtung der gedachten Na-
men doch wenigstens vor der zu willfáhrigen Annahme
ungegründeter und zum Theil sehr gezwungener Etymo-
logien bewahren. Also vor allen Dingen dürfen wir die
Artemis-Persephone des Aeschylus nicht aus den
Augen verlieren, und nie den Ursprung ihrer Heligion
aus dem alten Lichtdienste Oberasiens und aus dem Pla-
netendienste Aegyptens und Samothraciens vergessen.
Diese Lichtbegriffe laufen nun durch das ganze Ge-
schlecht der Colchier fort. Die Mutter des Ahnherrn
Thia (Ozío) wurde, wie der Ánfang der fünften Isthmi-
schen Ode des Pindarus vermuthen làáfst, schon in alten
Kosmogonien als Quell alles Lichtes gedacht, dgher sind
auch Perseis (die Helle) und Sonne, Mond und Morgen-
rüthe ihre Kinder; und das Geschlecht des Sol hat auf
Erden seine Reprásentanten in dem Colchischen Hónigs-
bause. Warum gerade dort? Weil dem fabelnden Grie-
chen lange Zeit jener Winkel des Pontus , wo es herrsch-
te, das áufserste Ostland war ?f) Dorthin hatte daher
auch der Jonier Mimnermus das Lager der Sonne ver-
legt, ‚mehrerer andern Mythen nicht zu gedenken 22),
Und auch durch die Colchische Geschlechtstafel zeigen
sich fortdauernd Spuren jenes Dualismus, der sich in
die ültesten Parsenlehren verliert, und in dev Cabiri-
schen Religion, wie in den übrigen Theogonien der Grie-
chen leise durchschimmert. Ich meine jene Zweiheit,
wonach entweder ein Paar von Wesen sich als
Gegensatz gegenüber steht, besonders unter der
Hauptanschauung von Licht und Finsternifs, wie
z. D. Asteria ihrer Schwester Leto, die Sternengóttin
der Nacht, gegenüber steht; oder dafs ein und das-
21) Apollon. Argonaut. 1I. 1264. ibiq. Scholiast,
22) Vergl. Wesseling Observatt. I. 22. p. $8 sq.
21
selbe Wesen in verschiedenen Perioden sei-
nes Daseyns sich selbst entgegengesetzt
wird, vom Lichte zum Schatten sich wan-
delt, und vom Schatten zum Lichte zurück-
kehrt, wie Mithras der erhöhete und erniedrigte, der
helle und der finstere, wie Dschemschid der strahlende
Held, dessen Hand geschwärzt wird, und der die Toch-
ter des Nachtflirsten heirathet, wie Herakles entwürdigt
im Hause der Omphale oder der rasende, schrechliche
Herakles. | An die Sterne und Planeten knüpft jene
Lichtlehre das Geschich. Daher jener astrologische Zau-
ber in jenen Religionen. Daher auch hieraus der Gegen-
satz des Linken und des Rechten, des Bindens
und des Lösens; Begriffe, die wir oben in der Idäi-
schen Religion angetroffen haben, die wir sogleich in
der magischen Sonnenfamilie von Colchis und auch in
den Cerealischen Culten nachweisen werden,
§. 4
Fortsetzung.
Hier in Colchis haben wir gleich einen Erdmann,
einen Adam, neben dem Lichtmenschen, und gleich
jenen Dualismus in seiner gedoppelten Gestalt. Aee-
tes (Aline) ist ja der Mann dor Erde, von Aix, Erde,
wie auch Stadt und Land , das er beherrschte , ursprüng-
lich hiefs 23). Sein Bruder ist Perses (Ilégonc), der
Lichtsohn, aber auch der Verderber. Und hier.
mit haben wir den Gegensatz zweiter Art, den in der-
selben Person. In heiner mythischen Genealogie
tritt. diese Duplicitàt der Sonnen- und Mondwesen deut-
licher hervor, als hier. Bemerken wir nur vorerst von
diesem Perses, dafs er die furchtbare Hecate, die
23) Herodot, T, 2. Heyne ad Apolledor. p. 85.
22
schreckhafte und zauberische Lärmgöttin der Nacht, zur.
Tochter hat. Sie ist Exávz, die weithintreffende und
fernwirkende. Sie findet Giftkráuter und erfindet Gift-
tránhe. Sie huldigt der Artemis , der leuchtenden Mond-.
góttin ,"und stiftet ihr einen Altar; aber die anlandenden
Fremdlinge müssen als blutige Opfer fallen (Diodor. IV.
45.). Sie ist also ein Plagegeist, wie jene Sybaris oder
Lamia, die so viele Jünglinge hinopferte (s. oben III Th.
p. 24f) Warum jener weibliche, Dämen Sybaris hiefs,
wissen wir nicht; aber das wissen wir, dafs, nachdem
er als VYasser zerronnen war, eine Stadt von ihm den
Namen Syharis erhielt (s. oben a. a. 0). Auch Aea,
die Erdstadt der Colchier, hiels Sybaris: (Diodor. IV.
48.). Was Bochart über diesen Namen vermuthet, hat
Wesseling zum Diodorus (a. a. O.) mit Hecht a!s un-
statthaft verworfen, Liegt vielleicht der Begriff einer
Stadt der rollenden und glänzenden Sterne
dàrin? Svidas wenigstens (in ovßapıdeay) erinnert an
das Stammwort otopas und das daher geleitete 0vßap0s,
Alles mit dem Begriffe der schnellen Bewegung
und der stolzen Pracht. So hätten wir also an der
Erdstadt von Colchis zugleich eine magische und präch-
tige Planctenstadt , eine Zauberstadt, wie dort die schwel-
gerische Sybaris der Italischen Locrer von einem Zau-
bergeiste und seinem Gewässer genannt-seyn sollte. Auf
jeden Fall haben wir an den Bewohnern der ersteren ein
Zaubergeschlecht. Unter den Hindern des Aectes,
des Erdmannes, wird nua. zuerst Circe (Kipxn) ge-
nannt. Das ist die Frau des magischen Ringes, denn
xipxoc, wie die Dorerstattzpíxoc sagten, hicls ein Ring 24),
Davon hommt jenes zauberische xogixoaOigv, wie die
Griechen das zirhelfürmige Ineinanderfügen der Finger
24) Gregorius Corinth. und daselbst Koen. p. 165. p. 360 seq.
ed. Schäfer,
A:
nannten 25), Als Erxzauberin kannte sie schon Hómerus
aus den Schiffersagen der Phônicier aus der Westwelt 26),
Dort kann nur des Hermes Rath und das Wunderliraut
Moly den Ulysses vor dem Schicksal seiner Gefihrten be-
wahren (Odyss. X. 303 sqq.). Dort lockt sie die Unglück-‘
lichen durch das Uebermaafs sinnlicher Lust, um sie in
Thiere Zu verwandeln, in Schweine, wie die Ulysses-
gefährten , in Spechte , wie den Picus. Aber sie weifs
auch die T'odespforte zu erôffnen, und nach einer Sage
hatte sie den Odysseus gar vom Tode wieder erwecht
(Tzetz. ad Lycophron. 805.). Aehnlich erscheint sie in
der Ostwelt und in der Vaterstadt. War diese Stadt
etwa auch eine üppige Sybaris im Morgenlande, wie jene
im Westen von der bisen Jungfrau benannte Sybaris?
— Genug, im Colchischen Mythus ist Circe auch eine
bóse Jungfrau, die -civzig auf Verderben sinnt, und
ihre Mrüuterkunde zu Vergiftungen anwendet. Ihr ge-
genüber steht nach ursprünglicher Sage (Diodor. IV.
48. Medea. Sie ist auch der Kräuter hundig, aber sie
sucht nur Heilkräuter . und rettet die von der bósen.
Schwester vergifteten Gáste (Digdor: a. a. O.). Darum
wird sie auch in der Folge dem Jason, dem Heil-
manne von Jolcus, vermahlt; bis auch sie sich endlich
25) Hesych. Tf. p. 348. und daselbst Alberti, Ulysses hat von
der Circe das Knuüpfen des künstlichen Kaotens gelernt
(Odyss. VIIL. 418.). Dieser Circeische Knoten war zum
Sprichwort geworden; s. Eustathius zu der a. St. p: 319
Basil. , der noch bemerkt , dafs Homerus die Circe als ein.
erfindungsreiches Wesen darstelle ; 69sv, setzt er binzu,'
xai bibackalo, moivíAou darpoÿ 7 romdéQeour yivarar"Odue-,
su. Bemerkenswerth ist aber besonders auch die leise
anspielende Stelle Odyss. X. 570 sqq.
26) S. Schol. Apollon. Rhod. ad II. vs. 400. vergl. jezt mit
den Scbol. Paris. ad Apollon. Rhod. p. 160 Schaef, von
den zwei Circen, ia der Ost- und W est welt.-
2%
2
verfinstert, und sich selber untreu in bitterer Rache zur
Verderberin wird. — Der Bruder dieser beiden Monds-
jungfrauen und Zauberinnen ist der Ufermann Aegia-
leus (Aiyiakeés), der Mann an der Meeresküste, da-
mit wir ja den Oceanus nicht vergessen als den Vater
aller dieser Wesen und das Meer, aus dessen dunkelem
Grunde mit Sonne und Mond alle Wesen hervorgehen,
— Ueber Medea's weitere Geschichte würe noch Vieles
zu sagen. Einiges werden wir unten bei ihrer Muhme
Pasiphaë nachtragen. Hier gedenken wir nur, dafs sie
mit Jason einen Mermerus (Mépuepor), einen auf Ver-
derben sinnenden Krieger, und einen Pheres ( Dépnta)
zeuget ?7); welcher letztere Name wieder an einen Na-
men der Gottheiten erinnert, mit denen wir es hier zu
thun haben. — In Allem aber sehen wir auch hier
wieder jenen dualistischen Gegensatz aus alter Sabäer-
lehre: der Sonnenmann Perses stürzt den Erdmann
Aeetes vom Throne (Apollodor. I. 9. fin.). Des letzte-
ren nimmt sich die T'ochter Medea wieder an. Sie ist
die gutc, die gerechte noch; sic lóset den Zauber, den
die bóse Schwester hnüpft, sie macht die verschränkten
Hände der Nestelknüpferin Circe aus einander fahren,
damit das magisch Gebundene sich löse, so wie dort die
kluge Galinthias die verschränkten. Hände der llithyia
und der Mören löset, damit der Sonnensohn Herakles
geboren werde (s. oben II. Th. p. 243 f.). — Also auch
hier wieder Satz und Gegensatz und eine Rechte ne-
ben der Linken, wie in dem Planetensysteme der Idàer!
(s. oben 1I. Th. p. 303.). — So bewährte sich die Heil-
frau Medea als eine üchte Tochter der Idyia ('Iàvia) d.i.
der Hundigen, denn diese war nach der allgemeineren
Sage ihre Mutter (Hygin. und daselbst Muncker a. a. O.).
97) Hygin. fab. 25. p. 73. und daselbst Muncker,
25
— Als eine solche HKundige stellt sich dort in dem schó-
nen Homerischen Hymnus (in Cer. vers. 227.) Deme-
ter selbst. der Gattin des Celeus dar, in dessen Haus
sie als VVürterin aufgenommen wird. Sie verstehe, sagt
sie, durch Amulete den Zauber zu entfernen , und schid-
licher. Kräuter Wirkung durch die Kraft der heilenden
Pflanzen abzutreiben. So schimmert also auch in diesem
Gesang jene alte Vorstellung noch hindurch, die allen
jenen Mondsgottheiten, und mitbin auch der Ce-
res-Proserpina zum Grunde liegt, ohne deren Er-
ürterung das VVesen dieser grofsen Attischen Gôttinnen
gar nicht erkennbar ist. — Die Verbreitung dieser Ideen
ist durch die Phönicische Colonie in Böotien geschehen.
Davon überzeugt uns die Verehrung jener Ino-Leu-
cothea, welche in Bóotien wie in Colchis einheimisch
war.
Dort im Colchierlande, erzáhlt Strabo (XI. 17. pag.
403 Tzsch.), ist der Leucoihea Tempel,, den Phrixus
gestiftet, dort ist auch sein. Orakel, wobei man keinen
Widder opfert. Bleiben wir einen Augenblick dabei
stehen. Widder zu opfern war auch in der Aegyptischen
Thebais verboten, aufser am Feste des Ammon. Das
hing mit dem Widdergotte, mit dem Gott im Frühlings-
zeichen, zusammen (Herodot. II. 42.). Ganz dieselben
Begriffe müssen wir in der Colchischen Religion voraus-
setzen, Ich weifs zwar wohl, was noch neuerlich über
die VVidderfelle in Colchis und über das goldene Vlies
vermuthet worden, wonach das Gold der Colchischen
Flüsse in VVidderfellen gewonnen worden; auch ist mir
nicht unbekannt, was früher Bochart aus blofser Wort-
ühnlichkeit herauszudeuten versucht hatte. Das jenes
Küstenland mit seinen edlen Metallen frühzeitig die Han-
del treibenden Phönicier und dann die Griechen gelockt
hat, wer wird dies leugnen wollen? Aber dafs jene
Symbole einen andern Ursprung haben, einen Ursprung
aC
aus alter Sonnenlehre Aegyptens, das ist eben so gewifs.
Dieses von Sonnenkhindern beherrschte Colchis war ja
ein zweites Aegypten, wie es bei den Alten aus-
drücllich heifst. Nicht blos eine bestimmte Sage machte
die Colchier zu Colonisten der Aegyptier, sondern deut-
liche Anzeigen sprachen dafür: die schwarze Mautfarbe
und das Wollhaar seiner Bewohner, dié bei ihnen üb-
liche Beschneidung, ja die ganze Lebensart und Sprache
wollte wenigstens Herodotus ganz übereinstimmend fin-
den, und mehrere andere Schriftsteller stimmten ihm
bei, z. B. Apollonius Rhod. (IV. 279. und daselbst der
Scholiast), Diodorus (I. 55. und daselbst Wesseling);
nur über die Zeit der Aegyptischen Niederlassung dort
war man uneinig. Es sind zur Bestiütigung dieses Satzes
noth mehrere andere Gründe beigebracht worden, wo-
von ich nur den Namen des Colchischen Flusses Isis
("10::) aushebe , den Plinius (H. N. VI. 4.) und Andere
anführen ?5). Hiernach hätte also Colchis auch seinen
Flufs der Fülle gehabt, den Flufs der grofsen Landes-
mutter Isis ("Ioıs), den Himmelsflufs, den Mondsflu(s,
28) Vergl, Is. Vossius zum Scylax pag. 78. wo auch "Icre zu
lesen ist. Dagegen hat neulich Ritter ( Vorhalle Europ.
Vólkergesch. Cap. I. und 11.) die Angaben Herodots und
Anderer, überhaupt die ältere Vorstellung von den Coi-
chiern als einer Aegyptischen Colonie, zu widerlegen,
und die Herkunft der Colchier in [ndien unmittelbar, aus
dem. ältesten Sitze der Cultur in Asien (p. 49.) abzuleiten
gesucht. Eben daher sollten sie auch jeneu Wassercul-
tus erhalten haben. Da die Beschriinktheit des Rauntes
mir verbietet, in diesen wichtigen Punkt, aus dem ius-
besondere auch für die alte Geschichte viele fruchtbare
Resultate hervorgehen werden, genauer einzugehen, so
mufs ich meine Leser bitten, den angeführten Capiteln
der Ritterschen Schrift, ein genaueres Studium zu
widmen.
+
^
=}
und welche Bedeutungen man dem Aegyptischen .Nilus
geben mochte, Doch war dem Colchier , wie es scheint,
Phasis der Flufs der Flüsse, der ja der Strom, das
VVasser, vorzugsweise beifst, wie Bochart (Geogr,
sacr, pag. 209.) aus dem Syrischen zu erweisen gesucht
hat. Um dergleichen Begriffe ist es uns hier eigentlich
zuthun, mag es auch mit der Aegyptischen Pílanzung
sich verhalten wie es wolle: alten Wasserdienst bat
ten die Colchier und alte Seegottheiten, Mondsgott-
heiten zumal, die zugleich dem Gewässer an ihrer
Küste angehörten; mit Einem Worte, sie hatten gerade
so eine Isis, wie sie dort der Aegyptier an seiner Hüste
unter dem Namen Pharia verehrte, und wie wir sie als
Ceres Cabiria, Ceres mit Fruchthorn und Ruder, als
Ceres- Fortuna in den Samothracischen Religionen ge-
funden haben. Davon können uns sofort die Mythen und
Festgebräuche der Ino-Leucothea überzeugen, de-
ren Dienst in Colchis so eben bemerkt worden.
Sie heifst Leucothea. Das mufs sogleich an die Ár-
temis Leucophryne erinnern, die wir dort zu Magnesia
am Miander gefunden (s. oben II. Th. p. 190 1f). Ueber
Colchis aber hat ein Hauptzug des gesammtep Monds-
dienstes oder des Artemiscultus seinen Weg genommen.
Albunea, die weifse Göttin, oder Matuta, Mor-
gengóttin, nannte jene Leucothea der Hümer 29),
29) Cicero de N. D. IIL. 19. Ovid. Fast. VI. 545. | Ich habe
über diese Leucothea zu einer andern Stelle des Ci-
cero (de N. D. III. 15. pag. 547 seq.) Einiges bemerkt,
und insbesondere an die Stelle des Nonnus Dionyss. X.
19 $qq. erinnert, wo der Name der Leucothea daher ab-
geleitet wird, dafs sie (als Meergóttin) den Staub der
weifsen schüumenden Meeresfláche durchschneidet —
Aavnod Tadforo ÜÓuzuyyouca wovínv —. Man vergleiche
überdies noch der Symbolik 1I. Th. p. 975. und III. Th.
p. 1C7
2
Jl.
Dadurch wird sie zugleich zur Morgenröthe‘, aus der die
Schiffer das Wetter prophezeien , und biermit ist schon
die Doppelnatur von Heil und Verderben gegeben. Als
rettende Schiffgóttin erscheint sie schon beim: Homerus,
wo sie an der Küste von Phäacia
— mit Erbarmen den irrenden Dulder Odysseus
siehet, den mit Wind und Wellen vergeblich kámpfen-
den Odysseus, und ihm den rettenden Zauberschleier
darreicht (Odyss. V. vs. 339 fE), welchen wir als ein
altes Amulet der Samothráeischen Initiirten kennen ge-
lernt haben (s. oben II. Th. pag. 357.). Hier wollen wir
gleich bemerken, das war dieselbe Insel , die man auch
das Sicheleiland (Apezávz) nannte. Dort sollte He-
phästus der Ceres die Sichel gegeben haben, womit sie
die Titanen das Getreide máühem lehrte; darauf hatte die
Gôttin die Sichel am Meeresufer verborgen, bis die ein-
brechende Fluth die Gestalt dec. ganzen Insel sichelfór-
mig bildete 50). Um von der Zaubersichel zu schweigen,
sehen wir doch hier schon wieder die Erdgöttin, die
Geberin der Saaten, mit dem Meere in Beziehung, ge-
bracht, d. h. tellurische Kräfte mit der Gewalt der Mee-
resfluthen. Ceres heifst Chthonia, und wirkt aus der
Tiefe; was also in dem Abgrunde der Erde wirkt, ist
ihr freundlich oder feindlich verbunden. Das einemal
erscheint sie mächtig auch über die Wellen des Mecres.
Da ist sie die Ceres mit dem Ruder, da werden ihr die
Schiffergôtter, die Dioscuren zugesellt, ihr der Träge-
rin des Aehrenlranzes, wie auf unserer Münze von Tha-
sus (Tab. IL nr. 4.). Das anderemal überwältigt Posei-
don, der Gott des Mittelmeeres, als mächtiges Rofs die
fliehende Góttin.. Da ergrimmtsie anfangs und wird zur
$0) Scholiast. Apollon, IV. 984, Etymolog. m. in Agrrav. und
Tzetz. ad Lycophr. 869.
25
29
Ceres-Erinnys. Doch versóhnt sie sich wieder, und nun
erzeugt sie entweder das dunkele Meerrofs, oder ‘die
finstere , furchtbare Tochtev, die Herrscherin ( Despó-
na). Dort in jenem alten Pháacischen Mythus sehen wir
die Titanen ven ihr lernen, d. h. wir sehen die Elemente
nach ihrem Willen gefügt, und nun bildet auch das am
Leibe der Erde nagende Meer die Gestalt des Eilandes
nach der Sichel der Demeter, d. h. Erdkraft und Mee-
reskraft sind in harmonischer Wirkung. — Diese Vor-
stellungen treten im Arcadischen Mythus besonders deut-
lich hervor, und sind die Grundlage des Begriffs der
Cabirischen Ceres, welche Cadmus, der Leuco-
thea Vater, nach Bóotien verpflanzte, die also aus der
Pontischen Religion über Samothrace durch Phünicische
Pflanzer.nach Bóotien gebracht wurde. Hier hatte die
Cabirische Ceres einen sehr geheimniísvollen Dienst und
einen den Ungeweiheten sorgfáltig verschlossenen Tem-
pel (s. oben IL Th. p. 349. 357 £). — Ino also, Cadmus
Tochter, ist als Leucothea die grófseste Retterin, der
Menschen. So heifst sie bestimmt in dem ihr gewidme-
ten Orphischen Hymnus (LXXI1V. [73.] 4). Sieistauch
die hülfreiche Amme des Bacchuskindes (ebendas. vs.2.).
Es ist nicht zu übersehen, dafs Ino gerade zur Amme
gewählt wird. Auch hierin ist sie der Ceres verwandt,
die als Kovpovpódoc bestimmt vorkommen wird, und als
Hindeswürterin in das Haus des Eleusinischen Königs
Celeus eintritt. Auch Proserpina werden wir weiterhin
als Amme und Mutter (pain) gepriesen finden. Weil
Ino zugleich Seegóttin war, so vermittelte der Bacchi-
sche Mythus dieses durch die Geschichte der Raserei ihe
res Gemahls Athamas, die sie nóthigt, mit ihrem Sohne
Melicertes (dem Stadtkünig) in den Meereswellen
Schutz zu suchen. — Aber vor ihrer eigenen Wuth
müssen sich Phrixus und Helle über das Meer flüchten,
die Kinder ihres Mannes Athamas mit der Nephele (der
$^
Wolke). — Auch hier gebieten üns solche alte Namen,
indem Hreise alter Physik zu bleiben. Da wird Ino-
Leucothea zur bósen Stiefmutter, die den Phrixus und
die Helle ("EAAz) morden will (Apollodor. I gq. 1.).
Dafs hierbei atmosphiirische Erscheinungen angedeutet
Bind, zeigt schon der Name Melle, der, wie unten sich
ergeben wird, unter die Mondsnamen gehört, noch mehr
aber der bemerkenswerthe Zug, dafsIno, um Noth über
das Land zu bringen, das Saatkorn dürret. — Mithin
auch hier wieder ein Dualismus, eine hassende, anfein-
dende, verfolgende Leucothea,: eine Stiefmutter des
Wolkengeschlechts. Aber auch hier nimmt jener
Gegensatz eine andere Wendung: der Stiefmutter wird
eine Stiefmutter gegenüber gestellt, oder ein Kebs-
weib, denn beides will der Name der hier genannten
Antiphera ('Avvujéoa) sagen. Athamas, erzäblte der
Büotische Mythus, hatte eine Aetolische Magd, An-
tiphera: Er liebte sie, und -die Eifersucht darüber
machte die Ino rasénd. Daher ward zu Chironea der
Gebrauch herrschend, dafs der Kiister am Feste der Leu-
cothea vor ihrer Capelle mit der, Peitsche stand , und die
Worte ausrief: «Hein Knecht trete ein, keine Magd,
kein Aetolier, keine Aetolierin». Damit hing vielleicht
die Sitte zusammen, dafs die Rómischen Matroneg am
Feste der Matuta alle Mágde aus dem Tempel ausschlos-
sen, und nur Eine mitbrachten, der sie Ohrfeigen ga-
ben 31). — Auch hier ist wieder der Name von Bedeu-
tung. ’Avtimdou (so sagten die Syracusier statt 'Avvi-
$éon) heifst Eifersucht, Zwiespalt, Hafs, Stiefmutter
und Hebsweib 3?) — So ist hiermit der Widerstreit
34) Plutarch. Quaest. Rom. p. 267. p. 94 sq. Wyttenb.
"32y Etymolog. m. in 'AvriQrja , vergl, Hesych. Tom. I. p. 405
Alberti
< ~
CU
21
physischer Hräfte durch ein leibhaftiges Hebsweib perse-
nificirt, mochte auch, wie wir nicht in Abrede stellen,
eine. alte Hausgeschichte der Thebanischen Hóniginneh
mit Anlafs gegeben haben; — die Hauptideen selbst:
Frau und Nebenfrau, Mutter und Stiefmutter , Liébe
und Hafs, Fluch und Segen, gehóren gleichwohl: jeneh
physischen Mythen von dem Zwist und von der Freund-
schaft an , welche ein Hauptcapitel der Samothraeischen
Lehre bilden. east 4 AGB.
PerseusundPersephoneunddér Ceresdienst
/in Argoelis and in Votrdérasien, + 37
$e fu eon Lieb
So kommen von dem Hochgebirge, über, Golchis
Sonnenkinder in' Schaaren ‚und Mondsfranen: darunter,
bald zum Heile der Vôlker, bald als grundverderbliche
bose Hexen. Eine buhlerische Hexe hat Minos (der Er-
ste oder Zweite — der Mythus macht nicht viel aus sol.
chen Unterschieden ) an ‚Seiner ‚eigenen Frau Pasiphaë,
Ehe wir mit ihr in die Herakleen zurückgehen ) und dig
Theseide verfolgen ,. führt uns ein älterer Sonnensohn
zunächst nach Rhodus und Vorderasien hinüber. Wir
werden aber bald gewahr, dafs auch er aus dem hohen
Asien stammt und von mütterlicher Seite her aus Ober-
ägypten. Es ist Perseus der Danaide. Auf ihn mals
in den Cerealischen Begriffen durchaus geachtet werden,
und sollte es auch blos deswegen seyn , weil die älteste
Cétesfeier der Griechen — die der "T'iesmophórien —
von seinen Vorfahren gestiftet ist. Wenn Pherecydes
nimlich und Antiochus 3%) nach Attischer Vollssage von.
Ogyges uud seiner Frau das Aegyptische Thebe bauen
und die Isismysterien einführen lassen, so behauptet da-
33) ap. Scholiast. mscr..Aristid. ad p..485.Jebb. . | .:
gegen Herodotus (IL. 171.) : die Töchter des Da-
naus hätten die Thesmophorien aus Aegyp-
ten gebracht, hätten die Frauen der Pelasger darin
unterrichtet, und als das Geheimnifs durch den Dori.
schen Einfall nachher anderwärts verloren gegangen,
hätten es die Arcadier erhalten und aufs neue fortge-
pflanzt. Hiernach ginge die Verpflanzung des Ceres-
dienstes unter die Griechen ins Jahr 1500 vor Chr. Geb.
zurück (Marmor. Oxon. Epoch. 9.). ' Es ist dies also einer
von den Streitpunkten, die zwischen den Athenern und
Argivern zur Sprache kamen. ‚Ein jedes von diesen
beiden Vólkern wollte das àálteste seyn, jedes wollte zu-
erst die guten. Gaben, von den Güttern empfangen ha-
ben 34), Der gelehrte Plutarchus pfílichtet dem Vater
der Historie bei (de Isid. p. 357. C. p. 464 Wyttenb.).
Die Argiver hingegen steiften sich darauf, dafs der He-
ros Argus den VVeizenbau aus Libyen nach Argolis
verpflanzt, und zum ewigen Gedáchtnifs der Libyschen
Ceres daselbst cinen Tempel gestiftet habe 35). — Was
nun älter sey, die Attische Gerste oder der Argolische
Weizen, bleibe dahin gestellt — auf jeden Fall mufs
der Sonnenheld von Argos, Perseus, diese Religion auf-
klären können. Er hatte Libyen vorzüglich zum Schau-
platz seiner Thaten gewählt‘, und die Gottheiten dieses
pr
' 84) Pausanias Attica cap. 14. p. 34.
85) S. das Fragment des Polemo (ap. Scholiast. mscr. Ari-
| stid. ad p. 188 Jebb.), wo in dem mir mitgetheilten Exema
"^ plar Wyttenbach richtig verbessert hat: di nai Aypuy-
= Trpoc A:cBUcowvs (statt Axpojrgtos ArBlors) lsçèy lOguces 8v
TP "Acys u. s. w. Nach Pausanias (a; a: O.) hatte Pe ~
lasgus die Ceres zuerst in Argos aufgenommen, und
von dort war der heilige Dienst nach Attica gekommen.
Auf die Pelasgische Priesterzeit weiset also die Geschichte
dieses Cultus. allenthalben zurück; ^: '-
52
«2
Landes gingen ihn nahe an. Er wird im Minerventempel
auf Seriphos erzogen, so wie seine Vormütter, die Da-
naiden, der Minerva zu Lindos auf Hhodus, auf der
Sonneninsel, einen Tempel gebaut hatten 36. Vir
hónnten nun gleich an dieser Carischen Küste bleiben —
sie eignete ja dem Cretischen Minos von Alters
her 37); und wenn Cilix Oheim dieses Konigs hiefs, so
führen auch die Fufstapfen des Perseus nach der Huf-
stadt Tarsus in Cilicien hinüber. Doch zuvor wollen
wir, unserer Gewohnheit nach, in Oberdgypten und
Oberasien seine Fufstapfen verfolgen. Im ersten
Lande, dort zu Chemmis, wo auch Hermes, Osiris,
Pan und Isis einheimisch waren, dort làfst Perseus sei-.
nen Schuh zum Zeichen des Segens zuweilen im Tempel
zurück. Von dort her war auch das Saatfest der Thes-
mophorien zu den Griechen gehommen ; von dort auch
Danaus und Lynceus. Diese Stadt soll Perseus auch
selbst, von seiner Mutter Danaé belehrt, als den Stamm-
ort seines Geschlechts erkannt haben, als er nach Libyen.
gegen die Gorgonen zog. Dort hat er auch seinen Tem-
pel, und die Chemmiter, auch in andern Stücken den
Griechen áhnlich, verehrten ihn wie diese als Heros, und
feierten ihm gymnische Spiele ?5). Also Perseus, der
Heros, ziehet zum Hampfe gegen Ungeheuer aus, und
man feiert ibm Hampfspiele. Bemerken wir gleich zu
Anfang diesen Satz wieder, der durch den ganzen Ceres-
dienst vorherrscht, den Satz vom Hrieg und Streit,
vom Ringen und Kimpfen, und Spiele zur .Ver-
sinnlichung dieses Zwiespalts gestiftet.
36) Strabo lib. XIV. p. 967. C. 'T'om. V. p. 608 Tzsch. cf.
Herodot. II. 182.
37) Herodot. I. 171. Aelian. H..A. XII. 30.
38) Herodot. II. 91. S. oben I. 'Th. p. 329 f. vergl. p. 743.
471. und II. Th. p. 204.
IV
3%
2
Aber in Absicht anf Perseus selber thun die Ober-
asiaten Einspruch, Auch sie wollen ihn zu ihrem Lands-
manne haben. Die Anführer der Dorer, so lautet diese
andere Genealogie, seyen, nach der Griechen Bericht,
von der Danaé an gerechnet Aegyptier, nach Aus-
sage der Perser sey Perseus selbst Assyrer, und
Grieche erst geworden, aber nicht seine Vorfahren.
Auch gingen des Acrisius Vorültern den Perseus gar
nichts an. Diese seyen Aegyptier, wie die Griechen
sagten 3?)
Ich berühre diese zwiespältigen Angaben absichtlich,
weil sie uns zeigen , worauf es beim Ceresdienste so sehr
ankommt, wie die Hauptzweige Griechischer Religion
sowohl von Oberasien als von Aegypten herüberzichen.
So machen auch beide Erdtheile auf eines der heiligsten
Symbole dieser Cerealischen Religionen‘ Anspruch , das
den Perseus mit ihnen aufs neue in Verbindung setzt,
Er sollte, einem Mythus zufolge, die Persea (xepoaiæ
oder gewôhnlicher xepoéæ) nach Aegypten und selbst
auch in den Peloponnes nach Mycenä verpflanzt haben.
Auch weifs Plinius (H. N. XV. 13. pag. 740 Hard.) von
einer Anpílanzung zu Memphis. Allein diese Schrift-
steller haben die xepoéæ mit der Arbor Persica, mit der
Pfirsche (mepoein) verwechselt. Weil sie nun das
Land des Cepheus (Knÿ7is), woher Perseus die von ihm
genannte sepoía gebracht haben sollte, nach Persien
versetzten, so sollte auch diese Pflanze aus Persien
gekommen seyn, und sie biefs bald nepoein bald Xepota,
Andere versetzten hingegen das Land Cepheis nach Ae-
thiopien, und liefsen unsern Helden seine Persea von
dort berbringen 40). An dem Namen lief nun die Sage
89) Herodot. VI. 53. fin. und 54. S.obenI.Th. p.789f. 791 f.
40) Salmasius ad Solin. p. 655 sqq. Boden a Stapel ad 'Theo-
phrasti Hist; Plant. p. 125 sqq. 295 sqq.
35
fort, nämlich die Perser; zu Cambyses Zeit, hätten
die Persea erst aus Aethiopien nach Aegypten gebracht
(Diodor. I. 84.). — Es war aber die Persea + und dies
ist uns hier eigentlich am wichtigsten — von Alters her
eine der Isis géheiligte Pflanze 4), und das blieb sie
bis in die Ptolemüérzeit herab. Bei dem Alexandrini
schen Triumphzuge zu Ehreh des Bacchus hatte das per-
sonificirte Fünfjahr (die Penteteris, sevztvroíc) in der
einen Hand einen Palmenast, in der andern einen Krana
der Persea 42),
Da ich bereits oben (I. Th. p. 510.) dieser Pflanze
gedacht, und über den Glauben an ihre Heiligheit bei
den alten Aegyptiern das Nóthige bemerkt habe, so will
ich hier nur erinnern, wie uns dies wieder einen Beweis
abgeben kann, dafs die Völker des Alterthums heilige
Sagen und Sinnbilder getreulich fortpflanzen, und nicht
so oft damit wechseln, wie man uns überreden will;
und so hat auch diese uralte Hieroglyphenpflanze Aethio=
piens nicht nur in der christlichen Sage, sondern auch
selbst noch im Koran ihré Bedéutung. — Saamenhürner
und Pllanzen wandern mit den Heligionen, so weit sie
mit einander wandern lónnen. -
© Wenn also Aethiopiens’ Priesterschaft ilire heilige
Isispflanze mit nach Aegyptéri nahm , so konnten darum
Danaus und Lyncéuüs nicht auch die Persea zugleich mit
der daran geknüpften Cereslelire nach Griechenland
mitbringen; Dort wurden also‘ einheimische Pflanzen
bei den Thesmophorien gebräuchlich, wie wir im Ver-
folg sehen werden. Auch die Lehre acclimatisirte sicli
wohl dem neuen Lande, aber im VVesentlichen, in den
Hauptartikeln , blieb sie immer dieselbe.
41) Plutarch. de Isid. p. 378. C, p. 548 Wyttenb,
42) Athenäus lib, V. cap. 97, '
Aber der Mythns ruft aus den dunkelen Grotten-
tempeln von Aethiopien einen Sonnenheros herauf, um
nach, Aegypten und Griechenland die trostreiche T'odes-
blume zu “überbringen., Die Lehre von der Aussaat
und vom ‚Tode hatten seine Vorältern gebracht. Sie
waren nach Argolis gegangen , und gerade in Argolis
stofsen wir mit jedem Schritte so zu sagen auf die Spu-
ren von einem uralten, Aegyptischen Todtendienste. In
geringer Entfernung von Argos lag der Lernäische Sumpf,
wo jene Mysterien gefeiert wurden, denen zu Sais ähn-
lich, deren wir mehrmals gedachten. Dort hatte Bac-
chus den Isischen Genius y den Todtenführer Prosymnus,
gefunden , als er seine, Mutter Semele aus dem Hades
berauf holte 43), Dort hatte Isis- Ceres selbst auch als
Prosymna neben Dionysus ihren Tempel 4%), — War
auch durch die wilden Darer nachher Manches verün-
dert. worden, manche Namen und Meldungen in Dori-
sche Mundart umgestaltet, so hatten doch die altprie-
sterlichen Dogmen der Pelasger (wie uns oben Herodotus
belehrte) im Peloponnes immer wieder neue Wurzeln
geschlagen. — Zu Argos, um der Spur weiter nachzu-
gehen, pflegten die Leute am Jahresfeste der Proserpina
brennende, Fackeln in eine Grube zu werfen 45) — wie-
der ein recht sinniger Gebrauch. Ist diese Göttin doch
das Licht, das in die Gruft herniedersteigt, aber auch
das Licht aus der Finsternifs. In Carien, werden wir
weiterhin sehen, warfen die Leute an ihrem Feste einen
Stier in die Todesgrube, so wie dort der Perses- Mi-
thras in der Grube, worüber die grofsen Lichter des
Tages aufgehen, den gewaltigen Stier hinwürgt. Lassen
43) Clemens "Protrept. p. 8 sq.
44) Pausanias Corinth. cap. 37. $.2. vergl. oben III. Th,
pag. 167.
45) Pausanias Corinth, cap. 22. $. 4.
30
-]
wir diese gleichgültig scheinenden Gebräuehe nicht aus-
ser Acht. Gerade den Auf - und Untergang des Lichtes
und des Lichtstiers werden wir als einen Hauptbegriff
dieser Mysterien anerhennén müssen. ect
.. Gleich in Argolis selbst werden wir das Stiersynibol
im Ceresdiensté hervortreten Sehen. Von den beiden
Vorgebirgen, welche südlich die Bucht von Hermione
einschliefsen, heifst das,nürdliche Bucephale, vom Och-
senkopfe, das südliche, der Insel Aéropia gegenüber,
Buporthmos ( Ochsenfurth oder die Meerenge des Stie-
res), Auf dem letzteren hatten Ceres, Proserpina und
Minerva Promachorma Tempel. In derselben Gegend,
auf den Trümmern der alten Stadt Hermione, hatten
Isis und Serapis einen Tempel, und in den Hôfen um
denselben verrichteten die Bewohner der neuen Stadt
der Ceres geheime Gebriuche. Es wird darauf eines
Tempels der Venus Pontia und Limenia gedacht und eines
andern der Ceres Thermesia (der Erwürmenden; Pau-
sanias IT. cap. 34.). Auch hat in dieser Umgebung Bac-
chus Melanägis , von welchem im Vorhergehenden geredet
worden, seinen Tempel. Auf dem Berge (Pron) bei
der neuen Stadt der Hermioner aber war das berühmte
Heiligthum der Ceres. Clymenus, des Phoroneus Sohn,
und seine Schwester Chthonia sollten es gestiftet haben,
Gleich darauf erfahren wir, dafs Demeter selbst und
ihr Fest dort Chthonia heist 46). Das ist also wieder eine
unterirdische Ceres, wie Herodotus sie in Aegyp-
ten fand, eine Ceres, die mit den Eumeniden ihren
Namen theilt (Scholiast. Euripid. Phoeniss. 817.) = Die
Lacedámonier wollten diesen selbigen Dienst der Ceres
Chthonia vom Orpheus empfangen haben, Pausanias
46) Pauganias IT. 35. $. 3 sq. Man vergl. jezt Will. Gell's
Argolis pag. 124 — 128. und dazu die "Tafel XXVII. über
die Lage jener Oerter und Alterthumsreste, — '
hingegen eignet den Hermionern diese Ehre zu (III. 14.
§. 5.). Der Bruder jener Priesterin hat auch den Namen
seines Gottes wieder. Clymenus (KAéópuevoc) heifst der
Künig, der unter der Erde herrschet 4);
darum meint der Erzähler (ebendas. II. 35. §. 5.), auch
der dort befindliche Tempel des Clymenus und die ihm
dargebrachten Opfer gilten keinesweges dem Argivischen
Priester, sondern eben dem Hades selber, dessen Bei-
name dieses sey. So wufsten schon die Alter oft nicht
mehr, was von einem heiligen Gebrauche der frühen
Vorzeit den Gottheiten oder deren ersten Verehrern an-
gehörte. Mit jenem Beinamen des Pluto hat es übrigens
seine Richtigkeit. Nicht nur bei Suidas ( T. IT. pag. 333
Hust.) wird er in mehreren Dichterstellen ibm beigelegt,
sondern, was die Hauptsache ist, auch in dem Anfang
des Hymnus auf Ceres und Proserpina, der den alten
Lasus von Hermione selber zum Verfasser hatte, und
wovon wir beim Athenáus (X. p. 170 Schweigh.) leider
nur die Anfangsworte lesen. Der ganze Hymnus würde
uns liber den Argolischen Cgresdienst ohne Zweifel die
wichtigsten Aufschliisse geben. Der Name Clymenus
soll übrigens den Rufer bedeuten, entweder weil er
Alle zu sich. rufe, oder weil er von Allen gehórt werde
(Suidas a. a, O.).
Nichts ist charakteristischer, als der Hergang der
an den Chthonien zu Hermione beobachteten Gebräuche.
Man lese die Erzählung beim Pausanias (IL 35. 6.4.)
47) Mahn in seiner Darstellung der Lexicographie I, p. 421.
vergleicht den Ebráischen ?!ND (den er als Todesgott
nimmt, ‚weil ihm eine Hand beigelegt wird), als den Gott,
der Alle zu sich fordert (COND), mit diesem Namen Kid.
pevos , und führt dabei noch Ovid. Fast. VI. 762. an. Vergl.
auch meine Homerischen Briefe pag. 194. 195. und oben
H. Th. p. 155.
28
59
selber nach. Auch hier wird bei dem Festzuge der Ge-
meine eine Todternblume bemerkt mit traurigen Charak-
teren. Sie heifst Tosmosandalon , und ist der Hyacinthe
ähnlich. Im Verfolg werden wir sehen, dafs die Hya-
cinthe auch in den Attischen Gesángen vom Haube der
Proserpina vorham. In der Procession wurde eiue wil-
de, widerstrebende Kuh zum Opfer geführt. Gleich
als ahne sie ihren Tod, will sie sich nicht führen lassen.
Aber sobald man sie in die offene Tempelthür hineinge-
lassen, vermögen vier alte Frauen sie zu überwültigen ;
und so wird die zweite, dritte und vierte Huh im Ceres-
tempel von Frauenhänden gebändigt, und mit der Sichel
geschlachtet. Dieses YWunder weils auch der Festhym-
nus von Aristocles (beim Aelianus H. A. XI. 4. pag. 347
Schneid) anzupreisen, Er ist an die Demeter gerichtet
« die fruchtbringende , die von den Sikelern wie von den
Cecropiden verehrt wird». ‚Darauf wird das Wunder
zu Hermione herausgehoben: «dafs den starken Stier
von der Heerde, den kaum zehn Männer zu bewältigen
vermögen, eine einzige yon den alten Frauen am Ohre
zum Altar hinführt».
YVVas damit gemeint sey, kann erst im Verfolg deut-
licher werden. Der Leser halte nur den Satz fest, dafs
an einem alten Jahresfeste der Ceres und Pro-
serpina starke Kühe und Stiere (letztere nennt der
Hymnus) im Tempel dieser Gottheiten von Frauen
leicht gebándigt und geopfert werden, nach-
dem die Männer grofse Mühe damit gehabt.
Es war ein alter Dienst, dieser Dienst zu Hermione,
und umgeben mit einer geheimnifsvollen Hülle. Keine
Manfsperson durfte in jenen Tempel kommen, So war
auch am '"Phore derselben Stadt ein Tempel der Hithyia,
deren Bild, aufser den Priesterinnen, kein Mensch zu
schen bekam (Pausaniss IE. 35. fin.) Also llithyia,
Athenc, Aphrodite, Dionysus hatten dort an
ge
einem alten Hauptsitze der unterirdischen Gottheiten
(Isis, Demeter, Plato, Serapis, Persephone) bedecu-
tende Heiligthümer, — Ohne der weiteren Untersuchung
vorgreifen zu wollen, muís ich doch um dieser selbst
willen auf die Vereinigung dieser Gottheiten gerade
hier aufmerksam machen, und gleich im voraus die
Meinung hier niederlegen , dafs géwifs auch hier ein Ae-
gyptisch-priesterliches Dogma in den Mysterien gelehrt
ward, wonach alle diese Götter und Góttinnen
sich in ein einziges Wesen auflóseten, in
ein Wesen unter weiblichen Prüiüdicaten,
von den Aegyptiern als Nacht und Mutter
aller Dinge gedacht.
Hermione, die Todtenstadt, sollte von Hermion,
dem Sohne des Europs, ihren Namen haben 45). Suche
in diesem Namen ein Jeder was er will. Gewils ist es
ein bemerkenswerther Zug, dafs Demeter, nach dem
Plutonischen Haube, bei den Hermionern sich er-
kundigt, was aus ihrer Tochter geworden 4?); und dafs
Ceres und Proserpina gerade zu Syracus, wo ein so
berühmter Dienst dieser Gottheiten war, '"Egpuióvm
hiefsen 50), .
Aber zu Hermione, so erzühlte man, gerade hinter
dem heiligen Hause der unterirdischen Ceres, war ja
der Eingang in den Ades, und dort hatte ja Herakles
den Cerberus heraufgeführt 5). Darum brauchten auch
die Hermioner ihren Todten keinen Fiührpfennig für den
Charon mitzugeben. Sie waren der Unterwelt benach-
48) Pausanias II. 34. S. 5.
49) Apollodor. I. 5. 1. und daselbst Heyne.
50) Hesych. 'T'om. I. p. 1439 Albert. ibiq. laudd.
51) Strabo VIII. p. 573. A. p.234sq. Tzsch. Eustath. ad Iliad.
p. 296. Pausanias II. cap. 35. fin.
AJ
41
bart und befreundet. Sie, die Danaer, ersparten die
Danake. Danake (de&rdxn) — das war einer der Na-
men, womit jenes Fáhrgeld (va?Aov) bezeichnet ward.
Jenes erste Wort war Persisch. Dafür giebt es He-
raclides in den Persischen Geschichten (ap. Etymolog.
magn. S. v. )arázqg) aus. Ob Callimachus das Wort zu
diesem Gebrauch gestempelt hatte, wie Tiber. Hemster-
huis 52) vermuthet, macht für unsern Zweck wenig Un-
terschied, wiewohl ich doch glauben móchte, dafs der
Dichter einen näheren Grund gehabt, gerade dieses
Wort für diese Sache zu gebrauchen. Griechische
Grammatiker geben uns die weitere Erklärung 55): das
Fihrgeld heifse davdxzn, weil es für die T odten be-
zahlt werde, denn Qa vaoí seyen die Trockenen ($7-
pol), die Todten (vexçoi). Also die Trockenen und
die Todten hiefsen wie die Leute, die den Todtendienst
aus Aegypten berüber gebracht hatten, Aavaot 54), Ich
weifs zwar wohl, daís man des Perseus Mutter Aoydn
von dév, div, lang, genannt seyn läfst, weil ihr Vater
lange gewartet, bis er sie erzeugt (Hesych. 1. 1. ibiq.
laud.) ; aber bei den vielen übrigen Spuren, welche in
der Localsage von Argos auf die Begriffe von Trocken-
heit, Dürre und Fluch, und deren Gegensätze:
Wasserquellen, Segen und Heil, hinführen (s.
oben III. Th. p. 477.), glaube ich, dafs auch hierin ein
alter Zug der Mysterienlehre aufbehalten sey, welcher
zugleich yon dem bald durstigen ," bald bewüsserten Ar-
gos seine Farbe lieh. Die Stifterinnen der Thesmopho-
52) ad Lucian. Diall, Mort. T. IT. p. 515 Bip. Nach Valckenaer
ad Callimach. Elegg. Fragmm. p. 10. sind die Verse des
Callimachus aus den Á/*:4 genommen.
53) Vergl. Zoéga de Obeliscc. p. 277. Not.
54) Hesych. I. p. 885 Albert. Pollux IX. segm. 82.
42
rien waren ja zugleich die Wassertrügerinnen, sie waren
aber auch die versiegenden Quellen, die unnützen VVas-
sertrágerinnen, die in das lecke Fafs das kühlende Quell-
wasser tragen. Die alte Stadt des Perseus, Myceni,
welche Einige vom brüllenden Stiere benannt seyn lies-
sen (s. oben I. Th. p. 788), war ja des Wasserman-
gels wegen von ihrer Höhe gesunken 55), Die Was-
serinsel (Hydrea) aber lag dem dürren Lande zunächst
gegenüber 59. So konnten also schon in diesem Betracht
die Árgiver die trockenen Leute heifsen. Aber auch in
einem anderen Sinne konnten sie so heifsen ; sie kamen
aus dem warmen Oberigypten, und brachten auch viel-
leicht dorther die warme lsis- Ceres mit, deren Tem-
pel wir eben unter den Argolischen bemerkt sahen : die
Trockenen sind aber auch die Todten, wird gesagt.
Sie kamen ja zuerst aus dem Lande , wo man die Todten
trochnet *), und so haben sie mit den Todesgottheiten und
ihren Schnitzbildern (eine mumienartige Ilithyia haben
wir oben kennen gelernt) auch wohl die Mumien ihrer
Ahnherrn aus der hei(sen Thebais mitgebracht, aus dem
Lande der schwarzen Ziegen , woher auch der schwarze
Ziegenmann Dionysus Melaniigis nach Hermione kam.
Doch wir wollen dies für nicht mehr als für eine
Vermuthung geben, die nur von dem Zusammentreffen
so vieler andern , zum Theil oben bemerkten , zum Theil
im Verfolg nachzuweisenden Spuren ihre Wahrschein-
lichkeit gewinnt. — Noch hatte Argolis einen hierher
55) Aristoteles Meteorolog. I. cap. 14.
56) Pausanias II. cap. 31. $. 9.
*: Vergl. Hesych. 1I. p. 1349. und meine Commentt. Hero-
dott. I. p. 11, womehrere Wrter augegeben sind , worin
die Bedeutung trocken und einbalsamirt, mu-
misirt, verbunden war,
42
gehórigen Gottesdienst, der eben so sehr an Aegypti-
sche Gebrüuche erinnert, als an die Attischen Eleusinien.
Es ist der Dienst der Damia und Auxesia zu Epi-
daurus und Aegina. Herodotus erzüblt uns (lib. V.
cap. 82 seqq.) die ganze charakteristische Geschichte.
Bei einem grofsen Mifswachs waren die Epidaurier vom
Orakel angewiesen worden, die Bilder der Damia und
Auxesia (Aœu ing 57) re xoi Aó5qo inc) aufzurichten,
und zwar Schnitzbilder von dem Holze der Athenischen
Oelbáume. Dieser Bilder bemichtigten sich bald darauf
die Aegineten. An beiden Orten wurden jeder dieser
Gottheiten zu Ehren Weiberchöre unter zehn Choragen
aufgeführt, Chöre, von denen die Frauen des Landes
in Spottliedern geneckt wurden, und daneben noch ge-
heime Gebräuche. Eine bemerkenswerthe Erzählung,
in mehr als Einem Betracht. Zuvörderst jene Damia ist,
wie ihr Name sagt, eine wohlthätige Gottheit des Vol-
kes, der Gemeine, und Auxesia eine Vermehrerin, eine
Geberin der Früchte des Feldes. Sodann auch hier wie-
der jener Glaube an den magischen Einflufs, den die
Gegenwart gewisser Gütterbilder hat; daher sie sogar
das Ausgewühlte der Kriegsbeute sind. Sie waren aber
auch heilig durch und durch, da sie ja. vom heiligsten
Oelbaume, vom Attischen, genommen waren, wie Einige
wissen wollten. Weiter beachten wir das vom Orakel
empfohlene Abwendungsmittel der Hungersnoth, Auf-
stellung von Götterbildern und fröhliche Feste um sie
herum. Wer denkt hierbei nicht an die ältesten Ludi
der Römer, an die Lectisternien bei Pest und andern
Unglücksfällen? Je älter eine religiöse Sitte unter den
Griechen ist, desto mehr gleicht sie in der Regel der
57) Was Valckenaer zur Vertheidigung dieser Lesart gesagt
hat, bedarf keiner Zusätze, Daher hier nur das Wort
stehen mag, dafs sie auch durch die Schellersheimische
Handschrift bestätigt wird.
«4
Etrurisch - Rômiséhen. — Wem: fallen: endlicli bei" den
Spottliedern der Argolischen VWeiberchüre nicht die Ae:
gyptischen Wallfahrten nach.Bubastis ein, wobei XNVeiber
von Weibern geneckt wurden (Herodot. H. 60:) ? Was
bei der Eleusinischen Procession auf der Briicke iiber
den Cephissus vorging, war ähnlichen Ursprungs, wie
wir denn auch hier, zu Epidaurus und Aegina, von My-
sterien hóren,
$. 6.
Fortsetzung.
lch kehre zum Perseus zurüch, wobei ich einzig
die Punkte ausbeben will, die für die Vorstellungen
von der Ceres und Proserpina Aufmerksamkeit verdie-
nen. Sehr beachtenswerthe haben besonders die.Logo-
graphen aufbehalten. So bemerke man gleich in der
Erzihlung des Pherecydes 5%) das eherne Gemach (Schr
Aauoc), worin Acrisius die Danaë vor allen Nachstellun-
gen bewahren will. Es ist ein unterirdisches Ge-
mach 5%). Also gleichsam aus dem Schoofse der Erde
steigb dieser Mythus herauf, wie dieser ganze Gopttes-
dienst aus den Grottentempeln von Oberasien und Ae-
gypten. Es wurde nachher noch,gezeigt dieses Todten-
haus, bis man es zerstörte 6%. — Aber Juppiter stürzt
sich in das von oben geöffnete Grottenhaus als goldener
Regen hernieder. Nach dem, was wir oben von der
Geburt des andern Sohnes des Juppiter, Dionysus, ge-
lesen haben, wo der Sohn vom Vater. mit dem Blitz ins
Gemach herabfállt, dürfen wir wohl Niemand nm. den
witzigen Einfall beneiden, dafs die Wache mit Geld be-
58) ap. Scholiast. Apollon. IV. 1091. et Phavorin. in lAuçiats,
cf. Pherecydis Fragmm. p. 77 sqq. ed. Sturz.
53) Vergl. oben I. Th. p. 790.
60) Pausanias II. 23. §. 7.
49
stochen worden sey. Dort fállt der versengende Blitz,
und tódtet die Jungfrau in voller Lebensblüthe ;. hier
wird eine Jungfrau durch einen VYunderregen in ihrer
Hóhle erfreut. . Eine Beschreibung dieses Gegensatzes
lesen wir bei Nonnus ( XLVII. 500 sq. pag. 1232.) , aber
freilich die Deutung nicht. Und den Gegensatz lóscht
der Mythus selber aus durch die Erzühlung vom Osiris
( Hysiris), vom Regen- Bacchus und den damit verbun-
denen. Begriffen. 51), :, Semele ward als. Jungfrau der
Erde erklirt, der vom Donner und Blitz erschiitterten
Erde. In dem trockenen Danaerlande móchte also wohl
Danaë die von dem goldenen, himmlischen Liebesregen:
óAéunoc OuBpoc égóvov xobotoc; Nonnus a.a. O. vs. 519.)
erquickte lechzende Erde seyn. — Perseus stammt vom.
goldenen Vater, und heifst so: xpvooxatpos (Lycophron
838.), und Alle, die von ihm ausgegangen, sind vom
goldenen Geschlecht (ypvooydvov yeveds; Aeschyl. Pers.
77.). Er gehürt eben so wohl dem goldenen Lichtlande
an (s. oben I. Th. p. 791 f.) , als dem Lande , über das.
der goldene Hund Anubis wacht, oder dem Licht
reiche des Juppiter- Ammon. — Der harte Vater, führt
die Fabel fort, schliefst Tochter und Sohn in einen Ka-,
sten (Aap»axo) ein, und giebt sie den Wellen des Mee-
res preis, ‚Es ist bekannt, wie menschlich schón, wie
rührend diese Situation von Simonides in einem Liede
behandelt war, wovon wir noch ein treffliches Fragment
besitzen 9?) —. Allein, wie gesagt, wir auf unserem,
Wege folgen lieber den ernsteren Logographen nach.
Auch der Mumienkasten des Ostris schwimmt über das,
Meer hinüber, auch Bacchus Kasten ward bei Brasii ans
Land getrieben. Das Alles spielt hier in die Griechische
61) S. oben III. ''i. pag. 124. und daselbst Plutarch. de Isid.
p.364. D. p. 493 Wyttenb.
62) S. Brunckii Analectt, I. p. 122. p. 58 ed. Jacobs.
46
in die Griechische/Heldensage herein, selbst in die He-
rakleen noch. Herakles der Sonnenheld hat haum mit
der Auge (mit der Hellen) einen Sohn gezeugt, so
schliefst ihn der Vater Aleus schon mit der Mutter in
einen Kasten , den alsdann die Meereswellen nach Mysien
hinübertragen 9$; — Gegen die Herbstzeit reisset die
Meeresfluth den Osiriskasten fort. Mit den Wellen des
Meeres treiben. die Tage dem winterlichen Dunkel zu,
dem Schattenreiche , dem Reiche des Amenthes, zu der
Insel des Alles empfangenden Hades. So treibt auch
der Kasten der Erdfrau (Danaë) und ihres bimmlischen
Sohnes. Perseus einer Insel zu. Dort wird er aufgefan-
gen urid eröffnet. Es ist die Insel Seriphus, der Cycla-
den eine, An ihrer Küste fängt des Königs Bruder den
Kasten auf. Es ist Dictys 94). Es ist der Fischer, der
Mann des Netzes. Wieder ein Name entsprungen aus
einem alten Symbol. Ist doch, seit Erscheinung des
Brandenburgischen Thesaurus von Beger, jenes stei-
Berne Osirisbild bekannt, das uns Bóttiger neuerlich in
der antiquarischen Aehrenlese (I. 1.) durch eine ver-
Besserte Darstellung wieder aufgefrischt hat, jenes Bild
des Osiris, der in seiner Mumienhülle, neben andern
Attributen mancherlei Art, auch die Netzstricke
hält, womit er, den selbst einst der Tod und das feind-
selige Meer gefangen, nun auch wieder alle Lebenden
fingt. Also gegen das Zeichen des VVassermanns, ge-
gen den Winter hin, wird auch der Sonnensohn mit sei-
ner Mutter, mit der von der Sonne geliebten Erde, von
dem gewaltigen Fischer an der Todesinsel empfangen.
63) Hecataeus Milesius; s. Fragmm. p. 48 sq.
64) Aíwros; s. Hygin. fab. 63. p. 130. und daselbst Muncker.
Man erinnere sich hier auch an die Artemis Dictyn-
na (àruvva), wovon ich oben II. Th. pag. 150 ff. vergl.
pag. 432. geredet.
7
Dort wird der Mumienkasten geöffnet. Dort erkennt
der Kónig sie für seine Verwandten. Es ist der König
Polydectes (IloAvdéxwns), also ein Allempfänger, ein
Sohn des Pluto (dieser heifst ja so im Homerischen
Hymnus auf Ceres vs. 9.) oder Pluto selbst. Dort zu
Hermione, in der Todtenstadt, wufsten ja die Leute
auch nicht, ob die Ehre dem Ades Clymenus gelte, oder
seinem Priester. So íliefst hier allenthalben Góttliches
und Menschliches in einander, — Auf Seriphus wird der
Held im Minerventempel erzogen, und als Polydectes
dessen Mutter sich zueignen will, geht er, der Sonnen-
sohn aus dem Minerventempel, daraus hervor, und
durchkämpft seine Heidenbahn, bis er die Mutter aus
des gewaltigen Polydectes Händen befreien kann. Es ist
im zunáchst Vorhergehenden schon verschiedentlieh der
Minerva in einer bemerhenswerthen Verbindung mit Ce-
res und Proserpina gedacht worden. Hier, wo so Vie-
les auf Aegypten zurüchweiset, darf vielleicht auch die
Minerva zu. Sais wieder ins Gedáchtnifs gerufen werden,
die Gebirerin der Sonne, in deren Heiligthum ‘Osiris
Grab ist, und seine Leiden in; nächtlichen Dramen dare
gestellt werden; wobei wir zugleish von der Stiftung
der Thesmophorien durch die Danaiden hóren (Herodot.
IL. 170 sq.) — Ehe Perseus die Mutter wieder befreit,
mufs er den Auftrag vollbringen und die Gorgonen er-
legen. Dazu behommt er vom Hermes den unsichtbar
machenden Helm (xv»jv) des Hades und die Flügel.
schuhe (5:60:14), womit er durch die Luft schreitet.
Von Hephistus empfingt er dazu noch das demantene
Sichelmesser, wie Aeschylus in den Phorcyden gedichtet
hatte (Eratosthenes Catasterism. cap. 22.). Jeme Sichel
(9gex&vn, so heifst sie auch) macht ihn, den sogenann-
ten Sichelträger ( dpexavo®opos ; Nonni Dionys. XLVH.
p.1232.), so henntlich, wie den Dionysus der Thyrsus
(ebendas.) ; und wenn alle diese Symbole ein VVesen an-
A
deuten ,' dessen Gebiet der Luftraum ist, so wird jene
Hippe besonders, oder sein Messer, in nahe Verbindung
mit der Ceres gebracht. Beim Erntefeste zu Hermione
würgen die alten Frauen (7y0ócc) die Opferkiihe zu Eh-
ren der Ceres und Persephone — das ist ein Fest der
nun schon wieder sinkenden Sonne. Darum sind auch
die grauen Gräen (7eaïat) die Vorwüchterinnen (po-
Géhazes) des Gorgonensitzes und der VVaffen, womit
Medusa getódtet werden kann 55. Aus dem Blute der
"Medusa entspringt nun, nebst dem Pegasus, schon wie-
der ein Mann des Schwertes, des goldenen Sehwer-
tes 66), Aber nicht blos in Libyen, auch in Aethio-
pien 67) bekümpft Perseus die Ungeheuer. Wie er das
winterliche Dunkel überwältigt, so vertilgt er glücklich
die ungeschlachten Ausgeburten der Sümpfe ‘und «die
verderblichen Scheusale der VVüste. In dem letzteren
Kampfe gewinnt er eine Jungfrau Andromeda, mit der
er einen neuen Sonnensohn erzeugt: Perses, der den
Persern, dem goldenen Geschlechte , wie es Aeschylus
nennt (Pers. 77. Herodot. VII. 61.) den Ursprung giebt.
Nachdem Perseus den Polydectes bestraft, und in Stein
verwandelt hat, führt er seine Mutter (aus der T'odten-
insel, wie Bacchus die Semele aus dem Todtenreiche)
nach Argos zurüch. Er bringt aber auch die Cyclopen
mit in seinem Gefolge (Pherecydes a. a. O. pag. 79.).
Ausdrücklich und sehr bedeutend wird von den Cyclopen
65) Eratosthenes a. a. O. Apollodor. II. 4. 2,
66) xyçvodwe, Hesiodi Theogon. 280. 'Izetz. ad Lycophron.
vs. 17. S. oben I. Th. p. 794. und die Homerischen Briefe
p. 9. besonders aber p. 177. (coll. 185.) und den dort an-
geführten Schelling über die Gottheiten von Samothrace
p. 67 — 74.
67) Schaubach ad Eratosth. p. 93. Sturz ad Hellanici Fragmm.
p. 94 sc
à
Jo
49
des Prötus bemerkt, es seyen deren sieben °%) gewe-
sen, die man Bauchhàánde eder Handbàuchler (xsipoya-
OTOQ&G, yOUvspÓyeipac), d. i. Leute genannt habe, die
von ihrer Hände Arbeit sich nähren 6°), Das wären also
sieben. Künstler, d. h. sieben Planetenmánner, sieben
Kräfte, die von den Himmelsmichten getrieben des Ei-
sens michtig sind. So werden wenigstens diejenigen
beschrieben , die dem Prötus zu Tirynth die mächtigen
Mauern erbauen, und denen Einige auch die Grotten-
werke zu Nauplia zuschrieben. Das waren jene Cyclo-
penmauern, die noch Pausanias in den Ruinen von Ti-
rynth als fast übermenschliche Werke bewunderte (Co-
rinth. cap. 25. $. 7.). Gerade so waren aber duch die
Mauern von Mycenà 7?) Diese hatte Perseus, der Son-
nenheld, gebaut, der ebenfalls Cyclopen (Dactylen,
Finger, sternenkräftige Werhmeister) aus
dem Morgenlande mitgebracht hatte, so wie Prótus jene
gewaltigen Sigbenmánner aus Lycien hatte hommen las-
sen 7), so wie man von der Pelasgischen Mauer in At-
tica wundernswürdige Dinge erzählte 7-). Bekanntlich
sind diese Werke der alten Pelasgischen Priesterzeit
ganz neuerlich wieder ein Gegenstand antiquarischer
Forschungen gewesen , deren Früchte wir nunmehr, nach
68) S. Strabo VIII. p. 230 sq. Tzsch. coll, Eustath. ad Odyss.
IX. p. 346. lin. 14 sqq. Basil. , der im Verfolg weiter be-
merkt: dQ' dy &y NavxA oma wai AaBugiSor otaodojmroi
Kur Ad wera aahoëjaeva , wo er sich eben auf Strabo a. a.
O. beruft.
69) Hecataei Milesii Fragmm. ibiq. not. p. 72.
70) Pausanias Áchaica cap. 25. $. 3.
71) Sieh. Apollodor. II. 4. 4. Hygin. fab. 64. und Hecatäus
a. a, O.
72) Hecataei Fragmm. p. 41. vergl. a. a. O.
IV.
^0
den Bemühungen von Petit- Hadel, Sichler, Dodwell,
Gell, Stieglitz, Middleton u. A., erwarten dürfen. Wie
auch das Resultat ausfalle, immer bleibt der Satz fest,
den auch die neuesten Reisen des Grafen Choiseul Gouffier
bestätigen, dafs in jener Periode, aus der wir nur noch
mythische Nachrichten haben , im Geiste der damals herr-
schenden Priesterschaften Bauwerke unternommen wor-
den sind.
Im Vaterlande hegt Perseus leinen heifseren Wunsch,
als mit dem Grofsvater sich und die Mutter auszusóhnen.
Da er ihn zu Argos nicht findet, denn er war aus Furcht
geflohen, so eilt er nach Larissa zu ihm. Hier wird
aber bei dem Heldenspiele die aus seiner Hand rollende
Wurfscheibe das tódtliche Werkzeug, durch welches
der Alte fällt. Es war ein neues Spiel , lesen wir in dem
Bericht aus der Vollssage ^). Wenn wir aus derselben
Volhssage lernen, dafs auch Hyacinthus 7^) durch die
VVurfscheibe fiel, aus der Hand des Sonnengottes Apollo
geschleudert , und wenn wir uns der Spiele erinnern,
die man zu Chemmis dem Perseus feierte, so dürfen wir
wohl wieder an ein Sonnenspiel denken, d. h. an Jah-
resfeste, wobei der Sonnenlauf im Spiele verherrlicht
ward, und die Sonnenscheibe angedeutet durch den Dis-
cus — oder will man lieber Leichenspiele verstehen für
Heroen, die eines jühen Todes gestorben, eines Todes,
den der Sonnengott sendet ?
Wir sind aber auch gar nicht gemeint, haben uns
73) Pherecydes a. a. O. vergl. Pausanias Corinth. 16. 2.
74) Merkwürdig ist die Vorstellung am Altar und 'Todten-
kasten des Amycláus beim Pausanias III. 19. 4, wo die-
ser Hyacinthus und seine Tochter Polybóa vou
einem Dreiverein weiblicher Gottheiten , Aphrodite,
Athene und Artemis, in den Himmel geführt wird, —
Ueber diesen Dreiverein ein Mehreres im Verfolg.
51
auch nicht anheischig gemacht, die alten Heroenkreise
Zug fiir Zug ausdeuten zu wollen. Den Grundfaden
glauben wir im alten Sonnen - und Mondsdienst und den
ihm gewidmeten Jahresfesten nachgewiesen zu haben.
Denke man sich jene Feste mit ihren Scenerien und Pro-
cessionen nun dargestellt in einer Reihe von Reliefs auf
Tempelwánden und Mauern, so hat man die Bildwerke,
woraus, durch die Erklärungen der Nachkommen, jene
Mythenreihen erwuchsen, wozu die eben berührte auch
gehört. Was wir yon Aegyptens Bauwerken lesen, ver-
sichert uns, dafs es dort so war. Die Griechischen
Priesterschaften in jenem Pelasgischen Lande, zumal in
Árgolis, von Aegypten ausgegangen und so Vieles von
dorther beibehaltend , werden auch diese Sitte auf Tem-
pelwänden zu symbolisiren beibehalten haben; und wie
wir z. B. von den Reliefs auf der Tempelmauer zu Bu-
bastis ( Herodot. II. 138.) lesen, so lesen wir auch von
Phallusbildern, von Lówen und dergleichen Thierfiguren
auf dem alten Gemüuer von Tirynth, Mycená und an-
dern Orten. -
. Unter den ferneren Begebenheiten des Perseus mns
des Kampfes mit einem Worte gedacht werden, ‘den er
gegen Bacchus geführt haben soll. Es ist oben (111, Th.
pag. 161 f.) dieser Krieg als ein Hampf älteren Glaubens
gegen einen neuen orgiastischen Dienst dargestellt wor-
den. Gegen diese Ansicht streiten die vielen Aehnlich-
keiten nicht, die wir zunächst vorher in dem Mythus
von den beiden Ammonskindern Perseus und Dionysus
nachgewiesen haben. Aus demselben Ammonslande ka-
men nach und nach viele Propheten nach Griechenland,
Sie alle brachten Eine Grundlehre mit, die Lehre von
einer Offenbarung des höchsten Gottes, den sie kann-
ten, in einem Sonnensohne. Aber in der Art der
Lehre, im Charakter ihrer Göttergeschichten, in dem
Cultus, den sie einführten, unterschieden sie sich ; und
Fo
so konnten Kämpfe unter den verschiedenen Secten nicht
ausbleiben.
Aus der Ehe des Perseus und der Andromeda wur-
den gewaltige Sóhne und Tóchter geboren: Perses, Al-
cäus , der Stammvater des Herakles, Sthenelus, Helius
(Heleus,"EXso,), Mestor, Electryon und eine Tochter
Gorgophone 75). Die Betrachtungen über diese Namen
und Geschlechtsregister bieten , nach dem Obigen, sich
von selber dar. Um des Folgenden willen müssen wir
besonders die Gorgophone (die Würgerin der Gorgo)
im Gedüchtnifs behalten. Als Tochter des Heros Perseus
könnte sie auch die Heroine Persephone heifsen,
auch in dem Sinne, wonach ihr Vater zum Verder-
ber wird.
Aber noch eine fabelhafte Zwillingsgeburt kommt
mit Perseus in Verbindung: das Fliigelrofs Pegasus und
der Mann des goldenen Schwertes Chrysaor. Beide
heifsen Kinder des Poseidon und der Medusa 7), und
sie entspringen aus dém Blute der letzteren, als Perseus
sie ermordet hatte 77). Auf dem Flügelrosse verfolgt
darauf der Corinthische Bellerophon (der Wiirger des
Bellerus) die Helden - und Sonnenbahn, die Perseus
eröffnet hatte, 75).
. Beide Heroen, Perseus und Bellerophon, finden wir
in Vorderasien wieder zusammen, und zwar in bemer-
henswerthen Beziehungen auf die Religion der Ceres
und Proserpina. Dort in Cilicien zuvórderst war auch
ein Argos, und zwar vermuthlich eine Colonie des Grie-
75) Apollodor, II. 4. 5.
76) Hesiodi Theogon. 251.
17) Ebendas. vergl. Apallodor. IF. 3. 2.
78) S. die Quellen dieser Fabel beim Fischer ad Palaephat.
, cap. 23. p. 114 :
PDT
Da
chischen im Peloponnes 79). Zu Iconium in Lycaonien
sollte Perseus sein Bild gestiftet haben , darum sollte sie
die Bildstadt (Eixó»iov) heifsen 50). VWenigstens er-
scheint des Perseus Bild mit der Hippe noch auf ihren
Münzen 9). Heine Stadt hatte aber merliwürdigere Ue-
berliéferungen und Ueberbleibsel aus Argolischer und
Oberasiatischer Religion, als Tarsus in Ciliciens Weil
diese mit unserm Gegenstande in unmittelbarem Zusam-
menhange stehen, so wollen wir sie kürzlich berühren,
Tarsus, wollte man wissen, sey so viel als Ter-
sos (Tapods, Tepods) d.i. trochen. Die Stadt sey so
genannt worden, entweder weil hier die Erde zuerst
trocken geworden nach der Fluth, indem hier nach Ab-
79) Stephan. Byz. in"Ajye. Philostratus Vit. Apollon. VI.
30. vergl. Pellerin Recueil de Med. 1. p. 22.
80) Eine etwas verschiedene Angabe hierüber findet sich bei
Stephanus von Byzanz p. 414 Berkel, Als nümlich , heifst
es dort, nach der Deucalionischen Ueberschwemmung,
in der Alles untergegangen , ;die Erde ihre vorige 'Trok-
kenheit wieder erhalten latte , gab Juppiter dem Prome-
iheus und der Minerva den Auftrag, aus Lehm Gestalten
zu bilden (8”8w)a dıarhdoarı $4 TOO T4Àc0.); dann gebot
er den Winden, hineinzuwehen in die Bilder uud sie le-
bendig zu machen. Der Ort nun, wo die Idole (s/«cva;)
gefertigt worden, habe daher den Namen Iconium ('Ixc-
viov oder Eixéviov) erhalten. Doch bemerkt hierbei Dcr-
kelius, dafs nach ándern Schriftstellern der Name dieser
Stadt auf die Geschichte des Perseus sich beziehe.
Perseus nàmlich habe in der Gegend, welche Amandra
geheifsen, eine Stadt gegründet, die er nach seinem Na-
men Persice benannt. Darauf'habe er vor die Thore
derselben das Bild (74v s/xave) der Gorgo aufgestellt, und
so Veranlassung gegeben, dafs die Stadt nach diesem
Bilde den Namen E‘ovrev erhalten. Vergl. Malalae Chroa
nograph. p. 42 ed. Oxon.
$1) Eckhel Docirin. Num. vet. p. 271 sq.
M.
y
3.
lauf der Wasser ins Meer die Taurischen Berge zuerst
zum Vorschein gekommen , oder weil die Leute hier zu-
erst die Früchte trocknen und für den Winter aufsparen
gelernt hätten (so Eratosthenes) ; oder von vágooc, der
Huf, weil hier der Pegasus des Bellerophon seinen Huf
zerbrochen (Alexander Polyhistor); oder weil Bellero-
phon durch den Sturz vom Flügelrosse hier den Fufs
verbrochen habe 57), — Eine andere Sagenreihe erôff-
net sich mit dem Bericht: Tarsus sey eine Colonie der
Argiver, und zwar des Triptolemus und seiner Ge-
fihrten, als sie hier die I von Argos gesucht hätten 83),
Derselbe Strabo (XIV. p. 691 'Fzsch.) und der alte Hel-
lanicus in seinen Persischen Geschichten 84) wissen aber
auch, dals Sardanapalus, der Assyrer, Erbauer der
Stadt ist, die er an Einem Tage mit der Stadt Anchiale
gegründet hatte. Endlich wird denn auch ausdrücklich
Perseus als Pflanzer genannt, der sich hier niederge-
lassen 85). Ich mache hier gleich auf den beachtens-
werthen Umstand aufmerksam , dafs Tarsus den Perseus
als Gott kannte 96), nicht als Heros blos, wie das va-
terländische Argos ihn verehrte. Hier in Vorderasien
erzeigte man ihm höhere Ehren, man sang ihm Hym-
nen u. 8, W.
82) Dionysius Thrax, s. Stephan. Byzant. in Tagcós, vergl.
Dionys. Perieg. vs. 8569. und daselbst Eustathius. und Ma«
lae Chronograph. p. 42 sq.
83) Strabo lib. XIV. p. 673. p. 700 ed. Tzsch.
84) ap. Schol. Aristophan. Aves vs. 1022. vergl. Fragmm.
pag. 92.
85) S. Ammian, Marcellin. lib. XIV. cap. 8. und daselbst die
Ausleger. Perseus sollte auch, einer Sage nach, den
üppigen Sardanapalus erschilagen haben; s. oben I. Th.
pag. 794.
86) Dio Chrysost. Orat. 32. p. 74 sqq. ed. Reisk.
55
Auf den zahlreichen Münzen des weltberühmten
Tarsus finden sich von jenen Mythen insgesammt unzwei-;
deutige Spuren. Sie haben den Pegasus 87), sie haben
den Triptolemus auf seinem Schlangen wagen 88), Auch
wissen wir nun bestimmt, seit Eckhel in der Sylloge
(tab. 5. vergl. pag. 47.) aus dem VViener Cabinet die sel-
tene Münze bekannt gemacht, dafs die Bewohner von
Tarsus die Hippe ( 9x7) des Perseus auf ihrem Gelde
verewigt hatten. Auch Sardanapalus steht darauf geprägt
mit orientalischer Kleidung , Bogen und Köcher führend,
auf einen gehörnten Wolf tretend, mit ausgestreckter
Rechte, in der Linken den Cantharus 9?). Ich will hier
dem Leser die Wahl lassen, ob er bei dem Becher an
den Sonnenbecher des Dschemschid von Persien denken.
will, oder mit Beger an den Schwelger Sardanapalus.
Beide Vorstellungen lassen sich auch gar wohl vereini-
gen. So wie hier Sardanapalus auf ein Unthier tritt,
eben so sieht man auf einer Haisermünze dieser Stadt
den bärtigen Apollo auf einen Lüwen treten , der hinten
einen Stierkopf hat, auch auf uralten Münzen desselben
Orts einen Lówen, der einen Stier würgt °°). Auch er-
scheinen auf diesen Münzen menschliche Figuren mit
verschiedenen Attributen, bald auf einem Panther, bald
auf einem gehürnten Lüwen und andern fabelhaften Thie-
ren stehend; Herakles auch mit der Hydra kämpfend ?".
Beides, Bildwerk und Sage, bietet Stoff zu man-
chen Betrachtungen. Ich deute kürzlich das hierher
87) S. Rasche Lexicon rei num. 'T. V. 1. p. 474 sq.
$8) S. Rasche a. a. O. p. 592 sq.
89) Beger Thesaur. Brandenb. I. p. 507.
90) Eckhel Doctrin. Num, vet. HI. p. fí.
91) Rasche a. a. O. p. 5/3, 591 sqq.
55
Gehürige an. Zuvürderst haben wir also auch hier einen
Ursitz, einLand frihester Cultur, wo sich die Berge
zuerst aus den Wassern gehoben, wo man zuerst Ge-
treide bewahrt hat, ein trockenes Land, wie das Vater-
land der Pflanzer. Diese Pflanzer sind Götter, die ehe-
mals hier auf Erden gewandelt, und die Spuren ihrer
Hämpfe und Leiden und die Fufstritte ihres Segens
zariickgelassen haben. Man weifs ja, wie die alte Bil-
dersprache mit diesen Zeichen des Fufstapfens, des
Schuhes und des Fufses spielt. Vom Psalmisten an, der
die Fufstapfen des Segenbringers vom Fette triefen lüfst
(Ps. LXV. 12.), geht diese Bezeichnungsart in Mythen
und Symbolen der Griechen fort. An den Schuh des
Perseus zu Chemmis, als das Zeichen eines guten Jah-
res, ist oben erinnert worden, wie an den Fufstapfen
des Herakles in Scythien und an die Fufstapfeninsel sei-
nes Sohnes Sardus °2). Hier haben wir eine Stadt des
92) S. oben I. Th. pag. 788. und Il. pag. 204. 208. — In der
Buddhalehre auf Ceylon ist eben der Fufsabdruck
oder Fufstritt (Prabat) ein Zeichen der Gegenwart
Gottes , des| Buddha. | Denn an den Orten, wo sich
dieselben finden, stand Buddba, und rettete dieselben
durch seine Gegenwart , als die grofse Fluth hereinbrach.
Es enthielt demnach dieses Symbol den Glauben an die
unmittelbare Gegenwart des freundlichen , gnádigen, ret-
tenden und somit auch segneuden, Heil bringenden Got-
tes; denn es war dieser sichernde Fufstritt das Zeichen
der Errettung des Landes aus dem Drange der Fluthen
und des Untergangs. — Ritter (Vorhalle Europäischer
Vólkergeschichte pag. 332 — 342.) hat diese und meh-
rere solcher Fufsabdrücke in Indien, welche noch jezt
zum "Theil in grofser Heiligkeit stehen, nachgewiesen,
und über diese Ideen weitläuftiger sich verbreitet. In
dem Fufstapfen des Herakles in Seythien, wovon Hero-
detus Notiz gebe, sey eben, meint er, der Prabat oder
Fufstritt des Buddha za erkennen , der cin zurück-
«
97
Fufstapfens. Weiterhin deutet der Mythus auf den im
Schlamme steckenden Schuh des Heilands-Jason hin ?5),
und in den Theseiden wird auch der Schuh des Aegeus
ein bemerkenswerthes Zeichen 94). Auch auf Denkmä-
lern läfst sich dieses Dild nachweisen. Es genügt hier
an Einem Exempel: Auf einer Inschrift bei Fabretti und
Gude, welche Schläger 95) wieder mitgetheilt hat, lesen
wir zwischen dem Bilde von zwei Fufstapfen oder Fufs-
sohlen die Worte: Isidi Fructiferae, der frucht-
bringenden lsis — Worte, welche wir hiernach
nur für eine Erklürung dieses einfachen Sinnbildes hal:
ten können.
Der Argiver Triptolemus, der zu Taurus die
I8 sucht, verdient nicht weniger Aufmerksamkeit. Ganz
abweichend von dem, was wir bereits oben (II. Th. pág.
734.) von dem Ochsenspanner und Aclermann Triptole-
mus in Attica gelésen haben , worauf wir im Verfolg zu-
rickkommen miissen, sehen wir diesen Heros, der ei-
genthümlich der Ceres angehórt, in die Argivische
Geschlechtsreihe eingeführt, aber doch auf eine Weise,
die ganz mit jener Vorstellung übereinstimmt. Hier
sucht er die Kah, wie er dort der Ceres, beim Suchen
der Tochter Proserpina, verbunden wird. .Jene Kuh ist
Ië, es ist ein Bild des alten Mondsdienstes und der alten
Cultur von Argos und von allen Orten; wo ähnliche Re-
ligionen herrschten. Der Argiver Triptolemus gründet
Tarsus, als er der Spur der Kuh nachgeht; Cadmus
gebliebenes Heiligthum der Cimmerier seyn mochte , und
in dem Volksglauben als ein Wunderstück sich erhalten
hatte.
93) Valerius Flaccus I. vs. 83,
94) Apollodor. 1Il. 15. 6. 7.
95) de nummo Hadriani et gemina Isiaca p. 142,
5t
kommt ins Stierland Bóotien, als er die vom Stiere ge-
raubte Schwester sucht, und in seine Niederlassung mufs
ihm eine Kuh den Weg zeigen; Herakles sucht die Son-
nenrinder , und pflanzt auf diesem Wege Religionen und
Stüdte. Dieser Stierpfad ist zugleich der Pfad der Cul-
tur, und wo die Sonnen - und Mondsrinder heilige Bil-
der und Sitze bekommen, da wird auch der Pflugstier
eingefangen und gebändigt ; und Ackerbau gründet fe-
stere VVohnungen. Eine solche Gegend war auch hier
das Hiistenland unter den Höhen des Taurus. Ueber
dieses Gebirge waren die ersten Sonnen- und Monds-
Bütter hierher gekommen, mit denen sich Pílanzer aus
Westen daselbst vereinigt kaben mochten. Perseus nun
kann eben so wohl ein zweiter Pílanzer, ein zweiter
Triptolemus von Argos her seyn, als er ein erster Pilan-
zer, ein Sardanapalus von Assyrien ist. Er gehórt ja
als Perses Oberasicn an, und hat dort seinen Stamm in
den Persiden hinterlassen.
Als solcher kommt er aus einem Lande, wo der
Sonnenbecher gefunden ist, der Becher des Segens und
der Fülle, aufgescharrt bei dem Bau der Perserstadt
(Persepolis), Dschemschid hat ihn gefunden, als er zu
den grofsen Bauwerken der Parsistadt den Grund legte.
Das ist Dschemschid, der mit dem goldenen Schwerte
die Erde spaltet, damit sie sich öffne und fruchtbar
werde, Dschemschid der Sonnenheld, der Jahresfürst,
der, gleich der Sonne, das Ungethüm bekämpft, der
Turan von Iran scheidet, der die Lowen und andere Un-
geheuer bindigt, und dadurch ein Vorbild wird aller
Parsikünige, wie die erhabenen Bildwerke auf den Rui-
nen von Persepolis lehren, wo der Honig so oft im
Hampfe mit den wilden Thieren erscheint ?9) Sein ei-
genes Vetbild ist Mithras- Perses, der Heldenláufer mit
95) Vergl. oben I. Th. p. 671. 792.
d
29
dem Schwerte, der die Dews bekämpft, die Ungeheuer
der Nacht, der ‚die Pforten des Tages öffnet, der Held,
der zum Kampfe sich rüstet (wie er in der Indischen
Sphära erscheint ?7); und wiederum Aegyptisch der
Held im Ammonsreiche (in regno Ammonis, wie er in
den Aegyptischen Sphiren steht). Es ist der Genius
der Sonne; und Perseus, sein Abbild, erscheint noch
in den Griechischen Sternbildern als ein laufender
Heros, der sich auf den Kopf des Fnhrmanns stützt 98),
Darum gehürt auch das ganze Sternbild des Perseus dem
Orient an (wie Schaubach richtig bemerkt zum Erato-
sthenes cap.15 — 22.) — Daher auch so manche be-
deutende Bezeichnungen bei den Griechen von diesem
Heros übrig geblieben sind. So hôren wir z. B., dafs
Perseus auch Eur y medon heifse ??), also der W eit-
herrsc*ende, ein schickliches Beiwort fiir einen Ko-
nig, der Sonnengótter zum Vorbilde hat. Daher auch
seine göttliche Verehrung zu Tarsus und die Fest-
spiele zu Chemmis. .
Die Grundanschanung des Perseus ist selbst unter
den spiteren Griechen nicht verloren gegangen. Das
zeigen die astronomischen Erklärangen von seinem Na-
men und Mythus. Allein sie sind durch beschränkte
Versuche, Alles erklüren zu wollen, entstellt und ver-
dunkelt. Man lese z. B. was die Griechischen Ausleger
zum Lycophron (vs. 18. pag. 296 ed. Müller) von dieser
Fabel sagen. Ihnen ist Ylepoeds die Sonne und die
schnelle Hreisbewegung des Feuerhimmels. So weit ‘gut;
was aber nun im Einzelnen davon durchgeführt wird,
mag man, wenn es der Mühe lohnt, lieber dort selbst
97) Dupüis Origine de tous les cultes VI. 4. p. 271 sqq.
98) Hygin. Poet. Astron. llf. cap. 141. p. 410 Staver.
$9) Scholiast. Apollon. IV. 1514.
f
nachlesen. So kennt auch Johannes Lydus (de menss.
p. 66.) Perseus als Sonne, aber nun fügt er wieder Ei-
niges hinzu, das weniger zu passen scheint,
y 7.
Fortsetzung.
Von der Chimára, Chrysaor, von den Gor-
, gonen u. s. w.
Bei so unzweideutigen Anzeigen des orientalischen
Ursprungs, eines Mythus müssen auch alle Erklärungen
von diesem Kreise von dort ausgehen. Dorther mufs
dann auch. Licht für die Bilder von dem Goldschwerte,
von dem Flügelrosse, von den Gorgonen und von der
Chimära kommen. Die Thiersymbolik des Morgenlan-
des, wie sie in Sagen, in Liedern und auf P'«dwerken
herrschte, ist und bleibt die Hauptquelle für diese My-
then, mag auch z. D. in Betreff des Bellerophon der
erste Versach das Pferd zu bändigen und dergl. mit An-
theil an der Sage haben, die.seit Homerus (lliad. VI
152 ff.) mehrere Wendungen erhalten hatte 10), — Bel.
lerophon mit der Chimära kommt auth auf Vasen vor,
welches Büttigern !9!) zu verschiederien Bemerkungen
über diesen Mythus Anlafs gegeben hat. Allerdings mö-
gen Örtliche Umstände und Erscheinungen die Chimären-
fabel mit erzeugt haben (wir fiaden Cilicien ja unter den
VWohnsitzen des feuersprühenden Typhoeus genannt);
— aber Hauptquelle bleibt immer die Oberasiatische
Religion und Sage, die sicl: hier friih angesiedelt haben
mag, wie aus Vielem hervorgeht.
Und so richten wir denn auch auf die Denkmale von
Persepolis unsern Blick, wenn wir auf Tarsischen Mün-
100) Vergl. oben III. Th. p. 287.
101) Vasengemälde I. p. 113 Æ. HI. p. 97.
50
61
zen bald Sardanapalus, bald Apollo, bald Herakles oder
Perseus mit Löwen, mit gehórnten Lówen (mit Stier.
lówen) uud andern Fabelthieren hámpfen sehen... LOwen
niederzustofsen, war ja alte Persersitte. | Davon finden
sich hin und wieder Spuren. So lesen wir z. B. bei
Herodotus (VIL. 180.) , dafs die Perser ein Griechisches
Schiff eroberten, und aus der Mannschaft einen Jüng.-
ling auswühlten,, den sie auf dem Verdecke schlachteten.
Das sey vielleicht deswegen geschehen, wird dabei be-
merht, weil er Aécov (Lówe) geheifsen habe. — Sosteht
also jener Sardanapalus- Perseus auch auf dem Lówen,
bald mit dem Sonnenbecher, bald mit dem Tirumm-
schwerte, mit dem Sonnendolche. Zuweilen sind es aber
componirte Thiere, Fabelthiere, worauf der Sonnen-
künig steht. Dabei denke ich an die Chimára, die im
Griechischen Mythus von Bellerophon so sehr hervor-
tritt 192), Bei dem Köcher und Bogen und dem Becher
102) Hierher gehórt die zu Arezzo in Etrurien gefnndene
bronzene Chimiüra mit einer alten Inschrift. Ueber den
Kunstwerth dieses Werkes sind die Sachverständigen eini-
ger, als über seinen Ursprung. Eine Abbildung lieferte
Gori im Museum Etruscum Tom. I. p. 155. und neuer»
lich fügten sie die Herausgeber von Winckelmanns Wer-
ken (zu B. I. tab. VI, vergl. Palaephat. XXXII. pag. 143.
und dazu Fischer) in verjüngtem Maafsstabe bei. Auch
sieht man die Chimára auf Münzen von Corinth, von
Seriphus und andern Städten. In Betreff der ‚Insel Seri-
phus findet Eckhel ( D. N. V. II. p. 335.) dieses Sinnbild
noch duukel. Sollte es nicht auf die Fabelkreise von
Bellerophon und Perseus gehen, die so sehr mit einan«
der verwebt waren? Perseus mit der Hippe kommt ja
ganz bestimmt auf Miinzen dieser Insel vor (ebendas.
p. 334.). 4Jene Münzen von Seriphus und Siphnus haben
einerseits Bie Chimära , auf der andern Seite eine Riegende
Taube (vergl. Eckhel a. a. O. und Stieglitz Einrichtung
einer Münzsammlung p.53. 8. jezt auch Millingen Re-
:
des Sardanapalus auf den Münzen derselben Stadt, die
den bártigen Apollo zeigen, wird man den Apollo von
Amyclä und Metapontum mit Helm, mit Bogen und Pfeil
und den geharnischten Apollo der Assyrer nicht verges-
sen (s. oben II, Th. p. 201.) , so wenig als den Indischen
bärtigen Bacchus mit dem Becher in der Hand. Mit Fi-
nem Worte, es hann keinem Nachdenkenden entgehen,
dafs in dem Mythus des Perseus, namentlich
hier in Tarsus, wo er als Gott erscheint,
die Religion des Apollo und Bacchus durch
gemeinsamen orientalischen Ursprung ver-
mittelt ist.
Doch im Nachbarlande Carien werden. wir dem
Bacchuskhnaben und seiner Schwester Hora nüher
kommen. Auch hier spielen dieselben Symbole durch
Gottesdienst und Mythus hindurch, Es ist bereits oben
(IT. Th. p. 493 £.) des Zeus Labrandensis mit Wenigem
gedacht worden. Hier mag er uns zur Ceres leiten hel-
fen. Er hiefs entweder selbst Zebg o vodvvog, der
cueil de quelques medailles grecques incdites , Rome 1812.
p. 49. zur tabula III. wo diese Münzen auf Sicyon be-
zogen werden). Die Münzen mit den Anfangsbuchstaben
XI wollte Sestini nach Sicyon verweisen, wogegen aber
Eckhel (a. a. O.) streitet. Ein sehr schönes Exemplar
in Silber besitze ich durch gütize Mittheilung des Herrn
J. Dav. Weber, Negotianten in Venedig. — Auch die
Chimäre scheint den Aegyptiern anzugehören. Man fin»
det nämlich Chimären von sorgfältig gearbeitetem und be-
maltem Sycomorenholze in den Katakomben von Theben ;
s. Descr. de l'Eg. II. pl. 47. fig. 8. 4. und pl. 56. fig. 4. 5.
Auch hólzerne bemalte Vógel ebendas. pl. 47. fig. 4. pl. 96.
fig.1. pl.83. fig.1. vgl. mitdem Text II. p.355. Man kann
auch hier an die Jyngen (/yyss; ) denken, wobei Nice-
phorus ad Synes. de insomn. p. 360, an die Aegyptier er-
innert; s. oben IL. Th. p. 500 f,
32
65
kriegerische 103), oder in seinem Tempelhaine ward
ein Juppiter unter diesem Namen verehrt. Genug zu
Labranda in Carien hatte Zeus das Attribut einer zwei-
schneidigen Axt, und ward als Krieger angebetet 104),
Nach der Lydischen Sage hatte Hercules diese Axt ur-
spriinglich gehabt, als VVaffenbeute von der Amazone
Hippolyte 105; AóBovc heifst die Axt in der Lydischen
Sprache, und mit derselben kommt er auch auf Münzen
vor 196), — Zu Laginoe (êv Acyivors) in Carien, hôren
wir weiter, ist ein Tempel der Hecate, und bei der
Stadt ein Tempel des Zeus Chrysaoreus. Dieser ist
allen Carern gemeinschaftlich, Sie halten auch dabei ihren
Bundestag, den sie yoveaopéo» nennen, oder %povo00«
pég» 107, — Also ein Tag der Gemeine, ein Bundesfest
eines kriegerischen Volkes unter der Obhut eines Gold-
schwertes. So weit hätten wir also nur einen Beweis
von der Verehrung der Waffen unter kriegerischen Na-
tionen, wovon auch unter den abendländischen und nörd-
lichen Völkern sich Anzeigen finden. Vorläufig merken
wir jedoch auf die Hecate, und bringen damit gleich
die Nachricht bei, dafs die in Aegypten ansässigen Carer
an dem Isisfeste zu Busiris sich mit ihren Schwertern
die Stirne zerschnitten (Herodot. II. 61.). Auch legt
103) Also wie Mars heifst er erçdrios und évudkies; s. oben
II. Th. p. 610. und meine Meletemm. I. p. 35. Not. 32,
VergL auch noch Selden de Diis Syr. Syntagm. II. p.139,
und Marsham Canon Chron. p. 32 sq.
104) Herodot, I. 171. V. 119. und daselbst die Ausleger.
105) Plutarch. Quaest. Or. p. 301. F. p. 235 Wyttenb.
106) Beger Thesaur. Brandenb. 'T. I. p. 226. vergl. die Ca-
rische Münze von Mylasa bei Millin Galerie mytholog.
nr. 37.
107) Strabo lib. XIV. p. 660. p. 637 Tzsch,
t.-
Aelianus (H. A. XII 30.) einem Zeus der Carer aus-
drüchlich ein Sch wert bei, und was besonders zu be-
merken ist, derselbe Autor erzählt uns, Zeus sey dort
deswegen Aefgavüróc; genannt worden, weil er einen
starken Regengufs herniedevzuschicken pflege 10:),
Hier fálit also schon der Juppiter mit. dem Schwerte,
uit dem Goldschwerte, in die Dedeutung des Juppi-
ter Pluvius zurück; und es ist sichtbar die Idee des
fruchtbarenBH egens an das Bild desgoldnen Schwer-
tes geknüpft. Darüber läfst das Folgende keinen Zwei-
fel übrig.
Beim Stephanus von Byzanz (in Maovavpa) lesen
wir diese bemerkenswerthe Erzühlung: « Mastaura ist eine
Stadt in Lydien, von der Ma genannt. Ma war in der
Rhea Gefolge, welcher Zeus den Dionysus zu erziehen
gab. Als nun Ma von der Here befragt ward, wessen
das Kind sey, antwortete sie: des Ares. Daher heifst
auch Dionysus bei den Carern Masaris (Mdoapıc). Es
heifst aber auch die Rhea Ma, und bei den Lydicrn ward
ihr ein Stier geopfert, daven die Stadt benannt ward.
Es flicfst aber ein Flufs mitten durch die Stadt, Chry-
saoras (xpvocopas) genannt». Wir haben in dieser
Stelle offenbar Excerpte aus verschiedenen Historikern,
vermuthlich auch aus dem alten Xanthus (vergl. Fragmm,
p. 147 sq.). Wie viele Mühe sich die Landesbewohner
Griechischer Zunge gaben, den vermuthlich ganz aus-
Jändischen Namen auf ihre Muttersprache zurück zu füh-
ren, sieht ein Jeder. Es wird auch wohl nunmehr noch
weniger auffallen, wenn ich sage, dafs der Name Ma-
stres, Mestres (d.i. Mithres — der Name hatte verschie-
dene Formen; s. oben I. Th. p. 743.) viel näher liegt,
als jene Griechischen Etymologien. Doch ich mag hier
103) Vergl. oben II. Th. p. 494.
-
Ag
65
go wenig, als ich im Vorhergehenden dazu Lust bezeigta
ITI. lh, pag. 238.), meine Schlüsse. von blofsen Namens
übnlichheiten abhängig machen. VVir haben das auch
gar nicht nôthig. Die Verwandtschaften mit Oberasias
tischer Religion dringen sich doch von allen Seiten auf:
Also Hhea sehen wir hier in die Geschichte des Bacchus
verflochten, wir sehen Stieropfer ihr dargebracht, wir
hören von einem Flusse des goldenén Schwertes;
Im Verfolg werden wir zu Athen das Messer bei demi
mystischen Stieropfer ins Wasser werfen sehen; Also
Zeus, der im goldenen Regen sich ergiefsend den Hel«
den des Schwertes Perseus zeugt, der selber das Schwert
führt als Juppiter Pluvius, dieser Zeus ist der Bhea bes
freundet, jener feuchten GOttermutter, der man den
Stier schlachtet, und deren heilige Stadt der Goldsch wert-
flufs bespült. Vergessen wir doch nicht, dafs wir auch
unter den Phônicischen Potenzen einen Erüffner
( Chusorus ; s. oben IL. Th. pag. 20.) kennen gelernt has
ben 10), Und nun werden wir auch an den Mestres
109) Xoucwçes heifst er inehrmals im Damascius (ap: Wolf
pag. 200.) , weiches dvorysUs erklärt wird. Der Text des
Philo beim Eusebius (Pr. Ev. I. 40. p. 35.) nennt , noch
ähnlicher; einen Xçvowop, welcher kein anderer sey als
Hephástus (Vulcanus). Dies hat Bochart (Geogr. sacr.
pag. 706.) aus dem Ebräischen gedeutet: Chores- ur;
der Feuerkünstler. Ich weifs nicht, wie er:den Chusoros
des Damascius genommen haben würde, wenn er diese
Lesart gekannt hätte, Da im Verfolg denselben Phöni-
cischen Gott Philo Awpigiey nent , welches nichts anders
ist als Aig p'yiov , Jovem Penctralem , und da überhaupt
so viele Griechische Gótternamen in dieser Pbhónicischen
Kosmogonie des Philo vorkommen , so möchte vielleicht
Xgurdigos oder Xevodwe der Name seyn, den dieser Gott
im Texte des Philo hatte, so dafs wir hier die Griechis
sche Uebersetzung eines gleichbedeutenden Phônicischen
Namens bei Sanchuniathon hätten. Vergl. Schelling , die
Iv r
FF
y
Ou
(Mithras) denken, der den Stier würgt, und an den
Dschemschid, der mit goldenem Messer die Erde spaltet
(s. oben I. Th. p. 750 und 792.). Merken wir aber wei-
ter auf, daís die Erzieherin des Bacchus Vater Ares
nennt. Áres der streitbare mit dem Schwerte ist im Sa-
mothracischen Systeme zugleich der groíse Eróffner und
Besaamer , so wie bei den Carern und Lydiern der Hriegs-
mann Zeus mit Axt und Schwert. Das Alles hängt nun,
wie, wir hier urkundlich erfahren, mit einem symboli-
schen Stieropfer zusammen. Der Stierschlichter stellt
den Zeus - Vulcanus oder den Ares-Mithras dar. Es ist
der Stier des Jahres, dessen Schweif in einen Aehren-
büschel ausgeht, d. h. der Stier der Fruchtbarkeit , der
Erdstier. Wie aber der Jahreskreis zugleich das Bild
der Zeiten und der Schöpfung ist, so wird nun im hó-
heren Sinne auch jener Jahresstier zum Urstier, zum
Bilde der Materie; der ihn opfernde Gott zum Zerthei-
ler derselben, zum ersten Eróffner (wie der Phó-
nicische Chrysaor genannt wird), zum Absonderer des
Chaos, und so wird denn auch das Goldschwert zu einem
kosmogonischen Schwerte ; und wie nach dem Zendavesta
alle Gewässer aus dem grofsen Weltstier entsprungen
sind, so strümt denn auch an der Stadt der Hhea (der
Fliefsenden) ein Goldschwertflufs vorbei !!0).
Gottheiten von Samothrace Note 64. — Doch auch bei
der entgegengesetzten Annahme bebalten wir immer den
Begriff eines Feuergottes und Regengottes, ei-
nerlásenden Potenz ih der Hóhe und in der Tiefe,
eines Juppiter- Vulcanus; und der Führer des
goldenenSchwertes war auch so gedacht.
110) Ich erinnere hierbei zugleich an die Stelle des Homeri-
schen Hymnus auf Ceres vs. 4, wo diese Góttin das Bci-
wort 4597042905 ,,die mit dem goldenen Schwerte begab-
te** erhält, Ohne mich aufdie verschiedenen Kritiken und
67
So wie die Materie gesondert ist, treten Erdgott-
heiten und Gottheiten des Himmels hervor, Der Erd-
stier mit dem Aehrenschweife gehürt der Ceres an, und
wer anders als Ceres wird denn jene Begleiterin der
Rhea seyn, welche beim Byzantiner Stephanus auch Ma
(Mutter) hiefs, wie jene? Doch dem sey wie ihm
wolle. Mit der Ceres. erzeugt Zeus, der Vater, jene
Dioscuren von doppeltem Geschlecht: den Bacchus (den
Attica als Dioscurus kennt) und die Proserpina, die
in dritter Ordnung mit einander unter der Erde
herrschen, Auch diese Geschlechtsfolge haben die Mün-
zen von Mastaura und den Nachharstädten , z. B. Moste-
ne, aufbehalten. Auf den Kaisermiinzen von Mastaura
sehen wir bald eine weibliche Gestalt, den Spiefs in
der einen Hand, Aehren in der andern, bald jene Er-
Erklärungen , die seit Ruhnkenius versucht worden, eine
zulassen , will ich nur bemerken , dafs hier gewifs an den
Flufs Chrysaoras , wo Rhea und Dionysus nebst Zeus ih-
ren Schauplatz haben, zu denken ist; ferner dafs wir hier
eine mystische Anspielung auf die Ceres vom Gold-
strome Asiens her haben, Esist Ceres, die Frucht-
bringerin, die Urheberin der Fruchtbarkeit;
denn Golddolch und Goldsch'wert kennen wir schon aus
Persischer Religion als Symbole des Ackerbaues. An-
dere Gründe für die Richtigkeit der Lesart Xevcaógou will
ich hier übergehen. Man vergleiche auch Schelling a. a.
O. Note 64. und die ausführlicheren Bemerkungen und
Erklärungen von Sickler im Hymnus auf Demeter, Hild-
burghausen 1820. p. 71 ff. Er findet den Grund der Bes
waffnung der Ceres und somit auch dieses Epithetons in der
Entwickelnng des Namens Awp3749, einer Personification
des Erdenlichtes. So hie(se Away 4o Xevedogos das
glänzende, strahlende Erdlicht; eine Deutung,
welche durch die Waffen, die Ceres führt, als Spiefs,
Schwert und Sichel, wie durch die Fackeln unterstützt
werde,
65
zieherin des Bacchus, d.h. eine weibliche Figur
in einer Tunica mit einem Knaben auf dem
Arme, bald einen Stier 11!)
Der Stierkampf und das Stierop fer galt auch
dem Bacchus und der Proserpina, so gut wie ibren Ael-
tern, den unterirdischen Góttern sowohl, wie den Erd-
gottheiten und den himmlischen. Ich bleibe vorerst nur
bei den Vorderasiatischen Gebrüuchen stehen, bemerke
aber zum voraus, dafs wir im Homerischen Hymnus auf
die Attische Ceresfeier die Güttin mit dem goldenen
Schwerte wieder finden werden, so wie den jühr-
lichen Stierkamf in den Eleusinien.
"Zu Nysa in Carien sollte, nach einer Sage, welcher
auch der Sünger des oben genannten Hymnus zu folgen
scheint 11?) , Proserpina vom Pluto geraubt worden seyn.
Auf Münzen dieser Stadt (bei Spanheim ad Callimach.
hymn. in Cer. vs. 9.) und dey Umgegend, zum Beispiel
von Orthosia in Carien (bei Pellerin Recueil IL pl. 67
nr. 46.) ist die Entführungsscene abgebildet, wie denn
in diesen Làándern der Dienst der Proserpina sehr ver-
breitet war; namentlich ward sie zu Sardes in Lydien
hoch verehrt. Bei Nysa nun, in dem Flecken Acharaca,
zeigten die Einwohner den Plutonischen Hain, den Tem-
pel des Ades und die Charonische Hóhle. Hier war die
Güttin -zur Unterwelt hinabgeholt worden. Hier ward
jührlich ein grofses Fest gefeiert und dabei cin Stieropfer
eigener Art. Am Festtage zur Mittagszeit versammelten
sich Jünglinge und Epheben aus dem Gymnasium; und
auch nacht, wie zum Ringen, ergriffen sie den Opfer-
stier, und schleppten ihn in jene Hóhle. Dort ward er
111) S. Rasche Lexicon rei nnm. Tom. IIT. 1. p. 358.
112) S. Ruhnkeniue ad Homer, Hymn. in Cerer. vs. 17.
£^
09
losgelassen. Haum war er aber ein wénig foftgegangen,
so fiel er todt zur Erde nieder 11%). Diese Scene ist
auch auf Münzen dieser Stadt vorgestellt (bei Vaillant
pag. 145.). Aehnliche Gebriuche verrichteten die Carer
bei dem Tempel des Poseidon. Heliconius. Es waren
uralte Gebräuche. Homerus erwähnt des Stieres schon
« wennihnJünglinge schleppen» (Iliad. XX. 403. und da-
selbst Heyne). Es waren auch ganz allgemeine Ge-
bräuche, in vielen Liündern üblich, und in verschiede-
ner immer sinnbildlicher Beziehung auf diese oder jene
Gottheit. Im Homerus «freuet sich Poseidon der Jüng-
linge », der Meeresgott freuet sich, dafs am Jahresfeste
der Sonnenstier sich zu ihm niederbeugt und , an seinem
Alter fallend, zum Zeichen wird, wie der Frühlings-.
stier der Sonne in den Wassern untertaucht. Aus, dem
Meere bommen,: aus dem Meere nähren sich die Sterne.
Bei den Silielern werden wir weiterhin an dem vom Son-
nenhelden Hercules angeordneten Jahresfeste Stiere in
den See versenkt sehen, da wo Proserpina mit Ades zur
Unterwelt hinabgestiegen war. Vorjezt bemerken wir
noch einige Vorderasiatische Gebräuche aus diesem
Dienste. Zu Cyzicus in Mysien, wo Proserpina unter
dem Namen Kóez oóvca (die Betterin) verehrt ward
— sie hatte auch diese Stadt vom Zeus zum Brautsehatz
erhalten — geschah etwas Aehnliches. Es ward ihr an
ibrem Jahresfeste ein schwarzes Rind zum Opfer darge-
bracht 113. Auf den Münzen der Cyzicener ist daher
der Kopf der Retterin Hora mit jener Inscbrift und mit
dem Achrenkranze gebildet, und unter andern Attribu-
ten auch Fackeln mit Schlangen umwunden und end-
113) Strabo. lib. XIV. p. 640. p. 581 'I'zsch.
114) Appian. Bell. Mithridat, cap. 75. Plutarchi Lucull. cap.
10. pag. 497.
4
lich ein Ochse oder ein Ochsenkopf 115). Pellerin
(Med. Il. p. 101. und Supplem. p.73.) bringt Münzen
von Tralles in Lydien bei, mit dem Bilde der Ceres
auf einem Wagen, den zwei Stiere ziehen. Die Góttin
hält in jeder Hand eine brennende Fackel. Auf
Münzen von Amphipolis in Macedonien sieht man sie rei-
tend auf einem Stiere, mit beiden Händen eine bren-
nende' Fackel haltend 116). Auf Sicilischen Münzen (um
dies gleich hierbei anzumerken) hat der Cereskopf mit
dem Aebrenhranze selber gar Stierhórner über
den Schlifen 117). — Und hierbei wollen wir auch gleich
den Satz niederlegen: dafs in der Religion der Ceres-
Proserpina das Bild des Stieres und der Kuh in Bezug
auf Sonne und Mond, auf Erde, Meer und Unterwelt,
in verschiedenen Verhältnissen vorkommt. Den Aehren-
stier haben wir so eben in Vorderasiatischen Mythen
nachgewiesen , sowohl als Unterpfand des jährlichen Se-
gens, wie auch als Bewahrer der Heime aller materiellen
Dinge. Er gehórt dem Lichtreiche an, sowohl von An-
fang und überhaupt, als jährlich, er ist Lichtstier , Stier
der Sonne, Kuh des Mondes, Daher ist es einerlei, ob
Facheln in die Grube geworfen werden, wie die Argi-
ver thaten, oder der Stier, wie die Einwohner von Nysa
pflegten.
Hiermit hángen andere Vorstellungen zusammen:
Es ist entweder ein widerstrebender Stier, ein Stier,
der mit Gewalt gezogen wird (éAxópsvoc), das ist der
Stier des jungen Jahres unter jungen Händen (unter den
Hinden der Epheben, wie zu Nysa), es ist der Früh.
115) Eckhel D. N. V. II. pag. 451.
116) Rasche a. a. O. Tom. If. 2. p. 483.
117) bei Paruta nr. 130, 149. und in Dorvillii Siculis Tom, IL
pag. 280,
70
71
lingsstier, und daher der kampfrüstige, stófsige Stier
(bos cornupeta); oder er ist willig und folgsam, er folgt
der Hand der Alten, die ihn am Ohre zum Altar führt,
er steigt gern herab zur Grube des Pluto, wo ihn tellu-
rische Dünste betäuben, oder er unterliegt den natür.
lichen Trieben. Ein Theil dieser Begriffe kann erst im
Fortgang unserer Erörterung deutlich werden. Aus dem
Bisherigen ergiebt es sich schon, dafs diese Vorstellun-
gen in Festgebráuchen von Árgolis und Hleinasien ver-
sinnlicht wurden.
Aber auch zu Ephesus, zu Athen und auf Creta —
und dort mit noch bedeutsameren Beziehungen; wovon
hernach. Stierhámpfe waren zu Eleusis gebräuchlich bet
den Mysterien. Dieselben hatten die Ephesier. Beides
sagt uns Artemidorus in einer hóchst merkwürdigen,
aber meines Wissens noch von Niemand benutzten Stelle
( Oneirocrit. I. 8. p. 21 Reiff.), auf die wir eben deswe-
gen im Verfolg zurückkommen müssen. Creta hatte
ähnliche Gebräuche. Die Religion von Ephesus hing un-
gezweifelt in Vielem mit der von Creta zusammen 118),
Aber diesen Gebrauch hatten die Jonier wohl zunächst
von Athen mitgebracht.
Eine Persephone, eine würgende Perseis
aus dem Morgenlande, aus dem Sonnenlande , haben wir
schon in Árgolis und Vorderasien nachgewiesen , neben
einem würgenden Sonnensohne, neben dem Verderber
Perseus, cine Segenbringerin und Retterin zugleich,
neben dem Saatenpflanzer und Städtegründer Perseus-
Eurymedon.
Nun könnten wir von Cariens Küste aus-die Inseln
hinauf blicken bis nach Thasos und Samothrace hin.
118) Strabo lib, XIV. p. 948 Almel. Tom. V. p. 532 'zsch.
1?
Wir könnten dem Kasten der Ceres folgen, den die
Priesterin Cleobóa von der Insel Paros nach Thasos: ge-
bracht hatte, so wie wir hurz zuvor dem Kasten des
Perseus nach Seriphus gefolgt sind. Allein da wir jenen
Weg um der Cabiren.und auch um der Cabirischen Ce-
res willen schon einmal zuriickgelegt haben, so wollen
wir, um nichts wiederholen zu müssen, unsere Leser
auf die-Stellen in jenen Capitela, die auf das Vorliegende
Einflufs haben, zur eigenen Nachlese zurückweisen,
Man sehe also nach, was oben (II. Th. pag. 347 IT) über
den Gang und Charakter des Dienstes der Ceres Cabiria
bemerkt worden ist. Nur das Eine tragen wir hier nach,
dafs mit einer wenig veränderten Namensform die Insel
Paros, von welcher Cleohöa ausgegangen war , ehemals
Cabarnis hiefs — eine deutliche Spur des morgenlän-
dischen Cabirendienstes. Auch waren dort Cerespriester
Cabarni genannt. Ihr Ahnherr sollte der Ceres den Raub
der Proserpina verrathen haben (Stephan, Byz. in IIdpoc
und daselbst Nicanor). Oben haben wir die Pane als
solche Anzeiger in der Geschichte der Isis gefunden, und
weiterhin werden wir den Pan in Arcadien eben so fin-
den. Jene Cerespriester , KaBdpvor , konnten aber auch
KdSaovou (Reiniger) heifsen, und sie hiefsen so, und
zwar beides als Diener der Cerés, in welcher Beziehung
der Besen genannt wird, den man zur Reinigung ihres
Tempels brauchte 1!?), Der Mythus wollte wissen, Ce-
res habe die Nachkommen des Cabarnus aus Dankbarkeit
für jenen Dienst zu ihren Priestern (ópyeGvac) geweiht.
Bo hatte Aniimachus in der Lyde gemeldet 12%, Hier
119) PoHux X. 28. und daselbst Hemsterh. Hesych. H. p.94.
p. 101 ed. Alberti.
120) S. Antimachi Colophonii Fragmm. ed. Schellenberg nr.
XXXVI. pag. 83. nach der wahrscheinlicken Emendation
Yon Valesius.
979
sind also Priester den Planetengüttern geweiht, sternen-
kräftige Priester von der Ceres zu ihrem Dienste bestellt ;
und.so wie wir oben sieben máchtige Werkmeister' in
Argos dem Pritus und dem Perseus dienstbar sahen , so
verrichteten hier im alten Sternendienste die Priester
der Ceres geheime Gebrüuche. Pythagoras aber (apud
Porphyr. Vit. p. 42 ed. Kuster.) nannte die Planeten sel-
ber «die Hunde 12!) (d. i. die Diener) der Persepho-
ne». Alle diese Vorstellungen waren ohne Zweifel in
Creta und Athen bekannt. Creter hatten ja auch einst auf
Paros gesessen (Steph. Byz. a. a. O.).
$9. 8.
Hercules und Pasiphaë, oder Proserpina-
Venus und der Ceresdienst im Pelopon-
nes und in Bóotien.
Arcadien hatte auch seine Kisten mit Cerealischen
Geheimnissen und jedes andere Griechische Land, das
auf alte‘ Religionen Anspruch machte. Derselbe Anti-
machus , dessen wir eben erwühnten, und andere noch
weit dltere Dichter werden in der Hauptstelle des Pau-
sanias (Arcad. cap. 25. 6. 5.) wiederholt als Zeugen auf-
geführt, wo es alte Symbole und Sagen dieses Kreises
gilt. In der Thebaide war die Ceres Erinnys ('Egw-
vis), d. h. die zornige Ceres vorgehommen, und
hiermit eróffnet sich eine neue Bilderreihe, wodurch
Ceres und Proserpina mit Poseidon und Pan in Verbin-
dung gesetzt werden. Zur Erinnys war sie durch den
Ersten geworden, der Letztere half ihre Rückkehr zur
121) So ist auf vielen Denkmalen, die den Raub der Proser-
pina darstellen, Hermes, der Wagenführer des Pluto,
von Cerberus begleitet; s. Welcker Zeitschr. für alte
Kunst I, p. 70 f.
74
Heiterkeit des Olympus bewirken. Demeter, erzählten
die Arcadier, suchte ihre Tochter, Poseidon verfolgt
sie mit seiner Liebe, uud da sie sich in ein Rofs verwan-
delt, so wählt er dieselbe Gestalt, und beschläft sie.
Darüber erzürnte die Göttin, aber als sie besänftigt war,
badet sie sich im Flusse Ladon. Vom Zorne heifst sie
Erinnys, vom Baden Lusia. Als Erinnys trug sie
im colossalen Bilde einen Kasten und eine Fackel. Die
Frucht jener Liebe war eine geheimnifsvolle Tochter,
deren Namen nur der Geweihete erfuhr, Despöna,
und ein Wunderrofs, Arion, mit meerblauer Mähne,
das den Herakles und noch den Adrastus im Thebani-
schen Kriege getragen hatte 122). Nach Antimachus war
dieses Rofs von der Erde hervorgebracht. Bei diesem
dunkelfarbigen Rosse neben der Cerestochter bemerken
wir gleich , dafs Proserpina auch wieder Aséxvxxoc heifst,
weil sie aus dem Heiche des Pluto zum Zeus in den
Olympus hinauf auf einem mit weilfsen Rossen be-
spannten Wagen gefahren war 12%), Es liegen in diesen
Bildern die einfachsten Andeutungen der doppelten Na-
tur, der tellurischen und siderischen, welche Ceres-
Proserpina behauptet 125. — 1n der Cereshóhle zu Phi-
galea in Arcadien finden wir die Demeter gar mit einem
Pferdekopfe, mit Bildern von Schlangen und "'hieren,
122) Pausanias Arcad. cap. 25. $. 5. coll. cap. 37. $. 6. 7. vgl.
Antimachi Religq. pag. 64 seqq. Schellenberg. und meine
Commentatt. Herodott. I. p. 219. not. 200.
123) Scholiast. Pindar. Olymp. VI. 161.
124) Welcker ( Zeitschrift für alte Kunst I. 1. pag. 68.) sieht
hieri eine Andeutung des Gegensatzes der Licht - und
der Nachtseite der Natur, des Winters und des Früh-
lings, des Oben und Unten, des Tages uud der Nacht,
Das Doppelgesicht und die Hórner der Proserpina, meint
er, stellten vielleicht nur eine Di-ana oder Abnahme
und Zunahme des Mondes vor.
75
einen Delphin in der einen Hand haltend, eine Schlange
in der andern, und den übrigen Leib in ein schwarzes
enges Hleid eingehüllt. Daher diese Ceres die schwarze
heifst 125). Bei einer so gestalteten Mutter wird uns
die furchtbare Tochter einfallen, jene Persephone mit
den Thiergesichtern und vier Augen und Hórnern, wel-
che Rhea- Ceres aus Zeus Umarmung hervorgebracht
hatte (s. oben 111. Th. p. 303.). Und hiermit verbinden
wir eine dritte Nachricht von Arcadischen Tempelbildern.
Ohnweit Acacesium hatte jene mysteriöse Despöna ihr
Heiligthum. Am Eingange stand der Tempel der Arte-
mis Hegemone (der Führerin) und deren eherne Bild-
säule mit Fackeln in den Händen; dort sah man auch
eine abgesonderte Malle mit Nischen, worin die Par-
cen und Zeus Miragetes (der Parcenfiihrer), auch
Herakles, wie er dem Apollo den Dreifufs raubt,
in erhabener Arbeit gebildet waren. Es folgte der Tem-
pel der Despóna selbst. Hier war Ceres zu sehen, in
der rechten Hand eine Fackel, die linke auf die Des-
póna gelebnt. Diese letztere hielt einen Scepter, und
legte die linke Hand an die auf ihren Hnicen liegende
Kiste. Neben dem Throne stand zur Seite der Ceres
die Artemis mit einem Hirschfelle bekleidet und den
Köcher auf der Schulter; in der einen Hand hatte sie
eine. Fackel, in der andern zwei grofse Schlan-
gen; neben der Despöna stand der Titan Anytus, wel-
chen die Exegeten den Pllegevater der Despina nann-
ten 126),
' Ueber den Sinn dieser Sagen und Bilder habe ich
mich schon oben (lI. Th. p. 598 £) im Allgemeinen er-
klärt. Je charakteristischer sie aber sind, und je älter,
125) Pausan. Arcad. cap. 42. init.
126) Pausan. Arcad. cap. 37.
70
dem Herodotus zufolge, der ganze Ceresdienst der Ar-
cadier war, desto mehr müssen wir jezt im Zusammen-
hang seiner Erörterung darauf achten. Auch hat selbst
die Hunst diese Mythenclasse nicht verschmiht, sondern,
nach ihrer Weise mit Abscheidung des Widerlichen , ihn
mit Liebe gebildet 127), Noch haben wir ein Ueberbleib-
sel dieser Bemühung. Es ist der schöne Amethyst unter
den Stoschischen Gemmen, den uns Schlichte-
groll im ersten Bande der Auswahl dieser Sammlung
(er. 37.) mitgetheilt und erläutert hat. Dieser geschnit-
tene Stein zeigt uns Ceres, wie sie mit der Sichel in der
einen Hand ruhig vor sich hin blickend ein sich bäu-
mendes Rofs führt, unter dessen Füfsen eine Schlange
sich hrümmt. Hier haben wir das verschünte Bild einer
Ceres- Erinnys. Wir sollen dabei an die zornige
Göttin denken, wie ihr das Kind der Gewalt, das schwarze
Meerrofs, nachfolgt, an die schwarze, trauernde Ceres,
oder doch an die zornig und traurig gewesene.
Es waren, wie bemerht, tellurische Begebenheiten
dadurch angedeutet. Vergessen wir aber nieht, dafs sie
mit dem Ackerbau in Verbindung gebracht wurden. Das
Hlagefest und Saatfest der Thesmophorien war ja bei
den Arcadiern in seiner alten Bedeutung erbalten wor-
den. Vielleicht war von dorther mit den ältesten Colo-
nien auch die schwarze Proserpina (furva) nach
Rom gekommen. Wie dem auch sey; ihr wurden nach
127) Auf diese Verwandluug der Ceres in ein Rofs deuten
auch die Münzen von Pharà in Thessalien (s. Eckhel
Doctr. Num. vett. Vol. 1I. p. 147.) , wie Stieglitz behaup=
tet, der dies, so wie andere Beispiele, als einen Beweis
anführt, wie die Mysterien - oder Gehcimlehre auch auf
Münzen durch sinnvolle Typen und Symbole angedeutet
worden sey. — $. dessen Archäologische Unterhaltungen
IL. Th. p. 186. und besonders p. 189.
77
den Sibyllinischen Biichern zu Rom Spiele gefeiert und
Opfer dargebracht 1:8). Die agrarische Bedeutung des
Zorns der Ceres über den Poseidon làfst sich schon nach
dem Obigen nicht verkennen, wo von dem Sicheleilande
der Ceres die Rede war (1V. Th. p. 28 £.). Aber auch
die alte Religion von Argolis enthált Spuren davon. Dort
verehrten die Leute den Poseidon Phytalmius. Diesen
Namen führte auch Helius, auch Zeus !7?) Poseidon
biefs aber dort in einer eigenen Bedeutung so. Er hatte
vorher durch Meerwasser die Saamen und die Wurzeln
der Gewüchse verderbt. Endlich liefs er sich versóhnen,
zog das Meerwasser zurüch, und nun weihete das dank-
bare Voll dem Gott unter dem Namen ®vraiuios einen
Tempel. Dies wire ein das Gedeihen der Friichte be-
fórdernder Poseidon !39); — aber Manche wollten dabei
auch neben den Pflanzen an das Meerwasser (GAuz) ge-
dacht wissen 13! — Jezt, nachdem der wilden Meer-
fluth der Boden abgewonnen war, könnten Ackerbau und
bürgerliche Ordnung gedeihen. Daher hatte auch Ce-
res - Thesmophoros (die gesetzgebende Ceres) neben
jenem Tempel des besänftigten Neptunus ihr Heilig-
thum 132), — So deutet sich also das wilde, schwarze
Meerrofs neben der Sichel in der trauernden ‘Ceres Hand
von selber. Es ist die Geschichte des vaterländischen
Bodens, die die alten Vólher in Mythen, Bildern und
Festen niederlegen. Es sind aber auch zugleich alte
128) Censorinus de die natal. cap. 17. p. 80 ed, Lindenbrog. :
129) S. Nicetae Epithet. deorr. in meinen Meletemm, 1. pag.
19'sqq. und Hesych. II. p. 1532.
130) S. Hesych. a. a. O. und in QuraAq«ois.
131) S. oben IJ. Th. p. 597.
132) Pausan, Corinth, cap. 32. p. 303 Fac.
no
&stronomische Erinnerungen. Mit den Mondsphasen wech-
seln die Erscheinnngen der Erde und des Meeres. Auch
auf das Pflanzenreich übet dieser leuchtende Gefährte
der Erde seine Gewalt. Es steht daher das weifse Rofs
des Mondes mit dem blauen Rosse der. Fluthen und der
Erde in einem sichtbaren Verhiültnifs; und wie der Ceres
Tochter, als Despóna, des Meerrosses Schwester ist,
so bat sie als Persephone weisse Mondsrosse an ihrem
Wagen.
Auch der Name Despóna, der Herrscherin,
führt uns in einen neuen Ideenlreis, zumal wenn wir
bedenken, dafs gerade auch in Arcadien, im Tempel der
Eleusinischen Ceres, Namen vorkommen, die etwas
Aehnliches zu bezeichnen scheinen. Dort bei den Phe-
neaten, wo im Tempel der heilige Stein (tétpoua) war,
worin alte Schrift aufbewahrt wurde, dort verwahrte
man auch die Maske der Ceres-Cidaria 133). Diesclben
Arcadier hatten einen Tanz Kidagis 137), Beide Namen
stammten óhne Z weifelaus der Fremde her, und wenn mit
dem Worte Kiagic im Persischen ein käniglicher Kopf-
schmuck bezeichnet wird, wovón etwa die Arcadier je-
nen Beinamen ihrer Ceres gewählt hatten , so hätien wir
wieder eine königliche Ceres, eine Herrscherin Ce-
res, eine Himmelskönigin ohne Zweifel; so wıe Proser-
pina, ihre Tochter, als Despina eine furchtbare Herr-
scherin in der Tiefe war.
Die schwarze Ceres sitzt auch in der ticfen Hóhle
(exer). Aus Unmuth über den Raub der Tochter
Persephone und über den Poseidon hatte sie sich im
Schlunde bei Phigalea verborgen, als Pan sie entdeckte.
133) Kióagízs ; Pausanias Arcad. cap. 15. §. 1.
134) Athenüus XIV. p. 290 Schweigh.
€
79
Er zeigt es dem Zeus an; dieser schichte sofort die
Móren (die Parcen) ab, deren Bitten sie nachgiebt, sich
besünftigen láfst, und die Erde wieder mit ihren Gaben
erfreut. Diese Begebenheit sollte das abentheuerliche
Bild mit dem Pferdekhopfe ,.mit den Schlangen , mit der
Taube und mit dem Delphin im Gedáchtnifs erhalten 135),
-— Wir sagen vielmehr, das war die Ausdeutung, die
der gemeine Mann sich von dem Bilde gab. — VVie Pan,
der Verräther, so ist auch Ceres- Isis am Himmel nicht
minder als in der tiefen Erde einheimisch. Hier herrscht
sie über die Schatten, dort wandelt sie als Isis- Luna
ihre Bahn. In Arcadien aber befinden wir uns mitten
unter alten Mondsdienern, und von diesem Verkehr des
Pan mit dem Monde wird uns sofort der Arcadische
Mythus náher unterrichten. Jene Ceresgrotte bei Phiga-
lea ist eine Wintergrotte, ein Bild des winterlichen
Dunkels, aus dem Zeus der Parcenführer die Demeter
herausruft, so wie wir oben die Venus Apaturos den
Sonnenherakles in die Grotte von Phanagoria verber-
gen sehen, bis er der Giganten, der Erdkräfte, Meister
ward.
Nach Theodorus (ap. Scholiastt. Aristophan. Nubb.
vs. 397. ad Apollonii IV. vs. 264 sq.) war der Mond kurz
vor der Schlacht des Herakles mit den Giganten in Ar-
cadien erschienen. Absichtlich habe ich diesen Mythus
mit den nächst vorherigen Vorderasiatischen zusammen-
gestellt. — Nach meiner ganzen Ansicht der Heralleen
erkenne ich auch hierin nur den fabelhaften Ausdruck
alter astronomischer Wahrnehmungen über das Sonnen -
und Mondsjahr, und in diesem Sinne betrachte ich auch
den mythischen Ruhm der Árcadier, vor dem Monde
schon gewesen zu seyn. Bekanntlich hat diese Sage von
135) Pausanias Arcad. cap. 42.
E
den Arcadiern , als * 900 éAxvoti, Zwei neuere gelehrte
Untersuchungen veranlafst 156), worin selir verschiedene
Ansichten zusammengestellt sind. Zu unserm Zweche
halten wir vorerst den Satz des gelehrten Strabo fest
(VHI. p. 595. T. HI. p. 316 Tzsch.), dafs die Arcadier
zu den ältesten Stämmen der Griechen gehörten, und
tragen aus dem neuerlich erschienenen inhaltsreichen
Buche des Johannes Lydus (de menss. p. 78.) die Notiz
nach, dafs Isis in der Aegyptischen Sprache die Alte
bezeichne, das ist, den Mond (zoAoaià — «oiv loai
À : CeMivn). Mag es mit dieser Namenserklärung seyn,
Wie es will: — als alte Frau erscheint unsere Isis»
Ceres im Homerischen Hymnus (vs. 101.) , und auch in
ibrem Tempel zu Hermione haben wir alte Frauen aus-
gezeichnet-bemerkt.
In diesem Mondslande ward auch eine Mondshóhle
gezeigt. Sie sollte in jene Vorzeit gehören , als Höhlen
die Stelle der Tempel vertraten. Sie war der Selene,
dem Monde, und dem Lycäischen Pan gewidmet 157),
— Damit ward ein neuer Mythus verbundgn: Pan, der
Gott von Arcadiep, hatte einst, in die Gestalt eines
schneeweifsen Vidders verhüllt, die Luna in einen Wald
gelockt, und nachdem er seine gewöhnliche Gestalt wie-
der angenommen , ihrer Liebe genossen. Diesen Mythus
berührt Virgilius (Georg. lIL 391 ff), dessen Führer
Nicander war 158). Wie wir zunächst vorher an die Isis-
Luna von Áegypten erinnert wurden, so müssen wir auch
136) S. Heynii Opusce. acadd. IL pag. 337 sq. und Larcher
Chronologie p. 223 sqq.
137) Porphyr. deantr. Nymph. cap. 20. p. 19 ed. Goens. vergl.
, Quint, Calab. X. 126 sqq. Schol. Apollon. IV. 56.
138) S. Macrob. Saturn. V. 22, und die alten Interpreten zu
jener Stelle des Virgilius.
30
hier nur an den Aegyptischen Pan gedenken. Es ist ein
Pan aus dem Ammonslande, und Juppiter- Ammon. ist
sein Milchbruder (s. oben 1II. Th. pag. 239.). Auch ist
Hermes sein Vater, dessen heiliges Thier der Widder
ist. So konnte also auch er die Hülle des VVidders wüh-
len. Es ist der Pan von Chemmis oder Panopolis, der
Pan im Zustande der Erection, wie er sich gegen die
Luna hinwendet; so sah man ihn dort im Bilde (oben
HL Th. pag. 236.). — Also ganz wie sein Vater Hermes
Ithyphallicus, der sich in gleichem Zustánde der Pró-
serpina 13?) oder, was einerlei ist, der Isis-Luna
zuwendet. Das waren die ältesten Bildwerke der Pelas-
ger gewesen (Herodot. II. 51.), und die beiden Mythen
von Hermes und Proserpina, von Pan und Luna 140)
waren nur die Bildersprache dafür, in Worten abgefafst.
Bildwerk und Fabel wollen nichts anders sagen, als dafs
die Sonne den Mond und dadurch die Erde befruchtet.
In dem die Luna verlockenden Panswidder von Arcadien
haben wir die Sonne, die im Frühlingszeichen
des Widders den Mond befruchtet, und
durch ihn auch der Erde neue Heime mit-
theilt. Auch die Monds- und Panshóhle Arcadiens ist
eine Hóhle des VVinters, aus welcher der schneeweifse
Widder, oder der Pan mit der Fachel, der leuchtende
Pan hervortretend, das neue Jahreslicht über Himmel
und Erde verbreitet.
139) Wie die Urkunde sagt; Cicero de N. D. II. 22. vergl.
oben II. Th. p. 326 f.
140) Wozu noch ein dritter kommt, der aus derselben Quelle
geflossen , und zugleich den Beweis liefert, dafs wir be-
rechtigt waren, die Geschichte vom Pan und der Luna
in die Ceresfabel hereinzuziehen. Er lautet kürzlich so:
Einst schnitt Zeus einem Widder die T'estikeln aus , und
warf sie der D do (der Ceres) mitten in den Schoofs ; s,
Clem. Alex. Cohort. p. 13 Potter.
t
Si
6
}. + Hier in Arcadien wird Luna vom weifsen Sonnen-
widder verlocht nnd getduscht. Bald werden wir die
leuehtende Mondsfrau Pasiphaé - Persephassa (Proser-
pina) als Ruh den Sonnenstier locken und verführen
séhen.
Auch feierten die Arcadier zu Megalopolis Myste-
rien der sogenannten grofsen Güttinnen, deren Tempel
den Männern nur Einmal jährlich geöffnet ward. De-
meter und Kore Soteira (die Retterin) waren diese
grofse Gottinnen 14). Das letzte gilt auch von den
grofsen Gôttinnen der Messenier, nach Pansanias
Versicherung (IV. cap. 1 und 2). Dort verwahrte man
auf Blei geschriebene Charahtere dieser Gótterlehre in
einer ehernen Urne, und vergrub sie in dem Berge ltho-
me, als der Krieg gegen die Spartaner jenen unglüch-
lichen Ausgang nahm. Die ganze Geschichte dieser Un-
terpfünder alter Religionen verdient bei dem genannten
Hauptschriftsteller selbst. nachgelesen zu werden 1%).
Jene Religion sollte Caucon, ein alter Priester, von
Eleusis her dorthin gebracht haben 142),
Auch die Spartaner batten einen Dienst der Ce-
res - Eleusinia, Ihr Tempel stand nicht weit vom Gipfel
des Taygetus. Hier sollie Herahles sich eine Wunde
von Aesculapius haben heilen lassen. Auch ständ ein
Schnitzbild des Orpheus darin, das die Pelasger sollten
gesetzt haben 14), Also auch hier wieder Ucberbleibsel
alter priesterlicher Bildersprache und Lebre. Auch
hierher sollte die Verpflanzung von Eleusis aus gesche-
141) Pausan. Arcad. cap. 31. init.
142) Messen. cap. 20. $. 2. cap. 26. $. 5. 6. cap. 27. $. 2. 4.
143) Vergl. oben IM Th. p. 350 f.
144) Pausanias Lacon. cap. 20. cf. 19.
Mo
65
hen seyn. Ín diesem Sinne redet der Daduch Callias
noch bei Xenophon (Hist. Gr. VI. 3. 6.), wo die Stamm-
helden der Laconier Herakles und die Dioscuren als
Lehrlinge des Attischen Heros Triptolemus aufgeführt
werden. In dem Städtchen Helos in Laconien, welches
Helios (E1106), der jüngste Sohn des Perseus, er-
baut haben sollte, ward dasSchnitzbild der Persepho-
ne an gewissen Tagen in das Eleusinium gebracht 1^),
Also ein Sohn des Perseus, ein Sonnensohn , baut eine
Stadt, deren Biirger die Persephone von Eleusis
hoch verehren. Aufmerksamkeit verdient auch die Um-
gebung, in welcher auf dem Altar zu Amyclä Ceres und
Proserpina vorgestellt waren. Dort sah man Biris (viel-
leicht Iris), Amphitrite und Poseidon abgebildet, in-
gleichen Zeus und Hermes, ferner Dionysus, Semele
und Ino; auf dem Altare aber Demeter, Kore und
Pluto, und über ihnen die Móren und Horen und mit
ihnen Aphrodite, Athene und Artemis. Sie bringen den
Hyacinthus gen Himmel und seine Schwester Polybóa,
die als Jungfrau gestorben war 14), Merken wir doch
gleich hier auf diese sehr alten Bildwerke, dieuns Ceres -
Proserpina in dieser Vereinigung zeigen, und zugleich
das Zurückführungsgeschüft, wobei wir neben den Ho-
ren und Parcen auch Venus, Minerva und Diana hülf-
reich erblicken. Solche Hinweisungen kónnen dazu die-
nen, daís es minder auffalle und. nicht für eine späte
Vorstellung gehalten werde, wenn weiterhin aus Schrift-
stellern spáterer Zeit dargethan wird, dafs Venus,
Minerva, Diana, Ceres und Proserpina sich
in Eine Gottheit auflösen, die die Seelen in
das Leben und aus dem Leben führet. Gleich
145) Pausanias Lacon. cap. 29.
146) Pausanias Lacon. cap. 19. $. 4.
54
wollen wir auch die Ceres-Catagusa i(die Zurück-
führerin) bemerken, d. i. die Ceres, welche' ín den be-
stimmten Jahreszeiten ihre Tochter Proserpina wieder
in den Himmel führet. ' So sehen wir sie mit den Aehren
in der Hand auf einer Münze des Antoninus Pius 147),
Bie hat ihre Hand auf ihre T'ochter Proserpina gelegt
(gerade wie in jenem Arcadischen Tempelbilde): — Letz-
tere ist durch einen Granatapfel kenntlich gemacht.
In der Landschaft Achaja verehrten die Leute eine
Ceres-Mysia, Ein Argiver dieses Namens: sollte sie
gebracht haben. Wieder eine Feier, die an den Her-
gang bei den Thesmophorien und Eleusinien und an Ae-
gyptischen Ursprung erinnert. Bei dem siebentágigen
Feste in einem heiligen Haine diirfen die Minner nicht
über den dritten Tag gegenwärtig bleiben.‘ Von da an
verrichten die Frauen allein nächtliche. Gebräuche ; und
wenn die Männer hernach wieder kommen, werden sie
mit Spottreden empfangen 15), Das geschah bei Pellene.
Zu Sicyon feierten Männer und Frauen auch abgesondert
das Fest der Ceres Vorsteherin (xpooracias) und
der Kore !9),
Ueber den Ceresdienst von BGotien habe ich im
Vethergehenden das Nóthige bemerkt. Dort gedachte
ich auch der Volkssage von Mycalessus, die den Herakles
selbst zum Hüster der Ceres machte (II. Th. pag. 220.);
auch wurde der Ursprung von Samothrace her und der
schauerliche, geheimnifsvolle Geist bemerklich gemacht,
welcher diese Religion gerade dort-umschwebte (H. Th.
p. 35o f.). 1n diesem Geiste war auch ein Gebrauch in
den dortigen Tempeln gedacht, den wir nach dem Bis-
117) bei Millin Galerie mytholog. tab. XLIX. nv. 340.
148) Pausanias Achaica cap. 27.
149) Pausanias Corinth. cap. 11. $.3.
-2
herigen wohl verstehen werden, ohne zu. gezwungenen
Erklärungen oder gar zu hritischen Conjecturen Zuflucht
nehmen zu müssen. Plutarchus (de Isid. pag. 378. E.
pag. 549 Wyttenb.) bemerkt die Uebereinstimmung meh-
rerer Griechischer Feste mit Aegyptischen , und erzühlt
dabei, die Bóotier feierten im Monat Damatrius (irh Ae:
gyptischen Athyr) ein Ceresfest, welches sie wegen der
Trauer der Demeter über den Hinabgang ihrer Tochter
das Fest des Verdrusses (éxax95) naunten. Es
war die Achäische Ceres, Hierbei kommen’ die
Worte vor: Koi Boirol cà vic 'Axoiis néyopo xvbóv.
«tv «und die Bäotier erschüttern die Tempel der Ablitie-
rin». Hier dachte Squire an kleine Tempelchen ;- die
man am Feste herumgetragen habe. Toup änderte”oi-
xovoi» «sie wohnen in den Tempeln». Spanheirh ébr-
rigirte teyoÀcovia « das Fest der grofsen Brode», Weil
Athenäus von einem Ceresfeste dieses Namens bei den
Deliern spricht. Dabei erinnert er an die Sehaubrode
und an das Fest der grofsen Brode bei den Israeliten
(Levitie. XXHI. 17.). Wyttenbach hat sich so wenig
dadurch als durch die Lesart einer Handschrift ( xovoi-
9i» &sie bestreuen den Tempel mit Staub») bestimmen
lassen, von der Lesart des Textes abzugeben. Ich mufs
diese Behutsamkeit sehr billigen. Denn, um nicht ein-
malza fragen, ob auch xıyeiy von der Feier eines Fe-
stes gebraucht werde, so wird ja erstens hier eine Pa-
rallele mit Aegyptischen Gebrüuchen gezogen. Nun ken-
nen wir aber die Tithrambo als zürnende Isis und die
danach gebildete Ceres Erinnys. Sodann beschreibt uns
Pausanias (IX. 25.) gerade die Bôotische Ceres als eine
sehr furchtbare Güttin, von deren Gebrüuchen er mit
grofser Scheu redet. Weiter heifst das Fest ja bestimmt
ein Fest des Verdrusses *), des Verdrusses über,
*) Von diesem Kummer (4453) und von dem Naimnen der
RT
86
den Hinabgang der Tochter. — Dieser Raub, so wie der
Zorn dariiber, waren tellurische Begebenheiten, gerade
so wie der Grimm der von Poseidon, dem Erderschiit-
terer, beschlafenen Mutter. Auch Pluto fährt mit der
geraubten Proserpina durch die Tiefen der Gewässer 159).
— Wann die Tochter hinabgerissen wird, verfinstert
sich Ceres die Mutter, sie wird zur Erinnys , und es be-
wegen sich die Gründe der Erde. Bedenken wir nun,
wie in den Mysterien die Güttergeschichten durch Dra-
men versinnlicht wurden, so wird es wohl nicht unglaub-
lich dünken , dafs die Böotischen Priester an dem Jah-
resfeste des Schreckens auch Mittel gefunden haben, die
Souterrains des Cerestempels, die unterirdischen Capel-
len (das sind aber péyapa; s. oben III. Th. p. 57.) wie
durch ein Erdbeben zu erschüttern. Und so hitten wir
hier einen charakteristischen Zug mehr in Betreíf der
Anstalten, wodurch die alte Welt auf den sinnlichen
Menschen im Gótterdienste zu wirken suchte ; womit der
Leser diese kritische Abschweifung rechtfertigen mag.
$. 9.
Fortsetzung.
Pasiphaë.
Aber auch jezt kann ich ihn noch nicht ganz entlas-
sen. Noch eine Strecke Weges möge er mir durch die
Dornen der Kritik folgen, damit wir zum Begriff der
Pasiphaé gelangen, welcher hoffentlich uns die Pro-
serpina von einer neuen Seite zeigen wird.
Ceres 'Ayzía wird uns der Homerische Hymnus weiterhin
zu reden Anlafs geben.
150) Homeri Hymn. in Cer. vs. 38. Orpb. Argonaut. 1192.
AL.
97
Pasiphaë-— wir haben sie obén schon als Frau
des Minos von Creta genannt. Sie war ja der Per-
seiden eine, Tochter derSonne und der Perseis 15!)
Ibr Mythus ist sehr alt. Der Logograph Pherecydes
hatte ihn ausführlich erzählt 157. — Es ist auch ein
weitgreifender Mythus, und wenn wir seine Vergwei-
gungen in die Religionen und Heldengeschichten fast
aller Griechischen Stämme erwägen, ‚so können wir das
von ihm gebriuchliche Attische Sprichwort (« des Dädaz
lus Schande verlautet durch alle Lànde» év navi u$9o
xo v0 AouddAov uvoog 153) in einem etwas endern, aber
doch in vollem Sinne auf diese fruchtbare Fabel anwen-
den. Je bekannter sie aber ist, desto weniger haben
wir nôthig sie ausführlich vorzutragen, und es hann
also beim Apollodorus (III. 1. 3 sq.) und bei Hyginus
(fab. 40. pag. 102 sqq. ibiq. laudd. ab Interprett.) selber
nachgelesen werden, wie einst Minos von Creta den aus
dem Meere entsprungenen und dem Neptunus geweibhetenu,
Stier nicht opfern. wollen, wie dieses Thier darauf in
der vom beleidigten Gotte gesendeten Wuth dem Lande
grofsen Schaden that, bis Hercules es bündigte, wie
aber der noch immer nicht verséhute Gott oder die be-
leidigte Venus die eigene Frau des Minos mit der un-
natürlichen Liebe zu einem Stiere der Heerde heimsuch-
te, wozu der Áttische Tausendkünstler Didalus durch
seinen Erfindungsgeist fórderlich wird; wie darauf der
Minotaurus geboren wird, dem die Attische Jugend im
Labyrinth als Opfer füllt, bis endlich im "Theseus eis
Erretter aufsteht. Aber auf den Namen der huhlcrs-
151) Apollodor. III. 1. 2. Pausan. V. 25.
152) 8. das Schrifistellerverzeichnifs bei Fischer ad Palacphat.
lI. p. 21 sq.
113) Suidas I. p. 7532 Kuster. Zinob, Proverb. IV. 6.
C
schen Königin müssen wir gleich aufmerlsam machen,
und dann einige Charalterzüge anfügen , wodurch sie an
ihre recbte Stelle gesetzt wird, d.h. unter die zaube-
rischen Mondfrauen ihres Stammes, unter die Sonnen-
kinder von Colchis.
Der Name IIo ov$ &z kommt auch in der andern
Form vor, llacigdecoa, und Haotpaic heilst im Or
phischen Hymnus (VHI. [7.] 14.) der Helios; auch wird
ebendaselbst (XXXVI. [35.]) der Diana dieses Epitheton
beigelegt. IIaci$aviác und IIaatosxc, d. i. Allen sichtbar,
heifst auch der volle Mond im Gedicht des Maximus sicot
x«vapx. (vs.146.). Aber auch andere Wendungen geben
die Schriftsteller diesem Namen, die freilich sich sämmt-
lich auf Einen Grundbegriff zurückführen‘ lassen, So
erklärt ihn z. B. Plutarchus !5%) vom Orakelgeben und
Offenbaren (x&ocr'Paiverr tà pavreia); und was
nicht minder bemerkenswerth ist, als Attribut der Ve-
nus soll er die allgemeine Versuchung durch die Liebe
(à si inoquicoa vi» $Ooriv; Joh. Lydus de menss.
p. 89.) bezcichnen.
‚Diese Worterklárungen selber mügen auf ihrem
Werthe beruhen, aber eine jede hat erweislich doch
das Verdienst, cinen Grundbegriff alter Naturgottheiten
richtig aufgefafst zu haben.
Alle diese Begriffe sind nun auch auf die Pasiphad
des Minos übergetragen. Sie heifst der Sonne Tochter
und unsterblich (Antonin, Liber. 41. p- 278 Verheyk.).
Aber sie war auch cine Hexe, wie alle Frauen ihres
Stammes. Sie hat den Minos bezaubert, so dafs er in
den Umarmungen seiner Beischiäferinnen Schlangen und
anderes Ungeziefer ausschüttet. Erst. Procris, die von
der Aurora getüuschte Gattin des Atheners Cephalus,
—_—
151) Agid. et Cleomen. cap. 9. p. 799. B.
3
59
mufs nach Creta kommen mit einem Heiltranke, aus der
den dortigen Tempeln gedacht, den wir nach dem Bis-
Circäischen Wurzel bereitet, damit der König ZengunNgs-
fühig werde *), und der Procris selbst oder der Pasiphaé
beiwohnen hónne (Apollodor. Ill. 15. Antonin. a. a. O.);
für welche Hülfe Procris vom Minos den Alles erha-
schenden Hund und den Alles treffenden Pfeil empfängt,
der ihr die Liebe ihres Gatten wiedergewinnt, bis die-
ser sie unvorsichtiger Weise mit derselben Waffe tödtet
(ebendas.).
Ich verspare alle Bemerkungen über diese Mythen-
reihe, bis wir im alten Tempeldienste der Laconier,
Thessalier und Bôotier noch andere Pasiphaën ken-
nen gelernt haben werden. Davon mufs sofort die Rede
seyn. Unter dem Namen Pasiphaë verehrten die Laco-
nier ein weibliches Wesen, wovon sie gar verschiedenen
Bescheid gaben. Bald sollte es Priamus Tochter Cas-
sandra seyn, bald Tochter des Amyclas, Daphne, Apol-
lo's spróde Geliebte, bald der Atlantiden eine, die den
^) Was Procris sonst noch veranstaltet hatte, lese man im
Text des Antoninus nach. Ich hebe folgende Worte aus:
vai à Mives vos 9s coóreQov EE£wQiuuav si wy worw
„Er schied die Schlangen vorher‘ aus‘. Das war -das
Werk derllgóxo:o, der Vorweihe. Reinigung und
Weihe ist in Procris personificirt, Auf xcorçivew, vor=
herausscheiden, spielt die Sage an; und dierei-
nigende getrocknete Feige heifst auch vgcvoís und voz-
*(5 , welches uns Eustathius ad Odyss. XI. 321. pag. 440
Basil. bei dem Namen derselben Person erzählt. Man
vergl. auch Hesych. II. 1033. Photii Lex. p. 336, Pollux
V[. 81. und Casaubonus und Schweigháuser zum Athe-
nàus XIV. p. 610. In der Attischen Sage vom Cephalus
(s. oben IL. Th. pag. 756 — 758.) ist Procris die Feindin
der Nephele (Wolke), die reinigende, heilende
Luft:
:
Ammon geboren habe 155, WVelchen Ursprung man ihr
gab, immer war und blieb sie eine Orakelgeberin. Von
diesem Ámte wurde auch , wie zuvor bemerkt, ihr Name
hergeleitet. Zwar wird er in nüchster Beziehung auf die
erste Genealogie angegeben , doch sieht ein Jeder, dafs
auch in der Geliebten des Apollo, so wie in der Ple-
jade (oder, was Eins ist, Atlantide), dieser Begriff an-
gedeutet ist. Doch dem sey, wie ihm wolle. Ihr; Hei-
ligthum war ein Orakel, und zum Beweise, wie vicl
darauf gehalten ward, es wurde selbst von Staats wegen
befragt. DieLacedámonischen Magistratspersonen such-
ten durch Träume (durch Incubation) im Temoel der
Pasiphaë !5%) die Hülfsmittel für das gemeine Wohl zu
érfahren 137. In der Haüptstelle des Pausanias hören
wir das Nähere über diesen Orakelort. Auf dem.Wege
nach Thalamä in Laconien steht ein Tempel der Ino, in
welchem die gewünschten Offenbarungen in Träumen
gegeben werden. Auf dem offenen Vorplatze des Tem-
pels findet man eberne Bildsäulen der Pasiphaë 155) und
155) Plutarchus in Agid. et Cleomen. cap. 9. p. 799. B.
156) Alle bisher bekannten Handschriften haben hier Pasi-
theae; cine gelehrte Variante, derer Urheber bei der
Góttin, die im Schlafe orakelt, au die Grazie Pasithea
dachte , die Juno dem Schlafgotte vermáhlen will
(lliad. XIV. 269.). Dennoch hatte Lambinus vollkommen
Recht, aus Piutarchus (a. a. O.) und Tertullianus (de
anima pag. 46.) Pasiphaae zu emendiren. .Das kanu
ich jezt urkundiich aus dem vor mir liegenden noch nicht
gebrauchten Uffenbaclischen Codex versichern , der Pa-
ssiphaae hat.
157) Cicero de Divinat. I. cap. 43.
158) Wenn gleich, wie wir nun wissen, auch Venus P.i-
phaé hiefs, so hütte dcr neueste Herausgeber des Pausa-
nias duch das hier so Seltsame voi nit mucus ver iad -
.JO
901
des Helios. Daneben fliefst aus der. Quelle Selene
ein Bach von angenehmem trinkbarem VVasser. Es wird
dabei bemerkt, die Pasiphaë sey eine fremde Gott-
heit der Thalamier 159). Da hier 1no die Orakelgebe-
rin genannt wird, die bei Cicero und Plutarchus aus-
drüchlich Pasiphaé selbst ist, so ergiebt es sich von
selber, dafs sie dieses Geschäft gemeinschaftlich hatten,
oder vielmehr, dafs Ino vnd Pasiphaé , im Grunde Ein
Wesen, nur durch populäre Ansicht und im Volks-
dienste getrennt waren. So haben wir also eine weissa-
gende Gottheit Pasiphaë unter den Laconiern, aber eine
Gottheit aus der Fremde.
In Thessalien findet sich unter diesem Namen eine
Venus und Proserpina. Ihr huldigt Herakles, wie er
auch in Sicilien der Persepbone geopfert hatte. Beides-
mal ist es der Rindertreiber Herakles. Dort und
hier bat er die Geryonsrinder. In Sicilien senkt er ei-
nige davon in den See 169) binab, in Thessalien lockt
und schmeidigt Pasiphaé sie — die wild gewordenen
Rinder — durch ihre Liebeslust. Auf Creta mufs Hera-
kles auch mit dem wilden Meerstiere ringen, den Pa-
siphaé (die buhlerische Huh) nachher gar leicht durch
ihre Liebesbrunst bündigt.
Absichtlich stelle ich diese ungesuchten Parallelen
voran ,' auch mufs ich ausdrücklich .zuvor nochmals an
die unter den Männerhänden widerstrebenden und unter
den Hinden der Frauen (der alten Frauen, wie Isis- Ce-
res als Mond die alte ist) sanften und lenksamen
schen sollen, wie schon Sylburg, Camerar und Meursius
vorgeschlagen hatten.
159) Pausanias Lacon. cap. 26. init.
160) Ueber den Stier in Bezug auf das Meer s. Eustath. ad
Odyss. I. 25. p. 13. Im. $0 Basil.
ti
Stiere an dem Opferfeste zu Hermione erinnern — des-
wegen, weil für das zunüchst Folgende ein Schrift-
steller unser Gewührsmann ist, der einen falschen Na-
men trägt. Es ist der sogenannYVe Aristoteles in
der Sammlung von den wunderbaren Geschichten. Ob-
wohl grofse Kritiker diesen Autor für ganz unverwerf-
lich und relativ alt erklärt haben, so kann ich mir es
doch gern gefallen lassen, wenigstens hier, wenn er für
noch spáter gelten soll, wofür neuerlich gestimmt wor-
den 16). Darum werden die Nachrichten bei ihm doch
als authentisch und alt erkannt werden müssen, die, wie
hier der Fall ist, durch die innere Einstim-
mung mit uralten Vorstellungsarten sich
selbst als uralt ankündigen.
Bei Hypata im Lande der Aenianen, in Thessalien,
berichtet jener Autor (Mirabil. auscult. cap. 145. p. 294
Bechm.), habe sich eine Sáule mit alter Schrift gefun-
den. Die Finwohner, weil sie dieselbe nicht leseu konn-
ten, sendeten einige der Ihrigen nach Athen, um sic
entzilfern zu lassen. Als diese durch Büotien reisen,
erfahren sie, dafs im Tempel des Ismenischen Apollo
eine ähnliche Inschrift sich befinde, auch andere Auf-
schriften auf Weihgeschenken , mit ähnlichen Charakte-
ren. Dadurch wurden sie in den Stand gesetzt, die In-
schrift zu entrüthseln, die darauf mitgetheilt wird 162),
Leider hat die Zeit durch viele Corruptionen ein
neues Hithsel daraus gemacht. Doch sind glücklicher
Weise die ersten Verse, worauf es hier besonders an-
kommt, verstündlich genug, auch nicht so verdorben,
als man sich überredet hat, Sie besagen: Heralles
161) S. Fabricii Bibl. gr. HI. p. 216 sq. uud daselbst Harles,
162) Vergl. jezt auch Welcker Zeitschrift fur alte Kunst I. 1,
p. 87. Not.
12
95
habe der Cythere Persephaassa (Kv9 oq IIeg-
ct£$oadaocc) ein Heiligthum gegründet, als
er die Heerde (die Rinder des Geryon) nach
Erythia oder von daher getrieben hatte, die
durch Liebeslust (»099) gebindigt habe die
Góttin Pasiphaéssa (Ilao:9áeooo S£o), Die-
ser Sinn tritt aus den drei ersten Versen noch klar ge-
nug hervor, wovon der dritte, für uns wichtige, be-
sonders wohl erhalten ist. In den folgenden ist von
einem Denh- oder Grabmale die Rede, das an derselben
Stelle theuren Personen errichtet worden sey; um davon
nicht mehr als das Allgemeinste zu sagen.
Was nun die drei ersten Verse betrifft, so halten
wir vorerst den schon zum óftern angedenuteten Satz fest,
der im Verfolg noch deutlicher werden wird, dafs Pro-
scrpina in den alten Religionen häufig zur Venus wurde,
und bemerhen zweitens, dafs Venus ausdrücklich unter
dem Namen IIoaci:cáz (Pasiphad) vorkam 165. Hiermit
können wir unwidersprechlich beweisen, dafs alle Ge-
lehrte, die bis jezt diese Inschrift behandelt, im Haupt-
punkte, und folglich in der Erklärung des Totalsinnes
geirrt haben.
Die Aenderung des Salmasius im ersten Verse: Ke-
Spas OeoosQuéoon, d. i der Tochter der Yenus,
der Proserpina, ist noch die gelindeste. Richtig
hat er auch geahnet, dafs im dritten Verse dieselbe
Gottheit gemeintsey, wie im ersten. Dafs er aber IIao-
ci $&soco Sc in Gepoeátosa umiünderte, war ein Fehl-
griff. Persephassa und Pasiphassa (Pasiphaë) ist im Be-
griff einerlei Noch gewaltsamer ging Isaak Vossius (ad
Pompon. Melam p. 810 ed. Gronov.) mit der Stelle um.
Er schrieb, weil er Persephassa als Prädicat der Venus
163) S. oben Joh, Lydus de menss. p. $9.
91
nicht erklären konnte, im ersten Verse ohne Weiteres
Kovoæ Ilepcemacooæ, und verstand darunter die Toch-
ter des Molossischen Hónigs Aidoneus, Proserpina. Im
dritten Verse verstand er unter der Pasiphaéssa eine
Nymphe Pasiphaë zu Hercules Zeit, und legte das Fol-
gende éddpacae woe so aus: sie habe sich Geryons Rin-
der zugeeignet, so dafs zó9o blos die Habsucht aus-
drückte, Aus der unrichtigen Deutung dieses Ausdrucks:
gebändigt durch Sehnsucht sey nachher die
ganze Fabel von der Pasiphaó und dem Minotaurus ent-
standen. So wurden also Hypothesen auf Hypothesen
gebaut. Bouhier endlich, der jene Inschrift einer neuen
Prüfung unterwarf, versichert zwar: «les changemens,
que j'ai fait dans le texte, sont peu considerables »,
schreibt aber gleichwohl sofort im ersten Verse: Kv2ipa
naotpaiooe, und macht daraus gar eine Venus Pande-
mos. Auch er konnte Persephassa als Epitbeton der
Venus nicht reimen, Aus derselben Verlegenheit ist
auch Heyne's Conjectur Ktdpg Peprepadoon ( Proserpi-
nae inclitae) entstadden. Wir wissen jezt aus der ganzen
ldeenreihe von diesen Güttinnen, dafs Persephassa und
Pasiphaë und Cythere in der ältesten Gütterlehre im
Grunde Eins waren, und daher der Name der Einen sehr
füglich jezt Epitheton der Andern, jezt selbst Haupt-
name werden und den der Andern als blofses Prädicat
sich aneignen konnte, je nachdem bald dieser, bald je-
ner Begriff hervortreten sollte. — Diese innere Probe,
verbunden mit deutlichen Zeugnissen des Cicero, des
Plutarchus und Johannes des Lyders, giebt uns auch
die Versicherung, dafs jene Ideen urhundlich und alt-
Griechisch sind, wenn gleich neuere Kritiker auch diese
Inschrift, so wie die vom Herodotus angeführten an-
dern Ismenischen, in Anspruch nehmen, Mögen wir die
Inschriften auch in viel späterer Form haben — das
ist wohl nicht zu bestreiten: dadurch werden sie noch
95
nicht zu einem frommen Betrug, und wenn sie es
dennoch sind, so waren die Betrüger nicht blos fro mm,
sondern auch sehr unterrichtet, sehr vertraut mit
den ältesten Religionslehren,
Blicken wir hiermit zurück auf jene Pasipha& von
Creta, Laconien und Thessalien, Sie ist zuvörderst im
Zauberlande Colchis zu Hause, sie ist des Sonnenmannes
Perses Schwester, auch Schwester der Circe und des
Exdmatines Aeetes, des Vaters der Medea. Sie ist in
dem Lande zu Hause, wo die Stiere Feuer schnauben
um das goldene Widderfell, wo der Drache das Vlies
bewacht , und wo Schlangenzähne gesäet werden. Alles
Bilder aus der Sonnenbahn im ThierKreise. Sie ist Zau-
berin wie Medea, aber ihren Zauber 16set der Circiische
Trank auf. Procris bringt ihn, des Schlangenmannes
Erechtheus Tochter, Procris, die von der Eos (Au-
rora) Betrogene und sie wieder Betriigende. — Also
einen Heiltrank gegen böse Hexerei bereitet die Tochter
des Schlangenmannes von Athen. Auch Phönieien, um
in Cretischer Genealogie stehen zu bleiben, hatte an
Agenor einen Arzt. Tyrus verehrte ihn, oder wahr-
scheinlicher den Agenoriden, d.i. den Schlangenmann
Cadmus als Erfinder der Heilhrüuter und der Arznei-
kunst 16%). Pasiphaë, die Hexe, ist des” Verderbers
Perses Echwester , des Perses , der seinen Bruder Aee-
tes vom Throne stöfst, aber dafür von der klugen Zau-
berin Medea umgebracht‘ wird 165), Also immer wieder
Verderben gegen Verderben, Zauber gegen Zauber,
Rechtes und Linhes — mit Einem Worte, der ganze
Dualismus jener Samothracischen und Idäischen Religio-
nen. — Aber auch der Zwiespalt wieder, in Ein Indivi-
161) Plutarchi Sympos. p. 617. A. p. 631 Wytteub.
165) Apollodor. 1. 9. fin.
QU
duum gelegt — und so ist Pasiphaë bald die böse Monds.
frau , die arge Lilith, die den Beischlaf bezaubert, und
die, VVeiber in der Umarmung erwürgt, wie dort der
böse Engel die Männer im Buch Tobias, bald als locken-
de Aphrodite der sánftizende Mond, der Liebe und Zeu-
gung aus den hellen Sphären wirht, und hülfreiche Pro-
phetin durch Träume, Orakelgeberin in der gemeinen
Noth , wie zu Sparta.
Jene Schande des Dädalus aber, die dem Sprich-
wort nach in Aller Mund ist, steht gleichfalls am Him-
mel geschrieben. Jene Geschichte von der Begattung
der Pasiphaé mit dem Stiere des Neptunus ist nichts an
ders, als jene Arcadische Sage von der Verführung der
Luna durch den Pan als schneeweifsen Widder. In dem
einen, wie in dem andern Mythus ist der alte Satz von
der Verbindung der Sonne im Frühjahre mit dem Monde,
und von der Besaamung der Erde durch den Mond nie-
dergelegt. | Das einemal geschieht die Besaamung. im
Zeichen des Widders, das anderemal im Stiere. Mithra,
der Sonnengenius, als Besaamer im Zeichen des Stiers,
ist von uns oben (L Th. p. 745 £. 750 f.) aus alt- Persi-
schen und Aegyptischen Quellen erliutert worden. Es
ist die Mondshuh, die befruchtet wird. Darum mufs
auch Pasiphaë in die Dädalische Kuh kriechen, um den
Stier zu locken, Daher geschieht auch die Begattung
im Labyrinth, d.h. in dem alten Bau des Thierkreises,
Darum widmet auch Herakles, der Führer der Ge-
ryonsrinder aus Erythia, aus der Abendsonneninsel im
Westlande , oder aus Erythus, aus der Sonnenprovinz
von Epirus 16%) — also der Sonnenheld Herakles,
der Führer der Monden (der Monate, fo?6; s. oben
166) Aristotel, mirab. auscult. cap. 115. und daselbst die Aus-
leger.
J7
HL Th. p. 455.) zu Hypata, im Lande der Aenianer *) —
der Persephone - Pasiphaë, die die Rinder durch Liebes-
lust gebändigt hat (d. h. dem Monde , der die Rinder
der Monate durch Liebe reizt, der Monat vor Monat
sich eignet und unterwirft) , jene Weihtafel — welche
Tafel auch im Stierlande Böotien im Tempel des Son-
nenapollo ihre Deutung findet. Das ist also Pasiphaé-
Venus, die Alle heimsucht mit der Liebeslust (éxaqici-
9x 519ovív). — Folglich wieder eine Geschichte aus der
Sonnenbahn und aus dem Mondslaufe von Westen her,
welche jenen Mythen aus dem Morgenlande gleichsam
antwortet.
Es waren wüthende Rinder, die Persephassa in Thes«
salien durch Liebesreize bändigte, es waren die Rinder,
die von der feindseligen Here durch die Bremse (olotpos)
zerstreut worden waren 167), Die Mannshand des Her-
cules konnte sie nicht mehr bündigen.: Dafür beugen sie
sich (die Monatsrinder) unter der Zauberhand und dem
Liebesreize der Frau (der Mondsfrau). Feuerschnau-
bende Stiere haben wir so ehen in Colchis nachgewiesen,
dort wo Sybaris die Stadt der VVuth (cogopóc , o?fapic)
war. Im Westlande, im Italischen Sybaris, das den
wüthenden Stier auf seinen Münzen führt, hatte man den
Hexenflufs in der Nàhbe, von welchem man wissen wollte,
dafs er die Pferde scheu mache (1 1v9vixovg 70160) ; da-
> “Trär4 — Aividvæy (Steph. Byz. pag. 727.) — also die Stadt
heifst wie die tiefste Saite, womit man die Rinderhôrner,
die älteste Leyer, bezog , und die den tiefsten Ton gab
(Suidas II[. p. 533.) — und das Land hat die Stammsylbe
æivès mit dem Epitheton der strengen unteritdischen Gott«
heiten gemein.
167) Apollodor. II, 16.
IV
*
C
her mari die Heerden von ihm entfernte 155, — Das
war auch ein Flufs, der von einer verderbenden Hexe
dén'Nàmen haben sollte (s. oben III. Th. pag. 24.). —
Aber der zauberischen Mondsfrau zeigen sich die wil-
den Rinder folgsam. Sie lassen sich bindigen durch
ihre Lust. — Ein Gleiches sehen wir in Creta.- Hercu-
les, der Sonnenheld , mufs mit dem Stiere des Neptunus
ringen, und Pasiphaé (der Mond) locket ibn durch Lie-
besreiz. Hier füllt der Sonnenstier in die Netze des
Mondes, und giebt ibm seine Fülle, damit er sic weiter
bebe an die Erde, — Aber wenn die Rinder, die sich
vor dem Tempel zu Hermione unter den Männerhänden
gestráubt hatten, nachher von alten Frauen sich zum
Messer [führen lassen, und sich willig zum Opfer dar-
bringen, dann haben wir in ihnen wohl ein etwas verän-
dertes Bild; es ist dos Bild der Sonnenrinder (der Mon-
den), die aufgetaucht aus des Meeres Schoofse, woher
alle Gestirne kommen, und hintibergestiirmt liber den
Gipfel der Sonnenbabn, nun allmáhlig von selber mit
dem Ablaufe der Moncte herunter steigen, und sich in
Liebe hinwenden zu dem dunkelen Reiche der
Proserpina. Auch jezt ist sie noch Venus, diese
Proserpina-Pasiphaë, aber Venns Libitina 16?) —
das heifst Güttiu der Lust und des Todes — Le.
bensgóttin und Leichengüttin zugleich, wie sie
in; alt- Italischer Religion und zu Rom gedacht worden
seyn mag 170),
de À—À——À — —
168) Strabo VI. p. 404. 'P.1I. p. 245 "Tzsch. Aristotel. mi-
rab. auscult, cap. 183.
169) “a libitu; vergl. Gerhard Vossius Etymolog.ling. lat. s. v.
170) Dionys. Halic. IV. 2. Plutarch. Quaest. Rom. cap. 23.
p. 260. B. p. 101 Wyttenb,
99
$. 10.
Minos, Theseus und Ariadne oder das Opfer
des Pflugstiers zu Athen.
Minos.
So hätten wir also an der Cretischen Pasiphaé eine
zweite Persephassa, eine zweite Proserpina oder Venus-
Libitina. Nun fállt zunüchst noch ein Blick auf ihren
Mann und ihre Hinder. Der Gemahl Minos war auch im
Zeichen des Stiers vom Juppiter und von der Europa
gezeugt. Minos 17%) auch in mehreren anderen Zügen
— RR
171) Merkt man auf das, was ich über diesen Minos theils
im Vorhergehenden gesagt, theils auf. die Spuren, die
ich. bereits in den Homerischen Briefen p. 44 ff. 75 f, be-
merklich gemacht, so wird es wahrscheinlich , dafs wir
in dem Namen Minos hauptsächlich hieroglyphische T'ras
ditionen astrononischer und astrologischer Art, nament-
lich Theoreme über den Mond » über dessen Verhältnifs
zur Sonne, vorzüglich die Andeutung eines lunisolas«
rischen Cyelus haben — alle neun Jahre » oder alle
neun Jahresziiten , d. i, alle drei Jahre, nahet sich Mi-
nos dem Vaer Zeus — ingleichen Beobachtungen über
physische Veránderungen , welche sich nach Monds-
phasen undMondscyclen zutragen. Durch Vergleichung
aller Haupstellen über Minos (s. Fischer ad Aeschin.
Dialogg. !I. pag. 163, T'ollius ad Apollonii Lexic. Ho-
mer. pag.263 sq. u. s. w.) lassen sich diese Andeutungen
gewifs ncch zu grófserer Klarheit bringen. Man ver-
gleiche weh über Minos den Julianus und Cyrillus gegen
ihn pag. 10 seq. ed. Spanh. Ein Hauptbeweis liegt un-
ter andem in dem Beiwort Évvéwços, neunjährig,
oder, vie gesagt, dreijfhrig, welches schon Ho-
merus «€ Minos beilegt , und, wie ich an der obigen
Stelle iemerkt, von den Alten auf verschiedene Wise
erklàr wird. Jezt verbinde man damit noch was neu-
licF Neumann ( Rerum Creticarum Specimen pag. 56. in
derNote) darüber zusammengestellt, Er meint, die Zahl
23."
stellt das Bild alter Naturgötter in sich dar. Wie jene
Sonnenhelden Hercules, Perseus, Dschemschid , ist er
bald ein guter, bald ein büser Kónig in demselben Sinne.
Auch er will mit der süfsen Britomartis buhlen, d. 1.
mit der Jungfrau des Mondes , der Diana- Luna , welche
sich dann in die feuchte Tiefe rettet (s. oben II. Th.
p. 150.); und 35 seine Tochter Acacallis mit dem Apollo
den Miletus gezeugt hatte, so mufs der schöne Enkel
seine, Jugendblüthe nach Carien flüchten 17). Endlich
schen wir ihn im Umgange mit vielen andern Frauen
tüdliches Gewürm und böse Schlangen aus seinem Saa-
men hervorbringen, weil die zauberische Sonnentochter
in seinem Hause waltet. Dennoch ist er, um nicht Meh-
réres.zu hüufen , auch in d em Sinne der Mann des Stie-
res, dafs er Ackerbau und mit ihm Ordnung und Sitte
gründet, Mit starkem Arme herrscht er über Inseln und
Länder, und lohnet den dargebrachten Tribut durch
Mittheilung weiser Gesetze. Es sind folglich in dieser
mythischen Person dieselben Erhellungen und Verfin-
sterungen sichtbar, die wir in jene» andern Ábbildern
des Sonnenkänigs gesehen haben Wie z. B. Mithras-
Perses aus der dunkelen Felsenhühle hervortritt, und
den Stier bündigt und opfert, so hat arch Minos seine
Felsengrotten , so geht anch ihm ein Stir aus der Tiefe
auf, der endlich in der Grotte gebündig und geopfert
neun sey liberhaupt von Homerus und Andern für viel
genommen worden. Daher habe Mino neun Jahre
lang mit Zeus Umgang gepflegt ; daher labe er den Athe-
nern einen neunjührigen Tribut aufelegt; daher habe
erneun Monaté hindurch die Britomartisverfolgt u.s, w.
Allein eben diese bestimmte Wiederkehr de Neunzahl
verbietet uns , bei solchen allgemeinen Erkärungen , wie
die letztere ist, stehen zu bleiben,
172) Antonin. Liberal, cap. 30.
100
101
wird 17%), Mithras ferner und Osiris, die ersten Gesete-
geber und Ordner auf der Oberwelt, sind denn auch
unten die Todtenrichter. So empfingt auch Minos mit
seinem Bruder Rhadamanthus das grofse Richteramt in
der Hölle, Ichylasse es dahin gestellt seyn, ob wir, wie
Zoëga (de obeliscc. p. 296 sq.) vermuthete, im Letzte-
xen einen Aegyptischen Namen haben 174), will auch die
Bemerkungen, welche noch neuerlich über die Zweiheit
oder Dreiheit Griechischer Hüllenrichter gemacht wor-
den sind, nicht wiederholen ; nur darauf wiH ich auf-
merhsam machen, dafs Plato in der Apologie (cap. 32.
p. 41. A.) den drei bekannten Richtern in der Unterwelt
auch den Triptolemus beigesellt, jenen Attischen
Liebling der Ceres, der zuerst den Völkern das Saamen-
horn gegeben und mit ihm Gesetz, Sitte und Lehre 175),
173) Einen Moloch, dem man auch Menschenkinder in
die feurigen Arme wirft, einen Moloch aus Phénicien in
Creta kennen auch die Alten unter der Hülle von Fabeln.
Bald war es ein vom Juppiter (Zeus) bestellter Wüchter
der in Creta verwahrten Europa, bald war es der eherne
Talos, den Minos zum Wüchter derselben Insel bestellt
hatte. Beide verbrannten die Fremden in ihren Armen;
s. Scholiast, Platon. p. 145 ed, Ruhnken. vergl. Eustath.
ad Odyss. XX. 302. p. 735 sq. (aus Simonides). — Kurz
zit sagen: Minos ist ein Cretischer Lunus , wie Janus ein
Etrurischer. [n beiden ist der Mond als Kónig ange-
schaut, und die vom Mondslauf abhängige Calenders
ordnung , Ackerbauordnung und Reichsordnung vers
kôrpert.
171) Ueber den Minos vergl. Neumann a. a. O. pag. 49 $qq.
pag. 38. und pag. 64. wo Minos, Moenes und der [adische
Menu, so wie die Indische und Cretensische Gesetzge
bung mit einander verglichen sind,
175) Triptolemus, bei Plato den.drei Hóllendichtern zugesellt,
erscheint hier, wie Welcker in der Zeitschrift für a. K.
iQ2
Also sehon daran erkennen wir, dafs dieselbe Ideenreihe
aus dem Mutterlande Attischer Cultur , aus Creta, auch
in die Mysterien von Attica hinüber läuft, wofür der
Verfolg noch entscheidendere Beweise geben wird.
Ausländische Werkmeister unter dèm Einflufs der
Planeten hatten die Mauern von Tirynth, Mycenä und
die Grotten von Nauplia 17%) den alten Heroen ge-
baut, denen selbst die Geister diensthbar gewesen, dem
Prôtus und Perseus. Es waren bewnndernswerthe Wer-
khe, die Pausanias selbst noch (1X. 36. 3.) mit den Py-
ramiden von Aegypten zusammenstelit. Fr hätte sie
auch in anderer Beziehung damit vergleichen können,
da, nach Arabischen Schriftstellern, von den sieben
Kammern der Pyramiden jede den Namen eines Planeten
trug 177). Die Eintheilung des Aegyptischen Labyrinths
im dreitausend Kammern oben und unten 178), zusam-
mengenommen mit den dreitausend Jahren der Seelen-
wanderung (Herodot. IL. 123), welche Lehre ja auch
den Griechen gefiel (ebendas.), verbietet uns schon, in
T. 1. pag. 134, richtig bemerkt, in seinem Charakter als
SecueÇiços verherrlicht. Auch andere auf diesen Charak-
ter des Triptolemus sich beziehende Züge hat Welcker
dort aufgeführt. -
476) S. Eustathius ad Odyss. XI. 321. pag. 440. lin. 34 sqq.
ed. Basil.
177) Aus Abd - allaüf sehen wir, dafs, nach alten Schriften
der Sabäer, die eine der zwei gröfsesten Pyramiden das
Grab des Agathodämon (Cneph) und die andere des Her-
mes Grab seyn soll. S. Abd-allatif Relat. de PEg. p. 177.
und vorher über das Innere der Pyramiden pag. 175 sq.
init den Bemerkungen von Silvestre de Sacy. Vergl.oben
1. Th. p. 378. Not.
178) S. oben I. Th. p. 378. Not. und daselbst die Nachwei-
sungen.
103
diesen alten Traditionen aus dem Gebiete ausländischer
Religionsideen heraus zu.gehen. Auch dem Minos hatte
ein fremder Wundermann, ein Didalus, ein Labyrinth
gebaut. Er solite ein Athener seyn , aus dem Geschlecht
des Erechtheus, d. h. aus dem Stamme, der am frühe-
sten Cultur und Lebre nach Athen verpflanzt hatte. Es
war ein Kunstmensch priesterlicher Vorzeit. Er hatte
auch einen priesterlichen Bau begonnen , einen Hónigs-
bau, wie dort in Aegypten einer war. (Gerade ein solches
Labyrinth hatte Creta von seinen Händen,
YVieles haben. die Griechen davon zu sagen gewufst,
was der gelehrte Meursius (Creta II. 2.) gesammelt bat.
War das Cretische von oben unbedeeht, wie aus Grie-
chischen Grammatikern Valckenaer 17?) zu erweisen go-
sucht hat, so glich es vielleicht um so mehr manchem
ausländischen Grottenbau, «ond wiederum werden wir
an das unterirdische Gemach von Argos erinnert, in
welches Juppiter den Hegen des Sonnengoldes von oben
herabliefs, damit Danaé befruchtet werde mit dem herrea
lichen Sonnensohne. — Sonnenstiere und. Mondsfrauen
hausen auch im Cretischen Wunderbau, den freilich der
gemeine Mythus zu einem Hause der Schande ‚(der
Dàdalischen Schande nach des Meisters Namen) er-
niedrigt , so wie dort die Argolische Hunstgrotte, in die
sich der König der Gótter selbst herabgelassen hatte, ein
Ort der Schmach für die Jungfrau ward. Noch sehen
wir die verunehrende Geschichte des Dàdalus in Bild-
werken der Griechen, wie in der Fabel. Es sind einige
Reliefs, die VVinchelmann (Monum. ined. tab. 93. 94.)
zuerst bekannt gemacht hat. Sie zeigen uns den ganzem
179) ad Theocriti Adoniaz, p. 230. B. €. Vergl. Nonni Nar-
rat. 14. ad Gregor. Nas. Oratt. in Basil. Mag. ibiq. An-
nott, in meinen Meletemm, I. p. 84 sq. und daselbst die
Anmerkungen,.
104
Fortgang der seltsamen Begebenheit mit allen fabelhaf-
ten Umgebungen, Neben dem geschüftigen Künstler ist
Amor, diesmal um dem Zorne der von Pasiphaë belei-
digten Venus zu dienen, nicht weniger gescháftig. Wie
sehr die Fabel den ursprünglichen, von uns urkundlich
erkannten Sinn entstellt hat, so bleibt doch der Haupt-
satz stehen, auch diese Venus der Vulgärfabel wirkt
noch zu demselben Ziele. Auch hier ist sie es noch,
die des brünstigen Stieres Begattung mit der Mondskuh
fördert. Sonnenrinder in der Mehrzahl wurden, nach
der bemerkten Inschrift, von der Venus-Pasiphaë in
Thessalien durch Liebesreiz gebändigt. Ich weifs nicht,
ob sich auch davon im Griechischen Mythus von der Pa-
siphaë eine Spur erhalten hatte. Wire dies, so könnte
darin vielleicht der Grund gesucht werden, warum der
Hünstler des einen Basreliefs (nr. 94.) in jener Scene
zwei Hinder gebildet hat. uf den andern Umstand hat
VVinckelmann schon aufmerksam gemacht. Amor näm-
lich , im Augenblicke , wo er der Pasipha& die Liebe ein-
flófst, ist gefldgelt; wo er sie zum Stiere hinführt, ohne
Flügel. Das war eine niedrige Lust, dachte der Künst-
ler. Auch wir künnen es so nehmen, aber in unserm
Sinne. Es ist die Befruchtung, die durch den Mond ab-
würts geht, zur Erde nieder,
Doch anch in ordentlicher Liebe hatte Pasiphaé dem
Minos Kinder geboren. Zwei davon werden dem The-
sens, dem Bindiger des Minotaurus, vermihlt. So wird
uns also das Geschleeht des Minos durch Theseus nach
Athen zurückführen. Es bestand aus folgenden Brüdern
und Schwestern: Androgeos, Creteus, Glaucus, Deu-
calion, Ariadne und Phidra. -Bei einem Jeden zu ver-
weilen, würde für unsere Absicht zu weitliuftig werden.
Wir heben Einiges aus in nüchstem Bezug auf das Vor-
liegende. — Der Mythus vom Glaucus giebt Vieles zu
denken. Vieles hatten darüber die Griechen zu erzih-
105
len gewufst 130). Ich will einige Andeutungen hier nie-
derlegen. Der Knabe spielt mit der Maus, fällt ins Ho-
nigfafs, und findet hier seinen Tod. Im Grabgewölbe
wird der Seher Polyidus, der den Leichnam gefunden,
mit diesem eingesperrt, und das VVunderkraut, das
eine Schlange bringt, ist zugleich das Erweckungsmittel
in der Hand des Schers. Es sind bereits im Vorherge-
henden (II. Th. pag. 409.) die Begriffe von alter Arznei-
kunde bemerkt worden, die hier zum Grunde liegen.
Hier zeichnen wir Anderes aus. Der Knabe verschwin-
det. Nach vergeblichem Suchen befragt der König die
Cureten, d. h. er befragt die Planetenpriester, die um
das Juppiterskind den sphärischen Tanz aufgeführt hat-
ten. Melissa (die Biene) die Nymphe hatte es genährt 181),
Fin Räthsel wird das Zeichen, um den auszufinden, der
den Leichnam zu erforschen weifs. Wie lautet das Räth-
sel? Es ist das Rithsel vom dreifarbigen Stiere bei Mi-
nos Heerden. Von einem Stiere, der die Farben wech-
selt, mit dem Tageslichte wechselt, hüren wir auch in
Aegypten. Esist der Sonnenstier Onuphis 182), Aber,
wie dem auch sey, immer haben wir wieder Stier und
Biene. Der Knabe wird gefunden im Honigfafs , und
in der Grabeshôhle durch die Schlange gerettet, die
das lebenbringende Kraut im Rachen trägt. Nach Andern
war es der Schlangenmann Aesculapius selber gewesen.
In jedem Falle haben wir dieselben Begriffe, die man
mit der Schlange Agathodämon, mit der Heilschlange
und Schlange der Unsterblichkeit zu verbinden pflegte.
Den Tod des Knaben im Honig verewigte das Griechi-
180) S. Apollodor, IIT. 1. 2. und daselbst Heyne. Hygin. fab.
136. Palaephat. 27. und daselbst Fischer.
181) Didymus ap. Lactant. de fals. relig. I. 22.
182) Macrob. Saturn, I. 21. :
iS
1C
sche Sprichwort: «Glaucus,. da er Honig getrunken, ist
wieder auferstanden» (I'Aatxog mivey pik avéoTy)., —
Auch der Philosoph Democritus versprach Wideraufer-
stehung, wenn er Leicbname in Honig begraben dürfte 153),
Wie er das gemeint hat, darüber mógen wir nicht klü-
geln. Gewifs ist es, dafs die Alten. dem Honig eine
grofse Erhaltungshraft beilegten, und daher zuweilen
Leichname, wie den des Agesipolis und des Agesilaus,
darin beisetzten 189). Opfer aber, die sogenannten 7n-
Palo, waren grôfstentheils Honigopfer und hiefsen auch
$0: juekioxovôæ 185), Nichts als Honig durften die Mit-
glieder des Grades der Persica dem Stiergotte Mithras
bringen (s. oben 1. Th. p. 756.). Bei Todtenopfern zu-
mal brauchte der Grieche Honig 186), und so wie den
unterirdischen Gottheiten, dem Pluto, der Hecate, den
Furien, Honigopfer gebracht wurden 197), so wird auch
das Symbol der Biene, besonders in den Mysterien der
Ceres und Proserpina, bedeutend.
Ich habe Alles dieses zusammen gestellt, um damit
anzudeuten , dafs auch in der Fabel vom Glaucus solche
Gebräuche und Vorstellungen alter Religion liegen mó-
gen, die von Oberasien und Aegypten her nach Creta
und in die Mysterien von Athen verpflanzt worden sind :
Bilder von Stier, Schlange und Biene und von der da-
mit verbundenen T'odtenbestattung und von dem Glauben
an die Seelenwanderung.
183) Plin. H. N. VII. cap. 55.
184) Plin. H. N. 1. 1. coll. XXII. cap. 24.
185) Plutarch. Sympos. IV. cap. 6. extr. pag. 672. B. pag. 718
Wyttenb.
156) Eurip. Iphigen. Taur. vs. 165. 636 sq.
187) Apollon. Rhod, III. 1034, Sil. [tal. X1IL 415.
0
107
Für den Glaucus war der bunte Stier ein Zeichen
des Heils gewesen. Sein Bruder Androgeos wird von
Stieren getódtet, und zwar in Attica. Das berichtet wes
nigstens Ein Mythus. Fassen wir auch diesen Sohn der
Pasiphaé schirfer ins Auge. Ev heifst 'AvOpóycoc. Das
ist wieder ein Erdmann, nach der Analogie von fa-
Riyems, Aemroyeas, peldayyems u.s. w. Er fiel zu Athen,
nachdem er in den Ritterspielen der Panathenäen sich
ausgezeichnet, durch den Mordanschlag des furchtsamer
Aegeus. EinStier, wollten Einige wissen, habe ihn ge-
tódtet, der Marathonisché Stier, zu dessen Kampf ihn
der übelwollende Aegeus ausgesendet habe 185), und
zwar von dem Feuer sey er verbrannt worden, das der
Stier ausgespieen habe 15%), ^ Also wieder feuersprü-
hende Stiere, wie in Colchis, im Lande des ersten Erd-
mannes Aeetes, — Nun wurde ihnen aber dafür auch
ein neuer Ehrenkampf angeordnet, worin sie: diesen
tapferen Sohn des Minos als Eurygyes ( Edpvyèns ) ver-
berrlichten 17%, Das bedeutet- einen Weitpfliiger
oder einen Besitzer grofser Aecher (von yóz, Acker-
land, oder vom Hrummholz am Pfluge). -— Immer wie-
der einer wie jene, welche die Athener als einheimische
Pflugmänner und Stifter agrarischer Cultur verehrten,
wie Echetlus, Buzyges, Triptolemus. Dafs der Acker-
bauer dem Feuerstier erliegt, wird vielleicht im Verfolg
deutlicher werden. Hier mag nur. noch der Mythus be-
merkt werden, daí$ auch diesen Sohn des Minos der
Mann der Heilschlange, Aesculapius, wieder zum Leben
erwecht haben sollte 199),
183) Apollodor. III. 15. 7.
189) Servius ad Virgil. Aeneid. VI. 20.
190) S. Hesych. I.' p. 1332 Alberti und daselbst Melesagoras
uud das Fragment des Hesiodus.
191) Propert. 1I. 1. 63.
Es verbleibt ja der Mann der Erde in der Erde nicht,
sondern neuverjüngt, wie die Schlange, die in den Bo-
den schlüpft, soll er wieder hervorgehen. Zu den Ster-
nen soll er aufsteigen , wo das Bild der Schlange zu scei-
nem Troste glänzt,
6. 11.
Fortsetzung.
Theseus.
Doch des Ackermannes Tod kam den Athenern
theuer zu stehen. Schwer ahndete ihn der Vater Mi-
nos. Es folgt der Krieg und der unter harten Bedin-
güngen geschlossene Friede. Wenn wir erwägen, wie
verschieden der Nationalheld von Athen, Theseus,
von den Dichtern'der Bühne bis zu den Rednern herab
dargestellt ward !?-), so werden wir uns wohl über die
Verschiedenheiten in diesen Mythen nicht wundern.
Bald waren die sieben Jünglinge und Mädchen durch das
Loos erwihlt worden, bald hatte sie Minos selbér aus-
erlesen 199), und was dergleichen Verschiedenheiten
mehr sind. Auf eine Nebenparthie werfe ich einen
Blick.
Es ist die Belagerung von Megara, nnd wie die Scylla
aus Liebe zum Minos das Purpurhaar ihres Vaters Nisus
abschneidet, und wie sie hernach in den Wellen ihre
Wohnung findet 174). Ich weißfs zwar wohl, dafs diese
Scylla von der Sieilischen unterschieden werden mufs 1%),
192) Heyne ad Apollador. IM. 161.
193) Plutarchi Theseus cap. 15 sqq. vergl. Hellanici Fragmm.
p. 115. und Philochori Fragmm. p. 30 sqq.
191): Pausanias I. 39. II. 31.
195) Heyne ad Virgil. Cirin vs. 65. und ad Eclogg. VI. 7$.
108
J
— Allein, dafs doch die[ charakteristischen Bilder dieser
Sagen in ein und dasselbe Gebiet von alter Naturreli-
gion gehören, möchte nicht zu bezweifeln seyn. Scylla
von Megara schneidet das Purpurhaar ihres Vaters ab.
— WXVenn wir uns erinnern, wie unter den Áttributen
des Horus und anderer Sonnenwésen das Haar genom-
men wird, so móchte wohl auch hier wieder an einen
König zu denken seyn, dessen Bild nach dem Bilde der
Sonnengütter entworfen war. Die andere Scylla in den
Sicilischen Gewüssern wird bald "Tochter des Phorcus
und der Hecate, bald Tochter des Typhon, bald des
Neptunus u. s. w, genannt 196). Bemerken wir vorerst,
dafs ihre Mutter ausdriicklich auch Persea, d.1. He-
cate, heifst. Und nun hüre man, was sie gegen Hercu-
les verübte, denn das geht uns hier allein an. Als die-
ser die Geryonsrinder an Siciliens Enge vorbei trieb, so
erhaschte 'sie einige davon, und erwürgte sie. -Dafür
ward sie aber vom Hercules getódtet. Doch ihr Vater
Phorcys machte sie wieder lebendig, da er mit Fackeln
ihr Fleisch verbrennt. Daher nennt sie Lycophron
(vs. 47.) die Rinderschlachtende Lüwin, oder die Rin-
derfressende (ravgoo«yor oder vavood yov Aéaway 197),
— Die Megarische Scylla also schneidet das Purpurhaar
ab, das Haar cines Sonnenhünigs, wenn wir recht deu-
ten. Dafs die Sicilische die Sonnenrinder würget, ist
klar. Es ist ein Mythus von dem wilden, Alles verschlin-
genden Meere, welches auch die Hinder der Sonne ver-
schlinget in die finstere schwarze Tiefe, wo die furcht-
bare Tochter der Hecate thronet. Es sind.die Monden
(die Monate), die dem Sonnenkönig und Jahresgott un-
196) S. Apollon. IV. 828. ibiq. Scholiast. Virgilii Ciris vs, 65
sqq. und daselbst die Ausleger.
197) Vergl. Tzetzes zu dieser Stelle und vorher zu vs. 45, .
100
A:
tex den Händen in die finstere Nacht des Meères ent-
schwinden. Und auch hier wieder Stier und Fachel, wie
an dem F'este von Argolis, wo die Fackel in die Grube
geworfen wird, und wie zu Nysa, wo der Stier in die
Höhle getragen wird. Mit Fackeln verbrennt Phorcys
den Leib seiner Tochter, und macht sie unsterblich ;
denn das Verbrennen der Leichname ward als ein Bild
genommen, dafs das Bleibende aufsteigt und sich trennt
vom Vergünglichen. So verstanden die Alten nament-
lich dieses Verbrennen der Seylla. Obgleieh "einmal
getüdtet, dauert sie fort, sie wird immer und immer
schaden 195) — Also immerfort werden die Stiere der
Sonne eine Beute des feuchten Abgrundes werden. —
Bemerken wir aber letztlich ja doch noch, dafs diese
Perseis-Scyla oder diese Tochter der Hecate, wel-
che Stiere schlachtet, davon genannt ist: *&vpoodyoc.
Sie ist als solche gewaltsame Tochter einer finsteren
Mutter, sie ist also in der That selbst in furchibarer Be-
deutung eine schlachtende Perse, eine Hepoi-
$«c*cve Der Verfolg wird uns lehren, dafs der Be.
griff des Stiere-Wiirgens, vermählt mit dem Be-
griffe des leiblichen Todes, überhaupt einer der
Hauptbegritfe von der Proserpina war.
Längs der Heldenbahn des Theseus zieht nun wie-
der eine ganze Galerie der seltsamsten Bilder. Verges-
sen wir nicht, wie viele Beárbeitungen dieser Mythus
erfahren hatte. Besonders halten wir uns an das Wort,
das Plutarchus in dessen Leben sagt: «sie schreiben und
singen» (y9dQovo, xai dOovoi; Thes. cap. 19.) Ein
ähnliches Wort wie das, welches Xenophon von dem
Perser Cyrus braucht (Cyrop. I. 2. 1.), ein Wort, das
von Dschemschid, Hercules und allen ihulichen Helden
198) Potter zum Lycophron a. a. O. und daselbst Eustathius.
iO
111
priesterlicher Vorzeit gilt. Vom Stertienhimmel, von
Tempelwiinden und aus Liedern ist ihre Historie gener
men. — Da begegnet uns gleich im Eingang, nachdem
Theseus seines ¥aters Aegeus Schwert und Schuh ksam
gewonnen hat, die Giftmischerin Medea aus Colchis wie-
der. Sie will beilen und verderben. .Heilen will síe des
Aegeus Hinderlosigkeit durch wirksame Arzneien ;. aber
dafür soll der Fremdling an ihrem Tische den Giftbecher
trinken. Aber das Schwert aus dem Felsen. giebt. den
Sohn zu erkennen, und noch spát zeigte man bei dem
Delphinium den Platz , wo der Giftbecher ausgesehüttet
worden -199), So ist der Sohn der ersten Liebe erkannt
und gerettet, — Dieser treibt dann auch spüterhin die
Stiefmatter mit dem Stiefbruder Medus aus. Er geht
hin, woher die Mutter geliommen, in dus Land der:Ma-
gier, und giebt den Medern Ursprung und Namen 260),
Der rechte Sóhn des Hauses, óder gar der Sohn'des
Neptunus, wie man wufste, dessen vorgeblicher Va-
ter nur Áegeus war, dieser edlere Sohn zeigte sich nun
auch des Vaters würdig, und rettete das Vaterland von
der schweren Plage, Nun fingt er den Marathonischen
Stier ein, führt ihn lebendig durch die Stadt und opfert
ihn dem Delphinischen Apollo 201), Bei dem Zuge nach
Creta befiehlt ihm der Gott zu Delphi, die Venus zur
Fiihrerin zu wihlen ; sie hiels fortan Epitragia (émirpo-
yia), weil die Opferziege sich unter seinen Hinden in
einen Bock umgewandelt hatte 202). Also auch hier wie-
der ein Zeichen, das am Himmel in der Sonnenbahn
bervortritt. Erinnern wir nns, was im Abschnitt vom
199) Plutarchi Thes. cap. 12. p. 5. D. E. Francof.
200) Apollodor, p. 109 Heyn.
201) Plutarchi Thes. cap. 14. p. 6. B.
202) Plutarchi Thes. cap. 18. p. 8. A.
112
Pan bemerkt ward. Auch dem heilenden (o?Aío) Apollo
und der heilenden (o?A/q) Diana bringt er ein Gelübde
für die glückliche Rückkehr 2^), d.i. der Sonne und
dem Monde als Gesundheitsgebern. Auf Creta erweiset
er sich als Góttersohn; denn als der lüsterne Minos sich
seiner schónen Schwester Peribüa bemichtigen will, und
den Widerstand des Theseus mit einem Zweifel an des-
sen gôttlicher Abkunft erwiedert, so springt dieser zum
Beweise der Wahrheit in den Meeresgrund , und bringt
nicht nur den Siegelring des Minos, sondern auch als
Geschenk der Amphitrite eine goldene Krone zurück 204),
Nach Andern hatte Dionysus der Ariadne diese Krone
als Brautgeschenh nach Creta mitgebracht, denn wir
wissen aus dem Obigen schon, dafs nach einer Sage Bac-
chus die Ariadne auf Creta gewonnen haben sollte;
oder es war die Krone, die Bacchus am Schlunde zu
Hermione als Zeichen zurückhgelassen und nachher unter
die Sterne versetzt hatte, als er Semele aus der Un-
terwelt heraufgeholt. Uebersehen wir dieses Letztere
nicht; denn dieser Zug ist bedeutend, wenn wir auch
vom Sternbilde der Krone (des Hranzes der Ariadne)
nicht den ganzen Mythus der Proserpina abhängig
machen möchten, wie Dupuis gethan; worauf wir unten
zurückkommen müssen, Folgendes steht fest: es ist
eine Krone aus der Meerestiefe, oder eine Krone,
die beim Heraufgang aus dem Hades ein Denkzeichen
war, ein Denhzeichen auch unter den Sternen (Hygin.
a. a. O.). Theseus aber war jezt ein Held im Aufgang.
Aus Trôzene oder Posidonia, aus der Meeresstadt, kam
er her , und aus dem Todtenlande, aus dem Lande Argo-
203) Pherecydes ap. Macrob. Saturn. I. 17.
204) Pausanias I. cap. 17. §. 3. Hygin. Poet. astronom. 1I.
5. p. 434 Staver.
113
lis, wo der alte Todtendienst gestiftet, und wo Dionysus
zu den Todten hinabgestiegen war,
Indem Theseus auf Creta sich in das Labyrinth hinab
wagt , ist er auch in einem Todtenreiche , er ist im Grot-
tenbau unter der Erde, Es ist ein Bau der Welt und
des Lebens, es ist ein Bild der Sonnenbahn und des
Laufes durch alle ihre Zeichen, des wiederholten Laufes
in óüfteren- Wanderungen durch manche Irrgänge und
Hrümmen, Aus ihrem Gewinde kann nur Libera ( die
Lüserin) die Seelen erretten. Sie kann den Kreislauf
enden, wie der Orphiker singt. Das Labyrinth ist be-
wohnt von dem Sohne thierischer Brunst, von dem feu-
rigen Verderber, vom Stiermann Minotaurus. Erst im
Verfolg werden wir ihn kennen lernen als den bösen
Genius der Sonne, als den Aushaucher der verzehren-
den Sonnengluth und als das Bild der Alles verzehren-
den thierischen Triebe. Diesen Kampf soll nun der
Göttersohn ans der Tiefe in seinem Aufgang bestehen,
in dem Labyrinth der Sonne und der Seelen. — Eine
Helferin stehet am Eingang. Es ist des Verderbers Mi-
nos Tochter, aber selbst milde und freundlich. Es ist
Ariadne, die Theseus durch Liebe gewonnen, oder viel.
mehr, es ist Aridela. 'AgidAay ( Aridela) nannten die
Creter die Ariadne (Hesych, I. pP: 529 Albert). — Das
würe die Weitberühmte, die sehr Gepriesene (ebendas.).
Aber zunächst wohl die Strahlende, die Hell-
ieuchtende (in der Finsternifs des Lebensweges , des
Seelenweges). So möchte ich hier diesen Cretischen
Namen verstehen. Doch auch ohne dies (von Namen
sollen diese Andeutungen nicht abhängig seyn), auch
ohne dies ist sie ja dem im Finstern tappenden Helden-
liufer ein wahres Licht aus der Ferne. Das weiís der
Mythus urkundlich, Es war eine goldene Krone, sagt
er, besetzt mit Indischem Gestein. Ihr Gold und ihre
Steine schimmerten in der Finsternifs, so dafs sie sie
IV e
3
Vig
dem Lichte gleich erleuchtete. Dadurch soll Theseus
aus des Labyrinthes Dunkel wieder ans Licht gekommen
séyn 205).. Das ist denn auch die Krone, die nördliche
Krone, die am Himmel glänzt. Im Herbste ging sie
bach der Ansicht der Alten unmittelbar vor der Sonne
her, und bestimmte durch ihren Heliacalaufgang das
Hinsbiinken der Sonne Zu den unteren (südlichen)
Zeichen 206), und within den Anfang des Reiches der
Nacht und des winterlichen Dunhels. Sechs Monate spä-
ter; im März, vierzehn Tage vor dem Eintritt der Sonne
tw den Widder, bestimmt dieselbe Krone durch ihren
Abendaufgang. die Rückkehr der Sonne in die nördlichen
(in unsere) Zeichen. So sehen wir also, wie die fa-
belhafte Krone der Ariadne und des Dionysus dem Him-
mel angehört. Darum wird sie vom Nachfolger auf der
Herakleischen Sonnenbahn, Theseus, aus dem Meeres-
grunde heraufgebracht, woraus alle Sterne auftauchen.
Darum legt sie Bacchus an den Schlund zu Hermione
nieder, als Zeichen des Hinabsteigens in die dunkele
XVelt des Hades, so wie er sie an den Himmel setzt, als
¢in Bild seiner Riickkehr mit der vom Tode erlóseten
Mutter. Im Kampfe mit dem Stiermanne wird aber diese
Krone gebraucht, weil auch am Himmel, im October,
wenn die Krone untergeht, der Stier aufsteigt.
Also Jahresfeste , Saat - und Erntefeste, die der
Sonnenheld zu Athen im Herbst und Frühjahr angeord-
net hatte, bei dem Auf- und Untergange der nórdlichen
Krone. Das sind die Degebenheiten, woran wir hier zu
denken haben. Auch er war ja der grofse Achermanr.
Er war ein neuer Triptolemus, ein Ordner der Zeiten
und Sitten. Untergegangen oder doch verdunkelt war
205) Hygin. a. a. O. p. 432 Siaver.
206) Columella lib. XI. cap. 2. p. 523 Schneid.
115
in Attica Vieles, was die alten Erechthiden gepflanzt;
und was die Pallantiden zuletzt nicht zu behaupten ge-
wufst hatten. Jezt ham ein neuer König aus einer an-
dern Dynastie. Er brachte neue Satzungen von Creta
her, woher auch Epimenides noch spiter hommen niufs-
te, als ein neuer Buzyges oder Ochsenspanner, : als ein
Lehrer neuer Kenntnisse. In dem vom Meere umspül-
ten, schmalen, dürren Attica scheinen unter mancherlei
Noth und Partheiurfg die alten Anstalten zum Besseren
Oftere Verdunkelungen erlitten zu haben. Und so wur-
den denn auch die Theseischen Institute nachher vers
dunkelt ; auch aufserdem gerade durch das Bestreben
verdunkelt, sie recht glänzend darzustellen. Hier ‘sind
die Attischen Dramatiker vorzüglich zu nennén; dnd so
muíste es denn kommen, dafs jene Anordnungen dieses
Helden in ihrem wahren Geiste selten mehr verstanden
wurden. Denn es ist gewifs sehr richtig, was Pausa-
nias gerade in Bezug auf Theseus sagt: Vieles erzählt
sich der grofse Haufe, was nicht wahr ist. Er weifs
von der Geschichte nichts , und glaubt, was er von Hind-
heit an in Tragódien vorgestellt sieht (I. 3. 2.). / Jedoch
für die Gebildeteren ward in dem hóheren Grade der
Attischen Mysterien gewifs der Sinn und die Absicht
manches Bildes aus jener alten Priesterzeit aufbewahrt.
— Diese wufsten denn auch ohne Zweifel, dafs der
Kranz, der das Haupt der Initiirten umgab, im Grunde
jene Krone der Ariadne selbst war, d. h. ein Kranz des
Aufgangs und des Untergangs, des Herabsteigens der
Seele durch die Sonnenbahn, und der Rückkehr durch
sie zum Orte der Gätter, also ein Unterpfand der Un-
sterblichkeit und ein Zeichen der Seelenwanderung. —
Wie oft diese Belrünzungsfeierlichheit auf Vasen dar-
gestellt ist, bedarf heines Beweises. — In diesen Ideen-
kreis rechne ich auch das schwarze und weifse Segel,
dás ,lheseus aus dem Vaterhause mitgenommen, und
110
das er in der Eile gehörig zu vertauschen vergessen,
Darüber stürzt sich der Vater Aegeus ins Meer, welches
davon seinen Namen trägt. So mufs der Vater unter-
gehen, wenn der herrliche Sohn an Attica's Küste auf-
steigt. Denke ich an die zwei Grabsáulen, die man auf
einer Grüflich Erbachischen Vase sieht, wovon die eine
mit einer schwarzen , die andere mit einer weifsen Binde
umgeben ist, und die der Herr Graf scharfsinnig auf
Castor und Pollux, als das wechselnd auf- und unter-
gehende Briiderpaar , gedeutet hat, und erwäge ich den
sichtbaren Dualismus, welcher durch diese ganze My-
thenreihe zieht, so sehe ich auch in dem Segel doppel-
te? Farbe ein Uéberbleibsel dieser ganzen Sinnbildneret
von Auf- und Untergang, Tod und Leben, in allen be-
merkien: Bedeutungen. Ariadne, die Besitzerin der
Strahlenkrone, oder Aridela, die Strahlende, ist ja,
mie wir schon in den Capiteln vom Bacchus bemerkten,
in dieser Fabelreihe von Creta und Naxos in die Licht-
sphäre der Gütter hinaufgerückt, und mit allen Eigen-
schaften ausgestattet, die zwischen ihr und Proserpina
wenig Unterschied lassen. Es ist hier nicht der Ort,
die mannigfaltigen Sagen von ihr auszuführen, womit
sich die Griechen trugen, Mythen, die dann wieder zu
Kunstwerken reichen Stoff darboten, wie zu der herr-
lichen Statue, vordem bekannt als Cleopatra von Belve-
dere (es ist die schlummernde Ariadne, wie von Visconti
unwidersprechlich erwiesen ist zu Mus. Pio-Clement. II,
tab. 24.) und zu einem bekannten Herculanischen Ge-
mülde; worüber, so wie über andere Darstellungen die-
ses lnhalts, Bóttiger im Archüologischen Museum (I.
p. + ff.) mit bekannter Gelehrsamkeit sich verbreitet hat.
Unser Zweck erfordert jezt nur den einfachen Gedanken
festzuhalten, dafs auch die traurig entschlafene und
fröhlich wieder erweckte und zur himmlischen Herrlich-
keit erhobene Ariadne ein Bild der Unsterblichkeit auf
117
den Sarkophagen der Griechen war. Aber nicht nur cin
Trostbild im Tode ist sie; das Knäuel in ihrer Hand,
mit dessen Fäden Theseus aus den Irrgängen des Laby-
rinths sich windet, dieses Knäuel, das sie aus treuer
Liebe gesponnen, macht sie Zur Parce des Lebens. Sie
ist Proserpina- Venus 207), Sie stehet der Geburt vor.
Hiefs doch auch Venus eine Parce , und sind die Parcen
doch auch der Proserpina beigesellt. Sie führet die
Seele in das Labyrinth dieses Lebens , sie führet sie wie-
der beraus. Sie giebt den leitenden Faden in die Hand
des VYandernden. Sie ist mithin auch eine gute Spinne-
rin (vos), wie Ilithyia in alten Liedern genannt wor-
den war (s. oben II. Th. p. 1:8 f).
Nach Allem, was über die Mysterien im Allgemeinen
bemerkt worden, dürfen wir nicht zweifeln, dafs auf
der Insel Creta, wie zu Athen, die angedeuteten und
andere Lehrsitze auf doppelte Weise dem Sinn und Ge-
dáchtnifs der Eingeweiheten eingeprügt wurden. Einmal
wurden an den Jahresfesten die Gótter- und Heroen-
geschichten in Chóren dargestellt, sodann befestigte sie
auch der Bildhauer durch, wenn auch noch so rohe, Re-
liefs auf den Wänden der Tempel und anderer Werke
der priesterlichen Árchitectur, So hatten die Delier den
labyrinthischen Tanz. Ihn sollte Theseus eingeführt
haben bei der Riickkehr von Creta, als er das Venus-
207) So betrachtet hat die Ansicht der Naxier eine gewisse
Wahrheit. Nach ihnen gab es zwei Ariadnen, wie zwei
Minos, Die erste war dem Dionysus vermihit worden,
und hatte ‘mit ihm den Staphylus gezeugt. Die zweite
war vom Theseus auf Naxos verlassen worden, und dort
gestorben. Der ersteren feierten sie daher. blos Freude-
feste; die Feier der zweiten war mit Wehklagen und
T'rauer verbunden ( Plotarch. Theseus cap. 20. p. 9. C.).
-- Jede lnitiirte war eine Ariadne, eine Libera — aber
eine steroliche Libera.
115
bild aus den Händen der Ariadne dort als Weihgeschenk
gestiftet ,, und dem Apollo geopfert hatte. Er stellte in
diesem Tanze mit den Jünglingen die Windungen des
Labyrinthes dar um den dortigen Altár der Hórner. Er
hiefs so, weilerauslauter linken Hürnern erbaut war 205),
Dafs die Creter auch einen Tanz der Sonnenbahn und
der Seelenbahn hatten , leidet keinen Zweifel 20%. Ein
Laut davon war nach Jonien hinüber zum Homerus ge-
drungen, welcher darauf anspielt:
Einen Reigen auch schlang der hinkende Feuerbeherr«
scher,
Jenem gleich, wie vordem in der weitbewohneten Knos«
sos
Daedalos künstlich ersann der lockigen Ariadne.
(Iliad. XVlII. 590. nach Vofs). Man weifs, wie viel Stoff
diese Stelle den Grammatikern zu verschiedenen Fragen
gegeben 210. — Ob Homerus, wie das natürlichste ist,
ein Bild werk alter Zeit beschreibt, oder einen Chor,
den Dädalus geordnet habe, ist hier gleichgültig. Es
208) Plutarchi Theseus cap. 21. p. 9. D. und daselbst Dici-
" archus. Pollux IV. 101. Lucianus de Saltat, $.16. T. V.
P. 133 ed. Bip. coll. $. 49. p. 152.
209) Einen mysteriösen Tanz, der die drei Handlungen ver-
sinnlicht (das Empfangen des Knäuels, den Kampf mit
dem Minotaurus und die Rückkebr und Reinigung ) zeigt
eine Tischbeinische Vase (I. 25.). Neben der Ariadne
erscheint jedesmal ein [nitiirter mit dem Myrtenzweige.
Dieses Vasenbild , nebst andern Denkmalen aus dem Fa-
belkreise des Theseus, hat Millin ( Galerie mytholog.
nr. 482 — 495.) im Kleinen copiren lassen. Auch unsere
Tafel LV. nr. 1. stellt nach einem Mosaik in vier Fel-
dern die Handlungen dieses Mythus dar; s. dazu die Er-
klárung p. 29 f.
210) S. die Berichte und Urtheile bei Heyne zu dieser Stelle
pag. 561 sqq.
+
=
119
gab, das wissen wir, Reliefs dieser Art auch auf Creta,
Reliefs, denen die Volkssage ein hohes Alterthum lieh,
Ja vom Tausendhünstler Dàdalus selbst wollten die Knos-
sier noch eins übrig haben in weifsen Stein gehauen 212),
— So hatte auch Athen seine bildlichen Denkmale aus
dem Leben.des grofsen Theseus. Unter den Malereiea
in seinem Tempel sah man auch jenen Sprung ins Meer,
wodurch er seine Abkunft beurkundet hatte 22), — Von
einem sehr charakteristischen Feste, womit die Athener
die agrarischen Satzungen aus Creta verewigten , werden
wir zunüchst unten reden. .
Hier will ich nur den Satz gleich niederlegen , dafs
ohne Zweifel fast die ganze Fabel von Pasi-
phaë und Minotaurus, von Theséus und Ari-
adne aus mysteriôsen Chôren und Scenerien
entsprungen ist, womit frühzeitig in den
Tempeln von Creta nach Aegyptischer und
Phünicischer Weise jene Hauptsätze der
Naturreligion an den Jabresfesten gefeiert
worden waren *). |
211) Pausanias IX. cap. 41.
212) Pausanias I. cap. 17. $. 3.
*) Der Name 'T'heseus (OzcsUs) war schon im Alterthume
vieldeutig. Einige sagten : er ward vom Hinlegen
(9415 ) der Erkennungszeichen unter den Stein so ge-
nannt; Andere, weil iun Aegeus adoptirte (Zsasvov;
Plutarch. "Thes. cap. 4. p. 3 Coray; woraus das Etymol.
m. p. 151. p. 409. 1. 38. verbessert werden mufs). — Wir
kónnen ip diesem Sinne fortfahren: oder vom Geben der
Satzungen, der Gesetze (2£69a1 — Ssojsoí ) ; oder weil
die gemeinsten und àrmsten Freibürger ( der 255 und die.
24002) in ihm den Vater des Volkes erkannten; daher
auch seine Capelle ein Asyl der Selaven war (Suidas in
Qseior und Oves mit Küsters Aninerkung pag. 196. und
Puoui Lcx. gr. p. 21.); oder weil er schaucte, be-
120
$. 18
Fortsetzung.
Theseus, der Starke, der Stierbindiger,
Minotaurus, Achelous, das Symbol des
Stieres.
\
Ly
Also auch Theseus ist ein Stierbändiger, und
auch darin ist er dem Hercules ähnlich. Natürlich
dachte sich das Alterthum zunächst dabei eine vorzüg-
liche Stärke, womit sich denn sofort die Erinnerung
an den Starken verband, der zuerst den Stier unter
aas Joch gebeugt und zum Pflügen gezwungen. Die
Sprache, jene unzweideutige Stimme aus der Vorzeit,
giebt auch davon Zeugnifs, und sie weiset uns auch hierin
— M r—
trachtete (2255/70 — 8, Herodot. I. 8. 10, 65. VH. 146.
mit den Auslegern), nümlich in der Finsternifs des La-
byriaths den Glanz der rettenden Ariadne (s. vorher). —
Denn er ist der Seher im Lichte , der Held des Lichtes,
Darum mufs auch sein Verläiumder und Verfolger Au xog
heifsen und sein Mórder A unopy dng (Suidas a. a. O.),
beide vom Wolfe genannt, der hier das Thier der Fin-
sternifs ist. Theseus ist im Aufsteigen aufder Sonnen~
und Heldenbahn, wenn Aegens (Aiysÿs) im Zeichen der
Finsternifs und Sturm bringenden Capella — der Ziege
- vou der er den Namen hat, untergeht. Von diesem
Gestirn im Verfolg ein Mehreres.
121
wieder ins Morgenland zurück. Das Starke heifst den
Griechen &xitavooy (Hesych. in voc.). Gleichmifsig
nennen auch die Ebräer den Stier den Starken, wo-
für Bochart 215) eine Menge von Belegen gegeben hat.
Ja selbst bis nach Indien hat diese Ansicht geherrscht.
Denn ein unter den Indischen Nationen durch Stärke
vorzüglich ausgezeichneter Stamm hiefs F’ardapos, d. i.
der Stierbändiger 21%), das wissen wir urkundlich,
Ob nun Reland 215) dem Ursprunge dieses Namens auf
die Spur gekommen ist, wenn er ihn mit dem Persischen
Candavar und Candavra, ein Ringer, vergleicht, ist
für unsere Absicht gleichgültig. ^ Insbesondere hing die
Kunst, Stiere zu bündigen, mit dem Ackerbau zusam-
men ; und wenn Osiris-Dionysus und andere ihm ähnliche
Götter als Lehrer dieses schweren Werkes bewundert
wurden, so ward auch von der Ceres gerühmt, dafs sie
Lehrerin in der Kunst gewesen, durch Stiere das Ge-
treide austreten zu lassen 216), Je unentbehrlicher so-
nach der Stier dem Menschen als sein Gehülfe bei der
Bearbeitung des Feldes und seiner Früchte war, desto.
mehr mufste er ihn schonen. Die Gesetzgeber der Al-
ten hatten frühzeitig darauf Bedacht genommen, nur,
wie es scheint, mit verschiedenen Modificationen. Por-
phyrius (de Abstin. II. $11. p. 120sq. Rhoer.) bringt das
Verbot der Aegyptier und Phünicier damit in Verbindung,
die zwar Ochsen, aber keine Kühe essen durften. Das älteste
Athen hatte schon Verordnungen dieses Inhalts. Dahin
gehören die drei merkwürdigen Gesetze des Triptole-
mus, die uns der Philosoph Xenocrates beim Porphyrius
213) Hierozoic, P. I. lib. IT. cap. 29. p. m. 237.
214) Hesych. Tom. I. p. 799 Alberti.
215) Dissertatio de vet. ling. Ind. p. 221.
$16). Callimachi Hymn. in Cer, vs. 21.
(de Abstin. IV. $. 22. pag. 378 Rhoer.) aufbehalten hat,
und die man zu Eleusis einschürfte: «Ehre die El.
tern; verherrliche die Gótter durch Erst.
lingsopfer von Früchten;' verletze die ar.
beitenden Thiere nicht». Essind schon von den
Erklärern der Bruchstücke Attischer Gesetzgebung (von
Petit und Wesseling ad Legg. Att. p.68.) und neuerlich
von Bôttiger, namentlich in Bezug auf die Anfänge der
Griechischen Cultur und des ehelichen Lebens (in der
Aldobrandinischen Hochzeit p. 165.), treffende Bemer-
kungen über diese Verfügungen gemacht worden, die
mich der Mühe überheben, davon im Allgemeinen zu
reden. Ich verfolge daher meinen Weg durch die Ce.
realischen Religionen, zu deren Erlüuterung die
Vorstellungen der Alten von Opfern und Schlach-
ten des Pflugstiers wesentlich gehören.
Dieses Stieropfer neben den goldenen Cica-
den im Haare der alten Athener braucht Aristophanes
in den Wolken (vs. 981.) in der Bedeutung von ural-
ten Dingen. Dazu bringen nun die gelehrten Griechi-
schen Erklárer recht interessante Data über die Bov$órco
oder über das uralte Fest des Stieropfers zu Athen
bei Es wurde nach den Mysterien gefeiert, wie
dort ausdrücklich gesagt wird. Das wollen wir vorerst
bemerken. Es folgt darauf die Erzühlung von dem Stiere,
der einst von Juppiters Altar Zu Athen die Sckaubrode
gefressen hatte, und deswegen von einem gewissen Thau-
lon todtgeschlagen worden; wie darauf der Mörder sich
landésflüchtig gemacht, weil es verboteu war, Stiere zu
tüdten, d. h. die dem Menschen helfenden Ackerthiere 217),
217) Aelian. V. H. VIII. 3.
{22
125
Das hatten die Attischen Geschichtschreiber, unier an-
dern Androtion 218), berichtet.
Der erste, der den Stier geschlagen, hiefs OaóAov.
Daher das Priestergeschlecht der Thauloniden zu Athen,
Er hiefs aber auch der Stierschläger (Boùtvxos,
Bov$órvoc), aber auch Bo?vzc ?!?), und so hiefs fortan
immer der Priester, der bei dem Feste der Diipolien
(AusóMa) den Stier schlagen mufste. Als Erechtheus
über die Athener herrschte (sagt Pausanias I. 28. 6. 11.
vergl. oben IL, Th. pag. 511.), schlug der Stiermürder
(Bovéóroc) zuerst den Stier an dem Altare des Zeus Po-
lieus; womit wir freilich keine bestimmte Zeitangabe
des Ursprungs gewinnen, aber doch so viel erfahren,
dafs er in die frühere Künigsperiode von Athen zurüèk-
fällt. In den Quellen, aus denen Porphyrius (deAbstin.,
lI. $. 29. p. 154 Bhoer.) schüpfte, sind die merkwiirdig-
sten Nachrichten über dieses Festes Sinn und Absicht
aufbehalten. Der erste Ochsenschliger wird dort ein
Fremdling genannt, der Aiouos oder Eéxartpos ger
heifsen habe. Nach der That flüchtet er auf die Insel
Creta, Darauf wird Attica von Dürre und Mifswachs
geplagt. Man fragt das Orakel zu Delphi” Aus dem
durch den ursprünglichen Ausdruck und spätere Ver-
derbnifs doppelt verdunkelten Sinne ist so viel klar, dafs
der Flüchtling selber das Uebel lósen soll. Er wird zu-
rück gebolt, und er unternimmt es, zum erstenmal Na-
mens der Stadt einen Stier zu fällen; und fortan wird
folgender Gebrauch an den jührlichen Diipolien beob-
achtet: VVasserträgerinnen bringen das Wasser, um Axt
und Messer zu schärfen. Nun überreicht einer die Axt
dem Schläger, dieser fällt |den Stier und läuft davon;
218) Vergl. jezt dessen Fragmm. «d. Lenz et Siebel. p. 111.
219) Hesych. Tom. I. p. 755 Albert.
wu
124
ein dritter schlachtet ihn. Darauf essen Alle von seinem
Fleische. Nach dem Mahle wird die Ochsenhaut ausge-
stopft, und das scheinbar so wieder hergestellte Thier
wird an einen Pflug angespannt. Es folgt das Stierge-
richt. Eine Gerichtssitzung über den Ochsenmord be-
ginnt nun im Prytaneum (vergl. Pausanias I. 28. §. 11.).
Alle Theilnehmer werden angeklagt. Jeder schiebt die
Schuld auf einen Andern; die Wasserträgerinnen wer-
fen sie auf den Schárfer der Axt und des Messers ; dieser
auf den Ueberlieferer des Mordmessers; dieser auf den
Schlichter ; der Schlichter endlich auf das Messer. Das
Messer, weil es nicht reden kann, wird verdammt und
ins Meer geworfen. Und so geschieht das Stieropfer
alle Jahre am genannten Feste auf der Burg zu Athen,
und die Richter sitzen iiber den Mord im Prytaneum.
Priestergeschlechter leiten von den ersten Opferern
ihren Ursprung ab: die Boózvmo: (die Stierschlüger)
von jenem Sopatrus; die Kevrpiddar (die Treiber) von
dem, der den Stier zuerst im Kreise herumgetrieben
(&nzó vo9 xspuAácavvog); die Aavrgot (die Austhei-
ler 229) von dem ersten Schlichter, wegen des Mah-
les, das durch die Fleischvertheilung ausgerichtet
worden.
Aehnliche Gebráuche finden wir anderwürts. Schwein-
opfer, wobei das Fleisch gemeinschaftlich gekostet ward,
haben wir oben nachgewiesen (IIL. Th. p. 332 £), und
——
220) Mehreres noch im Verfolg bei der Geschichte von Eleu-
$i$. — In Laconica waren Heroen verehrt, die man Aaí-
rcov und K:odwy nannte. Auch bei den Trojanern ward
ein Heros Aairvg verehrt; zu Cyprus der göttliche E7-
Aarıyaoert4c und Exiayyvorcmos ; s. Eustathius zu
Odyss. I. 225. p. 50. lin. 14 Basil.; welcher den Athenius
anführt ( vergl. lib. VIII. p. 336 Schweigh.). Einiges das
von berührt Eustathius nochmals zu Odyss. XI. p. 459.
125
Plutarchus sagt gerade vom Schweine auch, es werde
deswegen geopfert, weil es vom Opfermahle (vom Ge-
treide also) mitfresse. Es ward der Luna und dem Dio-
nysus dargebracht, dieses mitfressende Thier. Aber
auch Buphonien (Bov$ória) gab es bei den Dionysien
auf der Insel Tenedos, und zwar mit einem ähnlichen
Gebrauche, wie an jenem Juppitersfeste zu Athen, Denn
auch dort wurde derjenige, der das dem Bacchus ge-
weihete Kalb mit der Axt erschlug , mit Steinen verfolgt,
und mufste flichen 221),
In Betreff der Bedeutung jener sonderbaren Cäri-
monie zu Athen bemerken wir zuvôrderst, dafs sie auf
die Mysterien folgte, d.i auf die Ceresfeier zu
Eleusis. Das giebt schon der allgemeine Ausdruch zu
erkennen. Doch mehr noch Folgendes: Triptolemus,
der Ceres Liebling, war es ja gewesen , der jenes Gesetz
gegeben hatte, den Pflugstier zu, verschonen. Auch
wird ja bemerkt, dafs der erste Stiermord an einem vom
Felde kommenden Pflugstiere verübt war. Das war eine
Satzung der Thesmophorien, worin sie auch fortgepflanzt
ward. Die Getreide- und Gesetzgebende Ceres wollte
zum Behuf des Ackerbaues dieses unentbehrliche Thier
unter ihren Schutz gestellt wissen. Da waren denn in
den Mysterien Gebräuche verordnet , die auch diese Be-
ziehung haben mochten. So konnte z. B.)\das Trinken
des Trankes aus Gerstenmehl und Poley (des «vxsóv)
auch die Bedeutung haben, dafs man sich begnügen solle
mit den: Cerealischen Gaben. Der Philosoph Heraclitus
hatte wenigstens bestimmt einst den Ephesiern durch
diesen Trank die Genügsamkeit und Frugalität em-
pfohlen 222),
221) Aelian. H. A. XII. 31,
222) Plutarch. de Garrul. pag. 511, B. C. pag. 58 Wyttenb.
17*
Doch Lust und Noth und die Macht der Gewohnheit
führten frühzeitig ein Anderes herbei. Und man wollte
doch auch vom gebrauchten Ackerstiere noch Nutzen
ziehen. Das hatten die Gesetzgeber auch bedacht. Da.
her stellten sie ein jedes Schlachten des Ackerstiers unter
religiöse Obhut. Nach den Mysterien, wenn das ge-
Wühnliche Leben und die Stimme der Noth sich wieder
geltend machen wollen, am Juppitersfeste, am Feste
dés Stadigottes (Polieus), alsdann sollte die Attische
Gemeine durch den am ehernen Tische dieses Gottes ge-
sthlachteten Ochsen und durch das Stiergericht im Pry-
faneum erinnert werden, ‚dafs, wenn auch der Ackér-
stier zum Schlachtvieh gemacht werden dürfe, diese
Benutzung, doch immer nur unter Einschränkung zuläs-
gig sey. Hierdurch war jedes Stierschlachten zu einem
Opfe? geworden.
/ 'S0 gingen also, im Gegensatz gegen vegetabilische,
frugale Host, die Begriffe vom Fleischessen und Lust
am Fleische auf das Stierschlachten über. Aber da, wie
dus allem Bisherigen erhellet, in der religiósen An-
schauung der Vorwelt der Stier ein |Bild der Materie
überhaupt war und des Looses , das die fthierische Natur
trifit (man. denke nur an den Persischen Abudad), so
verwebten sich auch.noch andere Vorstellungen mit jenen
Vergl. weiter unten (p. 127.) nebst der Stelle des Eusta-
thius zu Odyss. I. pag. 81 anten ed. Basil. und daselbst
Zenodotus und Athenäus, wo von dem rohen Zustande
der früheren Menschheit geredet wird und von der räu-
berischen Befriedigung ihrer Bedürfnisse, Hunger und
Durst, so lange noch die hinlängliche Nahrung fehlte ;
und wie nachher , als die Cerealien mehr in hinlänglichem
Maafse vorhanden waren , Ordnung in die Ernährung ge-
bracht worden sey: — ws 8 mageysvero avroly T0235] recy
ên THG AÿppyTOOG, Orevejacy indore l'any nai 00TWS sig
noc |ACY TçehÂSE TA 0dpTa U. 8. W.
i i0
f
soriderbaren Buphonien der Attiher, welche sich durch
mehrere Spuren verrathen. Ohne mich anheischis zu
machen, Alles Zig vor Zug ausdeuten zu wollen, will
ich ihnen doch noch etwas folgen. Der Stier, der vom
Felde ham, frafs Mehl und Gerste vom ehernen Tische
des Zeus. So heifst es in der Erzählung beim Porphy-
rius. Hier liegt der natürliche Gedanke nahe: der Pflüg-
stier geniefst die Früchte des Feldes wieder, die er er-
werben hilft. Dafür mufs er sterben. Der Mensch, der
Treiber des, Stieres in Erbauung der Erde, kehrt, ‘wie
er, zur Erde zurüch, deren Früchte er isset, wie der
Btüer. Das sollte eine Lehre seyn von den ersten Stif-
tern des Attischen Acherbanes, von den Schlangen- und
Erdmännern (s. oben I. Th. p. 726); dárum sollte jener
Ochse , der vom Tische des Zeus gefressen , unter Erech-
theus erschlagen worden seyn. Seitdem isset der Acker-
bauer auch vom Fleische des Ackerstiers. Er isset den
Gehülfen seiner Arbeit, und ladet dadurch eine Schuld
auf sich. Doch er möchte frei werden dieser Schuld,
und so wälzt sie sich fort von einem zum andern, von
den VVasserträgerinnen bis zum willenlosen Messer. Mit
Hülfe des VVassers wurde das Messer geschárft. Dort
ist der Verschuldung Anfang. Aus dem Wasser, ‚aus
dem leuchten, quillet alle Materie und alle materielle
Reizung, darum wird auch nach dem Endurtheil das
Mordmesser ins Meer vérsenkt. Dort mag es ruben; das
schuldige, in dem tiefen Grunde aller Schuld und aller
Lust. Denn alle Sinnenlust ist ja aus dem Feuchten.
Daher flofs auch durch die Stadt der feuchten Götter.
matter Rhea in Carien, Mastaura, der Goldmesserflufs
Chrysaoras, an welchem der Stier geschlachtet wurde,
Sie ist dort des Bacchus Pflegerin, des Stiergottes aus
der feuchten Tiefe. An seinem Festmahle soll die gleiche
Vertheilung und das gemeinsame Essen des Opferflei-
sches an das Loos des sterblichen Menschenleibes crin-
127
120
nern (s. oben III. Th. pag. 387 ff). Auch zu Athen an
den Buphonien sind die Daetri (Aaırpoi) bestellt, die
das Fleisch des gemordeten Stieres vertheilen müssen.
— Also auchhier: gleiche Lust, gleiche Kost, gleiche
Schuld und gleiches Loos (vergl. die n&chstvorhergehen-
de Note). Aber ehe der Stier unter der Axt des Bu-
typos fillt, treiben ihn die Hentriadae (Kevvpuddai) im
Kreise, So treibt der Kämpfer in der Sonnenbahn,
Hercules , auch seine Stiere zuvor im Kreise herum, bis
er sie zur Opferstelle bringt. Ganz Sicilien hatte er
umlreiset (&yevxAosutvog viv Zixediav), heilst es beim
Diodorus (IV. 23. fin.), mit seinen Stieren, ehe er an
der Quelle Cyane bei Syracus den besten davon der
Kora zum Opfer brachte. So wollten sonder Zweifel
auch die Kentriadae zu Athen auf den Kreislauf der Sonne
und der Monden anspielen, wenn sie den Schlachtochsen
im Kreise dreheten. Der erste Schlichter war ja aus
Creta gekommen, wo die Cureten planetarische Tänze
aufführten , und wo der Attische Dädalus den Sonnenbau
und den Sonnentanz angeordnet hatte. Dort waren auch
der Sonnentochter Pasiphaé Bilder aufgerichtet mit Kuh-
häuten behängt. An den Athenischen Buphonien richte-
ten die Ochsenmürder auch zuletzt die ausgestopfte Och-
senhaut auf, und spannten das Bild an den Pflug. Der
Stier ist nicht vernichtet, wollten sie damit sagen; an
seiner Stelle wird ein Gleicher den Pílug ziehen, und
so lebt der untergegangene Einzelne in seinem Ge-
schlechte fort. Auch davon konnte nach alter einfáltiger
Art der Geselle des Acherstiers, der Ackermann selber,
auf sich die Anwendung machen.
So nahm also das in allen Religionen immer wieder-
kehrende Bild vom Stiere diese Wendung, |Dafs ge-
rade auf dieses Bild so unzählig viele Bedeutungen zu-
sammengehäuft sind, darf uns in der That nicht be-
fremden, wenn wir bedenken, daís mit diesem wich.
120
tigen Hausthiere dureh den Acherbau in den meisten
Ländern der alten Welt der Anfang aller Cultut und:
bürgerlichen Ordnung bedingt war. Damit hing die an-
dere Bedeutung des Stieres, die astronomische , zusam-
mem, indem mit diesem Bilde des Zodiacus das Frühjahr
in seinen Wohlthaten gefeiert, bei den meisten alten Vól-
kern auch das bürgerliche Jahr eróffnet ward.
In dem Minotaurus ist nun zugleich noch eine
andere Reihe von Begriffen gegeben, die, wie der Ver-
folg zeigen. wird, in die Religion der Ceres eingreifen.
Daher wir auch jene Ideen kürzlich verfolgen müssen..
Es liegen hier zunächst Vorstellungen der Aegyptier
und ihrer Nachbarn zum Grunde, Aegypten aber hatte
nicht weniger als drei heilige Stiere: den Apis zu Mem-
phis, der Isis- Luna und der Sonne heilig (der Vater-
stier nach Zoéga Numi Aegypt. pag. 81; der Haupt-
stier nach de Rossi Etymolog. Aegypt. pag. 15.); den
schwarzen, der Sonne geheiligten Lichtstier, Mnevis,
in der Stadt On oder Heliopolis 22%); den Onuphis,
den schwarzen und widerhaarigen struppigen Stier, viel-
leicht ein Bild des riickgéngigen Laufes der Planeten (s:
oben I. Th. p. 481.).
Nun steht, wie bekannt, dem Osiris, dem heilige
Stiere geweiht sind, ein feindseliger Bruder, Typhon,
entgegen. Als glühender Vind, Samum, heifst er be-
sonders Apophis. Davon hatte Aegypten folgenden
Mythus: Der Sonne Bruder (das ist der Bruder des
Amun), Namens Apopis, bekriegte inst den Amun (die
Sonne). In diesem Kriege stand Osiris dem Amun bei,
und dieser nahm ihn unter dem Namen Dionysus zu sei-
223) Plutarch. de Isid. p. 364. p. 492 Wyttenb.
IV. -
Q
M
nem Sohne an ‘2%. Gleich darauf wird bemerkt, Apo-
pis sey feuriger, trockener Natur, und der Sonne ver.
wandt, aber nicht die Sonne selbst. MNach dem Aegyp-
tischen bedeutete sein Name dxoz: den Riesen 225). Mit
Giganten, kämpft auch der Aegyptische Sem- Herakles..
Er hat aber auch Namensähnlichkeit mit Epaphus und
Apis. Dieses und die ganze sinnbildliche Analogie fiihrt
auf Stiergestalt.
Hiernach ergiebt sich mit Wahrscheinlichkeit fol-
gende Darstellung vom Aegyptischen Standpunkte aus:
Die strahlende Sonne als Widdergott Ammon hatte
zwei Stierdämonen zur Seite: einen feindseligen
mit ibm ringenden Bruder.Ápopis (Apophis). Das ist
der Dämon in der Wüste, welcher zweibeinige , feuer-
schnaubende Ochsen vor sich her treibt (die glühenden
Sandsäulen). Er ist selber ein Stiergott. Das ist
aber auch der andere Genius zur Seite des Amun, der
gute Gott Osiris, der dem bedrángten Ammon beisteht,
und ihn retten hilft. Da alle diese bildlichen Vorstellun-
gen auf den Bauwerhen Aegyptens dargestellt wurden,
so konnte es nicht fehlen, dafs sie auch zu den Griechen
gelangen mufsten. Besonders scheinen die Creter diese
ganze Bilderreihe bei sich aufgenommen zu haben, Und
so finden wir denn auch auf denjenigen Denkmalen der
Griechen, die das alt- Symbolische am getreuesten be-
wahren, auf Münzen vornehmlich, dann aber auch auf
Vasen und Reliefs aus diesem 'l'hiergeschlecht eine Mehr-
heit von Gestaltungen , womit ganz zuverlässig eben so
viele verschiedene Begriffe oder Phantasien bezeichnet
waren. Zuvürderst die Sonnenstiere, Sonnenrinder, die
Mondskühe oder, wie wir sie oft nennen können, die
Cerealischen Kühe, wenn sie z. B. die Ceres tragen.
224) Plutarch. de Isid. p. 365. D. p. 497 Wyttenb.
225) Jablonski Vocc. p. 65.
30
151
Sodann den sogenannten Dionysischen Stier. Auch
mit diesem waren vermuthlich verschiedene Begriffe
verbunden, Das lehrt schon der Augenschein bei einem
Blick auf die Bildwerke. So ist es doch z. B. ganz ge-
wifs etwas anders, wenn er mit Blumen belrünzt ruhig
eine Initiirte trägt, wie wir ihn auf Vasen bei Millin und
jezt in dessen Galerie mythologique (nr. 255.) sehen;
und wenn er das anderemal zwei Eingeweihete in das
hóchste Schrechen versetzt. — Er stöfst die eine.
In der Mitte steht ein Candelaberfufs mit brennendem
Opfer, und die gefährdete Baccha hält sich an einer
Binde (vitta), die um jenes Postament gewunden ist
(ebendas. nr. 257.); — oder wenn er in gleicher dro-
hender Stellung auf einen Thyrsustritt (ebendas. nr. 256.).
Das ist ein stifsiger Stier des Dionysus, ein Bos cor-
nupeta. So sehen wir ihn auf dem Thierkreise von
Dendera und auf Aegyptischen Miinzen. Da miissen wir
bald an die Vorstellungen vom zornigen, bald an die
vom briinstigen Stiere denken, und an die Ideen, die
der Grieche mit waipos, tavpräry, Aáovovpog (zottig,
geil), mit ravozOóv (z. B. vavornódóv BAénsw, wüthend
anblicken; Aristophan. Ran. vs. 804. vergl. Wytten-
bach, Epist. critic. pág. 263.) verband. Dabei wird
zuweilen der vorwürts gebeugte Leib und dergl. ge-
nannt 226), Dasselbe Bild brauchen auch die Ebräer von
einem wüthenden, trotzigen, feindseligen Menschen 227),
Daher auch die Griechen von einem bösen, stolzen,
gellen und widerwürtigen (éxox94;) Kriegsmanne des
Creters Miros fabelten, den Theseus auch noch batte be-
kämpfen müssen 225), — Einige wollten daraus die ganze
226) S. Scholiast. a. a. O. vergl. Pollux II. sect. 52.
227) S. Bochart Hierozoic. P. f. lib. 1I. cap.41. pag. 408. und
daselbst die Bibelstellen,
228) Demon und Philochorus ap. Plutarch. Thes. cap. 19. p. 8.
il^
Geschichte vom Minotaurus erkliren,. den sie Tatpog
nannten; aber Tadpo: heilsen auch die Mundschenken,
and Horner waren die ältesten T'rinkgefifse. Aus dem
Stierhorne fliefst das erquickende Nafs, aus ibm ergies-
sen sich güte Gaben in Fülle 2:9). Mithin wendet sich
dieselbe Bilderreihe von dem Frühlingsstiere wieder auf
eine ganz andere Seite. Er ist ja in den Sternen mit den
Hyaden und Plejaden verbunden, mit den Wassergebe-
rinnen und Nihrerinnen. Alles dieses und noch viel
Mehreres mufs erwogen werden, wenn wir die Ideen
von der Kuh der Ceres und Proserpina, vom Dio-
nysischen Stier, vom Achelous, Hebon-Bac-
chus und Minotaurus mit einiger Bestimmtheit den-
ken wollen.
In Betreff des Letzteren (des Minotaurus) ist es
nun höchst wahrscheinlich, dafs sein Begriff und Bild
vom Aegyptischen Typhon-A popis entlehnt ist Es
ist der Sonnenbruder, den die Mondsfrau mit dem
Stier erzeugt hat; aber er ist nicht wie jener, sondern
er ist der versengende bóse Gluthwind , dem die Jüng-
linge und Jungfrauen als Opfer fallen. — Nun wollen
wir-ihn auch noch im Bilde sehen, und zu grófserer
Deutlichkeit (ob wir es gleich schon oben in etwas an-
deuteten) mit ihm zwei andere Stiermenschen ver-
gleichen.
Achelous zuvörderst kann nach der Hauptstelle
des Sophocles (Trachin. vs. 9 sqq.) mehrere Gestalten
haben, denn dort erscheint er bei der Dejanira einmal
als wirklicher Stier, dann als bunte Schlange, end-
lich mit dem Stierkopf und zottigen Barte 239), Hier
229) S. die von mir im Dionysus p. 279. angeführten Stellen
der Alten,
250) Vergl. Philostrati Iconn. p. 863.
2
135
sind aber die Münzen von. Acarnanien entscheidend. Da .
sehen wir einen männlichen , unbärtigen Kopf mit Stier-
hórnern, der sich in einen Stierhals endigt 231). Es hat
also hiernach Achelous einen Mannskopf und einen
Stierleib. Hebon-Bacchus ist auch theils als
ganzer Stier vorgestellt mit einem bártigen Mànns-
gesicht, oder man sieht ihn eben so gestaltet, aber
nur mit halbem Leibe 232), Mithin ist in der Gestalt
231) Pellerin Recueil T. I. p. 90 sqq. coll. Eckhel D? N. V.
II. p. 183 sq. — Diesen Acheloüus in Stiergestált, und
nicht den Minotaurus, wie man früher behauptet,
erkennt Dorville auf einer Münze dér Oeniaden bei Acar-
nanien und bei dem Flusse Achelous; s. Dórville Sicula
11. pag. 386 seqq. , wo noch Mehreres über diese Stier-
Mensch - Gestaltungen bemerkt ist.
232) S. Eckhel D. N. V. I. p. 136. und meinen Dionysus I.
pag. 262. und dazu tab. III. nr. 4. — Ich hatte darauf
schon oben im III. Th. p. 113. vergl. p. 87. aufmerksam
gemacht. Jezt mufs ich bitten, hierüber die Bemerkun-
gen von Millingen im Recueil de Medaill. inedits, p. 7 sqq.
nachzulesen. Eckhel, Lanzi und Andere nümlich hatten
diesen Stier mit einem Menschenkopfe , der auf den Mün-
zen vieler Italischen , besonders Campanischen (wie Nola
und Neapel), und Sicilischen Stüdte fast als stehender
Typus erscheint , für ein Symbol des Bacchus genom-
iimen. Die entgegengesetzte Meinung , welche hierin viel-
mehr ein Symbol der Flüsse und des Ackerbaues
sieht, hat, nach Paruta und dem Prinzen Torremuzza,
Millingen weiter zu vertheidigen gesucht. Er beruft sich
dabei auf die Stelle des Strabo (X. pag. 316 T'asch.) , dafs
Achelous unter der Gestalt eines Stieres dargestellt wer-
de , und auf Sophocles ('Trachin. 11. 18.) , wonach er bald
als Stier, bald als Stier mit einem Menschengesicht er=
s&heine (wie ihn auch diA carnanischen Miiuzen zeigen);
eine Verschiedenheit, die übrigens auf die symbolische
Bedeutung gar keinen LKinflufs habe, indem das Men-
schengesicht ein blofser Zusatz ‚scheine , um den gôtt-
154
zwischen beiden, Achelous und Hebon, hein Unter-
schied ; man miifste denn etwa das Bild des Achelous auf
lichen Ursprung des Flusses zu bezeichnen. Deswegen
dürfe man aber nicht überall, wo diese Gestalt vorkom.-
me , in Sicilien wie in Italien, an Achelous denken , dessen
Verehrung in jene Länder übergegangen sey ; sondern
wie Achelous eine Bezeichnung des Urstroms , des Urwass
sers gewesen , ‚so sey seine Darstellung dann auch zur Dar-
stellung aller andern Flüsse gewählt worden. Der einfache
Stier, so wie der mit einem Menschengesicht, bezeichne
übrigens dasselbe, und habe auf die Bedeutung keinen
weiteren Einflufs , wie aus mehreren Beispielen zu erwei-
sen gesucht wird. Neben dieser Bedeutung konnte aber
auch der Stier ein Symbol der agrarischen Cultur und
der Fruchtbarkeit seyn, vielleicht in so weit letztere eine
Wirkung der Flüsse ist. In dieser Bedeutung scheint er
namentlich auf einer Münze der Stadt Eubóa in Sicilien
zu erscheinen , welche auf einer Kornühre einen Stier mit
Menschengesicht zeigt; wobei auch vielleicht noch ge-
wisse specielle Beziehungen angeschlagen werden müssen.
Die geflügelte Figur, welche auf Münzen späterer Zeit
über dem Stiere zuweilen sich findet , und die Eckhel für
eine Siegesgóttin (Victoria) nahm , sieht Millingen als den
Genius der Stadt oder vielmehr des Stiermenschen an.
Endlich, wenn es nicht zu leugnen sey , dafs Bacchus als
Stier dargestellt worden (s. oben Ill. Th. pag. 87. 113.),
so erblicke man doch auf den Italischen und Sicilischen
Münzen neben dem Stiere weder 'l'hyrsus , noch Éppich,
noch andere charakteristische Zeichen des Bacchus , wo-
durch derselbe auf andern Monumenten sorgfältig unter-
schieden werde , wie denn mehrere der Art von Millingen
nachgewiesen werden. Somit glaubt Millingen hinlünglich
seine Meinung bewiesen zu haben, dafs der Stier. mit eis
nem Menschengesicht auf Italischen und Sicilischen Müns
zen nicht Bacchus, sondern ein gleiches (identique)
Symbol sey, dessen Erklärung man in der Bedeutung,
welche die Alten dem Stiere gegeben , zu suchen habe. —
Vergl. auch hierüber Stieglitz Archäologische Unterhal-
tangen II. Abth. p. 191. und besonders p. 192.
Xo.
1
135
einer Münae von Acarnanien 233) zum Maalsstabe neh.
men, wo vom Ochsenleibe , aufser dem Ohre und einer
ganz kleinen Theile des Nackens, nichts mehr sichtbar
ist, da hingegen auch bei dem halbirten Hebon ein grofser
Theil des Leibes gesehen wird auf Griechisch. Ttálischen
und Sicilischen Münzen.
Minotaurus hingegen ist gestaltet mit einem
Menschenleibe und Stierkopfe, also gerade das
Umgelehrte. Beispiele liefern die Münzen von Cnossus
auf Creta und die von Athen 234), so wie die Sicilischen
und Italisch- Griechischen Vasen, z. B. die merkwiirdige
von Girgenti (jezt in England), mit dem Namen des
Künstlers Taleides, mehr als sechshundert Jihre vor
Christi Geburt verfertigt ?35); ferner die Münzen von
Sicilischen Stiidten, wie auch von manchen andern, die
weder Cretischen Ursprungs sind, noch mit der Ge-
schichte des Minotaurus sonst in irgend einer Verbindung
stehen; was deswegen auch verschiedene Erklärungen
veranlafst hat (s. Dorville Sicula Il. pag. 388 sqq.). So
ist dieser Minotaurus gewöhnlich auf den Münzen von
Gela inSicilien zusehen , erscheint sogar auch auf deuen
von Syracus (s. a. a. O. p. 344. 370.).
§. 13.
Erysichthon oder der Fluch der Ceres.
Von Aethiopien und Oberasien steigt noch ein an.
derer Gluthmann auf, den wir um so weniger übergehen
233) bei Spanheim de Us, et Pr. N. I. p. 395.
234) Pellerin Recueil T. I. pl. 22. und III. pl. 98. "wo auch
das Labyrinth abgebildet ist ; vergl. Eckhel D. N. V. II.
pag. 184.
235) bei Lanzi Dissert. de vasi antichi tav. III. und bei Millin
Peintures de vases antiques IL. pl. 61. und Galerie my-
tholog. nr. 490.
Re
dirfen,.je.grüfser die Bedeutung ist, welche Calli.
mechus.inseinem Festhymnus auf die Ceres
diesem .mythischen VVesen gegeben hat. Esistaber auch
ein: sehr:.alter Mythus 236), | VVir geben ihn in kurzer
Uebersieht.. Erysichthon, Sohn des Triopas, Königs
von Thessalien, haut eine heilige Pappel im Haine der
(eqs ab.,; Die Güttin sendet ihm zur Strafe einen nicht
zu sjilleuden Heifshunger, und ein Abzehren dabei. Er
verkauft alle seine Habe und selbst seine Tochter Me-
stra, die aber als Geliebte des Neptunus die Gabe be-
silat, sich in alle Gestalten zu verwandeln, und in immer
neuen Hille wieder zu ihrem Vater zuriickkommt. End-
lich findet, Erysichthon durch eine Schlange seinen Tod,
und spht;nun als .Scehlangenhalter (Ophiuchus) am
Himme. it: e
-? Bs sind dies Bilder und Mythen aus deralten Religior
der/Sóune; besonders aus dem Oberasiatischen Zweige,
der imJahrhunders: vor.Christi Geburt durch die Mithras-
feier my. Qceident ein neues Leben gewann, 'aber schon
viol früher theilweise dahin vorgedrungen war. Es ist
die$»dne in ihrer verzehrenden Gluth, die ver-
derbliche Kraft der Sonne. und deren allmählige Mäfs:-
gung in der Nacht und in den herbstlichen Zei-
chen. Zuvürderst liegen schon in dem Namen der my-
thischea: Person, wah mag ihn schreiben wie man will,
Beziehungen auf Erde und Ackerbau. Es kommt
nämlich sowohl die Form ‘EproixSor (Erisichthon) als die
236) Quellen: Hellanicus in der Deucalionea (beim Athe«
näus X. p. 416. B. p. 20 Schweigh.). Callimachi Hymn.
in Cer. vs. 24, Hygin. Poet. Astron. I. cap. 14. pag. 452
Staver. Aecliani V. II. T. 27. Palaephat. cap. 24. und ans
dere, die dort Fischer nachweist , besonders Ovid. VIII.
138. Ueber die verschiedenen Angaben der Abstammung
und Namen vergl. Sturz ad Hellanici Fragmm. p. 70sq.
"0
157
andere ’EpvoiySor (Erysichthon ) vor. Dafs der Pflug-
stier in einem Gedicht des Strato beim Athenáus (IX.
p. 411 Schw.) mit dem letzteren Namen bezeichnet wird,
mag hierbei bemerkt werden, obwohl ich daraus gar
nichts folgern will. Doch der vom Hellanicus (a. a. O.)
aufbehaltene andere Name jehes Gegners der Ceres wird
uns sofort auf die rechte Stelle bringen, von welcher
dieser ganze Mythus gesehen seyn will: « Dieser Erysich-
thon wurde Aethon (AiS9o») genannt, weil er unersätt-
lich im Essen war» 257), Das ist der Brennende,
von aïSewv, brennen, verbrennen. Ganz in einem #hn-
lichen Sinne nannte ein Griechischer Homiker einen ane
dern Fresser Kepavros , den Blitz ?35), Ovidius in sei-
ner Erzählung von Erysichthons Unglück führet diese
Vergleichung des Fressens mit dem verzehrenden Feuer
weiter aus 23%). VVir sehen also hier deutlicher als ge-
wëhnlich, wie es kam, dafs ein Satz alter Sonnenreligion
in diese wunderliche Fabel verwandelt ward. In der
Griechischen Sprache war dazu der Anlafs gegeben,
weil man die Gefräfsigkeit mit Worten zu bezeichnen
pflegte, die vom Feuer entlehnt waren; und wir Deutsche
haben ja den ganz verwandten Ausdruch: Heifshun-
ger. Gegen den Hunger wufste Ceres Rath, und in Si-
cilien, wo man einen Tempel des Vielessens hatte, hatte
man auch, und vielleicht in demselben Tempel, die
237) Dafs Hesiodus ihn auch A9wy genannt hatte, móchte ich
dem Tzetzes (ad Lycophr, 393. pag. 1025 Miiller) allein
nicht auf sein Wort glauben, da in den Werken des Dich=
ters keine Spur davon zu finden igt.. Vielleicht ist 'EAAd-
1x05 zu Schreiben.
238) Athenáus X. p. 23 Schw. Eustathius ad Iliad. XI. p. 806.
239) Metamorph. VIII. 840 sqq. vergl. Burmanni Jupiter Ful-
gurator p. 269. — Das Epitheton des Fuchses aiSwy kann
uns auch an Simsons Verheerung der Saaten durch Füchse
und Fackeln erinnern (B. d. Richt. XV. 4 ff).
138
Bildsäule der Ceres Zuzé (der Getreidegeberin),
so wie auch den Gebern der grofsen Brode anderwärts
Bildsäulen errichtet waren 240), Damit aber das Getreide
gedeihe, mufs der Brandmann bekämpft und abge-
wehrt werden; und wie dem R obigus in alt-Italischem
Cultus vielleicht eine abwehrende Robigo entgegen-
stand 24!), so lesen wir von einer Ceres épvorBin,
dié von den Gorgonern am Hermus angerufen ward, um
den Mehlthau abzuwenden. So hatten die Rhodier in
ihrer Insel einen Tempel des Apollo Erythibios, weil
sie den Getreidebrand épvSi8n nannten 242),
“Also mit dem Erysichthon-Aethon ist Ceres im
Streite. Ceres ist hier die obere Erd e, wie sie denn
oft ausdrücklich die Erde heifst 243, Dieser Streit ist
nichts anders, als das Leiden der Erde unter der Gluth
der Sonne. Es verbinden sich damit die Begriffe von
dem Monde, der nüchtlich die Hitze hühlt durch Thau
und Feuchtigkeit. Daher hat auch in dem gemäfsigten
Attica ein Gluthmann Erysichthon die Herse (den Thau)
und die Pandrosos (die nüchtlich sich verbreitende Feuch-
tigheit) zu Schwestern. Die Herse zeugt auch mit dem
Hermes den Tithonus, der die Aurora, die Morgenróthe,
heirathet (s. oben II. Th. pag. 724 ff.). Er wird in die
vom Thau lebende Cicade verwandelt, nachdem er mit
der Aurora den Phaëthon , den Lichtbringer, gezeugt
hat 24), Das waren Attische Sagen aus der Priester-
lehre von Samothracien her, wo Scopas die Bildsáule
240) Athenüus X. p. 20 Schweigh.
241) Columella IT. 12. (11.). Varro deR.R. I. 1. 6. deL.L.
V. 3. Ovid. Fast. IV. 907, und daselbst die Ausleger.
242) Strabo XIII. p. 408 "U'zsch:
243) Scholiast. ad Euripid. Phoeniss. vs. 659.
244) Apollodor, III. 24. 3. Scholiast. Iliad. X. 4.
a 59
eines Phadthon hatte fertigen müssen (s. oben II. Th.
pag. 332.) , und die goldene Cicade im Haare der älteren
Athener war ein altes Sinnbild des vaterländischen Bo-
dens und der mysteriösen Lehren, die mit seinem Anbau
verbunden worden waren. Aber auch nach Aethiopien
gehórt Tithonus mitseiner Aurora und mit seinem andern
Sohne Memnon #5),
In Aethiopien, in dem heifsen Sonnenlande, hatte
man neben dem Sonnengotte Mithras einen Gluth mann,
Phlegyas, oder wahrscheinlicher hiefs Mithras dort selber
Dheyvas. Das war ein Acherbauer und Gesetzgeber in
dem Gluthlande (s. oben L Th. p. 743.). In Aegypten,
besonders gu On, in der Sonnenstadt, war er als Me-
stres bekannt. Dort sollte er Obelishen gebaut haben.
Die Perser nannten ihn in der Zendsprache Methren (s.
oben I. Th. p. 743. vergl. p.469 ), und Dschemschid, der
Sonnendiener, derGesetzgeber, der ebenfalls baut, der
Persepolis baut, dieser zweite Methren also wird in sei-
nem Glanze getfübt, wird bóse, steigt ia die Hólle, und
seine Hand wird geschwärzt (s. oben II.'Th. p.252 £.). —
Also Sonnendámonen hell und finster, gut und bóse in
ihrem Laufe durch das Jahr und durch das Leben. Ae-
gypten kennt auch böse Bauherrn unter seinen Königen,
und nennt darunter die Erbauer von Pyramiden (Hero-
rodot. IL. pag. 124 — 129. und meine Commentatt, Hero-
dott. L pag. 194). Jener Thessalische Feuerkinig er-
scheint gerade als ein solcher böser Bauherr. Einen
Saal will er sich bauen vom heiligen Baume der Ceres?) ;
oder er reifst gar das Tempeldach der Ceres ab, um sei-
nen Pallast zu decken ^7). Doch verweilen wir nicht
245) Hesiod. 'Theogon. 983 sq: vergl. oben I. 'T'h. p. 452 f.
246) Callimachi Hymn. in Cer. vs. 55.
247) lygin. Poet. Astron. I. 14, p, 452 Staver.
140
bei blofsen Nebenzügen, welche vielleicht zufällig zn.
sammentreffen. Die Grundidee dieses Wesens ist spre-
chend genug.
Er ist der Gluthmann, er yerheeret den Wald,
er versengt die Saaten, er frifst und naget, gerade wie
Typhon, der Glühende, frifst und naget und mager
macht, und darum auch Smy, Aezcóc, der Dünne heifst,
von der austrocknenden Eigenschaft des Aegyptischen
Gluthwindes 25), Aehnlich heifsen auch Pluto als Zerstö-
rer der Leiber und Proserpina als die personificirte
Vernichtung des kürperlichen Lebens. Er und sie werden
in diesem Sinne Aé at wreç genannt 24),
.. Aber der Fresser Aethon ersättigt sich nicht; viel.
mehr zehret er immer mehr ab, und wird selbst end-
lich: seines eigenen Leibes Fresser (wenn ihn die
Schlange nicht würgt — so variirt der Mythus);
bis er endlich. auf der Ceres Befehl als Ophiuchus an
den Himmel versetzt wird, wo zum ewigen Leide die
Schlange ihn umstrickt hilt. Bleiben wir bei dem Aus-
druck stehen : « Er wird mager und verzehrt sich selbst,
oder die Schlange verzehrt ihn», und gedenken dabei
an den kahlen Harpocrates, oder noch mehr an den ab-
nehmenden und sterbenden Typhon. Es ist ein Abneh-
men der Sonnengluth, einmal an jedem Abend; darum
ist Ceres, die Mondsfrau und die thauende Erde, seine
natürliche Feindin. Es ist aber auch ein Abnehmen mit
jedem "age im fortschreitenden Laufe der
Sonne. ‚Gegen sein Lebensende (prope ad terminum
vitae; Hygin. p.452.) kommt endlich die Schlange,
248) Jablnnski Panth. IIT. p. 111. vergl. oben I. Th. p.321.
249) ragd và ÀewrUveto wai wow mosis Lycoplron vs. 49. und
daselbst Tzetzes p. 314 Müller.
141
und macht seinem Fressen ein Ende. Das ist einerseits
die bóse Schlange, die Schlange des Fluches, und der
Fresser mufs als Schlangenhalter züm ewigen Exem-
pel am Himmel stehen (Hyginus 5.a. O.). Es ist die
Herbstschlange, die den Aethon tódtet, die die
Sommersgluth lóschet. Es nahet sich der Sonnengott
den winterlichen Zeichen des Thierkreises, und mehr
und mehr abnehmend, stirbt er. Er stirbt gegen des
Octobers Ende, und steht auf der Gränzscheide des win-
terlichen Dunkels. Dort steht er zur Warnung. Er
kann aber auch zum Heile dort stehen, am Wege der
Seelen , in so fern er als Ophiuchus zum Aesculapius 25?)
wird, oder zum Triptolemus, auch zum Hercules. Auf
alle diese Heroen ward ja der Ophiuchus auch bezogen,
und sie waren der Ceres Freunde, Ob es gleich zu
vermuthen ist, daís auch diese Wendung dem Mythus
von Erysichthon gegeben war, wonach er als gemifsigte
Sonnenwirme mit der Ceres verséhnt worden, und zum
Segensmanne wurde, so will ich bei dieser Yermuthung
250) Wenn wir uns erinnern, dafs Aesculapius den Phóni-
ciern die heilsam erwármte Luft war (sieh. oben II. Th.
p.159 und 392.) , und nun die gleichfalls Thessalische
Fabel von einem Phlegyas (dAsyJaz) oder Brandmanne
hören, der deswegen den Tempel des Apollo anzündet,
weil dieser mit seiner Tochter, Coronis den Aesculap ers
zeugt hatte , dafür aber in der Unterwelt büfsen mufs (Vir-
gil. Aeneid. VI. 618. und daselbst die Ausleger), so wie
sein übermüthiger Sohn Ixion , der seinen Schwiegervaler
in die mit glühenden Kohlen angefüllte Grube ges
worfen , und zuletzt eine Wolke stait der Juno umarmt
hatte (s. Hygin. fab. 62. und daselbst die Ausleger p. 128
Staver. vergl. Pherecyd. Fragmm. pag. 218 Seq. wo der
Name ÁiTw» auch zu beachten ist, vergl. Hesych. I. pag.
176 sq. Albert.) — wenn wir Alles dieses zusammenstels
len, so werden wir nicht zweifeln, dafs wir hierbei an
physicalische Ereignisse zu denken haben.
142
dech nicht verweilen, sondern die urkundlich gegebene
Ideenreihe verfolgen. |
Erysichthon ist unsterblich, und zwar durch seine
Tochter. In seiner Noth, in dem immer hirter an.
dringenden Mangel, der ihn verzehret, mufs er selbst
die Tochter verkaufen. Aber sie war des Meergottes
Poseidon Geliebte, und benutzt die von ihm erlangte
Gabe der Verwandlung, um in immer neuer Gestalten
zum Vater zurück zu kommen. Sie nannten sie Me.
stra (Mjorpar 51), aber auch Metra (Mitpar). Da
wir so nahe liegende Beziehungen zwischen ihrem Vater
A ethon und dem Phlegyas-Mithras (zwischen den
zwei Sonnenmünnern) gefunden haben, so wire es
wohl Niemandem zu verdenken, wenn er in der Mestra
eine Méotpn suchte, das heifst eine T'ochter des Mestres
oder Mithras (s. oben I. Th. pag. 743.), also wieder eine
Mondsfran; zumal da die Namen jenes Oberasiatisch-
Aethiopischen Sonnengottes in so aufserordentlich ver-
schiedenen Formen vorkommen #2), und da wir vielen
Grund zu vermuthen haben, dafs man in Carien eine
Ceres- Mastra , so wie urkundlich (s. oben) einen Bac-
chus- Masaris , kannte.
Allein wir haben gar nicht nöthig, auf dieses Spiel
mit fremden Namen einen Einsatz zu wagen. Bleiben
wir immer bei dem Griechischen stehen, und denken
meinetwegen an den Sohn des Perseus Movop #5), an
251) Schol. ad Lycophron. 1393. und in einigen Handschriften
des Palaephatus a. a. O.
252) S. oben a. a. O. wohin auch , gelegentlich bemerkt , das
vermuthlich in etwas corrupte 4scrAz beim Hesychius ge-
hört Tom. 1I. pag. 578 Albert. pécmÀx y esà9v9y rad
Xx«3ag.
253) Apollodor, p. 146 Heyn.
145
den Berather (in diesem Sinne war es auch ein Epi-
theton des Apollo und des Zeus; s. oben II. Th. P- 495.)
oder Kriegsmann. Freilich würde dazu eigentlich ein
Mügtevoo erfordert. ‚Aber auch Antoninus Liber,
(17. p. 118 Verheyh) bleibt bei dieser Endung, indem er
des Erysichthons Tochter Hypermestra (Txepuñotpa)
nennt. Oder ziehen wir auch die andere Lesart Mitpa
vor. Alsdann htäten wir etwa eine Matrix. Wir hün-
nen uns auch die Lesart zweier Handschriften Uviotoa 254)
gefallen lassen, — Genug, wir brauchen nicht auf Namen
zu bauen, und bleiben doch ganz im Gebiete der Mithrai
bilder. Die Tochter Mestra kehrt zum Vater zurück,
hórten wir vorher, in verschiedenen Gestalten. In wel-
chen? Als Stier, als Rofs, als Hund, als Vo-
gel 2%) — lauter Thierbilder dem Sonnengotte Mithras
angehôrig und der Mondsgättin Ceres - Proserpina. Wir
dürfen uns nur jener Reliefs mit dem Mithras erinnern,
wo dieser Sonnengenius dargestellt wird im Eingang einer
Höhle mit Stier, Hund , Vogel und oben das Sonnenrofs
darüber, Auch der Ceres-Proserpina gehören alle diese
Thiere an: der Stiet, das Rofs, der Hund (den hat sie
als Hecate) und die Taube. Denke man nur an die alten
Tempelbilder von Arcadien, und unter den vier Namen,
womit Hecate angerufen ward, kommen die drei : Pferd,
Stier, Hund, ausdrücklich vor 256),
Es kündigt sich folglich in dem Bisherigen wieder
eine orientalische Fabel vom Sonnen- und Mondsjahre
an, mit den Bildern, die wir bereits in diesen Beziehun-
gen zum öfteren urkundlich nachgewiesen haben. Diese
Bilder versichern hier dem Manne der Sonne die Fort-
254) Schol. ad Lycophron, p. 1025. und daselbst Müller.
255) Ovidius und Palaephatus a. a. O.
250) Porphyrius de. Abstin. IV. p. 352 Rhoer,
144
dauer und neue Wiederkehr. Poseidon, das Meer,
liefert diese Gestalten, in welchen die Tochter sich dem
abzehrenden Vater immer neu und immer trostvoll zei.
gen hann. Jezt hommt sie ais bellender Hund aus des
Meeres Tiefen ; als Hecate kommt sie aus der finsteren
Grotte, dann taucht sie auf als Meerrofs, wie die Ceres
selber in der Umarmung des Neptunus erschien, dann
steigt ein brüllender Stier aus dem Schoofse der Gewais-
ser, oder sie schwebt als eine sanfte Taube darüber.
Darum ist sie, mag nun ihr Name bedeuten was er will,
eine Mondsfrau, wie Medea (die Beratherin). Auch sie
weifs Rath zu schaffen. Sie ist eine Zauberin, wie
jene, und ausdrücklich wird sie (die Mestra) eine
Zauberin (Pappaxic) genannt #7), Darum ist sie auch
eine Buhlerin , wie die Helena , die alle Stimmen nach-
ahmen kann, Sie — die Mestra — wird ausdrücklich
mit dem Namen einer in allen Gestalten erscheinenden
Bubhlerin (zavvouópQov Bocacpac ; Lycophron a. a. O.)
bezeichnet. In viele Gestalten verwandelt sie sich , und
auch als Mann endlich bringt sie ihrem Vater -Nah-
rung 255). Auch dieser Zug darf nicht übersehen wer-
den. Also die Zauberin, die buhlerische Mondsfrau,
tritt endlich als Mondsmann, als Lunus, neben 1hren
Vater Aethbon, neben den Mann der glühenden Sonne.
Das istim Frühling, wo der Sonnengott Mithras, verei-
migt mit dem Stierschlüger Lunus (s. oben I. Th.
p. 767.), das neue Jahr eröffnet. Nachdem der Mond
der verzehrten Sonne durch das winterliche Dunkel
hindurch immer und immer wieder neu erschienen, sind
die Monden voll, und das neue Jahr bringt ihr neue
Stärke.
257) S. 'Tzetzes zum Lycophron a. a. O.
258) Antonin. Liber, a. a. O.
Iu
So ergiebt es sich, unseres Bedünhens, aus allen
Bruchstücken dieses sonderbaren Mythus, dafs in dem
fressenden und abzehrenden Erysichthon und in der ihn
ernáhrenden Tochter Mestra ein Satz alt- Persischer und
Aethiopischer Lehro ausgedrücht war, der Lehre vom
Sonnenjahr in heifsen Climaten und von der ab- und zu-
nehmenden Sonnengluth. — Kónige sind, wie dic ganze
Vorwelt mit Einer Stimme uns zuruft, Sonnensóhne.
Im Verderben sind sie Gluthmänner, die sich selbst den
Untergang bereiten (vom Attischen Erysichthon'sagt uns
der Mythus: er mufste ohne Nachkommen sterben;
Apollodor. lI. 24. 3.). In der Deucalionidenreihe von
Thessalien hatté vielleicht auch ein solcher Verderber
regiert, der mit dem Gottesdienste der alten Cabirüer
und ihrer Ceres in Zwist gerathen war; und so ward in
den Cabirischen und Attischen Mysterten seine] von Prie-
stern dargestellte Geschichte ein Schrechbild für
Gottesveràáchter, ein Bild, das die Nemesis in ihre
ewigen Tafeln eingegraben batte, wie Callimachus (a.a;
O. vs. 57.).singt, und das derselbe Dichter zum Mittel.
punkt eines Festhymnus auf die Ceres gemacht hat. Ein
Grund dieser Wahl des Dichters lag vielleicht mit darin,
weil etwa der Satz von der Zerstörung des sterblichen
Leibes, von der Proserpina- Leptynis und vom Todten.
reiche, in den Mysterien mit der Geschichte des Ery-
sichthon in Verbindung gebracht war. Die alteLehre
ward nur den Geweiheten mitgetheilt. Das Lied war ein
Gemeingut , ein óffentliches, warnendes Lied für Völker
und Hegenten.
Vv
45. 10
1:40
0. 14.
Proserpina-Dione im Stammlande der Hel.
lenen, Aidoneus, Juppiter-Silenus; ve.
nus-Libitina zu Dodona und zu Rom.
An Thessaliens Gränzen ist auch eine, Proser.
pina zu finden, die wir nicht übergehen dürfen. The.
seus suchte sie auf. Das gehörte zu seinen letzten Wer.
ken. Früher hatte er des Minos Tochter, Phädra (die
Helle, Glänzende), geheirathet, nachdem Ariadne von
ihm verlassen worden, oder, gestorben war, Er, der
Sohn der Áethra (A23g« , der Heiteren , Klaren), hält
sich in einem Hreise von Frauen dieser Namen und Be.
deutung, und, wie sein Vorbild Hercules eine Amazono
gefangen geführt und ihr Wehrgehäng genommen hatte,
B0 gewann er die Amazone Antiope selber. Nach unse.
rer oben entwickelten Ansicht des Amazonenmythus ge.
hört auch diese Begebenheit zu dem solarischen Kreise,
den beide Helden in ihrem Leben beschreiben. Hippo-
lytus ward dem Theseus von der Ámazone geboren, dem
wieder eine Stiefmutter, Phädra, das Verderben bereitet,
Unter den verschiedenen Mythen von seinem T'ode ?5)
gehört der eine wieder ganz in das bisher bemerkte Ge.
biet. Er lautet so : Theseus flehet zum Poseidon, er
müchte dem Hippolytus selbst den Tod geben. Darauf
sendet der Gott aus dem Meere einen Stier herauf, und,
die dadurch scheu gewordenen Pferde schleifen ihn mit
dem umgestürzten Wagen 79), Auch das Uebrige ge.
hirt dabin, z. B. dafs er als Fuhr mann an den Him.
mel versetzt worden ?51) , oder dafs ihn Aesculapius von
259) S. Meziriac: ad Ovid. Heroid, IV..p. 385,
260) Hygin. fab. 47. p. 112 Staver.
261) 5. Hygin. a. a. O. und daselbst die Auslcger.
147
den Todten erweckt habe #2), worauf er dann in Italien
einen neuen herrlichen Lebenslauf begonnen haben sollte,
als Liebling der Diana, mit deren Dienerin Aricia er
den Virbius zeugte; oder er war dieser Virbius selber 263),
ein Bild der Unsterblichkeit und Gegenstand eines neuen
sonderbaren Dienstes 264),
Aber der Vater Theseus ging noch in spiten Jahren
in die Unterwelt ein, und glücklich wieder daraus her:
vor. Als ein Funlziger ?5) hatte Theseus* mit seinem
Freunde Pirithous den Entschlufs gefafst, für jeden von
ihnen beiden eine Tochter des Zeus zd gewinnen. Da
raubten sie vorerst die siebenjührige Helena 26),
Sie hatten sie beide liebgewonnen, da sie im Tempel der
Diana Orthia zu Lecedimon tanzte. Aber sie fiel dem
Theseus zu. Nun mufsie auch fiir den Freund eine Dios
cure (eine Juppiterstochter) gewonnen werden. Das
führte beide Helden in die Landschaft der Molosser, wo
sie Proserpina entführen wollten. Darüber geriethen
sie in die Haft des Aidoneus %7), Es folgte das ewige
262) Eratosthenes Catasterism. cap. 6.
263) Virgil. Aeneid. VII, 762." Ovid. Metamorph. XV. 544,
Fast. ILI; 274. und daselbst die Ausleger.
264) S. die Nachweisungen oben II. Th. p. 978 f.
265) Wie Hellanicus wissen wollte ap. Plutarch. Thes. cap. 34.
init. pag. 14. E. vergl. Schol. Iliad. III. 444. und Hellanici
Fragmm. p. 115.
266) Duris ap. Tzetz. ad Lycophron. vs. 143.
267) Ueber den Schauplatz dieser Mythen und die Localfar-
ben der heiligen Ueberlieferung macht Pouqueville in
seiner (neuen) Voyage dans la Gréce Tom. I. Préface
p. XVI sq. beachtenswetthe Anmerkungen, die ich mit
seinen eigenen Worten hier beifügen will:
5» En descendant au midi de cette contrée ; l'aspeét du
Chamouri m’apprit que j’entrai dans la Thesprotie , dont
140
Sitzen. Beide lifst Homerus #8) ewig sitzen. Doch
le territoire enchanteur est renfermé entre le ''hyamis et
l’Achéron. La découverte du temple de Cichyre , celle
d’une medaille au type d’Aïdoneus (Pluton), avec le chien
Cerbére à l'exergue, et le nom d'Atdonie, conservé à
la partie du canton de Margariti voisine du marais Aché-
rusien, que les modernes nomment Valon- Doraco ou
Val - Orcus , me:permirent d'y placer le séjour des Cel-
tes ( peuple épirote), qui se prétendaient issus de Dis ou
Pluton ( Caesar de Bell. Gall. lib. VI.). Quoique Anto-
ninus Liberalis relégue ces mémes Celtes dans l'Amphi-
lochie ( Metamorph. IV.) , le temple du dieu dont ils se
prétendaient les descendants, et le nom d'Atdonie , furent
des autorités plus puissantes que le temoignage de cet
Écrivain, pour me, déterminer à encadrer le territoire
qu’ils habitaient dans cette vallée. Le synchronisme de
T'hesprotus et de Proserpine étant historiquement prouvé
(Pausan. lib. I. cap. 17..]ib. VIIE. cap. 4. Strab. lib. VIII.)
je dus également reconnaitre que le canton de Paramy-
thia fat la région antique des ombres (Ekau ydo venvoudy.
Ticy avTéM: Pausan. [X. 30.), par rapport à sa. position au
bords de l'Achéron ( Plin. H. N. IV. 1. Thucydid. lib. I.
Herodot. lib. V. Scylax, c. Ocezg;wro:;: Strabo lib, VII.
p. 324. Pausan. lib. XVIf.'C vielmehr lib. I. cap. 17. pag.
61 seq. Fac.] Ptolem. lib. III. cap. 14. Liv. lib. XVIII.
Steph. Byzant.) Ja terre des tenébres ( En l’appelant Me-
Auivqy “yaiay Ocoxçer&y Odyss. V. 115. — vielmehr XIV.
314 sq. welcheStelle aber auch anders erklärt werden kann)
à cause que les Grecs, placés plus à l’orient, voyaient
chaque jour disparaître le soleil de ce coté ; ce que fit aussi
qu’ils y placèrent leurs enfers. °“
Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, dafs ich wegen
dieser und anderer Localitäten Griechenlands die Charte
in den Händen meiner Leser wünsche , die unter dem Ti-
tel: Carte générale de la Turquie de l’Europe à la droite
du Danube ou des Beglerbegliks de Roum Ili, Bosna et
Moree — par F, G. Vaudoucourt, 1818. in grofsem For-
mat erschienen ist,
268) Odyss, XI. 630. wo jedoch der Vers von Wolf einge-
149
die gemeine Sage wufste, dafs Herakles den [Theseus
glörreich erlöst habe %%), Der Raub der Helena durch
Theseus war ein berühmter Mythus. Davon hatte Arcti-
nus und andere Dichter des Trojanischen Fabellireises
gesungen, Stesichorus auch und Aleman und Mehrere,
Das war ein reicher Stoff für die Schreiber der Atthi-
den , und selbst die Bildner ergriffen ihn, wie er denn
schon auf dem Hasten dés Cypselus abgebildet war 270),
Wihrend Theseus im finsteren Hades gefesselt sals,
überzogen die Dioscuren Athen ; denn ob sie gleich einst
selbst die Jungfrauen Hilaira und Phübe (die Strahlen-
den) geraubt hâtten ( Apollodor. pag. 314.) , so wollten
sie doch ihre Schwester nicht in fremder Gewalt lassen.
Sie überzogen Attica mit Krieg, und schleppten aufser
der Helena noch des Theseus Mutter Aethra (die Helle)
mit sich fort. Also wührend Theseus und Pirithous, die
Sonnenhelden, im dunkelen Hause des Pluto sitzen, ge-
hen Castor und Pollux auf; und während Proserpina un-
erringbar dem Aidoneus bleibt, wird doch Helena wie-
der gewonnen. Also immer wieder Satz und Gegensatz,
Auf- und Untergang, und ein Aufsteigen vou Sonnen-
und Mondswesen in verschiedenen Combinationen. So
sind jezt z.B. vier Personen im Dunkel: Aidoneus, Pro-
klammert ist. — Plutarchus nämtich in Vit. Thes. cap. 20.
sagt: Hawciorparoy — Quoiv'Hesas à Meyaçeug — spaAeto af
777 ‘Ouxpou venviay To, |
Ouréa, TlerpéDooy 7a, Sadly dpideinera inva
xagid2pavov ' A9xyaío-
269) Diodor. IV. 63 sqq. und daselbst Wesseling.
2/0) Pausanias X. 25. Hygin. fab. 79. und daselbst Muncker.
Hellanici Fragmm. p. 97 sqq. p. 415. Antonin. Liberal.
fab.27. und daselbst Verheyk. Apollodor. III. 10. T. und
daselbst Heyne. Herodot. IX. cap. 72. und daselhst die
Ausleger.
serpina , Theseus und Pirithous, und vier steigen auf :
Castor und Pollux, Helena und Aethra. Ich darf wohl
jezt, nach dem, was ich oben (II Th. P- 72 und 343.)
von den Dioscuren und von ihren Himmelsfrauen
Hilaira und Phóbe, wie auch von ihrer Schwester He.
lena, bei den alten Religionen von Sparta und Athen
gesagt habe, darüber hürzer seyn. Hier lüuft nun der-
selbe Faden fort. Es dürfen nur einige Züge angedeu.
tet werden, um dies zu erweisen. Zuvürderst bei dem
Festreigen im Tempel der Diana- Luna wird Helena er-
blicht. Dann geht ihr Gemahl Theseus im Dunkel unter.
Doch vorher hatte er die Iphigenia mit ihr gezeugt (so
hatte Stesichorus gesungen und Euphorion und Andere
nach ihm ; Pausan. Corinth. cap. 21.) , Iphigenia, welche
nachher der Diana auf Tauris ganz geeignet wird. Ge.
rade wegen dieser Entbindung hatte Helena der Ilithyia
zu Argos einen Tempel gebaut (s. a. a. O.). — Es liefsen
sich dieser Züge mehrere sammeln, die alle in den My-
thenhreis von Diana - Proserpina gehören; zu unserem
Zwecke bemerken wir nur den Einen noch, dafs die
Dioscuren von den in Schrecken gesetzten Athenern
keinen andern Ersatz begehren fiir den Raub ihrer Schwe-
ster, als «eingeweiht zu werden in die Mysterien von
Eleusisy 71), Dahin gehóren die Dioscuren eben so
wohl mit ihrer schwarzen und weifsen Binde, oder mit
jhrem sinkenden und auftauchenden Sterne , als Theseus
mit seinem schwarzen und weifsen Segel. Auch bewei-
sen die Griechisch - Italischen Vasenbilder ; dafs Theseus
Krieg mit den Dioscuren und Aidoneus der Mysterien-
lehre angehörte. — Nun aber müssen wir sehen, wo-
hin Theseus gegangen, und welche Proserpina er
dort gefunden.
211) Plutarchi Thes. cap. 33. p. 15. F. p. 16. A.
250
^1
Das war das Land Molossis und die Gegend um Do-
dona 77), wo in der ülteren Pelasgischen Periode die
Helli oder-Selli ((EAAot, XsAXot) wohnten. Das ist das
álteste Hellas und der Hellenische Ort 273) , auch Hellopia
272) Ueber dieses und Mehreres vom Folgenden sind die
Nachweisungen oben gegeben I, Th. p. 193 f. _vergl. IL
pag. 287. — Von dem angeblich doppelten Do-
dona, dem T'hessalischen und dem Thesprotischen, ist
im Capitel vom Juppiter (II. 'Th. pag. 473.) die Rede ge-
wesen. Jezt darf nicht unbemerkt gelassen werden, dafs
Pouqueville in seiner Voyage dans la Gréce Tom. 1.
chap. XI. pag. 94 seqq. die Ergebnisse ganz neuer Un-
tersuchungen , an Ort und Stelle unternommen, vor-
legt, wovon das Wesentliche darin besteht,. dafs zwar
die Andeutungen der Alten von einem zwiefachen Dodona
anerkannt werden; der wahre Wohnsitz aber und heilige
Raum (r£4svos) der Seller (231207) inder Náhe vom heutigen
Janina in der Ruine bei Gardiki nachgewiesen wird. Hier
wáre also der Pelasgersitz (IlsAace"ydv édpavoy ) des Hesio-
dus , hier das Heiligthum des Dodonäischen Zeus zu su-
chen. In Folge dieser Nachweisungen wird ferner ver-
muthet, dafs die Burg von Castritza , im Süden des obe-
ven der dort befindlichen Seen gelegen, die Stadt Dodona
sey, welche Einige unter den Alten die Hauptstadt von
Hellopia nennen; so wie endlich der isolirte Berg,
der sich im Norden des dortigen T'hals gleich einer mäch-
tigen ara, erhebt, der von Dichtern gefeierte heilige
Berg Tomuros (p.137 sqq. vgl. Préface p. XIII sqq.).
Diese nach den Augaben der Alten, verglichen mit den
Oertlichkeiten und mit den Spuren der Localnamen, und
vorzüglich auch nach den Ueberresten Cyclopischer Stein-
wälle und dergl. angestellten Entdeckungen werden zu«
gleich ( pag. 93.) durch einen Plan dos Heiligthums von
Dodona und des geweiheten Bezirks jener Seller anschau-
lich gemacht.
273) Aristoteles in der Hauptstelle Meteorolog. I. cap. 44,
E.
b...
15^
genannt bei Hesiodus, Philochorus und Andern 74,
Hier waren die l'oauxoc (Graeci), nachher Hellenen ge.
nannt, und von hier aus gingen die Züge nach Thessa.
lien und die Anfänge alles Hellenischen Wesens, Der
Leser sieht, welch ein reicher Stoff zu weit ausgreifen.:
den Betrachtungen in jenen kurzen Sätzen gegeben ist,
Wir behalten das Nächste im Auge, und werfen einen
Blick auf dieses Local als den Stammsitz der Griechi-
schen Religionen. Sie kamen urkundlich aus Aegypten
hierher, lichen aber in diesem Lande natürlich diejeni-
gen Localfarben, welche uns an die Merkwürdigheiten
dieser Oerter erinnern. Was den ersten Pílanzern im
Mutterlande der Nil gewesen war, das wurde ihnen in
allen Beziehungen hier der Achelous: Urflufs, Flufs der
Flüsse, Quelle aller natürlichen Güter und grofser Va-
ter des Landes und des Volkes.
Nach Aristoteles (a.a. O.) hatte sich auch in diesen
Niederungen des Achelous die Deucalioneiscbe Fluth er-
eignet. Der Acherusische See, ein Ueberbleibsel alter
Erdrevolationen, blieb in der Erinnerung dieser Stimme
ein religiöser Mittelpunkt. Hier an diesem grofsen Was-
serkessel war das Kesselorakel des Juppiter. Von dem
Wasserlande sollte er auch den Namen haben, denn hier
zu Dodona hiefs der Gott auch v«ioc. Wenn aber dieser
Name vielleicht richtiger und eben so charakteristisch
durch W ohnsiedler erklärt wird 275) , so blieben doch
in dem Gütterdienste dieser Gegend andere ungezweifele
Spuren von einer Verehrung des Landesstroms und der
lebendigen Gewässer, die wir gleich im Verfolg zım
Theil zu.bemerken haben. Auch der Name dieser Gie-
274) Strabo VIE. p. 504. C. Tom. IL. pag. 470 Tzsch. vergl.
Philochori Frágmm. p. 97.
275) S. Valckenaerii Opuscc. II. p. 129.
n"
io
chischen Urstámme soll von diesem VWasserorte her-
stammen: 'EXXoi von $Aog 275), — Wie dem auch sey,
das bleibt richtig, dafs die Helli, Selli und Helle-
nen schon durch ihren Namen sich als das ankündigen,
wofür wir sie nun schon so oft erkannt haben , als Son-
nen- und Mondsdiener, womit denn freilich der
W asserdienst und die Anbetung der lebendigen Elemente
überhaupt in natürlicher Verbindung steht. Jener alte
Name, wie der neue , 'EXAot , ZeAXot , "EXAgvec , ist Ei-
nes Stammes mit fAy, fda, oéha, afAag, Ekevos, EAqvoc,
Alles bezeichnet Glanz, Schein, Sonnenschein,
Mondesschimmer, und 'EXévz, die Glänzende, ist
nichts anders als cceAzvzy, der Mond; wie denn die be-
rühmte Schwester der Dioscuren Helena auch reell in
Hauptzügen nach dem Bilde der Mondsfrauen entworfen
ist. Von ZÀx statt {An kommt A105, die Sonne. Mit
dem Lacedáümonischen 8éAa, mit Be/1y, mit dem Sicili-
schen éAa ist wieder derselbe Begriff des Schimmers
gegeben, zugleich aber auch mitletzter Form der der
Frosthelle, gela 77), Den Glanz und das Licht der
Sterngótter wollen Vólker und Geschlechter gleichsam
mit dem Namen auf sich hernieder leiten. An die Ge-
leonten des alten Athen habe ich oben (IIL. Th, pag. 53.
Not.) erinnert, und hier ruft uns Gela jenen Gelon
von Sicilien ins Gedächtnifs. So kommen auch Selladae
(ZeXAadar) als ein berühmtes Geschlecht bei Hesychius
(Tom. I. p. 1168 Albert.) vor. So ist Sellus auch als
Eigenname bekannt, und des Perseus Sohn Heleus
(EXtvog) haben wir oben (IV. Th. pag. 52.) hennen ge-
lernt. Was uns aber besonders nahe liegt, so hatte
276) Lennep. Etymolog. ling. gr. p. 203.
277) S. Lennep a. a. O. vergl. pag. 650. und daselbst Valcke-
naer und Hemsterbuis und Ruhnkenius ad Tim. p.95 sq.
25
154
diese Landschaft Thesprotia ihren Flufs Z:A2A5e:g. 278),
Den Tempel des Dodoniischen: Juppiter nannten die
Laconier Hella (£242, Hesych. in voc.) ; so wie Laco.
nien seinen Bach Selene hatte, der neben dem Tem.
pel der Mondsfrauen Ino und Pasiphaé vorbeiflofs. So
spielen diese Begriffe in Eigennamen von Frauen und
Männeru fort, und zwar im Widder - wie im Stierzei-
chen. Die auf dem Widder reitende Tochter des Atha.
mas heifst Helle. Sie eilt damit den Pontischen Lin.
dern zu. Von dort her. kommt Helenus, des Priamus
Sohn, dem hier an der Epirotischen Küste der sterbende
Üpferstier seinen VVohnsitz anweiset, wo der Held nach
dem gefallenen Stiere die Stadt. Buthrotos grün.
det: #9). Noch eine Ochsenstadt hatte diese Küste, Bu-
theta (Boóxyero) genannt. Sie hatte, fabelte man, von
der Themis oder Latona ihren Namen, die zur Zeit der
Deucalionischen Fluth nach Epirus auf einem Stiere
gekommen sey 7?) Also wieder werden wir auf den
alten Stierweg Zurück gewiesen, auf welchem von Mor:
gen her die Göttinnen wandeln (vergl. oben II. Th." pag.
127 f). Mit der grofsen Fiuth alse, bemerken wir vor-
liufig; geht der Stier auf, und mit ihm kommt Latona,
die Gébärerin der Tagesliehter, oder auch Themis kommt,
Kié Ordnung und Sitte bringt, und hier in Dodona, wie
dort in Delphi (s. oben I. Th. p. 194.) , aus dem Grunde
der Wasser und der Sehlünde den wilden Vólkern Ora-
2/8) Hesych. a. a. O. Eustathius ad Odyss. I. vs. 259. p. 54
|. e8.. Basil. 124hM bei Angabe der sechs Orte, die in Grie-
chenland *EQuça hiefsen , drei verschiedene Flüsse, wo-
von jeder XsJxes hiefs; alie in Griechenland.
279) Stephan. Byz. und Etymol. m. in fovSqwr,
280) Philochorus oder Philostephanus ap. Etymol. m. Har-
pocr. Suid. ef, Philochori Fragmm, p.96. -
155
hel giebt. Das ist auch die Mutter der Horen, der ge-
ordneten Zeiten; und wie nach jedem kleinen Win“
ter der Frühlingsstier kommt, so ist ér auch nach dem
grofsen Winter, nach den grofsen Wasser-
fluthen 2!) einstmals zuerst gekommen, und anf ihm
die Themis, die Mutter aller Ordnung. und die Bei-
sitzerin des Zeus (vergl.oben IL. Th. p.502.). Auch
Ceres reitet auf dem Stiere, mit der Fackel in beiden
Händen , wie z. B. Macedoniens Münzen sie zeigen 282),
Sie sucht die geraubte Tochter. Wenn diese gefunden
ist, dann ist auch der Frühling gewonnen, dann ist wie-
der Licht, Segen und Ordnung da, nach dem Wust der
winterlichen Fluthen. Auch hier, wie allerwürts, mufs
Ceres die geraubte Tochter suchen, und den Vólkern
Sitte und Gesetze bringen. Darum singt Callimachus
von ihr, dafs sie dreimal durch den Achelous gegangen,
und dreimal durch jeden Flufís, als sie die Proserpina
suchte (H. in Cer. vs. 13 sq.).
Man wird wohl vermuthen hünnen, wie viel über
diesen Flufs der Flüsse bei den Alten vorkommen mufs,
Ueber die Grundbegriffe bedarf es nicht vieler Worte.
Hesiodus (Theog. 340.) nennt ihn einen Sohn des Ocea-
nus und der Tethys, und den ältesten von dreitausend
Bruderflüssen. Nach Ephorus beim Macrobius (in der
Hauptstelle Saturn. V. 19.) war jeder Antwort, die der
Dodonäische Juppiter ertheilte, die Anweisung beige-
fügt: 'AxeAóo S$cw, dem Achelous zu opfern. Da-
her sey der Begriff entstanden, den Achelous nicht nur
für WVasser überhaupt in Eidschwüren, Gebeten und
Opfern, sondern fiir heiliges Wasser, Weihwasser,
Wasser der Reinigung zu nehmen. Aber auch alles
281) Aristotel, Meteorolog. I. cap. 14.
282) Spanheim ad Callimach. Hymn. in Cer. vs. 137.
15°
Trinkwasser war mit ihm bezeichnet ?3). Er war Quelle
aller Nahrung, und Nührflufs vorzugsweise. An sei.
nen Ufern wuchsen jene Chaonische Eichen , deren Frucht
die erste Kost der sterblichen Menschen hiefs, ehe der
Ceres süfsere Gaben sie erfreueten 354), — Wir kännen
den Achelous (die gro fse Fluth, dies sollte sein Name
bedeuten) mit dem Nilus, und die Dodonäische Eiche
und Eichel, nach den mythischen Beziehungen , welche
ihnen gegeben“ wurden, mit der Persea und dem Lotus
von Aegypten vergleichen: beides Fluís der Flüsse
und Baum der Bäume. Auch darin glich die Dodonii.
sche Eiche der Aegyptischen Persea noch, dafs.sie dem
Todtenreiche angehürt., Mit Eichenlaub sind die Parcen
und Hecate bekränzt. Derselbe Kranz macht den Do.
doniischen Juppiter kenntlich 5). Gerade auf den Mün-
zen ist dem mit Eichenlaube bekränzten Juppiterskopf
ein weiblicher Kopf verbunden, den ein Diadem
umgiebt. Er gilt gewöhnlich: für einen Kopf der Juno,
und selbst bei Eckhel] noch (D. N. V. II. pag. 160.) ; was
mich wundert, da doch, wo von dem Dodonäischen
Juppiter die Rede ist, seine Gattin Dio ne heifsen mufs
(Acérn), wenn auch die Grundbegriffe der Samischen
Juno und dieser Dione im Wesentlichen zusammenfallen,
Jenes geht schon aus einer von Gronovius edirten Münze
unwidersprechlich hervor (s.a. a. O.) , noch weit mehr
aber aus unzweideutigen Stellen der Alten. Dieser Dione
283) Hesych. I. p. 657. Artemidor. Oneirocrit. II. 43.
£81) S. Vofs zu Virgil. Eclog. I. 9. vergl. oben II. Th.
p. 475 f
285) Wie die Münzen von Epirus beweisen; s. die Belege bei
Jac. Gronovius ad Steph. Byzant. Fragm. de Dodon. in
Gronov. 'T'hes. Antiqq. Graecc. T. VII, p. 278 sqq. und
Jezt bei Millin Galerie mythol. nr. 35.
O
157
müssen wir nun näher treten,‘ Sie gehört wesentlich in
den Kreis unserer Untersuchung.
§. 15.
Fortsetzun g.
Dione.
Eine Aióyn kennt zuvórdevst Hesiodus (Theogon.
vs. 353.) als eine Tochter des Oceanus und der Tethys,
also, als eine Schwester des Achelous. Auch eine der
Nereiden heifst so 26), Auch des Atlas Tochter und des
Tantalus Frau hat diesen Namen 77). Auch unter den
Dodoniüischen Nymphen oder Hyaden nennt Phe-
recydes (p. 115 Sturz.) eine Aiórz, | Und hiermit gehen
wir zu der Dione fort, die so ausgezeichnet neben
dem Juppiter steht. Homerus, der von jenem alten Pe-
lasgischen Heiligthume zu Dodona so genaue Kenntnifs
verráth 2*), nennt die Dione Gattin des Zeus, mit
der er die Aphrodite erzeugte (lliad. V.-vs. 370.). Das
war ein Satz jener früheren Religion der Pelasgisch-
priesterlichen Hellenen; ein Satz, der besonders
in ®odona und in den Grinzlindern Thessaliens gelehrt
worden za seyn scheint, aber auch auf Creta war er in
das System aufgenommen (nach Diodorus V. 72.) Dem
Strabo zufolge sollte man' zwar schliefsen, dafs es hier
in Dodona eine ältere Lehre gab , welche die Dione we-
nigstens noch nicht in der Würde einér Tempelgenossin
des Juppiter kannte ( VII. p. 470 Tzsch.), aber gleich-
wohl ist sie schon in den besten Zeiten der Griechen bei
den Orakelgesandtschaften nach Dodona ohne alle Zwei-
286) Apollodorus I. 2. 7.
257) Hygin. fab. 9. und daselbst die Ausleger.
288) S. die Hauptstelle Iliad. XVI. vs. 233 sqq.
152
deutigkeit als solche genannt, wie die Stellen in dei
Griechischen Rednern 29) beweisen. Aus jener erste
Stelle wissen wir auch, dafs dem Juppiter zu Dodon
Pflugstiere und der Dione ein Rind oder eine Kuh (Bot)
geopfert wurden, Der widerstrebende Stier auf des
Epirotischen Miinzen 230) kann darauf sich beziehen , oder
auf die Trefflichkeit des hochberühmten Epiretischen
Hornviehs 21), — Es trafen hierbei wohl beide An.
lisse zusammen , um den Stier neben den grofsen Gôttern
des Landes auf dessen Münzen zu verewigen.
Zwar nicht aus dem Meere ward nach dieser Ge.
nealogie Aphrodite geboren #2), — aber doch aus dem
Feuchten, sage ich, und in das Feuchte. Denn verges.
sen wir doch nicht, dafs hier der Flufs der Flüsse Ache.
lous waltet, dem nach jedem Opfer Zeus auch zu opfern
gebietet. Das ist ein Zeus des Feuchten, ein Juppiter
Pluvius, ein Gott, der über die Fluth gebietet. Es ist
der Zeus der ältesten Pelasger-Hellenen. Diese waren
es vielleicht, die einen Zeus kannten, den sie Sohn des
Prometheus nannten ?3), VVie dem auch sey, die Deu-
calioniden, die Fluthmünner von Molossis ausgegangen,
hatten auch einen die Fluth regierenden Juppiter. Das
war Wasserland, aber auch Todtenland. Da flossen in
den Gebirgsthálern, aufser dem gewaltigen Achelous et.
was weiter in Osten, westlich der Cocytus, der Acheron
289) z. B. im Demosthenes contra Mid. p. 611. epist. 4. con-
tra ''heram. und andere.
290) bei Gronovius a. a. O. p. 277 SGG.
291) Eckhel Doctr. Numm. Vett. p. 161.
292) Wie die Grammatiker auch ausdrücklich bemerken zu
Homer. Iliad. V. 370.
293) Johannes Lydus de menss. p. 96.
es
159
und der Acherusische See. Von den letzteren sollte
Homerus sein Bild der Unterwelt entlehnt haben- (Pau-
san. l 17.). — So wollten es die Pflanzer haben. Es
sollte Alles seyn, wie im Lande der ersten Heimath.
Dort schiífte man die Todten über den Nilus, dort
war der See des Móris, und jenseits safseu die Todten-
richter.
So war es nun auch in dem neuen Vaterlande, '—
Auch das Gôttersystem erinnert an diese- fremde Ab-
hunft. Denn in der Phünicischen Hosmogonie ist Dione
des Uranus Tochter und Beischláferin des Kronos 2%),
Dieses System mag auch Pherecydes gekannt haben;
wenigstens beim Apollodorus (L. 1. 1.) erscheint Dione
auch als eine der Titaniden und mithin als eine Tochter
des Uranus. Es liegen aber auch Aegyptische Begriffe
zum Grande ; denn hiernach hatte bald Kronos mit der
Rhea die fünf Götter Osiris, Apollo, Typhon, Isis und
Venus gezeugt, bald waren Juppiter und Juno deren
Eltern 25), — In Phünicien, Vorderasien und Aegypten
fliefsen bald von Kronos und Rhea, bald von Juppiter
und Juno neue Götter aus, d.i. von Ámun und einer
weiblichen Gótterpotenz. Das heifst in Dodona: Juppi-
ter und Dione lassen die Venus von sich ausgehen, Ehe
ich frage, was dies für eine Venus ist, bemerke ich
nur, dafs wir.hier auch besonders an den Dionysus
denken müssen, der davon den Namen baben sollte, dafs
er von Zeus (Aids) auf die Büume herabgestrümt sey.
Denn hier ist ja Zeus der Fliefsende in den Wäldern
(vergl. oben II. Th. p. 123.). Hier mufs auch an Silen’s
294) Sanchuniathon ap. Easeb. Pr. Ev. I. 10.
295) Diodor. I. cap. 43. Plutarch. de Isid. pag. 855. E seq.
pag. 458 sq. Wyttenb. und de defect, oracc. pag. 429. F.
p. 755 W yttenb.
1
Esel gedacht werden und an den Esel, der redend des
Dionysus zum Orakel des Juppiter nach Dodona trügt
(s. oben HI. Th. pag. 210.), ferner an Juppiter - Silenus
und dessen Maske in den Nympheen zu Athen (s. oben
IIL Th. p.214 f.) und an die Stammtafel, wonach Silenus
selbst Apollo’s Vater ist.
Nach Aegyptischer Theogonie verlieren diese letzte.
ren Sitze das Befremdliche. Dort wird bald von Kronos
und Rhea, bald von Zeus und Here am ersten Tage Osi.
ris, am andern Apollo geboren. Ist nun Juppiter als
wallende, feuchte , fliefsende Weliseele gedacht (mithin
gleichartig mitSilenus), so erzeugt er nach dem fliefsen.
den, warmen Osiris das Tageslicht Apollo. Es ist hierbei
der Standpunkt von der Erde genommen.
Wir deuteten dieses nicht ohne Absicht an. Zwar
ist es wohl unmüglich, das System von Dodona in
seiner ganzen Gliederung zu entwickeln, aber das ist
doch wohl zu erweisen, dafs es in Hauptsützen von
dem gewöhnlichen Lehrgebüude abgewichen sey. Es
war aber ohne Zweifel noch sehr getreu dem, Aegypti-
schen, wie es ja die erste Fortpflanzung desselben ge-
wesen ist. Von hier ging die erste Anweisung zum Güt-
terdienst unter die wilden Pelasger ans, wie Herodotus
erzühlt (s. oben I. Th. p. 4 f£). Es ist also wahrschein-
lich, dafs hier Apollo jenem Dionysus untergeordnet
war, wie in Aegypten Horus dem Osiris, Denn dieser
Osiris, als Hyes, als Pluvius gedacht, ward im Grunde
wieder zum Juppiter selber. Hierbei wollen wir eine
Notiz nicht unbemerkt lassen, die uns im Etymol, magn.
(in Aedwraiog) aufbehalten ist. Dort heifst Dodona ein
Ort der Hyperboreer. Daraus hat der gelehrte Werns.
dorf (ad Himer. p. 624 sq.) geschlossen: Apollo's Reise
zu den Hyperboreern deute nur das hohe Alterthum des
Dodoniischen Ofakels an. Denien wir, dafs die heiligen
60
101
Festgarben :den Weg nach Delos überrdiese Landschaft
nehmen, so hünnen wir dies vielleicht für eine Spur.
nehmen, dafs eiW Zweig der :Apèllinischen :Religionen -
von Dodona.ans?tach Delos und Delphi verpfldnzt wor:
den war. Vielleicht war os der, den Pythagoras hünn-;
te, wenn er den:Apollo einén Sohn:des Silenus nannte:
(s. oben IIL Th: p, 214.). Ja vom dem’ Juppiter der. Dow
donüer, von dem Acheloischen. Juppiter am:;YYasser«.
und Orakelorte, also vom: JuppitersSilenus, konnte
Apollo wohl ein Sohn genannb.Wwerden.. Dds, war dchs
Aegyptisch. 90h on DAL n
Diesem Juppiter war nun Dione beigesellt. Sie’
hatte mit ihm entweder die Aphrodite gezeugt; ode sie
war Aphrodite selber. Das war nicht etwa” blos” Lehre‘
der Alles anf Einheit zurückführenden Philosophen, de-
nen Dione und Aphrodite als personificirte Natur Eins
war 2%); sondern auch die Poeten kenfien $ié so 97) und
so kann es nicht auffallen, wenn Servius (ad Virgil. Aen.
III. 466.) die alten Orakelgottheiten von Dodona Jup-
piter und Venus nennt. Als Tochter der Dione wird
Venus die vierte genannt, oder dié dritte fach An-
dern. Jene vierte Aphrodite ist gerade diejenige, die
als Reizerin zur Lust Pasiphad heifst 25), — "Also
wieder eine Venus Libitina — eine Güttin der Zeu-
gungslust und des Todes, die hier am Acheron thronet
in dem Todtenlande, in den VWüldern der Eichen als der
Todesbáume. So heifst auch der Tempel der Venus Li.
bitina zu Rom, bei welchem der Hónig Servius Tullius
296) Johannes Lydus de menss, p; 90.
297) S. Statii Sylv. I. 1, 84, |
298) Joh. Lydus p. 89. vergl. Cicero de N. D. IlI. 22, Ue-
ber die Venus Libitina ist auch Plutarch. Num. cap. 12.
zu vergleichen,
IV.
it
102
die Leichercasse niederlegté, der Tempel dr Aphrodite
im:'Kfaine (— ^ov a5" Aqpoütrqc à» Aot kohptuéro»y
iv wpogayogetovar Alfutivny 27), Wollten wir dem
Griechischen Logopraphen folgen, so hónntem wir sogar
die Brücke zeigen, worüber dieser Dienst zu den R3.
mern:gekommen seyn móchte, Hellanicus vermauthlich:
und Damastes wollten wissen, Aeneas sey rit Ulysses
aus der Landschaft: Molossis nach Halien : hinübergegan-
gen 30). ‚Die Sage lassen wir auf sich beruhen, immer
bleibt sie, :bei dem Stillschweigen des Herodotus , merk-.
würdig, weil hiernach die Griechen doch schon früh
den Ursprung Rómischer Institute aus Griechischen ge-
nommen hatten. Auf jeden Fall haben wir hier wieder.
neue Beweise von der Identitát alt-Griechischer und alt-
Romischer Religion zur Genüge. Denn ganz gewifs und
nach Allem ist der Ursprung jenes alt - Italischen Liber
und der Libera hier in Dodona aufzusuchen. Er-
innere man sich nur, was Liber und Libera nach
Wort und Begriff eigentlich waren (sieh. oben III. Th.
p.373 f. vergl. II. Th. p. 880. not. 56.), und dann ver-
gleiche man damit die zunáchst angegebenen Grundan-
schauungen » worauf die Religion der Dodonäer gegrün-
det war.
, Esist also, um es kurz zu sagen, in diesem Lande
der Segensfülle, des Todes und der Weissagung Jup-
piter ganz identisch mit dem Dionysus Chthonius
und mit dem orakelnden Bacchus 31), so wie mit dem
299) Dionys. Halic. Antiqq. Romm. I. 15. p. 676 Reisk.
300) Dionys. Halic. Antiqq. Romm. I. 72. p.182 Reisk. vergl,
Hellanici Fragmm. p. 139.
301) Sohn der Aphrodite hatte den Bacchus Praxilla ge-
nannt, Die Mutter des Dionysus , nach der Vulgárfabel,
Semele, hiefs vergättert Thyone ( 0005), woraus dié
Abschreiber nicht selten Dione (4«v4) gemacht haben
163
Dis und Pluto der Rômer. "Den Sicilischen Griechen
ist er der Hades, der die Proserpina raubt; denn die
Dione ist wieder Proserpina selber, ist Venus-Li-
bitina: die gemeine Venus ist sie im doppelten Ver-
Stande, sowohl weil sie Alle zur Zeugung reizt und in
diese Sinnenvfelt treibt, als auch weil im Tode Alle ihr
zufallen. Dafs Juppiter von Dodona der Pluto von Sicilien
ist und Dione die Proserpina, hat schon Jacob Gronov
(ad Stephan. Byz. a. a. O. P. 279.) vermuthet. Da die-
ser Satz mit unserem Vorhaben so innig verwebt ist, so
schien es mir der Mühe zu lohnen, die kurze Andeutung
des gelehrten Mannes durch eine zusammenhängende
Erörterung in ihrer fruchtbaren Verbindung mit den äl-
testen Religionen der Griechen zu zeigen, und dadurch
zugleich desto sicherer zu begründen.
Unter den Attributen der Dodoniischen Gottheiten
tritt nun wieder das Bild der Taube recht auffallend
hervor. Die Volkssage liefs sie mit Menscherstimmen
von Juppiters heiliger Buche weissagen, wie auch Miin-
zen sie darstellen, wovon auf unserer Tafel V. nr. 10,
eine gegeben ist, worüber es aber auch andere Erklä-
rungen giebt °), Schwarze Tauben waren es, welche
(s. meinen Dionysus pag. 241 sq.). Bemerkenswerth ist
die Stelle des Ovidius (Fast. VI. 711.): Dodoni Thye-
ne, wie es jezt heifst, wo wir ebenfalls in Handschriften
Dione finden. Eben so steht im Hyginus Poet. Astron.
p.409 Staver. Thyene im Text. In beiden Stellen ist von
den Hyaden oder Dodonidischen Nymphen die Rede,
Hiernach hat Sturz (ad Pherecyd. pag. 116.) im Hyginus
mit Recht Dione vorgezogen; und da der Scholiast von
Venedig (ad Iliad. XVIII. 486.) auch A:sv» hat, so ist
es wobl, wenn keine andere Gründe eintreten , allenthal-
ben vorzuziehen, wenn von Dodonäischer Religion die
Rede ist.
302) S. Spanheim de U, et P. N. I, p. 626 sq.
10
Herodotus (IH. 57.) fiir schwarze Priesterinnen aus dem
Ammonslande nimmt, die in einer den alten Pelasgern
von Hellas fremden Sprache redeten. Oder sie waren
Wittwen, d. h. Frauen, die nach Aegyptischer Prie.
sterregel heine zweite Heirath schlossen; sondern nun
ganz dem Gottesdienste lebten, wofür die, schwarze
Taube (zeAeíoc) das symbolische Bild. war 505); eine Er-
Mlürung, die selbst Hemsterhuis im Geiste des Alter-
thums fand, ‚Welche auch gelte: immer, gehört jener
Dione. von Dodona die Taube eigenthümlich zu, und
zwar im doppelten Sinne. Einmal hat sie die Bruttaube
303) Horapollo II. 32. vergl. J. Trigland Conj. de Dodone
cap. 4. und oben II. Th. p. 174. Die Fortleitung dieses
Symbols oder dieser Hieroglyphe von Wittwenschaft und
Trauer über des Gatten Tod, von Gattentreue , von Ent-
sagung.auf die Lebensfreuden, von gleicher Hingabe an
das Geistliche , von priesterlicher Enthaltsamkeit u. dergl.
hat jezt Grimm in den Alideutschen Wäldern IIT. Bd.
1. H. p. 34 Æ in der Abhandlung ,,die Sage von der T'ur-
teltaube ‘“ nachgewiesen , und zwar 1) in Spnren derSpras
che , 2) in kirchlichen Traditionen, 8) in Werken der
Naturforscher, 4) in Altdeutschen Gedichten, z. B. im
Titurel in Sigunen’s Klage, wo es heifst;
Die Turteltub gekiiset,
Den dürren Ast gezwyet,
Wan sie ir Lieb verliiset,
Sygune was do Froden vil gefryet.
$) im Liede der neueren Griechen, z. B. der Mainotten auf
Morea (p. 40ff.). Dazu hat Büsching in den wóchent-
lichen Nachrichten für Freunde der Geschichte und Kunst
( Breslau 1816.) aus einer Handschrift des Titurels eine
Abbildung gegeben (im dritten Stück pag. 33 ff.) , wo wir
den Leichnam Schionatulander's in einem Sarge auf einem
Lindenbaume erblicken, und auf demselben Baume seine
Geliebte Sigune in trauernder Geberde und wittwenhaft
verschleiert, mit gefaltenen Hünden, auf einem d ürren
Aste neben dem Sarge sitzend,
165:
als Venus, wie sie denn ganz zur Sicilischen Erycina
wird 304), Es ist das Bild der ersten Nahrung und des
animalischen Lebens, und so kann die Taube genommen
werden, die wir oben (III. Th. p. 191 £) in der Hand
einer Dodoniischen Nymphe auf einer Bacchischen Vase
nachgewiesen. Sodann ist auch die schwarze Taube je-
ner Góttin Eigenthum, ‘als Symbol der priesterlichen
Enthaltsamkeit der Frauen. Als Persephone-Persephatia
war’ sie ja die Heusche , Enthältsame, Heifst sie doch
Sancta, dieHeilige 3), "und auch als die schwarze
Gôttin, wie Ceres und Proserpina hiefsen ; mufste ihr
die schwarze Taube, die Trauertaube der Wittwe vor-
züglich angchôren. "Dafs aber Abstinenz und sirenges
Leben vorzüglich von den Dodonäischen Priestern beoh-
achtet ward, 'efgiebt sich schon aus der Homerischen
Hauptstelle (Iliad. XVI. 233 ff.) über die dortigen Reli-
gionen. * Auch war selbst ‘die Béschneidung Gott gewei-
heter Personen dort, wie es scheint, im Gebrauch. We-
nigstens ist dieses nach Allem gewifs die wahrscheinlich-
ste Erklärung yon dem Namen der Tomuren (vergk oben
I. Th. p.193)... woe
Wie bemerkt, ‚die Dodonäer ägyptisirten mehr als
irgend einé andere Priesterschaft. Selbst die zum Sprich-
wort au$gearteten Becken, von. Dodona waren, scheint
es, Ueberbleibsèl alt-Aegyptischer Gebräuche, Das
Bild eines Knaben rührte mit ciner Peitsche, wenn der
Wind sie bewegte , ein, Becken , dafs es einen, Mjang.hó-
ven liefs, 30 — «alte symbolische Anstalten,..déren gan-
zen Sinn;zu erweiseri jezt-Schwer "seyn" möchten Was:
m '
304) Vergl. Johannes Lydus de menss. p. 98. .
{ 305) Auf einen Steine bei Gruterus p. 98. nr; 5, ^
306) Aristóleles ápüd' Scholiast, Villpison. ad Iliad, XVI. 233.
106
aber der Augenschein lehrt, ist dieses: die Peitsche in
der Hand gottesdienstlicher VVesen gehürt nach Aegyp-
ten, Dort hatte auch jener Pan ithyphallicus, wie oben
bemerkt, dort hatte Osiris - Dionysus die Peitsche. Letz.
terer hatte sie als Herrscher über das Todtenreich, In
dieses T'odtenreich führt uns auch hier eine andere Deu.
tung. eines "Griechen hin, der diesen Beckenklang auf
die Seelenwanderung bezog. Es waren mehrere. Becken
zu Dodona, die im Kreise standen; Ward das erste ge-
rührt, so klangen alle anderen. Das ist ein Bild der
Seelenwanderun £, sagt Demon (beim Scholiasten
a.a. O.); wie der Hlang durch die Kreise der Becken,
80 ziehet die Seele auf ihrer Wanderung durch die Hreise
der verschiedenen Sphären. Es braucht lange Zeit, bis
ihr Kreislauf beendigt ist (óg di TOMoB xyoórov. jvyic
ylveaDau thv weglodor). — Ob diese Deutung zum Ziele
getroffen (der Zweifler Aristoteles that Einrede), daran
liegt wenig! die Lehre von der Seelenwanderung war
den Dodonäern gewifs nicht fremd.
.: In dieses Land der Todten geht nun auch Thesets
ein. Er will seinem Pirithous die Persephone gewinnen.
Aber sie geriethen darüber selbst in die Finsternis ;
doch der herrschende Glaube und der Stolz der Athener
forderten gebieterisch, dafs Theseus wieder erlüset
worden sey 37), Aidoneus (Aidoveds) — so heilst der
807) Quellen dieses Mythus: Plutarchi Theseus c. 35,
"Xnd:daselbst Philochorus, vergl. Philochori Fragmm.
P.32.: Diodor. Sicul. IV. 63. Pausanias I. 27. Aelianus
V. H. IV. 5. - Cyrillus advers. Julian. lib. L init. Hiero.
nymi Chronicon ad ann. 620. Virgil. Aeneid. VI. 617 s.
und daselbst Heyne. — Unter den Kunstdenkmalen ist.
eine patera zu bemerken. Sie zeigt uns den Theseus in
der Unterwelt, den eine Schlange umstrickt hált. Hercu-
les kommt , um ihn zu erlósen (bei Passeri Pict. Etrusc,
357
Hónig der :Mobdéger, gerade wie Pluto beim Hestodüs
(Dheogon. vs. 913.) und beim Homeriden (Hymn. in Cex.
Y& 2.) — Aïdoneus soll seine. Gattin oder Schwestér
‘dem riistigen Helden abtreten (Es wird wohl auch wia-
der eine Geschwisterehe seyn, ‘wie zwischen Liber
und Liberd) Von diesem Mythus hat/Pausanias die ganz
bistoriscbe Erklápung gegeben , :als von einem wirklichen
Feldzuge des Theseus gegen die Molasser ; und diese Er-
hiárung hat bei gelehrten Männern Beifall gefunden. 305),
o; LE p, 49.). Sodann die Gemme,. von sehr alter Arbeit,
mit dem traurig sitzenden 'Theseus, dessen Name beige-
schrieben ist (bei Winckelmann Monumm. nr. 181 , bei
Lanzi Saggio“fE. 4. 11. und daraus in verjüngtem Maafs-
stabe bei Millin Galerie mytholog. ne. 494.). Endlich die
merkwürdige Vase bei Millin Description des tombeaux.
de Canossa , auf unserer Tafel XLII. Hier sehen wir auf
dem ynteren Plane das ganze Todtenreich, Sisyphus, den
Stein wälzend, hinter ihm eine Furie ; dann. Hercules den
Cerberus entführend, selber von Mercurius geführt, und
endlich ganz rechts Tantalus in Asiatischer Kónigspracht.
In dem mittleren Plane sitzt der Gott auf einem Throne
in einem Tempel , mit Asiatischem Anzug oder Indiechem
Känigscostume , die Stirne umwunden mit einem Epheu-
kranze, Inihmerkennt Millin den Dionysus Chtho-
nius, denunterirdischen Bacchus, àlsidentisch
in der mysteriósen Tradition mit dem Dodonäischen Japs
piter oder mit dem Dis der Rómer, und mit Pluto, dém
Rauber der Proserpina, Doch auch abgesehen davon, dafs
der Dodon&üische Zeus einen Kranz von Eichenlaub (s.
a a.-O. p. 172. und desselben Millin Galerie mythglog.
nr. 35.) und nicht von Epheu haben mufste — obwohl
die mystische Bildnerei in. Attributen sich manche Frei-
heit nahm — ‘so führen uns andere Gründe zu einer ane
deren Erklärung dieser Mauptfigur, so wie der Neben-
figuren ; worübes die Erklärung der Abbildungen p. 35. Æ
nachzulesen ist.
303) Perizonius und Wesseling.
16
Auch ich bin gar nicht gemeint, die alte Historie auch
nur um ein einziges Factum zu schmálern. . Sey also der
Attische Kónig zuletzt auch: nach Molossis gezogen , wie
früher nach Creta.. Nur leugne man nicht, dafs hier im
Dódonàáerlande Personen und Ereignisse die Farbe des
Todtenrreiches'annalimen, dafs der Molosserlünig,
wik sein-VVeib, den :alten.tellurischen Landesgott-
héiten ini: Allem ‚gleichen mufste, und. dafs. es zu der
Gánzheit. der .Sonnenbahn des. Theseus gehórt,
dafs er auch die unterirdischen Mächte und die Erddümo-
nen bestritt (wie Dschemschid die Dews), daís er dort
litt, 'dafs er auf- und unterging — Es wirft mithin der
Môtossische Zug des Théseus, so wie der-Cretische , auf
die alten | Todtengottheiten der Dodonäer ein unzweideu-
tiges, helles Licht. - -—. … 7 oss
‘* Und auch der Soñnenheld mufs' hier erscheinen,
Hercules, der Vorkämpfer auf der Bahn dés Theseus.
Er geht schon kühner vorwärts, und Proserpina nimmt
ihn, freundlich als ihren Bruder auf (Diodorus a. a. O.).
Er gehört ja selbst: als Juppiterssohn in das Dodoniische
Gotterhaus. Darum vermag er auch das Schwerere zu
‘Bestehen. “Er hatte dort mit dem Wasserstier' Achelous
gekämpft, und ihm ein Horn ausgerissen, welches ein
Horn, des Ueberílusses ward. /Aus der winterlichen
Floth zicht der Gott der Frühlingssonne Segen in Fülle,
Ihm wird jezt des Theseus: Freiheit geschenkt ; und der
sonst harte Dis mildert sich hier-als Vatér und Sch wa.
ger, zugleich ‘dem ‘trefflichen Heros gegenüber, Die
Schwester ist auch dieselbe Pasiphag, dic ili einst im
Lande der Aenianen die wild gewordenen Rinder durch
Liebesbrunst.gebándigt hatte. Es waren die Sonnen.
rinder deg Geryon. - Aber. er -hatte auch dieser Pasiphaë
als der Mora in Sicilien einst das bèste der Rinder in
die dunkcle Plutonische Quelle hinab zum Opfer gebracht,
38
100
"Und: hiermit werfen wir einen Blick auf diese Pr o defr-
pina von Sicilien.
(o €. 16.
Ceres"und Proserpina — Diana — der Raub
der Kora, das Suchen der Mutter, die
Fortpflanzung des Saatkorns, die my-
stische Blumenlese, Narcissus, die Ce-
realien in Sicilien und Rom, Ceres die
Würgerin.
Hier. in Sicilien námlich setzte Hercules nach seinem
Hreiszuge mit den Stieren die góttliche Verehrung der
Kora ein. 39), Bei Syracus hürte er von ihrer Entfüh-
rung. Da brachte er ihr den besten Stier in die Quélle
Cyane dar, ünd ordnete die jährliche Festversammlang
und das' Opfer zu Ehren dieser Güttin an 51%),"* Dort
sollte Proserpina mit Pluto verschwanden seyn. Wo sie
hinabfuhren, entstand eine Quelle Kvarÿ. Dem, Worte
309) Ich habe schon oben (II. Th. p. 220. und IV. p, 91 ££)
. auf die Verbindung des Herakles mit dem Dienste der
, Ceres aufmerksam zu machen gesucht. Jezt füge ich die
Vorstellung auf dem Museo , Capitolino IV. 55, bei, wo
" Hercule $3 Mit der Lôwenhaut bekleidet und unter Sei«
nen Beinen ein Mo Josserh und, nebst einer geflügel-
ten Victo ria der. ganzen ‚Vorstellung des Raubes der
Proserping vorhergeht. Ob nun Hercules hier blos als
, | derRückführer der 'T'odten erscheine, und somit die Be,
deutung des, Ganzen ; auf. Tod und Unsterblichkeit gehe,
gder ob Hercules mit Bezug auf die oben IV. T'h. p.918.
4: Begebene Vorstellung zu nehmen gey , möchte , wie Wel-
oe cker meint, Sich. schwer entscheiden, lassen, ‚obschon
ls Zoëga an das Erstere dachte 3,8 Zeitschrift £alte Kunst
„ao Æe 1. p.87. und,die Beschreibung Zoëga’s von dem ganzen
..— gwgefuhrien Werke , ebendas. p. 25 ff,
310) Diodor. Sicul. IV. cap. 23. fin.
ry
nth y ‘wie. es in alter Sprache ‘gebranèkt wardis iabdnrés
die dunkele, die schwarze Quelle.» Zuvom war:es
eine Nymphe. Sie hatte der Kora helfen wollen, ward
aber dafür in die Quelle verwandelt 31). Auf einem
Basrelief im Museo. Pio- Clementino ( V. 5..und jezt bei
Millin Galerie mytholog. nr. 339.) sehen, wir diese ‚Cyane
der Ceres beistehen 42). Sie lenkt das Drochenpaar an
ihrem Wagen, ‚und hinter ihr steht die Göttin ‚mit der
Fackel vorwärts leuchtend. | Doch ig Festgebrauch war
bur die Quelle genannt. Dort versammelten sich, jähr-
lich die Syracusier, und wührend die Privatleüte kleinere
Opferthiere schlachteten, versenhtén'sie Namensde¥ Stadt
Cry eee TT > , ; joe Ln BANN
TT Pi CS aid SQ
31) Ovid, Metamorph. V. 412. ny epe equa
812) Welcker (Zeitschrift für alte Kunst. L, 4, p. 61f. nebst der
Note 80. vergl. pag. 26. Note 38.) bemerkt , dafs auf, den
bildlichen Darstellungen von dem Raube der Kora nir-
gends eine Bezeichnung des Ortes ‘sichtbar séy 5 "dafs
aber in einer aus der Mitte der Griechischèn Kunst alas
lig erwachsenen Vorstellung Sicilien. ursprünglich gemeint
seyn solle, sey nicht wahrscheinlich. Er führt hierbei die
Meinungen Heyne’s, Zo&ga’s und Foggini's, so wie die von
Visconti, derichhier gefolgtbin, an." Denn dés Ketzteren
Erklärung —.von der Nymplie'Cyane — habe, wenn
man die Werke vergleiche , nichts für sich, und beruhe
auf einer leeren (2) Verknüpfung der Figur des Hercules
mit der andern, indem dieser bei der Quelle Cyane Opfer
und Feste gestiftet habe. Man kónne wohl nur sagen,
dafs man in Rorà sich Enna gedacht labe, und és ware
nicht zu verwundern , wenn zur Ortsbezeichnung îtgendwo
eine Figur in daé alte Ganze hineingebildet wire (2). Dann
würde dér Cyàne die Atthis im Hymn. Orph. XVII. 14.
entsprechen. — Ueler dié Quelle Cyane findet man bei
Muater (Nachfichten von Neapét und Sicilien ) lesens-
werthe Notizen , unter andern auch die , dafs diese Quelle
voll ist von der bekannten Papyruspfanie, die mâh sonst
nur am Nil zu finden glaubte. ‘S. auch hierüber Dorville
Sicula LI. p. 190.
22
171
Stiere in die Tiefe , mach des Hercules Anweisung ,' der
einst: mit den Geryonsrindérn dassélbe:gethan 313), : Bg.
her bald,ein stehender, bald ein stofsender Stigt
auf den Münzen von Syracus, und auf deren Hehrieife
der mit Aehren bekrinzte Hopf der Ceres oder
Proserpina 34), Wir haben bereits oben wiederhótt
auf die Bedeutung dieser :Stieropfer ‘im Dienste der tel-
lurischen Gottheiten aufmerksam gerüchty und vérépt.
reu das Weitere bis dahin , wo wir das Resultat unserer
Erörterung geben. Hier im Hafen vor Syracus lag dénn
auch die der Proserpina-eigenthümliche'Insel Ortygis.
Zwar war ihr, wie ihrer, Mutter, die ganze Insel Sigia
lien zum Eigenthume gegeben, Boch sellte ihr Juppiter
einzelne auserwühlte Plütze dieses herrlichen Eilandes als
Morgengabe, Évaxalontipux, geschenkt haben, z. B. die
Stadt Acragas oder Agrigentum mit ihrem Gebiete. Der
Dichter Euphorion liefs ihr in demselben Sinne Thebe
schenken; Andere die Stadt Cyzicus in Kleinasien 315),
Wenn Pindarus jene Insel Ortygia der Artemis La ger
(déprror ’Aprépudos ) 346) genannt hatte, so bemerkten
313) Diodorus V. cap. 4. .
314) Eckhel D. N. V, T, I; p. 244, und Stieglitz Archäolog.
Unterhaltt. II. Th. p. 188. u Cm TE
315) Diodorus V, cap. 2, und daselbst Wesseling,
316) Es war diese Diana insbesondere Beschützerin der Insel
Ortygia, welcher sie ja auch den Namen gegeben haben
sollte , weswegen ihr zu Ehren die Syracusaner eif drei
tigiges Fest im April feierten. "Von ihrem berühmten
Tempel auf der Insel haben sich noeh einige Siulen-
liberreste erhalten , welche darum: so Wichtig sind,
als:sie vermuthlich das alleralteste Griechische Monu-
ment, das man in. Italien kennt, und von dér uralten Dos
rischen Ordnung sind ; s. Münter a. a. O. pag.'326 ff. —
Es vermuthet dieser Gelehrte ferner, dafs die in diesem
v2
GriechischerAtusleger; "dafs At temis und Pro serpi.
34 Eine Gottheit-seyen 311).. Daswar, wie bemerkt,
jm;Geiste jenes’alten Systems von Aegypten her, welche
$uch Aeschylus kagnte ,.und das Callimachus in der Hecale
‘ausdrücklich behauptiz hatte 35), - Bei Ortygia war Plut,
gpkschwuandent, Mer Raub war: auf den Auen von Eni,
CEv») ,-jestastro;Janni,-gesehéhen. Dort war de
Nabelpynkt (Cupahoz) oder die Mitte der ganzen Insel 319),
Bory flossen die reichsten Bäche, dort war die Luft vom
Mufte der Violen „und. anderer. ‚Blumen so erfüllt, (daß
gelbst die Hunde-ihre: Spürkraft vexloren. So wird un
jener Schauplatz. ‚einer, ı Haüptbegebenheit! in der: Ge.
$chichte „alter; | Religionen. beschrieben! 329), .: Auch de
48 2300811 ANETTE ous 3 wre ol
a “Tempel yerehrte Diana ^42 Synenym sey mit der Diam
UC . AuciQuves oder eiui. (in so fern sie den Gebärenden Bei.
oda stand leistet) oder auch mit der Diana, die män unter dem
A « Beinathén durera in Sicilien verelirte » wovon sich auf vie.
57 à Jen Münzen: des Agathocles ‘Spuren erhalten haben ; s.
ce Dorville Sicula, F. p. 196 ff. mit den beigefiigten Kupfer.
tafeln, welche die Ueberreste des erwihnten Tempels
darstellen, Ebendaselbst II. pag. 327. 328. coll. 461. 562,
sind viele Sicilische Münzen aufgeführt, welche die grofse
Verehrung der Diana cdrérpa (nebst dem Apollo cw.
"oloiiTie). in den: DaonischeniStüdteniSieiens-beweisén. —'
317) Scholiast. Pindari Nem; E, 3. p. 661 Heyn, |
318) S. dn Schollasténa. a. O. ^ '
7*8): DOHiie Sigla IL p.880." 07
sr man £^ us 5o RO 850 IL OO
- 14380: Dipdor, Sia. Voioap. 3.. und daselbst Wesseling." Ueber
n undeieTaufsenerdencliche.; dm das "Unglaübliche :gránzende
-noiugFrnüchtbarkei dec Gegenden um Enna';/woraus die Fabi
ERO entstanden seyn niag , dafs Ceres hier gewohnt, ‘und von
sac}/darraghoGr®chanliand libergegangel sey » 'um ihre 'l'ocl.
111 nieto zu Suislaen dixd Jie Menschen den: Ackerbau' zu lchren,
— : mus man)die Nachrichten. Müators à. a) O.: pag. 219 f.
iic vao QOBrgh p.301, nachlesen. Ueber das jétzige EB Ada (Ca
vis
Aetna mit-seiner ewigen Feuersäale ward hinein gezox
gen, dort. hatte. Ceres an dem brennenden:Hrater’ dié
Fackeln angezündet (Diodor. V. cap. 4.). Daher hatte
auch die Sikelioten zu.alererst den. Weizen als Geséheñk
der Góttinnen gehabt, . Von diesen. hatten die Athener
ihn zunüchst bellofumen, weil sie die Ceres aufs men^
schenfreundlichste. aufgenommen hatten (ebendas.). : Da&
Historische, was diesem Mythus zu Grunde liegt , dentet
derselbe Geschichtschreiber (cap. 2. mit Beziehung auf
Odyss. I. 109.) durch die Bemerkung en, dafs noch gu
seiner Zeit im Leontinischen Gebiete wild wachsender.
Weizen (zvgovg àggiovg) gefunden werde. GR
^. Diese Religionen, bemerkten wir schon zuvor, sind
mit den Saamenkirnern gewandert. Daher fügen wir
darüber^einige -Bémerkungen hier bei. Der Weizen
(oi ævgoi)'konnte also in Sicilien ohne Pflege gedeihen,
welches bei dem Boden und Clima dieser Insel sehr be.
greiflich ist. Damit stánd nun , wie wir hier sehen , die
alte Verehrung der Ceres und Proserpina in Verbin-
dung. Ob nun Saaménhorn und heiliger Dienst von
Phónicischen Pflanzern hierher gebracht worden, ver-
mügen wir nicht zu entscheiden. Wilder VVeizen und
wilde Gerste (xpi9ut) fanden sich nach Berosus (beim
Syncellus p. 20.) auch in Babylonien zwischen dem Ti-:
stro Joanni oder. Giovanni) , das auf einer ziemlich stei-,
len Anhôhe liegt, und durch die in die Felsen ausgehaue-
nen Hóhlem ( Begrübnifsplitze ), so wie durch den auf
einem Felseu gebaueten ,. berühmten Cerestempel, dessen
Ruinen man nach heut zu Tage sieht, merkwiirdig ist,
s. Dorville Sicula I. pag. 143 ff. In der Ebene, die sich
vor der Stadt gegen Sonnenuntergang hin ausbreitet, wo
Pluto die Proserpina geraubt haben soll, steht jezt eine
bedeutende Kirche welche einer grofsen Verehrung
bei den Bewohnern dieser Gegenden geniefst; s. Dorville
a. a. O.
74
gris.und Euphrat; Wilde Gérste wird auch iniBactrian
nachgewiesen, 3) , auch in Balschiaua, einer Provinz
ven:Nordindien; in Georgien; und wenn Plinius (HN,
XVI. cap. 7. p. 705.) die Gerste fiir die erste unter den
Gerealien erklärt, die von Menschen angebaut worden,
se weisen neuere.Naturforscher und Beisebeschreiber
diesem Getreide denselben VVeg zur Wanderung" aus
dem óberen Asien bis nach Attica nach, den nach andern
Daten die Religion der Ceres und Proserpina genommen
haben mufs: von Indien bis nach Phrygien und so fort
nadh Europa hinüber. Wie aber unter den Alten Stamm.
stolz und Anhänglichkeit an vaterländische Religion
bierbei sehr widersprechende Meinungen erzeugten, so
in neueren Zeiten die Hypothesensucht über den Ur.
sprung der Cultur und Civilisation. Es ist bekannt; wie
viel darüber seit Linnäus, Haller, Bailly und Buffon
vermuthet worden. In Betreff alter Meinungen, so hat
Plinius (a. a. O.) z. B. mit seinem Satze den Standpunkt
der Athenienser genommen, die den Argivern, Crétern
und Siciliern entgegen ihre Gerste zur ersten Frucht
und ihr Land zum ersten Ackerboden überhaupt mach.
ten. Ueber din Weizen der Argiver habe ich oben ein
Fragment des Geschichtschreibers Polemo mitgetheilt.
Die Cretenser behaupteten ihrerseits, ihnen habe Ce-
res zuerst den VYeizen gebracht, und auch dort weiset
Diodorus wild wachsenden VVeizen nach , worüber noch
im sechszehnten Jahrhundert nach Christi Geburt Zeug-
nisse vorliegen. Auch Attica sollte die Gerste nicht
nur, sondern auch den Weizen wild gehabt haben 322),
— So wetteiferten die ültesten Sitze des Ceresdienstes
auch um diesen Vorzug mit einander, Erwägen wir das
321) S. Theophrasti Hist. pl. IV. 5.
322) Plato Menexen. p. 238. A.
175
hole ahiter (der Wegyptischen Pilänzungen in Attica ei
nergeity,. tind auf der andern Seite die Magerkheit seines
Bodens y der fiir dén Gerstenbau mehr geeignet war, aly
fliv:dén Weiged,, so wird es selir wahrscheinlich, dafs
unter:den Eurepäischen Lindern Attica zuerst die Gerste
angebaut hat,. und dafs der Ackerbau seit der orstew
Pílanzudg dnrch den Saiter Cecrops dort mehrmaligez:
Erneueruigen bedurfte. 80 bleiben also immer die Fels
der von Rharos, wo das erste Getreide gebaut seyn.
soll 38), auch dem Historiher ein heiliger Boden; und
höchst, merkwürdig imder Geschichte der Europäischen
Menschheit 32), d
Von den Früchten gehen wir zu den Blumen fort.
Dafs hierin viel Bedeutendes niedergelegt war für den
tieferen Sinn des ganzen Cerealischen Dienstes, davon
hann sich jeder Unbefangene durch den Anfang des Ho-
merischen Hymnus auf die Ceres überzeugen. WVie alt
auch diese Symbolik gewesen, beweiset die Stelle des,
Pausanias deutlich (IX. 31. fin.) : «Pamphos der Thes-
pier sagt, nicht durch Violen, sondern durch Narcissen
sey Kore getüuscht worden beim Haube, als sie Blumen
las». Also von einer Blume der Täuschung: war bei
dieser Geschichte wieder die Rede. Auch der Homeride
läfst diese Blume ganz besonders hervortreten; doch
323) Eausanias I. 38. Ruhnkenius ad Homeri Hymn. in Cer,
vs. 96. 450. 480.
324) Vergl. Joh. Beckmanns inhalísreiche Anmerkung zu
Aristotelis Mirabil. auscult. cap. 83. p. 169, in welchem
Capitel der sogenannte Aristoteles die Sicilischen Sagen:
übereinstimmend mit Diodorus erzählt; Heyne Origg.
panificii in den Opuscc. academm. I. pag. 330. 355 seqq.
und jezt Dureau de la Malle sur l'origine des plantes
céréales (cf. Malte-Brun Annales des Voyages etc.
T. X. p. 324 sqq.).
70
nénnt er auch Rosen, Safran. und die im Sicilischeén MH
thus ausgezeichneten Violen , Schwertél ;, auchdie von den,
Griechen so genannten :Hyacinthen. . Eine Blume dieser
letzteren Árt, mit den Trauerzügen AI bezeichnet und
Mosmosandalon genannt, sahen wir obén im Dienste der.
tellurisches Ceres zu Hermione bei den Argivern aus.
gewählt, um das Klagefest zu schmücken 3%), Das war
also.die Hlageblume, so wie die Narcisse die Blume des
Truges, die Erde und Himmel erfreut durch Duft und
Anblick, und wie die mythische Beschreibung beim Ho.
meeriden weiter lautet. Da ich über diese Blume, über
den Mythus ihrer Entstehung , über die vielfachen VYen.
dungen, welche derselbe erlitt, so wie über die ganze
Péutung , mich bereits oben (IIL Th. p. 548 ff.) erklirt,
#6 will ich hier nur zunächst in Beziehung auf diese
Stelle bemerken, dafs die Hauptzüge sich indessen doch
gleich bleiben , und diese sind (wie schon das Fragment
des Pamphus und die Homerische Stélle Iliad. TI. 408,
beweisen) aus den Mysterien der Ceres von Bóotien und
Attica entlehnt. ^ Der gerade, natürliche Sinn wird bald
entdecken, dafs der Sohn des Flufsgottes an der
Quelle, deren Spiegel sein Bild zurückwirft, nach
dem er sich liebend sehnet, in welchem Schauen und
Sehnen er sich selber verlieret, so dafs er mehr und
mehr herab gezogen wird in die feuchte Tiefe, aus
welcher nun, wie aus dem Kelche, die táuschende
Blume, die betdubende Blume aufsteigt — dals
dieser Narcissus und die von ihm benannte Blume in das.
selbe Gebiet der Mysterienlehre gehôren, in welchem
wir oben den Dionysusspiegel gefunden haben, der uns
durch unser eigenes Bild schmeichelt, und die Lust er.
regt, zu dieser niederen, feuchten Unterwelt herab zu
325) Pausanias II. cap. 35. $. 4. vergl. Schneider im Wörter.
buch über diese Blume.
177
steigen, in jenes Gebiet, wo wir den Becher gefundeu
haben, welcher uns in den Rausch der Sinne stürzt, dafs
wir unserer selbst vergessen, und herabfallen aus dem
Orte der Gótter.
So war auch jener Blumenreiz beim Haube der Pro-
serpina von Bedeutung 3%), aber natürlich von einer
vérschiedenen ; und nun werden wir wohl darauf achten,
wenn der spitere Clemens (Alexandr. Protrept. pag. 14
Potter.) uns zuruft: Willst du auch, dafs ich dir von
dem Blumenlesen (&rSoh6y:0) der Pherephatta erzähle
und von dem Korbe und dem Haube des Aidoneus und
von dem Erdschlunde und wie des Eubuleus Schweine
mit den beiden Góttinnen zugleich verschlungen worden?
— Man sieht, wie hier in der Geheimlehre die Sage
andere Wendungen nahm. Hier werden beide Góttin«
nen vom Hades verschlungen und Schweine des Eubu-
826) Auch Siekler (Homers Hymnus an Demeter: p, 85.) hat
mit einem tadelnden Blick auf Ignarra und die andern Er-
klärer des Homerischen Hymnus an Ceres , welche in der
Schilderung des Blumenlesens und der Blumen selbst
(vs. 6 fF. a. a. O.) einen Beweis für die spätere A bfassung
dieses Hymnus finden wollten, und das Ganze für eine
dem Homerischen Zeitalter höchst unwürdige Spielerei
erklärten, zu zeigen sich bemüht, wie dieser Zug des
Gedichts nothwendig zum Ganzen gehöre, und wie die
hier aufgezählten Blumen eine Hieroglyphik enthalten ,
welche zu einer näheren Bezeichnung der Persephone als
einer den Saamen entwickelnden, bildenden
und auflôsenden Kraft nothwendig dienten. Diese
Beziehunx suchter nun , indem er die Namen der dort ges
nannten Blumen in die Ursprache ; welcher dieser Mythus
angegüre (d.i. in die Semitische ) , auflóst, aufcine scharf-
sinnige Weise zu entdecken. Was jedoch die Richtigkeit
der hier aufgestellten Etymologien betrifft, so will ich
das Urtheil darüber Kennern der Orientalischen Sprache
überlassen,
1s
12
176
leus 37) mit ihnen, Dieser Namé war in den alt - Att.
schen Religionen vor einem der drei grofsen Vüter
gebraucht, wozu auch Dionysus gehörte (s. oben II, Th,
p-338.). Letzterer hiefs oft selbst auch Eubuleus. Ihm
war ja auch das Schweinopfer geweiht nach Aegyptisch.
Attischem Gebrauche, wie der Isis- Ceres , welcher auch
in Aegypten trächtige Schweine geopfert wurden. Zum
Andenken der Ceres und Proserpina tiefsen die Büotier
am Jahresfeste kleine Schweine in die unterirdischen
Capellen laufen, von denen das Volk wissen wollte , Sie
kämen im nächsten Jahre auf den Weiden von Dodona
wieder zum Vorschein 3), Also am alten Aegyptischen
Orakelorte, wo zuerst nach den grofsen Fluthen Am.
mon, der Widder und der Stier, aufgestiegen, dort
sollen auch alle Jahre nach der Winterfluth die Schweine
wieder hommen, Noch sehen wir auf einem der alten
Thierkreise von Dendéra , zwischen dem Bilde der Fi.
sche und dem des Widders und Stieres, einen
Mann, der ein kleines Schwein trägt. Ein deutliches
Zeichen gleicher Schweineopfer der Aegyptier in
Bezug auf Sommer und Winter.
Hierbei unterbrechen wir unsere Ideenreihe auf ei.
nen Augenblick, um auf die Cerealien in Rom und
zunächst auf ein Kuhopfer einen Blick zu werfen, Diese
Feste fallen in den Monat April, der einen Cyclus von
Festen enthielt, welche alle auf Jahressegen Beziehung
hatten; ‚Bei der dortigen Ceresfeier selbst mufs die ôf.
fentliche von. der mysteriösen unterschieden werden,
327) EJ Boviavs ist auch Bruder des Triptolemus, in Be.
zug auf den guten Rath und Geist, der sich mit dem
Ackerbau verbindet; s. Pausan. I. 44, und Welcker Zeit
schrift f. a. K. I. 4. p. 113. Not. 24.
328) Pausanias 1X. 8, init. Clemens Alexandr. a. a. O.
179
Jene begann mit der ersten Hälfte des Monats, und Ovi-
dius in den Fasten (IV. 393.) erwähnt Cerealischer Spiele
auf den Tag vor den Iden des April (gewöhnlich auf den
12. April reducirt). Diese Feier dauerte bis zum 13. vor
den Kal. Maj. (gewóhnlich zu unserm 19. April bestimmt).
Auf den 17. vor den Hal. Maj., den dreizehnten Tag nach
den Idus (gewóhnlieh der 15. April genannt), fiel das
Fest der Fordicidia ein, auch Fordicalia genannt
oder Hordicalia in der ülteren Sprache. Es hatte von
der trüchtigen Kuh (horda, forda) den Namen, welche
die Pontifices an diesem Tage opferten. Sie wurde der
Erde (Tellus) oder der Ceres gebracht, welche hier
offenbar identificirt wurde 32). Die trichtige Kuh war
ein Bild der mit Früchten schwangeren Erde, und ihr
Opfer sollte ein Unterpfand des nun zu erwartenden Jah-
ressegens seyn (Ovid. a. a. O.). Ein grofser Ueberflufs
an Blumen ward als ein gutes Vorzeichen angesehen,
Daher an diesem Tage die Oberpriester sich ins Theater
begaben, und auf das versammelte Volk herab Blumen
streueten. Das Huhopfer ward vor der Stadt nach be-
stimmten Stationen gebracht (Joh. Lydus a. a. O.). Es
329) Ersteres sagt Ovidius Fast. IV. 629 seqq.; letzteres
Johannes Lydus de menss. (April. p. 97. vgl. eben-
das. pag. 32.). Ueber das Wort s. Varro de R. R. V. 8.
und daselbst Schneider, vergl. Krebs zu Ovid. Fast. a.
a. O. Johannes der Lydier (a.a. O.) nennt das Fest
Popdiud\a , wie auf dem Rande richtig corrigirt ist; alte
Glossarien haben Ousius ä'yaÿjaovos Boës. Den Tag bestim«
men alte Calendaria auf den 17ten vor den Kal. Mg. (8.
Foggini ad Fastos Praenestinos Tom. LV. p.346ed.Steton.
Wolf.) , und so auch der Philadelphier Johannes a.a. O.
Ueber die nachfolgenden Festtage der Ceres vergl. Ovid.
Fast. IV. 679. und über das Folgende ebendas. vs. 713.
721. und Joh. Lydus p. 98 8q.; tiber den Tag der Palilien
Foggini a. a. O.
folgten am 19. April die Ritterspiele im Circus zu Ehren
der Ceres, und damit, scheint es, endigten sich die Ce.
realien. Mit dem 20. April trat die Sonne in das Zeichen
des Stieres, mit dem 21. wurden die Palilien und Roms
Stiftungstag gefeiert (s. oben II. Th. p. 998 £.).
Ich habe dieses Letztere absichtlich hinzu gefügt,
um auch hier wieder zu zeigen, wie auch der alte Rg.
mer in der Bestimmung und Begehung dieser grofsen
Jahresperiode, so wie in der Verbindung, worin er sie
mit seiner Vaterstadt dachte, sich vóllig in dem Sinne
und Geiste der ganzen Vorwelt hielt; worüber wir schon
so oft zu reden Gelegenheit hatten. Um so weniger ist
es hier nüthig, àn das Opfer von Rindern in Aegypti-
schen und Griechischen Isis- und Ceresfesten aufs neué
Zu erinnern.
Sehr viel reden nun die Römischen Schriftsteller
noch von einer geheimen Feier, Sacrum Cereris genannt,
ohne dafs wir doch urkundlich wüfsten, wann sie eigent.
lich gehalten worden, und ob sie sich an jene Cereali-
sche Festperiode anschlofs. Neuere Antiquarier, wie
Z. B. Perottus und Bóttiger, halten die Feier der Bona
Dea, die auf den ersten Mai fiel, für das bei den R3.
mern, was dem Griechen die Thesmophorien waren , und
der Letztere nimmt den Römischen Bonus Eventus für
den Griechischen Triptolemus (Vasengem. I. 2. p. 212),
Dann miifsten wir eine wesentliche Veränderung in der
Festperiode annehmen, denn die Attischen Thesmopho.
rien waren ein Saatfest, und fielen in den October —
Wovogp im Verfolg das Nähere. Allein es zeigt sich an
verschiedenen Orten grofse Verschiedenheit in der Fest.
zeit der Thesmophorien. Die Sicilier z. B. feierten
ein Éest der Ceres, welches mit dem genannten Atti.
schen die grüfseste Aehnlichkeit hat, in den Anfangs.
tagen der Saat, das Fest der Proserpina aber, wenn sie
i 80
131
reif war 33); und so finden wir andere Abweichungen
in der Zeit mehrere 9!) Mithin hátten auch die Bómer
im Wesentlichen dasselbe Fest zur Zeit der Sotumersaat
oder spüter feiern hànnen. Die geheime Ceresfeier zu
Hom war, wie in Griechenland, ein Fest der verheira-
theten Frauen, und zeigt in Mehrerem denselben Cha-
rahter, den wir unten hürzlich von den Attischen Thes-
mopborieu bemerhen werden, z. B. eine Art von Ent-
haltsamkeit und sogenannte nüchterne Opfer (vagddia,
ohne Wein). Auch bemerken die Alten davon, dasFest
werde nach der Griechen Weise gefeiert. Sie leiten es
auch von.ihnen her, und Dionysius von Halicarnafs (I.
33. p. 86 Reisk.) legt der Arcadischen Colonie des Evan-
der schon die Stiftung desselben bei. Dals diese Grie-
chische Feier (Graeca Sacra), wie die Alten sie häufig
benennen 3%), zu jenen Cerealien im April mit gehört,
ist auf der andern Seite wieder deswegen wahrschein-
lich, weil aus Ovidius (Fast. IV. 393. 466.) deutlich
hervorgeht, dafs jene Cerealien, wenigstens ihrem my-
stischen Theile nach, sich auf die Leiden der Ceres
über den Raub der Proserpina bezogen 33). Hingen also
die Festgebräuche der Bona Dea nicht zusammen mit der
Ceresfeier im April, so hatten sie mit den Griechischon
330) Diodor. V. 4. Welcker (Zeitschrift f. a. K. I. 1. p. 21.
Not. 31.) vermuthet, dafs Diodorus unter der Saatzeit
die Frühlingszeit verstehe; und dies sey dann von
der Demetereu'xAoos oder x À dy zu verstehen , wel-
cher man Grünes oder , wie zu Athen, einen Schaafbock
opferte,
331) Vergl. Corsini Fasti Attici II. p. 341.
332) Cicero pro Balb. cap. 24. de Legg. II. 9. in Verr. II. 5.
cap. 72.
333) Vergl. F. C. Matthia über Livius XXII. cap. 56.
pag. 21 f.
i
Thesmophorien nichts gemein. Wenn wir indessen auf
die ültesten Begriffe von der Samothracischen Ceres se.
hen, so hónnte sie mit der Bona Dea gar wohl ein Fest
‘gemeinschaftlich gehabt haben 3).
$ 17
Fortsetzung.
Ich kehre zur Geschichte des Raubes der Kora
zurück, undzwar zunüchst nach Sicilien. Auch dort,
wie in Büotien, werden Schweine in dieser Beziehung
genannt; aber wieder in einem andern Sinne. Sie hatten
die Spur der entführten Proserpina zertreten, dafs Ce.
res die Fufstritte nicht wahrnahm 35), Wir übergehen,
Vieles , womit die Dichter, zumal spätere, nun noch. die |
Geschichte des Raubes ausschmiicken 33%), um noch auf
334) Vergl. Hüllmann de Origine Damii, Bonnae 1818,
pag. 9 sqq.
835) Ovid. Fast. IV. 466.
836) Ich mufs deshalb meine Leser auf die gehaltvolle Ab.
handlung meines Freundes F. G. Welcker ,,der Raub
der Kora‘ (Zeitschrift fir Geschichte der alten Kunst
I. 1. pag. 1 — 95.) verweisen, wo dieser ganze Mythus
vollständig abgehandelt, der ganze Kreis von Kunstwer-
ken, welche dahin fallen, genau nachgewiesen , und zum
Theil nach Zoëga’s Papieren , mit des Verfassers eigenen
Bemerkungen , beschrieben ist (p. 19 — 55.). Indem der
Verfasser von Homerus ausgeht, in dessen gröfseren Ges
dichten jener Raub nicht ausdrücklich vorkomme , jedoch
nach vielen Spuren als dem Homerus bekannt vorausge-
setzt werden müsse, bahnt er sich mit Bemerkung der
Hesiodeischen Stelle (Theogon. 906.) , wo bereits dieser
Raub ausdrücklich vorkommt, den Weg zu einer aus.
führlichen Auseinandersetzung desselben nach dem Ho-
merischen Hymnus auf Ceres , welche mit trefflichen Er-
órterungen begleitet ist, von denen wir schon einigemal
Gebrauch gemacht und zum Öfteren noch in der Folge
82
183
einiges Wesentliche gu merken. Sicilien verehrte neben
der Ceres und ihrer Tochter auch die Venus auf eine
machen werden. Ueber die allgemeine Bedeutung. des
Ganzen erklärt er sich pag. 19 ff. Die Tochter der nah-
rungsprossenden, gelbgelockten Ceres, sagt er, ist ei-
gentlich Wachsthum , Pfanzenreich überhaupt, vorzüg-
lich Frühling, Blüthe, welche im Winter in das Unsicht-
bare verschlungen wird, Oder mehr geistig und im my-
stischen Sinne der Alten sey Kora die in die Tiefe zurück
getretene Triebkraft der Demeter, wie andererseits die
Aehren der Demeter auch ihrangehórten. Leichtsey dann,
nachher (?) dem Raub und der Wiederkehr der Proserpina
eine andere neue (?) Bedeutung , die Beziehung auf Un -
eterblichkeit, beigelegt worden, und dieser zweite
Sinn scheine in den Eleusinien den früheren grofsentheils
verschlungen zu haben , auch ohne Zweifel der vorherr-
schende in den bildlichen Darstellungen auf Sarkophagen
gewesen zu seyn ( pag. 24. 25.). — Von dem physischen.
Standpunkte gehen auch die mit vieler Consequenz darch-
geführten Untersuchungen Sicklers im Hymnus an Deme-
ter aus. Denn dieser Hymnus, sagt er, sey seinem &us-
seren Zwecke nach ein Naturgedicht, worin zwei Natur-
krüfte personificirt werden. Die Hau pt- oder Licht-
(Mutter -) Kraft der Erde, von der alles Wachsthum-
abhingig sey — Ceres; und die untergeordnete
(Tochter-) Kraft, eine von jener ersteren ausgehende
Saamenkraft, welche zur Bildung des Saamens wirkt
— Proserpina; beides Krüfte, die nur mit einander
verbunden und nicht von einander getrennt wirken kón-
nen (p.421). Dafs jedoch dem Ganzen ein höherer Sinn
unterliege , scheint Herr Sickler, nach einer Bemerkung.
p. 127. zu Vers 266, ebenfalls in gewisser Hinsicht anzu-
nehmen ; nur hater denselben bei Erklärung des Home-
rischen Hymnus nicht weiter berücksichtigt, indem er
hier blos die oben angeführte physische Bedeutung durch-
zuführen, und alle Personen, Attribute u. s. w., die in.
jenem Hymnus vorkommen , darauf mittelst gewisser Se-
mitischer Sprachwurzeln zurückzuführen und auszudeuten
versucht hat. — Istaber diese Allegorie, wie nicht zu zwei-
fein , aus origineller Anschauung der Natur und des Geistes
P
184
ausgezeichnete Weise; auch die Diana vorzüglich noch
und die Minerva. Dafs die Syracusische Insel nament.
lich der Diana zugeeignet ward, ist oben bemerkt wor.
den. Minerva hatte besonders Himera als Eigenthum,
wie auch die Münzen dieser Stadt bei Paruta (tab..g3)
beweisen. Minerva und Diana sind als Jungfrauen der
Jungfrau Kora beigesellt. Sie lesen mit ihr Blumen,
und weben dem Vater Juppiter gemeinschaftlich ‚einen
Peplus 357). Beide waren auch bei dem Raube ihrer
Schwester gesenwürtig, nach dem Homerischen Hymnus
auf Ceres (vs. 424.). Claudianus (de raptu Proserp. I.
227) fügt noch die Venus hinzu. Diese hatte, um die
Proserpina desto besser zu tüuschen, noch die Minerva
und Diana zu Hülfe gerufen. Einen ühnlichen Gedanken
hatte vermuthlich der Orphiker (Argonaut. vs. 1195 fT),
wenn er sagt: Persephone sey von ihren Schwestern be.
trogen worden beim Blumenlesen, als Pluteus das Mid.
chen überwältigt habe. Ich will nicht dabei verweilen,
dafs die Griechen in der Venus schon dem Namen nach
(Hagpia von àáná$o) eine Täuscherin suchten 35),
geboren, so hatte sie anch gleich alle ihre Beziehungen
bei sich, Man sollte also keine verabsiumen , und jene
Unterscheidungen von n eu und alt Leuten überlassen,
deren Loos es ist, immer und ewig an der Schaale zu nagen,
837) Diodor. V. 3. und daselbst Wesseling.
838) Stephani Thes. L. gr. I. pag. 1878. Welcker a. o. a. O.
p. 81. hált diese Angabe von der Venus, welche Minerva
und Diana herbeiruft, für blofse dichterischeSpie-
lerei, worauf nicht so viel Gewicht zu legen sey, Im
Roman müsse ja Venus immer vorangehen, wie auch bei
der Geschichte des Paris derFall ist u.s.w. Der einsichts-
volle Leser wird jedoch , wie ich hoffe, nach dem hier
Bemerkten bald selbst sich überzeugen kónnen , ob diese
ganze Dichtung blos ein Spiel des Witzes sinnreicher
Poeten ist, oder ob sie im Geiste tiefsinniger Allegorie
erdacht, nicht mit zur Vollstándigkeit der ganzen Allego-
185
Nach allem Bisherigen bedarf es keiner gezwungenen
Etymologie, um auch hier wieder die uns nun bekann-
ten Bilder von einer kosmischen Täuschung zu erkennen,
von einem Truge der Sinne, der aufsteigt und zerrinnt
beim Wechsel zwischen Tod und Leben. Auch hier wes
ben wieder Proserpina , Diana und Minerva ihrem Vater
Juppiter seinen Peplus. Was dieses Bild in der Hosmo-
logie:sagen wollte, haben wir oben aus Phereeydes ge-
lernt. Abér die Volkspoesie hatte sich dieser Bilder zu-
gleich so bemüchtigt, und sie im Sinne des natürlichen
Lebens so schün zu halten gewufst, dafs sie auch denje-
nigen ganz befriedigen konnten, der nun nichts weiter
davon wufste oder wissen wollte. Diese ôffentliche Poe-
sie hielt denn auch jene Trennung recht fest, wonaeh
Proserpina, Diana und Venus als wesentlich verschie-
dene Gottbeiten erschienen. Der öffentliche Tempel»
dienst forderte auch diese Trennung. Die Erkenntnifs
der Einheit stammte aus den älteren Religionen des
Morgenlandes, wie bisher schon bemerklich war, und
sich im Verfolg noch mehr ergeben wird, wenn nud
auch Venus-Proserpina- Diana sich in der Minerva auf-
lösen wird. Hier will ich nur noch bemerken, dafs je-
nem Mythus zufolge auch in Kunstdenkmalen, die den
Raub der Proserpina. darstellen , Minerva vorkommt,
rie gehóre. Auch hat Welcker selber die Verbindung
der Athene ünd Artemis mit Proserpina nach Stellen der
Alten und Kunstwerken nachgewiesen (I. 1. p. 77 — 79
sieh. weiter unten), ja er setzt selber die Vereinigung der
Venus, welche auf den Denkmilern des Raubes der Pro-
serpina nicht selten vorkomme , mit Athene und Artemis
in ein sehr hohes Alterthum, was man aus einer
Vorstellung am Altar und 'l'odtenkasten des Amycläus
( Pausan. LIL. 49. 4.) folgera künne, wo diese drei Gót-
tinnen vereint den Hyacinthus und die Polybóa in den
Himmel führen.
Be
wie auf dem oben bemerkten Basrelief im Museo Pio.
Clementino , und so auch auf dem aus Zoéga entlehnten,
das auf unserer Tafel XII. copirt worden ist.
Dafs Proserpina und Ceres auf Denhmalen der ihrem
Dienste ganz ergebenen Insel Sicilien häufig vorkommen
werden, läfst sich schon im voraus erwarten 39). Es ge.
nüge hier Einiges davon auszuheben, zum Theil mit Be.
ziehung auf unsere Tafel V. Einen Kopf mit Aehren,
zuweilen auch wohl mit einem Diadem, zwischen vier
Fischen bemerken wir oft auf Münzen von Syracus bei
Paruta, Gefsner und Andern. In neuerer Zeit hat Jo.
seph Eckhel (Syllog. I. tab. 2.) drei der Art bekannt ge-
macht, die gewóhnlich numi Panormitani heifsen, und
gwar mit Punischer Schrift. Den Kopf hilt er für einen
Cereskopf (p. 20 sq). Dafs auf andern Miinzen sonst
ganz ähnliche Köpfe der Proserpina angehören, läfst
sich schon wegen des jugendlichen Ansehens nicht be.
zweifeln. Auch haben mehrere solcher Köpfe den Na-
men Hora beigeschrieben, wie auf unserer Tafel V. nr. 8.
Mehrere weiset Eckhel nach (D. N. V. I. p.261). Eine
seltene Münze von Syracus verdient Auszeichnung, und
ich will kürzlich das Nóthige davon sagen, weil sie in
einer wenig bekannt gewordenen Abhandlung beschrie.
ben ist. Zugleich giebt dies vielleicht Gelegenheit , ci-
nen Wunsch erfüllt zu sehen, den ich dabei nicht unter.
drücken kann, dafs doch ein Kenner ihre Aechtheit
über alle Zweifel erheben möchte, Die Münze ist in
339) Nicht blos die Sicilischen Münzen, sondern auch die
ganze Reihe der Kleinasiatischen Stidte zeigen auf ihren
Münzen Vorstellungen aus diesem Kreise (vergl. oben
IV. Th. p. 69.), insbesondere solche » die sich auf den
Raub der Proserpina beziehen. Welcker (a. a. O. E 1,
pag. 92.) hat sie nach Rasche aufgeführt und in künstleri-
scher Hinsicht beurtheilt, S. auch Stieglitz Archäolog.
Unterhaltt, II. p. 186,
36
157
Grofserz, und zeigt auf der Vorderseite einen treff-
lichen Kopf der Proserpina, mit Aehren oder mit einem
Halme und dessen Blättern bekränzt, auch mit einem
Ohrgehänge geschmückt. Ihn umgeben vier Fische, Hin-
ter dem Nacken sieht man eine kleine Muschel. Diese
Seite hat die Inschrift ZTAKOZIQN mit Auslassung des P.
Die Kehrseite zeigt eine auf Spolien sitzende weibliche
Figur, in der Rechten ein Füllhorn und einen Ast mit
Früchten haltend ; mit der linken Hand giefst sie aus
einer Patera anf einen Altar, den ein Encarpus schmiickt
und worauf ein Feuer lodert, ein Trankopfer aus. Die
Miinze befindet sich in der Sammlung des Professors
Veesenmeyer zu Ulm, welcher sie gelehrt erläutert
hat 34), Schliger hat im Numophylacium Burckhardia-
num (1. p. 5. nr. 19.) eine ühnliche Syracusische Münze
beschrieben. Doch fehlt darauf die Muschel und der Ast
mit Früchten.
Uns mdgen diese Seeattribute , Muschel, Delphin,
Fische , Schilfkränze, Seekrebse, die wir mit der Pro-
serpina, wie mit der Diana auf Denkmalen verbunden
sehen, wieder an die innige Verwandtschaft, ja Identität
beider Gottheiten erinnern. Zwar zunächst weisen uns
jene Seethiere und Muscheln auf das Eiland hin, das
yon der See einen Theil seines Reichthums hatte, und
auf jene Seeherrschaft von Syracus und andern Sicilischen
Städten; und wir wollen auch in jenen Attributen der
Diana und Proserpina jezt weiter nichts suchen. Daraus
aber, dafs eine wie die andere sie hat, und daís die
Insel Sicilien beiden zugeeignet wird, nehmen wir den
natürlichen Anlafs, überhaupt von der Verwandtschaft
zu sprechen, welche diese zwei Góttinnen so innig ver-
840) S. Commentatio numismatioa de antiquo numo Syracu-
sano , Ulmae 1803. 4.
167:
bindet. Beide gehüren der feuchten Tiefe an, beide
der feuchten Spháre des Mondes in allen den Begrif.
fen, die damit zusammenhängen 34); und als Mong
selber fliefsen beide in Ein Wesen zusammen. Jede ist
Mond, sowohl als Urheberin dieses Lebens im Leibe » Wie
auch als Auflóserin des Lebens. «Die Erde giebt, sagt
Plutarchus 37), der Sonne und dem Monde nichts , son.
dern sie giebt nach dem Tode der Geschöpfe wieder zul
riick , was sie zur Zeugung empfangen hat. | Die Sonne
empfingt nichts, nimmt aber den Geist, den sie giebt,
wieder. Der Mond empfängt und giebt, setzt zusam.
men und trennt, nach verschiedenen Krüften, von de.
nen diejenige Ilithyia genannt wird, die zusammen.
setzt; Artemis die, welchetrennt». — Also Dia.
na-Luna setzt Leben und Leiber zusammen, und trennt
sie wieder. Beides ist auch der Proserpina Geschäft,
Sie spinnet als Venus oder Parce den Faden dieses Le.
bens (vergl. aben IL Th. pag. 118 ff), sie webet als Li.
bera das Gewand dieses Leibes. Als Libitina nimmt sie
aber auch die Leichen auf, und als Proserpina waltet sic
über die abgeschiedenen Seelen. Aber auch Cere 8,
die Mutter, tritt in diesen Eigenschaften hinzu. Wie
sie einerseits die Kindernährerin (*ovpgovpó$os; vergl,
MM
911) An diesen Begriff der Ceres, als Mond in allen seinen
Beziehungen, miufs auch bei der Erklärung des Wortes
Ceriti gedacht werden, welches Römische Dichter zu«
weilen für furiosi, Wahnsinnige, Tolle, nehmen,
Daher sagt Nonius I. 213. ,,Cerriti et larvati, male
sani aut Cereris ira aut larvarunr incursatione animo
vexati‘“ ; s. Keuchenius ad Serenum Samonicum de me-
dicina VII. vs. 97. p. 24 ed. Ackermann. und dort die Ho«
razische Stelle Sat. II. 3. vs. 2/8.
842) de facie in arbe Lunae p. 915. p. 827 Wyitenb, nach des-
sen Verbesserungen dieser Stelle.
„af
139
ohen: II, Th. p. 161. Not.) und Amme ist, und die Nih-
rin und Erhalterin des Leibes; so trennet sie anderer-
seits auch wieder Leib und Seele. Beides als Erde ge-
dacht. Diese Begriffe alter Religion sind in folgender
Stelle des Plutarchus (a. a. O. pag. 817 sqq. nach Wyt-
tenbachs Herstellungen) so aufgefafst: «Die Erde giebt
den Hürper (v0 séua), der Mond giebt die Seele («iv
QvyX»); den Geist (Tov voiv) giebt die Sonne bei der
Zeugung. VVir erleiden einen zweifachen Tod. Der
cine Tod, den der Mensch stirbt. macht ihn zu zwei
aus dreien (aus Hürper, Seele, Geist); der andere zu
Einem aus Zweien. Der eine Tod (auf Erden) er-
folgt im Gebiete der Ceres (Demeter). Daher heifst das
Eingeweihtwerden (in ihre Mysterien) <ekeiv, wie das
Sterben veAevráv , und T odte nannten die Athener von
Alters her Demetrische (Azuzvgíovg). Der Tod
im Monde ist der Persephone unterworfen. Der Ge-
fährte der Demeter ist Hermes chthonius (der telluri-
sche Hermes). Der Genosse der Persephone ist der
himmlische Hermes. Eslösetaber Demeter die Seele
vom Körper geschwind und gewaltsam; den Geist
von der Seele lóset diePersephone sanft und in län-
geren Zeitráumen. Letztere heifst die Eingeborne (po-
yoy£v(c) , denn der bessere Theil des Menschen, den sie
befreiet, wird Eins (&óro»v) durch sie». — So weit
Plutarchus. Es wird hierbei Niemand die Neigung ver-
kennen, alte Heligionsbegriffe auch durch Wort und
Sprache zu rechtfertigen. Die Etymologien lassen wir
auf sich beruhen. -Aber Nachrichten, wie z. B.
die von der alt- Attischen Benennung der Todten nach
der Ceres, sind desto schitzbarer. Die ganze Ideen-
folge ist ohne Frage urkundlich und alt; z. B. jener Erd-
hermes und himinlische Hermes sind ganz Anubis und
Thoth als Begleiter der Isis, wie sie- die Pelasger aus
Aegypten empfangen hatten; und so bedarf auch das
4
Uebrige, nach allem Bisherigen, keiner Rechtfertigungen,
Jezt will ich nur vorliufig das Eine andeuten, das im
Verfolg deutlicher werden wird.
Ceres, heifst es hier, trennet Seele und Leiß
schnell und gewaltsam. Die stürmende Eile und
das Schwert hatte auch Lycophron der Ceres beigelegt
(vs. 153.). Er nennt sie Sovgia und $$zgópoc, wobei
die Griechischen Erklürer bemerken (p. 414 ed. Müller);
«Ceres heifst so, weil sie gegen den Menschen
Krieg führet, und uns im Sturme, wie mit
dem Schwerte wegmübhet. Daher habe ihr Bild
bei den Bôotiern auch ein Schwert (£igoc)». So haben
wir also eine Schwertträgerin Ceres bei den Büotiern,
Mit Recht hat ein gelehrter Ausleger schon in Bezug auf
die Ceres mit dem goldenen Schwerte (xpvoudpor)
im Homerischen Hymnus auf Ceres (vs. 4.) diese Stelle
geltend gemacht (s. oben IV.Th. p.65 — 67.). Demselben
verdanken wir auch die Belehrung, dafs die Sicilier
eine kriegerische Ceres gekannt haben müssen. Auf den
alten Münzen dieses Landes, besonders von Agrigent und
Leontini, sieht man sie mit dem Spiefse bewaffnet, wo-
bei also an Ackergerüth und Sichel eben so wenig zu
denken ist, als in den Stellen der angeführten Dich.
ter 35), — Wir wissen nun schon aus dem Vorher.
gehenden, dafs ihr das goldene Schwert auch als Perseis
zukommt, d.h. als einer Mondsfrau, die für den
Sonnensaamen die Erde eröffnet, wie Dschemschid mit
dem goldenen Schwerte, die den Erdstier ersticht, aus
welchem die Fülle der guten Gaben quillt, wie auch die
Romer die trichtige Kuh (forda) als ein Bild der
Erde schlachteten. VYir wissen aber auch, und das
343) S. Mitscherlich ad Homeri Hymn, in Cer, a. a. 0,
p. 103 — 107.
90
201
wird noch deutlicher werden, dafs der die Erde spal-
tende Dolch auch wieder das trennende Todesschwert
ist, so wie das Stieropfer ein Vorbild jedes Todes. Aber
wir können es auch gern gestatten, dafs Ceres auf Mün-
zen nur die Sichel habe. Die Wiirgerin bleibt sie
doch, und die Todten heifsen doch Demetrier. Die
Sichel, womit das Getreide gemäht wird, die Sichel,
womit die alten Frauen zu Hermione die Kühe der Ceres
und Proserpina opfern (s. oben IV. Th. p.39.) — und
das Messer der Parce, das den Lebensfaden abschnei-
det, sind darum doch durch eineinnere Verwan dt-
schaft verbunden, wenn sie auch nicht jeder Numis-
matiker sieht, nicht jeder Kritiker aufspürt 344),
Also auch als Urheberin des Todes ist Ceres der
Proserpina Mutter, Erde und Mond trennen ‚und lösen
auf, Esistbehannt, dafs nach einer Ansicht das Suchen
der Ceres nach der T'ochter auch auf die Erde bezogen
werd, welche das Licht des Mondes sucht. Unter den
Stüdten Siciliens, wo Ceres die Tochter suchte, wird,
auch Camarina genannt. Diese Stadt sollte von dem
Monde (Kamar) ihren Namen haben 55). — In derselben
Insel lag auch Gela, die Glanzstadt, die Stadt der
344) Ungeachtet der hier gelieferten inneren Beweise glaubt
Welcker (a, a. O. p. 64. Not, 79.) , da(s die Vermischung
der Sichel mit dem Messer der Parcen noch sehr unge~
wifs bleibe. Ich überlasse es der Einsicht meiner Leser,
ob nach allem oben Gesagten wirklich diese Vermischung
noch ungewifs bleiben kann. - Man vergleiche auch Sick-
lers Hymnus an Demeter pag. 73 ff. — Von der Sichel
der Ceres sollte die alte Stadt D repanum in Sicilien,
das heutige Trapani, den Namen erhalten haben, weil
hier Ceres beim Suchen ihrer Tochter die Sichel wegge-
worfen habe; s, Münter Nachrichten Uu. $. W, pag. 225
und 226.
345) S. Eckhel Doctr. Num. Vet, p. 14.
192
Sonne und des Mondes, und Gelon war in Sieilie
ein erlauchter Name. Also auch hier wieder, um nicht.
mehrere Beispiele zu sammeln, Mondsstádte und Son.
nenhünige; mit Einem VWorte, auch hier dieselben Re.
ligionsbegriffe, die wir der ganzen Vorwelt gemeinschaft i
lich finden.
Nun bemerken wir noch mit Wenigem, auf welche
YVeise Ceres die Tochter suchte. Darüber hónnen wir
kürzer seyn, da in bekannten Büchern neuerlich aus,
führlich davon gehandelt worden. Auch hier tritt wie.
der ein Bild bedeutend hervor. Es ist die Schlange,
die wir schon in Peloponnesischen Tempeln ihr verbun.|
den sahen 34), Auch am Hauptorte zu Eleusis war ein
Drache, der nun wieder seine mythische Geschichte
bekam. Er war aus Salamis vertrieben , und nun nahn!
ihn Ceres zu Eleusis als ibren Diener auf. Bald war ein
Schlangenmann daraus gemacht. In jedem Falle haben
846) So kriechtauch auf dem Bilde , dasunsere Tafel XXXVII,
oben liefert, aus einer Cista, die einem Modius ähnlich!
sieht, und zwischen Ceres und Hermes steht, eineSchland!
ge, jenesuralte SymboldesAckerbaues , hervor. Aufder.!
selben Tafel erblicken wir, wie schou in der Erklárung der:
Bilder p. 16. bemerkt, aufser andern Ceres mitdemScepter,:
wie'sie einer verstümmselten Figur Früchte, vielleicht|
Weizen, reicht. Leiztere ist wahrscheiulich nicht, wie|
Welcker (a. a. O. p. 98. vergl. p. 134.) meint, Triptole.l
mus , der aus den Händen der Ceres Getreide empfängt, ı
sondern Hermes éprouvros oder der Erdgeist, eine
Personification der Erdkraft in ihren verschiedenen Bes
ziehungen , hier in der des nährenden Vermögens und der
Bedingung aller leiblichen Stärke (s.oben II.'Th. p.379),
Auch den Mohn in den Hinden der Ceres, ein Symbol
der höchsten Fruchtbarkeit — wovon im Verfolgein Meh.
reres — übersehe man nicht. Eine àhnliche Vorstellung,
wiewohlin grófserem Umfange , aufeinem Sarkophag giebt
Welcker a. a. Q. p. 101 f. genau an.
195
wir hier eine Schlange, als Camillus, der bald als böser
Erddämon, bald als guter Genius erscheint 3). Es ist
bekannt, dafs nach der gewöhnlichen Vorstellung Ceres
auf einem mit Schlangen bespannten VYagen ihre Toch-
ter suchte. Im Homerischen Hymnus auf Ceres wird
blos bemerkt (vs. 43. nach Vofs): .
Und sie entflog, wie ein Vogel, durch festes Lard und
Gewässer,
Ueber diese und andere Verschiedenheiten sind von Vofs
(Mytholog. Briefe IL. p. 58 f£) und Bôttiger (Vasengem:
I. 2. p. 195 ff.) gelehrte Ausführungen gegeben worden,
auf die ich meine Leser verweise 35). Als einen Bei-
trag will ich hier nur ein noch nicht bekanntes Fragment
des Attischen Geschichtschreibers Philochorus nieder.
legen, das in diesen Mythenhreis gehürt 39), Dieser
347) S. Strabo IX. pag. 348 Tzsch. Schol. ad. Lycophron,
vs. 110. 451. und daselbst Müller.
348) So z. B. fáhrt Ceres auch auf einem mit zwei Rossen
bespannten Wagen. Diese und andere Verschiedenheiten
in den noch vorhandenen Bildwerken sind neulich von
Welcker (a. a. O. I. 4. p. 82f.) nachgewiesen worden,
Den Wagen der Ceres lenkt zuweilen eine Hore, und
lris begleitet ihn; oder beide sind auch zugleich da (s.
a. a. O.); Miinter (Nachrichten von Neapel und Sicilien
p.244.) sah noch in der Kirche zu Mazara in Sicilien einen
Sarkophag mit Basreliefs , welche die Ankunft der Ceres
auf ihrem Schlangenwagen bei den Eleusinischen Ge-
heimnissen votstellen. Auch Dorville (Sicula II. p. 367.
coll. 339.) bemerkt ähnliche Darstellungen auf Münzen
verschiedener Italischer und Griechischer Stüdte, So zei«
gen auch andere, namentlich Sicilische. Münzen einen
Pflug und das Haupt der Ceres.
349) Vergl. auch Welcker Zeitschr. f. a. K. I. 1. p.99. Not. 3.
nach dessen Ansicht hier Philochorus ,,vóllig vers
kehrt sieht'* (? ).
IV. '
13
194
sagt. (apud Scholiast.[ mscr. Aristid. Panath. 105.) « Das
Schiff, worin Triptolemus fuhr, wurde deswegen für
unten beflügelt (dxéstepos) gehalten, weil er mit gün-
stigem Winde eilends dahin fuhr». Es folgt eine Er-
klärung über den Drachenwagen , worunter man sich ein
Schiff, Namens douo , zu denken habe ; beflügelt ( xTe-
povóv) heifse es von dem Tauwerh oder von den Segeln
(v& dppeva). Hier haben wir also wieder den charakte-
ristischen Ausdruch éxózc:pog, den auch Apollodorus
braucht (1.7. 8.), und nach den angenommenen drei Pe-
rioden dieser Bildwerke (erst Wagen und Schlange ohne
Flügel, dann der Wagen allein beflügelt, endlich die
Sehlangen beflügelt) hätten wir hier einen Beleg für die
gweite Vorstellungsart. Diese zweite Manier herrscht
auf mehreren Vasen, wie Visconti zu unserer Vase
(Tab. XIIL), wo wir sie auch beobachtet finden, aus-
führlicher bemerkt hat. Die dritte Art ist auf Bildwer-
ken nicht selten , auch auf Münzen , z. B. auf der Alexan-
drinischen von Adrian, wo der Genius der Stadt auf
einem Wagen mit geflügelten Schlangen führt 390), —
Dafs man übrigens die Mythen durch Erklärungen, wie
die obige von Philochorus ist, begreiflicher zu machen
suchte, bedarf keiner weiteren Erörterung *).
350) S. Zoéga Numi Aegypt. imper. tab. VII. nr. 17.
*) Hrer nur einige Winke zur Deutung dieser Symbole: Das
Atheniensische Schiff auf festem Lande, wie die Ver.
schmelzung der Begriffe Schiff und Wagen, bezeich-
nen den Kampf des Meeres mit dem Ackerlande (s. oben
I{. Th. pag. 814.) und die Herkunft des Ackerbaues über
das Meer. Der Plug ist auch ein Wagen, aber ein sol-
cher, der die Furche schneidet, welche in ihren Schoo’
das Saatkorn aufnehmen soll. Die Schlange schlüpft in
die Erde, und wirft ihre Háute ab — wie das Saatkorn.
Jenes Cecropische Thier ist das alte Bild des Acker.
195
Bekanntlich ward, nach der gemeinsten Sage, Pro.
eerpina in Sicilien geraubt. Es sind aber schon vor.
her gar verschiedene Lánder der Griechen genennt wor-
den, die zuerst das Geschenk des Saathorns empfangen
haben wollten, Viele von diesen und noch andere woll.
en in ihrem Bezirke den Schlund' haben, in welchen
Proserpina hinabgesunhen war. —Zuvürderst Attica und
Argolis, sodann Arcadien, also gerade die Länder, die
von frühen Zeiten her diesen Cultus beobachtet hatten.
Eben so trennten sich die Dichter und Schriftsteller in
der Ortsbezeichnung dieses berühmten Haubes, wobei,
wie man denken hann, verschiedene Bewegungsgründe
mit im Spiele waren. In einer Anmerkung des Griechis
schen Erklärers der Hesiodeischen Theogonie (vs. 913.
p. 303.) finden wir folgende bemerkenswerthe Angaben :
Einige nennen Sicilien als den Ort des Raubes, Bacchy-
lides hingegen Creta (diesem folgt auch Tzetzes ad He-
siodi 'Egy. 33.), Orpheus die Gegenden am Oceanus (dies
geht ohne Zweifel auf die Stelle vs. 1201. der Argonau-
tica; im siebzehnten Orphischen Hymnus führt Pluto die
geraubte Braut über das Meer nach Eleusis in eine Grotte,
wo die Pforten des Ades seyn sollten). Phanodemus,
fährt der gedachte Scholiast fort , nennt Attica; Dema-
des aber sagt: êv rdxais. Absichtlich gebe ich dieses
Letztere so, wie ich es im Text des Scholiasten finde,
Dafs i» Názo: zu lesen sey, bedarf heiner Bemerkung.
Napae (Ndxa:) war ein Ort im Gebiete von Methymue
auf der Insel Lesbos, aber auch in Epirus gab es Na.
páer 91). Vermuthlich haben wir an Lesbos zu denken,
baues. Darum ziehen Schlangen den Wagen des Trip-
tolemus.
351) Stephan. Byz. in Névs. — Aus unserer Stelle kónnen wie
den Stephanus von Byzanz (a. a. O.) mit Zuversicht vers
196
wo, dieser Religionszweig alte Wurzeln geschlagen hatte,
Verschiedene Plätze des gegenüber liegenden Kleinasiens
eigneten sich dieselbe Ehre gleichfalls zu, und ihnen
folgten zum Theil die Dichter, wie Propertius (III. 2:1.
4.) , der die Gegend von Cyzicus in Mysien nennt. Ca.
rien aber war vor Allen dort am häufigsten genannt,
worüber wir schon im Vorhergehenden das Nóthige be-
merkt haben 392),
^ Jézt habe ich noch die Frage zu erörtern, wohin
der trefflichste Sänger dieses Mythus, der Homeride,
die Scene des Haubes verlegt. Nach Nysa. Denn dieses
ist bestimmt genannt (vs. 17.). Also ein Nysa mufs es
doch wieder seyn, wo dieser grofse Raub geschieht 353),
Das ist, vorláufig bemerht, charakteristisch genug. Aber
für unsere Frage sagt dies wenig, da es so viele Städte
mit mythischen Namen, Nysa, gab. Ruhnkenius (zuder
angeführtenStelle) entscheidet, wegen der Sage imStrabo
und wegen so vieler Münzen, bestimmt für die Carische
Nysa. Neuerlich hat Voís (in den Actis Societ. Latin.
Jenens. p.370.) eine andere Meinung vorgetragen: Nach
dem Homeriden sey der Ort, wo Pluto zum Raube der
bessern, wo schon Berkel Nea: statt Nár4 aus anderen
Gründen blos vermuthete. Stephanus hatte Náza: ge-
schrieben, wenn gleich andere Schriftsteller, selbst der
Lesbier Hellanicus (s. Stephan. Byz. a. a. O. Das Frag-
ment scheint bei Sturz zu fehlen), ingleichen Strabo die
einfache Zahl NZz» gebraucht hatten. Die Stelle unseres
Scholiasten ist kein unbedeutendes Moment-zur Entscheia
dung des Streites zwischen Pellerin und Eckhel (s. D.
N. V. IL. p. 501 sq.) über Attribute der Proserpina und
Ceres auf einigen Münzen Lesbischer Stádte. Sie wenig.
stens spricht für den E.rsteren sehr entscheidend.
852) Vergl. Spanheim ad Callim. H. in Cer. vs. 9.
35%) Vergl. das oben IV, Th. p. 169. Bemerkte,
197
Proserpina aus der Erde ham, eine Gegend, die nicht
allzuentfernt von Eleusis war, also die um den Bóoti-
schen Flecken Nysa am Helicon, den, nach Strabo's Be-
richt (IX. p. 416 sq. Tzsch.) Einige auch im Homerus
(Iliad. II. 508.) suchten. Auch habe wenigstens die spä-
tere Fabel (Claudian. de R. P. II. 134.) jene Blume Nar-
cissus, vorg verwandelten Jüngling entstanden, in diese
Gegenden versetzt. Diese Blume sprofste aber, nach
dem Hymnus (vs. 8.), zum Betrug der Persephone auf.
So weit Vofs. Die Numismatik kónnte hier am geschwin-
desten entscheiden, wenn sie eine alte Münze aus dieser
Gegend lieferte mit Attributen dieses Fabelhreises. Daran
fehlt es aber. Eine Münze der Nysüer mit einem Lunus
und mit dem Ochsenkopfe zieht Seguin nach Eubüa?*
Andere schreiben sie der Carischen Nysa zu 34), und
schwerlich wird sich wohl je eine finden lassen , die uns
Versicherung gübe, dafs sie aus « der gôttlichen Nysa»,
wie Homerus sie nennt, von Büotien sey? So lange
dies nicht ist ,. möchte ich daher doch mit Ruhnkenius
bei der Carischen Nysa stehen bleiben. Zuvórderst
weiset doch Propertius und weisen mehrere Schriftstel-
ler nach Kleinasien. hinüber, sodann wie berühmt war
nicht die Carische Nysa mit ihrem Charonium , und wel-
che Fülle von alten Münzen 95) giebt nicht von ihren
Plutonischen Heiligthümern Zeugnifs. Einen so berühm.
ten Ort konnte aber der, vielleicht Hleinasiatische , Sün-
ger wohl am ersten auswühlen. In Betreff der Narcissus-
blume, wenn auch, wie ich glaube, ihre mythische Ge-
schichte in Böotien von Alters her bekanht war, so
möchte ich doch daraus nichts folgern. "Gerade diese
354) S. Rasche Lex. rei num. III. 1. p. 1635.
355) Man sehe nur Rasche a. a. O. und Eckhel Ty. N. V.
1I, p. 886. -
192
Verwandlungen in und aus Blumen und Pflanzen sind im
Ton und in der Art Vorderasiatischer Religionen,
wie die Fabel von Attis, von Adonis und so manches
Andere beweiset. Es müchte daher auch Narcissus ur-
sprünglich nach Vorderasien gehören. Den Weg der
Ceresfabel von dort herüber könnte man etwa in der Er-
wähnung von Paros (vs. 496.) suchen. Doch auch Böo-
tien hatte einen uralten Ceresdienst, und daher wire
auch dieses Local für den bedeutsamen Hymnus sehr
geeignet.
$. 18.
Proserpina-Minerva, oder Victoria und
Vollenderin.
Die Identität der Venus, Diana und Proser-
pina wäre so weit erwiesen, und zwar nicht etwa als
Hypothese der Theoretiker, sondern als Thatsache im
Cultus alter Religionen. Jezt ist nun in Betreff der
Minjerva dasselbe und auf dieselbe Weise zu zeigen,
Damit hängt denn der Satz zusammen, den wir letztlich
zu erweisen haben, dafs Ceres oder Proserpina in den
Attischen Mysterien die Würde des ersten Principium
oder der ersten Gottheit behaupteten. Hierzu brauchen
wir nur die Fiden wieder anzukniipfeu, die schon oben
(H. Th. p. 23 ff. p. 127 £) angelegt wurden, und sie bis
au dem bemerkten Punkte forizuleiten.
Die Stiere der Dizna- Proserpina auf Sieilien brin-
gen uns jene Artemis-Tauropolos (ravpoxdhoçs)
zunächst wieder ins Gedächtnifs. Darüber hören wir
verschiedene Stimmen, Sie heifst so vom Scythischen
Taurien, sagt der Eine; der Andere: weil sie Selene
is‘, und auf Stieren einherzieht. Ja als Mondsgättin hat
199
sie selbst ein Stiergesicht zuweilen 55. Ein Dritter
sagt, weil sie wie ein Stier allenthalben umher-
schweift 57). . Ein Vierter, weil sie den Stier ge-
tôdtet, weswegen sie auch ra voog oAoc heifst. Ein
Fünfter, weil sie den Stier wüthend gemacht hat uud
auf der ganzen Erde umhergetrieben, welchen Poseidon
zum Verderben des Hippolytus aus dem Meere herauf
gesandt hatte 33%). VVir hónnen jezt sagen, sie haben
Alle recht, hätten sie sich nur über die Grundbegriffe
verständigt. Gewifs hatten das auch einige der Einsichts-
volleren dieser Stimmgeber wirklich, deren Meinungen
wir nur noch in den verstümmelten Notizen oft sehr be-
schränkter Scholiasten übrig haben, Also immer die al-
ten Grundideen wieder: Mondstier, Lichtstier, Stier aus
dem Meere, Aufgang und Untergang, wofür ja Hippo-
lytus selbst das Bild war.
Ehe ich weiter gehe, will ich auf ein recht merk-
würdiges Bildwerh dieses Ideenkreises hinweisen. Es ist
ein Diptychon im Museum zu Sens 3%). Wir sehen da
Diana - Luna mit der Mondssichel auf der Stirne , mit der
Fackel in der Hand, auf einem von zwei raschen Stieren
gezogenen Wagen fahren. Unten fliefst das Meer mit
seinen Fischen und Ungeheuern. Auf der Oberfliche
desselben ergützt sich ein weibliches VVesen (Thalassa)
mit ihrem Reichthum an wunderbaren Geschópfen der
feuchten Tiefe; oben zwei Genien, der eine hält die
356) Scholiast. Sophocl. Ajac. vs. 172. p. 23 ed. 'vaph.
357) So Apollodorus; s. oben II. 'Th. p. 127, auch bei Pha-
vorinus , vergl. Bastii Epist. crit. p. 168.
355) S. Ister im dritten Buch der &ra«75 beim Photius Lexic.
gr. p. 402 Herm. vergl, Istri Fraganm. ed. Siebelis p. 62.
$59) Von Millin mitgetheilt in den Monumens inédits MI. 344.
und in der Galerie mythol. ar. 121.
200
Ziigel der Stiere, der andere trügt einen Blumerkotb,
Beide halten eine grofse spiralfürmige Muschel (See-
trompete). Darüber zweiFrauen zwischén Bäumen, wa-
von die eine mit einem Hunde spielt, ferner ein geflü-
gélter Genius , und am obersten Rande Venus, aus einer
Seemuschel hervortretend. — Ein reiches Bild, worüber
Viel zu sagen wire. Wir bemerken nur die Licht-
bringerin auf dem Stierwagen über den
VW assern.
Jene Artemis -Tauropolos ward in der Scythischen
Taurica, in Athen, auf der Insel Icarus und im Per-
sisch en Meerbusen verehrt 550, Darauf achten wir zu-
vórderst und dann auf die andere Nachricht, dafs auch
Mi nerva Taur opolos oder Taurobolos hiefs 3).
Nun ist schon oben bemerkt worden , wie selbst noch ein
Rómisches Heer auf seinem Zuge über den Euphrat Kühe
antráf, die der Persischen Diana gewidmet waren.
Auch wissen wir, wie viele Aehnlichkeiten die Griechen
zwischen jéner Gottin von Comana und der Diana auf
Tauris fanden, wührend Andere dieselbe Comanische
Güttin mit der Luna und Minerva, ja auch mit der
Bellona (Evvó) verglichen (s. oben II. Th. p. 25 F. 29 f.
vergl pag. 179.. Die Armenische Anaitis aber, deren
Dienst Artaxerxes Mnemon so sehr befürdert hatte,
nannte der Chaldáer Berosus Venus, wührend wir im
Plutarchus lesen, dals der Honig Artaxerxes Mnemon'zà
Pasargadä im Tempel einer Minerva beim Antritt sei-
ner Regierung ‚die, höheren, Weihen empfing. (s., oben
I. Th. p. 731. und II. p. 25.). Eben so sehr lenken die
360) Spanheim ad Callim. H. in Dian. 174. 187. *
961) Xenomedes ap. Scholiast. Aristoph. Lysistr. 418. vergl.
Hesych. Tom. IF. pag.1353 Albert, Suidas in vaugo8. und.
Photii Lex. a. a. O. p. 420.
+
Griechen unsere Aufmerksamkeit auf die von ihnen' so
genannte Persische Artemis. Sie neünén ihr Hei-
ligthum Azara und ihren Namen Zaretis (Zupzvi;; s.obéü
I Th. p. 731.) 32). ^ Hiermit verbinden wir'die Erinnec
rung an die Beschreibung der Syrischen 'Góttin zu Ma-
bog, deren Attribute auch $o geeignet waren, dafs det
Berichterstatter zunächst zwar eine Juno (Eine Himmels.
hünigin) nennt, aber dabei bemerkt: das Bild habe ét-
was von Minerva, von Venus, von Rhea, von Selené,
von Diana, von der Nemesis und von den Parcen ges
$62) Aus den seitdem von Herrn v. Hamimer gemachten UL
tersuchungen will ich Hier nachträglich berhèrken , «dafs;
wenn man auch (die der Griechischen‘ Athene ähnliche,
zu Pasargadà verehrte Kriepsgüttin nicht für eine ind
dieselbe mit der Persischen Artemis oder Anahid,
die (Plutarch. a. a. O. cap. 27.) als Anaitis zu Ecbatana
erscheint , annehmen will, doch der àlt- Persische Cul-
tus der A na hid (als weiblicher Tsed 3 niéfit“mit GFGhA
bestritten werden’ kann. Anahid séÿ fréificr aüch ia A
menjen und Cáppadocien (von Persien aus) verehrt wWôè-
den, aberihren Cultus in den Hauptgtádten des Bersischen
Reiches bezeugten Griechische , wie, Morgenländisohe
Quellen einstimmig. In Ecbatana erscheine sie als Afi
ein Name, der schon auf ursprüngliche Identität derbe
sischen Artemis und der Aphrodite im Abendstérire 'hink
Weise. Diese Identität liefse sich auch: bei Griechen und
Morgenländern in ihrem andern Nàmen Zapris : naoïfs
weisen; da Sohre auf, Arabisch dasselbe heifse, wig
Anahid auf Persisch, So möge nun, wie zu Elemais in
dem Tempel dieser Gôttin nach Strabo ‘der Tempel der
Athene und Artemis (XVI. 4. 18.) gewtseh, auch in je:
hem Tempel zu Pasargadi Athevd8 und Arterh 1165,
wenn nicht als:ein,und derselbe Schutzgenibs ; docti ges
meinschaftlich als eJj&ejaog. verehrt worden ‚seyn u.s. w.
S. Fundgruben des Orients IV. Bd. 3. Hft. p..340. Wie-
ner Jahrbücher der Literatur 1519. VIII. Bd. pag. 370 £
vergl. VII. Bd. p. 266. - Ho 0 o mt
201
habt (s. oben II. Th. p. 62.). Dafs jener Syrische Dienst
aus Oberasien herstammt, ist ausgemacht; und mit jenen
Oberasiatischen Gottheiten waren die Schriftsteller in
derselben Verlegenheit. ^ Entweder fanden sie jenem
weiblichen Gótterwesen solche Eigenschaften: beigelegt,
die ihr Urtheil zwischen einer Mehrheit von Griechi-
schen Góttinnen theilten, oder sie sahen solche Attri-
byte in dem Tempelbilde, die ihren Blick verwirrten,
und ihre Meinungen schwankend machten. Wir sollten
an dieser Unentschiedenheit doch nicht ferner Antheil
nehmen, sondern um so mehr das Hechte treffen, da
bereits denkende Mánner im Alterthume festeren Schrit-
tes vorangegangen sind. VVas kann man nämlich Tref-
fenderes darüber sagen, als was Plutarchus im Leben
des Crassus (cap. 17. pag. 553. F.) von der Gôttin zu
Hierapolis sagt: « Er erhielt das erste Zeichen von jener
Göttin, die Einige Venus, Andere Juno nennen , Andere
aber das Principium (den Grund, oizíov), das Allem
seine Elemente und seine Saamen eus dem Feuchten dar-
bietet, die Natur, die den Menschen den Anfang zu
Allem; was‘ gut ist; weiset». Mit Einem Worte, in
jeden Asiatischen Religionen war ‘selbst noch damals die
Einheit eines grófsen' Naturwesens als Urgrundes aller
Dinge, aber. unter. bildlichen Beziehungen gedacht, in
Lehre und. Tempelbildnerei ziemlich getreu erhalten;
as natürlich dem.durch Polythéismus getheilten Blicke
der: Griechen ‚auffallend und befremdend war, und eines
EKhebens über den gemeinen Glauben bedurfte, um
nicht mifsverstanden zu werden. In dieser Einheit
barbarischer Gottheiten. (um mit den Griechen
zu; reden) ist aber die Quelle jener Vielheit
aufzusuchen; die den Griechen und Rôme'r
$o réich adsGttern machte; und was in Hellas
ads einander gegangen wàr in vielé Personen, das war
hier unter den Barbaren ungetrennter geblieben. Je
202
203
älter daher ein Griechischer Localdienst war', desto mehr
glich er hierin dem barbarischen , in Symbolen wie in
Mythen. Das haben wir oben in Argos, Laconien, Do-
dona und Sicilien wahrgenommen , wo gerade der lo-
calste Tempeldienst und der älteste auch uns am. meisten
behülflich war, die Einerleiheit der Proserpina mit Ve-
nus und Diana zu entdecken. Mit der Minerva wire
die Identität nun auch erwiesen, wenn wir daran den-
ken, dafs jene Gôttinnen von Cappadocien, Armenien,
Persien, bald Luna, bald Minerva genannt, und auch
wieder mit den Parcen zum Theil verglichen wurden
(denn der Schwezgliubigen wegen wollen wir die allge-
meine Behauptung, dafs allen Griechischen Göttinnen
Eine Naturgottheit zum Grunde liegt, noch gar nicht
aufstellen — das mufs hernach erst den Schlufssatz bil-
den), und dafs Griechen selbst die Minerva, wie die
Luna, zur Taurobolos und Tauropolos macher. — Aber
dieser letzte Satz kann ja falsch .seyn. — Wer weis,
was jener Scholiast auch in seinem Xenomedes gelesen
hat. — Also schon deswegen könnte ein näherer Erweis,
dafs Minerva und Proserpina ursprünglich Eins sind , nü-
thig scheinen, wenn es auch nicht sonst räthlich wäre,
solche Sátze von mehreren Seiten zu zeigen.
Zuvürderst will ich von der Aehnlichkeit jener Per-
sischen Artemis mit der Minerva zu Pasargadä gar nichts
sagen. Geben wir von der Armenierin zu Comana aus.
Diese schien Einigen Mineriva, Andern Cybele, An-
dern wieder Luna, und dem Strabo sogar Bellona.
Ganz gewils ist in allen diesen Namen und Eigenschaften
Luna, Mond, der vermittelnde Grundbegriff. Es ist
einmal ein sicherer historischer Satz, den noch das Bei-
spiel der Lacedámonier *) bestätigt , dafs die Völker der
*) Und der Römer, Nach dein! Monde versammeln sich Se-
nat und Curien, Ein silberner Mond ziert die Schuhe
20%
Vorzeit nach Mondsphasen sich versammelten, rath-
schlagten und in den Hrieg zogen. ' Das waren Monds:
tage An einem vorzüglichen Sinne, d. h. es waren auch
Versammlungen, ünter den Schutz des Mondes gestellt.
Da war also Luna die ganz natürliche Beratherin, die
kriegerische Vorstcherin, die Führerin Im Kampfé
selbst ward sie die ziirnende Luna, der drohende Mond,
der Krieg und Noth bringende, der wüthende, verder-
bende Mond, also Enyo, Bellona. Um Grund und Acker-
boden, ‘um Ackervieh und Heerden galt gar oft der Krieg
(wie: wir: noch aus den Messenischen Geschichten bei
Pausanias lernen). Der Ackerstier war das Abbild des
Sotinenstiers und des Mondssticis. Daher mufs vor und
Hhch dem Kampfe auch das Thier der, Sonne und des
Mondes, der Stolz der Heerde, als Opfer fallen. Es
War jà auch Artemis vavgozxóAog als solche die’ Vorste-
herin der Heerden 39), —— Daher leitet sich die Sitte der
vornehmsten alten Vólker, dafs der Stier als victima opi-
matausgewählt ward.
Ut Mithin ist auch Luna die Siegerin; oder
mit andern Worten , der personificirte Sieg (Nixz) wird
ursprünglich unter denselben Bestimmungen gedacht
seyn, unter denen der Mond gedacht ward, Die Nike
wird auch den Stier bindigen und niederwerfen, oder
sie wird sich den Stier selbst als Opfer schlachten. Dies
ergiebt sich aus Hunstdenkmalen wirklich. Sosehen wir
z. B. auf einem Basrelief bei Zodga (Bassiril. tav. 60.)
die geflügelte und mit dem Diadem geschmückte Nike
(Victoria) gerade so den Stier opfern, wie Mithras
Br, ma ut {1 CA RT
:22 ‘’der Rathshertn , und die Patricischen Knaben haben eine
Mondsscheibe , des Rathes Zeichen, am Halse hingen;
vergl. die Erklárung in unserm Bilderhefte p. 42.
.868) Scholiast. Sophocl. Ajac. 172.
*
205
es thut. 34). Sie ist auch in der That aus der Stierwür-
genden Mitra hervorgegangen, wie der Verfolg wahr-
scheinlich machen wird. Auch als Sieg ist sie der
würgende , der schadende Mond — eine Idee, die den
Aegyptischen Religionen ebenfalls angehürt, aber noch
nicht beachtet ist. Dort ist dieser Begriff in dem Namen
Nephthys niedergelegt. Diese hei(st Schwester und
Geführtin der Isis (Jul. Firmicus de err. prof. rel. init.).
Sie wird aber auch bestimmt erklärt als Ende, als
Vollendung (vsAevví), als Venus und als Nixy 365)
— eine Idee , die von Jablonski ganz aus der Acht ge-
lassen worden, so fruchtbar sie ist. Es ist die schadende
Isis, es ist Typhons Gattin, des Vyürgers; es ist die be-
waffnete Venus, aber auch die Venus Libitina, die Lust-
góttin und Góttin des Todes, aber auch die Venus Vic-
trix ist sie. Finsternifs, Nacht, Tod und Sieg sind hier
die herrschenden Begriffe. Diese waren auch in der
ültesten Minerva zu Athen schon personificirt. Vas
dort die nachherige Hunst trennte, das war urspriinglich
vereinigt. Als 'ASq»&-Nixq , d. h. als Minerva Victoria,
864) S. unsere 'Tafel XLVII. nr. 2. wo eine solche Victo-
ria, die eincn Stier opfert, dargestellt ist. In der Er-
klárung p. 31. habe ich noch einige ühnliche Vorstellun-
gen, besonders auf Münzen , nachgewiesen ; s. auch Dor«
ville Sicula IT. p.338. Ebendaselbst p. 368 sqq. kommt
eine Münze von Gela vor, wo der Minotaurus von der
Victoria mit einer Aehrenkroae bekränzt wird. Die
ein Siegeszeichen errichtende Victoria (mit dem Kopfe
der Proserpina oder der Ceres auf der andern Seite)
sehen wir háufig auf Münzen des Agathocles (wie z. B.
auf unserer Tafel V. nr. 8. vergl. die Erklärung pag. 48.)
und anderer Sicilischen Könige , ja auch auf Münzen des
Pyrrhus; s. Dorville Sicula. II. pag. 462 seqq. vergl,
p. 330 sq.
365) Plutarch. de Isid. p. 355, F. p. 459; Wyttenb.
206
hatte sie zu Athen ein Schnitzbild und Heiligthum. Auch
die Dichter kennen sie noch so, z. B. Euripides (s. Jon,
vs. 457. 1529.) ; welches schon den alten Grammatikern
Gelegenheit gab, diese Identitát zu bemerken 36), Auch
die Nachteule, deren Flug man für ein Bild des Sieges
erklärte 37), kommt in dieser Bedeutung auf Attischen
Münzen vor, auf denen der Siegbringenden Minerva ge-
dacht wird 36%),
So ist also Minerva, mit Attributen von Mond
und Nacht vorgestellt, zugleich der Sieg. Hiermit
gränzt sie schon ganz nabe an die Proserpina. Beide
vereinigen sich gänzlich unter dem Namen Praxidice.
IpæaGidixn (Vollzieherin des Rechts, Voll-.
streckerin der Rache) erklärt Hesychius (Tom. IT.
p. 1015.) durch daipovd vive — «iv deep — Téhoç êmie
TIDELGAP TOÏG TB Leyouévors ab xpattopévors, d. i. sie
sey ein Genius oder eine Gottheit, die alles Reden und
Thun zur Vollendung bringt. ' Von selbst wird man sich
hier wieder der Beschreibung des Plutarchus von der
Góttin zu Hierapolis erinnern, wonach diese den Anfang
zu Allem zeigte, was gut ist. Diese Praxidice heifst
Vollendung, wie so eben Nephthys genannt ward,
Sie vollendet recht , sie schafft Becht, aber durch Wehr
und Waffen, wo es gilt, durch Kampf und Tod. Darum
widmet ihr auch Menelaus nach Troja's Zerstórung und
nach des Krieges Ende daheim eine Bildsáule 39), Dar.
um heifst auch die Schwester des Soter (Zovíp), des
866) Eustathius zur Iliad. XI. p. 879. vergl. die Ausleger zum
Euripides a. a. O.
367) Scholiast. Aristophan. Equit. 1091.
868) S. Eckhel D. N. V. II. p. 214. -
369) Pausanias III. cap. 22. $. 2.
UR
+
207
Retters, Praxidice. Sie zeugen mit einander einen
Sohn K«£cio; (den Mann der Habo) und zwei Tóchter,
‘Oudvoia, die Eintracht, und'Aosec£, die Tu gend 370),
Mit diesem allegorischen Geschlechte des Heilands, des
Besitzers, der Eintracht und Tugend treten wir zugleich
in das alt-Römische Haus und in den Kreis der
Penatenein. Es ist eine dunkele Lehre, diese Lehre
von den Penaten, die nur aus ihrem Stammlande von
Asien und Samothrace her Licht gewinnen kann. Ich
begnüge mich für jezt zu bemerken, dafs nach Dionysius
von Halicarnafs (Antiqq. I. cap. 67 sqq.) die Penaten
auch K«o:0: hiefsen. Auch hatte Juppiter den Namen
Kr#oros 91), — Wir kehren zur Praxidice zurück. Es
ist nur eine Fortsetzung der obigen Begriffe, wenn wir
lesen, dafs die Erzieherin der klugen Kriegerin Miner-
va Alalcomenia vermuthlich vorzugsweise Praxidice
hiefs 57) ; und nun werden wir allmählig der Proserpina
nüher geführt durch eine andere Nachricht, dafs die
Tächter des Ogyges , des Stifters von Eleusis, Pra-
xidicae (IIpabidixac; Suidas a. a. O.) hiefsen , und dafs
die Bôotier zu Haliartus einen unverbrüchlichen Eid
bei ihnen schwuren ¥3), Orgien wurden auch der Pra-
xidice gefeiert 34), Auch zu Pasargadi wurden einer
Góttin Mysterien gefeiert, in welchen Artaxerxes Mne-
mon bei seiner Thronbesteigung die hóheren Weihen
370) Mnaseas ap. Suidam et Photium in IIgazioéus.
371) Maussac. ad Harpocrat. p. 299 ed. Gronov. vergl. oben
II. Th. p. 521. Not. Ueber die Penaten habe ich oben
IL. Th. p. 870 ff, ausführlich gesprochen.
372) Suidas a. a. O. und daselbst Dionysius, vergl. Meursius
de regno Athen. I. 5.
373) Pausan. Boeot. 38. 2,
374) Orph. Argonaut, vs. 31.
208
empfängt. Schon oben (1. Th. p. 731 ff.) haben wir ant
heilige Feigen aufmerksam gemacht, die zu Pasargadi,
wie zu Athen im Dienste des Jacchus und der Proser-
pina, gebraucht wurden. Die Güttin aber, welcher Ar-
taxerxes huldigt, heifst Minerva. Der König weihet
sich ihr beim Anfang seiner Regierung. Sie soll ihm
glücklich endigen und vollenden helfen. Sie ist ja, wie
wir gehôrt haben, der Praxidice Pflegkind , sie ist viel-
mehr, wenn man das Bisherige erwägt, Praxidice selber.
Das ist aber auch Proserpina. Unter den bedeutenden
Namen, die ihr der Orphische Hymnus (XXIX. (28.] 5.)
beilegt, ist auch diese, Praxidice, Vollenderin
des Rechts. So fallen also Minerva und Proserpina in
diesem Begriffe ganz und gar zusammen, aber auch hier
wieder als physische Grundwesen, oder bildlich zu re-
den, als Wesen, die aus den Gewässern der Fluth kom-
men, und auf dem Stiere kommen, Des Fluthmannes
Ogyges Tóchter heifsen Praxidicae. Sie waren im VVas-
serlande zuj Hause, dort zu Alalcomenium am See Co-
pais, wo zuerst die Regenmänner, die Hyanten, wohn-
ten, die von dum Hyas, dem Bruder der Hyaden, ihren
Namen batten 35), Eben so sollte auch Themis nach
der Deucalionischen Fluth auf einem Stiere in Epirus ge-
landet seyn, wie wir oben bei Dodona sahen.
Ich fürchte hierbei nicht in dem Grade mifsverstan-
den zu werden, als ob ich annähme , die Perser hätten
eine Göttin unter dem Namen Praxidice verehrt, oder
die Minerva sey unter diesem Namen den ältesten Grie-
chen bekannt gewesen, Ich lasse es sogar dahin gestellt
seyn, ob unter den alten Griechen Proserpina jemals
diesen bestimmten Namen geführt hat. Erst spüter,
375) Stephan. Byz. in"Yavrs;; Hygin. fab. 192. und daselbst
die Ausleger.
5
sagt uns jener Dionysius (in den coctis bei Suidas in
liga5:9,), wurden des Ogyges Tóchter Praxidicae. ge-
nannt 35). Der Sinn meiner Erürterung ist vielmehr
dieser : In jener Gottheit von Hierapolis, von Pasargadä
u. $. w. sind die Ideen des glücklichen Anfangs, und der
erwünschten Vollendung des gerechten Vollbringens der
biirgerlichen Ordnung, der Vertheidigung des vater-
lándischen Bodens und seiner Güter mit jenem physischen
Begriff einer Mutter aller Dinge , einer Anfängerin aller
Zeit und Zeitordnung, mithin mit dem .Begriffe des
Mondes vereinigt. Es ist ein höchstes weibliches We-
sen, das nach der Fluth, beim Anfang der Dinge (vom
Standpunkt alter Völker gedacht), zuerst erscheint, auf-
tauchend aus dem dunkelen Grunde der Gewässer im
ersten Frühling auf dem Früblings - und Sonnenstiere,
eine Gottheit, die von Hónigen und Helden beim Anfang
und am Ende ihrer Laufbahn (wie sie selbst A nfa ng
und Ende heifst) angerufen wird; der sie sich widmen
durch mysterióse Cürimonien, wie dort Artaxerxes; der
sie das Gelübde bezahlen am Erde, wie dort Menelaus.
In diesen Begriffen, sage ich, vereinigen sich einmal
Proserpina und Minerva, wovon unter andern das
376) Liefse sich daraus überhaupt vermuthen ; dafs man den
angegebenen Begriff einer Vollbringerin des Rechts erst
spáter mit dem Namen llga£Z«óíns bezeichnete, so
würe dieses ein Beweis, daís der Orphische Hymnus auf
Proserpina einen späten Verfasser habe ; aber diésemnach
könnte er doch immer noch alt genug seyn, da dieser
Dionysius von Chalcis selbst zu den älteren Historikern
gehóren mufs, weil ihn Dionysius von Halicarnafs citirt,
Docb, sey dieser Hymnus auch nach des Augustus Zei-
ten gedichtet, so war doch der Grund, die Proserpina
Ioazibón, zu nennen , in den ältesten Religionen der Grie«
chen gegeben, wie der Nachdenkende aus allem Bisligs
rigen und Folgenden ersehen wird,
F7
200
ein Kennzeichen ist, dafs die Erzieherin der einen (der
Minerva) Praxidice heifst, und zwar, wie es scheint,
vorzugsweise (also die Vollenderin des Bechts ist der
Minerva Pflegerin, und also, wie immer, ist es ohne
Zweifel das Plleghind auch’), und dals Proserpina aus-
drüchlich Praxidice heifst. Sodann fällt es in die Augen,
wenn wir nur beachten wollen, was von jenen Gotthei-
ten von Syrien, Armenicu und Persien gesagt wird, dafs
fuit ihnen dieselben Begriffe verbunden waren, wie mit
jenen Góttinnen der Athener.
Es sind also jene Mysterien von Pasargadà in der
That wahre Thesmophorien, d. h. essind Feste des
Aufgangs, des Anfangs und des geordneten Staates. Die
Gottheit , der sie gelten, ist der Quell aller natürlichen
Güter und aller bürgerlichen Wohlthaten; Licht und
Ordnung kommen von ihr. Mit dem Saathorne, das in
die Erde gelegt wird, ist auch die Gesetztafel gegründet.
Darum mufs auch wer ein rechter Hünig der lranier
seyn will, mit dieser Weihe seine Regierung antreten.
Diese Sätze würden eine noch ganz individuelle Bestä-
tigung erhalten, wenn folgende Erklärung‘ der Persi-
schen Artemis. Zaprrtıc bei Hesychius richtig ist, die mir
aus den Früchten seiner orientalischen Sprachstudien
Górres mitgetheilt hat. Hiernach ist Zareh : gemitus,
planctus, und dasselbe wàre auch jene Góttin von Anais
(Aini gemitus, planctus). (Der zu Pasargadi in die My-
sterien eingeweihete Artaxerxes Mnemon befôrderte
. anch den Dienst der Anaitis- Venus; sieh. oben IL Th,
p. 731 ff). Das waren also, eine wie die andere, Gôt-
tinnen, denen man Hlagcfeste, Trauerfeste,
Thesmophorien (die ja nichts anders waren) zu feiern
gewohnt war.
Noch müssen wir bei jener Praxidice auf einen merk-
würdigen Umstand aufmerksam machen. Ihre Dildsáule
210
311
stellte einen blofsen Kopf dar, und blos die Hôpfe der
Opferthiere wurden ihr dargebracht 37), ‘Eine Nach.
richt, die Viel zu denken giebt. Möchten, wir doch et-
was Mehreres wissen, wie dieser :Hopf gebildet war;
ohne das möchte es schwer seyn, etwas Bestimmtes dar-
über zu sagen. Das sieht Jeder, dafs diese Bildnerei
sehr ungriechisch war. Auch fallen uns von selbst ühn-
liche Angaben ein, wie die von dem Silensgesicht in
einer Capelle zu Athen, von den Masken des Juppiter-
Silenus, von dem Bacchusgesicht der Methymniüer auf
Lesbos, von der Maske des Góttervaters bei den
Aegyptiern (s. oben I1I. Th. p. 221.) Auf 'Aegyptischen
Monumenten finden sich mehrere Beispiele dieser Art.
Ich will jezt von den Canoben nicht sprechen, wiewohl
der Canobus als ordnender Feuergeist über den Was-
sern auch hierher gehóren möchte; das bestimmte Bild
eines Kopfes ist sowohl auf dem einen Thierkreise von
Dendera vor dem Bilde des Osiris zu sehen, als auch
auf der sechszehnten Tafel bei Denon, und auf der Pas
pyrusrolle von Cadet, worauf auch Böttiger mit Recht
aufmerksam gemacht hat (Ideen zur Archäologie der
Malerei p. 93.). Auf dieser letzteren ist der Kopf auf
einen Stab gesetzt. Andrerseits liegt auch der Gedanke
an die Persischen Feruers nahe. Jene Feruers , Wie sie
biefsen , jene Urbilder alles dessen, was da ist, waren,
wie wir wissen, zur Bezeichnung ihrer Immaterialitiit,
der mehr irdischen Theile, der unteren Glieder, ganz
beraubt, und schwebten als geflügelte Brustbilder über
den Bildern derer, die sie beschützten, wie z. B. der
Feruer über dem Bilde des Königs auf der achtundsech«
zigsten Tafel bei Chardin (vergl. oben I. Th. pag. 225.):
Wenn also auch folgender Gedanle uns vielleicht zu
377) Hesych. Tom. II. p. 1015 Albert
2
einfáltig scheinen müehte , so halte ich ihn doch für dén
wahrscheinlichsten : námlich Praxidice , als die personi-
fieirte Vollendung (véAoc) und als erster Anfang,
ward einzig als Kopf abgebildet, und nur der Kopf des
Opferthiers war ihr geweiht. Proserpina war und hiefs
Praxidice. Auf den Bacchischen Vasen kommt sie als
Libera vor, in ganzer Figur und mit niythischen Attri-
buten und Umgebungen. Wire vielleicht da, wo wir
über dergleichen Vasenmalereien, gleichsam über der
mythischen Welt, einen weiblichen geflügelten Hopf er-
blicken (wie auf einer in der Gráflich Erbachischen Samm-
lung) — wire da etwa an die Proserpina in hóherer
Würde, an die Praxidice zu denken? Ich will hier lie-
ber fragen, als antworten, und verspare daher auch eine
bemerkenswerthe Stelle des Justinus Martyr von dem
Bilde der Proserpina, das über den VVassern schwebte,
auf eine schicklichere Stélle. -— Immer aber müssen wir
dessen eingedenh bleiben, dafs Ogyges mit seiner Toch-
ter Praxidice, so wie Proserpina, nach Athen gehó-
ren, also dahin, wo wir gerade oben jene Gütter-
gesichter in den Tempeln und Nympheen angetroffen
haben.
$. 19.
Proserpina-Fortuna, die Erstgeborne.
Die ganze bisher durchlaufene Ideenreihe gewinnt
ein neues Licht durch den Begriff der Fortuna, wel-
cher sich auch mit der Proserpina verbindet. Zwar habe
ich oben bereits ( II. Th. pag. 979.) das Nóthige darüber
angedeutet, auch in diesem Capitel selbst der Fortuna-
Ceres gedacht, Gleichwohl müssen wir diesen Begriff
in nichster Beziehung auf Proserpina. Minerva noch-
mals ins Auge fassen. Dafs die Bedeutung des Glücks
und Zufalls frühzeitig der Proserpina beigelegt ward,
212
215
beweisen folgende Nachrichten und Anzeigen, welche
zugleich mit jener glücklichen Vollenderin Praxi-
dice in Verbindung stehen: Zuvórderst hannte Athen
seine Kora auch unter dem Namen Ilporoyorn, Primi-
genia, die Erstgeborne. Es ist dies eine sebr be-
merkénswerthe Stelle des Pausanias (1. 31. 2.): In einem
Athenischen Tempel sah man die Altáre der Ceres Ane-
sidora, des Juppiter Ctesius, der Minerva Tithrone und
Proserpina, der Erstgebornen (llpgovoyóovyc). Be-
merke man doch, die ganze Umgebung : Ceres, Mi-
nerva and Juppiter Ctesius. Denken wir nun vorerst
an die obige Nachricht des Mnaseas, wonach Praxidice
mit ihrem Bruder Soter den Ctesius zeugte, so. wird es
hóchstwahrscheinlich , dafs Proserpina hier als Mutter
des Juppiter gedacht war. : Die folgenden Berichte
von der Fortuna Primigenia zu Prineste werden dieses
zur Gewifsheit erheben. Hier haben wir mithin alle Ur-
sache, an eine Erstgeborne im Sinne der morgen:
lándischen Hosmogonien zu denken, z. B. an den
Phônicischen Protogonos, den Sohn des ersten Odems
und der Nacht oder des Chaos 5) — an den Orphischen
Protogonos #9), Nun greift das Folgende vortrefflich
ein, nümlich dafs Tóyz, Fortuna, eine der Parcen heilst
und zwar die michtigste. So hatte sie Pindarus genannt.
Venus, die älteste der Parcen, fällt uns dabei wieder
ein. Ein Bild von jener hatte zu Aegira das Horn. der
Amalthea und den geflügelten Eros 3990); wobei wir dem
Erzáhler seine Deutung vom Glüch in der Liebe (ohn-
geachtet auch sie nicht ganz irrig ist) gern erlassen,
318) Eusebius Pr. Ev. I. 10.
379) Damascius ap. Wolf, Anecd. IH. p. 252 sq. vergl; Oben
TEL. Th. p. 295 f£
380) Pausanias VII. 26, 3.
214
und uns lieber án andere Daten halten, die er selbst
beibtingt, z. B. an das, dafs der Genius Sosipolis ( Zw-
cízoA), jener Vunderdümon, welcher in Schlangen-
gestalt als kleiner Knabe das Land gerettet hatte, bei den
Eleern im Tempel der llithyia mysterióse Huldigungen
genofs 31), und dafs derselbe Dämon bei demselben
Volke auch wieder neben der Fortuna seinen Platz
hatte, und, wie diese, das Horn der Amalthea führte.
Also wieder ein Soter, ein Heiland, mit der Fortunà
verbunden, wie wir im Vorhergehenden einen dieses
Namens der Praxidicé vermühlt sahen (Mnaseas a. a.
O.) Auf einer sehr alten Münze von Gela, worauf eine
Frau dem Mannstier (dem Stier Hebon mit dem Mannss
gésicht) einen’ Rirenz anfsetzt, lesen wir auch das Wort
ZwuoíxoAw. Ganz recht hat Eckhel dabei, gegen die ir-
rigen Vorstellungen des Burmann und des Prinzen von
Torremuzza, an den Stadtretter von Elis erinnert. VVir
haltén hier einzig die Idee fest, dafs also der Stier aus
den Wassern, Bacchus, jener Heiland war. Er war
einmal im Stierzeichen der Better seiner Eleer, ein an-
dermal im Zeichen der Schlange. Beide Zeichen hom:
men auch der Proserpina zu, Nun werden wir auch ei-
bem spiiten Autor unser Ohr leiben ( — spát, neu und
nichtig gilt freilich manchen Forschern heut zu Tage für
Eins) Ich meine den so wichtigen Johannes den Lydier.
Dieser giebt uns nun die recht ergünzende Nachricht
(de menss. pag. 78. fin.): die Griechen hätten die Tiy%
(Fortuna) mit einem Stiergesicht (Bovxpócoxov) ab.
gebildet. Sehr wohl erinnert er dabei an das Wasser,
nur weifs er diesen Begriff nicht in seiner kosmologischen
Allgemeinheit zu handhaben, und verwickelt sich in Ety-
mologien, womit ich meine Leser verschonen will. Das
381) Pausanias VI. 20. 2 und 3.
215
versteht der denkende Plutarchus besser. Doch ehe wir
ihn hóren, wollen wir erst "kürzlich vernehmen,. was
die Romer von ihrer Fortuna Primogenia oder
Primigenia zu sagen haben. Eine Hauptstelle darüber
ist die des Cicero von der Gttin dieses Namens zu Prü-
neste 32). Dort wurde sie aufs heiligste verehrt von
den Frauen, und noch zu Cicero's Zeit stand das Orakel
in einem grofsen Ansehen. Die Bildsäule der Fortuna
hatte den Knaben Jüppiter und die Juno an
der Brust liegen, und sáugie den ersteren. Ihr
Fest ist in den Bruchstücken der Fasti auf den April
bemerkt, und zugleich das dem lHnaben Juppiter von
den Decemvirn zu Prüneste dargebrachte Opfer eines
Kalbes 3) Hiermit verdienen die Stellen des Livius
882) de Divinat. II. 41. vérgl. meine Note zu Cicero de N. D.
Í. 15. p. 70. und die Inschrift mit den Erläuterungen bei
Marini gli Atti dei fratelli Arvali I. pag. 19. — Von der
Fortuna Primigenia hatte auch die zwei und zwan«
zigste Rómische Legion ihren Namen. Diese Legion
kommt bei Tacitus Historr. II. 100. und bei Ael. Spar-
tianus im Leben des Didius Julianus cap. 1. vor. Beim
letzteren finden wir sie in Deutschland. Auf Münzen und
Inschriften wird ihrer oft gedacht; s. Gruteri 'T'hesaur.
CCCXXVII. nr. 9. DLIL nr. 1. DLXVI. nr. 2. Ferner
Spanheim de: Us. et Praest. Numismm. Vol. II. pag. 233.
uud Rasche Lexic. univers. rei num. Tom. II. part. 2.
pag. 1554 sq. :
383) S. Fasti Praenestini und daselbst Foggini (Aprilis) p. 345.
Dieser gelehrte Erklirer hat die Stelle des Cicero (a. a,
O.) zur Ergänzung der dortigen Lücken wohl benutzt.
In dieser letzteren. hat der vor mir liegende Uffenbachi-
sche Codex das sinnlose Einschiebsel nicht, sonderm
giebt richtig die Worte so: ,,Is est hodie locus septus
religiose propter Jo*is pueri, qui lactens cum Junone
Fortunae in gremio sedens , »2azan adpetens , castis-
sime colitur a matribus. 5 Auch im Folgenden hat er
richtig vetustas.
210
XXIX. 36. XXXIV. 53. XLIIL 13. und Cicero de Legg.
1L: 11. fin. verglichen zu werden 38%),
. In Betreff jener Fortuna Primigenia wirft nun Plu.
tarchus (Quaestt. Bomm. 106. p. 289. B. C. p. 1802 Wyt-
tenb.) die Frage auf, warum sie so heifse, und nach-
dem er zwei verschiedene Vollsmeinungen angeführt
bat, lenkt er mit der Bemerkung ein: oder die Sache
hat einen natürlichen Grund, den der Philosoph leicht
entdeckt," Darauf spricht er von dem Walten des Zu-
falls (+677) in der Reihe der Naturereignisse, sobald
diese einmal eröffnet ist ‚(sobald wir uns einen Anfang
der Natur setzen, ist auch die Fortuna da). — Ganz ge-
wifs lag dies im Sinne der ülteren Griechen, wenn sie in
ihrem "Tempeldienste bald llithyia mit der Tyche ver-
banden, bald dieser den Eros beigesellten. Aus dieser
kosmologischén Ansicht erwuchsen auch die andern At-
384) Der letztere fafst dort den Begriff der Primigenia popu-
lar so: ,, vel Primogénia , a gignendo comes.‘“ Es ist
gewifs ; dafs diese Gottheit, zumal als Rathgeberin des
Volkes'( wie sie zu Prüneste war), auch so genommen
seyn' wollte; darum gehört ihr aber die hóbere Bedeu-
tung , die Plutarchus in der gleich folgenden Stelle giebt,
nicht weniger an, Gelegentlich will ich doeh bemerken,
dafs die lückenhafte Stelle des Cicero in dem angeführten
Codéx so lautet: , vel primigeniam a gignendo: cum:
— velferiarum festorumque dierum ratio in liberis re-
quietem litium habet et jurgiorum —*. Auf Rémischen
Monumenten kommt Primigenia, so wie Primigenius , als
Eigenname ziemlich hänfig vor ; s. Josephi Scaligeri In-
dices ad Gruteri Thesaur. Inscriptt. p. 273. Vorzügliche
Aufmerksamkeit verdient die schöne , seitdem von Cuper
( Monumenta antiqq. p. 237.) und von Oudendorp ( De-
seript. legati Papenbroek. pag. 29. tab. 3. nr. 1.) bekannt
gemachte Inschrift ( auf einem Sarkophag mit sehr sinn«
vollen Verzierungen) , worin einer Primigenia ges
dacht wird.
217
tribute der Fortuna, das Horn der Amalthea, die Kugel
und der Stierkopf. Bei dem letzteren. war'einmal an
den Sonnenstier gedacht, der mit dem Mónde'in Verbin-
dung kommt ; so wie die Syrer unter ihrem Bel. gad deri
Vorsteher der zufálligen Bewegungen des sublunarischen
Hreises dachten 35); andrerseits aber auch an den Stier
des ersten Friihlings als den Anfinger überhaupt; oder;
wie oft bemerkt, an den Stier aus dem Wasser der uv
sprünglichen Flutb. In diese letzte Ideenreihe gehdrt
die Nachricht des Scholiasten zu Hesiodus Theogonie
(p. 270 ed. Plantin.), dafs die Alten die Tyche (Fortuna)
anzurufen pflegten bei den Opfern, die sie dem Posei:
don oder den andern Güttern brachten. Sie habe an je:
der andern Ehre ihren Antheil. Cy ed
Hesiodus kennt die Tyche, wie er denn von prie-
sterlichen Lehren viel mehr hat, als Homerus , welcher
in der lias und Odyssee auch nicht einmal ihren Namen
nennt. Darauf machen die Alten ausdrücklich aufmerk-
sam 9^), Hesiodus nennt die Tyche in der Theogonie
(vs. 360.) unter den Töchtern des Oceanus und der Te-
thys, also ganz nach jenem bisher bemerkten Systeme.
Dieser bedeutsameren Weise folgt auch der Sänger des
Homerischen Hymnus auf die Ceres, was den Pausanias
zu der Bemerkung veranlafst (1V. 3o. 2.) , Homerus habe
385) S. oben II. 'Th. p. 86 f. Vielleicht gehórt auch die obe
gegebene Notiz eines Griechischen Grammatikers (s. obefi
JL. Th, p. 99. Not. 139.) hierher, daís Osiris und der
Ochsenkopf bei den Phóniciern Alpha hiefsen. —
Vergl. auch die nach einer Gemme auf unserer Tafel VI.
nr. 10. dargestellte Fortuna- Ceres mit Ruder und
Füllhorn, nebst der Erklürung pag. 31. und oben IL. Th.
pag. 350. 980.
386) Macrob. Saturn. V. 16. vergl. Joh, Lydus de menss.
pag. 44.
210
üer Tyche zuerst gedacht. Darauf führt er die, Stelle
des Hymnus an, wo die Gespielinnen beim Baube dey
Proserpina aufgezühlt sind. Es werden erst mehrere
Oceanidische Nymphen in Persephone’s Gesellschaft
genasnt, und darunter dann auch die Tyche. Also
wieder dieselben allgemein herrschenden Vorstellungen
der alten Religionen. Acbhtet man weiter auf die Namen
dieser Gefibrtinnen, so fallen vorerst mehrere anf, die
durchaus die Bedeutung von Licht und dessen mythi-
schen Prüdicaten haben, z. B. Leucippe, Pháno, Elec-
tra — Prádicate , die der Proserpina züm Theil wieder
selbst beigelegt werden. Auch ist eine Styx darunter,
und daneben eine Urania, Auch eine Pluto findet sich
unter ihnen und eine Hirtin der Schaafe Melobosis —
wieder Eigenschaften der Ceres, als Góttin. der Heer-
den und Geberin des Reichthums. Mit Einem Morte,
der aufmerksame und mit dem Geiste früherer Religio-
nen vertraute Leser wird bald auf die Bemerkung gelei-
tet werden, dafs in diesem Homerischen Hymnus, der
sich sa schôn auf der Mittellinie zwischen dem Volks-
glauben, und den Mysteriendogmen zu halten weifs , dafs
also in diesem Hymnus die verschiedenen Eigenschaften
der grofsen geheimnifsvollen Güttinnen Ceres und P ro-
serpina und gleichsam die Strahlen ihres Lichtes unter
verschiedenen Personen vertheilt sind, die ihr Gefolge
bilden. Was die Anführung der Pallas und der Artemis
(Vers 424.) -betrifft, so geben wir gern zu, dafs dieser
Vers von einer andern Hand seyn mag, wofür zu biün-
üige Gründe sprechen 37), Damit ist aber weiter nichts
bewiesen, als dafs dieser Sánger der Minerva und der
Diana in dieser Geschichte nicht hat gedenken wollen 3%),
mar —— ——M
357) S. Matthiae zu dieser St. und Hermann in der Epistola
ad IHlgen. p. CX.
388) Auch Welcker (Zeitschrift f, a. K. I. 1. p. 79.) bemerkt,
T
219
Dafs auch'sie m dieser Fabel háufig mit genannt wur.
den, hat Ruhnkenius (zu der angef. St.) durch mehrere
Zeugnisse der Alten bestütigt, woranter die Stelle des
Pausanias (VIII. d1.) besondere Aufmerksamkeit vere
dient, weil sie uns zeigt, dafs es verschiedene Ansichten
von diesem Gegenstande gab, und weil wir dort auch
den Hercules wieder der Ceres beigesellt sehen , mit Be4
giehung auf die Idàischen Religionen. Jezt bemerke ioh
nur noch, dafs auch Tyche- Fortuna nur im populáren
Mythus von der Ceres- Proserpina unterschieden war,
wie wir zur Genüge bewiesen zu haben glauben. -
$. 2o.
Ceres-Proserpina, das erste aller Wesen,
Rückblick auf die Aegyptische, Babylo-
nische und Persische Lehre. -
In Aegypten ist nun die Identitiit der Minerva und
Ceres und Proserpinà noch entschiedener, ^ Darüber
brauche ich hier nicht weitläuftiger zu seyn, da ich bes
reits oben die Hauptstelle des Plutarchus angeführt habe
(de Isid. pag. 354. pag. 453 Wyttenb.), wonach die Neith
oder Athene (Minerva) zu Sais auch Isis hiefs ( vergl
dafs Athene und Artemis im Homerischen Hymnus hittep
mit genannt seyn kónnen , ja er zweifelt sogar daran , dafs
die Stelle, wo sie vorkommen (vs. 424.) , nicht schick-
lich sey; denn unter Wesen, welche sich sümmtlich auf
Lichtund Wasserbeziehen, seyen Artemis und Athene
ganz an ihrem Orte, und über die Weite der Verknüpfans
gen und der Vertauschungen hätten wir durchaus kein fe-
stes Maafs. Es hat auch Welcker theils nach Angaben
der Alten , theils nach Bildwerken zu beweisen gesucht,
nicht blos dafs Kora und Artemis gemeinschaftlich vers
ehrt, sondern dafs auch Athene, nach ihrem alten‘ Ae«
gyptischen Begriffe , den Lichtgóttern beigesellt worden. :
220
Il: Th. p. 656 ff. und p. 675 f£). So schwer es auch jezt
seyn móchte, das gegenseitige Verhàáltnifs der verschie-
denen Aegyptischen Gótter zu durchschauen, so làáfst
sich doch nach Allem so viel mit hoher Wahrscheinlich.
keit behaupten, dafs Isis, im.hóheren Sinne. gedacht,
die Eigenschaften aller weiblichen Gottheiten in sich vere
einigte, und sie mithin alle, so zu sagen, durchdrang.
Das mufíste sie auch, wenn sie, wie sie doch nach He.
rodotus wirklich war, die allgemeine: Gottheit aller
Aegyptier seyn sollte. In jener Verschmelzung der Sai-
tischen Minerva mit der Isis liegt nun hauptsüchlich der
Grund der hóberen Würde, die der Ceres und Proser-
pina in den Attischen Mysterien beigelegt ward. Ich will
versuchen, nach Anleitung Griecbischer Schriftsteller
den Weg anzudeuten, wie sich diese Begriffe gebildet
haben mögen. «Die Aegyptier, berichtet uns Eusebius
aus seinen Quellen (Pr. Ev. IIL pag. 115. D. Colon.),
nannten die Kraft der himmlischen Erde ( oùpavias yñs)
und die der irdischen (xSovias) Isis. Die himmlische
aber war ihnen der Mond, die irdische, die fruchttra-
génde Erde, auf welcher wir wohnen». Hiermit ist Ce.
res und Proserpina gegeben. Erinnern wir uns nur ‘an
das, was oben aus-Plutarchus (de fac. in orb. lunae
p. 943. C. p. 818 sqq. Wyttenb.) beigebracht worden ist.
Wir wollen denselben Schriftsteller über dieses Verhàlt-
nifs. der Ceres zu der Proserpina gleich weiter? ver-
nehmen, °
|. «Ceres, sagt er, ist auf der Erde und Herrscherin
über das, was der Erde ist. Proserpina ist im Monde
und Herrscherin über das, was des Mondes ist. Sie;heifst
Kópy und Ylepoe$óvy. Persephone heifst sie als Licht-
bringerin (PosPépos). Kore heifst sie, weil auch die
Pupille des Auges bei den Griechen so heifst, aus wel-
cher das Bild dessen, der hinein sieht, uns entgegen
strahlt, wie uns der Schein der Sonne im Monde entgegen
221
leuchtet» (Plutarch. de fac. in orb. lun. p. 942. D. p. 815
Wyttenb.) Wir halten uns bei dem Letzten nicht auf,
da wir längst wissen, dafs Proserpina in einem andern
Sinne ursprünglich das Mädchen (Kopn) hiefs; bemer-
ken aber diese Erklärung , weil sie einen alten Lehrsatz
von dem Verhältnifs der Sonne zu dem Monde berührt.
Grammatisch haben die Sprachforscher auch diese Bes
deutung nicht unbemerkt gelassen 39).
Also Proserpina ist im Monde, und somit in der
himmlischen Erde. Sie ist, wie wir schon mehr hórten,
der Mond selber. ‚Nun aber verlautet in derselben Schrift
(p. 938. B. p. 797 Wyttenb.): der Mond ist und heifst
Athene (Minerva), und an einem anderen Orte eben-
daselbst (p. 922. A. p. 721. Wyttenb.) werden Leute ge-
nannt, die den Mond eben so wohl Artemis (Diana)
als Athene (Minerva) nannten. Dieser letzteren Meinung
war auch Porphyrius, und Proclus (ad Platonis Tim.
p. 51 sq.), der sie anführt, erklärt sich dabei ausführ-
licher über das Verhültnifs der Minerva zur Proserpina.
Ich theile seine Gedanken in der Uebersicht mit, und
hoffe, dafs meineLeser nach allem Bisherigen auch durch
das Gewand der Platonischen Schule sehen werden, dafs
das Wesentliche aus den Aegyptischen Religionen selbst
entlehnt ist. « Athene, sagt der Philosoph, erscheint in
der Kore als die unbefleckte Siebenzahl (éx«&c). —
(Erinnern wir uns doch gleich des in sieben Theile zer-
stückelten Dionysus in der Fabel von seinem Tode, die
Apollo wieder vereinigte, und wobei Minerva mit thitig
war.) — Von der Athene kommt alle Trefflichkeit (dpe-
v4), und von ihr gehen aus die hinauf liuternden, zu-
rüch führenden (&»ay0700) Kräfte. Das Reine, das
Jungfrüuliche in der Kore kommt von der Athene
389) S. Lennep Etymolog. L. Gr. p. 324. ibiq. laudd.
233
«her (vergl. oben II. Th, p. 770. 465 f£. 761 £.). Athene
ist im obersten Demiurgen, im Vater Zeus, Sie ist der
schüpferische Geist, und die absondernde und immate-
rielle Weisheit, Sie hält ferner alle Gegensätze im AN
zusammen, und bewältigt sie unter der Einbeit. Sie ist
im Olymp und die Olympische, sie gehört in die höchste
Ordnung. Allein sie mufs auch zu den zweiten und drit-
ten Ordnungen hernieder steigen, um jene Absonderung
zu behaupten, und die Einheit zu bewahren. Da er.
scheint sie dann in der Proserpina auf die bemerkte
Weise. Sie erscheint auch unter dem Monde. Al.
lenthalben aber , wo sie erscheint , erhilt sie die Einheit,
láutert und führt zum Intelligiblen zurück. Sie leuchtet
den unteren Ordnungen vor, und giebt unbeflecltes,
reines Leben. Sie einigt auch die Mondsordnung (0e-
A»vwaxiv vá5:) und die Ordnung der sublunarischen
WVesen. Daher rettet sie auch den Dionysus, dafs er
ungetrübt und unbefleckt bleibe, und hámpft mit ibrem
Vater gegen die Giganten ».
Also Minerva, Kora, Ceres: himmlischer
Mond, Mond (himmlische Erde) und irdische Erde
— das sind die hier dargestellten Verhältnisse, Physisch
ist Minerva der weibliche, sanfte Aether, Proserpina
das sanfte Licht des Mondes, Ceres die Erde. Ohne
Aether würde der Mond nicht leuchten, ohne Mond
würde die Erde keinen Saamen tragen, und nicht be-
fruchtet werden. Alles dieses aber ist Isis, Mit diesen
physischen Kräften und Beziehungen sind auch die an-
dern gesetzt: Minerva ist der schôpferische Geist und
der erste Grund der Einheit im Demiurgen , so wie die
absondernde, reine Kraft (streng und rein entspringt sie
deswegen aus Juppiters Haupte — die erste Jungfrau),
Sie ist der Grund, dafs Eine Natur ist. Ueber und un-
ter dem Monde würde ohne sie Alles in den Abgrund der
Individualitäten aus einander fahren, Sie erscheint daher
225
in der Lichtbringerin als reines Licht, sie liutert den
Mond, oder vielmehr sie ist auch die zweite Jungfrau
selber. Gie rettet endlich den Dionysus von der günz-
lichen Zerstückelung. Sie erhilt die Einheit in der for-
menreichen Sinnenwelt. Sie trügt in sich, und erhiült
bis unter den Mond herab , durch alle Sphären , die Ver-
bindung mit dem Einen, Hóchsten, auf dafs die Indivi-
duen sich an die Arten halten, die Arten aber an das
Eine Urbild im Geiste des Demiurgen (s. oben II. Th.
pag. 768. 769 f£). Nach diesem Urbilde wirkt und webt
sie. Sie ist in so fern Minerva épydwn. Sie ist die er-
ste Weberin, und in der Proserpina erscheint sie als
die zweite (s oben IL. Th. p. 744 ff. besonders P- 749.).
Aber sie hat nicht allein den Peplus als das Gewebe ihrer
Hände. Sie hat auch den Schuppenharnisch oder das
lederne Schutzgewand. Das hat sie als Hriegerin.
Sie trennt und streitet und hümpft gegen die unreinen
Erdgeister. Sie führt als Siegerin alle Kräfte zurück von
der Erde durch den Mond hinauf in den Ort der Götter
(s. oben II. Th. p. 777 — 789.).
Dieses Herabwirken der oberen Mächte auf die
mittleren und unteren fanden die Nachdenkenden auch
in verschiedenen Ehen des Juppiter mit einigen seiner
Töchter. Ich hebe in diesem Betracht nur einé Stelle
aus, die die Proserpina angeht. «Dafs die Gótter ihre
eigenen Kinder lieben, sagt Proclus 99), wie Zeus
die Kore und die Aphrodite, nach jenem Mythus,
damit wird eine Liebe bezeichnet, die eine fürsehende
(Tpovontixds) heifsen mufs , eine Liebe, die das Geliebte
erhält (oœotixës), die es vervollkommnet, die es
390) Commentar. in Platon. Alcibiad. I. cap. 17. p. 55 meiner
Ausg. vergl. Proclus in Cratyl, $. 172 ff, pag. 101 sqq. ed.
Boissonade,
224
zusammenhilt (svrexvuxóc). Es ist éine unendliche,
ungemischte, dem Guten verwandte und unbefleckte
Liebe». — In diesem Sinne ist also Hora dem Zeus in
Liebe verbunden, und zeugt einen Sohn Dionysus mit
dem, der sie selbst gezeugt ; und nichts Anderes will es
sagen, wenn Minerva sich in der Hora wirksam erweiset
und, so zu sagen, selbst zur Kora wird.
^ Hier liegen Begriffe vom Einflufs gôttlicher Kräfte
auf niedere Naturen, die wieder mit der Heroenlehre
zusammenhängen. Nur sollte der physische oder, wenn
man will, materielle Charakter alter Religionen dabei
nicht aufser Acht gelassen werden. Dafs Minerva die
Führerin und Beschützerin der Heroen und Helden ist,
von Perseus und Hercules an bis auf Telemachus herab,
ist allbekannt. Sie ist ihnen , sagt man, beigegeben als
Góttin der Weisheit und als die beste Rathgeberin, die
sie haben kénnen. Ganz richtig und unbestreitbar. Aber
zuvürderst sollte man sagen, sie lodere in ihnen als
ütherische Feuerhraft, und aus dem himmlischen
Monde strahle das Licht in diese Helden, erwürme sie,
und leuchte ihnen. Es war immer zunächst der Gedanke
einer physischen Emanation dabei, und daran hing dann
erst das Andere. Als Aetherfeuer im Zeus ist Minerva
auch schöpferisches Urbild und erschütternder , durch.
dringender Kriegsgeist. Minerva kann nicht die Mutter
der Heroen seyn 9!), aber unter ihrem Einflufs müssen
sie geboren und erzogen werden. Dahin ziehe ich einige
öfter vorkommende Umstände in der Heldengeschichte.
391) So in der Vulgärlehre und in der Volksreligion. Jedoch
nach der Mysterienlehre, die von Aegypten her kam,
konnte Minerva allerdings Mutter von Göttern seyn.
Ich muf(s deshalb den Leser auf die oben II. 'T'h. p.653ff.
gegebene Ausführung verweisen , so wie auf die Heidelbb.
Jahrbb. 1817. nr. 49. p. 775 ff.
225
Ich will von Erichthonius nicht reden, der in. Miner:
vens Tempel erzogen ward, denn dieser ging die
die Góttin ganz besonders nahe an. Aber von Perseus
wird ausdrücklich bemerkt, Polydectes habe ihn in dem
Tempel der Minerva erzogen 37). — Also Perseus der
Sonnenheld geht aus dem Minerventempel hervor, um
seinen Lauf zu beginnen. Theseus aber wird selbst im
Tempel der Minerva erzeugt 3%), So ist also Minervens
Heiligthum die Geburisstitte und erste Wohnung gros-
ser Güttersóhne, Dionysus, noch gréfser als sie, hat
zu Sais im Tempelraume der Neith- Athene sein Grab,
wie der Aegyptische Konig Psammetichus 3%), Es nimmt
die ganze hintere Tempelwand ein, erzihlt uns Hero-
dotus , und Obelisken stehen in seiner Nihe. Hier ist
auch der zirkelrunde See, wo die Saiter in einer heiligen
Nacht das Leben des Osiris- Dionysus in mysteriósen
Scenerien darstellen, worüber der Geschichtschreiber
sich nicht weiter erklären darf. Dabei gedenkt er zu-
gleich der Thesmophorien oder der VYeihen der
Ceres, und sagt, mit gleicher Zurückhaltung, über
ihre Stiftung, was wir oben bemerkt haben 3%), Die
Stifterinnen der Thesmophorien waren auch zugleich
Stifterinnen des Minervenbildes auf der Sonneninsel Rho-
dus, zu Lindus. Minerva zu Sais hiefs auch Gebärerin
der Sonne 95), und das wahrhaft Aetherisch- Feurige
392) Hyginus fab, 63. p. 430.
393) Hyginus fab, 37. p. 98.
894) Strabo XVII. p. 802. p. 539 'T'zsch.
895) Herodot. II. cap. 170 seq. vergl. Athenagot. Legat, pre
Christ. $. 25.
896) Die Abhängigkeit des materiellen Lichtes voti
der Minetva scheint auch in der Stelle der Odyssee XXIII;
IV. «^
15
226
in Dionysus und in den übrigen Góttersóhnen rührt von
ihr her, weil sie ja der Kern des schópferischen Feuer.
geistes in dem Schopfer und Vater Juppiter ist. VVas
älso von ätherischer Kraft Proserpina in Juppiters Um.
armung empfing und auf den Dionysus fortpflanzte, war
in letzter Quelle Kraft der Minerva. Diese Göttin
entzündet auch, nach diesem Systeme, die Feuerkraft
des Hephästus ( Vulcanus), diese letztere gliihet aber
auf als irdisches Feuer gegen das himmliche. Der hohen
Jungfraü soll Gewalt geschehen vom tellurischen Feuer-
gotte. Der Saame fliefst, und Erichthonius wird gebo-
ren (vergl. oben II. Th. p. 652 f. nebst der Note). Das
war eine Geschichte aus dem Hause des Saiters Cecrops,
und die Cecropiden waren frühere Schlangenmänner
von Athen, frühere Erdgeborne und Erdbearbeiter, als
der Mann mit dem Schlangenwagen Triptolemus. Aber
Ceres mit ihren Schlangen kam auch über Aegypten und
Sais her; oder, wie man auch sagen kann, die Saiterin
kam mit ihren Gesetztafeln jezt zum zweitenmal, jezt
als Esis- Ceres. — Nach Allem diesem ist wohl nicht
zu zweifeln, dafs ein Hauptzweig der Lehre
von Ceres, Proserpina und Bacchus aus dem
Tempel der Neith zu Sais ausgegangen war,
und dafs dort die mysterióse Feier des Todes des Diony-
sus uhd des Haubes der Proserpina begangen wurde.
Auch der oben bemerkte Antheil, den in der Cretensi-
schen Todesgeschichte des Bacchus Minerva an der Be-
gebenheit nimmt, so wie mebrere Spuren von einer
Verbindung der Attischen Panathenáen mit dem Cultus
der Ceres , lassen dies mit Grunde vermuthen. Dafs aber
ein altes Atheniensisches Fest der Minerva, Scira,
242 (f. angedeutet zu seyn, wo Minerva, um die Nacht
zu verlängern , die Aurora zurückhält , und diese ihr ges
'". horcht,
=37
auch der Ceres angehörte, werden wir weiterhin Liirz-
lich beweisen.
Die Stadt der Aegyptischen Minerva, Sais, hiefs
auch Mycerina. Andere wollten, dies sey ein Name von
Memphis. Aber Didymus behauptete, Sais sey Mvxe.
çivæ 7), Damit hángt eine Vollssage zusammen, die
uns Herodotus (1l. 129 sqq.) ausführlich erzàhlt. Man
mulls sie bei ihm selber nachlesen. Hier nur die Grund-
züge: Die Tochter eines musterhaften Hünigs von Ae-
gypten, Mycerinus , mufs gleichwohl von ihrem eigenen
Vater Gewalt erleiden. Es kostet ihr das Leben, und
nun wird sie nach ihrem Verlangen in einer vergoldeten
Kuh begraben, von der man das ganze Jahr durch räu-
chert und Lampen brennt. Sie ist zu Sais in einem Saale
aufgestellt. Nur einmal im Jahre wird die Kuh heraus ge-
führt, an dem Tage, wenn Osiris beweint wird 3%). An
diesem Tage wollte die Känigstochter in der Huh das
Licht der Sonne sehen. Das goldene Bild der Sonnen-
scheibe 1st zwischen den Hórnern dieser Huh angebracht,
die grofsentheils mit einer Purpurdecke verhüllt ist, und
auf den Knieen liegt. | In der Nähe derselben stehen
zwanzig Colossen der Beischliferinnen des Königs, die
das traurige Schicksal der Königstochter verschuldet ha«
ben sollten. Der sonst so gerechte und fromme Hónig
Mycerinus erhált bald darauf ein Orakel, wonach er im
siebenten Jahre sterben soll. Um die Tage zu verdop-
peln, läfst er die Nächte durch Lampen ohne Zahl er-
leuchten. — Bekanntlich hat der Zufall in einem Relief
uns sogar die bildliche Vorstellung neben jener Erzäh-
lung aufbehalten #9), Dafs das ganze Mährchen eine
397) S. Hesychius Tom. II. p. 629 Alberti.
398) Plutarch. de Isid. p. 356. E. p. 462 Wyttenb. vergl. die
Ausleger zu der angeführten Stelle des Herodotus.
399) Man sehe die Beilage zu der Wesselingischen Ausgabe
3.
2?
andere Bedeutung habe, sah Herodotus mit seinem ge.
raden Sinne auf der Stelle; daís er aber weiter nichts
davon.verlauten làfst, begreifen wir leicht, wenn wir
seine Zurückhaltung bedenken, wo nur irgend das In-
nere des Geheimdienstes zur Sprache gebracht wird. Die
Fabel ist aber an sich schon bemerkenswerth, weil sie
uns den Ursprung so mancher ürgerlichen Geschichten
Griechischer Künigshäuser zeigt. So kann z. B. dieser
Mycerinus gewissermaafsen als Vorbild des Cretensers
Minos gelten. Der Letztere war auch ein grofser König,
ain gerechter König. | Gleichwohl werden ähnliche Ge-
waltthaten von ihm bemerkt. Auch er buhlt mit vielen
Weibern, während er Pasiphaë zur Gattin hat , jene Pa-
siphaë, die keinen heifseren Wunsch kennt, als in der
hölzernen Kuh zu liegen, und den Stier zu locken. So
kündigt auch die seltsame Geschichte der Saitischen Kö-
nigstochter sich sehr entschieden als eine solarische und
lunarische Begebenheit an , die der Aegyptier durch Bild
und Festgebrauch versinnlicht hatte. Bemerken wir nur
die Gewalthat des Vaters gegen die Tochter,
ihe Grab in der Kuh, in der Kuh mit der goldenen Son-
nenscheibe, die Lampen vor der Kuh, die Klage um den
gestorbenen Gott, den Wunsch des sterbenden Mädchens
die Sonne jährlich einmal zu sehen, das siebente Jahr,
als das '"l'odesjahr des Künigs, die sechs erleuchteten
Jahre vorber, und das Alles zu Sais, wo in der heiligen
Nacht das Lampenfest begangen ward 4/00. "WVüfsten wir
mit Bestimmtheit, was der Name Mycerinus 90) und My.
a. a. O. Vergl. auch jezt die Descript. de l'Egypte An.
tiqq. (T'hébes) Vol. II. p. 169.
400) Herodot. 11. 62.
401) Zoëga de Obelisce. pag. 415. vergleicht den Diodorus I.
64, wo Meyspivos steht , und vermuthet aus dem Kopti-
rJ
40
-29
cerina bedeute, so hónnten wir noch mehrere Parallelen
ziehen 402), .
Auch in folgender Erzühlung werden sich, ohne
VVeiteres, nunmehr die Aehnlichkeiten mit Griechi-
schen Fabeln und Gebrüuchen leicht ergeben: Ein'an-
derer König, Rhampsinitus (erzihlen die Aegyptischen
Priester beim Herodotus II. 122.), stieg einst in die Un-
terwelt hinab, spielte dort mit der Ceres VVürfel mit
abwechselndem Glück, und als er wieder zur Oberwelt
zurückkehrte , beschenkte ihn die Góttin mit einem gol-
denen Tuche. Ein Fest ward zum Andenken dieser Be-
gebenheit gestiftet, das angeblich so lange dauerte , 'als
des Königs Reise gedauert hatte. Dabei webten die Prie-
ster an Einem Tage ein Gewand ganz fertig
(pdoos atTnuepdy tEvpyvartes), verbanden darauf einem
von ihrer Gesellschaft die Augen, und führten ihn auf
den Weg nach dem Cerestempel hin. Dort verliefsen
sie ihn und erzählten, zwei Wölfe. führten ihn sicher
hin und wieder zurück zwanzig Stadien weit. — Zwei
Wölfe also führen in den Tempel der Isis ein und. aus.
Erinnern wir uns nur an die Aegyptische Genealogie des.
Horus und der Bubastis (Apollo und Diana), als Kinder
der Ceres-Isis, und an das Lichtthier, an den Wolf,
der dem Apollo beigegeben ist, und daran, dafs in der
mysteriösen. Sprache die Artemis W ölfin (Aéxoiva y
hiefs 45), Uebersehen wir auch das goldene Handtuch.
tischen, dafs es der Sanfte, Ruhige (tranquillus )
bedeute,
402) Hiermit mufs das im I. Th. p. 614 £ Bemerkte verbun-
den werden, über das noch heut zu T'age bei den Indiers
übliche Reinigungsmittel des Durchkriechens durch die
Bildsäule einer goldenen Kuh,
403) Porphyrius de Abstin. IV. p. 532 ed. Rhoer.
ary
2.
nicht; das Ceres in der Unterwelt wegschenkt. Da wer.
den wir wieder an die Weberin in der Tiefe denken,
Auch die Priester weben ein Gewand, Es mafs an Ei.
nem, Ta ge.fertig seyn 4€). — Hier also haben wir bei
dem, Vater. der Geschichte selbst wieder ein deutliches
Zengnifs, von einer symbolischen Weberei, nnd zwar in
unverkennbarer Beziehung auf den Aufgang und Un.
tergaamg und auf das Loos der Sterblichen im Auf- und
Nigdersteigen. - Zu Darsania bei den Indiern webten die
Frauen auch an Einem Tage die Gewünder fertig, wie
Dionysius im Heldengedicht vom Bacchus gesungen hatte
(ap. Stephan. Byz. in Aæpdarid) und wie Nonnus 45) ihm
pacheipgt,
‘ | . Veber den Sinn obiger Mythen hier noch einige
Worte, Die Kuh ist das Bild der Erde. Daher das
Begraben in ihr eine Allegorie des Beisetzens der Leich-
name in der Todtengruft. Die Sonnerscheibe über
der Kuh, ‘so wie die himmelblaue Lotusblume, welche
über ihr emporgehalten wird (s. oben I. Th. pag. 287.),
frohe Erinnerung an die Rückkehr zum Licht und zum
neugn Leb en. Ferner: die zwei Wölfe, die den
König und den Priester in die Wohnungen der unter-
irdischen Ceres führen, sind dieselben Wölfe , die wir
auf den Mumiendecken gemalt sehen. Der balsamirte
Leichnam wird zu den übrigen in den Grabstätten ge-
sammelt, wie die geschnittene reife Garbe in der Horn-
401) Hiermit mufs vielleicht das Weben der Penelope (Odyss.
Ii. 104 sqq. coll. XIX. 138 sqq.) zusammengestellt wer-
den, weil hier wie dort die Zeitdauer des Webens
bestimmt Einflufs hat. Vergl. oben II. T'h. p. 118. und
besonders p. 119.
405) Dionysiaca XXVI. 170 sqq. p. 696. wo jedoch 'Ageavís,
nicht Aus. steht.
30
251
hammer (s. oben I. Th. pag. 379.). Diese, unterirdische
Saat kommt in gemessenen Zeiten in anderer Gestalt
wieder an das Licht. Die ewig schópferische Natur we-
bet in bestimmten Fristen neue Geschlechter, und wie
die Sonne wiederkehrt , /s0 bedecket eine' goldene
Saatdie Erde, Dies ist das goldene Tuch, das Ge-
schenk der unterirdischen Ceres, und das Websen. der
Priester ist das VW eben neuer Zeiten und heuer.
Geschlechter. Dasum die. Augen des Priesters ge-
wundene Tuch, so wie das sehwarze Tuch, ‚womit
das goldene, Kalb bei Osiris Todtenfeier verhüllet wird
(s. oben I. Th. p. 520. .Not. 3o2.), sind die natürlichen
Gegensätze ; das Augenlicht ist verloschen, ,und die Erde
ist in Finsternifs verhüllet: die Natur und der Mensçh
liegen in den Banden des.Todes gefangen. . . ;
| Isis- Ceres — Athor.” I
Das ist also Isis- Ceres, als Hônigin. der Unterwelt.
Unter dem. Namen Áthor wird nun Isis gum letzten
Grunde aller Dinge. Sie ist Proserpina (Persephone),
bei der Alles verweset, und die Alles,neu an das Licht
bringt. Sie ist Persephassa- Venus, der alle Kühe
anheim fallen. Mit ihr mufs also der Begriff der
Isis - Ceres. Proserpina vollendet seyn. Auch hier zeigt
uns der treue Führer Herodotus den sicheren Weg. Wir
wollen ihm folgen, Die Aegyptier (erzáhlt er uns li.
4o sq.) opfern der Isis als ihrer grifsesten Gottheit an
einem prächtigen Feste einen Ochsen‘, den sie, wenn er
ausgeweidet ist (wobei besondere Regeln beobachtet
werden), mit allerlei Früchten und Specereien anfüllen,
und dann verbrennen. Ochsen und reine: Kälber dürfen
sie opfern, aber Mühe nicht. Diese sind der Isis zuge-
£.
eignet, welche selbst mit Kahhürnern abgebildet wird,
wie die lo der Griechen, Die Kühe sind heiliger bei
den Aegyptiern, als alles übrige Vieh. Stirbt eine Huh,
so werfen sie sie in den Flufs (in den Nil, den
Flufs der: Isis), die Ochsen begraben sie in den Vor.
städten, und lassen ein Horn oder beide über dem Grabe
hervofetehen , um als Zeichen zu dienen: denn aus der
Stadt Atarbechis auf der Insel Prosopitis im Delta, wo
die Aphrodite einen Tempel hat, hommen Leute in alle
Städte auf Hühnen gefahren, graben die Knochen der
Ochsen beraus, führen sie fort, und begraben sie alle
en Einen Ort. Auf dieselbe Weise begraben sie auch
die übrigen /Thiere , wenn sie gestorben sind, das ist bei
ihnen so Gebrauch, auch diese tódten sie nicht. — Dies
sind die wesentlichen Umstánde dieser sonderbaren Sitte.
Ich enthalte mich der kritischen Bemerkungen, die sich
über verschiedene Theile dieser Stelle machen liefsen,
und bemerke nur, dafs zu Ehren der Isis als der gros-
sesten Göttin unter. besonderen Cärimonien ein Stier im
Feuer aufgeht; während alle Kühe ihr geweihet sind,
und in ihren Flufs binabgelassen werden , wenn sie ster-
ben, und daís von der heiligen Stadt der Venus gesetz-
lich bestellte. Todtengrüber ausgehen, die die Gebeine
von allem 'Hornyieh miünnlichen Geschlechts an Einem
Orte Destatten. Daneben das religióse Verbot Thiere
gu tôdten. -— Da haben wir also wieder eine Venus Libi-
tina, eine Leichengättin , aber auch eine Güttin der Lust,
die alle. Kühe in ihren feuchten Schoofs aufnimmt, und
alles Gebein der '"l'hiere versammelt. Diese Gottheit
werden wir etwas näher kennen lernen, wenn wir das
vergleichen, was ich bereits oben (I. Th. p. 521. Note)
bemerht habe. Diese Venus ist keine andere, als die
Aegyptische Güttin Athor, welcher die Stadt Athribis
geheiligt ist (s. oben a. a. O.), und die Syrische Atar-
gatis, welche man auch Athara nannte, wie Strabo cr-
59
233
zühlt (wo also die Aenderung des Casaubonus 'AoRdgay
nicht gerade nóthig seyn müchte; s. oben II. Th. pag. 63.
Not. 79.). Den Begriff dieser Athor oder Gottheit
der Nacht, der Mutter aller Dinge nach Aegyptischet
Ansicht, habe ich oben (1. Th. p. 519 £) darzulegen gé-
sucht. Nachtrüglich will ich hier noch einer Etymologie
dieses VVortes erwáhnen, welche Silvestre: de Sacy zü
Saintecroix Recherches etc. p. 180 sq. versucht hat. Er
leitet den Namen Athor, 'ASóo, ab von Horus und von
der privativen Partikel ov, die vor einer Aspiration iit
a? sich verdnderte. Hiernach bezeichne Athor ur-
spriinglich die Zeit der Abwesenheit des Ho-
rus, d.i. der Sonne, und wiirde so eine passende Be.
zeichnung für die Nacht und für ‚die Jahreszeit seyn,
wo die Sonne die kürzeste Zeit am Horizont
bleibt. Durch Plutarchus de Isid. et Osirid. $. 39. ge-
winne diese Ansicht, die auch schon Jablonshi (dessqu
Ableitung des Wortes Athor übrigens dem gelehrten
Orientalisten zweifelhaft vorkommt) zum Theil aufge-
stellt, neue Bestätigung. — Hiermit setzt man die natür-
liche Eintheilung der Zeit in Verbindung, die bei den
Aegyptiern gebräuchlich war. Sie fingen vom Abend an
zu zählen, und zählten so fort bis zum nächsten Abend,
Das war ihnen Ein Tag nach unserm Ausdruck. Das
thun sie deswegen, heifst es nun, weil sie das Dunkel
(exovov) vor der Anordnung des Weltalls setzen, und
die Nacht für die Mutter aller Dinge halten 4%), Andere
Züge habe ich oben (T. Th. p. 519.) angeführt. Hieraus
sehen wir, dafs diese Nacht auch im Tempeldienste in
so hoher Bedeutung genommen ward, was wohl nur auf
jene Athor gehen kann. Spuren von einer Verehrung
der Nacht, unter diesem Namen N%5, von Tempeln
406) Joh. Lydus de menss. p. 13.
#54
und Orakeln derselben , finden wir auch in Griechenland,
#..B. bei den Megarern 407), "Aber wer will bestimmen,
wie.sie dort.genommen ward? In jegem hóchsten Sinne
aber war. die Attische Ceres- Proserpina gedacht, wie
wir schon nach Allem zu vermuthen Grund haben, und
zunächst unten. näher sehen werden. Zuvor wollen wir
pur noch den Aegyptischen Begriffen von der Nacht nach-
gehen. Jamblichus (de Myster. Aegypt. VIII 2.) be-
&ehreibt jenes Principium als den Einen Gott vor allem
wabrhaft Seyenden,. als das Princip vor allén übrigen
Pringipien, als den Gott vor dem ersten Gotte (vor dem
König Amun), als den, dem auch .das Intelligible: nicht
bgigemisch£ sey :u..s. w.
'"- Dafs auch dié Orphiker ganz in diese Ansicht ein-
gegangen waren, ‘ist nicht zu bezweifeln. Jene Nacht
ist das Eine vor den zweien, das in der Kosmogonie bei
ffellanicus (s. oben III. Th. p. 3o2 £) ganz übergangen
War. "Natürlich könnte ein solches Principium in einem
mythológischen Lehrgebüude nicht Platz finden.
Sollte dies geschehen, so mufste’es eine bildliche. Gestalt
annehmen, wie mit der Athor geschah. 'Dafs die Or-
philier aber mit der Nacht als erstem Wesen nicht unbe-
kannt geblieben, beweiset die Kosmogonie nach Eude-
mus , Wo die Nacht bestimmt so aufgeführt wird. Da in-
dessen diesen Peripafetiker der Vorwurf trifft , dafs er
nicht immer richtig den Sinn Aegyptischer Lehre aufge-
fafst habe; so müssen wir an andere Orphische Stellen
erinnern , Z. B. in den Fragmenten (p.447 — 449.) , wo
einmal von dem hüchsten, aus sich selbst geborenen
Gôtte'(aèroyeris) gesägt wird: «ihn sieht kein Sterb.
licher», und noch bestimmter im. Verfolg (vs. 14):
407) Pausanias I. 49, 5. vergl. oben III. Th. p. 124f. Not. 68.
und II. p. 421.
£
255
«ihn aber sehe ich nicht, denn um ihn ist Dunkel gela-
gert». — Doch dàürüber wollen wir nicht weitlduftig
seyn. Jezt haben wir nur zu zeigen, dafs jene Athor
auch wirklich Ceres-Proserpina war, d. h. dafs Al-
les, was Aegypten sich in der Athor dachte, auch in je-
nen Gottheiten der Griechen gedacht war, ja dafs diese
daher zum Theil ihre hohe Würde entlehnt haben. ......
Zwar könnten wir auf das Eine’ uns einschränken?
Isis sey nach Herodotus der Aegyptier grófseste Gott-
heit. Da nun Athor gleichfalls die grüfseste sey, so
müfsten Athor und Isis Ein VVesen seyn. Nun abér sey
Isis identisch mit Geres- Proserpina ;' folglich sey ‘attch
Proserpina in das Wesen der Athor aufgenommen‘ oder
vielmehr das Grundwesen selber. — -So richtig diese
Schlufsfolge ist, so wollen wir uns doch nicht damit be-
gnügen, sondern noch verschiedene Nachweisungen £e-
ben, woraus es unbestreitbar wird, dafs die Ceres- Pró-
serpina der Attischen Mysterien "nicht weniger als jene
Athor war. Zuvórderst sagt uns Porphyrius (de Abstin.
IV. p. 352 Rhoer.), der Name der Pherephatta (Depe-
gatras) komme nach der Behauptung vieler Theologen
vom Nähren der Waldtaube her (oder vom Tragen der-
selben, wenn man statt $éofew mit Vossius $épei lie=
set 8), Auch weiheten die Priesterinnen der Maja, der
Persephatta , die Waldtaube. Maja (Maia) und Perse-
phone sey aber Eins, weil diese eben A mme und Nüh«
rerin sey. Denn sie sey eine Erdgóttin, und Ce-
res sey Eins mit ihr. Vorerst haben wir hier eine
bestimmte Stelle; worin die Identitát der Ceres und
Proserpina behauptet wird. Dies geht aus der Idee
Isis so hlar hervor, dafs es heines Wortes weiter be-
408) Vergl. oben IV. Th. p. 164 f. und Welcker Zeitschrift
für alte Kunst I. 1. p. 23. Not.
2t
darf, als dafs wir hier immer, wie bisher, von Myste-
rienlehresprechen. Was die Identität mit der Athor
angeht, so haben wir in ihr ja eine T'anbennährerin oder
Taubentrügerin, wie die Münzen von Athribis sie zei-
gen. Also Majá, Nährerin, Amme. Das sind die Vor-
stellungen , dié sich die Alten von der Taubentrigerin
machten , wenn sich gleich mit der Waldtaube ($ávva)
wieder besondere Begriffe verbanden, die wir oben be-
rührt haben 4%), Beide sind sonach auch was die Semi-.
yamis ist, jene Semirama (jenes Taubenweib), die auf.
den Leib threr Mutter, der Fisehgóttin Derceto, tritt,
vnd das Horn der Fülle und Nahrung aus der Tiefe em-
pfángt (s. oben H. Th. p.76 und84.). Aber in der Athor
vereinigt sich Beide s. In Betreff der Athor hónnen
wir es aus der Analogie schliefsen, aus dem Begriff von
den Gottheiten der Nacht und Tiefe, und weil sie Aphro-
dite heifst, die den Wassern angehórt. In Absicht dex,
Proserpina haben wir ein merlwürdiges Zeuguifs beim
Justinus Martyr (Apologia p. 96. E. sq. Colon.), welches
zugleich beweiset, wie hoch der mysterióse Begriff von
dieser Göttin genommen war. Er. erwähnt des Bildes
der Tochter des Juppiter K ora, das man aus Was-
serquellen heraufsteigen liefs, womit der Spruch des
Moses freventlich nachgeäfft und sinnlich gemacht wer-
den solle: und der Geist Gottes schwebte über
den Wassern. — Dergleichen Gôtter- und Geister-
eitationen kommen mehrmals vor. Oben haben wir schon
eiv Deispiel gehabt. Auch Bildwerke zeigen Spuren da-
von, wie z. B. die Gemme bei Fieoroni 410), Ich halte
mich an das, was die Proserpina zunüchst hetrifft. Hier
409) S. oben a. a. O. und Welcker a. a. O.
410) Gemmae antiq. Liter. tab, 9. nr. 4. vergl, van Goens ad
Porphyr. de antr. Nymph. p. 117. -
30
237
hátten wir also an ihr, nach mystischen Lehren, nicht
blos eine Maja als Nührerin aus der Erde, sondern als
eine Mutter der Welt in der feuchten Tiefe — kurz sie
würe jene Né$ (Nacht), die auch Maja (Maia) hiefls,
und womit der Demiurg in einer Orphischen Genesis
rathschlagt (s. oben III. Th. p. 3o2 £.). Damit befinden
wir uns gleich auf Indischem Grund und Boden, wo,
nach dem System der Veda's, Maja das Principium alles
realen Daseyns ist, VVeltmutter, Mutter aller erschaffe-
nen Wesen. Dorther ist auch Dionysus, der Schôpfer
und Herr der bunten Sinnenwelt. Er stammt aus Nysa,
aus Nischadabura, aus der Nachtstadt 4!f), Nach
Nysa wird auch Proserpina versetzt, wie wir oben bei
Griechischen Dichtern gelesen haben, und auch degyp-
ten hatte seine Nachtstadt, die Stadt der Athor. Per-
sephone aber ist des mystischen Dionysus Mutter. Sie
ist auch Mutter der ersten Diana und durch sie Elter-
mutter des Eros 412). Also der grofse Vereiniger der
411) S. oben I1I. Th.‘p. 124. In Bezug auf das dort Gesagte
trage ich hier noch nach, was Herr v. Hammer in den
Wiener Jahrbb. 1820. Bd. X. p. 222. in Beziehung auf die
Persische Religion bemerkt hat. Nusch, sagter, heifse
im Persischen W ein, und sey wohl nichts anders, als
dasselbe Wort mit dem Dionysos der Griechen , dem
Usa der Araber (die Idole des Korans El-usa und
Allat seyen Dionysus und Aphrodite, welche
die Araber nach Herodotus OvoordA — verstümmelt statt
Oucard) — und 'AAXra nannten), dem Diwa Nuschi
der Inder; das Aseri Nusch in der Persischen Reli-
gion sey also das Feuer des Dionysos (das animali-
sche), wie Aseri Bersin das des Perseus , das himme
lische u. s. w.
112) Cicero de N. D. III. 23. vergl. auch oben IV. Th. p. 11.
und III. p. 545. Ich habe zu der Ciceronianischen Stelle
p.617. noch einige andere bemerkenswerthe Zeugnisse an-
geführt, wie das des Libanius Tom. I. p. 232 Reisk, (4e
258
Weltelemente ist aus ihrem Geschlecht, und’ aus ihr,
der Dunkelen, geht Artemis-Luna hervor. Sie ist selbst
die Erstgeborne (mpovoyorn, primigenia). Obwohl Nacht
und aus Nacht, ist sie doch auch Licht und Fiihrerin der
Lichter des Himmels, Die Planeten sind ja ihre Hun.
dé ^3), also ihre Diener, oder was dieser Pythago-
Yeische Ausdruck sonst bedeuten will 44). Auch ist sie
Gespielin der Horen (Orph. Hymn. XXIX. [28.] vs. 9.).
Auch die Parcen ‘sind ihr zugesellt und die Grazien,
wenn sie sie zur Lust des Vaters Zeus und der Mutter wie-
der-zum Lichte herauf führen (ebend. XLIII, (42.] 7 f.).
Hier ist sie wieder als die Auf- und Untergehende ge-
nommen, als Saamenhorn , und so weiter 415), Proser-
--— -
xai rj) EiXsíSviav Gray dnoloye y duovers cuv" Apmspivy)
und des Proclus in Commentar. mscr. zu Plato's Cratylus
(s. daselbst p. 77 Heind.): 6v y Ard mwyy dore Qœoryévos
8 T Aupoympi mipeyópusvos* Db val và mag suiy wdrow , Th
aT) Ax 49 TQ te dl Av cd) Dsparsdouci, rwy. Euwct) deme
yvJ48/Q, TXv TOV Dsaiydv.
413) Porphyr. vit. Pythag. p. 42. Clem. Alexandr. Strom. V.
s. 616.
414) Vergl. Ruhnkenii Epist. crit, I. p.94.
- 415). Welcker ( Zeitschr. I. 1. p. 20.) nimmt, wie schon be-
merkt, die entführte Proserpina für das Wachsthum , für
e» die Blüthe, welche im Winter ins Unsichtbare verschlun-
gen werde; es scheine dies der allgemeinere und ursprüng«s
liche Sinn gewesen zu seyn, den schon die Alten, welche
sie unter andern als övvyayıc e megparoü yos, als die
Saamen treibende Kraft, genommen, wohl aus
einander gesetzt. Wenn Andere in älterer wie in neuerer
Zeit unter ihr das Saamenkorn verstanden , das unter die
Erde entführt und darin vernichtet werde, so scheine
diese Verwechselung spüter entstanden zu seyn durch die
Vergleichung des Saamenkorns mit dem Begraben (?).
Bako's Auslegung von der Vermühlung des ätheri-
schen Geistes mit irdischer Materie: sey
259
pina ist, wie wir wissen, auch Mond, Mond in jedem
Sinne, auch in dem hüchsten, wie dies von der Minerva
galt. Dadurch wird diese Persephone wieder zur Licht-
bringerin erster Ordnung. Und auch davon hatte sich
die Kenntnifs nach Griechenland verpflanzt. Denn wenn
jene Griechische Pasipha nichts als Mond, dieser
falsch (2), obgleich neulich Darwins durch neue Ene
deckungen diese Lehre als eine alt- Aegyptische habe bes
kráftigen wollen. Auch dürfe man nicht im Raube der
Proserpina eine Andeutung des A bfalls vom Urbi l de
suchen , eher in den damit verknüpften Stiftungen, und
Sallust (vsgi «3v 4, p. 251.) , derden FallderSeeclen
in dieSinnlichkeit hier verstehe, beweise nichts (Q)».
Der Verfolg wird jedoch , wie ich hoffe, die Richtigkeit
dieser Ansicht näher beweisen, Hier bemerke ich nur,
dafs, nach der ganzen Analogie zu Schliefsen , auch
A thor als das dem Schoofse der Erde anvertraute Saa-
menkorn genommen war. Dafür kann auch vielleicht das
angeführt werden, dafs das Saatfest der Thesmophorien
in Griechenland gerade im Aegyptischen Monat A thyr,
im Monat der Athor, begangen ward ( Plutarch. de Isid.
p. 3/8. E. p.549 Wyttenb.). Aber auch hier hatte wie-
der Stier und Monat Einen Namen: "ASve piv wal Rody
magd Alyurrios (Hesych. I. p. 132 Albert.) , worüber ich
nun weiter nichts zu sagen brauche, — Uebrigens hiefs
die Kuh bei den Phóniciern Thor (64d — «in s, sz) ,
welches dasselbe Wort ist, nur ohne die Vorschlagssylbe
(s. Plutarch. Sylla pag. 463. B. cap. 17. wo Leopold auf
Bochart in Canaan Il. 5. verweist). Clemens Alexandr.
Strom, V, pag. 671 Potter. záhlt unter den Aegyptischen
Symbolen auf: — wsxep djéder "ys vs advis wai Ysweyias
xai 700076 6 Bois (sc. oUMBoldv Sorı), Dasselbe sagt
auch Macrobius Saturn. I. 19: quam (Zerram) Aegyptii
hieroglyphicis literis cum signare volunt, ponunt bovis
figuram. Endlich Plutarchus de Isid. pag. 502 Wyttenb. :
BoU v yáp"Icibog s'vóva wai v4 v vopidover; womit Hero-
dotus II. 41. noch verglichen werden kann, wo Isis
Bounspws heifst, wie die Io.
240
irdische Mond wäre, wie könnte denn dort zu Thalami
in Laconien, wo sie ein Orakel hatte, von ihr gesagt
werden, sic sey der Atlantiden eine, und habe den A m-
mon geboren? Das wird aber von ihr gesagt 41),
Also als Atlantide ist sie wieder Maja (denn sie wird
doch die erste seyn) und Gebárerin der Sonne, folg-
lich wie Isis- Neith zu Sais oder vielmehr Neith - Isis
selber. Aber doch auch Pasiphaé, d.i. zwar die All.
leuchtende, die Allen sich Offenbarende, aber doch
auch die Buhlerin mit allen Rindern, mit allen Monden,
mit allen Zeiten. Nun sehen wir, warum auch Minerva,
die reine Jungfrau, die unbeflechte erste Flamme, mit
den Stieren umgeht und TavoozóAog heifst. Das ist kein
irdisches Buhlen , das ist eine himmlische Lust. Aus
dem ersten Lichte kommen alle Lichter , der helle strah-
lende Ammon nach dem Dunkel, der Planeten Zahl, die
nun ihre Hunde sind, der Mond und die Monate und
Zeiten, d. h. alle Kühe. Sie alle steigen auf, und stür-
zen wieder nieder in ihre feuchte Tiefe. Darum werden
die Kühg in den Flufs der Isis versenkt, darum stürzt
dort der Sonnenheld Hercules auf Sicilien die Rinder in
die schwarze Quelle der Persephone hirab. — Aber der
grofse Stier lodert als Bild der Sonne an dem hohen
F'este der Isis unter dem Dufte von edlen Früchten und
Specereien auf. — So fallen also der ewigen Isis- Per-
sephone alle Rinder, alle Zeiten und Alle, die im
Zeitlichen leben 417) , unwiderruflich zu, in den Wellen
416) S. Plutarch. Agid. et Cleomen. cap. 9. p. 799. B.
417) Wenn ich hier und ófter den Stier und die Kuh als
Bild der Materie und Zeugung überhaupt brauche, so
kónnte dies wohl durch alles Bisherige hinlánglich gerecht-
fertigt geachtet werden, Doch um der Zweifler willen
gebe ich noch ein bestimmtes Zeeugnifs. Es lautet so;
Yevécams "ykp up fchos 6 raÿços (Hermias in Platon. Phaedr,
241
des Wassers, wie in des Feuers Flamme. -— Aber aus
dem feuchten dunkelen Grunde wirket und webet Maja-
Persephatta immer wieder neue Geschlechter , neue Lei-
ber 45), und aus dem Leibe des verwesten Stieres flog
das Wunderthier, die Biene, auf, ein trostreiches Zei.
chen der Fortdauer der Seele, ein Thier, das die Rück«
kehr liebt 4%), und uns erinnern soll an die Rückkehr
durch die Sonnenbahn über die Sphäre des Mondes zu
unserm wahren Vaterlande. Darum ist Proserpina nicht
nur Pasiphaë und Bändigerin der Stiere, sondern auch
Melitodes und Pflegerin der Bienen, und die eingewei-
heten Frauen heifsen selbst Bienen, Melissen 40),
vergl. Porphyrius de antr. Nymph. cap. 17. pag. 108 ed,
van Gaens). Es ist dort von den Stieren die Rede, wel.
che die Luna als Vorsteherin der Zeugung habe. — Vergl.
auch Eustathius zur Odyss. I. 25. p. 13. lin. 50 Bas. von
einem Stieropfer , das Neptun erhült: vavguv did và q6vi-
MO» ToU üOuro, vó Sk reU dgOsi».
118) Ueber die allegorische Weberei der Proserpina habe ich
oben das Nóthige beigebracht (III. Th. p. 432 f. 501 £.).
— Hier trage ich nur noch einige hierher gehórige Er-
klárungen Orphischer Ausdrücke nach, die uns Clemens
von AleXandrien (Strom. V. p. 675 sq. Potter.) aus dem
Epigenes mittheilt. Dem zufolge bezeichnete die Orphis
sche Sprache durch krumme Weberladen I
napmuddyewer) den Pflug, durch Aufzug auf den
Webstuhl (trysior) die Furche, und Faden (péroy)
nannte sie allegorisch den Saamen; — lauter Formeln,
die nachher von Dichtern und Bildnern weiter ausgeführt
wurden, wie wir oben gesehen haben.
419) S. oben I. 'T'h. p. 492. II. p. 183 f. III. p. 353 f.
420) Ueber die Proserpina 4sA:rvrsse s, Valckenaer ad
Theocrit. Adoniaz. vs. 94. M elissen (peAcoas) nannte
man bald die Priesterinnen der Ceres , als einer chthoe
nischen Göttin, bald die in die Mysterien eingeweiheten
Frauen überhaupt. S. Scholiast. Pindar. Pyth. IV. 406,
IV.
10
242
$9. 22.
Fortsetzung.
Es wird Niemand entgangen seyn, dafs wir in allen
diesen Sätzen Bruchstücke eines Religionssystems haben,
das seinem Ursprunge nach, wenn auf Aegypten gese-
hen wird, in die Thebais und-in die Stadt des Ammon,
Thebe, gehört. Von dort her sollten die schwarzen
Tauben (die reinen Nymphen und Priesterinnen mit dem
Taubenbilde) nach Ammonium in Libyen und nach Do.
dona gekommen seyn. Von da her stammen die verschie-
denen grofsen Gottheiten ah verschiedenen Orten, in
der Zweizahl vorgestellt; Zeus und Dione bei den Do-
donäern, Zeus und Juno zu Creta, Samos, Argos und
im-herrschenden Güttersystem der Griechen; aber auch
andere Combinationen, wie wir bisher gesehen haben,
wie z. B. eine Pasiphaë als Juppiter - Ammons Mutter und
Primigenia (xpætoyérn), die den Zeus und die Juno an
ihrer Brust trügt, und bei den Vólkern des Occidents 41)
Kronos und Aphrodite als die ersten Erzeuger aller
Dinge, zugleich als Winter und Sommer gedacht, und
neben ihnen Proserpina als Frühling (Theopompus a. a,
0.). Im System von Diospolis Magna (Thebe) ging eine
Reihe von Göttern aus einem weiblich gedachten ersten
Wesen aus. Dort hiefs es vermuthlich Isis (zu Sais
Neith, anderwirts Athor); zuerst trat hervor Juppiter-
Ammon (um gleich mit Griechen und Römern zu spre-
chen), dann Osiris, ferner Horus u. s. w., oder nach
einer andern besseren Ansicht : jenes erste VVesen offen-
barte sich zuerst als Ammon -Juppiter, dann als Osiris«
Tom. IT. pag. 555 ed. Heyn. Porphyr. de antr. Nymph,
cap. 18. Spanheim ad Callim. Apoll. vs. 110.
421) Nach Theopompus beim Plutarchus de Isid. p. 368. E.
p. 949 Wyttenb.
245
Dionysus, weiter als Horus- Apollo (vergl. ben 111. Th,
p.138.). Daher wird begreiflich, wie diese Isis- Perse-
phone einmal Juppiters Mutter, dann seine Tochter und
zugleich auch sein Weib beifsen kann, und wie Diony-
sus in allen diesen Beziehungen zu ihr an Juppiters Stelle
tritt, und zu Dodona z. B. als Juppiter- Pluto der Dione
als ihr Ehegatte verbünden ist, oder als Juppiter Sile-
nus, woraus denn, wie bemerkt, die ganze Theorie von
Liber und Libera deutlich wird, unter welchem Na-
men beide Wesen in den Bacchischen Mysterien auf-
treten.
Nun verstehen wir auch den Sinn jener Orphi-
schen Hosmo g onien. Ich will dies nur kürzlich von
derjenigen zeigen, die wir oben wegen ihres alten Ge-
wihrsmanns Hellanicus ausgezeichnet haben (III. Th.
p.304 f). Hiernach geht der ersteerscheinende Gott, jener
Hercules (Chronos, die Zeit), ausseinen dunkeln Gründen
auf, als eine grofse Schlange mit dem Antlitz eines Got-
tes. Sie hat Widder- Stier- Lôwen- und Schlan-
genkdpfe. Nach dieser Ordnung sehen wir, wie der
Thierkreis als Sonnenbahn die Bilder hergiebt, wor-
unter die Gottheit in der Zeit erscheint, Mit dem Wid-
derzeichen fingt sie an sich zu offenbaren. Daher
Ammon erster Gott (Juppiter — Vater). Es folgt das
Stierzeichen, in welchem Osiris auftritt (Juppiter
— Sohn). Beide offenbaren sich nun wieder in andern
Zeichen, oder in den bedeutendsten Sternbildern, die
diesen nahe sind; daher das Lówenattribut des Juppiter
und Bacchus, und die Wandlungen in viele dieser Zei-
chen, wie die Geschichte von Zagreus Geburt und Tod
beweist.
Es hatte also dieses System zur Offenbarung der er-
scheinenden Gottheit nichts herrlicheres als die Sonne.
Darum stiefsen wir auch in jedem Mythenkreise auf die-
ses Bild und die damit verbundenen Zeichen. Daher
244
entlehnt auch die ganze Herogonie und Heroenfabel , in
Aegypten wie in Griechenland, ihre Farben, Es sendet
Juppiter, der Vater Ammon im Aufgang und Widder.
Zeichen, einen Sonnensohn nach dem andern, um die
Bahn durch alle Zeichen zu durchlaufen, den Osiris,
den Horus, den Hercules und andere, und er nimmt sie
alle am Ende wieder zu sich in sein Wesen auf. Sem-
Hercules hann daher auch wieder zum Gott der Zeit
überhaupt werden; wie denn die in der Zeit sich auf-
rollende Schlange der Orphiker, der nie alternde Zeiten-
gott, Herahles hiefs. Diese Sonnensóhne haben ferner
ihre Abbilder in den Geschlechtern der Könige. Daher
dort in Thebe, This, Memphis u. s. w. jener Sesostris
als ein zweiter Osiris thut und lebt; daher Horus Sem-
phucrates (Hercules- Harpocrates) und andere Namen
und Charakterzüge in den Aegyptischen Dynastien. Da-
her der Satz: zuerst haben die Götter über Ae-
gypten geherrscht. Gleicherma(sen in Griechen-
land, zum Theil mit Beibehaltung Aegyptischer Namen,
wie x. B. Pausanias (IL. 3o. 6.) wohl erkennt, wenn er
unserzüblt, die Trôzenier in Argolis nannten ihren er-
sten Konig Horus ('Qooc). Alles dieses ist nun aus den
verschiedenen Charakterziigen in den Herahleen und
Theseiden uns deutlich vor Augen gekommen. Alle jene
ersten Pflanzer und Gründer von Hünigsgeschlechtern,
von festen Sitzen und Satzungen , wurden in dem Lichte
der Gottheiten gezeigt, denen sie dienten, sie mufsten
ihre Abbilder und ihre Sóbne seyn. — Die Sonne selbst
aber war dem Aegyptier hervorgegangen aus dem grofsen
ätherischen Feuerhimmel, womit sich dann die Lehre
vom Mendes - Pan verband. Neben dem ersten Lichte
(Isis), lehrten sie weiter, steht der Genius des Hunds-
sterns (des Sirius), Anubis, derals Thoth- Hermes
der erste Geführte der [hohen Gottheiten ist, Er ist der
erste und ewige Herold und führt den Stab mit dem He-
245
rakleischen Schlangenknoten (dem Geflechte des Zeiten-
gottes). So wie die Gottheiten weiter herunter treten
in ihrer Selbstoffenbarung, und in der Sinnenwelt ma-
terielle Leiber anziehen, steht Hermes ihnen bei, und
wird ihr Rathgeber und Lehrer: in den höheren Er-
kenntnissen, während sie selbst das Allgemeine be-
sorgen. Er leitet auf und ab, er weiset immer zu den
höheren Kreisen zurück, Auch die Seelen führet er hin-
auf und herunter als unterirdischer und himmlischer Her-
mes. Von diesem Vater der Wissenschaft (s.oben
k. Th. p, 365 f, und 371£) und ersten Herold wollte denn.
auch das Athenische Priestergeschlecht der Keryken ab-
stammen 47), von denen weiterhin noch kürzlich. die
Hede seyn wird..
Persephone (Ilepos@dvn) gehürt aber den
noch — es miifste denn Alles trügen — nicht ursprüng-
lich nach Aegypten ; das heifst, dieser Name ist nicht
von dort her, und somit zugleich die Hauptwurzel
dieses ganzen Begriffs. Zwar machen die Griechen ver-
schiedene mythische Verbindungen zwischen. Aegypten.
und Oberasien. Darnach könnte doch. Aegypten das
Stammland auch dieser Gottheit seyn. Wir haben dieser:
Zusammenstellungen verschiedentlich im Vorhergehenden.
gedacht; Besonders mufs hier der Mythus. vom Belus,
genannt werden, dessen Sohn auch Cepheus seyn sollte.
Mit diesem Namen und dem weitschichtigen Namen Ae-
thiopien ward der weitere Orient eróffnet 43) ; oder Belus.
sollte selber die Chaldáer aus. Aegypten nach Babylon.
422) Pausanias I. 38;
423) Apollodor. II. 1. 4. Hygin. fab. 64. und Poet. Astron;
Il. 9. p. 442. und daselbst die Ausleger.
240
verpflanzt, und dort Aegyptische Einrichtungen gestiftet
haben 4%), Aber — läge auch Wahrheit hierbei zum
Grunde — wer wird an so dünne Fáden eines dunkelen
Fabelgewebes seine Urtheile anknüpfen wollen? Siche.
rer vertrauen wir uns auch hier dem Vater der Historie
an, dessen Nachrichten durch mythische Genealogie von
einer andern Seite trefflich bestátigt werden. Perses
und Persiden in mehrerer Zahl ziehen ja von Pontus
nach Griechenland hinüber, und zwar aus Colchis her,
Darum habe ich absichtlich dieses Capitel von der Ceres
und Proserpina mit den Persiden eröffnet. Nun sagt
uns Herodotus bestimmt, dafs die Perser selber den
Perseus füreinen Assyrer erklärten (IV. 54.). Also
vorerst Perseus, der, wie wir wissen, in seiner Ge-
schichte so viel mit dem Todtenhónig oder dessen Ab-
bild Polydectes und mit den dunkelen Màáchten ( wozu
auch die Perside Hecate gehórt) zu thun hat, ist ein As-
&yrer. Doch noch sicherer ist das, was wir, von Hero-
dotus gleichfalls ausgehend, über jene Urania, Mylitta,
Alitta und Mitra == Persephone im I. Th. pag. 733 ff.
schon aus einander gesetzt haben, was ich meinen Le-
sern hier ins Gedächtnifs zurüchrufen mufs. Was den
Ursprung des Perseus in Persien und was sein Verhilt.
nifs zu dem Mithras betrifft, trage ich kein Bedenken,
hier zum Schlusse noch einige Bemerkungen beizufügen,
die mein eben so gelehrter als geistreicher Freund, Herr
v. Hammer, hierüber in dem neunten Bande der Wiener
Jahrbücher 1820. p. 18 ff, gemacht hat.
«Der Perseus der Griechen ist mit Mithras au-
genscheinlich verwandt, unleugbar Persischen Ursprungs,
aber weder derselbe mit Mithras noch mit Feridun, son.
dern er kommt im Schahnameh und in andern Quellen
— M ——
424) Diodorus I. 28.
247
« alter Persischer Geschichte, aus dem Geschlechte von
Hiw (Kygeos), unter seinem. eigenen Namen B exsin,
als ein Degründer des Feuerdienstes (des ersten reinen
vor Soroaster) vor» 45), 0 s.
» Bersin istder Name eines Gottesgelehr-
ten von der Religion Abrahams, über wel-
chem Heil sey! oder der Name eiher besonderen
Secte (jener alten Feueranbeter), auch der Name
des Erbauers eines grofsen Feuertempels, welches.
Aser Bersin (das Feuer des Perseus) hiefs * 426),
»Aser Bersin ist der sechste der sieben
Feuertempel in Fars, Man erzühlt, denselben habe:
Bersin (Perseus), einer der Nachfolger Abrahams
Serduscht, erbaut. Andere sagen 4), dals, als
Keichosrew eines Tages spatzieren ritt, auf einmal
ein so fürchterliches Getóse entstand, dafs Keichos-
rew, alle Haltung verlierend, sich zur Erde warf,
worauf der Blitz auf den Sattel des Pferdes, den er
eben verlassen hatte, fiel, und denselben verbrannte.
Heichosrew blieb eine Zeit lang verwirrt und be-
stürzt, befahl aber dann das Feuer auszulóschen,
und. dort einen Feuertempel zu bauen, der von dem.
425) S. ebendas. p. 51: ,,In Kiw ist der Kz9xyc eben. so wenig,
als in Persien der Iléyg und in Aresch der"Agys der
Griechen zu verkennen, und.das Geschlecht derselben.
sind die *Agraïés der Griechen, die Persischen He-
rakliden, deren Geschlecht mit Ardewan erlischt, **
Vergl. ebendas, p. 72; 75 f. und über die Arltäer unsern:
I. Th. p.735 f.
420) Ferhengi Schuuri, gedruckt zu Constantinopek
1155. (1742.) I. B. p. 183.
427) Burhani Katii, gedruckt zu Constantinopel 1214.
(1799.) p. 42,
245
vom Himmel gefallenen Feuer fortan Aser Ber.
$in hiefs. *
Wir haben hier die doppelte Beziehung des Feuer
des Perseus, erst nach dem Helden, dann nach dem
Blitze ‚genannt. Auch im Sendavesta wird dasselbe zu
wiederholten malen erwáhnt, die Einsetzung (Erneue-
rung) desselben ‚aber. dem Guschasb, unter dem So-
roaster lebte, zugeschrieben ».
. sAuf dem Berge Hevand in Chorassan glänzt das
Feuer Bersin, wovon Guschasb der Urheber
ist. Revand ist eins mit Remand „ glänzend
(Jeschtsade XI.).*
.»Das Feuer Bersin Maten veredelte Alles
unter Guschasb (Bundehesch XVII). **
»Sey allezeit Held und Sieger durch Ader Ber.
sin (Jeschtsade XXXIL) (Feuer des Perseus). **
», Ormusd gebornes Feuer auf dem Berge Revand
(Jeschtsade XI.). *
| »Sey allezeit starh durch Ader Bersin (Tescht-
sade XXV.).'*
« Näher wird der Ort in Chorassan, wo dieser Feuer-
tempel stand, im Schahnameh selbst bei Gelegenheit der
Jagd Hustews in Turan bezeichnet. Gürres hat diese
Verse (S. 215.) ausgelassen. Der Vers heifst:
„An einem Ort, Nervend genannt,
Vo manches hohe Lusthaus stand,
Wo Perseus Feuer nun im hohen Hreise
Aufleuchtet , dafs den Weg es weise‘ 45),
428) Hierzu fügt Herr v. Hammer noch folgende Bemerkun-
gen: 1) daís man Bersin und Bursin nicht verwechseln
müsse ; 2) die Stelle des Statius über Mitres: torquentem
cornua tauri Persei sub rupibus antri, welche ich auch
249
$. 23.
Die Epiphanie der Ceres; Materie und Geist
oder der ewige Hrieg zu Eleusis.
Nach Athen kam Ceres mit dem Saatkorne unter
der Hegierung des Pandion, des Erichthonius Sobn. So
berichtet Apollodorus (11II. 14. 7.). Die Parische Chro-
nik hingegen (Epoch. 12.) nennt den damaligen König
Erechtheus; um nicht mehrere abweichende Angaben
beizubringen. Es bedarf wohl kaum der Bemerkung,
dafs die Verschiedenheiten in Betreff der übrigen Um-
stände, ‚unter denen Attica die Cerealische Cultur em-
pfing, nicht weniger zahlreich sind. Um also unsern
Blick in Verfolgung der Lehrsätze dieser Religion nicht
zu zerstreuen, beschränken wir uns absichtlich auf das
ülteste der noch vorhandenen Schriftdenlmale 47), und
im I. Th. p. 793. angeführt habe; 3) eine Stelle des Ce-
drenus I. pag. 23, welche die Identitát des Blitz - oder
Bersinfeuers mit dem des Perseus beweiset:
, Perseo precato fulmen veluti globus ignis subito dela-
tum est. Ex eo igne Perseus ignem accendit secumque
tulit, et in suam regionem apportans aedem igni exstruxit,
sacerdotioque pios viros praefecit, idemque et Jopoli
et in totà suà ditione instituit; mandatoque ut de coelo
delatus ignis coleretur, ignis colendi ritum docuit. Ma-
gorum nomine sacerdoüibus ignis affectis. — Hiermit
verbinde man die weiteren Angaben des Herrn v. Ham-
mer a. a. O. Bd. X. p. 215. und die dort zu der angef. St.
des Cedrenus nachtrüglich bemerkte Stelle des 'Izetzes
Chil. IV. o. 56.
xai vüQ llsgcdjy naréoBsosy, omsp ely aéBas slgoy
£x wspadvou piv dva(Q9iy J«à Ieçoéws mda
429) Quellen, aufser den oben bemerkten , sind hier vorzüg-
lich: Apollodor. I. 5. Pausan. Atüc. cap. 14sqq. Ovid.
Metamorph. V. 438 sqq. Fast. IV. 401. Hygin. fab. 147.
und andere, die von den Auslegern dieser Schriftsteller
nachgewiesen werden.
22'
geben den Hergang kürzlich an, wie ihi der Homeri.
sche Hymnus auf Ceres erzàhlt, welches uns dann
zum endlichen Ziele dieser Betrachtung hinführen wird,
Es bedarf zum vorliegenden Zwecke nur einer Shizze
von dem Inhalt jenes Hymnus. Hiernach raubt Aidoneus
die Proserpina beim Blumenlesen auf einer Wiese bei
Nysa. -Ceres sucht ihre Tochter neun Tage lang. Hecate
begegnet ihr, und bringt ihr die Vorahnung der trauri.
gen Nachricht. Beide verfügen sich zum Helius, um
sich niher zu erkundigen. Dieser nennt den Räuber
Pluto, der die Proserpina mit Willen des Juppiter als
seine Braut hinweg geführt habe. Ceres im höchsten
Unwillen über diese That und zürnend gegen Juppiter
flieht. die Versammlung der Götter, und wandelt in der
Hülle und Gestalt einer Alten unerkannt unter den Men-
schen. So kommt sie nach Eleusis, wo die Tóchter ei-
nes der Eleusinischen Könige, Celeus, sie an einem
Brunnen sitzend finden. In dem Hause dieses Mannes
findet sie gute Aufnahme, und übernimmt die Pflege des
von der Gattin des Celeus, Metanira, hürzlich gebornen
Demophon. Das Hind gedeihet unter ihren Händen auf
eine wunderbare VVeise. VVunderbar war auch die Be-
handlung: am Tage salbte sie es mit Ambrosia , Nachts
legte sie es in die Feuerflamme. Es genofs keine irdi-
sche Nahrung. Der Knabe wäre unsterblich geworden
durch diese heimliche Pflege der Göttin. Allein die Neu-
gier der Metanira beraubt ihn dieser Würde. Sie er-
blickt ihren Sohn in den Feuerflammen. Erschrocken
bricht sie in laute Klagen aus. Ceres nimmt erzürnt den
Knaben aus dem Feuer, und legt ihn auf den Boden,
straft mit Worten die Unweisheit der Mutter, wirft ihre
Hülle ab, und stellt sich als Göttin dar. Es folgt die
Prophezeiung von dem Schicksale des Sohnes, dem nur
Heroenehre zu Theil werden soll, und der Befehl, ihr
bei Eleusis einen Tempel und Altar zu bauen. Den hei-
Fl
20
7
ligen Dienst will sie selbst lehren. Celeus schreitet mit
der Eleusinischen Gemeine zum VVerke. Der Tempel
wird vollendet. Ceres bleibt darin wohnen, sucht aber
die Menschen mit einem Jahre des Mifswachses heim.
Dies veranlafst den Juppiter zuerst die, Iris ‚an die Ceres
abzusenden. Allein dieser gelingt es nicht, sie zu der
Versammlung der Götter zurüch zu bringen. Juppiter
sendet nün die übrigen Götter, Ceres erklárt ihnen, sie
werde nicht zurückkehren, bevor sie ihre Tochter ge-
sehen. Es wird also Mercurius an den Pluto abgeschickt;
um die Proserpina zurück zu bringen. Pluto willigt auch
ein. Vorher aber giebt er ihr einen Granatapfelkern zu
essen. So kehrt Proserpina zu ihrer Mutter zurück, der
sie sogleich die Frage beantworten mu(ís, ob sie in der
Unterwelt Speise genossen ; wäre dies, so müsse sie einen
Drittheil jedes Jahres bei Pluto verbleiben. Sie erzählt
der Mutter den ganzen Hergang, wie sie geraubt wor-
den, und wie sie von jener Frucht gekostet habe. Es
erscheint Hecate wieder. Sie hommt die Proserpina zu
begrüfsen, und folgt ihr seitdem als Dienerin. Jezt
sendet Juppiter die BHhea, um'die Ceres zu den Göttern
zurück zu führen. Auch soll sie ihr Geschenke verspre-
chen und zugleich erhliren, wie Juppiter eingewilligt
habe, dafs Proserpina einen Theil des Jahres beim Pluto
und zwei in dem Olympus zubringe. Die so versühnte
Ceres giebt den Menschen Früchte die Fülle; den
Hänigen von Eleusis aber vertraut sie ihren heiligen
Dienst.
Ich darf wohl bei allen meinen Lesern eine nähere
Bekanntschaft mit diesem Hymnus voraussetzen. Dieses
entbindet mich der Verpflichtung, von dem Werke nach
allen seinen Theilen, von allen einzelnen bedeutsamen
Zügen, so wie vom Tone und Geiste desselben eigens
zu handeln, So etwas läfst sich ohnehin nicht gut auf
solche Weise leisten... Aber um des Folgenden willen
25 j
at-
wollte ich doch den Faden dieses Mythus, wie ihn dep
Dichter gefafst hat, wieder ankniipfen.
Dies leistet uns nebenbei den Dienst , die Vorstel.
lung auf unserer Tafel XIII. bestimmt aufzufassen.‘ Es
ist die Vorderseite der berühmten Vase des Prinzen Sta-
nislaus Poniatowski, welche E. Q. Visconti in der
davon gegebenen Erklärung ausführlicher beschrieben
hat, wie ich bereits oben (III. 'Th. p. 527 f.) bemerkte,
wo ich die Kehrseite derselben auszudeuten bemüht war,
Der genannte Gelehrte sagt sehr gut über die Haupt.
seite, der Homerische Hymnus auf Ceres sey ein wahrer
Commentar über diese Vase. Letzteren hat auch neuer-
lich Millin in seiner Galerie mythologique (nr. 219.) auf-
genommen. Mit Beziehung auf die ausführlichere Er.
klärung dieser Gelehrten habe ich einen ganz kurzen Be-
griff von den vorkommenden Personen und Gegenstän«
den bereits in der Erklärung der Abbildungen pag. 50.
und oben im III. Th. p. 525 f. gegeben, worauf ich hier
meine Leser verweisen mufs 49), Ueber andere Vasen:
430) Auch auf dieser Vorstellung erblicken wir wieder die
Trugblume Narcissus, welche die Creter A cacallis
nannten (s. oben II. Th. pag. 550. Not.), gerade so wie
die Tochter des Minos hiefs , womit Apollo auf der Insel
€reta den Miletus zeugte (Antonin. Liber. 30.). Diosco~
rides (I. 118.) nennt unter diesem Namen eine Aegypti
sche Pflanze. In diesen F'abelkreis gehórt auch die Blume:
Theseium (247z:v), aus der sich die Ariadnd ihren Kranz,
geflochten haben sollte; nach Andern sollte es das Kraut
Psalacantha seyn , in welches Bacchus die Nebenbuhlerin
der Ariadne, die Nymphe Psalacantha , verwandelt hatte
(Athenáus XV. p. 497 Schweigh. Ptolemaeus Hephaest.
ap. Phot. und pag. 323 ed. Gale). In demselben Capitel
von den Blumen bei Athenáus wird auch der hyacinthen-
artigen Blume Kosmosandalon ( Keojzogdväakev ) gedacht
(p. 483.), die die Hermioner beim T'rauerfeste der Ceres
zu Krünzen brauchten (s. Pausan, H. 35. wo auch Kaeya-
32
253
malereien und Reliefs ähnlichen Inhalts, mit Bezug auf
Ceres und Triptolemus, hat Welcker (Zeitschrift I. 1.
p. 111 f£) Mehreres bemerkt,
^ So zeigt uns also jenes Vasenbild den Fortgang der
Handlung , deren Anfang wir auf jenem Basrelief sehen,
welches ich auf unserer Tafel XII. mitgetheilt habe. Ich
habe desselben schon oben gedacht, wo ich von der Ge-
genwart der Minerva bei dem Haube der Kora sprach.
Ein Mehreres darüber zu sagen, gestattet mir der Raum
nicht. Auch móchte ich; mit meinen Gedanken den Er-
láuterungen eines kunstverstándigen Freundes nicht gern
vorgreifen, des Herrn Professors V elcher, welcher
in der von ihm unternommenen Bearbeitung von Zoé-
ga's Rómischen Basreliefs Gelegenheit nehmen wird, auch
dieses Stück ausführlicher zu erläutern. Der Leser wird
nichts dabei verlieren, wenn ich ihn dorthin verweise 4),
odvèshoy zu lesen ist, welches oben zu bemerken unter-
lassen worden), — Lauter Blumen, die von mythischen
Personen ihr Daseyn haben. In diesen Verwandlungen
aus und in Blumen gefällt sich die mysteriöse Fabel, wie
die Vasenmalerei. Diese hat auch nicht selten Köpfe,
die aus Blumenkelchen hervorblühen, wie auf unserer
Tafel XIV. Wer nur immer wüfste , was jene Fabeln
und Bilder ‚sagen wollten! Dafs auch hier Alles seine
Bedeutung hatte, dürfen wir nicht' bezweifeln. Dafür
sprechen zu bedeutende ausländische Sagen. So lesen
wir 2. B. beim alten Hellanicus (wp. Athen. l. l. pag. 478
Schweigh.), dafs die Gótter, als sie gehórt, dafs Baby
(Typhon) regiere, zu Tindium in Aegypten ihre Kränze
aus Acanth, ‘Granatapfelblüthe und Weinlaub an einen
Dornstrauch aufgehängt hätten. Ferner, dafs Proserpina
den Violen zum Theil eine dunkele Farbe gegeben habe
(Nicander ebendas. p. 495.). Und nun erinnere man sich
der Art, wie die Violen und besonders der Granatapfel im
Homerischen Hymnus auf Ceres vorkommen.
431) S. die Erklárung der Abbildungen p. 49. und Welcker in
ME
20%
$. 24
Epiphanie der Ceres.
Unser Zweck erfordert cine besondere Aufmerksam.
keit auf den Theil des Homerischen Hymnus, welcher
der Zeitschrift I. 1. p. 25. und p. 65. nebst der Kupfer.
tafel I. nr. 1, welche nach einem Sarkophag bei Laborde
Voyage enl'EÉspague den Raub der Kora darstellt, Nachs
dem Welcker nämlich alle noch vorhandenen Denkmäler,
welche sich auf den Raub der Proserpina beziehen, aufs
geführt und sorgfältig beschrieben hat, geht er alsdann
die einzelnen auf diesen verschiedenen Bildwerken vorges
stellten Figuren in ihren Verschiedenheiten und Abweis
chungen von einander durch) und zwar nach den drei
Haupthendlungen. Die erste, den Raub umfassend , zeigt
gewóhnlich , wie auf unserer Tafel, das Viergespann
in mannigfalüger Anordnung und mannigfachem Aus
drucke, mit Pluto und Proserpina; eine Gruppe,
die, wie Welcker a. a. O. ausgemittelt, auf dreifache
Weise angeordnet ist , neben einer grofsen Mannigfaltig-
keit im Einzelnen, Mit unserer Vorstellung auf der Tafel
XII. stimmen hierin die in den Monumm, Matth. I11.6. (s.
Welcker a.a. O. p. 32f.), auf einem Sarkophag im Pallast
Barberini (ebend. p. 38 f.) und andere überein. Eben so
allgemein auf diesen Bildwerken ist die Vorstellung des
Hermes als Wagenführers, meistens den Pferden vor-
an, hie und da auch etwas zurück. Unter den, Pferden
des Pluto liegt, wie auf unserer Tafel, meistens Ocea-
nus, unter dem Gespann der Demeter: G àa oder die
Erde. Doch wechseln diese Figuren hiufig ab, und
entsprechen sich nicht immer. Auf manchen Bildwerken
ist der Wagenführer Hermes von Cerberus begleitet,
auch wohl der Ort, wo Pluto hinabstieg, durch einen
Felsabgrund ausgedrückt, oder durch Figuren, die den
Eingang in die Unterwelt andeuten. Die zweite Scene
zeigt, sowohl hier wie anderwürts, die Athene, auch
wohl die Aphrodite und andere Figuren, die wegen
der grofsen Verschiedenheit und Verwirrung auf vielen
Denkmalen sich nicht gut ordnen lassen. Die dritte. Scene
Dow
255
dessen Mittelpunkt heifsen kann. Es ist die Epiphanie
der Ceres, oder der Moment, wo die Göttin sich der
zeigt dann Demeter mit einer Fackel in der Hand , auf
einem Wagen von zwei Hossen gezogen, welche eine
Hore leitet und Iris begleitet, so z. B, auf unserer 'T'á-
fel und andern Bildwerken. — Aufserdem bemerkt Wel-
cker (p. 83 f.) , dafs fast regelmüfsig auf diesen Vorstel-
lungen dem Pluto voran, über dem Viergespann, ein
Kind sich finde, fliegend, nackt oder auch mit einer
Chjamys bedeckt, und eine Fackel voran tragend. Als
eine Ausnahme davon sey es anzusehen, wenn auf unse-
rer Vorstellung und einer andern won einem Sarkophag
im Pallast Barberini, so wie auf einer dritten » €in ähn-
liches Kind auch der Demeter zum Vorläufer gegeben
sey. Wenn nun letzteres keine andere Bedeutung haben
möchte, wie Hesperus als Sinnbild des Lichtes (so
wie der Welt und des Lebens) , so scheine Pho spho-
rus nur darum in der Regel hier zu fehlen, weil der
Aufgang der Nacht, des Winters, des Todes zunächst
vorgestellt, und Phosphorus gleichsam noch unter dem
Horizont gedacht werden sollte; für den Pluto selber sey
der, welcher uns als Hesperus erscheine, Phos pho-
rus und Liebeszgott. Andere Eroten im eigentli-
chen Sinne, obwohlin verschiedenen Abweichungen, ent-
halten auch die übrigen Denkmale. Selbst Blumen-
kórbe, und zwar umgeworfene, erscheinen zuweilen
vor den Füfsen des Raubenden. Abkürzungen der gan-
zen Scene, oft der blofse Wagen mit Pluto und Proser-
pina, finden sich sehr hiufig auf Cippen, Altiren und
Aschengefifsen, und insbesondere auf den zahlreichen
Kleinasiatischen Stüdtemünzen. — Dies sind die Haupt-
gegenstinde, die in verschiedenen Modificationen auf den
zahlreichen Bildwerken erscheinen, welche diesen My-
thenkreis enthalten. Alle diese Bildwerke aber aufzus
zühlen, und ihre Abweichungen von einander oder Ver-
änderungen zu bemerken , dazu kann hier um so weniger
der Ort seyn, je ausführlicher und erschöpfender mein
gelehrter Freund Welcker in der angeführten Schrift dies
gethan hat.‘
2
Frau des Celeus zu erkennen giebt. Diese Situation ist
motivirt durch die vorhergehende Erzählung von der
wunderbaren Behandlung des Knaben Demophon. Lie-
bend hatte ihn Ceres in ihre Arme genommen zur inni-
gen Freude der Mutter (vs. 230 ff.) ; aber das war die
Liebe einer Göttin. Unsterblich sollte der Knabe wer-
den. Darum reichte sie ihm keine materielle Kost. Eine
Göttersalbe kräftigte ihn, und der Hauch des Götterodems
ist seine Nahrung am Tage. Nachts aber ist es das Feuer,
das ihn erhält und stärkt. So gedeiht er zum Verwun-
dern aller Menschen. Hier haben wir also jene Feuer-
liuterung wieder, wovon schon mehrmals die Rede seyn
mufste, beim Hercules, bei der Semele und überhaupt
bei den Bacchischen Weihen, Nun sehen wir diese Be-
griffe auch in die Cerealien aufgenommen. Darüber
wäre noch Vieles beizubringen, Soschwankten die Alten
z. B. bei dem Namen Xéxatwriçc, ob Proserpina darunter
verstanden werde, oder die Seele wegen ihrer feinen,
feurigen Natur 42). Damit brachte man auch das Ver-
brennen der Todten in Verbindung, worunter Einige
die Bedeutung vermutheten, dafs das Göttliche im Men-
schen im Feuer, als seinem Vehikel (&» öy%uartı), auf-
wärts steige, und sich mit dem Himmlischen vereinige,
während das Irdische von ihm unten verbleibe. Andere
wollten im Verbrennen der Leichname eine Reinigung
sehen, weil jeder Todte unrein sey, und jener also be-
dürfe 43). Hierzu stimmt folgende Beschreibung der aus
dieser Sinnenwelt zum Monde zurüchgekehrten Menschen.
Sie sind nun dem Orte der Götter wieder näher. Daher
wird ihr Anblick Lichtstrahlen (&xtipı) ähnlich; ihre
432) \erropsçéorarov ydo ory; Ftymolog. magn. in voc. Scho
liast. Lycophr. vs. 49.
433) Eustathius ad Iliad. I. p. 32.
56
257
Seele aber dem Feuer (zvol 93 «4» qvyár) Denn nach-
dem sie sich gleich dem Feuer, das nach oben strebt,
hinauf geschwungen baben, behommen sie im Monds-
üther mehr Kraft, wie das glühende Eisen durch An-
feuchtung in lebhaftere Gluth gerüth 49), — Alle diese
und ähnliche Ideen liegen der Feuerläuterung des Säug-
lings im Hause des Celeus zum Grunde. Ceres thut hier,
was die unsterbliche Mutter des Achilles that, welche
auch durch des Feuers Gluth ihrem Sohne die Unsterb-
lichkeit verleihen wollte. Es ist diese Vorstellung in
einem ganz allgemeinen Glauben der alten Vülker ge-
gründet. Mit Einem Worte erinnere ich an die Ebräer,
was sie von Elias und einigen Andern erzählten. Epi-
phanius hat uns einen Zug aus der Jugendgeschichte die-
ses Propheten aufbehalten, der besonders hierher zu ge-
hören scheint. Als seine Mutter den Knaben gebar, sah
sein Vater, Sobah, ein Gesicht. Es traten weifsschim-
mernde Männer zu ihm hin, sprachen ihm zu, und wickel-
ten ihn statt der Windeln in Feuer ein 495),
Aber wie Achilles nicht ganz unsterblich werden
konnte, so ward auch Demophon der güttlichen Natur
verlustig — verlustig durch den Kleinmuth der sterb-
lichen Mutter. Sie hatte das Kind der fremden Wärterin
vertraut, sie hatte sich der liebenden Pflege gefreut,
hatte das wundersame Gedeihen gesehen — aber den-
noch liefs die irdische Sorge sie nicht ruhen.
Ihre Neugier treibt sie auch das Verborgene zu
sehen, und da sie nun das Schreckhafte siehet, da
glaubet sie der Gottin doch nicht ganz. Irdisches
Zagen überwältigt den himmlischen Muth, und die Klage
434) Plutarch. de fac. in orb. lun. p. 943, D. p. 819 Wytt.
435) iv Tuçl adrôy érracydvou ; Epiphan. in vit, Eliae ap. Muns
cker, ad Hygin. p. 258 Staver.
IV.
Xl
25"
der fürchtenden Mutter beraubt den Sohn unstérblicher
Herrlichkeit. Mit Unwillen nimmt die Góttin den zum
Gott hestimmten Knaben aus dem läuternden Feuer, und
legt ihn auf den Boden. Nun gehórt er wieder der Erde
an (vs. 242 — 255.). -Die liebende Wärterin wird zur
strafenden Gottheit. Es fällt die Hülle von ihren Glie-
dern, sie erscheint in ihrer Herrlichkeit. Nun straft
die Göttin, aber sie hlagt zugleich 45);
», Kindische'Sterblichen ihr , Unbedachtsame , nimmer es
ahnend,
Weder ein gutes Geschick , das herannaht, oder das
bóse! —
Auch dein thóriger Sinn hat viel dir bereitet des Unheils.
Zeuge die Fluth des entsetzlichen Styx, der Seligen Eid-
schwur :
Wahrlich ! Auf ewige Zeit unalternd stets und unsterblich.
Hütt' ich den Knaben gemacht, und himmlischen Ruhm
ihm ertheilet.
Nimmer anjetzt entrinnt er dem Tod und dem grausen
Verhängnifs.
Himmlischer Ruhm doch begleitet ihn stets , denn sieh’!
auf dem Schoofse
Hab’ ich getragen das Kind, und es schlummerte süfs
ınir im Arme,
Drum mit den Jahreszeiten , nach rollender Jahre Volls
endung,
Werden ihm Krieg und entsetzliche Schlacht die Eleu-
sischen Kinder
Unter einander erregen auf immerwührende Zeiten. —
Wisse! Demeter binich, geehrt hoch, welche zu grofsem
Nutzen und fróhlicher Lust den Unsterblichen ist und
den Menschen,
Auf! Und den grofsen Tempel erbau’, und drinnen den
Altar
Sámmtliches Volk mir neben der Stadt und den ragenden
Mauern,
436) Nach der Uebersetzung von Kámmerer , der meiner An«
sicht gefolgt ist.
i
259
Ueber Kallichoros Quell, auf weitvorragendem Hügel.
Aber ich selbst verkünd' euch die Orgien, dafs ihr in
Zukunft,
Opfernd nach heil'gem Gebrauch, besänftiget Herz und
Gemüth mir! **
Es folgt die Beschreibung der sich offenbarenden Gott.
heit. In dieser Stelle haben drei Verse (265 — 267.)
den Auslegern grofses Bedenken gemacht, so dafs einige
sie sogar für eingeschoben ‚zu erklären geneigt gewesen.
Fast allgemein ist aber aus Vermuthung im ersten Verse
der Text geändert. Diese, Verse lauten in der Hand-
schrift so : 0
"Qonor à* doa và ye, nepimhopévor ÉmANTÉP,
Ilaides "EXevowuwiov nókcuov xol QóXosw alyiv
Aib» iy &AXiAow cvrav$tcovo' uova náycva.,
Im dritten Verse hatte Vossens Vorschlag &£&ovo' die
Zustimmung des Ruhnkenius. In den neuesten Ausga-
ben ist jezt Ilgens Lesart aufgenommen ovrá&ovo', wel-
ches ich, da es auf unsere Frage keine Beziehung hat,
blos hürzlich bemerken will. ' Dagegen steht Fontein's
fast allgemein gebilligter Vorschlag in unmittelbarer Be-
ziehung damit. Hiernach muís es vo$ ye heifsen, «in
den Tagen seiner Reife, in Demophon's reiferem Alter».
Diesen Vorschlag hat die Meinung erzeugt, dafs hier
von einem eigentlichen Kriege , von einem Bürgerkriege
zu Eleusis die Rede sey ; eine Meinung, die selbst Ruhn-
kenius hegte, ob er sich gleich sonst mit musterhafter
Vorsicht in dieser Stelle benommen hat, Aber ein ei-
gentlicher — ein wirklicher Krieg , und doch auch ein
ewiger Krieg? — und dann weifs selbst der gelehrte
Ruhnkenius auch nicht das geringste von einem biirger-
lichen Hriege zu Eleusis. — Darum klammerte Ilgen
die ganze Stelle ein, und erhlürte sie für die Frucht
einer Randglosse, die von einem bürgerlichen Kriege
zu Demophon's Zeit Notiz gegeben. Matthiä corrigirte :
aitv’ASnvalorsr. So wäre von dem Kriege der Athener
gegen die Eleusinier unter Eumolpus die Rede (wovon
unten kürzlich das Nóthige bemerkt werden wird). —
Aber er selbst fühlte zu gut, wie mifslich und unbefrie-
digend diese Hiilfe sey, und so wollte auch er die Stelle
lieber für verdächtig halten, zumal da die Erwähnung
dieses Eleusinischen Krieges zu hurz sey, da sie die Ge-
danken unterbreche, und da Vers 267 sich sehr füglich
an den 268sten anschlósse. — Das wollte wieder Hermann
nicht gefallen. Er nahm, im Sinne seiner ganzen Theo-
rie vom Texte dieser Hymnen , mit Einführung: des tov
ye, nach (poca má»cvo eine Lücke von etlichen Ver-
sen an, «worin vom Tode des Demophon die Rede ge-
wesen ; denn das Vorhergehende erfordere fast eine
Verkündigung seines Todes». — So haben wir nun das
so sehr vermifste bis. Nun ist's kein ewiger Krieg mehr,
sondern ein langer Krieg, so lange bis Demophon todt
ist. Ich weifs nicht, ob auch VVolf dieser Meinung ge-
wesen, Einen grofsen Absatz hat er nach dem dritten
Wers in seinem Texte gemacht. Schäfer hat wieder Al-
Jes zusammengerückt. Er will also weder Lücke noch
Abschnitt haben. Aber auch er, wie Wolf und fast Alle,
hat das Fontein'sche tod ye aufgenommen, Es ist also
auch ihnen ein wirklicher Krieg. Sonst finden sie in der
ganzen langen Stelle, vor und nach, nichts, das den
Obelus forderte. Auch Hermann nicht (um das gewich-
tige Urtheil jener Dreimünner zusammen zu fassen) —
nur dafs dieser Letztere die Verkündigung des Todes für
fast nothwendig hält. Ich dächte, der wäre verkün-
digt. Im 26asten Verse lesen wir ja, dafs Demophon
dem Tode nnn nicht entgehen kann. Götter pflegen
kurz zu seyn. Wie sollten sie dasselbe zweimal sagen ?
— Nein, der Zusammenhang fordert ein Anderes. Ein
doppeltes Glück hatte die Góttin ihrem Zügling zuge-
260
2^*
dacht: einmal ewige Jugend und Unsterblichkeit, und
dann unvergingliche Ehre. Die ewige Jugend und Un-
sterblichkeit ist durch die Fhorheit der Mutter verloren,
aber unsterbliche Ehre soll ihm bleiben, weil er in den
Armen der Gottheit geruhet. Worin nun diese Ehre:
bestehen soll, das erwarten wir zu hören; und: wir hó-
ren es in den drei folgenden vielbezweifelten Versen :.
Darum (dox, propterea, wie es schon Ilgen richti-.
ger genommen) werden die Kinder der Eleusinier ihm
(và ys, so hat der Codex, und dafs dieses stehen. bleibe,
fordert der bemerkte ldeengang, der die Beschreibung
der dem Sohne zugedachten Ehre vorbereitet hatte ).
ihm zu Ehren u.s. w. Diese unvergüngliche Ehre
(wud dpSizos) soll dem Kinde werden. Vann? oliv,
fort und fort, immerwührend. (Zuova mávva)..
Dieses juata závro stand eben so im strengsten Sinne.
kurz vorher (vs.260.). So kommtes-auch unten (vs. 373.):
vor , wo Pluto der Proserpina den Granatapfelkern giebt,
damit sie nicht immerwihrend bei der Mutter bleibe..
So steht das Wort auch im Homerus (Odyss. V. 136.).
Das ist also kein ordinirer Krieg. Es ist ein ewiger
Krieg , ein Krieg, der mit den Jahreszeiten (dogo).
geführt werden soll, denn das will der Ausdruek óga
sagen. So braucht ihn Homerus oft, jagewühnlich, z. D.
Odyss. X. 469. XL 29. (d mepwvchkouévov Eveos, xak
inivoSor opu, d. i. als diese Jahreszeiten wiederkamen).
vergl. Odyss. H. 107. XIX. 152. EXIV., 141 ; auch Hesio-
dus (Theogon. vs. 58.) 47),
437) Auch Sickler (Hymnus an Demeter pag. 126.) ist dieser;
von mir eben erklärten Lesart gefolgt (obwohl er im
Texte nach dem 268sten Vers eine Lücke bezeichnet hat),
und versteht die drei Verse von dem groísen Kampfe,
den die Eleusinier um den Demophon unter einander im -
merwährend gegen die Jahreszeiten führen, d. &
ML.
“Ab
27^
Das ist ein sonderbarer Hrieg, wird man sagen. —
Vergessen wir doch nicht, dafs wir hier eine Prophe.
zeiung lesen, und Prophezeiungen pflegen das Son-
derbare zulieben. Erinnere man sich doch nur der Ora.
kel in den alten Geschichtschreibern. Da heifst der Kä-
nig Cyrus ein Maulesel, wie im Segen Jacobs einer der
Stämme, Isaschar (Gen. XLIX. 14.), ein Esel, da heifst
ein Hriegsheer das Netz, das eine Stadt umstricht, der
Hriegsmann ein Heltertreter, und was der sonderbaren
Bilder mehr sind. — Es ist in der That zu verwundern,
dafs so viele treffliche Ausleger des Hymnus dem hier
so nahe liegenden Gedanken einer allegorischen Prophe-
tensprache nicht Raum gegeben haben. Es ist aber keine
so hühne Allegorie, wie die genannten.‘ Vielmehr ist
der prophetische Ausdruck ganz auf der zarten Linie der
epischen Sprache gehalten , die in diesem schönen Hym-
nus vorwaltet. Es ist nur Krieg und Schlacht ge-
nannt, was Festkampf und Jahresspiel heifsen
sollte. Ein noch gar nicht beachtetes Dichterfragment,
welches von Jahresfesten spricht, und zwar auch von
Jahresfesten zu Eleusis, hat ganz den Ton und die Farbe
unserer Stelle. Da lesen. wir erst auch, dafs die Finder
der Ephesier (raides 'EPecior ) mit einander kämpfen
(&yœvigorrar), und so auch die Athenischen Knaben zu
Eleusis beim Tempel der Göttinnen mit dem Wechsel
der Jahre:
Kui i» 'Avvvcij mapáà vais Deais dv Ekevoire
Kodpou 'ADqvaior mepireMhopévar &yvavvdy 43),
vom Eifer und Kampfe , den sie um des Getreidegewüch-
ses willen, zu dessen Aussaat, Wartung u. s. Ww. auszue
kämpfen haben werden, In höherer Beziehung, meint
er, mochten aber auch wohl diese Kämpfe den orgiasti-
schen Sinu haben, den ich hier im Verfolg auszumitteln
gesucht habe.
438) Artemidorus I. 8. p.20 ed. Reiff. Der Vers ist aus Iliad,
41)
X
205
In Jahresfesten , in immer wiederkehrenden Spielen
soll also die unsterbliche Ehre des Demophon bestehen ;
aber freilich in Spielen von sehr ernsthafter Bedeutung,
von so ernster Bedeutung, daís, was sonst Krieg heifst,
dagegen nur ein Spiel zu nennen wäre, Solche Krie-
ger sollen nach der Göttin Ausspruch die Kinder von
Eleusis hünftig seyn. Darum heifsen die Priester von
Eleusis Kriegliebende ($iXozxóAsuow). Sonennt
sie Porphyrius (beim Proclus ad Platon. Tim. pag. 51.).
Es ist dort von dem Ausdruck die Rede, womit Plato
die Minerva bezeichnet: Hriegliebend und Weisheitlie-
bend (dQiXomóAeuóg ve xai $iAócooc). Dies giebt zur
Anführung der Stelle des Porphyrius Anlafs, welche uns.
hier eigentlich angeht. Dieser spricht von der Aufsicht
der Minerva über den Mond , aus dessen Sphäre die See-
len hernieder kommen , und wie auch die Vorsteher der
Eleusinischen Weihen durch Musäus ihre Abkunft von
der Selene (Luna) ableiteten. — Davon im Verfolg ein.
VVort, wo wir die Stellen des Geschichtschreibers Phi-
lochorus und Anderer über diese Abkunft der Eumolpiden
beibringen werden. Hier gilt es uns um den Satz, der
nun sofort beim Proclus folgt: « Darum seyen auch (sagt
Porphyrius) die Mystagogen zu Eleusis Weisheitliebende
und Kriegliebende » 4%) (zal Jia Toïro QuÀocódovg xa.
II. 550. genommen, Es wundert mich, dafs Reiff dem.
Artemidorus nicht sein «apz 72:» 9ea1» wieder zugestellt
hat, oder noch lieber in dieser Stelle, wo er sichtbar
einen àlteren Autor copirte, das feinere maed. Taiu Sedi».
In anderer Absicht werde ich unten von dieser Stelle noch.
einmal Gebrauch machen müssen.
439) S. Silvestre de Sacy zu Saintecroix Recherches etc. T. F..
p. 427 sq. und p. 470 sq. sec. ed. , der freilich die hôhere
Bedeutung, die ich in diesen Worten finde, nicht aner-
kennen will. Man müsse erst beweisen, dafs Allegorien
204
Prhonokéuows sivo voto év EXévoive puatayroyots). Hier
scheint Porphyrius die Stelle unseres Hymnus im Sinne
gehabt zu haben. Oder wire dies nicht, so ist er doch
einer Tradition gefolgt, die wir auch im Hymnus ausge.
drückt finden. Es folgt nun beim Proclus noch Vieles
über die hosmogonische und theologische Bedeutung je-
ner Kriegs- und Weisheitsliebe, sowohl der Minerva,
als derer, die von ihr sich regieren lassen. Auch tritt
ira Verfolg Jamblichus mit seiner Ansicht der Sache auf,
Da ich hier das Ganze nicht excerpiren kann (so sehr
es zur Sache gehören möchte), so zeichne ich doch die
Erklärung aus , die dieser Letztere von jenem Kriege
giebt. Sie greift so ganz in den obigen Ideengang eim.
Tà» uiv yàg móX&puov (ibuyetva)) Tov &voigsevixóy dp-
Onv Uims Tñç ATdxTov xal xAnupekoës noi ivókov $?osoc.
cod$íav 0b, Thy dodoy vinay xal APPLOTHY. GuPpoTipny
dè có» Std» (man corrigire wip Deov. Es ist von der Mi-
nerva die Rede) aizíav tiva: voóvqr, Hiernach ist also
der Krieg die Fähigkeit und Kraft, das unordentliche,
verwirrte und materielle VVesen mit der Wurzel auszu-
rotten. Die Weisheit aber ist das immaterielle und vom
Sinnlichen sich losreissende, Denken.
— ———
der Art, wie sie von Neuplatonikern, Porphyrius, Pro-
clus und Aridern, gegeben, in jenen rohen Zeiten (,,dans
des siècles grossiers‘“ ) und in den ersten Epochen der
Civilisation entstehen konnten. — Es wundert mich , dafs
der gelehrte Mann hierbei nicht an die Bücher Mosis und
Hiob dachte, die seinen Zweifel vollkommen beseitigen.
Man sollte doch endlich auf die Sachen sehen, und
sich nicht gleich an den Personen stofsen — und wären
es auch sogar (?) Neuplatoniker. — Meine Dar-
stellung der Idee der Pallas- Athene im zweiten 'Theile
hat aber bewiesen, dafs solche hohe geistige Gedanken
in alten Griechischen Religionslehren wirklich und wahr-
haftig enthalten sind.
$9. 25.
Fortsetzung.
So sollten uns also Philosophen des dritten. und
vierten Jahrhunderts über den Sinn jener Stelle des Ho-
meriden belehren? — Wer ist uns Bürge, gesetzt auch,
Porphyrius hätte bei jenen Worten den Hymnus in Ge-
danhen gehabt, wer ist uns Bürge, dafs er sich nicht
tiuschte , und uns mit táuschen wird, wenn wir ihn hó-
ren? — Freilich, hätte Ignarra die Stelle des Porphy-
rius gekannt, er würde die Moscowitische Lucubration,
wie er unsern Hymnus nannte, noch um ein beträcht-
liches tiefer herabgesetzt haben. Nun würde er nicht
blos ein Cento, ein Flichwerk , aus Pausanias seyn , son-
dern sogar — eus mystischen Philosophen. Doch dieses
Paradoxon hat vor der siegenden Macht, die der Hym-
nus auf alle Menschen von Sinn und Geist dulsert, und
vor der Prüfung der Kenner nicht bestehen können, und
lüngst ist ihm fast einstimmig ein hohes Alterthum zuer-
kannt 4^) — Und hitte denn Porphyrius geirrt? Ich
440) An sie schliefst sich zunachst der neueste Herausgeber
dieses Hymnus ehrenvoll an. Maa lese nur seine gehalt-
vollen Untersuchungen p. 51 ff. und das p. 69. ausgespro-
chene Resultat, wonach dieser Hymnus , wenn auch wohl
in der Sprache, in welcher wir ihn jezt besitzen , neuer,
doch seinem Grundstoffe nach einem in die erste
Cultur von Hellas sich verlierenden Zeit~
alter angehdre. Vergl. auch pag. 85. Ein im Wesent-
lichen übereinstimmendes Urtheil über diesen Hymnus hat
Welcker (Zeitschr. [. 1. pag. 5.) ausgesprochen, Er ist
gleichfalls der Meinung , dafs in diesem Hymnus die Ge-
heimlehre mit der Volksreligion und mit dem dichterischen
Geiste der Sage in so weit sich verbündete, dafs der Ge-
sang bei den heiligen Festeu dienen konnte, und zugleich
öffentlich seyn durfte. Die religióse Naturbedeutung sey
mit dem heiteren Reize einer bloßen Erzählung überklei«
305
2%
dáchte, er so wenig als Jamblichus und Proclus. Der
Krieg ist ihnen der Kampf des Geistes mit dem Flei.
sche, der Vernunft mit der Sinnlichkeit. Ist
denn der Krieg im Hymnus etwas Anderes? Entzog denn
Ceres dem Säugling nicht die materielle Host, sollte er
deun nicht durch Feuerläuterung und Göttersalbe und
Götterodem zum Gott werden? Und wäre er es nicht
geworden, wenn die Mutter geglaubt hátte, wenn die
sinnliche Zagheit in ihr und die Kurzsicht, die nur ver.
wirret und fesselt, sie nicht zum thürigten Jammer über
des Sohnes Gefahr verleitet hätte? Also, düchte ich,
auch hier Materie und Geist im Hempfe , und dies-
mal zum Nachtheil des Geistes. — Doch was geht uns
Porphyrius an, was die andern Philosophen — wenn wir
nur den Zweifel lósen , wie jene Prophezeiung der Ceres
zu nehmen sey. Hier kónnte ich mich nun auf die ganze
bisherige Entwickelung berufen, woraus ja Zug vor Zug
es sich ergeben hat, dafs die Cerealische Religion eine
Religion des Kampfes ist, dafs sie uns allenthalben
den Gegensatz von Erdkindern und Sonnenkindern in
einer ganzen Reihe von Genealogien und Mythen vor
Augenstellt. Jedoch, zu desto sicherer Ueberzeugung,
dafs wir hier einzig an symbolische Gebräuche und an
einen allegorischen Hrieg zu denken haben, welcher den
Kampf der Materie mit dem Geiste versinnlichen sollte,
können wir noch einige bestimmte Beweise liefern.
Bei den Pheneaten.in Arcadien (in welches Land,
wie wir wissen, Herodotus die ältesten Cerealischen Ge-
bráuche versetzt) legte am grofísen Jahresfeste der
det, ohne ganz versteckt zu seyn , und durch solche Ver-
schmelzung der Dichtung mit der geheiligten Naturlehre
möchten die, welche für den Geist ihres Systems begei-
stert waren , es auch nach aufsen zu verherrlichen bee
müht gewesen seyn u. s. w.
56
207
Eleusinischen Ceres ein Priester die in einem stei-
nernen Behiltnifs verwahrte Maske der Ceres an, und
schlug mit Stüben auf eine vorgeschriebene Weise (oder
nach einer heiligen Sage, xavà Aóyov Àj «wo) — wen?
Der Text des Pausanias, der uns diese Nachricht giebt
(VIIL. 15. init), sagt vov émuyDoyiovs Taie, und
keine Handschrift giebt etwas Anderes. Gleichwohl will
uns Kuhn sein ézoy9oríovc aufdringen, und der neueste
Herausgeber giebt ibm willfáhrig Gehür. Zum Glück hat
er das éxvySoviov doch im "Texte stehen lassen. — Nein,
nicht die Unterirdischen (Pluto und Proserpina, wie
Kuhn durch Conjectur erzwingen will) werden geschla-
gen, auch ‘nicht die Landeseinwohner,, wie Gedoyn
wollte (das hat Goldhagen schon sehr gut durch die Be-
merhung beseitigt, dafs alsdann &niyogtovc erfordert
werde, wie Pausanias sonst spricht). Nein, es werden
geschlagen die, welche auf der Erde leben. Der
Priester mit der Ceresmashe ist Ceres selber hier, die
die Irdischen, die Menschen, schlägt; und wer
die religiöse Denk - und die Schreibart des Pausanias
kennt, der wird keinen Augenblick zweifeln, was auch
Goldhagen schon ahnete, dafs er hier nach seiner Weise
absichtlich kurz ist. Aber auch hier, wie er oft pflegt,
giebt er uns das eigentliche Wort, wie er es aus dem
Munde des Volkes gehört hatte. Die Irdischen, hiefs
es da am Ceresfeste , werden von der Göttin geschlagen.
— Es war ein Ausdruck der alten Sprache, wie ihn Ho-
merus und selbst der Verfasser des Hymnus auf die Ceres
in Verbindung mit d»9go70v braucht (s. z. B. vs. 490.
487.), aber auch ohne diesen Zusatz (wie z. D. Iliad.
XXIV. 220. Odyss. XVII. 115. XXIV. 196), wo és.
xSóvvor allein in demselben Sinne steht. Sonach haben
wir schon ein 'entschiedenes Beispiel von einer Scenerie
am Festtage einer Eleusinischen Ceres, wodurch der
Streit der Gottheit mit den Kindern der Erde versinn-
20
licht ward. Wird es am Hauptorte , zu Eleusis selber,
anders gemeint gewesen seyn? Das waren die Phenea.
ten, denen die Ceres zwar andere Früchte in Fülle ge-
bracht hatte, nur keine Bohnen. Diese wurden für
unrein geachtet, und in den Mysterien erfuhr man den
Grund, warum sie es seyen ^f), Es war eine materielle
Nahrung, deren sich Alle enthielten , die in Aegyptischer
Weise lebten, Der Aegyptier bauete diese Früchte in
seinem Lande nicht, und genofs die nicht, die dort von
selbst wuchsen 42),
In Aegypten, zu Papremis, wufste man auch von
symbolischem Krieg an den Tempeln. An einem Jahres.
feste, wenn das Bild des Mars (Ares, Hertosi) in den
Tempel seiner Mutter gebracht ward, verwehrten die
am Tempel stehenden Priester mit Keulen bewaffnet ihm
den Eingang. Die Träger des Bildes, unterstützt von
dem grofsen Haufen der Andächtigen, widersetzen sich,
Da giebt es einen harten Kampf (uayh xæapteph yivetau),
wobei jedoch nach der Aegyptier Versicherung Keiner
todt bleibt. Dabei erzählten die Priester einen iepdc
Aóyog, wie einst Mars seine Mutter habe besuchen wol.
len, und bei dieser Gelegenheit die Tempeldiener ge.
schlagen habe, — Also wieder ein Gott, der die Men-
schen schlägt, und Festhümpfe zur Erinnerung an das
441) Pausanias a. a. O.
442) Herodot. II. 37. Welcker ( Zeitschr. I. 1. p. 12; Not.)
vermuthet , dafs dieses Verbot der Bohnen an die Einge-
weiheten zu Eleusis einen ühnlichen Sinn gehabt, wie das
der Granatipfel (Symbol der Liebe), indem nämlich der
Zug, dafs Persephone darum unten bleiben müsse , weil
sie schon beigewohnt — was mit der Vorstellung von der
Plutonischen Tiefe als Quelle des Segens zusammen-
hänge — in den Thesmophorien auf die Enthaltsamkeit
angewendet worden.
B
269
erste Schlagen. Doch man lese die ganze charakteristi-
sche Erzählung bei dem Geschichtschreiber (Herodot.
II. 63 sq.) selber nach, und achte dabei auf die sichtbar
mit Absicht gewühlten doppelsinnigen Ausdrücke,
deren sich Herodot bei Erzählung jener heiligen Sage
bedient, wie dort Valckenaer vortrefflich erwiesen hat,
dessen Anmerkung Niemand übersehen wird *).
Wie fruchtbar jene Bemerkung dieses Meisters Grie-
chischer Sprache ist, davon wird der Nachdenkende bei
dem Studium der Alten sich immer mehr überzeugen.
Je ülter oft oder doch je alterthümlicher in Denkart und
Sprache ein Schriftsteller ist, desto mehr wird er die
Sitte beobachten, vom Heiligen, zumal vom Mysterió-
sen , zurückhaltend zu reden, und sich einer bedeutsa-
men Kürze zu bedienen. Das ist nun auch ganz die
VVeise dieses Homerischen Hymnus. VVenn sich dies
in vielen andern Stellen zeigt, wie dürfen wir uns wun-
dern, wenn diese VV eissagung so kurz gefafst ist?
Also gerade darin, worin einige Erklürer ein Zeichen
der Interpolation erkennen wollten, gerade darin be-
wührt sich T on und Farbe alter priesterlicher Sprache.
Und was nun das Allegorische dieser Sprache be-
trifft, so ist in jener Weissagung der Ausdruck, wie be-
merkt, so wenig vom Eigentlichen entfernt, dafs wir
noch fragen kónnen, ob er auch hier allegorisch zu neh-
men sey : das Sterbliche widerstreitet dem Unsterblichen,
feierliche Jahresspiele versinnlichen diesen Streit, sie
zeigen uns den Krieg, den harten Krieg zwischen Mate-
rie und Geist. Sie werden álso Kriege und Kümpfe
selber genannt; gerade so, wie dort in der heiligen
^) Hier thut Hermann (Briefe über Homer an mich p. 1 ff.)
Einspruch. Man mufs seine Erklárung dort selber nach-
lesen,
27°
Sprache diejenigen Pheneaten, die der maskirte Price.
ster schlágt, die Irdischen heifsen. Es wire sehr zu
wünschen, dafs man auf den Charakter der religiösen
Sprache in den Werken der alten Griechen mehr ach.
tete. Oft entfernt sie sich viel weiter, als hier gesche.
hen, vom gewóhnlichen Gebrauch. Es ist oben (IE Th
Pp- 454.) versucht worden , einen Begriff davon zu geben,
Wie Vieles wäre aber nicht davon zu sagen! Auf die
Namen in den alten Priester- und Hónigsgeschlechtern
Sollte besonders gemerkt werden , zumal wenn von döp-
pelten Namen Einer Person die Rede ist. Im vorliegen.
den Capitel haben wir schon den Perseus - Eurymedon
und den Androgeus- Eurygyes bemerkt. Ich zweifle
nicht, dafs in diese Ideenreihe auch die Ceres-Euryanassa
(Etpvävacaa ; s. Ruhnkenii Epist. crit, II. pag. 173.) ge.
hórt, und jener Ades-Polydectes. Er kommt in unserm
Hymnus mehrmals vor,, wie schon oben bemerkt ward,
da wir einen Konig Polydectes als Pilegevater des Per.
seus kennen lernten. Das war ein bedeutsamer Name,
wie alle bisherigen.
. Dafs auch der Name Triptolemus von Bedeutung
sey, haben bereits Andere vermuthet. Schon im Vor.
hergehenden sahen wir ihn als den Stifter des dreimali.
gen Pílügens gedeutet. Die Alten haben auch den Bear.
beiter der Gerste in ihm gefunden (à vgijac Tag odhdg;
Cornutus de N. D. cap. 28. pag. 209 Gal.). Da die ganze
Pflege und Prophezeiung der Ceres, die der Hymnus
und Apollodorus von Demophon erzühlen, von Andern
auf den Triptolemus bezogen wird 4535), so dafs also
Triptolemus (TpuxvóAeuoc) der Mann jenes Kampfes
ist, so könnte sein Name auch dieses bedeuten wollen,
so dafs er der im Kriege Erfahrne und Geprüfte
443) S. Ruhnken. ad Homeri H. in Cer. vs. 231,
"*)
27%
wäre (ö TETOLULEVOG' EV MOMELOLG — NTOALLOLG). So
braucht «oífew , voiBX, Polybius oft von Hriegsiibung,
und bestimmt in jener Redensart steht es beim Nicolaus
Damascenus (Excerpt. p. 425.) 4). Ich sage, er könnte
auch dieses bedeuten sollen. Denn das ist eben die
Art dieser Priestersprache und Priesternamen, dafs sie
das Vielsinnige suchen. Dafs der Name Demophon (Ar-
uod» auch bedeutend war, mag schon die óftere VVie-
derkehr in diesem Kreise vermuthen lassen. Nicht blos
Celeus hat einen Sohn Demophon, auch unter des The-
seus Sóhnen führt einer diesen Namen ^5), Auch der
Messenische Hünstler, der seine.zwei TOchter zu Mega-
lopolis, neben den Bildern der Ceres und Proserpina,
als Dlumenleserinnen abgebildet hatte (Einige wollten
die Minerva und Diana darin erkennen), hiefs Damo-
phon ^6). Den Pheneaten in Arcadien soll ein Dami-
thales (Aœu:SdAnç) ihren Cerestempel gebaut haben 47),
Eine’ der Töchter des Celeus nennt der Homerische Hym-
nus Demo (Anus) 48), und zu Epidaurus und Aegina
fanden wir ebenfalls cine Damia, eine Volhsgüttin,
444) Vergl. oben III. 'T'h. p. 529 f. Not. 186. Sickler ( Hym-
nus an Demeter p. 115 ff.) leitet nach dem Vorgange An-
derer den Namen Triptolemos von non Furchen und 322
aufreissen ab; also ara die Furchen auf-
reissende Kraft. Demnach werde durch diese Per-
souification die eigenthümliche Verrichtung desAckerns
und Pflügens dargestellt Ackermann war er und Fur«
chennührer. |.
445) Pausanias X. cap. 25. $. 2.
446). Pausanias VIII. cap. 31. §. 1.
447) Pausanias VIII. cap. 15. $. 1.
418) Nach Sickler (a. a. O. p. 111.) die Ruhe, vom Ebrii-
Schen 0271 d. i. 037 siluit, quievit,
272
als Name der Ceres (s. oben IV. Th. pag.'43.). In den
Armen der Demeter lag also nach dem Hymnus ein De.
mophon, ein Demophoon (Azpo$óov), d. i, ein
V.olkhswürger (wie BeAXegojóoyv und BeAAsgojóv der
Wiirger des Bellerus hiefs) 4^9). Dieser. Name sagte
449) Nach Sickler (a. a. O. p. 121.) ist AxucQzov ; YN bs
die Erdgewüchskraft. Es erscheine in diesem Na.
men, wie bei Demeter, 7727 als ,, Erde ** vorherr.
Schend. Es sey dieselbe 8727, welche die Griechen zu
Epidaurus und zu Aegina als Aajuá — n07, die Erd-
góttin, verehrt. Die weitere Auseinandersetzang des
in Demophon liegenden physischen Begriffs mag man bei
ihm selber nachlesen. Welcker (Zeitschrift I. 1. p. 129.)
erklirt Aypo®@dv als den Opfernden, von 39440:,
das Fett, in welches das Opferfleisch. gewickelt wurde,
und Q&siv, Qa ei», leuchten, brennen. Wenn er auch
gleich bierin mir vollkommen beistimmt, dafs die Pro-
phezeiung im Homerischen Hymnus vs. 266, auf den Ge-
danken vom Streite der Dinge gehe, welcher, nach die-
ser Stelle zu schliefsen, sinnbildlich dramatisch in den
Mysterien dargestellt wurde; wenn er sogar vermuthet,
dafs nach dieser Ansicht eine Menge von verschiedenen
Kampfvorstellungen auf den Vasen zu erklüren sey — so
meint er doch , dafs von dem Allem im Namen Demophon
sich nichts finde, Volkstódter sey weder diesem Ge.
danken angemessen , noch würde ein so anstófsiger Name
seine Anwendung gefunden haben, Einen BsAAs9o(óuy
finde er nirgends ; die ^x w (vs. 110.) bedeute Volks-
ordnung, gesellschaftliche Gestaltung. —
Wenn ich auch gleich die Erklärung des Demophon als
des Opferers nicht verwerfen will ( sieh. oben II. Th,
p. 690.), so kann ich, was die von mir gegebene Erklá.
rung betrifft, doch nicht einsehen, warum in einem My-
thus, der uns nach seinem ursprünglichen Sinne auf eine
furchtbare Todeskónigin hinweiset, einer ihres
Gefolges nicht der W ürger des Volkes in allegoris
schem Verstande sollte heifsen kónnen. Der Name Ce-
leus (Kass — in Messenien finden wir ihn wieder unter
275
also gerade das, was die Prophezeiung von ihm ver.
kündigt #0), Es sollen ewige Kriege und Schlachten ihm
zum Gedächtnifs kommen. Aber er hiels ja schon vor-
her Demophon, wird man sagen, ehe die Göttin prophe-
zeite. Allerdings. Von dieser Anticipation bedeutender
Namen sind aber die Werke der Alten voll, und es ha-
ben die Ausleger hie und da schon darauf aufmerksam
gemacht, So heifst der Brunnen, woran sich die trau-
ernde Ceres bei Eleusis niederlifst, auch xalliyopov
$oéap 51), Eigentlich konnte er erst spáter so heis-
sen, als der Göttin zu Ehren die F'estreigen an dieser
dem Namen Kavxwy , Pausan. IV. 1.) , den bald der Knabe
selbst, bald der Vater führt, drückt nach Welcker (a. a.
O. p. 127.) , von xáv, xav, brennen, die Feuerlüute-
rung aus; wührend Sickler (a. a. O. pag. 101.) ihn als
die am Feuer róstende und ausdreschende
Kraft, "c, deutet. Doch hierüber ein Mehreres im
Verfolg. Diesen im Arme der Demeter schlafenden und
von ihr mit der göttlichen Flamme übergossenen Kna-
ben Celeus oder Demophon erkennt Welcker auf dem
gemalten Gefáfs in den Monumm. inedit, nr. 143, ( voll»
stándiger bei Millin Galerie mythol. CLXIX. 611. und in
desselben Vases 1I. 37.) , wo Andere, den Astyanax oder
Archemoros erkannten. Oben ist Eos mit dem Strahlen-
kreise (nicht Victoria) , unten ein Jüngling mit Lanze und
Einweihungsbinde , und vielleicht die Dioscuren (s. Wel-
cker a. a. O. p. 182 f. Not.).
450) Einen ähnlichen Sinn móchte, nach Welckers Vermu-
thung ( Zeitsclirift I. 4. pag. 132.) , jener ísgóg Aóyog ent-
halten haben, den Pausanias I. 14. verschweigt, von der
Deiope (Ayer) nàmlich, der die Feindesehla-
genden, welche bald Mutter des "Triptolemus, bald
dessen Tochter, bald des Eumolpus Mutter genannt witd,
und welche in Verbindung mit den Eleusinischen Góttern
stand.
451) Apollodor. I. 5. 1.
IV.
18
274
Quelle aufgeführt wurden. Der Gedanke dabei ist im
Sinne des Volkes immer der: Es mufste so kommen,
dafs dieser Name gewählt ward. Er ward nicht ohne
der Götter Fügung gewählt. Es sind typische Namen,
und solch ein typischer Heros ist nun auch dieser
Demophoon. Er ward von der Güttin im Feuer geláu.
tert, und mufste doch wieder zur Erde zurück. In ihm
ist dér Zwiespalt zwischen Himmel und Erde offenbart,
Von diesem Zwiespalt soll er auf ewige Zeiten das Vor-
bild seyn. Wie er gefallen aus der láuternden Flamme
und aus der Góttin Händen (oder wie die durch irdisches
Zagen gestôrte Góttin ihn im Làuterungsfeuer umkom.
men läfst 2), aber als {Pflegekind der Ceres, das Gôt-
ternahrung und Gätterodem in sich aufgenommen , so
sollen auch alle Eleusinier, wenn sie gleich der irdi.
schen Natur ihren Tribut mit dem Leibe bezahlen, doch
dem Geiste nach, der auch ein Theil der Gottheit ist,
durch Lguterung und unsterbliches VVesen hinauf stre.
ben zum Orte der Götter. Darum liefsen sich auch Ca.
stor und Pollux und Hercules, der strebende Gôtter-
sohn, der in Feuerflammen zum Sitze des Vaters zurüclk
geht, vor dem Anfang ibres Heldenlaufes vom Tripto-
lemus die Eleusinischen Weihen geben, auch Aescula.
pius, der, nachdem er Andeye dem Tode entnommen,
selber durch Blitz unsterblich wird.
So leiten uns also auch die Gótter- und Priester-
namen immer wieder zum Mittelpunkte jener Begriffe
zurück. Dahin gehört auch ohne Zweifel der Name der
Ceres Däo (A76). Ob er auch von Qaia, brennen,
452) Diese letztere Wendung nimmt der Mythus beim Apol.
lodorus I. 5, der im Uebrigen fastganz dem Homerischen
Mythus getreu bleibt. Hiernach wird das Reinigungsfeuer
zam fressenden Feuer, wie der Erdmann Androgeus auch
in Feuerflammen gestorben seyn sollte.
275
herkommt, oder vom Finden, vom Finden der Toch-
ter, oder von der Gerste, oder woher sonst 4%), wird
wohl immer unentschieden bleiben 49^. ^ Sicher ist es
aber auch wieder einer der prágnanten Namen , der Vie-
les zu denken gab, wie es die Mysteriensprache liebte.
453) S. Villoison Eclaircissemens zu Saintecroix Tom. II.
p. 201 sq. sec. ed.
454) Eustathius bemerkt zu Odyss. XI. 115, wo Homerus
rer) für finden ( vergl, Apoll. Lex. Hom. p. 221 Toll,)
gebraucht, pag. 421. lin, 40: ven diesem Worte komme
der Name Ayw her , welche vom Suchen: und Finden der
Proserpina ihren Namen habe. Es war dies, führt er
fort, der mysterióse Name der Ceres, die im Homeri-
rischen Hymnus kurz zuvor (vs. 44.) &atopévy,. die
suchende,forschende, heifst. Daher sagt Payne
Knight (Symbol. Lang. $. 36. p. 26.): ,, Ceres war nicht
die Personification der trägen Materie , welche die Erd-
masse ausmacht , sondern des passiven productiven Prin«
cips, wovon man annahm, dafs es die Erde durchdringe,
welches mit dem actüven verbunden für den Grund der
Organisation und Beseclung ihrer Substanz (der Erd-
masse) gehalten ward (Ovid. Fastor. I. 673:
Officium commune Ceres et Terra tuentur,
Haec praebet causam frugibus, illa locum ).
Daher entsprang ihr (der Ceres) Griechischer Name
Aw, die Erfinderin.'* Vergl. ebendaselbst $. 18. 19.
117. 205. Sickler ( Hymnus an Demeter pag. 112.) leitet
Ax ab von m3, Sucht, Trauer, weil die Gottin in
tiefe Trauer versenkt , von. Sucht und Schmachten befal-
len ist, in Bezug auf den Zustand des Gewichsreiches,
wenn die saamenentwickelnde Kraft darin nicht thätig ist.
Schon früher hatte Schelling (die Gotth. von Samothräce
p. 13 und 57.) Deo erklürt als die Sehnsuchtskränke, die ,
Schmachtende , mit Bezug auf das Suchen der verlarenen
lochter. Die Wurzel sey das Ebriische nm, lan guit,
woher »5, languor ex morbo. Vergl.auch/Welcker
Zeitschrift L 4. p« 122 £., Not, 39. "eA Ix
276
Dafé in’ sehr bédeutendem Sinne die Proserpita Anotr
hiefs, haben wir schon frither angemerkt. | Im Homeri
schen Hymnus auf Ceres finden wir den Namen Dio
wieder. Hermann erkennt.darin vs. 47. die erste Spur
einer Intérpolation , und hat ihn daher eingeklauimert,
Der Grund ist, weil er im Homerus nirgends vorkomme
(Epistola ad Ilgen. p. 101.). — Nach dieser Regel müfs.
ten wir Mehreres in diesem Hymnus als spáteren Zusatz
(andere Singart) betrachten. Da müfsten auch gleich der
Polydectes (vs. 9.) und Polydegnion (vs. »7 und 31.) ein-
geklammert werden , den Homerus auch nicht kennt.
Man wird wohl vermuthen, dafs ein solcher Fritiker eine
solche Inconsequenz sich nicht zu Schulden kommen
lifst. Er hat daher durch. die Schreibung mokvdéxTn,
'sioledéyuoy stait mit grofsen Anfangsbuchstaben IToAv-
Déxèng w. v. À. den Ausdruch zu mildern gesucht. So-
nach 'wire es ein blofses Epitheton des Pluto, wie es
auch Cornutus (cap. 35.) nennt. Aber offenbar steht
es ja gleich in der ersten Stelle (vs. 9.) nicht als Epi.
theton. ‘Daher hat Schiffer sehr wohl die grofsen Buch-
staben , ‘die auch Wolf beibehalten hatte, wieder zurück
geführt. Auch mufs der Name Polydectes uns vorsichtig
machen. Wie oben Clymenus der Priester von Clyme-
nus dem-Gotte (Pluto) den Namen hatte, nicht anders
wird es mit Polydectes seyn. Beide Kritiker sind auch
‘bei deih Namen And behutsamer als Hermann gewesen,
'L_ Und es ist gewifs nicht wohl gethan, einen Hymnus,
der sich in ganz unverdichtigen Stellen (d. h. in Stellen,
die Hermann selber für ursprünglich und vorh ersten
Sänger herrührend hält) so ungemein erweiset, der so
viel Unhomerisches hat, ganz nach Homerischen Begrif-
fen zit beurtheilen, und unhomerische Gótternamen mit
dem: Obeliscus zu bezeiclinen.
"on AMié die Axó, so sollte auch. die Daira, Daira (Aca-
ga, Aaipa) von dem: Feuer oder von den Fackeln ihren
277
Namen haben. Dieser letztere wird bestimmt ein gött-
licher, ein heiliger Name.;genarnt, Aber eben. deswe-
gen war man zweifelhaft; -was.er eigentlich: hdzeichne,
Nach der .gewóhnlichsten Meinung war Proserpina
damit gemeint. „Andere verstanden die Venüs, wieder
Andere die’ Juno, Andere endlich die Ceres selbst darun-
ter. Pherecydes erklärte :die Daira fiir eine Schwester
der Styx: | Sie sey die fenchte Natur, und daher der
Ceres feindselig. Deswegen erscheine aucli die .Piieste-
rin der .Ceres nicht, wenn jener-geopfert werde, auch
koste man von ihrem Opfermahle nicht 45). - Alles dies
beweiset schon, dafs hier wieder jene grofse Naturgót-
tin, die wir.oben hennen lerhten, in ihrén verschiede-
nen Eigenschaften unter. dém. Namen Daira vorhommt.
Mit dem Bégriff der feuchtén Nat ur.$timmt eine
Genealogie zusammen, die von einer Toébser des Ocea-
nus Daira redet , und sie in die Heroengeschicbte von
Attica einführt. Denn mit dieser Daira soll Hermes den
Heros Eleusis erzeugt haben 56), Dafs der Begriff der
Proserpina dabei vorwaltete, ist nicht zu bezweifeln.
Auch wissen wir bestimmt, ^dafs diese in den Attischen
Mysterien so hiefs. Ein in ihré Geheimnisse Eingeweihe-
ter ward.daher zu Athen Aasipitns genannt 47), Scali-
ger dachte bei diesem Namen an Terra, die Erde, und
leitete Terra davon her, wogegen jedoch Gerh, Vossius
(Etymol: lat. in terra) gegriindete Einwendungen macht.
Apollonius: giebt der Proserpina als Daira noch ein be-
merkenswerthes Epitheton. Er nennt sie povroyéverx,
455) Eustath. zur Hiad. VI. p. 618. lin. 36, vergl. Pherecydis
Fragmm. p. 215.
456) Pausan. I. 38. 7. ‘
457) Pollux I. 35. vergl. Hesych. s. v. Adege und daselbst
die Ausleger. 2
275
die Eingeborné 55.- Diesen Namen haber wir oben
schon in einer Ideenreihe gefunden, die ganz und gar
die des Homerischen Hymnus ist. Eingeborne, hir.
ten wir oben, heifst Proserpina, weil sie den besseren
Theil des Menschen ablóset von dem geringeren, und
ihn zur Einheit (uóvov) führet 4), Das wollte nach
dem Hymnus Ceres durch das Feuer erzielen: sie wollte
erst Leib und: Geist in Eins verschmelzen, und da ihr
dies nicht gelang, so giebt sie die Lehre von dem Kampf
und ven dem Losreissen des Geistes vom Leibe. Hier
erscheint sie also selber als Daira, als Führerin zur
Einheit; und zwar durch Feuer will sie dazu hinauf.
liutern und führen.. Von der brennenden und vorleuch-
tenden Fackel sollte Adeıpa ihren Namen haben 49), und
von dieser Seite hatte Phanodemus (beim Eustathius a,
2.0.) so unrecht nicht, wenn er die Ceres selbst Adcrpn
nannte, wie sie denn beim Orphiker (Hymn. XL. [30.]
16.) auch povveyevis heifst. — Doch so weit leitet der
immer noch populire Homerische Hymnus auf Ceres die
Abstraction nicht. Nach ihm mögen wir also immer die
Aácgo, die Anwivy (die Proserpina) als Tochter der
Dio (And), der Ceres, denken., Hier greift jene Ges
dankenreihe ein, wonach die Trennung der Seele vom
Leibe, der erste Tod, im Gebiete der Demeter er-
folgt, und der zweite Tod oder die Lösung des Geis
stes von der Seele im Gebiete der Proserpina, die dann
nach neuer Láuterung den Einen Geist seiner Quelle,
dem Feuerhimmel oder dem.Orte der Gütter, zurück.
giebt, und darum die Eingeborne heifst. Ob der
Dichter des Hymnus sich diese Beziehungen so gedacht
458) Argonaut. III. 847. und daselbst der Scholiast.
459) Plutarch. de fac. in orb. lun. p. 913. C. p. 818 Wytt.
460) Bcholiast, Lycophron, vs. 710.
279
hat, wissen wir nicht; dafs sie alt/ sind, wissen wir ur-
kundlich : : denn die alten Athener nannten die
Todten Demetrier (Anuntolovs) und die Eingewetheten
im Mysterium der Proserpina Dairiten 461), Hinwieder
können wir uns auch das feindselige Verhältnifs zwischen
der Ceres und Daira leicht erklären, wovon oben die
Rede war, und wobei auch die Angabe vorkommt: Daira
sey die VYüchterin der Proserpina gewesen ,. die. Pluto
in der Unterwelt bestellt habe.: Die Ceres als Ackergüt-
tin und Pflegerin der Saaten ist von Natur abgeneigt dem
unterirdischen Gewässer , wovon wir schon mehrere
Spuren gesehen haben, Als Nührerin der Leiber: als
Geberin dessen, was aus der Erde keimend die Erilge-
bornen kräftigt und erhält, widerstrebt sie dem, was
den Leib zerstört. Darum wendet sich ihre Priesterin
ab von der furchtbarén Schwester der Styx, Daia
(Pherecydes a, a. O.). — Diese letztere Ideenreihé ist
dem Hymnus ganz fremd, aber keineswegs i$t ihm: die
Idee fremd, dafs der Erdgeborne vermüge seines ir-
dischen Wesens dem himmlischen ‘widerstrebt, oder dafs
er aus Zagheit dahinten bleibt, und sich nicht losreissen
müchte vom Leiblichen.
Diesen Kleinmuth hatte auch Metanira gezeigt. Sie
hatte laut gejammert, als sie ihren Sohn im Feuer er-
blickte. In den Mysterien wurden auch die Prüfungen
und Làáuterungen der Seelen und ihre Leiden den Ein-
geweiheten dramatisch vor Augen gestellt, aber auch
die Leiden der Dümonen und jener Gottheiten selbst,
von denen man glaubte, dafs sie an dem Loose der Sterb-
lichen näheren Antheil genommen, und schwere Leiden
oder selbst den Tod erlitten hätten, wie Dionysus und
Ceres namentlich (s. oben 1I, Th. p. 410.). Darin und
401) Ausrgéras ; Plutarch. a. a. O. p. 943. C. p. 81$ Wyttenb.
^ Pollux I. 35. f
2.
nicht in dem was Ruhnkenius nachgewiesen hat, finde
ich den Schlüssel zu einigen Versen des Hymnus, welche
von der Finsetzung der Eleusinischen Mysterien handeln,
«Die Göttin zeigte, heifst es (vs. 480 sqq.) , ihren Opfer.
dienst und ihre Orgien dem Triptolemus u. s. w., die
ehrwürdigen Gebráuche, die man nimmer hintansetzen
oder ausspihen soll, noch bejammern, denn der
grofse Jammer der Götter verschliefst den
Mund». Metanira hatte geklagt über die Feuerläute-
rung ihres Sohnes. Das sollen die Eingeweiheten nicht
thun, wenn ihnen die Leiden der abgeschiedenen Meu-
schen in den Mysterien vor Augen gestellt werden, denn
die Leiden der Gütter (die Trauer der Ceres, die Kla.
gen der Proserpina, die Trübsale des Bacchus und des.
sen Tod) sind die grófseren Leiden, je grüfser ihre Herr.
lichkeit war, ehe sie in diese Leiden kamen. Diese
grofse Trauer also verschliefse unsern Mund, So brau.
chenjwir weder das dyéew 7) noch das dyog (vs. 404.)
462) Ich will hier zugleich an die Ceres 'Ayaía erinnern (vgl.
oben IV. 'Th. p. 85 f.) nebst Herodotus V. 6. mit Wes-
selings Note. Ich füge aus den Anecdott. Graecc. Bek-
keri p. 473. noch folgende Notiz hinzu: 'Ayezía: êmSsrdy
Axuxrgos* Boaysia y wguity d TÓ roÓ dy ov6 püÀAoy v del
100 où 'AgrroQdwus & 'Ayaguslow + old dv aJryy mp
‘Arygaias Gates yvéoysre. — Ausführlicher erklärt sich dare
liber das Lexicon Gudianum pag. 98, 50 Sturzii: "Ayad,
5 Aspire waçd ‘Arrinoïs - sima Tapd Td das Tg AY.
Tyg OUTW OU j406 + nai 071 pasTd wupBdiwy xoc yv wp
SOyrer* ÿ 5 QUorrds Td; épiSous ‘Aygaids Enddouv* Error 08 durii.
vavre; T¢ x TOU cujsfdvros “ve Qupaions . nai wd EVI
Aware + préjavyrae vOD dvdjauto, ‘AgioroQduys * sleyrai dr raj
deus , TOÙ $vi llsqoeQóvg ws Qroiy dr laTopéas vouti ras - TOig
Tawaygaíog psracrüci» én Tavdyous 4 Anlkntng Qva Quvsisa,
SyeÂsuosy aurous dwodouSicwr Td "tov Wy nai Grov à
TAUTHTUE, uel woh uriaai+ nat Duddesoy dmclosrez qépou wa
WÜMBEAWY Kal TUVTEVWY, Kal TEUSOMÉVOU MEpl ‘ArTinoÿs lation
80
zo
zu ändern. Ilgen war hier auf dem rechten Wege mit
seiner Erklirung: «non licet luctui indulgeré: nam dea-
rum luctus comprimit vocem ». Weil er aber die Be-
ziehung nicht gefafst hatte, so verliefs er ihn wieder,
und ging Conjecturen nach. | Dafs jene Ansicht im Geiste
des Hymnus ist, dafür spricht auch die Antwort, welche
des Celeus àlteste Tochter, Callidice, der unerkannten
Ceres giebt, um sie wegen ihres Mifsgeschichs zu tró-
sten (vs. 147 £): «In der Gótter Schickung müssen wir
uns, obwohl widerstrebend, fügen, weil diese viel mäch-
tiger sind». Mit diesem Satze der Resignation stimmt
jener andere vom Zurückhalten der Klage ganz zusam-
men. — Dafs ich nun auch an den drei folgenden Versen
(vs. 485 ff.) keinen Anstofs nehme, bedarf wohl, nach
dem Bisherigen, keiner besonderen Bemerhung: «See-
lig die irdischen Menschen, die jene Weihen geschaut
haben. Wer aber ungeweiht und untheilhaftig jener
Heiligthümer geblieben, der hat nimmer ein gleiches
Loos, auch wenn er todt ist, in dem finsteren Reiche
der Schatten». Es hat auch Ruhnkenius schon vermu-
thet, dafs Sophocles (apud Plutarch. de audiend. poet.
p.21. F. p.81 Wytt. Man vergl. jezt Wyttenbachs Anmer-
kung T. VI. 1.p.220sq.) in folgenden Versen dieseStelle des
Hymnus vor Augen gehabt. Sie lauten nach Solger so :
woh, val (Sguoayro (spo "Axlude Aypyrsges. — Von der Ge-
phyrüischen Ceres unten ein Mehreres. Auch Sickler
erklärt übereinstimmend diese Achäische Ceres nach dem
Semitischen r»nw als die ,, Wehklagende** (Hymnus
an Demeter p. 61.). Meine Meinung ist nämlich , dafs
Ceres , exoterisch: genommen und für das Allgemeine,
allerdings eine Achüerin, eine Acháische war;
dafs aber esoterisch die Eingeweiheten bei dem Namen
’Ayaıd an den Kummer der suchenden Mutter und
an das tadelhafte Klagen der sinnlichen Men-
schen dachten,
A61
Dreimal seelig die
Der Menschen, welche nach der Schau von diesen
Weih’n
Zum Hades steigen! Diesen ist ein Leben dort
Allein, den andern aber nichts als Jammer nur.
Hermann (Epist. ad Ilgen. pag. 111 sq.) will lieber eine
Nachahmung der Sophocleischen Verse im Hymnus fin,
den. Der erste Verfasser habe sie nicht selbst gedichtet,
Daher hat er sie eingeklammert. Wie ich sehe, hat
seine Conjectur für Schüfer'n nichts Ueberzeugendes ge.
habt, denn in dessen Texte sind die Hlammern, die auch
der VVolfische nicht hatte, wieder verschwunden.
. Für das Loos der Abgeschiedenen war auch He-
tate wichtig. Nach der Mysterienlehre erleiden die böl
sen Seelen ihre erste Strafe in dem Luftraume zwischen
Erde und Mond; die Frommen verbleiben so lange im
reinsten Theile der Luft, welchen man die Wiesen des
Hades nennt (Aeıu6vas ddov), bis sie ausgereinigt sind
von allem Irdischen, das ihnen noch anklebte. Aber
auch im Monde ist noch ein Ort der Strafe und Beloh-
nung bereitet. Der Mond hat seine Hóhlen, wie die
Erde. Die grüfseste Mondshühle nennt man den Winkel
der Hecate (‘Ex&tnç Uvxóv), wo die Seelen, welche nun
schon Genien (Ooípovsg) geworden, Strafe leiden für
das von ihnen gethane Büse, und Genugthuung empfan-
gen für das erlittene 43), — Ich führe dieses an, weil
eine Uebersicht der ‘Mysterienlehre überhaupt meine
Absicht ist, ohne damit sagen zu wollen, dafs der Ver-
fasser des Hymnus auf die Ceres diese Vorstellüngen
hatte, wenn er die Hecate zweimal auftreten läfst. Das
erstemal kommt sie au$ ihrer Hühle (bei Zerynthus auf
.463) Plutarch. de fac. in orb. lun. p. 913. C. D. p. 819. und
P. 941. C. p. 823 Wyttenb.
252
203
Samothrace, wo sie die klagende Stimme der vom Pluto
geraubten Proserpina gehürt hatte, und verfügt sich mit
der: Ceres zum Sounengost, um Erkundigung einzuziehen
(vs. 25. 51 ff). Das zweitemal begrvüfst sie.die mit der
Mutter. wieder vereinigte Proserpiua, und schliefst sich
bleibend als Dienerin an (vs. 432 ff). Diese zweite Er-
scheinung ist Mitscherlichen und Hermannen anstüfsigs
und Letzterer hat diese Verse eingellammert. Von ei-
nem andern Kritiker, der den ganzen letzten Theil des
Hymnus (von vs, 300 an) fiir lauter müfsiges Anhängsel
erllürt, will ich lieber schweigen, zumal da Hermann
schon gezeigt hat, dafs dem nicht so seyn khónne. llgen
hat das zweite Auftreten der Hecate schon gut gerechbt«
fertigt. Auch haben VVolf und Scháfer nichts in Flam-
mern eingerückt. VVie sehr des Perses Tochter, He-
cate, zur bleibenden Gefährtin der Persephone geeignet
sey, wird ein Jeder aus Allem abnehmen , was wir oben
über die Pontischen und Samothracischen Religionen ge-
sagt haben 44), Dahin gehóren aber beide. Auch ist
es der inneren Harmonie dieses harmonischen Gedichts
nicht wenig fürderlich , wenn Hecate, die zur Ceres in
ihrem Leide, gekommen , nun dieselbe auch in ihrer
Freude besucht. Ich will gar nichts davon sagen, dafs
auch die innere Natur der Hecate selbst (als eines der
Nemesis sehr. verwandten, Wesens). dafür spricht... Noch
kónnen wir fragen, wessen Dienerin ist nun Hecate
nach dem Hymnus? Mitscherlich meint, der Ceres.
Er könnte jezt die Poniatowskische Vase (unsere Tafel
XIII.) fiir sich anführen, die uns die Hecate neben der
Ceres auf dem unteren Plane zeigt. Es ist dies keine
geringe Auctoritát, denn das Bild schliefst sich, nach
461) Auch Welcker ( Zeitschrift T. 4. pag. 13.) hált überein
stimmend mit mir diese Stelle für unverwerflich , welche
eben so üchte , alte Lehre euihalte, wie irgend eine...
?-
207
Visconti's Bemerkung, sonst so sehr an den Hymnus: ui,
und es ist alt, es ist wenigstens vor Alexander dem Grog
sen gemalt. Allein fiir diese Anordnung lassen: sich’ ley
auch andere Gründe denken. Die Natur der Sache: und
der Geist des Mythus, auch der Sinn der Homerisches
Stelle selbst fordern, dafs wir das of (vs. 440.) auf:dig
Proserpina beziehen. Dieser schlofs Hecate sich. nus
an. So haben es auch Ilgen und Vofs (in den Nov. Aot,
Soc. lat. Jen..l. p. 369.) richtiger gefafst, nur litte Ex.
étérer nicht árdoow schreiben sollen. Hecate selbst fit
und heifst 4vaoco. Das liegt in ibrem ganzen Bégriffe,
$0. nennt sie auch der Orphiker im erstén Hymnus (nach
Vossens Uebersetzung) : So
— Farrenpflegerin, die des Weltalls Schlüssel beherr-
schet. 00
Sie hat' auch. das Diadem. Mit Recht haben ‚also Wolf,
Hermann und Scháfer &vaoow beibehalten. 24
' . Doch um zurück zu kehren, wovon wir ausgegan-
gen, es liegt also die Lehre von dem doppelten Loose
der Abgeschiedenen deutlich im Homerischen Hymnus
auf die Ceres am Tage, sammt dem Satze von den-Prü-
fungen und Lüuterungen der Seelen, und von dem Aus-
scheiden des irdischen’ Stoffes’ durch‘ Feuer, Es war
überhaupt eine Religion des heroischen Kampfes.‘ Wenn
wir also beide Ideen auch in den Schriften der Philo.
sophen finden, so bleiben sie darum doch Glaubensartikel
alter Priesterlehre, ehe systematische Philosophie bei
den Griechen Eingang gefunden. Es ist also: z. B; der.
selbe Gedanke im VVesentlichen wieder, den-wir in dem
Hymnus fanden, wenn wir bei Plutarchus lesen: « Dig
Seelen aber, die hinaufgeklimmt sind, und oben einen
festen Sitz errungen haben, gehen vorerst, wie Sieger
nach dem Kampfe, herum, geschmüclht mit dem Hranze
von Federn , welchen man den. Kranz der Standheftigheit
E
255
nennt} weil sie das Vernunftlose und Leidenschaftliche
der /Seele der Vernunft unterwürfig und sitüig gemacht
bàben inmihrem Leben »-465). Das waren denn Heroen,
und so'dachte sich der Athener nach Anleitung der Ge-
héimlehre jenen. Liebling seiner grofsen Góttin, den
Jasion, so den Triptolemus, Demophon, Echetlus, Bu-
zyges, und wie die bedeutenden Namen heifsen mügen,
womit er die Stifter bürgerlicher und religióser Cultur
zu verherrlichen pflegte. Sie hatten den Ackerbau ge-
lehrt und den festeren Besitz des vaterlándischen Bodens,
somit auch die grófsere Liebe zu ihm und dessen Ver-
theidigung. Denn Eigenthum an Grund und Boden macht
auch Wehre nôthig und beständige Uebung zur Wehre,
wenn der Pflanzer nicht das Liebste verlieren will. Der
Pflug zieht den Rüstwagen nach sich. Die Sichel reckt
sich zum Schwerte aus. Irdischer Besitz bringt irdische
Noth. Mit den guten Gaben der Ceres zieht auch neue
Sorge ein. Der Pflugmann Echetlus ist auch der Strei-
ter, und seine Waffe ist die Pflugschaar, wie der My-
thus sinnvoll meldet. Darum schlägt auch Ceres die
Bewohner der Erde. Darum heifsen auch die Todten '
Cerealische (Demetrier). Darum ist die furchtbare Opt
Persephone der Ceres Tochter. Die in die Erde graben,
müssen zur Erde zurück; Tod und Verwesung ist ihr Loos.
Das ist ein Gesetz aus dem Abgrund und aus der finste-
ren Tiefe. 'Es ist ein unwandelbares Gesetz, wie der
unbeugliche Styxflufs, bei dessen Wasser Ceres schwört,
da sie das Gebot der Natur über den Knaben Demophon
ausspricht. Aber, stirbt auch sein Leib, so soll ihm
doch unsterbliche Ehre werden 410. Kämpfe werden
465) Plutarch. de fac. in orb. lun. p. 943. D. p. 819 sq. Wytt.
466) Hierher ziehe ich die Vase 'T'om. III. nr. 40. der Tisch»
bein - Hamiltonschen Sammlung (Collection of engravings
286
ihm gefeiert, wie dem andern Erdmánne, dem Helden.
Androgeus, Kampfspiele mit dem Jahreswechsel.: Esig
ein ewiger Krieg, ein Krieg unter dem Schutze von He.
roen. Wie sie sich durch Thun und Streben den unyen
welklichen Hranz errungen, so soll auch der Eleusiniek
thun. Die Früchte der Ceres sollen seinen Leib stis.
ken zum Kampfe für Vaterland und dessen Gôtter und
Heroen, damit er nicht dahinten bleibe, sondern auch
aufstrebe, wie sie gethan; denn so wie Proserpina aum
dem Dunkel wieder zum Lichte zurüchgekehrt ist, se
kehrt auch. der Geweihete wieder zum Lichte zurück,
Die Fachel der Hecate leuchtet durch das Dunkel vor,
und der Proserpina beigesellt ; rüchet sie unten und oben,
und gleichet aus jedes Unrecht hier und dort. So ist
also der jáhrlich wiederkehrende Kampf der Geweiheten
ein Bild des Hampfes um die Gótterburg, und die vater.
lündischen Heroen, die Vorangegangenen, sind die Vor.
bilder für diese edle Streitlust.
Ich habe schon oben (III. Th. p. 532 ff.) bemerklich
gemacht, wie sehr die mysteriösen Vorstellungen auf
den alten Vasen in diese Ideen eingreifen und sie bestä-
from ancient Vases at Naples 1795. fol.). Sie zeigt einen
Cippus (Grabsäule) mit schwarzer Binde bekränzt. Lin-
kerhand legt eine weibliche Person — etwa die Hore des
Frühlings — auf ciner Schüssel Früchte und Blumen auf
den Cippus; sie hat in der Hand einen langen Kranz her.
abhángender Blumen (Zeichen des Frühlings). Vor dem
Cippus sitzt auf einem Luchs- oder Leopardenfelle eine
zweite Frau, jung, schón und halb nackt, wie die erste,
Sie reicht einen Blumenkranz einem hinter ihr stehenden,
eben herein tretenden jungen Manne. Er ist bewaffnet
mit Schild und Helm. Auf dem Helme erblickt man zu
beiden Seiten Federn. In der Rechten hält er die Lanze,
die mit einer Binde umwunden ist. Auf beiden Seiten der
Wand hängen Schilde,
287
tigen, Auch Attische Heroen stehen dort als Vorbilder,
wie z. B. Triptolemus,.Jasion. Undsind dennim Grunde
jene Vasenbilder mit dem Hümpfer "Theseus etwas An-
deres? Daher auch jene in der Bilderreihe der Vasen
bemerhbaren Momente, die uns bald don Hampf selber,
bald den Siegeswagen zeigen, worauf der belirünzte Held
erscheint, bald.die Vorhalle des Tempels, worin er aus-
ruht vom Hampfe und seine Waffen aufgehüngt hat, zum
Weihgeschenk für die Gätter. — Das gilt auch von den
Heroen anderer Stimme, wie z. B. vom Argiver Per-
seus, in allen Beziehungen. Allenthalben eine Religion
des Heroismus. Alle Begriffe daher, die wir z. B. mit
der als Waffe gebrauchten Pflugschaar des Athenischen
Heros Echetlus yerbinden müssen, gelten auch yon der
Hippe oder vom Sichelmesser des Perseus. Er ist,
wie wir wissen, der Güttersohn, zwischen Licht und Fin-
sternifs gestellt, Mit seinem Messer, würgt er die Aus-
geburt der Finsternifs, die Ungeheuer der Wiüste und
des wüsten winterlichen Dunkels. Es ist der Dolch,
womit nach dem Zendgesetz der Persische Landmann die
Erde spaltet, und womit man in Vorderasien den Erd-
stier schlachtet. . Es füllt dort wie zu Athen in die dun-
kelen Wasser zurück, aus denen alles Irdische, aber
auch das Schicksal geboren ist, dafs alles Irdische in die
Tiefe zurückfalle. Es ist auch die Sichel, unter der
die reife Aernte fillt, und die Sichel, womit im Vater-
lande des Perseus (zu Hermione) die alten Priesterinnen
den müden Jahresstier im Tempel der Ceres und Pro-
serpina würgen. Es ist das Bild des Segens und des To-
des, mag es Sichel, Krummschwert oder Dolch seyn
und heifsen; immer bleibt es das Bild des Schneidens
und Trennens, der Aehre von der mütterlichen Erde,
des Leibes von der Seele. Als Goldschwert leuchtet es
in der Finsternifs, und scheidet Materie und Geist. Wie
dürfen wir uns nun wundern, dafs in einem Hymnus,
2t
dessen Thema und Mittelpunkt diese Lehre von Saat uni
Aernte, von Hrieg und Tod ist, dafs hier die Ceres uns
gleich (vs. 4.) als dieFührerin des goldenenSchwer.
tes, oder, wenn man will, der goldenen Sichel
(als xovodcogoc) dargestellt wird? Ich will gar kein Ge.
wicht. darauf legen, dafs wir in Böotien, wo der alte
Dienst der Cabirischen Ceres üblich war, eine Schwert.
trägerin (Sıpnpop0os) Ceres gefunden haben. Wie ge.
sagt, es mag immer und allenthalben eine goldene Si.
chelseyn — in der Bedeutung wird dadurch nichts
geändert. Auf keinen Fall hatte Rubhnkenius Recht, wenn
er dafür eine Ceres auf goldenem Stuhle (xpvod-
Spovos) vorschlug.
Dieses Bild des goldenen Schwertes führt uns nun
wieder dahin zurück, wobei wir oben länger verweilen
mufsten , zu den so fruchtbaren, durch alle Religionen
hindurchgreifenden Gebrüuchen des Stierkampfes
und Stieropfers. Ich habe also nicht nóthig, diese
Ideenreihe noch einmal zu durchlaufen. Es ist genug zu
bemerken, dafs sie auch in die Eleusinien gehören. Das
Eine kann hier nur gefragt werden, ob dem so sey?
Davon wird uns ein kurzer Ueberblick von dem über.
zcugen, was uns die Alten von Eleusinischen Spie.
len melden.
6. 26.
Stierkämpfe.
Sie waren von verschiedener Art, und der fleifsige
Meursius (Eleusin. cap. 28.) hat Einiges darüber gesam.
melt, das aber Zusitze und Berichtigungen fordert,
Schon Saintecroix (Recherches sur les mystéres du Pa.
ganisme I. pag. 337 sec. ed.) hat sehr wohl gegen diésen
Gelehrten bemerkt, dafs wir diese Spiele von den cigent-
lichen Eleusinien absondern, und statt sie auf die Mitte
OO
259
des Festes zu verlegen, an das Ende versetzen miissen.
Auch ist dessen Gedanke ,gut und ganz im :Geiste des
Alterthums und unseres Hymnus, dafs es Leichenspiele
waren, d.h, dafs die Leichenspiele der heroischen Zeit
sich auch mit gymnischen Uebungen, wie die Eleusinien,
endigten. Ihre Einsetzung fällt nach der Parischen Chro-
nik (ep. 17. p. 7 ed. Wagner) unter die Regierung Pan-
dions des Zweiten, Nach Helladius (pag. 18 ed. Meurs.)
waren die Spiele zu Eleusis die ersten, welche ii At-
tica eingeführt wurden, und mithin älter als die Panathes
náen. Diesen Satz kann ich jezt durch eine ültere Aucto-
rität bestätigen. Aristoteles (über ihn siehe oben II. Th.
p. 911.) giebt die Ordnung der berühmten Griéchischen
Spiele so an 49): «Zuerst die Eleusinischen wegen der
Früchte, welche Ceres gebracht, daraüf die Panathenäi-
schen» u.s. w. Kinder oder vielmehr Epheben wurden
zu den ersteren binzugelassen 455). Der Preis bestand,
der Güttin gemáfs, der sie galten , in Früchten 49), An.
dere nennen bestimmt Gerste (xgiS at ); s. den Scholia-
sten des Pindarus (Olymp. IX. 150). Aus diesen Stel-
len mufs vermuthlich das Etymologicum magnum und
Suidas (s. v.) und auch jezt Zonaras (T. I. pag. 689 ed.
467) apud Scholiast. mscr. Aristid. ad Panath. (p. 189 Jebb.):
5» Td T A Kara "AggrorÉAzw yiosta wed pv cd
"EAsvcóum Oud có» wapxó» 7ÿ, Aspyrços. Darauf folgen die
Panathenien (sieh. die Stelle oben I1. 'T'h. pag. 8t1. vergl.
meine Meletemata I. pag. 5.). Damit sümmt auch Ari-
stides selbst überein, sowohl hier (a. a. O.) als im
Eleusinius (pag. 257.), denn in der zweiten Stelle ist
er nicht ungewifs, welche Spiele von beiden er für die
ültesten halten soll, wie SaintecroiX irrig meint , sondern
er sagt, die PPanathenáen oder vielmehr (s 33 BoVAz) die
Eleusinien seyen die ältesten,
468) Inscript. in Marmor. Oxon. p. 83. Gell, N. A, X.V. 20.
469) Aristid. Eleusin. p. 257 Jebb.
B
19
209
Tittmann.) vervollstindigt werden. Auf einigen alten
Inschriften lieset man. von Eleusinien in Athen, wel.
ches vielleicht "im weiteren Sinne von Attica zu ver.
steben ist 470),
Eine Aeufserung des Aristides (p. 257.) mag uns zu
den nôthigen Bemerkungen über die Eleusinischen
Stierhümpfe führen. Er sagt: «Der Preis bei diesen
Spielen besteht in Früchten, weil die Menschen ver.
suchen wollten, wie viel sie durch die milde, bessere
Nahrung; an Stärke gewonnen hätten». Wir haben
allen Grund, diese Bemerkung nicht für eine blofse
Rednerfigur zu halten. Erforderte irgend ein Festspiel
Kärperstärke, so waren es dieStierhámpfe; undauch diese
finden wir zu Eleusis. Davon muís um so mehr hier
kürzlich, die Rede seyn, da Meursius und Saintecroix
nicht. davon gehandelt haben. | Letzterer hat sogar ver.
gessen, die Hauptstelle des Artemidorus, welche Jacoh
Gronovius aus den Papieren des Meursius (Praefat. ad
'T'hes. Antiqq. Graecc. VII. pag. 14.) als eine abgerissene
Notiz nachgetragen hat, za benutzen; und darauf be.
ruht doch Alles. «Mit Stieren (sagt Artemidorus Onei.
rocrit. 6.) kämpfen noch freiwillig in Jonien die Knaben
der Ephesier, und in Attica bei den Schauspielen (maga
Taig Séarg — so hat Gronovius, Reiff hat diese Lesart
nicht. Ich lasse es dahin gestellt, ob man diese oder
das oben vorgeschlagene mapa Taiy Seoiv vorziehen will,
Auf jeden Fall wáüre év vaig Séowg der gewühnlichere
Ausdruck.) die Kinder der Athener mit dem Jahreswech.
sel (ein Vers jenes unbekannten Gedichts) , und zu La
rissa, einer Stadt in Thessalien, die Einwohner von der
edelsten Abkunft» u.s. w. Eine inhaltsreiche Stelle,
welche zu einer eigenen Schrift den Stoff geben könnte,
410) Saintecroix a. a. O.
291
Von einer gewissen Seite ist dies:schon geleistet, theils
von Selden, Muratori, Chishull und andern Erklärern
alter Denkmale ^1), theils von Bóttiger (im Gotbaischen
Hofcalender 1804. p. 40.) und zuletzt von Millin (im Maà-
gazin encyclopédique 1808. IV. pag. 316 sqq.) ; welcher
letztere besonders auch zwischen diesen Spielen des Al-
terthums und den Stierbándigungen an.der Rhone .j(les
Ferrades de la Camargue) eine interessante Parallele ge-
zogen, die Vieles zu denken giebt.. Wir behalten zu-
nächst Eleusis und die Religion der. Geres vor Augen;} …
Die Erwähnung der Stierkämpfe zu Ephesus Zdÿôr-
derst ruft uns wieder die dortige Artemis ins Gédäéht-
nifs, unter deren Attributen das Bild der Stlere’so’ sehr
hervortritt. Stierbilder in grofser Zahl sind auf den Mii
miendecken zu sehen, womit das Bild der Güttin um-
hüllt ist. Ganz gewifs war sie auch als vavgüstóXóg und
vovgoDOÀog gedacht, mit allen den Begriffen, dié wir
oben entwickelt haben. Nach Ephesus stiftete auch Cró-
sus goldene Kühe #2), Wenn wir uns nun weiter” erin-
nern, was in dem benachbarten Carien zu Nysa geschäah,
wie dort auch Epheben aus den Gymnasien den Stier in
die Charonische Höhle schleppen, und ihn der Pro-
serpina und dem Pluto weihen (s. oben IV.'Th, p.64),
so werden wir wohl wieder auf die innere Verwandtschaft
beider Gottheiten geführt werden, und einsehen lernen,
dafs der Stier zu Nysa und der Dionysische Stier wie
dem Bacchus-Pluto und der Proserpioa- Pasiphat;' $0
auch der Diana, namentlich der Ephesischen Diana, zu-
gehört. Jene Vereinigung der Proserpina und der Ephe-
sischen Diana auf einer Münze, wodurch die Bewohner
471) S. Gronovii Thes. Antiqq. Gr. 'T. VII. p. 869. und Reiff
ad Artemidor. p. 230.
472) Herodot. I. 92.
27
von Bardds mit den Bplsidiewn abr putes Vornehuien;gfr
ferilich ;Bezeugten Ay, ‘ist, vom rechtéñ Stahäpunite
angesehén’; eine üussérkbche Zusammenstellung voy
innerlich gleichartigen: Wesen. Doch wollen wir, gar
Aicht behaupten) dafsjenc Stierkämpre der Knaben von
Ephéséæs ," wovon -Antemidorus (a. a. O.) spricht, dey
EplbeSischen Diana galten. Es meg, nach diesem. Zu
sah hängez vielmehr! wahrscheinlicher ‚seyn „dafs sie
dër Cérés-amd Prosetpina gewidmet wdren. -:Auf dop,
pelté^XV éisé: mufste! diosor Dienst nach-Ephesus: und in
andere Griechische Städte, Vorderasiens Kommen, . Zu
vörderst, aus Oberasien her, Sodann sus den Matte
stádten dieser Colonien, besonders aus Athen, Von die.
sey letzteren. haben. wir. besondere Nachrichten. "Die
Nachkommen des, Apdroclus hiefsen zu Ephesus fort.
danernd Konige (Baguheic, der Name blieh ihnen), und
batjen unter andern Vorrechten auch die Aufsicht über
die -Heiligthümor des Elewinischen Ceres 4). — Audi
feierten. die Ephesier bei Nacht die Thesmophiorien 475),
Dasselbe Fest ward zu Smyrna, und vielleicht auch zu
Milet (am ersteren Orte jedoch anders als zu Athen) ge-
halten i), Wir wissen nicht, wann diese Stierkämpfe
zu Athen-und Ephesus gehalten worden sind, das heifst,
wenn wir vorerst bei Athen stehen bleiben, ob an den
Thesmophorien oder Eleusinien und dann wieder an den
grofsen oder an den kleinen Eleusinien. Für jede Ver.
mutbung liefsen sich wohl Gründe anführen. Ohne Zeug.
473) Concordia Ephesiorum et Sardianorum;
s. Rasche Lex. rei num. IV. 1.:p. 221. -
474) 7& pi ras "EAsvawías Ax57605 5 Strabo XIV. p. 938... ^
415) Herodot. Vl. 16. — :
476) Diogenes Laért. 1X. 43. coll. 34. und Corsini Fasti At.
tici Diss. XIII. p. 341.
Dy!
295
nifs dér/ Alten ' lüfít sich darübér. schwerlich etwas aus-
machen.' Dafs sie. zu Eleusis gehalten wurden ,. wissen
wir. Nach Állem, was wir oben: (IV. Th. pag. 37. und
p. 64.) von den Gcbräuchen ähnlicher Art zu Hermione
und zu Nysa gefunden haben und nach andern Spuren,
die im Mythus selbst liegen ; dürfen wir wohl nicht zwei>
Zeln, dafs tellurische Gottheiten dadurch geehrt wer«
den sollten, wie die Ceres- Chilionia zu Hermione, wie
Pluto: und Proserpina zu Nysa. '. Hierbei giébt es wieder
Vieles zu denken, gerade in Absicht auf Ephesus, Athen
und Argolis. Jene Amazonen , als Hierodulen der Ephe-
sischen Diana gedacht , und nun bald im Kampfe, bald in
ehelichem Bunde mit Hercules und, was auch das Letz-
tere betrifft, mit Theseus, d.h. mX jenen grofsen Stier.
kämpfern, die den Cretischen oder den Marathonischen
Stier bindigen, und dann wieder: die Rinder ünd Hühé.
der Proserpina zum Opfer bringen! Da müchte: man
wohl geneigt werden, an Königs und Priestersöhne der
Griechischen Vorzeit ‘zu denken, welche an Sonnen-
und Mondfesten bald mit Stieren kämpfen , bald die rü-
stigsten Mondpriesterinnen selber zum Kampfe heraus-
fordern, mit denen sie hernach in friedlichem Ehebunde
Heldensóhne erzeugen.
Auch zu Larissa in Thessalien wurden von den
Edelsten Stierkimpfe gehalten, wie Artemidorus (a.
a. 0.) berichtet. Diese Kämpfe der Edelen werden dort
als freiwillige bestimmt von den Thiergefechten unter-
schieden, womit die Römer sich belustigten. Diese wur-
den von Menschen vollbracht, die dem Todgggewidmet
waren. Doch auch jene. waren den Römern noch be-
kannt. Ihre Schriftsteller reden verschiedentlich davon.
So merkt Livius (XXXIX. 22.) an, dafs Taurilia reli-
gionis caussa gehalten worden sind. Vir wollen
diesen Zusatz nicht aus der Acht lassen. Das Factum ist
aus der Periode vor Cäsar, und zwar 150 Jahre vorher;
204
worausvauch Plinius zu berichtigen ist (H. N. VIIT. 45,
p.472 Hard.), welcher einen solchen Stierkampf unter
Julius Cäsar den ersten nennt. Das es früher geschah,
beweisen auch die Münzen 477), Aus Suetonius (in Claud,
cap. 21.) lernen wir den Kampf näher hennen ; dort wer.
den Thessalische Reiter genannt, « qui feros tauros —
ad terram cornibus detrahnnt». Das waren in der That
Probestücke männlicher Stärke und Gewandheit. Des
Stieres Kraft, sagte man, ist in den Vorderfüfsen, und
der Kämpfer zieht ihn bei den Hórnern zur Erde nieder,
Dahér hiefs ein solcher Thessalischer Reiter vavpcAá vn;
auch xegacAwc (Hesych. in voc.). Die Stierkämpfe die-
ser Art aber hiefsen ta TavpoxaSdlia. Dies wissen wir
aus.den Oxfordischen Inschriften, worunter eine unter
einem Relief steht, das uns dergleichen Stierkämpfer vor
Augen stellt 4%), Auch Vasen und Münzen liefern Vor.
stellungen dieser Art. Dahin gehüren besonders die
Münzen von Larissa selbst, daun von Pherá, Pharca.
don, Perrhábia und andern Stádten 479), Daraus erse-
hen wir auch, dafs diese Stierlhümpfe verschiedener Art
waren. Bald war der Himpfer zu Pferd , bald zu Fufs,
bald bekleidet, bald nacht. Jezt kam es darauf an, ein
Rind auf den Schultern fort zu tragen. Ein andermal
mufste der stürkere Stier niedergezogen und überwáltigt
werden. Also eine Abstufung von Uebungen nach Kraft
und Alter — aber alle, wie Mythus, Historie und Bild.
werk zeigen ; aus alter Vorzeit her, und alle in religio.
ser symbolischer Bedeutung. Wenn einerseits aus die
477) Spanheim de U. et. P. N. II. p. 157.
418) S. Marmor. Oxon. 130. vergl. Gronovii Thes. Antiqq.
Grr. VII. p. 869. und Millin a. a. O. p. 324. wo auch die
Copien des Basreliefs gegeben sind,
479) S. Millin p. 328. und daselbst die Abbildungen,
295
sen Gebráuchen die Idee und Fabel der Centauren (Ké»-
TO0vpoi) , Hippocentauren entsprungen ist, so haben sie,
wie wir wissen, mit den Cegealischen Heligionen in Ver-
bindung gestanden, Die Sühne des Zeus, Perseus, Her-
cules , Theseus, treiben auf der Sonnenbahn der Ceres
Chthonia und ihrer Tochter, der lockenden Proserpina-
Venus (oder auch der Hecate, welche wenigstens der
Orphiker Hymn. I. 6. auch vovgozólog nenni), die Rin-
der und Stiere zu. Denn gerade so, wie von jenen
Thessaliern erzáhlt wird, sehen wir noch in Bildern den
Hercules und Theseus den starken stófsigen Stier zur
Erde beugen. Auch Perseus, wiewohl er nach dem ge-
meinen Mythus nur Ungeheuer der Wüste behámpft, ist
doch aus diesem Stierkreise nicht auszuschliefsen. Zu-
vürderst steht er ja auch zum Monde in Beziehung: so-
dann geben noch andere Spuren Vermuthung: Aus dem
Blute der von ihm getódteten Medusa muís Chrysaor ent-
springen, der mit des Oceanus Tochter, Callirrhod, den
starken Eigner derSonnenrinder, Geryon, zeugt 49,
Diesen Geryon, den der Mythus in die Westwelt ver-
setzt , wollten gleichwohl auch die Lydier, die alten Die-
ner der Persephassa (der Proserpina- Venus), bei sich
haben. Ein grofses Menschengerippe , das ein Bergstrom
nach starkem Regen aufgewühlt hatte , sollte der Körper
des'Geryon seyn. Dort bei des Temenus Pforten in Ly.
dien zeigte man den Fremden auch den Riesenstuhl,
worauf er gesessen , in der Ecke eines Felsen, und der
Ackermann wollte beim Piliigen noch die Horner seiner
Rinder gefunden haben 41), — Immer dieselben Bilder
wieder! Hier in Lydien, in dessen Nachbarschaft Zeus
480) Hygin. fah. 151. mit den Auslegern, vergl. Scholiast. He«
siod, Theogon. p. 126. und daselbst Stesichorus.
481) Pausan. I, $5. 6.
290
Chrysaoreus waltet, der dem Lande Carien den Namen
Chrysaoris gegeben, und Rhea, welcher die Binder ge-
schláchtet werden an dem Goldschwertflusse (Chrysge.
ras), worein das goldene Messer nach dem Opfer gewor.
fen ist, hier wo Zeus mit dem goldenen Schyerte Regen-
güsse heraiedersendet (s. oben IV. Th p- 64.) — hier
wollen die Leute auch cinen Rindermann, Geryom, ha.
ben, Geryon, den Sohn des Chrysaor und der Occanide
(der Wasserjungfrau). Also wieder eine ganze Genea.
logie von Bildern, die simmtlich am Ende in die Cerea:
lisehen Religionen gehüren: Ceres. Chthonia ‚führt das
goldene Schwert, und ihrer Tochter fallen alle Rinder
des Jahres zu — alle werden der feuchten , dunkelen
Tiefe, der Persaphassa — nach dieser neuen Wendung
-— geschlachtet. Perseus, der in Kleinasien Städte
baut, dessen Sichelmesser aus dem Bluge der Medusa den
Sohn Chrysaor hervorlocht — Perseus ist der Held auf
der Winterscheide. Er ist der Ritter zwischen Licht
und Dunkel. Aus der Grottenhühle von Argolis erweckt
ihti dér goldene Juppitersregen, und ous dem Filand des
Polydectes, aus der Todteninsel , geht er zum Lichte
hervor. Er ist auch der Perses- Mithras oder dessen
Abbild; er ist jener Perses, der an dem dümmernden
Fingange der Winter- und Weltgrotte den Stier opfert.
Er opfert ihn der grifseren Mitra- Persephone, der dun-
kelen feuchten Mutter aller Wesen.
Ds waren Cerealische Heroen : Ackerbauer, Stier-
bündiger, Stieropferer und Pflanzer von Stimmen und
Religionen. Riesengrotten waren thre Hiuser, an deren
Wünde der Priester ihre Thaten eingrub. Ihre Riesen!
stühle erkannte der Nachkomme in den Felsen des Lan-
des, ihre Gebeine pflügte noch spit der Ackermann auf;
wo ihre Fufsstapfen eingedriickt waren, da wurden Städte
gebaut, und ihr Riesenschuh war das Unterpfand von
dem Segen des Jahres. Festspiele, wie zu Chemmis,
297
Ephesus, Larissa, Eléusis, erhielten mit der Erinnerung
an die Wohlthaten des Acherbaues ihren Ruhm im Ge-
düchtnifs der Völker, und zwar Spiele im Maafsstabe
der grifseren Vorwelt. Der Hnabe mufs des HKalbes
mächtig werden, der Ephebe das Rind überwältigen, und
der reifere Jüngling und Mann fand~seinén Stolz darin,
den starken widerstrebenden Stier zum Boden nieder zu
ziehen, und ihn den grofsen Gdottinnen des Landes zum
Opfer zu bringen. Pflanzstidte wurden bald nach den
Gottheiten, bald nach den Opferbandlungen oder Opfer-
thieren selbst benannt. Je zuweilen sollten sie von dem
Schwerte der Heroen oder von dem Opfermesser ihyen
Namen haben, wie Mycená, Buthrotum, Chrysaoras und
ühnliche Ortsnamen beweisen. .
^ Das Alles ist wieder ganz in der orientalischen Denk-
art; und auch in diesen Cerealischen Festgebráuchen
weiset uas wieder Manches speciell in das Morgenland
zurück. Im Tempel der Eleusinischen Ceres bei den
Pheneaten heifst die Maske, womit der Priester das Ge-
sicht am hohen Feste verhüllt, die Larve der Ceres- Ci-
daria 42), wobei schón Gedoyn sehr richtig an die pur-
purne mit VVeifs untermischte Hopfbinde erinnert, xi-
Ó«pi6 genannt, womit die Perser ihren König bei der
Thronbesteigung zu schmiicken pilegten 43%), Einen Tanz
ganz desselben Namens habe ich oben (1V. Th. pag. 78.)
aus Athenäus nachgewiesen, Es ist auch bereits im Vor-
hergehenden schon etlichemal auf das Symbol der Feigen
aufmerksam gemacht worden, welches. wir, wie in den
Attischen Mysterien , so in jener Einweihungsscene des
Persischen Künigs Artaxerxes zu Pasargadä finden; um
482) K@açias ; Pausanias VIII, 15, init.
483) S. die Stellen bei Brissonius de reg. Pers. princip. p. 13.
p. 64 sq. p. 367 sq.
298
jest von dem Honigopfer nichts zu sagen , welches im
Gerealischen Dienste zu Athen, wie in den Persica der
Verehrer des Mithras gebräuchlich war. Auch das Gold.
schwert, welches nach dem Zendavesta der Ackerbauer
fübrt, finden wir nicht nar in Kleinasien auf eine ühn.
hche Weise genannt, sondern wir sehen es auch in der
Hand der Eleusinischen und Bôotischen Ceres. Vendi.
dad, d. i. «auf zum Streit wider Ahriman », ist der Titel
eines Persischen Religionsbuchs. Wirken, Wachen und
Wehren predigt das Persergesetz auf allen Blüttern (s.
oben I Th. pag. 717.. Krieger (Xerxes) liefsen
viele der Kónige dieses Volkes, welches sich selbst bald
nach den Grofsen der Vorzeit oder Heroen Ar-
tüer nannte, bald Parsi, Sóhne des Lichtes, oder
die Klaren. So war auch die ganze Führung der Ju-
gend von den Persern eingerichtet, Es war eine heroi-
sche Erziehung die der edleren Stámme, ein bestündiges
Ánleiten zur Arbeit und VVehre, ein Hinweisen auf die
Fürsten und Könige des Landes, die man stark haben
wollte, wie die Vorstellungen auf den Ruinen von Per-
sepolis beweisen, wo wir sie im Kampfe mit wilden Thie-
ren schen. Als höhere Vorbilder noch wurden den Jüng-
lingen jene geläuterten Männer der Vorwelt hingestellt,
jene reinen Feruers , welche in Gebetsformeln auch die
starken genannt werden 4). Stierkimpfe haben wir
selbst unter Stämmen Nordindiens nachgewiesen, und
bis in die fernste Inselwelt des Orients, wohin erst der
Blick der Neueren vorgedrungen, finden wir Stünde, die
in strenger Regel und in unermüdlichem Streben den
übrigen ein Muster sind, wie z. B. noch heut zu Tage
der Priesterorden der Jammabo's (d.i. Bergsoldaten)
in Japan beweist, deren Aufgabe und tägliche Uebung
481) S. das oben III. Th. p. 55. Bemerkte,
299
es ist, Berge zu erklimmen , rauh zu leben, und für die
vaterländischen Götter zu streiten 45), Von einer Krie-
gercaste in Aegypten lesen wir Aehnliches: Die Hermo-
tybier 486) sollten nicht auswärts kriegen , den Boden des
Vaterlandes und seine Götter sollten sie vertheidigen.
Darum waren sie. in deren Nähe gelegt; und hatten in
den Nomen von Sais, Chemmis und Papremis ihre Quar-
tiere — zu Sais, wo die streitende Neith- Athene
wohnte, zu Chemmis, wo der grofse Perseus sein Hel-
denspiel hatte, und zu Papremis, wo um den Einlafs des
Mars der Priesterkampf üblich war. Auch die Insel Pro-
sopitis hatten sie besetzt, wo die Athor ihren Sitz hatte,
Gleichermalsen war auch die andere Mriegerclasse, die
Calasirier , im Dienste des Vaterlandes und im Genusse
von Ländereien. #7), ^ Ackerbau, Landesreligion und
Kriegsübung waren also dort, so lange die Verfassung
bestand, im engsten Bunde. Der Lehr- und Wehrstand,
Priester und Krieger, lieferten auch die Könige, Aus
jenem wählte sich der Aegyptier seine Könige ihrer
Weisheit wegen, aus diesen wegen ihres männlichen
485) v. Zimmermanns Taschenbuch der Reisen IX. p. 207.
486) d. i. Streiter; s. Herodot. II. 164 sq. vergl. Jablonski
Vocc. Aegyptt. p. 69 sq. und oben II. Th. p. 657 f. vgl.
mit p. 654 f.
487) Herodot. IT. 166 sq. In beiden Stellen des Herodotus
werden die übrigen Nomen angegeben, wo die Krieger
wohnten.‘ Auch andere Absichten bei der Wahl dieser
Wohnplätze , wovon Heeren in den Ideen ( Africa
p. 609.) gut gehandelt hat, vertragen sich mit obiger Ans
sicht. Ich meine nur, dafs nach dem Uebergewicht des
Priesterstandes in Aegypten und dem Geiste des ganzen
Volkes der Kriegsmann gewifs auch die Bestimmung hatte,
die Tempelorte zu beschützen (das ältere Aegypten hatte
seine Götter mehrmals zu vertheidigen) und an den hohen
Festen die Feierlichkeit der Aufzüge zu vermehren,
io^
Muthes 4%), Auch diese Einrichtung wár ia die-Pílag
zung der Dodonäer übergegangen. Nur freilich konitité
im den dortigen Eichenwildern das Aegyptische Instit
nicht die Ausbildang gewinnen, die es im Mutterlandá
hatte. Zu Dodona finden wir Wehrstand und Lehrstand
à denselben Personen vereinigt, Es waren kriegeriscHè
Priestér, jene Selli von Dodona oder jene Priester de»
Hellenen in Pelasgischer Zeit. Wenigstens versichert
uns dieses ein alter Geschichtschreiber ausdrückÿ
fich. Andron sagt uns in seinen Historien 49) : « Bar:
füfsige nennt Homerus sie deswegen , weil sie Hriegslic.
bend (qiXonvóAsuo:) und sich auf diese Weise abzuhärs
tem gewohnt waren»; Was dort Homerus damit gemeint,
kümmert uns nicht; die Nachricht selbst hat ihren histo:
rischen Grund. Es war eine Religion: des Kampfes, wie
die aller ersten Pflanzer. Sie mufsten den Boden be-
schirmen, den sie angebaut hatten. Sie mufsten abweh-
ren die Kinder der Wüste, und abscheiden die Fischer
und Nomeden von den Acherbauern , die sich unter den
Schutz des Tempels gegeben. Somit war die Gotteslehre
auch eine Hriegslchre, und wer die Weisheit lernte,
lernte den Krieg. Unter Krieg und Kampf hatten die Gót-
ter selbst das Saamenkorn der Früchte und der Lehre
gebracht, und so ist Stärke und Mannheit die erste Pilicht
der Besten im Lande, Darum müssen die Edelsten (e$-
yevéoTatol), wie wir beim Artemiderus lesen, die schwe-
ren Stierkämpfe üben, Sie müssen das stärkste Thier
des Feldes unter das Joch beugen lernen, sie müssen es
aber auch der Gottheit am Altar mederbeugen , zum sicht-
baren Zeichen, wie immerfort und fort das Sterbliche,
auch das Stärkste, unter den stärkeren Göttern fällt.
MER
488) Plutarch. de Isid. et Osirid. p. 354. B. sq. p. 452 Wytt.
489) ap..Scholiast. Venet. Iliad. XVI. 233. p. 383 Villois.
au
“uc Nicht, anders war-es Za Eleusis; und auch die My
stagogen dort heifsen urkundlich Kriegliebende (gir
Aomrodepor). Durch Kampf werden auch dort die gros-
sen Gôttinnen verherrlicht, und Festspiele erhalten auch
dort das Angedenken der ersten Pflanzer. Es ist zu-
gleich, eine Kriegsschule, dieses Heiligthum, und die
Fleusinische Ceres bringt mit der Sichel das Schwert,
oder , wie oben bemerkt,” Schwert und Sichel sind Eins
in ihren Händen. Aber wie sie und ihre Tochter die
grofsen Göttinnen sind und heifsen, so ist der Eleusini-
nische Kampf unter allen Griechischen der erste 0), "Er.
ist das Vorbild der edelsten Bestrebungen, Ceres hat
ihn gestiftet, die den grofsen Heros Demophon oder den
Hriegsmann Triptolemus in ihren Armen getragen, die
ihn in Feuer geläutert, und sich selbst bei ihrer Erschei-
nung im Lichtglanz offenbaret. Die Kinder der Editer
sollen gleich jenen Heroen in diesem Kampfe aus der
Finsternifs zum Lichte ringen. So ist er auch zugleich
ein Streben nach Weisheit, und die Eleusinier sind W e1is-
heitsliebende, wie sie hielsen. DU
$. 27.
Namen und Beinamen der Ceres und Pro--
serpina. UC
a) Der Ceres.
. Jezt móchte es wohl Zeit seyn, auch von den Na-
men der beiden Góttinnen das Nóthigste zu sagen. Ii
jedem Betracht hónnte:diese Erürterung sehr weitláufs
tig werden, wenn wir es entweder darauf anlegten, ‘alle
Beinamen zusammen zu suchen, die sie in so grofser
Anzahl führten, oder wenn wir alle auch auf diesem “Ge.
biete ausgelegten Etymologien durchmustern wollten,
490) Aristoteles ap. Scholiast. Aristid. p. 189.
"Wir werden, der Gründlichkeit unbeschadet , hier und
dort Manches übergehen können.
/ Zwei Bemerkungen bieten dem Nachdenkenden sich
hierhei von selbst dar : Einmal ; wie im Begriff, so auch
in den Namen haben Ceres und Proserpina einen gemein.
schaftlichen Besitz, so dafs, was hier der Einen beigelegt
wird, anderwärts von der Andern gilt, z.B. in Bezug
auf die Erde. Das soll bald Ceres, bald Proserpina
seyn ?!), und so in vielen andern Beziehungen, worauf
schon Muncker (ad Hygin. pag. 635.) und Spanheim (ad
Callim. Hymn. in Cerer. vs. 133.) aufmerksam gemacht
haben. Die zweite Bemerkung ist noch bedeutender,
Sie ist die: dafs die Alten, Griechen und Römer, den
Ursprung und die erste Bedeutung 'einiger die.
ser Namen und zwar der Hauptnamen offenbar selbst
nicht mehr gewufst haben. Das ist auch sehr begreiflich,
Sie stammten zum Theil aus den Sprachen des Orients
her, worin die Griechen in der Regel ganz unwissend
waren, und gingen in die frühe Vorzeit zurück. Aber
ein desto gröfserer Spielraum war ‘den Alten und den
Neueren zu etymologischen Wagstücken gegeben. Mit
der vollständigen Aufzählung, wie gesagt, werde ich
billig meine Leser verschonen. Nur solcher Angaben
werde ich mit einigen Worten gedenken, worin, wenn
sie auch nicht selbst die wahren sind, eine Seite des
wahren Begriffs richtig aufgefafst ist. Dieses Verdienst
müssen wir aber vielen, ja den meisten Etymologien las-
sen, besonders denen der Alten. Geben sie auch nicht
den wahren Ursprung dieser Gütternamen, so sind sie
doch deswegen sehr lehrreich, weil ihnen wenigstens
Eine richtige und oft eine sehr tiefe Anschauung zum
491) S. z. B, Varro ap. Augustin. de Civ. D. VII. 24, wo die
Erde, tellus, bestimmt Proserpina heifst.
^02
305
Grunde liegt. In dieser Ueberzeugung können wir‘ die
Stimmung einiger neueren Philologen nicht gut heifsei,
wenn sie alle etymologischen Versuche, die nicht mit
ihrem Gesichtskreise convergiren, von sich stofsen und
verdammen. Nein, auch aus den Etymologien des spä-
testen Grammatikers lälst sich oft etwas sehr Nützliches
lernen,
Mutter Erde (yi wívzo) wolle der Name Demeter
(Anpitno 492) sagen, wird bekanntlich bei Cicero von
einem Stoiker bemerht, welche Philosophen zu solchen.
Erklärungen sehr aufgelegt waren, Auch bei Diodorus
(I. 12. p.16 VYessel.) wird sie wiederholt, und mit einem
492) Oder Awxr92; eine Form, welche ebenfalls ücht und
uralt ist, sowohl in Poesie als Prosa; s. Wesseling zum
Diodorus a. a. O., besonders vanStaveren ad Hygin. fab.
147. p. 257. und Heyne ad Apollodor. I. p. 6 ed. alter, —
Die Stelle des Cicero findet sich de N. Deor. II. 26. fin.
pag. 312, wo ich noch Mehréres angeführt habe. Nach
Sickler (Hymnus an Demeter pag. 72.) ist Demeter das
Erdlicht (vergl. ebendas. p. 43. 45.) , nach dem Semis
tischen ning (Damath- Or). Der Begriff der Gries
chen von A750 als VTS Sey keineswegs erschöpfend,
wie schon Schelling ( Gotth. von Samothr. p. 52.) richtig
bemerke. ,, Ceres , heifst es dort, ist wohl auch Mutter
Erde, allein dies ist ein abgeleiteter , nicht der ursprüng-
liche Begriff*^ u. s. w. Saintecroix (Recherches sur les
mystères etc. I. pag. 144 sec. ed.) bringt den Namen A-
HyTye ,, Erdmutter“ als eine wôrtliche Uebersetzung
mit dem Aegyptischen Mouth (vergl. oben 1II. Th.
p. 370.), d. i. Mutter, in Verbindung, unter welchem
Namen nämlich Isis verehrt wurde; woraus Jablonski
(Panth. Aegypt. I1I. 5. p. 421. Opuscc. 'T. I. p. 451.) das
Compositum Mau-tho versucht hat, d.i. Welt-
mutter. Doch ist es zweifelhaft, bemerkt Silvestre de
Sacy , ob ein ähnliches Compositum-im Aegyptischen exi-
stiren kónne, die Koptische Sprache liefse cin solches
nicht zu. -
504
Orphischen Verse belegt, Wir ‚können dies als-sehr
wahrscheinlich annehmen , wenn ‚wir. der Etymologie nür
die Wendung geben, dafs hierbei die alte Sprachforg,
die im Dorischen Dialekt noch übrig ist, d& (und ài)
Erde beibehalten sey. Wie sich der Name And zu je-
nem gebráuchlichen etymologisch verhalten mag ,: hónnen
wir, nach dem Obigen, nicht wissen. Doch bemerken
wir zugleich noch einige Formen dieses Namens, wie
z. B. Ans... So nennt sich Ceres selbst im Homerischen
Hymnus (vs. 122.) nach der Lesart der Handschrift, die
auch jezt in den meisten Ausgaben steht. Schüfer hat
auch hier Azó abdrucken lassen 45). Tiuhnkenius las da.
für Acepic. Dals Ceres diesen letzteren Namen hatte,
wissen wir aus dem Etymologicum magnum (p. 293.). Er
kommt von dwped, von der Gabe her; wie Ceres denn
Mehrere Namen hat, in denen der Begriff des Gebens,
des Schenkens vorwaltet 4%). Wir können jezt, nach
den obigen Bemerkungen, hinzusetzen , auch solche Na.
men bat sie, die das Allgemeine bezeichnen, Sie ist
die Aapla 4), die Göttin der Gemeine, und in ihrem
493) S. oben IV. Th. p. 274. und dort die Note 454.
494) S. Ruhnkenius zu der angeführten Stclle.
495) Eine Dorische Form, wie denn auch die Athener bei
feierlichen und verwunderungsvollen Ausrufungen das
Dorische & Adparsp dem gemeinen Attischen o Anjayrse
vorzogen ( s. Eustathius zu llias I. p. 9. lin. 49 ed. Bastl,
coll. ad Odyss. XX. pag. 735. lin. 48 sq.). Ueber diese
Damia s. oben IV. 'Th. p 34 £, und Hüllmann de ori.
gine Damii, Bonnae 1818. pag.13 seq. Sie ist bei He-
rodotus V. 82, wie Welcker in der Zeitschrift I. p. 130.
meint, neben der Avzzcía nichts anderes als die Ein-
Spannerin, wodurch das Orakel vollen Sinn erhalte,
Daher auch Poseidon A«4a1o56 (Pindar. Olymp. XII,
98. 476.) , daher Hippodamia, Astydamia, Laoda-
mia, und wa$.der Namen mehr noch sonst vorkommen,'
und von Welcker a, a. O. aufgezählt sind.
505
Kreise kommen ähnliche Namen häufig vor, welche uns
daran erinnern, dafs Ceres Segen für das Volk bringt,
dafs sie Alle nähret. Der Name ist Griechisch, aber
der Begriff gehört schon der Isis an, Diese, mit ihtem
Gemahl Osiris, ist die Urheberin der gemeinen Gü-
ter und der wohlthätigen Erfindungen, die Allen zu
statten kommen. Auch in diesem Sinne konnte der
alte Attiker seinen Dionysusknaben (Jacchus) Onuitorog
nennen,
Als die Nährerin Aller hekam Ceres auch vorzugs-
weise den Beinamen xovopocpódos. "Zwar heifsen
mehrere Gottheiten so, z. B. Apollo 95), Latona ary,
die Nymphen, von der Nahrung, die sie den Kindern
geben, oder von dem feuchten Element, als dem nih-
renden Element für Alle 48), Aber besonders hiefs C e-
resso, vorzüglich in den Attischen Religionen. In den
Hymnen der Attiker ward sie namentlich als ROVPOTHÔPOG
und dvrorddpa angerufen ‘9), An dem Feste der Apa-
turien ward Ceres unter dem ersten Namen an den Drei-
wegen verehrt 50). Auch wird unter dem Priesterper-
sonale der Attischen Mysterien ein xovgovoódoc genannt,
d. i. ohne Zweifel ein Priester, der die Jugend in den
heiligen Gebráuchen der Ceres unterrichtete , und sie
zu dem Ritual der Mysterien vorbereitete, ein heiliger
496) S. oben II. Th. p. 161, Not. 215.
497) "Theocrit. Idyll, XVIII. 50.
498) Servius ad Virgil. Eclog. X. 62, vergl. Welcker in der
Zeitschrift I. 1. p. 125. Not. 40.
499) Proclus in Platon. Tim. p.238 sqq. Plutarch. Sympos.
Quaest. IX. 14. 4. p. 745. A. p. 1078 Wyttenb. Pausa-
nias I. 31. 2. p. 122 Fac. -
500) Herodot. Vit, Homeri cap. 30.
IV.
20
506
Pädagog, wie wir ihn nennen würden 50), Wir mils.
sen dabei an Alles das denken , was wir oben bei Erklä.
rung der Vasengemälde von jenem Anstand und von
der ethischen Wohlstellung nach der Mysterien.
lehre bemerkt haben. Natürlich war nun Ceres selber
auch als die Erzieherin gedacht. Späterhin lielsen
Römische Haiserinnen sich wohl als Ceres xovgovpódo;
darstellen, wie die Münze des Claudius 9?) zeigt. Be.
stimmt hiefs aber auch die Erde xovgovoódog 505),
Var denn aber Ceres, fragt man vielleicht , wirk.
lich die Erde 504)? Ja und Nein, ist die Antwort, je
nachdem wir einen Standpunkt nehmen. Es wire wohl
überflüssig, jezt noch beweisen zu wollen, dafs im alten
Tempeldienste selbst Ceres und Erde oft Eins wa.
ren 55), Oft aber trennte der Volksglaube wieder, was
501) Pollux I. 1. sect. 34. und daselbst Hemsterhuis. Wel-
cker in der Zeitschrift I. 1. p. 125. nimmt dagegen hier
wouçorçéÇos als eine weibliche Person, die zu den Vers
richtungen in den Mysterien zugezogen worden, und die
vielleicht dem Andenken der früheren Vorstellung gewid-
met war, wonach die Erde dem Menschen die Mutter
brust reicht, wie Isis dem Horus, wie Ceres dem Trips
tolemus bei Hyginus. Wenu ich in der Stelle des Pol.
lux dieses Beiwort für mánnlich genommen, so be-
merkt dagegen Welcker, dafs hier weibliche und mànn-
liche Personen durch einander gemischt, und also we.
nigstens nichtzu entscheiden sey.
502) bei Beger Thesaur. Brand. I. p. 619. und bei Mitschers
lich ad Homer, Hymn. in Cer. vs. 227.
503) S. Pausan. I. 22. Aristoph. Thesm. 307.
501) Vergl. Diodor. Sic. I. 12. und daselbst Wesseling.
505) Eustathius zu Odyss. IX. 107. p. 340 Basil. stellt einige
Hauptgottheiten zusammen , denen man die Ern ühruug
des Menschengeschlechts zuschrieb : 250054 9à maxoIéva
307
ursprünglich verbunden war. Da sind es denn bald zwei
Mütter des Getreides, Tellus und Ceres, wovon die
erstere ihm den Grund und Ursprung giebt, die andere
den Ort 506), Andererseits dachte der Römer wieder,
wenn er der Ceres die trächtige Kuh schlachtete, an
die Saamen tragende Erde (wie wir ebenfalls aus Ovidius
wissen). Auch andere Göttinnen kommen dabei in Be-
tracht, zuvórderstProserpina selbst, die Varro bestimmt
die Erde nennt, inso weit Früchte ausihr keimen (beim
Augustinus de Civ. Dei VII. 24.), auch Vesta (s. oben
II. Th. pag. 634 ff.). Mit allen diesen Personificationen
waren allerdings verschiedene Grundanschauungen gege-
ben, unter denen das Alterthum die Erde und ihr Leben
betrachtete; und wechselten diese Personen auch hie
und da wohl ihre Rollen, so blieb doch einer jeden ihr
Eigenthümliches, Dies ward denn bald feiner, bald grû-
ber aufgefafst. Dahin gehört die Ansicht der Stoiker
von der Ceres als dem Odem der Erde und von der
Proserpina als dem Odem der Früchte. Schärfer und
tiefsinniger möchten wohl diese Verhältnisse nicht aus-
gedrückt seyn, als in den kurzen Worten des Plotinus
(s. oben II. 'Th. p. 636.) : « Vesta ist der Erdgeist, Ceres
die Erdseele». In der That, wenn wir Alles, was der My-
thus von der Ceres und ibr Cultus an die Hand giebt, über-
blicken, zumal auch die Fabel von der trauernden und
suchenden Ceres, so wird der Begriff der Erdmutter
KusAwma, ó pü9o, Afyu, 80 wv adfovrar »ag*ol, eioy* Ait
dépr, AX js uoi yg, NUM Qaius naprorpd Porgy "Axdia
À v y 1 4A wai Tolo voro.
$06) Haec praebet caussam frugibus, illa locum ; Ovid. Fast.
I. 674. und vorher. 8. auch Payne Knight Symbol. Lang.
$. 36. p. 26. vergl. §. 18. 19. 117. 205, welche Stelle ich
bereits oben IV. 'Th. p. 275. Not. 454. vollständig mitge-
theilt,
368
undErdseele der erschöpfendste seyn, wenn hier irgend
etwas ganz erschöpfend seyn könnte 507),
Die Begriffe Nährerin, Mutter, nährende
Feuchtigkeit und Erde treffen auch in dem Worte
dpm ia zusammen, welches der Ceres als Epitheton in
demselben Sinne beigelegt wird, wie das Lateinische
Alma. Auch ist von demselben Stammworte so, wo.
von óuzvía herkommt, ohne Zweifel die Ops der Itali-
schen Religionen herzuleiten, deren Begriff ganz und gar
dem der Ompnia entspricht. Auch die Nymphen fübrten
dieses Epitheton , wie sie auch nutrices heifsen. Bei.
des hat Villoison aus Inschriften und Stellen der Alten
sehr wohl' erwiesen (in den Memoires de l'Acad. des In.
script. T. XLVIIL pag. 343 sq.) ; wobei also zum Theil
wieder dasselbige bezeichnet ist, was wir bei dem Bei.
worte xovgorpóQog bemerhten. Wir werden zunächst
unten Beinamen Ähnlicher Bedeutung der Proserpina
beigelegt sehen. Jezt führe ich noch einige Prädicate
der Ceres an. Sie heifst auch o$AXó0, von oùkos die
Garbe, oder iovA ó, von lovkos die Garbe. Daher
auch othot und ZovÀAo, auch AnuxvotovAov, Garbenlieder
zu Ehren der Ceres 50). Sie heifst 4Awdg von der
Tenne 5?); daher 'AAóo ein Fest der Ceres oder , nach
507) So kommt unter dem Namen 'A39esU& ein Genius im
Gefolge der Ceres vor, von adgivw, reif und voll«
kommen machen. Also der die Saaten und Als
les, worüber Ceres waltet, reif und vollkommen
macht; s. Etymolog. magn. p. 18 Heidelb. p. 17 Lips.
Das Grundwort ist áo, gedrungen, herzhaft;
s, darüber meine Note zum Proclus in Alcib. I. cap. 30.
508) S. die Ausleger zum Athenáus XIV. pag. 363 Schweigh,
"Tzetzes zum Lycophron vs.23. und daselbst Müller [.
p. 314 sq.
509) &ré 745 «Aw, denn das Wort wird auch aspirirt; s. Reitz
309
Philochorus (p. 86 Fragmm.), des Bácchus, der Ceres
und Proserpina zusammen, wegen der WVeinlese und.
Getreideirnte 51), Auch dAechoræ (die Müllerin)
heifst Ceres; um nicht mehrere Namen zu häufen, die
auf die Wohlthat des Acherbaues Beziehung haben. —
Aber auch die Viehzueht ward, ‘einigen Namen zu-
folge, unter ihrem Schutze gedacht. Wir haben dieses
schon oben berührt.. Dahin würde zuvürderst das Bei-
wort der Ceres gehüren, welches wir beim Hesychius
(T. Hl. p. 848 Albert.) lesen, wo sie staumovó- heifst. Das
würe die Allweiderin, die Hirtin aller Thiere
(omnia pascens), wofür jedoch Mehrere megufóvovog
schreiben wollen. Alsdann hitten wir‘ wieder eine
Kräuterfrau, was den Grundbegriffen der Cabiri-
schen Ceres und der Art trefflich entspricht, wie sie
sich im Homerischen Hymnus darstellt , námlich als Ken-
nerin der heilsamen und schidlichen Pflanzen; wodurch
also jene Kritische Vermuthung eine neue Bestätigung
gewinnt. Andererseits dürfen wir nicht zweifeln, dafs
Ceres auch als Geberin der Heerden gedacht war:
Unter dem Namen Bringerin der Schaafe (pako-
$ópoc) hatte sie im Lande der Megarer bei dem Hafen-
orte Nisäa einen Tempel. Pausanias, der uns dies be-
richtet. (Attic. cap. 44. $. 4.) , bemerht sehr gut dabei,
dafs von diesem Namen mehrere Ursachen angege-
ben werden, unter andern auch, dafs die ersten Pfleger
von Schaafheerden im Lande ihr ihn gegeben haben.
Die Megarische Schaafzucht war berühmt. Sie gab dem
Philosophen Diogenes, als er die nackten Kinder der Me-
garer und die wollreichen Schaafe sah, zu dem treffen-
ad Lucian, Diall. Meretr. 1. "Tom. VIII. p. 199. 516 Bip.
Tom. ILL. p. 280 sq. ed. Hemsterh.
510) Vergl. Corsini Fasti Att, II. pag. 302. Bergler ad Alci~
phron. I. 33. II. 8.
5
den Worte Anlafs: er wolle zu Megara lieber ein Wid.
der als ein Knabe seyn 511), Den Widder sieht man
neben dem Bilde der Fackelträgerin Ceres auf Münzen
von Megaris bei Pellerin (Rec. III. p. 253.) und Frólich
(Tentam. IV. p. 243.). Letzterer hat dabei sehr richtig
an die Ceres palogdpos erinnert. Pausanias, wie be.
merkt, hannte mehrere Ursachen dieser Benennung.
Ganz gewifs war auch die darunter, die wir ohen aus
Nicander beigebracht haben. Ich meine den lepès A0yog
von dem Pan, der als Widder sich der Ceres näherte,
Das war der Lichtwidder des Frühlings. Daran lassen
uns die Fackeln nicht zweifeln. Es war Hermeslehre
aus Arcadien und Aegypten, wie oben erwiesen worden,
Vergesse man aber nicht, dafs hier ein Begriff an dem
andern hángt: Der Frühlingsgott Hermo- Pan befruch-
tet auch die Heerden, und der Sonnenwidder ist auch
das Bild des Reichthums an Schaafen. — Auch den Na-
men Erhalterin, Retterin (coôtetpa) hatte Ceres,
und zwar gemeinschaftlich mit der Proserpina. Jene
kommt unter diesem Namen auf einer Münze von Apa-
mea vor. Dort hat sie auch Fackeln in den Händen,
Diese heifst öfter so, unter andern auf den Münzen von
Cyzicus 517). Auch zu Sparta führte die Hore diesen
Namen 555). Dort hiefs sie auch $Aoi& (Hesych. in voc.),
d. i. die Ueberstrómende, die Fruchtbare, be-
sonders in Betreff des Pflanzenreichtbums. In demsel-
ben Sinne hiefs auch Bacchus $Aoig oder QAcóy 51),
511) Aelian. V. H. XII. 56.
512) S. Spanheim und Beck ad Aristoph. Ran. vs. 380 ; womit
man verbinden mufs, was Liebe in der Schrift Gotha
numaria p. 179 sq. über die Münzen von Cyzicus beige-
bracht hat, vgl. oben IV.'T'h. p.69. 70. 82. und besonders
Sestini Descrizione degli Stateri antichi p.47. nebsttab.1LI,
413) Pausan. III. 13. 2.
514) Aelian. V. H. ILL. 4t.
^10
211
von QÀéo, $Xío und andern verwandten Formen, wel-
ehe, wie das Lateinische Fleo, zuerst fliefsen, weinen,
dann aber auch überfliefsen, reichlich strómen 555), be-
deuten. Auch in den Fragmenten des Empedocles kom-
men diese Formen vor 51. Wire ich überhaupt ge-
neigt, die Grundbegriffe alter Religionen von Griechi-
scher Wortforschung und Etymologie abhängig zu ma-
chen 517), so bóte sich hier wieder eine ungesuchte Ge-
legenheit dar, aus der Sprache die Frage zu beant-
worten, warum die Saatfeste und 'hesmophorien Feste
der Trauer waren. Jezt begnüge ich mich lieber mit
der kurzen Hinweisung, dafs wir bei der Proserpina-
Phlëa an die Fruchtbringerin aus der feuch-
ten Tiefe zu denken haben. Auch yeipoyovia hiefs
Proserpina. Meines Wissens haben wir bei Hesychius.
(in voce) blos dieses Wort, ohne dafs wir seine Bedeu-
tung wiilsten. Richtig aber, glaube ich, hat der ge-
lehrte Gerh. Vossius. 5!) den Sinn getroffen, wenn er
dabei an die Geburtshelferin denkt, in deren Hände die
Kreifsenden gebüren. Da haben wir jene Lilith. oder
lithyia von Oberasien wieder, jene Urheberin des Lich-
tes und des Lebens. In diesem. Amte ist der Mythus.
515) Daher begreifen wir auch das hier etwas seltenere At-
tribut des Bechers. Dieses war der Ceres auch nicht
ganz fremd. In Achaja ward eine AnpyTyo FOTYQEO-
Gégos verehrt (Athen. XI. 2. p. 158 Schweigh.). Man
vergl. Winckelmann Monum. ined. zu nr. 16, der hier-
bei sehr wohl an die Verwandtschaft mit der Bona Dea
erinnert, und Schellenberg ad Antimach. p. 102.
516) S. Sturz ad Empedocl. p. 626.
517) Man vergleiche damit die Bemerkungen Welckers! in der
Zeitschrift I. 1. p. 130. Not.
518) de Idolol. lib. II. 28. p. 443. 'Tom. 4. p. 224 ed. Amstel.
1668. fol,
312
zwischen Proserpina und Artemis zweifelhaft. Das ist
auch der Fall bei folgendem Namen: Polybóa (s0XéBoig)
soll Proserpina oder Artemis heifsen ( Hesygh. in voc.),
Das wäre also eine Vielnährerin 59), und das leuch.
tende Feuer der Artemis würde dadurch-zum Nährfeuer
der Proserpina-Libera. So spielen hier in Namen Be.
griffe in einander. Sie gehen auch auf die Priesterinnen
über. Jene Sängerin, die den alten Lichtdienst des Olen
und den Lichtgott zu Delphi besungen hatte , hiefs Bôo 52).
Poljhóa selbst aber heifst dort die Schwester des Hya.
cinthus, deren Bild faan in einem Amycläischen Tempel
sah, neben andern Bildnissen; dabei auch das der Pro.
serpina und Diana 521),
Doch ehe ich von den Hauptnamen der Proserpina
spreche, mufs ich noch einige Worte über den Rômi-
schen Namen Ceres sagen. Bekanntlich ist auch dar.
über Viel vermuthet und gerathen worden, selbst schon
im Alterthume. Der Stoiker beim Cicero (de N. D. M,
26.) leitete es von Geres, a gerendis frugibus,
her. Wer Mehreres dergleichen lesen will, vergleiche
das Etymologicum von Gerh. Vossius (in voc.), Villoison
(Eclairciss. zu Saintecroix Recherches T. II. p. 204 sqq.
sec. ed.) und Ignarra (ad Hom. Hymn. in Cer. vs. 122.).
Es würe zu verwundern, wie sich irgend Jemand hitte
die Mühe geben mögen, nach andern Wurzeln zu gra-
ben, während die Etruscische Sprache in dem Worte
—————— —
$19) Diese Persephone roAv Ao:a, d.i. die vielnäh-
rende, erkennt Welcker ( Zeitschrift I. 1. pag. 111.) in
der geflügelten weiblichen Figur auf dem Braunschweiger
Onyxgefäfs , nämlich in der, welche über dem Wagen
der Demeter und des Triptolemus schwebt , und die Saat-
frucht im Gewande trägt.
$20) Be«e ; Pausan. X, 4. 4,
521) Pausan. Lacon, 19. vergl. oben IV. Th. p.50. Not. 74.
3213
Cerus die Bedentung Schópfer an die Hand giebt 522),
wihrend aller VWahrscheinlichkeit nach die alte Sprache
cereare für creare, wirken 93), schaffen, gesagt
hat, ‘und in den Saliarischen Gedichten der Römer in
derselben Bedeutung ein Ceruses,, cin Schöpfer,
vorkommt 9^), wenn nicht Mancher vielleicht an der
Zuverlissigheit dieser Angaben Hómischer Grammatiker
gezweifelt haben möchte. Lassen wir sie aber: gelten,
so bitten wir in diesem Namen eine Wirkerin, eine
Schópferin. Welche orientalische Wurzel aber von
jenem Cerus, Cereo und Ceruses aufzusuchen seyn
móchte, dies zu untersuchen will ich lieber Andern über-
lassen. Scaliger (ad Varron. p. 31.) nahm das Griechi-
sche 7ñpvs als das Stammwort von Ceres an. Uebrigens
will ich doch noch bemerken, dafs Ceres mit einem Grie-
chischen Epitheton bezeichnet wird, welches wieder in
die Ideenreihe von Licht und Sonne gehôrt. Hesy-
chius nämlich (Tom, I. p. 658 Albert.) giebt unter andern
Beinamen der Ceres, die er dort aufzáhlt, auch den der
522) Festus XI. p. 237. Scaliger ad Festum s. v. caerimonia-
rum p. XXXVI, 15 ed. Scal. Isidor. Origg. VIII. 10.
523) S. Scaliger ad Varron. p. 30 sq. und p. 91 sq.
524) S. Villoison, Ignarra a. a. O. und Lanzi Saggio di ling.
Etrusc. pag. 514. 518, wo gleichfalls aus den Saliarischen
Gedichten ein Cerus Manus, d.i. creator bonus , und
aus einer alten Handschrift Cerurumein beigebracht
wird. Um so mehr ist es zu verwundern; dafs der erfah-
réne Marini in gli Atti dei frat, Arvali pag. 201. bei den
Worten des Cicero und Varro stehen geblieben , und aus
alt - Etruscischer Sprache keine neuen Erláuterungen ge-
liefert bat. Nach Schelling ( Gotth. von Samothr. p. 17.
und p. 63 sq. Not. 48 sq.) liefse es sich kaum bezweifeln,
dafs Kersa wie Ceres das Ebráische Cheres sey , von Tn
aravit, womit jedoch auch der Begriff des Zaubers
verbunden sey.
314
Helegerys (EAxiynpvs) an. So hiefs sie, weil die Ag.
ren durch die Sonnenstrahlen gelb %) werden und al.
tern 526), Die Reihe dieser Lichtbegriffe von En u.s.w,
haben wir oben im Abschnitt von Dodona, anzudeuten
versucht.
525) Hierher gehórt ein anderes Epitheton , womit Ceres vog
den Attikern bezeichnet ward, Sie hatte nämlich zu Athen
bei der Burg einen Tempel, unter dem Namen Chloe
(XÀó; s. Pausan. E. 22. 3. .Scholiast. Sophocl. Oedip,
Colon. vs. 1600. oder 1671. nach der älteren Abtheilung),
Der neueste Erklirer des Pausanias nimmt es für die
grünende, mit Verweisung auf Casaubonus zum Athe.
näus XIV. 618. pag. 363 Schweigh. Aber dieser bemerkt
sehr wohl, dafs der Name doppelsinnig sey. Denn schon
beim Eustathius (p. 772.) kommen die zwei Erklürungen
vor, wonach er einmal auf die grüne, aus der Erde
hervorbrechende Saat, sodann aber auch auf die reife,
gelbe geht; wie denn dieser Wortfamilie die zwei Be-
deutungen des Grünen und Blassen eigen sind. Im letz-
teren Falle wáre es das Homerische £Zav27, Axpxr»40 und das
Rómische Flava Ceres. Sophocles (a. a. O.) nennt
dieselbe Attische .XAó4 mit einem etwas. veründerten Na-
men Eü'«Aooc. Der Scholiast zu dieser Stelle führt den
Eupolis in der Marica an, woraus wir sehen, dafs man
ihr Schaafvieh opferte , aber auch junge Pflanzen aus den
Gärten (vergl. oben IV. Th. pag. 181. Not. 330.). Dem
Pausanias zufolge (a. a. O.) war das Epitheton XAóy nicht
nur doppelsinnig, wie wir so eben sahen, sondern es be-
durfte auch einer priesterlichen Deutung. Also wieder
ein Beispiel von der Natur dieser religiósen Sprache. Sie
wählte gerne vielsinnige Wörter , und nahm sie dann in
einer Bedeutung , wozu es eines Schlüssels bedurfte.
526) S. Alberti a. a. O. und daselbst Eustathius zur Ilias pag.
1197, der die Form ‘Edyryyçes hat. Sickler erklärt diesen
Namen nach dem Semitischen yypbn als das hervor-
treibende Licht; was dann mit dem Begriff und der
Bedeutung der Demeter (des Erdlichtes) überein,
stimme; s. Hymnus an Demeter p. 72.
315
$. =8.
b) Beinamen der Proserpina.
Was nun die Hauptnamen der Proserpina
betrifft, so wissen wir, dafs sie als Tochter des Zeus
Hore, als Tochter des Poseidon Despönahiefs. Auch
ist es für mich hóchst wahrscheinlich, dafs der Name
ITepoegovn in die Ideenreihe des Oberasiatischen Sabäis-
mus gehört, und auf Sonne und Mond die nächste Be-
ziehung hat. Für mich ist wahrscheinlich , daís ILégo
als die erste Hälfte dieses Namens die Perserin und
eben somit die Klare, die Reine bezeichnet und zu-
gleich die Würgerin sowohl, als die Eröffnerin
— nichts anders als Ilégozc oder lÍeoocóc (denn das sind
neue verschiedene Formen), der Lichtschaffer aus
Persien, aber auch der W ürger. Ja, wir könnten
noch einen Schritt weiter gehen, und, wenn dann dar-
auf geantwortet seyn sollte, auch die letzte Hälfte des
Wortes, mit Beziehung auf die obigen Bemerkungen
über Phanes, Pheneh, Phanech (s. III. Th. p. 293 ff),
erklären 52) — so dafs wir eine Perse-pheneh hät-
ten, eine ewige unvergängliche Perse, die also dem
Namen nach, wie erweislich in der That, den Aegyp-
tiern sowohl angehören würde, als den Oberasiaten. —
Aber das Alles mag Jeder nehmen wie er will; immer
wollen wir jedoch auf Spuren merken, wie eine im Vor-
hergehenden ist, wo wir fanden, dafs der männlich ge-
dachte Mo nd in den Pontischen Religionen Pharnaces
hiefs (s. II. Th. p. 32).
Wir könnten uns hiernach der Anführung anderer
Herleitungen, bei Alten und Neuen, überheben, wenn
nicht auch dadurch manche Seiten des VVesens der Pro-
serpina gut ins Licht gesetzt wáren. Der Grieche suchte
527) S. unten die Gegenbemerkung von Welcker.
316
und fand, nach seiner Weise, auch für diesen Namen
die Gründe in seiner Muttersprache. Er hatte verschie.
dene Formen angenommen: llegocdóvn, o EQT EG.
vn oder Pepoegdreia, woriiber ich der Kürze wegen
nur auf einige gelehrte Sprachkenner 52) verweisen vil],
Dafs für diese Verschiedenheit der Formen der Grund
schon im Stammlande dieses Cultus selbst gegeben war,
dafür mügen aufser den obigen vielleicht etliche Namen
angeführt werden, die.in diesen Mythenkreis gehören,
wie Dépns 52%), wie das alte Dépoc für Ilepoeóg u. dergl,
Griechische Sprachforscher erklärten den Namen Dip.
ctv als Zusammensetzung von $épo und $óvoe, vom
Bringen und vom Todschlag (Etymolog. magn. in
voc.) ; eine Etymologie, die verschiedene Wendungen
erhielt 539); So sagte der Stoiker Cleanthes: es sey der
durch die Früchte hiudurchgehende und erlói
schende, sterbende Hauch 531), Höher und allgemein
ner hat dieselbe Idee der Orphiker (Hymn. XXIX, (28]
vs. 15 sq.) aufgefafst. «Tod und Leben bist du allein
(redet er die Proserpina an) den Sterblichen , Pherse.
phoneia, denn du bringest Alles immerdar hervor, und
würgest Alles». Beides sehr richtig, je nachdem der
Standpunkt genommen wird. So ist es auch eine sehr
gegründete Bemerkung von Damm (im Lexicon Homer,
p- 2989.), dafs in dem Namen der Il:pos@örn der doppelte
Begriff des Todes liege, des natürlichen (d$9tígeoSai)
$28) Verheyk ad Antonin. Liber. p. 293. und Porson ad
|. Homeri Odyss. p. 65. 72 ed. Scháfer.
529) Scheffer und Muncker ad Hygin. fab. 25. p. 72 Staver.
530) Ueber die Ableitung dieser Namen s. auch Saintecroix
Recherches etc. Tom. If. p. 205 sqq.
$31) 70 di y wagrüv Qepápjsvov wal Qovevuód uavoy TRU)
Plutarch, de Isid. p. 377. E. p. 515 Wyttenb.
317
und des gewaltsamen ($órvoc). Derselbe macht auch auf
den physischen Begriff der Verwes ung aufmerksam,
der in der Persephone als des Hades Ehegattin gegeben
sey. So grols war die Zahl der Begriffe, die der Grieche
mit dieser Namenform seiner Göttin verband; und bei wei-
tem haben wir sie nicht alle aufgezählt.
Jener Herleitung der Persephone von $épo und do-
voc hat Kanne neuerlich die Bedeutung gegeben: Es sey
darunter vor der Einführung des Acherbaues unter den
Griechen eine Wintergüttin gedacht worden, welche
die Pflanzen und Blumen der Ceres (Dio) zu Grunde
richtete, weswegen diese über jene weint. Daraus
sey nach Einführung des Ackerbaues ein Beweinen
geworden, nachdem man nämlich später die Perse-
phone für das in die Erde verborgene Saatkorn ge-
nommen habe. — Ohne bestimmte Beweise für den Satz,
dafs Ceres zuerst Vorsteherin der wilden Vegetation
unter den Griechen gewesen sey, kann ich dieser Erkla-
rung nicht beistimmen , die ohnehin etwas hat, was mir
mehr künstlich , als im einfachen Geiste des Alterthums
gedacht scheint. Ceres und Proserpina kommen aus
Lindern her, wo die Getreidearten einheimisch sind.
Mit ihrer Religion wird auch die gute Gabe gebracht,
und ihre Prophetinnen sind die Ueberbringerinnen der
Opfergarben. Das sagt der Mythus und die Geschichte
der Völker. Gleich nach dem Morgenlande hin miissen
wir in diesen Religionen (wie in allen gebildeten Cul-
ten der Griechen) unsern Blick richten, wie schon der
grofse Gerhard Vossius gethan. Sein System bewährt
sich immer mehr, wenn er gleich im Einzelnen, in der
Wahl der Standpunhte und dergleichen, irrete, oder
einzelne Erklárungen und Etymologien versuchte, die
wir mifslungen nennen müssen. Dahin rechne ich auch
seine Herleitung des Namens Ilepoeÿorn. Er dachte an
das Ebräische 945 Peri (fructus) und 120 saphan
318
(tegere), also die Erde, die in ihrem Schoofse die Saat.
körner verbirgt 52). Der Begriff ist richtig, allein di,
Etymologie nicht.
Wenn Dupuis, seiner Theorie getreu, auch die
Götternamen dieses Kreises in den Sternennamen
sucht, so mufs auch dieses Bestreben für mifslungen
gelten. Auch seine Theorie dieses Mythus kann schon
deswegen nicht erschöpfend seyn, weil sie sich in dem
zu engen Kreise von einigen Sternbildern hält. Nein,
der Tochter des Juppiter, der grofsen Kora, gehört der
grofse Himmel sammt Erde und Unterwelt an. Eine
Erklärung ihres Wesens, die befriedigen soll, mufs da.
her Alles dieses umfassen. Demohngeachtet mufs auch
bei diesem Mythus dem geistvollen Manne das Verdiens
bleiben, einige recht scharfsinnige Ideen aufgestellt zi
haben, Weit entfernt also , die Aufmerksamkeit meiner
Leser von dem Systeme dieses Gelehrten ablenken zu
wollen, weil ich mich nicht dazu bekennen kann, mache
ich sie vielmehr darauf aufmerksam, je weniger ich in
dieser Schrift eine vollstindige Vorstellung davon geben
konnte. VVas das Vorliegende betrifft, so ist ihm Ce.
res die Jungfrau oder Aehrentrügerin am Him.
mel. Die nórdliche Krone ist ihm Proserpina
Diese geht unmittelbar nach der Aehrenleserin (nach
der Jungfrau) auf. Daher giebt ihr die Jungfrau das
Daseyn , und ist ihre Mutter, d. h. sie führt sie am Ho.
rizont herauf u.s. w. Daraus erllürt er nun nach ver.
schiedenen Correlationen mit einigen andern Sternbildern
das Verbiltnifs beider Góttinnen zum Juppiter, zum Bac.
chus, Triptolemus, Jasion, die Fabel vom Haube, vom
Blumenlesen, die Saat- und Erntefeste u. s. w. 58), =
832) de Idolol. II. cap. 60. Tom. I. p. 818 Amstel.
483) S. Origine de tous les cultes Tom. VI. 2. pag. 307 $qq.
vergl. IV. p. 89. 116 sqq.
319
Daraus ergeben sich auch die Etymologien fiir die Grie-
chischen und Römischen Namen der Proserpina. Per-
sephone_ist ihm Chaldäisch und zusammengesetzt aus
Pher die Krone, welches Wort noch in der Astrono-
mie vorkomme, und Tsephon Norden, mithin die
nördliche Krone (s.a. a. O. p. 305.) Aus demsel-
ben Pher u-d aus dem Arabischen Beiworte Phetta
bildet er Phersephatta, d.i. die aufgelósete
Krone (ebendas). Bei der Ableitung des Römischen
Proserpina hat Dupuis doch noch eine alte Auctori-
tit für sich, ob er sie gleich freilich auf seine Weise
wendet. Varro (de L. L. IV. 10. p. 19 ed. Scal.) leitete
Proserpina daher, weil sie wie die Schlange (ut ser-
pens) in einem weiten Haume bald auf die rechte, bald
auf die linke Seite sich hinkehre, Dupuis (a.a. O. p.306.)
leitet aus der Correlation , in welcher die nórdliche
Krone mit dem Ophiuchus (mit dem Schlangenhalter )
steht, auch diesen Namen her. Er bildet ihn nach der
Analogie von Procyon 5%). So ist ihm also auch die
nördliche Krone vor der Schlange, und von pro
und serpens soll sie Proserpina heifsen. — Auf
das Sinnreiche in diesen Etymologien brauchen wir wohl
Niemand aufmerksam zu machen, wenn wir sie gleich
nicht für gelungen halten können. — Bekanntlich er-
klärten die Alten schon den Namen Proserpina weit
ungezwungener yon proserpere 5), womit wir also
534) Vorhund, ein Stern erster Grófse , auch Ante - canis ges
nannt; Cicero de N. D. II. 44. p. 295 sqq. uns. Ausg.
535) Quod sata in lucem proserpant, cognominatam esse
Proserpinam; Arnob. advers, gent. III. 33. pag. 150
Herald. und daselbst die Ausleger. Ich habe dieser Stelle
auch bei der Ciceronianischen (de N. D. II. 26. fin. ,, ea
[sc. Proserpina] enim est, quae IIscsQóv4 Graece
nominatur, quam frugum semen esse volunt, abscondi-
92^
wieder das hervorheimende Getreide haben. Der Begriff
ist richtig, die Ableitung mag auf sich beruhen, zumil
tamque quaeri a matre fingunt/*) gedacht, und dort aus.
ser dem, was Proclus zu der Platonischen Stelle im Cra.
tylus p. 72 Heindorf. commentirt, an die Feronia, uns
ter welchem Namen die Arvalischen Brüe«r die Proser.
pina verehrten , erinnert, mit Verweisung »uf Marini gli
Atti dei frat. Arval. p. 395. — Ferner vergl, man das im
I. Th. pag. 734. Bemerkte. Welcker (Zeitschrift I. 1,
p. 22. nebst der Note 32.) erklärt das Wort II sgc sóv,
für einen Beinamen der alten in der Tiefe hausenden T o.
desgóttin, jener alten Ker, die überall, wo von der
Geheimlehre abgesehen werde, dem Hades, mit wel.
chem sie in demselben Begriff übereinstimmte , vermählt
sey. Anihre Stelle aber liefs sich, als der Tod eine ans
dere Bedeutung erhielt, leicht die "Tochter der Deme.
ter unterschieben , oder mit ihr verschmelzen, da sie als
lein unter den übrigen Göttinnen selbst Von Natur in das
Dunkel einging. Wenn aber die‘ beiden ersten Sylben
nach meiner Vermuthung (s.oben a.a. O.) die alte Lichts
gôttin Iéçoy bedeuteten , dann méchte Gev4 Aeolisch d. i,
alt seyn für Qv; (wobei aber, als bei einem Griechisch
zusammengesetzten Worte, nicht, wie ich oben vermus
thete , an Phanes , Pheneh zu denken sey) , und der Na.
me dieses Lichtwesens alsdann bei Homerus ganz unei,
gentlich von der Anfangs davon verschiedenen 4l'odes.
góttin (? ) gebraucht worden seyn. Die Idee des Todes
als ursprünglich mit der des Lichtes verbunden zu bes
trachten, wie ich gethan, wage er nicht. — Ich vers
weise jezt auf die neuen Erórterungen oben I. Th. p. 755,
772 ff, In den Persicis der Mithraslehre , die erweis«
lich auch in Aegypten bekannt war, lagen die zwei wesent«
lichen Sátze: 1) dafs das blitzendé Goldschwert (der Sonne
Feuerstrahl) in den dunkelen Schoofs der Erde führt;
2) daís Juppiters und der Ceres Kind (das goldene Saat-
korn) in die finstere Unterwelt durch die Furche hinabgeht,
Das ist auch der Hauptsatz Persephonischer Lehre.
Namenund Sache gehóren dem Morgenlande an. Mehrere
neuere, zum Theil mifslungene Versuche zur Erklärung
ETT!
. ^t
da die andere Meinung, dafs Proserpina nur das verün-
derte ILepoemorn sey, auch Vieles für sich hat.
Ich übergehe mehrere andere Herleitungen des La-
teinischen und Griechischen Namens, woran die Gram=
matiker um so reicher sind, je dunkeler und vielumfass
sender die Begriffe dieses VVesens waren. Ganz werth-
los sind wohl wenige dieser Etymologien, wie z. B. selbst
die nicht, die sich bei den Griechischen Erklärern von
Hesiodus (Theogon. vs. gi sq.) findet : ITepoemorn ofor
HA f. uico OG QovetsoS uy tnd iv &xctSéÉrtag, wo
also, wenn gleich die Ableitung selbst verfehlt ist, doch
wieder die richtige Vorstellung von einer über die Todten
unter der Erde waltenden Gottheit hervortritt. Dasselbe
gilt auch von,der andern Etymologie, die wir bei Hesy-
chius (IL. p. 1501 Albert.) lesen : Depoepdrerx — À péa
dieses Wortes übergebe ich, da auch Welcker a. a. O.
ihrer erwähnt hat. Payne Knight ( Inq. into the Symbol.
Lang. S. 117. p. 90 sq.) findet in dieser Gottheit, Per-
sephone genannt, die Personification des Feuers und
der Hitze , insofern sie die Erde durchdringen, Gährang
bewirken, Mithin sey sie das Princip der Zerstörung,
wie ihr Name IlegosQoveiz auch anzeige, aber auch der
Vruchtbarkeit, und inso weit heifse sie auch Xvrega
(z. B. auf den Sicilischen Münzen des Agathocles — wo-
von ich selbst eine besitze; s. jedoch oben IV.'I'h. p.172.
und Eckhel Doctr. N. V. I. p. 243.) , mit Einem Worte,
Leben und T od sey in ihr verkörpert (Hyrin. Orph.
AXIX.. Dies werde angedeutet durch das, Symbol des
schwarzen Schleiers um ihren Kopf (Meleager
Epigr. CXIX. p. 35 Jacobs.
— — — — wu tà wand
Oj«vul^sy dggurou O£avia. Decos dung )
welcher manchmal mit Sternen punctüirt sey , wobei das
Haar in der Art hinein gefiochten sey , dafs es Feuerflam-
men ähnlich sich schlángele (auf Silbermünzen von Sy
racus — auch in unserer Sammlung).
IV.
3%
21
222
povou Tb dpevos, worin wenigstens wieder der ganz
richtige und bemerkenswerthe Begriff einer Reich.
thumgeFe rin durch Verleihung des Getreidesegens
gegeben ist 5%), Wir werden hier wieder an die Mutter.
Erde, die mhovvoddzerpa (s. oben IIL. Th. pag. 8.) er.
innert.
Bei einem andern Hauptnamen der Proserpina wer.
den wir dieselben Beobachtungen zu machen Gelegenheit
haben. Es ist der Name llepoígaoca, Ilepoégartta,
Qepoigpacoa, Pepoiparta, auch Deppepaooæ und Dep
feparta. Diese letzte Form und Schreibung hat der
Text des Móris, wo jedoch die Leydener Handschrift Dep
oécrcva giebt. Der genannte Griechische Grammatiker
nennt diesen Namen Attisch, im Gegensatz des ge.
wühnlicheren IIegoedóvg 59), Daher ihr Tempel auf dem
Markte zu Athen Depep@tTior ‘hiefs. So hat der Text
des Hesychius (Tom. II. pag. 15o1 Albert), wo jedoch
Salmasius und Is. Vossius (epos tcov schreiben. Diese
Schreibung ist in den ülteren Ausgaben des Demosthenes
(adv. Conon. p. 680.) befolgt. Reiske hat jedoch dort in
seiner Ausgabe (Tom. II. pag. 1259.) Deppepattior gege-
ben 53), Als eine blofse andere Form kommt dieser
Name bei Attischen Schriftstellern und dramatischen
Dichtern nicht selten vor. Doch, wie Persephone, so
wird auch Phersephatta von der Kore unterschieden,
z. B. in dem Fragment des Homikers Epicrates (beim
Aelian. H. A. XIL 10.) und beim Artemidorus (Oneiro-
536) S. oben II. Th. p. 383, Not. 53. vergl. auch Sickler im
Kadmus p. 77.
537) S. ed. Pierson p. 396. mit dessen Anmerkung und Ou.
dendorp zu Thomas Mag. s. v.
538) Vergl. Ezech. Spanheim ad Aristoph. Ran. vs. 683. ed,
Beck p. 169. mit dessen Zusiützen,
323
erit. II. 34. I. pag. 201 Reiff.). In solchen Stellen mufs
Kópn, wie ja der Name auch eigentlich mit sich bringt,
als Libera genommen und so übersetzt werden 57),
Schwieriger ist die Frage, wober der Name Phersephas-
sa, Pherephatta mit seinen Nebenformen entsprungen
war, und was er eigentlich bedeuten wollte. Nie-
mand wird sich wohl bei der Etymologie, die in Plato's
Cratylus (p. 404. C. D. p.72 sq. Heindorf.) gegeben ist,
aufhalten. Porphyrius (de Abstin. IV. pag. 352 Rhoer.)
beruft sich auf das Urtheil alter Theologen, die den Na-
men von $éoBs und $ávvo, vom Nühren der Waldtaube,
hergeleitet haben, oder falls man $épswlüse , vom Tragen
oder Bringen der Waldtaube. Ich habe diesem Begriff oben
(IV. Th. p. 234.) grofse Aufmerksamkeit gewidmet, und
ihn sehr richtig und uralt gefunden. Damit soll aber die
Etymologie nicht gut geheifsen werden. Diese möchte
vielmehr unhaltbar séyn, was schon daraus hervorgeht,
dafs so manche, doch offenbar urhundliche Formen, wie
Mepoéfarta, GOepot$áscon, Deppfepdrtioy und dergl.
sie gar nicht begünstigen. Ez. Spanheim (a. a. O. p. 170
ed. Beck.) glaubte in dem Namen Depoégatta und Dep-
ot$átcoa die Facheltrügerin, also im Grunde das-
selbe, was Viele in dem Namen Adáciga fanden, zu er-
kennen. So homme die Proserpina auch auf alten Monu-
menten vor. Ich weifs nicht, wie der gelehrte Mann
sich dies aus jenem VV orte entwickelt hat, denn dar.
über erklärt er sich nicht. Aber nach Allem, was wir
oben über den Begriff der Persephone erörtert haben, ist
die Ansicht selbst gewifs richtig, d. h. ein Lichtbe-
griff ist nach allen Fabelformen in dieser Gottheit ge-
geben.
Aber eben so durchgreifend und so ursprünglich ist
die Idee des Todes in den Mythen von ihr. Daher dür-
539) Vergl. Spanheim und Beck a. a. O.
324
fen wir uns nicht wundern, dafs Sprachforscher und My.
ihologen, wie z. B. der gelehrte Damm (Lex. Homer,
p. 2988 sq.) und der geistvolle Kanne, neuerlich in dem
letzten Theile jenes Namens IlepgoéQocoo das Wort o6d-
£0, patte, würgen,schlachten, fanden. Dabei
mufs denn natürlich die ältere Form pce, gale (Lene
nep. Etymol. pag. 703.) zum Grunde gelegt werden. Es
ist möglich, dafs die Griechen, die das Vieldeutige in
solchen Gótternamen liebten, gerade in der Form $&coc«
$àvcvo die Zweideutigheit gesucht haben, dafs man eben
so wohl an Leuchten ($60, $oío), als an Schlach-
ten (pdo, ago) denken sollte. Das ist gewifs, diese
beiden Anschauungen. waren die wesentlichsten im Be.
griff der Proserpina, Sie liegen beide ja auch dem
Worte IIépoq ursprünglich zum Grunde, welches einen
Haupttheil ihres gewóhnlichen Namens bildet; mag man
auch meine Idee über den Oberasiatischen Ursprung die.
ses Namens annehmlich finden oder nicht.
Als Todtenkhónigin 90) erscheint diese Gottheit
unter beiden Namen Persephone und Persephassa im Ho.
540) In der einfacheren Urreligion der Griechen , sagt Payrie
Knight (Symbol. Lang. §. 145. p. 114.5, seyen Pluto und
Proserpina blos als Gottheiten des Todes und Regenten
der unterirdischen Wohuungen genommen worden, folg-
lich als unerbittlich , daher habe man auch keine Bitten
oder irgend eine Art von Anbetung ihnen erwiesen (Iliad,
I. (IX.] 158.) Ziwar würden sie angerufen lliad. I. 465,
[IX. 569.) und Odyss. X. 535. [533 sq.] , aber einzig als Gott-
heiten des Todes, Aber im mystischen System hitten sie
einenallgemeineren Charakter, den deractivenund passiven
Aeufserungen des in der Erde concentrirten , Alles durch-
dringenden Geistes erhalten. — Wenn wir aber im Hew
rodotus (II. 123.) lescn , dafs schonin der Aegyptischen
Religion Dionysus und Demeter Vorsteher der Unterwelt
und mithin , was dort gleich damit verbunden wird, Her.
325
merus und in den übrigen älteren Dichtern der Griechen
schon, zum Theil mit ausgewählten Beinamen, wie die
reine (ayvi Odyss. XL 385), diefurchtbare (&raı-
vi Iliad, IX. 457. vergl. Hemsterhuis ad Lucian. Necyom.
9. T. III. p. 348 Bip. T. I. p. 4o9 Hemst.), und ühnlichen
Namen, wie wir denn anf Römischen Inschriften selbst
den Namen Sancta (die heilige) ihr zugeeiguet gefun-
den haben. Auch heifst sie die dppntos xópg (Hesych.).
Aehnlich hiefs die Hecate bei den Tarentinern dppazog
(Hesych. I. p. 649 Albert.) , wie denn die Begriffe beider
Wesen, wie oft bemerkt, vielfältig in einander fliefsen.
Beide also, das wollte der eigentliche Name sagen, kón-
nen und dürfen nicht ausgesprochen werden. In die-
sem Sinne einer dunkelen , furchtbaren Macht, die über
das Todtenreich waltet, stellen auch die Tragiker die
Persephone dar, worüber Vieles beizubringen hier nicht
nöthig ist. Man lese nur Stellen, wie die des Euripides
in der Helena (vs. 169 sq.) und des Sophocles in der
Antigone , wo diese von ihrem Tode spricht ( vs. 992.
nach Solger):
O Grab und Hochzeitkammer und gewólbetes
Wohndach, befreiungsloses, wo hinab ich nun
Den Meinen folge, deren allergrófste Zahl
Schon Persephassa's ''odtenreich danieder zog.
So waren die gewöhnlichen Lebensansichten der Griechen.
ren und Führer der unsterblichen und wandernden Seelen
der Menschen waren, und dafs die Tüchter des Danaus
schon die Thesmophorien nach Griechenland: gebracht
(ebend. IT. 371.), so sind wir za der Annahme gezwun-'
gen, dafs jenes mystische System in Griechenland selbst
eine uralte Religion war; und Knigbt nennt auch selbst
($. 205. p. 169.) den von Juppiter mit der Ceres oder Pro-
serpina gezeugten Bacchus (d. i., wie er auslegt, die
Kraft des himmlischen Feuergeistes, der die Erde durch-
dringt und in ihr wirkt) den alten Bacchus.
326
Natürlich nahmen sie diese auch mit in die Mysterien
hinüber, und wenn auch der Unterricht in diesen An.
stalten hierüber ganz andere Aufschlüsse gab, so übte
doch die Natur, zumal eine so heitere, lebenslustige,
wie die der Griechen war, fortdauernd ihre Rechte aus,
Proserpina war und blieb die furchtbare Góttin. Sie
ward es hier, im Geheimdienste, noch in einem andern
Sinne, indem sich mit ihr und mit der Ceres die Idee des
Unendlichen verband, welche auf alle Völker, wie
vielmehr auf die Griechen, bei ihrer so lebendigen, reg.
samen Einbildung, eine wunderbare Wirkung äufsern
mufste. Hiermit habe ich zugleich die letzte Frage über
die gewóhnliche Benennung der beiden Inhaberinnen
der Attischen Mysterien vorbereitet,
In náherer Beziehung auf die gemeinschaftliche Ver.
ehrung, welche Ceres und Proserpina genossen , beson.
ders in Absicht der Attischen Mysterien , kommen sie
unter Namen vor, die zum Theil auch beweisen, welchen
grofsen Ruhm diese Anstalt in ganz Griechenland ge.
nofs. Sie heifsen bald «i Seat schlechthin oder auch
nur Sea: und Seo, bald Edevoiviar sai, bald td Sed;
letzteres besonders in der Schwarformel »2 Td Sed 54),
Daher ein in die Eleusinien Eingeweibeter genannt wur.
de : pvotpuevoc voi» Scoiy. Denn es ist nicht nóthig, das
in solchen Stellen immer Soi» geschrieben werde, wie
verschiedentlich geschehen, da 9eós sowohl weiblich als
männlich ist; ja jenes ist sogar ein gewihlterer Aus.
druck 57), Dafs Ceres und Hore ai ueydXoi Stai ge-
nannt wurden, sagt Pausanias ausdrücklich (VIII. 31.),
wie denn auch Ceres allein den Namen 7 peyary Sed
541) S. Fischer ad Aeschynis Dialogg. p. 165.
542) S. Schneider ad Aelian. H. A. IX. 65. und Bast. Epistol,
crit. pag. 104,
327
in Aufschriften führt. Gleichwohl gab es schon im Alter-
thum Einige, die im Sophocles, wo die Narcisse der
Kranz der grofsen Güttinnen heifst 55) , an die Furien
dachten, da doch schon der Dualis ueydXaw Stai» hier
diesen. Gedanken verbieten muíste 54). Gerade in Be-
treff der Furien entsteht noch eine andere Frage, den
Ausdruck cepvai Deai angehend,
Es fragt sich nämlich, ob Ceres und Proserpina so
genannt worden sind? Dies haben noch neuerlich einige
Gelehrte behauptet. Dagegen. erklärte sich Bast (Epist.
erit.' p. 104. not.), und forderte wenigstens Beweise für
diese Annahme, Eristder Meinung, die Furien seyen
in Athen mit diesem Namen bezeichnet worden, Dafür
bringt er auch eine Stelle aus dem Pariser Scholiasten
des Apollonius Rhod; (L 1019.) bei, worin wir lesen,
dafs die Alten Gegenstünde, wobei Leiden und Unglück
sey, durch einen Euphemismus. heilig und hehr ge-
nannt haben, und: dafs daher auch die Eumeniden als
deuvat Seat bezeichnet worden. Mehrere Stellen wollte.
damals Bast nicht anführen. Ich will nur auf zwei beim.
Pausanias hinweisen. In der einen (L 28. 6.) wird. be-
stimmt gesagt, dafs die Athener die Erinnyen Seès.
ctu»&s genannt haben ; in der andern (I. 31. 2.) werden
diè cepvai Seat neben der Ceres und Proserpina gtnannt,
so dafs sie deutlich unterschieden werden.
Und: dennoch möchte ich nicht zweifeln, dafs auch.
die Athener namentlich. diese beiden Göttinnen vsuyal
Semi genannt haben. Einmal weil sie reell und ikrem
Wesen nach zuweilen an.die Erinnyen angränzen. Eine
Ceres - Erinnys haben wir in Arcadien gefunden, und wie
513) Oedip. Colon. 683. und. daselbst der Scholiast.
$44) Vergl. Spanheim ad Callim. Hymn. ii Cer. vs. 12.
328
nahe kommt nicht Proserpina der furchtbaren , vüchen.
den Hecate oft. So wie also die Erinnyen einerseits in
so weit auch ecuvat heifsen mochten, als dieses Wort
hehr, ehrwiürdig bezeichnet, so hatten Ceres und
Proserpina andererscits wohl dasselbe Epitheton oepraj,
in so weit es ernsthaft heifst, und das Strenge ge-
heimnifsvoller Gottheiten bezeichnet, das gewöhnlich
den, Furien beigelegt ward. Doch vielleicht möchte
diese Bemerkung über die Begriffsverwandischaft bei
allen diesen Wesen nicht Jeden überzeugen; für diesen
wird Folgendes mehr Gewicht haben. Zuvörderst dort
heifst Proserpina beim Orphiker (Hymn. XXIX. [28.]
vs. 10.) bestimmt osurá und die Eleusinische Ceres bei
demselben (Hymn. XL. (39.] vs. 2.) 55. Die Ceres nennt
auch der Homerische Hymnus gleich im ersten Verse
euvi Sed, und derselbe Ausdruck wird mehrmals wie.
derholt, z. B. vs. 49:. Auch werden in demselben Hym.
nus die Mysterien von Eleusis ceurd genannt (vs. 483).
Mit demselben Beiworte bezeichnet Sophocles dieselben
Mysterien in einer Stelle (Oedip. Colon. vs. 1049), wor.
über Dóderlein in den Actt. Philologg. Monace. I. p. 55,
und im Index in aûrriœu nachzusehen ist 54), Ich gebe
——
545) Sehr viele Epitheta beider Góttinnen, die ich der Kürze
. wegen übergehen mufste, findet der Leser in diesen Hym-
nen beisammen,
546) Vielmehr bezcichnetSophocles die Góttinnen selbst, nach
der alten, aus metrischen Gründen zu rechtfertigenden
Lesart espvaí; s. Dóderlein a. a. O. Ueber die Furien
oder Erinnyen des Sophocles, welche als csuvai 2saí auf.
geführt werden, aber nicht blos den Erfolg einer That
ohne Rücksicht auf die Triebfedern derselben rüchen oder
bestrafen, sondern mehr auf die innere Gesinnung, die
die That ausführt , Rücksicht nehmen , s. Schwab in dem
Stuttgarter Herbstprogranim von 1820, de religione So«
phoclis rationali p. 24,
329
sie, wegen einiger charakteristischen Züge, hierbei ganz
nach Solger:
Am Fackelgestad’ auch,
Allwo der Ehrwürdigen Paar
Hochwerthe Weih’n
Den Menschen pflegt’ und güldnes Schlofs
Aufgesetzt auch ward den Zungen
Treuer Eumolpidenzunft.
Diese und àhnliche Stellen lassen schon vermuthen, dafs
der Ausdruck esuvóg so zu sagen ein kirchlicher
Gebrauch war, wenn diese Mysterien bezeichnet wur-
den. Diese Vermuthung wird zur Gewifsheit, wenn wir
weiter hôren , dafs der Tempel der Eleusinischen Ceres
eigentlich vó osuvóv àvàxvogov «oiv Soir ge-
nannt ward. Die Beweise dafür kann man beim Hem-
sterhuis 54) nachlesen.
Sollten wir nun wohl noch zweifeln ,' dafs die Atti-
her, ja die Griechen überhaupt, ibre grofsen Góttinnen
von Eleusis, auch selbst, wenn sie dieselben recht wür-
dig bezeichnen wollten, esuvol Ssaí genannt haben?
Ich dächte nicht. Auch lesen wir bestimmt bei dem
Scholiasten des Aristophanes 55), dafs. der Komiker
Philemon die Ceres und Proserpina vorzugsweise oeu-
val Semi genannt hatte. Dafs dieses im Geiste alter
547) ad Lucian. Timon. 23. 'I'. I. p. 136 Hemst. 'T. I. p. 387
. Bip. vergl. Valckenaer ad Herodot. IX. 65.
648) Thesmophor. vs. 231. vergl, Mitscherlich ad Homer. H.
in Cerer. vs. 8, und die Bemerkungen Sicklers (Homers
Hymnus an Demeter) zum zweiten "Verse des a. Hymnus
pag. 70 f. lhm zufolge hat dort Demeter den erhabenen
Beinamen cs» 2s» , ohne Zweifel nur in Hinsicht auf
ihre Bedeutenheit als grofse Cabire, wie sie aus den furcht-
bar erhabenen Samothracischen. Weihen bekannt sey.
350
Sprache war, dafür bürgt uns der Homerische Hyman
auf die Ceres, welcher die Göttin, die sich bald &
ihrer furchtbaren Herrlichkeit offenbaren sollte, gleich
mit diesem Beiworte einführt, und dasselbe auch nach.
her wiederholt.
251
AcurES CAPITEL.
Eleusis mit seinen Tempeln, Priestern
und Traditionen.
$. 1.
Eleusis.
Billig bekümmern wir uns nun um den Wohnort dieser
zwei Göttinnen und um das ihnen dienende Personale.
Von Eleusis mufs also kürzlich die Rede seyn, von
dem dortigen Tempel, von den Eumolpiden und andern
Priestergeschlechtern dieses Dienstes !) Dieses wird
uns von selbst zu einigen Betrachtungen über die reli-
giôse Bedeutung dieser Priesterschaften und anderer, die
ihnen verwandt sind, hinführen.
Geht man mit Strabo (IX. p. 343. p. 853 Tzsch.) und
Scylax (p. 47. in Jac. Gronovii Geogr. antiqq.) von Me-
1) Quellen und Hülfsmittel sieh. oben I. Th. pag. 182.
p. 264. und IV. Th. p. 5ff. und nun, das Vorliegende be-
treffend, noch besonders: die Schriftsteller bei Meursius
Lectt, Att. VI. 21. de Regn. Athen. II. 3. 7. 8. 10. Mars-
ham Canon Chron. pag.261. Harpocration ibiq. Valesius
p. 261. und Gronovii not. p. 44 sqq. Apollodor. ILI. 15.
4. Fabricii Biblioth. gr. Vol. I. pag. 35 ed. Harles. u. a.
Wozu neuerlich hinzugekommen Photii Lexicon pag. 32.
Philochori et Androtionis Fragmm. p.27. 116. Saintecroix
Recherches sur les myst. du Pagan. I. p.122sqq. sec. ed.
welcher Ausgabe zwei Plane über den Tempel zu Eleusis,
überdie Stadt und deren Umgebungen beigefügt sind.
522
garis aus nach Athen, so kommt ,man lings der Küste
zuerst nach Eleusis. Diese Stadt (’E)evois und 'EAs.
civ, wie auch bei den Römern häufiger Eleusin genannt)
lag nur zweihundert Stadien nordwestlich von Athen
entfernt, und eben so weit südöstlich von Megara. Ehe.
mals machten zwei‘ Bäche, petrol genannt, die Gränze
zwischen dem Gebiete der Eleusinier und Athene A
Alsdann kam man durch das Thriasische Feld (vó Opi.
ovov medio), welches um so mehr zu bemerken ist » Weil
d'Anville die Lage der Burg Thria zur Linken gesetzt
hat, wenn man von Eleusis nach Athen reiset. Dafs diese
Ebene unmittelbar auf dem Wege selbst lag, beweiset
eine von Larcher (Table geogr. pag. 569.) angeführte
Stelle des Galenus 3), woraus wir sehen , dafs man von
Megara erst nach Eleusis, dann in die Thriasische Ebene
kam %. Daher hiefs auch das Athenische Thor ‚ welches
nach Eleusis führte, ehemals das Thriasische,, naétfée
das Doppelthor (dixvhos) und jener Theil von Athen
OiavÀov. Auch wird Eleusis und die Thriasische Ebene
von den Alten sehr oft zusammen genannt 5). Eleusis
gebórt zu dem Stamme ($vAX) Hippothoontis (Stephan,
Byz. in EAsvo.) Es hatte auch der Heros Hippothoon
sein Denkmal (Heroum) in diesem Gebiete, was über.
2) Pausan. I. 38. init,
3) de cognit. atque med. affect. T. I. p. 451. Weil Larcher
die Stelle nicht selbst beibringt, so will ich die Worte,
worauf es hauptsächlich ankommt, hier beifügen. Gale-
nus reiset mit seinem Freunde von Corinth nach Athen,
Da heifst es dann: 3sA96vru» 4nd» 'Elseiva, wai ward ed
O¢iuowy Luray u. s. w.
4) Zwischen Attica und Megaris lag auch die den beiden Gót-
tinnen geweihete Flur (9g y45) ; s. Helladii Chrestom. p. 19
ed. Meuts. und Rulinken. ad Tim. p. 195. coll. 150,
5) S. T'hucydid. II. 19. und daselbst die Ausleger,
355
haupt an Merkwürdigkeiten aus der Vorzeit reich war:
Hier sah man auch das Grabmal des Eumolpus, und am
Cephissus, der hier einen stárkeren Strom bildete, war
der Ort Erineus, wo Pluto mit der Proserpina ent-
schwunden seyu sollte. Hier mufste auch Theseus den
Procrustes überwunden haben. Hier war ein Tempel-
haus, dem Triptolemus, der Diana- Propyläa und dem
Vater Poseidon gewidmet. Hier der Brunnen Callicho-
rus, von den festlichem Tinzen der. Frauen benannt;
hier das Rharische Feld, wo das erste Getreide ausgesáet
worden, daher auch die Opferkuchen aus der hier ge-
wachsenen Gerste bereitet wurden. Dort zeigte man des
Triptolemus Tenne und Altar, und vor Allem den Tem-
pel der hehren Góttinnen 6). Nach der Sage hatten im
Eleusinischen Gebiete zuerst Autochthonen gewohnt;
das heifst wohl, wie so oft, man wulste weiter nichts
von ihrer Herkunft ; darauf die Thracier, die mit ihrem
Iünig Eumolpus von den Eleusiniern im Kriege gegen
den Erechtheus von Athen zu Hiilfe gerufen worden wa-
ren, und nachher mit den Athenern Friede schlossen
und in die Hippothoontische Bürgerabtheilung aufgenom-
men wurden 7).
Der grofse Einweihungstempel der Ceres und Pro-
serpina war aber bei weitem das VVichtigste, das Eleu-
sis hatte. Wir unterscheiden ihn zuvórderst von dem
Eleusinium (tà EXevoiriov) zu Athen (Thucydid. IL
17.). Jener wird bald 7d év *Ehevoive iepov, bald Te-
Mmorioroy, bald auch 'EXevotc selbst genannt; oder end-
lich mit dem feierlichen Namen, wie zuvor bemerkt,
tà ceuvèy áváxvopoy vaiy 9coiy. Dieses Wort &á»dxvopoy
6) Pausanias I. 38. $. 6.
7) S. das Fragment des Geschichtschreibers Acesodorus ap.
Schol, Sophocl. Oedip. Colon. 1047.
554
bezeichnete an sich. einen jeden Tempel 5). Besondey
aber hiefs der Tempel der Ceres und Proserpina a
Eleusis so ?). Er hatte seine eigene Historie, die bis in
die mythische Vorzeit zurück geht. Schon unter Pan.
dion dem Zweiten sollte er gebaut seyn. Diesen alten
Tempel, woran wir auch beim Homerischen Hymnus
denken müssen, sollteri vor, dem Heraclidenzuge dig
Dorer zerstört haben 10). Bestimmter wissen wir ay
—_—
8) Perizon. ad Aelian. V. H. XIII. 2. Spanheim ad Juliay
Caes. cap. 6.
9) Auch der Tempel der Dioscuren wird von Harpocration
dvdurogoy genannt, Bäufiger heifst er jedoch 76 dva.
wetov, Wie die Dioscuren selber vorzugsweise &vavsc heig.
sen; s. oben II. Th. p. 336. Not. vnd Solanus zum Lu,
cianus T. I. p. 387 Bip. T. I. p. 156 Hemst. Statt dydura
€?» kommt auch die Form dvawrégiov vor ( Hesych. [,
pag. 327. Suid. in v. mit den Auslegern). So haben auch
einige Codd. des Herodotus (IX. 65.). Der Scholiast deg
Lucianus ( Lapith. Tom. IX. pag. 66 Bip.) hat noch eine
dritte Form: dvanrdperov, welche ich in keinem Lexis
con bemerkt finde, — Ueber diese 'Tempelwórter ( man
nannte sie 7s4ev£ , welches Wort bei Schneider ebenfalls
fehlt) war unter den Grammatikern viel Streitens; ja sos
gar eigene "Tractate batten ein gewisser Eugenius und
Horapollo darüber geschrieben; s. Suidas in 'AvoAAwo
und 'À25wucw. So stritten sie, um ein Beispiel zu dem
dritten Buch oben nachzutragen, ob man Asovvosioy oder
Auoyieioy Schreiben solle. Letzteres ward jedoch vorgezos
gen ; s. Herodiani Fragm. August. ap. Hermann. de emend,
Gr. Gramm. p. 308, wonach es A«cwceev heifsen zu solleg
Scheint. Von diesem Zwiespalt finden sich hie und da in
den Alten noch Spuren, z. B. in Plato's Gorgias p. 472. A,
p. 85 Heind. , wo die neueren Herausgeber nach mehreren
Codd. und Edd. richtig Awviciw vorgezogen haben.
10) Aristid. Orat. T. I. p. 451. Diese Angabe sucht Larcher
“ (au Saintecroix Recherchesete. I. p. 456.) zu unterstützen,
da die Rückkehr der Ileracliden in das Jahr 1190, die
335
Herodotus (IX. 65.), dafs die Perser einen älteren Tem-
pel zu Eleusis zerstórt haben. Das alte Heiligthum war
nach dem Homerischen Hymnus bei der Stadt auf einem
Hügel über der Quelle Callichorus erbaut ( vs. 270. und
daselbst Ruhnkenius). Den neuen, den jezt des Pericles
Zeitgenosse, Ictinus, erbauete, war auch auf der óst-
lich» Seite des Hügels über dem Städtchen Eleusis. Man
hatte zu dem Ende den Felsen applanirt. Leider hat uns
Pausanias , der ihn noch sah, aus Religiosität keine Be-
schreibung davon gegeben (s. I, 38. $. 6.). Die übrigen
Angaben sind aber zu kurz, um alle Fragen daraus zu
beantworten, ohngeachtet wir eine eigene Abhandlung
darüber haben, welcher Schneider zu Vitruvius (VII.
pag. 15.) seinen Beifall giebt. Es sind hierbei verschie-
dene Ausdrücke zu unterscheiden. So redet z. B. Strabo
von dem iepoy wig Afuntpos, und darauf nennt er den
uvotixds onxôs, den Ictinus erbaut habe (IX. pag. 355
Tzsch.). So will es auch scheinen , als sey das veAeocí-
prov des Plutarchus 1!) davon verschieden gewesen (s.
Gründung des T'empels aber in das Jahr 1404 (oder 1397)
vor Christi Geburt falle.
11) Pericles cap. 13. p. 159. F, Saintecroix (a. a. O. Tom. I.
p. 129 sec. ed. Not.) will nach dieser Stelle zwischen r¢-
Aecornprov und dvdurogov scharf unterscheiden, so
dafs jenes das Heiligthum („‚le sanctuaire‘) dessen
gewesen, was man Zváxopgov genannt , des eigenthüm-
lichen Ausdruckes zur Bezeichnung des Eleusinischen
J'empels (s. Valckenaer zu Herodot. IX. 65.) Allein,
bemerkt dagegen mit Recht Silvestre de Sacy , wenn auch
Plutarchus zwischen beiden unterscheide, so thue er es
doch nicht in dem besonderen Sinne, welchen Saintecroix
in dessen Worte lege. Eher kónne rsAsevzjgovy den ganzen
Umfang des 'T'empels, dváxrogov aber den Haupttheil oder
das eigentliche Heiligthum bedeuten. Vergl. ebendaselbst
p. 137 f. , wo Saintecroix unter péyaçov das Heiligthum des
556
Schneider zum Vitruvius a. a. O. p. 9). Auch war gg
rade in Bezugrauf Ceres noch von unterirdischen Capel
len oder einem inneren Heiligthume die Rede, welche
man péyogo» nannte (s. oben III. Th. p. 49.) ‘2). De
dvanroçey versteht. Letzterer Ausdruck nämlich, de: Sont
das Heiligthum der Tempel bezeichne , bezeichne hier, we
von Eleusis die Rede sey, den Tempel in seinem
ganzen Umfange. Dagegen bemerkt nun Larcher
(ebendas. pag. 457.) , dafs dvdurocod im Allgemeinen einen
jeden Tempel, häufig aber auch den Tempel der Ceres
bezeichne , und dafs j4£yagov nicht eigentlich das Heilig.
thum, sondern die unterirdische, der Cere
und der Proserpinageweihete Capelle sey,
12) Wenn Giuseppe Bartoli in einer Abhandlung, l'Antm
Eleusinio betitelt (1761.) , dieses unterirdische Heiligthum
auf einem Basrelief im Museum Nani entdeckt zu haben
glaubte, so beruht dies wahrscheinlich auf einem Irrthum,
Es ist wohl die Hóhle des Trophonius; s. Saintecroix a,
a. O. T. p. 138. Ueber tiefe, schauerliche Hôhlen , dig
die alte Welt als Niedergánge in die Unterwelt ansah , ver
dienen auch Münters Bemerkungen ( Nachrichten voa
Neapel und Sicilien p. 49.) nachgelesen zu werden. Un
ter einem noch ziemlich erhaltenen Tempel zu, Agriger.
tum in Sicilien, den man filschlich bisher für einen Ter
pel der, Concordia ausgab, entdeckte Dorville unterirdi
sche Kammern und Gewólbe, wo, wie er richtig vermu.
thet, das Adytum war , und wo die Mysterien , und zwar
der Ceres , welcher wohl der ''empel geweihet war, ge.
feiert wurden, Diese Meinung wird in gewisser Hinsicht
durch das bestätigt, was Münter (a.a. O. p. 284 f.) et.
zählt, dafs man nämlich dicht bei diesem Tempel eine
Form fand, worin kleine Figuren, die eine geflügelte Isis
vorstellten , gegossen werden konnten, die, wie er ver.
muthet, die Priester gebraucht, um den Eingeweiheten
Abbildungen der Göttin, die hier verehrt wurde , zu ge-
ben. Hier wäre dann allerdings Ceres als die Isis, welche
Gottheiten ja so häufig verwechselt werden , anzusehen,
357
Raum, worein das Gôtterbild gestellt ward, onzdc von
Strabo genannt 3), mufs sehr grofs gewesen seyn, denn
dieser Geschichtschreiber sagt ausdrücklich , eine grofse
Volksmenge, wie sie sich im Theater zu‘ versammeln
pflege, habe hier Platz gefunden 1^. Damit stimmt auch
Vitruvius (Praefat. lib. VIL 16.) überein, welcher uns
sagt, dafs die Capelle (cella) von aufserordentlicher
Grófse (immani magnitudine) und nach Dorischer Art
von Îctinas gebaut gewesen. Sie hatte keine äufseren
Säulen, und war zu festlichem Gebrauch auf einen gros-
sen Baum berechnet. Nachher machte sie der Baumei-
ster Philo unter Demetrius Phalereus zu einem Prostylus,
d.h. er brachte vorne am Eingang eine Vestibule mit
einer Colonnade an, wodurch der Zweck noch befürdert
und die Schönheit des Gebäudes erhöht ward 15). Wir
sehen hieraus , dafs dieser Tempel verschiedene Verün-
derungen erfahren hatte. Neuere Reisebeschreiber ha-
ben seine Länge zu 363 Pariser Fufs berechnet und seine
Breite zu 307. Er war von Pentelischem Marmor, und
seine Façade war gegen Morgen gewendet 16), Jezt stellt
der schóne Bau nichts mehr dar, als einen unordent-
lichen Haufen von Säulen, Friesen und andern Trüm-
mern; so wie Eleusis, die uralte Wohnstätte der Ceres,
die Wiege der Europäischen Cultur, nur noch ein ge-
E 13) a. a. O. vergl. Pollux Onomast, I. 6. p. 5 Hemsterh.
14) Vergl. auch Saintecroix a. a. O. T. pag. 133. und daselbst
Silvestre de Sacy.
15) So Vitruvius in dieser zum Theil dunkelenStelle, worüber
Schneider p. 15 sq. zu vergleichen ist.
16) S. Wheler, Chandler Reisen in Griechenland, Leipzig
1777. pag. 269 ff. und die haudschrifilichen Notizen von
Wood bei Barthelemy Voyage du jeune Anacharsis T. V.
pag. 511 ed. de Paris, vergl. Saintecroix a. a. O. Tom. I.
pag. 133 sqq.
IV.
22
338
ringes Dorf ist, welches auf einem Hügel unter Trüm.
mern liegt. Treuer ist noch der alte Name erhalten,
Denn wenn es vielleicht auch nicht Eleusinia hiefs (wie
Meletius Geogr. antiq. et nova p. 348. angiebt), so List
doch auch der andere Name, den neuere Reisebeschrei.
ber nennen: Lefsina, Lepsina 17), das ehemalige
Eleusis nicht verkennen.
Auch dieser Name hatte seine mythischen Traditio.
nen, wie Alles, was in dieses Gebiet gehört. Bald sollte
es die Stadt des Kommens, der Ankunft der Ceres (Elev.
ows), seyn, bald nannte die Sage einen Heros Eleusis
als den Namengeber, der dann wieder seine verschiede.
nen Genealogien hatte 1). Er konnte ja am Ende selbst
auch von der Kommenden seinen Namen genommen
haben. Noch widersprechender waren die Sagen von
der Herkunft des Triptolemus. Im Homerischen
Hymnus auf die Ceres ist er nicht Sohn des Celeus, wie
er gemeinhin hiefs , sondern einer der Künige von Eleu.
sis, die neben Celeus herrschten. Andere nannten seinen
Vater Rhar oder Rharos 1%), welchen wieder Andere zu
17) S. Fauvel bei Chateaubriand Reise nach Jerusalem I,
p. 95. und Pouqueville Voyage dans la Grèce, Paris 1820,
Tom. IV. cap. CVIIL besonders p. 118: ,,au milieu des
ruines majestueuses d' Eleusis, qui gisent comme un co-
losse renversé par une commotion souterraine , est bâti
l’ humble villageade Le psina. Quarante familles Alba.
naises, qui composent sa population, cultivent la pleine
de Rharos au profit d'un aga d’Athénes; et un peuple
nouveau fait entendre ses accents barbares aux lieux , où
furent chantés les hymnes sonores de la plus brillante
poésie. ‘“
18) Pausanias I. 38. $. 7.
19) Chórnlus beim Pausanias I. 14. $. 2. vergl. jezt Photii
Lexicon p. 357 Herm.
359
seinem Eltervater machten, und was dergleichen Abwei-
chungen mehr sind 2), Bemerkenswerthist die Tradition
bei Pherecydes (Fragmm. pag. 96 Sturz.), die auch in
Versen des Musäus überliefert war, Triptolemus sey ein
Sohn des Oceanus und der Erde. Aehnlich sollte auch
der Heros Eleusis von Oceanus abstammen ?!) Eben
so verschieden waren auch die bildlichen Vorstellungen,
die nachherige Künstler befolgten, um den Empfänger
und Anbauer des Getreides, den heiligen Triptolemus,
zu verherrlichen ?). Die Dankbarkeit der Griechen ge-
gen ihn ging bis zur göttlichen Verehrung. Einen Altar
haben wir schon nach ihm benannt gesehen. Andere
Stellen der Alten %) lassen uns aber nicht zweifeln, dafs.
er wirklich als Gott verehrt worden. Allenthalben, wo
er hingekommen war, hatte er neben dem Saamenlorne
bessere Sitte und Gesetze gepflanzt. Von den heil igen
Satzungen des Triptolemus haben wir oben zu reden
Gelegenheit gehabt. Unter diesen Umstinden werden
wir uns nicht wundern, ihn von Kirchenlehrern selbst
mit Aposteln verglichen zu sehen. Es hat der gelehrte
Hemsterhuis (ad Lucian. Somn. T. I. pag. 198 Bip. T. I.
— em
20) S. Heyne ad Apollodor. p. 27. und Ruhnkenius ad Hom,
H. in Cer. vs, 96. 153. 450.
21) Pausanias I, 88. $. 7.
22) Worüber bereits oben Einiges bemerkt wurde. Hier will
ich noch die dahin gehórigen Stoschischen Gemmen an-
führen nr, 240 — 243, Die letztere ist besonders auszu-
zeichnen, Sie zeigt uns den Triptolemus, der einen mit
zwei Ochsen bespannten Pflug führt, und aus den Händen
der Ceres die Aehren empfángt. Von einer Schlange ist
nichts zu sehen, so wenig als von einer Wolke; sieh.
Schlichtegroll Auswahl Stosch. Gemmen I, p. 154 ff, und
dessen Bemerkungen daselbst.
£3) S. Mitscherlich ad Homeri Hymn. in Cer. vs, 264,
540
pag. 20 Hemsterh.) eine Vergleichung der Art aus dem
Isidorus Pelusiota (III. Ep. 176.) angeführt, wonach der
Apostel Paulus ein zweiter Triptolemus ist. «Paulus
aber, heifst es dort, durchzog, dem Ackermann auf
dem Flügelwagen gleich, die ganze Erde, und streuete
unter die Unwissenden die göttliche Botschaft aus». —
Die Griechischen Mythen stellen seine Geschichte nach
dem Vorbilde der Dionysiaden dar. Wie Bacchus, nach
der Einbildung des Volkes, seinen Weinstock und das
gesittetere Leben bis nach Indien und in den fernsten
Osten gebracht hatte, so Sollte auch Triptolemus die
Westwelt mit seinen Gaben und Lehren beglückt haben,
Machten ihn Einige doch sogar zu einem Gefährten des
Osiris (Diodor. I. 18.). Hitten wir den Triptolemus
des Sophocles noch, so würden wir diese Fabeln genauer
kennen. In dem von Dionysius von Halicarnafs (Antiqq.
Romm. I. p. 33 ed. Reiske) aufbehaltenen und erláuter-
ten Fragment dieser Tragödie sehen wir noch, wie Ceres
ihren Zögling anweiset, Ost- und Westitalien vom Ja.
pygischen Vorgebirge an, Sicilien, Oenotrien, Tyrrhe-
nien und Ligurien zu besuchen; welche Stelle der Ge.
schichtschreiber zu seinen ethnographischen Forschun.
gen benutzt. Auf diesen Wanderungen trafen ihn auch
Gefahren, und wie Lycurgus beim Homerus und Ae.
schylus dem Bacchus den ld bereiten wollte, so war
hier ein blutdürstiger Kônig von Scythien, Lyncus, der
Verfolger des T'riptolemus 2), Andere nannten dafür
einen König der Geten Carnabon, der nachher zur Strafe
dafür als Ophiuchus am Himmel stand %).
Vom Triptolemus sollte nach einer Sage auch der
Eumolpus abstammen, der zuerst die VYeihen zu
24) Ovid. Metam. V. 650 ff. Hygin. fab. 29.
25) S. Hygin. Poet, Astronom. II. 14. p. 450 Staver.
341
Eleusis eingerichtet habe. Mas sollte nicht der Thra-
cier Eumolpus gewesen seyn 2), Dies gehôrt zu den
so streitigen Fragen über den Ursprurg der Atti-
schen Cultur, wobei die nationelle Eitelkeit bald eine
starke Parthei von solchen bildete, die dem Auslande
durchaus nichts za verdanken haben wollte, weder den
Aegyptiern noch den Thraciern, und diesen am aller-
wenigsten, die ja spüterhin für durchaus roh und unwis-
send galten. Ich habe darüber bereits im zweiten Theile
(pag. 285.) das Nóthige kürzlich bemerkt. Bei den son-
stigen historischen Spuren von einer frühen Cultur der
Pontischen Länder und der gegenüber liegenden Küsten
und Inseln, wie Samothrace und Thracien, werden wir
uns dadurch wohl nicht irre machen lassen. Auch wer-
den wir dabei vergessen, was aus Böotischen Traditionen
von der Verbreitung dieser Religionslehren nach dem
südlicheren Griechenland behannt ist. Darüber brau-
chen wir also hier nichts weiter beizubringen, Ebenso
unnütz wäre es, ın das Detail der verschiedenen Sagen
vom Ursprunge des Eumolpidengeschlechts und der Stif-
tung der Meusinischen Religionsanstalten einzugehen,
Gemeinhin ward Eumolpus der Thracier der erste Stifter
der Eleusinischen Mysterien genannt, während Andere
einem spáteren nach dem Thracier diese Ehre beilegten,
und auch darin konnte man über die Persou nicht einig
werden. Darüber hann man in den oben (IV. Th.
pag. 331. Not. 1.) nachgewiesenen Quellen Alles beisam-
men finden.
26) Ister apud Scboliast. Sophocl. Oedip. Colon. vs. 1046,
(1108). vergl. [stri Fragmm. p. 53 ed. Siebelis.
343
9. 2.
Fortsetzung.
Krieg der Athener mit den Eleusiniern, der
Minerva mit Neptunus, und Versöhnung
für immer.
In der Stiftungsgeschichte war ein Krieg berühmt,
den die Athener mit den Eleusiniern geführt hatten, und
in Folge dessen Priesterschaft und Königthum erst ge-
hürig bestimmt worden seyn sollte. Das war noch das
alte Attica vor Theseus, wovon uns Thucydides in einer
Hauptstelle (IL 15.) das deutlichste Bild giebt: Damals
wohnten alle Attische Freibiirger noch im Lande umher
zum Theil in kleinen Städten, wie Eleusis und Athen
selber waren, Jegliche hatte ihr Prytaneum und ihre
Archonten, Zu des Königs Spruch nahm man selten
und nur im Nothfall seine Zuflucht. Da konnte es denn
auch an Streitigkeiten und Fehden zwischen den kleinen
Gemeinden nicht fehlen. Eine Fehde dieser Art war be-
rühmt geworden und hüchst folgereich. Darum erwähnt
ihrer Thucydides (a. a. O.) selber auch. Es war der
Krieg des Eumolpus und der Eleusinier ge-
gen den Erechtheus, Davon waren alle alten Ge-
schichtbiicher und alle Reden voll. Wer des Heilig.
thums zu Eleusis gedachte, mufste auch des Krieges ge.
denken 2”). Die Sage brachte ihn auch mit der Thraci.
schen Abkunft der Eumolpiden in Verbindung, welches
folgende Uebersicht deutlicher machen wird:
27) S. Plato Menexen. pag. 244, A. cap. 9. ibiq. laudd. und
die obigen Quellen,
549
Erechtheus, König zu Athen
. T Cen romae Mr EE SN
Orithyia, vermählt mit Boreas in Thracien
ge EEE ^
Chione — Poseidon
nn nasus e ar -—-- _
Eumolpus der Thracier
— . — -
dessen Sóhne
Immaradus und Heryx
ro ^N
von ihm das Geschlecht
- der Heryken.
Hiernach war also dieser Eumolpus zwar ein Tbracier,
aber doch von mütterlicher Seite aus dem Geschlechte
der alten Cecropiden von Athen. Von dem historischen
Standpunkte können wir diesen Mythus, der auch seine
physische Seite hat, als. einen Vereinigungsversuch be,
trachten, wodurch der Streit über den Ursprung des
Stifters der Eleusinien einigermafsen ausgeglichen. wer-
den sollte. Historisches liegt aber gewifs zum Grunde,
sonst würde Thucydides dieses Krieges nicht gedenken,
Doch es war nur der alte Streit wieder, jener
Streit, so erzählte der Mythus, den Minerva mit
dem Neptunus zu bestehen. gehabt hatte #). Eben
28) Ueber den Streit zwifchen- Minerva und Neptun und des-
sen mysterióse Bedeutung habe ich mich zum Theil be-
reits oben erklärt II. Th. p.657 f 660. Hier will ich noch,
was die Quellen dieses Streites betrifft , Einiges nachtrüg-
lich hinzufügen: Apollodor. [11. p. 192. Nonni Dionyss,
XXXVII. 320 sq. 345. vergl. XXXVI. 125 sq. XLIII.
125 sq. Herodot. VIII. 55. Ovid. Metam. VI. 75 seqq.
Augustinus de Civ. Dei XVIII. 9. Plutarch. Sympos. 1X.
6. p. 741. f. p. 1062 Wyttenb. Meursii Cecropia cap. 15.
de regn. Att. I. 4. 10. Bibliothek der alten Litter. u. K.
IV. p. 484. Kanne Mythol. der Gr. Einl. p. LX. Kann.
gielser Grundrifs d. Alterthumswiss. p. 125.
244
weil Poseidon, sein Vater, früher im Besitz von Athen
gewesen, darum machte jézt :der 'T'hracische König Eu.
molpus Anspruch auf Stadt nnd Hónigthum, Es hatten
ihn die Eleusinier zuerst zu Hülfe gerufen, nun aber
tritt er in eigenem Namen auch, als Poseidons Sohn,
furchtbar dem Erechtheusgegenüber. DesVaters Rechte
wolle er geltend machen‘, des Gottes Poseidon früheren
Besitz 7). Endlich, nechdem lange gekriegt worden,
und Erechtheus selber gefallen , der zuvor seine Töch.
ter um des Krieges willen eingebüfst hatte, als auch Im.
maradus, des Eumolpus Sobn, im Hampfe geblieben +
da vertrugen sich Eumolpus und die Eleusinier mit denen
von Athen unter folgenden Bedingungen: «dafs Eumol.
pus und sein Geschlecht das Richteramt behalten söllte
über Religionsverbrechen und dabei das hohe Priester.
thum; die Nachkommen des Erechtheus aber sollten Hô.
nige bleiben». Neben den Eumolpiden versehen auch
des Celeus Töchter, diesem Frieden gemifs , die Heilig.
thümer der beiden Góttinnen 9). Dieser Hrieg war der
Inhalt der Euripideischen Tragödie Erechtheus ge-
——— Mn
29) S. Isocrates Panathen. cap. 78. p. 273 Coray.
20) Scholiast. mscr. Aristid. ad Panathen. P. 118. Pausanias
I. 38. §. 3. Eumolpus ap. Suid. in Elpodmos. Isocrates,
Pausanias und Suidas werden durch die angeführte Stelle
des Scholiast. mscr. Aristid. a. a. O. gut erläutert, Die
oben aus ihm übersetzten Hauptworte setze ich im Oris
ginal hierher; — £óe£e waraADeu: THY ÉyÜGay wai và Hêy Yévog
T0 àT Ensivou (Eupöhrou) xaracrñoa: Sidley 1d weg doefsiag
wal deytepurssy y TO 98 Tol EceySéws Baeisden. Kal Aut.
c2 u. S. w. Dafs aber auch Céleus Tôchter Priestes
rinnen der Ceres und Proserpina waren, sagt nicht nur
Pausanias (a. a. O.), sondern in Bezug auf Ceres insbe-
sondere auch Eumolpus selbst (beim Suidas a. a. O.),
Der Mythus , wie ihn der genannte Scholiast erzählt, er-
wähnmi der Eleusinier in diesem Kriege nicht,
245
wesen. Dazu war er auch ganz geeignet; denn nicht
blos ein Kônig und ein Rónigssohn blieben, sondern auch
die Tóchter des Erechtheus starben unter dem würgen-
den Messer. Das konnte die Wahl zum Trauerspiele
bestimmen. Es hatte in der gemeinen Noth sich Erech-
theus an das Orakel zu Delphi gewendet, und der Gott
antwortete, er würde glücklich vollenden, wenn er eine
seiner Töchter zum Opfer brächte. Da entschlofs sich
der Vater, dem gemeinen Wohle das eigene Kind dar-
zubringen , und schlachtete, nach vorheriger Berathung
mit seiner Gattin Praxithea, seine älteste Tochter der
Persephone 3). VVegen dieses heroischen Entschlusses
lebte er aber auch in den Gesángen der Dichter und in
den Festreden fort, bis in die späteste Griechenzeit,
wie uns die Stelle des Aristides (Panathen. p. 118 Jebb.)
überzeugen kann. Die Schwestern des geopferten Mäd-
chens wollten sie nicht überleben, und opferten sich
selbst. Dafür genossen sie auch fortdauernde Huldigun-
31) Demaratus in 'T'ragodum. ap. Stob. Serm. 157. Es ist zu
verwundern, dafs der gelehrte Valesius, der (ad Harpo-
crat. p. 262.) aus dieser Erzáhlung einige andere Fehler
tilgte, nicht auch IlsgesQévy verbesserte. So hat schon
der Rand der zweiten Ausgabe des Stobüus, welches
durch Clemens (Protrept. pag. 37 Potter.) aufser Zweifel
gesetzt wird, und auch von de Rhoer (ad Porphyr. de
Abstin, p. 203.) hergestellt worden. Apollodorus erzihlt
die Geschichte summarisch und nennt, statt der ältesten
Tochter, die jüngste (III. 15. 4.). Aber noch grófser ist
die Abweichung, dafs nach ihm Erechtheus siegt und
Eumolpus im "Ireffen bleibt. Auch hier waren wieder
die Sagen sehr verschieden. Unter den Rednern gehórt
hierher besonders Lycurgus (advers. Leocrat. $. 217 sq.
p. 175 ed. Hauptm.) , dessen Worte durch unsern Scho«
liasten auch ein grófseres Licht erhalten,
546
gen ihres Volkes. Es wurden ihnem Trankopfer oh,
Wein dargebracht 32),
Also Menschenopfer wollte diese Pherephatt,
Da erschien sie als Würgerin , als furchtbare VV ürgerin
in That und Namen, und das in dem Hause der Erech,
thiden, das doch von Alters her milden Götterdienst ge.
liebt haben sollte. Gleichwohl forderte diese Perse.
phone vom Pontus her zuweilen, in alten Zeiten, Men.
schenleben zum Opfer. Waren doch auch den Aegyp.
tiern bis auf Amasis herab diese Opfer nicht unbekannt
gewesen. Und noch fernerfort blieben diese Gebräuche;
denn in Theseus Mythen liegt doch wolhl auch das Factum,
dafs die Athener stierkäpfigen Gätterbiildern Kinder opfery
mufsten, und dafs Theseus diesen Dienst aufhob. Auch
in diesem Sinne war er ein Nachfolger des Hercules, der
einst auch die Menschen dem Opfe:rmesser entzogen
hatte (s. oben II. Th. p. 255. 834.). Schrecklich erwie«
sen sich hier die Góttinnen des Ackerbaues in dem Hause
der Erechthiden. Das waren furchthiare Gottheiten der
Cabiräer von Thracien und Samothrace her, die allent-
halben, wo sie hinkommen, zuersi: dureh Schrecken
Eingang gewinnen, wie wir oben in den alten Sagen
mehrerer Länder vernommen haben. Hier war Ceres.
Proserpina eine zornige Isis - Tithram bo , eine böse Kali,
welcher man freilich Kühe opfert, welcher aber auch
unter kriegerischer Musik Menschen als Opfer fallen (s,
oben IL: Th. pag.129.). An die blutdü rstige Artemis auf
Tauris werden wir wieder erinnert, éleren harter Got.
tesdienst auch den Tragódien einen reichen Stoff gelie.
fert hat. Sie ist auch, wie die Proser pina, vovpofóAos,
Stierwürgerin. Nach Allem, was wir: von. Stieropfern
32) Apollodor. I1I. 15. 4. Philochorus ap; Schol. Sophocl
Oed. Col. 99, s. Fragmm. p. 26 sq.
547
in den Cerealischen Religionen wissen und vom Stier als
Bild der Zeugung und des materiellen Lebens überhaupt
(s. oben IV. Th. p. 219 f£), móchte sich vermuthen las-
sen, dafs hie und da in altem Dienste der Mensch selbst
der Proserpina und Ceres als Opfer fiel, an deren Stelle
dann die sanftere Sitte den Stier oder die Huh gesetzt
hatte , oder auch Schaafvieh. Nach dieser Ansicht würde
der erste Ursprung jener Taurobolien und Criobolien in
die frühere Vorzeit zurückgehen, und was später von
Phrygien her dieser Art verbreitet ward, wire nur eine
neue Form. ‚In diesem neuen Dienste liefs man über
einer Grube Stiere oder Widder schlachten, Der dar-
unter stehende und damit besprützte Mensch ward da-
durch, glaubte man , allerSchuld erledigt (s. oben II. Th.
pag. 59 f). "Vielleicht war nur diese Cárimonie spätere
Sitte, der Begriff aber selber ursprünglich und wesent-
lich. VVie dem auch sey, in jener Opferung der Tochter
des Erechtheus erkennen wir ein Sübnopfer. Die grofse
Noth leitete auf den Gedanken einer grofsen Schuld.
Diese mufste abgebüfst werden durch kein geringeres
Blut als das der königlichen Tochter selber. Nun erst
ward Ruhe und Frieden. Nun ward Königsrecht und
Priesterthum im Geheimdienste der hohen Góttinnen be-
stimmt, und das Mysterium neu angeordnet. So bestä-
tigt dieser Eumolpidenkrieg einen allgemeinen Satz des
gelehrten Clemens von Alexandria. Nach ihm haben alle
Mysterien bei Griechen und Barbaren mit Reinigun-
gen angefangen (Strom, V. p. 689.). Dafür liefsen sich
viele Bestätigungen finden. Wir wollen nur einige aus
dieser Religion von Attica anführen. Griechische Ge-
schichtschreiber beschreiben uns jenen Eumolpus und
seine Abkómmlinge als Leute, welche in der geheimen
Wissenschaft der Sühnungen erfahren gewesen; und
die denselben beigelegten Poeme waren, den Inschriften
348
zufolge, dieses Inhalts 3). Namentlich jener Masäe,
des Eumolpus und der Selene Sohn, sollte Heilmittel
für Leib und Seele gefunden und Reinigungs - und Sih,
gedichte (raSapuoës u. s. w.) verfafst haben X), And
nach dem Sprachgebrauch flossen Mysterien, Reinigung,
und Sühnopfer in dem Mittelbegriffe geheimnifsvoflg
Opfer zusammen , wie das Wort veAevol zeigt, welche
für beide Arten gebraucht ward 5). In diesem Sing
wird auch Epimenides von Creta in der Geschichte YO
Áthen genannt. Seine berühmte Reinigung dieser Stag
596 Jahre vor Christi Geburt, zwei Jahre vor Solon
Gesetzgebung , muís auch auf die Attischen Mysterien
von grofsem Einflufs gewesen seyn. Er erneuerte un
reformirte gewifs die an das Cerealische Gesetz ange
knüpften alten Satzungen eines Triptolemus oder Bug
ges. So begreifen wir, warum Aristoteles diesen em,
sühnenden Creter selbst Buzyges genannt hatte (s. oben
H. Th. p. 234 f£.).
Also auch in jenem Eumolpidenkriege brachte Cera
das Schwert. Hier ward es zum Opfermesser; denn um
dieses Krieges willen mufste das Sühnopfer geschehen,
Man könnte auch hier wieder sagen, dafs das Messer
dem Wasser angehört, und also leicht die oben durch.
geführte Ideenreihe wieder anknüpfeu. Doch wolle
wir hier einige bestimmtere Züge verfolgen, und zu er.
fragen suchen, was dieser Krieg historisch, was er
physisch bedeuten kann? Es ist eine zürnende Ceres,
33) Vergl. Fabricii Bibl, Gr. I. p. 119. 599.
34) Aristoph. Ran. und Philochorus beim Scholiasten zu die.
ser Stelle vs, 1060, nach Andern 1034. vergl. Philochori
Fragmm. p. 102. und die Ausleger zur Stelle des Aristos
phanes p. 259 ed. Beck.
35) Rubnken. ad T'im. p. 251 ed, alter,
249
die in diesem Hriege ihre furchtbare Gewalt übt, aber
nicht jene Ceres-Erinnys von Arcadien ist es, die gegen
den Poseidon zürnt. Diese Ceres ist mit Poseidon
versôhnt. Sie ist mit ihm im Bunde. Denn diesen
Eumolpus nannte die gemeinste Sage ja den Sohn des
Poseidon und der Chione 9). Mithin war der Gott des
Meeres sein Vater, aber von der Mutter Seite war er
mit den Erechthiden (mit den alten Erdmànnern von
Athen) verwandt. Bei den Eleusiniern ist Erde und
Wasser in Freundschaft, Es hat auch Poseidon unter
dem Namen Vater zu Eleusis mit dem Ackermanne
Triptolemus ein gemeinsames Haus 7). Daher heifst
auch Triptolemus in einer Genealogie ein Sohn des Ocean
und der Erde (s. vorher). Selbst der Heros Eleusis soll
ein Enkel des Oceanus oder ein Sohn des Ogygus seyn 3),
Auch waren die Salzwasserbáche aus dem Meere, die
zwischen dem Gebiete von Eleusis und Athen flossen,
der Ceres und Proserpina heilig (ebendas.). Zu Athen
aber flofs der von Poseidons Schlage hervorgebrachte
Salzwasserbrunnen auf der Burg in Erechtheus Tempel,
worin selbst ein Neptunus - Erechtheus verehrt ward %).
Als nun ein Neptunischer Cerespriester, ein Thracier
Eumolpus, den alten Streit um Athene’s (Minerva’s) Burg
wieder erneuert, da wird ein Menschenopfer der Perse-
phassa dargebracht. Es war ein Opfer für die Mächte
in der Tiefe. Chthonia (Frau der Tiefe) soll, nach
einer Sage, auch gerade die geopferte Tochter des
36) S. die oben angeführten Stellen.
37) Pausanias I. 38. $. 6.
38) Pausanias a. a. O. S. 7.
39) S. Apollodor. III. 14. 1. n. 15. 1, ibiq. laudd. vergl. Ci-
cero de N. D. III. 19. und daselbst Davies, nebst den
von mir dort angeführten Stellen p. 576.
550
Erechtheus geheifsen haben , also wie Ceres als Gottheit
der tiefen Erde. Das Opfer galt wohl auch der Proserpina
als der Güttertochter aus der Tiefe, als Neptuns Toch.
3er, als Despüna (Herrscherin des Erdabgrunds). Diese
konnte wohl den neu drohenden Ungestüm ihres Vaters
Neptunus abwenden, Sie wendet ihn ab , und nun endet
die allgemeine Noth, und die Erechthiden sollen nicht
das Scepter und den Priesterstab aus den Händen geben,
Erechtheus oder sein Geschlecht bleibt Hónig, und Bu.
tes , sein Bruder, behilt das Priesterthum des Poseidon
ünd der Athene 4), Es erscheinen mithin in diesem
alten Stammbriege die Cerealischen Religionen als die
Versóhnungsmittel zwischen den Ansprüchen alter Kë-
nigshüuser. Physisches und Historisches greift auch hier
wieder wunderbar in einander. Durch friedlichen Ver.
trag bleibt das Königthum den Erechthiden, aber ein
Thracischer Honig Eumolpus aus dem Wasserlande, der
vielleicht lángs der Hüste herab gekommen, wird Hoher-
priester zu Eleüsis. So weit historisch. Jezt werden
Poseidon und Athene zum zweitenmal versóhnt, Es
war schon einmal geschehen, Nachdem Attica, das
Uferland 4), aus den Ogygischen Fluthen sich erhoben
hatte, nahm Poseidon durch seinen Dreizach Besitz da.
von, Aber im Gótterrathe ward es ihm abgesprochen,
Das war Neptunus ipey9eóc, der Erschütterer, der am
Uferlande nagte, und es in die Tiefe herabziehen wollte.
Doch er war gewichen, und aus der Erechthiden Hand
empfing er sowohl als Minerva fortdauernde Opfer, Auf
der Burg stand das Erechtheum (vó 'Egéy9z:0v) neben
dem Tempel der Minerva Polias. In jenem hatten Nep-
40) Vergl. Apollodor. III. 15. 1.
41) Anni, ’Awraiay Apollodor. III. 44. 4. Steph. Byz. in voc.
und daselbst die Ausleger.
sol
tunus und Vulcanus neben Erechtheus und Butes ihre
Altäre 4). Da war die Feuerkraft aus der Hóhe und
Tiefe, Minerva und Vulcanus, mit dem Erschütterer
aus dem feuchten Abgrunde durch Eine Tempeltwand ver-
bunden und durch Eine Priesterbinde zusammen gehal-
ten. Das Attische Land war mit dem Binnenmeere in
Frieden gestellt, und Feuergótter bereicherten es mit
ihren guten Gaben. Das war das Ende des ersten Streits,
Der zweite Hader ward, wie bemerkt, durch Proser-
pina geschlichtet. INur Eine Jungfrau mufste die feuchte
Tiefe haben. Nachdem Chthonia der Persephatta zuge-
fallen ist, dürfen die Atbener nicht fürchten, Mann für
Mann in das Meer zu versinken. Zum zweitenmal ist
ihm das Uferland abgewonnen. Das Geheimnifs der
mächtigen Ceres (der Cabiräerin) hat durch die Entsüh-
nung seine Kraft bewiesen, und mit diesem Sühnopfer
wird es neu bestátigt in den Áttischen Gemeinen. Dieser
Streit und dieser Friede wird fortdauernd erneuert. In
dem Heros, der alle Gemeinen in der Stadt vereinigt,
ist auch wieder VVassermacht und Erdmacht verbunden.
Theseus soll ja des Neptunus Sohn seyn. Diese Ab-
kunft hat er dem Minos durch die Krone aus dem Mee-
resgrunde bewiesen. Darum hann auch er jene Land-
plage enden, die Neptunus sendet. Der Marathonische
Stier, der den Androgeus (den Erdmann) umgebracht
hatte, mufs unter seinen Hànden fallen. Er opfert ihn,
so weifs eine Sage zu berichten, der Góttin Athene auf
der Burg 4^). Früher hatte er den Räuber Cercyon auf
dem Isthmus bestraft, und dessen Enkel Hippothoon
seinen Schutz und das grofsväterliche Erbe gegeben.
Das war auch sein Halbbruder. Er war auch Neptun's
42) Pausanias I. 26. 6. 6.
43) Pausanias I. cap. 27. $. 9. fin.
$F
Sohn, und zweimal hatte.ihm das säugende Pferd das
Leben gerettet. Ihm war das Neptunische Geschópf zu-
gethan gewesen. Seine Mutter Alope, die durch Cer-
cyon umgkbracht worden, verwandelte Neptunus in eine
Quelle 4). — Der alte Cercyon selber heifst Neptunus
Sohn. Er heifst es aber in dem Sinne des wilden und
unmenschlichen Sohnes der wilden Fluthen %). Hippo-
thoon ist ein gerechter Sohn des Neptunus, wie Theseus:
selber. Darum verhilft ihm dieser auch zu seinem
Bechte, und spáterhin. nennt der Gott zu Delphi den
Hippothoon unter den Heroen, nach welchen die Atti-
schen Stämme genannt werden sollten. Von ihm hat
der Stamm den Namen 4), wozu die Eleusinier gehö-
44) Pausanias I. cap. 39. 6$. 3. Hygin. fab. 187. p. 310. und da-
selbs die Ausleger. — Es war dies auch ein tragisches
Sujet, und schon die älteren Historiker haben den My-
thus behandelt; s. Hellanici Fragmm. p. 56. und Phere-
cydis Fragmm. p. 217. vergl. Valckenaer Diatrib. Euripid.
pag. 12.
45) S. Gellii N. A. XV. 21. vergl. oben II. Th. p.597. Not.
46) Ueber beide Namen mógen einige Worte hier folgen:
Beim Hyginus heifst der Heros Hippothous. Im Etymol.
magn. p. 473. hat schon Sylburg das fehlerhafte 'IvriSov
corrigirt. Dieser Name kommt übrigens auch beim
Zonaras vor p. 1115. und beim Suidas in v. Doch wird
Niemand daraus die Lesart des Etymol. m. vertheidigen
wollen. Die casus obliqui giebt Pausanias I. 38. 39 : “Ix-
xoScoyros und “IrxoSoovra. Daraus will nun Jungermann
(ad Polluc. Onom. VIII. 9. p. 932 Hemsterh.), wo unter
dem Namen der Athenischen Stämme die Codd, theils
‘IrroSoavrés , theils ‘IrroSowvrés geben , allenthalben ‘Ixro-
Poovris und ‘Irwo2coyriäa geschrieben wissen. Dafürscheint
jezt Photius zu sprechen, der (Lexic. gr. pag. 88 Herm.)
‘IrroSoëvreev hat. Dieses hat Alberti zum Hesychius ( II.
p. 65.), wo 'LxroSouvrsto» steht, zu bemerken vergessen,
da er doch den Photius anführt. Auch giebt Hesychius
352
353
ren 4). So sind die beiden Sóhne des Poseidon, der
Säugling des Rosses und der Stierbündiger,
befreundet. Weil Theseus durch Neptuns Hülfe den
Kampf mit dem Stiermanne Minotaurus glücklich bestan-
den, sollte er auch die Isthmischen Spiele jenem Gotte
zu Ehren erneuert oder gestiftet haben 45), Es war auch
im Theseus das Zeichen des Ackerstiers und des Rosses
glücklich vereinigt. Er war der Liebling der Minerva,
der Ceres und des Neptunus,
Fortan sollte auch Athen nicht mehr die Beute der
wilden Wasser werden. Das ward seit Theseus das
Zeichen oder der Sinnspruch fiir Athens gliicks
liche Fortdauer überhaupt. Dieses Zeichen erhielt auch
ebendaselbst ‘IrxoSdovrés. Indessen hat der Scholiast des
Nicander‘Irwo9éwyros (Muncker ad Hygin. fab. 187. p. 311.) ;
ferner hat Demosthenes in Epit. p.1398 Reisk. ‘IrxoSotwyridals
Auch hat Suidas (II. p. 144 Kust.) ‘IrwoSowyrides , so auch
Harpocration in 'AXóry. Hierzu kommen die Inschriften,
Die Maffeische hat HIIIIIOGONTIAOX (ap. Corsini Fasti
Attici I. pag. 61.). Dagegen giebt die erste Inschrift von
Spon (ebendas. pag. 168.) 'IcxeSowvríóog. Daher supplirte
Corsini in der Riccardischen Inschrift (pag. 170. 173.)
richtig:‘IxxoSowy7ridos, wofür auch schon die Folge
dieser Qu; unmittelbar nacn der Cecropis- deutlich spricht,
Da hiernach die zwei Formen im Gebrauch gewesen zu
seyn scheinen, so möchte es, ohne bündigere Gründe;
nicht rathsam seyn, nach einigen Stellen alle Texte zu
modeln. . Ueber die Form ‘IrwoSwvzis, nach alter
Schreibart, s. Bóckh Staatshaushaltung der Athener IE;
p. 176. Ja vielleicht existirte auch eine Form ‘TroSoivyrig
nach einer auf Inschriften nicht ungewóhnlichen Verwecli-
selung des ¢ und v; vergl. Raoul- Rochette im Journal d,
Savans' (1820. Mars) p. 487.
47) S. vorher und vergl. oben III. Th. p. 53.
48) Plutarch. Thes. cap. 25. Hygin: fab. 273. und daselbst
die Ausleger p. 380 Staver,
IV.
25
354
Theseus aus Apollo's Munde. Als er die Attischen Ge.
meinen in die Stadt (Gov) vereinigt, Athen zum Haupt.
orte erhoben hatte, und nach Niederlegung der Hrone
das gemeine VVesen ordnen wollte, da fing er mit Gott
an, feierte das Fest der Wanderung (Meroima), und
fragte der neuen Stadt wegen das Delphische Orakel,
Jezt antwortete der Gott: So viele Städte auch schon
untergegangen, die Stadt des Theseus werde selbst in
den wildesten VVellen, dem Schlauche gleich 4), immer
oben schwimmen, So war also die Kuhhaut über den
Wassern dem Athener ein glückliches Symbol, wie
sie es für ihn über der Erde war, wenn er sie an den
Diipolien ausstopfte, und aufgerichtet an den Pflug
spannte (s. oben IV. Th. p. 124.). Jenes Wasserzeichen
der Wohlfahrt blieb bis in die Römerzeit herab. Als
der unversöhnliche Sylla mit Feuer und Schwert gegen
Athen wüthete, und im Ceramicus den zehnten Mann
niederhauen liefs, da erhielten einige Flüchtlinge von
der Pythia oder von der Sibylle noch die trostreiche Ant-
wort: « Eingetaucht wird der Schlauch wohl, versenkt
wird er nicht » 50),
49) Ich weifs nicht, ob dies dem Komiker Aristophanes An«
lafs zu einem scherzhaften Einfall gegeben. Genng, er
batte in eem selbst verfafsten Orakel gesagt: die Athe-
ner würden einst Ochsenschläuche werden , mit Anspie-
lung auf ihre Unersáttlichkeit; s. Pollux X. 187. p. 1379
Hemsterh,
$0) Plutarch. in Thes. cap. 24, pag. 11. B. Francof, Pausan.
Attic. I. 20. 4.
35^
6 3.
Fortsetzung.
Alt-Attische Priestergeschlechter — Eu.
molpiden, Ceryces, Eteobutaden.
So befinden wir uns durch jene Gesohlechtsregister
zugleich immer wieder auf den mythischen Boden alter
Naturansichten versetzt, von Ortlichen Standpunks
ten genommen 5), Das geht nun auch in den Attischen
Priestergenealogien so fort, und nimmt mitunter eine
höhere allgemeinere Bedeutung an. Wir wollen davon
noch einige Beispiele geben. Wir hörten oben einen
Musäus nennen, eingeweiht in geheime Wissenschaf-
ten und ausgegeben für einen Sohn des Eumolpus und
der Selene (des Mondes) 5?), Dieser Musäus ist also ein
dem Monde Angehöriger, ein Mann des Mondes (oeAn-
».axóg). S0 nenntihn Porphyrius (ap. Procl. ad Platon.
Tim. pag.51.) ausdrüchlich. Von ihm leiten die Eumol-
piden ihr Geschlecht ab (ebend.). Aus Androtion (a. a.
O.) lernen wir diese Tradition näher kennen. Nach
51) Umstände und Localitäten theilen den Symbolen andere
Nebenbegriffe mit; die Hauptbegriffe bleiben, Das zeigt
folgende Zusammenstellung , die sich uns von selbst dar-
bietet: Stier und Rofs in Eintracht war das glück-
liche Zeichen fiir Athen’s Fortdauer und Woblstand, —
Von dem Stierkopf und dem Pferdekopf, welche
bei der Gründung von Carthago gefunden wurden, so.
vie von ihrer symbolischen Bedeutung, s. oben II, Th,
p. 279. Note. Aber nicht blos Carthagische Münzen zei-
gen den Pferdekopf (s. a. a. O.), sondern auch Münzen
von Panormus und Agrigentum in Sicilien; s. Dorville Sia
cula II. p. 285. 351.
52) S. die Stellen des Philochorus und Androtion p. 102. 116
Fragmm. vergl. Plato de Republ. II. p. 364. D, E. D. lil.
Vol. I, p. 71 Bekk. T. VI. p. 22i Bip.
556
dieser hatte ein Fünfter in der Eumolpidenreihe, näm-
lich der Sohn des Musáus, die heiligen VYeihen gelehrt,
und war der erste Hierophant gewesen. Auch das Ge.
schlecht der Keryken (Kijpvxes), heifst es weiter,
kommt von den Eumolpiden her (Porphyrius a. a. O.).
Auch Hermes, der dort in den Eleusinien um den Mond
ist, gebórt zu ihnen (ebend.). Wir werden uns hierbei
des Hieroceryx erinnern, welcher in den Eleusinischen
Mysterien den Hermes darstellt, und unmittelbar nach dem
Epibomius , dem Repräsentanten des Mondes , genannt ist
(s. oben III. Th. p. AAT). Hiermit verbinden wir sogleich
eine genealogischo Angabe aus dem Pausanias 53), die
jene Nachrichten trefflich erläutert. VVenn nämlich die
gewöhnliche Sage den Keryx (den Stammvater der Ke-
ryken) zu einem Sohne des Thracier Eumolpus machte
(s. die obige Tafel) , so gaben dagegen die Keryken selbst
ihre Abstammung anders an. Sie erklärten ihren Ahn-
herrn Keryx für einen Sohn des Hermes und der Toch-
ter des Cecrops Aglauros (s. oben II. Th. pag. 925 ff).
Hiermit kniipften sie sich also von den wilden Thraciern
los und an die gebildeten Aegyptier an. Nach allem Bis-
herigen brauche ich nun wohl nicht vieler Worte, um
zu zeigen, dafs dieses genealogische System seinen Grund
in Aegyptischen Naturansichten und Religionsbegriffen
selber hat. Einmal haben wir hier Mondspriester,
d. h. Rinder der Sphäre, wo die Brücke zwischen Erde
und. Himmel ist. Durch den Mondskreis gehen die See-
len -auf und nieder. Hier geht der Zwiespalt an, der
Kampf mit Fleisch und Blut; hier fesseln die Dämonen
die Seelen an den materiellen Leib. Von hier aber geht
auch wieder das Streben aufwürts, das Streben nach dem
Sonnenlichte und nach Weisheit. In diese Mitte. sind
53) T. 38. 3. vergl. Aristid. Eleusin, p. 257 Jebb.
357
daher die Eumolpiden gleichsam durch ihre Abkunft ge-
stellt. Als Kinder des Mondes sind sie Mitiler. Sie sind
die Führer zum Gebeimnifs (Mystagogen). Sie sind die
guten Sünger (sPpoXmor), sie singen aus der Tiefe von
der Herrlichkeit des Götterorts und von den Mitteln ihn
wieder zu gewinnen. Thr Abnberr Musdus heifst nach
einer mythischen Genealogie ein Enkel der Muse Calliope
und Orpheus Sohn 5%), und ist in so weit auch ein uov-
teiog, ein Museischer, ein Freund der gôttlichen Sänge-
rinnen, der Musen. Und nun die Keryken. Sie sind cin
Geschlecht von Hermeten. Denn Hermes ist der erste
Keryx (K#pv€), und von ihm stammen sie her. Er ist
Anubis, der:den Mond begleitet, und Thoth- Hermes,
weicher der Isis zur Seite steht. In allen Bedeutungen
ist er ihr nahe, als Inhaber des Hundssterns (er selbst
der Hundsköpfige), d.h, zugleich als Vorläufer der Flut
und Verkündiger des Jahressegens. Insoweit ist er zü-
gleich Hermes ithyphallieus neben dem Monde (neben
der Proserpina) 5), Daher auch der Hieroceryx zm
Eleusis den Hermes darstellte neben dem Mondsreprá-
sentanten. Er ist aber auch der Ceres- Proserpina (Isis)
nahe als das lebendige Wort, und die Keryken sind
die Lehrer dieses ewig lebendigen Wortes. — Es be-
gegnet uns also derselbe Grundgedanke wieder, dafs der
Himmel mit seinem Sternenheere abgestrahlt werde auf
Erden in auserwühlten Geschlechtern von Königen. und
Priestern.
Vielleicht möchte. Jemand. diese Ansicht, die hier
von diesen Herykhen gegeben ist, mit einer Stelle des
Diodorus (I. cap. 29.) und mit zweien des Athenüus (Vl.
p- 401. und besonders XIV. p. 403 Schweigl.). unver-
$4) S. die Stelle bei. Fabricii Bibl. Gr. E: p. 119 Harles.
55) Cicero de N. D. 11I. 22, vergl, oben IT. "Th. p. 326. 327.
558
trágtich finden, Nach Diodorus, der das ganze Eleusini.
sche Institut aus Aegypten herleitet, traten die Eumol.
piden zu Eleusis an die Stelle der eigentlichen Priester.
(isgsic) hüherer Ordnung, wie sie in Aegypten waren,
nämlich an die Stelle des Sängers, des heiligen Schrei.
bers, des Stolisten und des Prophéten (vergl. oben I, Th,
p. 246); hingegen die Heryken traten an den Platz der
Aegyptischen Pastophoren. Verbindet man damit die
angeführten Stellen des Athenáus, so erscheinen die
Athenischen Keryken ganz eigentlichals Opferschläch-.
ter, deren Geschäft es war, Alles zu besorgen, was die
Opferthiere anging, Dies sagt Clidemus beim Athenäus
(a. a. O.) bestimmt. Es ist daher gar nicht wahrschein-
lich, dafs die Priester von jener Athenischen Familie
der Keryken das eigentliche Geschäft der Herolde bei
den Eleusinischen Festen und Opfern verrichtet haben.
Wenigstens glauben Wesseling, Casaubonus und Schweig-
hüuser diesen Satz aus den Stellen der Alten folgern zu
hónnen 55. Auch hatte jenes Geschlecht seinen Namen
Kípvxeg nicht vom Geschüft des Herolds (nov vos ),
sondern von jenem Attischen Heros Keryx (s.a. a. O.).
— Alles dieses können wir unbedenklich zugeben, ohne
dafs obige Ansicht im geringsten dadurch aufgehoben
oder verändert wird. Nur dafs man die Keryken nicht
alle blos für untergeordnete Priester halte. Es war ein
grofses Geschlecht von mehreren Familien, wie Casau-
bonus selbst sehr wohl bemerkt, welche auch nach ihren
priesterlichen Geschäften verschieden waren. Da läfst
sich eine Abstufung von Niedriger und Höher schon im
voraus vermuthen. Dafür sprechen bestimmte Stellen
der Alten. Vorzüglich gehören die Nachrichten von dem
Hieroceryx (iegoxjpv$), wie ihn Demosthenes nennt,
$6) S. Wesseling zum Diodorus a. a. O.-und Animadverss,
zum Áihenüus a. a. Q.
359
hierher, oder à có» uvovd7 xáovb nach Xenophons Aus-
druck 57), "Von jenen vier Gehülfen des Archon, Honig
(&pxov BaciXsóc) zu Athen, die ihm in Besorgung
der Mysterien beigegeben waren (Harpocration und Sai-
das in émiped.), mufste Einer jederzeit aus dem Ge-
schlechte der Heryken seyn (s. a. a. O.), und wir lesen
beim Demosthenes (contr. Neaer. p. 591.) bestimmt, dafs
der Hieroceryx der Gemahlin jenes Archonten . als
Beistand gegeben war, wenn sie die Priesterinnen Tür
die Dionysien reinigte. Besonders aber ist nicht zu
übersehen, dafs in mehreren Stellen der Alten der Ki-
9*5 neben dem Hierophanten und Daduchen ge-
nannt wird, z. B. beim Arrianus 9), wo er ganz so vor-
kommt, Nichts ist aber deutlicher als die Stelle des Eu-
sebius (Pr. Ev. III. pag. 117. À.), woraus wir unwider-
sprechlich sehen, dafs der Hieroceryx in den Eleusinien
den Hermes darstellte (à pèr tepopartns cig eixdva voé
Dnurovpyoù ivonendgerou — à Àè lepoxovE ‘Epuoë). Auf
diese scenische Darstellung des Hermes durch den Hiero-
ceryx spielt auch Porphyrius (ap. Procl. in Platon. Tim.
57) Histor. Gr. IL. 4. 20, wofür Pollux VIII, 103. KjçuE vd».
pori sagt. Ueber diese Art der Kyçuxes (es gab ihrer
mehrere selir verschiedene Arten bei den Alten; s. Pol-
lux+. a. OQ.) hatte Theodorus ein eigenes Buch geschrie-
ben (Etymolog. m. pag. 429. 1. 46). Andere Stellen der’
Alten s. bei Schweighäuser zum Athenäus XIV. pag. 666.
Unter den Neueren hat Zeibich de Cerycibus mysticis
geschrieben (Viteberg.1752.); welche Abhandlung ich aber
nicht selbst vergleichen konnte.
58) Epictet. Diss. IV. 21. p. 440. So wird auch bei Plutar-
chus in der Anklageformel gegen den Alcibiades, wegen
Entweibung der Eleusinischen Mpysterien, neben dem
Hieropbanten und Daduchen der Ceryx genannt; sieh,
Vit. Alcibiad. cap. 22, p. 202 Francof. vergl. ibid. cap. 19.
init. p. 200. D. E.
vC
360
pag. 91.) sichtbar an. — Also in den Eleusinien war der
Hierocerys Hermes, und zwar neben dem Demiurgen,
neben der Sonne und dem Monde — mithin sind wir in
ale Wege nicht blos berechtigt, sondern sogar gend-
thigt, dem Hieroceryx in dieser Feier eine so hohe Würde
beizulegen, wie sie der Begriff des Hermes mit sich
bringt. Er ist der Wandler zwischen Himmel, Erde und
Unterwelt. Er ist hülfreiche Intelligenz. Er steht dem
Weltschöpfer zur Seite (so auch zu Samothrace). Er
hilft der Isis den Osiris suchen. Er ist Rathgeber und
Lehrer der ackerbauenden Gottheiten , wie wir óben zur
Genüge gezeigt haben.
Aber/alle heilige Wissenschaft ist des Hermes Ei-
genthum (vergl. oben I. Th. p. 363. 365 ff. 38: ff.). Mit-
hin ist ibm auch das Geschäft des O pferns nicht fremd.
Fein anderer. als er ist es, der zuerst und vorzugsweise
mit den Opferthieren umzugehen wufste. Daher werden
ihm auch unter den vielen Büchern einige dieses In-
hálts bestimmt beigelegt. | Man lese die Hauptstelle bei
Clemens von Alexandrien (Strom. VI. pag. 757 sq.) , wo
z. B. Bücher des Hermes von den Erstlings- und andern
Opfern und sogenannte pooxocpoyiotux genannt wer-
den, d. h. Anweisungen, wie der Priester junge Stiere
zum Opfer gehórig auslesen und besiegeln soll 59), und
dergleichen mehrere. Also auch als Opferschl£siter und
Zurichter des Opferfleisches ©) waren die Keryken zu
Áthen Hermeskinder und Nachfolger in dem hei-
ligen Amte, welches Hermes zuerst verwaltet haben
sollte,
$9) Vergi. Cháremon beim Porphyrius de Abstin. IV. 7. und
oben I. Th. p. 246 ff.
60) pdyegor wai Boïrurer, wie Clidemus sagt beim. Athen&us
XIV. p. 403 Schweigh.
501
Weil wir doch oben des Butes gedenken mufsten,
und auch im Verfolg von einem Feste handeln werden,
wobei dieser Priestername wieder vorkommt, so sey hier
kürzlich Folgendes bemerkt: Jener Bruder des Erech-
theus, Butes (Bo?vz;), Pandion des Ersten Sohn, war
Priester des Neptunus und der Minerva 6%). Nach einer
Sitte, die wir im Alterthum oft wieder finden , nannten
sich alle seine Nachfolger Butaden (Bovrddar) 62), sie
mochten nun von ihm abstammen oder nicht. Zum Un-
terschiede von diesen nannten sich nun diejenigen, die
wirklich ihren Ursprung von ibm herleiteten , Eteobuta-
den (Eccoflovráóo) , wahre Butaden 6). — Wir finden
auch Priesterinnen aus diesem Geschlechte angeführt,
auserlesen zum Dienste der Minerva-Polias. Ingleichen
batten die Eteobutaden an dem Feste der Scirophorien
ein gewisses Vorrecht (wovon unten). Aehnliche erb-
liche Vorrechte genossen andere Priestergeschlechter zu
Athen, wie die Thauloniden, aus denen am Feste der
Diipolien die Opferséhlächter gewählt wurden ; ferner
die Pümeniden (oi Ilowuerid&:), woraus der Priester der
Ceres erwühlt ward 64). Das Geschlecht der Erechthi-
den kommt in den Eleusinien vor, und zwar unter den
dort verehrten heiligen Personen, S0 nennt Xenophon
61) Apoliodor. Fil. 15. 1.
62) Ueber die Ete obutaden hat sich auch K.O. Müller
de Minerva Poliade ( Göttingen 1820.) p. 8 f. verbreitet.
Ich kann mich aber mit dem gröfsesten Theile seiner
Sätze nicht vereinigen,
63) Harpocration in Bourdô. and éreofevrd). und daselbst Jacob
Gronovius p. 45, wobei noch zu bemerken ist, dafs die-
sev Lexicograph die Eteobutaden nur als Priester der
Minerva Polias kennt, und sich dabei auf Draco beruft.
64) Vergl. Hesychius in vocc. und Spanheim ad Callimach.
Pallad. vs. 34.
562
(Sympos. VIII. 40.) einen Callias Priester der vom Erech-
theus abstammenden Gätter. Wir müssen dabei vhne
Zweifel an die für das Vaterland gestorbenen Tichter
des Erechtheus denken, die nachher gittliche Ehre ge-
nossen. Sohat Heyne (ad Apollodor. p.332.) diese Stelle
richtig aus Cicero (de N. D. III. 19.) erklürt.
Mag es mit 'einer neuerlich vorgetragenen und pri.
fungswerthen Meinung seyn, wie es will; häufig finden
wir uns in alten Priestergeschlechtern in einem Kreise
von vergütterten Wesen. Es ist nämlich vermuthet
worden, jene Butaden von Athen hitten von dem ver.
gütterten Religionslehrer Indiens Buddha ihren Namen,
Alsdann hätten wir dabei an einen Stammvater zu den#
ken, der ganz und gar dem Menschlichen entriickt unë
in göttlicher Glorie dargestellt ist %). Aber, wie gesagt,
auch ohne das beweisen alle bisherige Genealogien Grie-
chischer Priestergeschlechter, und so auch die nächst
vorhergehenden , dafs in der religiösen Ansicht des Vol-
kes die Gränzen des Góttlichen und Menschlichen in ein-
ander flossen. In Kraft und Namen mufste der Gottes-
diener seinem Gotte ähnlich seyn.
$. 4.
Das Zeitalter der Patriarchen in der Bilder-
sprachevonEleusis; reiner Gótterdienst;
Priesterthum und Kónigthum verbunden;
die Essener und Essäer; christliche Sym-
bolik; der gute Hirte.
Um jedoch die Natur und Würde dieser Attischen
Priesterschaften etwas genauer zu fassen, werfen wir
noch einen Blick auf die Asiatischen Heligionen. Zu-
65) S. das im IT. Th. pag. 648. nach Ritters Vorhalle darüber
Bemerkte,
565
nächst bleiben wir auch dort noch auf Griechischem Bo-
den. Bei dem Tempel der Diana zu Ephesus finden wir
Priester, die wir Opferhünige nennen müssen. In der
Landessprache heifsen sie Essener ('EcoZrsg) Ein Jahr
lang waren sie an die stricteste Observanz gebunden.
Enthaltung vom Genufs der Liebe, eigene strenge Vor-
schriften für Essen, Trinhen und Baden werden aus-
drücklich genannt. Dieselbe strenge Lebensweise war
dem Priester und der Priesterin der Diana-Hymnia in
Arcadien lebenslänglich vorgeschrieben , welches dem
Pausanias (Arcad, cap. 13. init.) Anlafs giebt, jener Dia-
nenpriester von Ephesus zu gedenken. Callimachus, ein
in den vaterlündischen Alterthümern sehr unterrichteter
Dichter, nennt (Hymn. in Jóv. vs.66.) den Juppiter der
Götter König, 9Ssdv £oo vo. Das war ein Wort
alter religióser Sprache, worüber uus die Griechischen
Sprachgelehrten willkommene Auskunft geben. ’Eooiy
bezeichnete zunichst den Bienenkdnig, dann aber auch
einen König über die Menschen 66). Der Ausdruck ge-
hórte der Ephesischen Sprache an (Etymol. m. in v.), so
wie die Phrygier das eigene WVort goXív, gaXijv für
König hatten, welches Aeschylus in den Persern ge-
brauchte 57. Also die beiden Begriffe vereinigten zu
Ephesus in jener Priesterschaft festliche Speise-
meister und Hónige, und zwar mit einem Namen
bezeichnet, welcher vom heiligen , reinen Thiere, von
der Biene entlehnt war. Opferherren, Speiseherren
und einen König hoher Feste finden wir auch noch in
dem republicanischen Athen, wie bereits vorber bemerkt
66) Scholiast. Callim. a. a. O. vergl. Hesych. I. p. 1466 Alb.
und jezt Zonaras p. 877. und Etymol. Gud. p. 213. '
67) Jablonski de Ling. Lycaon. p. 66. und daselbst 'T'e Water.
Das Wort stammt vom Asiatischen Bel her.
264
worden, wo des Archon König und seiner Gattin ge.
dacht wurde (p. 359.). Dasselbe gilt anch im Wesent.
lichen von den Römischen triumviri oder septem.
viri epulones und von dem Kex sacrificulus
zu Hom. Alle diese Züge: das Bienensynibol, der
Name der Priester ’Eoo%vec (Essener) und die Verbin.
dung der Königswürde mit dem Priesterthume greifen so
weit in die Religionen des Alterthums ein, dafs eine
ausführlichere Erörterung eine eigene Schrift erfordern
würde. Ich mufs mich daher auf einige Andeutungen
beschränken, mit nächster Beziehung auf Cereali:
schen Cultus. Diese Uebersicht kann doch
wohl dazu dienen, an Einem Beispiele zu
zeigen, wie gewisse Begriffe, Erinnerun-
gen, Bilder von der Vorzeit her bis in das
Christenthum herab sich unter den gebil-
deten Vólkern unverrückt und unwandelbar
erhalten haben, und wie gerade das grofse Ansehen
einiger Tempelinstitute zu ihrer bestündigen Erhaltung
beigetragen hat. In der Biene haben wir schon oben
ein gehaltreiches Bild gesehen, auch zu Ephesus, wo
wir uns jezt. wieder befinden. Bei den Essenern ('Eo-
oives) fallen uns die Jiidischen Essier ('Esouior oder
‘Econvoi) ein. Auch haben schon ältere Gelehrte und
namentlich Spanheim (zum Callimachus. a. a, O.) daran
erinnert.
§. 5.
Fortsetzung.
Die Biene'und der Honig im priesterlichen
Sinn und Gebrauch; Juppiter-Aristüus.
Es ist nicht auszusageg@, wie viel die Alten sich von
den Eigenschaften der Bienen zu erzáhlen wufsten. Schon
mehrmals wurden wir auf dieses Bild hingeleitet 6).
Gleichwohl werden wir auch hier nur Einiges aus einer
grofsen Sagenfülle geben können, wenn wir nicht zu
weitläuftig werden wollen. Dort haben wir die Melissen
auch als Nährerinnen des Juppiter-kennen gelernt, des
Cretensischen sowohl, als des Juppiter - Aristäus auf
Ceos. Honig war die erste Nahrung. Milch und Honig
selbst, oder nach Andern der Extract der feinsten Theile
daraus, war die Host der Gütter, Nectar und Ambro-
sia ©), welche Ibycus beim Athenáus (Il. p. 248 Schw.)
neunmal süfser als Honig nennt 7. Zeus, der Zügling
der Honignymphe Melissa, ist auch Mischhünstler des
Honigtranhs. Als er seinen Vater Kronos überfallen
wollte , schliferte er ihn durch Honig ein. So hatte Or-
68) S. oben I.Th. p.492f. IL. p. 183f. III. p. 3531f.
69) Porphyrius de Antro Nymph. cap. 16.
10) S. Bóttiger in der Amalthea I. p. 2t. besonders p. 22 ff.
409
366
pheus gesungen. Wer durch Honig eingeschläfert wör.
den, erwacht schwer wieder ’!). Aber nicht Schlaf blog
bringt der Genufís des Honigs. Dieser hat auch Heil.
hrüfte. Darüber hat der gelehrte Bochart 77) viele Zeug.
nisse der Alten beigebracht. Was die Alten aber von
der Biene und ihrer Frucht glaubten, das Alles geht
uns hier an, weil darauf die Grundlage so vieler Mythen
beruht. Honig, rühmten diese unter andern, benimmt
den Augen die Dunkelheit, Er treiht aus, was die Pu.
pillen' verfinstert 75), ganz besonders solcher Honig,
worin Bienen gestorben sind 7%), Also das reine Thier,
die Biene, und ihr Honig machen das Auge rein und hell,
Ob deswegen der im Honigfals gestorbene Sohn des
Minos, welchen der Seher Polyidus, der Vielsehende,
wieder aufgewecht hatte, ye (yAaëxos, eigentlich
der Luftblaue, der Helle) his, wollen wir nicht weiter
fragen. Wir haben im Vorhergehenden (LV. p. 106 ff)
die andern Ideen dieses Mythus zu entwickeln versucht.
Dort war auch schon von der Erbaltungskraft des Ho.
nigs und von der Meinung des Philosophen Democritus
die Rede. Derselbe Philosoph fristete sich einst durch
den blofsen Honiggeruch wunderbar das Leben, Alters.
schwüche hatte ihn zu dem Entschlufs gebracht, sich
durch Hunger das Leben zu verkürzen. Täglich hatte
er sich von seiner Nahrung etwas abgezogen. Nun aber
71) Jamblichus apud Photium Cod. 94. vergl. Porphyrius a,
a. O. und Coelii Rhodigin. Lectt, lib. XII. 65. XV. 21,
ed. Paris. 1517. fol.
12) Hierozoic. lib. IV. 4. p. 230. vergl. p. 507 sqq.
73) 7d imi woroüyra vai; wópu 5 Dioscorides 2, Serenus Samo.
nicus cap. 43. p. 43 sq. ed. Ackermann.
74) Plin. H. N. XXIX. cap. 6. p. 1299, Dalech. cap. 38. p. 38
ed, Bip.
367
war das Fest der Thesmophorien vor der Thüre. Da
baten ihn die Frauen seines Hauses, er möchte doch
über die Feiertage sich das Leben fristen, damit sie. mite
feiern könnten. Um ihnen zu willfahren, -lifst Demo-
critus ein Fafs voll Honig in seine Náhe bringen. Durch
diesen Geruch gestürkt, überdauert er das Fest, und
nun erst, als das Fafs wieder hinweg gethan war, endigt
er sein Leben 75), Das war die Meinung alter Philoso-
phen. Auch Pythagoras war mehrentheils mit blofsem
Honig als Nahrung zufrieden. So bestand auch der alten
Pythagoreer frugales Mahl in Brod mit Honig. Daher
leitete Aristoxenus die vorzügliche Gesundheit dieser
Männer; denn wer täglich Honig esse, meinte er, könne
nicht erkranken 7°). ‚Dafs der Honig nicht sehr nähre,
bemerkte schon der Vater der Aerzte Hippocrates (de
affectionib. cap, 50.). Es war also jenes Pythagoreische
Honigessen in der That eine Aenfserung von Frugalität,
welche zu den Regeln jenes Ordens gehörte. Uebrigens
hiefs der Honig bei den Alten auch eine Kost der Kö-
nige. Dafs er dieses war, dafür liefsen sich aus den
übrigen Schriftstellern, wie aus der Bibel, eine Menge
Beispiele geben. Beim Homerus dient der Honig den
Edelsten zur Speise. So erquicken sich die grmüdeten
Helden im, Gezelt des Nestor damit (Iliad. IX, 631.) :
Gelblicher Honig dabei sammt heiligem Kern des Mehles.
wo also der Honig neben der heiligen Frucht der
Demeter, wie sonst der Ausdruck heifst, genannt
wird 7). Das Beiwort, der gelbe Honig, mag uns an
13) Athenáus II. p. 177 Schweigh.
(6) Athenáus IL. p. 178 Schweigh. vergl. Mahne de Aristo-
xeno p. 40, und daselbst die übrigen Stellen.
77) Man vergl, die Ausleger zu dieser Stelle und"zu Odyss.
XILI. 69.
368
die kupfer- ja goldfarbigen Bienen auf Creta erinnern,
Diese Farbe batte ihnen Juppiter aus Danhbarkeit für die
von ihnen empfangene Nahrung verliehen ; daneben die
Kraft jedem Sturme Trotz zu bieten 7"). —VVas hier als
Wunder erzählt ist, wird in andern Stellen als ein all.
gemeiner Instinct dieser Thiere beschrieben, der ihnen,
neben. der Vorempfindung des Wetters, auch die Hülfs.
mittel gegen dasselbe eingebe. Man lese die Erzählung
bei demselben Schriftsteller (V. 13.). Dieser bemerkt
dort auch ihren Sinn für VVohllaut und Rhythmus, und
nachdem er sie hierin den Cicaden verglichen hat, führt
er an, wie die Bienenväter Bienenschwärme , die unstät
herumfliegen, durch rhythmischen und harmonischen
Klang wieder zurück zu führen pflegen 7?) Auch von
dem Muthe und kriegerischen Geiste wufsten die Alten
zu erzählen, womit die Bienen sich zu vertheidigen
wissen, selbst gegen die grófsesten Thiere, wovon man
auf Creta besonders auffallende Dinge wufste, z. B. wie
sie einst die Bewohner einer Stadt genüthigt hatten, sich
eine andere Heimath zu suchen und dergl. 9), Daneben
wurden noch andere Eigenschaften bemerkt, wie z. B.
dafs sie gegen Leichname, verwesendes Fleisch und Mo.
dergeruch einen Abscheu haben sollten 5!). — Wenn wir
die Bienen in so naher Berührung mit der Todesgottheit
Proserpina finden, so müssen wir, um jezt nur das Eine
zu bemerken, an den Honig dabei denken. Der Ho.
nig war den Alten ein Symbol des Todes, und die Galle
78) Aelian. H. A. XVII. 35. und daselbst Schneider.
79) Vergl. Plin. H. N. XL 20. und Ovid. Fast. III. 739.
80) Aristoteles H. A. IX. cap. 40. Aelian. H. A. XVII, 85,
Plin. H. N. VILI. 58. XI. 18.
81) S. die Stellen bei Bochart Hierozoic. P. II. lib. IV. cap. 10.
p. 503 sq.
569
ein Bild dés Lebens 9). Voll sind auch die Schriften
der Alten von dem Lobe der Bienen wegen ihrer Ord.
nung. Mit Einem Munde preisen die Dichter und Philo«
sophen das gemeine Wesen dieser Tbiere, oder den
Bienenstaat mit seinen Stüdten, Vülkern und Hünigen,
Die Biene ward dadurch zum Bilde wie der bürgerlichen,
$o auch der ehelichen Verbindung, worüber wir viele
Stellen anführen könnten, wenn es nôthig wäre. Den
Hauptzug der Ordnung, der ordnenden Vernunft fin-
den neuere Sprachforscher auch in dem Namen schon.
7/113" , Debora und Chaldàisch Dabbara, heifst sie; d.i,
vom Führen und Leiten (a ducendo) 8). Andere setzen
auch den Römischen Namen damit in Verbindung: apis
von dno, àzío, vom Verbinden und Ordnen #),
Nicht minder gescháftig waren Griechische Grammatiker
den Namen herzuleiten, welchen dieses Wunderthier in
ihrer Muttersprache hatte. Wer lesen mag, was Alles
liber pédioon gesagt worden, vergleiche das Etymologi-
cum m. (p. 577.) , den Eustathius (p. #73.) und jezt den
Zonaras (p. 1344 Tittm.). Ich düchte, die Versicherung
sey für keinen Vernünftgen nüthig, dafs aus dem Ur.
sprunge der Wörter nicht auf die wirklich damit vers
bundenen Begriffe geschlossen werden kann. Es sey
aber bei dieser Gelegenheit ausdriicklich gesagt, und
zugleich auch dies noch, dafs wir darüber niemäls an-
ders gedacht haben, ohne die Etymologie da, wo sie Licht
geben kann, aulser Acht lassen zu wollen:
Dürfen wir uns nach solchen Aeufserungen der Al:
ten über das Naturelle und den Kunsttrieb der Biene nun
hoch wundern, wenn sie ihnen ein sehr bedeutendes
82) Porphyrius de Antro Nymph. cap. 18.
83) S. Bochart a. a. O. p. 502;
$4) Lennep. Etymolog. Gr. p. 879;
IV. AA
P, EA
370
Bild geworden war, das sie mit ihren höchsten Angele.
genheiten in Verbindung brachten , und auf dessen Thun
und Lassen sie vorzüglich merkten ? Sie beobachteten
dieses Thier nicht weniger als wir, aber ganz anders,
wenn wir auf das Allgemeine sehen. Denn wenn gleich
ein und der andere Forscher es auch mit empirischem
Auge ansah, und somit den Vorrath der Erfahrungen
bereicherte, so hatte doch die priesterliche Contempla.
tion in früheren Zéeitaltern schon eine andére Ansicht
gegründet, die wir die religiöse nennen können. Es war
ein aus Andacht und Bewunderung zusammengesetztes
Betrachten. Hiernach war die Biene das königliche,
das heilige T hier, aber auch das Bild des stillen Flei(ses,
der Ordnung und des schónsten Strebens. Darum leite-
ten die Alten aus seinen verschiedenen Eigenschaften
verschiedene Vorbilder ab. Dem Landmanne, sagt Ar.
temidorus im Traumbuch (II. 22. p.175 Reiff.), und de-
nen, die von ihnen ihre Arbeit empfangen, sind die
Bienen ein glückliches Zeichen. Den übrigen bedeuten
sie Unruhe, Wunden und dergleichen, wegen ihres
Schwärmens und ihres Stachels. Setzen sie sich aber
im Traume auf das Haupt eines solchen, der ein Hriegs-
heer anzuführen oder dem gemeinen Wesen vorzuste.
hen unternimmt, so sind sie hinwieder von glücklicher
Bedeutung.
Dieses streitbare und kónigliche Geschópf mufste
des góttlichen Geistes vor allen andern theilhaftig seyn,
Auch darüber haben sich die Dichter und Schriftsteller
des Alterthums verbreitet, von den ältesten Sängern an
bis zu den spätesten Compilatoren herab. Der umfas.
sende Bochart (Hierozoic. pag. 515 sq.) hat auch davon
Vieles beigebracht. Ich will nur an die schöne Stelle
des Virgilius erinnern (Georg. IV. 219 sqq. — esse api-
bus partem divinae mentis etc. nach Vofs):
971
Mancher , von solchen Beweisen geführt, und solcherlei
Beispiel
Lehrete, dafs in den Bienen ein Theil des göttlichen
Geistes
Wohn’, und ätherischer Hauch,
Doch man mufs das Ganze lesen. In diesen allgemeinen
Ausdruck der Bewunderung stimmt noch der spite Dich«
ter Manuel Phile (de animal. propr. cap. 28.) ein, der
in dem Einen Satze: «sie, die weise, lebt ein reines
Leben» die wesentlichen Eigenschaften dieses Wunder-
thiers in der Kürze wohl zusammen gefafst hat. Die
reine und die weise — das war die Biene in dem Ur-
theil der Vorzeit. Und so spielt denn auch in den Phan.
tasien derselben, in den Mythen, der Neme fort. Da
wufste man nicht nur von einer Melissa, als Juppiters
Amme, sondern auch von einem Cretischen Konig Me-
lisseus oder Melissäus, der Juppiters Dienst angeord.
net, und jener Nährerin desselben das Daseyn gegeben
hatte 8). Aucb Juppiter mufste einen Sohn haben , Me-
liteus genannt, den, wie seinen Vater, die Biene ers
nührt hatte (Antonin. Liberal. cap. 13). Auf Creta be-
wachen heilige Bienen die Grotte, worin Zeus geboren
war (ebendas. cap. 18.). Ja, Juppiter war als Aristüus
zu Ceos selbst Bienengott und Bienenvater, VVeissager
auch und Beherrscher von Wind und Wetter (s. oben
IT. Th. pag. 353.). Er ist Aprotaios, von derotos der
trefflichste, der beste, wie die Biene in dieser Be-
trachtungsart das beste Thier ist. Es ist das edelste Ge-
schôpf. Es meidet alles Niedere. Zwar ist es aus dem
Stiere geboren (Bovyerñs), und führt mit der Seele, die
ins Fleisch hernieder kommt, denselben Namen. Allein
85) Hygin. Poet. Astronom. 1I. 13. und daselbst die Ausleger
p. 448 Staver. vergl. die Anführungen von Bôttiger in der
Amaithea I. p. 22
372
es denkt auf die Rückkehr, wie es denn. jederzeit die
Heimath liebt, und zu seinem Hause von der Irrfahrt
sich wieder zum Vaterhause sammelt. Es ist ein gerech.
tes (dixator), ein nüchternes Thier (vigavtixds). Die
reinsten Opfer, die nüchternen Trankopfer (v»5z$óAiw
oxovdai) werden von Honig bereitet. Es vermeidet die
Bohnen und alle grobe materielle Kost 86). Sollte e
darum nicht das trefflichste beifsen? Genug, der
Vater der Götter und Menschen hiefs als Bienenvater der
trefflichste. Es ist nicht blofser Zufall, dafs ein anderer
Bienenvater und Bienenseher Aristomachus heifst,
Er hatte acht und funfzig Jahre diesem wunderbaren Ge.
schüpfe zugesehen 57), und, wie auch Democritus , über
dessen Natur geschrieben 55). Das hatten viele andere
Forscher gethan, auck Theophrastus. Aristomachus von
Soli, scheint es, war selbst über dem Bewundern zum
Gegenstande der Bewunderung und gewissermalsen zu
einer mythischen Person geworden. Er hommt wenig.
stens auf Bildwerken vor, wie man ihn denn auf einer
Gemme gefunden haben will 5). Wie es auch damit
sey — ich wollte nur bemerken, daís sein Name den
vortrefflichsten Streiter bedeutet. Ehen so hatte
man einen Thasier, Philiscus, der in der Wildnifs Bie.
nen pflegte, Agrius benannt, den VWVildling oder den
Mann des Feldes %).
86) Porphyrius de Antro Nymph. p. 19.
$7) Plin. H. N. XI. 9. p. 594 Hard, Ovid. Fast. III. 739, sqq.
88) Plin. H. N. XIII. 24.
89) Bei Leonardo Augustini, wovon unsere Tafel LVL. nr.2,
eine Copie liefert; vergl. die Erklárung der Abbildungen
pag. 51.
90) Plin. H. N. XI. 9. In der mythischen Geschichte gab es
mehrere Agrii.. Am bemerkenswerthesten für uns ist der
375
$. 6.
Fortsetzung.
Aelterer reiner Götterdienst. — Die Biene
Symbol des edelsten Kampfes,
Der Begriff des edelsten Kampfes gehört ganz
den Bienen an. Wir haben sie in diesem Betracht aus-
gezeichnet gesehen. Sie kämpfen für ihren Staat, sie
wachen und wehren; siesind Kriegshauptleuten ein glück-
liches Zeichen. Sie sind hold dem gerechten Krieger,
selbst gerecht und rein. Sie entwinden sich der Materie,
sie widerstehen der Fäulnifs und Verwesung, sie meiden.
Alles, was hernieder zieht und beschwert, wie die blä-
hende Bohne, Dadurch sind sie dem Menschen das Vor-
bild des besten Kampfes, des, Entsagens und der:
Reinheit. Sie sind der Geist in der Materie. Darum.
heifsen auch nicht alle Seelen, die in die Geburt herab.
kommen, Melissen (Bienen, uéMaooar), sondern dieje-
nigen nur, die ein gerechtes Leben zu führen Willens.
sind, die wieder zurückkehren. wollen , wenn sie Werke
gethan, welche den Góttern wohlgefallen (eipyaopévoe
và Stoig $íÀo); denn sie, die Biene selber, ist hei
mathliebend ?), Streitend, strebend, weise;
Agrius der Aetolischen Fabel, dessen Diomedes ( Iliad:
XIV. 115.) gedenkt. Er war ein Sohn des Porthaon und
Bruder des Oeneus, des Weinmanns, wovon aben (III.
Th. p. 4/3 £.). Diesen Letzteren stiefsen die Sóhne des
Agnus vom Throne, bis ihm Diomedes zu Hülfe kam.
Das waren alte bedeutungsvolle Mythen, Vergl. Apols
lodor. I. 8. 6. Antonin. Liber. fab. 37. vergl: Verheylk
zu fab. 21. pag. 136. und Hygin. fab. 175. pag. 292. mit den
Auslegern, wo wir zum Theil Auszüge aus den 'Tragikern
lesen. Euripides hatte einen Ocneus geschrieben,
91) QuUéczeoQov; s. Porphyr, de Antro Nymph. p. 15,
574
rein — das sind die Begriffe, die das Bild der Biene
versinnlieht; — und ihr Werk, der Honig, es sánftigt,
es giebt Ruhe und Schlaf, es erhält, es macht das Auge
gesund und hell. Aber es lóset auch , und wiegt in den
Tod ein. Darum, oder wegen der uralten Lehre, dafy
der Tod süfs sey, das Leben bitter, war der Honig auch
des Todes Bild, und Honigopfer den chthonischen Gót.
tern geweiht ?), Darum gehörte die Biene in alle Wege
der Ceres und Proserpina zu. Der Ceres, als der gros.
sen Nährmutter, aber auch der grofsen Streiterin und
der Gottin der Erde und des Todes. Der Proserpina,
der Reinen, der Vorstcherin des Seelenweges unter dem
Monde, der Führerin in und aus dem materiellen Leibe,
Aus dem Leibe körperlich geboren und doch blos Seele,
aus der trägen Masse und doch geflügelt und aufstrebend,
das ist die Biene. Was von ihr kommt, das nihret ung
erhält, aber es belastet, es blähet nicht. Es war die
erste Nahrung der reineren Vorwelt, das erste Opfer
der unschuldigeren Menschen. Aus Honjg ist der Götter
Speise bereitet. Er kann der Körper heifsen, aus wel
chem die Host der Gütter abgezogen ist. Darum ist
Juppiter - Aristäus, der Bienenvater, auch ixpaiog. Er
ist der Vater des thauenden, nährenden Nafs. Er ist
der Befruchter der Wilder, Nihrer und Hirt. Apollo.
Nomius ist und heifst er, also der Heerdenführer, aber
er heifst auch Jáger (&yoceóc). Aber auch unter Hermes
Obhut und Leitung ist dieser Aristius gestellt. Dieser
nimmt ihn von der Mutter Schoofs, und übergiebt ihn
den Horen, die ihn mit Nectar und Ambrosia nähren,
Das war der Inhalt eines alten Liedes des Centauren Chi.
xou — ein Lied vom Anfang der Dinge, eine alte Erin.
nerung von dem Beginn aller bürgerlichen Ordnung und
92) S. Porphyrius a, a. QO. p. 18.
579
der natürlichen VVohlthaten, woraus sie entsprungen.
Damit fing der Griechische Pflanzer in dem Libyschen
Cyrene seine Geschichte an, damit der Arcadier in sei-
nem Hermeslande, damit der Thessalier. Jeder wollte
einen'Aristius haben, einen Bezwinger des Wildes, einen
Schutzherrn über die friedlichen Hirten, einen Bienen-
vater. Zeus hatte ihn gesendet, und er hatte dem Zeus
zuerst geopfert, oder war vielmehr Zeus selber , Zeus-
Icmius, der Befruchter von Fluren und Wildern. Apollo
hatte ihn gezeugt , oder er war Apollo selber. Er hätte
eben so gut Sohn des Silenus heifsen kônnen, wie Apollo
vópiog wirklich hiefs 93), oder Silenus selbst, denn auch
dieser ist aus dem Feuchten und liebet Seen und Ge-
wásser. Er ist Bewohner stiller Fluxen und freundlicher
Geführte der Hirten , Pflegevater des Dionysus, des Ge-
bers der edeln Gabe des VWeines. Gerade so war auch
Aristäus als feuchter Juppiter im Angedenken der Vólker
gesegnet. In Thessalien war wohl der Brandmann Ery.
sichthon als sein Gegensatz gedacht. Jener giebt Ge-
deihen; dieser verwüstet. Jener stiftet Heiligthümer 5:
dieser zerstórt sie. Darum wird dieser von der Ceres
verwünscht und mit Plagen beimgesucht, jener ist ein
Liebling der Götter, ja er nimmt an ihrer Ehre Theil.
Unsterblich mufs er werden , denn er hat die Speise ge-
geben, aus welcher die Gótterspeise bereitet wird. VV enn.
diese neunmal süfser genannt wurde als der Honig, so.
wird von dem Honig gesagt: «er ist von der Unsterb-
lichkeit der zehnte Theil» ?). Hermes, der den Diony-
sus von dem Schoofse der Semele genommen , mufs auch.
ihn von dem der Cyrene nehmen. Die Góttinnen der
93) Cicero. de N. D. III. 23. Clement, Alex, Protrept. p. 26,
und oben III. Th. p. 213.
94) Scholiast. Pindar. Pyth, IX. 113. p. 631 Heyu,
576
geordneten Zeiten nähren ihn, und Chiron, der den
edelsten der Griechen (dpwovov), den Achilles, bildet,
ist auch sein Bildner gewesen, und.hat ihn das Saiten-
spiel gelehrt. Er ist erster Pflanzer, erster Konig, er-
ster Priester, erster Schützer und Nährer. .Er ist un-
sterblich, Zeus - Aristäus, und noch die Münzen der von
ihm gesegneten Länder stellen ihn dar mit göttlichen At-
tributen ?5).
Das waren Griechische Erinnerungen am Priester-
kônige ihrer Pelasgischen Vorzeit, wohin auch ihr Po-
seidon- Erechtheus gehórte, ihr Eumolpus, der auch als
König kam und zugleich Priester heifst, und Keryx, des
Hermes Sohn, der erste Lehrer. Nach der Griechen
Sage hatten sie solche Könige und Lehrer den Völkern
zugeschickt, wie den Libyern den Aristäus. Er war der
Sonne Sohn, und ging in das heifse Länd. In Wahrheit
aber hatten die Morgenländer in das Europäische Dun-
kel solche Lichtsöhne gesendet. Aus den Sonnenländern
waren sie gekommen; mit ihnen aber auch Brandmänner,
Aethiopien, das, wie wir oben sahen , den Phlegyas mit
Thessalien gemein hatte, Aethiopien hatte auch seinen
Sonnentisch (vodzeéa vo? Mov), Von ihm weifs der
Altvater der Historie zu erzàhlen. Eine grofse VViese
war dort, auf welcher die Vorsteher. des gemeinen We-
sens alle Nacht für die Gemeine Fleischspeisen aller Art
ausrichteten ; und jeder, wer da wollte, konnte hingehen
und essen. Das Volk erzählte sich , die Erde bringe die
Speisen hervor, und nicht die Sorge der Menschen %),
95) 8. die Miinzen von Cea bei Eckhel D. N. V. FE. p. 326 f.
vergl. p. 180. und dessen Num. vet. anecd. p. 108. Ueber
den ganzen Mythus s. aufser dem Obigen (I1I. T'h. p. 353 ff.)
Pindari Pyth, IX. 413. ibiq. Scholl. Diodor. Sic. IV. 81.
Scholiast. Apollon. Rhod. II. 500 sqq.
$6) Herodot. III. 18. Pausan. I. 33. 4. und die Ausleger,
577
Aus der Erde kommen die Speisen für die Gemeine auf
den Sonnentisch. Auch ein Aristäus , ein erster Nährer,
sollte ein Sohn der Erde und des Himmels seyn 7).
Hier sind die Obrigkeiten die Speiseherren. Das ist Zeus-
land, Sonnenland. Zeus heifst selber Aethiops ”),
Zeus geht selber zum Mahl der unsträflichen Aethiopen
wie Homerus schon wufste (Iliad. I. 422.). Es sind aber
auch die unsträflichen Aethiopier, die frommen ( duv-
poves, devordalpores); das ist ein poetischer Nachhall
von Jahresfesten, von Gütterspeisungen und Lectister-
nien aus einem der Stammländer Griechiseher Religio-
nen. Von dort her war mit den Priestercolonien Jup-
piter- Ammon nach Oberägypten gekommen, und hatte
seine Diospolis magna, die grofse Stadt des Zeus-Amun,
gestiftet. Geordnete Zeiten, Jahresfeste und jährliche
Wohlthaten waren mit dem Gedanken an Aethiopien ver-
schmolzen. Bildwerke an den Tempelwänden stellten
die grofsen VWohltháter: Priester, Könige, Götter, vor
Augen, Von da kommen sie in das Lied der Dichter.
Wie sie das Volk erzihlte, zeigt uns der naive Bericht
des Herodotus; und beim Homerus, Hesiodus und An-
dern haben wir die ehrwürdigen Bilder wieder, nur an-
ders gewendet und umgesetzt in den Sinn des Griechi-
schen Epos.
Dort im Morgenlande, wo der Sonnentisch aufge-
schlagen ist, sind die tadellosen Leute, die unstráf-
lichen Verehrer der Gótter. Diese Frommen haben
Speiseherren und Versorger unter sich, und man
weifs nicht, ob sie Gótter sind oder Menschen. Es sind
die Gerechten, die Trefflichen. Es sind ehrwür-
dige Gestalten der besseren Vorwelt, bleibende Vor-
97) Bacçhylides beim Scholiasten des Apollonius a. a. Q.
98) Lycophron 537. und daselbst der Scholiast.
578
bilder für alle Zeiten und Geschlechter. Ein solcher
Priester und König begegnet auch dem Abraham, dem
Manne Gottes. Dieser kehrte zurück aus der Schlacht
der Könige. «Aber Melchisedek, der Hüzig von Salem,
trug Brod und Wein hervor. Und er war ein Priester
Gottes des Hóchsten. Und segnete ihn und sprach: Ge-
segnet seyst du, Abram, dem hóchsten Gott, der Him-
mel und Erde besitzet. Und gelobet sey Gott der Hóch-
ste, der deine Feinde in deine Hand beschlossen hat.
Und demselben gab Abram den Zehnten von allerlei »
(Genesis XIV, 18 f£). Grofsartiger und reiner ist wohl
keines jener Bilder aus der Vorwelt gehalten. —VYeit
stehen die Griechischen Dichtungen unter ihm. Es ist
auch eine typische Person, dieser Melchisedeh. Aber
welch ein Typus ? Man lese das siebente Capitel des
Briefs an die Ebrüer und erkenne! Nach einem sol-
chen Ausleger wird wohl Niemand unsere Deutung er-
warlen, Es sey also blos einiges Nothwendige zum Ver-
siándnifs unseres Ideengangs gesagt.
Melchi- zedek (147297) heifst König der Ge-
rechtigkeit. Er ist Priester und König Zugleich,
König ist er zu Salem d. i. in der Stadt des Friedens.
Er soll Jerusalem zuerst gegründet haben %). Er liebt
aber Abram, den Mann Gottes und den gerechten Strei-
ter. Er, der friedliebende, erquickt den Krieger mit
Brod und Wein. Er speiset und tränket, aber er
lehret auch. Er betet und segnet, und empfingt vom
Krieger den Zehnten aller Habe. Auch dem frommen
Aeneas begegnet auf seiner Fahrt ein König und Priester,
Es ist Anius, König auf Delos und Priester des Apollo.
Aueh Sohn des Apollo hiefs er, Mit ihm hatte ihn Rhöo
99) "Theodoretus Quaest. 64. in Genesin I, p. 77 ed. Schulz.
hält ihn für einen König in Palästina.
579
(Por6), die Tochter des Staphylus, erzeugt. Der wilde
Vater schliefst die schwangere Tochter in einen| Kasten
ein, und auf Delos, wohin ihn die Meereswellen getra-
gen, dort gebiert sie einen Knaben, und nennt ihn Anius
{(*Aviog), Sohn des Hummers, weil sie um seinetwillen
Kummer erduldet (4viaoSivai). Dieser ward nun Ho-
nig der Insel und Priester seines Vaters Apollo 100), Das
war ein alter Mythus, der schon in den Cyprischen Ge-
dichten erzühlt war, und den die ersten Historiker nach-
erzählten. Aber auch hier schon ist jene Erinnerung
patriarchalischer Vorzeit zu einem Kindermährchen in
dem Munde geschwätziger Hellenen geworden. Einfach,
still, grofs kommt und geht der Priesterkönig der gött-
lichen Geschichte. Er geht hervor aus der Stadt des
Friedens, speiset und segnet, und schon ist er dem Blick
entzogen, Vaterlos, mutterlos, ohne Nachfolge und
Geschichte. Doch das ist nun der Griechen Art, und
darum ist aueh ihr Mythus ein Niederschlag, eine Ver-
dunkelung heiligerer früherer Geschichte. Die Erläute-
rung der Bilder, womit dieses Mährchen vom Griechi-
schen Schmerzenreich, Anius, spielt, bedarf nicht
vieler Worte. Der wilde Sohn der Traube, Staphylus;
ist sein Eltervater, seine Mutter Rhôdo ist das Madchen
des Granatapfels 101), Sie ist in so weit eine neue
Kore-Persephone, wie der línabe ein neuer Dionysus.
Als Bacchus sollte Letzterer ja auch von der Weh-
100) Diodor. Sic. V. 62. und daselbst Wesseling. Virgil. Ae-
neid, III. 80 sqq. und dazu der Excurs von Heyne p. 470.
Pherecyd. Fragmm. p. 223 sq. ed. Sturz. Scholiast. Ly-
cophr. 570. p. 681 sq. ed. Müller. Conon. Narrat. 4t.
101) Auch Welcker in der Zeitschrift für Gesch. der a. K.
I. 1. p. 4t. sieht diese 'Pow für nichts weiter als eine Kora
an, welche die Laconier nach Hesychius $2oí(« nannten;
so wie Empedocles die Granatipfel ywsg@rod ugha.
380
klage den Namen haben (s. oben HL Th. p.125£.).. Wie
Bacchus zu Brasiä, wie Perseus zu Seriphos, so steigt
Anius auf Delos aus dem Kasten und aus wilden Wellen
ans Licht 10%). Aus dem Kinde der Sorge erwächst ein
Many des Heils, und was der wilde Traubenpflanzer ver-
derben wollte, wird ein Saame neuer Güter. Anius er-
zeugt die Frauen des Saamens , des Weins und des Oels.
Oeno , Spermo und Elais sind seine Töchter, Dionysus
gab ihnen die Kraft Wein zu schaffen in Fülle. Diese
Fülle nähret die Griechen im gerechten Kriege. Als sie
nach Troja schifften, waren sie bei dem Anius einge-
kehrt. Dieser rieth ihnen, neun Jahre vor Troja zu
liegen , im zehnten würden es die Götter in ihre. Hände
geben. Seine Töchter, versprach er ihnen, sollten sie
während dieser Zeit versorgen. Diese Versorgerinnen
heifsen seitdem Oenotropö oder Oenotrophö (Olvorpod-
or), Pflanzerinnen und Geberinnen des Weines 10),
Auch den Führern im. gerechten. Kriege, den Atriden,
ward ein Segen gegeben und ein gutes Zeichen im Hause
des Anius. Einen Stier gab ihnen dieser Priester und
Honig mit, dazu die Weisung: wo er aus dem Schiffe
springen würde, da sollten sie der Athene ein Schnitz-
bild aufrichten, So würden sie. glücklich fahren. Er
sprang zu Ándros ans Land. Seitdem hatte man auf die-
ser Insel eine Minerva Stierschlägerin (’ASnv& tavpor
zóog). Solche Wohlthaten wufsten die Griechen voa
jenem Anius zu rühmen 10, Das war eine Athene-
Praxidice ohne Zweifel, eine Minerva, die das Recht
liebt und Recht schafft,
102) Wir erinnern hier an den. nach der Fluth, betrübten. und
heiteren Noah.
103) S. Tzetzes und Pherecydes a. a. O.
104) Suidas in v«vgoró^o» LII. p. 425 Kuster.
So ist also auch hier wieder ein Stierpfad vorge-
zeichnet und ein Stierzeichen, Es ist gegeben vom
gerechten König und Priester, vom milden Versorger
in der Noth. Er speiset und versorget, aber er lehret
auch und segnet. Er giebt Zeichen und Bilder, und
neue Heiligthümer werden unter seiner Weisung gegrün-
det. Wo er ist, da gebricht weder guter Bath, noch
gute Nabrung. Neun Jahre lang giebt er den Griechen
Brod, Wein und Oel in Fülle. Im zehnten ist die Voll-
endung da. Das ist das Jahr des Heils. Den Zehnten
aller Früchte bringen fromme Vülker auch dem Heilig-
thume der Gütter dar. Der Stiergott Dionysus schafft
dieFülle. Er ist aufgestiegen aus dem Lande der Sonne;
vom Ammon und aus Ammon ist er gezeugt. Das Land
der Sonne, Aethiopien, hat ihn gesendet. Es ist auch
das Vaterland der Frommen und die Wiege der ersten
Pflanzer. Sie treiben den Ackerstier vor sich her, und
der Stierpfad wird zu Lande wie zu Wasser ein glück-
liches Zeichen. Auch aus dem Meere geht er hervor.
Von dort her ist auch Anius , der Mann des Kummers,
entsprungen. Aber aus dem Kummersohne ist ein Hei-
land erwachsen.
Wie den Deliern aus dem Hasten in den Meeres-
wellen ein Heiland , ein Lehrer kommt, so kommt auch
denen von Ceos ein Erretter. Das war Aristäus, der
Bienenvater. Anhaltende Dürre hatte das Eiland heim-
gesucht. Die Bewohner hatten ihn aus Phthia geholt,
um die schreckliche Noth zu wenden. Er kommt und
beschwichtigt die Gluth des Sirius. Er lóscht den Brand-
mann aus (s. oben III. Th. p. 354 £). Er ist der beste
Streiter (Aristius). Er opfert zuerst dem Juppiter -
Icmáus, dem Geber der Feuchtigkeit. Er rettet, giebt
Fülle und Lehre, stiftet Bilder und Gótterdienst. Mithin
ist der Bienenvater auch Gesetzgeber und Lehrer,
Konig und Priester , Speiseherr und Segner.
581
de
Hieraus wird es sich nun wohl begreifen lassen, wie
zu Ephesus, an'diesem Orte alter Religion, in dem
grofsen Tempel der Artemis Priester genannt werden,
deren Name zuerst Bienenkönige und dann Könige
insgemein bezeichnet: 'Eco/vsc, die zugleich Speise-
herren (éotidtopes) genannt werden , und in ihrem
Amte einer Regel unterworfen sind, die an patriarcha-
lische Sitte erinnern soll : an die reine, aber wilde Kost
der früheren Menschen, an eine Nahrung ohne Be.
schwérde, an ein sinniges und gerechtes Leben , an die
erste Stiftung bürgerlicher Ordnung, aber auch an die
gerechte Vertheidigung des vaterlündischen Bodens. —
Bienenkónige heifsen sie, weil die Biene ein nühren-
des, reines, sinniges, still wirkendes, Ordnung lieben-
des, aber auch streitbares «hier ist.
Án die meisten dieser Vorstellungen müssen wir
auch gedenken, wenn wir im Dienste der Ceres und Pro-
serpina den Namen Melissen, Bienen (MéAocar), als
einen heiligen Namen genannt finden, Es ist davon schon
oben die Rede gewesen. Eine Hauptstelle darüber ist
die des Callimachus (Hymn. in Apoll. vs. 110.), wo Span-
heim mehrere andere nachgewiesen hat; was mich der
Mühe überhebt, darüber weitlüuftig zu seyn. Nach Por-
phyrius (de Antro Nymph. cap. 18.) müfsten wir dabei
besonders an die Ceres- Chthonia denken, und an den
Honig als ein Bild des Todes. Dafs aber jener Name
einen weiteren Umfang gehabt, ergiebt sich aus allem
Bisherigen. Noch hann gefragt werden, ob blos die
Priesterinnen der Ceres ihn führten , eder alle in
ihre Geheimnisse eingeweiheten Frauen? Für jenes
scheinen mehrere Zeugnisse der Grammatiker zu spre-
chen, woraus Tanaquil Faber Anlafs genommen hat, im
Scholiasten des Theocritus (XV. 94.) Etaipas in iepeias
Zu verwandeln (s. die Note seiner Tochter Anna zur an-
geführten Stelle des Callimachus). Allein da auch He.
Qa
553
sychius (T. I. p. 566 Albert.) das Wort durch ai 756 A%-
Untpos uvotides erklärt, so sehe ich keinen Gruhd zu
zweifeln , dafs auch auf die der Ceres geweiheten Frauen
der Name Melissen ausgedehnt ward. Auch Mntooxohor
hiefsen übrigens die Priesterinnen der Ceres, wie ‘sie
denn selbst auch Mutter genannt wurde 19), Der äl-
tere Name aber war jener, nachher hiefsen sie erst
Metropolen. Ichbemerkedies deswegen, weilSainte-
croix 105) in die Worte des Hesychius den ganz entgegen-
gesetzten Sinn legt, aus offenbarem Mifsverstand oder
Gedüchtnifsfehler. VYir haben schon mehrere Beispiele
gegeben, dafs die Gottheiten selbst in den Mysterien be-
sondere, dem geheimen Gebrauche vorbehaltene Namen
bekommen haben. So war es auch mit ihren Dienern.
Der Name Melissa, Biene, al heiliges Epitheton ei-
ner Priesterin der Ceres oder einer Geweiheten über-
haupt, erinnerte nun gleich jeden Unterrichteten an
alle jene Traditionen von einem reinen Gottesdienste der
Vorzeit. Zuerst sollte er aus einem Eigennamen ent-
sprungen seyn, und von jener Nymphe Melissa herrüh-
ren, die bald Juppiters Ernährerin hiefs, bald der Men-
schen erste VVohltháterin. Sie hatte ihnen zuerst den
Genufs der Früchte gezeigt, und den Bienen von sich
selber den Namen gegeben (7). Wir dürfen uns daher
auch nicht wundern, wenn der Name Melissen auch auf
Priesterinnen anderer Gottheiten ausgedehnt ward 105),
Vielleicht hatten solche religióse Vorstellungen Antheil
daran, dafs der Name Melissa ein beliebter Frauenname
unter den Griechen blieb , auch in den höheren Ständen.
105) Hesychius I. p. 598 Alberti.
106) Recherches sur les myst, du Pagan. 'T. I. p. 242 sec. ed.
107) Mnaseas ap. Scholiast. Pindar. Pyth. IV. 106.
108) Vergl. Pindari Pyth. IV. 106, mit den Auslegern.
384
In früherer Zeit kommt er häufig vor. So hiefs =. B.
die Tochter des Epidamnus Melissa 1%) ; ingleichen die
Tochter des Regenten von Epidaurus, welche nachher
Periader, Tyrann von Corinth, zn seiner Gemahlin
wählte 110. Auch führt jene Pythagoreerin aus Samos
diesen Namen , von der wir noch einen Brief an die Clea-
reta über die Zucht und Tracht der Frauen lesen ft),
Sie erinnert uns an den Samischen Philosophen und Be-
fehlshaber Melissus 112). Auch die Frau des Philosophen
Carneades hiefs Melissa 13); um nicht mehrere Beispiele
anzuführen.
Es war ein Name von glücklicher Bedeutung. Die
Fülle des Segens, der Weisheit, der Unschuld und Ge-
rechtigkeit war domitgeseichnet Bienenweg wie
Stierweg waren Pfade der iltesten Cultur 14), Die Pa-
{ 109) Stephan. Byz. in Avééaxrov.
110) Athenäus XITI. p. 132 Schweigh.
111) Bei Wolf. Mulier. Graec. Fragmm. p. 133. und andet«
warts.
412) Plutarchi Pericl. cap. 26. p. 166. C.
113) Valerius Max. VIII. 7. 9. vergl. J. C. Wolf a. a. O.
114) Ueber die Verbindung des Stiers und der Biene, den
hauptsáchlichster 'T'ypen auf Münzen , und über ihre my-
sterióse Bedeutung s. auch Steglitz Archáologg. Unter.
haltt. II. Abth. p. 195. und besonders p. 196. — Ich deute
nur noch Folgendes an. Die Allegorie besagt: Aus dem
verwesendeti Stierleibe geht die Biene hervor, d.i. aus
der irdischen Materie, deren Bild der Stierleib ist, aber
ihr Flug und ihr Naturell erhebt sie über die Materie ;
sie kehrt zur Gottheit zurück, deren Theil sie war der
Seele nach. Also soll der Mensch , dem Leibe nach auch
von irdischem Stoffe genommen, durch immaterielles Le-
ben sich denselben Rückweg gewinnen. — Persephonische
Ueberreste reiner Mith: aslehre.,
385
triarchen der Vorzeit waren ihn gewandelt. Zeus der
Bienenvater und Stiergott und seine Söhne und Priester
Osiris-Dionysus und Aristäus der treffliche Abwehrer
und Geber der Fülle; Ceres auch, die Mutter und Seele
der Erde, und in ihrem Gefolge die Bienennymphen , die
Melissen mit ihrer süfsen Host, Speiseherren und Speise-
frauen. Zuerst aus den Bergen von Aetolien wilde Jà-
ger (Agrier), aber wohlthätige Bienenväter zugleich,
die das Weidmesser zum Zeidelmesser machen , und aus
der Wildnifs den sanften Honig spenden. Könige, in
deren Hand den Herrscherstab die Priesterbinde um-
giebt. — So auch in Dodona's Eichenwüldern und in den
Gebirgen von Thessalien. Dann Ackermänner und Die-
ner der Ceres und ihrer Honigtochter Melitodes - Perse.
phone 115); Briseische'Nymphen von Ceos und Creta
her, wo die Dienerinnen der Artemis oder die Artemis
selber Brito, die Süf'se, genannt ward (s. oben III. Th.
p. 353 f£) ; Jügerinnen und süfse Nymphen, und unter
ihnen ein mädchenhafter Knabe Bacchus Briseus, der
stfse,
Aber in ihm keimt ein Weingott, ein Geber vera
derblicher Gabe und süfser zugleich; ein Lürmgott er-
wächst in ihm. Was der Weinstock wirket, hat der
wilde Staphylus gelehrt. Erst im Enkel, im Manne des
Kummers Anius, in dem sanften Lehrer, ist dessen
Hitze abgekühlt, Dessen Muhmen Molpadia und Par-
thenos müssen des neuen Saftes Wuth empfinden. Sie
entschlafen, und im Erwachen finden sie sich dessen be-
raubt, wovon die Letztere den Namen hat 1/6), Das sind
115) Hierbei ist auch der Bóotische Kónig Hyrleus,, der Zeid
ler, der Bienenmann, nicht zu vergessen; wovon oben
II. Th. p. 381 f. geredet worden.
116) Diodorus Sic. lib. V. cap. 62.
IV. t
25
386
Lots Töchter in Griechischen. Inseln. Und noch ist der
Jammer nicht zu Ende. Nun müssen Schweine kommen
und die Weintonnen verschütten. Nun entfliehen die
Töchter dem Zorne des Vaters durch den Sprung vom
Felsen. Apollo rettet sie, und trägt sie nach der Cher-
sonesus. Dort stiften sie ihm einen reinen Dienst, Wer
vom Schweine gegessen, ja wer es berühret, ist unrein.
Ein Mischtranh aus Honig und Milch oder Wasser ist das
reine Trankopfer in ibren Tempeln. Denn das ange.
nehmste Geschenk für die Götter ist «Der gelben Biene
wachsgebildet Werk», wie Sophocles im Polyidus ge-
sungen hatte 117).
. Polyidus, der Seher mit dem hellen Auge, war ja
auch ein Mann des Honigs, dessen Gebrauch die Augen
klar macht. Er hatte aber auch das Stierzeichen gegeben.
Das waren bildliche Lehren aus den Curetischen VVeihen
von Creta, Alte Wahrheiten, ewige Gebote der Natur
enthielten diese Bilder. Honig und Wein hiefs da auch
so viel als Nüchternheit und Rausch, Maafs und Ueber-
maafs. Schweine und Fleisch vom Schweine : Fleisches-
lust, thierischer Trieb, Wust und Fäulnifs und Verwe-
sung. So versteht es der weise Socrates auch in der
Fabel von der Circe beim Homerus 11), Bausch bringt
Fleischeslust. Aber die Jungfrauen im Geist und Sinn
wenden sich wieder in Apollo's Dienste zur Frucht der
reinen Biene. Sie sind also Bienen, sie sind reine, sin-
nige Wesen. Sie nühren sich, aber sie füllen sich nicht,
sie Kosten das Siifse, aber sie reizen den Stachel der
zornigen Biene nicht. Das war Lehre der alten Weihen
des Zeus von Creta. Er heifst selbst der linde und
117) beim Porphyrius de Abstin. II. 19. p. 134 sq. ed. Rhoer,
vergl. Diodorus a. a. O.
118) Xenophon Memorabil. I. 3. 7.
T
ES
309
bittere (7mi06 stixoc) !!7). BSüfs und bitter ist des Men.
schen Theil, hárt und sanft , lind und herbe, Állé Leh:
rer und Lehrerinnen, dié auf dem Stierpfade. oder dem
Bienenpfade zu den Vólhern herüber wandeln, bringen
diese alte Lehre mit. Brito, die süfse Jungfrau, hat
den verwundenden Pfeil in-ihrer Rechten. Ceres, die
gute Mutter, bringt in der Tochter Persephone eine
Würgerin mit. Das Zeidelmesser ist auch ein Weid-
messer, und der Honigmann ein Mann der Jagd (&yoevc)
und ein Schláchter. Selbst die Getreidesichel wird in
den Hànden der Ceres- Proserpina zum Mordschwerte.
Auch der Mann der Tráube (Staphylus) hat zum Enkel
den Mann der Sorge, des Jammers — Anius. Bitter ist
das Leben. Die Galle ist sein Bild, die man auch bei
Opfern braucht. Des Todes Bild ist Honig, der sinfti-
gende, in den Schlaf einwiegende Honig 120), Daher hat
Ceres auch als Erdmuttér, welche alles Lebendige in
ihrem Schoofse verbirgt, Bienennymphen zu ihren Ge:
weihéten 121),
119) Da init diesem Epitheton sich eine ganz neue deen
reihe eröffnet , von Juppiters Tode, vom Juppi-
ter-Picus und von der Ceres als Wahrsagerin
ausdem Laute, so habe ich, um den Faden ‘nicht
abzubrechen , davon eine Uebersicht in einer besonderer
Excurs gegeben; s. unteü $. 11, und 12.
120) S, oben uhd vergl. Porphyrius de Antro Nyrnph; cap. 18;
121) Auch den Mohn lieben die Bienen (Virgil. Georg. IV;
181. und daselbst die Auüsleger). Es ist eine der Cereali-
schen Pflanzen (Cereale papaver). Daher der Mohi
unter den Attributen der Ceres ôfter vorkoinmt (8. Span-
heim ad Callim. Hymh. in Apoll. vs. 410. in Cer. vs. 44;
und Mitscherlich ad Homeri Hymn. in Cer. vs. 13.). —
Aui unserer Tafel XXXVII. hat Ceres neben dem Wei-
zen Mohnkôpfe in den Händen, um , wie Welcker iri
der Zeitschrift I. 1. p. 100. deutet ; auszudrücken , dafs
Aber sie sind auch Nährmütter, wie die Mutter Ce-
res, welcher sie dienen. Sie wirhen im Stillen, sie er.
wirken auch, wie die Bienen im Stillen bilden und wir-
ken. Diese erwirken die liebliche Frucht, von welcher
man nicht sagen kann, ob sie Speise oder Trank ist ; so
wenig als von der Götterkost. So erwirken sie etwas
Hôstliches und Erquickendes, und arbeiten nicht vergeb-
lich. Vergeblich sind die Drohnen (Thränen oder
Hummeln), welche nur lärmen und verzehren, aber
keinen Honig erwirken. Daher sind diese ein altes Sinn-
bild der trágen, unnützen Menschen 122. Sie sind auch
anderen Ursprungs als dieBienen. Letztere sind aus dem
Stiere geboren; erstere aus dem Aase des Rosses 123).
— Auch hier wieder ein Gegensatz zwischen Stier 1%)
und Rofs, beruhend auf alten physicalischen Ansichten,
und im Arcadischen Mythus von der Ceres- Erinnys und
von dem Rosse der Fluthen ebenfalls angedeutet. Wie
Ceres dort anfangs mit dem Rosse ringt, so hümpfen die
Bienen gegen diese Rofsgeburt
— — in Heerschaar
Wehren sie ab, die Drohnen, das tráge Vieh von den
Krippen 129),
Und wie die Bienen den unniitzen Drohnen in der alten
Physik (die freilich hier nicht aufser Acht zu lassen und
sie mit der nützlichsten Pflanze zugleich die grófste Frucht
barkeit verheifse.
122) Hesiodi 'Egy. 302. al. 279.
123) Servius ad Virgil. Aeneid. I. 435.
124) Auch der Mond, der Vorsteher der Zeugung , der vom
Stiere befruchtete und die Erde befruchtende Mond heifst
Biene, péuoea; Porphyr. de A. N. cap. 18.
125) Virgil. Georg. IV. vs. 168. nach Vofs, und daselbst die
Ausleger.
155
989
mit unseren Erfahrungen nicht zu vermengen ist)
entgegen standen, so standen in der Mysterienlehre die
Melissen mit ihren guten Gaben den Danaiden mit
ihren zerbrochenen Wasserhrügen gegenüber. Aber
auch hier wieder Segen und Krieg. Die nihrenden und
süfse Frucht bringenden Bienen wehren auch ab, und
sind, wenn es gilt, hriegerische Wesen , so friedlich sie
sonst leben. Von dieser Hriegslust der Bienen hat der.
selbe Dichter 125) eine sehr lebendige Beschreibung ge-
geben. Dadurch werden sie wieder ein Vorbild für die
Bienenváter und Priester, die dem Zeus und der Ceres
dienen, Darum heifst der Bienen- Juppiter Aristäus,
der 'lrefflichste im Kampfe, und unter seinen Abbildern
kommt ein sinniger Bienenvater vor, aber ein besten
Streiter, ein Aristomachus zugleich. Auch in diesem.
Sinne mögen die Eleusinier , wie wir oben hürten, weis-
heitliebend und kriegliebend zugleich genannt
worden seyn. Sanft und szrditbar, hart und mild.
— das ist das alte Cerealische Gesetz. Darum müssen
auch Alle, die dieses Gesetz verkündigen, hart und linde
zugleich seyn. Hart im Entsagen und im Ueben, damit:
sie abwehren können, wenn es gilt, Ungesetz und Roh-
heit, und vertheidigen die Heilsordnung ihrer grofsen
Götter.
Diese Regel. galt in alten Tempeln- der Volker: zu
Creta bei den Cureten, wo Juppiter den Bienen die
wunderbarsten Gaben verliehen, wo Melissa, die Biene
und Nymphe, aller Priesterinnen Vorbild ist; zu Dodo-
na unter den Kampfrüstigen, nüchternen , harten Selli
oder T'omuren ;. auch in Indien und Aethiopien, im fern-
sten Osten und Südosten, üben sich in dieser strengeren
Lebensart jene Weisen und Priester, welche davon den
126) Virgil. Georg. IV. vs. 67 i
990
Namen tragen, die Gymnosophisten 17), — Auch dort
finden wir dasselbe Bild der Biene als ein Attribut gros-
ser Gottheiten , und zu den lieblichsten Phantasien aus.
gebildet. Nur in einigen Localititen behauptet auch hier
die Natur ihre Rechte. Es giebt der Dienenarten viele,
worüber uns neuerlich ein grofser Naturforscher näher
belehrt 12, und dabei auch die Indische Biene angeführt
hat. Diese gehört natürlich den Indischen Gottheiten
an. Schon aus der Sacontala und aus den Erläuterun-
gen, welche Georg Forster dazu gegeben, geht unwider-
sprechlich hervor, dafs auch die Indische Mythologie
diesem Geschöpfe. die mannigfaltigsten Bedeutungen ge-
liehen hatte. Hier genügt es mir zu bemerken, dafs die
grofse Indische Biene von dunkelblauer Farbe dem
Krischna geweihet , und oft vorgestelltist, wie sie diesen
Gott umflattert, oder über seinem Haupte schwebt 129),
* Blau war die Biene Indischer Gottheiten, welchen
überhaupt die dunkelblaue Farbe heilig ist (s. oben L Th,
pag. 128.) Juppiter, der den Bienen alle guten Gaben
verliehen hatte, hatte die Bienen auf Creta erzfarbig
(qahxoerdeis) oder goldfarbig (xoAxà xpvaotióci Tapa
Agolar) gemacht 180), Wer die Art des Alterthums
kennt, welches in solche. heilige Bilder. möglichst viele.
Bedeutungen niederlegte, wird es vielleicht nicht un-
wahrscheinlich finden , dafs hiermit zugleich auf das,
goldene und eherne Weltalter angespielt war 131), "We.
127) Philostrati Vit. Apollon. HI. 45. VI. 10.
128) v. Humboldt Observations de Zoologie II. 5. 6.
129) S. Jones Asiatt. Abhandll. I. p. 226.
430) Aelian. H. A. XVII. 35. Diodor. V. 70. "P. I. pag. 387
Wessel.
131) Hesiodi ‘Egy. vs. 108 ff
994
nigstens ist es ge wifs, dafs die Meinung der Alten den
Bienen das Amt gab, den ätherischen Thau (den Honig),
der im goldenen Weltalter reichlich und lauter von
den Blättern der Bäume geflossen sey, vermischt mit
fremden Säften, kümmerlich in Wachstafeln, die sie
aus Blumensaft bilden, zusammen zu tragen 132, So
ist dieses gerechte und arbeitsame Thier zwischen das
goldene und eherne Geschlecht in die Mitte gestellt,
um die himmlische Gabe guter Gótter, als einen Nach-
lafs von jenem, diesem zu überliefern. Hier sind also
die Bienenhónige Hestiatoren oder Speisemeister; und
wenn die Speisepriester zu Ephesus 'Ecovs;, Bienen-
könige und Könige, hiefsen, so sollte dieser Name an
den Juppiter selbst erinnern, an den Bienenzögling und
ersten Bienenhünig 13). Dieser grofse Götterkönig steht
132) Virgil. Georg. I. 131. IV. 1. und daselbst Vofs.
133) 'Eccw4», wie ihn wirklich Callimachus genannt hatte, —
Bóttiger (in der Amalthea I. pag. 20 f£) , wo er die ver-
schiedenen Erzählungen von der Auferziehung des jungen
Zeus anführt , mufste natürlich auch der Sage gedenken,
nach welcher Bienen dem QGótterknáblein Honig-
seim'zugetragen , eben so wie des kleinen Bacchus Lip-
pen die Nymphe Macris mit Honig bestrichen (Apollon.
IV. 1136.). Es hat dies den gelehrten Mann veranlafst,,
in einer Beilage (C. pag. 62 f.) von der Bedeutung der
Cretensischen Bienen ausführlicher zu sprechen. ín dem
Umstande , der so hàáufig in alten Erzáhlungen vorkommt,
dafs ausgezeichneten Máünnern, wenn sie im Freien schla-
fen, Bienen Honig zutragen — man denke. nur an den
kleinen: Pindar , an. Plato , an Hierocles, des Hiero Vater,
an Horaz (der statt der Bienen jedoch Tauben nimmt)
u. s. w. bis auf christliche Zeiten herab — sieht er nur
Nachkiänge des alten Cretensischen Bienenzóglings. Hier-
auf bezieht er auch mehrere Gemmen mit einem Juppi=
terskopfe , unter und in welchem eine Biene gestaltet ist,
die man mit Unrecht auf den ZsJs dvojsiag, den Fliegen-
Pd
392
auf der Grünzscheide der Zeiten. Von seiner Wiege
holen unter Furcht und Zittern und in schrecklichem
Donnerwetter die Mánner des Erzes auf Creta den süs-
sen Honig 155. Das goldene Alter ist geschlossen, ge-
endet ist die selige Zeit des'gemeinsamen Besitzes. Wie
das gemeine Essen vom Fleische des Pflugstiers an
den Diipolien zu Athen an. Juppiter den Zertheiler, an
gemeinsame Noth und an das allgemeine Loos erinnerte,
so erinnert auch die zusammenlesende und mittheilende
Biene daran. Es ist die Zeit des getheilten Besitzes;
aber die Gerechtigkeit und das gerechte Vertheilen,
Mifsigkeit im Genufs, Weisheit im Denken, das sind
Erbgüter aus dem goldenen Zeitalter der frommen Men-
schen. Die Essener zu Ephesus, wie die Ditri (Aatzpoi)
zu Athen, sind in den Tempeln zu Austheilern bestimmt,
Sie sollen Abbilder seyn jener Dämonen (Aciporec), die
man auch in Wort und Begriff als Austheiler kannte
(s. oben HI. Th. p. 4.). Diese sind ja keine anderen als
die vergütterten Menschen des goldenen Alters. Es sind
fromme Dämonen, wie Hesiodus sie nennt (ebendas,
pag. 8.). Sie sind Beschützer des Rechts, Diener des
Zfus; sie geben Reichthum und Wohlfahrt aller‘ Art;
sie besitzen ein hónigliches Ehrenamt (ebend. p. 8.).
Aber auch W eise sind sie in Wahrheit und nach ihrem
Namen (ebendas. p. 4.). Es treten mithin die Begriffe
von altem Königthum und Priesterthum in Einer Person
abwehrer, bezogen. Demnach würde hierher viel
mehr jener Juppiterskopf auf unserer Tafel V. nr. 3. ge-
hören, den ich oben II.'T'h. p.86. 487. 531. mit Winckel-
mann auf den Zeus dromvios bezogen hatte. Auf die übri-
gen interessanten Bemerkungen wollen wir hiermit zugleich
unsere Leser verwiesen haben.
134) Antonin. Liber. cap. 19. vergl. unten den Schlufs des
Excurs $. 12.
395
vereinigt , nach dieser VVendung, mit der Lehre von
den Dämonen in Verbindung. Hiermit hängt auch die
andere Ansicht zusammen, nach welcher der Dämonen
Amt es ist, die aus dem Gôttersitze herabkommenden
Seelen in Leiber zu vertheilen. Sie führen sie ein in die
Korperwelt unter den Kreis des Mondes, aber sie wollen
sie nicht versenkt wissen in die Materie, Sie schweben
um den Heerd der Háuser und der Städte (éorroëxou;
s. oben II. Th. p. 18.) Die Flamme soll rein bleiben.
Unordnung und Ungesetz ist ibnen ein Greuel, und die
Obrigkeiten sollen sie zum Muster nehmen (ebendas.
pag. 9. 18.). Auch Plato, der so gern auf altreligiüse
Vorstellungen anspielt, bezeichnete die Dámonen mit
einem Namen aus der patriarchalischen Welt. Hüter
und göttliche Hirten nannte er sie (ebendas. pag. 65.).
Eine Heroenlehre ist dem Volke gegeben , worin es von
dem Thun und Lassen derer belehrt wird, die auch im
Leibe gelebt haben, aber nicht leiblich blos, sondern
in edlerer Sorge für das Vaterland und seine Götter;
weswegen sie auch selbst zu der Würde von Halbgöttern
und Göttern erhoben worden. Zu diesem besseren Stre:
ben ist die Heilsordnung von Sülinopfern und YVeihun-
gen eingesetzt, und diejenigen, die zuerst den Acker-
stier gebändigt und geschlachtet, die Hirten, welche
die süfse Kost des Honigs gebracht, die Fleischverthei-
ler, die Bienenvüter, haben, indem sie für den Leib ge-
sorgt, auch die Mittel gezeigt, wie das Volk gereinigt
werde und ausgesóhnt mit den Gôttern. Der reinigende
Honig war das versühnende Opfer, und der Name der
reinen Biene war der würdigste für Priesterinnen und
Priester.
394
§ 7
Erzklang; Cerealischer Weg der Seelen
und der Siedler.
So strebt das eherne Geschlecht dem goldenen nach,
Die Männer des Erzes auf Creta holen Honig von Juppi-
ters Wiege, und die Cureten auf dieser Cureteninsel
fübren um das Gôtterkind und um seine Amme,; Me.
lissa, womit die eherne Zeit beginnt, ihre Chóre auf.
Damit Kronos, der Kinderfresser, das VVimmern des
Knaben nicht höre , schlagen sie nach dem Tacte Speer
an Schild, Erz an Erz, und bewegen sich in reissendem
Tanzschritte 15). Das sind Planetentinze , wie man sie
—
135) Lucretius II. 633. Ueber die Cureten vergl. oben II. Th,
p. 41. p. 308. Not. und p.768 ff, Wenn sie den jungen
Zeus; den Rhea in eine'Hóble auf dem Ida vor dem Kine
der fressenden Saturnus geflüchtet, mit ihrem Waffentanz
umklirren , so heifse dies, meint der witzig - combinirende
Bóttiger (Amalthea I. p. 14.) , historisch ausgedrückt , so
viel als: derin Creta ausgebildete Waffentanz wurde die er-
ste Liturgie oder Cqremonie des noch jungen, neuen Jup-
piterdienstes. So entzieheir die Cureten durch W affentanz
und Erzgeklirr (man sehe unsere Tafel XXXVIHI. nr. 1.)
dem Kronos das Kind, ziehen es sorgfältig auf” und lei-
sten so. dem kleinen Zeus dasselbe, was die Satyrn dem
Bacchus , haben auch wohl daher ihren Namen erhalten
(&id ró wovugorgoQsiv roy Aa vado xuiDucay cg T(95-
wYogias , sagt Strabo X. p. 718. B. Vol. IV. p. 172 Tzsch.).
Nachdem, was früher bereits Meursius und Andere über
den Waffentanz der Cureten, der mit dem Waffentanze
der Salier (s. oben II. p. 98t ff. 958.) gleichen Ursprung
und Zweck gehabt zu haben scheint , bemerkt hatten, hat
néulich Bóttiger in einer eigenen Beilage (B. p. 48 f. a,
a. O.) sich darüber erklärt. Er betrachtet die Cureten
als wirkliche Éntwilderer und Verbreiter eines. mensch-
licheren Gottesdienstes, mittelst gewisser Einweihungen,
und Corporationen: ,dervon Cretaausgehende
395
auch in Samothrace sah, und wie sie zu Sparta, wo die
Mondfrau Helena einst den Reigen angeführt hatte, län«
ger üblich geblieben. Sonne und Mond und die Sterne
in ihrem Kreislaufe wurden darin nachgebildet. Aber
es waren Kriegstünze zugleich ,' die an den beginnenden
Nothstand erinnern und zum Kampfe vorbereiten sollten.
Dieselben Planetengätter haben aus den Tiefen der Erde
ihr Erz bervorgewirkt, und die Cureten zu Creta sind
ihre Arbeiter und ihre Diener und Priester. Ihre Feinde
sind die Kinder der Erde, die wüsten, ung .chlachten
Titanen (vergl. oben 111. Th. p. 388 ff), An dem geord-
Juppitersdienst verbreitet sich durch den
Gebrauch eherner Waffen.“ Denn gehirtetes
Erz ist hier noch die einzige Schutz - und Trutzwaffe ;
5é¢ und &op, Spiefs und Schwert, wie «»óg der
Helm, sind aus gehártetem Erze. Um nun jene rohen
Cretenser an den Zwang und die Last eherner Waffen
zu gewóhnen , um ihnen den Gebrauch derselben zu er-
leichtern, erfand Minos- Zeus (denn ein menschlicher,
nachher vergótterter Kónig ist ihm der Cretensische Zeus
und nichts weiter) zum ungeregelten Kriegestanze seiner
rohen, wild - kriegerischen Völker bestimmte Evolutio-
nen, wo Angriffs - und Vertheidigungsstellungen in einem
mythischen Tanze tactmáfsig dargestellt wurden. In Sparta
bekam, alsdann dieser 'Tanz den Namen Pyrrhiche; in
Phrygien, überhaupt in Kleinasien , schmolz er mit dem
orgiastischen Reigen der Corybanteri (sieh. oben II. Th,
p. 41.) zusammen, und wurde mit Phrygischer W eich-
lichkeit gepaart. — Dafs ich mich mit diesen Ansichten
durchaus nicht vertragen kann, sondern diesen gelehrten
Archäologen vielmehr bei allen Sternen , deren Sphärens
tanz das Urbild aller Curetentänze ist , beschwören müsse,
sich doch endlich von dem gottlosen Evhemerismus zu
bekehren — das brauche ich dem aufmerksamen Leser,
nach allem Obigen , nicht erst zu sagen. — Den Cureten-
tanz zeigt uns das marmorne Bruchstück im Museo Pio
Clementino Tom, IV. tav. 9.
396
neten Chore der Cureten hat Juppiters Amme, die Bie.
nennymphe Melissa, VVohlgefallen, Dadurch wird ihe
himmlischer Pflegesohn gerettet. Auch die Biehe, die.
ses königliche, göttliche Gescbópf, das sich so gern un.
ter den Willen eines Königs fügte, und ein Bild des
Gehorsams und der Ordnung war 186) , hatte einen leben.
digen Sinn für Wohllaut und für gemessene Bewegung.
Darin setzte es der religióse Glaube der Vorwelt dem
Delphine gleich (vergl. oben II. Th. p. 602.). Noch Vir-
gilius gicLt den Rath, zu glücklicher Einfassung der
Bienenschwärme nicht blos Blumen und Pflanzen zu
brauchen, die den Bienen lieblich duften, wie die Me.
lisse, sondern er fügt auch hinzu :
Reg' auch klingendes Erz und den Hall der cybelischen
Cymbeln.
Eben so glaubte man die Biene für harmonischen Gesang
empfänglich 137),
Wenn wir bei diesen naiven Vorstellungen und
Einbildungen, die kein Denker, wie Aristoteles, aus-
zuklären oder zu vertilgen vermochte, stehen bleiben,
und uns in den Kindessinn ältester Zeiten versetzen , so
werden'wir auch leicht einsehen, wie aus dieser Einen
Wurzel Aberglaube und lóbliche, religióse Sitte zugleich
erwachsen konnten. Von jenem sprechen wir zunächst.
Das Erz oder Kupfer war von Alters her dem Dienste
der Götter geweiht... Es sollte ein heiligeres Metall als
andere seyn 13). Hörner, welche.dureh ihre gekrümm-
te Gestalt dem Monde befreundet waren, haben wir im
Dienste der Cybele gefunden (s. oben H. Th. pag. 39.)
—
136) Virgil. Georg. IV. vs. 210. und daselbst die Ausleger.
137) Virgil. Georg. IV. vs. 64, und daselbst Vofs.
138) Servius ad Virgil. Aeneid, E. 448.
597
Auch der Klang des Erzes war, wie der Biene, so der
Luna angenehm. Luna, als Góttin der Zeugung, hiefs
ja selbst auch Biene 139), Als Hecate ist Luna alles Zau-
bers furchtbare Mutter. Aber auch hier wieder Zauber
und Gegenzauber. Denn auch Luna, auch die mächtige
Göttin des Mondes, wähnte das Volk, kann durch ma-
gische Künste und Formeln verfinstert, bezwungen, ja
sogar auf die Erde herab gezogen werden. Das war al-
ter Wahn von Pontus und Oberasien her; und Thessa-
lien, das Land der Brandmänner, ward auch das Vater-
land der Hexen, Wie früh dieser Glaube, einem bösen
Kraute gleich, in Griechischen Ländern gekeimt habe,
lehrt schon die Stelle des Aristophanes in den. Wolken
(vs. 749) , wo eine Thessalische Zauberin den Mond auf
die Erde herab ziehen soll. Dieser Noth und diesem
Hampfe des Mondes, wühnte man weiter, mache Erz-
klang, Hérnerschall und Geschrei ein Ende. Noch im
Zeitalter des Augustus und spiter hegte der gemeine
Mann zu Rom und in den Provinzen diese alte tief ge-
wurzelte Einbildung 140), Diesen Künsten waren die
Sonnenkinder von Colchis ergeben, wie namentlich Me-
dea bei Ovidius beschrieben wird. Der Glaube daran
beruhete auf alten Naturansichten, und hing zusammen
mit achtbaren Instituten, Daher er auch selbst mit der
139) Micra; s. die oft angeführte Stelle des Porphyrius de
Antro Nymph. cap. 18.
140) S. Virgil. Eclog. VIII. 69. mit den Auslegern. Tacit.
Annal. I. 28. und dort Lipsius. Ovid. Metamorph. VII.
207. und daselbst die Ausleger. Juvenalis Sat. VI. 442.
und dort Ruperti. — Eine sehr lebendige Vorstellung des
Kampfes der Diana und Hecate mit den Giganten sehen
wir jezt auf einem Bilde im Museo Chiaramonti I. nr. 17.
Dort ist auch eine berühmte Statue der Ceres mitgetheilt
nr. 16. Mehrere hierher gehörige Bildwerke giebt jezat
Millin in der Galerie mythologique.
398
christlichen Religion nicht ganz ausgegangen ist, wie
das Glockenläuten zur Abwendung des Wetterschadens
und andere Gewohnheiten beweisen. Auch in den Ce.
realischen Religionen findet sich der Gebrauch von
Erzklang, und zwar in einer so sinnigen Bedeutung, dafs
wir nicht umhin können, auch davon noch kürzlich das
Wesentliche zu bemerken.
In diese neue Ideenreihe führet uns ein bewährtes
Schriftsteller ein. Es ist Apollodorus in seinem Buch
über die Gottheiten , wovon uns der Schoiiast des Theo.
critus ein hierher gehóriges Fragment mittheilt (ad Idyll,
II. 36.). Dieser belehrt uns, dafs die Alten an ein eher.
nes Instrument schlugen vorerst bei Mondsfinsternissen,
sodann bei den Todten, im Fall der Abgeschiedene rein
und frei von schwerer Schuld war. Daher diente dieser
Beckenklang zu jeder Entstihnung und Reinigung. Auch
zu Athen, berichtet Apollodorus weiter, schlägt der
Hierophant das Instrument («6 Zxctov), wenn man die
Hore (Proserpina) ruft; und wenn zu Lacedimon ein
König gestorben, pflegen sie das Becken zu schlagen 141),
Eine inhaltsreiche Nachricht. Was zuvörderst das Wort
betrifft , so heifst dasselbe Instrument oder Becken auch
xaÜhxeioyv, . Die neueren Griechen bezeichneten auch wohl
das gekrümmte Horn (das Mondshorn) damit, und nann-
ten es zuweilen mit der Rómischen Namensform, die
freilich wieder Griechischen Ursprungs ist, Boéxivoy 142),
Wir unterscheiden den acustischen und den symbolischen
Gebrauch, welchen die Alten von den ehernen Gefäfsen
141) Vergl. a. a. O. und Apollodori Fragmrn. pag. 401 sq. ed,
Heynii.
142) S. Hesych. I. 1667. und dort die Ausleger, und jezt Zo«
naras pag. 1017. und daselbst Tittmann, in dessen Note
Aristophanis N u b. 291. zu schreiben ist.
599
machten. Von dem ersteren redet der Scholiast zur an-
geführten Stelle des Aristophanes, womit man den Ma-
thematiker Theon (de Mathem. Platonis locc.. cap. 12.),
ingleichen den Vitruvius (lib. V. cap.5. und dazu Schnei-
der pag. 345. zu seinen Eclogg. phys. pag. 175.) verbin-
den mufs, Eherne Gefilse dienten nämlich in Theatern u.
dergl. dazu, den Ton gehürig zu leiten und zu verstär-
ken. Dies genüge uns hier zur Bemerkung der ersten.
Anwendung, da wir es nach unserm Zwecke nur mit der
zweiten zu thun haben.
Jenes Becken in der Hand des Hierophanten hatte
schon über tausend Jahre vor Christi Geburt getünet.
Es war die Ceresglocke (wenn man das #xeiov so nennen
wil), welche die Colonie der Chalcidenser nach Cuma
in Italien geleitet hatte. Zwei Attiker, Hippocles und
Megasthenes , waren Führer der Colonisten. Entweder
eine voraus fliegende Taube, oder der Hlang des Erzes,
wie man es bei nüchtlicher Weile in den Cerealien an-
stimmt, hatte ihnen den Weg gezeigt 143), Taube oder
Erzhlang — beides gehórt der Ceres und Proserpina an,
und Attische Anführer konnten kein heiligeres Zeichen
wünschen. Dasselbe Zeichen erhielten auch in dem al-
ten Lande der Ceres, in Bóotien, die Tanagriüer. Als
sie neue Wohnplátze suchten, gab ihnen Ceres die Wei-
sung, so lange zu wanderm, als sie den Erzklang hor-
ten, und wo er schweige, da sollten sie sich nieder-
lassen 14), — VWVenn man zu Eleusis der Proserpina
ruft, wenn Völker wandern, dann beginnt neue Zeit,
Frühling kehrt wieder mit der Rückkehr der Proserpi-
na. Sie heifst ja der Frühling selbst. Welches Zeichen
143) Vellejus Paterculus I. 4. 1.
144) Ruhnkenius zum Vellejus a. a, O. und daselbst das Ety«
mologicum mscr,
400
könnte für den wandernden Ackerbauer glücklicher seyn?
Auch Memnon , der Sohn der Morgenróthe, wenn er die
ersten Sonnenstrahlen mit Hlang begrüfst, ist in Aegyp-
tischer Sprache als Amenophis ein glüchlicher Prophet,
ein guter Verkündiger (s. oben L. 'Thap. 452 ff. beson.
ders p. 454.). Auch als Osymandyas, als Konig des gol-
denen Jahresringes , soll-er von dem redenden Steine
den Namen haben (ebendas.) Der alte Glaube an die
Zauberkraft des Beckenklanges hing auch hiermit zusam.
men. Von den Beckenorakeln und der Wahrsagerei aus
Erzgefifsen habe ich anderwürts gehandelt. Hier be.
merken wir nur, dafs das Rufen der Proserpina durch
Beckenklang und die Entzauberung des mit finsteren Gei.
stern ringenden Mondes im Grunde, auf ein und derselben
Vorstellung beruhet. Auch dann noch bleibt derselbe
Sinn, wenn wir die VVorte* des Apollodorus (a. a. 0.)
ví Kópnc imixolovuévgg; im Medium nehmen: «wenn
Hora um Hülfe ruft». In dem ersten Falle haben wir
— dafs ich so spreche; ich will damit kein wirkliches
Glockengeläute bebaupten — ein Geläute des Aufgangs ;
im zweiten ein Todtengeläute. Auf- und Untergang,
Abend und Morgen, Frühjahr und Herbst — diese Be.
griffe sind offenbar mit jenem symbolischen Erzklange
verbunden. Im Frühling rufte der Phrygier seinen Attis
durch den Laut der Hórner und Becken, vnd auch der
Góttermutter liefs mar alsdann das Erz erklingen 14),
Im Frübjahre, wenn die Vôlker ziehen und Colonisten
wandern, dann rühret man das Erz. Das that'auch der
Römer noch. Im Frühling (am 23. März) feierte er das
erste Tubilustrium oder die erste Trompetenweihe. An
diesem T'age wurden auch die Waffen gerührt, und dem
Mars und der Nerine (der Tapferen nach der Sabiner-
145) S. oben IT. Th. pag. 39 f. vergl. die Ausleger zu Ovid,
Fast. Il. vs. 740. -
401
sprache) Opfer gebracht 1%). Also Glück dem neuen
Pflanzer, Glüch dem Acherbauer und Glück dem Manne
des Krieges — das Alles sollte vorerst der Hlang des
Erzes bedeuten. Aber auch Heil dem frommen Todten.
Dem abgeschiedenen Hünige gaben die Spartaner den
Glockenton zur Begleitung mit. Auch wann die Sonne
sinkt, wann das Jahr in das winterliche Dunkel nieder-
taucht, dann giebt das tónende Erz das Zeichen. Also:
Herbstgelüute, Hünigsgeláute, Todtengloche. Aber auch
ein Geláute für dic wandernden Seelen. Das auch diese
Bedeutung in jenem Anklingen des Erzes lag, liefse sich
von einer andern Seite zeigen, wenn es hier der Ort
wire, in die Pythagoreischen Lehren von der Harmonie
der Sphüren einzugehen, wovon wir noch bei Cicero im
Traume des Scipio populäre Andeutungen lesen, und
bei dessen Erhlárer Macrobius, worauf ich hier verwei-
sen hann. Aus der angeführten Stelle des Apollodorus
wissen wir schon, dafs das Anllingen des Erzes bei den
Alten ein Reinigungsmittel überhaupt war. Nachdem
er von dem Geläute bei frommen Todten geredet, fügt
er diese Bemerkung von der Entsühnung hinzu. Was
ist also natürlicher, als folgende Ideenreihe: Durch den
Klang des Erzes, des den Güttern heiligen Erzes (sieb,
oben Servius), wollten die Álten der Proserpina zu Hülfe
kommen, wollten dadurch die Rückkehr der grofsen
Jahresgöttin zum neuen Leben bewirken, und die Luna
wollten sie dadurch befreien helfen von den finsteren
Mächten , die sie verdunkeln. Auf gleiche Weise sollte
auch der Klang des reinen Erzes die Seele reinigen und
sie entzaubern von der Macht der finsteren Dämonen,
Aber es sind der Stufen viele, die der Seele vorgesetzt
sind. Es ist ein langer Weg, der Weg der Rückkehr;
146) Joh. Lydus de mense. p. 85, vergl. Ovid. Fast. ILI, 819,
rv ,
Ov 26
/
auch wandern immerfort Seelen auf und ab. Darum tünte
immer und immer das Bechen zu Dodona, oder wie
Demon 14) wollte: die Bechen tónten in Einem for,
weil der Seelen Wanderung lange Zeit hindurch dauert,
Das ist das nimmer schweigende Becken von Dodona,
welches auch noch in einem andern Sinne zum Sprich.
wort genommen war (vergl. oben II. Th. pag. 475.). So
lange die Seelen wandern, so lange tónet dieses Erz,
und die Tanagriischen Pflanzer sollten «so lange wan.
dern, als die Glocke der Ceres tónte». —
Vólherweg, Seelenweg, das sind hierbei die hervor.
tretenden Begriffe. Es richtet der Erzhlang den Lauf
der Volker; er bestimmt die VVanderungszeit der Pflan-
zer aus einem Lande in das andere, und die der Seelen
in und aus dem Leben. Aber der T'onweg war auch der
Weg der Bienen. Erzklang und Wohllaut lockt sie,
und halt sie fest in ihrem Fluge. Sie sind das Vorbild
aller Colonisten. Senden sie doch selber Pflanzungen
aus ihren volhreichen Staaten. Darum war die Biene
ein altes Symbol der Colonien, vielleicht auch auf Mün.
zen Griechischer Stádte (s. oben II. Th. p. 184.). Auch
das Bild der Zeugung war die Biene. - Nicht ohne Ton
und Laut geschieht die Wanderung der Seele in den
Leib, aber nur das Ohr eines Gottes vermag ihn zu ver.
nehmen. Der Sonnengott, der Gott der Zeiten und der
Zeugung, jener Mithras, der den Stier ergreift, und
mit dem Stieropfer den Anfang des irdischen Lebens er-
147) S. oben IV. Th. p. 166, wo der Scholiast des Homerus
ed. Villoison. Ayuwy hat. In der Gronovischen Abschrift
des Fragments von Stephan. Byz. de Dodone stand fch.
lerhaft Mesvsóvjwv. Ich hatte früher Az4w» corrigirt (s,
Dionysus p. 46.). Jezt sehe ich, dafs die andere Hand.
schrift in der Biblioth. Coislin. p. 285. diese richtige Les-
art auch hat.
102
403
öffnet, dieser ist es, der die Zeugung heimlich hört 148),
Vorzugsweise aber heifsen die Seelen Bienen, die ein
gerechtes Leben führen wollen, die wohlgefällige Werke
thun, die sieh rein erhalten, und auf die Rückkehr den-
ken. 149), Das sind also dieselben Seelen, denen der
Klang des reinen Erzes im Tode zu Theil wird, jener
Wohllaut, der an die Harmonie des Lebens erinnert,
und auch der gerechten, reinen und unschuldigen Biene
wohlgefällt (ebendas.).
Also immer wieder Stierpfad und Pfad der.Gütter
und der Religionen und Pflanzungen unter rohen Völ-
kern, ja Stierpfad oft Weg der Nationen selber. So
auch der Flug der Bienen deutlich bezeichnet als ein
Weg der Cultur und des heiligen Dienstes. In den Hin-
den dieser Bienenváter und Vólkerhirten wird das eherne
Bechen der Bienenzucht ein Erz der Ceres, ein hei-
lges Geráthe, und das Messer, womit der Stier ge-
schlachtet wird, zugleich zu einem Opfermesser. So
steht die Biene neben der Aehre auf Münzen alt. Grie-
chischer Stádte, und erinnert die Nachkommen an den
Ursprung ihres Wohlstandes und ihres Glaubens (s.oben
I. Th. p. 184 £). Auch Ephesus hat die Biene auf sei-
nem ültesten Gelde (ebendas.), und die beiligen Opfer-
priester dort hiefsen Bienenkhónige (‘Eooñves) 150),
148) à vv “yéveom AedySérug duovey Porphyrius de Antr. Nymph.
cap. 15. p. 18 Rhoer.
149) Porphyrius a. a. O. p. 19 Rhoer.
150) dr 700 Ecw 8vs@so9ar sagt das Etymol. m. p. 382. So auch
Etym. Gud. p. 213. Der Name ist aber gewifs orientalischen
Ursprungs. Abernichtblós den Münzen von Ephesus, aus
älterer und späterer Zeit, ist die Biene als stehender
Typus aufgeprägt, aus den oben bemerkten Gründen,
sondern auch andere Städte und Inseln wählten diesen
Typus, wie Aptera auf Creta, Athen, Smyrua, die Inseln
Cartháa, Julis, Arades u.s. w. S. Stieglitz Archäolog.
Unterhaltt. II.£p. 194 ff,
404
69. 8.
Die Essener und Essäer. Name und Ursprung
derselben.
Einen ganz übnlichen Namen führte eine merkwür.
dige Religionsgesellschaft unter den Juden. Gelehrte
Alterthumsforscher haben schon die Essener der Heiden
und die Jüdischen Essäer zusammengestellt 151), Was
den Namen betrifft: 'Ecozgvoí, 'Ecoaiov, so wissen
wir urhundlich nichts Bestimmtes. darüber. .Desto meh-
rere Vermuthungen sind gewagt worden. Der grofse
Scaliger (de emend. Tempp. VI. p. 221.) leitete ihn erst
ans dem Syrischen her, wonach sie die Frommen,
die Reinen geheifsen hätten. Nachher gab er diese
Meinung selbst wieder auf, und erklärte den Namen aus
dem Chaldäischen, die Stillen. Die Erklärung des
Hesychins (I. p. 1466 Albert.) ’Ecoivior durch pdvzey
bezieht sich wohl auf diejenige Deutung des Wortes,
wonach man es von TA uavctia herleitete, — Salmasius
(ad Solin. p. 611 sq.) bezog die Erklárung bei Hesychius
auf den Realbegriff der Weissagung, weil nimlich Pro.
pheten unter den Jüdischen Essüern gewesen. , "Toup
wollte hingegen die Glosse des Hesychius auf die Ephe.
151) Quellen: Philo Quod omn. prob. lib. p.876sq. p. 457sqq.
Mangey. und de vita contempl. p. 801. p. 473 Mang. Jose-
phus de B. Jud, lib. HI. cap. 8. 13. p. 165 Haverc. Antiqq.
Jud. lib, XV.10. XVIII. 1. p. 776sq. und p. 871 sq. Haverc,
Aus Philo: Eusebius Pr. Ev. VIII. p. 379. und aus Joses
phus: Porphyrius de Absün. IV. 115qq. pag. 331. sqq.
und daraus wieder Euseb'us Pr. Ev. IX. pag. 404; auch
theilweise Cyrillus contra Julian. V. p. 180 Spanh. Epi.
phanius haeres XIX. p.40. Plinius H. N. lib. V. cap.17,
Chrysostomus in Acta Homil. XVIII. Suidas in 'Eccaio,
und Zonaras Lexic. Gr. I. pag. 877. Hiermit mufs man
jezt die Bemerkungen von Bengel über den Essäis-
mus in Flatt’s Magazin für christliche Dogmatik und Mos
ral VII. St. p. 126 f£. verbinden.
403
sischen Opferpriester beziehen, und deswegen ’Koaäves
lesen (Emend. T. III. pag. 536.). Dafs die Ephesischen
Essener auch Weissager waren, und z. B. aus den Ein-
geweiden der Opferthiere prophezeit haben, oder aus
der Opferflamme , làfst sich schon nach der ganzen
Analogie, und nach Allem, was wir oben über die Reli-
gion der Ephesischen Diana bemerkt haben, vermuthen.
Welche Meinung nun auch über den Ursprung des Na-
mens 'Ecoqv»ot und 'Ecorvec, bei Heiden und Juden, be-
liebt werden mag, gewifs dürfen wir nicht an eine Grie-
chische Wurzel denken, wie Is. Vossius (zum Hesychius
a. a. O.) thut. So oft also auch darin gefehlt seyn mag,
dafs man ausländische Wurzeln suchte, wo sich ein Wort
ungezwungener selbst aus dem Griechischen herleiten
liefs; so bleibt es hinwieder, besonders bei religiósen
VVüórtern, unbestreitbar wahr, was Eustathius so oft
eingeprägt : « wenn ein VVort ausländisch (B&pBapor) ist,
so soll man keine Hellenische Etymologie suchen» 152),
Ueber die sogenannten barbarischen Wórter in der Grie-
chischen Priestersprache liefse sich überhaupt Vieles sa-
gen. ‘Es ist keinesweges hierbei Alles mit Einem Maafse
zu messen , wie noch neuerlich geschehen, da man Eine
Stelle des Clemens so gebraucht hat, als ob nun Alles
der Art auf Priestertrug und Geheimnifskrämerei hinaus-
laufe. Wer wird es leugnen wollen, dafs ausländische
Worte und Formeln sehr häufig schlauen Betrügern als
Mittel der Magie und des Aherglaubens gedient haben?
Man vergleiche was der grofse Bentley (Epist. ad Mil-
lium pag. 491 sq. Lips.) darüher sagt, und was neuerlich
Coray darüber beigebracht hat zu der bemerkenswerthen
Stelle des Heliodorus (Aethiop. lib. VI. p. 219). Also
diesen Mifsbrauch stelle ich nicht in Abrede, Auch er-
152) Vergl. Eustathius 1625, lin. 31, und in Bezug auf 'Eseaic:
Tlitumann ad Zorn e ae Lex: I. p. 878.
400.
giebt es sich hinwieder von selbst, da(ís man keine. qus,
làndische Wurzel suchen soll, wo ein Wort sich als:
Griechisch ankiindigt. Aber dafs andrerseits auch wirk.
lich ausländische orientalische Wörter und Formeln’, in.
gleichen Priesternamen aus hohem Alterthum und aus,
der gemeinsamen Quelle aller gebildeten Religion," aug
Asien und Aegypten her, in Griechischen Tempeln er-
halten waren, und heilig beibehalten wurden, ist eben
so. zuverlässig und unbestreitbar. Ich mache absichtlich
diese aligemeine Bemerkung, weil wir im Verfolg gerade
in den Eleusinien eine Formel finden werden, die nach
den unzweideutigen Erlduterungen, die sich neuerlich
darüber ergeben haben , Indisch ist, und die sich nicht
als ein magisches Abra kadabrah späterer Vagabunden
ausdeuten läfst.
In Betreff jener Ephesischen Essener tréten noch
bestimmte Gründe ein, welche es hüchst wahrscheinlich
machen, dafs dieser Priesterorden, so wie sein Name,
Oberasiatischen , vielleicht bestimmt Persischen Ur.
sprungs ist. Zu Ephesus, im Dienste der Artemis, ha-
ben wir so viel Persisches gefunden, und unter andern
auch eine Priesterschaft mit Persischem Namen, die
Megabyzen (s. oben IL Th. p.195.). Wir haben oben ans
Pausanias ersehen, dafs diese Ephesischen Priester-
kónige, wie sie heifsen, auch Speisemeister ge-
nannt wurden. Dafür hätten wir einen Anlafs in dem
glänzenden Vorbilde aller Persischen Könige, im älte-
ren Cyrus, wenn sein Persischer Name eigentlich T00@%,
Speise, bedeutete, und also ursprünglich einen Spei-
sekönig bezeichnete, wie ein Sprachforscher hat be-
hanpten wollen 15%). Dazu würde auch jene Sage gut
stimmen‘, wonach er seinen Persern, um sie von dem
153) S. Burton AsVar. veter, ling. Pessicae p. 35.
407
Medischen Joche frei zu machen, das Bittere und das
Süfse erwies. Den einen Tag mufsten sie das Dornen-
feld graben, den andern erhielten sie Speise und Trank
in Fülle 154), Freilich ist diese Vorstellung urkundlich,
und in alten Religionen verbreitet. ImSonnenlande, wo
der Konig des Himmels fiirehterlich plaget, wo die Son-
nenstrahlen Alles versengen, dort ist auch der Sonnen-
tisch, So wire denn auch der Khorshid der Perser ein
bitterer und milder Konig zugleich. Das ist er aber oh-
nehin schon als Abbild der Sonne, und sein Name wird
doch wahrscheinlicher , wie oben bemerht wurde, da-
von hergeleitet, und nicht von dem Persischen Namen
Speise.
$. 9.
Fortsetzung.
Die Jüdischen Essäer.
Bestimmter weisen schon die Essäer der Juden nach
Oberasien, vielleicht nach Persien hin. Es ist aber die
Vermuthung der oben genannten Gelehrten sehr wahr-
scheinlich , dafs beide Namen und Institute (der 'Ecoávsg
und'Ecanvoi) aus Einer Quelle hergeflossen sind. Frei:
lich ist bei den Jüdischen Essáern nun Mehreres zu son-
dern. Zuvürderst die Essáer in Palástina sind doch sehr
zu unterscbeiden von den Aegyptischen Therapeuten des
Philo (a. a. O.). Sodann lebten die Palüstinischen selbst
in einer weiten Provinz zerstreut, wo manche örtliche
Umstände Veränderungen herbeiführen konnten. Auch
wissen wir aus Josephus bestimmt, dafs die Essäer theils
verheirathet, theils aber ehelos waren. Natürlich leb-
ten die ersteren nach einer etwas freieren Regel, ohn-
154) Herodot, I. 126.
4oó
gefähr den Laienbrüdern bei christlichen Mänchsorden
gleich. Es ist nichts wahrscheinlicher , als dafs diese
Jüdische Religionsgesellschaft eine Folge des Babyloni.
schen Exils und der dadurch gegründeten Bekanntschaft
mit Oberasiatischen Religionsideen war. Dies ist wohl
nach der ganzen früheren Lage des Jüdischen Volkes
historisch das VVabrscheinlichste. Mit diesem histori.
‚schen Blicke auf dieses bestimmte Jüdische Institut
sind wir freilich geneigt und auch berechtigt, die Be.
hauptung des Hugo Grotius (Epist. 552.) zu verwerfen,
der den Pythagoras aus der Essüischen Schule hervor.
gehen liefs. — Allein andrerseits hat dies wieder einen
guten Sinn, wenn er nur richtig gefafst wird. Es ist
nümlich dieser Essáismus der Juden nur eine Aeulserung
und ein neuer Zweig einer morgenlündischen Philosophie
und priesterlichen Lebensart, die schon in weit früherer
Vorzeit ganz unleugbar bis tief in den Abendlündern hin
ihre Colonien und Strahlen verbreitet hat. Ueber das
Orphische Leben habe ich mich oben erklärt. Ganz
ähnlich waren jene Selli bei dem Tempel des Juppiter
zu Dodona, die Homerus schon so kannte; und Val.
chenaer hat in der Diatribe Euripidea (p. 171.) bei die-
ser rauhen Lebensart der Dodoniér schon sehr richtig
an die Jüdischen Essäer und an die Gymnosophisten In-
diens erinnert; wie wir denn selbst im Vorhergehenden
unter den Japanern ähnliche Institute, nach neueren Be.
richten, nachgewiesen haben. Gerade dieser Allgemein.
heit solcher gottesdienstlicher Vereine wegen gedenke
ich dieser Jüdischen Essäer hier. Woher sie ihren
Ursprung genommen, daher sind auch jene scharf mar-
kirten Priesterschaften zu den Griechen gekommen: jeife
Tomuren oder Sellen zu Dodona, jene Karhinen in Lem.
nos, jene Orphiker in Thracien, die Cureten auf Creta
und die Essener zu Ephesus. Nur der Weg: war ver.
schieden und die nächste Quelle, ausder die Einen uud
499
die Andern ihre Lehre und Regel schipften. Die Wege
über Aegypten, iiber Ephesus und Vorderasien und über
die Pontischen Linder sind für Hauptstrafsen dieser Prie-
stergesellschaften zu halten. Gewisse Grundbegriffe und
Vorschriften blieben aller Orten, wo sie sich auch nie-
derliefsen, dieselben, sie gingen in den Pythagoreismus
über, wie in die Systeme Plato's und der edelsten Den-
her seiner Schule, bis in die Jahrhunderte nach Christus
herab. Es waren Lehren, die sich durch ibre Hraft und
Tiefe bewührt hatten, und daher immer das Eigenthum
der vollkommneren Menschen blieben.
Den Jüdischen Essáern ward, nach Josephus (a. a.
O.), der Vorwurf gemacht, dafs sie Sonnendiener
seyen 15), Schon Salmasius hat eine gründliche Ver-
theidigung für sie geführt (Plin. Exercitt. p, 611 sqq.).
Er hat unwidersprechlich gezeigt, dafs sie nicht eigent-
lich die Sonne, sondern einen hóchsten Gott angebetet
haben; und nach ihm hätte Brucker (Hist. crit. philo-
soph. II. pag. 768.) nicht nóthig gehabt, eine zwar weit-
liuftigere, aber weniger gelungene Schutzrede zu hal-
ten. Doch muís man Bruckern das Verdienst lassen, die
Nachrichten von den Essáern fleifsig gesanimelt und auf
die Geschichte der Philosophie angewendet zu haben.
Gleichwohl wiederholt der gelehrte de Rhoer zum
Porphyrius (de Abstin. p. 148. und 336.) den Vorwurf,
sie hütten herrlicher als billig von der Sonne gedacht
und geredet. Die Worte des Josephus (s. a. a. O. und
Porphyr. p. 335 Rhoer.), wopauf es hier ankommt, sind
zu Charakteristisch, als dafs ich sie übergehen könnte;
cpi» yàp &vacxsi» vÓ» $Auy — mavgiovg 3é Twos sig
a$vó» tóxóc ($Oiyyovvas) dgnso ixevcóorveg &voctilat.
155) Vergl. Starck Geschichte der Christl. Kirche des er-
sten Jahrh, 1. p. 167 f,
410.
Verbinden wir hiermit die Nachricht des Philo! (bets
Eusebius p..379.), so sehen wir allerdings, dafs sie:deg
Aufgang der Sonne mit Ungeduld erwarteten ,. und dafy
die durch Gebetsformeln ihn zu besehleunigen suchten,
Hier greifen wieder ganz ühnliche Begriffe ein , wie wir
sie.in den Cerealischen Religionen finden, und oben ig
Bezug auf Proserpina und auf den Mond nachgewiesen
haben; und jezt, nachdem wir die Zendschriften vor
uns haben, kann darüber haum ein Zweifel übrig blei
ben. Hiernach ist das Gebet die Waffenrüstung
des Parsen (Zendavesta Anhang Il. nr. 89. 20.). | Gebet
und Formel haben eine bindende.und lósende Gewalt,
und eine zwingende Kraft wohnt ihnen bei 156), Der
Parse bricht mit der Sonne Aufgang zum Kriege auf,
und zur Sonne kehrt er sein Gesicht in allen heiligen
Handlungen (ebendas. III. nr. 50. 217.). Die Sonne ruft
der Parse an neben dem Mithra (ebend. IL nr. 9.).. Sie
ist ihm das Grofse der Grofsen, sie ist dem
himmlischen Worte unterthan, und stirbt
nicht (ebendas. IT. nr.8g.). Aber sie ist geschaffen
(Bundehesch IL). Sie ist Ormuzd's Auge (ebendas,
Izeschne.H. I. IL). Aber alle Gebete des Parsen fangen
an mit Anrufung des Namens Ormuzd, und steigen dann
stufenweise herab zu allen reinen Wesen ( ebendas,
Izeschne H. 87. 2. nr. 91. Card. 5. und a. m. Orten). —
In diesem Sinne sind jene Nachrichten über den. Son-
nendienst der Essäer zu nehmen. Jener hohe Begriff
vom Lichte und vom Sonnenlichte drückte. sich natür-
lich, wie bei den Parsen selbst, und wie noch heut zu
Tage bei manchen Christen im Orient 157), auch in den
Gebeten und gottesdienstlichen Handlungen der Essäer
156) S. oben I. Th. p. 710 ff.
157) Hyde de Relig. vett. Pers. cap. t.
eV
au&, ohne dafs sie deswegen die'Sonne zum Gotte selbst
gemacht hátten. Jede Nacht ist ein Bild von Ahrimans:
Reiche Sie ist ein kleiner Streit des Ormuzd, Wachen,
und Wehren gegen die finsteren Michte ist daher dem
Parsi heiliges Gesetz... Immer und immer wird das 'hgix
lige VVort gesprochen, damit Ahrimans Reich nicht über.
hand nehme. Es ist ein kämpfender .und läuternder,
Geist, dieser Geist des Gebets. Er zwingt die finsteren
Hrüfte, und hilft dazu, dafs Ormuzd's Auge sich, öffne,
d.i. dafs die Sonne wiederhehre. .Es ist ganz derselbe
Glaube, der unter den Griechischen Vülkern die Ge-
bräuche herbeiführte, wodurch sie dem. verfinsterten
Monde gleichsam zu helfen bemüht waren. . In demselben:
Geiste war es auch, wenn man zu Eleusis die Proser4
pina aus der Unterwelt rief, oder wenn man ihr rief und
läutete, damit sie wieder aufsteige aus dem dunkelen Hause
des Pluto. Eben darum verweilten wir hierbei. ed
Ganz Persisch, oder wenn man will Médisch, ist
manches Andere in den Gebriuchen der Jüdischen Es-
süer, wie z, B. das sorgfültige Verhüllen ihres Leibes,
damit die Sonne ihre Blüfse nicht sehe 555) ; welches uns
die Vohlstandsregeln der alten Perser ins Gedácbtnifs
bringt, wie sie Xenophon (OCyropaed. I. 2. $. 16.) Ns
zählt. Anderes ist sehr charakteristisch, wie die Ent“
haltung von Fleischspeisen, die strenge Absonderung
des Gemeinen vom Gottesdienstlichen, und die Entfer-
nungealles dessen aus ihrer Wohnung (ceuveïor), was
an den Bedarf des Lebens erinnert; ihr strenges Stillé
schweigen, besonders am Tisch, und ihre Ehrfarcht ge!
gen die Alten — Züge, welche Philo (de vit. con-
templ. a.a. O.) wenigstens von den Therapeuten erzählt,
und die uns unwillkühbrlich an die Pythagoreische Gesell-
158) beim Josephus a. a. O. vergl. Porphyrius a. a. O. p.341.
412
schaft erinnern. Besonders gehört dahin auch.ihre sym.
bolische und allegorische Lehrart und die Bemiihung ay,
den heiligen Schrifteu den typischen Verstand zu ent.
wickeln (ebendas., auch die Vorliebe für weifse Ge.
wünder, die von den Essáern bemerkt wird 19). Gerade
so sehen wir auch dort beim Euripides in den Cretensem
den Theilnehmer an den hôheren Curetischen Weihen
mit einem weifsen Gewande bekleidet (s. oben IIL Th,
p. 388 und 389.). Ganz besonders aber müssen wir anf
jenen Hauptsatz Essidischer Lehre merken, der in alle
gebildeten Religionen des Alterthums wiederkehrt, und
die Grundlage aller Mysterien bildet: Der Leib, lehr.
ten sie, ist vergünglich, und woraus er besteht, das hat
keinen Bestand; die Seelen sind unsterblich und bleibeg
immer. Aus dem feinsten Aether (Aenrordtov uis épot)
entsprungen, werden sie durch eine natürliche Nei.
gung 19) herab gezogen (onm $vowxiü xavacoutvas );
wenn sie aber die Fesseln des Leibes abgeworfen haben
(T&v xoà aágxa deoudv), dann freuen sie sich , wie sol.
che, die einer langwierigen Knechtschaft entgangen sind,
und schwingen sich aufwárts (uevrópovg PépeoDar) 161),
Also immer die alte Lehre wieder, welche wir bei
Aegyptiern, Orphikern und Pythagoreern gefunden ha.
ben. Auf Dialektik, wird ausdrüchlich bemerkt, hielten
die Essüer nichts. In Typen, nach der Weise des Mor.
genlandes, in Bildern legten sie nieder, was von ihnen
als Wahrheit erkannt war. Es waren stille und sinnige
Menschen diese Essier, unermiidet dabei in Arbeit und
Gebet. DerBau ihrer Felder und die Betrachtung wech.
159) Josephus a, a. O. vergl. Porphyrius a. a. O. p. 331.
160) Bis auf den Ausdruck die ursprünglich Aegyptische Lehre
der Griechischen Mysterien ; s. oben IIl. Th. p. 425 f.
161) Josephus a, a. O. und Porphyrius. a. a. O. n. S43,
415
selten bei ihnen regelmäfsig. Nüchternheit und Gerech-
tigkeit war ihre eigenste Sitte. Waffen führten sie nur
zur Nothwehr (Josephus a. a. O.). Sie waren muthig
und sanft, streng und milde. Da sie in Bildern redeten,
so werden sie sich selbst auch im Bilde erschienen seyn.
Was also auch ihr morgenlàndischer Name ursprünglich
bedeuten mag — ein Grieche, der die Essener zu Ephe-
sus und die Melissen zu Eleusis kannte, wird auch diese
Essener des Judenthums den Bienen verglichen haben,
den Bienen wegen ihrer Ordnung , Nüchternheit und Ge-
rechtigkeit, den Bienen auch wegen ihrer Lehre: von
der Seelen Wanderung aus dem reinen Aether und von
dem Aufflug aus dem Kerher des Leibes.
Abgewendet von der Sinnenlust, streng und reia
tritt auch der vollkommnere Priester, der Vorlüufer,
auf. Johannes der Tàhfer folgt noch ganz jener
harten Priesterregel der Vorwelt. Von Hameelhaar ist
sein Kleid, und seine Nahrung wilder Honig und Heu-
schrecken. Auch ihm genügt die einfache Priesterkost,
die dem Prediger in der Wüste selbst die Einóde gewüh-
ren hann (Matth. III. 4. Marc. I. 6.). Bekanntlich strei-
ten die Ausleger darüber, ob hier Bienenhonig oder das
sogenannte Manna der Wüste verstanden werden soll 162),
Welche Meinung auch gelte, immer bleibt er ein Ascet
in der allgemeinen Weise der Vorwelt, und die Meinung
des Theophrastus, die wir beim Porphyrius lesen, be-
stütigt sich durch alle Traditionen. Ich meine den Satz
von einem früheren, reinen Opferdienste, nnd einer
ihm entsprechenden Priesterregel. Damit làfst sich die
andere Tradition wohl vereinigen, dafs hie und da die
religióse Sitte sich vom Grausamen zum Menschlichen
162) S. die Ausleger zu den angeführten Stellen und Wesse-
ling zum Diodorus XIX. 9i.
41%
wendete und: milderte: / In’dem Gewaände aus Kaien,
Haaren könnte man’ vielleicht eihe'nähere Verwähdtschaf
mit Persischer Sitte suchen.“ Die Perser hielten vieluy
das Kameel, und legten ihm besondere Kräfte bei a,
Behram, der hohe Geist, sollte selbst einst in dess
Gestalt erschienen seyn, und Hom sollte diesem Thies,
Witz verliehen haben 16), Bestimmt wissen wir aur
àus Ctesias: (apud Apollonium Hist. comment. cap. 2e),
dafs die Priester und Vornehmsten bei den Persern Gá.
‘winder aus Hamcelhaaren trugen. Also der kameelhärm
Rock war eine Tracht der Edlen von Parsis, wie da
Honig eine Speise der Könige und Priester. Aber, wh
gesagt, waren auch die Anlässe anderer Art, die de
Täufer zu dieser Kleidung und Host bestimmten, im
We sentliehen bleibt er ohne diese Zufälligkeiten im,
mer ein Priester jener uralten strengeren Regel.
5! "Der Gebrauch des Honigs erhielt sich auch forts
in den Kirchen der Christen, wie in den heidnischesa
Tempeln, und auch die Biene verschwand nicht ganz
nach ihrer alten bildlichen Bedeutung. Die Theologen,
sagt Porphyrius (de Antro Nymph. cap. 15. p. 15 sq. ed,
Rhoer.), haben den Honig zu vielerlei Symbolen ge-
braucht wegen seiner verschiedenen Eigenschaften. Er
reinigt und erhält. Er heilet alte Wunden. Er ist süß
u.s. w. Im Grade der Leontica bei den Mithrasmysterien
giefsen die Eingeweiheten Honig in die Hánde zume Wa.
schen, um damit ihre Reinheit von allem Bösen und
Schändlichen zu bezeichnen. Dafs man dem Mithras, als
dem Bewahrer der Früchte, Honig darbrachte, erzihlt
uns derselbe Schriftsteller ( ebendas. cap. 16.). In der
463) S. die Stellen bei Brissonius de reg. Pers. princip. p. 176,
497. 700. u. s. w.
164) Zendavesta II. 94. Card, 4. 5.
415
christlichen Rirche blieb auch ein symbolischer Gebrauch
der Art. Man gofs am Osterfeste Milch and Honig
in den heiligen Kelch, und brachte ihn mit Opfergabeh
dar (com sacrificiis), Darüber belehrt uns ein. Brief,
den Mabillon aus einer Handschrift der Hónigin Chri
stina hat abdruchen lassen (im Museum Italicum Tom. I.
2. pag. 69 sqq.). Dor Verfasser ist Johannes Diaconus,
welcher darin einem gewissen Senarius verschiedene Ge-
bráuche der christlichen Kirche erklärt.‘ Er giebt jenem
Gebräuche die Bedeutung, dafs die Wiedergeburt der
Getauften dadurch bezeichnet sey. Am Schlusse drückt
er sich so aus: «Lac ergo et mel potantur novi homines
post amara delicta: ut qui in prima nativitate corruptio-
nis lacte nutriti sunt, et amaritudinis lachrymas inchoa-
runt; secunda generatione lactis aut mellis dulcedinem
in Ecclesiae visceribus sumant, ut nutriti talibus sacra-
mentis incorruptionis perpetuae mysteriis consecrentur ».
Mithin auch hier wieder jener oft schon angedeutete Ge-
gensatz, der besonders in den Cerealischen Mysterien
vorherrscht, der Gegensatz von Bitter und Siifs, Noth
und Rettung, Stand der Siinde und Stand der Gnade,
und dabei die symbolische Anwendung, die man von der
Erhaltungskraft des Honigs in der Hórperwelt nun auf
die Seele und Seelenheil gemacht hatte.
Es wurde schon oben (l1. Th. pag. 761 ff.) auf die
lange Fortdauer der Mithriaca aufmerlsam gemacht, auf
die ‚verschiedene Gestaltung, die sie unter den Alles ver-
mengenden späteren Römern erfahren , und auf die Art,
wie sie hie und da, zumal unter gewesenen Heiden, auf
christliche Festgebräuche und Cärimonien einwirkten.
Daneben gingen die Taurobolien im Schwange, welche,
wie wir sahen, uralt in ihren ersten Gründen und An-
lässen, unter andere Vôlker verpflanzt und mit ihren
Religionen vermischt, in Entsühnungen ausarteten , die
oft dem grausamsten Aberglauben zum Mittel dienen
410
mufsten. Immer aber blieben für die tadellose lóbliche
Erinnerung, wie für den heillosesten Irrwahn, diesel.
ben alten Bilder. Dürfen wir uns hiernach wundern,
wenn auch die Bienen neben dem Stiere selbst unter
den Franken noch bedeutsam hervortraten? Ein bemer.
kenswerthes Beispiel gewährte die Entdeckung von dem
Grabe des Fränkischen Königs Childerich des Ersten im
Jahve 1653 zu Tournay in Flandern. Neben anderen
Ueberbleibseln ward darin ein Stierkopf, mit dem Bilde
der Sonne darauf, und dabei eine Zahl von mehr als
dreihundert goldenen Bienen in ihrer natürlichen Grófse
gefunden. J. J. Chifflet beschreibt den Fund in einem
eigenen Buch : Anastasis Childerici regis, Ántverp. 1655.
Bei der damaligen Seltenheit mythologischer Kenntnisse,
wenn man von einzelnen Philologen absieht, konnte es
nicht feblen, dafs viel Ungesundes über jene Alterthü.
mer vorgebracht wurde, zumal da die berufensten Spre-
cher darüber ein Stillschweigen beobachteten. Da wurde
unter andern die Etrurische und Lateinische Sprache zu
Hülfe genommen, um die Verbindung des Stieres und
der Biene im Grabmal eines Merovingers zu erklären,
Schon Winclielmann hat diese Erhlürung des Huet zu
den mifslungenen gerechnet (in der Allegorie p. 626 f.).
Da aber weder er, noch die Herausgeber etwas weiter
darüber sagen, so will ich doch hier das Bessere, das
ein Anderer gegeben, beifügen, sollte es auch nicht das
Gelungene heifsen können.
Zuvörderst kann noch bemerkt werden, dafs man
hat wissen wollen (woher, weifs ich nicht): in der Ae-
gyptischen, wie in der Etrurischen Sprache (welche letz-
tere schon mancher Hypothese zur Folie hat dienen müs-
sen) werde Stier und Biene durch Ein Wort bezeichnet 16),
165) Marianns de Etruria metropoli p. 182.
417
Den Apis fand nun auch der gelehrte Ever. Otto
in dem Stierbilde aus diesem Fränkischen Königsgrabe,
aber auf eine andere Weise. Er erwähnte vorerst die
fortdauernde Anhänglichkeit an heidnischen Idolen , der
sich die Franken jener Zeit schuldig gemacht. Auch
den Dienst der Isis und des Mondes hatten Germanische
Völker bei sich gehabt 166), Nun habe man dem Monde
in Aegypten schon Stierattribute gegeben. Da ferner
dieser Himmelskörper bei den alten Germaniern eine
vorzügliche Verehrung genossen, da sie vor dem Neu-
monde nicht. ins Treffen gegangen (Cäsar a. a. O.), so
habe auch Childerich, der Sitte seiner Väter getreu;
den Ochsenkopf als das Bild des dem Monde geweiheten
Apis zum glücklichen Zeichen mit auf seine Feldzüge
genommen 167),
Diese Erklárung kann von Einer Seite gelungen heis-
sen. Ihr Urheber hat authentische Zeugnisse über die
Nationen gegeben, denen jener König angehört, und die
nähere Ausdeutung des Stierkopfs ist auch im kriegeri.
schen Geiste jener Völker. Indessen weifs ich nicht,
warum wir gerade vom Aegyptischen Apis bier re-
den sollen, zumal da jene Zeugnisse der Römer vom
Isisdienste der Germanischen Nationen selbst noch man-
chem Zweifel unterliegen. Stier und Biene, können wir
sagen, waren so allgemein durch die meisten Religionen
durchziehende Bilder , dafs wir gar nicht nöthig haben,
Zum Behufe Fränkischer Monumente eine Ausdeutung von
den Aegyptiern herzuholen. Will man aber doch eine
historische Ableitung haben, wie diese Bilder in das
Grab eines Merovingers im Frankenlande gekommen —
nun so dächte ich, der kürzeste Weg wäre auch der beste,
166) Julius Cásar de B. G. I. 50. Tacitus Germ. eap. 9.
167) Ev. Otto de Diis vialibus cap. 4. p. 1 sqq.
IV. (|
2
418
Nun sagen aber Schriftsteller und Denkmale, dafs die
Mithrasgebräuche, worin, wie bemerkt, Stier und Biene
sehr bedeutend hervortraten, unter christlichen Völkern
und namentlich auch unter den Franhen Eingang gefun.
den, dafs sie sich auch mit den Gallischen Religionen
vermischt haben. Hieraus ergiebt sich die natürliche
Folgerung , dafs auch jene Merovinger ihnen angehängt,
und dafs von daher Childerich der Erste den Stierkopf
und die Bienen entlehnen konnte. Für ihn, den König
und Heerführer, waren sie auch ganz geeignet. Stier
und Biene waren, wie wir gesehen, von jeher königliche
Thiere. Neuere Reisende bemerken , dafs jene Bienen
aus dem Grabmale Childerichs Veranlassung gegeben ha-
ben, statt der ehemaligen und jetzigen Lilien goldene Bie-
nen auf den Franzôsischen Haisermantel zu sticken.
$. 1o.
Schlufs.
Das christliche Symbol des guten Hirten.
Vielleicht bin ich Manchen über diesen Gegenstand
zu weitláuftig gewesen. Indessen schien mir diese Aus-
führlichkeit nôthig. Eine allgemeine Symbolik kann nicht
allen einzelnen Bildern nachgehen. Aber Einem nach-
zugehen, einem solchen , das mit den gebildetsten Reli-
gionen aller Völker verwebt, und von der frühesten Zeit
bis in die christlichen Jahrhunderte fortgepflanzt ist, die-
ses schien mir der Mühe lohnend. Es kann Unbefange-
nen zum Belege dienen, wie in dem reissenden Strome
der Zeiten, unter dem wunderbarsten Wechsel áufserer
Weltbegebenheiten , manche naive hindliche Anschauun-
gen bleiben, solche, die gewissermafsen Lebensele-
mente aller Völker sind, die ihrem religiösen Ahnen
oder Denken zur Stütze dienen, und damit zugleich
Bilder, die nicht ersonnen und ausgedacht, sondern
419
von der Natur selbst gegeben, für die Seele jener Ah.
nungen, Gefühle, Einbildungen oder Begriffe gleichsam
der Körper sind.
Ueber jene Fortpflanzung alter Symbole und Ge-
bräuche, über ihr Eintreten in das Christenthum und
ihre Liuterung durch dasselbe wire noch Vieles zu sa-
gen. Es erfordert dieser Gegenstand eine eigene Erör-
terung. Wir wünschen, dafs irgend ein geistreicher,
gelehrter und zugleich religiöser Mann unserer Nation
sich dazu entschliefsen môge.. An Quellen und Hülfs-
mitteln dazu ist kein Mangel. Schon J. Alb. Fabricius
hat reiche Nachweisungen gegeben, und seitdem sind in
jedem Betracht die trefflichsten Beiträge geliefert wor-
den 168),
168) Aufser den oben (I. Th. p. 222 ff.) gegebenen Nachwei«
sungen will ich hier einige dieser willkommenen Bereiche-
rungen nennen: Fr. Ficoroni Gemmae antiquae literatae
(worunter sich viele christliche Bildwerke befinden) Ro-
mae 1757 ; Pauli Arringhi Roma subterranea, Paris 1759;
die Werke von Bosio , Boldoni u. s. w. Hieran schliefst
sich die neueste Ausgabe von J. A. Fabricii Bibliagra-
phia antiquaria (ed. Schaffshausen , Hamb. 1760.) , worin
die Literatur über christliche Kirchen, Bildwerke, Feste,
Gebrüuche u.s. w., besonders im neunten Capitel (pag.
412 sqq.) , nachgewiesen ist. Es folgen neuere Schriften,
z. B. die Geschichte der christlichen Kirche des ersten
Jahrhunderts von J. A. Starck (Berlin 1779 ff. 3 Bde.),
vorzüglich dessen 'Tralatitia ex gentilismo in religionem
christianam (Regiomonti 1774.) , eine auf genanes Studium
der christlichen Kirchenlehrer gegründete Schrift, zu de-
ren Erweiterung der gelehrte Verfasser Vieles handschrift-
lich nachgetragen hat. Hierher gehóren auch die gehalt-
reichen Anmerkungen von Wernsdorf zum Himerius , die
Arbeiten von Heyne über die Kunstwerke in Constantino-
pel, von Bóttiger über die Malerei, mehrere Abhand-
lungen von Münter, und gleichfalls in Betreff der bild-
lichen Ueberreste Millin's Voyage dans les Departemens
429
Als ein Beispiel alt- christlicher Symbolik kann je:
nes Bild des guten Hirten gelten, welches ‚wir auf
unserer Tafel VII. nr. 2. nach Bellori und Bartoli
gegeben haben. Ich füge einige Worte darüber bei, zu-
mal da wir im nächst vorhergehenden Abschnitt auch von
den Hirten und Lehrern der Völker nach alt- Grie-
chischen Traditionen zu handeln veranlafst waren. .Die
Stelle des Evangelium Joh. X. 11 ff. ist allbekannt. Un-
ser Bild ist auf einer Grablampe angebracht, die nachher
in die Brandenburgische Sammlung gekommen. Der
gute Hirte kommt auf Grablampen und Gräbern ôfter
vor, wie gleich zuvor (nr. 28. bei demselben Bartoli
und Bellori), bei Mabillon (Museum Ital. p. 232 sq.),
bei Arringhi (Roma subterranea pag. 187. und ôfter)
und anderwärts; auch jezt bei d'Agincourt Histoire
de l'Art etc. Livr. III. pl. 8. in einem Bilde aus dem drit-
ten Jahrhundert. Hier, auf unserm Bilde, seben wir
Christus ganz im Hirtenkleide, da er in dem vorherge-
henden bei Bellori da$ weitere Griechische Pallium hatte.
Hier ist Oberkleid und Unterkleid wie die Beschuhung
ganz dem Hirtenleben im Felde angemessen. Ein
Schaf trügt er auf seinen Schultern, im Begriff es zu der
du midi de la France , dessen Monumens inédits u. s. w.,
ingleichen die ganz neue Schrift eines unterrichteten Rei-
senden, Artaud, Voyage dans les Catacombes de Rome
par un membre de l'Academie de Cortone, Rome 1810;
auch die Histoire de l'Art par les Monumens depuis sa de-
cadence etc. von Seroux d’Agincourt, die Storia della scul-
tura von Cicognara, die Werke von Augusti, Nitzsch, Lücke
und Andern. Auch die Meister in der Malerei von der Nie-
derlándischen und Altdeutschen Schule haben sich im reli-
giösen Gebiete alter christlicher Symbolik mit grofser Con-
sequenz und oft ebenso erfreulicher Feinheit des Sinnes ges
halten. Wir haben uns davon zu überzeugen zum öfteren
Gelegenheit gehabt in derSammlung der Herren Boisserées
und Bertram, die eine schöne Auswahl dieser Art enthält,
, V7
421
Hürde zurück zu bringen. VVir müssen dabei an das neu-
testamentliche Gleichnifs vom verlorenen und wieder ge-
fundenen Schafe denken mit den nahe liegenden allegori.
schen. Beziehungen. Sieben Schafe sehen wir. zu seinen
Füfísen, wie sieben Sterne über seinem Hopfe. Man
weifs , wie oft christliche Schriftsteller diese Zahl nen-
nen, in verschiedenen Beziehungen , z. B. in Betreff der
sieben christlichen Kirchen Asiens 1?) und dergl. mehr.
Nach den Vitern war die Arche Noah’s ein Bild der Kir-
che. Diese sehen wir zur Seite des Hirten, und darauf
die Taube des Noah, welche bekanntlich auch ihre ty-
pische Bedeutung erbhielt.. Jonas sollte im Syrischen
auch eine Taube bezeichnen 17). Aber auch ohne diese
Namenallegorie, welche Viele unstatthaft finden, war
Jonas durch sein Schicksal ein bedeutendes Bild der Auf-
erstebung (Matth. XIL 40.) Hier sehen wir ihn auf
Einem Bilde in zweierlei Lagen , nach jener unhünstle-
rischen , naiven Art dieser blos bedeutsamen Bildnerei,
wovon auch das älteste Griechenland Beispiele hatte.
Auf der einen Seite speiet der Fisch den Propheten aus,
auf der andern ruht er unter dem Schatten seiner Pflanze
und Frucht. Jonas, als Vorbild von dem nach drei Tagen
auferstandenen Christus, kommt háufig in diesem christ-
lichen Bilderkreise vor, und zwar nach den verschieden-
sten Handlungen seiner Geschichte. So sehen wir ihn
z. B. auf einem Grabmale (bei Arringhi Roma subterr.
pag. 193. 197 sqq.), wie er eben in des. Fisehes Rachen
aus dem Schiffe geworfen wird; und beide Acte, der
Sturz ins Wasser und die Rettung daraus, so wie die
169) Ueber deren Alterthtimer der Engländer Th. Smith:
Septem ecclesiarum Asiae etc.a'l'raj. ad Rhen. 1694. ga-
lehrte Nachrichten giebt.
170) S. Schleusneri Lexicon N. T. in v.
422
ganze Geschichte näch allen Momenten, sind mehrmals
wiederholt (ebendas. p. 20: sqq.). Sonne und Mond
oben neben den sieben Sternen zeigen, wenn man will,
in ihren körperlichen Gestaltungen und Attributen Ue.
berreste alter Vorderasiatischer Bildnérei. Die Strahlen.
krone auf dem Hopfe des Sonnengottes , der auf die sie.
ben Sterne deutet, erinnert an die Kaisermünzen von
Tarsus und andern Stüdten mit diesem Sonnenkônige,
die wir oben bemerkt haben. Auch die Luna mit dem
Schleier der Nacht, den sie über ihren Kopf schlägt,
bringt Griechische Reliefs ins Andenken. Die Taube
aber vor ihr macht sie ja zu einer wahren Phere-
phatta, d.i. zu einer Proserpina als Taubenpflegerin,
wie Griechische Philosophen diesen Namen deuteten. —
Hier also viel Heidnisches. Und in der That, Juden und
Christen standen noch bei den Römern in dem Rufe, dafs
sie die himmlischen Körper anbeteten !7). Bellori (p. 10.)
will in der Taube neben der Luna ein Bild der Rein-
heit, Unschuld, Eintracht und anderer christlichen Tu-
genden sehen. Dafs die Waldtaube den Griechen schon
ein Sinnbild der Reinheit war, haben wir oben ange-
merkt. Das Uebrige lasse ich auf sich beruhen, Ich
dächte aber, dafs wir bei diesen Gestirnen über dem
Kopfe des guten Hirten vor allen Dingen an Stellen der
Väter denken müssen, wie z. B. folgende des Ignatius
ist 172): Es war ein Stern am Himmel aufgegangen über
alle Sterne ; sein Licht war unbeschreiblich , und seine
Neuheit erregte Erstaunen. Alle übrigen Sterne aber
sammt Sonne und Mond bildeten den Chor diesem Ste .* o
171) Spencer ad Origen. contra Celsum pag. 344, Cuper im
Harpocrates p. 112.
472) Epistola tertia al Ephes. p. 40. bei Ittig Biblioth. patrum
Apost. 2,
425
(và àà Xoinà návva davga, dua fA xal askívu , xogès
iyivsvo «d &ccíQi) u. s. w. Und wie es denn weiter
heifst: Durch ihn ist alle Magie aufgelóset; jede F'essel
des Uebels ist durch ihn gebrochen. Er hat Alles auf-
gewecht, weil er auf die Zerstórung des Todes denkt
(di& td pekerdäoSau Davérov xatdkvow). — Ein Aus-
druck, der an*den Platonischen pekétn Sar&tov erin-
nert. Diese stellte Plato als den Zielpunkt der Philo-
sophie hin. Sie sollte das Streben seyn, des Todes
mächtig zu werden. Christus, sagt nun Ignatius, hat
die Zerstörung des Todes erstrebt. Er hat ihm die
Macht genommen. In unserm Bilde stehen Sonne, Mond
und Sterne über dem guten Hirten, der so eben ein
Schaf der Heerde wiedergiebt. Sie deuten an, wie er die
verlorene Seele zurück bringt, und zum Sternenchore
der himmlischen Gemeine versammelt,
§. 11.
Excurs.
Juppiters Tod und Grab; Juppiter-Picus.
Linde und scharf, so nehme ich nach derldeen-
reihe oben im Texte das Epitheton von Juppiter, 75:06
ztíxog , das unter andern Nicetas Epithet. Deorr. (s.meine
Meletemm. L p. 19.) angiebt. Umaber in jenen Worten
den angegebenenSinn zu finden , würe freilich eine kleine
Aenderung nôthig: #xuos m:xôç. So sagten die Chalci-
denser statt mıxpöc 173), Die Analogie ergähe sich aus
puxóg, uixxóg, und der Begriff wäre der Stechende,
Verwundende, wie xexpdç in alter Sprache oft heifst 174),
173) Hesych. II. p. 960 sq. und daselbst die Ausleger. Ueber
yrs s. das Etymologicum magn. pag. 434. lin. 20. vergl.
Zonar. Lex, Gr. p. 1001.
174) S. Lennep. Etymolog. p. 579.
424
Ja Zeus, als rächender Gott (é\dorep), wird bestimmt
xL*00ç genannt 35), Allein diese Aenderung ist doch
nicht nóthig. Der Begriff aber: freundlich und
schrecklich bleibt derselbe Begriff, der in den Ce.
realischen Religionen so sehr ausgezeichnet ist, ' Es heifst
nämlich bei Nicetas so: (Zedbs) Kepatrıos. Alyıodyoc
(Alyioxoc) xal nig xixoc. Hier ist also das letzte Bei.
wort mit dem des Aegisführers verbunden, welches
sich an das des Blitzenden anschliefst, wie denn Jup-
piter nach alter Dichtervorstellung als Blitze schleudern-
der, donnernder, schreckender Gott die Aegis führt 176),
Ueber diese Aegis des Zeus und der Minerva, und ihre
bildliche Darstellung, da sie bald Panzer bald Schild ist,
würe es überflüssig, nach Spanheim (ad Callim. Hymn.
in Jov. 49.), Winckelmann (Monum. I. nr. 9.), Schlich-
tegroll (Auswahl Stosch, Gemmen I. 94.) und Büttiger
(Kunstmyth. des Zeus pag. 57 ff.) etwas weiter zu sagen,
als wasich sogleich aus dessen Amalthea nachtragen werde,
Dafs aber diese Vorstellung , physisch und.astronomisch
genommen, frühzeitig in die Mysterienlehre übergegan-
gen, verdient genauer beachtet zu werden. Das kann
schon die einzige Stelle des Eratosthenes (Cataster. 13.
p. 10 sq. Schaub.) erweisen, der dabei aus einer mysti-
schen 'Theogonie schüpfte , welche man dem Musius bei-
legte. Wir merlen um so mehr auf diesen Ideengang,
weil auch jenes Wort, woran so viel religiöse Tradition
gekhnüpft worden, das Wort ico vscg, hierbei wieder
vorkommt. Es sollte nämlich auch junge Ziegen
bedeuten 17). Ob nun folgende Vorstellungen auch mit,
————
175) Hesych. I. p. 219. vergl. oben II. T'h. p. 495,
176) Eustathius ad Iliad, IV. 167. Heyne ad Virgil. Aeneid.
VIII. 354,
177) Eustathius ad Odyss, I. p. 623.
425
diesem Worte verbunden waren, mag dahin gestellt
bleiben. Die Ziege und ihre Zicklein waren in den Cre-
tensischen Mythen sehr bedeutend. Die nihrende
Ziege, die den Juppiter mit milder Host gespeist, war
weifs und schün, aber dabei so fürchterlichen Anblicks,
dafs die Titanen , die ihn nicht zu ertragen vermochten,
die Erde baten, sie zu verbergen. Diese verbarg die
Ziege in eine Höhle 7°), — Ein astronomischer Satz,
178) Eratosthenes a. a. O. vergl. Hygin. P. A. II. 13. p. 449
Staver. Es ist dies die so berühmte Ziege Amalthea,
worüber jezt Bóttiger nachzusehen ist in der Amalthea I.
p. 18 ff. Die Etymologie dieses Wortes ist, wie dort be-
merkt wird, unbekannt. Was die Ziege betrifft, so kam
der Doppelsinn des Griechischen Wortes , das bald einen
W indstofs, bald eine Ziege bedeutete (al und iz
von dicow), denen zu statten, welche in dem sturmandeu«
tenden Sterne die Ziege sich denken wollten, die den
Zeus genühret, womit dann der Uebergang zum schir-
menden Ziegenfelle, das Zeus nachher trug, geebnet
war. Denn der Aegidenhalter Zeus sey doch nur, sagt
Bóttiger, der stürmende , der mit Donner und Blitz herab
fahrende; da ohne Zweifel a«^yá auch den Sturmwind be-
zeichne (cEzi« xvoy sagt Hesychius). Sturm und Wetter
wolken, die Zeus mit der Linken schüttelt, habe man
$ich zu denken als ein schirmendes Gewand, als ein Fell
oder Schild, und so erscheine mit diesem Nebenbegriff
einer Waffe der Aegidenschüttler Zeus stets bei Homer.
Der Zeus A/yícyo; des Homer müsse stets in jener Stel-
lung des Donnerers und Wolkensammlers erblickt wers
den, und an den Brustharnisch kónne dabei nicht gedacht
werden, Erst nachher seyen die fabelnden Dichter ge-
kommen, und hätten an die Ziegenhaut gedacht, die,
Zeus seiner Amme aus Dankbarkeit abgezogen und um
sein Donnerschild gespannt haben sollte, — So weit Bit~
tiger. Daís aber diese Dichtung auf dem Grunde eines
uralten Symbols beruht, leidet keinen Zweifel. Hier
nur einige Winke: Die Ziege Amalthea náhrt den Jup-
piter mit ihrer| Milch, uud schützt ihn mis ihrem Felle,
426
von der leuchtenden Capella im Fuhrmann mit ihren Bóck.
lein mit den zwei folgenden dunkleren Sternen (£gt$oi,
hoedi). Das ist die Regen und Sturm bringende Capel-
la, und die Bôcklein hiefsen bei den Alten ein rauhes
Gestirn , und furchtbar den Schiffern 179). Die näheren
astronomischen Bestimmungen nach verschiedenen Starid-
punkten giebt Pfaff (de ortib. et occasib. sid. p. 85 sq.).
Die weifse, glinzende Ziege und die dunkelen Wetter.
wolhen, die schimmernden Bócklein und die schreck.
haften Windstüfse waren sehr natürliche Gegensätze,
aufgefafst von der naiven Phantasie alter Völker. Im
Geheimdienste des Zeus, der Minerva und in den Atti-
schen Mysterien wurden diese Bilder in weiterer Bedeu-
tung genommen. Hierüber giebt die Stelle des Hero-
dotus (IV. 189.), wo die Aegide aus Libyen hergeleitet,
zugleich aber von dem durchdringenden Geschrei der
GriechischenFrauenin den Minerventempeln geredet wird,
einen bemerkenswerthen VVink. Auch das Schreckens.
gesicht der Libyschen Gorgone auf dem Ziegenfelle ge-
hört in diese Bilderreihe ( vergl. oben II. Th. p. 641 ff).
Deutlicher tritt das Mysterióse schon in der Geschichte
des Bacchus hervor. Als Athamas rasend geworden und
Ino in den Meeresgrund hinab gestiegen, verwandelt
Zeus den Sohn Dionysus in ein Bócklein (£oufov) , und
Hermes mufs es nach Nysa zu den nährenden Nymphen
tragen 180), Den Händen des rasenden Athamas und der
Auf dasselbe schreibt er seine Rathschlüsse und Orätéf,
In erster Eigenschaft wird Amalthea zur Amme und süs-
sen Nymphe ; in der zweiten zur schrecklichen Kriegs-
genossin; in der dritten zur weifsen Frau und weisen Sibylle
(vergl. oben II. 'T'h. p. 536. und p. 949 f.).
179) S. Arati Phaenom. 156 seqq. und daselbst der Scholiast
p. 46 ed. Buhle und Vofs zu Virgil. Georg. I. 205.
180) S. oben III. 'T'h. p. 101 f. wo ich schon auf den astrono«
nisch - mystischen Sinn aufmerksam gemacht habe,
427
wüthenden Juno wird Baechus als B8cklein entzo-
gen. In dem Augenblicke, als Ino im Meeresgrunde zur
weifsen Mondgöttin und Morgengöttin sich erheitert au&
den dunkelen Wettern (s. oben IV. Th. p. 27 ff.), steigt
Bacchus als Bócklein hervor, und wird den Nymphea
übergeben, die als Hyaden im Stier am Himmel glänzen,
Heil und Verderben auch hier neben einander. Unter
Blitz und Donner mufste auch Semele sterben , damit
dieser Sohn des Zeus im Feuer und Sturmwind aufgehe.
Das war Juppiter der Donnergott in seiner schrecklichen
Offenbarung gewesen. So fabelte Theben, die eine Ge-
burtsstadt des Dionysus. In seinem andern Vaterlande
zu Creta, wo auch Juppiter geboren war, sollten auch
beide, Sohn und Vater, gestorben seyn.
YVie viel wufsten nicht die Alten von dem Grabe
eines Juppiter auf Creta zu erzühlen 19). — Man lese
nur, was der íleifsige Meursius (in Creta IL cap. 4.)
darüber zusammen getragen. Dieses Vorgeben sollte
schon der Creter Epimenides seinen Landsleuten verwie-
sen haben 182), Darauf bezog sich der Spruch: die Cre-
ter sind Lügner 18). Bekanntlich bat ihn auch der Apo-
stel Paulus (Tit. I. 12.) gebraucht, und die spiitesten
Dichter von Callimachus bis zu Nonnus herab 184) haben
181) S. oben II. Th. p. 541 f. Noch jezt, erzählt man , zei-
gen die Einwohner von Creta einen Stein, den sie als das
Grabmal ges Jüppiter , oder, wie sie sagen , Joucta, be-
zeichnen ; s. Savary Lettres sur la Gréce p. 194. und Po-
cocke 'T', II. p. 256 ed. pr.
182) S. Ruhnkenius ad Callimach. Hymn. in Jov. vs, 8. p. 6
Ernesti und daselbst das Lex. mscr.
183) Spanheim zum Callimachus a. a. O.
184) S. Callimachus a, a. O, und Nonnus VIII. 117. und das
selbst Moser.
428
ibn in ihre Gedichte eingewebt. Der Tod und das Grab
des Gôttervaters Juppiter ward ein reicher Stoff zu Be.
trachtungen für Philosophen und zu Angriffen auf das
Heidenthum für die Hirchenlehrer 185). ^ Ein Philosoph
sollte dem Zeus ja selbst die Grabschrift gesetzt haben,
Pythagoras, welcher auch dem Apollo dieselbe Ehre er-
wiesen 156) ^ Auch die Stellen der Vüter hat Meursius
(a.a. O.) fleifsig nachgewiesen , womit jezt die Nachtráge
bei Lindner (ad Minuc. Felic. Octav. p. 139.) zu verbin-
den sind. Unsere Absicht geht auf Juppiters Grab-
schrift. Auch diese wird sehr verschieden angegeben.
Ich hebe die heraus, worauf es hier ankommt. .Lucia.-
mus lifst (im Jupiter tragoedus 45. Tom. VI. p. 279 Bip.
Tom. IT. p. 693 Hemsterh.) seinen Damis sagen : — «Die
von Creta kommen, erzählen uns andere Dinge. Dort
zeige man ein Grab, und eine Säule dabei, worauf ge-
sagt ist: Juppiter werde nicht mehr donnern, weil er
längst gestorben». Hiermit verbinden wir gleich die
andere Angabe des Cedrenus und Suidas (III. pag. 100
Kust.). Dort lautet sie so: «Hier liegt nach sei-
nem Tode Picus, der auch Zeusgenannt wird»
(trDade xeitar Rave Ilixoç, ó xai Ztóc). Umständlicher
erzühlt Suidas : Picus (IIixoc. Dafs dàs fehlerhafte ILjxog
$0 zu corrigiren sey , sah schon Küster zu dieser Stelle,
und das Folgende wird keinem Zweifel Baum lassen) —
Picus, auch Zeus genannt, nachdem er seinem Sohne
Hermes die Regierung über das Abendland, (zä5 00666)
übergeben, starb in seinem hundert sami...
Jahre. Er verlangte sterbend in Creta begraben zu seyn,
wo man ihm die Aufschrift weihete: Hier liegt nach sei-
185) Cicero de N. D. III. 21, und dort die Note pag. 554 sq.
uns. Ausg.
186) Porphyr. vit. Pythag. p. 18 sqq. Kust. undidaraus Cyril-
lus adv. Julian. p. 312 Spanh,
429
nem Tode Picus’der Zeus (11ixoc 6 Zeöc; vielleicht ó xal
Zsó;, wie Cedrenus). — Hiermit treten wir in eine neue
Bilderreihe und in die Italischerw Religionen ein.
Der Donner ist verhallt, Zeus schreckt und erschüt-
tert nicht mehr, Zeus ist todt, Die scharfen Pfeile (zi-
pol dioTol, muxpè Békeuva), die er sendete, sind abge-
stumpft. Er selbst war der Scharfe (m:x0s) in seinem
Leben. Noch auf seinem Grabe heifst er ixos. In der
That haben die Alten schon (wie wir aus Eustathius zur
Iliad. XI. fin. sehen) den Hónig IIixog und gz.X06G zusam-
mengestellt 187), ‘ Dev sterbende Picus übergiebt dem
Hermes die Herrschaft über das Abendland (s. Suidas
a. a. O.). Im Abendlande, in Italien, steht unter diesem
Namen ein Seher in rühmlichem Andenken, besonders
bei den Sabinern (s. die Andeutungen oben Il. Th. p. 968.).
Aus alten Symbolen, wie schon Heyne richtig ahnete
(ad Virgil. Aen. VII. p. 155.), hatte sich dort eine ganze
Mythenreihe herausgebildet, wozu, wie so oft, auch die
Sprache das ihrige beigetragen. Dionysius von Halicar-
nals hilft uns auf den rechten Weg: Bei Matiena in ei-
nem Haine hatte Mamers (Ares, Mars) ein Orakel. Der
Prophet war ein von Gott begeisterter Vogel, ein
Specht (zixoc), den die Griechen Baumhacker (29vo-
xohdatns ) nennen 15). Der safs auf einer hólzernen
Säule, und weissagte den Aboriginern (Antiqq. Romm.
I. 14. pag. 40.). Das ist ein muthiger und kecker Vogel
(eèSapoñs xai yœævpoc), der einen so starken und schar-
fen Schnabel hat, dafs er Eichen zuweilen bis aufs Mark
durchbohrt 1°); ein Vogel, der wie der Wolf auf Hô-
187) Vergl. Is. Vossius zum Hesychius p. 961.
188) S. Schneider ad Eclogg. phys. p. 43.
189) Plutarchi Quaest, Rom. XXI. pag. 268. F. sq. Francof.
p. 190 W yttenb.
450
hen weilet (Nigidius beim Plutarchus a. a. O.). Er hatte
aber auch, wie der Wolf, dem Romulus und Remus
Nahrung gebracht. Mit seinem Schnabel hatte er sie in
ibren Mund gesteckt (ebendas.). — Da war er also schon
linde geworden, der von Natur scharfe: ein ist;
xixocs. Aber erfüttert die Sóhne des Mars. Er orakelt
im Haine des furchtbaren, scharfen Mamers, des Kriegs,
gottes. Schon in so weit kann er wieder nixos oder me
xóg heifsen, der schneidende, der scharfe, der
feindselige. Feindselig besonders, wenn er bise
Anzeigen giebt, Antworten übler Bedeutung. Von un-
günstigen Prophezeiungen und Propheten haben die
Griechen ganz besonders sxp&, mixpôs gesagt 1), Aus
dem Vogel aber ist ein König geworden. Ein Zeus.
Picus stirbt in Creta, und hinterläfst die Herrschaft über
das Abendland dem Hermes. Im Abendlande steht
wieder ein Picus auf. So.spielt die Cretische Fabel
nach Italien hinüber. Die Grundzüge bleiben. Zuvür.
derst die W eissagung: Der Italische König mufs die
Tochter des Janus zur Frau haben. Es ist Canens,
d.i. die Formelsprecherin, die Prophetin (s.
Ovid. Metamorph. XIV. 338.). Sie ist Gesang und Wort,
und zergeht daher auch in Luft (ebendas.)). Aber ihr
Mann ist ihr unverbrüchlich treu. Zwar Circe, die Zau-
berin, vermag wohl ihn in einen Specht zu verwan-
deln , aber seine Treue ist unwandelbar (ebendas.). Der
heilige Vogel bleibt dem Weissagewort ergeben;
sein Wort. ist sein Leben. Als Konig ist er des Satur.
nus (Kronos) Sohn. Kronos hatte über Italien und Si.
cilien grausam (&n1vàc) geherrscht. Darum trieb ihn
sein Sohn in das üufserste Dunkel im Westlande, und
herrschte selber aufs mildeste (Zucpóvavoa) über die
190) Eurip. Phoen. 963, und daselbst Valckenaer.
451
ftalischen Vólker 9f), und ward als Gott verehrt. Das
itJuppiter-Picus. Es ist ein linder Picus wieder,
ein #x1og Ilixos, ein Hirte der Vôlker, ein Nährvater,
wie auch der milde Specht den Romulus und Remus gut-
müthig genährt hatte. Dei diesem Zeus-Picus müs-
sen wir an den Zeus- Asclepius beim Aristides (Orat. VI.
p.167.) denken. Dies war auch ein linder Gott, ein
süánftigender Gott. Darum hiefs er auch ursprüng-
lich "Hziog 07). Wie aber 47:06 besonders von der
Milde eines Regenten gebraucht wird, so z:xgóc von der
Härte eines Tyrannen 1%), Aber auch der Blitzgott
ist im Italischen Mythus nicht vergessen, vielmehr tritt
er darin recht bedeutend hervor zugleich mit dem Pro-
phetenamte. "Zuerst bemerke ich , dafs Picus einen Sohn
Faunuszeugt 1%). Dieter ist YWeissager, wie der Va.
ter (Ovidiusa. a. O.. Nun war einst Numa im Gesprüch
mit der Weissagenymphe Egeria durch einen Blitz er-
schreckt worden. Es war ein schrechender Blitz, mit
einem Donnerschlage (fulmen terrificum cum fragore).
Es war ein solcher, den die Disciplina Etrusca ein osten-
tatorium nannte 1%). Nun ráth Egeria, die VVahrsager
Picus und Faunus zu befragen. Numa berauscht und
bindet sie. Sie müssen ihm Rede stehen und verspre-
chen, die Weisung um Juppiters Blitz zu erfragen. Das
191) Crates beim Johannes Lydus de menss. p. 96. und Dio-
dor. Sic. III. 61, wo auch von dem Grabe des Juppiter.
Ueber Juppiters Milde und Gerechtigkeit vergl. lib. V.
cap. 71.
192) Etymol. m. in dcvs^. 'T'zetz. ad Lycophr. 1054. p. 919.
193) Polybius VII. 13. 7. IX. 23. 3.
194) S. Syncellus in der «góvov cuveywys I. p. 33. 23 ed. Sca«
lig. und oben II. Th. p. 968. vergl. p. 479.
195) Ovid. Fast. LII. 255. coll. 259.
452
letztere geschieht am andern Tage. Juppiters Blitz wird
hervorgelocht, und Juppiter bestátigt dadurch dem Numa
die Herrschaft (Ovidius a.a. O.). — Das war ein besiünf-
tigter Blitzgott — ein besänftigter Zeus. Die Nymphe
giebt das Wort, wie man die Propheten fesselt, und
die gebundenen Propheten locken den günstigen Blitz
hervor. Der gebundene und durch Wein berauschte
Faunus erinnert an den Silenus, der dem Hónig Midas
an der weingemischten Quelle weissagen mufste (s. oben
HI. Th. p. 215.). — Also auch hier wieder Zauber über
Zauber und alter Elementendienst neben einer Meteoro.
logie Etrurischer Priesterschaft. Noch auf Inschriften
finden wir alle drei VVeissager verbunden, wie auf fol.
gendem Steine bei Gude (p. 115.) und Burmann (Jupi-
ter fulgur. p. 288.) :
Jovi Elic. Optumo
Maxumo. Et Fauno
Et Pico. etc.
Das sind lauter astronomische und physicalische Be-
obachtungen, die in alte Religionen aufgenommen und
mit Priesterhenntnissen verwebt, bald eben so wohl ein
magisches Ansehen und Wesen gewannen, als sie hin.
wieder auch zum Ethischen hingewendet wurden. Jup-
piter, der Donnerer, ist das Bild des Schrechens und
Verderbens und das Symbol der Hünige in ihrer ver.
derblichen Macht. Juppiter, der Blitz- und Donnergott,
befruchtet aber auch die Erde, giebt Segen und Gedei.
hen, ist Völkerhirt und sanfter König. Daher werden
die physicalischen Bilder im Mythus zu Farben gebraucht,
um das Paradies von Creta und Italien damit auszumalen.
In Italien ist der gute Regent ein milder, verstündiger
Vogel, ein sanfter Specht , der Nahrung bringt und Rath
giebt, ein gütiger Wahrsager, dem die Blitze und
Vägel gehorchen, ein ÿx:0s xixos. Wenn der Schrecken
hod
des Donners und der zündende Blitz nacbgelassen, so
ist der Verderber todt. Das ist der sterbende Picus,
der in Creta begraben seyn will Dort ist ja goldenes
Land. Dort hat Zeus, der Bienenzógling, diese süfs-
nährenden Geschöpfe von lauterem Golde- glänzend ge-
macht. Dort sollen sie vom Sturm und Regen nicht lei-
den (s. oben). Ja dort, im Paradiese von Creta, wo Zeus
geboren ist, dort giebt es auch keine Dáren und andere:
reissende T'hiere; auch die bósen Ottern sind dort durch
Juppiters YWohlthat vertilgt 1%). Jener Gegensatz spielt
auch nach Kleinasien hinüber. Der kriegerische Zeus
der Carer (otp&tros), der Juppiter mit der Axt ( La-
brandensis), schickt auch starke Hegengüsse bernieder
(s. oben IV. Th. p. 63)... Auch hier wird die Kriegsaxt
zum Donnerkeil, und im schrecklichen , wie im freund-
lichen Sinne wird auch dort der Blitze schleudernde Gott
von den Völkern verehrt.
$. 15.
Fortsetzung.
Juppiter, der seelige Patriarch, der Wahr-
sager, und Ceres, die Prophetin.
An jedes Bild hnüpft sich auch der Begriff der
Weissagung an. Die Ziege (Capella) mit ihren
Bóchlein ( Hoedi) am Himmel ward dem Landmann ein
vorbedeutendes Gestirn, wie er auch an der Biene bald
vorahnende Kräfte bemerkte; eben so am Specht,
Aus ihnen weissagt der Hirte in den Sabinischen Bergen,
der Bienenvater yon Creta und Italien und Aristäus,
der Bienenvater auf Ceos. Ein höheres religiöses Den-
ken legt aber Einem Wesen alle Weissagekräfte bei.
196) Aristotel, Mirabb, auscultt; cap. 84. p. 172 Beckm.
IV.
| 20
454
Das ist denn Zeus (wavopgaios), der in allen Orakel.
stimmen spricht (s. oben II. Th. p. 536 f. Not.). Aber
auch in jeder Bedeutung kommen ihm jene Bilder und
Beinamen zu , im Guten, wie im Bösen, zur Wohlthat,
wie zum Schrecken : die Biene als stechende und als
näbrende Biene, der Specht als Raubthier und als ah.
nendes Thier, die Ziege als stürmende Capella und als
nährende Ziege. In der Biene ist Zeus mit Bacchus
(Briseus) und Aristáus vereinigt als Zeus- Dionysus und
Zeus- Aristius; im Bock mit Bacchus und Mercurius;
im Specht mit Ares (Mars). Das ist denn der scharfe
und linde Juppitert-Picus der Italischen und Cre-
tischen Mythologie, der erste Priester und König, der
Patriarch von Italien: 77 v06 wixog oder wixog Die
letztere Schreibung (s. oben) findet sich auch als Name
jenes Italischen Königs in einer Wittenberger und Zeizer
Handschrift des Scholiasten zum Lycophron (vs. 1232.
s. p. 971. und daselbst Müller). Doch Cedrenus (a. a. O.)
und Dionysius von Halicarnafs (a.a. O.) geben mixog
ohne Variante.
Ich bin absichtlich bei diesem Namen ausführlicher
gewesen, weil er, dünkt mich, deutlicher als manches
Andere beweist, dafs die alten Religionen erst Sy m-
bole haben, dann Formeln, beide aus priesterlichem
Unterricht. Daraus entspringen dann beredtere My.
then, zu deren Wendungen die Sprache oft ent.
scheidend mitwirkt.
Die vorahnenden Kräfte, die der Landmann, wie
ich obenbemerlt, an den Bienen, wie am Spechte wahr-
nahm, zeigt folgende symbolisch - mythische Erzählung
der Cretenser unwidersprechlich. Sie ist uns von Anto-
ninus Liberalis (cap. 19. p. 122 Verh.) aus der Ornitho-
gonie des Bôus aufbehalten. Einst wollten vier Münner,
455
Lajus, Celeus, Cerberus und Aegolius, in die von hei-
ligen Bienen bewohnte Geburtshöhle Juppiters hinab
steigen, Das war die Höhle , aus welcher alljährlich Feuer
aufloderte, wenn das Blut des Zeus aufwallete. Sie woll-
ten den Honig holen, und hatten sich zu dem Ende mit
Erz gewaffnet. Als sie herab gekommen , da sahen sie
Juppiters Wiege. Jezt aber springt das Erz von ihren
Leibern; Zeus donnert, und schon hatte er seinen Blitz
zu ihrem Verderben gezückt, als ihn die Themis und die
Móren abhalten , weil es nicht recht (nicht religiös, 0x
door) sey, dafs dort Jemand sterbe. Da verwandelte
Zeus sie alle in Vogel ihres Namens. Darum ist ihr Er-
scheinen von glücklicher Dedeutung, und was sie anzei-
gen, geht in Erfüllung, weil sie Juppiters Blut gesehen.
— So weit die Fabel. Auch hier wieder dieselben Bil-
der und Begriffe, wie im Italischen Mythus. von Numa
und Juppiter elicius. Dort wie hier eine heilige Grotte
mit begeisternden Erdkräften , ein schreckender und dro-
hender Blitz, eine freundliche Mittlerin, weissagende
Vögel und wahrsagende Priester, des Blitzes, des Don-
ners, wie des Vogelzeichens kundig, und zuletzt ein
gutes Zeichen für immer. Hier wie dort ein Zeus xavou*
Paioc, ein gôttlicher Inhaber aller WVeissagekräfte ; dort
der Kraft im Vogel, im Blitz, in der Erdhluft; hier
auch, und zugleich noch die Kraft in der Biene. Hier
in Creta bringt der Bienenvater aus der Góttergrotte
geschmolzenes Erz, süfsen Honig und ein gutes Zeichen
mit. Mit andern Worten: von der Geburtsstitte des
Gôtterkônigs fliegt die stechende und nährende Biene,
der schreckende und erfreuende VWeissagevogel aufy aus
ihr geht der Mann mit dem tónenden und scharfen Erze
hervor; und der Erzhlang aus der Grotte wird gehört,
wenn die Bienenváter, die Vogelseher und Waffenhelden
ürunten in Mysterien die Geburt des Gütterva-
ters feiern, Es ist zugleich Zeus chthonius, der unter.
456
irdische, der Gott der Erdkráfte. Wenn daher aus der
Hóhle das Feuer auflodert, dann sagt man: Juppiter ist
geboren. Die Flamme ist des Gottes wallendes Blut,
Darum ist es auch ein Ort der Furcht, und weder Gott
noch Mensch wagt sich in die Hóhle (Antoninus a.a. 0.)
— Aber wenn das Feuer erloschen, dann ist Juppiters
heifses Blut gekühlt, und der greisende Gott übergiebt,
nachdem er sich zum Picus gemildert, seinem Sohne
Hermes die Herrschaft des Untergangs (des Abendlan.
des). Zeus ist gestorben, heifst es dann, und auf das
schrechende Feuerzeichen aus der Hóhle und aus der
Tiefe folgt das Zeichen des weissagenden Spechtes (des
milden Spechtes, #miog wixog). Auch der Tod des
Gottes wird im Geheimnifs gefeiert. Als Pythagoras
in die Idäische Grotte zu Creta hinab stieg, um ihm die
Grabschrift zu setzen, da mufste er die herkómm.
lichen (ràs vevouropévas) sieben und zwanzig Tage
unten bleiben. Da brachte er auch selbst ihm das T'od-
tenopfer (xo&yvos «à A), und sah den Sessel, den
man dem Gott alljührlich aufstellte 1?), Also von
dem.Grabe des Juppiter-Picus, wie von seiner Wiege
gehen Licht, Erzklang und weissagende Vigel
aus. Das ist der menschliche Juppiter des Abendlandes,
Im Morgenlande lifst Juppiter aus der Asche des Sohnes
der Aurora Vigel auffliegen, die alle Jahre auf dessen
Grabe Wettkimpfe halten 1"). Aus dem Bilde des Mem-
non oder aus dem Grabe des Phamenophis lassen sich
auch Töne hören beim ersten Sonnenstrahle 19%), — Hier
ergeben sich die Parallelen vonselbst. Auch der Seher
197) Porphyr. vit. Pythagor. $. 17. p. 20 Kust.
198) Aeliani H. A. lib. V. cap. 1.
199) S. oben I. 'Th. p. 457 ff. p. 466. vergl. Jacobs über die
Memnonien p. 24.
427
Polyidus auf Creta befragt die Vógel, um den im Ho-
nigfasse verborgenen Hürper des Glaucus zu finden 79),
Dessen Vater Minos sollte, nach Einigen, eigentlich
der Gestorbene und in der ldüischen Hóhle begraben
seyn 201),
Auch in den Ceresmythus spielen diese Vorstel-
lungen hinüber. Ceres ist Juppiters Schwester. Er er-
zeugt mit-ihr die Honigjungfrau (uelix&ôns) Proserpina
auf der Insel Creta. Von Creta will Ceres auch nach
Eleusis gekommen seyn (Homer. Hymn. in Cer. vs. 123.).
In der That sucht sie ihre Tochter, Wie sucht sie sie ?
Zuerst durch das Zeichen der Vögel; aber kein Vogel
will als Botschafter hommen (ebendas. vs. 46). Neun
Tage irrt sie, ohne Nectar und Ambrosia zu geniefsen
(ebendas. vs. 49.). Nun aber hommt Hecate mit der
Fackel (ebendas. vs. 52.), und nun erhalten sie von
dem Sonnengotte Nachricht (vs. 75 f£). Nun ziirnt
die Ceres, und verhüllt ihre Gestalt, bis sie sich zu Eleu-
sis offenbart. Dort kommt sie in das Haus des Keleos
(Celeus) (vs97 ff). — KesAsó, heifst er, gerade wie einer
der Metallmánner, die von Juppiters VViege auf Creta
den Honig geholt haben 27), Das ist wieder ein guter
Picus: denn xseAeóg, wie mixog, ist ein Specht 79),
200) S. das Fragment des Euripideischen Polyidus bei Valcke-
naer Diatrib. Euripid. p. 201.
201) Scholiast. Callim. Hymn. in Jov, vs. 8. Dann war ein
Sohn des Zeus gestorben , nicht Zeus selber. — Wer
an die Cretensische Geschichte vom Tode des Bac-
chus sich erinnert, der wird hier den Uebergang der ei-
nen Idee in die andere sehen.
202) Antoninus a. a. O. p. 124. vergl. Apollodorus p. 26.
203) S. die Bemerkungen oben IV. Th. pag. 271 #. Not. 419.
Sowohl das kurz zuvor Bemerkte, als der ganze Ideen-
458
Es ist der Grünspecht 29), Als Vogel ist er ein glück.
licher Botschafter 205), So ist also Ceres auch im Hause
eines Vogeldeuters (eines Augur) Die erste Erfin.
derin der Augurien aus Stimmen war Ceres
selbst gewesen. Sie hatte zuerst diejenigen omina beob.
achtet , welche man $ uoc nannte, die bedeutsamen
Laute %), Dafs der Erzhlang der náchtlichen Ceres.
mysterien ein sicher führendes Zeichen den Colonisten
gewesen, haben wir schon bemerkt. In dem Hause des
gang gestatten mir nicht, von der hier aufgestellten Er-
klärung abzugehen , obgleich Welcker (Zeitschrift I. 1,
pag. 127. Not.) sich bestimmt gegen mich ausgesprochen
hat, wenn ich diesen Keleos, in dessen Hause Ceres
aufgenommen wird, mit dem Grünspecht (1:Asó;)
verwechsele. — Andere Winke, die hier zu beherzigen
Sind, habe ich bereits in den Heidelberger Jahrbb. 1817.
nr. 0. p. 813 f. gegeben. Hiernach müfsten wir hier an
den ,, ministrum fulminis alitem ** des Horatius,
an den Adler, den Vogel des Zeus, denken, an den
Phönix, der aus der Feuerflamme aufsteigt, an den
heiligen Aegyptischen Falken (ifgae%; s. oben I. Th,
p. 487 ff.) , endlich an die scharf sehenden Vügel
des Zendavesta (s. oben I. Th. p. 723 £.). — Wenn
wir dies Alles und dann weiter erwüágen , wie diesen Bil.
dern so Manches im Dodonáischen und Attischen My-
thus und im Etrurischen Auguralwesen entspricht, so
werden wir es wohl nicht unwahrscheinlich finden, dafs
in Eleusis eben so gut ein König Celeus vom Specht
den Namen haben konnte , wie der alte Lateinische Picus
ihn davon hatte, der ja nur ein Abbild des Juppiter«
wings war.
204) S. Camus zu Aristotel. Hist. Animal. VIII. 3. TX. 9. und
Schneider ebendas. und zu Eclogg. physs. p. 43.
205) Antoninus a. a. O. p. 126.
206) 8. oben I. Th. pag. 33 f. vergl. Philochori Fragmm.
pag. 101 sq,
459
guten Celeus ist auch Ceres die gute Amme. Mit Am-
brosig (mit der feinsten Honigsalbe) salbt sie das
Kind, und bei nüchtlicher Weile schlagen von dem Lager
desselben, wie von Juppiters Wiege in Creta, Feuer-
flammen auf. — Nun folgt Schrechen und Furcht;
aber der Knabe wird zum Heros, und die Góttin olfen-
bart sich in ihrer Herrlichkeit. Das grofse Jahresfest
der Eleusinier wird gestiftet. — Daísdiesc Jahresfeste
in Creta, wie in Attica und anderwárts, dergleichen
Mythen das Daseyn gegeben, ergiebt sich von selbst,
auch die Uebereinstimmung Cretensischer und Attischer
Tradition. Zug vor Zug treffen sie im Wesentlichen
zusammen , in den Bildern von der Biene, vom Ho-
nig, Erzhlang, Vogelruf, Licht und Láute-
rung durch religiöse Weihen. Die Religion dieses Zeit-
alters vereinigt aufs innigste Physik und Ethik. Laud-
bau und Witterungshunde, Beobachtung der Natur von
Pílanzen und Thieren, Bearbeitung der,Metalle und was
sonst der Unterrichtete noch wissen mochte — das Alles
war im Schoofse der Religion niedergelegt. Alle Kräfte
der Natur und des Geistes werden als Eigenschaften der
grofsen Landesgötter gedacht. Nein, nicht gedacht —
sondern im Bilde gesehen und gewiesen, und der Gott,
wie sein Prophet treten selbst als jene Kräfte leiblich
vor die Phantasie und vor das Auge. Da wird bald Jup-
piter zum VVeissagevogel oder zur Biene, bald sein
Priester, das leucbtende Erdfeuer aber oder der züchende
Blitz ist sein Zeichen oder sein Blut; und Ceres, die
Bienenfrau , die Nährmatter und Amme, ist auch die
Hräuterfrau, die weise Frau und VVahrsagerin, ihre
Priesterinnen aber heifsen Bienen. Wie aber die Got:
heit den Honig zur Kost der Unsterblichkeit läuterte,
so hatten auch die Edelsten der Vorwelt keine angele-
gentlichere Sorge, als den besseren Geist, der von je-
her in dicsen Bildern gelegen, auszuscheiden von dem
440
Hôrperlichen und immerfort rein zu bewahren. Das war
die Lehre von einem ewigen gôttlichen Wesen
und von der Seele unsterblichen Natur. Das
war der Glaube der Geistigen von jeher und der bessere
Geist der alten' Mysterien.
Die Thesmophorien der Athenienser.
§. 33.
Einleitung.
Es ist noch kürzlich von den beiden Hauptfesten
zu handeln , die der Staat von Athen der Ceres und Pro-
serpina feierte. Zwar sind auch hier dreierlei Ceres-
feste zu unterscheiden. Wenigstens giebt Pollux (L 1,
37. p. 25 Hemsterh.) ganz allgemein diese drei Arten
von Ceresfesten an: Anp;Tpua xai Oeopogipia zal
Erevoivea.
Den ersteren, den Demetrien, legt Hesychius
(IL. p. 622 Albert.) einen Gebrauch bei, dessen ich doch
mit Einem Worte gedenken mufs, weil er mit uhseren
obigen Betrachtungen im Zusammenhange steht. An
diesem Feste schlugen sich , heifst es dort, die Frauen
mit kleinen aus Baumrinden (ix $Aow?) geflochtenen
Stricken. Lesen wir hier, statt dessen, ix $Aóvov, so
würden - die Stengel von Wollkraut, Kerzenkraut (ver-
bascum) zu diesen Stricken gedient haben, welches al.
lerdings einen natürliehen Sinn giebt 27), Hier hätten
wir also wieder eine Geifselung an einem Ceresfeste ,
— ob zu Athen — und in welchem Sinne, fragen
wir wohl vergebens, Geifselung war in vielen T'empeln
207) S. die Ausleger zu der angeführten Stelle.
441
des Alterthums gewöhnlich, worüber Spanheim (ad Cal-
lim. Del, vs. 321.) und Wernsdorf (ad Himer. p. 780.)
gute Nachweisungen gegeben haben 75). Hier werden
wir gewils am wenigsten irren, wenn wir an Alles das
denken, was sich oben (IV. Th. p. 261 ff.) urkundlich
und aus dem allgemeinen Geiste der Cerealischen Religion,
$0 zu sagen, von selbst ergeben hat. |
Thesmophorien feierte die alte VVelt fast aller
Orten 2?), besonders wo Griechen wohnten; aber Fest-
periode und Dauer waren sehr verschieden. Die Grie-
chischen Pílanzer hatten sie in ihre neuen Wohnsitze
mitgenommen nach allen Richtungen hin, nach Sicilien
und Kleinasien, und theilten sie ihren Tochterstádten
wieder mit, wie z. B. Milet der Colonie Abdera. An bei-
den Orten dauerten sie drei Tage (Diogen. Laert. IX.
43.), wie zu Lacedámon (Hesych. in vovipzpoc) , anderer
Verschiedenheiten nicht zu erwühnen, die wir bereits
oben anführten. Bei dieser Ausbreitung des Festes dür-
fen wir uns nicht wundern , wenn wir in Jüdischen Schrift-
stellern Griechischer Zunge das Píingstfest, das Fest der
Weizenernte, wegen der Gesetzgebung auf dem Sinai,
960.0 Àpuvo genannt finden ?10),
Die Stiftung der Griechischen Thesmopborien war,
wie die aller solcher Gebráuche , in ein mythisches Dun-
kel gehüllt. Gleichwohl kann es keinem Zweifel unter.
liegen , dafs Herodotus (Il. 171.) mehr Glauben verdient
als Theodoretus (Serm. I. p. 468.). Nach dem letzteren
208) Vergl. auch oben II. Th. p. 39. Not. 54.
209) z. B. bei den Laceddmoniern drei Tage hindurch, zu
Drymiain Phocis, zu Thebd in Bootien, zu Milet, Ephe-
sus , Eretria, zu Syracus und Agrigentum in Sicilien u.s. w.
S. Wellauer de Thesmophoriis (Wratislav.1820.) p.43sqq.
210) Spanheim ad Callimach, Hymu. in Cer, vs. 19.
442
wäre Orpheus der Stifter , und sie wären erst nach deg
Eleusinien angeordnet, da sie doch offenbar das ältere
Fest sind, und in das Jahr 1500 (oder bestimmter 1568)
vor Christi Geburt zurück fallen. Aber freilich waren
auch die Thesmophorien der Leitung der Eumolpiden zÿ
Eleusis nach der Hand untergeordnet worden, was in
Folge des oben bemerkten Friedensschlusses zwischen
Erechtheus und Enmolpus geschehen zu seyn scheint,
Doch von den verschiedenen Traditionen hierüber haben
wir im Vorhergehenden das Nöthige bemerkt.
Der Name Ssopo$ógpia bezeichnet, Griechischen
Grammatikern zufolge , zwar ein Fest der Gesetzgebung
(Seouóy $ogat d. i. vónov Séccic, legislationes) — aber
eigentlich und zunáchst erinnert er an symbolische
Gebräuche bei dem Feste. . Damit feierten die Athe.
ner ihre Ceres-Seopojopgog ?!1). Das ist die legifera
Ceres, wie sie beim Virgilius (Aen. IV. 58.) heifst, wel.
ches der Dichter Calvus beim Servius so erklirt: «et
sanctas leges docuit» ; wobei Servius Anlafs nimmt zu
bemerken, dafs aus der Ackervertheilung und Scheidung
des Eigenthums der Grundstücke zuerst Gesetzgebung
entstanden sey 22), GOeouóg (vc9uóg von «iScoSa) war
der ültere Name für Gesetz.. Homerus kennt vópoc noch
nicht in diesem Sinne , und bei Draco war nur von Secyoi,
Satzungen die Rede 213), Die alleriltesten Gesetz.
211) Ueber 22046; und Ceres 9scj«o(ógos verdient die
schóne Auseinandersetzung Wyttenbachs nachgelesen zu
werden, zu Plutarchs Conjug. praecept. p. 138. B. (sieh,
Animadvvw. Vol. VI. 2. p. 873 sqq.).
212) Vergl. Macrob. Saturn. IH. 12. und Cornut. de N. D.
cap. 28. p. 212 Gal.
213) Meurs, Solon cap. 13. Menag. ad Diog. Laert. 1. 53,
445
tafeln, Satzungstafeln hatte, nach der religiösen
Tradition, Ceres selbst zuerst nach Eleusis gebracht.
Zum Andenken dieser Wohlthat trugen ausgewählte
Frauen am Feste der Thesmophorien in einem feierlichen
Zuge (dvodos) die Satzungstafeln nach Eleusis. Das war
das Fest der gebrachten Tafeln. Es war Saatfest
(Fest des Ackerbaues) und der heiligen Satzun gen
(Ocouopópa). Man vermuthet, dafs diese Tafeln im
Areopagus niedergelegt, und dafs die Sibyllinischen Bü-
cher davon nachgeahmt waren 24).
Man wird wobl von selbst vermuthen, dafs diese
wichtige Begebenheit in ihren verschiedenen Momenten
an den Thesmophorien dramatisch dargestellt ward , und
somit auch auf Bildwerhen erscheinen werde. Im Grunde
gehört schon Einiges von dem bisher Bemerkten hierher.
Um indefs noch etliche nähere Nachweisungen zu geben,
so glaubt zuvärderst Lanzi (Vasi ant. p.66 sq.) auf einer
Vasenmalerei bei Passeri (tav. 35.) eine Scene aus der
Stiftungsgeschichte der Thesmophorien zu erkennen,
Wir sehen dort eine verschleierte Ceres (Ceres velata)
von mehreren Frauen umgeben, die sie theils zu trósten,
theils zu bedienen scheinen. Neben an steht Triptole-
mus, bewaffnet mit einer Lanze, und in einiger Entfer-
nung sitzt Celeus mit der Mefsstange (als Werkzeug der
Ackervertheilung). Zu den Füfsen der gruppirten Per-
sonen liegen Dreifüfse mit Kesseln und ein Spiegel. Ue-
ber der Scene schwebt der Genius Attischer Mysterien,
Jacchus, mit einer Binde. So nimmt der schärfer blik-
kende Lanzi ein Bild, worin Passeri eine den Bräutigam
erwartende Etrurische Braut sah. Einiges hätte Lanzi
tiefer im Geiste der Mysterien auffassen hónnen, z. B.
214) S. Lenz zu Saintecroix Recherches sur les mystéres etc.
Tom. IX. p. 11 sec. ed.
444
den bewaffneten Triptolemus, wobei er nur an die
alte Sitte der Athener, immer bewaffnet zu gehen, er.
innert. Nebendem Jacchus, neben der mystischen Binde,
den Kesseln und dem Spiegel, kurz in dieser ganzen
Umgebung, und dazu in den Händen des Triptolemus,
gewiunt die Lanze noch eine andere Bedeutung, wor.
über ich jezt nichts weiter zu sagen nôthig habe. Auf
einem andern Vasenbilde 25) zeigt Ceres die auf ihrem
Schoofse aufgelegten Satzungsrollen der Mysterien dem
vor ihr stehenden jugendlichen Bacchus. Eine Prieste.
rin am Fenster sieht dieser Offenbarung von aufsen zu,
Hier wären also. die beiden Gottheiten , denen das Alter.
thum die agrarische Cultur zuschrieb, in einer Epipha.
nie vereinigt 26%), Die grófsesten natürlichen Vohl.
thaten und die gesittete Verfassung rühren von
denselben Góttern her. Diesen Satz stellt uns auch eine
Münze des Demetrius Soter recht sinnlich vor Augen,
Sie zeigt uns die nihrende und gesetzgebende
Ceres in Einer Person. Die Güttin sitzt auf einem Stuhle,
der von weiblichen geflügelten Figuren getragen wird,
In der einen Hand hält sie ein Fruchthorn, angefüllt
mit Cerealischen Pflanzen, in der andern sieht man den
Griffel, womit sie die Satzungstafeln beschrieben hat,
215) bei Tischbein IV. 86, und daraus bei Millin Galerie my.
tholog. nr. 276.
216) Ein anderes Ackerbaufest der Athener (AA dia, Areas
lia), welches sie im Monat Posideon feierten , vereinigte
auch die drei Gottheiten Ceres , Proserpina und Bacchus.
S. Philochori Fragmm. p. 86. und die dort gegebenen
Nachweisungen, wozu noch beigefügt werden mufs: AI.
ciphron. Epist. I. 33. und II. 3. und daselbst Bergler und
Wagner pag.312. und pag. 186. und besonders auch noch
Himerius Orat. VIII. 3. p. 54d. vergl. VII. 2. p. 511,
und Wernsdorf ad Himerii Orat. de laudibb. urbis Con.
stantinop. p. 39 sq.
445
Der beigeschriebene Name Demetrius giebt durch die
Anspielung auf die Demeter zugleich ein Beispiel von
Namensymbol, worüber wir in unserm ersten Theile zu
reden Gelegenheit hatten, Die Münze hat Visconti 2?)
gegeben.
Bei der näheren Frage nach der Einrichtung der
Attischen Thesmophorien befinden wir uns gleich in Ver-
legenheit, worüber ich um so mehr im voraus und im
Allgemeinen sprechen mufs, da sie sich leider auch auf
die Éleusinien erstreckt. An Stellen der Alten über
beide Feste fehlt es nicht; wohl aber an einer aus-
führlichen Erzählung eines bewährten Schrift
stellers, der uns über den Hergang in der ordentlichen
Folge aller Momente unterrichtete. Was wir haben, sind
mehr einzelne Notizen, nur zum Theil von älteren, gröfs-
tentheils von späteren Zeugen. Mit welcher Vorsicht
die Thesmophoriazusen des Aristophanes zu gebrauchen
sind , sieht wohl Jeder, der sich nur einigen Begriff von
der Natur alter Komödie gebildet hat. Sie hat ein ganz
anderes Interesse als die Geschichte. Das grellste Colo-
rit, Entstellungen und Verdrehungen aller Art, kurz
Alles, was den Forscher irre führen mufs — darauf ging
sie aus. Desto erwünschtere Dienste leisten hie und da
die alten Erklürer jenes Stückes. Eben so unsicher ist
es, Alles, was wir bei den Alten von den Thesmopho-
rien überhaupt und hier und dort bemerkt finden, sofort
auf die Attischen überzutragen, und z. B. die grofsen
Mittel, die der König Ptolemáus Philadelphus von Ae-
gypten anwenden konnte, um dieses Fest in seiner Haupt-
stadt Alexandria recht prüchtig zu begehen, sofort auf
das alte Griechenland überzutragen. Bekanntlich ist der
217) Iconographie Gr. II. 46. 25. und daraus Millin Galerie
mytholog. nr. 221.
440
Hymnus des Callimachus auf die Ceres aus Veranlässung
dieser Feier gedichtet 28), Ich weifs nicht, ob der Sonst
so behutsame Saintecroix und vielleicht auch du Thej
(Memoir. de l'Acad. des Inseript. XXXIX.) hierbei immer
mit der gehôrigen Umsicht zu Werke gegangen sind,
wenn sie verschiedene Züge jener Alexandrinischen Fest.
procession sofort als ganz allgemeine Gebrüuche auf die
Attischen Thesmophorien übertragen. VWVenigstens würde
ich es bei manchen &ufseren Anstalten nicht rathsam fine
den, wo nicht etwa ein Zeugnifs vorliegt, dafs es i
Athen eben so damit gehalten worden. Denn so getreq
der Geheimdienst der Alten sich in wesentlichen
Dingen durch lange Zeiträume hindurch geblieben ist,
so wechselte er doch in andern hier und dort nach Zeit,
Umständen und Mitteln. Man denke nur an die alt- Grie.
chischen Dionysien und an die bekannte Bacchusproces.
sion zu Alexandria. Ich zweifle nicht, dafs auch nach
den vorliegenden Quellen in Absicht beider Feste, der
Thesmophorien und Eleusinien, Vieles berichtigt werden
kann. Es würde Stoff zu einer eigenen gehaltreichen
Untersuchung liefern. Nach meinem Zwecke kann &
bier auf solche Erürterungen nicht abgesehen seyn. Ich
überblicke also noch kürzlich den Hergang an bei.
den zuletzt genannten Festen, nur um der religiösen
Vorstellungen und Bilder willen, die hierbei
noch vorkommen können, und mache mich hierbei nicht
anheischig, allen Irrthümern bei Meursius und Andern
nachzuspüren, sondern denen, dieuns auf unserm Wege
aufstofsen werden, und, unserer Hauptabsicht wegen,
nothwendig zu beseitigen sind.
218) S. den Scholiasten zum Callimachus a. a. O. init.
447
$. 14
Fortsetzung.
Das f'est selber und dessen Bedeutung. Von
den heiligen Pflanzen bei diesem Feste.
Die Thesmophorien ??) wurden, wenn man AI-
les zusammen nimmt, theils zu Athen, theils zu Eleu-
sis 22) gefeiert, und zwar jedes Jahr im Monat Pyanep-
sion, welcher mit unserm October so ziemlich zusam-
menfüllt 221), Die Nachrichten über die Dauer des Festes
und die Folge der Tage lauten schon verschieden. Ca-
saubonus (zum Athenáus VII, p. 290 Schweigh.) schlofs
aus dér Stelle des Athenüus, wo der mittlere Tag der
Fasttag (vnoveia) hiels, das Fest habe drei Tage ge-
dauert. Küster (ad Aristoph. Thesmophor. 86, wo der
mittlere Tag auch der dritte hiefs) nahm für die
ganze Dauer fünf Tage an. Ihm folgten Saintecroix
219) S. Saintecroix Recherches etc. T. IT. p. 3 sqq. sec. ed.
220) Aristoph. T'hesmophor. vs. 86. ibiq. Interpr. Scholiast.
Theocrit. IV. 25. vergl. Meursii Graecia fer. in Gronov.
Thesaur. Antiqq. Graecc. VII. pag. 791 seq. und Corsini
Fasti Attici T. II. p. 339.
221) Aber auch auf dem Vorgebirge Colias (Kwud; , jezt Agio
Nicolo), wo Venus unter diesem Beinamen einen Tempel
hatte, aber auch Ceres einen dergleichen , der Polystylos
genannt wird, wo Oedipus sein Leben endigte, und Pro-
serpina vom Pluto geraubt seyn sollte (Sophocl. Oedip.
Colon. 1589 sqq. ibiq. Scholiast. Harpocration in v. His
sych. II. p. 397. Herodot. VIIL. 96. und Photius Lexic.
Gr. p. 144.) , scheinen die Attischen Frauen Thesmophos
rien begangen zu haben; denn dort wurden sie einst an
diesem Feste von den Megarern überfallen ( Polyaen.
Strat. I. cap. 20.). Nach einer Inschrift hat vermuthlich
aucli dieser Tempel T'hesmophorion geheifsen (s, Saintes
croix Recherches etc, T. IH. p. 19 sec, ed.).
445
(T. II. p. 5 und 6.) und Schweighäuser (a.a. O.). Der
erstere setzt, nach Plutarchus, auch den Fasttag auf
den sechszehnten des Pyanepsion, und láfst das eigent.
liche Fest mit dem vierzehnten desselben Monats anfan.
gen und mit dem achtzehnten endigen. Dagegen hat das
neuerlich edirte Lexicon des Photius (p.69.) ganz andere
Angaben. Es zählt vier Tage auf: den ersten setzt eg
auf den zehnten (des Pyanepsion), und nennt ihn S£opo.
Pôpræ. — Auf den eilften falle der Hinabgang (x&So8o;),
auf den zwölften das Fasten und auf den dreizehntey
Kallryéveux. — Eine sehr bemerkenswerthe Stelle, wie
schon Alberti (zum Hesychius I. p. 1702.) gesehen. Die
Folge der drei letzten Tage wird bei Alciphron (Epist,
1M. 39.) gerade so wie von Photius angegeben ; nur wird
dort der Hinaufgang (&vodoc) der erste Festtag ge.
nannt. Man sieht hieraus, wie wenig übereinstimmend
die Zeugnisse der Alten auch in diesem Punkte sind,
Einige Abweichungen lassen sich daraus erklüren, dafs
der eine die Vorbereitungstage mitgezählt haben mag,
der andere nicht. Doch erklärt dies, wie man sieht,
nicht Alles. Der verschiedene Anfang und das Ende
der Festperiode würde ganz natürlichen Aufschlufs ge.
winnen, wenn wir eine Bemerkung des Johannes von
Philadelphia (Lydus de menss. p. 32.) auch auf die At-
tischen Thesmophorien anwenden dürften. Beiihmselbst
lautet sie ganz allgemein. Er sagt bei Gelegenheit der
RHómischen Ceresfeier, die Saatfeste hätten keinen
fest bestimmten Tag, weil nicht jede Zeit zum Anfang
des Áussáens des Wetters wegen dienlich sey. Ein Saat.
fest waren die Thesmophorien der Athener notorisch,
Derselbe merht zugleich den Gebrauch (der Römer) an,
am ersten Festtage der Ceres, als der die Früchte em.
pfangenden Erde, und am siebenten Tage der Hore, als
der Aufseherin über die Früchte, zu opfern.» Dies
giebt ihm Anlafs, von den Perioden nach der Siebenzahl,
449
sowohl in dem vegetabilischen als animalischen Organis-
mus, zu sprechen, worüber Varro beim Gellius (N. A,
HL 10.) ausführlicher ist. Wenn wir gleich nicht be-
stimmt von sieben Tagen der genannten Attischen
Thesmophorienfeier hören, so dürfen wir doch nicht
zweifeln, dafs solche als die Festperiode auch ihre
Bedeutung hatten 22),
Die Attischen Thesmophorien waren ein Frauen-
fest. Die es feierten, hiefsen Occyogopidéovea:, und
der Tempel, worin es geschah , hiefs có Seouomép:or 223),
Männer durften bei Todesstrafe nicht in diesen Tempel
gehen, Dafs ein männlicher Vorsteher , Stephanephoros
genannt, dabei zugegen gewesen, wie Meursius annahm,
hat schon Corsini (Fasti Attici IL p. 340 sq.) widerlegt.
Die Männer hatten nur dazu zu contribuiren. Jeder Ate
tische Stamm wihlte zwei Frauen, die bei den Thesmo-
phorien den Vorsitz hatten. Diese mufsten aus einer
rechtmáfsigen Ehe und gesetzmàüfsig verheirathet seyn.
Das Wahlrecht hatten die Frauen. Denjenigen Männern,
die drei Talente im Vermögen hatten , lag die Verbind-
lichkeit ob, ihren Frauen die Kosten zur Bestreitung
222) Neuerlich hat Wellauer (de Thesmophoriis , Wratislav.
1820.) diesen eben so schwierigen als verwickelten Gegen-
stand zu entwickeln , und die verschiedenen Angaben der
Alten darüber zu vereinigen gesucht. Das Fest habe ein
gentlich drei Tage gedauert, denen noch ein vierter vor-
gesetzt worden , 4vo3os genannt, ein blofser Vorbereitungs=
tag zu dem eigentlichen Feste. Er falle auf den eiiften
des Monats Pyanepsion ; dann ein Zwischenraum von drei
Tagen, während welchem die Weiber zu Eleusis sich
aufgehalten, Auf den funfzehnten des Pyanepsion falle
die x490005 , auf den sechszehnten das Fasten (mmoreia)
und auf den siebzehnten die xa)\yévez (p. 6 —42.).
223) Sctholiast. Aristoph. Thesmophor. 285. vergl. Chandler
Inscript. nr. 110.
IV. …-
29
450
des bei dem Feste. nüthigen Aufwandes herzugeben. Das
hiefs Seopogopeiv, und gehdrte in die Heihe jener if.
fentlichen Leistungen (Aevrovoytoat) , welche den Athen.
schen. Bürgern oblagen 27), Aus diesen und anders
Stellen des Isáus, die man bei Meursius (a. a. O.) nach.
lesen kann, ergiebt es sich zur Genüge, dafs verhei.
rathete Frauen das Fest der Thesmophorien feier
ten, Es geht auch aus der Bestimmung und aus dem
Ursprunge des ganzen Festes hervor. Es war ein Fest
der Herbstsaat, welche recht eigentlich und im en.
geren Sinne dgococ hiefs. Damit hing der religiöse
Gebrauch des dreimaligen Pflügens zusammen, das die
Athener zum Theil an das erste Pflügen und an die erste
Saat, mithin an den Anfang des Acherbaues erinnern
sollte. Plutarchus, der uns dieses erzihlt (Praecept,
Conjug. $. 42. p. 144. B. p. 566 sq. VVyttenb.) , bezeich.
net dabei die Eh e mit demselben Ausdruch: ó you
exógog xal govoc. Daher nannten die Athener die ge.
setzmüfsige Eheverbindung eine Ehe éw' &póvo
maider yvnoioy 75). Sclaven waren vom Feste ausge.
schlossen (Meursius p. 800.). Also eheliches Kin.
derzeugen und Herbstsaat waren unzertrennliche
Vorstellungen, die neben der Stiftung bürger.
licher Gesetzein den Thesmophorien verewigt wur-
224) Isáus de Pyrrh. hered. de Ciron. hered. pag. 70. p. 208
Reisk. vergl. Saintecroix Il. p. 4. Not. Auch lesen wir
beim Hesychius (in gor. II. p. 1066 Alb.) , dafs man eine
eigene Anstalt SecpoQogsiov (wie das Prytaneum) hatte,
worin Personen öffentlich ernährt wurden. Ueber die aur
Feier der Thesmophorien öffentlich von den Frauen ge-
wiählten Priesterinnen (deÿrsrear) Hat Spanheim (ad Callim,
Hymn. in Cer. 43.) viel Gelehrtes gesammelt,
225) Hemsterhuis ad Lucian. Tim. T. I. p. 372 Bip. Dorville
ad Chariton. p. 240. Heindorf ad Platon. Cratyl. p. 78.
vergl, oben IL. Th. p. 516 £.
451
den. Daber ist dieses F'est von vorzüglichem Einflufs,
wo es auf die Henntnifs ehelicher Verhältnisse, Sitten
und Rechte der Athenienser ankommt, und Bôttiger hat
deswegen in einer Erörterung letzterer Art mit Recht
gebührende Rüchsicht darauf genommen (Aldobrandin.
Hochzeit p. 163 £). Gleichwohl ist in der Hauptstelle
(Scholiast. Theocrit. Idyll. IV. 25.) ausdrücklich von
Jungfrauen die Rede, welche die Thesmophorien
feiern. Auch heifst in der angeführten Stelle des Lucia-
nus (p. 88.) die Priesterin der Thesmophoros (iépew «ij
Siopojógo) eine Frau, die niemals von einem
Manne berührt worden. Ein andermal setzt der-
selbe Autor dieser Priesterin die Hetüre entgegen. Es
ist also nicht zu zweifeln, dafs die Ceres- Thesmophoros
Priesterinnen hatte, die nicht verheirathet seyn
durften, oder bestimmter: dafs, wenn auch verheira-
thete Frauen in ihrem Tempeldienste waren, doch zu
gewissen Verrichtungen nur Unverheirathete ge-
nommen wurden. Darauf hat schon Moses du Soul (ad
Luciani Tim. Tom. I. p. 373 Bip.) aufmerksam gemacht,
und Böttigers Bemerkungen können daraus vervollstän-
digt werden. Es spricht auch der oft bemerkte Geist
aller” alten Religionen dafür, Man denke nur an Ephe-
sus, É dons und an die Spuren, welche der Mythus der
Amazonen aufbehalten hat. Ehelosigheit oder doch je-
weilige lange Abstinenz kommen gerade im Dienste der
Gottheiten vor, die als Urheber aller Fruchtbarkeit und
auch der ehelichen betrachte; wurden. Diese Vorstel-
lungen kündigen. sich auch in Allem an, was wir nun
weiter von der Vorbereitung zum Feste lesen, Da-
von ist fast mehr zu sagen, als vom Feste selbst, des-
sen eigentliche Gebräuche fast ganz im Dunkel liegen.
Indessen reicht dies doch vielleicht hin, um den Cha-
rakter dieser Feier kennen zu lernen,
452
Zu dieser Vorbereitung gehórte vorerst die Ent.
haltung von der ehelichen Gemeinschaft. Dürften wir
die Angabe des Ovidius (Metamorph. X. 434 sq.) auf die
Attischen Mysterien anwenden, so dauerte diese Absti.
nenz neun Tage und Nüchte, wobei wir alsdann, wie
Saintecroix sehr wohl erinnert (II. p. 7. 8.), an die neun.
tägige Ungewifsheit der Ceres über den Aufenthalt ihrer
Tochter (Homer. Hymn. in Cer. vs. 47.) denken kónnes,
In jedem Falle hatte diese T'agezahl ihre Bedeutung. Das
wat ‘das dyvetew 2%). Sodann wird bei diesen Festen
des Sitzens auf dem Boden gedacht 227), Das war im
Morgenlande ein Zeichen der Trauer, und wir werden
dabei wieder andas Sitzen der über den 'Phammuz weh.
klagenden Frauen erinnert. . Ueber diesen Gebrauch
haben Bosenmüller (Scholia ad Ezech. VIII. 14.) und
Jacobs (über die Memnonien p. 22.) gute Bemerkungen
gemacht. In den Thesmophorien safsen und lagen die
Frauen auf allerlei Kräutern, welchen man besondere
Kräfte beilegte. Wir finden besonders solche genannt,
die den Liebesreiz abstumpften. Doch werden wir hier.
bei noch einige andere Vorstellungen aus dieser Ceres.
lischen Hierobotanik entwickeln können,
"Zuerst wird das Cneorum (xvéopov Hesych. IIa p. 28;
Alb.) unter jenen Pflanzen genannt, worauf die Thesmo.
phoriazusen safsen. Es gab zwei Arten davon, die in das
Geschlecht der Daphne oder Cneorum Linnaei gehüren,
Ferner: Aéyoc, eine Weidenart , der man erkältende und
gegen die Schlangen wirksame Krüfte beilegte. Von ih.
rem heiligen Gebrauch in den Thesmophorien 278) ward
226) S. Clemens Alexandr, Strom. IV. p. 316.
227) Plutarch. de [sid. p. 378. Athenag. Legat. $. 25.
228) S. Aelian. H. A. IX. 26. Dióscorid. I. 135. Argum.
Aristoph. Thesmoph. pag. 473 Kust, vergl. oben II. Th.
23
sie &yvoc (àyovoc} gonannt. Man schrieb aber auch dyvos
(Etymol. m. in v.), Lateinisch castus, und: daher der. zu-
sammengesetzte officinelle Name bei den Neueren agnus
eastus oder vitex agnus Linn., Deutsch: Keusch-
lamm 22), Chateaubriand 2°) fand diese Pflanze in-Mo-
rea hüufig , und versichert, das sey in ganz Griechenland
der Fall. Es ist ein Strauch mit langen, blassen und.
dünnen Blättern , dessen lilasfarbige, ein wenig wollige
Blume sich spindelfórmig verlángert. — Weiter xo»óóa
oder «v v¢a 21), wovon drei-Arten unterschieden wer:
den. Nach Schreber (zum Theocritus a. a. O.) hätten.
wir hier an die kleine Art (erigeron graveolens Linn.)
zu denken; — Auch des Fichtenzweigs wird in die-
sem Feste Erwühnung gethan, wenigstens zu Milet, so
viel sich aus der verstümmelten Stelle des Stephanus von
Byzanz (in MiAzcoc) abnehmen láfst. Im Abschnitt von
der Cybele ist darüber das Nóthige bemerkt worden, so
wie wir im Vorhergehenden des Verbots der Granat-
üpfel in den Ceresfesten gedacht haben.. Auch der Ge-
nufs des Knoblauchs (oxôpodor) wird als eines der
Mittel angeführt, wodurch die Griechen an Festtagen die:
Liebesreize zu beschwichtigen suchten (Etymol. magn.
in voc.). Dies geschah besonders an einem Feste Scira:
oder Scirophoria 23%),
pag. 555. Die erste Pflanze hiefs auch w4woo5; wergkh
Sprengel Geschichte der Botanik I. p. 71.
229) Vergl Joseph Scaliger ad Euseb. Chron. p. 87. Niclas.
ad Geopon. II. p. 74. und Sprengel a. a. O. p. 38.
230) Reise nach Jerusalem , übersetzt von Müller I. p. 22;
231) Schol. ''heocrit. Idyll. IV. 25. VII. 68. vergl. Sprengel
a. a. O. p. 83. und p. 109.
232) ewa , oxpoGigias s. Philochorus beim Photius und Pha
vorinus p. 103 sq. ed. Lenz und Siebelis, wo, meines Be-
dünkens, richüg o7w9o verbessert worden.
AD
Diese Scirophorien %) wurden hauptsächlich der
Minerva zu Ehren in Athen im Monat Scirophorion ge.
feiert, und diese Göttin führte selbst den Beinamen Sci.
ras 24), Die Eteobutaden trugen an diesem Feste einen
weifsen Sonnenschirm (oxígov), zum.Zeichen, dafs es
jezt wieder Zeit sey, Häuser zu erbauen 23%), Aber auch
der Ceres und der Kora war dieses Fest Scira hei.
lig 26), so wie denn jene drei Gottheiten in den ältesten
Griechischen Festen oft verbunden waren. Sollten doch
dieselben Danaiden , denen die Tradition die Stiftung
der Thesmophorien beilegte, auch der Minerva Tempel
gestiftet haben. Bei Aristophanes ( Thesmophor. 95.
nach Küsters Verbesserung) werden zwei Attische Frauen.
feste neben einander genannt : Stenia (ovivi«) und Scira,
Das erstere war zum Andenken des &vodoc, d.h. der ersten
233) An diesem Feste spielte man an dem Versammlungsorte
exíoov das Würfelspiel, ewaQsía. Ueber dieses Spiel, das
man auch Tecoof (Terre(a) nannte, hatten die Alten viele
Traditionen. Es solite unter Andern eine Anspielung auf
die fünf Planeten und ihr Erscheinen und Verschwinden
haben; worüber eine weitlàuftige Ausführung bei Eusta.
thius sich findet ad Odyss. I. 107. p. 2$ Basil. und beson.
ders was die Analogie mit den Planeten betrifft, das Zeug.
nifs des Clearchus daselbst lin. 46. Daher wollten auch
dltere Ausleger in Plato’s Phidrus, wo die merreia den Ae-
gyptiern als Erfindung beigelegt wird, die Geometrie ver.
stehen; s. Ruhnkenius ad Timaei Lex. Plat. p. 217 sqq.
Uebrigens hiefs das astronomische Spielwerk der Aegyp-
tier xerreuraçioy s2s, Eustathius a. a. O.
234) Xneçäs ; s. Strabo IX. P. 347 'Tzsch.
235) Philochorus ap. Seholiast. Aristoph. Eccles. 18. Der
geistreiche Forscher Ritter in der Vorhalle hat in
diesem Schirmtragen an Indische Sitten erinuert, Vergl.
oben If, Th. p. 648 ff.
236) S. a. a. O. vergl. Meursii Graec. fer. p. 851.
499
Ankunft der Ceres zu Eleusis, eingesetzt. Es' war zu-
gleich ein nächtliches Fest, und die Frauen neckten sich
dabei mit freien Scherzen, was daher oT%vL600ı hiefs 27),
Diese Feier gehörte mit zu den Vorbereitungsanstalten.
Saintecroix ( Recherches etc. T. II. p. 6 £.) verlegt sie
auf den eilften des Pyanepsion. Da sie aber doch nach
Athen versetzt wird (Photius a. a. O.), so müssen wir
wenigstens annehmen, dafs jene Neckereien in der Naeht
vorher vorfielen. Am eilften folgte alsdann der Frauen-
zug nach Eleusis, In dem jezt. vervollständigten Texte
des Alciphron (II. 3. p. 299 Wagn.) 2%) lernen wir auch
einen Ort in Áttica kennen, der ovvio hiefs; vielleicht
mit Bezug auf jene Feier. Jenes Scherzen hatte seinen
Grund in einer Tradition; wovon nachher hürzlich. —-
Auch Dionysus hatte übrigens an den Scirophorien An-
theil. Es wurden ihm zu Ehren Wettrennen angestellt,
und die Jünglinge hatten dabei VYeinreben (0oxac) mit
den Trauben in Hünden; daher das Fest auch Oscho-
phoria hiefs ^?), Der Sonnenschirm kommt an den
Festen mehrerer Gottheiten als heiliges Geräthe vor.
Einer der unzähligen Beinamen des Bacchus, nämlich
Sciandeus, wurde daher erklärt. Diese Namen und
Festgebräuche bringen uns wieder die Vasengemälde
Griechischen Ursprungs ins Gedächtnifs, worauf wir so
oft Sonnenschirme über heiligen Personen getragen se-
hen. — Jenes Knoblauchessen am Scirafeste hatte nach
237) S. Hesych. in voc. und jezt Eubulus beim Photius Lex.
gr. p. 397 Herm.
238) Wellauer (a.a. O. p. 35.) bezweifelt, ob inderangeführ-
ten Stelle des Alciphron ein Ort in Attica zu. verstehen
sey , und sucht diese , wie es scheint verdorbene, Stelle
zu verbessern.
239) Philochorus p. 31. vergl. Meursii Graec. fer. a. a. O.
456
Philochorus (pag. 104.) die Absicht, den Salbenduft
zu vertreiben , der sonst natürlich bei éiner Gesellschaft
Attischer Frauen sehr empfindbar seyn mufste. Wel.
chen Grund jenes Essen haben mochte — Abstumpfung
gegen die Liebe oder dieses letztere oder vielleicht beides
— immer sehen wir darin ein charakteristisches Merkmal
eines Trauerfestes.-
In diesen Kreis heiliger Pflanzen gehört auch der
Asphodelus (Gogddedos), eine lilienartige Blume,
die. der Proserpina gewidmet war, und auf Gräber
gepflanzt wurde 20), Bekanntlich hatte schon Homerus
(Odyss. XI.538. XXIV. 13.) einer Asphodeluswiese in der
Unterwelt gedacht, wie auch Hesiodus CEey. 41.) diese
Pflanze kennt. Nicht leicht haben die Alten einem
Hraute mehrere und wirksamere Krifte beigelegt, und
ganz gewifs lag darin der Grund seiner heiligen Bestim.
mung. Es war ein rechtes Wunderkraut. Plinius führt
den Namen Heroion an, welchen es auch hatte (H, N,
XXII. 32. p. 276 Hard.) Es war Mann und Weib zu.
gleich (Dionysius ebend.). Es war in Augenkrankheiten
wirksam (ebendas.). Vor den Thoren der Landhäuser
ausgestreut, trieb es alle Wirkungen der Giftmischereien
ab (ebendas. lib. XXI. 68. pag. 252.). Auch der Arzt.
Dioscorides (Il. 199.) weils aufserordentlich viel von
240) Letzteres bezeugt Eustathius zur angef, St. des Homerus
p. 454 ed. Basil. und beweist es mit einem Epigramm bei
Porphyrius , wo ein Grab redend eingeführt wird folgen-
dermafsen: ,,auf dem Rücken trage ich Malve und
Asphodelus, im Busenaberhabeich den und den“
(wire jaëv pauddyyay wai do QéSsAou xoXkVpe@oy, x6öhrw dd
rdv deiva Eyw); wobei zugleich bemerkt wird, dafs der
Asphodelus viele Wurzeln habe. — Also eine Pflanze,
die viel unter die Erde geht, eine T'odesblume,
aber auch ein Heilkraut, ein Kraut zugleich den Ge-
bärenden dienlich.
457
der Pflanze zu sagen: sie sey wirlisam gegen Schlangen-
bifs und Scorpionenstich. Sie befürdere die Menstruation
(Fwvoüor dè xai Epunva); sie diene in Entzündungen der
Testikeln und der weiblichen Brüste u. s. w. ?!). Hüren
wir mitten unter diesen ärztlichen Lehren das mythi-
sche Wort: das Kraut ist Mann und Frau, und dabei
den Ruhm, dafs es die Landhäuser vor Hexereien be-
wahre,. so mufs uns von selbst die Persephone- Hecate,
die Zaubergôttin, einfallen, welcher es heilig war. Aber
auch die xecpoyôvia füllt uns ein, die. Geburtshelferin.
Das war.ja Proserpina auch. Und dann gedenken wir
dabei der Mutter Ceres, die ja als Wärterin gegen
die Eleusinische Königsfrau im Homerischen Hymnus
(vs. 229 f.) der Gabe sich rühmt, durch gute Kräuter
von Frauen und Hindern alle Zauberei abzutreiben. Das
war bei der Einsetzung der Thesmophorien gesprochen
worden, als Ceres mit den andern guten Gaben auch den
Haussegen brachte. Es war ein Fest der verehlichten
und eheliche Hinder gebirenden Frauen. Uralte Ehe-
standsregeln und Hausmittel waren in diesem Ceresdienste
niedergelegt. Die Gesundheit der Mütter und Säuglinge
war gestellt unter den Schutz der Ceres und Proserpina-
Luna. Denn was wir zunächst vorher von der Wirkung
des, Asphodelus auf Menstruation gelesen haben, mufs
uns daran erinnern. Das gab denn wieder zu allerlei
Gebräuchen Anlafs, die zu den Geheimnissen jener
Mondsfrauen des alten Griechenlands gehörten. Dürfen
wir uns daher wundern, wenn nur dunkele Spuren sich
davon erhalten haben? Ich will doch einige andeuten,
je weniger bei diesem Feste auf dieses und manches An-
241) S. Dioscorides a. a. O. p. 159 sq. ed. Wech. und vergl.
überhaupt Sprengel Geschichte der Botanik I. p. 87. 68.
107. 129. 143. 322 ff. und daselbst die colorirte Ab-
bildung.
458
dere geachtet worden. Im Hause jener Ino- Leucothei,
jener weisen Mondsfrau und Bacchuswárterin, soil un.
ter andern mysteriósen Gebráuchen auch der gelehrt wor,
den seyn, flach vertiefte Gefüfse (1áXoc) auf die ent,
blófste Brust zu legen ?2) — eine abgerissene Notiz zy.
nüchst von einem Bacchischen Ritus, dessen Bedeutung
wir nieht wissen. Vergessen wir aber nicht, dafs wi
die Ceres an den Thesmophorien in Stellen der Alten
und in Vasenbildern mit Bacchus vereinigt gefunden,
Auch wenn wir nun weiter beim Athenáus (XI. cap. 74.)
hören, dafs die Alten eine Art von Bechern, Brust
(paotos) genannt, und dabei zum Theil auf die Form
des Bechers , zum Theil auch auf die Art, wie man dan
austrank, gesehen haben, dafs es ein alter Name heifst,
dafs diese und eine ähnliche Benennung bei den Paphierg
gewöhnlich war 75), so werden wir nur immer Charak.
terzüge alter naiver Ansicht der Dinge und der Art sig
zu bezeichnen haben. Merken wir nun aber auf die
Nachricht des Plinius (H.N. XXXIIL 23. p. 619 Hard),
dafs Helena der Minerva zu Lindus einen Becher von
Bernstein geweiht hat, nach dem Maafs ihrer eigenen
Brust (ex mammae suae mensura); so überzeugen wir
uns , dafs hier Gebräuche verborgen liegen, die auf den
Dienst der Thesmophorien sich bezogen haben müssen
Denn vergessen wir doch die Verbindung nicht, worin
wir vorher diese Helena, diese Frau des Mondes und
des Zaubers, diese Zauberin, die den Schlangen ihr
Gift zu nehmen versteht u. s. w. — mit der alten Atti.
schen Religionsgeschichte gefunden haben. Den Miner.
ventempel zu Lindus auf der Sonneninsel Rhodus hatten
242) Nonni Dionys. IX. 125.
243) S. die Ausleger zu der angef. St. p. 219. und zum Hesy.
chius II. p. 546.
429
die Danaiden gestiftet 2), und von dort her gingen sie
avs nach Griechenland, um die Thesmophorien zu stif-
ten. Das waren Vorstellungen aus dem [sisdienste von
Aegypten, wo Helena wie die Danaiden angetroffen wer-
den. Isis wie Ceres sind und heifsen Secuopopor sat 25),
In der Saitischen Isis ist Minerva mit der Ceres- Proser-
pina noch ursprünglich vereinigt. ^ Herodotus spricht
bei einem náchtlichen Feste zu Sais auch von den Grie-
chischen Thesmophorien (Il. 171.). Die mit den Thes-
mophorien verbundenen Scirophorien erhielten die alte
Einheit auch im Angedenken der Athener. Diese Gott-
heiten schmelzen auch im Begriffe des Mondes zusam-
men, nach seinen verschiedenen Beziehungen, wie wir
oben gesehen haben. Mondsdienerinnen also konnten
zu Lindus die halbe Mondskugel zum Muster von Bechern
wählen , die ein Weihgeschenk der Minerva seyn sollten.
Das ist ein Schenken aus 'altem Glauben, oder Aber-
glauben, wenn man will (Weisheit und Thorheit stehen
in solchen Religionen nahe beisammen) — die Halbkugel
des Bechers , auf der Góttin Schoofs gelegt, soll die Brust
der Frauen vor Uebel bewahren: — kommt es doch,
nun so hat Ceres Heilkräuter, und in den Thesmophorien
lernen die Mütter, wie die Göttin durch das heilige Kraut
der Proserpina, durch den Asphodelus, die entzündeten
Brüste heilet.
Aber dieses Kraut ist auch den Männern dienlich in
schweren Uebeln (s. oben Dioscorides). Es ist selbst
Weib und Mann. Hiermit treten wir in eine neue Bil-
derreihe, welche in den Thesmophorien auch nicht ver-
schmäht ward. Dafs dort das aidoioy yvvaixeioy seine
Bedeutung hatte, ist schon aus dem Zeugnifs des Hera-
244) Herodot. II. 182. vergl. oben IV. 'T'h. p. 33.
245) Sextus Empir. adv. Rhet. p. 296,
460
clides von Syracus (zum Athenäus XIV. p. 350 Schweh,
vergl. oben III. Th. pag. 440 f.) bemerkt worden. Hier
müssen /noch einige nöthige Worte darüber folgen. Der
gelehrte Meursius (Graec. fer. p. 798:) mufs sich dieser
Stelle nieht erinnert haben , wenn er das genannte Sym,
bol den Thesmophorien absprechen, und nur den Eley.
sinien zueignen will. Er mufs doch eingestehen, daf
auch bei jenem Feste freie Lieder und dergl. vorkamenr,
Meines Bedünkens ist dieses Zeugnifs des Heraclides ent.
scheidender, als das des Theodoretus, welches Villoison
und Saintecroix 2%) beigebracht haben, woraus sich je.
Dommememntemésiteenes - |. 00m
246) Recherches etc. Tom, IT. p. 13 sq. Wenn dieser Ge,
lehrte.in der ersten Ausgabe seines Werkes die Vereh
rung des xrs& auf die Thesmophorien. allein be,
Schránkt wissen wollte , mit Ausschlufs der Eleusinien , so.
ist in der neuen Ausgabe die Discussion darüber ver.
mieden, und die gegen Meursius erhobene Kritik unter,
drückt. Jedoch bemerkt Silvestre de Sacy, besonders
nach, der Stelle des Theodoretus (Therap. Serm. IIL
Tom. IV. p. 524 Opp. und Serm. VII. p. 583.) , dafs wohl
dieser Gebrauch , wie so manche andere, den Thesmo.
phorien.mit den Éleusinien gemeinsam gewesen. Derselbe
hat auch dort über die Verehrung des Cteis und deg
Phallus in den Grieshischen Mysterien einige Bemer,
kungen gegeben (ebendas. 'T. I. pag. 368.)., liugnet abée
die Anwendung des Phallus als eines Symbols bei den
Eleusinischen Mysterien (cbendas. pag. 371.). Minter
(Nachrichten von Neapel und Sicilien p. 383.) bemerkt,
dafs man noch heut zu Tage in Syracus ein Brod aus
Honig und Sesam backe, Milo genannt, an Figur und
Ingredienzien dem pulidg ganz dhnlich , welches man
der Ceres und Proserpina an dem Feste der Thesmoÿhos
rien opferte, gerade so wie Heraclides von Syracus beim
Athenäus XIV. p. 647 Casaub. es beschreibe. Ein Pen.
dant dazu , bemerkt Münter, sind. die alten Pria pen,
welche Ritter Hamilton in der Kirche von Set. Cosmo und
Damiano-in Isernia fand.
461
doch das,ergiebt, dafs Meursius hierbei mit Unrecht die
Kirchenväter einer Verwechselung der Fleusinien mit
den Thesmophorien bezüchtigt hatte. Das genannte
Symbol biefs bei'den Siciliern gvAA06, anderwirts
xvrtíc. Dieses letztere Wort hatte freilich ursprünglich
eine allgemeinere Bedeutung , und konnte somit auch das
Männliche bezeichnen, wie das Lateinische pecten 2),
Allein da es in der Hauptstelle bei Pollux (Onom. IL 194.)
offenbar auf das Weibliche bezogen wird, und wo es
sinnbildlich vorkommt 2%) , ganz bestimmt das Weib-
liche hemerkt wird, so dünkt es mir sonderbar ausge-
driickt, wenn Meiners (Geschichte aller Religionen I
p. 257.) den Myllos den Festen der Ceres, und den Kteis
in der Bedeutung des Phallus denen des Bacchus zu-
geeignet.
Halten wir die Grundbegriffe fest, die jene F'eier
versinnlichen sollte: Ackerbau und seine Früchte,
feste Wohnsitze, festes Eheband, Erzielung
ehelicher Kinder — und das letztere hier beson-
ders unter dem Hauptbilde der Herbstaussaat ge-
dacht, so werden jene Bilder wohl verständlicher, viel-
leicht auch weniger anstöfsig werden. Eine Beurtheilung
nach moderner Convention vertragen dergleichen alte
Religionen überhaupt nicht. In dieser naiven Freiheit
erhalten sich nun auch die aus jenem Bilde und Gebrauche
(aus der Verehrung des xvsíc in den Thesmophorien )
hervorgegangenen Mythen: Wenn die Plejaden unter-
gehen, wenn das Jahr sich der Nachtseite zuneigt, wenn
die Aussaat geschieht, und der Landbewohner sich mehr
und mehr unter das bergende Obdach sammelt, dann
keimen in dem heimlich bergenden Dunkel, in dem
247) Juvenal. VI. vs. 370. und daselbst die Ausleger.
248) z. B* bei Eusebius Pr. Ev. II. 8. p. 67.
462
Schoofse der Erde, wie in der Mutter Schoofse, neue
Hoffnungen. Aber sie keimen unter Schmerz und ban.
gem Erwarten. Das Saamenkofn ist in das Dunkel ver.
borgen. Proserpina ist geraubt. Es ist ein Suchen und
ein Sehnen, ein Trauern, ein Wehklagen. So spricht
das Saatfest, so spricht der Mythus. Die Frauen weichen
von den Männern, die Frauen fasten in diesen Tagen,
weil Ceres, heifst es, an ihnen entbehret und gefastet
hat. Aber es ist ein wallendes Leben in jenem Dunkel,
Ein Wirken und Schaffen thut sich im Stillen hund. Ein
heiterer Blick führt durch das Verborgene , und das
schüpferische Vermügen, das Zeugende, will sich of.
fenbaren in seiner Eigenheit. Mann und W eib treten
in diesem Ahnen und Suchen scharf gegen einander über,
Das Verschiedene erkennt sich in seiner Verschieden.
heit. Baubo enthüllet sich, und der schópferische Jac-
chus thut seine Mannheit hund. Wie zu Samothrace
über der werdenden Welt der heitere Scherzredner Her-
messteht, so verräth das Lächeln, sodänn dasLachen
der sehnenden , suchenden , trauernden Ceres (Homer.
Hymn. in Cer. vs. 204.) neben der scherzenden Jambe
das mehr und mehr aus dem dunkelen Schoofse der
Erde und der Mutter zum Lichte hinauf strebende neue
Leben %),
$. 15.
Fortsetzung.
Das Lachen und Scherzen der Thesmopho-
riazusen.
So erklärt sich für uns, auf dem Standpunkte der
Reflexion, die anfangs so auffallende Erscheiaung, dafs
249) Manche Anspielungen hierauf finden sich, besonders in
der Griechischen Anthologie, wie z. B. das Epigramm
403
an einém Trauerfeste, wie die Thesmophorien im
Ganzen waren, scherzhaftes Thun und Reden vorfállt.
In den Eleusinien werden wir dasselbe wieder finden.
Beide Feste hatten Vieles mit einander gemein, wie be-
reits der grofse Salmasius (Exercitt. Plin. pag. 752.)
wohl gezeigt hat. Er ist so ziemlich der Erste, der den
Unterschied und die wesentlichen Eigenschaften jener
beiden Ceresfeste der Athener aus den Quellen zu er-
weisen versucht, und mehrentheils glücklich versucht
hat. Es hätte daher Saintecroix, der ihm hierbei so Vie-
les zu verdanken hat, die kritischen Bemühungen dieses
Gelehrten mit etwas mehr Aufmerksamkeit hervorheben
sollen. Beide Feste gingen von Einem Anlafs aus, in
beiden wurden Ceres und Jacchus verherrlicht, beide
waren mysteriöse und orgiastische Feste, beiden war
das Schweineopfer und der heilige Mischtrank, Hykeon,
eigen, und, wie bemerkt, auch jene Freiheit der Scherze.
Letztere war vielen Festen der Alten eigenthiimlich, wie
z. B. den Saturnalien und der Feier der Bona Dea zu
Rom. Es hat diese Sitte ihren tiefen Grund in der mensch-
lichen Natur. Deswegen hat sie sich auch fortdauernd
und aller Orten behauptet, wo sich die Völker ihren
natürlichen Trieben und Stimmungen überlassen. Ich
begnüge mich mit dieser ganz allgemeinen Bemerkung,
da dieser Gegenstand schon von Andern und besonders
von A. W. Schlegel in den Vorlesungen über die drama-
tische Kunst erschöpfend abgehandelt worden.
Dieses Lücheln und Lachen mitten in der Trauer,
auf einen Democritus T. IT. p. 509 Brunck. T. III. p. 209
Jacobs.
El nai dpadqrwy vendwy Urè ryaïay didocer ,
DapoeQovy y Vvyny déyvuro Ayprongéirou
Evpevews yskowoay- érel nai ceio renoûoav,
"Axvvpésqv éricol, ucüvot iwapsye y£Aus.
4.04
und, so zu sagen, dieser Sonnenblick aus der dtinkelen
Wolke — mufste nun auch seine eigene Historie haben,
In den T'hesmophorien erfuhr man sie. Wir haben da.
von verschiedene Traditionen, In der Hauptsache blei.
ben sich alle gleich. Mit feinerem Sinne hat Heiner das
Bedeutsame gegeben, als der Dichter des Homerischen
Hymnus auf die Ceres, Die wesentlichen Züge sind fol
gende: Ceres, nachdem sie lange gesucht, kommt end-
lich dischópft und ermattet in niedriger Gestalt vor Eleu.
sis an. Sie setzt sich auf einen Stein am VVege neben
einen Brunnen. Brunnen und Stein waren nun beilige
Oerter, und gewannen mehrere Namen , alle bedeutend
(s. oben). Der Stein hiefs àáyéAacvocg, der Lachens-
arme, der Stein der Trauer. Die Megarer nannten ihn
den Stein.des Rufens 20), Hier finden des Celeus
Töchter sie, und es geschieht, was wir oben berührt
haben. Im Hause des Eleusinischen Hónigs nun sitzt die
Góttin trauernd und ganz in Sehnsucht verloren, bis
dafs Jambe , die Sinnige, durch vieles leise Spotten die
reine hehre Góttin zum Lüeheln, dann zum Lachen
reitzt und ihr Gemüth erfreut (vs.200.). « Daher, bemerkt
nun Apollodorus, scherzen die Veiber in den Thesmo-
phorien noch immer». Nun reicht Metanira, des Celeus
Gattin, der Göttin einen Becher mit Wein. Sie schlägt
ihn aus, und läfst sich dafür einen Mischtrank aus Was-
ser, Gerstenmehl und Poley reichen (vs. 206 ff). Das
ist seitdem, heifst es wieder, der heilige Trank an den
Festen der Ceres. Der VVein war von den Thesmopho-
rien verbannt. Darauf spielt der Schalk Aristophanes
durch sein bedeutendes: Wir haben getrunkgn 2!)
250) dvauds9¢is ; s. Ruhnkenius ad Homer. Hymn. in Cerer,
vs. 199 und 200.
251) Thesmophor. vs. 637. vergl. 211. und du Theil p. 222.
465
offenbar an, Seine Thesmophóriazusen hatten ' VVein
getrunken, wollte er sagen. Ohne unser Erinnern wird
wohl Jeder vermuthen, dafs ein solcher Dichter auch
den andern Zug, die festlichen Scherzreden, nicht un-
genützt vorbei gelassen haben wird. Doch man mufs das
Stück selbst lesen.
Ganz gewifs gab der alte Festgebrauch Zur Lomi-
schen Satyre Anlafs genug. Er fafste das Bedeutsame
kräftig anf, Er wufste nichts von dei feinen Maafse
des Homerus, So auch die älteren Sähger dieser My:
sterien, Pamphus und Andere. Ein Orphisches Frag-
ment dieses ülteren Kirchenstyls haben wir noch, Der
Eifer der zürnenden Vüter des Christenthums hat es uns
erhalten. Es gab ihnen einen Hauptgrund zu Anklagen
gegen die Mysterien an die Hand 32), Dort ist es nicht
Jambe; sonderü Baubo, die durch ihre unanstündigen
Geberden, und Jacchus, der durch sein freches Thun
die trauernde Ceres zum Lächeln reizt. Auch hier, wie
beim Homerus, ist von einem Lächeln und vom
Lachen die Rede. Was der Name Bovfó bedeutet,
wissen wir nicht, so wenig als das, ob er Griechischen
Ursprungs ist 25), Daís er aber bedeutend war, läfst
252) S. Clemneiis Alexandr, Cohort. p. 17. Arnob. adv. Gent.
V. p. 175. Euseb. Pr. Ev. II. 3. vergl. Fragmm. Orph.
p. 475. und Saintecroix a. a. O. Tom. II. p, 14 $q. nebst
. der Note von Silvestre de Sacy.
253) Jablonski's unglickliche Etymologie (s. oben IT lt. p.321.)
will ich hier nieht wiederholen. Nicht glücklicher stellte
Saintecroix (Recherches I. p.171.) Baubó und Typhon zu-
sammen. BeideshatSilvestre de Sacy mit Recht verworfer;
Man soll vielmehr, sage ich nun, an die oben 11. Th. p: 931 f.
entwickelte Bildetreibe denken, nümlich an den Jacchus
(Bacchus) 'Fages oder éraQæes , den Berührer, urd
wie er durch sein Berühren. die in der Erde schlafenden
Keime weckt (8av8Z» heifst Schlafen ; s. das Fragment eines
Satyrdrama's bei Valckenaer Diatrib. p. 204.) , und wie die
Weiber am Bubastisfeste dasselbe thun , was hiet Haubo
that: ai à’ dvaciçevtar (Herodot, 11; 60.).
P. Za
Xt
466
uns schon der andere, Idu Bn, vermuthen, welcher uns
nicht nur an lose Worte, an Spottreden, sondern auch
an den Jambus erinnert, der im Uebermaafse festlicher
Lust extemporisirt ward, undklappend uud ungemischt 54)
von den Lippen der Thesmophoriazusen ilofs. So wur-
den diese Namen gegeben. Ohne Lachen sitzt Ceres
auf dem davon genannten Steine, ohne Speise auch —
nun hommt die Lacherin — Jambe; wie dort der
Scherzredner Hermes- Gigon zu dem grofsen Ca.
biren tritt, — So sitzen nun die Frauen an den Thes.
mophorien am Fasttage, ohne Lachen, ohne Nahrung,
ohne Liebeslust. Aus dem Festgebrauche erwächst der
Mythus und erwachsen die Namen. Da ist der Stein
ein Stein des Nichtlachens, und die durchblickende
Festlust wird als, Person zur improvisirenden, spotten-
den Magd Jambe 75), Es wird mich hoffentlich Niemand
254) Wieihn Aristophanes hie und da nachbhildete; s. Welcker
zü den Fróschen vs. 416.
255) Natalis Comes erzählt (HI. 16.) aus dem Philocho-
rus: Jambe sey des Pan und der Echo Tochter. Dafs
ein Neuerer so etwas nicht erfinden kann , Sieht wohl
Jeder. $0 lange es auch nicht notorisch erwiesen wird,
dafs Natalis Zeugnisse der Alten geschmiedet habe,
verdient seine Auctorität grôfsere Aufmerksamkeit, als
ihr der Herausgeber desPhilochorus geschenkt hat (p. 26.).
Natális scheint handschriftliche Hülfsmittel benutzt zu ha-
ben, die nachher verloren gegangen. — Wissen wir doch
urkundlich (s. oben III. 'Th. p. 249 ff.) , dafs Pan mit der
Echo die Iynx, und mit der Eupheme den Tact oder,
wie Böttiger will, den personificirten Applausus (Kro-
tos) erzeugt hatte. Konnte er mit Echo nicht auch die
spottende Jambe zeugen? So mufs auch im angeführten
Orphischen Fragment die durch das Lachen erheiterte
Ceres aus einem d'yyog a/óAov, also aus dem bunten
Kelche der Natur (s. oben III. 'Th. pag. 455.) , den
heiligen Mischtrank trinken. — Es ist in solchen My-
then Alles bedeutsam.
497
mifsverstehen, wenn ich bei diesen religiösen Namen an
den Sohn des Lachens Isaak in der heiligen Geschichte
erinnere, an den Lacher Abraham und an den Herrn,
der der alten Sarah «ein Lachen zugerichtet» (Gencs,
XVII. 17. XXL 6). Eines ist bier dem andern in der
Gewohnheit gleich: grofse theure Erinnerungen durch
bedeutende Namen festzuhalten.
Auch, einen Lacher und Spötter haben wir in
dieser Geschichte der trauernden Ceres, aufser jenem
frevelnden Knaben Jacchus. Es ist auch ein Knabe, As-
calabus genannt, der Sohn der Magd Misma (Micun —
wenn der Name nicht corrupt ist). Seine Mutter gab der
erschüpften Ceres den Gerstentranh zu trinken. Weil
ihn die Göttin im Durst auf einen Zug ausleerte, so
lachte der Knabe laut auf, und licfs einen grofsen Kessel
für die Säuferin bringen. Darüber ergrimmte die Göt-
tin, bespritzte ihn mit dem Ueberreste des Getränkes
— und als Eidechse (&ox&XoBosc) trägt er nun ewig die
Flecken, ein immerwährender Greuel der Ceres und
ihren Dienern (Antonin, Liber. cap. 24.). — Auch hier
alte Naturbeobachtungen des Achermannes, in die My-
then des Saatfestes eingehüllt und niedergelegt in reden-
den Bildern, deren individuellen Sinn wir freilich oft
kaum ahnen, geschweige einsehen. Aber auch hier wie-
der eine suchende, dürstende, trauernde Güttin, ein
Mischtrank alter Fasttage und ein Spütter — aber hier
hein willkommener Spótter, kein Liebling Jacchus, keine
angenehme Jambe, sondern ein verabscheuter Spôtter,
und als Sterneidechse (stellio — das T'hier der Tropfen
oder der Sterne im Latein von stillo — oder stella) ein
Scheusal der Menschen und hingebannt an die unreinen
Derter 256),
256) Antoninus Lib. a. a. O. In einen Nachtvo gel (dowd:
AaQos , bubo) wird ein anderer Knabe verwandelt, der die
400
Auf jene Stenien, wobei die freien Scherze ge-
hört wurden, folgte am eilften des Pyanepsion der Zug
nach Eleusis. Aufser diesem dvodog wird auch ein
430006 auf denselben Tag bemerkt (bei Photius Lex.
gr. p. 69.). Wagner (zum Alciphron T. II. p. 124.) will
auch hier d»oSog schreiben. So wiirde Photius allerdings
mit Hesychius (I. pag. 386.) in Harmonie gebracht, der
den eilften Tag des Pyanepsion &yodog nennt, weil an
diesem .die Frauen nach Eleusis hinauf gingen. Freilich
kann in Hesychius wohl hein Fehler seyn; das zeigt schon
€ ——
Proserpina in der Unterwelt verrathen hatte, els sie den
Granatapfelkern gegessen (s. die Ausleger zu der angef.
St. vergl. Ovid. Metamorph. V. 438 sqq. und daselbst
Burmann; Fasti IV. 401.). Ueber diese T'hiere s. Schnei-
der im Lexicon. [n dieser ganzen Fabelreibe ist viel Ver-
schiedenheit, worauf schon Salmasius (Plin. Exercitt.
p. 750 sqq.) aufmerksam gemacht hat. Hauptstellen sind,
aufser dem genannten , Apollodor. I. 5. 1. Hygin. fab. 147.
p. 257 sqq. Scholiastes Nicandri Alexipharm. 130. mit den
Herstellungen von Mitscherlich ad Homer. Hymn. in Cer,
vs. 195. Scholiast. Euripid. Orest. vs. 962. — Ueber das
Scherzen an den Thesmophorien ist Cleomedes Meteor.
II. p. 203. eine Hauptquelle, womit Apollodorus a. a. O.
und Diodorus V. 4, und dazu die Nachweisungen von
Wesseling zu verbinden sind. — Jener Mischtrank (xv.
x57) ward sonst auf sehr verschiedene Weise bereitet,
auch mit Wein, nur in den Thesmophorien nicht. Das
Wesentliche dabei war Gerstenmehl , was mit seiner sym
bolischen Bedeutung am Saatfeste und an ähnlichen Festen
zusammenhing. Man vergleiche darüber die Ausleger zu
Homer. Hymn. in Cer. und zu Antoninus a.a. O. und jezt
Coray zu 'Theophrast. Charact. eth. IV. 1. pag. 177. und
Sohneiderin den Eologg. phys. p. 139. Sickler (Hymnus
an Demeter p. 123 ff.) erklärt dieses uralte Wort aus dem
Semitischen, und findet in ihm vermóge der Paronoma-
sie im Mysteriengebrauche die Hieroglyphe des stillen
Nachdenkens. Vergl. auch Silvestre deSacy zu Sain-
tecroix Recherches etc. 'T. I. p. 318.
409
dio Ordnung der Buchstaben, Indessen da auch im. Hym-
bus des Callimachus von einem hinab gehenden
(xaxuóyvoc) Cereskorbe die Rede ist (vé. 1. welches
Beishe von einer zurüchkehrenden. Festperiode
erklirte), da in solchen Localwürtern. verschiedene
Standpunkte bezeichnet werden können, da endlich
der Sinn des ganzen Festes ein Auf- und Abgehen,
vielleicht ein Hin- und. Hertragen der Satzungstafeln,
fordert. (eine Ceres xav&yovca haben wir obem schon
gefunden) ; so möchte ich ohne wichtigere Gründe nicht
zathen, darin etwas zu. ändern.
Àm Fasttage (»xovsía, woberich oben die ver-
schiedenen Angaben bemerkt habe) sah man alle Zeichen.
üffentlicher Trauer: der Rath versammelte sich nicht,
die Gefangenen wurden frei gelassen, und die Frauen
Uberliefsen sich, wie an den Isisfesten Aegyptens, lau-
ten Klagen 7), Vom Fasten selbst giebt Cornutus (de
N. D. cap. 28. pag. 211 Gal.) verschiedene Ursachen au,
unter andern die, man habe damit die ehemalige Ent-
behrung der guten Gaben der Ceres versinnlichen wollen,
Kuchen aus Sesamël (onoauides).waren die heilige Speise
an diesem Feste 253), Auch die. Griechischen Vasenma-
lereien erinnern an diese Kuchen. Es folgte der Zug zu.
Athen. Die eingeweiheten Frauen folgten dem Wagen,
auf welchem der heilige Horb mit den mystischen Sym-
holen stand; Sie folgten ihm mit blofsen Eüfsen. Jung-
frauen trugen. heilige Gefáfse neben her. Das scheint
ein weiter und beschwerliclier Zug gewesen zu seyn, weil
alte und krünhkliche Personen davon befreit wurden. Als
Hauptpunkte bei diesem Zuge werden das Prytaneum.
257) Aristoph. '-hesmophor. vs. $5. vergl: Meursii Gr. fes.
p. 164. und. Themis Attica II. 8.
253) Aristoph. Thesrmophor. 577. coll; 291.
470
und das Thesmophorion genannt 5?), Ob hierher nun
das Hinabgehen, wovon ich zunáchst redete, gehört,
oder zu jenem andern Zuge, bleibt, wie so Manches,
unbeantwortet. Vergessen wir nicht, dafs hierbeinur
Callimachus (Hymn. in Cer. vs. 6. vs. 121 ff.) unser Füh.
rer ist, der ein Alexandrinisches Fest besclireibt. Dafs
also nicht aller Orten, wie dort, goldene Gefáfse von
den Jungfrauen getragen wurden, ergiebt sich wohl von
selbst 2). Die weifísen Pferde, die er auch%hennt,
hatten gewifs ihre sinnbildliche Bedeutung , worüber ich
jezt nichts weiter zu sagen brauche. Ob es aber aller
Orten so gehalten ward, und ob die Vierzahl allgemein
war, läfst sich, so wie vieles Andere, auch nach den
Bemühungen von Spanheim (zur angef. St.) nicht aus-
mitteln. — Der Zug geschah unter Gesángen. Aus Cal.
limachus (a.a.O.), welcher wohl hierin seiner dichteri-
sehen Freiheit nicht zu viel erlauben durfte, können
wir uns einen Begriff davon bilden. Es sind Grüfse an
die Geberin der Saaten und Wünsche für das Wohl der
Gemeine,
An das Letztere erinnern noch zwei zerstreute No-
tizen bei den Griechischen Grammatikern. Sie führen
ein mysterióses Opfer bei den Thesmophorien an. Es
hiefs die Verfolgung (dioypa), auch die Chalcidi-
$che Verfolgung, und nachher éxodrôyue. Einst
sollten die Attischen Frauen ein Gebet gethan haben:
die Gottheit möge die Feinde in die Flucht schlagen... Es
geschah, und die Feinde flohen nach Chalcis 291), Der
259) Pausan, I. 14, und Callimachus in den gleich anzufüh-
renden Stellen.
260) Doch hàült Wellauer a. a. O. p. 37. meinen Zweifel für
ungegriindet, da auch bei Aristophanes Thesmoph. 900,
schon der goldenen Gefäfse Erwälhinung geschehe.
261) Semus ap. Suidam Tom. IL. p. 651 Kust. Hesychius I.
471
Tag, an welchem dieses Opfer gebracht ward, wird nicht
gemeldet. — Noch wird einSühnfest erwühnt. Es hiefs
Znpia, Strafe, Büfsung. Nach diesem Namen und
nàch der bei Hesychius (T. I. p. 1384. vergl. Photii Lex.
gr. pag. 45.) hinzugefügten nüheren Bestimmung, man
habe dadurch abbüfsen wollen, wenn etwa während des
Festes etwas versehen worden , gewinnt die Meinung des
Meursius (Gr. fer. p. 164.) viel Wahrseheinliehkeit.
Er glaubt, dies Opfer sey am letzten Tage der Thesmo-
phorien gebracht worden.
Den Tag nach dem Fasten geben Alciphron (Epist.
II. 39.) und Photius (Lex. gr. p.69. wo er auf den vier-
zehnten gesetzt ist) mit dem Namen và KáAAyévgia an.
Die letzte Stelle zeigt hinlánglich, dafs Bergter keine
Aenderung im Alciphron hätte versuchen sollen.‘ Der
Name ist auch dem Griechischen Sprachgebrauch völlig
gemäfs. Man betete alsdann zur Ceres, zur Kora, zum
Pluto, zur Calligenia und zur nährenden Erde 22),
Bei dieser Calligenia schwört auch Glycera, in einem
andern Briefe des Alciphron (IT. 4.). Wer war diese
Calligenja ? Darauf fielen schon im Alterthume verschie-
dene Anfworten : die Erde, sagte Apollodorus #5), Ihr
sollte Erichthonius, der Erdmann, zuerst geopfert, und
auf der Acropolis einen Altar mit der Verfügung er-
richtet haben, dafs jeder, der einer andern Gottheit
opfere, ihr zuvor opfern solle 755), Aristophanes aber
hatte die Callizenia offenbar von der Erde unterschie-
den. Er hatte ihre Wirterin so genannt (Photius a. a. O.).
p. 1013 Alb. ibiq. laudd. .vergl. Saintecroix II. p. 10. und
dort die Note von Silvestre de Sacy.
262) Aristoph. Thesmophor. vs. 301 sqq.
263) S. Photii Lex. p. 96. vergl. Fragmm. p. 396 Heyn.
261) Schol. Aristoph. 'T'hesmoph. vs. 306.
(j^
Andere nannten sie eine Priestevin derselben. Noch An.
dere verstanden die Tochter des Juppiter und der Cere;
darunter (Photius a. a. O.). Eine letzte Meinung will
die Ceres selbst damit bezeichnet wissen 265), Als.
dann bezeichnete es die Mutter der schönen Hin.
der (des Jacchus und der Hora — des VVeinstocks und
der Getreidesaat). Diese Erklärung ist nach Allem die
wahrscheinlichste , und pafst auch ath besten' zu den An-
gaben des Alciphron und Photius, wonach ihr ein Tag
der Thesmophorien besonders gewidmet war. Daher
auch du Theil (pag. 239.) und Saintecroix (pag. 380.) %6)
dieser Deutung beitreten. Nur dürfen wir dabei nicht
vergessen, dafs der gelehrte Apollodorus gewifs seinen
natürlichen Grund hatte, Calligenia für die Erde za
nehmen, Worin konnte dieser Grund liegen? In my.
steriösen Vorstellungen von der Ceres selbst. Es war
nicht die gewöhnliche Ceres, und Aristophanes unter-
scheidet sie auch davon. Es war gewifs jene Ceres 4904
yi@%, jene tellurische Ceres, der Erdkräfte Inhaberin,
welcher schon der alte Cabirische Dienst mit gewidmet
war. Je nachdem nun ein Dichter oder Forscher den
Standpunkt nahm konnte er sie mit der Erde identisch
nehmen, oder davon trennen — eine Erscheinung, die
£65) Hesych. I. p. 124. uach der berichtigten Lesart.
866) Doch hat Saintecroix bei der neuen Ausgabe seines Wera
kes diese Meinung wieder verlassen (II. p. 12.), und be.
gieht diesen Namen auf die Proserpina, welche ihre
Mutter in einer Hóhle unter dem Schutze geflügelter Dra.
ehen zurückliefs (s. Nonni Dionys. VI. pag. 186.). Viek
leicht mochte es ein mysteriöser Name derselben seyn,
der hlos in den Thesmophorien üblich war. Noch be-
merkt Silvestre de Sacy , dafs diese Meinung von Sainte-
croix durch eine Stelle im Lexicon des Photius pag. 96.
bestätigt werde,
475
uns in solchen Religionsbegriffen schon öfter vorgekom-
men ist.
Dies erinnert mich an das Schweineopfer, dessen
ich schon oben (IV. Th. p. 178.) gedacht habe ??), Hier
will ich nur noch bemerken, daís Cornutus (de N. D.
p. 211 Gal.) im Allgemeinen sagt, man habe der Ceres
trächtige Schweine geopfert; wobei er die Vorstellung
der Fruchtbarkeit erwähnt 25). Alsdann wire es in
demselben Sinne geschehen, in welchem der Römer an
den Fordicalien der Ceres als Erde eine trächtige Kuh
schlachtete. — Uebrigens sieht. man auf Atheniensischen
- —m
207) Die dort angeführte Stelle des Clemens Protrept. pag. 14
Potter. ist von Meursius (Gr. fer. pag. 798.) mifsverstan-
den worden. Er übersetzt — MeyagiQovres goigous S«8dM.
Aovres more Megarensium expellunt porcos““. Ihm folgt
Saintecroix — ,,en prononcant quelques mots du dia-
lecte AMegarique (T. H. p. 18. welcher, wie man sieht,
noch eine Nebenbestimmung hinzufügt). Hütten sich beide
der Stelle des Pausanias 1X. 8. init, erinnert, so würen
sie nicht in diesen Irrthum verfallen. Dort hei(st es deut-
lich: — wal & T4 péyapea warovpsvae dQidow Gg Tv veos
y»»», denn so mufs gelesen werden, nicht, wie noch in
der neuesten Ausgabe steht, M £yyaoa. Das fordert der.
ganze Zusammenhang (s. oben IV. Th. pag. 178.). Hin-
wieder zeigt die Stelle des Pausanias das Unstatthafte der
Conjectur des Salmasius (Plin. Exercitt. ad Solin. p. 752.):
xaraBd)iovow ,, immmolant‘*, Die wahre Lesart ist «84A.
Aovcw , die als Variante bei Potter vorkommt, und die er
nicht zu würdigen wufste, weil ibm auch Pausanias nicht
dabei einfiel. Sie jagen die Schweine hinein, sie
werfen sie hinunter. Uebrigens war dieser Gebrauch,.
pach Pausanias, der Bdotischen Thesmophorien eigen,
und hätte also von Saintecroix nicht bei den Attischen era
wühnt werden sollen.
968) Jeder Eingeweihete mufste als Sühnungsopfer der Ceres
ein Schwein opfern , das er vorher im; Meere gewaschen;
$. Saintecroix I. p. 279.
474
und Eleusinischoan Münzen den Cereshopf und dag
Schwein 209),
Fo
Al
Auch eines Tanzes müssen wir hier gedenken,
Aristophanes (Thesmophor. 960 sqq. vergl. 1180.) läfst
seine ''hesmophoriazasen sich bei den Händen anfassen,
und im Kreise einen Reigen aufführen, auch dazu die
Flöte nach der Persischen Weise blasen. Die Gramma.
tiker geben uns darüber einige nähere Notizen. Marius
Victorinus (de art, grammat. p. 1592 Putsch.) giebt ein
eigenes elegisches Metrum an , das man Thesmophorion
nannte, und fügt ein Beispiel hinzu:
." . O perpetuo tellus, quae nunc viget usta gelu.
Pollux (Onom. IV. 100. p. 406 Hemsterh.) ist noch lehr-
reicher. Er nennt den Reigen einen Persischen Tanz,
und giebt noch zwei Namen davon an: ëxkcouæ, auch
$yp& (Ópynoi:c).. Dieses erläutert eine Stelle des Xeno-
phon (Anabas, VL 1. 9.), wo ein Mysier diesen Tanz
aufführt. Da hiefses: er schlug halbmondfórmige Schilde
an einander, und sank jezt auf die Knie (dxlade), jezt
stand er wieder auf, welches er nach dem Tacte zum
Ton der Flöte mehrmals wiederholte. — Hiernach sollte
269) Vergl.-Rasche Lex. univers. rei num. ibiq. laudd. und
besonders Haym. T'hes. Brit. L. tab. 10 sqq. und tab. 21,
Von letzterer ist die hierbei folgende Abbildung genommen,
475
man es für eine Art von Hriegstanz nehmen, wozu auch
das o?vcorov des Pollux gut zu passen scheint. Ich weils
nicht, was den Saintecroix (Recherches T. IL pag. 16.)
bewogen hat, in jenem Tanze einen Beweis zu finden,
dafs die Alten an den Thesmophorien sich auch der Freude
überlassen haben. Das ist zwar an sich richtig, aber in
jenen Reigen sebe ich keinen Grund dazu; noch weniger
möchte ich an das Wiederfinden der Proserpina dabei
erinnern. — Auf ganz andere Ideen möchte der Name
bxAaouo leiten, und jenes ôxkdgew des Xenophon. Es
wird besonders von 'l'hieren gebraucht, die unter det
Last erliegen , und anf die Éniee niedersinken 2%). Das
veranlafste den gelehrten Salmasius wohl auch im Pol-
lux (a. a. O.) écértovor zu corrigiren, ein schlaffer.
Tanz. Jene Vorstellung vom niedersinkenden Lastthiere,
besonders vom Stiere, würde trefflich zu dem Saat-
feste der Thesmophorien passen. Ehe gesäet werden
hann, ist der Stier durch Pflügen ermattet: — dieses
wire denn der mimisch dargestellte Sinn des T'anzes ge-
wesen ; wobei noch mythische Ideen mitunterlaufen konn-
ten, z. B. von der Gewinnung einer Heimath und eines
eigenen Bodens (s. oben III. Th. pag. 95.). Dürfte man
mit Saintecroix voraussetzen, daís das beim Pollux vor-
hergehende Wort' »vicuóc.nur ein anderer Name für
denselben Tanz war, den er oxkacua nennt, so könnte
man noch eine andere Erklärung geben, und zugleich
noch einen näheren, Grund, warum er $yg& genannt
wird, Dieser Name käme dann von xvigewr, stechen,
schneiden, her, welches Wort besonders vom Ge-
schäft der Landleute gebraucht.ward, wenn sie die Ae-
gyptische Feige am Baume anschnitten, weil sie wegen
270) S. Hesychius und Suidas in voc. vergl. Photii Lexic. gr.
p.238. und Zonaras p. 1410, und daselbst Tittmann, verjl.
Ruhnkenii Epist. crit. II. p. 243 sq.
470
zu grofser Feuchtigkeit sonst nicht reif ward 71), Dany
wire es etwa ein Tanz beim Abfeuchten, ein Tag,
beim Feigenstechen, und man könnte daran erin.
nern, dafs die Feige den Persischen wie den Attischen
Mysterien eigen war ?7). Allein da in andern Stellen,
wo dieser Persische Tanz genannt wird, der Zusaig
x»,cuóc nicht vorhommt 73), so glaube ich, es ist bes.
ser mit Meursius jenem VVorte. die Bedeutung eines be.
sonderen Tanzes zu lassen. Wenigstens führt dieser
2140006 nicht an, wo er vom Persischen Tanze in den
Thesmophorien spricht, wenn er auch vorher und nach,
her die ganze Stelle des Pollux mitgetheilt hatte 24),
Hiernach müfsten wir die nühere Bestimmung éyo& durch
weich, biegsam. erklären, welcher Ausdruck. ja auch
ôfter von der Bewegung gebraucht wird. Dazu paíst
auch die Beschreibung, die Xenophon von diesem Tanzg
271) Ueber diese Frucht s. Theophrastus lib. IV. 2, mit den
Auslegern , vergl. Bocharti Hierozoicon I. pag. 383 seq,
Ueber jene Bedeutungen des Wortes ist zuvörderst He.
sychius IT. pag. 280. nachzusehen., und daselbst die Ans-
leger, sodann Muncker ad Antonin. Lib. p. 41- sq. Verh.
Biel Thesaurus H. pag. 212. verbunden. mit Valckenaer
Gloss. sacrr. ex Hesych. Opuscc, I. p. 194. und zum He-
rodotus VIf. 10. 5. Matthiae ad Hyma. Homer. pag. 441,
Ast ad Pindar, in den Commentt. Soc. philolog. Lips. I,
1. p. 22. und jezt Photii Lexicon p. 128. und besonders
Zionaras p. 1225 sq. und dasetbst Tittmann.
2/2) S. oben III. Th. p. 334, vergl. Welcker Zeitschrift I. 1,
p. 12. Not.
273) S. aufser den angeführten Stellen: Hesychius in IIegor«z,
Athenaeus lI. p. 59. XIV. p. 281 Schweigh. Der fleifsige
Brissonius hat diese letzteren auch angeführt (de veg.
Pers. princip. p. 446,),
274) Orchestra p. 1277. vergl; p. £275 und 1262; in Gronovii
Thes. Antiqq. Graecc. VIII.
477
giebt, recht gut. Es war ein Niedersinken und ein Auf-
stehen. Doch, nach dem Obigen, wenn man einen
schlaffen Tanz darunter dáchte, mufsten diese Bewe-
gungen wohl nicht zu schnell abgewechselt haben. Auch
Athenäus rechnet (a. a. O.) den Persischen Tanz unter
die gleichmäfsigeren (oTactpOTepa), Allein eine Haupt-
stelle des Heliodorus (IV. p. 163 ed. Coray) láfst dieses
letztere nicht zu , und beweiset uns binlänglich, dafs im
Pollux oévrovog die wahre Lesart ist. Dort wird ein
Tanz nach der Assyrischen Weise getanzt. Die Tanzen-
den sprangen dabei jezt mit leichten Sprüngen in die
Hôhe , jezt kauerten sie wieder am Boden nieder (io-
zAádovesc) Der ganze Hürper war in Bewegung, und
wie Begeisterte (xardyou) dreheten sie sich im Kreise
(Suvevóvetc). Ich will bier mit dem gelehrten Coray nicht
streiten, ob man eine Syrische Weise zu verstehen
habe. Doch würe ich in dieser Stelle für die wórt-
liche Erklärung: Assyrische. In jedem Falle heifst
dieser Tanz bei weit àlteren Schriftstellern ein Persi-
scher. Da er nun urhundlich den Thesmophorien
beigelegt wird, so bleibt uns, wenn aucb alle andere
Erórterungen darüber blos hypothetisch sind, doch der
nach allem Bisherigen merkwürdige Satz übrig: Auch
einen Persischen Chortanz führten die Attischen
Frauen ihrer Persephone und Demeter auf.
Zusatz.
Ackerbau, gesicherte Nahrung und Satzung
haben wir zunächst im Begriff der Ceres verbunden
gesehen. So können aus dem Familienvereine Völker
entstehen. Damia und Auxesia sind die Personifica-
fionen dieser Begriffe — Volksthum und Wachs-
thum (s. oben IV. Th. p. 43.). Die Einheit von beiden
ist Ceres. Sie ist die gebändigte und durch Ackerbau
bindigende Mutter Erde (Anuivne, Aapdrig), Von
479
ihr sind gestiftet fester Sitz, Sitte, Satzung. Wo sie
segnet, da ist Fülle; wo sie fluchet, ‘Hunger und Ab.
zehrung (s. oben IV. Th. p.1361E). Sie giebt Getreide,
und hat von dieser Speise den Namen (Zivó). Wo Ce.
realische Sitte und Fülle walten, da werden Tempel ge.
baut. In den Tempelhallen versammelt sich die Gemeine,
und die Schlüsse des Volkes (die Willkühren) werden
unter der Ceres Schutz gegeben. Wer gegen Volk und
Gemeine sich vergeht, der empfängt Hüge oder Strafe
von den Dienern ihres heiligen Hauses,
In diesem Sinne setzte das alte Rom seine Aedilen
ein. Zunächst von der Ceres Tempeln führten sie ihren
Namen. Diese waren ihrer Pflege vertraut, und sie wer.
den daher richtig mit den Neokoren (veoxógoic) der Grie-
chen verglichen 75), Unter ihrer Aufsicht standen die
Märkte und der Verkehr des Marktes; worin sie den
Griechischen Agoranomen (4yopavóuoig) gleichen 7/6),
Die Ordnung der Volksgemeine und Alles ; was wir Po-
lizei nennen, war ihnen untergeben. Sie klagten vor
dem versammelten Volke, inquirirten, und zwar nament-
lich auch in peinlichen Fällen 27),
Wer sich an der Volksobrigkeit vergreift, ist der
Ceres verfallen, und der Preis seiner Freiheit fällt ihrem
Tempel anheim. Er verwahrt auch die Gemeindecasse;
in ihm wurden die Tafeln der Volksschlüsse (Plebisscita)
und spiter auch die Senatsschliisse niedergelegt 2), und
der Ceres Beamten (die Aedilen) hatten sie unter ihrem
2/5) Joh. L. Lydus de Magistratt. Romm. I. 35. p. 60.
276) Joh. Lydus a. a. O. und Brown ad Xenoph. Synipos,
pag. 22 sqq.
217) Niebuhr Róm. Gesch. I. p. 417 ff.
278) Livius III. 55.
479
Beschlufs, Ihnen ist auch der Getreidehandel vertraut ay,
und wie sie wermuthlich die Gemeindegelder verwalteten,
se hatten sie auch dafür zu sorgen , dafs die Armen der
Gemeine am Cerestempel Brodspenden empfingen 30),
Die Güttin des Ackerbaues war die natürliche Beschützerin
des Standes der Landeigenthümer 21),
Ich habe mit diesem Wenigen nur zeigen wollen,
wie alle auf den Ackerbau gegründeten Institutionen auf
dem religiösen Begriffe von der Erd- Volks. und
Gesetzes- mutter Ceres beruheten; und wie, hat man
ihn richtig gefafst, sich ganz ungezwungen alle so dis-
parat erscheinenden Geschäfte der Römischen Ae-
dilen erklären lassen.
Dies wäre im Wesentlichen über das Attische Herbst-
saatfest der Thesmophorien zu bemerken. Wer bei
jedem Pankte in eine kritische Erörterung eingehen
wollte, wie wir es bei einigen versucht haben ‚ könnte
Stoff zu einem eigenen Buche finden. Weit mehr würe
dies bei den Eleusinien der Fall. Wie viel Materia-
lien hat nicht der fleifsige Meursius darüber gegeben,
und Saintecroix fand doch noch Einiges hinzu zu setzen.
Auch dieses könnte noch vermehrt werden. Sichtung
des Stoffes thäte aber noch mehr noth. Dies geht z. B.
schon aus unsern obigen Erórterungen über die Eleu-
sinischen Spiele hervor. Zu andern wird ein ander-
mal Gelegenheit werden. Hier, in dieser allgemeinen
Schrift, will ich unsern Faden f ortführen,
und hauptsächlich das Eleusinische Dogma im Auge
279) Plin. H. N. XVII. 4.
280) Varro ap. Non. in pandere.
281) Niebuhr a. a. O. I. p. 425 fF. vergl. IT. p. 154,
fa
behalten, worüber noch viel Neues zu sagen ist. Den
Hergang der Feierlichkeiten überblicken wir blos,
und schalten hie und da einige neuere Beiträge: zur Er:
láuterung ein,
Uebersicht der Eleusinien:
§. 16.
Stiftung. Verfassung. Priésterpersonalé
Gesetze.
Stiftung. Auch hier verschiedene Angaben. Fit
Hauptdenkmal, die Parmche Chronik, versagt seiné
Dienste, weil das chronologische Datum auf der Marmor:
tafel ausgelüscht ist. Daher die verschiedenen Versuche
és auszufüllen. Die früheren finden sich bei J. A. Bach
(de Myster. Eleusin. p. 7 ed. Lips. 1735.). Dort wird das
Jahr der Welt 2620 angenommen; Das wäre nach Usher
hundert Jahre nach dem Auszuge der Israeliten aus Ae-
gypten. Allein sie sínd erweislich nach den Thesmo.
phorien gestiftet, und zwar, der Parischen Chronik za:
folge, unter dem Konig Erechtheus, des Pandion Sohn
Durch Hülfe dieser Angabe und aus dem folgenden Da.
tum ist mit Wahrscheinliehkeit entweder das Jahr 1399
vor Christi Geburt anzunehmen (so Lami ad Meursii
Eleusin. Opp. II. p. 547.) oder 1397 (so Saintecroix Res
cherches etc. T. I. p. 112 sec. ed.) oder endlich 1403 vor
Chr. Geb. (wie Larcher nach seinem System annimmt
Chronol. p. 573.). Auch hier müssen wir der fruchtba.
ren Bemerkung des gelehrten Marsham (Canon Chron.
pag. 262.) eingedenk bleiben, dafs dieses Institut nicht
auf einmal ausgebildet werden.
9G.
401
Verfassung und Priesterpersonale. Dis
Oberaufsicht hatte der Archon Hónig 22). Ihm allein
stand das Recht zu, die Strafbaren von den. Mysterien
auszuschliefsen , und zu Athen wie zu Eleusis auf den
Altiren der Ceres zu opfern, und dabei Geliibde für
das Attische Volk zu thun 28), Ihn unterstiitzten vier
Epimeletae, wovon zwei aus dem Volke genommen wur.
den, zwei aus den Familien der Eumolpiden und Hery-
kes 24). Auch werden noch zehn erwählte Opferpriester
genännt (Leporocoi), welche alle fünf Jahre gewisse Opfer
nach Delos, nach Brauron; nach Eleusis und an deri
Herakleen besorgen mufsten 25), Jezt lernen wir diese
Classe gottesdienstlicher Personen etwas näher kennen
aus dem Lexicon des Photius (p. 8o.). Dort heißen sie
Goxo»tec, und es wird bemerkt, dafs sie alle fünfjáhri-
gen Feste besorgen mufsten; die Panathenien ausge-
nommen. Von ihnen werden andere teponotoi in unbé:
stimmter Zahl unterschieden. Sie dienen den cepvat
Seat 286), — Zu den Eleusinien scheinen auch anders
Griechische Städte Abgeordnete nach Athen geschickt
zu hahen 27), was bei der hohen Würde dieses Festes
aller Feste und daher begreiflich ist, dafs viele Städte
282) Hesych. 'T. 1. p. 700 ed. Albert. gases dy) Fig ‘A9
vyoù Muoryçiwy xçovcæy und daselbst die Nachweisungeny
vergl. Pollux VIII. §. 90.
£83) S. Pollux a. a. O. tind Lysias 6; Andoc. pág. 103 Steph
p. 193 — 199 Reisk.
284) Etymol; magn. in dxijésiogríjs , vergl. das oben Bemerkte
: IV. Th. p. 327.
285) Pollux VIII; 107. p. 927. und daselbst der Auslegef;
286) So lLieifsen die Furien bei Photius Lex. gr. p. 374; versl:
das oben Bemerkte IV. Th. p. 352:
287) Euripid, Supplie. 473 sqq:
1V.
Si
402
ihre Eleusinische Ceres hatten, und also an die Mutter.
gtadt zurückgewiesen wurden.
Ober- und Unterpriester. Zu den ersten ge.
hórt der Hierophant, der Daduchos, der Hieroceryx
und der Epibomios, sämmtlich aus dem Geschlechte der
Eumolpiden und Heryken #8), — Der Hierophant
(Jepoportns) war aus der älteren Linie der Fumolpiden,
Durch ihn « weihete Eumolpus noch immer» (Plutarch. de
Exsil. p. 607. p. 445 Wyttenb.), und alle Eingeweiheten
heifsen in einer Inschrift (Saintecroix a. a. O.): « Mysten
des Eumolpus ». Er war der erste Priester von Attica,
und ward oft mit dem Pontifex Maximus der Hómer ver-
glichen. Er heifst auch Mvotayoyds, auch Ilpo-
$ávuc 9? In den kleinen und grófseren Mysterien
(wovon hernach) hatte er das hóchste Geschüft. Dort
führte er die Einzuweihenden in den ''empel; hier wei-
hete er in die letzten Geheimnisse ein (Diogen. Laert.
VII. 186.). Wir bemerken dabei den besonderen Zug,
dafs er den Einzuweihenden nicht Einmal, sondern wie-
derholt sagte, was sie thun sollten (Dio Chrysost. XVII.
pag.240. A. B.). Erst im hóheren Alter gelangte. ein
Priester zu dieser Würde und nach Verwaltung mehrerer
Priesterstellen. | Ein unstráflicher Wandel mufste ihn
ehrwürdig machen. Er widmete sich einem strengen
Leben, und er, wie die übrigen Priester der Ceres, wu-
schen sich mit Schierlingssaft der Enthaltsamkeit wegen.
288) S. oben, vergl. die von Saintecroix angeführten Inschri£-
ten T. II. p. 218.
289) S. a. a. O. womit jezt Photii Lex. gr. p. 80 sq. und Zo-
naras pag. 1092. verbunden werden müssen. Besonders
verdient auch jezt die Stelle des Himerius Aufmerksamkeit
p. 176. Dort ist in der Stufenfolge : j4Verys der Novize,
ëxorry; der Meister, der zum Schauen gelangt ist, und
xço®#rnws, der Prophet, als auf der höchsten Stufe.
t
493
Ehelosigkeit scheint von ihm nicht gefordert worden zu
seyn, aber dafs er nur Einmal verheirathet war, und
nach Erlangung seiner Würde die eheliche Gemeinschaft
mied #0). Er behielt seine Stelle lebenslinglich. Beim
Daduch ist dies zweifelhaft, ja nicht wahrscheinlich. Das
Absingen von Hymnen, das Gebet, welches er mit dem
Daduchen an die Ceres und Proserpina für das gemeine
Wohl zu verrichten hatte, und dergl. scheinen eine gute
Stimme , die von ihm ausdrücklich erwähnt wird, er-
fordert zu haben %!). Auch wird ihm ein: Thron und
ein Diadem beigelegt (Saintecroix L. pag. 223 sqq.). —
Náchst ibm war der Ag 9oéxoc (der Fackeltráger) der
vornehmste Priester von Attica. Er hatte auch das Dia-
dem, und so wie der Hierophant den Demiurg darstellte,
so er die Sonne (s. oben). Er ward vor dem Antritte
seines Amtes einer Prüfung unterworfen ?7), — Ueber
290) S. die Beweise bei Meursius und Saintecroix I. pag. 222.
womit jedoch die Stelle des Pausanias Corinth. 14. init.
zu verbinden ist, wo es als etwas Besonderes bemerkt
wird , dafs der Hierophant zu Phlius, wenn er wollte,
auch eine Frau nehmen durfte; das heifst demaach wohl
wührend seiner Amtsführung? Silvestre de Sacy hat in
der Note zu der neuen Ausgabe des Saintecroix die Stelle
des Pausanias nachgetragen, mit der Bemerkung , dafs
hieraus sichtbarlich hervergehe , dafs der Eleusinische
Hierophant, wenn er einmal ernannt war , es für sein gane
zes Leben war , und dafs er keine Heirath mehr eingehen
konnte.
291) S. Saintecroix I. p. 224 ff. und dort Silvestre de Sacy.
292) Es scheint nach Saintecroix, I. pag. 225. zweifelhaft, ob
diese Würde lebenslünglich gewesen, wiewohl Meursius,
Vandale und Bougainville solches behauptet haben, Aus
Pausanias wenigsiens (Attic. 37. $. 1.) , bemerkt dagegen
Silvestre de Sacy , sey man nicht berechtigt dieses zu fol-
gern; sondern dazu bedürfte man wohl noch anderer Auto-
ritäten, Larcher hatte freilich auch das Gegentheil be-
AUA
den Tepox%0vE haben wir im Vorhergehenden das Ni.
thige bemerkt 2%). — Der Enid prog, als der letzte
dieser Hohenpriesterschaft, muís, nach dem Namen zu
schliefsen, am Altar Geschäfte gehabt, vielleicht kleine
Altüre getragen haben. Scenisch stellte er den Mond
dar (s. oben) 2%),
Alle diese Priester hatten den Myrtenkranz zum
Abzeichen. Das war ein heiliger Baum, und der Ceres
wie der Venus gemeinschaftlich. Die Seelen der Einge-
weiheten hielten sich , dem Mythus nach , in Myrtenhainen
auf 25), Schon Cecrops sollte ein Bild des Mercurius
von Myrtenholz gestiftet, oder mit Myrten bedeckt ha.
ben 2%), AuchPurpurgewinder werden diesen Priestern
beigelegt. Schon bei den Samothracischen Mysterien (s.
oben II. Th. p. 358 f.) hatten wir Gelegenheit von dieser
beiligen Farbe zu sprechen. — Alle diese Oberpriester
waren auch ispóvvuoi, d. h. sie hatten mysterióse Na-
men 27), Aus einer neuerlich gefundenen Inschrift er-
hauptet; s. dessen Erórterung über Wort und Amt des
Daduchen in den Zusitzen zu Saintecroix Recherches
I. p. 459 sec. ed.
293) S. oben IV. 'T'h. p. 359. vergl. Saintecroix I. p.217 sq.
294) Weil demnach der Hierophant den Demiurgen oder
Weltschópfer , der Daduche die Sonne, der Ebibomius
den Mond und der Hierokeryx den Hermes darstellte,
so hat:man auch geschlossen , dafs die Eleusinischen W ei-
hen von den Chemikern (,,a chimicis'') anfáng-
lich gegründet seyen, und lange Zeit hindurch rein sich
erhalten hätten. So finde ich wenigstens in den alchemi-
schen SymbolisAureae Mensae Lib. IlI. p. 105 seqq. be-
sonders .p. 107. bemerkt.
295) Vergl. Spanheim ad Callim. H. in Cer. vs. 44.
296) Pausanias I. 27. init.
297) Lucian. Lexiph. $. 10. 'T. V. p. 189 Bip.
409
sehen wir, dafs dies auch bei den Priesterinnen zu Eleu-
sis der Fall war. Doch scheint dieses Verschweigen
ihrer Namen beim Hierophanten nur während seines Le-
bens, und: bei den übrigen während der Amtsführung
beobachtet worden zu seyn. 2%),
Niedere Priester und Officianten (Sainte-
eroix I. p. 287. sqq.). Es kommen in Betreff der Eleu-
sinien noch viéle Namen vor. Von. mehreren wissen wie
nichts Bestimmtes , auch nicht einmal, ob niclit ein und
anderer Name den höheren Priestern zukam. Der Hy-
dranus, welcher die Einzuweihenden reinigte. Der
Dairites müßte, dem Namen nach, der eigentliche
Priester der Proserpina gewesen seyn , die Aaipa hiefs 29),
Der Kurotrophos (s darüber oben). Die Sänger
aus der Familie der Lycomeden. Die Spondophori,
Fesorger der Libationen. Die Pyrphori, Feuerträger.
Panages, eigentlicli ein ganz Reiner 39), und mit-
bin in der mehreren Zahl vielleicht ein allgemeiner Name
der Fingeweiheten (xavareis). 301), Doch kommt er als
298) S. Saintecroix [. p. 233 sqq. mit dem, was Silvestre de
Sacy in den Noten nach Lenz hinzugefiigt hat.
299) S. oben über die Schreibung , vergl. die Excerpte aus
einer Pariser Handschrift bei. Bast ad Gregor. Gorinth.
und dessen Anmerkung: p. 679. 910;
300) Vergl. Photii.Lex. gr. p. 274.
301) Vergl. Pollux I. 35. und Saintecroix I. p. 238 sqq. Er
vergleicht auch. hier. diese Panag en. mit den Euss-
ben, welche er nach einer Inschrift bei Muratori T. I.
p. 176. für eine besondere Classe von Priestern der Cabis
rischen. Gótter ansieht (ebendas. p. 51.) , wiewohk nach.
der richtigen Bemerkung vou. Silvestre de Sacy dieses
Wort dort ein blofses Adjectiv ist, cin. blofses Epitheton
des vorhergegangenen isgerewci, In einen. ühnlichen. [rr
thum., fährt dieser Gelehrte fort, scheine Saintecroix
486.
besonderer Amtsname vor, und ein gewisser Theodorus,
der über die Familie der Keryken geschrieben hatte, war
selbst Panages. Der Hieraules, der heilige Flóten.
spieler. Der Jacchagogus, der die Jaechusproees-
sion leitete, und dabei die Aufsicht führte. Der Licno.
phorus, Träger der heiligen Wanne (s. oben III. Th,
p.328.). AuchNeocori (Newzépos), aeditui, die so
oft auf alten Denkmalen, besonders Kleinasiatischer
Städte. erwähnt werden, hommen zu Eleusis vor, Es
war ein allgemeiner Name 37), Ihr Ort war in den Vor-
hallen des Tempels, und in Betreff der Mysterien be-
merht Dio Chrysostomus (XXXVL 447. B.) ausdrücklich,
dafs sie nur an den zpóSvga stehen, und von dem Innern
nur etwas aus der Ferne hüóren oder einzelne herüber-
fallende Lichtstrahlen sehen 303).
Priesterinnen (Sainteeroix L p. 242 ff). Ueber
die Melissen oder Metropolen haben wir uns oben aus-
führlich belehrt. Das waren allgemeine Namen für die
verfallen zu seyn, wenn er die Stelle des Julianus Orat.
V. p. 325 Petav. ( ,, vag4 ’ASyvaion oi Ty dipyruv dmrópsvo)
mava'ysie eicr** ) aut diese Panagen anwende, welches hier
ein allen Einge weiheten gemeinsamer Name gewesen,
Allein hier sey vavayei; ein blofses Adjectiv , und Julianus
wolle blos sagen, dats bei den Athenern die, so einmal
die Weihen erhalten, vollkommen rein seyen oder
ihr ganzes Leben rein bleiben.
302) Pollux Onomast. I. 14. p. 11 Hemsterh.
80S) Saintecroix I. p. 240. führt aufserdem (aus Plutarch. EF.
p. 548.) noch Exegeten auf, deren Amt es gewesen,
Alles das zu erklären, was auf die heitigen Gesetze und
Gebräuche sich bezogen; wobei denn Silvestre de Sacy
an die Abhandlung von 'Thorlacius erinnert; De Graeco-
rum gustn antiquitatis ainbitioso , virisque, quorum erat
inonumentorum veterum memoriae invigilare, Havniae
1797. Vergl. oben I. T'h. p. 13.
497
Priesterinnen der Ceres. Einen allgemeinen Na-
men der Priesterinnen der Proserpina hennen wir
sus Hesychius, Er nennt sie vo ıddec, welches
er, so wie nachher Ovarades, durch Begeisterte
erklärt, mit Erinnerung an das laute Rufen der Baechan-
tinnen (s.ed. Alb. I. p. 1750sq.). Dafs also der Begriff des
Ürgiasmus in diesem Namen inbegriffen war, láfst sich
nicht bezweifeln, wie denn alle Wörter dieser Art und
selbst 9vuóc ursprünglich heftige Gemüthsbewegungen
bezeichnet haben, wie auch Alberti (a. a. O. pag. 1744.)
wohl bemerkt, womit man verbinden hhufs, was oben
(1H. Th. p. 193 £) über die Thyaden des Bacchus ge-
sagt worden ist. In Absicht der Proserpina dürfen wir
bei dem orgiastischen Hufen , wovon Hesychius spr3clit,
vielleicht an die uvovixobc Spávovc bei Proclus (in Plat.
Rempubl. sect. 10.) denken, das hei(st, an jenes laute
VVehhlagen in den Mysterien, welches naeh der Evklá-
rung dieses Schriftstellers ein Symbol seyn sollte von
dem. Herabkommen des göttlichen Geistes aus hóheren
Hegionen in diese niedere Welt der Sinne. Ein allge-
meiner Name- der Priesterinneu der Ceres und der Pro-
scrpina, in so weit sie den Mysterien vorstanden, war
Hierophantides (‘Tepoparridss ) 39), auch Ilpo-
parvrides “0, Sie hatten eine Vorsteherin, die aus
dem Geschlechte der Pliillidae genommen werden
mufste. Sie weihete in die Mysterien zu Eleusis ein 31)
809) Schol. Sophocl. Oedip. Colon. 673. vergl. Photius p. 86:
Herm.
319) Pollux I. 14. wo noch juri» £eyov hingugefügt ist,
341) S. Suidas. in QÀsóa: und dasselbe bei Photius Lex. gr.
p. 472. und die Inschrift an der Basis einer Statue derje+
nigen l]ievophantis, welche den Kaiser Hadrian. in die My-
sterien. vou. Eleusis eingewelht, bei E. J. Visconti zum
Museo. Pio - Clement. 'T. IV. p. 170.5q. ed. Milan. 1620,
oa
Bie ersten Priesterinnen der Ceres zu Eleusis sollten dig
Töchter des Celeus gewesen seyn 312), Vielleicht, dafs
man jene Familie damit in einen genealogischen Zusan.
menbang brachte. Barthelemy wollte aus Inschriften
vermuthen, dafs man vielleicht zu Eleusis nach der
Oberpriesterin (Hierophantis) die Jahre gezählt habe,
wie anderwürts, z. B. zu Argos, geschah 313), — Die
Myrte kommt auch zu Eleusis als Zeichen der Prieste.
rinnen vor 1%,
Der so eben angeführte Schriftsteller handelt ( pag.
249 sqq.) ausführlich von den sogenannten geschrie-
henen Gesetzen der Attischen Mysterien, welches man
beiihm selbst nachlesen mag.. Ich mache nur noch auf die
Tafel (Tpoypaupua) aufmerksam, deren Proclus in Alcib.
p. 5 nach meiner Ausg. gedenkt. Aus dem Allen geht die
Wichtigkeit dieses Instituts, sein inniger Zusammenhang
mit dem Staate, und der Satz hervor, dafs ein ordent-
welcher sie nach einer von dem Finder dieses Denkmals
auf der Stelle des alten Eleusis im Jahre 1785. dem Ritter
Worsley mitgetheilten Copie vollständig anführt.
312) Pausan. I. 38. vergl. Ruhnkenius ad Homer. Hymn. in
Cerer. vs. 480.
313) S. meine histor. Kunstd. Griechen p. 83. und Saintecroix I,
p.245. - Als einen Beweis des hohen Ranges der Hierophana
tiden führt dieser mit Recht den Umstand an, dafs sie ge-
gen Gottlose, welche die Mysterien entweiht, den Fluch
aussprachen. Hierauf bezieht Silvestre de Sacy auch die
Stelle bei Lysias Orat. contr. Andoc. de impiet. p. 55 ed,
Taylor. wo er glücklich das fehlerhafte í£sosia in (£pgsia, um.
wandelt, ein Name , wodurch eben jene Hierophantis be-
zeichnet werde.
314) Vergl. Saintecroix I. p. 244. vergl. p. 231. Wahrschein-
lich trugen diese Priesterinnen einen Schlüssel, wenn
auch gleich die von Saintecroix (I. p. 232.) deshalb ange-
führte Stelle des Sophocles Oedip. Colon. 1044— 46. ibiq.
Schol. solches nicht bestimmt beweist ; $. Silvestre de
Sacv zu der angef. St.
£V
499
liches Rechtsverfahren gegen die Uebertreter organisirt
war, Gerichtshófe, wobei die Eumolpiden und Keryken
als Richter safsen (s. a. a. O. p. 2350 sq.). Die Processe
gegen Alcibiades 315), gegen Diagoras von Melos 316) und
andere sind zur Beurtheilung der ôffentlichen Auctorität
der Eleusinien sehr wichtig. — Davon untersehied man
die ungeschriebenen Gesetze (vopor Gypagor —
auch in den Schulen alter Philosophen, welche in ihrem
Sprachgebrauch so Vieles von den Mysterien entlehnten,
kommen dypaga vor; s. VWyttenbach ad Platon. Phae-
don p.138.). Davon haben schon die Ausleger des Har-
pocration (in éxottuntoai) gehandelt, Wir haben uns
darunter die ganze Ordenstradition zu denken, de-
ren Ausleger und Fortpflanzer das erbliche Priesterge-
schlecht der Eumolpiden war. Auch darüber hat sich
der genannte Schriftsteller (pag. 268 sqq.) genauer ver-
breitet. Ich fasse mich hier um so hürzer, da auch hier
das Meiste gilt, was ich oben (III. Th. pag. 149 f£) von
den Orphischen Schulen: und von der Orphischen Tradi.-
tion gesagt habe, und bemerke nur folgende Haupt.
punkte; Es durften keine Barbaren (Nichtgriechen) auf-
genommen werden 37), Doch Adoption von einem Grie-
chen machte zur Aufnahme fähig. Wir finden noch die
bestimmten Angaben, dafs die Perser und Meder (seit
jenem verheerenden Einfall in Attica), und spüterhin,
dafs auch die Epicureer und die Christen ausgeschlos-
sen waren 318), Dieses letzte Verbot ist besonders zu
315) Man vergl. jezt Sluiter Lectt. Andocideae p. 44 sqq.
316) S. die Ausleger zu den Wolken des Aristophanes vs. 828.
p. 290 sq. ed. Beck. und besonders Wielaud im Attischen
Museum 1I. 3. p. 86 ff.
317) S. Scholiast. Aristoph. Plut. vs. $46. vergl. die schon oben
angeführte Stelle des Himerius p. 154 ed. Wernsdorf.
318) Lucian Pseudomant. 38. T.V. p. 98 ed. Bip. und daselbst
490
bemerken , da es bet der Frage, wie die christlichen Và.
ter die Mysterien ansahen, sehr in Betracht kommen
mufs. Wer nicht etwa vorher, als Heide, die Weihe
empfangen hatte, konnte nicht aus eigener Ansicht spre.
chen. Das war aber bei den wenigsten Kirchenlehrern
dér Fall 39). Unter dem Archon Euclides wurde allen
Unehelichgebornen und allen Selaven verboten , in den
Tempel der Ceres zu gehen. Unter die Bedingungen zur
Aufnahme gehörte die Reinheit von allem Mord, auch
vom unverschuldeten, und die mythisehe 'Fradition re.
dete daher von Entsühnungen, denen sich Hercules hatte
unterziehen müssen, wobei das Stierblut und Blut vom
Schweine wieder als Entsübnungsmittel angeführt wer.
den 939), Einen tadellosen Wandel und Verschwiegenheit
forderte der Herold vor der Einweihung in feierlicher.
Formel, Die Gemüthsverfassung der Initiirten wührend
der Mysterien vergleicht Porphyrius (Fragm. de Styg. E
p. 142.) mit dem Zustande der Seeligen. Hierbei mus.
aber natürlich sehr unterschieden werden; denn alle
A thener liefsen sich in der Regel einweihen. Ob sie
es alle thaten oder vor dem Tode thun mufsten, wie
die Ausleger. Jedoch bemerktSilvestre de Sacy (zu Sain-
tecroix I. p. 271.) , dafs Lucian die Formel nachgeahmt,
wodurch man die Uneingsweiheten. von. den Mysterien
ausgeschlossen; aber folgern kónne man hieraus nicht,
dafs bei diesen Cárimonien die Ausschliefsung der Epicu-
reer und Christen bestimmt ausgesprochen worden, wie
es dieser Schriftsteller thue. Er sey vielmehr geneigt zu
glauben, dafs man hier nur ganz allgemein Ausdrücke an-
gewendet, dergleichen z. B. das Wort ßeßydor gewesen,
Vergl. ebendas. p. 346.
319) Man lese die bemerkenswerthen Eróri» rungen des Ver-
fassers der Schrift: Ueber die alten und neuen
Mysterien, Berln 1782. p. 51 ff.
320) Aeschyl. Eumenid. 452 sq. Apollon. Argon. 1V. 705.
492
Saintecroix glaubt (I. p. 274.) , möchte aus Stellen, wie
die des Aristophanes (im Frieden 376.), wohl nicht zu
schliefsen seyn. Dort spricht Trygäus (nach Welckers
Uebersetzung , zu den Fróschenu p. 122.):
Zu einem Schweinchen leibe mir drei Drachmen iat;
Denn eh' ich sterbe, mufs ich in die Mysterien.
Socrates hatte sieh nicht einweihen lassen (Lucian. Demo-
nax p. 237 Bip.), nachder Vermuthung des zuvor genann-
ten Verfassers (über d. a, u. n. Myst.) deswegen, um in
dem freien, Öffentlichen Vortrage dessen , was ‘er als
bessere Gotteslehre anerhannte, durch die den lnitiir-
ten aufgelegte Vevschwiegenbeit nicht gebunden zu seyn,
wenn diesen, wie er vermuthen konnte, manches Aehn-
liche mitgetheilt wurde, Dafs andere Philosophen sich
ungünstig über die Mysterien erklärten, sehen wir aus
Aeufserungen des Antisthenes und Diogenes 32), Wenn
wir lesen, dafs auch Kinder in die Mysterien zu Eleusis
eingeweiht wurden, so kann natürlich nur von einer
Vorweihe in die kleineren die Rede seyn. Eine cha-
rahteristische Sitte war die, dafs man Einen Knaben
recht eigentlich an den Eleusinien Antheil nehmen lief(s.
Man gab davon eine religióse Tradition, dafs, als einst
Epimenides die Athener vom Morde des Cylon entsühnte,
ein Knabe, Cratinus, sich freiwillig als Schlachtopfer
dargebracht habe 57), Auch von andern Beispielen der
Art erzühlte man sich. Hiernach miifste er eigentlich
der Sühnhnabe heifsen. Im Griechischen hiefs er
mais GQ Eating 323) oder à à@' éotias mais (contuberna-
321) beim Diogenes Laert. VI. 4 und 39. vergl. Plutarch. IE.
p. 21 F. Francof. p. 81 Wyttenb.
322) Neanthes beim Athenáus XIIT. p. 180 Schweigh.
323) Porphyr. IV. $. 5. pag. 307 Rhoer. vergl. Saintecroix I.
pag. 274.
492
lis Dearum, der KHausknabe der Gättinnen), auch
ó iegóg xai; 77). — Also ein Knabe, ein Hind ward hier
in das innere Heiligthum gleichsam als Mitbewohner unq
als Fürsprecher bei den hehren Gôttinnen eingeführt
Die Einweihung geschah anfangs unentgeltlich. Später.
hin führte Aristogiton eine Bezahlung ein. Die zu der
Festfeier bestimmten Gelder wurden zuweilen én ge.
nannt 25). Die übrigen Punkte, die hier in Betracht
hommen: die festliche Tracht und die heiligen Purpur.
gewünder, die goldenen Heuschrecken in ihrer mysti,
schen Bedeutung , die während der Festtage vorgeschrie.
bene Diät (das Verbot der Fische, die Heiligkeit der
Meerbarbe; s. oben HI. Th, p. 437 £.) und ähnliche Ge.
genstände, haben wir im Vorhergehenden erôrtert. —
Noch mufs ich mit Einem VVorte des Volksglauhens von
der besonderen Heiligkeit der Kleider gedenken, worin
man eingeweiht worden war. Daher das, Volk sie ganz
aufbrauchte, oder Binden daraus machte, worin man
die Kinder einwickelte. Andere weiheten sie den Eleu-
sinischen Göttinnen, welches dem Aristophanes reichen,
Stoff zu komischen Anspielungen gab. %),
324) Der heilige Knabe;. s. jezt Wernsdorf zum Himerius
p. 788, wo die ganz besondere Einkleidung dieses Kna.
ben, aus Inschriften, sehr gut von der sonstigen religió-
sen Weihe unterschieden wird, wodurch Personen sich
dem Schutz einer Gottheit empfehlen. Hiermit sind. Bót-
tigers Bemerkungen zu verbinden: zu den Vasengemilden
I. p. 157.
325) Valckenaer ad: Euripid. Hippol. vs. 25. vergl: Saintecroix
I. pag. 278.
326) Plutus 845 sq. ibiq. Scholiast. zum Y heil aus Melanthius,
495
$. 17.
Die grofsen und kleinen Mysterien und die
Zeit ihrer Feier.
Die kleinen und grofsen Mysterien unterschieden sich
zuvorderst in Absicht der Zeit ihrer Feier (s.Sainte-
croix I. p. 292 sqq.). Wer die abgerissenen Notizen in
den Alten kennt, wird sich nicht wundern, dafs darüber
grofser Streit gewesen. Eingreifende Untersuchungen
hatte Joseph Scaliger (de Emend. Tempp. p. 29. 418 sq.)
angestellt, welchem Petav (ad Themist. 5. pag. 408.) wi-
dersprach. Es kommt hierbei zugleich die Folge der
Attischen Monate in Frage. S0 hielt z. B. Meursius den
Monat Anthesterion noch für den Römischen November
(Eleusinia p. 127.) , welches die gröfseste Verwirrung
zur Folge haben mufs. Durch gehörige Beachtung ei-
niger Hauptstellen (z. B. Herodot. VIII. 65.) und durch
fortgesetzte chronologische Untersuchungen, besonders
von Corsini (s. Fasti Attici L. p. 63sq. 1I. p. 401 sqq.),
wissen wir jezt erstens, dafs, abgesehen von späteren
Veränderungen, der Attische Anthesterion so ziemlich
unserem Februar, der Boédromion aber dem Sep-
tember entspricht. Zweitens wissen wir Jezt, dafs die
kleinen Mysterien jährlich im Anthesterion und also ge-
gen ;Frühlingsanfang , wann man auch die Lenäen und
die Bacchischen Mysterien feierte (sieh. oben IIL 'Th.
pag. 319 f£), begangen wurden. In Absicht der grofsen
Eleusinien war früher fast allgemein und ist jezt noch
hie und da die Meinung, als seyen sie alle fünf Jahre
gehalten worden. Dagegen haben Bullialdus (ad T'heon.
Smyrn. p. 218.), Petav (a.a. O.) und Andere aus Haupt-
stellen der Alten, besonders aus der Herodoteischen,
mit siegenden Gründen gezeigt, dafs auch die gros-
sen Mysterien jáhrlich und zwar im Monat
Boédromion (so ziemlich September) gefeiert
494
worden sind 37), — Jezt liefse sich aus einer Stell,
des neuerlich edirten Lexicon von Photius, welche de
Liebhaber von Paradoxien sich selbst aufsuchen mag,
aufs neue mit Schein eine Theorie fiir das Gegenthej
entwickeln. Ich liebe dergleichen Theorien nicht. Da.
für will ich nur die kurze Anmerkung machen, dafs da
Zusammentreffen der kleinen Mysterien mit den Atti
schen Bacchusweihen gröfsere Aufmerksamkeit verdient,
als ihm bisher gewidmet worden 35). Denken wir dabei
827) S. die angef. St. vergl. Corsini If. pag. 379. Valckenae
und Wesseling zum Herodot. a. a. O. und letzteren zum
Diodor. XX. cap. 110.
328) Dieses Zusammentreffen scheint durch eine merkwlür.
dige Vorstellung auf einem Sarkophag noch mehr Best.
tigung zu gewinnen, Aufser den andern zahlreichen Per.
sonen des Cerealischen Kreises — denn hieraus ist dk
ganze Vorstellung genommen -— ist Dionysus neben de
Demeter, auf deren Schultern gelehnt. Auf einem mit
zwei Rossen bespannten Wagen steht Persephone — wie
Welcker deutet, die wiederbelebte Natur; Hora, dem
Dionysus die Hand reichend , führet die Rosse , unter de.
nen, mit Reblaub gekránzt, die Erde liegt, so dafs der
Wagen den Weinbau anzusehen und dem Drachenwagen
des Getreides zu enísprechen scheint. — So Welcker
in der Zeitschrift fir alte Kunst I, 1. pag, 102. Ueber
die Verbindung der Ceresfeier und der Bacchusfeier s,
auch oben Ill. Th. pag. 529. — Diese Verbindung sehen
wir auch auf einem sehr alten, vielleicht einem noch il.
teren Werke nachgebildeten , Basrelief im Museo Pio-
Clement. 'T. V. tab. 19, wo hinter dem Hermes, der von
Juppiter das Bacchusknáblein empfángt, um es zu
den Nymphen zu tragen, die drei der Geburt des Juppiter
wie des Bacchus vorstehenden Goóttinüen erblickt wer.
den, zuerst Ilithyia, dann Proserpina, durch
ihren Kopfputz kenntlich , mit dem Scepter in det
Linken, und zuletzt Ceres, in ihren Peplus einge.
hüllt, in der Rechten eine Aehre, in der Linken ihren
499
an den Liber und an die Libera der Griechisch.Italischen
Mysterien, so wird uns die Nachricht, dafs die klei-
nen Weihen der Proserpina gewidmet wa-
ren, sehr bemerhenswerth erscheinen (Darüber ein
Scepter haltend. Ueber diese Verbindung von Ce-
res, Proserpina und Bacchus (beideletztern auch
Liber und Libera) in dem mysteriósen Cultus der
Griechen hat sich Visconti erklárt zu der angeführten
Tafel (Opp. Tom. IV. pag. 169 ed. Milan. 1820.). Die
Freundschaft des Bacchus mit Ceres scheine von der Ver-
wandtschaft ihrer Erfindungen herzurühren; sie gab den
Menschen eine angenehmere Nahrung , jener ihnen einen
besseren "rank. Beide führten den Gebrauch solcher
Nahrungsmittel ein, die sich der Mensch in seinem wile
den Zustande nicht hätte verschaffen können; sie brach-
ten zugleich damit Vorschriften und Gesetze , sie sind die
Urheber aller Civilisation , und heifsen darum mit Recht
Thesmophoren (wie Bacchus in den Orphischen
Hymnen). Daher wird Ceres nicht blos von Dichtern
(Euripid. Bacch. vs. 275 sqq. und in den Orphischen
Hymnen, wo sie die Begleiterin der Bacchanten heifst ;
Virgil. Georg. I. 7. und daselbst Servius) mit Bacchns
verbunden, sondern auch auf einem grofsen Camee des
Museum Carpegna (s. Buonarotti Osservazioni sw me-
daglioni etc. pag. 427.) und auf vielen andern Denkmalen.
— Die Vereinigung des Bacchus mit Proserpiua beruhe
hingegen mehr auf mysteriósen Gründen; aber sicher sey
es, dafs die Verehrung dieser drei Gottheiten in den gros-
sen Mysterien von Eleusis verbunden war, wie bei andern
Festen, Cärimonien und Tempeln der Griechischen Re+
ligion, — Zwischen Sicyon und Phlius, in einem Haine,
Pyráa (IIva/a) genannt, wo ein Heiligthum der Demes
ter Prostasia und der Kora war, sah man zusam-
men die Bildsäulen des Dionysus, der Demeter
und der K ora, aber blos das Gesicht ( Pausan. Corinth.
cap.11. $.3.). Dieselben drei Gottheiten hatten gemein-
schafilich einen Tempel zu Rom, nahe bei dem Circus
maximus (s. Nardini Rom. antiq. VII. 3.).
490
Mehreres bei einer andern Gelegenheit) Letzteres sagt
der Scholiast zu Aristophanes Plutus (vs. 846 ) ganz
bestimmt, Indessen Eustathius (ad Iliad. 11. 851.) und
ein Lexicon der Coislinischen Bibliothek (p. 603: vergl,
die andern Excerpte bei Ruhnkenius ad Tim. ‘pag. 292
ed. alter.) sagen, sie seyen der Ceres gewidmet gewe.
sen 32), Zwischen den kleinen und grofsen Mysterien
war also ein Zwischenraum von vollen sechs Monaten,
vom Frühling bis zum Herbst. Wir dürfen nicht
zweifeln, dafs hierbei die Feier der beiden merkwürdig.
sten Jahresperioden mit beachtet war. Uebrigens wur.
den mit dem Verfall des Attischen Staates in der Fest
periode verschiedene bedeutende Veründerungen ge
macht, z. B. zu Gunsten des Demetrius Poliorcetes , Wid
Philochorus erzühlt 33), und bei mehreren andern Ge.
legenheiten.
Die hleinen Mysterien (Saintecroix p. 297 fF,
Sie wurden zu Agra oder Agrae, einem Orte in At.
tica, am llissus, zwei bis drei Stadien von Athen, ge:
829) Vergl. Saintecroix I. pag. 307. wo Silvestre de Saey dei
Text dahin geándert hat, ,, dafs es scheine , als wenn die
Mysterien zu Agrü hauptsüchlich der Ceres geheiligi
waren , womit jedoch nicht alle Theilnahime der Proserpini
ausgeschlossen war.“ Denn die frühere Meinung von
Saintecroix , dafs Proserpitia einen grófseren Antheil ai
den kleinen Mysterien zu Agri gehabt, findet sich ei-
gentlich dürch keine Zeugnisse der Alten bestätigt; die
entweder dieser Ansicht geradezu widersprechen, oder
sie doch unentschieden lassen; Meursius hätte, auf die
Auctorität des Scholiasten. zu Aristoph. Plut. vs. 846. ges
stützt, die Behauptung aufgestellt , dafs die grofsen My:
sterien der Ceres, die Kleinen der Proserpina heilig ge.
wesen. Allein auch hiermit stehen andere Stellen in of;
fenbarem Widerspruch.
930) S. jezt dessen Fragmente p. 82. 92;
497
feiert 31). Das waren và i» "Aypotc, auch iv" Ayoac oder
Exil Ayo puvotéoie 32), Auch hier gingen Fasten vor-
her. Darauf folgte Reinigung durch Wasser im Hissus,
wobei der Hydranus das Amt verrichtete. Aber auch
der Daduch war dabei thätig. Er liefs den Novizen auf
Felle von Thieren yreten, die dem Juppiter Milichins
und Ctesius geopfert worden waren 33), Daher der Aus-
druch Aic xó)iov yon diesen Fellen gebraucht ward 334),
Darauf mufste er dem Mystagogen den Eid der Ver-
schwiegenheit leisten, worauf ihm die heilige Formel
abgefragt ward: «Ich habe den Mischtrank (zvredr) ge-
trunken, ich habe den Becher aus der Kiste genommen
und nach dem Gebrauch in den Korb und eus dem Horbe
wieder in die Histe gelegt» 55), Es waren diese kleinen
331) S. Platonis Phaedrus p. 229. B. p. 194 Heind. Pausan.
I. 19. $. 7. Ruhnkenius ad Tim. pag. 223. und Himerius
P. 192 ed. Wernsdorf.
832) Fischeri Index in Aeschin. Dialogg. in pusizSa und die
dort Genannten und die Ausleger zu Aristophanes Plutus
846. p. 437 sqq. ed. Beck.
333) Die Vermuthung von Saintecroix (I. pag. 301 sq.), dafs
für die Frauen eine Priesterin diesen Reinigungs- oder
Entsühnungsact verrichtet, scheint ungegründet; wenig-
stens will sie aus der Stelle in der Chrestomathie des Hel-
ladius (in Gronov. 'T'hesaur. Antiqq. Grr. T. X. p. 977.),
die Saintecroix, deshalb anführt, nicht hervorgehen; s.
Silvestre de Sacy a.a. O.
334) Casaubonus ad Theophr. Char. eth. p. 134.
335) Clemens Alexandr. Protrept. p.18. vergl. Potter daselbst
und oben p. 467 f, Saintecroix hatte diese Formel als eine
Antwort betrachtet, welche bei den kleinen wie bei den
grôfseren Mysterien die Eingeweiheten auf die Frage des
sie einweihenden Priesters zu geben hatten. Silvestre de
Sacy bemérkt nun aufser Anderm hierbei: man kónne
vermuthen , dafs diese Formel nicht bei der eigentlichen
IV.
A2
499
Mysterien eine Vorweihe zu den grüfseren. Sie heilsen
auch mpoxadagoig, mpodyvevors (beim Schol. Aristoph,
Plut. 846.). Ob auch hier ein Bekenntnifs oder eine
Art von Beichte vorausging, Wissen wir nicht bestimmt,
Es ist aber, nach der Analogie zu schliefsen, wahrschein-
lich. Freilich honnte diese:Deichte nicht ins Einzelne
gehen, weil zu den kleinen Mysterien immer Viele zu
gleicher Zeit eingeweiht werden mufsten 36). Hier wur.
den höchst wahrscheinlich auch jene symbolischen Aus.
drücke und Formeln erklärt, die zur höheren Erkennt.
nifs von dem Wesen der Ceres-Proserpina vorbereci.
ten konnten, z. B. Hunde der Persephone, Per.
sephone die V eberin, ingleichen: Faden, Aufzug
und VY ebstubhl, und wie die Allegorien weiter laute.
ten (s. oben IV. 'Th. p. 142). | Von mehreren derselben
wissen wir bestimmt, dafs die Pythagoreer sie in ihre
Bildersprache aufgenommen hatten. Diese Philosophen,
wie die ültesten fast durchaus, suchten sich auch dadurch
in engerer Verbindung mit den besseren Heligionslehren
ihves Volkes zu halten, Wir dürfen nicht zweifeln , dafs
sie aus allen Tempeln Unterricht entlehnten, dafs sie
aus allen heiligen Sagen das Wesen und den reineren
Geist auszuscheiden bemüht waren. In diesem Sinne
honnte sie' Herodotus den Orphikern und Bacchikean
zugesellen. Wie in der Apollinischen, so auch in der
Bacchischen Religion suchten sie die Grundgedanken
auf; worüber wir im Vorhergehenden ausführlicher ge.
redet haben.
Weihe vorkam, sondern dafs sie ein Kennzeichen war,
woran die Eingeweiheten sich zegenseitig erkannten, ein
ouylmıLa "Edsvrminy pustyeivy , wie Clemens sich ausdrlicke;
8. Saintecroix I. p. 303 und 301. vergl. p. 346.
336) S. ohen II. Th. pag. 356. vergl. die Schrift über alte und
ncue Mysterien p. 103.
409
Der Grundgedanke der Cerealischen He.
ligion war, wie sich in allen ihren Formen gezeigt hat,
der Satz vom Krieg und Frieden, vom Streit der
Materie mit dem Geiste und von deren Liuterung
durch diesen, der Satz von Entzweiung und Ver-
s6hnung. Das war eine Grundlehre der Eleusinien,
Dafs auch diesér Satz von den Pythagoreern nach der
alten symbolischen Weise von Eleusis benutzt, und, ver-
webt mit ihren arithmetischen Theologumenen
(mit ihrer religiösen Zahlenlehre), vorzüglich ins Licht
gesetzt ward, beweiset die Pythagoreische Bezeichnung
der Zweiheit oder Dyas. Da dies in unsere ganzé
Ideenreihe tief eingreift, so müssen wir auch davon re-
den. Doch hier würde uns dies zu weit von unserem
Wege entfernen. Ich trage diese Erürterung dahe* in
einem Extürsë nath 37).
Was nun die Benennung der Initiirten in beiden
Mysterien betrifft , so könnte ich darüber weitläuftig seyn:
Ich begnüge mich abér das Wesentliche kurz anzumer-
hen, und für den, dem daran gelegen, weitere Nach-
weisungen in der Note zu geben. Der Ausdruck Mws
v750:0 bezeichnet zwar allen Geheimdienst. Gewöhns
lich werden damit jedoch die grüfseren Mysterien
zu Eleusis benánnt 35). Das gilt auch von dem Aus-
druck Tedevai. Wollte man genauer reden, so unter-
schied man : *& juixpk und T& ueyda pvotioux, welches
aber bei alten Schriftstellern selten ist. Die Eingewei-
heten der kleineren Mystérien hie(sen udo vo, wie-
wohl auch dieses Wbrt zuweilen im allgemeinen Sinne
genommen wird; die der gräôfseren éxëxtar, auch
337) S. untefi den Excurs $. 21. Ceres Eleüsine Dyas
oder Abfallund Rückkehr.
838) ''heophrast. Char, III. 4, und daselbst die Ausleger; 3
Epopor (Seher), wie’ denn das Smomwe ser hat ge.
schauet» ein eigenthümlicher Ausdruck von dieser Stufe
war 99).,
Es ist eine sehr richtige Bemerkung, dafs die ilte.
sten Philosophen bei ihren Schulen die Einrichtung der
Mysterien in vielen Stüchen copirt haben. Daher war es
sehr natürlich, dafs der philosophische Sprach.
gebrauch der Griechen auch zur Bezeichnung der
Schulverhältnisse diese mysteriôse Terminologie in
Vielem beibehielt, auch damals noch, als der Grund
dieser Namen längst wegfiel, und in solchen Schulen,
wo jene Einrichtung niemals statt gefunden hatte. Dazu
hatte besonders der grófste philosophische Schriftsteller,
339) S; aufser Meursii Eleusinia cap. 8: Valckenaer ad Euri.
pid. Hippol. vs. 25; die Ausleger zu Aristoph. Plut. 847,
Ran. 758. p.190 ed. Beck. (besonders über ÉTonTEUE etc.);
Fischeri Index in Aeschin. Dialogg. in pusicSar, und jezt
Wernsdorf zum Himerius p. 916. 984. Zonarae Lexic. gr,
in pene p. 1376. und Hermias Schol. in Platon. Phaedr,
p. 158 ed. Ast. und daselbst über vsAezz, éréTTe( écrydeu,
Mvsica:; um nicht Mehreres zu háüufen. Ueber die drei
Grade der Mysterien, Telesten, Mysten und Epop-
ten, über deren Folge auf einander die verschiedenen
Schriftsteller nicht einig sind, können jezt die Angaben
von Saintecroix nebst den berichtigenden Bemerkungen
und Zusätzen in der zweiten Ausgabe von Silvestre de Sacy
nachgelesen werden; s. Recherches etc. 'T. I. p. 308 sq.
891 sqq. II. p.201sqq. Letzterer hat dort auch eine Stelle
des Olympiodorus (im Commentar zu Plato’s Phädon
fol. 18. vers. des Codex nr. 15234) angeführt, wo fünf
Grade dieser Weihen unterschieden werden; die beiden
ersten bestehen in Reinigungen, der dritte befafst alle
vorbereitenden Cárimonien , für welche die Eingeweiheten
vereint waren , und die sie Alle gemeinsam verrichteten,
der vierte ist die eigentliche Weihe, oder die Aufnahme
in die kleinen Mysterien , welche den Namen des M ysten
verschaffie, der fünfte endlich ist die Epoptie.
^00
201
Plato durch mehrere Stellen Anlafs gegeben. Je grós-
ser der Einflufs seiner Schriften und Sprache war, desto
linger behauptete sich auch jener Sprachgebrauch bis
in die Werke der spátesten Philosophen 39?) herab.
Auch die Christen nahmen auf die Mysterien
Rücksicht. Schon bei den Schriftstellern des N. T. fin-
den sich Spuren davon. So hat z. B. schon Hemsterhuis
darauf aufmerksam gemacht , dafs im zweiten Briefe Petri
(I. 16s) das Wort ixoxtat aus der Sprache der Myste-
rien entlehnt ist. Eben so kommt der Ausdruck uvoti-
ptov (I. Tim. III. 9. und an andern Orten) und mancher
andere vor, worin wir die Hinsicht auf den Sprachge-
840) Hauptstellen des Plato sind, um nicht mehrere zu
sammeln, Gorgias p. 497. C. p. 173 ed. Heind, und da-
selbst der Scholiast; Symposium XXVIII. pag. 202.
p. $9 Wolf. Ihm schliefst sich die ganze Reihe der Phi-
losophen an, besonders die Platoniker. . Darüber hat sich
(V yttenbach ad Platonis Phaedon. (welche Stelle auch zu
bemerken ist) p. 134 — 139. mit bekannter Gelehrsamkeit
verbreitet. Daraus geht unwidersprechlich hervor, dafs
die Ausdrücke ZzZg?7« und àhnliche bei Philosophen meh-
rentheils gar nicht von den Mlvysterien selbst, sondern
von ihrenSchulen und von der Abstufuog ihrerLeh-
ren zu verstehensind (s. auch die damit übereinstimmende
Note von Silvestre de Sacy zu Saintecroix I. p. 415.). Ich
zeichne hier noch besonders die Stelle des Plotinus VI. 9.
11. aus, welche mit der Hauptstelle des Theo Smyrnäus
(Mathem. p. 18 ed. Paris. 1614.) verglichen we-den mufs.,
"Theo redet dort von fünf Stufen der Mysterien, welche er
waDaguós , TaQHÈOTIS , ETÉTTEIX, Avddsoi, und dann die Téerry
nennt und näher charakterisirt, bevor er die Anwendung
davon auf den Lehrvortrag macht. Auch Marinus (Vit.
Procli cap. XIII. p. 11 Boissonade) und Basilius magnus
(de lit. stud. p. 82 ed. Grot.) bleiben noch jener Platoni-
schen Bezeichnungsart getreu. Letzterer nennt die An-
fánger in den Wissenschaften «gorsAsc2evrsg. Der Gegen-
Satz ist aropénTuy ÉTAKCUTAT EAU
202
brauch des Heidenthums nicht verkennen dürfen, wj
bereits die Ausleger gezeigt haben. Je mehr sich nach.
her die christliche Gesellschaft ausbreitete, und aus den
Bekennern des Heidenthums Mitglieder gewann, desto
mehr mufste sie sich in Vielem den Gebráüuchen der My.
sterien conformiren, und so wurde daun allmühlig , be.
sonders gegen Constantinus des Grofsen Zeit, die soge.
nannte Disciplina Arcani in die christliche Hirche eig.
geführt, Seitdem werden in den Schriften christlicher
Vüter jene mysteriósen Bezeichnungen der Lehre nach
ihrer Abstufung, der Theile christlichen Glaubens und
der Sacramente immer häufiger, Was wir im ersten
Theile aus Veranlassung des Wortes ocuoXov bemerlt
haben, kann hier als Ein Beispiel für viele dienen. So
wurden nun auch viele Einrichtungen aus dem Geheim,
dienste der Heiden in das Christenthum herüber genom.
men. Von den Antiphonen habe ich oben (III. Th. p. 329)
bei Gelegenheit Bacchischer Gesänge gehandelt. Dahin
gehört noch so manches Andere, z. B. die Eintheilung
der christlichen Gemoeine nach den Abstufungen der My.
sterien; die verschiedenen Plátze in den christlichen Kir.
çhen ; das Hinausweisen der Hatechumenen bei der Aus-
theilung des Abendmabls #); die Einfübrupg des Still
941) Elo reçiraraire Écos dvegrycuprevor, toot duvyror — exite Cate
chumeni in pace! — £a; $«ag sors B£ByAor… Ueber die.
sen letzteren Orphischen Ausdruck s. Ruhnkenius
ad'l'im. p.60. und Wesseling de Fragm. Orph. p.129 sqq.
Eine schöne Anwendung von diesem Gebote, das an die
Uneingéweiheteu bei den Eleusinien erging , sich zu ent.
fernen und dem inneren Heiligthume sich. nicht zu nahen,
macht Proclüs auf die bekannte Inschrift am Tempel zu
Delphi: ,, Erkenne dich selber*. Wenn an die, sagt er,
welche das Heiligthum von Eleusis betreten, die Vorschrift
ergeht, nicht weiter in das Heiligthum zu dringen, als Un.
geweihete, so kündigt jene Inschrift die Art der Erhebung
505
schweigens; die bei den Lapsis eingeführten fünf Grade,
worüber Casaubonus 342) und mehrere andere Schriftstel-
ter ausführliche Erläuterung geben. Jene Lapsi oder
Abgefallene erinnern uns noch am einen Ausdruck,
der , ‘ auch ursprünglich dem religiösen Geheimdienste
der Griechen eigen, in die Sprache der Philosophen und
anderer Gelehrten und auch in das Christenthum über-
gegangen war, Da nämlich bei allen Mysterien, wie wir
gesehen haben, festliche Chortänze vorkamen, und
mithin der Begriff des Tanzes mit dem der Weihen
oft selbst zusammenschmolz, so dürfen wir uns nicht
und Läuterung zum Gôttlichen und zugleich den kürzesten
Weg zur Reinigung an (róv rpéTov. Ÿ; smi 76 Ssiov dvaywyds
vai TH, aù wü9agcis 0900 hs dvuorpwrarys). Nur für den
Kundigen spricht sie, „dafs der, so sich selber erkenne,
mit der Gottheit , die uns die Wahrheit enthüllt und zum
wahren, geläuterten Leben führt, in Verbindung treten
kann“. Denn der, so sich. selber nicht kennt, vermag
nicht an. der Fürsorge des Apollo T'heil zu nehmen (sieh.
Procli Comment. in Plat. Alcib. I. cap.2. p. Suns. Ausg.).
342) Exercitationes ad Baronii Aunal. XVI. 40. p. m. 478 sqq.
womit, unter Andern, Stark's gelehrte Abhandlung:
Tralatitia ex Gentilismo in relig. Christ. $. 111. p. 7 sqq.
J. Chr. W olf. Not. ad Casauboniana pag. 345. und Ja-
blonski Opuscc. IH. pag. 489 sqq. ed. 'Te Water, wo
auch Proben aus den altchristlichen Liedern bei Synesius
und Andern gegeben sind, verglichen werden müssen. —
Die fünf Stufen der heidnischen Mysterien habe icle so
eben aus Theo angeführt. Die fünf Grade, welche die
altchristliche Kirche bei den Lapsis angenommen hatte,
biefsen : xpl#)uvrig, ANCÉZTIS, UTÉTTWTIS, OUGTACIS und: peek.
Besonders liebt auch der beredte Chrysostomus jene Be-
zeichnungen christlicher Gebräuche und Begriffe. So ist
ihm die Taufe zusrayeæyia und. das Abendmahl d9diarov
nai Qererdy puoriçioy (Chrysostomi Homil, IIT. T. IL. p. 66.
uud daselbst Matthii) ;. vergl; Segaar zum Clemens Alex.
Quis dives salv. p. 321 sqq. p. 378.
204
wundern, wenn auch ein eigentlich dahin gehôriges
Wort vom Verrath der Geheimnisse und von dem
Ausplaudern der Geheimlehre gebraucht wurde, nämlich
aus dem Reigen treten, €ZopysioSaı. Noch haben
wir eine Rede dieses Inhalts von Áristides, überschrie.
ben xav& vàv ijopyovuivor, und in dem Briefe der An.
tiochenischen Synode wird der ketzerische Paulus von
Samosata ein i$opyyodusvog genannt 363),
$. a6.
Verháltnifs der kleinen Mysterien zu dein
grofseu, — Ansichten der Philosophen
von den Mysterien,
Hieriiber wire Viel zu sagen, und es ist Viel dar-
über von Neueren gesagt worden, je weniger die Alten
davon sprechen. Auch hängt diese Untersuchung mit
der Hauptfrage vom Inhalt und Werth der Eleu-
sinischen Lehre zusammen. Da es in diesem ganzen
Buche meine Absicht gewesen, eine urkundliche Ansicht
aus den Quellen selbst zu gewinnen, deren Resultate
wir geschen haben, so wäre es unnütze Wiederholung,
darüber in eine neue Verhandlung einzugehen. Halten
unsere Sätze die Probe, so müssen entgegenstehende
vons&eiber fallen. Doch können wir nicht umhin, das
343) Beim Eusebius Hist. eccles, VII. 30. p.252. Den Aus-
druck haben erldutert, Meursius in Gronovii Praefat. ad
Thesaur. Antiqq. Grr. VII. p. 10; die Ausleger des He-
sychius IT. p. 1297 ed. Albert. und des Lucianus de Sal.
tat. Tom. V. p. 452 Bip. vergl. Wagner ad Alciphron. II.
p. 210. und Zonaras in ézecyzcdpssvos I, p.783. Auch wird
$«Q£9siv vom Ausplaudern des Mysteriums ge-
braucht, welches deswegen selbst dvexQoçoy und dvéZouroy
heifst; s. Eustathius ad Odyss. XV. 470. pag. 584, lin. 26
Basil.
505
Urtheil, welches wir uns über die Mysterien der Alten
gebildet haben, hier in aller Kürze mit einigen der be-
hanntesten Vorstellungen zu vergleichen, die in neuerer
Zeit vorgetragen worden sind,
In Betreff jenes Verhältnisses der grofsen zu
den kleinen Eleusinien verdient die Ansicht von Mei-
ners (Vermischte philos. Schriften HI. pag. 164 ff.) Er-
wühnung. Unter den grofsen Eleusinien denkt er sich
einzig den Unterricht, den nach vorhergegangenen
Prüfungen und Scenerien einige wenige Auserwáhlte em-
pfangen hätten, Für die kleineren hält er alles das,
was au den gleich weiter zu bemerkenden neun Fasttagen
und sonst von Anstalten und Cárimonien üblich gewesen.
— Der Grund dieser Theorie liegt sehr nahe, und be-
ruht auf der Sache selbst. Wie sollte nämlich, mufs ein
Jeder 'sofort einsehen, jene beste Frucht hóherer Er-
kenntnifs , deren sich die Attische Priesterschaft erfreute,
einem jeden Athener, einem jeden Griechen mitge-
theilt wordeu seyn? Und die Athenienser liefsen doch
in der Regel sich alle einweihen. Allein jene Ansicht
selbst streitet doch mit zu vielen Stellen der Alten,
als dafs sie zulüssig würe 94), |, Um nur Eins zu berüh-
ren, so sagen doch alle Zeugnisse, dafs die kleinen
Mysterien zu Agra gehalten wurden, wührend alle jene
grofsen Festanstalten und Feierlichheiten , die Procession
und dergl. zwischen Athen und Eleusis getheilt wa-
ren. So lückenhaft auch die Zeugnisse über dieses Letz-
tere sind und so ungenügend jene Notizen, die uns Meur-
sius über den Hergang jener neun Tage giebt (wir haben
davon oben ein Beispiel gesehen; aber er selbst sah.
es in Absicht des Ganzen, und gestand es ein; s. Eleu-
844) S. die vôllig mit mir übereinstimmende Note von Silve=
stre. de Sacy zu Sacy a, a. O; I. p. 438 sq.
500
sinia p. 153.) — so ist es doch sicherer vorerst, bis etm
ein unverhoffter Zufall eine neue Quelle óffnet , auf da
Leizteren Wege zu bleiben, wie auch der einsichtsvolle
Corsini (Fasti Attici I. p. 378.) gethan, als einer blofseg
Hypothese willfáhrig zu huldigen.
. Ueber den hohen Werth, den die Alten auf die
Mysterien legten, zumal auf die Eleusinischen , haben
wir schon im ältesten Denkmal, im Homerischen Hyg.
nus, einen bedeutenden und von Sophocles nachgebil.
deten Ausspruch gefunden (s. oben IV. Th. p. 281 ung
202.). Wir würden nicht fertig werden, wenn wir alle
Lobpreisungen anführen wollten, worin sich die Grie.
chen und Römer bis in die spätere Zeit herab darüber
ergossen haben. Natürlich macht es hierbei einen gros.
sen Unterschied, wer das Lob sagt, wann und bei
welcher Gelegenheit. In jedem Betracht ist daher das
Bekenntnifs des Isocrates in seinem Panegyricus (cap. 6,
p. 132 cd. Batt. p. 20 Morus) von der hóchsten Wichtig.
heit, weswegen es hier eine Stelle finden mag 3%), «Al
Demeter, nach Entführung ihrer Tochter auf der ganzen
Erde herumirrend, auch in unsere Gegend kam, und
unsern Voreltern, um ihnen wegen gewisser Gefällig.
keiten, welche nur Eingeweiheten bekannt gemacht wer.
den dürfen, ihre Erkenntlichkeit zu beweisen , die. zwei
gröfsten Geschenke, womit Sterbliche von Göttern be.
seeliget werden honnten, gemacht hatte, den Acker.
bau, dem wir es zu danken haben, dafs wir nicht wie
die Thiere leben müssen, und die Mysterien, welche
denjenigen, die ihrer theilhaftig werden , nicht nur über
den Ausgang de$ Lebens, sondern für ewige Zeiten. die
—_——
315) Nach Wielands Uebersetzung im Attischen. Museum I.
1. pag. 9, dessen Plaisanterie in der Note wir aus gebüh.
render Achtung gegen den berühmten Mann mit Still.
schweigen übergehem
207
«stifsesten Hoffnungen V^ gewähren : so hat unsere Stadt
sich als eine so grofse Freundin der Götter und der Men-
schen erwiesen, dafs sie, anstatt diese unschätzbaren
Güter für sieh zu behalten, 6s sich zur Pflicht machte,
was sie allein empfangen, Allen mitzutheilen». Be-
hanntlich hat Cicero in der berühmten Stelle (de Legg.
IL 14, womit dessen Verrin. IV. 48. zu vergleichen ist)
den Isocrates vor Augen gehabt, und aus andern Schrift-
stellern von Griechenland und Rom könnte man eine
ansehnliche Zahl der ehrenhaftesten Zeugnisse 37) zu-
sammen bringen.
346) Ueber die Interpretation dieser Stelle wiederhole ich nicht,
was Morus und Wieland bemerkt haben, eben so wenig
die Parallelen, dieich anderwürts (ad Orat. de Civ. Athen,
pag. 53.) nachgewiesen. Hier soll nur auf den Ausdruck
jàíoug và; SAríóa; aufmerksam gemacht werden, “Eyam él
ridus ydiovs oder xçefrrous war nach Hemsterhuis Bemer-
kung zunáchst eine aus den Mysterien entlehnte Bezeich«-
nung, die aber nachher auf die besseren Hoffnungen tu«
gendhafter Menschen überhaupt übergetragen ward, vgl.
Plato Republ. pag. 574. und Juliani Caes. fin. p. 336 Span-
heim. Die Freudigkeit, womit die Alten zu den Myste-
rien gingen, ward zur sprichwórtlichen Redensart: oU9sis
puoupaavos COuperat ,, Nemo in mysteriis tristis“ (s. Plutarch.
II. p. 477. vergl. Casauboniana p. 115.). Das hing mit
dem Volksglauben zusammen, dafs die Ungeweiheten, so
wie sie im Schlamme ‚der Materie verbleiben , auch der-
einst ein trauriges Loos zu erwarten hätten. Daher jenes
êv BopBogw wsícsrar (s. Platon. Phaedon pag.69. C. und da-
selbst Heindorf p.60 sq. und Wyttenbach p. 22. 173. nebst,
dessen Note zu Plutarchs Moralia I. p. 222. vergl. Plotin.
I. 6. p.55. p. 42 meiner Ausg. — um nicht mehrere Stellen
zu háufen). Die Eingeweiheten hingegen geniefsen in der
Unterwelt vorzügliche Ehre (790500/2) , Hemsterhuis ad Lu«
ciani Dialogg. T. II. p. 44 Bip.
347) Für den, dem daran gelegen, mógen hier Nachweisun-
gen folgen. Meursii Eleusinia cap. 4, 17. 18. Ruhnken.
508
Ihnen stehen die Urtheile der Kirchenlehrer erolsen,
theils geradezu entgegen, wovon hauptsächlich der Alex,
andrinische Clemens ‚hie und da eine Ausnahme macht,
Kannten, wie oben bemerkt, die Hirchenlehrer, Wenig.
stens die meisten, das Innere der Mysterien nicht, so ig
wohl zu begreifen, wie sie zu solchen Ansichten un
verdammenden Urtheilen kamen 35). Auch standen diese
Institute der schnelleren Ausbreitung des Christenthum
zu sehr im Wege, als dafs dessen eifrige Befürderer ihre
ad Homeri Hymn. in Cerer. vs. 482. und die dort Genann
ten. Die Ausleger zu Aristoph. Ran. 155. p.51 ed. Beck,
und die daselbst Angeführten. |. Wyttenbach ad Plutarchi
Fragm. de Anima «(in der Schrift de S. N. V. pag. 137.),
Auch der Philosoph Musonius gehórt zu diesen Lobred,
nern, ingleichen Epictetus (s. Studien 1810. I. pag. 8$,
und 128). Ersterer empfahl die Mysterien als Mittel zur
Tugend,
348) Hauptsächlich von Seiten der in den Eleusinien üblichen
Symbole und Gebräuche (man denke nur an den Cteis,
an den Phallus und ähnliche) , welche der Sittlichkeit ver.
derblich seyn mufsten. Und dies ist auch die Ansicht des
geistvollen Saintecroix, und mehr noch seines ge
lehrten Herausgebers, Silvestre de Sacy, welcher
seine Bemerkungen hierüber mit den Worten schliefst:
» Àu reste — l'homme de bon foi conviendra sans peiue,
que de pareilles cérémonies ont du nuire aux inoeurs pu-
bliques ,.et n' ont jamais pu être une école de philosophie
et de spiritualisme “ etc. (Recherches surles myst. d. Pag,
I. p.371 sqq.). An einer andern Stelle (p. 435.) erklärt
er sich eben so stark gegen die Ansicht vieler Alten und
Neueren von dem guten Einflufs , den diese Weihen auf
die Sitten der Eingeweiheten ausgeübt. Wenn sie gleich
bei Ihrem Beginn einen nützlichen Einflufs auf die Cultur
des Menschengeschlechts bewiesen, so mufsten sie doch
zu Nichts werden, als die Cultur einen gewissen Grad von
Vollkommenheit erreicht hatte, — Den letzteren Sat
möchte ich nicht unterschreiben, —
209
Fortdauer gelassen hätten ansehen können, Vergessen)
wir aber auch nicht, zu welcher Zeit diese Vüter
gegen den Geheimdienst des Heidenthums eiferten. Blieb
gleich , wie ich aus inniger Ueberzeugung behaupte,
Symbol und Dogma immer der alten Weise treu,
so konnte doch, bei dem einreissenden Sittenverderben,
der bessere Geist davon nicht mehr durchdringen, und
die sinnliche Hülle mufste háufig die Lauterkeit des In-
halts verfinstern und verdämpfen. War die Attische
Priesterschaft schon zu des Demetrius Poliorcetes Zeit
so sehr von Menschenfurcht beherrscht, dafs sie diesem
Sinnlinge zu Gefallen — er war kein Demetrier im
alten reinen Geiste — die hohe Festperiode verrückte
und zerstürte; so werden wir von der Folgezeit wohl
noch schlimmere Dinge voraussetzen müssen. Wie hätte
sich überhaupt das Kleinod Eleusinischer Lehre unter
Menschenhänden immer unbefleckt erhalten kônnen, vom
Jahre 1400 vor Christi Geburt an bis zum 20. December
381 nach*Christus , an welchem Tage der Kaiser Theodo-
sius der Aeltere durch sein Edict zuletzt unter allen auch
die Eleusinien schlofs! Unterscheiden wir also die Zei-
ten, so läfst sich auf dem Grunde von Zeugnissen, wie
die obigen bei Isocrates und Andern sind, eine bündige
Schutzrede für die Eleusinien aufführen. Da bereits der
gelehrte Schüler Ernesti's J. A. Bach (in seiner Schrift
de mysteriis Eleusiniis p. 17 sqq.) dies mit Erfolg unter-
nommen , so wäre es unnöthig, darüber weiter verhan-
deln zu wollen. Doch mus ich noch einiger, zum Theil
neuester Ansichten dieses Instituts gedenken, die bald
hier , bald dort sich zur Einseitigkeit neigen.
Während die Einen (wozu im Ganzen Meiners ge-
hört) von der höheren Mysterienlehre in metaphy-
sischer Abstraction die Kosmologie und Theologie ab-
handeln liefsen, glaubte Court de Gebelin Gründe
210
gefunden zu haben, um das Ganze anf einen Üntey.
richtim Ackerbau zu beschränken. Allerdings way
das Andenken an die ersten Lehrer des Ackerbaues i
den Thesmophorien und Eleusinien gefeiert, und dessen
grofse Wohlthat eindringlich gemacht. Daszeigen (wenn
man noch bestimmte Stellen will) die Zeugnisse des Iso.
crates, Cicero und Anderer deutlich. Ja die Stelle de
Proclus (ad Platon. Polit. p. 369.) lüfst uns nicht zwei.
feln, dafs die Mysterien geschichtliche Traditionen, oder
mythische wenigstens, über den gesetzlosen und rohen
Zustand der Menschen vor Einführung der. Agricultur
enthalten haben. Eine andere Stelle des Cicero (Tus.
culan. Disp. I. 13. init.), wo er von der Einweihung ii
die Mysterien und von Gôttergräbern spricht, ist von
Einigen so weit ausgedehnt worden, als seyen die Gott.
heiten der Nation sämmtlich als ehemalige Menschen
dargestellt worden. Mithin hätte Euhemerus im Grunde
das System der Geheimlehre nur óffentlich gemacht, —
Ganz gewifs war auch davon dort die Rede, wnd ganz
gewils lernten die Epopten den Cretischen Juppiter auch
als denseeligen Patriarchen und milden König
kennen, so wie den Kronos als den harten Tyrannen
Griechischer Vorzeit. — Aber wer wird sich wohl übera
reden lassen, dafs das Alles gewesen, was_man dort
von den Göttern erfuhr? Wer , der nur Stellen, wie
v» B. die desselben Cicero (de N. D. IL. 24. wo vôm dop-
pelten Liber Pater und vom Liber der Mystertien
die Rede ist), mit einiger Aufmerksamkeit betrachtet
het? Und wie hätten Herodotus und Plutarchus so, wie
sie thun, von den vaterlandischen Gottheiten reden kón«
nen, sie, die auf die Mysterien so viel hielten? , VVider-
setzt sich doch der Letztere dem System des Euhemerus
bei jeder Gelegenheit, — Nein, jener Zeus der Cretisch -
Aitischen Weihen war auch der in der Tiefe rollende
Donner und der bald heilsam befruchtende, bald zerstó:
215
rende Blitz in der Hóhe. Ohne Zweifel lernte der Ein-
geweihete seine Volksgütter auch als personificirte
Naturtheile.und Naturkräfte kennen, und man
kann es zugeben , dafs die Epoptie eine Art von Phy-
siologie (Naturphilosophie) enthielt 3), wenn man
damit nur wieder nicht den Begriff metaphysischer Ab-
straclionen verbindet. Dafs diese physicalische Erklä-
rung von den Griechischen Gottheiten ein wesentliches
Capitel der Mysterienlehre war, hat Villoison (zu
Saintecroix Recherches etc. II. pag. 209 sqq.) sehr wohl
gezeigt. Auch hat er den andern Theil richtig in die
Lehre von der Emanation und Wiederaufnahme aus und
in Gott gesetzt. Um so mehr mufs es befremden, wie
er zweifeln konnte, ob auch der Satz von Belohnung
und Bestrafuug des Guten und Bósen nach diesem Leben
damit verbunden gewesen sey. Hierher gehört auch die
Aeufserung von Meiners, es sey ungewifs, ob in den
grofsen Mysterien Grundsätze des sittlichen Wohlver-
haltens und Tugendlehren vorgetragen worden. Daran
werden wir nun wohl nicht mehr zweifeln, nach allem
Bisherigen und unter Anderm nach dem, was wir yon
den bildlichen Vorstellungen 'der Strafen der Gottlosen
oben (IIL. Th. p. 480 ff.) aus uralten Malereien und be-
wührten Zeügnissen beigebracht haben. Davon hatten
schon Pindarus und andere Dichter 3590) gesungen; und
wenn man auch auf die VVorte dés Plato hein Gewicht
legen will, der die Lehre von hünftiger Belohnung. und
349) So sagt Saintecroix (Recherches etc. I. p. 429.) , auf des
Clemens von Alexandrien Autorität sich stützend (Strom,
V. pag. 564.) ; welcher jedoch , wie Silvestre de Sacy be«
merkt, nichts davon berichtet. Td megl doy®y Queiodoryy.
Jéra , heifst es dort, voi; cs "Edyor, volo ra ardorg BapBde
Gers, Goo gnev aly yuds af Sécu, Ezio Toro,
350) S, Stobaei Sermon, p. $89 Gesner.
212
Bestrafung dem Musäus und Eumolpus beilegt (de Rep,
IL. p. 363. C. 'Tom. VI. p. 218 Bip.), so verdienen deu
die Aeufserüngen des Empedocles (s. p. 457 ed. Sturz,
um nicht Mehreres zu nennen, die grófseste Aufmerl,
samkeit.
Dieser Philosoph hat Vieles mit den Mysterien ge
mein, wie wir auch bei seinem Neixog oder Zwie.
spalt bemerkt haben. Dies galt noch mehr von de
früheren WVeltweisen, von Pherecydes, Pythagora,
Heraclitus, welcher Letztere ein Orphiker genannt ward,
Wir müssen nie vergessen, dafs der Ursprun g der
Griechischen Mysterien mit dem Ursprunge
der Griechischen Cultur gleichzeitig ist
Er verliert sich in die Pelasgische Periode, d. h. in di,
Zeit, wo der Singer auch Priester und Religionslehfe
war, und wo wir ihn selbst oft‘ mit der königlichen
Würde bekleidet sehen. Jene ‚königlichen Priester und
Sänger hamen aus der Fremde, oder sie holten don
ihre Weisheit, und knüpften ihre ausgebildeteren Er.
kenntnisse an das Wenige an, was sie unter den Wil.
den, zu denen sie kamen, vorfanden. Dafs es We.
nig war, haben wir oben im Eingange zu dieser Schrift
(I. Th. p. 4 ff.) gesehen; etwas roher Sternendienst war
es und hauptsächlich eine sehr locale Verehrung der na.
türlichen Körper und der lebendigen Elemente. Jene
Priester und Könige mufsten es natürlich darauf anlegen,
in dem neuen Lande Alles so zu machen, wie sie es da-
heim gesehen hatten, Etliche der von ihnen gegründe.
ten Staaten, zumal in Thracien und Argos, scheinen
auch schon sehr nach Asiatischer und Aegyptischer Weise
gemodelt gewesen zu seyn. Aber das konnte nicht be.
stehen, Die Vorsehung hatte es mit den Griecben an.
ders vor. Das Land der Hellenen honnte nicht in eine
Monarchie zusammen wacbsen, nicht einmal in mehrere
grofse Staaten dieser Form. . Aus tausend Ursachen
515
mufste Alles anders werden. Der rauhere Himmel und
die irdische Noth erweckten eine Masse anderer Hräfte
in diesen Volksstimmen. Es gestalteten sich andere Ver-
hältnisse. An vielen Orten mufsten die alten Priester-
schaften mit ihren Unterthanen weichen; und els die
grôfseren Eigenthümer von Grundstücken neben den
ihnen ganz ähnlichen kleinen Königen selbstständig her-
vorgetreten waren, und als ibr Thun und Leben einen
neuen Gesang und Süngerstand geweckt hatte, der nicht
priesterlich war, da zog sich alle hóhere Erkenntnifs,
welche jene alten Priesterschaften aus der Fremde mit-
gebracht hatten, mehr in den Schoofís geheimer Ge-
bráuche und eines geheimen Unterrichts zurück. Die
Masse der Griechischen Völker verschmolz nun ihre
alten angeerbten Religionsvorstellungen mit jenem neue-
ren sinnlichen Gesange, der, gegründet auf die Hindes-
religion des Griechen, seinerlebendigen Einbildung recht
nahe trat. Aber die Edelsten blieben natürlich immer
zugethan jener hóheren Erkenntnis altpriesterlicher Be-
ligion, wovon ja selbst das, neue sinnliche Epos in man-
chen leisen Andeutungen Notiz genommen hatte. Py-
ihagoras und Andere, die selber an der Quelle gewesen,
blieben bei der alten Lehre. Sie waren und hiefsen Or-
phiker, d. h. Theologen alten Systems. Ihnen schlossen
sich, wie bemerkt, andere Philosophen an. Sie be-
strebten sich nun für die alte Tradition aus eigenem
Nachdenken, neue Gründe zu finden, den Vorrath der
höheren Erkenntnisse zu yermehren, und den Geist
durch Denken zu Stärken und zu üben. So wurden die
Griechen allmählig gewandt iu systematischen Specula-
tionen, Anfangs gehürte der Inhalt, der Stoff, mehren-
theils der Religion aus der Fremde an, bis nach und
nach das von Griechischen Denkern selbst Erfundene
dem Eingebrachten die Wage hielt, oder das Ueberge-
wicht gewann. Plato, dieser grofse dialektische Geist, hat
IV ’
55
514
in seinen Schriften noch Vieles von überliefertem In.
halt, das er durch Pythagoreer und Jonier überkommen,
Da der Geist einmal so frei, so starh und sb gewandt
geworden, so konnte es nicht fehlen, dafs er sich auch
zuweilen ganz befreite, und seine Kraft zerstörend wen.
dete gegen Alles, was aus alter Religion überliefert wär,
wie die Angriffe des Diagoras von Melos, des Euheme.
rus und so vieler Anderer beweisen. Doch die Mehr.
zahl der Philosophen arbeitete förderlich für das We.
sentliche des alten Glaubens, zumal die Schule der Py.
thagoreer und Platoniker. Als durch Alexander das
Morgenland neu aufgeschlossen ward, und die schrift,
lichen Denkmale sich vermehrten, da konnten sie aus
der alten Quelle ungemeine Bereicherungen schöpfen,
und die höhere Wissenschaft der Vorzeit aufserordent.
lich befördern, besonders in der glücklichen Lage, worin
nun Viele zu Alexandria waren. Was dem Vollisglau.
ben geradezu widersprach, hatten die Philosophen bis.
her mit grofser Beschränkung und Vorsicht vortragen
müssen, Diese strengeren Grundsätze , worauf die Vor-
steher der Mysterien hielten , raufsten schon in dem neuen
Zusammenleben mit Morgenlüudern und Juden in etwas
nachlassen. ‚Man konnte doch nicht so ganz gegen das
zurüekbleiben, was diese öffentlich bekannten. Ungleich
mehr ward dies der Fall seit der Verbreitung des Chri.
stenthums, besonders, da dieses gleich anfangs einen
Kampf auf Tod und Leben mit den heidnischen Religio.
nen unternahm. Wie sollten sich doch, diese Jezt halten
hónnén, wenn sie ihr Bestes fortdaliernd verschweigen
und dem Mysteriengelübde treu bleiben wollten? Den
Griechischen Priesterschaften mufste ja selbst daran ge.
legen seyn, dafs gewandte Denker mit gehóriger Vor.
sicht den wahren Werth der Geheimlehre ins Licht setz.
ten. So ham es, dafs Plotinus, noch mehr aber der ei
frige Porphyrius, dafs Apollonius, Jamblichus, Julianus,
515
Proclus und andere Philosophen, besonders Pythagorei-
scher und Platonischer Schulen , die wesentlichsten Lehr.
sitze der alten Griechischen Mysterien nach ihrer Weise
békannt machten, und bekannt machen durften 3),
Ich sage : nach ihrer Weise. Denn allerdings
mufste sich jezt die alte Lehre in den neuen Schul-
formen ausprügen lassen. Von dieser Seite hatten
auch manche Kirchenlehrer Recht, wenn sie über ges
zwungene Lehrweise (xatnvayxæcpéon &2000c1) klag-
ten, und z. B. in den Aegyptischen und Griechischen
Mysterienlehren nicht Alles das und so wiederfanden,
was sie in den Schriften des Porphyrius lasen 32), Frei.
lich hatten sich die Vorsteher der alten Mysterien nicht
jener Terminologien bedient, die sich in den Bü:
chern dieser Philosophen fanden. Aber vergessen wir
auch nicht, dafs die Kirchenväter ein grofses Interesse
hatten, Alles verdächtig zu machen, was aus der Myste-
rienlehre mitgetheilt ward. So lange das Heidenthum
dadurch sich in Ehrfurcht erhielt, konnte es nicht in den
Staub getreten werden. Ich will dabei gar nicht in Ab-
rede stellen, vielmehr im Verfolg es noch ausdrücklich
hervorheben, dafs mancher Kirchenlehrer aus reinen
ethischen Bewegungsgründen den Mysterien den Krieg
erklärte.
Aus dem Allen geht nun neuerdings hervor, was
wir schon zum Öfteren bemerkten, dafs die Schriften
der sogenannten Pythagoreischen und Platonischen Phi-
losophen für die Einsicht in das innere VYesen der alten
—— —
351) Ueber den Kampf zwischen dem Christenthum und dem
Polytheismus, so wie über die Vertheidigung des Poly-
theismus , von den Griechischen Philosophen unternoma
men, s, auch Ouwaroff Essais sur les mystères d' Eleusis
sect. [V. p. 50 sqq.
2352) S. Eusebii Pr. Ev. III. p. 118 sq. ed, Colon,
210
Griechischen Religion und besonders der Mysterienlehre
von der höchsten Wichtigkeit sind, so wie verhiltnifs.
máfsig auch die VVerke der sie bestreitenden christlichen
Väter. Es war daher von dem sonst so verdienstvollen
Saintecroix nicht wohl gethan, dafs er , auf die Urtheile
einiger Hirchenlehrer hin, sich der Mühe entbinden zi
hónnen glaubte, in die Ansichten jener Philoso.
phen von Griechischer Heligion und Mytho.
logie einzugehen, wie er selbst von sich gesteht (Mem,
sur la Relig. secr. p.364.). Ihr Studium ist höchst frucht,
bar und belohnend. Um aber das, was bei ihnen T er.
minologie und Schulform ist, von dem Inhalt
und Wesen alter Geheimlehre zu scheiden, mufs man
sie beständig mit den alten Historikern, mit den Bruch. .
stücken ältester Philosophie und mit den Dichtern zu.
sammen stellen , besonders auch mit den Tragikern. Es
ist bekannt, wie die Griechische Tragödie auch dadurch
die Gebildetsten zu befriedigen suchte, dafs sie die bes. .
sere Erkenntnifs von Gott und góttlichen Dingen be.
nutzte 33). Ich will jezt nicht fragen, in wie weit Ae.
853) Ueber die religiösen Ideen des Sophocles, so weit sie
aus den noch vorhandenen Stücken sich ergeben, ha
Schwab (de religione Sophoclis rationali P. 1. Stuttgart .
1820.) ausführlicher sich verbreitet. Obgleich Sophocles i
keinen reinen Monotheismus zeigt, so drückt er sich
doch da besonders, wo er die Wirkungen der absoluten
Güte oder Gerechtigkeit darstellt, gar nicht im Sinne je |
nes Polytheismus, den die Priester - und Volkssage gei
heiligt, sondern nur unbestimmt in der Einzahl aus, wie:
von einer gewissen Nothwendigkeit dM getrieben. Da:
her ist auch bei ihm jener zwiefache Wille, der in dem
Prometheus des Aeschylus hervortritt, nicht vorherr.
schend, das Fatum, dem Alles unterworfen, auf der
einen, und die vor jenem ohnmächtigen G à tte r auf der
andern Seite. Obwohl alle seine Tragôdien in dem Fatum
begründet sind , so läfst er doch ungewifs, ob das Fatum
217
schylus ein Pythagoreer hiefs. Aber eine Nachricht von
ihm mufs ich doch berühren, da sie in unser Gapitel ge-
hórt. Er hatte in seinem Sisyphus, in der lphigenia,
im Oedipus und in einigen andern Stücken auf eine
Weise von der Ceres geredet, worin die Unterrichte-
ten ein zu gellissentliches Eingehen in die Mysterienlehre
fanden 39), Er ward des Iteligionsfrevels angehlagt. Ja,
er hatte einst auf der Bühne, selbst bei einer solchen
Stelle durch die Flucht zum Altar des Bacchus sein Le-
ben retten miissen. Die vom Areopagus traten, dazwi--
schen, und entweder die Erklärung, dafs er nicht ein-
geweiht sey, oder die Verdienste seines Bruders Cyni-
gyrus, oder Beides, entzogen ihn schwerer Strafe, —
War nun Aeschylus initiirt oder nicht, das geht uns hier
nichts an, genug in dem, was er über die Demeter
gesagt hatte, ward ein Verrath der Mysterien erkannt.
Eines, was er davon gesagt hatte, wissen wir bestimmt,
und zwar aus dem Herodotus, dieses: dafs Demeter
der Artemis Mutter sey. Dadurch ward Artemis
von den Göttern, oder letztere von jenem abhüngen;' es
sind mehr die dem Schicksal unterworfenen Menschem
als die Götter , welche zu Gegenständen seiner Tragödien
werden; zum wenigsten ist seine Ansicht darüber schwan-
kend und nicht bestimmt entscheidend. Daher auch bis-
weilen das Wort àzq«u» iu ganz unbestimmter Bedeutung.
Es sind die Gótter des Sophocles unendlich , sie sind see -
lig, sie sind allwissend und allgegenwärtig , sie sind hóchst
gerecht — beides Eigenschaften, die hier vorzugsweise
vor den andern hervorgehoben werden — ihr Wille ist
heilig , ibre Macht wie ihre Einsicht unergründlich (s. a.
a. O. p. 13 — 241.).
354) IIspi Axjojzgag A&ywv md puorimwrépwy TéQuép'yoo repo) Gram as,
£s. Eustrathius ad Aristotelis Ethic. Nicomach. II. 4.
p. 86 Zell. vergl. Clemens Alex. Strom. lf. p.387. und
Aeliani V. H. lib, V. cap. 19. Die Erzählung des Eustra-
thius ist aus dem Heraclides Ponücus genommen,
518
zur Persephone. Das hatte auch Pindarus (der aue,
Pythagoreer biefs) gewufst, und auch Callimachus hing
dieser Lehre an. Es war Aegyptische Lehre (s. oben
IV. T'h. pag. 11.), und dieser Satz, wissen wir nun auch
von dieser Seite mit bóchster Wahrscheinlichkeit, waig
für einen Satz der Attischen Mysterien gehalten. Nichts
anders als jenen Satz behaupteten die Platoniker, wie
Porphyrius und Proclus, wenn sie zwei Jungfraues
(xógav, Proserpina und Artemis) nennen, die im Grunde
wieder Eine sind. — Nüchst Aeschylus liebte auch Ev.
ripides den Vollgehalt alter Lehre. In Bezug auf un.
sere Frage will ich unter vielen hier nur an seinen Sat
vom Aether fd von der Erde, als erstem Vater
und erster Mutter aller Dinge, lebloser und lebendi.
ger, erinnern 55). Das war wieder jener alte Duali.
mus von Ammon und Rhea, von Juppiter und Cere,
von Osiris und Isis, letztere in ihrer hóchsten Bedey.
tung genommen. Bemerken wir doch, dafs Aristophana
gerade in den Thesmophoriazusen (vs. 13.) diesen los
mogonischen Dualismus des Euripides lomüdirt.,
$. 19.
Inhalt der Mysterienlehre.
Und was war denn der Inhalt der hóheren Myste.
rien $0)? — Alles — nur keine abstracte Metaphysik
355) S. die Stellen bei Valckenaer in der Diatrib. Euripid,
p. 46 — 48.
356) Hierüber verdient jezt, neben manchem Andern , beson.
ders der Abschnitt bei Saintecroix Recherches ete. nach
der zweiten Ausgabe p. 396 sqq. (de la doctrine enseigné
dans les mystères) mit den herichtigenden und vermeh,
renden Bemerkungen von Silvestre de Sacy nachgelesen
zu werden.
219
aber eben so wenig eine blofse Unterweisung in der Oeco-
nomie, Es waren ja Thesmophorien, um bei Athen ste-
hen zu bleiben, diese ältesten mysteriösen Feste, Es
war die Lehre vom Cerealischen Gesetz. Wie
also mit der Gesetzgebung auf dem Sinai die Exodus un-
mittelbar zusammenhángt , und wie mit dem Mosaischen
Decalogus sich die ganze Geschichte des erwühlten Vol-
kes und seiner Patriarchen bis an die Schöpfung hinauf
anreiht, so hatte auch der Athener in seinen Mysterien
zu Eleusis zuvörderst seinen Decalogus — dafs ich die
Satzungen des Triptolemus so nenne — er hatte seine
Exodus, seinen Leviticus und obenan die Genesis, Aus
der bildlichen Tradition der Vorwelt, die man in myste-
riósen Seenerien versinnlichte , wurden die grofsen kos«
mischen Wesen in ihrem Schópfungswerhe vor Augen
gestellt: der Demiurg mit Sonne und Mond und mit dem
verkürperten Weisheitsworte Hermes ; daneben Ceres,
wie sie kommt und geht, Ceres im Stande der Erniedri-
gung und im Vollbringen der Läuterung des Demophoon ;
daneben die Wanderungen und Reinigungen der Seele,
die Unterwelt mit Pluto und Proserpina 37); weiter
Triptolemus , Jasion , Androgeus, Theseus und alle die
grofsen, Könige, Pflanzer und Ackerbauer von Attica,
wie sie theils aus der-Fremde das Saamenkorn ‘und die
Lehre gebracht, theils vom VYaterlande aus sie den an-
dern Völkern mitgetheilt haben. Aus jenen Bildern und
Scenen wurde nun in den'grófseren Mysterien der Un-
terricht für die Vollkommneren herausgenommen,
und die Wahrheiten vom Einen und ewigen Gotte, von
der Welt und von des Menschen Bestimmung wurden
den Epopten ans Herz gelegt. Ackerbau und My.
sterien nennt lsocrates in obiger Hauptstelle als die
357) Verg. Saintecroix I. pag. 360 sqq. mit der Note von Sil-
vestre de Sacy , vergl. p. 418 sqq. 421 sq.
Se
zwei grófsesten Güter von Attica neben einander. Schon
daraus würden wir vermuthen hónnen, wenn auch nicht
Festgesänge es bestätigten , dafs in den Attischen Myste-
rien die Lehre von der Palingenesie und Unsterb-
lichkeit der Seele, vorzüglich unter Bildern , vor-
getragen ward 3%), die von den Wandlungen des
Saamenkorns entlehnt waren. Diese Finkleidung
war so aus der Sache selbst geschópft, und hatte so viel
natürliche Wahrheit, dafs wir sie fast in allen Religionen
358) Es sey nicht ohne Wahrscheinlichkeit, bemerkt Silve=
stre de Sacy (a. a. Q. I. pag. 413.) , dafs auch die Lehre
der Metempsychose in den Mysterien mitgetheilt worden,
womit jedoch nicht behauptet werden könne, dafs sie ur-
sprünglich denselben angehórt habe. Denn die Mystago-
gen hätten sich wahrscheinlich in ihren Erklärungen von
jenen mystischen Gebrüuchen ófters nach den herrschen-
den Meinungen und Ansichten ihres Zeitalters bequemt.
Derselbe Gelehrte hat in einer ausführlichen Note zu Ende
des ersten Bandes des angef, Werkes (p. 447 — 453.) die
verschiedenen Hauptmeinungen über den Inhalt der Lehre
in den Eleusinischen Mysterien aufgeführt , und sich dann
selber hierüber erklärt. Der Raum verstattet mir nicht,
in eine genaue Prüfung der von dem verdienten Manne
aufgestellten Erklärung, die man lieber bei ihm selbst
nachlesen mag, einzugehen; nur so viel bemerke ich
hinsichtlich derer, die so gern alles Aegyptische aus dem
C(Aegyptischen) Athen wegbannen wollen, dafs auch er
in den Begebenheiten der Ceres und Proserpina — dem
Hauptgegenstande der Eleusinischen Mysterien — nur
eine Copie findet von dem, was Aegypten von seinem
Osiris und seiner Isis wufste, dafs Aegypten die Wiege
der Eleusinischen Mysterien sey , die von hier aus nach
Griechenland verpflanzt, dafs daher in ihren mystischen
Darstellungen nichts als Symbole der hauptsächlichen Na-
turwirkungen ( principales opérations de la nature), des
Wechsels der Jahreszeiten und dergl. enthalten waren,
Die übrige ausführliche Auseinandersetzung kann, wie be«
merkt, der Leser besser bei ihm selber nachlesen.
^ 210
2921
wieder finden. Das Evangelium von Christus hat sie nicht
verschmáht (Joh. XII. 24.), und das Gesetzbuch der Per-
ser, das wir schon so oft mit dem Cerealischen im Ein-
klang gefunden, bedient sich desselben Bildes ( Zendav.
T.1L p. 411.). Auch die beiden Orphischen Hym-
nen auf die Eleusinische Ceres und Proserpina.sind im
Geiste und Tone dieser Attischen Religionen gedichtet,
mögen sie nun so späten Ursprungs seyn, als sie wollen,
Da sie Manches im Vorhergehenden erläutern, so füge
ich sie hier nach der Uebersetzung bei, die mir mein
Freund, G. H. Moser, Professor am Gymnasium zu
Ulm, mitgetheilt hat.
Hymnus auf Persephone.
XXIX. [»8.]
Tochter des máchtigen Zeus, komm, seelige Persephoneia,
Eingeborene Gôttin , und lafs dir gefallen das Opfer!
Pluto's Gemahlin, mit Ehre gekrönt, treu, Leben ver-
breitend,
Die du die Pforten des Aides hältst in den Gründen der
Erde,
Rächerin #7), lieblich gelockte , du heiliger Sprosse der
Deo 39),
Eumenidenmutter, du Fürstin der Geister der Tiefe,
Tochter, die Zeus sich erzeugt in unnennbarer Umarmung.
Mutter des vielfachgeformten, des brausendeun Stiir-
mers %1) Eubuleus,
Horengespielin du, Lichtbringerin, strahlendes An-
schau'ns;
359) Igazding; s. oben IV. Th. p. 206 ff. Cr.
360) Ayoïs nach Lenneps Conjectur statt des gewóhnlichen
Ars , welches Scaliger beibehalten hat. Dieser übersetzt:
Jovisque insigne propagmen, Cr.
361) S. oben IV. Th, p. 178. Cr.
922
Du Allherrscherin, hehre 57), du Jungfrau, strotzend
von Früchten,
Schón aufglánzend, gehórnt, du allein der Sterblichen
. Sehnsucht,
Früblingsverkünderin du, an dem Hauche der Auen dich
freuend,
Strahlend mit heiligem Leib' aus den fruchtausbildenden
Keimen 3635),
Weggeraubte zur Eh', und vermählt in den Tagen des
Nachtherbsts ,
Leben allein und Tod für die mühebeladenen Menschen.
Persephoneia, denn immer erschaffst und tódtest du
Alles 364),
Hör’, o seelige Göttin, und send’ aus dem Boden uns
Früchte,
Blühend im Friedensgenufs, mildhändig Gesundheit ver-
leihend ,
Leben, mit Gütern beglücht, das gesegnet das Alter
. geleite,
Herrin, hinab in dein Reich und zum machtvol}walten-
den Pluto.
Rauchopfer der Eleusinischen Demeter.
. Styrax. XL. [39.]
Dümon, vielfachbenannt, Allmutter, Góttin, o Deo,
Hehre 55) Demeter, du Amme der Jugend *6), mit Gü-
tern begabend,
362) csv» ; s. oben IV. 'Th. p. 327 f. Cr.
363) yhoondgmors jezt; sonst ygeondgmos. Scaliger: viridantibus
Joetis. Cr.
364) S. oben IV. Th. p. 816. Cr.
365) cs4v; s. vorher. Cr.
366) «ovperg2Qo; ; s. oben IV. Th, p.302f, Cr.
523
Reichthum spendend, und nährend die Saat, allgebende
Gôttin,
Die sich des Friedens erfreut und vielanstrengender Ar«
beit ;
Sáerin, Hüuferin, Segen der Tenne, begrünend die
Saaten, 5
Die du die Wohnung erwáhlt in Eleusis heiliger Thalbucht:
Holde, Ersehnte, die du, was sterblich ist, Alles er-
nührest,
Die du zuerst anjochtest den ackernden Nacken der Stiere,
Und anmuthige Fiille der Nahrung den Menschen gesendet.
Wachsthumfórdrerin, strahlendes Ruhms, du Genossin
des Bacchus 397),^ 10
Fackeltrügerin, reine, der Sicheln der Erndte dich
freuend,
Unterirdische du, du Leuchtende, Allen auch liebreich;
Hehre, den Hindern Gedeihen verleihend, sie liebend
und nührend 365),
Schirrend unter das Joch an den Wagen mit Zügeln die
M Drachen,
Rings umschwürmend den eigenen Thron in kreisenden
Wirbeln 39), 15
Eingebor'ne, doch kinderreich, hochachtbar den Men-
schen ;
367) 8. oben IIL. 'Th. p. 337 f. Cr.
368) Oder; Hehre, der herrlichen Tochter dich freuend,
Amme der Jugend. AM.
369) Alte Lesart. Folgende Uebersetzung ist nach Hermanns
Conjectur: Die dir in kreisenden Wirbeln sich windend
den Thron umschwirmen. AZ. — Absichtlich ist in der
Uebersetzung die. alte Lesart svalovoa beibehalten worden,
weil sie, richtig verstanden , nicht nur keine Schwierig-
keit hat, sondern auch den Vorstellungsarten dieses Dich«
ters weit mehr zusagt. Cr.
524
Vielfachbunter Gestalt, vielblumigter, heiliges Spros.
sens 370);
Seelige, komm, o Heine, belastet mit Früchten der
Erndte:
Frieden bring' uns herab und erfreuliche Ordnung der
Rechte,
Beichthums Segen die Füll', und die Fürstin von Allem,.
Gesundheit. 20
$. 20.
Die Feier der grofsen Mysterien.
In Absicht der Aufnahme in die grofsen Myste-
rien entsteht die Frage, wie lange der Zwischenraum
zwischen der Initiation in die kleinen und in jene war?
Ein Jahr wenigstens, sagt Plutarchus (Demetr. p. 9oo. E.),
dem andere Schriftsteller beistimmen. — Petav glaubte
dies von dem Zwischenraume, der zwischen dem Anthe-
sterion und Boëdromion verfliefst, verstehen zu käënnen,
also von einer halbjáhrigen Frist, so dafs wer im Früh-
ling Myste geworden, im Herbste schon Epopte werden
konnte 51), Scaliger setzt fünf Jahre dazwischen. Ihm
stimmt, wie ich sehe, auch Valckenaer (ad Eurip. Hip-
pol vs. 25.) bei, und allerdings ist es wahrscheinlicher,
dafs eine längere Zeit erforderlich war, wenn man auch
die grofsen Mysterien alle Jahre gefeiert hat. Nach Sui-
370) ispo9uAsi; ,, sancte vegetantes®; s. über dieses Letztere
Valckenaer ad Callim. Elegg. Fragmm. p. 128 sq. Cr.
371) S. Saintecroix I. p. 308 sq. Die Vermuthung des Petav
und Dusoul, dafs die Epoptie ein dritter Grad der Weihe
gewesen, zu welchem man nur nach Ablauf eines Jahres
oder darüber nach der Einweihung in die grofsen Myste-
rien zugelassen worden , hált Silvestre de Sacy für die na-
türlichste , wenn sie nicht mit den Zeugnissen anderer
Schriftsteller in Widerspruch stáude.
525
das (in 'Exósxvov) ward man nach Ablauf Eines Jahres
aus einem Mysten ein Epopte. Die Neunzahl dieser
grofsen Feiertage beruht auf einer Verbesserung; die
Meursius im Texte des Polyünus (HL 11, 11.) versuchte.
Von zehn neuerdings verglichenen Handschriften hat
nur eine die Zahl und zwar am Bande (Saintecroix I.
p. 313.). Es fehlt also urkundliche Bestätigung in so weit.
Doch ist, wie bemerkt, jene Annahme immer noch die
wahrscheinlichste.
Der Anfang der Feier fiel auf den funfzehnten des
Boëdromion 97), — Erster Tag: die Versammlung
(&yvouóc), weil sich, wie es scheint, die in die kleinen
Mysterien Eingéweiheten versammelten, und zu den
grofsen vorbereiteten. Es war ein Rüsttag. — Der
zweite Tag biefs ddade péotae 33), Ans Meer ihr
Eingeweiheten. Es geschah an jenem Tage eine Pro-
cession der Initiirten bis ans Meer über jene Salzwasser-
bäche (pertois; s. oben), oder- wenigstens bis an diese
Biche. Daher der Name des Tages. Von der Reini-
gung durch Wasser, besonders durch Meerwasser, ist
oben (IIL. Th. p.325 ff.) gehandelt worden; — Dritter
Tag. Wenn Meursius die Procession mit dem Calathus
auf diesen Tag verlegt, so beruht dies auf der höchst
wahrscheinlich unrichtigen Voraussetzung, dafs Calli-
machus im Hymnus auf die Ceres die Eleusinien besinge,
da dort doch vielmehr die Thesmophorien gemeint sind
(s. oben). VVahrscheinlicher wird auf diesen Tag das
372) Vergl. darüber und über das zunüchst Folgende Meursii
Eleusin. cap. 22sqq. Saintecroix (T. I. p. 314 sqq. und
Corsini Fasti Attici 1I. p. 378 sq.
373) Polyinus a. a. O. Hesych. I. p. 216 Alb. nach der sehr
wahrscheinlichen Verbesserung des Textes, obwohl auch
hier kein Cod, zusagt; vergl. Saintecroix I. p. 313. Not.
und p. 316.
526
Fasten gesetzt, welches auch dıesem Feste vorausgehen
mufste. Es ward mit Enthaltung von allem sinnlichen
Genufs verbunden, und auch hier zum Gedächtnifs des
Raubes der Hora und der Trauer der Ceres beobach-
tet 374). Vielleicht wurde auch von den Athenérn an
diesem Tage das Brautbett der Proserpina mit Purpur-
decken aufgeschlagen, und die heilige Formel vom Aéyog
gesprochen 375), Nach dem Fasttage, am Abend, wurden
auch vielleicht jene Sesamkuchen und andere Arten von
Kuchen nebst Mohn gegessen und der Mischtrank ge-
trunken (a. a. O.). Denn es ist wahrscheinlich, dafs die
Hauptbegebenheit, worauf sich alle Attische Ceres-
feiér bezog, ich meine die Trauer der Ceres über den
Raub der Kora , auchin den Eleusinien versinnlicht ward.
Vierter Tag. Urkundlich wissen wir nichts Destimm-
tes darüber. Da aber Hesychius (in 9$« T. L p. 1739.)
eines Opfers gedenkt, welches der Ceres und Proserpina
dargebracht ward, so glaubt Saintecroix (T. I. p. 321.
und dort Silvestre de Sacy), es werde am schichlichsten
auf diesen Tag verlegt. Das Ungewisse in dieser An-
nahme wird Jedem einleuchten. Die Geschlechtstheile
des Opferthiers durften nicht berührt werden, wovon
man auch einige leicht zu errathende Erklärungen gab,
Derselbe Gelehrte nimmt auch an, dafs an diésem Tage
ein Tanz an dem Brunnen Callichorus aufgeführt wor-
den, welches ich gleichfalls dahin gestellt seyn lasse 76),
374) Vergl. Saintecroix I. p. 319. mit den Berichtigungen von
Silvestre de Sacy.
375) Clemens Protrept. p. 18.
376) Da dieser Tanz keineswegs zu den geheimen Gebrüuchen
am Feste der Eleusinien gehört, so glaubt Silvestre de
Sacy sich zu der Annahme berechtigt, dafs zu den ge-
heimen Gebräuchen auch Tänze gehört hätten. Denn
die Stelle des Lucianus (de Saltat, $. 15. 'T'. V. p. 132 sq.
227
Fünfter Tag, kauxador Apéoe, der Tag der Fackeln
(Saintecroix 1. p. 322 sqq.). Er hatte von einer Proces-
sion den Namen. Die Eingeweiheten zogen, jeder eine
Fackelin der Hand, paarweise und unter tiefem Schwei-
gen in den Tempel der Ceres zu Eleusis. Der Daduch
ging, wie es scheint, mit einer grofsen Fackel voraus 377),
Man reichte sich diese Fackeln von Hand zu Hand , und
legte ihrer Flamme und ihrem Dampfe eine reinigende
Hraftbei. Erwügen wir alles Bisherige, so ist es nicht
unwahrscheinlich , dafs der Daduch hierbei den in der
Mysterienlehre so sehr hervorgehobenen Phosphoros dar-
stellte, das Ganze aber sich eben so wohl auf die Irrsale
der Ceres, die mit Fackeln ihre Tochter suchte, bezog,
als auf den Kreislauf des Lebens 35), Die Schriftsteller
spielen sehr hüufig auf dieses Feuer der Ceres, und
wie sie es sonst nennen ??), an. — Sechster Tag
Bip. und daselbst die Ausleger p.451 sq.) besage dieses
ausdrücklich. Die Platonische Stelle (de Legg. VII. p.
815.) , wo von Tänzen die Rede ist, die mit gewissen Wei-
hen und Mysterien verbunden waren , móchte indefs eher
auf Bacchische Mysterien zu beziehen seyn. Meursius
(Eleusin. cap. 11.) setzt diese Tünze an das Ende der Ciiw
rimonien. Vergl. oben IV. Th. p. 474 ff.
877) Darauf spielen christliche Väter mit dem Ausdrucke
„Deductor Illuminator* an; Tertulliani Apolog. p. 195.
und daselbst Havercamp.
378) Vergl. oben III. Th. p. 263. 326 ff. und Welcker Zcita
schrift I. 1. p. 126.
379) z. B. ré 6a3oUyov v00; Himerius Orat. 23, p.780 u. s. w,
S. jezt darüber Wernsdorf a, a. O. besonders ad Orat, 7.
(pag. 511.) und ausführlicher in der besonderen Ausgabe
(p.36 sqq.), wo über den Gebrauch und die Vorstellun-
gen dieser Art auch in Bezug auf christliche Cárimonien
gelehrte Erläuterungen gegeben sind. — Ein merkwürdi«
ges Relief bei Spon (1I. p. 283.) und Wheler (Il, p. 526.)
stellt jenen Eleusinischen Fackelzug dar.
920
(Saintecroix L p. 325 sqq.), Jacchus ('Iaxyoc ). genannt
(Hesyeh. Il. p.5.). Dieser Sohn und S&ugling der Ceres,
dieser Jacchus, von welchem wir oben (1II. Th. p. 335 ff.)
ausführlich geredet baben, gab dem sechsten Tage, dem
feierlichsten unter allen, den Namen. Er hatte auch
einen Tempel seines Namens ('Iaxysiov) zu Athen 390),
An diesem Tage wurde der junge Jacchus mit einem
Hranze von Myrten aus dem Ceramicus bis nach Eleusis
getragen. Es folgten die Eingeweiheten gleichfalls mit
Myrtenhronen in einer feierlichen Procession , wobei
auch die bekannten Bacchischen Symbole, namentlich
die Wanne und dergleichen, getragen wurden. Der
Weg ging durch die davon genannte heilige Pforte und
heilige Strafse (iso& 0906), welche letztere, mit
Quadersteinen gepílastert und mit Denkmalen aller Art
verziert, dem Periegeten Polemo Stoff zu einem eigenen
Buche gab. Der háufig wiederholte Ausruf"Ioxyoc, wel-
ches man iaxydgeuwr nannte *1), und, wie es scheint, das
Absingen von Liedern, unterscheiden diese Procession
sehr charakteristisch von jenem stillen Fackhelzuge. Ue-
ber den Inhalt dieser Lieder ist aus Aristophanes natür-
lich kein sicherer Schlufs zu machen. Wenn wir aber
erwägen, dafs in der Nacht darauf die höchste Weihe er-
theilt zu werden pflegte, und dafs Jacchus hier, wie
wir oben gesehen, der Sohn und Diener der Ceres und
der Mittler zwischen ihr und den Menschen war, so
ist es sehr wahrscheinlich als historisch zu betrach-
ten, wenn bei Aristophanes (Ran. vs. 326 sqq.) die Ini-
tiirten den jungen Gott sich zum Führer und Mittler er-
bitten, — Siebenter Tag. Es ist schon oben bemerkt
3880) Hemsterhuis zum Hesychius a. a. O. vergl. Alciphron
III. 59. p. 180 ed. Wagner.
381) Valckenaer zu Herodot. VIII. 65.
529
worden, dafs Meursius ohne hinreichende Gründe die
gymnischen Spiele auf diesen Tag verlegt. Venn man,
wie der Entfernung und anderer Ursachen wegen zu ver-
iuthen ist, am sechsten "l'age nicht wieder nach Athen
zurückkehrte, so ist es sehr wahrscheinlich, dafs diese
Rückkehr auf den siebenten fiel. Sie war in vielem
Betracht merkwürdig. Sie hatte ihre herhómmlichen Sta«
tionen. Man ruhete zuerst bei dem heiligen Feigen-
baume, welcher daher so hiefs, weil dort zuerst diese
Baumart gewachsen war. Es folgte der ye$voiouóg oder
das Necken an der Brücke. So wie sich nämlich die
Eingeweiheten der Brücke des Cephissus näherten , ström-
ten viele Einwohner aus der Nachbarschaft herbei, und
ergossen sich in ausgelassenen Scherzen über die Pro-
cession, welche die Eingeweiheten dann mit gleicher
Freiheit erwiederten. Das hiefs yt$voidew 32). Wir
dürfen nicht zweifeln; dafs dies mit Scenerien , Maske-
raden und mit dem Auftreten einer weiblichen Person
auf der Brücke selbst verbunden war, wodurch die Be-
gebenheit mit der Magd Jambe oder Baubo aufs neue
versinnlicht ward. Dafür spricht schon die Stelle des
Hesychius 39). Es scheint sogar ein Preis (eine Binde)
demjenigen ertheilt worden zu seyn, der sich in jenen
festlichen Scherzreden am meisten ausgezeichnet hatte 394),
Es bietet diese Sitte eben so reichen Stoff zu Betrach-
tungen über die menschliche Natur, als zu Erórterungen
über die rohen Anfänge der dramatischen Kunst unter
den Griechen. In einer Untersuchung der letzteren Art
382) Valckenaer ad Ammon. IIT. 43. vergl. die Áusleger zu
Homer. Ilymn. in Cer. vs. 203. und Zonaras p. 433.
383) I. p. 824. wo vysQupís durch 76evn Er! yaQycac erklärt; und
von den Eleusinien geredet wird ; vgl. dieAusleger daselbst,
381) Vergl. Aristoph. Ran. 395. und vorher und die Ausleger
daselbst p. 107 sq. ed, Beck.
IV 7
54
Sh
530
hat schon Bentley (Respons. ad Boyl. p. 3:3 ed. Lips.)
an diesen festlichen Brückenunfug (ye$vgvuóc) erinnert.
Fragen wir aber, wie natürlich, warum dieses Alles
eben am Flusse geschah? so hónnten wir zuvürderst
an den Aegyptischen Ursprung vieler Cerealischen Ge-
brüuche erinnern, und dabei an die festlichen Ausschwei-
fungen, die sich die Frauen bei der Fahrt nach Bubastis
auf und an dem Nil erlaubten (Herodot. II. 60.). Allein
wir haben noch bestimmtere Spuren, die uns auf den
Ursprung jener Sitte leiten. Wir finden eine Gephyräi-
sche Ceres (T'epvoaia AnpiTng) genannt, welche von
den Gephyreern (l'e$vosig oder l'ejvosioi) den Namen
hatte (Etymolog. magn. in l'epvpeis). So hiefsen die Be-
wohner eines Attischen Cantons (Jd7juog, s. a. a. 0.). Sie
waren aus Tanagra in Böotien dahin gekommen, und die
Attiker hatten ihnen unter gewissen Bedingungen VVohn-
sitze bei sich gestattet. Ursprünglich waren sie aus Phó-
nicien und mit der Colonie des Cadmus nach Bóotien ge-
zogen, und gehörten zu den Leuten, denen die Griechen
manche Kenntnisse und unter ahdern auch die Buchsta-
ben zu verdanken hatten (so erzáhlt Herodotus lib. V.
cap. 57. wo Valckenaer zu vergleichen ist). Ob sie aus
der Syrischen Stadt Gephyra kamen, wie Larcher (a. a.
O.) will, interessirt uns nicht. Aber das geht uns an,
dafs sie zur Phónicischen Colonie gehórten, dafs
eine Stadt in Bóotien Gephyra hiefs, dafs diese Gephy-
rüer durch Kenntnisse ausgezeichnet waren, dafssie sich
in Attica niederliefsen, dafs sie eine Ceres ihres Na-
mens verehrten 39), Aber auch die Minerva haben sie
verehrt. Davon zeigen sich Spuren (s. a. a. O.), die wir
jezt deutlicher machen hónnen. Johannes von Philadel-
phia (Lydus de menss. p. 45.) vergleicht jene Athenischen
385) S. a, a. O. vergl. Steph. Byz. und daselbst Berkel. p.272.
Mehrere Sagen von ihnen s. in K. O. Müllers Orcho-
menos p. 11g.
2291
Gephyräer mit den Pontifites oder Oberpriestérn zu Rom,
und bemerkt dabei, es seyen auch diese Gephyr&er Hohe-
priester und Exegeten (é55ymvoi) gewesen, und hiütten
von den priesterlichen Verrichtungen den Namen gehabt,
die sie auf der Brücke des Flusses Sperchius bei dem
Pallasbilde *6) besorgt bátten. Von der Brücke (Pons)
hütten auch die Pontifices ihre Benennung. Ich will hier
nicht weiter in die Frage eingehen, warum das am Sper-
chius geschah, obschon dieser Flufs durch Hypata im
Lande der Aenianen flofs, wo wir merkwürdige Reste
alter Cerealischer Religion gefunden haben. Das waren
alte Gedräuche aus Phônicien her, d. h. aus dem Lande,
wo die grofsen Schutzgottheiten auf Kähnen undF] Os
sen ihre Sitze hatten, wie jene Patilken und Herakles=
Melkarth (s. oben II. Th. pag. 222. 311.). Jene Minerva
der Gephyrüer war Onga, die Cadmus mit nach Bio.
tien gebracht hatte (s. oben II. Th. p. 699.). Das ist die
Cabirische Ceres, die den Schiffgóttern, den Dioscuren,
beigesellt ward (s. oben IV. Th, p. 29.). Die Ceres von
Thasos, die den Heiland Hercules auch in Bóotien noch
zum Küster hatte, wie Ceres mit dem Ruder , Wie die Isis
von Pharus mit dem Segel, mufs dabei einem Jeden ein-
fallen. Alle diese Gottheiten kamen aus dem Wasser.
lande in das Wasserland, an die Küste von Böotien nach
Tanagra und an den Copaischen See. :VVie könnte es
nun befremden, dafs die Bôotier in ihrem Daenste die
alten Gebräuche festhielten, und auf dem Wasser
ihnen Feste aufführten in alter ausschweifender Weise?
386) Servius zu Virg. Aen. II. 166. bemerkt, wo er von den
Palladien spricht, eins sey der Sage nach vom Himmel
gefallen , und durch die Wolken auf eine Brücke getragen
worden, wo es sich (zu Athen allein? befunden, bis
es nach Ilium gebracht worden. Daher sey Pallas auch
DQupeorzs genannt worden. Auch die Pontifices hátten,
nach den Saliarischen ‚Gedichten, von pons sublicius,
über die Tiber, ihren Namen,
1
DO
552
Wie begreiflich wird es nun, dafs man um Tanagra und
Eretria (Pontifices) Gephyráer hatte, ein altes Ge-
schlecht, das eine heilige Tradition und diese und andere
Gebräuche von Vater auf Sohn fortpflanzte, und auch
nach Attica verbreitete. Sie waren Fremdlinge hier,
und in diesem Sinne finden wir das Wort Y'e$voig auch
jezt bei Zonaras (I. p. 430.) , der auf die Hauptstelle des
Herodotus zurüchweist. — Achter Tag. Epidauria
(Emidatpta). An diesem Tage sollte Aesculapius zu spit
gekommen, und in einet Nachweihe initiirt worden seyn;
welche Sitte seitdem zu Gunsten aller Spátangelhommenen
beibehalten wurde. Ueber die Verbindung des Aescu-
lapius und Jasion mit der Ceres habe ich mich oben (II.
Th. pag. 399 ff. und lI. pag. 53o.) erhlárt. Auch ist im
Vorhergehenden von dem Zusammenhange des Ceres-
dienstes der Athener und Argiver.das Nóthige bemerkt
worden. — Neunter Tag. Plemochoë (IA7poyén). So
hiefs dieser Tag von einem Gefils dieses Namens. Es
wgr eine irdene Schüssel (Terrine) mit flachem Boden.
Zwei dergleichen Gefáfse füllte man an diesem Tage, wie
es scheint, mit Wein, und gofs das eine gegen Morgen,
das andere gegen Abend aus 37). — Ueber den mysterió-
sen Gebrauch der Gefüfse wáre Vieles zu sagen. Einiges
ist oben gelegentlich berührt worden, und ausführlicher,
auch in Beziehung auf diesen Gebrauch , im Dionysus
(Ll p.58. p. 212). Darf man, wie Meursius (p. 168.)
wahrscheinlich macht, eine Stelle des Proclus (in Pla-
ton. Tim. pag. 293.) hierber ziehen, so sahen die Einge-
weiheten wihrend jenes Trankopfers jezt den Himmel,
dann die Erde als Vater und Mutter aller Wesen an,
und sprachen dabei die Worte 'Tié Toxvie. — Vielleicht
nennt auch Aristides (im Eleusinius pag. 258 Jebb.) mit
887) Athenaeus lib. XI. pag. 340 Schweigh. und daselbst die
Ausleger. -
535
Hinsicht auf jenes Trankopfer die Eleusinier überhaupt
ai uvotnordTIÈes OxopÈaL, die mysteridse Libation, wo-
zu ihm der Gegenstand, wovon er spricht, freilich anch
noch näheren Anlafs giebt. Ein Vers des Euripides oder
Critias , welchen Athenäus (a. a. O.) anführt, verbunden
mit andern Nachrichten der Alten, scheint für die An-
nahme des Saintecroix %) zu sprechen, dafs jene Liba-
tion ein Todtenamt war; womit der andere Satz gut
zusammen stimmen würde, dafs die gymnischen
Spiele einen ähnlichen Sinn hatten, und dafs sie das
ganze Fest beschlossen, wovon oben ausführlicher geres
det worden ist.
Epopteia oder die letzte Weihe 39), Aus
einigen Stellen der.Alten (Aristoph. Ran. vs. 346. Cicero
de Legg. IT. 14.) nimmt man an, dafs diese in der Nacht
nach dem sechsten: Tage (nach dem Jacchustage) vorge-
nommen ward. Ueber die náchtliche Feier der My-
sterien, nnd auch insbesondere der Eleusinien, liefse
sich Vieles sagen, und ist Vieles gesagt worden. Man
sehe was der gelehrte-Davies zur angeführten Stelle des
Cicero beigebracht hat. In den besten Zeiten der Eleu-
sinien wäre es wohl ungerecht gewesen, darin sofort
etwas Verwerfliches zu finden, wenn auch nachher
die Kirchenlehrer wohl gute Gründe haben mochten, das
Verdammungsurtheil darüber auszusprechen 3), Als
388) T. I. p. 335. 336. wo jedoch Silvestre de Sacy gegen ihn
Sich erklárt, indem die Beziehung dieses Festgebrauches
auf Leichenbegángnisse , so wie seine Deutung als ein Aus«
sühnungsact , nicht wohlaus Athenáus sich erweisen lasse,
und wohl ganz einfach als eine Libation an Ceres und Pro-
serpina anzusehen sey. Man s. jezt Proclus in Alcibiad,
p. 9 ed. Francof.
389) S. Saintecroix T. I. p. 312 sqq. mit den Bemerkungen
von Silvestre de Sacy.
390) Man sehe die Hauptstelle des Clemens Protrept. p. 19.
554
die Christen selbst mit so manchem Andern auch. die
Nachtfeiur unter sich eingeführt hatten , wurden auch ge-
gen sie die hirtesten und schméhligeten Beschuldigungen
vergebracht #), Unter den Neueren hat, meines Wis-
sens, Niemand mit mehr Einsicht und Billigkeit davon
geredet, als der Verfasser der Schrift: Ueber alte und
neue Mysterien (pag. 75 ff.). Zu den Gebräuchen dieser
hôheren Einweihung rechnet man Folgendes: den Zuruf
des Hieroceryx an die Profanen , dafs sie sich entfernen
sollten (s. oben); die späterhin eingeführte Formel in
Betreff der Atheisten, Epicureer und Christen (s. oben);
eine nochmalige Wiederholung des Eides, und vielleicht
nochmaliges Abfragen der Formeln, die bei der kleinen
Weihe mitgetheilt worden waren; eine neue Reinigung;
das Umhängen von Hirschkalbfellen (à veBpiéerr); das
Anziehen eines. neuen Kleides (beides in symbolischen
Beziehungen); der Glückwunsch an den Initiirten (eù-
Qaiuo», 0AB.oc , und daher auch die sprichwürtliche Be-
zeichnung eines hohen Glückes: éxomveóeu pow OoxG) —
Alles dies als letzte Vorbereitung im Vortempel (09-
vaos) bei verschlossenem Inneren 3%). Darauf: alle
Schrecken der Nacht; der schnellste Wechsel von Licht
891) Man lese den Apologeticus des ''ertullianus cap. 7 und
8. und daau die Anmerkungen von Havercamp pag. 77.
85 und 88,
392) S. Saintecroix I. pag. 348. Auf den Zuruf des Herolden
au die Profanen, bemerkt dort Silvestre de Sacy, folgte
wahrscheinlich das Auslóschen der Fackeln. Man kónne
dissen Schlufs aus dem Platonischen Gastmahl ziehen,
wo vielleicht darauf Anspielungen vorkommen; s. p. 218.
cap. 4t. p. 93 Ast. p. 458 Bekker. Auch glaubt er, dafs die
Eingeweiheten verbunden waren , in dem Dunkel einigemal
umher zu tappen (s. Themistius Or. XII. p. 285 Petav.).
Lucianus vergleicht diese Finsternifs mit der, welche die
umhüllt, so in die Unterwelt hinabsteigen.
5-5
und Pinsternifs 73); Blitze, die durchs Dunkel zuck-
ten 74); Stimmen .und furchtbare Tüne; Erscheinung
von Schrechgestalten, und überhaupt ein Zustand, deu
Plutarchus 95) mit dem einesSterbenden vergleicht. Dar-
auf die Einführung in das Innere zum erleuchteten und
mit festlicher Pracht ausgeschmückten Bilde der Göttin.
Dies geschah durch den Mystagogen, und hiefs die Füh-
rung zum Lichte ($ovoyoyio) 36). Diese Stufe des
Epopten wurde a?voyía genannt. Hiermit war die ává-
deors, das Bekränzen mit Myrten, verbunden, und das
Auge des Epopten ward durch den Reiz der Farben und
Lichter, wie sein Ohr durch den Zauber der Tóne, er-
gôtzt. Das war dann die Glückseecligkeit in der Vereini-
393) dus wai ondros $93)242; Dio Chrysost. Orat. XII. Vol. I.
p. 387 sqq. ed. Reiske.
394) wsgusyci — cij4BcAa ; s. oben I. Th. p. 32. 59f.
395) Fragm. de Anima pag. 136. ad calcem de S. N. V. ed.
Wyttenb. Auf diese mysteriósen Vorstellungen und Sce-
nen spielt auch Proclus an zum Alcibiades des Plato I.
cap. 19. p. 61 ed. Fraucof,. vergl. die Note dazu.
396) Vergl. Saintecroix I. p.351 sq. mit der Note, p. 377 sqq.
381 sq. wo Silvestre de Sacy die bemerkenswerthe Stelle
des Platonischen Phädrus pag. 250. pag. 27 Ast. vergleicht
und erörtert. Er unterscheidet die Photagogie oderdie
plótzliche Erscheinung des Lichtes von der Autopsie
oder Epoptie, welche erst auf jene folgte , und gleichsam
durch jene angekündigt und vorbereitet war (pag. 379.).
Letztere, die Epoptie , war sicher begleitet mit einer Rede
eines der oberen Priester — vielleicht des Hierophanten
(uach Sopat. Divis. Quaest. p. 338.) — an die Eingewei-
heten, deren Inhalt wohl eine Auseinandersetzung aller
der Gegenstände war, welche der Eingeweihete vor Au-
gen gesehen; womit in der Folge vielleicht (?) allegori-
sche und philosophische Deutungen verbunden wurden
(ebendas. p 383 sq.).
S^
536
gung mit den Göttern #7). — Hieran reihet man auch
jene kosmogonischeScenerie, wobei der Hiero.
phant den Demiurgen, der Daduch die Sonne, der Epi-
bomius den Mond und der Hieroceryx den Hermes dar-
stellte 39%),
Entlassung der Versammlung durch die
feierliche Formel: Köy5”0um«a5E5 Bekanntlich haben
Le Clerc und Andere in der Phünicischen und in andern
Sprachen die-Erklärung dieser Worte gesucht, wonach
sie bald heifsen sollen: Wachen und rein seyn,
bald: Versammelte Völker schweigt und dergl.
mehr. Aber neuerlich hat Wilford (in Jones Asiatick
Besearches T. V. p. 300.) einen ganz andern Aufschlufs
gegeben. Hiernach wire die ganze Formel in drei Laute
abzutheilen : Koy& — Ou — Ilaë, und wir hätten darin
die Indischen Worte: Canscha, Om, Pacsha, wo-
mit die Braminen noch jezt ihre gottesdienstlichen Ver-
sammlungen beschliefsen. | Canscha bezeichnet den
Gegenstand des hóchsten Sehnens; Om (Aum)
ist das heilige Wort, womit die höchste Gottheit, das
ewige Wesen vor seiner Offenbarung im der Dreiheit,
oder Parabrahma benannt wird; Pacsha heifst
Wechselung, Wanderung, Reihe, Ordnung,
Pflicht 9?) Dieses letztere VY ort würde also ziemlich
397) Secis ouväiairos svdaacvia ; Theon. Smyrn, Math. pag. 18
ed. Paris.
398) Euseb. P. E. III. p. 117. womit in Betreff der Bedeutung
des Letzteren Plotinus III. 6. 19. p. 321 sqq. verglichen
werden mufs ; wonach unter dem Hermesithyphal-
licus inden Mysterien der inder Sinnenwelt sch8pferisch-
wirksame Geist, Acyos, zu denken war. Vgl. meine Note
zu Cicero de N. D. ILE. 22. p. 601 sqq.
899) Silvestre de Sacy (zu Saintecroix IL. p. 387 seqq.) glaubt
die wahre, Erklärung dieser, Formel in. der Stelle des Ap-
pulejus , dà wo der heilige Zug beschrieben wird (lib, XI.
X
8
957
dem Worte 'EXevaíg entsprechen, wenn man es in
dem mysteriösen Sinne des Kommens nimmt. —
Wie dem auch sey ; mit Recht haben unterrichtete Al-
terthumsforscher (und noch neuerlich Münter Erklä-
rung einer Griechiscben Inschrift über die Samothraci-
schen Mysterien pag.34 f) jene Uebereinstinmung einer
[p.789 sq. Oudend.] Metam.), entdeckt zu haben. Sie wäre
hiernach ein Glückwunsch für das Wohlergehen Aller,
die an dem Feste "Theil genommen. ,,''unc ex his unus,
sagt Appulejus, quem cuncti Grammatea dicebant, pro
foribus assistens . . . . renuntiat, sermone rituque Grae-
ciensi ita: AucT; à Dacis. Qua voce, feliciter cunctis
evenire, signavit populi clamorinsecutus."^ (Aberauf diese
Stelle ist nicht zu bauen ; man s, nur Oudendorp. daselbst.)
In Wilfords Erklárung sey keine Beziehung oder Verbindung
dieser Worte (das zweite 2j etwa ausgenommen) mit den
Eleusinischen Mysterien zu entdecken , und derganze Ver-
such beruhe wohl auf blofser Imagination (l'on est tenté
de croire, que l'imagination seule a fait les frais de ces
rapprochements), So wie Wilfords Meinung von dem Ur-
sprunge der Griechischen Mysterien in Indien, und nicht
in Aegypten, schwerlich durch diesen problematischenVer«
such gerechtfertigt werden könne. Und hierin hat auch
Ouwaroff (Essai sur les myst. d' Eleusis p. 29 und 114 trois.
ed.) sich gegen Wilford erklirt, ob er gleich dessen Er~
klärung der Formel xöy£ Zuras mehr zu befestigen gesucht
hat. — Eine andere Erklärung dieser Formel hat ‘zuletzt
Herr v. Hammer versucht in der Wiener Allgem. Litter,
Zeit, 1817. 15. Nov. aus dem Persischen cambakhsch
d.i. , voti sui compos". Allein auch diese sucht Silvestre
de Sacy ( p. 470.) zu widerlegen , wei! die Eleusinischen
Mysterien nicht aus Persien gekommen, weil das Wort
cambakhsch dem Neu - Persischen angehóre, und man
nicht beweisen kónne , dafs es im Alt- Persischen densel-
ben Sinn gehabt, endlich weil dies Wort im Neu - Persi-
Schen nicht die von Herrn v. Hammer angeführte, son-
dern vielmehr die Bedeutung habe: 49ui votum largitur,
qui aliquem voti compotem facit". (Persische Elemente
liegen aber doch nachweislich in der Cerealischen Religion.)
5.
Attischen und einer Indischen Formel sehr bemerkens.
werth gefunden. Die Betrachtungen, die unsere Le-
ser nach dem Bisherigen darüber machen werden, über-
lasse ich ihnen billig selbst.
9. 21.
Excurs.
Ceres, Eleusine, Dyas oder Abfall und
Rückkehr.
Wir haben zunächst vorher die symbolische Bedeu-
tung bemerkt, welche in den Mysterien dem bunten
Becher, woraus Ceres trinkt, gegeben wurde. Dieses
Beiwort bunt, «iöAoc, nahmen die Pythagoreer nun
zwar auch in Bezug auf die Natur, aber zugleich hiefs
bei ihnen die Vierzahl (evgác, TET(AXTOS), die sie
auch die Quelle und Schlüsselträgerin der Natur nannten,
und bei der sie ibren hóchsten Eid schwuren: aióXa 40),
Das war einer der vielen Sátze ihrer mysteriósen Zahlen-
lehre. Pythagoras sollte sie aus Orphischer Tradition
empfangen haben (s. oben III. Th. pag. 169 f.), und in
seiner Schule gewann sie weitere Ausbildung. Uns sind
im Fortgang unserer Untersuchung verschiedentlich sol-
che bildlich ausgedrückte Zahlenverhältnisse vorgekom-
men, z. B. im Bacchischen Mythus die Einzahl und
Sieberzahl. Letztere auch in Betreff der Proserpina
(s. oben 1V. Th. p. 221.); in Cerealischer Tradition
doch vorzüglich die Einheit im Verhültnifs zur
Ziweiheit (s. oben IV. Th. p. 1489). Satz und Ge-
gensatz, Eintracht und Zwiespalt haben sich in
dieser ganzen Religion sogleich als Grundgedanken an-
400) S. Nicomachus bei Grüvius Lectt. Hesiod. p. 593. nach
dessen Verbesserung. Astad Theologumm. arithmm. p.
172. scheint sie nicht gekannt zu haben.
148
539
gekündigt; in'allen Cerestempeln haben wir den Wieder-
hall dieser Lehre gehört, und jener Eleusinische
Krieg hat sich schon im Homerischen Hymnus verra-
then. Daher liegt uns die Frage sehr nahe: Hatten etwa
auch die Pythagoreer, unter denen es Schriftsteller über
die Ceresmysterien gab (s. oben IV. Th. pag. 7.), hatten
diese wohl auch etwas von jenem Eleusinischen
Zwiespalt vernommen, und wenn dies der Fall war,
was hatten sie in ihrer bildlichen Arithmetik dar-
über zu sagen gewufst? (denn um das Symbolische
ist es hier zu thun). Wie hatten also sie, in ihrer
YV eise, jene Zwietracht und Eintracht Cereali-
scher Geheimlehre aufgefafst und fortgeleitet? | Glück-
licher Weise liegen darüber in den Alten Zeugnisse vor,
und ein günstiger Zufall gewáhrt uns den Vortheil, dar-
über gerade in Absicht unserer Frage den Hauptschrift-
steller darüber, den gelehrten Meursius ^1), noch
vervollständigen zu können.
Die Hauptstelle und gleichsam der Text für diese
Erörterung ist ein Excerpt des Photius aus den arith-
metischen Theologumenen des Nicomachus von Gerasa
(a. a. O. p. 1351 sq.). Es betrifft, wie man von selbst er-
warten wird, die Pythagoreischen Sätze von der Zwei-
heit (Dyas), Wir heben hauptsächlich das Mythi-
scheaus, Denn von mehreren Namen der Dyas bemerkt
Nicomachus, sie würen nur der Ausdruck der natürlichen
Eigenschaften dieser Zahl. Anderes aber, führt er fort,
sey wunderbar, nümlich Folgendes: «Die Dyas ist die
Quelle aller Zusammenstimmung (ovudoviac) und unter
den Musen Erato, auch Harmonia (‘Appovia)», —
Hier stehen wir schon auf mysteriösem Grunde, Ich
401) im Denarius Pythagoricus. bei Gronovius Thes. Antiqq.
Grr. Tom.IX. p. 1351sqq. vergl. Theológumm. arithmm.
p. 8 sqq. ed. Ast.
540
brauche meine Leser nur mit Einem Worte an Alles das
zu erinnern, was wir in der Samothracischen Geheim.
lehre von der Harmonia, als der Tochter der grofsen
kosmischen Potenzen, von der Harmonia als kos-
mischer Einheit gesagt haben. — «Und die Duld-
samkeit (vielleicht auch Elend, vAzuooóvg), führt der
Text fort, ist die Dyas 402), und die Wurzel, und die
Macht, das Vermügen 45) und die Füfse des quellenstrü-
menden Ida 4) und der Gipfel und Phanes (®drnc),
aber auch das Gleiche (ioov) und Dike, und Isis 45) und
die Natur (Pécec) und Rhea und Zeus Mutter, und die
Quelle der Zertheilung. Als Rhea ist sie ihnen auch die
Phrygische und die Lydische, und Dindymene». Ueber
das, was nun zunächst folgt, spreche ich nachher. Aus
den übrigen Namen der Dyas.hebe ich noch einige aus:
«Sie ist Artemis und Cupido ("Iucpoc) und Dictynna und
Aéria, und Asteria, und der Mond (Mj — Monat) und
Aphrodite und Dione, auch Unwissenheit, Liige,
das Ungeschiedene und die Verschiedenheit (Evepötnc)
und Hader “%) und Zwiespalt (dixogtacia) und Ge-
402) Vergl. auch Proclus in Platonis Alcibiad. I. cap. 46. und
dort meine Note p. 132.
403) Oder heifst Avvaju; hier der Stoff, die nährende M a -
terie? S. über diese Bedeutung Schiüfer ad Gregorium
Corinth. p.640. Kurz zuvor ward die Dyas"T24, Mate-
rie, genannt,
401) S. Homeri Iliad. XIV. 457. 307. u. s. w.
405) Die Griechen verglichen den- Namen der Aegyptischen
Isis mit ihrem ccv; s. jezt den Schol. mscr. Aristid. ad
p. 185 Jebb. , welcher erst den Namen Isis als ^c: Erde
erklärt, und darauf an die Gleichheit &rd745 erinnert.
406) N:xo;, — Empedocleisch ;. s. jezt die Stellen im Empe-
7 . doeles Sturzii pag. 39. 156. 142. u. s. w. Unvwilikührlich
fállt uns auch hierbei der Heracliteische TléAepes- oder der
D41
schick (pópoc) und Tod (Sávacvoc). Auf solche “Weise,
schliefst Nicomachus, wird von ihnen auch die Dyas in
der Gotteslehre erläutert » (voiaéva uày advo xol ñ dvàs
SE0À0y tiva).
Hierzu bringt nun Meursius aus andern Schriftstel-
lern noch einzelne Erláuterungen bei, worüber ich nur
Einiges zu unserem Zweche Gehórige bemerhe. So wei-
set er eine Stelle des Plutarchus nach, wo die Dyas
Zwietracht (Egi) heifst.. Auch die Unbestimmte
und Unbegränzte wird sie von Nicomachus (a. a. O.)
und mehreren Andern genannt 47), — Doch um nicht
Satz ein, dafs der Streit aller Dinge Vater sey , woran
wir schon oben im Abschnitt von der Samothracischen
Lehre erinnern mufsten , s. JI. Th. p. 324.
407) Damit verbinde man jezt die Stelle des Damascius eg;
&px. III. 1. p. 240. in J. C. Wolf. Anecdott. grr. , die des
Stobáus T. 58. nach der Herstellung von Heeren , wo die
unbestimmte Dyas auch óz(4w» heifst. Im Allgemeinen
vergleiche man noch Diogen. Laert. VIII. 25 und 83. und
daselbst die Ausleger. Porphyr. Vit. Pythag. pag. 47 ed.
Kust. und daselbst Rittershausen. Clemens Alexandr.
Strom. VI. p. 811. und dort Potter. Gellius N. A. 1. 20.
und dort Gronovius. Besonders ist noch die Stelle des
Sextus Empiricus advers, Math. X. $. 261. zu bemerken.
Dort kommt die Dyas als geometrisches Element
vor. Die Pythagoreer nannten sie die erste Lünge
(rewrov pinoy). Nimlich der Punct war ihnen das Erste
(ro mgdirov) und die Linie als Linge ohne Breite: die Dyas
(s. Fabricius daselbst). — Auch diesen geometrischen
Elementen gaben die Pythagoreer nicht nur symbolische
Bedeutungen (s. ohen I. Th. p. 106. 407.), sondern auch
mythische Namen. Es sey mir erlaubt, davon nur
Ein Beispiel zu geben: Das Pentagon hiefs bei ihuen
"Ty (Mygiea). Es war das heilige Erkeanungszeichen
dieser Gesellschaft, und Gesundheit hatte hier auch
den religiósen Sinn von Seelenheil, wie wir ihn in der
Eleusinischen Lehre von Jasion und Aesculapius nach«
542:
zu weitliutig zu werden, gehe ich zu den zwei Namen
der Dyas über, die in unser Capitel gehüren.
Es sagt nämlich Nicomachus (a. a. O.): Die Py-
thagoreer haben dieZweiheit auch Demetra
(Aíp5vo*) und Eleusinia (CEXevoivía) genannt, —
Das ist Alles, was Nicomachus darüber giebt, und der
allbelesene Meursius (a. a. O. p. 1354.) mufs selber ge-
stehen, darüber weiter nichts gefunden zu haben.
Desto erwünschtere Hülfe leistet uns jezt der neuerlich
edirte Johannes von Philadelphia (Lydus de menss. pag.
108.). Seine Worte mögen nun der Text werden, wor-
über wir das hierher Gehörige vortragen, Sie lauten so :
Iap& tois IvDayopeiors À dvès dc Séour zw 4T) xot
iniBaSpa» và &pvoud éxidovoa iN evo iy xaXtirav, óg
zQo£cAcvoiy ini TO wheioy xal Gmeipov Tapéyovoe. — Also
eine Leiter zur Zahl heifst hier die Dyas, und Eleu-
sine beifst sie als ein Hervorgehen (rgoéXevors )
zum Mehr und zum Unbegrünzten, — Wenn Jo-
hannes hierauf sofort von der Fortuna spricht, so dür-
fen wir nur daran denken, dafs die Dyas auch beim Ni-
comachus Mopos (fatum) und dafs sie JuppitersMut-
ter hiefs. Das letztere sollte ja Fortuna seyn (s. oben
IV. Th. p. 215 £). Davon wollen wir ausgehen.
gewiesen haben (s. oben III. Th. p. 532 f£). Es kommt
auf Münzen vor, z. B. auf denen von Pithane in Mysien,
die bald das Bild der Hygiea, bald ein Pentagon has
ben. Dieses religióse Zeichen hat sich mit Pythagorei-
schen Lehrsitzen bis nach Gallien fortgepflanzt, und
auch die Münzen dieses Landes haben es, wie ich bereits
oben (I. Th, p. 106.) bemerkt habe; womit jezt Stieglitz
Archäolog. Unterhaltt. II. pag. 182 f. verbunden werden
mufs.
407) Hesychius I. p. 1354 Alb, hat éré9eer und ein Anonymus
beim Meursius à. a. O. e/2sz«; als Name der Dyas.
545
Ja die Dyas war Fortuna und zwar adversa. Sie
war das Mifsgeschick. VVeil sie aus der Monas heraus-
trat, war sie dies. Weil die Dyas, sagt ein Anonymus
(beim Meursius a. a. O.) zuerst die Trennung erlitten,
daher heifst sie Unglüch (A7) und Erleiden ('Tzo-
pori). So ward die Dyas zur Dye. Man spielte mit dem
Worte, und Ady ward mit Avag zusammen gestellt, ob
man gleich jenes besser von dev, untergehen, her-
leitet 4^), In dieser Vergleichung mit der unbewegten,
unwandelbaren Monas (novdg) nannten sie die Dyas auch
Bewegung (xiynoıcs)., Sie war ihnen Bewegung und
Zeugung (yiveoı6). — In diesem Sinne nannten sie sie
auch Juno (Hox) und die erste Hochzeit, die heilige
Hochzeit (iephc yópoc) , weil, wie Juppiter die Juno,
der Bruder die Schwester, heirathet, so auch in der Dyas
zwei Zahlen Einer Art sich verbinden. Daher sie auch
die heilige Zahl aller Eheverbindung ist 49). Dar.
um heifst sie auch Maja (Muïa, die Mutter oder À m -‘
me), und wie die heilige Pflanze Asphodelus die Ceres-
dienerinnen gegen den Stich der Scorpionen schützte
(s. oben), so rettete auch das ausgesprochene heilige
Wort Zwei (duo) von eben demselben Uebel 410),
Das heilige Zwei war ein magisches Schutzwort
gegen Ungeziefer und giftige Thiere. Der Meister des
ächten Magismus Zaratas (Zoroaster, wofür ihn Viele
408) S. Lennep. Etymol. p. 187. und Zonaras I. p.579. und
daselbst "littmann. —Vergl. auch Eustathius zur Odyss.
XVIII. 53. pag. 633. extr. Basil., welcher bemerkt, dafs
von dvw auch 97»4 und £9/v4 herkomme, und Apollonius
Lex. Hom. p.233 ed, Toll. 3v4- vanoréSera — 6 5B 'Amíwy
WGYwCig* dnd ToU &l;00very cà vaud. Endlich vergleiche man
über 275 Theologum. Arithm. p. 12 ed. Ast.
409) S. die Stellen bei Meursius p. 1356.
410) Plin, H. N. XXVII. cap. 2. vergl. Meursius a. a. O.
544
hielten; Fabric. Bibl. Graec. I. p. 305 ed. Harles.) sollte
in dieser Lehre von der Zweiheit der Pythagoras,
seinen Schüler, unterwiesen haben, Wie dem auch sey
— die Ansicht ist ganz Persisch und auch den Zend.
büchern eigenthümiich. Darauf aber werden wir ach-
ten, die wir in der Cereslehre schon so viel Persisches
gefunden haben, und Ceres ist ja die Zweiheit selbst.
Davon hernach. Jezt wollen wir héren, was der Per-
ser Zaratas gelehrt hatte. Plutarchus 4!!), nachdem er
von der unbestimmten (&ópwovoc) Zweiheit gesprochen,
führt so fort: Zaratas, des Pythagoras Lehrer, nannte
die Zwei der Zahlen Mutter, das Fine aber. deren
Vater. Daher seyen auch diejenigen Zahlen die besse-
ren, die der Monas gleichen. Hiermit befinden wir uns
auf dem Gebiete der mysteriósen Seelenlehre.
Sowohl der Satz von der W eltseele, als der von der
einzelnen Menschenseele ward durch die Verbáltnifs-
begriffe der Einheit und Zweiheit deutlich gemacht.
«Die Zahl, sagt Plotinus (p. 466. in dieser Seelenlehre),
die Zahl ist nicht das Erste. Denn vor der Zwei ( àv&-
dog) ist das Eine (vo £v); das Zweite aber die Dyas.
Denn von dem Einen gezeugt hat es dieses zu seinem Be-
stimmer (Oprotév). Es selber ist unbestimmt (doprotor)
von sich selbst. VYenn es aber bestimmt ist, ist es schon
Zahl. Zahl aber als Substanz. Eine Zahl ist aber
auch die Seele». — Sie ist auch von dem Eins
ausgegangen. Sie ist also auch hervorgetreten und àb-
411) de anim. generat, in Tim. p. 1012 ed, Francof. Vol. IX.
pag. 124 Wyttenb. Sieh. Eustathius ad Odyss. XVIII. 53.
p. 653. infr. Basil. Das Wort 9/4 (Unheil) kommt nach
Plutarchus von der Zahl Z wei her, indem die Krank-
heit (7d xaxcra9ég) die elementarische Einheit der Gesund-
heit zertheile (entzweie , ue) und die Einigung (Evwors)
auflóse durch den Untergang. Hippocratische Sätze; s.
Olympiodor. in Platon. Alcib. p.124. mit meiner Note.
545
gefallen aus dem Einen (vergl. oben III. Th. p. 575.)
Im Verfolg (a.a. O.) fragt nun jener Philosoph, warum
das Eins nicht in sich geblieben, und warum
das Viele daraus hervorgeflossen (ééeppén) ?
Das ist derselbe Begriff, den Lydus (a. a. O.) durch
den Ausdruck: Leiter zur Zahl und das Hervore
kommen (szoo£cAevow) zum Vielen bezeichnet. Der ges
wühnliche Ausdruch' der Pbilosophen ist xpdodoc, das
Hervortreten (s.die angeführten Stellen). Die Dyas,
sagt Macrobius (in Somn. Scip. I. 6.), ist von der Monas
(von der omnipotentia solitaria) ais erste Linie aus-
geflossen (defluxit, ganz wie Plotinus). Jene ist
unwandelbar (&xAavñs ), die Dyas ist wandelbar, und
gehört daher den Wandelsternen, den Planeten, an
(a.a. O.). Nun begreifen wir, wie auch bei Nicomachus
die Dyas 412) M» hiefs, und wie andere Schriftsteller
sie Artemis nannten, und die Monas Apollo (Meursius
a.a. O.)). Den Sphären gehört die Zweiheit an. Sie
ist das erste Hervortreten 413), Sie ist die sichtbar
werdende Welt, sie ist der Erstgeborne, der ans
Licht geborne Phanes (Pawns). Phanes, aus dem Einen
herausgesetzt, ist schon in der Entzweiung. Er ist das
erste Hervortreten (prima protractio) aus dem hóchsten
Gott. Aber als Zagreus wird er schon in sieben
Theile zerrissen — und als Dionysus, als Li-
ber ist er schon Herr der bunten Natur, der getheilten
Schópfung. Die Seele nun als Weltseele ist auch schon
ein Hervorgehen, ein Abfall aus der Einheit; und in der
Lehre von der Menschenseele wird von dieser gesagt,
dafs sie in den Leib herab gezogen werde, durch eine
442) Vergl. T'heologum. Arithm, p. 12 Ast
413) Prima protractio, Macrob. Somn. Scip. 1. 12; alse
wieder, wie vgc£Asveig bei Joh, Lydus.
IV. 55
546”
neue Trunkenheit schwindelnd gemacht (animam in cor.
pus trahi nova ebrietate trepidantem ; Macrob. a.a. O.), .
Das Alles wird nun auch anf die Erdseele Ceres
angewendet. Wir wollen es kürzlich verfolgen. Die
Dyas, lelirte der Meister des Pythageras, ist der Zahl
Mutter. Sie heifst Amme, Sáugerin, Maja. Sie heifst
hestimmat gebáürende Zabl, sie heifst weiblich (S546);
worüber Meursius Mehreres beigebracht hat (a. a. O.
vergl. Tzetz. ad Hesiod. p. 184.). Da die Dyas bestimmt
Ceres genannt wird, so müssen wir hier besonders
denjenigen Begriff von S4Avc festhalten , wo er sich auf
Feuchtigkeit und nährende Fülle bezieht, als Prädi-
eat von Thau, der die Pilanzen nührt, und dergleichen,
kurz: almus, alma ^^^, und die Dyas als S4Avg ist
alma Mater: die Mutter im Feuchten, die Náhr-
mutter. Ihr steht in dieser Ideenreihe entgegen das
Jungfräaliche (td xapSéviov) in dem Begriffe, wo-
nach es das weibliche Principium bezeichnet, in so weit
dieses nicht auf'ser, sondern in der Einheit (in der
Monas) gedacht wird. Esist die Kraftim Zeus. Da-
her auch die Dyas in so weit dàpetÿ hiefs. Es' ist He-
cate, die darinnen bleibt (£v9o» 6Ay pévovoa) und das
Jungfräuliche nicht lassen will 415), Es ist Artemis, die
reine Jungfrau, es ist Minerva in Juppiters Haupt. Das
sind die drei Jungfrauen (xopær) dér alten Mysterien :
Artemis, Persephome und Athene, Nach der
Theologie der Eleusinier («&» StoAóyov — «à &yvotd-
tas fuir èv Ekevoire Tedetès mapadedoxdrer) blieb Ko-
ye- Proserpina einmal im Hause der Mutter oben
auf unerklimmbaren Anhôhen. Da erhielt sie sich als
414) Valckenaer ad Callimach. Elegg. Fragmm. p. 128 sq.
415) 8j "toica; Oracula Sibyll. pag. 78. vergl. C. Barth ad
Claudian, de Raptu Proserp. init, p. $69. vgl. p. 67.
547
Jungfrau, Dort begattete sie sich mit Zeus, dem es ge-
lang, sie zu überwältigen (BrdgeoDar). Nun kam aber
auch von unten Pluto, und raubte sie , undsie mufste
auch sein Weib werden. Das will nach Eleusinischer
Lehre sagen: die Kore ist Lebensquell ("yh rie
6926) im Weltall, Sie begattet sich mit jedem De.
miurgen, mit.dem unteren, wie mit dem Oberen; sie
strahlet allen Wesen nach Einem ungetheilten
Grunde (tartk uiay dutovoroy altiay) das Leben zu
(mdoı Enıkdureı vo Qjv) Sie ist die Leben gebende
Kraft des Ganzen. (Oóvapig Cooxouïr «àv ó^e»). Sie
webet fiir die Regenten des Weltalls das Erste, das Mitte
lere und das Aeufserste zusammen (cvvvpaivevoa), Ihr
Gewebe ist die Schöpfung beseelter Wesen — (Also
wieder Proserpina die Weberin) Im Verhiltni(s
zur Minerva und Artemis ist sie die untere Jungfrau (4%
*&t0 xôpn) — aber Minerva ist doch wieder ganz und
gar in ihr. Auch als Weisheit- und Hrieglie-
bende ($iAócoQog xai Ronde prog) ist Minerva in
ihr und sie in der Minerva. Auch die Demeter fafst
Plato unter dem Namen Kópr im Cratylus (p. 404. p. 46
sq. ed. Bekker.) mit der Proserpina zusammen. Kore ist
aber auch die Hraft, die von der Demeter nach unten
wirkt 4), in die Tiefe. Sie ist die zeugende Seele.
416) Sieh. Olympiodorus Commentar. in Platonis Phaes
don: órt «oQix GG paly eis VÉVEOIY desint) H uy, Siovua
04005 Ô8 pspilerar Und 1H ysveoswg + woopunSeidg 08 vai
Teray ind g synaradiirar mi copart, Adet [dy sours nçauÂe us
foyvoace. Euvuige: 08 51 'Axé)lavee nai 725 cwrsiças "AZwuvas,
wa9agtuüs TG 6v. Quiorc(QoOca. Hierher gehórt auch Pro-
clus mscr. in Platonis Cratyl. $. 170 $qq. p. 100 sqq. Bois«
Son., wo der Satz ausgeführt wird, in wie fern Perse-
phone Artemis und Athene ist, und in welchem Sinne
sie mit Zeus und mit Pluto verbunden ist ( vergl. auch
Welckers Zeitschrift f. a. K. I. 1. p. 80.). Die Verbin«
949
Sie ist aber auch, als das Reine, Jungfrüuliche, in der
Hóhe die Zurückführerin der Seelen nach
oben 47),
Das heifst dort Orphische Lehre und Lehre der
Eleusinier. Aus Orphischer Unterweisung oder vom
Zaratas (auf jeden Fall aus dem Morgenlande) sollte Py-
thagoras seine Lehre von der Zahlen Natur und von der
Dyas erhalten haben. Diese Zweiheit heifst nun 'EAev-
cir ( Eleusine ^5) und Demetra (A£uxvoo), und zwar
ganz deutlich in dem Sinne der aus der Einheit ge-
bornen V eltmutter, als Erdseele. Sie heifst auch
Dione, Rhea, Isis, Natur (Péors), Verschieden-
heit (éteporns), Zwietracht (Fois) und Hader (vei-
xeç). ‘Sie heifst, um nicht Mehreres zu wiederholen,
Schicksal (wöpocs), Mifsgeschick (den), Materie (#7)
und Tod (S4vavo;). Das Alles waren mythische Aus-
drücke für theologische Lehren. 'H pvSonAaocia Sto-
dung des Zeus mit der Kora (Proserpina) berührt der-
selbe im Commentar. in Platonis Alcibiad. I. cap.17. p.55.
Man lese auch die gehaltvolle Abhandlung von Doctor
Schweigger über die älteste Physik und den Ursprung
des Heidenthums, Nürnberg 1821.
417) Proclus in Theologiam Platon. p. 370 — 375.
418) Da Eleusinus ófter vorkommt (s. Hygin. Fab. 147.
p. 259. und daselbst die Ausleger), da auch Eleusina
als Name der Stadt bei Gruterus (Inscriptt. p. 309.) steht,
so sehe ich keinen Grund, die Lesart des Joh. Lydus
(a. a. O.) &Asvcívg zu ándern. Mir gefällt sie sogar bes-
ser, als die andere bei Photius : 'EAsvetvía. Aber 'EAsuciyg
mit grofsem Buchstaben mufs im Lydus geschrieben wer-
den; d. h. die Zweizahl hiefs Eleusina. Jafsauch
vom ersten Erscheinen und Kommen der Ceres
Eleusis genannt seyn sollte, ist aus dem Etymol. magn.
(in E2s0c.) bekannt. Als D yas ist Eleusine das Hers
vorireten aus der Monas.
949
Aoyei, sagt Nicomachus treffend (a.a. O.). Es haben
aber jene Namengeber nicht aufs gerathewohl hin ihre
physicalischen , arithmetischen und theologischen Lehr-
sitze benannt, und gleichsam blindlings in die Vorraths-
hammer der Sprache und Sage gegriffen. Sie haben sich,
wie in Allem, so hier an die Tradition gehalten.
Schon die Fülle der Namen, die sie ihrer Dyas gaben
— um bei dieser stehen zu bleiben — Zeigt, dafs sie
nicht verlegen seyn durften um passende Benennungen.
Da brauchte nichts aufgenommen zu werden, was nicht
in alter Lehre seinen Grund hatte.
Wir wissen jezt den Grund, warum die Dyas
Demeter hiefs und warum Eleusinia. Das war die
Weltmutter, die einst den bunten Becher der getheilten
Natur ausgeleert hatte, das war Isis, die ihrem Sohne
Horus den Naturbecher darreicht 49). Die Erdseele war
es, die in der Tiefe wirket, die aus der Hóhe Abgefal-
lene, die Materie und die VVeberin materieller Leiber.
Das war Ceres, die Nührmutter, die das Saamenkorn ge-
bracht und die Sichel des Schnitters , aber damit auch ge-
theilten Besitz und Streit und Hader, und Tod und
Verderben. Die Todten sind Demetrier. Das sind
die, die den Erdentod gestorben. Ein jeder von diesen
ist Zwei aus einem Drei (Seele und Geist aus Körper,
Geist und Seele). Da oben im Monde (in der Dyas)
sterben sie noch einmal. Dort werden sie Eins aus
Zweien. Das vollbringt die obere Kore, die Einge-
borne. Diese führet aus dem Vielen durch das Zwei
in das Eine zurück (s. oben IV. Th. p. 189.). — Aber
die Zweiheit widerstrebet dem Einen, die Materie, ins
Viele versunken, verliert sich im Vielen ; der Menschen-
geist, bezaubert durch das getheilte, bunte Reich des
419) S. Stobaeus Eclogg. p. 926 ed. Heerem
550
Dionysus, gefállt sich da unten, und der Leib wider-
strebet dem Geiste. Dieses VViderstreben stellt die Lehre
der Eleusinier insBildern dar. Darum kommt Ceres mit
Messer und Sichel. Darum brennt sie am Leibe des
Eleusinischen Kónigssohnes die Schlacken der Materie
aus. Darum sollen bei der Ceresfeier von den. Eleu-
siniern Kämpfe geführt werden. Das ist der Krieg
von Eleusis; und wenn der Ebräer in seinem Salem
eine Stadt des Friedens hatte, so kannte der Grieche in
seinem Eleusis eine Haderstadt, eine Stadt des Krie-
ges. Darum auch nannte der Pythagoreer die Zwei-
heit und die Zwietracht Demeterund Eleusine,
und das ist der Sinn des mystischen Namens der arithme-
tischen Dyas. — Somit hätten wir also, um bei dem
Worte zu bleiben, eine Rechenprobe für unsern obigen
Caleul. -— Auch hier Zweiheit und Zwjietracht
als Summe der Cerealischen Religion. Hier-
mit wäre anch die Brücke gewiesen, ‚worüber dieser
Lehrsatz zum Porphyrius und seinen Zeitgenossen kam,
Es waren Schriften der Pythagoreer.
Rückblicke; Hinweisungen auf das Christenthum.
9. 22.
Hierbei erwarte man nichts Ausgeführtes über die-
ses grofse Thema, sondern einige VVorte noch über
Yergleichungspunkte, welche ctwa seit dem
zweiten und dritten Jahrhundert einem nach-
denkenden Bekenner des Heidenthums sich
darbieten konnten; oder, wenn man will, Ge-
danhen eines Pantheisten über den alten und
neuen Glauben.
Es war doch Alles, was im religiósen Denken der
Griechischen Völker unter so mannigfaltigen Formen
immer wiederkehrt, im Wesentlichen nichts anders,
als eine Vergütterung der leiblichen Natur.
Die lebendigen Elemente, was sie so n.*inten, Lutt,
Feuer, Wasser und Erde, in ihrer Wechselwirkung und
in ihrem Einflufs auf den Menschen, die auffallendsten
Erscheinungen im Thierreiche, die Merkwürdigkeiten
der Pflanzenwelt; daneben besonders Sonne und Mond,
die Planeten nebst einigen andern ausgezeichneten Ster-
nen und noch der Sirius — das waren die Dinge, die
der Grieche verehrte, und die er zur Grundlage und
zum Inhalte von tausend und tausend Fabeln machte,
Physisch war fast seine ganze Religion, die öffentliche,
wic die geheime 42"). Auf das eigenthümliche Seyn der na-
türlichen Dinge, auf ihr Bestehen und Leben, im Reflex
des Menschengeistes — darauf bezog sich alles religióse
Thun und Denken, Der Gottesdienst heiligte in diesem
Kreise Alles, . Selbst das Klcinste verschmähte er nicht
420) Vergl. jezt Schweiggers oben angeführte Schrift,
551
5.7
Es war da nichts zu klein und zu geringfügig. In die.
sem magischen Schimmer lebendiger Einbildung ward
jedes physische Daseyn, Regen und Weben abgestrahlt,
Es war eine Religion der Phantasie. Lichtzeit, Schat.
tenzeit und das Jahr in seinem wechselnden Laufe, Son.
nen - und Mondsperioden mit den daran hängenden Ver.
änderungen, mit Saat und Ernte, diese hildeten den im-
mer wiederkehrenden Kreis der Feste. ^ Naturgeister
wurden erschaffen, Sternengeister, Luft- Erd- VVasser-
und Feuergeister, die dann wieder, in einzelne Strahlen
zerlegt, zu einer unübersehbaren Zahl von Góttern und
gätterähnlichen WVesen anwuchsen. In ihren Beziehun-
gen zu einander wurden die Gesetze des physischen Le-
bens aufgefafst, wie sie sich dem offenen Natursinne
darbieten konnten. Auf der Hóhe der Kérperwelt, im
Organischen, ward die Zeugung der Mittelpunkt des re-
ligiósen Ahnens, Glaubens und Bildens. Und im Natür-
lieben war nichts zu geheim, es ward ans Licht gezogen,
und in Bild und Gestalt vor Augen gestellt. Was der
Culturmensch im gesellschaftlichen Leben verschümt und
besorglich verbirgt, ward vom geraden Sinne des Natur-
menschen in Namen und Abbild religiös ergriffen, und
dem öffentlichen Dienste geheiligt. In diesem ganzen
immanenten Glauben, dafs ich so spreche, in diesem
Glauben, der den Gott in die Natur setzt, und mit
ihr identificirt ; sodann bei der freieren Lebensweise
südlicher Völker, zumal der Griechen, dort konnten
jene Unterscheidungen von Schicklich und Unschiek-
lich, des Gottes Würdig und Unwürdig, wie sie
sich erst unter ganz anderen Lebensansichten und histo-
richen Ereignissen für uns festgesetzt haben, gar nicht
aufkommen, Daher jene Nationen in ibren Religionen
viel unschuldiger solche sinnliche Güttergeschichten
und Bilder haben konnten, als z./B. die Römer in der
Kaiserzeit und als die neueren Europäer,
^4
555
6. 23.
Die Gótterwelt der Griechischen Bildnerei be-
ruht auf demselben physischen Grunde. Sie führte aber
von da aus betrüchtlich weiter, láuterte die Phantasie,
und steigerte die religiósen Vorstellungen. Hier war
eine jede Güttergestalt ein Hórpergeist. In einer schó-
nen Individualität das eigenthümliche Wesen der ganzen
Art, und, so zu sagen, durch die Oberfláche des leib-
lichen Erscheinens das innere Bestehen, wie auf
dem Grunde, zu erblicken , das war das eigenthümliche
Bestreben des Griechischen Künstlers, Damit ist ein
bedeutender Fortschritt gethan. In dieser plasti-
schen Darstellung des Göttlichen ward nun nicht mehr
die Natur, als solche, in ihren individuellsten Aeufse-
rungen genommen, und als solche vergöttert. Das Ein-
zelne mufste mehr und mehr gegen das Allgemeine zu-
rücktreten. Was nicht zur wahren Wesenheit des
Hórperlichen, zum eigentlichen Seyn der Men-
schengestalt gehôrte, ward abgethan und dahinten
gelassen. Es ward als Schranke und Hindernifs des
wahren leiblichen Daseyns erkannt. Das Gesetz selbst
sollte verkörpert werden, welches die bildende Natur
in der Menschenform befolgt hatte. Nicht was dem leib-
lichen Auge erschien, sondern was das Auge des Geistes
in der Tiefe der Menschengestalt sah , ward vom Künst-
ler gebildet. Es war eine Idee, die der Griechische
Bildner vom Kórper ausgehend suchte und erstrebte,
Es war ein Geistiges im Leiblichen , ein Kürpergeist.
Selbst die höchsten Eigenschaften der Götter, Macht,
Weisheit und Güte, mufsten hier einen Leib anziehen,
und im Sichtbaren anbetungswürdig werden.
$. 24.
Diese Eigenschaften schaute der Grieehe auch in
den Werken seiner Dichter an. Auch in den Gótter-
554
geschichten sah er sie Gôtterähnlich an Kraft,
Schönheit, Güte, Weisheit waren die Heroen jene
Sóhne oder Abbilder der grofsen Gótter. Die Helden-
geschichte zeigte dem Griechen, wie diese Edlen der
Vorzeit kein anderes Bestreben gekannt hatten, als das
Góttliche zu thun, und. durch Ringen und Kämpfen der
Götterwürde, oder doch der nächsten Ehre nach ihr,
theilhaftig zu werden. Ungemeine Sorge für das Vater-
land, Vertheidigung seiner Götter und Altäre, Einfüh-
rung des Ackerbaues und!’ des gesitteten Lebens ,; Stif,
tung von Heiligthümern , uneigennütziges Aufopfern ihrer
selbst — das hatte jene Heroen ausgezeichnet; und so
standen sie jedem freien Griechen als Muster vor Augen.
Darin war ein fester Grund für die Moral gelegt. —
Noch mehr Ethisches war in der Art, wie die My-
sterien die Heroenlehre aufgefafst hatten; wo, wenn
gleich unter sinnlichen Bildern von Feuerläuterung und
dergleichen, doch der Zwiespalt im Menschen und der
Sieg des Besseren in den Lebenslüufen vaterlündischer
Helden ganz allgemein und im edelsten Sinne dargestellt
ward. Es war damit eine religióse Erziehung be-
gründet, die von der entscheidendsten Lebensstufe an
dem Griechischen Manne die ehrwürdigen Gestalten ei-
ner höheren Welt beständig vorhielt. Ein Jeder hatte
Heroenberuf. Jeder sollte werden, was diese Hel-
den gewesen. Jede Seele war aus dem Orte der Gót-
ter, und die Rückkehr dahin sollte eines Jeden vor-
nehmste Sorge seyn.
$. 25.
Das war nur ein Folgesatz aus dem Allgemeinen,
der die Summe aller Geheimlehre befafste, und wodurch
sie mit dem ganzen Orient zusammenhing. Es ist die
Lehre von der Emanation, von dem Ausflufs aller
Dinge aus Gott und von der VViederaufnahme in ihn.
555
Hierbei drang sich die Frage auf: warum doch jener
Abfall geschehen, warum das ewige, seelige Wesen
sich aufser sich gesetat, nnd in einer Welt habe of-
fenbaren wollen ? Eine Frage, die, wie neuerlich Gor-
res (in der Mythengeschichte der Asiat, Welt pag. 633.)
ven mehreren vortrefflich gezeigt, alle alten Religions-
theorien vorzüglich beschäftigt hat.
Wie die Griechische Mysterienlehre diese
Frage gefafst und zu lösen versucht hatte, haben wir
im vorhergehenden dritten Buche gesehen, Diese vater-
ländische Geheimlehre immer mehr zu bestätigen und
zu läutern, war das Bemühen vieler geistvollen Denker,
besonders aus der Pythagoreischen und Platonischen
Schule. Als nun das Christenthum verkündigt war, da
war auch auf jene Hauptfrage eine andere, eine neue
Antwort gegeben. Vielleicht kann sie jenen heidni-
schen Philosophen gegenüber auf folgende Weise
gefafst werden: Es ist im Christenthume die Lehre von
der Menschwerdung und von der Versühnung der Mittel-
punkt, worauf Alles bezogen wird (1 Timoth. III. 16.
Ephes. I. 7. Coloss. L 14.) ^^) Hiernach war mit Got-
tes ewigem Rathschlufs, sich in einer Welt zu offenba-
ren, wodurch also das Aufser Gott seyn und mithin
der Abfall und die Siifide selbst gesetzt war, zugleich
der andere Rathschlufs von Ewigkeit her in der Gottheit
gegeben (Col. I. 20. 2 Tim. I. 9. 10. Ephes. I. 3. 4):
diese Welt wieder zu sich zu nehmen. Gott selbst, aus
Gott herausgesetzt (àlso in die Lage des Abfalls gebracht,
421) Die hier beigefügten Bibelstellen sind von der Wahl
meines Freundes, des Herrn Kirchenraths Abegg, wel-
chem ich diese letzten Blätter in der Handschrift mitgetheilt
hatte, — In den von mir gewählten Ausdrücken ist absicht-
lich auf den pantheistischen Geist mysterióser Émanations-
lehre Bedacht genommen.
556
wie der Mensch; aber nicht in dessen Schuld), besteht
den moralischen Kampf bis auf den Punkt, wohin der
Sieg in diesem Hampfe gebracht werden mufste, d.h.
bis zur Zurüchgabe seiner endlichen Natur (Philipp. Il.
6. 7. Ebr. IV. 15. 1L 9. XIV. 15. Philipp. II. 8. 1 Cor,
XV. 55 — 57); wodurch also das Aufser Gott, und
mithin in ihm die Möglichkeit zur Sünde, aufgehoben ist,
Damit ist der Sieg über den Tod gegeben, indem das
aus Gott heraus Gesetzte, durch freie, ethische Kraft
sich selbst vernichtend , wieder in die Gottheit zurück-
kehrt. Mit jenem Act des durch den Gottmenschen
vollendeten Kampfes ist von Seiten des abgefallenen
Theils (von Seiten des Menschengeschlechts) die grofse
Aufgabe gelöst, nach deren Lösung von Adam her alle
Creatur geseufzt und sich gesehnt hat (Röm. VIII. 19 ff.).
Durch eine That der hóchsten Freiheit ist das aufser
Gott Gesetzte wieder fáhig geworden in Gott zu seyn.
Das Opfer ist dargebracht, und die Versóhnung ist voll-
endet. Es hat nümlich jeder Mensch das damals darge-
brachte Opfer mit dargebracht (Ebr. X. 10. 14. V. 9),
wenn er ein Christ , d. h. ein Christus, ein Gesalbter,
ein Geweiheter und ein heiliger Opferheld, wie jener
war, seyn will. In die eigene Wahl, in die ethische
Kraft, ist die Rückkehr in Gott einem Jeden gestellt.
Jene Veranstaltung der möglichen Rückkehr durch jenen
ewigen Rathschlufs der Menschwerdung , so wie die wirk-
lich vollendete Rückkehr durch den freithätig übernom-
menen Opfertod, ist das Geheimnifs der ewigen Liebe
(1 Joh. IV. 9 ff. Ephes. II. 4 ff). Dieses Gesetz der
Liebe giebt allein Aufschlufs über die Entschliefsung
Gottes , sich in einer Welt zu offenbaren; sie lüset das
Räthsel der Schöpfung und der Weltgeschichte. Denn
nun, nachdem jenes heilige Todesopfer dargebracht
worden, nun ist es besser, dafs eine Welt geschaffen
worden; würe sie nicht, so würe auch jener Triumph des
557
Heiligen nicht. Durch letzteren ist erst das Daseyn der
Welt gerechtfertigt. Erst mit dem in Christus vollende-
ten Opfer feiern alle Himmel und alle Naturen die Herr-
lichkeit des in der Welt sich offenbarenden Gottes.
Hierdurch erhalten die Hauptdogmen des Christen-
thums ihre Bedeutung. Zuvörderst das Dogma von der
Gottheit des Sohnes, indem die Wiederaufnahme
des aufser Gott Gesetzten in Gott, die Versóhnung der
Welt, durch niemand anders geschehen kann, als durch
den, der niemals aufser Gott gewesen , und der niemals
weniger als Gott selbst war (Joh. IL 1. 3. 10. 14.). In
und durch Christus war die Welt (das aufser Gott Ge-
setzte) von Ewigkeit her wieder in Gott. Sodann das
Dogma von der Erbsünde, indem das Menschenge-
schlecht, von dem ethischen Mittelpunlte betrachtet, wo-
von die christliche Lehre es ansieht. in seinem Daseyn an
sich bôse war (Bóm. VIL 14.18. VIII. 7.8.), d. h. indem
das aufser Gott seyn schon an sich als eine Folge von Ver-
schuldung betrachtet werden muís; welche erst durch
ein freies Opfer des Lebens selbst abgebüfíst oder ge-
rechtfertigt werden hann. Damit ist die ganze Typo-
logie. gesetzt, d.h. die Lehre von der Sehnsucht der
Väter alten Testaments nach der Erlösung und von den
Vorbildern , worin sie das künftige Heil erblicken , mithin
der Satz, dafs erst von dem Neuen Testamente aus der
Inhalt des Alten als erfüllt betrachtet werden kann.
Im Christenthum ist Alles in die freie Kraft des Wil-
lens gestellt. Das Problem von der Schópfung und von
dem Daseyn aufser Gott ist einzig durch das Ethische
(durch die Lehre von der Heiligung des Willens) gelóst.
Das Physische, d. h. die bildliche Hinweisung auf die
sichtbare Natur, ist nur sparsam eingewebt. In den heid-
nischen Religionen herrscht das Pnysische vor, so-
558
wohl in Vergótterung des Jahres mit seinen sinnlichen
Einflüssen und Erscheinungen, als in den grôfseren Na
turperioden. Der Satz, dals jedes einzelne Wesen wie.
der zu seinér Quelle zurückkehre, war im öffentlichen
Gütterdienste physisch ergriffen und physisch durchge.
flibrt. Er äufserte sich in enthusiastischen Gefühlen und
begeisterten Handlungen, wodurch der Mensch sein Ein-
zelnes und Endliches mit dem Allgemeinen und Unend.
Bclien zusammenknüpfte. Ethische Strahlen schiefsen hier
fur einzeln durch, z.B. darin, dafs der gefeierte Natur-
gott auch als ein weiser Gesetzgebef und Regent vorge-
stellt ist. Mehr Annäherung zum Christlichen zeigt sich
da; wo der Lehre von der Seelenwanderung zugleich
der Satz moralischer Liuterung untergelegt ist;
noch mehr in der alt-Persischen Lehre von der in Gott
vermittelten Feindschaft, als dem Grunde der Welt,
ahd von dem Kampfe des Lichtes mit der Finsternifs.
Darch die Aufnahme dieser Lehre, durch deren Aus.
bildung und Einprágung wurden die Eleusinien geho-
bea , und vor allen andern Griechischen Mysterien dem
Christenthume genühert. Aber auch hier war der sinn-
Hehe:/Naturgeist noch zu mächtig. Unter der Hiille von
Bildern und Góttergeschichten konnte es nicht ausbleiben,
éafs das Ethische *om Physischen immer wieder über-
wachsen und verdümpft, oder dafs der Geist vom Buch-
staben immer wieder übermeistert ward.
|. Es ergiebt sich aus dem Allem zweierlei: Einmal wird
es begreiflich, warum die einsichtsvollsten, aber auch
Bittlicheifrigsten unter den Vätern älterer christlichen
Kirche, auch wenn sie, wie dies zuweilen dér Fall war,
die Mysterien genauer hannten, dadurch dennoch nicht
nur nicht befriedigt wurden, sondern auch den ernsthaf-
testen Kampf gegen diese Anstalten für Pflicht hielten,
559
Aber hinwieder sehén wir auch, warum achtbare, wür-
dige Denker unter den Heiden sich ihrer Geheimlehre
gegen das Christenthum annahmen. Eines Theils stütz-
ten sie sich auf den rein ethischen Sinn der wesent-
lichsten Mysteriendogmen; in so weit erschien ihnen die
neue Religion überflüssig. Andererseits fanden sie im
Christenthume zu viele Erörterungen bei Seite gesetzt,
oder vorweg abgeschnitten , die ihrem philosophischen
Forschungsgeiste reichen Stoff und erwünschte Nahrung
gewährten. So mufste Zwiespalt kommen. Aber auf
beiden Seiten ward ein hóherer Friede denen, die seiner
werth waren, dennoch zu Theil.
hy .
ERSTER ANHANG.
Ein andeutender Versuch über die Frage : Wie die
Apostel den Rathschlufs Gottes bei Erschaffung
des Menschengeschlechts in der Erscheinung des
Christus enthüllt gefunden haben? *)
Zu Seite 440 des vierten Theils dieser Symbolik.
Hierbei hatte ich beim ersten Lesen in der ersten Aus-
gabe dieses Theils (S. 473.) für mich niedergeschrieben :
Ein unläugbar wichtiges Ergebnifs der vorhergegangenen
Mittheilungen, Erórterungen und Auslegungen! Und
Alle, welchen die Gewifsheit einer stets vorhandenen
Gotteshraft ein über Alles theures Bewufstseyn ist, wer-
den dieses Resultat mit entgegenkommender Gesinnung
dankbar annehmen : denn dasjenige Leben, dessen Licht
und Kraft eben jenes Bewufstseyn ist, wünschen sie
recht tief gewurzelt und befestigt zu wissen. Die frü-
here Zeit scheint aber der tiefere Grund zu seyn, und
die in derselben nachgewiesene reinere Erkenntnifs Got-
tes ein bestätigendes Zeugnifs für das Leben, dessen wir
*) Von meinem Freund und Collegen, Herrn Kirchenrath
Abegg, welcher, auf meine Bitte , mir diese óffentliche
Mittheilung seiner Ideen erlaubt hat.
‘60
961
uns mit Erhebung erfreucn und getrüsten. Wie könnte
namentlich derjenige, welcher in der christlichen Kirche
das Leben des Wortes, welches aus dem Munde des
Ewigen gehet, erfahren und erkannt zu haben rühmen
darf, Anstand nehmen , eine reinere Erkenutnifs Gottes
in der allerfrühesten Zeit, welche der Zeit des Israeliti-
schen Geschlechtes und den ältesten‘ Schriften desselben
vorhergeht, zuzugeben ? Er kann sogar, wieer, scheint
es mir, durch Ihre Forschungen genüthiget wird, un-
bedenklich eingestehen, dafs aus jener allerfrühesten
Gotteskenntnifs nach und nach, und zwar neben einan-
der, nicht nur die gesammte heidnische Gätterlehre der
Mysterien , ‘Sondern auch dicjenige Gotteskenntnifs ents
sprungen sey, welche in den Einrichtungen ‘und in den
Schriften des Israclitischen Volkes zu Grunde liegt und
sich hund giebt, Die ci3eA«, oder die eigentlichen Güt-
terbilder, waren unstreitig Symbole des Góttlichen selbst;
ihre Bedeutung, ihr Sinn und Geist ward aber nur denen
kund gethan und mitgetheilt, welche in die Mysterien
eingeweiht waren. Das Kästliche der Erkenntnifs war
in das Symbol und in das Mysterium des Symbols einge-
schlossen, um es vor Verfälschnng und Entweihung
durch Unverstand und Mifsverstand gemeiner Gesinnung
zu schützen und zu verwahren. Dieses widerspricht
einer der ältesten, gründlichsten und geistreichsten
Christlichen Schriftsteller (ich rede auf menschliche
Weise), der Apostel Paulus, keineswegs: aber sehr be-
stimmt widerspricht er der Weisheit dieser Maafsregel,
unter Ándeutung von Gründen, die aus der Sache und
aus den Wirkungen jenér Maafsregel genommen sind
(Róm. L 19 f£). Wiewohl aber Paulus in diesem Briefe
und in vielen andern Stellen seiner Briefe mit dem frei.
müthigsten Ernste auch über die Unvollhommenheit und
verhältnifsmäfsig geringere Wirksamkeit der Mosaischen
Institution sich erkläret, so ist doch kein Zweifel, dafs
Iv +
. va 36
202
er die Frage: In welcher dieser beiden religiösen In.
stitutionen findet sich 1n Absicht auf den Inhalt, und in
Absicht auf das Mitte! zur Bewahrung und Mittheilung
dieses Inhaltes, die gewissere und grifsere Kraft, um
dem Menschenleben jene Würdigkeit zu.geben, welche
nur durch Erkenntnifs Gottes und durch Theilnehmung an
seinem unvergünglichen Leben gewonnen wird? zu Gun-
sten des Mosaismus entschieden babe. Viel voraus hat der
Jude, sagt er (Cap. HI. 2.); vor allem andern dadurch:
S71 dmoTeddnoar ta Aóyva vov S00. Unter va Miya
c0) 9:09 versteht er den Inhalt der prophetischen Schrif-
ten, in welchen das Gebeimni(ís des VVillens Gottes in
Beziehung auf das Menschengeschlecht enthalten ist
(Cap. XVL 24 — 97). Diese Schriften sind demnach
wenigstens als die Hülle, der Leib, das Symbol, das
VVortbild zu achten, in welches bei den Juden die Er-
khenntnifs Gottes , wie sie fn frühester Zeit, z. B. in dem
königlichen Priester Melchisedecli, unstreitig reiner und
reichlicher geleuchtet hat, als in Aaron und in seinen
hauptsüchlich durch die fortleitende Folge der Geburt
und Zeit bestimmten Nachfolgern, zur Bewahrung auf-
gefafst worden war. WVenn man diese heiligen Schriften
der Juden und den damit zusammenhángenden Tempel-
dienst zu Jerusalem auch nur in dieser beschränkten Be-
stimmung anerkennt, so hat man damit auch zugegeben,
dafs eben jezt wieder eine gründliche und also auch un-
befangene Vergleichung des Judenthums und Heiden-
thums, wie das letztere z. B. bei den Aegyptiern und
Helle&en für die Bewahrung und wirksame Mittbeilung
jener menschenbildenden Gotteskhenntnifs Sorge getra-
gen, angestellt werden sollte, weil seit Gerhard Jobann
Vofs neue Quellen aufgethan worden, und durch diese
die älteren klarer, verständlicher geworden sind. Al-
lein Paulus behauptet von jenen Jüdischen heiligen Bü-
chern' eine viel hóhere Bestimmung in den vorhin be-
563
merkton Stellen: Das hohe Mysterium, des Rathschlus-
ses Gottes nümlich in Ansehung des Menschengeschlechts,
vor Erschaffung der VY cft gofafst, aber seit jener Urzeit
unausgesprochen und verhiüllt, wird durch die Erschei-
nung Jesu Christi nach sciner ganzen üiberschwenglichen
Herrlichkeit enthüllt; und nun, im Lichte dieser Erschei-
nung Christi, durch jene heilige prophetische Schriften,
von der Erschaffung des ersten Menschen an bis auf
Christus, hund gemacht (Him. XVI. &5— 27. verglichen
mit Cap. V. 12— 21. und Ephes. T. 3 — 10. Col. 1. 25 —
27. Act. XVII 16 — 3». Hebr. X. 1 ff).
In diesen heiligen Schriften nun wird von jenem
Bathsehlufs Gottes in Anschung des Menschengeschlechts
Bericht ertheilt: und zwar, wie derselbe zuerst ausge-
sprochen und vollführt vorden ist, im Ersten Buch Mo-
sis Can. I. 560 — 28. II. 7 — 25. IIl. 1 — e$.
Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde
Gottes schuf er ihn.
Von der eigenen Lebensiraft Gottes wav des Menschen
belebende firaft genommen (2 Mos. II. 7. vergl. 1 Cor.
lH. 6 — 16). Und nachdem der Mensch hiermit eine ei-
genthtimliche Menschenliraft empfangen hatte, so hatte
er auch den Geist, in welchem sowohl Gott sich dem
Menschen hund geben, als auch der Mensch Gott erken..
nen könnte: dadurch gelangte der Mensch also in das
Bewufstsevn der Gemeinschaft göttlichen Lebens, und
ward ein Bild Gottes in der Sichtbarkeit. Der Geist des
Menschen, wiewohl góttlicher Art, war allein noch hicht
hinreichend, den Menschen zum Ebenbilde Gottes zu
machen: denn dieser Geist hätte durch sich allein Gott
nicht erkannt, wenn nicht Gottes Geist sich ihm offen.
bart hätte. Denn in so fern dieser Geist des Menschen
sich selbst wahrnimmt, und das Vermögen hat, auch
inderes geistiges Leben zu schauen und wahrzunehmen,
564
ist er oder hat er eine Sehkraft, ein Auge: das Auge des
Menschengeistes , oder des eigentlichen inwendigen Men-
schen, die Vernunftkraft, voós v0) zvtóuacvog (Róm. I.
19. 20, Eph. 1V. 22. 23. 24.). Aber wie das Auge des äus-
serlichen leiblichen Menschen nur eigentlich siehet durch
das Licht, welches in dasselbe eindringt, und wie dieses
Auge die Sonne fur dadurch siebet, dafs diese Sonne in
ihrem Lichte sich demselben offenbaret; also auch sichet
und erhennet der Geist des Menschen Gott nur in dem
Lichte des Lebens Gottes, und erhennet Gott so viel und
so weit, als dieser sich ihm hund geben mag, und als er,
der Mensch, mit dankbarem Vertrauen und mit demüthigem
Verlangen sich Gott nahet , und mit ihm in Gemeinschaft
sich zu erhalten beflissen ist.
Dieses gegenseitige Verhältnifs Gottes und der Men.
schen bestand in der erwünschtesten Weise zwischen
Gott und dem ersten Menschenpaare. Gott war in ihnen
und bei ihnen; und sie waren bei Ihm und in Ihm durch
das Bewufstseyn, dafs sie im vertrauenden Gehorsam
seines Willens lebten , und dadurch die Erfahrung mach-
ten, dafs ihre, ohne erschüpfende Anstrengung thitige,
Lebenshraft im Stande sey, die übrigen Creaturen sich
unterthünig zu machen. Die Menschen waren die Gótt-
lichen auf Erden, welche die ungétilichen Creaturen
nach dem Willen der ewigen Güte und Wahrheit des
Schüpfers leiten und gebrauchen sollten und konnten,
auf dafs sie auf diese Weise durch dankbare Liebe und
vertrauenden Gehorsam Gott verherrlichten , und selber
güulfch -scelis seyen ohne Aufhôren !
Allein die Menschen blieben nicht lange in diesem
seeligen Zustande. Wie war dieses möglich ?
Obschon die Menschen an góttlichem unvergänglichem
Leben Antheil hatten, so waren sie dennoch Endliche,
denen Der, 'relcher Alles in Allem erfüllet , der Unend-
liche, sich nicht ganz offenbaren konnte. Manche Ord-
565
nungen und Fügungen seines Willens, denen die Men-
schen unterworfen waren, mufsten sowohl nach ihrem
Grund als nach ihrem Endzweck ihnen dunkel, räthsel-
haft, unverständlich bleiben. Gleichwohl mufsten sie
auch hier, — in solchen Verhältnissen willig ge-
horchen, Durch kindliches Hingeben , aber aus freier
Entschliefsung des danhbaren Sinnes, sollten sie
besonders denliebereichen Urheber ihres Daseyns ver-
ehren, um ja in keiner Beziehung ihres Lebens der Ver-
bindung mit ihm zu entbehren. Unterliefsen sie dieses,
so verliefsen sie Gott: denn nur im fortwührenden Ge-
horsam seines VVillens honnten sie sich in der Gemein-
schaft des Lebens dieses Willens erhalten. Entfernten
sie sich durch Ungehorsam vom Lichte des göttlichen
Lebens, so wurde ihr Sinn verfinstert; entfernten sie
sich durch Unglauben von der "Theilnehmung an der
Kraft seines Lebens, so wurde ilire Lebenskraft ge-
schwächt; und mehr und mehr lichtloser und kraftloser
mufste das Menschenleben der Finsternifs und dem Tode
endlich anheim fallen. An dieses wurden die Menschen
erinnert, 1 Mos. IIl. 15 — 19: Und Gott der Herr nahm
den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dafs
er ihn bauete nnd bewahrete. Und Gott der Herr gebot
dem Menschen und sprach: du sollt essen von allerlei
Bäumen im Garten; aber von dem Baume des Erkennt-
nisses Gutes und Bóses soilt du nicht essen: denn wel-
ches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben!
Hier war der Scheitelpunkt in dem Zusta: g der
ersten Menschen, Nun ständ ihm frei, entweder dem
Worte des warnenden Schöpfers, der sich ihm doch
übrigens in reichlicher Güte und in unläugbarer Wahr-
heit zu erkennen gegeben hatte, aus freiem Antriebe des
dankbaren Herzens Glauben und Gehorsam zu erweisen ;
oder, der anreizenden Versicherung dér Schlangen-
klugkeit,, die durch. den irdischen , äufserlichen Anschein
566
und durch die Gelüstungen des thierischen Menschensin.
nes blendet und verführt, zu glauben und zu gehorchen,
‚Im ersteren Falle wären die Menschen durch
vertrauenden Geborsam iu der Gemeinschaft des Lebens
Gottes geblieben, und zwar in Einem unzertheilten , un.
geschwáchten Bewufstseyn und Gefühl des Guten, das in
ihnen leuchtend, und aus ihnen strahicud, die reichen
Zeugnisse ewiger allmüchtiger Güte um sie her ihnen
ohne Aufhôren geoffenbart uud dargereicht hätte.
Im anderen Falle, in welchen die Menschen aus
eigener Entschliefsung sich versetzten, gelangten sie frei-
lich zunächst zur Erkeuntnifs, wie des Guten, also
auch des Bösen: denn das letztere erfuhren sie in ih-
rem Ungehorsam und durch denselben. So wurden al;
lerdings ihre Augen aufgethan: sie wissen, wie Gott,
was gut und was Lise ist! Aber sie werden auch ges ahr,
dafs sie nackt waren; nicht mehr umgeben von der
schützenden Gegenwart Guttes, aus welcher sie durch
diesen Ungehorsai getreten. waren; nicht mehr ange.
than mit guier kindlicher Zuversicht in der Dewufstlosig-
keit des Bösen, jenes Allerbüsesten zumal, der Schuld,
die eben durch den Genufs der verbotenen Frucht gegen
den ausdrücklichen Willen des Gütigen an sie und in sie
gebracht worden war. Nun scheuen und fürchten sie
Gott, und fliehen ihu , und versughen es, sich vor sich
selbst durch Feigenblätter zu verhüllen, als ob eine äus-
serliche Verhüllung zudecken könnte, was ewig offen
und & fgedecht ist im eigenen Dewufstseyn und im Lichte
des B ences Gottes, «die Schuld»! und versuchen
es, durch Beschuldipung eines andera die eigene Ver.
schuldung von sich abzuwenden, «als ob die eigene
Schuld geulgt würde, wenn andere mitschuldig erschei-
nen»! Obwohl sie also wieder zum Frieden mit sich
und mit Gott, und dadurch zur seeligen Gemeinschaft
göttlichen Lebens zurückgebracht zu werden sehnlich
567
streben, so kann es ihnen nun nicht mehr gelingen.
Durch die Entfernung aus der unmittelbaren Lichthraft
des Lebens Gottes ist ihre innere Lebenshralt allbereits
finsterer und ohnmüchtiger geworden. Der Cherub mit
dem blofsen hauenden Schwerte lagert vor dem Garten
Eden, und bewahret gegen den Menschen den Weg zu
dem Baume des Lebens (1 Mos. Ill. 24.). Die Schuld-
bewufsten haben zwischen sich und Eden die ewig wache,
ewig rege und über alle Menschenlraft erhóhete strafende
Kraft, die den undankbaren Abfall von dem Willen der
ewig wahren und gerechten Liebe mit Schaam und Furcht
und Ohnmacht, und mit Noth, Elend und Tod strafet
und bedrohet, und von der Theilnehmung góttlichen,
seeligen Lebens ewiglich entfernt hált , wenn nicht Einer,
der höher ist als der Cherub, aus erbarmender L/ebe
zu den Menschen Eden für sie durch den allerschwere-
sten, aber auch allerherrlichsten Sieg erkämpft. Wird
dies geschehen? Es wird geschehen, so gewifs es ist,
dafs der Wille des Merschen, welcher durch undankba-
ren Mifsbrauch seiner Freiheit dem Willen Gottes sich
ungehorsam erzeigt hat, den Willen der allmáchtigen
Liebe nicht vermägend ist zu vereiteln (Rom. 111. 3. 4.).
Es mufs dennoch das Menschenleben ein Bild Gottes
seyn und ahstrahlen! Dazu soll dieses Menschenleben,
dazu wird es erneuet werden!
Dieser Rathschlufs Gottes ist zuerst gesprochen und
aufbewahrt in dem Worte der Verheissung, ı Mos. 1.
14. 15: Des Weibes Saame soll der Schlange den Kopf
zertreten ; und diese wird ihn in die Ferse steche#!
Die Menschennatur , einst mit der Lichtkraft Gottes
neu erleuchtet und gestärkt, wird der Schlange, jener
Kraft, welche mit dem nichtigen, lügenhaften Scheine
von Klugheit und Einsicht, von Freude und Hoffnung,
blendet und locket, und dadurch vom Lichte des wah-
ren Lebens, vom Quell der reineren, ächten Freude
268
und Hoffnung entfernt, und nun mit ihrem Lohne, Elend,
Schmerz und Tod, den ohnmichtigen Menschen ingstigt
und sthreckt, den Kopf zertreten, die Lebenskraft
zertreten , indefs sie, die Schlange, dem Menschen nur
in die Ferse stechen wird; zwar empfindliche Wunden
und Schmerzen verursachen wird, aber nur an demje.
nigen Theile des Menschenlebens, wo durch Wunden
und Schmerz keine Verletzung des wahren Lebens, kein
Tod verursacht wird.
Und diese Verheissung fängt sofort an als Wort der
Wahrheit sich zu‘ erweisen. Obschon nämlich in den
Menschen, nachdem sie einmal durch Unglauben das
Band der Gemeinschaft mit Gott zerrissen hatten, un-
ausbleiblich Verfinsterung und Ohnmacht in dem Ver-
háltnisse zunehmen mufsten, ais sie sich von den unlau-
teren und ungöttlichen Trieben beherrschen liefsen , so
hat doch Gott den sonst unabwendbaren gänzlichen Un-
tergang des Menschengeschlechts verhütet, und hat ge-
macht, dafs von Einem Blute aller Menschen Ge-
schlechte auf dem ganzen Erdboden wohnen; und hat
Ziel gesetzt, zuvor versehen, wie lange, wie weit sie
wohnen sollien, dafs sie den Herrn suchen sollten, ob
sie doch ihn fühlen und finden möchten (Act. XVIL 26f.).
Diese fürsorgendeGüte war nicht vergeblich. Viele erkann-
ten es, Er, der Urheber ihres Lebens und der Hráfte und
Ordnungén, durch welche das Menschenleben erhalten,
geschützt und gefördert wird, müsse ihnen nahe seyn: «Er
ist nicht ferne von einem Jeglichen unter uns»! und aus
manchem Herzen in allerlei Sprache von allerlei Volk
ertönte das Wort: «In Ihm leben, weben und sind wir »!
Ja, manche Hochbegnadigte bezeugien aus erhebendem
Bewufstseyn : «Wir sind göttlichen Geschlechts »!
Insbesondere aber bezeugte Gott bei einem in die-
sem Betrachte höchst merkwürdigen Manne und einem
von ihm stammenden Volke, dafs er jenen Rathschlufßs
>69
gefafst habe und ausführe , nämlich, durch den Glauben
an die unwandelbare und allmächtige Güte und Wahr-
heit seines Willens die Menschen zur freiwilligen
Rückkehr zu Ihm zu bewegen , und dadurch zur see-
ligen Gemeinschaft seines Lebens zurück zu bringen.
Dem Abraham giebt Gott zu dem Ende die unläugbarsten
Proben von der Gütigkeit, Wahrheit und unwidersteh-
lichen Kraft seines Willens, und sagt ihm den Inhalt
jenes HRathsceblusses unergründlicher Weisheit und er-
barmender h3chster Licbe in dem Worte: «In dir sol-
len alle Völker auf Erden geseegnet werden»! Da-
durch wurde in Abraham solche innigst vertrauende Er-
gebenheit gegen Goit erzeugt, dafs,er nicht nur willig
gehorchte, so lange es ih.i in Allem , das ihm begegnete,
nach eigenem Wunsche erging, sondern auch alsdann,
als der Wille Gottes ihm das Leben des geliebten Soh-
nes, den die göttliche Liebeskraft dem Greisen geschenkt
hatte, wieder abfordorte. Er gehet, zu gehorchen, in-
dem er alleu Zweifel, allen Unglauben, alle VVidersetz-
lichkeit, die ans dem dunklen, grimmigen Schmerze seines
Vaterherzens erregt werden mochte, durch das Wort des
Glaubens besiezte: « Gott kann auch wohl von den Todten
erwecken»! (Hobr. XI. 19.). Dieser Glaube wurde ihm zur
Gerechtigkeit gerechnet. Durch dies vertrauen volle Fest.
halten an der Liebgund Wahrheit des Lebens und Wil-
lens Gottes bekam d Siegel und Pfand, an der Gereche
tigkeit des Lebens Gottes, an dem vollkommenen Leben
ewizer Liebe und Wahrheit Antheil zu haben, und einst
den Tag zu sehen, wo nach der Verheissung aus Seinem
Stamme der Held und Fürst des Lebens aufstehen, und
die Geschlechter der Menschen durch den Glauben an
die weltüberwindende Kraft des Willens der Liebe und
Wahrheit Gottes gerecht und seelig machen werde (Joh.
VIII. 56.). Dieser Glaube Abrahams leuchtete und lebte
in vielen seiner Nachkommen; hochherrlich unter andern
570
in Moses (Hebr. XI 24 ff). Durch Moses gab Gott die.
sem wunderbaren Volke Abrahams eine Verfassung und
Ordnung, wodurch Pflicht und Recht des Menschenlebens
in Beziehung auf Gott, auf die Menschen und auf die
Natur im Bewufstseyn, und in lebendiger Wirksamkeit
erhalten werden sollte. Allerdings war dieses Gesetz
(wie der ganze Inbegriff dieser Ordnungen genannt wird)
eine Bestätigung der Zeugnisse des vollkommenen Le-
bens, der rechtschaffenen Gerechtigkeit und Heiligheit,
die auch nach dem Ungehorsam der ersten Menschen in
dem Herzen der Menschen durch die anklagenden und
lossprechenden Gedanken sich kund gaben (Rm. II. 14.
15.); aber sie sollten auch hauptsächlich dazu dienen,
jenen Hathschlufs Gottes der Ausführung näher zu brin-
gen, dadurch, dafs durch das Gesetz die Sündlichkeit
der Menschen desto einleuchtender erlannt, unddas Elend
dieses Zustandes desto inniger betrauert, und Erlösung
durch den verheissenen Helden desto herzlicher und sehn-
suchts voller verlangt werden möchte. Denn jenes Gesetz
und dessen vorgeschriebene Werke konnten nicht inner-
lich gerecht und heilig machen, weil kein Mensch im
Lichte des Gesetzes, welches spricht: «Lafs dich auch
nicht gelüsten wider meinen Willen » ! sich schuldlos,
gerecht und heilig finden konnte. Das Gesetz bezeugte
also tüglich des Menschen Ungerechtigkeit und Elend.
Und selbst die verordneten Sühnopfer*konnten nicht, die
da opferten, vollkommen machen ; sondern es wurde durch
dieselben nur das Gedüchtnifs der Sünden alle Jahre er-
neuert. Ks war unmöglich, dafs durch Ochsen - und Bocks-
blut Sünden weggenommen worden wáren (Hebr. X. 1ff.).
Das wufsten und fühlten die nach menschlichem Mazfs und
Urtheil edelsten Menschen sehr wohl, und bezeugten es
durch den Ausruf: «Seelig ist der Mensch, dem Gott
keine Sünde zurechnet»! also, meinten sie, dem Gott
aus erbarmender Liebe vergicbt, und den diese höchste
271
Liebeskraft heilet von dem Verderbnifs der Sünde! Des-
halb war die Erfüllung dieses Wunsches die liebste Hoff-
nung dieser frommen Menschen! und obschon sie sich
bei allem Bestreben , dem Willen des Gesetzes zu genü-
gen, doch nur als schwache Anfänger des vollkommenen
Lebens bekennen mufsten, so zweifelten sie doch nicht
an der VVahrheit und Treue Desjenigen, welcher eine
vüllige und ewige Erlósung von der lichtraubenden und
liebetódtenden Gewalt des Büsen , dem sie durch die Süude
anheim gefallen waren, verheissen hatte. In diesem Glau-
ben sind sie gestorben, und haben die Verheissung, die
Erfüllung derselben, in ihrem Erdenleben nicht empfan-
gen, sondern sie von ferne gesehen, und sich der vertró-
stet, und wohl begnügen lassen, und behannt, dafs sie
Gäste und Fremdlinge seyen, und also dadurch zu ver-
stehen gegeben, dafs sie ein Vaterland, das verlorne
Eden, suchen und hoffen, nämlich das Reich Gottes, wo
die Kraft Gottes über alle lichtlose und lieblose Gewalten
siegen, und in allen ächten Abrahamiten und durch diese
nach und nach in allen Menschen Freiheit und jedes an-
dere reine Lebensgut herbeifiihren werde (Bim. IV. 1 —
25. V.12 — 2:1. Hebr. IX, 81f. XL 131539 f). SolchesBe-
wufstseyn und solche zuversichtliche Erwartung hatte und
üufserte zuletzt am bestimmwtesten der grófste unter denen,
welche bei den Israeliten aus dem Lichte des göttlichen
Geistes von jenem Rathschlufs Gottes geredet hatten ,
Johannes der Táufer (Marc. I. a — 11. Matth. XI
2 — 11). Er war es, der aufs Hlareste, aber auch mit
dem nachdrücklichsten Ernste versicherte , dafs nun nichts
weiter vonnütlhen sey, um an der seegnenden Kraft des
eben erscheinenden Erlósers Antheil zu erhalten, als eine
aufrichtige Anerkennung des Willens Gottes, und die
freiwillige Verpflichtung, allem ungöttlichen Sina und
Leben zu entsagen. Obschon Johannes die Vollführung
jenes Rathschlusses Guttes nicht erlebte, so sah er doch,
572
und kannte, und bezeichnete den, durch den es gesche.
ben solite, Jesum , den Sohn der Maria, in welchem das
VVort Fleisch geworden war. Das vollkommenste Wort
des Lebens Gottes hat sich mit jenem Menschenleben des
Jesus von Nazareth vereinigt, und der wahre Mensch,
der Menschen Sohn, das Ebenbild Gottes, war nun er.
schienen! Ausunmittelbarer und innigster Gemeinschaft
und Erkenntnifs des Vaters soll Er dessen Willen in al.
Jen wesentlichen Verhältnissen und Zuständen des Men-
schenlebens mit herrschender, mit obsiegender Hraft
vollbringen und bewähren. Daher beginnt Er sein Werk
mit der Theilnahme an der Taufe des.Jóhannes, um da-
mit aufs feierlichste zu erklären ; dafs Er der Menschen-
sohn, das Ebenbild Gottes, nur im Gehorsam des Willens
Gottes, über die Feinde der Freiheit und Wohlfahrt des
Menschenlebens obsiegen könne. Bei dieser Handlung
der Taufe wird von Gott unmittelbar bezeugt, dafs ihm
zur Erfüllung jenes Gesetzes die Kraft des göttlichen Le-
bens mitgetheilt werde. Vom Himmel, woher für die
dunkle todte Erde alles Leben und alles Licht kommt;
aus dem geöffneten Urquell des Lebens selber neiget sich
die Fülle der Kraft dieses Lebens in lichtstrahlender Hülle,
zu vergleichen der reinen Taube, die im Silberglanze
ihres Leibes niederschwebet, auf den nieder, der den
Willen. Gottes vollführen, und-als Rathschlufs ewiger
Wahrheit und Liebe offenbareng sollte. Nachdem Er
nachher auf mancherlei Weise % Wort und That seines
Lebens den Menschen sich wohlthátig erwiesen hatte,
mufs Er, nach demselbigen Rathschlusse Gottes ; gegen
die finstere Macht des Bósen » welche den Menschen auf
ewig von der Rückkehr nach Eden abhalten möchte, den
entscheidenden furchtbaren Kampf bestehen. Der Un-
glaube an die Hraft der ewigen Güte und Wahrheit:
Vertrauen auf die Kraft und Einsicht des beschränkten
Weltsinnes, das Werk jener Fir,ternifs, entziehet Ihm
555
die Edelsten durch schwiichende Muthlosigkeit; erreget
gegen Ihn lieblose Verrátherei, unversóhnlichen Hafs
des gedemüthigten Hochmuths und der entlarvten Heu-
cbelei, und es will scheinen, als ob das Leben der rein-
sten Liebe nicht nur besiegt, sondern vernichtet werden
hónnte, und. damit zu gleicher Zeit die Schuld des Men-
schengeschlechts durch den allergrausenhaftesten Bruder-
mord unaustilgbar gemacht, und das Wort der Verheis-
sung zu Lüge oder Wahn geschindet werden Linnte.
Aber in das in hóchster Anfechtung betende Menschen-
herz leuchtet die Gewifsheit der unwandelbaren Güte und
Wahrheit des Willens, der jezt soll vollbracht werden,
und ‚stärkt mit unüberwindlicher Stzndbaftigheit, um
Wahrheit und Liebe bis zum Tode, bis zum Tode des
Kreuzes zu behaupten (Luc. XX. 4: f. Phil. IL 8.). Und
dieser Tod selbst verletzt nicht seine Lebenskraft ; dieKraft
des Lebens, dessen Willen er getreu gewesen bis in den
Tod, erwecktIhn ausdiesem Tode, wieaus einem Schlafe,
und erhéhet und verkliret Ihn zur Rechten der Majestit
Gottes. Nun ist der Cherub am Eingang Edens, mit dem
blofsen hauenden Schwerte, gewichen, und Eden ist wie-
der für die Menschen erobert!
Nachdem das Himmelreich von der Téife Johannes an
durch den Helden, der es für die Menschen erstreiten sollte,
Gewalt erlitten (Matth, XI. 12.) ; nachdem der Held durch
allerhüchste Anstrengung in dasselbe eingedrungen, hat Er
für Alle die Bahn gebrochen, die Ihm vertrauend nach-
folgen: Alle, die Gewalt thun , reissen es an sich: Alle,
die im Vertrauen auf diesen Anfánger und Vollender des
Glaubens an die Wahrheit und Kraft des Willens Gottes.
gleichfalls kämpfen gegen die lichtlosen und lieblosen.
Mächte des Unglaubens, erringen das Himmelreich, Frei-
heit und Wohlfahrt des göttlichen Lebens (2 Tim, IT/ 11 ff).
Denn dieses Leben ist erschienen! voller Gnade und
Wahrheit! und hat in sich für Alle, die seine Erscheinung
574
lieb haben, die lebenerzeugende Kraft. Der Bathsclilufs
Gottes ist durch die Erscheinung dieses Lebens enthüllt,
Denn aus der Anschauung dieses Lebens wird in den Men-
schen das vollstündigste Pewufstseyn des wahren Lebens,
nach dessen Grund , nach dessen eigenstem innerstem VV e-
sen und Sinn, nach dessen Welt und Tod besiegender
Hraft, gewirht, und damit nicht nur zustimmende An-
erkennung seires Willens, sondern auch herzliches Ver-
langen und Streben nach demselben.
In dem Lichtstrome reinster und reichester Liehe,
welcher in dem Tode des Gerechten für die Ungerech-
ten, in dem Blute seines Opfers für die Sünden der
Menschen, sich ergossen het, werden die sündigen , nach
der Gabe des ewigen Lebens verlangenden, Menschen
gereinigt und geliutert, dafs sie nun aufs Itlareste sehen,
wie Gott die Liebe ist; dafs sie nnn nicht zweifeln hón-
nen an der góttlichen Gnade, die Sünde vergiebt und
heilet alle Gebrechen.
In der unbesieglichen, unzerstürbaren Kraft des
Lebens, welches in dem Auferstandenen sich geoffen-
baret hat, erfassen sie die Zuversicht, dafs auch in ih-
nen die Kraft dieges nämlichen Lebens, das sie in Chri-
stus erkannt und ergriffen haben, sich erweisen werde
als unzerstürbares, in Ewiglieit fortschreitendes seeliges
Leben.
“Der Sünde Kraft, die Macht der Ungerechtigkeit,
ist durch die Kraft der Gerechtigkeit, welche in Chri-
stus erschienen ist, überwältiget! Des Gesetzes Hraft,
welches die Menschen verdammen mufste , weil sie sei-
nen Willen nicht vollbringen, ist überwältiget von der
Gnade Kraft, welche durch jene Gerechtigheit Christi
die Verdammnifs und Strafe der Sünde für sie erduldet,
und die unbesiegliche, unverletzliche Kraft desjenigen
Lebens, welches das göttliche Gesetz bezeuget und for-
dert; dadurch bewährt hat. In dem Tode des leiblichen
575
Lebens Christi zeigte sich die Kraft der Sünde in ihrer
abscheulichsten und entsetzlichsten Wirkung. Den,
der mit reinster Liebe die hichste Kraft zum Heil der
Menschen angewandt hatte , tódten die in Selbstsucht des
irdischen Daseyns befangenen und verfinsterten Men-
schen. Den, der die edeln Wünsche und Hoífnungen
ihrer gefeierten Propheten erfüllen wollte und konnte,
schlagen sie ans Kreuz. Aber obne ihr Wissen und wi-
der ihren Willen müssen sie den Rathschlufs des ewig
Guten, des Gerechten und des Erbarmenden in Volizie-
hung bringen. Er, der allein gut ist, konnte die
höchste Gerechtigkeit und Wahrheit, welché unerbitt-
lich und unabänderlich auf Erfüllung ihrer Ordnungen
und Aussprüche bestehen und dringen mufs, mit der
höchsten Liebe, welche in dem Tode des Gerechten für
die Ungerechten sich bewährt hat, vereinigen.
In diesem einzigen wahren Sühnopfer, welches der
in Sünde verfinsterte, verstrickte und geschwächte
Mensch nicht vermögend gewesen selbst darzubringen,
sehen wir den Willen des vollkommensten Lebens, das
Gesetz der göttlichen Gerechtigkeit, zu gleicher Zeit
gerechtfertigt und befriedigt. Es ist, keine grundlose
Willkühr, das Gesetz dieses Lebens. Es ist kein täu-
schender Wahn, an das Daseyn und an die Kraft dieses
Lebens zu glauben. Es ist ewige Wahrheit und ewiges
Recht. Wer von dieser Wahrheit abweicht, entfernt
sich vom Lichte des Lebens und wird verfinstert.
Wer von den Ordnungen dieses Rechts weicht, ent-
fernt sich vom festen Grunde alles Lebens, und geräth
in bodenlose, grausenhafte Abgründe der Ungerechtig-
keit. Es ist keine Freiheit, hein Heil, als in der frei-
willig ergriffenen Gemeinschaft dieses Lebens und in der
Bewahrung desselben‘ durch kindlich vertrauenden Ge-
horsam.
576
In Christus also hat des wahre Menschenleben fin
seinem Erstgebornen, dem Zweiten Adom , der vollkom.
mener ist, als der Erste Adam, angefangen. Die Licht.
kraft dieses in Christus geschauten and mit Verlangen
aufgenommenen Lebens dringet , wie ein geüffneter Strah.
lenquell des wahren Lebens, in das Menschenherz, und
lüutert, stürlhet und heiliget durch den Glauben an Ihn
zur Gewifsheit und beruhigenden Zuversicht ewiger
Theilnahme an seinem Leben. Alle, die ihn aufnehmen,
bekommen damit die Kraft, Göttliche, d. i. Kinder Got.
tes zu werden, Und diese seine Kraft wird thätig herr.
schen, bis alle Feinde des göttlich-seeligen Lebens über-
wültiget worden , und Gott seyn wird Alles in Allem (Röm,
V. 6 ff. besonders V. 12 — 21. 1 Cor. XV. 23 — 28.).
07%
ZWEITER ÄNHANG
Vergleichende Zusammenstellung des christlichen
Festcyclus mit vorchristlichen Festen *).
Vorwort
Die folgenden Blätter machen durchaus keinen Anspruch
darauf, über die behandelte Sache neue Untersuchune
gen mitzutheilen, oder dieselbe in einer umfassen-
den Uebersicht zu behandeln. Für beides würde der
hier gegebene Baum nicht hinreichen. Zudem beschuis
det sich der Verfasser recht gerne noch eine geraume
Zeit, über diese Dinge in weiterem Umfange vor dem
Publicum zu sprechen, bis ihn vielleicht ein tieferes
und allseitigeres Eindringen in die Quellen des heidni-
schen und christlichen Alterthums dazu befáhigen wird,
Auch ist ja gerade in diesem Zeitpunkte ein neues schütz.
bares Werk !) über die christlichen Festzeiten in Vieler
*) Diese Abhandlung verdanke ich der Güte meines Freut«
des , des Herrn Doctor Ullmann,
1) Augusti's Denkwürdigkeiten aus der christlichen Ar-
chäologie , Leipzig 1817. die drei ersten Bande über die
Feste der alten Christen. — Der Verfasser freut Sich,
diesem würdigen Gelehrten hier öffentlich seinen Dank
IV.
578
Händen, und was aus mancherlei Schriften zusammen-
gestellt werden mufste , kann hier von Jedem mit Leich.
tigheit gebraucht werden.
Andeutungen sollen diese Sätze blos seyn, Anfänge
zu einer vergleichenden Zusammenstellung der Feste
verschiedener Völker, Versuche zu einer Symbolik der
Feste.. Nach diesem Zweck sind natürlich auch specielle
Untersuchungen über die Entstehung einzelner christ-
lichen oder nichtchristlichen Festtage ausgeschlossen,
und es war bei einer so allgemeinen Behandlung nicht
nóthig auf die einzelnen chronologischen Bestim-
mungen einzugehen. Daher sind auch Festtage, die zu
sehr verschiedener Zeit eingeführt wurden, unbedenk-
lich neben einander gestellt. Der Kundige wird sie in
dieser Beziehung schon zu sondern wissen,
Môge diesem Versuche eine freundliche Aufnahme
und unpartheiische Prüfung zu Theil werden.
Uebersicht des christlichen Festcyclus.
$. 1.
HurzeBetrachtung der einzelnen christ-
lichen Hauptfeste.
Das christliche Festjahr zerfillt in drei grofse Par-
thieen, wovon die hohen Tage, Weihnachten, Ostern
und Pfingsten die Mittelpunkte bilden. Die beiden ersten
Festzeiten beziehen sich vorzugsweise auf die irdische
Geschichte Jesu, die dritte auf das Verhältnifs des ver-
für die Bemühungen sagen zu können, wodurch er wieder
allgemeineres Interesse fiir das Studium der christlichen
Alterthümer zu erwecken sucht,
279
klärten , himmlischer Macht und Herrlichkeit theilhäfti-
gen Erlósers zu seiner irdischen Gemeine in der Aus-
giefsung des heiligen Geistes. Diesen festlichen Tagen
gebt jedesmal'eine Vorbereitung voran, und folgt cine
Nachfeier; so dafs vom ersten December an bis auf den
Sonntag nach Pfingsten diese drei Festhreise wieder ein
grofses Zusammenhüngendes Ganze bilden, in welchem
sich die Geschichte Jesu von seiner Geburt, vom Ein-
tritt in die menschliche Beschriinktheit an bis zu seiner
höchsten göttlichen Verklärung immer herrlicher ent-
wickelt. Der Heiland mufs als schwaches, dürftiges
Kind geboren werden, er mufs allen Bedingungen des
Erdenlebens sich unterwerfen, er mufs zuletzt schmach-
voll leiden und sterben — damit er siegreich auferstehen
und mit allmächtiger geistiger Wirkungskraft begabt
für die Seinen sorgen könne bis an der Welt Ende. Das
ist die einfache Geschichte, die diese hohen Zeiten aus-
füllt. Sie erinnern die Feiernden in schón sich erhe.
bender Reihefolge an die tiefste Herablassung und höch-
ste Verherrlichung des güttlichen Wesens ‘und Lebens,
und zeigen in den bedeutungsvollsten Momenten des Da-
seyns Jesu die grüfsten Wohlthaten göttlicher Gnade,
Das christliche Kirchenjahr hat eine durchaus historische
Grundlage, aber eine solche, die in ihren einzelnen
Momenten immer die tiefsten Wahrheiten enthüllt, und
das eigenthümliche Verhiltnifs der Christenwelt zur
Gottheit klar anschauen.làfst. Wir wollen dies in einer
kurzen Betrachtung der einzelnen Hauptfeste deutlicher
zeigen.
1) Der Weihnachtscyclus feiert die Geburt
des Heilandes, die Menschwerdung Gottes. Fs sind vor.
nemlich zwei hohe Tage, die begangen werden , der
Geburtstag Jesu am 25. December, also der Tag, da
der Göttliche in die Dürftigkeit des irdischen Daseyns
eintrat; und der Tauftag Jesu am 6. Januar, also der
^
Tag, an welchem sich Jesus zuerst als Christus, als
der verheissene Messias zeigte, an welchem er in seiner
göttlichen Hoheit und Kraft offenbar wurde 7). Es
war das Fest der Taufe als des Symbols der reinigenden
Erleuchtung (Zuépa Tor $óvov) 3) und das Fest der
Gotteserscheinung, Theophanie oder Epiphanie. .
. Auf diese hohe Feier ist eine ernste Vorbereitung
nóthig. Vier Sonntage vor dem Geburtsfeste des Herrn
wird die góttliche Ankunft (adventus) verkündigt, und
zur würdigen Erinnerung an dieselbe durch Lehre, Ge.
bet und Gesang vorbereitet und ermahnt. So wie die
ganze Zeit vor Christo, wie die Geschichte des jüdischen
2) Dafs das Epiphanienfest ursprünglich die 'T'aufe Jesu feiern
sollte , ist nicht zu bezweifeln. Wir haben darüber die
bcstimmtesten Aussprüche der Vüter.. Die wichtigsten
sind: Chrysostomus in orat. de baptismo Christi I. II.
p. 369 Montfauc. — dra cívog Evenev oU yi » nea, vas ny
fréw9», 4X ÿ xpíoa, wad 9$» BawticSy, EriQdvera
Aéryerais (avry ydo Sort 9 voa, va9' ÿy éBarrionro) —
dnsidy oy Ore Era On, vrÓr 8 mc uy Sy£vevo xardáówAogy
dÀÀ ote éBamricaro. pyr YA TAUTHS ¥yYvoiTo TH; HpÉças Toig
xoh)ols u. s. w. Man vergl. aufserdem Constitut. Aposto-
lic. V. 13. T. 1, p. 315 ed. Coteler. und daselbst die ge-
lehrte Anmerkung. Gregor. Nazianz. in der Rede si
Td vyevédha pag. 232 Basil. und in der folgenden Rede «s
TÀ Qva p. 236 Basil. — Alle alten Gebriuche auf diesen
Tag, von denen wir Kunde haben, deuten darauf hin,
dafs es die Feier eines l'auftages war. -
3) Der Name 7d @dra oder Zu£oa cà» (uzwv ist hóchst wahr-
scheinlich nicht von den bei der Feier dieses Tages ge-
brauchten Lichtern abzuleiten, sondern daher, weil
es der 'l'auftag Jesu war; denn Taufe hiefs ja bekanntlich
in der alten Kirchensprache Qurwopa, Quriopds , Qos , tau-
fen Qurisv». Justin. Mart, Apolog. [. 61. pag. 82 Venet,
Clemens Alex. im Paedag. I. 5. I. I. p. 113. u. A. Sul
ceri Thesaur. eccles. T. ll. pag. 1489. Bingham Origg.
eccles, T. IV. p. 142 ed. Grischov.
380
Se
Velkes , wie alle, Propheten von dem reinen gottbegna-
digten Henoch an bis auf den strengen Bufsprediger und
Táufer Johannes nur hinführen sollten auf die herrlich-
ste Erscheinung des góttlichsten Lebens in Christo —
so sollten auch diese Tage jührlich die Gemüther aller
Gläubigen in die Stimmung versetzen, die einer würdi-
gen Feier der Ankunft Christi angemessen wäre. Man
erinnerte sich an die den Vätern gegebene Verheissung,
an das Ahnen und Harren der Völker und an die glor-
reiche Erfüllung desselben.
Der Mittelpunkt dieser Festzeit war der Weihnachts-
tag am 25. December. Da wurde verkündet, wie der
ewige Logos menschliches Wesen angenommen habe, und
wie der Göttliche, indenrer Mensch geworden , den Men-
schen ein Grund ward, göttlich zu werden. In der Ge-
burt des Heilandes von einer jungfräulich reinen, in
ihrem Kinde seeligen Mutter zeigen sich — aufser dem
eben berührten grofsen , Gottheit und Menschheit verei-
nigenden Verhältnisse — auch zugleich die schönsten
menschlichen Beziehungen. Weihnachten ıst die Feier
des Heiles der ganzen Menschheit, es ist aber auch zu-
gleich das Fest der Mutterseeligkeit, der reinsten Fa-
milienverhiltnisse , es ist das Fest der Mütter und der
Kinder, Dieses erkennt die Kirche, wenn auch nicht in
besonderen Anordnungen, doch in ihren Belehrungen an,
und alte Sitten haben es geheiligt.
Durch die Feste, welche unmittelbar mit diesem
Tage verbunden sind, wird der neugeborne Heiland so-
gleich auf eine sehr sinnreiche Weise verherrlicht. Der
zweite VVeihnachtstag ist der Gedächtnifsfeier des er-
sten Glaubenshelden Stephanus gewidmet. Er,
der erste Blutzeuge ^), steht der Krippe des Kindes am
4) Er heifst in der alten Kirche allgemein der vjwrojzrvpo , ja
man fand auch eine Bedeutung darin, dafs er, der erste
TL
Je:
562
nüchsten. Sein Geburtstag, denn der Geburtstag eines
Märtyrers ist sein Todestag, ist mit dem Geburtstage
Jesu. unmittelbar verbunden, Der Neugeborene allein
hatte dem Stephanus zu seinem Kampfe und Siege Kraft
und Muth gegeben, Er hatte das Leben in dem Zeugen
der Wahrheit erweckt, welches im Todeskampfe nicht
unterlag, sondern nur um so herrlicher daraus hervor.
ging. Darum sagt ein altes Formular auf diesen Tag:
Heri natus est Christus in terris, ut hodie Stephanus nas-
ceretur in coelis.
Ihm zunáchst folgt der Gedáchtnifstag Johannes
des Evangelisten. Es war der Jünger, den der
Herr lieb hatte, der &m 0:06. Schon darum verband
sich sein Andenken ganz einfach mit dem Geburtstage
Jesu. Aber er war es ja auch, der unter den Evange-
listen vorzüglich die grofse Wahrheit verhündigt hatte :
« Das Wort ward Fleisch, und wohnete unter uns, und
wir sahen seine Herrlichkeit». Wegen seines muthigen
Festhaltens an dieser Wahrheit hiefs er ja der Theo-
loge. Zugleich war Johannes ein Mártyrer, nicht in
dem Sinne, worin Stephanus es war, sondern nach dem
geistigeren Begriffe des Mártyrerthums, welchen schon
frühe manche ausgezeichnete Hirchenlehrer hatten, wo-
nach jeder ein Märtyrer war, der durch sein ganzes
Sieggekränte, den Namen o7#Qavos hatte (über diesen
Sprachgebrauch vergl. Segaar zum Clemens Alex. Quis
dives salvetur p.149sq.).' Es ist indefs zu bemerken, dafs
es nicht im strengsten Sinne der T'odestag des Stephanus
war, den man am 26. December feierte , sondern der Tag,
an welchem seine Gebeine wieder aufgefunden worden
waren. Den eigentlichen Todestag veilégte man auf den
3. August. Allein dieser wurde nicht besonders gefeiert,
und sein Fest am 26. Decemher bezog sich eben doch
vorzüglich auf sein Leiden und Sterben für Chri-
stre,
~
aD
3.2
Leben in Wort und That für göttliche Wahrheit
gezeugt hatte, wenn er auch zuletzt einesfsanften|na-
türlichen Todes gestorben war.
Wenn nun diese beiden Tage an die erinnerten,
welche, der eine durch ein langes und unwandelbar treues
Leben, der andere durch einen heldenmiithigen Tod ihre
Liebe zum Heiland bewiesen hatten — so sollte ein dvit-
ter Tag diejenigen feiern, welche schon in zarter Jugend
ohne Bewulstseyn ihr Leben fiir das neugeborene Kind
des Heils opfern mufsten. Der 28. December war der
Tag der unschuldigen Hinder (Festum innocen-
tium). Also drei Mirtyrerfeste 5) sind mit dem Geburts-
tage Jesu verbunden; denn das Leben, welches Er auf
die Erde brachte, sollte sich im Tode bewühren, die
Liebe, welche Er entzündete, sollte stárker seyn als der
Tod. — In dem Geburtstage des Heilandes lag für die
Kirche zugleich die Gewifsheit, dafs jene unschuldigen
Hnaben, welche, wenn auch nicht mit Wasser, doch
mit ibrem eigenen Blute für ihn getauft waren, seines
Heiles theilhaftig werden würden °).
5) Und zwar waren es drei Martyrien von verschiedener Art,
die hier zusammengestellt waren. ,'Triplex enim est
martyrium. Primum vrounate et opere , et tale fuit mar-
tyrium beati Stephani. Secundum martyrium est vo-
luntate et non opere, quale fuit martyrium Johannis
Evangelistae. 'l'ertium martyrium est opere et non vo-
Zuntate, quale fuit martyrium Innocentium* etc. Durandi
rational. divinor. officior, VII. 42.
5) Das Fest der unschuldigen Kinder unterscheidet sich da-
durch von anderen Miártyrerfesten , dafs es als'T' raner-
fest, nicht wie die anderen Mirtyrertage als Freudenfest
begangen wurde ( denn man feierte ja bei den Märtyrera
den Tod nicht als Austritt aus dem Leben, sondern als
Eingang in das Leben). Einige katholische Liturgen
(z. B. Microlog. de observ. eccles. cap. XXXVI.) geben
Iiis
534
Zeigt nun diese Verbindung von Festen den tiefen
Ernst, womit die alte Kirche das Geburtsfest Jesu be.
trachtete , so dürfen wir auch die heitere Seite
nicht aus den Augen verlieren. Die Weihnachtstage
enthalten die schönsten Erinnerungen an eine heilige Fa.
milie, deren Mittelpunkt das neugeborene Kind ist. Jo.
hannes gehürte auch zu dieser Familie; denn er war
nach dem Tode Jesu der treue Sohn der Maria T. An
der Krippe des Neugeborenen erscheinen huldigend die
Weisen des Morgenlandes, und bringen die köstlichsten
Gaben dar, Engel verkiinden ihn mit himmlischen Lob.
gesängen. Hirten beten ihn an.
So vereinigte sich also in diesen Tagen die Feier
reiner hochbegnadigter Jungfrüulichkeit, edler Freund.
&cbaft, standhafter muthvoller Treue, kindlicher Un.
schuld, demüthiger Anerkennung des ankommenden Hei.
landes von Seiten bejahrter Weisen — dies Alles ver-
einigte sich, um den einen grofsen Tag, den Ge.
burtstag des neuen himmlischen Königs, desto mehr
hervorzuheben.
Zwischen den Tag der Geburt Jesu und seiner Epi-
phanie in der Taufe fällt noch ein Fest, welches eben.
als Grund an , dafs diese Knaben , obgleich des Märtyrer-
thums gewürdigt und zur Seeligkeit bestimmt, doch nicht
sogleich in die himmlische Seeligkeit; sondern erst in den
limbus patrum gekommen seyen. — Uebrigens hat dieses
Fest auch zu trefflichen Kunstproductionen Veranlassung
gegeben. Ich erinnere nur an den schónen Hymnus des
Prudentius ( Cathemerin. XIL.) ,,Salvete flores marty-
rum, .
{1 Johannes wurde noch in einem eigenthtimlichen Ver
hältnifs zur Maria gedacht. Er war das unter den Män-
nern, was sie unter den Frauen. Man schrieb ihm be-
ständige Jungfräulichkeit zu. Breviar. Roman.
lect. V. 2.
585
falls einen Moment aus der Jugend oder vielmehr aus
der Kindheit Jesu feiert, das Fest der Beschneidung
(Festum circumcisionis et nominis Jesu), womit die spä-
teren Kirchenlehrer nur ungern die Feier des bürger-
lichenneuen Jahres verbanden. Jesus mufs beschnit-
ten werden; er unterwirft sich nicht nur den Beschrän-
kungen der Menschheit , sondern er, der selbst das Gesetz
gegeben, und über alles menschliche Gesetz erhaben
war, unterwirft sich auch den Bedingungen des Gesetzes,
damit durch die vollendete Erfüllung das Gesetz aufge-
hoben würde. |
Der feierliche Schlufs des Weihnachtscyclus ist das
Epiphanienfest. Dieses war ursprünglich dem An-
denken an die Taufe Jesu im Jordan , d. h. dem Anden-
ken an den Moment gewidmet, wo er nun, durch Joban-
nes den Táufer zuerst erkannt, als Messias, als verheis-
sener Hetter des Volkes hervortrat, wo er als der Gótt-
liche, auf den sich der heilige Geist in Taubengestalt
herabgelassen, offenhundig erschien 8). Diese Bedeu-
tung hatte das Fest bei seiner Entstehung in den morgen-
lindischen Hirchen. Anders modificirte es sich im Abend-
lande. Es war einmal der ersten feierlichen Offenbarung
Jesu geweiht. Da aber die abendlindische Kirche den
Moment der Taufe nicht für so wichtig halten konnte , so
übertrug sie dies auf den Zeitpunkt, da Jesus als himm-
lischer König und Heiland den Heiden bekannt wurde.
Als diesen Moment sah man die Anbetung der Magier
an, die für Repräsentanten der heidnischen Menschheit
8) Hieronymus im Commentar zum Ezechiel
Cap. I. Verst. tadelt ausdrücklich diejenigen, welche den
Epiphanientag zum Geburtsfeste Jesu machten: quia in
natali absconditus fuerit, neque apparuerit. Vergl. Con-
stitut. apostolic. VIII. 33. Tom. I. pag. 499 edit. Coteler.
(CQ! .
ler,
586
galten ?). Man erhob sie im Mittelalter zn Hônigen , be.
stimmte ihre Zahl auf drei, und legte ihnen die Namen
Caspar, Melchior, Dalthasar bei; und so ham das Fest
durch manche Traditionen und Dichtungen, so wie über-
haupt durch die lieblichsten Productionen der Kunst
verherrlicht als Dreikönigstag in unsere Zeiten. Die
morgenlándische Hirche aber ist bis auf diesen Tag bei
ihrer alterthümlichen Feier der Taufe Jesu auf den 6. Ja.
nuar geblieben f^),
In spáterer Zeit d. h. im sechsten Jahrhundert wurde
noch eine Feierlichkeit angeordnet, die mit dem Weih.
nachtseyclus, welcher das Jugendleben Jesu zusammen-
fafst, ebenfalls in einiger Verbindung stand, das Fest
der Reinigung der Maria (ónávvz, ónanáyey 11),
9) Augustinus Sermo CC, Magi primitiae gentium ,
nobis hoc lingua nuntiavit Apostolorum , stella illis tan-
quam lingua coelorum. — Maximus Taurinensis
Serm. VII. Licet de solemnitate diei hujus veterum sit
diversa traditio, una tamen sanctae devotionis est fides;
in omnibus dei filius creditur, in omnibus est nostra festi-
vitas; gentium praesignatur vocatio (durch die Magier),
religionis nostrae designatur arcanum (durch die Ver«
wandlung des Wassers in Wein, das erste Wunder Jesu)
aqua nostri baptismi consecratur (durch die "Taufe
Christi).
10) Bekanntlich hat die abendlindische Kirche eufser der
Taufe Jesu und der Ankunft der Magier noch mehrere
Momente aus dem Leben Jesu, in denen er sich in gótt-
licher Hoheit zeigte , mit der Epiphanienfeier verbunden ;
námlich das Andenken an das erste Wunder Jesu bei
der Hochzeit zu Cana, und an die Speisung der fünftau-
send Mann. Man findet die verschiedenen Beziehungen ,
des Festes vereinigt in vielen Homilien abendländischer
Väter und in dem Hymnus des Sedulius auf diesen
Tag.
11) ‘Yrdyr4 oder Uraxdvr4, das Fest der Begegnung —
587
deutsch gewöhnlich Mariä Lichtmefs, wohl zu un-
terscheiden von dem Epiphanientage , der auch das Licht-
fest, và ovo oder quéga vov $óvov genannt wird) der
Darstellung Jesu im Tempel. Die Zeitbestimmung die-
ses Festes hat ihren Grund in der Verlegung der Geburt
Jesu auf den 25. December. Wenn es also auch streng
genommen nicht zum VVeihnachtscyclus gehürte, so stand
es doch damit in entfernterem Verhiltnifs.
Um Weihnachten ward die Zeit der Osterfeier in den
Kirchen angekündigt. So haben wir schon eine kirchliche
Verbindung zwischen beiden Festkreisen. —
2) Der Ostercyclus schliefst sich also an den
Weihnachtscyclus an. Ostern ist der Mittelpunkt aller
christlichen Feste. Hier concentriren sich die höchsten
Momente der Erscheinung Jesu als eben so viele Erwei-
sungen der göttlichen Gnade. Das Osterfest hat allein
die Geschichte Jesu zum Gegenstande, und gerade die
Thatsachen derselben, welche sie zugleich als die Ge-
schichte der Erlósung des Menschengeschlechts characte-
risiren, sein Leiden, Sterben und Auferstehen. Das
tiefste Leiden und der siegreichste Triumph vereinigen
sich in diesen Tagen.
Dieser Festzeit geht auch wieder ein vorbereitendes
vierzigtügiges Fasten voran, welches beginnt, nachdem
man der Welt Lebewohl gesagt (caro vale! Carneval).
Der Palmsonntag ist der eigentliche Beginn der
Osterfeier. Es ist der Einzug Christi in Jerusalem un-
ter dem Zujauchzen des Volkes. Die Strafse, auf wel-
cher er wie ein Sieger einherzog, war mit Gewündern
quia venerabiles personae Simeon et Anna eo die o/zía-
verunt Domino , dun) praesentaretur in templo. Micro-
log. de eccles. observ. cap. XLVII. Vergl. andere Nach-
weisungen bei Suicerus im "Thesaur. eccles. Tom. II.
pag. 1374.
a
belegt und mit Palmen bestreut.. Die erhabene Tragg.
die beginnt mit einem Trivmphzuge. Aber es ist nich
der rechte, es ist blos ein irdischer. Nicht auf diese
Weise, viel herrlicher soll der ewige König des neuen
Jerusalems triumphiren. Das Jauchzen des Volkes ver,
wandelt sich in Schmähen, seine Gunst wird durch Prie.
sterlist in Hals und tobende Wuth umgekehrt. Christus
geht aus freiem Entschlufs , bewufst und ruhig dem Tode
entgegen.
Vorher setzt er noch das Mahl der Gnade Gottes
und der Bruderliebe , sein Todesmahl ein. Der grüne f)
Donnerstag (dies mysteriorum, dies natalis calicis)
ist dem Andenken dieser Begebenheit geweiht. Weil
Jesus dabei durch eine bedeutsame Handlung ein Beispiel
demuthsvoller Bruderliebe und wechselseitiger Dienst.
leistung gegeben, so war auch in vielen Kirchen auf
diesen Tag der Gebrauch des Fufswaschens einge.
führt.
Nun folgt der grofse Leidenstag selbst, der
theure Freitag, der Tag der hóchsten Huld und Lie.
be 13). Jesus stirbt am Kreuze für die Sünden der Welt.
12) Die verschiedenen Erklärungen des Namens grüner
Donnerstag (vergl. Augusti’s theolog. Monatschrift
1801. I. B. 6tes St. und dessen Denkwiirdigkeiten aus
der christl. Archaologie II. B. S. 112. wo das Nóthige
nachgewiesen ist) scheinen fast noch alle zu gezwungen,
und keine die einfach treffende zu seyn. Am meisten
möchte sich die Erklärung empfehlen, welche auf das
Aufgrünen und Wiederaufblühen der Natur und auf
alte jüdische und christliche Sitten Rücksicht nimmt.
13) Es ist im Wesentlichen gleichgültig, ob man Cha rfreitag
von yagi; oder von carus ableiwet. Das letztere liegt ni.
her. Eine von beiden Ableitungen scheint aber ohne
Zweifel angenommen werden zu müssen. Die Erklärung
aus dem Altteutschen (s. Wachter Glossar. pag. 814.)
‚838
559
Es ist die Feier der reinsten, unbedingt sich opfernden
Liebe. Aus seinem Tode geht das Heil der Welt her-
vor. Es ist also auch das Fest der hôchsten Wohlthaten,
das aber durch das Andenken an die tiefen Leiden des
Wohlthäters ein Fest der Wehmuth und der Trauer
wird. Alles trauert. Auch die Natur scheint mitzufüh-
len, was der grofse Retter duldet. Die Sonne ver-
hüllt sich ia Dunhel, der Vorháng im Tempel zerreifst.
Wie viel tiefer trauert der fühlende Mensch. Deswegen
ist es der stille Freitag.
Den darauf folgenden Sonnabend nannten|die Alten
den grofsen oder heiligen Sabbat. Eswar derRuhe-
tag des Herrn vom geistigen Schópfungswerke. Es war
vollbracht, und der Anfinger und Vollender des}Glau-
bens ruhete von der schweren Arbeit im Grabe. Auch
in der Nacht vom Sonnabend auf den Ostertag liegt er
noch in ruhiger Grabesstille. Diese Nacht wurde aufs
feierlichste begangen, als die heilige Nacht aller
Nächte !%). Die Gemeine ist zu heiliger Ttauer ver-
sammelt. Man wachet, singt und betet.* *Fack el-
züge !^ sollen andeuten, dafs auch im"der tiefsten
Trauer das Licht der Hoffnung und dd$ Lebens nicht
ist wohl zu weit hergeholt; und die Abkunft mehrerer
teutschen kirchlichen Ausdrücke aus dem Lateinischen ist
ja doch nicht zu leugnen.
14) Zum Theil versetzen auch die Väter und alten Dogmati-
ker den Descensusad inferos in diese Nacht.
15) Gregorius von Nazianz sagt in Beziehung darauf in der
zwei und vierzigsten Rede ef và Giov wdoya: wdq piv ov
9 x95 ap moQógra wal Qumaywryia, Sv ia re val
Oypooig cuvscTqcd|4s9a — Davis TG mugl Tdv vU wr & vara Qu-
TCoyTEs y Mal 0D |4eydAou (rog dvrérumo, u. S. w. Euse-
bius in der Vita Constant. 1V.22. giebt die Beschreibung
einer solchen Erleuchtung.
gi
500
ganz erloschen ist. In dieser Nacht erwartete die alte
Kirche die VViederkunft des Herrn zum Weltgericht unq :
das Ende der Dinge. Furcht und bange sehnsüchtigs
Freude erfüllt alle Gemüther 16),
Aber der Morgen bricht an, und welch ein Morgen! .
Man begrüfst sich mit dem Triumphrufe: « Der Herr is
auferstanden». Man antwortet: «Ja wahrhaftig er ig:
auferstanden». Nun ist also der Ostertag. selbst ge.
kommen, der Tag der Freude und des Heils, der kénig.
liche, der Siegestag , der Tag des Lichtes und der Frei.
heit, das Fest aller Feste. Das Alte ist vergangen, es
ist Alles neu worden. Hier schliefst sich die alte Zeit,
und eine neue bricht an; darum begannen auch die Alten
mit Ostern das neue Kirchenjahr.
Den Schlufs des Ostercyclus bildet die Octave des.
selben, das sogenannte évrixaoya, der weilse Sonn.
tag (Dominica in albis, dies neophytorum, spiter Qua.
simodogeniti genannt). Dies ist der Sonntag, an dem die
Neophyten zum letztenmal ihre weifsen Kleider trugen,
mit deren Ablegung sie nun feierlich in den Schoofs der
Hirche aufgü&pmmen wurden. Sie schlossen sich nun
um so auversiclglicher an die Reihen derer an, die den
Auferstandenen als ihren Herrn und Heiland bekannten,
und waren nicht in Gefahr einer so handgreiflichen Ue-
berzeugung zu bedürfen, wie der Zweifler Thomas,
dessen Andenken auch auf diesen Tag begangen wur-
de. Der Sonntag hiefs deswegen auch Dominica
Thomae.
3) Der Pfingstcyclus feiert die vollige Verkli-
rung und die Erhöhung Jesu. Die irdische Laufbahn ist
nun beschlossen; Jesus lebt zwar noch unter seinen
Schülern, aber schon als Auferstandener. Die ganze
16) Lactantii Instit, divin. VII. 19. u. A.
591
Zeit, welche Jesus noch im Umgange mit seinen Schü-
lern zubrachte bis zu seiner Himmelfahrt und von da
bis zur Ausgiefsung des heiligen Geistes wird heilig ge-
halten, als die Zeit der funfzig geweihten Tage, Pente-
coste , Quinquagesimae. Dies war besonders eine feier-
liche Taufzeit. Ein symbolischer Gebrauch sollte auch
diese ganze Zeit hindurch an Jesum den Auferstandenen
erinnern; man stand nämlich immer beim Gebete. In
den Lehrvorträgen wurde besonders die Apostelgeschichte
erklärt, weil hier die Zeugen der Auferstehung redend
und handelnd auftreten, und weil, wie Chrysostomus
(Homil. LXIIL) sagt, die in diesem Buche erzihlten
Wunder der stärkste Beweis von der Wahrheit der Auf-
erstehung sind.
Der letzte unter den Tagen, welche sich noch auf
die historische Erscheinung Jesu bezogen, ist der Him-
melfahrtstag. Nun verliert sich das irdische Leben,
das Jesus in der Krippe zu Bethlehem begonnen hatte,
wieder in himmlische Glorie; er empfüngfden ihm ver-
heissenen Platz zur Hechten des e damit alle
Vorzüge der güttlichen Majestät und des" VY eltregierung.
Der erste Act der Gnade, welclén er als Erhóhter
an den Seinen ausübt , ist die A usgiefsung des hei-
ligen Geistes. Das ist der Inhalt des Pfingstfestes.
Es ist die Feier des fortdauernden Wirkens und Lebens
Jesu in seiner Gemeine durch die Kraft des heiligen Gei-
stes, die Feier der Ausrüstung der Apostel mit den
hóchsten Gaben, und der Gründung der christlichen
Kirche. (Schon am ersten Mai hatte früher die abend-
lindische Kirche ein Fest aller Apostel, und zwar
vollkommen passend; denn das war ja die Zeit, wo sie
sich wieder um ihren über Grab und Tod triumphiren-
den Herrn sammelten, und nun viel herrlicher über ihre
Bestimmung erleuchtet wurden. Später blieb auf diesen
592
Tag nur die Gedáchtnifsfeier der Apostel Philippus und
Jacobus.)
Die Octave von Pfingsten ist das Dreieinigkeits.
fest; es schliefst den Pfingstcyclus, und ist somit auch
der Schlufs des grofsen festlichen Kreises, den die drei
hohen Festzeiten ausmachen; dadurch hat also das Ganze
einen festen dogmatischen Schlufsstein. Mit der Him.
melfahrt Jesu hatten sich die Augen des Geistes schon
gen Himmel erhoben, durch die Gnaden des Pfingst-
festes waren sie noch mehr erleuchtet worden; nun
sollten sie also an diesem Feste die hóchsten himm.
lischen Geheimnisse, das Wesen des dreieinigen Gottes
schauen.
Dafs dieses Fest nicht frühe eingeführt war, läfst
sich aus seiner ganz dogmatischen Bedeutung schliefsen.
Dessen ungeachtet ging es in die protestantische Kirche
über; und zwar aus derselben Veranlassung ,.der es (wie
man zum Theil vermuthet) seinen Ursprung verdankt,
aus Opposition gegen die Unitarier.
In den gtófseren von Hauptfesten entblófsten Zeit-
raum zwischen Pfingsten und Weihnachten waren meh-
rere ausgezeichnete Marien - und Aposteltage verlegt;
da hatte man Mariä Heimsuchung, Himmelfahrt, Ge-
burt, 'Opferung, Empfüángniís (Feste, die meist jüngeren
Ursprungs sind), man hatte die Gedichtnilstage der Apo-
stel Petrus und Paulus, des Bartholomáus, Simon und
Judas und des Andreas. Für unsere Absicht sind aber
vornemlich noch drei Feste auszuzeichnen, die in diese
Zeit fallen, das Geburtsfest Johannes des Tüufers
(am 24. Junius), das Fest Aller Heiligen (am 1. Nov.)
und Aller Seelen (am ». Nov.). Auch ein Fest Al-
ler Engel ward nicht vergessen. Man feierte es am
29. September; —
So war also kein grüfserer Zeitraum des ganzen Jah-
res ohne Fest und ohne Weihe, und durch den ganzen
292
Jahreskreis wand sich ein Kranz von feierlich ausgezeicha
neten Tagen.
§. a.
Analogie des christlichen Festeyclus mit dem
Jahresfortgang im Naturleben.
Wir haben bisher die christlich-historische
Grundlage des Festcyclus beirachtet. Dieses Element
haben wir auch unbezweifelt als das wichtigste bei dee
Entstehung und Anordnüng des Festlreises anzusehen,
Diese sichere, auf die Evangelien gebaute historische
Grundlage des christlichen Jahrescyclus darf im Gan-
zen nie verhannt werden, obgleich Einzelnes, früher
oder spüter entstandenes, des historischen Grundes er:
mangelt.
Allein das christliche Festjahr stelit auch in einem
eigenthümlichen analogen Verhältnisse zu dem
Jahresfortgang im Naturleben. Im Ganzen sind
nämlich die Festzeiten so verlegt, dafs die Natur diese
Offenbarungen des hüóheren Lebens mitzufeiern scheint,
dafs die Entwichelung in der Natur dieser geistigen Ent-
wichelung entspricht und zur Folie dienen mufs.
Es soll damit nicht gesagt seyn, dafs dieser Gedanke
etwa vorzugsweise der Grund zu einer solchen Anord-
nung des alten Hirchenjahres wurde; dagegen streitet
das eben bemerklich gemachte historische Moment. Al-
lein ganz zufällig ist dieser Zusammenhang und diese
Analogie doch auch nicht, und vielleicht läfst sich für die
Erscheinung eine tiefere Beziehung nachweisen.
Zuerst aber wollen wir die Erscheinung selbst bes
trachten,
1) Das Christfest fällt gerade in die Zeit des
Wintersolstitium. Die Sonne steht nun am tief-
sten, die Tage sind am kürzesten ; der Sonnenstrahl hat
1V. +
56
594
keine Kraft, das Leben in der Natur ist erstarrt, und
liegt im Scheintode. Aber von dieser Zeit an. geht es
auch wieder aufwärts. Der Hreis der Sonne wird höher
und ihre Wirkungen allmählig kräftiger; die Sonne wird
gleichsam neu geboren — und man gewinnt nun wie.
der Hoffnung, dafs durch sie neues Leben in der Natur
erweckt werden wird. In diese Zeit also ist das Geburts.
fest Christi verlegt 17. Er ist die neu aufgehende Sonne
der Gerechtigkeit (22406 9ixatoo?vzc) ; seine Geburt fiel
in die Zeit, da das sittliche Leben in der Menschheit
fast erstorben war. Aber es war, wie das Naturleben
tm Winter, auch nur scheinbar erstorben. In ihm ging
zugleich die Hoffnung auf, dafs, wenn einst die Strah-
len der Wahrheit und der Liebe kräftiger von ihm aus-
gehen würden, ein neues geistiges und sittliches Leben
aufblühen müsse.
2) Das Osterfest ist des Frühlings Anfang. Es
ist das Fest der Auferstehung für die Menschheit, wie
für die Natur. In dem einfachen Gedanken: Wie das
Saathorn, wenn seine Hülle verwest, einen jungen Le-
benskeim zum Sonnenlichte emporschickt, so wird auch
der Mensch, wenn die irdische Hiille zerfillt, nach dem
Vorbilde des auferstandenen Erlósers zu dem Lichte
17) Diesen Zusammenhang haben auch manche iltere christ-
liche Schriftsteller, besonders Dichter, ganz klar ausge-
sprochen, z. B. Aurelius Prudentius in der be-
kannten Stelle Cathemerin. Hymn. XI.
Quid est, quod arctum circulum
Sol jam recurrens deserit?
Christusne terris nascitur,
Qui lucis auget tramitem.
Aehnlich ist die Stelle des Paulinus von Nola (Poemat,
XVIII.) und mehrere Aeufserungen kirchlicher Redner,
die man zusammengestellt findet bei Jablonski Opp. T.III,
p. 355 sqq. ed. Te Water.
595
eines neuen Lebens hindurchdringen — in diesem ein:
fachen Gedanken verbinden sich aufs schünste Osterfeier
und Frühlingsfeier. Ostern ist der Frühling der Welt
und der Frühling des Geistes, der sichtbare Frühling
und der unsichtbare. Dies haben die Väter der Kirche
nicht unberüchsichtigt gelassen 13),
3) Das Pfingstfest bietet nicht so unmittelbar
eine Vergleichung mit der Natur dar; allein es ist doch
auch nicht ohne Analogie. Dieses Fest feiert die herr-
lichsten Wirhungen des erhóheten Erlösers. Er, der
Urheber der neuen geistigen Schöpfung, zeigt sich nun
anz in seinem entschiedenen Einflufs auf seine Gemeine:
5
So ist es auch in der Natur; das neue Naturleben , das
man um Weihnachten kaum hoffte und ahnete » das man
um Ostern in den ersten Keimen begrüfste , steht nun in
voller Hraft und Blüthe. Nun entwickeln sich in schnela
lem Wachsthum die Keime, welche die Früchte des
18) Man erinnere sich nur an die treffliche, wahrhaft poe-
tisch gehaltene Rede des Gregorius von Nazianz auf
die Encänien, den Frühling und den Märtyrer Mamas
(das Fest war an der Oster- Octave) > wo der Redneg
am Schlufs mit Beziehung auf die Oster- und Frühlings-
zeit sagt: vv fap wcépuxóv, Kap TUBUMATUXOV , Éap N/U* dis , fao
&wpacr), Fao óqupusvov , Esp diparev. — Noch deutlicher
spricht sich dieser Gedanke in einem schönen Hymnus
des Venantius Honorius (in resurrectione Domini)
aus. Da er ganz kurz ist, mag er hier stehen:
Salve festa dies toto venerabilis aevo,
Qua deus infernum vicit et astra tenet.
Ecce renascentis testatur gratia mundi
Omnia cum Domino dona redisse suo.
Namque triumphanti post tristia tartara. Christo
Undique fronde remus , gramina flore favent.
Legibus inferni Oppressis super astra meanteni
Laudant rite Deum lux, polus, arva, fretum.
Qui crucifixus erat, Deus ecce per omnia regnat;
Dantque creatori cuncta creata precem.
596
Sommers und Herbstes tragen sollen. Schon reifen die
ersten Aehren und Früchte. — So zeigte das Pfingstfest
(in der begeisterten Thitigkeit der Apostel) die ersten
Aehren (àxapyàs toë Trebvuutoc) der grofsen geistigen
Aernte !?), welche die ganze Menschheit seyn sollte; so
entwickelten sich am Pfingstfeste in den Gemüthern der
Apostel und vieler Anwesenden die geistigen‘ Keime,
welche jene segenvollen Früchte, so viele Gláubige, dar.
brachten.
$. 3.
Verháltnifs des christlichen Festcyclus zu
den Festzeiten des jüdischen Volkes.
Bestimmter sehen wir die Erscheinung, dafs ein
hirchliches Fest die geistige und physische Seite des Men.
schen umfafst, in den hohen Festzeiten des jü-
dischen Volkes hervortreten. Da zwei wichtige
christliche Feste, Ostern und Pfingsten, mit älteren jü-
dischen in dem bestimmtesten historischen Zusammen-
hange stehen, so ist es nôthig, auch hierauf einen Blick
zu werfen ?), Wir werden dann zugleich sehen, wie
19) Das jüdische Pfiugstfest , worauf sich das christliche (ob-
gleich zu einer hóheren Bedeutung erhoben) doch histo-
risch gründet, war zugleich ein Aerntefest, an welchem
die &TaQ5(Gi ry TQuroysvyxsárov Jehoven darge-
bracht wurden. Vergl. das Folgende.
20) Màn hat noch ein christliches Fest, Epiphanien, mit ei-
nem jüdischen , der Tempelweihe (Chanuca , éy«aíva) , in
nähere Verbindung setzen wollen. Eine Veranlassung
dazu schien darin zu liegen, dafs das Encänienfest, wie
jener christliche Festtag , auch Tá (dra genannt wird (Jo.
seph. Antiqq. XII. 20.). Die Vermuthung ist weiter aus-
geführt in einer Dissertation von Joh. Oldermann: de
festo Eincaeniorum judaico, origine festi nativitatis Chri.
297
diese christlichen Feste mit den jüdischen nicht blos durch
äußfsere historische Veranlassung, sondern auch durch
ihre innerliche Bedeutung: genau verbunden sind,
Die drei grofsen heiligen Zeiten des jüdischen. Vol-
kes sind bekanntlich das Passah, das Pfingstfest und das
Laubhüttenfest. Diese sind ihrer ersten und hóheren
Bedeutung nach alle drei Befreiungsfeste, es sind
Danktage für die glorreiche Errettung des Volkes aus
Aegypten , und in jedem Feste wird ein besonderer Mo-
ment dieser güttlichen Befreiung und Begnadigung auf:
gefafst und gefeiert. Zugleich sind aber auch alle drei
Naturfeste, an denen Jehovah nicht blos als Urheber
der Freiheit und gesetalichen Ordnung, also geistiger
Gaben, sondern auch als der Geber leiblicher Güter
verherrlicht wird. Dies beweist die Anordnung, dafs an
jedem der drei Feste die Erstlinge der Früchte als Opfer
dargebracht werden, die gerade in jener Jahreszeit zur
Reife gelangen ?). Wir wollen es kurz im Einzelnen
betrachten, ^
Das vom 14. bis zum 31. Nisan gefeierte Passah
(MDB , *&axo). hat hebanntlich ganz eigentlich das dank-
sti, Allein aufser dem Gebrauche der Lichter (der nicht
cinmal zur Benennung des Epiphanienfestes Veranlassung
gegeben hat) ist nur eine dürfiige und erzwungene Aehn-
lichkeit zwischen beiden Festen, Aufserdem haben wir
zur Begründung des Zusammenhangs zwischen denselben.
kein historisches Fundament; und selbst die Fest zeiten
stimmen nicht genau überein,
21) Spencer de Legib. Hebraeor. ritualib. lib. I. cap. X.
p. 165. bemerkt ganz gut: Primitiae hordei , tritici et oli-
veti solemnitatum earum tempore maturae fuerunt et op-
portunae, quibus e legis praescripto jungebaptur. Erat
Haque consentaneum, n ea guae natura pene conjyunxe-
rat, D«sus minime separaret.
598
bare Andenken an den Auszug Israels aus Aegypten un.
ter dem Schutze Jehovah's zum Gegenstande. Schon
der Name [7023 deutet darauf hin, dafs es ein Erret.
tungs und Befreiungsfest ist; indem der Herr, der die
Erstgeburten der Aegyptier tódtete, schonend an den
Wohnungen der Israeliten vorüberging (92 Mos. XII,
27. Joseph. Antiqq. II. 14. 6.). Die Symbole dieses Fe.
stes, das ungesáuerte Brod, das Schlachten des Lammes
und andere, welches letztere in seiner Bedeutung am
klarsten ist, gehen uns hier nicht nüher an. Wichtiger
ist uns, zu bemerken, dafs beim Passahfeste auch die
Erstlings-Aehren als Opfer dargebracht wurden
(3 Mos. XXHI, 10 — 14.), dafs man Jehovah also auch
für den ersten Segen des Jahres danhte, und gewisser-
mafsen ein Frühlingsfest feierte, wenn auch dies
nicht so deutlich ausgesprochen war, und jene politisch.
religióse Bedeutung immer vorwaltete.
Funfzig Tage nach dem Passah beging man das
Pfingstfest. Dieses erinnerte an den wichtigsten Mo-
ment in der Geschichte Israels unmittelbar nach dem
Auszuge aus Aegypten, an die Gesetzgebung auf Sinai,
VVenn das Passah Jehoven als schonenden Befreier ver-
herrlichte, so zeigte ihn das Pfingstfest als ernsten Ge-
setzgeber. Israel dankte aber seinem Gott jährlich an
diesen Tagen nicht blos für die hohe Gabe gesetzlicher
Ordnung, sondern auch für die nun völlig gereiften und
eingesammelten Früchte; es feierte zugleich sein Aern-
tefest mit Darbringung der Brod- und Mehlerstlinge 2)
und anderer passender Opfer.
22) Deswegen hiefs Pfingsten auch éopry TçwToysvvydræv. Philo
de sept. et fest. p. 1192... Josephus sagt (Antiqq. III. 10.
6.) ; vj ravryncery, Yv 'Eppaios 'Acdp9a (MIX 9) uaAcjat , evpaí.
y& 0 vo vo meyrqaca wo , wposdryoust vti 9s dgrov.
999
Das Laubhüttenfest %) ermahnte zum Danke
für das Wohnen in den Hütten auf. dem Zuge durch die
Wüste. Es pries also den Gott, der seinem erretteten
Volke auf dem langen mühevollen Zuge Schutz und Ob-
dach verliehen hatte, ‚Es waren besonders heitere und
[rühliche ''age. Mit jener historischen Erinnerung ver-
einigte sich zugleich. der Dank für die gegenwiirtige Gabe
der Obst- und VW einlese. In diesem letzten hohen.
Feste haben wir also zugleich ein Herbstfest %),
23) dogry rà» cwpóv, ed; cvwuvorwyias. Levit. XXIII. 34. Deu-
ter. XVI. 13. Das Laubhüttenfest wurde sehr ausgezeich-^
net. Die Talmudisten nennen es deswegen bisweilen
schlechthin A5 , und Plutarchus bezeichnet es als jeyérrs»
waçd'Toudaior, nai Te)stordry9 Sogroy , Symposiac. lib. IV. 6.
p. 671. p. 745 Wyttenb.
24) Plutarchus characterisirt das Laubhütienfest, in so
fern es Herbstfest war, ganz eigentlich als eine Feier des
Dionysus. Die Stelle ist zu merkwürdig, um nicht
hier ebenfalls mitgetheilt zu werden. Er sagt (Quaestion,
Symposs. lib. IV. p. 671. p. 746 Wyttenb.), nachdem er
vorher vom Laubhüttenfeste gesprochen: £cr: 3 ai xpa-
"4eeQopía ( Andere lesen xgaóxQopía oder xAaówQ.) t £opz
xai Suçoopepix xag' aureïis, dv ÿ Sugoovs Éycyrsg &i; vÓ lagóv
tísíaci * eiçe)Sovras dè 6, Te dg oùn lopev- eixès Di Baz-
Xeiav alvar rQ roroïpavas wi "ydo cdAxeyZt pawoaris,
rep "Apysior rcï, Arovuciers, dvanahoëever rôv eds yoirar
(vergl. den II. Theil dieses Werks p. 87.)". xei v«9a;dos-
res Erepor wposiusy, oy adrel Asvirag TQoseUOI..200019 , elite
ru cv A vcio», site pékloy xaoà Trí» Ed:o» tS Eun
csus "yryev4uév. — Zur Vergleichung dieses Festes mit
andern orientalischen Festen macht v. Hammer (inden
Wiener Jahrb. 1818. 111. Bd. p. 157.) auf das dritte große
Fest der Araber A schu rah aufmerksam, welches wie
das Laubhüttenfest in den September fiel. ,Die Arabi-
sche Sage knüpft an dieses Fest die wichtigsten Begeben--
heiten der biblischen und Koransgeschichte , den Ausgang
Noahs aus der Arche , des Jonas aus dem Walifisch , des
bo^
Also bei allen diesen Festen finden wir immer die
doppelte Seite, Erinnerung an die grofsen Tage der Er.
rettung und des Heils bei den Vátern, und zugleich Dan,
{ür die gegenwärtigen jáhrlichen Wohlthaten ; wir sehen
zugleich immer die geistige und die physische Seite des
menschlichen Daseyns berücksichtigt, Dank für die Nah.
rung und das Bedürfnifs des Geistes (Freiheit und Gesetz)
und Dank für die Bedürfnisse des Leibes,
Die Bedeutung der beiden ersten jüdischen Feste
Ostern und Pfingsten wurde vergeistigt in die christlichen
aufgenommen. Nach dem oben schon Bemerkten werden
wenige Andeutungen genügen. Die christliche Ostern
ist ein Befreiungsfest in weit höherem Sinne, als das
jüdischePassah. Esist der Sieg und Triumph der Mensch.
heit über Grab und Tod, nicht blos die Errettung eines
Volkes aus der Gewalt seiner Drünger. Es ist das gei
stige Frühlingsfest, an dem nicht die Erstlinge der Aek
ren Gott dargebracht werden, sondern ein höheres
Opfer, Jesus selbst, der Erstling unter den Entschla-
fenen ( ânapyh TOY xEXOLLNLEVOV), sich Gott als Sieger
darstellt. Er ist das grofse ewige Opfer für die Sünden
der Welt, nicht blos ein Passahlamm, das jáhrlich ge.
schlachtet nur ein Volk versóhnen sollte u. s. w —
Aehnlich verhält sich das jüdische und christliche Pfingst-
fest; yenes feiert diePromulgation des Gesetzes, dieses
die ersten grofsen Wirkungen des góttlichen Geistes zur
Verbreitung des Evangeliums; jenes die Gründung der
alten Theokratie, dieses die erste Verbreitung des neuen
Gottesreiches auf Erden. Wenn die jüdische Pfingsten
das Aerntefest im physischen Sinne ist, so ist es die
christliche im geistigen; denn hier beginnt bei den Tau.
Joseph aus dem Kerker u.s. w., kurz ein allgemeines
Befreiungs - Rettungs - und Versóhnungsfest,'*
D ^ -
vi
senden, die durch Petrus fiir das Evangelium von Christo
gewonnen werden , die grofse Aernte des Christenthums.
— Alle, diese Analogien, anderer nicht zu gedenken,
würde ich nicht erwähnen, wenn sie nicht von; ausge-
zeichneten alten Kirchenlehrern schon hervorgehoben
worden wáren ;-ein Beweis, dafs man früher auf den tie-
feren Zusammenhang dieser Feste aufmerlsamer war, als
man es jest oft ist.
9. 4.
Analogie des christlichen Festcyclus mit
manchen heidnischen Festen.
Wir haben die Uebereinstimmung des christlichen
Festkreises mit der physischen Jahresentwickelung, und
den Zusammenhang mit einigen jüdischen Festen be-
trachtet; nun ist aber noch eine Seite hervorzuheben,
nämlich die Analogie mit manchenFesten der heid-
nischen Welt. Diese Analogie könnten wir schon
im voraus vermuthen , wenn wir wissen, dafs der christ-
liche Festcyclus mit der Naturentwickelung überein-
stimmend fortgeht; denn daran schliefsen sich ja die
meisten heidnischen Feste (als Naturfeste) aufs bestimm-
teste an.
Es ist nicht möglich , hier eine vollstindig durchge-
führte Vergleichung %) anzustellen. Nur manches be-
25) Auf eine vollständige Zusammmenstellung aller
heidnischen, jüdischen und christlichen
Feste ist bekanntlich schon der Zürcher Gelehrte, Ru»
dolph Hospinian, ausgegangen, in zwei zusammen
gehörigen Schriften: de festis Judaeorum et Ethnicorum,
und de festis Christianorum, Tigur. MDCXI. fol. Er
geht die Feste nach den Monaten durch , und hat meistens
bei den einzelnen Festen vieles Nützliche zusammen ge-
stellt, doch ohne gehörige Wahl und Kritik, und ohne
60 !
602
sonders Einleuchtende kann angedeutet werden. Zu.
gleich finden wir auch gerade für diesen Punkt trefflich
vorgearbeitet in einer sehr lesenswürdigen Recension
der Wiener Jahrbücher der Literatur über die Asiatie
Researches von Herrn von Hammer (Jahrgang 2818,
IIL. Bd. Jul. Aug. Septemb. pag. 149 ff). Der verehrte
Verfasser wird uns erlauben, manches dort von ihm Be.
merkte hier zu gebrauchen, Anderes, was ihm minder
wichtig scheinen mochte, anzudeuten. Uebrigens ist
vorauszusetzen , dafs der Leser die wichtige Recension
selbst nachsehe. — Wir wollen auch hier in der Kürze
die Feste nach den Monaten durchgehen.
Der Januar, an den Pforten des Jahres stehend,
war von einer grofsen Gottheit %), dem alten zweigestol-
teten, vorwärts und rückwärts schauenden Janus, ge-
nannt, Der erste Tag des Monats war ihm und der Juno
heilig. Obgleich nicht eigentlicher Festtag, wurde dieser
Tag doch heiter gefeiert, besonders dürch Geschenke,
das sogenannte Janual uud. die Strenae 7). VVo men
am 5. Januar dié Rüchkehr der Isis aus Phünicien
beging, da gab man sich Kuchen mit dem Bilde eines
gebundenen Flufspferdes ^, DieseSitten der Geschenke
auf den tieferen Zusammenhang der verschiedenen Fest.
eyclen aufmerksam zu machen. — Eine Schrift, welche
zu vergleichen mir sehr interessant gewesen würe, konnte
ich nicht zu Gesicht bekommen , nümlich : Rituum, quos
Romana ecclesia a Majoribus suis gentilibus in sua sacra
transtulit, enarratio, auctore G. Chr. Hamberger,
Gotting. 1751.
26) Ovidius singt von ihm Fastor. I. 90. Nam tibi par nullum.
Graecia numen habet.
27) Ueber die Bedeutung dieser Gaben, so wie über die ganze
Art der Feier , vergleiche man den II. Theil der Symbolik
p. 883. 912. 913 ff.
28) Plutarch. de Iside et Osiride 50. p.371. p. 521 W yttenb.
605
àum neuen Jahre haben sich in mannichfaltigen Modifica-
tionen bis jezt erhalten 29).
Der erste Januar war in Rom zugleich ein Siegesfest ;
man feierte den Sieg des Juppiter über den Briareus, der
Sonnenkraft über den Winter 9); es war das Fest der
wieder aufwürts steigenden Sonne.
Àm sechsten Januar, dem Tage, an welchem die
orientalische Hirche die Taufe und Epiphanie fest-
lich verherrlichte, war in Aegypten das F'est des wie-
der gefundenen, des wieder erscheinenden
Osiris 3). Dabei finden wir einen heidnischen Ge-
brauch, der frühe schon in die christliche Kirche über-
gegangen, zum Theil bis auf diesen Tag geblieben ist.
Man schóüpfte schon zu Chrysostomus Zeit in der heiligen
Nacht vor dem Epiphanienfeste VVasser in Krüge und
bewahrte es auf 3). Das in dieser Nacht geschüpfte
29) Davon handelt Phil. HorstSchediasma de strenis votis-
que Januariis, Jen. 1632. — Mart. Lipenius Stren. ci-
vil. et ecclesiastic. historia, Lips. 1670. im zwólften Band
des Grüvischen Thesaurus,
30) Vergl. Symbolik II. ''h. p. 912. und Joh. Laur. Lydus de
menss, p. 58.
31) Was zur Begründung des Zuusammenhangs dieser bciden
Feste dienen kann, findet man im Ganzen beisammen in
zwei gelehrten und scharfsinnigen Dissertationen von Ja-
blonski de origine festi nativitatis Christi etc. dissert. I.
et II. in der neuen Ausgabe seiner Werke von Te Water
Tom. III. p. 317 —375. — Aufserdem kónnen auch noch
zwei andere Abhandlungen von Jablonski verglichen
werden ,. nämlich: Nova interpretatio tabulae Isiacae
Tom. IT. pag. 243 seqq. und: de diebus Aegyptiacis etc,
T'om. II. pag. 274.
32) Chrysostomus in homil. de baptismo Christi 'T. II.
p. 369 ed. Montfauc. Man glaubte, das in dieser Nacht
geschôpfte Wasser bleibe ein Jahr hindurch und lünger
604
Wasser hielt man für geweiht und gereinigt. Noch jezt
ist die Wasserweihe an diesem Tage eine hohe Feier.
lichkeit der griechischen Kirche. Die Armenier feiern
das Epiphanienfest vornehmlich durch eine Kreuzes:
taufe 9), indem sie ein Kreuz in den Flufs tauchen;
und die Abyssinischen Christen 3) haben an diesem Tage
ein allgemeines Baden, wobei der Priester den Segen er.
theilt. Reisende hielten es für eine Art VViedertaufe.
In Rom fingen im Januar die Saat- und Frühlings.
feste schon an; man beging die Sementiva, Ambarvalia
u.s.w. Feste, die gewühnlich familienweise gefeiert wur.
den, also zugleich Familienfeste waren.
Der Februar ist der Reinigungsmonat. Da.
her hat er seinen Namen. Aller Schmutz und alle
Schlacken in physischer, moralischer, politischer ; reli.
giöser Beziehung werden in diesem Monate abgethan,
Juno Februa ist die reinigende Göttin; februare %)
heifst sühnen, reinigen. Diese Bedeutung hat der Monat
nicht blos den Römern, sondern auch den Aegyptiern
und Persern. Die Perser verfertigen Talismane, um
sich von bösen Thieren zu befreien, und der Schutz.
engel des Monats ist die reine und reinigende Sapando-
mad “). Zugleich feiern die Perser in diesem Monate
ganz frisch. Vergl. in Beziehung auf diese Vorstellung
Rosenmüllers altes und neues Morgenland T. HI,
pag. 228.
33) Man vergleiche die alten Anathematismen auf die Arme.
nischen Secten, welche Cotelerius hat abdrucken lassen
in den Patrib. Apostolic. T. II. p. 237. besonders p. 238.
in den Anmerkungen.
84) Ludolf Aethiopica III. 6, $. 43.
35) Dies Alles ist schon weiter ausgeführt im. II. Th. der
. Symbolik p. 918 ff,
36) Hy de Histor. relig. vet. Persar. p. 257.
095
ein Lichtfest. Beides, sowohl das Fest der Reinigung als
das des Lichtes, ist in dem christlichen Feste Mariá
Lichtmefs oder Marii Reinigung verbunden, welches
am zweiten Tage] des allzemeinen Heihigungsmonats ge-
halten wird.
Die Römer feierten am 13. Februar die Faunalia, ein
schlichtes Hirtenfest, und um dieselbe Zeit ein Todten-
fest. Manibus parentatur. In diesem Monate sollte alles
Alte abgethan, auch die Todten, die ja unrein waren,
aufs neue bestattet werden. Die Familie des Brutus 3)
und Cato beging ihr Todtenfest im December, also un-
gefáhr um die Zeit, in welche das Aller-Seelen-
Fest fällt.
Mit dem 15. Februar tritt die Sonne in das Zeichen
der Fische. Da hatte man in Hom die Lupercalien 3),
wieder ein Hirtenfest, bei dem es aber etwas toll zuging.
Die Luperci, bis auf eine Binde um die Lenden entklei-
det, rannten orgiastisch durch die Strafsen Roms , und
schlugen mit Riemen von Ziegenfell, wem sie begegne-
ten. Es war ein Fést, an welchem hein Unterschied der
Stánde Statt fand, und die Magistrate nicht in ihren
Amtskleidern erscheinen durften. Ursprung der Narren-
feste und Fastnachtslustbarkeiten.
Am 20. Februar feierten die Römer ein Familienfest,
die Charistia, wobei der Aelteste der Familie den theuren
Verwandten (der cara cognatio) ein fröhliches Essen,
eine Art Liebesmahl gab (vergl. den II. Th. der Symbo-
lik pag. 922.).
Der März ist dem Mars ?) heilig, als dem Gatten
der Venus, d. h. als der grofsen männlichen Naturkraft.
37) Vergl. Symbolik II. Th. p. 867 und 920.
38) O vidii Fast, III. 267 sqq. Cicero Philipp. II. 33. 34,
39) Joh. Lydus de menss. IV. p. 74 sqq.
- . i
*
60*
Nun ist Frühlingsanfang. Alle Vilker feiern Frühlings,
feste. In Rom ist am 15, März das Fest der Anna Pe,
renna 4), das Laubhüttenfest der Rómer, ein politische,
und ein Frühlingsfest. Es erinnerte auch an einen Aus.
zug der Römischen Plebejer. An diesem Tage begab
sich das Römische Volk ins Freie; man versammelte
sich an den Ufern der Tiber und des Numicius » Schlug
Zelte auf, und war familienweise bei Speise und Trank
fröhlich. — Später knüpfte sich an diesen Tag eine trau.
rige Erinnerung: der grofse Cäsar war an den Idibus
Martiis ermordet worden ;. deswegen hiefs nun der Tag
Parricidium.
Zu Anfang des März war das Schiffsfest der Isis,
und die Eußaoıs 'Ocigidog sig Tay oekÿrav ; Feste , die
sich ebenfalls auf den Beginn des Frühlings bezogen,
Die Indier feierten das kleine Fest derNaturgöttin Du rgd,
In Rom und Griechenland werden Weinfeste , Arordora,
Liberalia oder Bacchanalia begangen.
Dem christlichen Palmenfeste, das gewühnlich
in diesen Monat fällt, entsprechen alte Feste des Pal.
mentragens bei den Indiern 4!) und bei den Athenern,
Auch haben die Indier zu Ende des Mirz eine Feier,
wobei man sich die Stirne mit Asche einreibt, wie beiuns
am Aschermittwoch.
Die meisten Feste, die in diesem Monate gefeiert
werden, verherrlichen das neue Leben, die Auferstehung
der Natur; es sind Osterfeste der physischen Religionen,
Das Osterfest hat ja bekanntlich selbst seinen Namen
40) Ovid. Fast. III. 523.
. dibus est Annae festum geniale Perennae etc.
Vergl. Symbolik 1I. Th. p. 974.
41) Palmen sind den Indiern Symbole des Phallus. — Be.
kanntlich hatten die Athener im März auch ihre Phallus.
processionen (reg/Qaddua , QaMaryoryía).
J
607
von einer alten Frühlings- Natur- und Liebesgüttin 42),
der Ostar (Astarte) , deren Fest in dieser Zeit vor der
Annahme des Christenthums von unseren Vátern gehal-
ten wurde.
Der April ist der Venus geheiligt. Auf den Ehe-
herrn Mars folgt seine Gattin. In ibrem Monate wurden
dann vorzüglich die Frühlingsfeste fortgesetzt, die im
März ihren Anfang genommen hatten. In Athen war in
diesem Monate cit'e grofse Lustration und das Frühlings-
fest Thargelia, spiter die Mysterien der Demeter und
die Eleusinien ; in Rom das Fest der Magna Mater, die
Mysterienfeier der Ceres (mit den ludis Cerealibus ver-
bunden) und die Palilien. Bei diesem letzteren Feste,
an welchem auch zugleich der Stiftungstag Roms war,
hatte man unter vielen andern Gebräuchen , die sich auf
das Hirtenleben bezogen, auch die Gewohnheit, auf
einer Vyiese aus Stoppeln und Stroh ein Feuer zu ma-
chen, und nach der Reihe darüber su springen 4), wie
bei uns am Johannistage. Die Sitte findet sich auch sonst
noch bei mehreren Völkern.
Am wichtigsten waren in Rom die vom 28. April
bis zum 3. Mai dauernden Floralien, das eigentliche
42) Bed a Venerabil. de ratione temporum cap. XIII. T. II.
pag. 68 ed. Colon. Diese Ableitung des Wortes Ostern
von Ostar, Eostar ist ohne Zweifel allen anderen, gros«
sentheils gezwungenen und unhistorischen Ableitungsver-
suchen vorzuziehen. Man findet diese Versuche , so wie
andere hierher gehórige Nachweisungen , bei A ugusti
in den Denkwürdigkeiten aus der christlichen Archiáologie
II. Bd. p. 221 ff.
13) Ovid. Fastor. IV. 731.
Moxque per ardentes stipulae crepidantis acervos
Trajicias céleri strenua membra pede.
Bi
608
Blüthen- und Frühlingsfest 4), Das waren die Frühlings.
Saturnalien, noch ausgelassener gefeiert als die Luper.
calien. Denn nun ergriff nicht blos Einzelne ‚sondern
die ganze Römische Plebs eine tolle Freude. Man be.
lrünzte alle Háuser mit Blumen, warf sich auf den
Strafsen mit Rosen, scherzte sich mit jedem, dem man
begegnete ; es wurden mimische Tänze aufgeführt, hei
denen es zuletzt nicht am züchtigsten herging u. s. w. —
Hier haben wir (obgleich die Floralier in eine spätere
Jahreszeit fallen) wieder eine Veranlässung des Bümi.
schen Carneval und so mancher überlustigen Volksfeste
der christlichen Welt,
Im Mai finden wir bei den Römern mehrere Feste,
die sich auf den Kreis der Dämonologie, auf abgeschie.
dene Geister beziehen, das Fest der Laren und der Le.
muren 5), Damit hängen das Fest des Summanus (am
20. Juni), die Compitalien und Larentalien (im Decem.
ber) zusammen. Es sind Todtenfeste, Dümonenfeste,
Tage, an denen es nicht geheuer ist, denn die Unter.
welt steht offen (mundus patet, Ditis janua patet). —
Dieses geisterhafte VVesen im Mai hat sich im Voll.
glauben bis’ auf unsere Tage erhalten, im Glauben an
die Blockshergvetsammlung in der ersten Mainacht 4). —
m
44) Ovid, Fastor. V. 183 sqq.
Mater, ades, florum, ludis celebranda jocosis.
45) Die Lemurien waren eine dreinächtige Feier, tri.
noctium , am 9. 11. und 13. Mai. — Ovid. Fastor. V. 424,
" Ritus erit veteris nocfurna Lemuria sacri etc.
Vergl. Symbolik II. Th. p. 868.
46) Vielleicht gab auch eine andere Römische Festfeier Vers
anlassung zur Blocksbergssage, wenn diese nicht etwa
selbst so alt oder älter ist, als jene Rómischen Feste.
Nämlich am ersten Mai, also bei den Floralien , wurde
ein mystisches Fest bei Nacht von den Römischen Frauen
009
Aufserdem finden wir, wie sich dies erwarten läfst, noch
bei mehreren Völkern , namentlich bei den Indiern und
Persern, Natur- und Frühlingsfeste, die wir aber, da
sie zu ‚christlichen Festen nicht in näherer Beziehung
stehen, übergehen können (vergl. die erwähnte Recen-
sion pag. 153.).
Im Junius feierten die Romer das Fest der Vesta,
der personificirten reinen Feuerkraft im physischen und
ethischen Sinne. Ovidius sagt (Fastor. VI. 291.): Nec
tu aliud Vestam, quam vivam intellige flammam. Es war
ein l'est des heiligen Feuers. Die Perser hatten in diesem
Monate das Fest der VVasser- und Feuertaufe. Die christ-
liche Welt begeht den Geburtstag Johannis des Täufers
(am 24. Junius) , bei welchem sich unter dem'Volkeim Jo-
hannisfeuer Spuren uralter Sitten von jenen Feuer-
festen her erhalten haben. Beider Verlegung desJohannis-
tags auf den 24. Juni nahm man offenbar Rücksicht auf
das Weihnachtsfest, Es lagen hier astronomische Bezie-
hungenzum Grunde. Es warén die beiden Solstitien: der
Geburtstag Jesu das VVintersolstitium, der des Johannes
das Sommersolstitium. Da ging die Sonne (des: alten
Bundes, dessen letzter Held gleichsam Johannes ist )
hinab, dort stieg die Sonne (des neuen Bundes in Jesu)
aufwärts, In Beziehung darauf sagt der grofse Augustinus
sehr treffend (Sermo XII. in natal. Dom.) : In nativitate
Christi dies crescit, in Johannis nativitate decrescit, Pro-
fectum plane facit dies, quum mundi Salvator oritur; de-
fectum patitur , quum ultimus prophetarum generatur.
In den folgenden Monaten finde ich keine bedeuten-
den Vergleichungspuncte zwischen christlichen und heid-
nischen Festen.
begangen, wobei kein Mann gegenwirüg seyn durfte, Sie
erlaubten sich dabei den Genufs des Weines , den sie lac
nannten,
TV. Pe
39
*
Dafs der Herbst überall seine Herbstfeste hatte,
versteht sich von selbst. Er hatte aber neben seiner
Frühlichkeit auch Trauer- und 'Todtenfeste. Die Magier
begingen zu Ende Octobers ihre Todtenfeier, indem sie
den Seelen der abgeschiedenen Helden Speise aussetz.
ten 47), In Aegypten trauerte man zu Anfang des No.
vember um den getódteten Osiris, In Rom feierte man
gegen Ende des December die Compitalien 48), Die Na.
tur forderte zu Trauerfesten auf, und mit Recht ist das
allgemeine Todtenfest in der katholischen Kirche Aller
Seelen in diese Zeit (auf den 2. Nov.) verlegt.
Nach der Mitte Decembers (am 17.) begann in
Rom wieder eine Carnevalszeit , die Saturnalien. Da
war denn nichts als Lust und Freude in Rom, Die Stände
waren aufgehoben. Die Hnechte wurden wie Freie be.
handelt 2), Hüstliche Mahlzeiten waren bereitet, bei
denen sie:won ihren Herren bedient wurden. Freunde
gaben sich Geschenke, besonders den Kindern (unsere
Weihnachtsgeschenke). Jas war also ein Fest der Freu-
de, der Befreiung von allen Fesseln und Schranken,
welche Sitte und Ordnung in der menschlichen Gesell.
schaft gegeben hatte. Aehnliche Feste finden wir auch
in Griechenland 5) und bei mehreren Vólhern der alten
Welt, namentlich bei den Persern.
47) Hyde Histor. relig. veter. Persar. p. 247.
48) Siehe über die Compitalien Symbolik II. Th. pag. 960 ff,
Das eigentliche Allerseelenfest der Rómer ist eher in den
Februar zu setzen; s. ebendas. p. 867.
49) Verwandte Gebräuche hatten auch die Rómischen C o m.
pitalien, die sich dadurch auch als ein Freiheitsfest
characterisiren. Vergl. Symbolik II. Th. p. 862.
50) Ein solches Fest, wobei die Herren ihre Sclaven bediens
den, wurde z. B. in Trôzene (im Februar) gefeiert;
Athenaeus XIV. 17. | Etwas Aehnliches fand bei den Bas
310
1
Am Schlusse des Jahres (am 25. Dec.) feierte man
das Geburtsfest des Mithras (Dies natalis Solis in-
victi). Die Sonne, der unbesiegliche Kampfheld, wird
neu geboren. Nicht ohne Absicht sollen, nach dem Da-
fürhalten gelehrter und geistreicher Männer, die Väter
der Kirche auf diesen Tag die Geburtsfeier Jesu, der
neuen geistigen Sonne der Gerechtigkeit, verlegt haben,
So hätten wir für den 25. December die Analogie mit dem
Geburtstage des Mithras, für den 6. Januar (das Epipha-
nienfest) die Uebereinstimmung mit der Epiphanie des
Osiris, also mit zwei Sonnenfesten 5!).
9. 5.
Schlufswort. Ergebnisse aus dem Vorher-
gehenden.
Diese Andeutungen können für unseren jetzigen
Zweck genügen. Es ergiébt sich für uns daraus Folgen-
des, Die Feste aller Religionen , die doch zuletzt immer,
auch wenn sie nachher metaphysisch ausgebildet wurden,
eine physische Grundlage hatten, waren Natur- und Son-
nenfeste. Es war das Verhältnifs der Sonnenkraft als
des erzeugenden Princips zur Natur als dem empfangene
den, welches vornehmlich verhetrlicht wurde. Saat-
bylonischen Saceen statt; Athenaeus in derselben Stelle.
— Im December hatten die Perser ebenfalls ein solches
Festder Gleichheit, wobei der König vom Throne
stieg, sich in die Reihen seiner Unterthanen mischte ,
und sagte: „ich bin wie einer unter euch“, Hyde de
relig. vet. Pers. p. 222. v. Ham mer in der angef, Re-
cension p. 160.
51» Das hierher Gehórige findet man beisammen in den Dis-
sertationen von Jablonski de origine festi nativitatis
Christi, besonders in der zweiten. Man vergleiche aus-
serdem das jm I. Th. der Symbolik p. 763. Bemerkte,
21i
Diz
und Aerntezeit, Tag- und Nachtgleichen, Sommer - und
Wintersolstitien, das sind die grofsen Festepochen der
alten Welt. . So folgt also, wie oben bemerkt, schon
aus der Uebereinstimmung des christlichen Festcyclus
mit dem natürlichen Jahreshreise, daís sich auch in vie.
len Punkten cine Uebereinstimmung mit den heidnischen
Festen finden müsse, eben weil diese die Hauptepochen
des Naturlebens feiern.
Nun kann man sagen: diese Uebereinstimmung des
christlichen Festjahres mit der Naturentwickelung und
mit den heidnischen F'estcyclen ist blos zufällig. Diehóch-
sten Festtage, z. B. Ostern und Pfingsten, sind ja ganz
fest durch historisch beglaubigte Ereignisse bestimmt;
auf deren Anordnung also honnte heidnische Symbolik
und dergl. durchaus keinen Einflufs haben. Allein hier-
bei ist doch zweierlei zu bemerken, Zuerst dürfen wir
nicht vergessen , dafs gerade Ostern und Pfingsten jüdi«
sche Feste zur historischen Grundlage haben (ihrer in-
neren Verschiedenheit von denselben unbeschadet), und
dafs diese jüdischen Feste, neben ihrer politisch. reli-
giósen Bedeutung, auch Naturfeste waren, d. h. dafs
sie, ohne das Naturleben als ein góttliches zu verehren,
dasselbe doch in :einen jedesmaligen Erscheinungen auf
die Gottheit bezogen. — Sodann aber ist es eben so
wahr, dafs andere wichtige und bedeutsame Feste, z.B.
der ganze Weihnachtscyclus , durchaus keine feste histo-
rische oder traditionelle Grundlage haben. Auf dieselbe
Weise verhält es. sich mit den Marien - und Aposteltagen,
mit dem Geburtstage Johannes des Täufers, Aller Seelen
und Aller Heiligen und anderen Festen.
Auf jeden Fall dürften wir annehmen, dafs hier die
Kirche oder vielmehr ihre Vorsteher auf die besonders
gefeierten Tage der Heiden und ihre Bedeutung wenigstens
polemische Rücksicht genommen haben. Man wollte
nümlich den heidnischen Festen solche christliche entgegen
613
setzen, die das, was die heidnischen Feste feierten, noch
auf eine lióhere geistige Weise mit tieferer Bedeutsam-
keit in christlichen Ideen und Geschichten verberrlichen
sollten. Man verlegte diese neuen Feste gerade anf die
alten Tage, um das Volk desto gewisser von der Theil-
nahme am heidnischen Cultus abzuhalten, — Es war doch
auch ohne Zweifel in den Gem üthern Vieler, die Christen
geworden waren, immer noch einige Anbinglichkeit an
väterliche Heligionssitten und symbolische Gebräuche
übrig geblieben. Man wechselt Glauben und Cultus nicht
wie ein Kleid. Alte Religionen lassen sich, wie tausend-
Jährige Eichen, nicht so mit Stumpf und Sticl ausrotten.
Vieles von alten religiósen Sitten, was nicht unmittelbar
zum Wesen der Religion selbst gehörte, konnte man auch
für unschuldig halten ; Vieles wurde von abergläubigen
oder listigen Priestern selbst beibehalten oder in Aufnah-
me gebracht. So gingen eine Menge heidnischer Gebräu-
che, besonders Festgebrüuche, in den christlichen Cultus.
über, und erhielten sich in der Liebe des Volkes zum
Väterlichen und Hergebrachten.
Manches wurde ja auch dadurch, dafs man ihm eine
höhere christliche Bedentung unterlegte, scines histori-
schen Zusammenhangs mit dem Heidenthum ungeachtet,
etwas völlig Christliches. Heidnische Sitten und Gebräu-
che wurden dadurch in christliche gleichsam übersetzt.
Die christliche Kirche kann sich in dieser Beziehung von
der grofsen; zusammenhängenden religiösen Entwiche-
lung der Menschheit nicht ausschliefsen. |
Und warum — fragen wir ferner — warum hätten
weisere Väter, welche Veranlassung zur Anordnung christ-
licher Feste gaben, nicht auf die Entfaltung des Natur-
lebens Rücksicht nehmen sollen? Der Zusammenhang
mit der Natur konnte und sollte ja.durch das Christenthum
keineswegs ganz aufgehoben — die Bedeutung, weiche im
Naturlebenliegt, solltenur höher und geistiger aufgefafst
614
werden. Und warum soll das nicht auch wirklich in einem
kirchlichen Feste klar ausgesprochen werden , wasgerade
zu; einer bestimmten Zeit die Natur mit mächtiger Stimme
zum Menschen spricht. Der christliche Festredner ist
dann der bewufste Dolmetscher der Natur, wie es grofse
Väter in manchen ihrer trefflichsten Beden waren. Ge.
rade das ist ja das wirhsamste Mittel, dem Menschen, der
Éit seinem üufseren Leben doch immer in die Natur ein.
gewurzelt bleibt, auch das geistige Leben recht nahe
xu bringen.
. Im Ganzen ist es gewifs nicht zu verhennen , dafs sich
nicht blos die hohen jüdischen Feste, sondern auch die
Naturfeier und viele Theile heidnischer Jahresfeier im
christlichen Festcyclus wieder finden. Mag hierin auch
Manches der Zufall gebildet haben, wie wir es oft nennen,
so hat dieser Zufall einen hóheren Sinn gehabt, als die
Menschen. Denn ohne Zweifel ist es ein schöner Gedanke,
wenn wir die Natur mit ihren Religionen und Festen so
wie das Judenthum mit seinen Anordnungen im Christen-
thum aufgehoben‘, aber auch darin aufgenommen sehen
in einem höheren Geiste. Das, was die Natur dumpf aus-
spricht oder nur ahnen läfst, was die Naturreligionen in
Symbole des physischen Wirkens eingehüllt mittheilen,
was die Religion des Gesetzes in ihren politisch-religiösen
Festen nur andeutet, das stellt die christliche Kirche in
einem ähnlichen Festkreise als Verklärung des höchsten
sittlichen Lebens in der Geschichte eines göttlichen Men.
schen dar.
Vollständiges
Namen - und Sach - Register
zu allen vier Theilen,
Die Römische Zahl weiset auf den Band, die kleine‘ Ziffer
auf die Seitenzahl.
A.
Abaris, ein Hyperboreer II. 142ff. ob ein Druide? II,
153 f. Pfeilfahrer u. s. w. Idee II. 143 ff.
'ABéAvog II. 167.
Abobas, Name des Adonis Il. 96 f.
Abraham IV. 350.
A braxas I. 295 f.
Abudad IL 129. I. 746. hat in der Kosmologie höhere
Bedeutung I. 746 f. 750 ff.
À bydus, Dienst I. 280. Todtenstadt I. 266. 412 f. 28of.
Acesia, Acesius II. 396. 413.
Achelous hat mehrere Gestalten IV. 139. Zwischen A.
und Hebon ist kein Unterschied IV. 138 f. Urflufs II.
475. 1V. 15», Grundbegriffe IV. 155 ff. Nährflufs IV.
156. vergl. II. 567 f. not.
Acheron und der Acherusische See IV. 152 f. 158 f.
Achilles Il. 567 f.
Achmin, Stadt Il. 391.
Acilier II. 414.
Ackerbau in‘Persien I. 714 ff, hat seine Personifica-
tionen II. 377 ff.
Actor und die Actoriden II. 387 ff.
Adagous Il. 4.
Adler, Bedeutung und Symbol I. 753. 1I. 537. 942. III.
41 f. in Mithra's Religion I. 756.
Admeta II. 552.
Adonis, allgemeiner Name II. 87. 95. Ursprung II. 95.
Adonisfabel, verschieden gewendet II. 97. Mittelpunkt
des Adonismythus wird von den Alten bezeichnet II.
104. A. ist mit Osiris identisch Il. 95. 105. 107. die ge-
618
reifte Saat und Sonnenincarnation II. 105 f. besonders
verehrt zu Byblus 1I. 22. 99 f. Mannweib II. 106. Aq
Vermählung mit Aphrodite II. 97. 101. 105. Sein Laco.
nischer Name IT. 96. A. in mystischer Ansicht II. 10».
als Demiurg II. 108. A. und Aphrodite, Mythus II. 97 ff
Adonien II. 93 ff. ihre Ueppigkeit IL. 111. Adonische
Festgesánge II. 108 ff. Adonidia II. 100. Grandgedanke
der Adonisfeier II. 105. Verschiedenheit der Feier der
Adonien II. 100 f. Adonien sind den Griechen entgegen
II. 110. finden in ganz Griechenland Anhänger ll. 93,
Trauer und Freudenfest IL 94. Adonien haben zwei
Theile II. 99 ff. Adonien kommen über Cypern nach dem
Peloponnes II. 96. Adonisgürten II. 102 ff.
Ádonis, Name eines Flusses II. 109.
A drastea II. 5o1 f. HI. 305. 307.
Adrastus IL 785.
‘Adpedg, Genius der Ceres IV. 308.
À edessa wird Aegae genannt I. 116. III. 265.
Aedilen zu Rom IV. 478 f.
A edo, Sage I. 136.
Aeetes IV. 21 ff.
Aegialeus IV. 24.
Aegide IT. 262.
Aegipan, Verhiltnifs zum Pan III. 238 ff. steht Zeus
gegen Typhon bei III. 233.
Aegis, des Zeus und der Pallas IL 641 f. 1V. 424 f. Be-
deutung IV. 424.
Aegypten, Name I. 475. Vaterland der wichtigsten
Griechischen Götter und Religionsgebräuche II, 288 ff.
IL. 282. Quellen seines Cultus I. 240. Landeskunde noth-
wendig zum Verstehen seiner Religion I. 258 f. hingt
mit Indien zusammen I. 615 ff. Ursprung 1. 615. Ae-
gyptisches Jahr LI. 267. Kalender I. 267 f. 391. Könige,
ihr Leben, Vorbild u. s. w. I. 303 f. heifsen Priester
1.3o4. und empfangen Weihen I. 304 f. ihr Name I.
303. 305. Wesen der Aegyptischen Religion I. 254 ff,
Bestandtheile derselben I. 257. Gedoppelte Ansicht der
Aegyptischen Religion , die idealistische und materiali-
stische I. 382 ff. Begründung der idealistischen höheren
Ansicht I. 386. Geist der Aegyptischen Mythik I. 541.
Fortpflanzung der Aegyptischen Religion nach Vo. der-
619
und Mittelasien IT. 3 ff. Götter haben zuerst über Ae-
gypten geherrscht IV. 244. Gótterordnungen I. 292.
390. 392 ff. 517 ff. 531. Bildliche Darstellungen der Ae-
gyptischen Volksgottheiten I. 307 f. Todtenbestattung
der Aegyptier I. 404 ff. Astronomie der Aegyptier I.
433. 434. Cyclen derselben I. 435. Aegyptisches Gätter-
system I. 5175 ff. Wesen desselben 1. 518. Aegyptens
drei Wächter und Horte I. 522 ff. 526. Planeten I, 391.
Planetengótter, bildlich dargestellt I. 397. Arzneikunde
der Aegyptier L 395 f. Ihre Lehre von der Welt u.s. w.
I. 389 ff. Volkscharakter I. 415. Habitus der Aegyptier
I. 252. Licht- und Sonnenwesen in der Relig. derselben
II. 155. Priesterschaft, Lebensart und Classen L 245 ff.
Entstehung und Ausbildung des Aegyptischen Nationala
dienstes I. 254 f. ist Hauptquelle fiir die geordnete Dä-
monologie der Griechen II. 60 ff. stimmt mit Vorder -
und Mittelasiatischen Religionen überein IL. 3 ff. Thier-
kreis 1.433. Todesansicht I.415. Volksglaube hatetwas
Menschliches III, 137. 1. 295 ff. Aegyptiaca, Schrift-
steller I. 219. Aegypten denkt sich seine Götter auch
als ärztliche Wesen II. 393. Vaterland heilsamer Würze
11 937. kennt Heroen und Dämonen IIL 59 ff. Vaters
land Orphischer Lehren III.307. Kriegercaste IV. 299.
Aehre IL 201.
Aebrenknranz der Ceres 1V. no,
Aeneas ordnet Todtendienst an 1I. 868. 1V. 378.
Aenos (aivoc, aivóc, oi»vyua , aivicocaSo) I. 74 f. De-
finition nach Herder L 81. Begriff 1. 78. dessen Ge-
schichte L 78 f. ist den Ebräern nicht unbekannt I. 79.
worauf Acnos beruht I. 79. es unterscheidet sich vom
Symbol I. 81. und vom Mythus I. 94. ist in Indien zu
Hause I. 560. der Perser 1, 681 f. in Griechenland Il.
448. -
Aeon kommt in allen Kosmogonien des Alterthums vor
111. 294. Indische L. 601.
Aepfel, erotische Bedeutung III. 495. 503. II. 220 f.
Aerzte, begeisterte Seher und Todtenbeschwórer Il.
409. IV. 105.
Àesar lI. 845.
Aeschylus, heifst ein Pythagoreer IV. 517 £. weicht
von der gemeinen Fabel ab 11. 169. IV. 11. 515. soll in
seinen Tragidien die Mysterien verrathen haben ll.
169. IY. 517.
bn
Aesculapius, s, Asklepios; Esmun.
Aesopus IL. 682.
Aether, Princip der dritten Orphischen Hosmogonie
II. 292. 301.
Aethiopien, ein Stammland der Aegyptischen uni
Griechischen Religionen II 738. 743. IIL. 508, IV. 141,
245 f. 377 ff. im Bacchusmythus II. 136 f. Aethiopi.
scher Sonnentisch IV. 376.
Affendämonen IL 611. ll, 224 ff.
Affendienst I. 308. 374. 426. 608 fT. IT. 227.
Affeneilande ll. 226 ff.
Ágathodümon l. 291. 505. 522 ff. 528. 11. 393. erste
Lehrerin der Asklepiaden 1l. 410. der Orphiker 1ll. 310.
Agdistis ll. 38. 48.
Agdus ll. 49.
&yé£XNoxocroc lV. 464.
Aglauros ll. 729 ff.
Aglibes ll. 88.
Agno ll. 470 f.
&yvoc lV. 453.
Agrius lV. 372 f.
&yvotar ll. 44.
Ahriman, Verhältnifs zu Ormuzd L 693. 695 f. 705 £
707. 741. Ahrimansschlange 1. 724. 767.
Aidoneus IV. 166 f.
Aidos ll. 426.
Aiyvxópsuc lll. 53.
Ajhudja 1. 599.
Aine ll. 24.
aiviypo l 79.
aivizrai l. 14.
œidkæ ll. 189. heifst bei den Pythagoreern die Natur
und die Vierzahl 1V. 538.
œiakoc, Bedeutung in den Mysterien lll. 455,
a vovoy ll. 196.
Akademiker, haben eine Dämonologie II 64. 68 £.
Y-
al
621
'AÀxoaxaAAiíg IV. 259. 111 550.
Akeruniamen ll. 964.
‘Axpator Seoi II. 597.
Ahratopotos lll. 216 f.
Akratos lll. 216 ff. Kopf lll. 221 f.
Alaea ll. 779. 781.
Albordi l. 693. 774 f.
Albunea ll. 975. IV. 27.
Alesus ll. 958. .
Alexanders Züge öffnen den Orient 1. 202.
Alexandria, Weltcolonie l. 203. schon in früher Zeit
sucht man dort aufs Bedeutsame hinzuarbeiten 1. 206.
Alexandriner bringen in die Dámonologie noch mehr
Orientalisches 111. 69 f.
Alexanor ll. 403.
'ANs$&ixaxog, Beiname des Heralles ll. 255,
'AXA $9 v6, Amme des Apollo ll. 161.
Alilat, Alitta 1. 733. 729. ll. 5. 123.
Alkmene, eine Heroine 1ll. 56 f.
Allegorie l. 69. Unterschied vom Symbol l. 7o. be-
greift den Mythus unter sich 1. 7o f. Allegorie doppel-
ter Absicht l. 111. A. auf Münzen, Bedeutung l. 114 f.
Jede A. mufs in der Kunst für sich selbst sprechen 1.
194. nimmt bei den Deutschen eine mehr ethische Rich-
tung 1. 227. welche unter den Neueren darüber geschrie-
ben, und ihr Werth 1. 229. Allegorische Anspielungen
auf Namen stehen zu unterst 1. 113. A. Anspielungen
sind in der Kunst verwerflich 1. 113. *Bildliche A. dehnt
sich über das Gebiet ältester Sprache aus 1. 115 f. Quel-
len der Ableitung bildlicher Allegorie 1. 115 f.
Avda IV. 308 f. 444.
Aloeus und die Aloiden ll. 385 ff.
Aipha, heifst Osiris uud der Ochsenkopf Il. 99. Name
des Ebers, der den Adonis tódtet 1l. 99.
Altar, ältester ll. 137. -
Alterthum ist reich an Werken, die ohne Allegorie.
zwei Symbole verbinden l. 110.. Debt bildlichen Aus-
druck 1. 116.
622
A malthea, Sibylle ll. 949. 950. Ziege 1V. 494. 425,
Amanus IL 3o f. 164.
Amazonen Stifterinnen des Heiligthums zu Ephesus ll
114. erbauen mehrere Stádte ll, 115. weihen der Ephe.
sierin das erste Bild 1l. 116. Amazonenmythus IL. 116,
Erster poetischer Hauptsitz IL. 172. Woher kommen
sie? IL. 172. Benennung ll. 172. Libysche Amazonen
ll. 652 £ Bedeutung des ganzen Mythus von
den Amazonen ll. 172. 601 f.
Ambo ll. 168... -
&uBpotoc, &uBpocia Il. 462 f.
Amenophis L 452. 453.
Amenthes L 417.
Amethyst lll. 228.
Ammen des Zeus ll. 5o1 ff, der Juno Il, 577 f.
Amor und Psyche lll. 453. Mythus lll. 566 ff. in Bild.
werken lll. 571. Deutung lll. 571 ff. besonders 573 ff.
ist eine Persische Weihe Ill. 578 f. Inhalt der Myste.
rien lll. 574. beziehen sich auf die Ehe 111. 574 f. ha.
ben im Orient ihren Ursprung lll. 576 ff.
Ampelus lll. 417. 229 f.
Amphitrite 1. 606 f.
Amshaspands l. 7o2 f. 720.
Amun L 290. 293. 507. 526. 1l. 804 f. 291.
Amymone lL 475 f. 479.
Anabis L 524.
Anagogia Il. 616. Ill. 519.
Anahid ll. 95, 1Y, 201.
Ánaia ll. 24.
Anaitis, Name ll. 24f. ist Venus in Armenien ll. 24.
IV. 300 £. wollüstiger Cult 1l. 26. hüngt mit der Persi-
schen Naturgüttin zusammen ll. 27. verehrt im Ponti-
schen Zela i 3o. in Comana ll. 27 f.
avaxerov 11. 340.
Anakes, wer? ll. 333. 336 ff. 470. 499.
&váxcvópov lV. 334 ff.
Anandatus ll. 3o f. 164.
Ananke lll 305. 307.
fac,
&vadQaivtuy I. 12.
Ancaria ll. 958.
Ancilien IL. 985 f.
Androgeus IV. 107 f.
Androgyn in Phrygien IL 52 ff. und sonst ll. 106 f.
108. 175.
Androgynischer Genius, spielt in den Liberalien
eine ständige Rolle ll. 108.
Anius, Apollo’s Priester und Sohn IV. 378 ff. 305 f.
Anker, Bedeutung I, 125.
Anna Perenna ll. 277. 972 ff. 111. 273.
Annulus I. 32.
Anschaulichkeit des Denk@s und Dichtens ist noth-
wendige Ausdrucksart des Alterthums 1. 54.
Antäus-1. 326 ff. Name L. 333. Deutung 1. 331 ff. 336 ff.
besonders 340. —
Anteros ll. 617. 11. 564 ff.
Anthesterien lll. 319 ff.
Anthracia ll. 470 f.
Anthusa, Name von Rom IL 1002 ff.
Antipater schreibt über die Superstition I. 215.
Antiphera IV. 3o.
Antiphonen lll. 329. IV. 5o».
Anubis L 960 f. 364. 524. IV. 944." weissagender Gott
ibid. Anubis Hermes- Cynocephalus I. 374.
Anxur ll. 972.
Anytus, Pflegevater der Despüna IV. 75.
Ao, Name des Adonis ll. 96. 1. 459. Aoische ‘Gätter I.
459. Aos Name von Bergen und Fliissen 1. 459. 467 f.
AsapaxaAóscrosl 22 f. |
Apaturien lll. 505 ff. 519. dem Bacchus gewidmet lll.
505 f. 507. Trugfest lll. 507. hängen mit den Mysterien
zusammen 1ll. 510. hängen mit einem alten ländlichen
Festspiele zusammen lil. 507 f.
Asacvoópioc, wer so benannt wird lll. 529 ff.
Aphrodite ll. 190. Sitze 1l. 613 f£. Kunstvorstellungen
ll. 613. 616. lll. Bao. Feste 1l. 616. lll. 519 f. hosmogo-
Ja
624
gonische Potenz 1l. 320. 328. 1ll. 523. bezeichnet die
obere Hemispháre ll. 104. álteste der Parcen lll. 433,
522. Beschützerin der Hàfen, e$xAow ll. 182. 604,
Gattin des Hephästos und Ares Il. 330. Ursprung und
Geburt und Eltern 11. 613 f. Genealogie ll. 613. Bei.
namen der Aphrodite ll. 614 f. Aphr. der Philosophen
ll. 617. Gefolge ll. 617. in Verbindung mit Dionysus lll,
519. identisch mit Persephone lll. 518. 594. VVeberin lll,
433. 521 f. 525. rianÿopos I. 781. 798. Bildererklär. 37f,
äxatodpos lll. 522. bewaffnete ll. 29 f. kriegerische 1l,
775. Aphahitis ll. 28 £. epitymbia 1l. 100. oóveipa Il,
749. &xoovpoQia l. 745. éxwvoayia Ml. 537. IV. an,
Priapina ill. 537. xpdE(s IH. 563. Pontia und Limenia
IV. 37. AiBvvivo 1V. 162. des Bacchus Mutter end Ehe.
frau lll. 375. 519. in Sicilien ausgezeichnet verehrt IV,
183 f. lll. 519. Dienst der A, hommt von Ascalon nach
Cypern und Cythere 1l. 75. 84 f. Persische Aphrodite
l. 734. Vergl. Venus.
Aphroditos ll. 4. 10. 34 ff.
A pis, Biene IV. 369.
Apis l. 402. 613. Bild von Osiris Seele 1. 266. Symbol
des Stierzeichens 1. 485.
A pisperiode l. 437.
'A«xóBaS uo: 1l. 204.
AnddecErc l. 28.
Apollo, Wurzel dieses VVortes 1l. 164. 167. Grundidee
der A. Religion ll, 163 f. ist ursprünglich rei-
ner Sonnendienst ll. 139 ff. 163 ff. kommtaus dem
Hyperhoreerlande ll. 117. Apollo's ältester Dienst Il.
137 f. Amycläischer Il. 140. Assyrischer ll. 140. Leier
und Bogen !l. 141 ff. Prophete des Zeus ll. 150. 163 ff,
streitet mit Juppiter ll. 15». Streit und Versöhnung
mit Herakles ll. 221. A.istdieSonne Il. 155 f. 162. 259,
Bildliche Darstellungen 11. 201. A, &606 1. 459. Sohn der
Athene 1l. 653 f. 738. 295. A*»ioclM. 132. 153. in Lycien
als Sonne ll. 140. als Schütze ll. 140. 141. 149 f. Apol-
lofest Il. 141. A. Avxnyevic 1. 1392. 134. 135. éBOonagyi-
ras oder éfdouayévns, Exraunriaios ll. 144. lll. 248,
yaka£roc 11. 160. vouros Ii. 213. «ovgovoódos Il. 163 f.
&ypedvs IV. 374. *œuaios ll. 163 £. Epicomaeus Il. 507.
Paeon ll. 398. Svpaïoc, &yviedç M. 882. éxéorog ll. 41°,
épuDiBroc 1V. 138. mevpooc 1. 156 f. 158. 654. 660. de-
any eens M. 660. Sein Verhältnifs zum Aesculap ll. 159 f.
625
392. 532 £. zur Athene ll. #68 f, Seine Religion ist die
ältere in Griechenland lll. 168. Asiatisch - Hellenischer
A: steht mit Horus im Verhältnifs ll. 155 ff. Ismeniz
scher 1l 159. 163. Attischer und Bóotischer 1l. 160 f,
A. als Seher Îl. 164 f. Apollodienst, woher er stammt
ll. 164. lll. 152. Gott der Arzneikhunde 11. 165. Lichtgott
ll. 192 ff. Gott der Musik ll 197 ff. S00. verschieden
von Helios im óffentlichen poetischen Mythus 1l. 165 f.
setzt zu Delphi seinen Dienst ein 1. 15. Dionysischer
|l. 166. giebt der Lyra néun Saiten lll. 226. hat mit
Hermes und den Musen gemeinschaftlichen Dienst 111.
267. Musaget 111. 267. 278, ist die Einheit 111. 385. ge-
harnischter ll. 201. Sohn des Silenus lll. 218. vielleicht
auch im System der Dodonäer 1V. 160 f.
Apollodorus schreibt eine Schrift sepi 9cóv 1. 212,
Apollonius von Tyana, Mittelwesen lll. 87.
‘Axdhoyos 1. 58.
Apophis IV. 129 f,
àxoppnta IV. 501.
Apostel, ihre Ansicht von der Erscheinung Christi 1V:
570 ff. Apostelfest 1V. 591 f.
Apotheose, der Griechischen Religion eigen, der Ae:
gyptischen fremd l. 296. ll. 542 f. A. zu Rom geht vot
Etrurien aus Ill. 42. À. R&mischet Kaiser lll. 44 f.
À quilex, Aquaelicium Il. 943.
Aracline ll. 748.
Arbor intrat Il. 38.
Arcadien, seine Naturgeschichte (nach Aristoteles )
und Schlüsse daraus anf seine Religion ill. 260 ff. hat
Musendienst lll. 2974 f.
Arcadier; mpootAnvor 1V. Bo. feiérn zu Megalopolis
Mysterien der grofsen Góttinnen 1V. 89.
Ares, hosmogonische Potenz ll. 320 ff. 61e. 980 f. 990,
des Bacchus Vater 1V. 66. im Adonismythus Il: 105. 106.
Geburt ll. 492. Ares Frau Aphrodite Il. 330 f. Name
und Vaterland ll: o. A. évvóAiog ll. 610, 9iuispuog
und diéovog 11. 610. u. s. w. Epitheta des Ares ll. 611;
Gefolge ll. 612. Hunstvorstellungen ll. 619 f.
Apximoopitng lL 247:
Architectur, hieroglyphische, der Aegyptier giebt zu
vielen Griechischen Sagen Anlafs 1. 85. der Alten und
IV.
40
626
Neueren allegorisirt l. 124. Gothische liebt symboli.
schen Ausdruck l. 124. À. der Aegyptier |. 577 ff. der
Indier l. 568. verwandt mit der Aegyptischen 1. 615,
"Aogxov Bacoikese L adi. il. 523. 1V. 401.
'Apyádeig il. 53 f.
Arganthonius lll. 16.
Arge Il. 117.
Argolis, ein Hauptsitz alter Griechenreligion. — Ar.
givische Colonie Îl. 284. IV. 36 ff. Arg. Todten.
dienst IV. 36 ff. hat den Dienst der Damia und Auxesia
1V. 45. Argol. Lichtdienst 1l. 743. Bildererklär. p. 37 ff.
Argos, Trockenheit 1V. 41i f.
Argos, Dienst einer orientalischen Naturgéttin in Ar.
gos lll. g4. in den Mysterien doppelt betrachtet lll,
475. IV. 42. einer der ültesten Sitze der Mysterien lll.
462. Argos der Held soll VVeizenbau eingeführt haben
1V. 32. Aegyptischer Todtendienst zu A. 1V. 36. Argi.
vische Colonie Il. 284.
Ariadne, Minos und Pasiphaë's Tochter 1V. 104. Bild
der Unsterblichkeit IV. 116 f. ist sie Libera? lll.
575 ff. ist Proserpina - Venus IV. 117. zwei Ariadnen
IV. x*1%.
Aridela (Name der Ariadne) lV. 113. 117.
Arier l. 756.
Arion ll. 4o2. Arion, Ceres und Poseidons Geburt 1V.74
Aristäus- Juppiter lil. 353 f. 1V. 371. Erretter von
Ceos IV. 881 f.
A ristomachus IV. 372.
Aristoteles leugnet die persönliche Kxistenz des Or-
pheus lll. 140. nennt Sátze Bacchischer Mystevienlehre
uralt lll. 142. dem A. werden Theologamena beigelegt
] 212. seine merkwürdige Nachricht von dem ältesten
Sitze der Hellenen 1V. 152.
'Apgovoc IV. 450.
Arsaphes l. 295. Ill. 153.
Artaea l. 555 f.
Ártaei l. 735 f.
Artaxerxes Mnemon empfángt im Tempel der Mitra
religiôse Weihen 1. 731. 1l. 95. IV. 200 f. 207 f. er-
richtet der Anaitischen Aphrodite Tempel 1. 733 £
f
AocrspidóBAzcog Il. 171.
Artemis, Name l. 725 f. ll. 190. hommt aus dem Hy.
perboreerlande ll. 117. Zeus und Persepbone's Tochter
ll. 119. 1V. 11 £.. cavvponóxos ll. 128. 179. 1V. 198 f. 291.
646. oxovóuawa |]. 45. 168. xeiadeıyk il. 45. 168. Pria-
pina ll. 112. Orthia ll. 198. Avyodéoua Il. 555. Boritine
ll. 147. Brito, Britomartis ll. 150. lll. 165. Dictynna 1.
150 ff. 402. £AXodóvocll. 179. Aiuevivic, Awtvooxónoc ll.
182 f. 772. mepooia Il. 181. Pergaea 1l. 180 £. ztoAvópve
pos ll. 186. Pepéxapmoç I. 187. $ocQógoc M. 190. Ace
xeia M. 402. Tnhipayog 11. 543. Hegemone IV. 75. Aire
va, Avaiéevoc 1V. 172. côtetpu in Sicilien IV. 172.
Art, als Jägerin 1l. 149 f. 179 f£. als Jungfrau 1l. 150 f.
192. ist Lichtbringerin, Lichtgättin ll, 151. 188. 19o f.
zürnende Göttin, weiche monds:üchtig macht Il. 168 ff.
Darstellung 11. 179. Erstlingsgaben dargebracht von
Thracischen und Päonischen Frauen ll. 129. Lydische
Artemis von Bactrischen und Lydischen Mädchen ver-
ehrt 1l. 146 f. ob sie verschieden von Selene? il. 165 f.
Erklärung des Zusammenhangs der Ephesischen Göttin
mit andern ll. 186 f. Abstrahl des höheren Magismus
im Artemisdienste ll. 198 f. Artemisdienst in Scythica
Taurica weiset nordóstlichen VVeg 1l. 995. "l'ochter der
Demeter 1V. 11, 517. ll. 169. A. Leucophryne ll. 190 f.
IV. 27. mit Persephone Fins IV. 172. 187 ff, 291 f.
517 f. Pontische ll. 119. Persische 1. 755. il. 147. 1V.
200 f. stammt aus Persien ll. 190, 195. 1. 755.
AÁrtemisium ll, 115.
Arueris l. 295.
Arvalische Brüder 1l. 632. ihre Gesänge sind die-
selben mit den Salischen ll. 989.
Ascalabus lV. 467 f.
Ascalon, Dienst daselbst ll. 42 f.
Aschermittwoch 1V. 606.
Ascharah IV. 599 f.
Asien, einige Asiatische Heligionen haben ein dualisti
sches Princip ll. 4 ff. Religionen des oberen und mitt-
leren Asiens finden in Vorderasien früh Eingang 1l,
10 f. Volhsdienst des mittleren und vorderen Asiens
ll. 10. Fortpflanzung Asiatischer Heligionen 1l. 146.
Aufnahme der Asiatischen Götter in das Cretensische
Göttersystem 11. 148 ff. A. Völker verehren ein weib-
liches Naturprincip unter verschiedenen Namen 1; 729.
ue
Q^
628
ll. 7. 94. Asiaten verstecken die Schönheit in kostbare
Kleidungen 1. 138.
‘Acxvov H. 196.
Askiepios, einer der Cabiren 1l. 158 ff. 391. heil.
bringender Gott 11.592 ff. Hrug- und Zwerggott ll,
$94. 403 £ 406. Enabe ll. 895 1. 898. 408 f. 406. Ge-
nitenchor um ihn H. 408. wird vorzugsweise verherr.
licht 11. 406. Todtenerweckungen 1l. 409. mit A. Dienst
ist ein Haupttheil der Magie verbunden ll 410 f. A.
tritt in menschliche Geschichte ein ll. 412 f. schreibt
das Gesetz auf heilige Tafeln ll. 14. ist die gesunde Luft
ll. 159. Asklepios l'elesphoros II, 530. 1l. 405 ff. leitet
die Seelen IL 411. 111.531. Asklepios zu Carthago 1l.
255 f. Attribute IL 395 f. Bilder ll. 895. 390. 404 f.
406. Askl. ist tellurische Potenz ll. 394. ist Winter ll.
202. und füllt in so. fern mit Harpocrates zusammen
ll. 407. ist Gott des Schlafes ll. 409 f.. Urheber von
Glück und Reichthum ll. 4oo. 418 407. Heilgott ll. 406.
797. in hóberem Sinne ll. 408. stehtin Verbindung mit
Hermes ll. 7256. mit Athene Il. 740 ff. Verhültnifs zu
Apollo Il. 159. 599. 785 1f. ist Sohn des Pan und der
Athene IL. 729. A. Imathes ll, 7256 f. GrA6haoç 11, 543,
Asop o, Muse I. 472 f.
Asphodelus IV. 456 ff.
Assyrien, sein Umfang bei Herodotus, seine Religion
l. 783.
Assyrische Góttin heifstbei den Griechen Mond ll. 190.
Astaroth ll. 5o. 65. 270.
Astarte, besonders verehrt in Byblus ll. 29. 63. gi. ist
mit Átergatis und Derceto ursprünglich Eins ll. 65 f.
Abbildung und Attribute ll. 65 f. findet in Taurien Ein-
gang 1l. 95. Astarte mit dem Stierhaupte Il. 66. ist als
solche Mond 1l. 105. zu Carthago ll. 270 ff. identisch
mit Juno ll. 270. mit Isis 11. 273. Ueppigkeitihres Dien.
stes 1l. 271 f. Bildliche Darstellung ll. 272 f.
Asteria ll. 148. 139.
Aste rites lll. 255.
Asterium ll, 574 f.
Asterius H. 815.
Asterope ll. 250.
Asthara lL 791. IV, 253.
620
Atrabacus lll. 21 f. 196, 210 £.
Astronoé verleiht dem Esmun Unsterblichkeit 1L 158.
Astronomie, verbunden mit Natur- und Heilkunde
bei den Aegyptiern 1, 395 ff, verbunden mit Musik 1.
445 ff.
Aswatha, Baum l, 648.
Atergatis ll. 65 f. 76f. ist mit Derceto,und Astarte ur-
sprünglich gleich l1. 65 f. Abbildungen und Attribute
M. 65 ff. Fischweib Il. 67. Glüchsgóttin ll. 77. hat ei-
nen Sohn Ichthys 1l. 67. wird zu Bambyce. als Weib.
verehrt ll. 65.
Athela III. 504.
Athen, Saitische Colonie 1I, 156. 286. 676 f. Sitz des
Pelasgischen Cultus ll. 35o. Namen der vier Tribus
1l. 510, 658. I1I. 58. erkennt den Heralles zuerst als
Gott LIL. 56. Name Il. 654,655. Woher empfüngt Atben
Dionysusdienst? lII, 100. hat dreierlei Dionysien III.
319 ff. streitet mit Argos iiber das Alterthum LV. 32.
alt- Attische Hriegercaste IT. 654 f. 657 f. Athenische
Münzen 1l. 761, 755. Feste zu Athen If. 730.
Athene II. 640 ff. Schutzgôttin von Athen lI. 156. 654.
Name II. 676 f. 679 ff. 'A9zv& und 'ASxvain 1. 60o. f.
Tauropolos IV. 200 f, 240. 380. zu Pasargadà 11.55. IV.
200. 205 f. T. 791. Ath. mit Attributen von Mond und
Nacht ist Nike IV. 904 f. 206 f. ist der Mond ll. 717.
751. IV. 221 f. Athene's Heiligthum ist Geburtsstátte
und erste Wohnung von Góttersühnen 1V. 225. Ihr
Streit um Trózen Il. 775 f. im Gigantenkampfe 11. 784.
787. Idee der Athene überhaupt als höchster Gottheit
II. 800 f. A. der Theologen IT. 802. des Nationalglau-
bens IT. 808. ist Juppiters Kraft 1!. 805 f. beim Raube
der Proserpina IV. 184 f. Athenenbilder, sitzende l1.
687. 697 f. Darstellungen der Athene ll. 806 ff. Fest
der A. IT. 808 fl. in Verbindung mit Aesculap II. 740 ff.
die ärztliche 11. 735 ff. Hephàástobule 11. 738 ff. 747. 750.
Hygiea II. 740 ff. 780 f. Paeonia Il. 740 f. Ocovoa und
'HSovóx 1l. 678. 769. &yckaio M. 679. die Krieglieben-
de und Weisbeitliebende II. 641. 655. 715. Bo2. ôBos-
poraton l. 659. dpocoia 1L. 659. d$ocdópos II. 675.
Govvptc ll. 697. ’Aciu 1l, 698. &xpio uad EMT pyiTLg
ll. 702. pvointoki Il. 702. xAeudoëxos Îl. 708. yhavro-
mig ll. 707 f. 717. Gorgo Il. 708, innım IL, 782 ff. Alea
oder Hippias ll. 719. 771 ff. 770 1T. 766 ff. ist lodamia
“FA
af
f.
JI. 715 f£. Boarmia 1I. 724. Bovkaie II. 938, andy II,
759. dpeta 1]. 772. Larisaea II. 772. J4uvác II. 77a f.
mavaxais Il. 772. £AXocig 1l. 773. atpazio und mpo-
paydpna ll. 972. dnavodpia 11. 773. 816. yohwizic Il.
775. at£»i&c , xoAoxaata |]. 774. xoxiowog Il. 755 £.
Salpinx Il. 774. xoXxivaoc [1. 776. yeprorois 1V, 53s,
suvarüvig und ze ÎT. 777. payevitig [D]. 750. ei-
pnvodógos ]l. 752. covrids [1.795 f. xeXevSeia 11.706.
A. giebt zu Gerichtsgebräuchen Veranlassung II. 694f.
astronomisch |[. 739. zu Lacedümon 1l. 776 f. in Lin-
dus [l. 605 f. 697. in Hleinasien bis zum Caucasus hin
IT. 697 £. ist Lichtgóttin Il. 728 ff. 781 f. vergl. 780,
805. Weberin II. 689. 740 f. Natargottheit II. 788 ff,
Bhavani II. 651. 657 £. Neith 11. 656 ff. mit Ceres ver-
wandt 11. 723. Erdmutter, aus den Wassern hervor-
egangen IT. 648 ff. 651. 667. 655. Assyrisch Persische
ir 698 f. in Bóotien II. 699 ff. Alalcomeneische Il. 70f.
«góvoux Il. 712 f. 790 ff. apovata 11. 719 f. 790 ff. apó-
vaos LI. 791. 793. apaëidixn [I. 722. IV. 200 ff. Nan
lI. 722. IV. 205 f. Ergane II. 744 ff. 750 f. 111. 433.
IV. 223. Vorsteherin des Schiffswesens 1[. 747. in Si-
lien II. 684. verwandt mit Artemis und Persephone II.
767 ff. im Mythus der Danaiden 11. 682 ff. verbunden
mit Zeus |]. 788. 794. gehärt in den Amazonenmythus
11.681 f. Ihre Umgebung Il. 729 ff. 758 ff. Saitische
Athene II. 658. 661 f. 675 ff. in hôherer Ansicht H.
672. IV. 226. vermittelt Apollo und Dionysus Il. 663.
rettet den Dionysus |l. 667 f. 769. IIT. 348. wider.
strebt dem Prometheus [I. 655. vermählt mit Hephä-
stos If. 658 f. dessen Tochter II. 654. Athene und He-
phistos im ältesten Athen II. 654 f. wendet sich Jup-
piter zu 1]. 646 £- Libyscher Dienst [l. 641 ff. ist reine,
Jungfrau II. 652 £. 671. 765 f Streit mit Poseidon |I.
640, vergl. 646. 650. 554: 657. IV. 343 ff“ 350 ff. in
Verbindung mit andern orientalischen Gottheiten 1].
640. mit Indien Il. 645 f. 647 f. VVurzel ihres Dienstes
zu Athen, in Aegypten und Libyen [l. 262. 640 f. 656 ft.
676 f. 784 f. Geburt aus Zeus |. 401. 651 f. 555 — 465.
784. 797. 001. vgwvoyéveia 11. 261 ff. 631 f. 645. 650 f.
705 £. 717. vovwwovic []. 705 f£. áuívop ll. 762. "Oyxa,
"Oyya V. 268. 699 ff, 702 ff. 1V. 551. Topnvia IH. 701.
vsAxwwia und Ó'ooyó lij. 300. 684. ysvyridc F1 513. Zu
varia und 'Ixovía ][. 645. 711. 712 ff. 790 ff. 792 ff.
Budea Il. 648 f AiSvia 11. 649.673. 747. énvvpos I.
650. 654. 751. Exipas 11. 648. 782, "Aiea II. G39.. od-
350
Doi
Tetpæ ll. 740. 771. ToMds , moMoÏ;OS 11. 702. 727 f.
740. 776- 804. dpHakuires und dxtrkétiG 11. 743. Bil.
dererklär. 41. Coryphasia 11, 757 ff. 767 À. Coria IT.
761 ff. 766 £. Köpn 11. 766 ff. Pallas hat Phalluslehre
|l. 665 ff. Pallas 1f. 664 ff. ist. Mannweib II. 665. 6735.
Attribute 11. 688.
Athor I. 519 ff. 753. TV. 233. @59. bedeutet Nacht I.
519. Il. 6. 168 f. ist Isis I. 519. IV. 281, wird zu Athri-
bis unter dem Bilde der Venus verehrt I. 521. 1V. 2359.
ist Ceres- Proserpina IV. 255.
Athribis T. 591,
Athyr L 520. 1V. 250.
'AStppata I. 391 f.
Attargathe Il. 64.
Attes I, 776. 1I. 958. III. 561 f.
Attica, reich an Poemen von der Ceresfeier IV. 5. ai-
ter Name Il. 659. das Uferland IV. 850. Attische My-
sterien frühzeitig von Historikern und Philosophen an-
gezeigt IV. 6 f. Attische Mysterien lehren Einen Gott
IV. 8 ff. hat zuerst Gerstenbau IV. 174. Ursprung At-
tischer Cultur 1V. 341. II. 206. seine physischen Bevo-
Jutionen und älteste Anpflanzung in der prophetischen
Bildersprache und mysteriösen Sage IV. 548 — 354
Culturweg der Attischen Sonnenreligion IT. 660. Atti-
sches Geschlecht der Lichtkinder 1, 725 ff.
Attis, heiliger Dienst IT. 38 ff. 47 ff. Mythus IF. 46 ff.
ist erster Gallos 11. 53. ist Minotaurus 11. 41. Deutung
II. 53. 108. Wiederfinden des Attis IL 39. 83.
Attribute, in ihrer Anhäufung suchte man das Bedeu-
tende l. 159. waren zuweilen früher da, als die damit
bezeichnete Gottheit I. 141. überhäuft bei Indischen
Gottheiten I. 141 f. geben bei den ältesten Götterbik-
dern die einzigen Unterscheidungszeichen ab 1. 144.
Atys IL 46. Lydischer König 11. 981.
Adyn 1i. 700 f.
Augures Il. 940. Auguraltheorie enthàlt ethisch - po&
tische Lehren II. 991. Augnrien II. 956. 958 f£. —
Aurora Il. 729. 755.
Autopsie IV. 553.
Auxesia !V. 45.
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052
Avatar's I 601 £
Axamenta II, 989.
Axieros (Phthas oder Vulcanus) II. 320 ff. ist Demeter
IL. 470 f. 547. vergl. IV. 72, ^
A xiokersa IL 320 f. des Axiokersos Frau II. 320, 324,
ist Persephone IL. 347. 371.
Axiokersos II. 320 f, ist Pluto Il. 947.
Axiuri II. 224. 551.
À zara I. 7351. IY. 201.
Baal, allgemeiner Name II. ? 87. 266. zu Carthago II,
260 f. identisch mit Apollo II, 269. sein Bild ll. 26g.
Baal-Beryth II. 87.
Baal-Peor ll. 85 if.
Baalthares II. 87 f.
Baal-Thurz II. 266,
Baaltis Il. 9. 95.
Baaut II. 19 ff. III. 294,
BaBaë IL. qu. 42. 45.
Babylon, sinnliches Volk IL. 24. Y. 535 f.
Babys oder Bebon I. 221.
Bacchanalien lI. $67. verschieden III. 446 ff.
Bacchantinnen III. 186. künstlerische Darstellungen
1110 188. heifsen auch Sempides ILE, 195. |
Bactches IL 951 ff. IM. 196,
Baccheus III, 10g.
Baccius, Name IIL 195 ff. Bedeutung II. 560. Zweig.
träger II. 360. ipartop und én&quoc IT. 931 f. 934,
vgl. IV. 465. Mythus III. 86, gereinigter Bacchusdienst
knüpft sich an die Verehrung des Cretischen Zagreus
an 111. 167 f. Bacchische Mysterien enthalten Aegypti-
sches mit Asiatischem IIL 158, Bacchische und A polli-
nische Religion verbunden IM, 162 ff. bildlich darge-
stellt ILL. 174 ff. Gefolge III. 185. Indischer Bacchus in
der Kunst LI, 195. Melpomenos III. 916. Phailenisches
Bacchusbild aus Qiivenholz 1I. 35% Béxxo: Fische lI,
499. Vergl. Dionysus.
X
LS
D.
Baciden Ill. i26.
Bacis I. 481. HL. 126. Verwandtschaft mit Bacchus I, 481.
Bagis III. 126.
Bav ll. 410.
Ballen (8aAXív) König II 87. IV. 363,
Bamiam, Stadt I. 563. 686.
Band des Schicksals ll. 551.
Bärenfell ll. 301.
BooiXtic zu Ephesus IV. 299.
Bæocdpa, Basasœpis, Bassariden 111. 351 f. 360,
Bassarae lil. 360.
Bassareus, Ableitung des Namens lll. 351.
Bätylien 1. 1976 £. 11. 410.
Baubo IV, 465 ff. Il. 933.
Bauchredner, wer? ll, 411.
Bäume, Gegenstände der Verehrung 1. 157.
BEßnAoı IV. 502.
Becher ll. 475. lll. 395 ff. doppelter Becher der Seelen
Ill. 594. 596. wohltbátiger Becher dem Nil beigelegt 111.
595. Becher der Weisheit den Seelen gereicht III. 441.
Becher der Anubis I. 375. 587 ff. I1. 477. Meerbecher
l1. 402. reiner Becher des Dionysus, gemischter des
Zeus 111. 218. Becher des Dscherschid 1. 671. 727. IL.
233 f£. des Hercules II. 229 f. 283 f. 501. Der doppelte
Becher des Demiurgen Ill. 394 f. 441.
Becherzühlung am Feste der Anna Perenna II. gag.
„972 £ vergl. III. 94.
Becken IV. 398 ff. Becken zu Dodona ll. 474. 4975. IV,
165 f. 402.
Bedy (Béóv, Wasser und Luft) lll. 454 f.
Beelsamen ll. 266.
Beelzebub ll. 86.
Beelzephon ll. 86 f.
Beflügelung lll. 414 ff. beflügelte Gottheiten, beflü-
gelte Genien 111, 414 ff. 419 ff.
Begeisterte ll. 28.
Begriffe,abstracte, durchHandlungen verkörpert 1. 136.
535
3
654
Bel, allgemeiner Name Il. 9. 23. 87.
Delgad ll. 86. TV. 217.
Beliden, Feinde des Bacchischen Dienstes lll, 16+. ihy
Geschlecht im Zusammenhange mit der älteren Reli.
gion IV. 16 f.
Bellerophon, mit Perseus vereint IV. 52 f. Mythüs
]ll. 285. 1V. 6o f.
Belus IV. 245 f. vergl. IV. 16. 11. 88.
Bendideia, Bendidaios ll. 130.
Bendis ll. 129 f.
Berge, religiöser Glaube äufsert sich auf Bergen I. 158,
159. auf den Bergen Phrygiens entspringt ein eigener
Cultus 1l. 36. Die Mutter vom Berge ll. 36. Die heili-
gen Berge des Pan in Arcadien lll. 261 f. Die Berge sind
selbst Gótter; s. unter Juppiter und Zeus.
Bersin IV. 21; f.
Beryllll. 575.
Beschneidungsfest IV. 585.
Beschwórungen ll. 409 f.
B«»ocoti lll. 3527.
Bhagavatgeta I. 555.
Bhawani I. 587. 594. 603. 1l. 129. 651. 667 £. 111. 315,
vergl. IV. 237. und s. Maja.
Bidental ll. 948.
Biene, Eigenschaften und symbolische Bedeutungen in
grofser Zahl mit diesem Einen Bilde verbunden ll. 183,
111. 354 ff. IV. 363 f. 365 ff. 370 ff. 241. in Aegypten,
402 f. nüchterne Thiere ll. 138. 185. ein reines Thier
IL. 188. IV. 371. ein ordnungsliebendes Thier IV. 369.
von Dichtern besungen 1V. 370 f. edelstes, bestes Thier
IV. 371. andere Eigenschaften der Biene IV. 353 f. lie-
ben den Mohn IV. 387. nähren den Zeus, und ausge.
zeichnete Männer mit Honig IV. 391 f. bei den Fran.
ken 1V. 416 ff. Farbe IV. 390 f. sind der Artemis bei-
gesellt IL. 183. gehören der Ceres und Proserpina an
IV. 374. stehen zwischen dem goldenen und ehernen
Geschlecht IV. 391. Die Biene findet sich auf dem il.
testen Gelde von Ephesus und andern Stüdten IV. 403.
auf der Metapontischen Aehre ll. 20:1 f. Die Bienen ste.
hen den Danaiden gegenüber IV. 389. Name des Mon-
des ll. 183 f. Priesterinnen 1l. 1631. 13. 322 £,. Vorbild
wo
4
655
aller Priesterinnen IV. 389. bleibt auch im Christen-
thume IV. 414 ff. Symbol der Seele und ihrer Wande-
rung IV. 403. Symbol der Colonien ll. 184. 1V. 402.
Bild, Begriff I. 56 ff. für rohe Menschen am imposan-
testen I. 6. Alles in der Natur ist Bild der Gottheit I.
9. ist nothwendig für rohe Menschen 1. 14. mit Rede
in Ursprung und Absicht Eins I. 17. Begriff des Dild-
lichen I. 55. einfaches Bild hat oft eine sehr vielseitige
Bedeutung [. 102. Bildliche Darstellung darf nicht ráth-
selhaft bleiben I. 112.
Bildnerei der Griechischen Kunst, wie sie sich zur alt-
religiösen Bedeutsamkeit verhält, und zum Schönen
fortbildet L 139. £. 143 f. sie hat Erinnerungen an die
Urgeschichte der Erde und der bürgerlichen Ordnung
in manchen Symbolen verewigt 1l. 84. in den Myste-
rien lll. 455 ff.
Bildwerlke gebrauchen die dltesten Religionsstifter fiir
ihre Dogmen I. 17. verschiedene Arten von Gütterbil-
dern l. 178. combinirte Gótterbilder in Aegypten I,
493 ff.
Binde ll, 357. 396. ll. 492 £. 501. Binde des Kopfs 1I.
570. die schwarze und die weifse Binde in den Myste-
rien IV. 116.
Blogs und Bros I. 194 f.
Birnbaum, heilig 1l. 586 f.
Bissutun I. 691.
Blitze, Theorie lL 942 ff. 944 f. lockt man vom Him-
mel herab 1l. 943 f. Arten Il. 944 ff. sind Vorbedeu-
tung der Ehe ll. 948 f. Blitzgótter 1l. 949.
Blochsbergssage IV. 600 f.
Blumen, haben tiefen Sinn im Cercalischen Dienst IV.
175 ff. 259 f. Blumen und Sämereien im Adonisdienst
ll. 102 ff. 108. Die, mythische Blumenlese IV. 177 f.
164. 252 f.
Blutrache ll. 519 f.
Boccaccio trigt die alte Mythologie zuerst im Zusam-
menhange vor I. 236.
Dochshürner derMacedonischen Hónige, woher stam.
men sie? lll. 266.
Dodona ll. 474.
Bogen ll, 194. Symbol 1l. 198 ff. 1450. 141 ff, L 674.
636
Bohnen, welche verbietet Pythagoras zu essen? E. 146,
sind unrein IV. 268. bei dem Feste der Matronalia ll
985 f.
Bowó IV. 3195.
Bolosia ll. 122 f.
Bopgot lll. 48.
BonaDea ll. 866. 976. IV. 181 f.
Bonus Eventus IV. 180.
Bóotien kennt Aegyptischen Cultus lI. 293. sein alter
schreckenvoller Gottesdienst Il, 350. ist ein Hauptsit,
Cerealischer Religionen IV. 84 ff. und des Bacchus,
dienstes 1ll. 88 ff. Naturrevolutionen ll. 581.
Boreas mit Schlangenfiifsen I. 145. Boreas und Or.
thyia IV. 343.
Boritine (Diana) ll. 147.
Bos cornupeta IV. 131.
Brachmanengrotte I. 17.
Brahma I. 5657571. 596 f. als hóchstes VVesen in se,
nen Offenbarungen I. 586. 592. Bramah-Birmah 1.596
Fall und Wiederversóhnung I. 626 ff.
Brahmaismus I. 565 ff. 576.
Brahmanen I. 600.
Branchiden I. 192. 195.
Brautbette in den Eleusinien lll. 369.
Boiaxyog Ill. 355.
Bord&pevs ll. 431. #83 f. »
Brigier, Macedonisch-Thracische Vélkerschaft 11. 26,
vergl. 111, 350.
Brimo ll. 123 ff. 327.
Brisa lll. 353. 355.
Brisae, Nymphen lll. 356. IV. 385.
Briseus (Bacchus) lll. 353 f. 355 f. 423.
Brito ll 150. 111. 355. vergl. IV. 385.
Britomartis ll. 15o. lll, 355. verfolet vom Minos ll
150. 1V. 100.
Brizo lll. 356 f.
Bromius, Grad in den Mysterien des Mithras I. 755,
657
Brunnen bei Eleusis IV. 273.
Brustschild der Priester 1-381.
BovoaAXixnc, Bov&xvnc , BovaAM , Bovadiya 111. 357,
BpvAXoxiocoi lll. 357.
Bubastis, Gottheit der Aegyptier ll. 168 £, 326 f. Was
sie alles ist? ll. 169 f.
Bucheta IV. 154.
Buchstabenschrift I. 52.
Buddha I. 375. 577. Buddhaismus I. 577 ff.
Booxwvo» IV. 398 £
Bulla 11. 858 f. Bildererklär. 59.
BoSc bedeutet bei den Orphikern der Monat lll. 454 f.
Busiris, Todtenstadt I. 266. 409 f. Name ebendas.
Busiris von Hercules besiegt 1. 353. Name und Genea-
logie ebend. Deutung I. 354 ff. in bildlichen Darstel-
lungen I. 35g.
Butaden IV. 361 ff. 11. 648.
Butes 11. 648. IV. 123. 361.
Buthrotos IV. 154.
Buto.ll. 168 f. I. 262. vergl. 1l. 648.
Doócvzxog 1V. 123.
Buzyges und Buphonien L 484. 11 516. Gor. 734. IV.
122 f. 348.
Byblus, Adonis Vaterstadt 1l. 109.
Boyoi évaiuaxtoe I. 172.
C.
Cabarni, Cerespriester IV. =.
Cabarnis, alter Name von f'aros IV. 73.
Cabir in der Indischen T«adition IL 314.
Cabira, Stadt 1l. 33. 23.
Cabira, Hephistos Frau ll, 319.
Cabiren, Ursprun; ll. 20. 312. 318ff. werden zu Carr
verehrt ll. 33. Frklärung des Wortes 11. 313 ff, 366.
kommen aus Plónieien und Aegypten nach Griechen-
land ll. 312 f. 35. werden in Mesopotamien gefunden
1l. 313. Namen 1l 318, sind kosmogonische Potenzen
A
658
ll. 320. sind in den Samothracischen Mysterien drei]
333. auch zwei IL. 334. welche von zwei Geschlechter,
sind ll. 335 f. zwergartig IL 341. Cabirische Religio
verbreitet sich weit Il. 347. Cabirendienst in Bôotin
ll. 35o. IV. 351 f. heifsen Hephiste 1l. 323. 351. Nam
der Priester ll. 351. Etrurische Cabiren ll. 979. Aegy,
tische 1. 438. 530. IL 312. Carthagische 1L. 295 £. Pj;
nicische II. 20. 22. 313. Maltesische 1l. 314. 315. Cay;
ren sind die grofsen Gôtter ll. 315. 366 ff. sind tell,
rische Mächte und Planetengótter ll. 319. 402. Sôhne
des Hephästos ll. 318. ihre Anzahl IL 312. 3:8 ff. 34,
352. aus dem Aegyptischen zu erklären ll. 322. &,
schlagen ihren Bruder ll. 333. sind Penaten IL 3%
heifsen Carcinen 1I. 351.
Cadmilus II. 162. 320 ff. 372 f. Kopf des erschlagen
. Cadmilus in Schleiern fortgetragen II. 345 f. 3575 f. ,
Cadmus und Casmilus.
Cadmus, verschiedene Sagen Il. 293. bringt einen 8o,
nengott nach Griechenland ll. 159. Name der diene,
den Person II. 321. 353. Cadmus, Agenors Sohn, j
Demeters erster Diener IV. 19. 29. Gott Il. 353. ,
Cadmilus und Casmilus.
Caere, Stadt ll. 837. 954.
Cajaniden I. 669 f. 654. 1I. 235.
Calamis stellt des Bachus Ideal auf III. 115.
Cali IL 129. I. 580.
Calila und Dimna I. 561.
Calirrhoe IL 72o f. 722. 9o1.
Camarina IV. 1q.
Camasene, Camise (Schwester des Janus) II. 896 ff,
Camenae II. 898 ff.
Camillus (Kadutdog u. s. w.) II. 162. besonders 3291
Etrurisch - Hómischer Il. 543, 960.
Campe Il. 262, IIl. 135 f£.
Canens Il. 898. IV. 430.
Canicularperiode I. 445.
Canobus I. 314 f. 523. IL. 290. 31. 393 f. stirbt am
Schlangenbifs IL. 343. wird zum Silnus IE. 344.
Cantharus Ill. 471.
Capitolium ll. 8i7.
bag
Ciremonien, geben den Gottheiten Namen Il. g6. Be-
deutung ll. 954.
Zarmentis, Carmentalia 11.898ff. gooff. Begriff ll. goo,
Carna ll. 893. 977.
Carracci, Ann. verbindet unglüchlich zwei symboli-
sche Wesen I. 111,
Carthagische Literatur und Ueberreste davon ll. 264 f.
Religion 1l. 265 f£. nimmt den Dienst der Ceres und
Proserpina ll. 277. Geist des Volkes ll. 264. Charakter
ll, 278 f.
Gasmilus Il. 320 ff. ist der Aegyptische Gigon ll. 324 f.
Eltern Il. 325. wird von den Pelasgern als Phallusgott
gebildet 1l. 341. s. Cadmus und Cadmilus.
Castration ll. 4». 58. 61. 173.
Cecropiden suchen ihren fremden Zuwachs zu ver-
stecken ll. 156 f. 286. bleiben den Sitten ihrer Väter
getreu ll. 156.
Cecro ps, Deutung 1l. 55. befiehlt Huchen als Opfer dem
Zeus zu bringen I. 172. Bild der Aegyptisch-Attischen
Cultur Il. 286. 591.655. 727. vergi.11. 516.817. IV. 226.
Celenderis I. 544 f. 349.
Celeus IV. 272 f.
Centauren IV. 295. ll. 251.
Cephalus ll. 729. 758 f.
Cepheis IY. 34.
"Cerberus, sein Urbild in Aegypten I. 428.
^ercopen L 610 ff. ll. 224 ff.
Cercyon, vom Theseus bestraft IV. 551 £f.
Ceres, Erklirung des Namens lV, 5:2 ff. Amme IV.
439. 457. mit dem Ruder ll. 549 f. mit Poseidon ver-
màáhlt ll. 598 f. Ceres velata zu Thespiá lll. 546 f. ver-
herrlicht durch Gesánge und Poeme 1V. 5. durch Feste
IV. 85, 267 if. Ceresdienst zu den Griechen verpflanzt
LV. 32. Erfinderin der Augurien 1V. 438. Attribute in
alten Darstellungen IV. 75 f. Cabiria 11. 330. 349 ff.
866. 977. MI. 546. IV. 17 £. 29. Catagusa, Mysia IV.84.
Sito, Erysibie IV. 138. Thuria mit dem Schwerte 1V.
190. Fortuna-Ceres Il. 350. 980. aoterpa IV. 310. heifst
Dyas IV. 546. schwarze Ceres 1l, 600. 1V. 75. 58 f. Lu-
sia IV. 74. nührende und gesetzgebende Güttin auf ei-
ra
640
ner Vase IV. 444. ist mit bona Dea identisch 1l. 966,
mit Aehrenkranz und Stierhërnern IV. 70. mit einem
Pferdekopfe ll. 599. IV. 74. ist dic Erde 1V. 309 £
306 f. ist sie die Jungfrau am Himmel? IV. 318. Be.
gleiterin der Rhea IV. 67. Ceresglocke IV. 308. 402 f,
Feuer der Ceres 1V. 527. Sacrum Cereris IV. 180 f,
Grundgedanke der Cerealischen Religion 1V.499. Wen
verpflanzt sich Cerealischer Dienst unter die Griechen?
IV. 9». Verehrung der Ceres, eine der heiligsten bg
den Griechen 11. 349 f. sitzt in der Mondhóhle IV, 8of
Ceresdienst in Bóotien IV. 84. Cerealien in Sicilien 1Y,
180 f. in Griechenland IV. 181. zu Rom IV. 178 ff. ei
Hauptzweis der Lehre von Ceres, Proserpina und Bae.
chus geht von Sais aus IV. 226 f. der Ceres werden
Menschen geopfert IV. 546 £f. 11. 397. drei Arten von
Ceresfesten IV. 440. Ceres ülteste Vorstellung als Erd.
macht ll. 866. Ceres dpeia ll. 49. €&yXooc IV. 181. Deo
1V. 274 ff. $Xoi& IV. 310. uoXodógoc IV. 309 f. £x.
ijógog IV. 190. 208. àXedc IV. 508. dAiTnola IV. Sog,
zaunáro ibid. Erinnys ll. 402. 599. 1V. 29.549. 78. 588,
Doris 11.435. Deouogodpoc ll. 691 f. 1V. 57.442. Sito ll. 79,
Chthonia lll. 49. 574. IV. 472. 28.37. xpôowureæ M. 57,
IV. 36. mhovrodotsipa lil. 374. Eleusine 111, 548. IV, 82,
iovko IV. 5.508. Thermesia IV. 57. xpvodopos IV. 66 £.100,
288. mpoovoío IV. 84. sbpvávacoo IV. 270. xovpovoódo;
Il. 161 f. 1V. 29. 905 f. ávqoióopo IV. 505. duxvie IV,
308. Helegerys IV. 314. 4Aón IV. 314. woTNLLOG0006 IN,
B11. Ear 1V.314. yegroaia 1V. 580. Grundbegriff der
Erdmutter und Erdseele IV. 307. 508. vgl. 457. 475 ff,
Ceres zu Messene 1V. 82. zu Sparta IV. 82 f. 510
Achiische Ceres IV. 85 f. 280 f. Ceres ist Mond , ist
Erde IV. 188. 189. Ceresmythus IV. 249 ff. Epiphanie
der Ceres 1V. 254 ff. S. Demeter,
Ceriti IV. 188.
Cerus, Ceruses , Cerurumein IV. 313.
Ceto ll. 77.
Chaldäische Kosmogonie ll. 22 ff.
Chalis (Silenus, Acratus, Bacchus) Ill. 217 f. 408,
412. 420.
XaAxtiov IV. 598.
Chanuca (éyzaivia) IV. 596. -
Chaos, Begriff 1l. 419. lll. 292. 800. 501. Kinder 1l. 421,
Princip aller Dinge nach Orpheus lll. 300.
641
Charis ll. 9a4. lll. 405.
Charistien ll. 922 ff. 1V. 605.
Charon I. 415. 428. ll. 495.
Charon von Lampsacus I. 209.
Chemia, Name von Aegypten I. 269. 352 f,
Chemmis, Panstadt lll. 255. Gott und achter Cabir ibid,
und 248 f. zu Chemmis wird auch Perseus verehrt ]l.,
237 f. IV. 35. Spiele I. 329. $30. 540. ll. 204,
XnvahkoxnE 1. 478.
Chenosiris lll. or.
Cherubim l. 249.
Chimära IV. 61 f.
Chinesisch e Mythologie ll. 292.
Chios hat Bacchischen Dienst |ll. 159. 928.
Chiron, des Asklepios Lehrer 1l.408,
Chloe (Ceres) IV. 314.
Chobar ll. 818.
X oivië I. 105,
Xono uot I. 19o.
Xpnotñotæ und andere Wörter zur Bezeichnung der
Orakel I. $5. 190.
Christus, ó «óv ovufoXov Yyutovoyóc Y. 41 £. Allego-
rische Bezeichnung seines Namens u. s. w. 1. 994. Sol
novus J. 762. Sol novus in róthlichem Ileide 1. 129.
Seine Erscheinung enthüllt den Rathschlufs Gottes
1V. 560 ff. Christi "l'auftag IV. 579 f. Aeltere Chri-
sten huldigen mehr dem Bedeutsamen I. 224. Christen
von den Mysterien ausgeschlossen 1V.489 f. christlicher
Festcyclus IV. 578 ff. im Verhültnifszur Natur IV. 595 1Y.
zu den jüdischen Festen IV. 596 ff. zu den heidnischeu:
1V. 601 ff. christliches Festjahr IV. 578 £.. christliche
Liturgie nimmt Vieles aus den Mysterien I. 45 f£. 222 f,
IV. 5o1 ff. Christenthum nirumt Vieles aus dem Heiden.
thume I. 222. IV. 501 ff. wie verhilt es sich zum Hei:
denthume IV. 551 ff.
Chronos, der Orphische, erinnert an philosopbische
Symbolik des Orients L. 100. |l. 439. Ill. 29% 505. duy fa
311 f. 1V. 243.
chrysaor Il 453 f. 719. 1V. 65. 296. 295,
iv Loe
ad
6412
Chrysaoras, Flufs, 1V. 64.
Chrysippus deutet Hesiods und Homers Mythen alle.
gorisch um I. 205. schreibt mept xpnouov I. 215.
Chthonia lll. 298. des Erechtheus Tochter IV. 349 f,
il. 489.
X9 viov 9soí lll. 47.
Chthonophyle lll. 109.
Chusorus Il. 20. 371. IV. 65.
Cicaden 1l. 202. im Haare der Athener IV. 122. 159,
vergl. f. 112.
Cidaria (Ceres) IV. 297.
Cinyras und die Cinyraden I. 342 ff. 351.
Circe IV. 22 f. I. 495.
Clavium traditio et ademptio I. 153,
Cleomedes Ill. 96 f. 38.
Clisthenes lll. 51 f.
Cloacina il. 967.
Clusium ll. 885 f.
Clusius (Janus) ]l. 885. 889. 892 f.
Cl ymene und Clymenus ll. 755. IV. 37. 38.
Gneorum IV. 452. .
Cnossus ll. 50g.
Coelus ll. 329. 905. 908.
€ o 8s ll. 308. 856. 874.
Coeus ll. 148.
Colchis, Sonnengeschlecht , Genealogie IV. 17 ff. 91f.
Spuren von Dualismus 1V. 91 f. heifst zweites Aegyp-
ten IV. 26. VVidderfelle daselbst IV. 25 f.
Comana ll. 27. Bild der Góttin ll. 28 f. beifst 'Enyo ll.
29. IV. 204. '
Compitalia ll. 860 f. 1V. 608.
Complices und Gonsentes ll. 875. 979.
Confarreatio ll. 1001.
Consa ll. 760.
Conso ll. 957.
Gonsualia und Consus ll. 608 f.
0^ 3
Cora lll. 572.
Coronidische Jungfrauen ll. 585.
Coronis ll. 879. 397.
Corybanten ]l. 41. 152. 308. 767 ff.
Corybas stiftet den Dienst der grofsen Mutter ll, 548.
Coryphe ll. 258 ff.
Cosmosandalon I. 56. IV. 39. 176. 252.
Cosmus ll. 353,
Cratais lll. 94.
Cratinus IV. 491.
Creta, Sonnendienst ll. 357. Verbindung mit Asien II.
256. 152. Einflufs auf Lycien ll. 136 f. Lage ll. 481. Lü-
genland 1!. 448. IV. 427 £. nächste Quelle der Zeusreli-
gion |l. 481 f. hat mit Samothrace manchen Gottes-
dienst gemein IV. 10. verbindet Griechenland mit dem
Orient und Aegypten IV. 18. Geburtsort und Entfüh-
rungsstátte der Persephone IV. 14. seine Mysterien
IV. 117 ff. 386.
Criobolien |l. 6o. IV. 547.
Crissa, weiblicher Plagegeist lll. o5.
Crocodil, seine Verehrung I. 478. 500. Ii. 286. zu
Athen ]l. 675. 727. in der Geschichte des Osiris I. 263.
Attribut und Symbol des Typhon I. 263. 319 323,
Cteatus ll. 590.
Ctesias, s. Indica Î. 543.
Ctesii IV. 207.
Ctesius IV. 213.
Cures (Mars) ll. 095. 967. /
Cureten Il. 49. 152. 768;ff. Ill, 342. Curetische; VYeihen
Ill. 388. IV. 394 ff.
Curetis Il. 481.
Curiae lll. 506. Il. 894.
Curis ]l. 562.
Cy ane, Quelle IV. 169 f.
Cybeben ll. 4o f£. 52.
Cybele, Kybele, Name ll. 52. wird mit dér fihea ver-
schmolzen ]l. 46. 5o. 55. 58. spiterhin gu einer Art von
Pantheum ll. 50. 57. Sitzen derselben |l 5: £ älteste
e^
Ns
644
Vorstellungen derselben Îl. 52. Löwen derselben 11.51,
34. philosophische Erklärung dieses Mythus ll. 56 f. 55,
überladenes Bild der C. ]l. 5o. wird mit der Ops zu.
sammengestellt |l. 58. Schicksale des Cybelendienstes
bei den Römern |l. 58 ff. giebt der Kunst neuen An.
trieb Il. 60. wird oft mit der Diana Tauropolos ver-
mischt Il. 6o. Cybelendienst hat viel Berührungspunkte
mit dem der Syrischen Góttin ]l. 61 ff. wird mit derSy.
rischen Göttin für Kin Wesen gehalten |l. 62. Kritik
des Cybelendienstes']l. 65 ff. Jasions Gemahlin 1l. 348,
stiftet den Dienst der grofsen Mutter ]l. 548. Haupt-
person in den Begebenheiten des Sabazius ll. 56. lll.
539. wandelt nach Nysa ll. 47. lll. 859 f.
Cybelenpriester, castrirt ll. 4o. tragen Frauenklei.
der ll. 42. werden in Griechenland bekannt ll. 44.
Cybelus ll. 85.
Cyclopen in der Theogonie ll. 429 f. von Perseus nach
Argos gebracht 1V. 48 f. Cyclopenmauern 1V. 49.
Cydonia , Fest ll. 217 f£.
Cynocephalus I. 374. ll. 928. 426 f.
Cypern, Phallagogien daselbst Il. 84 f. Lichtroligionen
daselbst I. 341 ff.
Cypressen heifsen Jungfranen T. 55.
Cythere Persephaassa IV. 95.
C yzicus IV. 69 f.
D.
Dabistan l. 569. 579 f.
Dactylen, Idäische ||. 219 f. 921 f. 505 f. Abstammung
.M. 805 ' Name ll. 304 f. Bedeutung ll. 806 £. 368. 1k
523. 1V. 49.
Daduch stellt die Sonne vor lll. 447. 1V. 483 f. in der
Eleusinischen, Procession 1V. 527.
Dädalus Schande, Sprichwort 1V. 87. erbaot dom Mi.
nos das Labyrinth 1V. 103. D. verunehrende Geschichte
in Bildwerken 1V. 103.
Qacipitig IV. 277. 259. 435.
Daetri, Pricster zu Athen IV. 124. Abbilder der Dämo-
nen lV. 3092.
645
Dagon II. 74 f. 26. 516f. wird besonders verehrt in
Azotus IT. o». 74. gleich mit Odacon Il. 74.
Daidala, Fest Il. 580. 582.
Daints E 590.
Daira (Proserpina u. s. w.) IV. 276 ff. 485.
Aaivov, Heros IV. 194.
Damia (Ceres) IV. 43 £. 271 f. 3o4 f.
Damithales IV. 271.
Aauvausvysóc I!, 196.
Dämonen oder Genien 1. 297. Ableitung des Wortes
lll. 4. Begriff lll. 6. 26 f. 8o f. wie gebraucht Homer
das VVort? |ll. 5. 27. wie Hesiod? Ill. 8. daluoves idud-
0't0À0: sind philosophische Wesen !l]. 18. bàse lll. 20 f.
68 f. gute ill. 68. Saipoy (Plagegeist), dacudrror Il.
69 ff. éotLoëxos Ill. 18. 21. Sitze der Dämonen 1. 725.
Aegyptische Dämonologie 1. 3g2 ff. Jaiuoves xAovro-
dôrau |]l. 8. 18 f. Dámonen heifsen die Untergótter lll.
11. Verhiltnifs zu den Heroen und Géttern Ill. 27 ft.
daiuoves sind die Laren Ill. 19. Óaipovec xaaySóyios,
8eovoi |I]. 48. TAÂAUVAÏOL, MpocTEONATOL, Ad ooptt,
&TOTpORaÏOL, Abotoi, &Metixaxoi IH. 63. Dämon über
Dämon Ill. 28 f. ist jedes Wesens eigenthümliches Seyn
lll. 25. Dämonen sind Zutheiler des Guten und Bösen
Ill. 590. IV. 392 f Hirten IV, 393. Führer der Seelen
in die Leiber 1V. 893. Ursprung der Dümonenlehre Ill.
57 ff. findet unter Griechischen Philosophen Eingang
III. 60 f£. eiXzyóg 1I. 79 f. Wahrsagung geht durch
Dämonen vor III. 407. sittliche Wendung der Dämo-
nenlehre III. 8o f.
Danae Bildererklir. 38. ehernes Gemach der Banae I.
790. IV. 44. goldener Regen I. 790. 799. die erquickte
Erde IV. 45. ‘
Danaiden Bildererllür. 36 ff. 44. hommen auf Vasen
vor III. 475 ff. Trüzerinnen ganzer und zevbrochener
Gefäfse 111. 481 f, mysteriöse Bedeutung: die Unsee-
ligen III. 481 f. als solche stehen sie den Melissen
entgegen IV. 389. bringen Thesmophorien aus Aegrp-
ten IV. 32. Danaidensage IL. 682 £,
Danake IV. 41.
Auvaol, die Trockenen , Todten IV. 41.
Danaus, s. Bildererkl. 36 ff. 44. kommt als Colonist aus
Aegypten 1, 253. 284. 682, 111. 160. Danaus der Brun-
646
nengeber in Argolis, und mysteriöse Deutung der Al.
ten davon III, 478. Danaus in Bezug auf den alten Ce.
resdienst IV. 35. Danaus Tächter IL. 43».
Daphne II. 162.
Aaprnÿdyos II. 162.
Daphnephorien zu Theben II. 160.
Dardanus, Samothracischer, Mythe von ihm IT. 294 f.
348. 354- stiftet den Dienst der grofsen Mutter II. 348 ff,
Daunus ll, 977.
Aée I. 170. Dea Dia 1I. 329. 586. 880. 905.
Debora IV. 369.
Decane I. 39o f.
Dejanira Il. 951.
Acixvvpu — Oci$ne Sióy I. 11 ff,
Deion II. 754.
Deione IV. 258.
Deiope IV. 253.
Dejota's I. 587. 599. 625 f.
Delos, Name und alter Dienst II. 795. 796. 798. sein
alter Gottesdienst und seine Heiligthümer il. 137. von
den Persern verschont IT. 146. Wodurch hängt das De-
lische Gótterpaar mit andern zusammen? II. 149 f.
Delphi, Orakel I. 192. politischer Mittelpunkt des Hel-
lenischen Staatenbundes I, 194. wird von Thracien oder
von Delos aus gegründet II. 13o. altes T'empelchen von
Bienen bereitet II. 138. D. Bacchusdienst hüngt mit den
Begriffen von Zagreus zusammen IIL 344 f.
Delphin, seine Naturgeschichte und symbolischen Be-
deutungen I. 600 ff. findet sich auf Bacchischen Va.
sengemälden IT. 601. ist Attribut des Gottes Nilus I,
272. Symbol IL 305. 885. 11Z. 1097. liebt die Musik, My-
then von ihm IL. 601 ff. Zeichen der Seefahrer und
Seestüdte IL. 604 f. Symbol des Poseidon Il. 603 f. At-
tribut des Eros IL. 604 f.
Delventius Il. 977.
Demeter, Erklärung des Namens IV. 303 f. unterrich-
tet in ihrem Dienst zuerst [, 15. erfindet die Symbole
Ll 15 IV. 438. welchen Weg nimmt ihre Religion? 11,
449 f. Demeterund Persephone einerlei IV. 9 f. 2919. mit
Jasian zu Creta verbunden IL 348. IV. 10 f. Heilfrau
647
IV. 95 f. Todesgöttin IV. 191. kommt nach Athen 1V.
249 £. Epiphanie IV. 254 ff. Euryanassa FV. 270. Na-
men und Beinamen IV. 301 ff. xovporpdégos mit den
Apaturien verbunden III. 506. S. Ceres.
Demetra, Name der Zweiheit bei den Pythagoreern
IV. 542.
Demetrier, wer so genannt wird? IV. 189. 279: 285.
Demetrien, Fest IV. 440 f.
Änpntolovio: IV. 308.
Demiurg, wer unter den Demiurgen genannt wird?
IIL. 396.
Demo IV. 271 f.
Dem °F hon, Demopboon IV. 256. 271. 972 f. 1I. 69o f.
692 fl.
Denkart, orientalische, brachte bei den Griechen viel
Mythisches hervor 1. 85.
Deo und Däo (Ceres) 11. 368. 1V. 274 ff. 304. ist Cleo-
patra III. 112.
Derceto IL 76 f. Fischweib IT. 63. 66. 72. ist sie mit
Astarte und Atergatis eins? lI. 65. hat die Semiramis
zur Tochter 1L. 72 f. wird besonders zu Joppe verehrt
ll. 22. 67. 77.
Despóna ll. 599. IV. 74. 78.
Deucalion, Stifter des Tompels zu Ascalon ll. 48. 8i £.
Deucalionische Fluth IV. 153.
Deus ll. 835.
At$6 L 170. Div, Diva u. s. w. I. 171.
Deuten, erster Unterricht I. 10 f.
Devaki, Mutter des Hrischna 1. 624. 648.
Devanichi (Dionysus) lll. 124.
Deverra ll. 977.
Dews I. 705. 724. ll. 234.
Dexamenus ll. 250 f.
Dia, älterer Name von Naxos lll. 520.
Avatciov oder 9iéovoy I. 133.
Arœautycos IV. 65,
Diana ll. 68o f. 806. Persische 1l. 347. in Latium 11. 958.
S. Artemis.
6498
Diasia ll. 510.
Dictamnus ll. 482.
Dictynna (Diana) IL. 150. Tochter dos Zeus ll. 482,
ihr Dienst kommt aus Samos Il, 150.
Dictys IV. 46.
Dido ll. 277.
AvebseXS eiv I. 93, Ove&i£yas ibid.
AreEodeberr L 23.
AréEodoç I. 23 f.
Atumerns I. 176. ll. 156.
Avimdérea I 192, IV. 123.
Dii potes ll. 315. 335.
Dii praesontes lll. 416.
Aixar &ázxó ovupóXov I. 3o,
Dike ll. 426. 493. 507.
Diodas (Hercules) ll. 222.
Diodorus von Sicilien I. 242.
Qioytvic I. 16.
Aioyuaæ IV. 470 f.
Diomedes und das Palladium IL. 686 £ 690. als Gott
und Heros lll. 39. ist den Dioscuren zugesellt ibid.
Dione ll. 9. 547. 567 f. 800. unter den Dodoniischen
Nymphen und Zeus Gattin IV. 157 ff. Beischläferin des
Hronos IV. 159. Mutter der Aphrodite oder Aphrodite
selbst IV. 158, 161. 11. 613 f. ist Proserpina und Venus
IV. 163.
Dionysius von Milet neigt sich zur pragmatischen Ma.
nier I. 205.
Dionysus, Name III. 103. 1220 ff. des Zeus und der Isis
Sohn IIl. 133. Dionysus- Osiris I. 306. 1f. 371. der In-
dische ]. 584 f£. steht in Orphischer Geheimlehre hüher
MI. 137. ist Hades [[. 371. ist Phthas selbst 11. 138.
und Zeus 1f. 802. Geburt 11.492. Dionysus nach Zoë-
gas Ansicht I1]. 84 f£. D. in Libyen verehrt l[. 261 f.
vergl. Hil. 135 £. in Arabien [[. 260. III. 183. Diony.
susdienst mitApollinischem verbunden I. 584. 1I. 162 ff,
166 f£. mit Heralleischem |I. 218 f. 260. Stiergott zu
Elea u. s. w, I1I. 87. o4. 113 f. Arzt 1L. 92. seine Er-
viehung auf Kunstwerken dargestellt III. 100 ff. D,
649
auf Griechischen Münzen III. 136 f. Evius III. 112.
Aesymnetes lI. 260. 11I. 336. Eubuleus II. 338. vergl.
111. 125. 1V. 198. devdolanç, diXoovíavoc, tbávySng
11. 360. III. 92. Bodproc It]. go. x£pa.ci opos , TAVOOKÉ=
os etc. III. 95. Aboroc III. 95. 110. 445, cadtne II.
5. Bildererklär. p. 40. Sciandeus IV. 455. édevSéprog
li. 111. papofpáóus, eigaQuovgs und 9iuicop IIT. 97.
pœuvokns III. 106. évedkios 111. 931. Fnuiwprog rit.
937 f. vvxvéliog ITI. 125. 385. zpovoóync ILI. 351. Bax-
xeios III. 125.158. Bproaïos IÎl. 353. zu Creta III.
162. 168. povoœyérne IIT. 181. PéEndes INT. 181 f. Dr-
Adpoppog IIL. 186. DrAvpitons und xovosouivgng III.
471. Pseudanor III. 194. der gute Geist 1IÍ. 218. 2295.
nuepidns, perkigtos und. yagidóvzc ILI. 930. 334. xva-
piens 1IT.336. Une TTL. 361 ff. Loodairne IH. 385. 389 f.
Aixvivns TIL. 386. yóvvus 11I. 399. 413 f. Androgyn III.
496. peravoryic IIL 402 f. 507 ff. 1V. 37. aioddpopgos,
aiodouizons 111. 413. 471. Yilasc 111. 414. der Calydo-
nier frr. 473. ihm opfert man Ziegen und Bócke III.
253. in einen Ziegenbock verwandelt III. 101. vergl.
102. aiyofoXog oder aiyoBôpos III. 109. Cultus des La-
cedämonischen Bacchus 111. 102. vergl. 415. des Sicyo-
nischen [1[. 108 f. Aehnlichkeit und Identität mit Osi-
ris lll. 105. 129- 136. 163. 370. mit Thierattributen 111.
114. Thiere des Dionysus lll. 114. Ursprung seiner Re-
ligion in Indien lll, 119 ff. sein Dienst ist der jüngere
in Griechenland lll. 150. vergl. 160. ist mit dem der
Cybele verbunden lll, 366. rasender D. lll. 158 f. 210.
geht in die Unterwelt Ill. 163. Sohn der Lethe 111. 219.
der Persephone lll. 370. der Aphrodite lll. 225: Tra-
goedus 111. 221. 253 f. Beisitzer der Ceres lll. 829. Dio-
nysusfeier der Juden IV. 599 f. wird den Pelasgern spá-
ter bekannt IL. 150. Enkel des Cadmus lll. 8g. 155.
weissagt von Apollo za Delphi lll, 166. Mitbesitzer des
Delphischen Orakels 1. 104. wird als Cabire erschlagen
ll. 333 f. 358. Ministrant 11. 338. Ill. 398. 407. IV. 158.
Dionysische Lehre ist mit Oberasiatischen Lichttheorien
verbunden lll. 169. Baum- und Blumengott 11. 360. 478.
lll. .g2. Dionysus - Osiris, Aegyptischer Phallusgott 111.
131 ff. heifst bei den Etruskhern Tinia ll. 960, war den
Griechen einer der Dämonen oder Heroen 111,83. gleicht
dem Herakles 111. 85. doch ister vom Herakles verschie-
den 111. 86. wird als Sonne verchrt 111. 87. Stammtafel
des Thebe'schen Dionysus lll. 88, smoAvórvuog I. 171.
mvpiyevís , xaOpeiog , auntie lll. 8g ff, paris 1l. 96,
050
zt50:x10v10G Y, 261. 782. lll. go. poetische Geburtsge.
schichte 111. g6 ff. ist Herr der feuchten Natur lll, 103,
Garten des D. lll. 104. Pflegerinnen n. 103 ff. Aben.
theuer mit Tyrrhenischen Schiffern IL. 660. Ill. 107,
Dionysusdienst kommt zu den Athenerx lll. 108. A. ede,
Ehrenname von Fürsten II. 111 £ Dionysus - Myth,
bildet in der Griechischen Poesie einen Haupttheil lll,
112. wie fafste die Kunst den D. auf? lll. 114 £. 468 ff,
Kleidung auf Vasen lll. 471. Indischer lll. 115 ff. 195,
Dionysus wandert nach Indien , wie dies zu verstehen
sey? lll. 118 £. Ursitz lll. 121 f. Hyes lll. 124. Aegyp.
tischer lll. 127. GottausGottgeboren lll. 222, 199. das
Minnliche des erschlagenen Dionysus wird nach Tyr.
rhenien getragen 11. 333. 111. 131. 366. Chalis lll. 2917 f,
405. Lyiius 111.218 f. Dionysuskopf 111. 221. Weltregent
11L 316. 318. Mysterien des Dionysus zu Athen 111. 319 ff,
bpadiog HL 833. dunowic und &yprôveoç IL. 334. ADO.
pros ll. 871. lll. 225. 840. 869 554. IV. 167. 162. wird
in Cabirischer Feier besungen lll. 549. Cabirischer D.
ist König von Asien lll. 351. Phrygischer lll. 349 ff
Bienenvater lll. 555. VVeltseele Ml. 864. 494 f. Ver.
hàltnifs zum Zeus 111. 582. ist einerlei mit Zeus 111. 885,
990. Sinn dieses Satzes lll. 599. ist die Vielheit lll. 384.
Herr der getheilten Schôpfung Ill, 383. IV. 545. Vor.
steher der Mysterien lll. 411. Pädagog der Seelen Ill
411. steht Apollo entgegen Ill. 386. Jahresgott Ill. 395.
Dionysusbecher lll. 94. 395 f. Demiurg lll. 591 f. 395f,
hat als Casmilus den Hephástos zum Vater 111. 590. "T'isch-
gott lll. $98. trauliches Verháltnifs mit Hephistos lll.
409. lahm lll. 408. versóhnt Here und Hephistos lll.
409 f. Dramatiker sind des Dionysus Künstler lll. 408.
450 f. führt die Seelen in den Himmel zurück lll. 408 f,
411 f. Aufseher der Telestik Ill. 408. Schutzgott der
Dichter lll. 408. 450 f. uéovzc ll. 409. Mannweib Ill.
186. 418. 422 f. geflügeltes Mannweib Ill. 423. Sonne
nach der Mysterienlehre Ill. 430. Todtenrichter 111, 442.
wie wird er als Demiurg dargestellt? lll. 451. ist auf
Vasen mannigfaltig gebildet !ll. 468 ff. hat Flügel lll.
409. 416. Peplus des Dionysus von Parcen gewebt lll.
523. 524. mysteriöse Umgebung lll. 416 ff. Dionysien,
dreifache Feste zu Athen lll. 819. S. Bacchus.
Diorphus I. 775. 762.
Dioscuren ll. 277. sind sie Cabiren? ll. 334 f. und
von zwei Geschlechtern ll. 335. sind die Hemisphären
1. 335.1342. Sihne Sydyks 1l. 867. Asvzimmoi, Aevac-
bar
xôhos 11.783. ihre Zahl 11. 549. ihre Eyform 1l. $35. 542;
ihr Hut ll. 344. 346 f. Beherrscher der Winde und Be-
schirmer zur See 11. 558. Ehegótter ]l. 340. äufsere
Gestalt Il. 541 f. neuer als Tyndariden 1l. 335. 342. 1V.
150. heifsen Amyclüer ll. 945. Dioscurenhut geht auf
die Diener über ll. 547. weibliche Dioscuren lll. 425 f.
bekriegen Athen IV. 149. die schwarze und weifse
Binde in Vasenbildern auf die Dioscuren bezogen IV.
116, 150.
Dithyrambus Ill. 130.
Dodona, Orakel I, 193. ll. 472 ff. Gegend um Dodona
ist das älteste Hellas IV. 351 f. doppeltes Dodona 1l.
479. 1V. 101. Dodonüische Eiche vertritt die Aegypti-
sche Persea 1V. 156. ist dem Aegyptischen Systeme
sehr getreu 1V. 160 ff. 165. Ort der Hyperboreer IV.
160. Becken: von Dodona 1V. 165 f. 402. Enthaltsam-
keit der Priester zu Dodona 1V. 165.
Dominica Thomae 1V. 590.
Don Il. 266.
Donnerstag, grüner 1V. 508.
Doppelnamen der Priester ll. 553.
Doris ll. 432. 1V. 504.
Dorsanes (Hercules) I. 610. 1l. 2357.
Drache im Ceresmythus 1V. 192 f.
Dreieck, Zeichen der Minerva ll. 645. 667. 683. 706.
Dreieinigkeitsfest IV. 5092.
Dreifufs, Symbol I. 779 f. ll. 198. 200 f. 268.
Dreikänig IV. 584. Dreikônigstag 1V. 586.
Dreizack ll. 597.
Drohnen IV. 388.
Dschemschid I. 670 f. 714. 716. 727. M. 038 f. 1V. 58.
spaltet die Erde mit goldenem Messer IV. 58. 66. I. 792.
750. ll. 253.
Dualismus, herrschend in dem Persischen Religions-
system und in der Religion der Ceres 1V. 20 ff. 538 ff.
I. 695. in den Vorder- und Mittelasiatischen Religionen
ll. 4 ff. 8 ff.
Dupuis erklárt die alten Mythen astronomisch I. 237.
als Beispiele vergl. 1l. 780 ff. 1V. 318. I. 740.
Durga ll. 651. 668.
-F
Of
Dusares (Bacchus) 11. 260.
Dyas 1V. 539 ff. Was nannten die Pythagoreer so? |
699. M. 575. 1V. 542 ff. ist Mifsgeschick 1V. 545. Na.
men lY. 54o. 545 f. Mutter der Zahl IV. 546. heifst Ce.
res IV. 546. ist Dümon 1V. 541. ist Zwietracht IV. Ban,
heifst uñv TV. 545. heifst per 1V. 546. ist geometri,
sches Element IV. 541. -
Advapig 1V. 540.
I.
Eber in der Deutschen Mythe Il. 99. scheint in der My.
thenreihe des Adonis wesentlich lJ, 98 f. tódtet den At.
tis ll. 49. Deutung ll. 104 f. 780.
Ecbatana 1. 686 f.
Hxeior IV. 598. 899 £.
Echetlus ll. 935. vergl. IV. 107. I. 602.
Edelsteine in Indien 1. 541. in Persien 1. 727.
E den 1. 716.
Eeriene Veedjo 1. 715.
Ehe ist eine Weihe ll. 559 f. 111. 574 £. unter dem Bilde
der Zusammenjochung ll. 1000 f.
Eiche, heilig ll. 475 f. 1Y. 156.
eixadsiy 1. 13.
eid (3. eixóvov) 1. 25.
Eileithyia, s. Ilithyia.
Einhorn 1. 781.
Einkleidung bei den Festen Ill. 518 ff.
Eirene ll. 493.
Eipecióvg 1l. 141. 880.
ExPépecr IV. 504.
Elementen- Verehrung l. 519 f. 651. 718.
Elephant ist heilig I, 612 f. ll. 268.
Elephante, Grottentempel 1. 563 f.
Eleusinien stehen iiber allen andern Religionsanstal-
ten 1V. 3. Schriftsteller 1V. 4 f. hängen mit den ältesten
Colonien Griechenlands zusammen [V. 4. Eleusinische
Spiele 1V. 289. Stierkämpfe 1V. 290. stammen aus Ae«
gypten 1V, 888. Stiftung 1V. 480 ff, Verfassung und
mi
aM
653
Priesterpersonale 1V. 481 ff. Ober- und Unterpriester
IV. 482. niedere Priester und Officianten 1V. 485 f.
Priesterinnen 1V. 487 f. Gesetze geschriebene 1V. 488 £.
ungeschriebene IV. 489. Wer ist ausgeschlossen? 1V.
ib. Sühnknabe IV. 491 f. Aufnahme, anfangs unent-
geltlich 1V. 492. Grofse Mysterien, Zeit 1V. 493 ff,
Kleine Mysterien zu Agrä IV. 496 ff. Benennung der
lnitiirten 1V. 499 f. Grundlehren 1V. 284 f. 499. von
den ältesten Philosophen copirt IV. 500. Inhalt und
Werth Eleusinischer Lehre 1V. 204 ff. 504. 506 ff, Vers
hültnifs der grofsen Mysterien zu den kleinen 1V. 505 f.
Einflufs des Zeitgeistes 1V. 509. Inhalt der hóheren My-
sterien IV. 510. 519 ff. Zwischenraum zwischen der Ini-
tiation in die kleinen und in die grofsen 1V. 594 f. Feier
IV. 525 ff. Epopteia oder letzte Weihe IV. 533 ff, nücht-
liche Feier 1V. 588 f. Entlassung der Versammlung 1V.
536. Eleusine Dyas findet sich bei den Pythagoreern
1V. 53g fl. Eleusinia und Eleusine, Name der
Zweiheit bei den Pythagoreern 1V. 642. 548 f. Ver
wandtschaft der Eleusinien mit den Attischen Bacchus
weihen 1V. 494 f. Lobeserhebungen der Eleusinien 1V,
507 ff. Urtheile der Kirchenlehrer 1V. 508 ff,
Eleusinier, Krieg derselben 1V, 84a ff,
Eleusinus und Eleusina 1V. 548.
Eleusis, Stadt Il. 350. Name, Lage ]V. 881 ff. 85^ tf.
557. Einweihungstempel 1V. 333 ff.
Eleusis (der Heros) 1V. 838 f. 549.
'EX&v9ó ll. 129.
Elim, Eljonim, Eljonoth 1l. 266. 866.
'"EAXoQóvog, wer? I. 179 f.
Ellora, Grotten 1. 565.
Emanationssystem der orientalischen Religionen I.
290. 294 f. 296 ff. 1l. 167. 206. 1V. 554 f.
Emblem l. 65. wer darüber unter den Neueren geschrie-.
ben? 1. 250 f. emblematisches Zeitalter l. 228. — |
Embleme (emblemata, iufA£uova), verschiedene Be-
deutung 1. 65. :
Empedocles schliefst sich an Pythagoreische Pneuma-
to:ogie an lll. 62 f. Lehre von der Freundschaft und
Feindschaft 1. 701, 11. 824. 111. 405. 1Y. 512. 541.
Evayiouds lll. 5, f.
654
Encänienfest IV. 596 f.
Enceladus ll. 784.
"EvdsuErç, dvdcinvoue, Évderype 1, 20 f,
Enna, Fruchtbarkeit IV. 172 f.
“Evtoua lll. 51 f.
Enyalius 1l. 610. lll. 231.
Enyo (Bellona) ll. 29. 612.
Eorosch l. 724.
Exauhotepiéerr l 112,
Epaphus IV. 15 ff. 130. 1. 485. 789. 11. 954.
Hxæsdëævai Ill. 481. .
Ephebus und Ephebie in der Mysterienlehre 111. 516,
Ephesus ll. 115 ff. Sitz der Magie ll. 195. Ephesische
Góttin steht mit der Derceto in Verbindung ll. 134,
heifst modbuacroç ll. 178. za»vgó$og und «i9mróg M,
189. hüngt mit Aegypten zusammen ll. 165. 152 f. Bi
derselben ist ein Himmelsbild Il. 176 £, dessen Gestalt
und Farbe ll. 176 f. ausgebreitete Arme 1l. 176. 180,
ist ein Pantheum 1l. 177. Attribute ll. 178 f. Erklärung
ll. 105 ff, ist die Natur 1l. 189. der Mond ll. 185 £. die
Nacht ll. 185 f. Nährmutter Il. 189. Venus Urania ll,
189. was veranlafst die Jonier, die Ephesische Güttin
Artemis zu nennen? 1l. 191, was für Elemente vereini.
gen sich im Ephesischen Gottesdienste ll. 115 f. vergl.
lY. 292.
"EQécva 1. 695 f.
Epheu, desOsiris Pflanze, Dionysus Attribut lll, 91 ff.
Ephialtes 1l. 3986,
Ephorus sucht Mythus in Historie aufzulósen l. 204.
Epibomius stellt den Mond vor lll. 447. 1V. 484.
"Es xó 90i Sot lll. 47. vergl. 1V. 267.
"Es (x 90v vov M. 47.
Epidauria IV. 532.
Epimenides von Creta 1l, 4og. lll. 242. seine Reini-
gung iV. 848.
"H zog IV. 491.
Epiphanienfest IV. 500 £. 585 ff.
Entravooy IV. 121.
657
Emo, "Exoç 1. 46. flieht das Geheimnifsvolle I. 101.
'Es óz 56 und É$ogog 1V. 499 f. 5o1 f.
Epoptie IV. 535 ff.
Eppich, zu essen verboten 1l. 360.
"Egavos l. 51.
Erebus ll. 421. lll. 292.
Erechtheus 1l. 640. 726. 754. 1V. 225. 226. Geburt ll.
652 f. agrarischer Gott ll. 4o, Genealogie 1V. 343.
(Neptunus) Erechtheus 1V. 349 f. Erechtheum (Tem-
pel) 1V. 85o, 11. 640.
Erechthiden IV. 9544 ff. 350 ff. 561 f.
Eoydrn Il. 745.
Erginus ll. 331.
Ericapäus lll. 996 f.
Ericastaude l. 961.
Erichthonius 1l. 68o. 660, 738. 748.
Erigone lll. 531.
Erinnyen I. 430. 431.
Eriphi (ZprFor) 1V. 426.
Eris, Geschlecht Il. 422. Etrurische Gottheit 1l. 959.
Eriunische Gôtter Il. 383.
‘Epxos ll. 524.
Eros (Amor), Namelll. 546. Begriff Il. 420 f. lll. 546 f.
558 f. Genealogien und Eltern 1l. 118. 119. 120 ff. 332,
616 f. 111. 545. 558 f, 560. Gott der Heilkunde Il. 408.
eines der Grundwesen der Hesiodeischen Theogonie
ll. 420. ist Hónig Ill. 541. Philosoph Ill. 545. 560. Ge-
nius und Dàmon lll. 559 f. £$xáAopoc lll. 542. reitet
auf einem Delphin ]l. 604. Sünger des Eros lll. 544.
Eros nach Plotinus lll. 561 f. Eros, geheimer Name
von Bom ll. 1002. Grundbegriff 111,536 £. Eros zu Thes-
pid ll. 538 ff, 546. ültester Eros ist eine Herme 111. 540.
562. andere bildliche Darstellungen 1ll. 547. 562 ff.
Dienstund Bildwerke 1l. 616 f. bilden eine eigene Classe
von Dämonen lll. 417 f. Eros mit der Beute des Her-
cules I. 110. mit der VVeltkugel I. 110. Eros in viel-
facher allegorischer Bedeutung I. 110 ff. Eros und
Anteros I 110. Erotien 1ll. 540 f. Verbindung des
erotischen Dienstes mit Musendienst lll. 540, 541.
FH
656
'Epocdv L 34.
Erse (Herse) ll. 186. 286. 720 f. 75a ff. IV. 138.
Erysichthon Il. 813. Mythus IV. 155. Brandmann lY,
875. heifst Aethon 11, 815, 1V. 187. streitet mit der Ce.
res IV. 158, Ursprung und Bedeutung dieses Mythus,
der in den alten Sonnendienst und in die agrarischen
Traditionen gehört IV. 156 ff. Zusammenhang mit der
Mithraslebre 1V. 149 ff. Vergleichung des Erysichthon
mit Phlegyas und mit Robigus I V. 159. 138. Erysichthon
als Bauherr verglichen mit Aegyptischen Königen IV,
159. (Er soll Apollo's Tempel zu Delos gebaut haber,
welches mit der Gründidee ganz zusammenstimmt; s,
Euseb. Chron. in Scaligeri Thes. Tempp. p. 98. vergl,
jezt Phanodemi Fragmm. p. 6.). Sein Vorbild in der
Mysterienlehre 1V. 145.
Erythia ll. 249 f.
Erz, dem Dienste der Götter geweiht 1V. 596. Erzklang
1V. 597 £.
*Eoydoær II. 48.
Esche Ygdrasil ll. 421.
Esel, vielfache Beziehung Ill. 209 ff. 212 f. 405. 415,
IV. 262. redende lll. 219 f. Thier des Typhon 1. 318. in
Persischer Religion 1. 721. der Vestaheilig 11.634.111. 211,
zu Nauplia in Felsen gehauen lll. 403. trágt Dionysus
nach Dodona 1V. 160. ill. 2310. Esel werden unter die
Sterne versetzt lll. 211. werden dem Apollo geopfert
l. 819. lll. 215. Eselshópfe lll. 211. VVeinesel lll. 488.
Esmun (Aesculapius), dem Esmun werden zu Ascalon
am Neumond Hymnen gesungen 1l. 89. ist identisch mit
Aesculap 1l. 350. zu Carthago ll. £75. füllt mit Attes
zusammen ll. 592. Erklärung des Namens ll. 315. fällt
mit mehreren Wesen zusammen ll. gi. vorzüglich mit
AegyptischenGóttern 1l.Sg1. seine mythische Geschichte
H. 158 f. Esmun ist unter den Cabiren die achte Potenz
11. 391. ist die Wintersonne ll. 409. ''odes- und Schlaf
gott ll. 402 £. Esmun- Pan ll. 39t. 1211. 248. 240. 235 £
S. Aesculapius (Asklepios) und Pan.
Essäer s. Essener.
Econv IV. 363.
Essener, Bienenkônige, Dianenpriester zu Ephesus
1V. 563. 382. 891. 403 f. Erklärung des Wortes 1V. ib.f,
und besonders 1V. 404 Íf. Jüdische Essäer 1V. 404. 407 ff,
237
Ursprung der Ephesischen Dianenpriester IV. 406 f.
Jüdische Essener sind zu unterscheiden von den Ac.
gyptisehen Therapeuten IV. 407. weisen nach Ober.
asien hin IV. 407. Sonnendiener IV. 4009 ff. manche Ge-
bräuche der Jüdischen Essener sind Persisch [V. 411.
Hauptsatz Essäischer Lehre IV. 412. halten auf Dialeks
tik nichts IV. 412. Charakter und Leben der Essener
IV. 412 £. bedeuten junge Ziegen IV. 424»
Eteobutaden IV. 361 '.
Etrurien, Lageund Clima TI. 826 ff. 952 ff Verfassung
11.825 f. empfing eine Lydische Colonie !1. 8261f. Name
und Ursprung 1i. 828 ff. Schriften 17.839 f. Schriftsteller
übet die Etrusker 11,8251. historische EpochenEtruriens
11.830 f. E. Religion 11.636 ff, Etvusher wahrscheinlich
nordischen Ursnrungs 11. 830. Verdienste um Philoso-
phie der Natur dod Theologie II, 836. hatten frühzeitig
Annalen 11. 838. Schulen 1I. 839 Lehre von den Zeit-
altern I1. 840 f. Kosmogonie 1I. 841 ff. Dämonenlehre,
Aegyptisch-Samothracisch 1I. 846 £ Hunstsinn 11. 863.
Genien 1I. 846. Psychologie und Pneumatolegie II. 850,
Allerseelenfest II, 866. Cirimoniaigesetz und Ritual.
bücher IL 954. Hauptarten der Divination II. 936 ff.
vergl. I. 186 f. viele Etrurische Gütternamen kommen
auf ehernen Schalen vor Il. 999. Beobachtungen in der
Naturlebre T!. 937. Charakter des Volkes 11. 954
Lehrer der Rómer 1.187. IL. 954. 836 f. disciplina Etrns.-
ca 1. 187. Wichtigkeit des Landes 11.061, Priesterstand
IT. 826. 956. Bundesversammlung IL. 825. 957. Weit.
jahr IJ. 842 ff. Gottheiten 11, 844 À. 879 Æ Untergott-
heiten IT. 957 ff. Vaterland der Heilmittel U. 937. Au-
guralwesen If, 938 ff.- Ursprung desselben IT. 952 f.
Lehre von den Blitzen 11. 943 tf. Uebereinsthnmung
mit Indischen und Aegyptischen Lehren [1. 843. Etrurier
benennen fremde Gottheiten mit entsprechenden Tua.
cischen Götternamen ll. 959. haben Pelasgische Gót.
ter Il. 960.
Euamerion II. 396,
Eubuleus IT. 337 f. 384. IIT. 343. 1V. 158,
Eudemus trägt eine Orphische HKosmogonie vor IIT, 302.
Eugubinische Tafeln 1I, 963.
Enhemerus beweiset, dafs die Götter Menschen ge-
wesen Î. 3^ 298. 11. 351. seine Lehre 11.540 ff. welche
Masfsregel er befolet hat III. 35, sein System im Ver-
hältnifs zur Mysterienlehre IV. 5104
TY
655
Eule, der Athene heilig II, 673 f. 733.
Eumolpiden, ihr Geschlecht und heilige Genealogie,
auch in bildlichem Sinne IV. 355ff. besonders 357. ihre
Aufsicht über die Thesmophorien 1V. 442. ihre erblichen
Priesterrechte in den Eleusinien u. s. w. 1V. 482 ff.
ffumolpus 111.339. des Poseidon Sohn IV. 349 f. stammt
vonf'Triptolemus IV. 340 f. 356. Krieg des Eumolpus
gegen Erechtheus IV. 342 f. Bedeutung dieses Krieges
1V. 348 f. |
Eunomia ll. 493.
Eupheme III. 249.
Euphemus lll. 25.
Euphrades II. 310.
Euplóa II. 604.
Buripides liebt die alte Lehre IV. 5,8.
Europa IV. 17.
Éurybatus lIL. 24.
Eurygrges IV. 107.
Eurynome ll, 181. 197.
Eurystheus If. 047.
Eurytus Il. 29.
Futhymus IIL 23.
Evander II, 823 ff. 899. 9o1. 903 f.
PEgyntat LL 13. IV. 486. éfyyetoDar, xatnyetosou ib.
Exempel I. 8:.
'E&ogxstoSa IV. 504.
Evy, fal't vom Himmel in den Euphrat herab IL 71 f. aus
einem Ey kommt Venus, Helena, Leda u.s. w. Ii. 79,
542 f. Bild der oberen und unteren Hemispháre II. 337.
342 f. 380. das Chaos bildet sich nach Orpheus in ein Ey
Il. 299 f. 3oo. 303. Eyergenu(ís verboten LI. 314 f.
Bild des Universum in Bacchischeu Mysterien IIL 315.
493. Sühnopfer für Todte lll. 494. Eyform der alten
Vasen Ill. 493. der Dioscuren II. 342 f. Weltey der
Orphiher HI. 313 ff. der Eygeborne (Goyeríc) Gott der
Orphiker II. 314. |
Eé»occo0g lH. 500.
"m
Fabius, Hercules Sohn II. 240.
Fabula I. 5o.
Fackel, Attribut mehrerer Gottheiten II. 141 f. 1V. 6g.
der Athene 11. 689. Fackelzüge in christlichen Festen
IV. 589 f. Fachelfest zu Athen dem Pan zu Ehren lll.
263 f. dem Hephástos zu Ehren lil. 509. 403. des Pro-
metheus II!. 546. zu Argos Bildererklir. 37 f. Fackeln
in den Bacchanalien 111. 326. 517. brennende Fackeln
an Persephone’s Jahresfeste in eine Grube geworfen
1V.36. der Fachelzug zu Eleusis IV. 527. -
Falke I. 478. 480. 497. mit Menschenkopf I. 493 f.
Farbe, symbolisch gebraucht bei den Alten L. 125 ff.
149. IT. 358. 636. schwarze und andere Farbe der Gott-
heiten I. 127. Farbe des Osiris I. 126. vergl. 128. Far-
ben bei den katholischen Kirchenprocessionen I. 120,
blaue Farbe der Minerva IF. 709. Indischen Gottheiten
heilig I. 128, IV. 390. weifse Farbe Il. 783 f. weifse
Rosse des Memnon und der Morgengätter I. 460: der
Dioscuren II. 783. des Janus Il. 913. bei den Thesmo-
phorien IV. 470. Weils und Schwarz als Gegensatz auf
Aegyptischen Denkmalen E. 340. 471. Symbolische An-
spielungen darauf in den Mythen, z.B. im Bacchischen
111. 508 ff. und im Cerealischen 1V. 97. das blaue und
das weilse Rofs IV. 74. die schwarze Ceres 1V. 78 f.
die roth angeinalten Silene lll. 902. das Lauchgrün,
die Farbe der Vesta 11. 636. die blauen, die erz- und
goldfarbigen Bienen IV. 39o f. das wei(se und schwarze
Segel, die weifse und schwarze Binde IV. 116 f. Ae-
gyptens heilige Stiere von verschiedener Farbe IV. 120.
der dreifarbige Stier von Creta IV. 105. der weifse und
blaue Stein in Bezug aufs Wasser I. 128.
Fasten IV. 469,
Fatae, Name der Parcen Il. goo.
Fatua ll. 921.
Fauna ll. 976. 921.
Faunalia ll. 920.
Faune, was sie sind ll. 921 £. 1ll. 203 ff, in wiefern sie
in der Kunst den Satyrn verwandt? lll. 203.
Taunus, Picus Sohn, ein Italischer Landesgott und Weiss
sager 1. 81. 11. 968. 976. lll. 203. 1V. 431.
Gr “
Febris ll. 921...
Februar, der Junoheilig ll. 560 f. 920. 1V. 604 f. dem
Februus ll. 918 ff, Name und Abbildung ll. 919 f.
Februus ll. 917 ff. vergl. 965.
Federn, Attribut der Musen lll. 286 f.
Feigen 11. 561. 914 f. 111. 330. Feigenholz 111. 551. Ge.
brauch der Feigen im alt-Persischen Geheimdienste Il,
914. 1V. 297. in den Aegyptischen und Attischen My.
sterien 1V. 476 f. 1l. 915. lll. 350.
Feindesliebe I. 63q.
Feindschaft, Grund aller endlichen Dinge I. 595. 693£.
700 f. ll. 194. 924. 423. 1V. 512, 599 ff. -
Feralia ll. 920.
Ferdusi l. 694.
Ferentina ll. 957. 969. 971.
Feridun l. 658.
Feronia ll. 966.
Feruer l. 702 f. 720. lll. 41. 58. 1V. 411. 298.
Feste, ülteste sind die in Handlung. verwandelten Jah-
resepochen 1. 174 f. Charakter der Griechischen Feste
l. 154. der Rómischen l. 175. Festgesänge der Ceres lV.
5. Fest des wieder gefundenen Osiris IV. 605. l1. 763.
Allerseelenfest 1. 717. ll. 866, 1V. 592. 605. Fest der
Saaten 1l. 378. Christlicher Festcyclus IV. 578 ff. Jüdi-
sche Feste 1V. 597 ff. Schriften der Alten über die Feste
1.218. Zusammenhang christlicher Feste mit heidnischen
L 761. 1V. 419 ff. 601 ff.
Feste, das der Géttersitze ll. 776 f.
Feuerwind 1. 605. Feuerreinigung l. 609. H1. 596 f. IV,
256 f* Feuersüule l. 777. Feuerverehrung l. 651. 692,
712. 713 f.
"ichte, Sinnbild der Flucht und Zerstörung 1. 117. die
Fichte im Cybelendienste II. 38 f. 55. 108. in den Thes.
mophorien 1V. 453. Fichte des Bacchus lll. ga.
Ficinus righ viel bei zur besseren Einsicht in die alten
Mythen 1. 256.
Fisch, christliches Symbol L 224. IV. 421. Symbol des
Schweigens und der Zunahme ll. 70. 75. den Aegypti-
schen Priestern und den Pythagoreern verboten 1. 252,
l.-o. Als Fisch erscheint Wischnu 1. 601 f. ll, 74.
AM)
661
Fischgott Oannes H. 75 ff. Fischpropheten ll.82, F'iscl -
theile der Syrischen und anderer Vorderasiatischen Gott-
heiten 11. 68 f. 67. 68. 79. 75 ff 81 ff. Fischverehrung
und Enthaltung von Fischen 1l. 62. 68. 69 ff. 505. Ml.
457 ff. 1V. 492. Astronomische Erklärung der Fischre-
ligion 1l. 78 ff. den Mythen der Syrer und Phônicier
von Fischen und Fischgättern liegen alte historische
Sätze und eine Jahresphysik zum Grunde ll. 81. Bac-
chische Fische lll. 489 ff. IV. 492.
Fleisch, Kosten des rohen Fleisches ist in Mysterien
symbolisch lll. 188. das symbolische Fleischessen an
einem alten Feste zu Athen 1V. 125 ff, 196 f. Enthaltung
des Fleisches lll. 159,
Fliege, beilig ll. 487.
Flora, Name von Rom ll. 100» f£
Floralia IV. 607 f.
Flóte, im Aegyptischen Cultus von Osiris erfunden. 1.
448. im Libyschen Cultus 1l. 262 f, 645 f. Symbol 11,
354 f. 155 f.
Flügel sind Attribute küniglicher Würde , Bildererklär,
pag. 20.
FlufsgÜtter, von weifsem Marmor I. 187.
Fonteji ll. 908.
Fontinalia Il. 907 f.
Fontus, Fons ll. 904 f.
Fordicalia in Rom IV. 179.
Fortuna ll. 86. 979. Fortuna- Ceres 1l. 559. 98o. 1V.
217. Fortuna Primigenia lV. 215 f. 215. warum beifst
Fortuna Primigenia ? 1V. 216 f.
"rauen dürfen zu Rom dem Herculescult nicht beiwoh-
nen ll. 240. feiern das Fest des ''hammuz ll. 91 f. und
des Adonis ll, 100 f. hángen dem Dienste des Bacchus
an lll, 87. feiern die Thesmophorien IV. 450. Frauen
verrichten den Dienst des Herakles H. 222 £ Frauen.
sitte 1. 517.
Freier, Erlegung derselben 1l. 529. 721 f£.
Freitag, Charfreitag 1V. 588 £. |
Freude als Charakter der Griechischen Festo 1, x74,
Freudengeschrei in den Tempeln H. 263,
Fulgurales lihri ll. 942 Íf.
64 -
Fulguritores ll. 947.
Fulmina, wie vielerlei ll. 944 ff.
Furcht, wie dargestellt 1. 145.
Fufswaschen IV. 588.
G.
Gabai l. 560.
Gades, Tempel ll. 274 f.
l'aia, Begriff ll. 419 f. e$póoveovoc ll. 420. Kinder der.
selben 11. 427.
Galaxia ll. 160 f,
Fair IL 170.
Galeus lll. 456 f.
Galinthias bringt der kreissenden Alcmene Hülfe 1l,
249. 1V. o8.
Galliambi IL 42.
l'4AXov ll. 42. 44. finden sich auch im Dienste der Sy.
rischen Göttin Il. 61.
T'œuñkea HI. 505.
Gandarus IV. 121.
Ganesa L 586. 612. 647. 11. 268.
Ganges, Ganga L 557. 594. 638. 648.
Gans, der Proserpina heilig, Bildererklär. 59.
Garben l. 125. Garben der Hyperboreer ll. 118. 1357 f.
die Garbe und Garbenlieder der Ceres 1V. 5. 251 f. 508.
Gazellenopfer 1. 368. 1l. 26a.
Gebet, Hauptwurzel alter Lehre 1. 10. Gebet der alten
Macedonier lll. 454 f. der Indier 1. 160. 640. der Per.
ser l. 161. 710 f. 1V. 410 f. der Aegyptier 1l. 165. der
Ebràáer l. 165. der ültesten Griechen und bei Homer l.
164 ff. der Rômer L 167 f. der alt-Italischen Völker 1,
168. Griechische Volhsgebete 1. 165. Läuterung des
Gebets durch Griechische Philosophen 1. 166 f. Ueber
gang des Gebets in Magie und Zauberwesen l. 161, 710.
Gefüfs, zerhrochen von Jeremias, was es bedeutet 1,
131. das Gefäfs ist der Behälter der Seelen (der Leib)
Ml. 465 f. mysteriüser Gebrauch 1V. 532. Gefüfse, Sym.
bale 111. 464£ Vergl, Vasen,
02
65»
Geheimlehre bedarf vieler Zeichen, die uns unbe-
kannt sind 1. 142. verschmäht in ihren Symbolen oft
das Schéne 1. 143.
Geier 1. 488. 1l. 228 f. 672. 907.
Geifselung, in vielen Tempeln gewôhnlich IV. 440 f.
Geistiges, einfache Bezeichnung des Geistigen für die
alten Völker das Angemessenste 1. 3. Ausgiefsung des
heiligen Geistes 1V. 591.
G ela IV. 158. 19i f.
Gelehrsamhkeit, ihre Gebieteschávfer gesondert 1. 2:0,
LeAéovcv£G zu Athen lll. 53.
'emmen liefern Beispiele von Verbindung des Symbo-
lischen mit der Allegorie 1. 110 f. verdienen rüchsicht-
lich der gefesselten.Götterbilder Aufmerksamkeit 1. 216.
UevéS Avo Deoi ll 514 f. 560.
Genien, Genius lll. 32. 42 f. 67. 71. Bacchische Geniea
lil. 419 ff. wie gebildet lll. 413 f. 418 ff. Genien zu
Carthago ll. 278. geflügelte lll, 418 ff. Etrurische, Bil-
dung 1l. 869. 955. Schwur bei den Genien 1l, 546. 592.
111. 44. Dualismus der Genien lll. 48. Genius ist Päda-
gog und Mystagog lll. 67. 71. Schutzgeist des Menschen
lll. 78. 5:12. Genienlehre 1ll. 511 ff. Genien leiten die
Seele lll. 515 ff. S. Dámonen.
Gephyra und F'epvpaia 1V. 550.
T'epvoroudçs 1V. 5929 ff.
l'epopigerr IV. 529 ff.
T'epatpac Ill. 322 f.
Gerste, die erste Frucht 1V. 174. 989.
Geryon IV. 205 £. vergl. 1l. 250. 494. 1V. 91. 93.
Gesang gehört zur phonetischen Symbolik l. 102. hat
heilende Kraft ll. 409.
Geschlechtliches, ein Hauptgrund aller Symbolik
und Mythologie 1. 55. doppeltes Geschlecht der Götter
l. 255.
Geschwisterehe lll. 569. 577. 1l. 896. 1. 262. 1V. 167.
Gewünder, gróbere , feinere lll. 517 f. 1V. 950.
Ghebr il. 314.
Giganten IL 430. 440. vergl. lll. 211. werden von der
Venus getäuscht II. 592. —
WIS
664
Gigon, Namedes Herakles, Begriff Il. 310. Eigenschaft
1. 594 ff. 531. Name des Dionysus 1l. 326. 423, 1l]. 224.
398. Name eines Hünigs 11. 326. ist Hermes IL. 3a,
Gingras l. 551. ll. gb. 108.
Glgneus, Fisch lll. 434 ff. Dämon Ill. 435. Minos unà
, Pasiphaé's Sohn lV. 104 f. 866.
Glocken, im Bacchischen Geheimdienste gebraucht lll,
447. die sogenannte Ceresglocke 1V. 3598. 402 f. dag
sogenannte Glockenläuten bei den Alten 1V. 400.
Cong 1. 181. |
Gold in Indien I. 540. goldener Regen des Juppiter 1l,
' 790. 793.
Gorgo unddie Gorgonen 1. 794. 11. 433 f. 708. 717. 789.
701. Gorgonengesicht ll. 716. Gorgonen von Perseus
behümpft 1V. 47 f. Sinn dieses Mythus 1V. 494. 1. 794.
Gorgonion l. 794.
Gorgophone, Perseus Tochter 1V. 59.
Gori's Behauptung, dafs die ältesten Gätter ohne At.
tribute seyen, wird mit Winckelmann verworfen 1. 141,
Götter, Wesen der ältesten Götter 1. 4. Ursprun® des
Namens der Götter I. 169. Gótternamen stammen aus
Aegypten ll. 91 f. aus dem Orient ll. 376. ursprüng.
licher reinerer Gótterdienst 1l. 979 f£. Thicrkôpfige Gôt-
ter l. 494. f. 501 f. Homerische il. 456 ff. ihr Wesen
nnd Begriff ll. 458 f. 461 f. Gótter vermögen nichts ge-
gen das Schicksal ll. 457. leichte Bewegung und Gang
derselben ll. 459. ibre Grófse, Schünheit u.s. w, li.
460 f. geben sich verschiedentlich zu erkennen 1. 10.
treten als erste Lebrer auf l. 15. Lehrer des Gebets
und erste Beter l. 16. Schriftsteller über sie l. 21 1 f.
gefesselte Gótterbilder l. 178. ll. 215 ff. 55o f. 817. wer
über die Gütterbilder geschrieben 1. 216. Güttersymbole
l. 145 £. Zwôlfzahl der Griechischen Gôtter IL 546 f.
Classification des Gütterdienstes lll. 47. 48. kónnen eine
Sterbliche befruchten 1V. 15 £ lieben ihre eigenen
Kinder 1V. 223 £. wer wird überhaupt Göttin, Göttin.
nen genannt, oder grofse Góttinnen 1V. 846 ff. Gütter-
hochzeit auf Vasen ll. 486. Gótterbilder vom Himmel
gefallen H. 689.. Gótterpforte ill. 551. Götter regieren
auerst liber Aegypten l. 301. 432. Einheit Gottes Ill
Oug£. ist ursprüngliche Lehre, Vorrede p. X1f. Gottes
&wnustliche Gebrauche des Polytheismus 1. 1560 f£.
E
Gráüen IV. 48. 11. 433. 435.
l'pauxot IV. 152.
Granatapfel ll. 51. 588 f.
Grazien in Verbindung mit Bacchus lll. 106.
Greife I. 441. 540. Symbole der Dews L 724. des Apol-
lo ll. 200. der Athene ll. 674. im Bacchischen Cultus
111, 159. -
Griechen verehren die Gitter ohne Namen I, 4. Mit-
telzustand ihrer Religiosität I. 4. ältere sind verhüllt
I. 130 f. verehren unbearbeitete Steine statt der Gütter
I. 144. erfabren zu Alexandria den Einflufs Aegyptens
l.205 f. wer über ihre ültere Lehrart geschrieben I.
219 f. woher ihre Religion 1l, 282 ff. Ursprung ihres
Gütterglaubens 1l. 565. ihre Religion wird mit dem Epos
klarer ll. 417. Grundtrieb : anthropomorphistisches Ge-
nealogisiren ll. 2097. drücken das Persische H durch X
oder K aus ll. 164. Griechischer Geist behauptet auch
im religiósen Denken seine Eigenthümlichkeit 11. 296 f.
Stammort der Gr. religiósen Ansichten lll. 55 ff. Sinn
des Griechischen Stammmythus 1ll. 33 ff. Je älter Gr.
Localdienst, desto mehr gleicht er dem Barbarischen
1V. 203. Religion ist physisch IV. 551. so wie ihre Gót-
terwelt der Bildnerei IV. 555. Leben, Thun, Denken
und Glauben des Griechenyolks nach Homer lll. 15.
Griechenland, pvSoróxoc I. 05. 197. ültester Zustand
ll. 443. ültestes Griechenland hat seine Labyrinthe 1.
124. ist dem Dionysus vorzüglich zugethan 111. 318. aus
welchen Ländern und auf welchen Wegen hat es seine
Religion bekommen? 11. 282 ff.
Grille ll. 201f. wes bedeuten goldene Grillen im Haare?
liig. S.Cicaden.
l'ei$dog lI. 77.
Grotten IV. 435. älteste Tempel bei mehreren Völkern
1l. 300. die Grotte des Zoroaster L 17. 747. 752. 774.
795. (Mithrasgrotten) Grotte der Brachmanen I. 17. die
Grotte ein Bild der Sinnenwelt ( Weltgrotte, Bacchi-
sche Grotte) lll. 499 f. 499 f. die Grotten der Musen,
Nymphen lll. 975. die Ceresgrotte in Arcadien IY. 7g.
Grotten von Nauplia IV. 102. :
Gürtelder Venus lll, 524 f.
Gustaslp I. 675.
l'éyng Hl. 429. lll. 557.
365
e^
ZH,
Haare, bei den Franken Zeichen kóniglicher Würde 1,
120 f. IV. 108 f.
Habicht I. 756.
Hades, oin guter Gott 1l. 415. 477. Eubuleus ll. 477.
Beinamen 1l. 543.
Hadrian hebt Menschenopfer auf I. 760. liebt Aegypti.
sche Kunst und Religion L 207 f.
Haftorany ll. 87.
Hahn, Symbol des Feuergottes ll. go. 746.
Haine, heilige 1. 158.
Haloa, Osterfest zu Athen IV. 444.
Haloas, Beiname der Ceres IV. 308.
Halotia ll. 779. 781.
Hamoroca ll. 27.
Handlungen, ihr allegorischer Gebrauch und Umfang
I. 1350. Kunstlehre nimmt nur solche Hándlungen an,
die conventioneller Zeichen nicht bedürfen I. 130. Stell.
vertreterinnen der óffentlichen Rede im Orient 1. 130,
festliche gehóren zur Allegorie gemischter Gattung I,
194. sind ein Hauptmittel zur Versinnlichung der Ge.
heimlehre gewesen lll. 446 ff. symbolische im Gebiete
des Rechts 1. 132. bei der Ehe 1. 1322 f.
Hanumat I. 698 f.
Harmodius, Heros lll. 58.
Harmonia ll. 524. 325. 348. 353. 111, 5e1. IV. 539 ff.
Harpocrates I. 277. 298. 309. 11. 407 f.
Haruspicina ll. 957 f. vergl. I. 187. 188.
Hase, Symbol lll. 492 f. 495. 587. Hasenopfer I 274.
Hebe, Herakles Gemahlin 1l. 255. lll. 319.
Hebon lll. 451. 456. 113 f. 575 f. IV. 133 f.
Hebrüer schüpfen Dámonologie aus den Theorien des
Orients lll. 69 f.
Hecatäus I. 209.
Hecate Il. 124. 1V. 18. 65. 109 f. Namenserklärung IL
127. Mahl der Hecate ll. 125. mit einem Hundskopfe
gebildet ll. 125 f. Opfer , Mysterien, Bilder ll. 125 £.
bóser Plagegeist IV. 22. wichtig für das Loos der Ab,
i
667
geschiedenen IV. ofla. VVinkel der Hecate IV. 282. heifst
ávoocco IV. 904. ob Dea Dia 11. gob. Gefihrtin der Per-
sephone IV. 283. vergl. 457. heifst «avponoXog IV. 295,
dppatos IV. 525.
Hecatombe I. 175.
Hecatonchiren ll. 429 f.
Hecatus ll. 124.
Hegeleon ll. 774.
Heilige, Allerheiligenfest IV. 592.
Helegerys IV. 314.
Helena, Mondsfrau Il. 343. Name IV. 153. findet im
Pansfisch den Basiliskenstein Ill. 250. heifst auch Echo
und bereitet Liebestrünhe 1ll. 95o. lernt in Aegypten
Arzneikunde Il. 392 f. sie gehórt zu der Aegyptisch -
Laconischen Gótterfamilie und zum Canobus 1l. 349 f.
sie wird von Theseus und Pirithous.geraubt und von
den Dioséuren befreit IV. 147 ff. sie tanzt im Tempel
der Diana-Luna , und gehôrt in die Religion der Monds-
diener IV. 150. 458. mit Menelaus verehrt 1ll. 38 f. sie
ist Mutter der Iphigenia, und stiftet der Ilithyia zu Ar-
gos einen Tempel 1V. 150. sie widmet der Minerva ei-
nen Becher nach dem Maafs ihrer Brust IV. 450.
Helenus empfängt ein Symbol I. 61. vergl. IV.-154.
Bedeutung seines Namens IV. 153 f.
Heleus, Perseus Sohn 1V, 52. 153.
Helicon, Dienst lll. 284.
Helios, obverschieden von Apollo? Il. 156 ff. 163. heifst
Phytalmius 1V. 77. hat beim Tempel der Ino und neben
Pasiphaë eine Bildsäule 1V. 93. Helios, Perseus Sohn,
erbaut Helos, dessen Bürger Persephone von Eleusis
hoch verehren 1V. 83.
Helios, Grad in den Mithrasmysterien I. 755.
Hellanicus von Lesbos I. 209. 213. Orphische Kosmo-
Helle 1V. 36. 154.
Hellenen, Ursprung des Namens 1Y.7153 ff.
Hellopia lV. 351 ff.
Hemera ll. 756 ff.
Hemera, Aegyptische Gottheit I, 292.526. bei Hesio-
das 1, 421.
663
‘Huspig lll. 230.
Hephäste oder Cabiren 1l. 525;
Hephiüstobule ll. 7258 ff.
Hephästos oder Vulcanus, Here's Sohn 1l, 355, 330.
572. 571 ff. Aegyptischer I. 529 f. 531. Frau des H. Il,
330. hat Leitung und Obhut der Heilgôtter Il. 407. heifst
bei den Etruskern Sethlans Il. 959. ist unter den.De.
miurgen lll. 596. wird zweimal aus dem Himmel ge-
worfen und von Bacchus zurück geführt ll. 323. Ill.
400 ff. trauliches Verhältnifs mit Dionysus Ill. 402 ¢
ist lahm Ill. 403. hat im Empedocleischen und Heracli-
tischen System das Uebergewicht lli. 404. aus seinem
Saamen geht. Erechtheus hervor ll 659. lll. 401. ]V.
226. liebt die Minerva 1l. 652 f. 789 £. vergl. 1V. 226,
ist Feuergott lll. 408. Mannweib ll. 672 f, in.der Mehr.
zahl ll. 323. Dienstim ältesten Athen Il. 654 ‘fa. Unter.
schied von Dionysus lll. 596 f. Verbültnifs zur Here ll.
409 fF. 406 f.
Heraclidische Wanderungen ll. 444.
Heraclitus, Becher L 151. Diener des reinen Feuers
J. 195. Hauptsatz seines Systems Il. 104. schôpft aus der
Orphischen Theologie 1l. 324. die Feuerlehre ist Ma.
gismus ll. 196. H. Sonnentheorie erinnert an Aegypti
sche Quellen ll. 197. wie drückt er das Dogma vom Ge
gensatz aus ? I, 700. 1l. 198 f 324. philosophirt zoroa.
strisch 1l. 199. Dümonologie lll. 63.
Herakleen ll. 203. 243. 259. 407. lll. 55 f.
Herakles, Name erklürt I. 335 f. 11. 215 £. 944 £. Ge-
burt ]l. 245 ff. Bedeutung und Erklärung des Mythus
von H. ll. 956 f. ist dieSonne 1l. 205. 209. 256. Ill. 509,
mit drei Aepfeln ll. 220. weibisches Leben und Frauen-
tracht T. 348. 1l. 86. 225. zeugt mit einer Sclavin einen
Lydischen Hünig und heifst bei den Lydiern Kandaules
ll. 9251 f. kennt dén Adonis unter den Góttern nicht ll,
110. der Tyrische H. ist dem Adonis befreundeter Il.
iii. ist mit dem Mithras verwandt ll. 902. wo ist der
Name einheimisch? 1l. 205. will Zeus Amun sehen I.
852. Il. 204f. 207. Ausbildung des Heraklesideals gehôrt
Aegypten an 11.206. des Herakles Fafstapfe Il. 208. 1V.
56. heifst Zeus Auge Il. 208. wird durch eine VVachtel
ins Leben zuriickgerufen 1. 561. 562. ist mit der fallen-
den Sucht behaftet I. 362. Befreier der Knechte 1l. 248.
254. wird zu Thasus als Heiland verehrt 11,218. Tha.
669
sischer Heraklesdienst verbroitet sich bis nach Norden
U. 219: Thasischer H. gehórt zu den Idiischen Dactylen
M. 545. 1. 219-f. $21. 3og. ist zu Mycalessus dienendes
Wesen, Hüster dev Ceres ll. 929. 1ll. 545. 1V. 84. Ae-
gyptischer I. 360 f£. 11. 208 ff. raubt den heiligen Drei-
fufs 1l. 221 f. Herahles Idáüus ist Phrygien und Phöni-
cien gemeinschaftlich 11. 921. Persischer 11. 252. gleicht
Dschemschid 1l. 232 f. Indischer ll. 57. Heraklescalt
verbreitet sich auch in die VVestwelt ll. 258 f. Freu-
dengeber 1l. 214. ist den Römern Gesundheitsgeber 1l.
240. Stammvater der gens Fabia ll. 240. hat mehrere
Latinische Beischläferinnen Il. 240. mit dem Sternen-
kleide ll. 247. am Scheidewege ll. 2447 ff. Arbeiten I,
245. 250 f. steigt in den Hades hinab 1l. 952. Flammen-
tod ll. 207. 955. 274. worauf bezogen 1H. 526. ixirpa-
xéGv6 ll. $1o. Name des Orphischen Naturprincips Ill;
305. ist Chronos der Orphiker lll. 511 f£. bildliche Vor-
stellung des Herahlles-Chronos, wo zu sucheh lll. S09 ff-
Schlangenleib 1il. 310. ist die Zeit 111. 311. Phônixträger
ll. 205. 255. 111. 812. setzt in Sicilien den Cult der Per-
sephone ein IV. 1609. ringt mit dem Creteasischen Stiere
IV. gt. erscheint als Rindertreiber in Thessalien ibid.
stiftet der Venus-Persephassa (Proserpina) ein Heilig-
tbum ib. 93. ist Sonnenheld und Führer der Monden ib.
96 f. steht der Venus gegen die Giganten bei Ill. 593.
schafft in Italien die Menschenopfer ab Il. 255. 884. ist
das im Thierkreise sich entwickelnde Sonnenjahr und
die Schüpfung in der Zeit 1V. 244 f. 111. 311 f. der Phë-
nicische ll. 911 ff. identisch mit dem TThebanischen 1l.
212. Melharth von ''yrus ll. 211 £. 918. von Carthago
ll. 273 f. zu Thespiä III. 546 f. bildliche Darstellungen
IL 215. bekimpft den Antäus L 329 ff. den Busiris I.
553 ff. von Typhon überwältigt 1. 361 f. astronomi-
scher I, 846 ff. 610. historischer ll. 206 f. vergl. 241.
Spiele des Perseiden Herahles ll. 204. vergl. 210. ist
die ringende, unsterbliche Sonnenkraft ll. 209. 298.
259. Sunnenjahr ll. 241. identisch mit Hermes 1l. 918.
Kriegsgott 1l. 214. Befreier der Sclaven ll. 918. Jahres-
gott ll. 220 f. Stammvater-der Celten 1l. 939. ertheilt
Orakel 11. 221. H, in dem Jonischen Erythrä Il: 294.
in Lydien ll. 295. bei der Omphale ll. 223. 981 ff. der
zürnende ll. 246; der rasende ll. 258 f. Hercules und
die Cercopen ll. 224 ff. Hampf mit den Centauren ll.
250 f. der Olympische ll. 955. Heros ll. 5o. 36. 89. 50.
Vorsteher der Gymnasien ill. 542 £f. 11. 621. hat Myste-
9720
rien 111, 56. Herakles Sandon, Sandacus, odvôns I.346f,
350 f. 610, 1. 224. 233. edunrog, wider ll. 220. 435. H,
und Omphale I. 546. Dorsanes I. 610. 1l. 237. Deuso.
niensis ll. 2539. Melampygus I. 611. 1l. 226. 250. Cyno.
sarges Il. 250. Daphnephoros 1l. 160. Musagetes ll. o47,
$10. ingeniculus 1l. 210. Gigon 1l. 310. 326. douce
ns Îl. 214. Alexis ll. 549. oco ll. 218. Buraicus ll,
251. &yípococ 111.319. 505. &Metixaxoç 11. 255. Euphra.
des ll. 310. Herakles Verbindung mit dem Dienste der
Ceres 1V. 169. gi ff. Il. 220. befreit den Theseus IV,
149. 166 ff. treibt die Stiere herum 1V. 128.
Herciscere ll. 524.
Herculanische Entdeckungen enthalten Vieles, was
zur Läuterung des Symbolischen beiträgt I. 229.
Hercules immortalis 1ll. 56. findet in Latium Eingang i
Il. 978. S. Herakles.
Here, Name ll. 547. Ursprung ll. 549 f. 551 f. 568 £..
Wesen Il. 590 ff. ist Erde ll. 516. 548, 571. Bild werke
ll. 555 f. 505 f£. Strafe der Here I. gg. wird frühzeitig
zur Lucina ll. 199. ihre Bedeutung in den Herakleen
Il. 245. will Apollo's und der Artemis Geburt verbin.
dern ll. 149. betrügt die Semele lll. 89. ihr Ehezwist ll.
580 f. ihre Ehe mit Zeus 1l. 571 ff. 586. Hochzeit 1l. :
572 f. mapSevia 11. 550. Prosymna ll. 550. 669. 574 ff,
578. Évyie Il. 516. 559. &xpiæ 11. 546. vvpqgevopévy ll.
55g. weheia ll. 515, 571. 558 f£. 580. 585. 508. 592. ya-
pñMoç HU. 515. uvyiæ und roxie 11. 515. 577. iuBoæcia
und invodyres ll, 552. treoxerpias ll. 564. xpvodpovog
1. 566. nBevric ll. 583. aiyoparos 11. 575. peroon 1,
581. &A£SavOgog 11. 584. évSeia, dyDnPopos, Prkvoté-
Gavos 11. 584 f. Pepoveix etc. 11. 584. evetuor 1. 584.
Stifterin der Ehe ll. 554. Vorbild Il. 559. 590. 592. ist
Naturgôttin Il. 563 £. die unterirdische 1l. 578 f. astro-
nomisch genommen 1l. 566. der Cybele ühnlich 1l. 569 ff.
identisch mit andern weiblichen Naturgottheiten Asiens
11. 548 f. mit Mena ll. 556. mit Io ll. 576. mit Proserpi-
na ll. 567. 578. 584. ist Rhea 1l. 589. Mond 1l. 548. Leto
ll. 549. 557 f. zu Samos 1l. 55o ff. 563. 569. zu Argos
573: 582 ff. zu Babylon ll. 555 ff. zu Lacedämon Il.
569 ff. 575. die Assyrische 1l. 568 f. Hauptsitze im Pe-
loponnes ll. 573. heifst Ada ll. 555 £, die Gute ll. 59o.
S. Juno.
Hosoides Il. 582.
Herilus ll. 966 f.
071
Hermaphroditen in den Religionen. Asiens I. 341.
583 ff. 737. 11. 10. 188. 328.
Hermapion I. 208.
Hermathene ll. 750.
Hermen, als Träger von Räthseln gebraucht, aberauch
von ethischen Sprüchen I, 77. Hermen des Dionysus 111.
469. 470.
Hermeneutik der Bildersprache hat gleiche Gesetze
mit der Hermeneutik jeder Sprache L 110.
Hermes (Mercurius) ll. 617 ff. Sohn der Maja, Begriff
M. 9o2 f. heifst Sumes 1l. 213. Turms ll. 959. Abbil-
dungen 1l. 620. bat mit Apollo und den Musen gemein-
schaftlichen Gottesdienst lll. 267. der sich üufsernde
Verstand lll. 274. erfindet die Leier lll. 2455 f. Vater
der VVissenschaft 1V. 245. erfahren des Opferns 1V.
860. ist der góttliche Cadmus ll. 826 f. der Luna zuge-
sellt 11. 326. ithyphallicus 1l. $27 f. 1l. 956. Symbol für
symbolischen und mythischen Yortrag 1. 04. Becher-
und Schlangenträger 1l. 394 f. .okster Lehrer aller h&-
heren Wissenschaften, auch der Arzneikunde I. 395 ff.
N. 757. 395. Vorbild aller Priester IV. 360. Vater des
Pan 111. 242. Ministrant der grofsen Gottheiten von Sa-
mothrace ll. 896. trügt das Bacchushind !ll. 96 ff. 98.
und den Pan lll. 245. Schriften des Hermes I. 247. 375.
1V. 360. wird in den Eleusinien durch den Hieroceryx
dargestellt IV. 557. 559. 519. 686. Ursprung, Begriff in
Aegyptischer Religion [. 365. vergl. 11. 617 f. Abstam-
mung ll. 618 f. Jl. 267 f. Name 1. 364. 365. Prädicate,
Attribute, Erfindungen u.s. w. I. 366. 380 f. Genius des
Hundssterns I. 366 f. Hermes und die Musen lll. 267 ff.
274 ff. Hermes. Sirius I. 571 ff, Geber aller geistigen
Güter I. 372 f. Intelligenz I. 572 ff. 380 f. 388. 404. ll.
926 ff. hat die VYeltleuchte, wie den Weltspiegel. I,
373 f. 387. 524. ist das hóchste VVesen I. 972. der gótt-
liche Schreiber I. 374. das discursive Denken, Reden
und Schreiben 1. 576. 524. 0 Aoyog I. 880. 11. 618.. als
solcher führt cr das Quadrat I. 579. Naturgeist I. 30g.
hat die erste, Mumie gemacht I. 405. Hermes Q&A ii
670. Cadmilus zu Samotbrace ll. 617. solarisches Prin.
cip ll. 327 ff. 670. ithyphallicus 1l. 397 f. 329. 1V. 81,
chthonius Îl. 378 f. 384. sein Fest ibid. o&xoc Il. 620.
PguxSóriog und éproérroç 1l. 879 f. 619. 1V. 192. Hlug-
heit, Handelsklugheit il. 618. hat daher verschiedene
Beinamen c0$6ó; etc. 11, 618 f. 621. 6292. Thaten 1l. 619.
073
Eigenschaften ll. 618. 619. *wAA#71o5 IL. 618, épyeiQóy.
Tg ll. 61g. xpvooppames 11. 620. Attribute ll; 620, L
377. "yeuóviog und évódiog 1. 620. &xaxñotos ll. 62,
vóuiog ll.691. évayórvwog, Vorsteher der Wettkämpfe
H. 621. ill. 542 f. xepägos 1, 373. àyoogoioc ll. 691. qs.
qomopnzóg und évragiaotis I. 576 f. 481. 11. 619. Füh.
rer der Seelen I. $77 f. 4o4. ll. 619. 620. «pucuéyvwto,
I. 365. vergl. 888. 423. mit dem Hundskopfe auf My,
mien L 424.
Hermidia ll. 622.
Hermione, Beschreibung der Chthonien daselbst 1y,
.. 60 f. uralter Dienst lV. 57 ff. zu Hermione ist der Ein.
, gang zum Hades IV. 4o. Ceres heifst Hermione IV. 41,
Hermonthis l. 352.
Herodotus Il. 283. Lennt Bacchische Lehre, die Me,
jampus empfangen lll. 141 ff. kennt keine vorhomeri,
schen Gedichte, weils aber viel von vorhomerische
Lehre und Bildnerei ill. 145 f. findet mehrere Herakla
ll. 205 f. VVas ist-der Mittelpunkt der Herodoteische,
Geschichte I. 208. :
'Hoóevo» Ill. 49 f.
Heroion LV. 456.
Herois lll. 57.
Heros, Ableitung des Wortes lll. 4 f. Begriff lll. 5. 2f
i wie nimmt Homer das Wort? lll. 7. wie Hesiod? lll,
12. Heroen I.996. Begriff lll. 31. religióses Denkens
von den Heroen lll. 33 ff. stehen über den jezt Leben.
den lll. 26. Seelen und Schatten lll. 30. auf Grabstei.
nen lll. 5o. geben Volksabtheilungen Namen lll. 59 f,
512. énóvvuor ]l. $4. an sie hült sich der Grieche mehr
ll. 45. heifsen éyyógior, zovpóor Il. 17. Verhältnif
zu den Düámonen und Güttern lll. 27 ff. Heroenlehre
der Philosophen lll. 6o ff. Scheu vor den Heroendenl.
malen 1ll. 5o f. Heroendienst ist Aegypten fremd I, 50i
vgl. Ml. 59. in Carthago ll. 277. Heros wird zum Hall.
gott lil. 95. VY esen des Heroenmythus 1ll. 56 f. Heroes
der späteren Zeit lll. 55 f. Vergótterung der Heroe
IN. 38. Periode lll. 51. 57. Beschaffenbeit des Heroen.
dienstes lll. 46 ff. Verehrung verschieden von Göttern
dienst Ill. 51. auf Münzen Griechischer Stádte verewigt
MI. 55. der Griechische Volkhsglaube kennt gute und
bóse Heroen Ill. 20. 22. 61. die Heroenlehre hängt mit
den Mysterien zusammen lll. 57. die Mysterien be
675
zwechten eine heroische Erziehung lll. 515 f. 53e ff.
die Heroen sind Diener und Lieblinge der grolsen Gott-
heiten, und auch in so weit Vorbilder der Menschen
lV. 285 ff, 554.
Herse s. Erse.
Hertosi ll. 6. 320.
Herus ll. 547.
Hesiodus giebt durch einen Aenos ein Beispiel [. 81.
Hesiodeische Theogonie des Sol und der Luna 1]. 148.
ist Erfinder der Hellenischen Theogonie 11. 297. 451 f.
schliefst sich mehr der alten Lehre an |I. 417. Seine
Theogonie II. 418 ff. sein Verhältnifs zur älteren Re-
ligion 11. 442 ff. zeigt Spuren davon Il. 447 f. seine
Kenntnifs des Himmels und der Sterne Il. 453.
Hesperus 11. 453.
Hestia (Vesta) . Name I1.622. Ursprung Il. 623. Cultus,
Verwandtschaft mit anderen Wesen I. 634. []]. 262.
mystische und philosophische Ansicht dieser Gottheit
I1. 635 £. Verehrung in Persien ]. 773 f. Grundgedan-
ke I. 776. 777 f. 11. 623 f. ist Erdeund Feuer 11. 635 f.
Jungfrau 1]. 623. Schutzgóttin des Hauses II. 624 £.
der Stadt und Gemeine Il. 627 1. Priesterinnen IL.
528. Beinamen II. 624 f. 627 f. tritt in Verbindung
mit Juppiter II. 625. beiSchwüren und Bündnissen Il.
625. bei Opfern der Anfang II. 626. ihre Opfer II.
628. mpvruvitig I]. 627 f. ySovia 11. 634. Kunstdarstele
lungen Il. 639.
Hestiopamon II. 625. III. 262.
Hexameter geht nach einer Sage vom Orakel aus I.
103. 109.
Evoeors [. 768. 1V. 603.
Hieraules IV. 486.
Hieroceryx Ill. 447. 1V. 556 f. 358 £. 484. mufs aus
dem Geschlecht der Keryken seyn IV. 359. Beistand der
Gemahlin des Archonten IV. 359. ist in den Eleusinien
Hermes III. 447. 1V. 359. 557.
Hierodulen l. 951. II. 28.
Hieroglyphen I. 365.
Hieroglyphica, wer darüber geschrieben I. 219.
Hieroglyphik, fälschlich abgeleitet aus der kyriologi-
schen Schrift ]. 52,
IV. /
FRA
42
074
Hierophant, Name,Dienst und Eigenschaften lV, 409 f.
stellt den Demiurgen vor ll]. 447.
Hierophantides IV. 497 f.
Hierothysion Il. 405.
Hilaira II. 398.
Himalagebirge I. 536.
Himmelfahrtstag 1V, 591.
Himmelseintheilung der Etrurier II. 944.
Himmelskenntnifs des Homer I[. 459 f.
Hippa Ill. 358 f. WVeltseele II. 364.
Hippe II. 432.
Hippocampen Il. 607.
Hippolytus, Symbol der Unsterblichkeit II. 400. 978,
Sohn des Theseus, verschiedene Mythen von ihm lY,
146 f.
Hippothoon, ein Athenischer Stamm erhilt von ihm
den Namen IV. 352 f. 111. 50. 54.
Hirsch, wird der Luna zugesellt IF. 180. Attribut der
Artemis [[. 179. das Hirschkalb in den Bacchusfesten
IlI. 329. 567. 187. Hirschkalbfell in seiner mysteriösen
Bedeutung III. 452. auch in den Eleusinien 1V. 534.
Hirte, Osiris guter, Symbol [. 299. 1V. 420 ff. Hirten
heifsen die Dämonen 111. 65. 1V. 595. sind Könige der
Völker I. 299. in Aegypten verachtet [. 300 f.
Historie geht von Tempeln aus I. 209.
Histrionen, Name Ill. 451.
Hitopadesa I. 75. 561.
Höhlen als Heiligthümer und Einginge in die Unter.
welt 1V. 336 f.
Hom, Gnadenbaum L 574 f. 677. 726.
Hom-Homanes I. 16.
Hom oder Homanes, Prophet I. 677. 726. II. 164.
Homerus wirkt máchtig auf Griechenland [. 197. seine
Gedichte enthalten Ueberreste alter symbolischer Prie-
sterlehre historisch gewendet [. 206. lI]. 182 f. und
eine Bilderreihe versinnlichter Charaktere I. 92. ist
der älteste Dichter , dessen Werke wir in einiger Voll.
ständigkeit haben 111. 140. Erfinder der Hellenischen
Theogonie 11. 997. 491 f. Verhältnifs zur älteren Reli.
675
gion IT. 442 ff. giebt Spuren davon II. 447 f. 459. ent-
hält einen Doppelsinn Il. 448. Homerischer Gôtter.
glaube 11.452 ff. seine Gedichte sind die älteste, ge-
treueste Urkunde der Griechischischen Vorwelt 11].
13. Erklirung des Homerischen Hymnus auf Demeter
1V. 250 ff. 265 ff. Hom. Hymnus auf Ceres 1V. 8.
Honig III. 355 f. seine Kraft und Gebrauch IV. 106.
365 £. reine Götterspeise 11. 915. Kost der Könige 1V.
367 Symbol des Todes 1V. 368 f. 374. 387. Nahrung des
Juppiter und der Götter überhaupt IV. 865 f. der Py-
thagoreer IV. 367. in den Mithrasmysterien 1V. 414 f.
l. 756. Gebrauch in den Kirchen der Christen 1V. 414 f,
Honover I. 695. 706. 709 f. 725 f.
Horen, Pflegerinnen des jungenDionysus III. 105. ihre
Geburt und Genealogie 11. 4929 f. die Horen in der Ge-
schichte der Proserpina, Bildererhlár. 5o.
Horn, daraus die ältesten Becher '{11. 94.
Horoscopus (0 6gooxózoc) 1. 245.
Horus, Sommersonnenwende Il. 276. 293. Richer des
Osiris {. 262. 270. 276. Vorbild der Könige |. 325. Ho-
rus 11. 155 f. 157. 206 f. ist Apollo der Hellenen IL.
157, zerstückelt 111. 348.
Hosia II. 507.
Hosii lll. 344.
Hoeoides I. 183.
Hotxexaïos IL. 374.
Hunde, heilig I. 478. 480. 529. 11. 125. 155. 252.461. 964.
Hund im Mithrasmonument I 751 f. Wächter der Sterne
1. 371 f. Wächter an der Gütter- und Menschenpforte
lll. 529 ff. 534. der Hecate heilig 11. 125. der Cybele 11,
125. den Laren ll. 857. des Hundes Stern (der Hund
siehet) nach Persischer Lehre I. 424. 752. lll. 53a.
Hunde der Proserpina (die Planeten) 1V. 73. Hund der
grofsen Göttin (Pan) lll. 277.
Hyacinthe. Blume I. 56. IV. 176,
Hyacinthus, von Apollo getódtet 1V. 5o.
Hyaden lll. 102 ff. S. Plejaden.
Hyagnis ll. 37. 41. 111. 152 f.
Hydra, die Lerniische 11. 248.
Hydranus IV. 485.
676
Hyes Hl 361. —
Hygiea ll. 395 ff. Hygiea ein heiliges Wort und Zeichen
der Pythagoreer (Pentagon), auch auf Münzen IV. 54,
S. Tyisva.
Hylas, Mythus und Name lll. 556 f.
Hypata IV. 9».
Hyperboreer in mehreren Griechischen Mythen, ll. 48,
118. IV. 160, lll. 213.
Hyperboreerinnen senden Erstlingsfrüchte nachDe.
los ll. 118. 135 f.
Hyperion lL 155.
Hypermestra IV. 143.
Hypermnestra Bildererklär. 57.
Hyperoche ll. 117.
Hypnos (Schlaf) ll. 424 f-
Hyria, Hyrieus ll. 381 f.
f. 4.
Ja und Nein, symbolische Antworten I, 37.
Jacchus, Erklärung des Namens lll. 335. 337 f. Sohn,
Genius der Demeter lll. 937. Bruder und Gemahl der
Persephonre 1ll. 368 f. Realgrund dieser Wechselver.
hältnisse 1ll. 369 f. Name des sechsten Festtages der
Eleusinien und Bedeutung 1V. 528. Ministrant IL. 347,
ist Tobacchus 111. 336. Jakchos koros 11. 368. Jaccho.
gos IV, 486. S. Dionysus.
Jagernat I. 565.
Jalad ll. 193.
Jambe IV. 466.
Jamblichus Dämonenlehre lll. 73 f. schreibt über die
Gótterbilder 1. 217 f.
Jamijem L 727.
Jammabo's IV. 208 f.
Jana ll. 086.
Janes ll. 89o.
Janual ll. 683. g12. TV. 602.
Januarius ll. 9og ff. IV. 602 f. bildliche Darstellung
UL. gun f.
677
Janus, national-Italisches Wesen 1l. 879 ff. bezeichnet
das Jahr 11.803 885f. Eigenschaften 11. 880 ff. ist Osi-
ris-Serapis gleich ll. 884. von Latinern aufgenommen
ll. 928. Abstammung aus Indien ll. £8:. go9 Clusius Il.
885. 889. 892 f. Name von Berg und Flufs ll. 097 f. J.
Schwester, Frauen ll. 896 f. 898. Name und Ursprung
ll. 879 f. 886 f. Begriff 11. 880 ff. 891. Thürgott 1l. 881.
891 f. Naturgott ]l. 881. 853 ff. Anfänger der Zeit und
des Jahres 1l. 889. 911 f. Quirinus ll. 892 f. Curiatius
11. 885. 895 f. Patricius ll. 895. Patulcius Il. 892. Janus
pater 1l. 889. 895. ist Sonne ll. 886. ist Noah ll. 887.
Mittler Il. 887. der hóchste Gott ll. 890 f. 895. von Jup-
piter unterschieden 1l. 889. ihm opfert man zuerst ll.
008. Fest des Janus ll. gui ff. sein Doppelgesicht 1l.
805. 907 f. Janustempel, sein Schliefsen und Oeifnen
ll. 091 f.
Japetus ll. 441.
Jasion ll. 509. Mythus 1l: 348 f. unter den Idiischen Gót-
tern ll. 551 f. heirathet dieDemeter 1l. 348 f. 353. 378.
599 f. 419 f. lll. 528 ff. IV. 10. Zeusund Electra's Sohn
Ill. 55o. Heros lll. 58e f. begeistert von Ceres und Pro-
serpina lll. 555. ob er Jüger heifse? lll. 528 f. bringt
den Getreidereichthum (Plutus) hervor lll. 529. isthei-
lendes Wesen lll. 530. ist Seelenführer und Heiland
an der Gótterpforte lll. 532,
Jaso ll. 4oo.
Jason, woher benannt? ll. 379. verbunden mit 'Pripto-
lemus Ill. 533. 529 f. Gatte der Medea IV. 23 f. Inhalt
seines Begriffs lll. 554.
Ibis L 274. 470. 480. 486 f.
IxS996c, Atergatis Sohn ll. 72. i996 christliches Sym-
bol 1. 224.
Icmäus IV. 374.
Iconismustheiltsich in kyriologischen und symbotischen
I. 53. tabellarische Uebersicht I. 146.
Iconium IV. 53.
Ida ll. 304. 504.
Idealische Figuren I. 145. Idealismus der Perserlehre
I. 704.
Idololatrie, Verhiltnifs zum religiösen Glauben IL
176. IV. 552.
658
Tépaë I. 457. 487 f.
"ege? I. 180.
"Isoóv lll. 5o.
Teporvuor IV. 484 f.
Tepoxoroi IV. 481.
Ilithyia I. 7255. hommt aus Lycien ll. 118: Eros Mutter
U. 118. erste Gebárerin 1]. 118. TV. 117. erste Spinne.
rin ll. 118. Urnacht ll. 120. 123. hatihren Sitz auf Creta
ll. 149. Fackel der Ilithyia T. 68. 141. Ilithyia gehört ins
Land der Hyperboreer ll. 118. 191. identisch mit Athor
Il. 121. Name und Deutung. ll. 192. in der Mehrzahl ll,
124. ist l'ochter der Here ll 149. im Cretensischen
System ll. 149. bildliche Darstellung ll. 177. 192.
Imbramus ll. 326.
Incarnationen t. 6841ff. desSonnengottes ll, 207. des
Wischnu I. 601 ff.
Indien bildet seine Götter sitzend und verhüllt I. 137,
hat einen Hercules ll. 257 f. ist das Vaterland der Bac.
chischen Mythen lll. 119 ff. und der Cerealischen Reli.
gionen IV. 257. seine Sprache ist in den Eleusinischen
Formeln erkennbar 1V. 556 ff. Indische Philosophie I,
558 f. Religionslehre I. 583 ff. Lehre im Geist I. 590 ff,
Lebensansicht I. 594 f. Kosmogeonie IL. 595 ff. Poesie,
epische I. 554 ff. dramatische L 559 £ Astronomie und
Astrologie I. 58o ff. Thierkreis T. 580. Zeitrechnung I,
581 f. Zeitperioden J. 601 ff. Baudenkmale I. 562 ff,
Lehre vom Abfall und Rückkehr der Seele I. 526 f.
Priesterlehre I. 595 ff. Ethik , ihr Geist 1. 656 ff. ihre
Einkleidung I. 638 ff. Tempelsymbolik I. 645. Bildne.
rei der Gottheiten I. 645 ff. Charakter der Indischen
Symbolik IL. 646. Indische un? Aegyptische Religions.
ideen treffen zusammen 1. 614 f.
Indus, Strom I, 557.
Initiirte stellen die Welt vor lll. 447.
Ino ist mit der Demeter verwandt IV. 25. Muhme und
Pflegerin des Bacchus Ill. 97. IV. 427. ist die Orakel.
geberin der Lacedämonier IV. 91. Mond- und Morgen-
gottin IV. 427. heifst Matuta Il. 567. ist VVasser lll. 97.
Ino-Leucothea lll. 101. IV. 25. 97. 29.
Intercido ll. 977.
Intercidua ll. 976.
079
Intuitiv I. 22 f. intuitiver Vortrag ist doppelt I. 25.
Io, des Jasius Tochter oder Tochter des Inachus IV. 15.
ist Mond I. 531. 1l. 717.
Johannes der Täufer IV. 413. sein Geburtsfest IV. 592.
desJüngersF'esttag 1V.58» f. Verháültnifs zurMaria IV.584.
Jolaus ll. 277 f.
Ion ll. 654. 659.
Jonas, der Prophet 1V. 421.
Iran, Urstaat l. 575. Land I. 650 f. 694 f. 714. Iranische
Religion I. 650 f.
Toxvs ll. 579.
Isiacae sacraria Lenae T. 251.
Isis sucht Osiris in Byblus I. 261. das Urwasser 1l. 168.
Erfinderin von Arzneien ll. 737. fállt mit der Neith oft
zusammen 1l. 168. IV. 219. 240. zürnende ll. 169. tritt
im Aegyptischen Nationalcult zuerst als grofse Göttin
auf I. 258 ff. ist eine Cabire 1l. 549. Name eines Col-
chischen Flusses IV, 26. heifst die Alte IV. 80. Kraft
der himmlischen und irdischen Erde IV. 220. ein Pan-
theum 1V. 228. Isis- Ceres IV. 225. 459. Isis- Pharia I.
320. ll. 549. Isis die hócbste Gottheit IV. 231 ff. salu-
taris ]l. 393. 742. Leidensgeschichte I. 259 ff. Deutung
derselben I. 265 ff. Name L 519. IV. 540. im hôheren
System Alles in Allem, identisch mit Athor I. 519. 531.
Bild des Aegyptischen Landes I. 3253, mitStierhürnern
und Huhhaut I. 494. ist Mond I. 277. 531. als Welt-
mutter ll. 7. hat den Grundbegriff der Fülle in sich
ll. 6. ist Gebárerin der Sonne I. 529. 1l. 168. als hóhere
Potenz, als Neith I. 530. 531. ll. 156. 160. Isis lo I
531. Isis Grab I. 411 f.
Toudvôäns I. 281. 299. 452.
Ismenischer (Apollo) ll. 159 f. 163.
Toodaœitnsç Il. 385 f. 389 f.
Italien, Italische Religionen sind zum Theil Pelasgisclien
und Griechischen Ursprungs V. 268. 1l. 631. 833 f. 819.
Name ll. 999. Quellen ll. 819 ff. historische Epochen des
alten Italiensll. 821 ff. welche Religionen Italiens sind
den Asiatischen Culten verwandt ll. 855 ff. In Italiens
Religionen findet sich Orgiasmus und Phallusdienst ll.
991. die ltalische Volksreligion hat ihre örtlichen Ge-
nien lll. 18. älteste Bewohner ll. 822 ff. Einflüsse
auf Italische Mythologie und Kunst ll. 831 ff. Ueber-
sicht der Italischen Religion 11, 033 f. Charakter dep
alt-Italischen Religion ll. 991 ff. Begraben der Todten
im Hause ll. 853.
Ite ll. 5o1 ff.
"Ivovll. 711. 712.
Julianus, der Kaiser I. 208. 173.
"IovAXoi IV. 5. Ceres iovAó IV, 508.
Juno ll. 547. 844. als Wittwe 11. 558. Curitis 1l. 967. 562,
Vorbild der Kaiserinnen Il. 576. Ossipaga Il. 557. 560,
Caprotina Il. 560. 557. Sospita zu Lanuvium 1l. 561 ff,
Capitolina, Romana ll. 569. bewaffnete 11. 562. Lacinia
zu Croton ll. 270. 565. zu Carthago 1l. 271 f. Pomona,
Covona ll. 557. Populonia Il. 557 f. Matuta ll. 566. Re.
gina ll. 569. Calendaris ll. 552. Moneta ll. 595. Natalis
1l. 56o. Lucina ll. 561. 566. Februtis 1l. 557. 560. Pe.
lasga ll. 559. Cinxia ll. 559. Martialis ll. 561. Feronia
1l. 567. 584. Fluonia ll. 581 f. bei ihr schwürt man ll,
592. Attribut der Kuh 1l. 576.. mehrere Junones ll. 547,
085. S. Here.
Junonia ll. 271.
Juppiter 11.479. 544 ff. appellativisch gebraucht 1l. 545.
835. heifst bei den Etrushern Tina 1l. 845. Juppiter.
Picus, seine Geburtsstätte und seio Grab IV. 425 ff,
Pluvius ll. 494. 589. 945. Curialis 11. 518. Custos 11 518.
feretrius ll. 545. stator 11. 545. Axur 1l. 545 f. 972. opti.
mus maximus ll. 546. Capitolinus ll. 546. Herceus I,
528. Elicius 11. 945. 944. Fulgor, Inhaber der Blitze ll,
949. Juppiter der Etrusker ll. 944 f. S. Zeus.
Juturna ll. 905 ff.
Juvie ll. 964.
lyngen I. 506 f. 524. 11. 585. IV. 62.
Tynx lll. 249 f.
Ized I, 702. 703. 780.
A.
Käfer L 480. 489 — 4992. 1l. 487.
Haistros lH. 114.
Kakkeyévera 1V. 471 fF.
KaAóc lll. 515 £.
KáXs vg ll. 441 f. 460.
380
6
68 r
Hameel, Heiligkeit IV. 414.
Kamephis I. 457. 518 f. 526. 529. 530.
Kduxn und zapny IL 569 f.
Kandaules IL. 231.
Harkinen, wer? II. 351.
Ka9edpa Il. 101.
KocvoxSóviowund $zoxyS0vvo, HI. 48.
Katakhadıorzc 1. 14.
Koatdoxtoy IT. 196.
Hatzen, heilig I. 478. 480. II. 170.
Kaukon Il. 350.
Kegel, abgestumpfter, ein Aegyptisches Symbol I. 516.
KeXxeóc 1V. 455 f.
Kemhkem I. 515.
Kervrpuddar IV. 124. 128.
Kepæoy IV. 124.
Kernos III. 363.
Herykes, Geschlecht IT. 758. IV. 356 ff. stammen von
Hermes IV. 355. 356 ff. Opferschlächter IV. 358.
Kessel ll. 407. 1II. 405.
Kesselorakel II. 474. IIT, 406.
Kibir Il. 514.
Kidapic und Kiócpia , Beinameder Demeter IV. 78. 297.
Hinder, Fest der unschuldigen IV. 583.
Hircher giebt dem Mythus acht Unterarten I. 87.
Kipıs IL gb.
Kivcvo III. 459.
Hiw (xi$nc) IV. 247.
Klarheit, Erfordernifs des Symbofs I. 66.
KA490o»v I. 33.
Kleid, heiliges IIT. 329. symbolische Beziehung IIT. 513 ff.
Klodonen III. 195.
Kneph 1. 291. 506. 525 f. 520 ff. 524. 526 ff. 531. II.
155. haucht ein Ey aus LIL. 315.
Kveopos IV. 455 ff.
6023
Knobloch, heilig IV. 453.
Hnuphis I. 525. 551.
Koy5 "Ouma$£ IV. 536 tt.
xoivovtiv àánó ovuBoXov L 81.
KoAz:to ll. 19.
Kouaotai I. 248.
Kouporntopror I. 59.
Könige wollen Göttersöhne, Sonnensóhne seyn II. o59f
IV. 145. Hônigsrechte in Griechenland 1I. 505 f. kom.
men von Zeus ibid, IIL 14,
Honisalos Il. 112.
Konyza IV. 453.
Köpfe als Götterbilder IV. 211.
HKórbe in den Bacchischen Mysterien III. 330.
Koon IIL 368 ff. 571. IV. 220. 169 ff. 547. das Reine in
der Hore von der Athene her 1V. 22:1 f. S. Libera. |,
Kópos IIT. 568 ft. 371.
xopuBartuiër IL 4.
KopvQalic und xopvDakia IT. 161.
Körtrtos IL 428 f.
Hränze, wesentliche Zeichen jeder Dionysischen Feier
35g. Hränze um das Haupt der Initiirten 1V. 115.° bei
der Verehrung der Laren lI. 85g. und der Heroen
IH. 52.
Krater des Bacchus III. 593 ff.
Kpo-coc IT. 378. 380.
Kozósuvov II. 557.
Kreuz auf dem Kopfe der Ephesischen Góttin IL. 187 f£.
das Aegyptische Kreuz und die verschiedenen Meinun-
gen darüber I. 512 ff.
Hreuzestaufe 14. 604.
HKreuzzüge, fruchtbar an sinnbildlichen Darstellungen
I. 226.
Krieg der Eleusinier im Homerischen Hymnus fV. 259 ff.
266 ff. symbolischer zu Papremis IV. 268.
Krischna als Sonne I. 580. sein Mythus und Begriff I.
618 ff. ist der Aegyptische Osiris und Semphucrates
l625f. -
a
KooxómezAog II. 722.
H rone der Ariadne IV. 115. 114. 115. 116. bei Auf- und
Untergang der nórdlichen Krone, Jahresfeste IV. 114 f.
nórdliche Krone, aufgelósete Krone IV. 318 ff.
Kronos Il. 267. 427 f. Geschlecht 1I. 432. 457 f. Reich
der Hroniden If. 441. hóchster Phünicischer Landes-
gott II. 14. Kronos der sanfte Konig im Abendlande IV.
430 f. ayxvdowiitng 11. 427 f. ist Vollender II. 431. in
höherer Bedeutung II. 43g. 769. identisch mit Saturnus
II. 431 f. sein Reich II. 432. symbolische Vorstellungen
I1. 431 f. Kampf der Kroniden 11. 439 ff.
KopovaXo II. 489.
HKrotos,Pansund Eupheme'sSobnlll. 249. 266. vgl. Th.1V.
Krüge,-heilige I. 511. If. 545 £. 546. bedeutend im Ce-
realischen Geheimdienste IL 346.
Kruggötter II, 345 f. finden sich auch in Italien IT. 346.
Kretis IV. 460 f.
Kuchen, Stierkuchen, mondförmige II. 139. Kuchen
der Anna Perenna IL. 973. Honigkuchen beim Orakel
des Trophonius I. 192. auf Vasen Bildererklär. 50. an-
dere heilige Kuchen auf Vasen III. 499. IV. 469. Ku-
chen als ültestes Opfer I. 172. If. 137 ff. 552. bei den
Festen der Ceres 1V. 469.
Kugeln I. 778 f. II. 360. IIT. 391.
Kuh, Verehrung in Indien und sonst I 613 f. 793. IV.
231 f. der Artemis heilig Il. 147. 179. trächtige Kuhist
Bild der Erde IV. 179. 190. 230. 507. 473.
Kukkuk, heilig IT. 505.
Kowpeët1ç INT. 505.
Kürze ist ein Element des Symbols I. 59 f. 67. 8.
KovoovoódQoc, Beiname der Ceres und anderer Gott-
heiten IV. 20. 305 f. 485. li. 161 f.
Küssen ist Zeichen der Huldigung I. 672.
Hyamites 11I. 336.
Kybdasos Il. 112.
Hykeon 1V. 125. 46g. 497.
KóxAog drvéyans I. 420.
Kéxvos, WVundervogel I. 445.
KouBaha 1 489.
583
684
KyriologischesBild I. 35. erscheint bald mit dem sym.
bolischen, bald mit dem allegorischen verbunden L 104,
Kvpioroyind, xvproroyovpeve I. 52.
Labyrinth, Aegyptisches L 377. 379. zu Creta 1V, 1,3,
103.
Lachen bei den Thesmophorien IV. 465 ff.
Laconismus I. 60.
Lailah IL 123.
Lahschmi II. 129.
Lamia Il. 24 £ IV. 098.
Lampenfest zu Sais [ 131.
Lampsace III. 38.
Lanca I. 609. 610.
Laodice IL 117.
Lapsi IV. 503.
Lar, Lares II. 98. 847 f. Lar familiaris II. 848 f. 051,
Seelenwanderung IL 865. Name 1L 847 f. Begriff II,
851. 054 f. 879. HI. 19. Lares publici und privati LI. 855,
855. viales, rurales, compitales Ii. 854. 057. 859. au.
gustales II. 855. grundules Il. 854. 856. permarini IL
856. praestites II. 857. Coilo potentes 11. 858. sind die
Phônicischen Patäken 11.856. bildliche Darstellungen
I. 863. Attribute II. £57. 859. Verehrung und Dienst
II. 858 ff. Verbàáltnifs zu den Penaten II. 871. 879. Col.
legium Larum IL. 855. Lararium IT. 859. Magistri und
Decuriones Larum IT. 860. Lararia und Compitalia IL
860. IV. 608.
Lara und Larunda IT. 853. 864. 967.
Larinum II. 848.
Larissa II. 848.
Larva IL 851.
Laserpitz, Pflanze, laserpitium L 1292. auf Münzen
von Cyrene I. 129.
Lasos ertappt den Onomacritus als Interpolator des Or-
pheus III. 146.
Latiner, Volk, Charakter II. 969. Latinerbund II. 963.
Gottheiten ll. 970 ff.
L.
Luo
Latona ist Nacht IT. 125. 516. als Wôlfin If. 131. Gebä-
rerin des Lichts IV. 154.
Lattich, Adonische Pflanze II. 202 ff.
Lauberhüttenfest IV. 599 f.
Leichenspiele, blutige, erhalten die Römer aus Etru-
rien IL. 956.
Lelex Il. 284.
Lemur IT. 850.
Lemuralia II. 866. 1V. 608.
Lend III. 18g f.
Lenien II 284. III. 919 ff. Einrichtung IIT. 521 f. Ober-
aufsicht III. 323 f. Aufnahme lll. 524. Reinigung lll,
324 f. Feier lll. 529. werden zur Nachtzeit gefeiert lll.
329 f. wesentlichster Theil lll. 424. Unterschied von
andern Dionysien lll. 320 f. Lenáum, Ort der Feier
111. 322.
Leontica I. 755.
Leptynis IV. 140. 256.
Lernäen enthalten hôhere Beziehungen Bacchischer Ge-
bräuche und sind von Aegyptischen Osirismysterien co-
pirt 111. 163 ff. Lernäisches Wasser lll. 475 f.
Leto, Name ll. 125. Genealogie ll. 148. durchzieht die
Länder auf einem Stiere ll. 128. kommt als VVilfin aus
dem Hyperboreerlande ll. 131. Geliebte des Zeus, von
Here verfolgt, gebiert Apollo und Artemis ll. 149. 169.
Leucippiden I. 349. 474. 783.
Leucosia ll. 554.
Leucothea, Tempel IV. 25. 427. heifst bei den Rümern
Albunea oder Matuta IV. 27. S. Ino.
AsvxodQobvsas Artemis.
Libare dapes ll. 858.
Liber lll. 36811. 572 tf. Liber Pater ll. 479. alt-Halische
Vorstellung des Liber ist die ganz allgemeine lll. 874.
Name veràündert lll. 379 f. bereitet zur Rückkehr 1ll.
444 f. wird verschieden vorgestellt lll. 451. ist háufig
Hauptperson auf Vasen lll. 485. Vermählung mit der
Libera lll. 495. 493. Liber und Libera gehdiren in die
Religionen der Dodonäer IV. 162. S. Dionysus.
Libera lll. 368 ff. 374. 379 ff. ob sie die Ariadne sey?
lll 575 ff. bereitet zur Rückkehr lll 444 f. ist hüufig
AT
635
Hauptperson auf Vasen lll. 485. ist als mysteriüse Frag
des Bacchus von Grofsgriechenland Proserpina ll],
976. 581. gehôärt in die Religion von Dodonä 1V. 169,
Libera der Italischen Mysterien lll. 876. S. Kore ung
Persephone.
Liberalien bei den Etruskern 1ll. 367.
Libyen, Dienst des Poseidon kommt aus Libyen I. 993,
kennt Amazonen ll. 179. verehrtzuerst Poseidon ll. 96),
und die Pallas ll. 661. die Aegide wird aus Libyen her.
geleitet 1l. 262. IV. 426. Libyen mit seinem Ammonium
ein Stammland Griechischer Religionen I. 193. 195. Li
bysche Religion ll. 261 ff 641 ff. Libysche Jungfrauen
im Dienste der Athene 11. 642 ff. Liby-Phoenices 1l. 26;,
AvB$?c lll. 460.
Licht und Dunkel I. 693 f. 695. 698. 700 f.
Liebliches wird im Symbol nicht immer gesucht I. 67,
Lieder, Gottheiten werden nach Liedern benannt ll.
06. Beispiele alter Hirchenlieder bei Heiden und Chri.
sten lll. 87. 329.
Aixvor und Licnophorus Ill. 328. IV. 486.
Lilie, der Juno heilig ll. 567.
Lilith 1L 124.
Arperiteçete. Il. 182.
Limni lll. 322 f.
Lindus hat Athene's Dienst ll. 685 f. 697. vergl. 765,
IV. 225. 458 f.
Lingam I, 5803.
Linos, von wem erschlagen? ll. 246. vergl. 423. Sohn
der Muse Calliope oder der Urania lll. 984.
Liriope, Lirioessa lll. 549. 551.
Lityerses ll. 236.
AE ll. 196.
Lóbesius lll. 567. 575. 11. 479.
Locales, terrestres Dii lll. 47.
Aoxta ll. 191 f. 482.
Locman I. 682.
Adyıa I. 190.
Aóyocs, Ableitung und Bedeutung I. 45. 49.
Ai
687
Lomus I. 599.
Lorbeer, Bedeutung ll. 160. 162.
Lordon ll. 112.
Lotus I. 282 — 289. 508. 509. Indischer Lotus I. 558.
597. 603. 615.
Löwen, Bedeutung I. 5o9 f, 527. 11. 179.231 ff. 111. 3ogf.
IV. 61. der Cybele, der Syrischen Gttin ll. 51. 54. 62.
am Himmel 1l. 54. der Sonne heilig I. 525. in Mithras-
religion 1. 754. 771 f. 973. 781 ff. Löwe trügt den Leich-
nam des Osiris I. 273. vergl. 274. Lówenküpfe an den
Tempelschliisseln 111. 309. Liwenattribut in hGherer Be-
deutung 1V. 243.
Lubentina ll. 972.
Lucianus, wieist der Widerstreit gegen ihn wegen der
Dea Syria aufzulösen? 11. 68.
Lucina ll. 171. 191. Juno-Lucina ll. 561, 566. S. Here
und llithyia.
Luftreinigung lll. 324 f. 517.
Luna ll. gff. 171. 964. 1ll. 133.138. ist die Nike IV. 204 f.
ein zauberisches VVesen, und dem Zauber unterworfen
IV. 397. Luna- Bubastis ll. 526 f.
Luna, Mutter des Narcissus lll. 549.
Lunus I. 347. ll. 9. 32 (f. IV. 144. wird zu Carrä verehrt
11. 83. von Mensis unterschieden 1l, 33.
Lupercalien IV, 605. 1l. 834.
Aovtoopopos IlL 459.
Lycäischer Berg, Lycäischer Pan Ill. 261 ff.
Lycaon schlachtet dem Zeus ein Kind I. 179. 1l. 469.
Lycien, Wolfsland Il. 133. Creta's Einflufs auf Lycien
11. 186 f. Name ll. 131. 132 f. 154. +40. hiefs ehedem
anders ll 136. hat Apollinischen Dienst ll. 157. 138.
Sinn dieser Religion 1l. 139 ff.
Lycomeden ll. 350.
Lycon ll. 350.
Lycurgus lll. 156. von den Mánaden bezwungen Ill. 177.
Abbildung einer Hauptsceneaus dessen Mythus lll. 175 ff.
Kampf mit Bacchus schon im Alterthume physisch-alle-
gorisch erklirt 111. 183. zwei Erklärungen dieses gan-
zen Mythus : die von Zoëga und die des Verfassers lll.
183. 156 ff.
6:
Lycus siedelt sich in Lycien an 11. 136. 384.
Lydien feiert sehr sinnliche Feste Il. 293,
Avza fas 1. 133. 154.
Avxtío ll. 132.
A$azoc ll. 132. 153.
Avxdepyor ll. 469.
Avzog, Aun, VWolf und Licht 11. 133. 134. 135.
Lynceus ll. 683. Bildererklár. 36 ff.
Lyra, Harmonie ll. 194. Symbol ll. 141. 197 ff. 200. 111,
240. am Himmel ll. 409. Begleiterin des Lebens lll,
153. ist bei den Pythagoreern Symbol astronomischer
und hosmischer Lehren lll. 170. neunsaitige Lyra lll,
276. siebensaitige Ill. 975 f. Lyra der Musen lll. 277,
die Lyra das Organ ältester Religionslehre im Gegen.
satz gegen die rauschende Musik des neuen Orgiasmus
lll. 358 ff. 157 ff.
M.
Ma, Phrygische 11. 7. 37. 47. im Gefolge der Rhea IV. 64.
Maceris ll. 254.
Macris ll. 577.
Maera lll. 339.
Maetis ll. 649.
Magie ll. 195 f. 556 f. I. 161. 710.
Magier I. 677 f. beten Christus an IV. 505 f. Magische
Orakel I. 680 f.
Magismus, Stiftung I. 677. Lehre I. 699 ff. 710 £. Ab.
strahl davon im Apollodienste ll. 198. eine Hauptquelle
des Dämonendienstes Ill. 57 ff. Zusammenhang mit den
Cerealischen Heligionen IV. 20. 23 f. 346 ff. Einfluß
auf die Lehre der Essáer IV. 410 f.
Magna Mater zu Hom ll. 59.
Mahabad I. 575 f. Mahabadendynastie I. 574 f. 669.
Mahabhárata I. 555 f.
Maja, Hermes Mutter lll. 267 f. ist die Muse Ill. 271f.
ist dem Römer die Erde 111.274. Name der Nacht 111. 309,
ist die Persephone ll. 426. 1V. 235 f. Weltmutter nach
Indischem System 1V. 237. erste der Plejaden, Urmuse
o8
689
u. 8. w. 1. goz f. 111. 268 f. ihr Geschlecht, Begriff und
Name 111, 268 f. Bedeutung 111. 271. S. Bhavani L5ga.
Majus ll. 977.
Malachbel ll. 88.
Malerei, neuere, wendet oft die Farben bedeutungs-
voll an I. 195 ff. Malerei der Alten in Bezug auf die
Griechischen Vasen Ill. 449 f. 477.
Malica ll, 212.
Mamers ll. 967. blutiger Opferdienst 1l. 967 f.
Mamurius ll. 991,
Mana Geneta ll, 864.
Manalis lapis ll. 865.
Manava Dharma Sástra I. 556 f.
Mandel ll. 53 f,
Maneros I. 262. 446 ff. 466 f. ll. 246.
Manetho berührte vielealte Priesterlehre und Sinnbild-
nerei I. 210. 241 f.
Mania ll. 864.
Manis und Manes (Manen) ll. 85: f. 863 ff.
Miünnliches und weibliches Princip verbunden ll. 9.
Marcvtio 1, 881f. -—
Mantelfiguren lll, 5035 f. 514.
Mantik, wer darüber geschrieben I. 214.
Martex 7 I. 180.
Mavic I. 180.
Mantus ll. 917 ff,
Manubiae ll. 950.
Maria Pharia I, 321.
Mariá Reinigung IV. 586 f. Lichtmefs IV. 587. 605.
Marica ll. 977.
Marnas ll. 88 f.
Maron lll. 228 f. Aegyptischer König 111. 259.
Mars (Mavors) 1l. 612. 967 f. ihm ist der Márz heilig 1V.
605 f. Mars Gradivus ll. 986. vergl. Ares.
Marsyas, Cybele's Begleiter ll. 47. Streit mit Apollo
ll. 47. 111. 154 f.
1 V.
690
Martichoras I. 721 f.
Masken lll. 221 f. IV. 297. 211. Gebrauch bei den Bac.
chanalien lll. 599. 449 f. Mashenzüge wesentlicher Thei]
des alt-Griechischen Geheimdienstes 1. 1351.
Mastaura IV. 64.
Matronalia ll. 997 f.
Matuta ll. 567. 975. IV. 27. 427. vergl. Ino.
Maus, der Athor und Buto heilig I. 520. ll, 154 f. den
Apollo heilig 11. 155. |
Mavalipuram I. 566.
Maza ll. 172.
Magos ll. 172. IV. 458.
Medea IV. 25. 111. 144.
Meditrina ll. 976.
Medusa, Locke ll. 781.
Meer, den Aegyptiern verhafst I. 519 f. 1l. 101.
Meerbarbe lll. 457 £.
Megabyzos und Meydßvdor I 189 f. 184. 1l. 175. 195.
Megalesia ll. 61.
Megara, Belagerung IV. 108 f. Megarische Schafe und
Kinder IV. 309. Megara in der Nihe von Eleusis 1V. 532,
Megarensische Colonie 1l. 284.
Méyapor Ill. 48 f. IV. 86. 336.
Melampus, Schwarzfüfsler lll. 161. 169. schreibt über
Symbole 1.215. heilt die Prótiden 111. 165. Perseus Zeit-
genosse lil. 162. bringt den Dionysus zuerst nach Hellas
lll. 363. 508 f. mehrere M. lll. 162 f.
Melchisedek IV. 578 f.
Melech ll. 88. 266.
MeXévg Sovacvov I. 109.
Melische Nymphen 1L 430. 431.
Melissen, werso genannt? IV. 382 ff. beliebter Frauen.
name IV. 5835 f. Priesterinnen der Demeter 111. 354. 1V,
o41 f. S. Biene.
Meditecor IL 475 f.
Meliteus, Melisseus IV. 371.
Medora dng HL 354.
Con
Melkarth, Abstammung 1l. 91. wird verehrt in Tyrus
ll. 29. 210. zu Carthago ll. 273f. Ableitung des Namefis
Il. 211 f. ist Herakles ll. 211 f. ist Bundesgott It. 274.
gefesselt 1l. 215. ober auch wieder gelöst wird ? 11, 217.
Tischgott 1l. 240. sein Fest 1l. 274. S. Herakles.
Melonen lI. 115.
MqA10d$ópow ll. 291.
Memnon I. 450 ff. IV. 400. Memnonsbilder aus schwar-
zem Stein l. 127. identisch mit Osiris l. 279 f. Bild der
Sonne I. 452. Quellen seines Mythus I. 450. Elemente
desselben I. 458 f. Idee des Memnon I. 464. 468. 470.
Deutungsversuche 1. 451 f. Name 1. 459. Erklärung I
498. Mythus I. 454 ff. Tod und Leichenbegängnifs 1.
454. 455. 467. Sohn des Juppiter I. 456 f. 461 f. 466.
Schirmvogt und VY üchter 1. 453. 463. vergl. 468. Mem-
nons - Tóne I. 458. 461 f. Memnons Sitz I. 471. der re-
dende Stein 1. 463. der Beharrliche I. 464. vergl. 470.
Memnon-Horus I. 467. Erbauer von Stüdten 1.469. Ur-
heber des Jahreskreises 1. 470. ist Mithras I. 470. Sol
invictus I. 471. in Verbindung mit den Musen I. 472.
derselben Vater I. 478 f.
Memnonische Vógel I. 457. 466. lll. 40.
Memphis I. 410.
Men wird an vielen Orten verehrt ll. 5o. Bildliche Dar-
stellung 1l. 52. wird mit Lunus in Beziehung gebracht
11. 33.
Mena Il. 556 f.
Mqvaypova ll 44f.
Mendes, Stadt 1. 476 f. Mendesischer Bock I, 477. lll.
254. zeugende Naturkraft L 477. lll. 254 f 240. findet
sich auch in Indien lll. 25/4 f. hat in Aegypten die Her-
messtadt inne lll. 235. S. Pan.
Mene ll: 32. 170. 707.
Mene, Stadt ll. 178.
Menecrates-Zeus ll. 544.
Menelaus lll. 48 f.
Menerva ll. 679. 848 f. Tochter der Vacuna ll. 966.
Menes I. 401.
Menetor schreibt mepl évaSnpator I. 214.
Menodotus ll. 577.
692
Menótius lI. 441.
Menotyrannus lll, 350.
Mensch geniefst einzig den Vorzug mit den Göttern
umzugehen I. 10. woher das Titanische im Menschen?
lll. 5887. Menschengestalt als das Wesentliche in Gót.
terdarstellungen behandelt l. 145. Menschengestalt er.
scheint als Ausdruck hóchster Begriffe T. 157. 1V. 553,
Menschenopfer den Athenern bekannt lll. 384. aber von
Theseus abgeschafft IV. 546. in Aegypten I. 554. und
sonst ll. 129. 189. 269. 270. 280. 469. 550. 968. 1V. 346,
Menschenhüpfe auf 'lhiergestalten I. 494. Menschen.
opfer abgeschafft I. 760.
Mensis ll. 3s.
Menu I. 556, 603.
Mercurius s. Hermes.
Mermerus IV. 24.
Meroe, Priesterstaat I, 301.
Meros lll. 98.
Meru, Berg I. 537.
Mestor, Perseus Sohn IV. 143 f.
M estra, Phlegyas Tochter IV. 142. T. 745. kehrtin ver-
schiedenen Gestalten zum Vater zurück IV. 143.
Mestres, Mestre, Name Aegyptens I. 743.
Metanira IV. 279 f.
Metapher I. 56 f.
Metapontum ll. 201.
Metatron ll. 322.
Metempsychose Ill. 444. IV. 520.
Metensomatose Ill. 444. 1. 420.
Mecéopa I. 34.
Methe lll. 227 f.
M £2vép I. 519.
M etis ll. 760 f.
Mcvgayoocou ll. 44 f.
Mntopoxdhot IV. 383.
Midas Ill. 165. 212. ihm mufs Silenus weissagen Ill. 215,
wird von Orpheus in die Mysterien eingeweiht lll. 165,
69ü
Mihr I. 751. 734.
Milet IV. 453.
Miletus, Apollo's Sohn, flüchtet nach Carien IV. 100.
Mimallonen lll. 195 f. Dacchische Amazonen lll. 194 f.
Minerva, Name ll. 678 f. heif.t Memor ll. 679. 740 À.
Minerva zu Sais, Gebärerin der Sonne Il. 656. 663. 1V.
225. Belisama Il. 266. 271. Musica Il. 739. Cabardiacen-
sis ll. 741. Medica 1l. 743. Capta Il. 817. Minerva zu
Rom 1l. £14 ff. gehórt dort zu den Penaten 1l. 816. hat
den Vorzug vor Juno 1l. 816. ein Atbenisches Fest dcr
Minerva gehärt auch der Ceres an IV. 226. S. Athene.
Minos I. 556. 1V. 14. 17. mehrere IV. 99. Bild alter Na-
turgôtter IV. 100. verfolgt Britomartis mit Liebe Il,
150. IV. 101. ‚und seinen Enkel Miletus 1V, 100. er-
zeugt Gewürm und Schlangen IV. 100. pflegt Acker-
bau IV. 100. ist Hóllenrichter IV. 101. Bild eines luni-
solarischen Cyclus IV. 99. Minos évréwpos 1. 358. 1V.
99 f. Geschlecht iV. 104 f.
Minotaurus IV. 129ff. vergl. Bildererklär. 22. wie ge-
staltet IV. 135. urspriingliche Bedeutung geht verloren
I. 86.
Mirrhagan I. 761 f.
M (o3 ll. 39.
Mithras, Begriffund Wesen I. 729. 731. 740 ff. Mithras-
Mitra, mannweiblich I. 729 ff. 781.757. ist Liebe 1.795 f.
Mithrasreligion I. 738 ff. Schriftsteller darüber I. 739.
Ursprung des Mithrasdienstes I. 740. wie erscheint M.
im Dualismus? I, 737. ist der álteste Gesetzgeber der
Aethiopier I. 758. Vorbild jedes Parsen I. 769. beiihm
schwört man 1. 757. nach ihm benennt man sich I. 757.
743. ist Mittler 1. 798. 799. 741 f. 745 f. 796 f. als Mitt-
ler eine Idee I. 705 ff. mánnliches Feuer I. 751. 789.
ans dem Felsen geboren 1. 775 f. Mithrasstein I. 774 f.
ist Perseus I. 471. 734. 943. 790 ff. verschwindet in den
Griechischen Religionen I. 737. ist Sonne physisch und
ethisch, Solinvictus I. 738. 741 ff. 750. 787. 795 f. sei-
ne hôhere Bedeutung I. 744. Mithrische Grundidee I.
783. Feuerstrahl I. 750. 775. 790 £. insbesondere Sol
invictus 1l. 760 f. ist Demiurg und Herr der Zeugung
I. 745. 700. 786. heifst Vater I. 755. der dreifache I.
779 ff. ist Mannlówe 1. 782. besond. 785. Stierrüuber
I. 705 ff. baut Aegyptische Obelisken I. 469. 738. 278.
IV. 159. Prädicate I. 744. Mithrasmonumente mit dem
094
Stieropfer Y. 747 ff. 764 ff. dessen Bedeutung 1. 540
Mithrasmysterien I. 752 ff. Grade der Mithrasmysterien
I. 754 ff. früher Ursprung L. 757 f. Geschichte I 7598
werden in Hom um das Aequinoctium gefeiert 1l. 761 ff
wirken auf das Christenthum I. 765 £. kommen nach
Deutschland 1. 764 ff. und nach Rom I. 738. Mithras.
lehren im Thessalischen Mythus von Erysichthon ly,
199 f. 149. Feste des Mithras 1. „61, Vermischung dep
Mithriaca mit den Sabazien 1. 767. 776 f. Verfinsterung
der Mithreslehre ]. 798. Mithras in Verbindung mit den
Monde angerufen 1. 767. ültestes Mithrisches Denkma]
in Griechenland 1l. 769 ff. Mithrax 1. 774.
Mitra 1 729 f. 731. 733 ff. Begriff 1. 784 f. ihr Geheim.
dienst 1. 730 f. genaue Nachrichten darüber fehlen |,
792. das weibliche Feuer 1. 751. Mitra Ized 1. 70.
Mitres l. 469. 748.
Mnevis 1l. 481.
Mochos s. Moschos.
Mohn, Attribut der Ceres 1V. 192. 387. Mohnkäpfe IN,
$81. IL. 86Gf. |
M o:ea steht über den Güttern ll. 457 f. 499. 496 f. vergl.
II. 180.
Molione und die Molioniden 1l. 504 ff.
Moloch Il. 88. IV. 101.
Momus ll. 423.
M onas der Pythagoreer 1. 699. !ll. 575.
Mond 1V. 29 f. 188. 203 f. Empfünger und Bewahrer
des Stierkeims ]. 746. 11. 8. 107. IV. 144. nimmt seine
Zeugekraft von der Sonne 1V. 16. 1l. 4. Mondshôrner
M. 39. 1V. 396. 898. Mond in activem und passivem
Verhältnifs 1l. 8 ff. androgynisch gedacht 1l. 85. 167,
Bild weiblicher Schönheit Il. 33. auf den Münzen von
Athen ]l. 55. Náhrer der Pflanzenkraft ill. 571. christ.
liches Symbol 1V. 422 f. Ueppigkeit des Mondsdienstes
M. 36. vergl. 45. Mondsdienst und Mondssucht Il. 45,
170 f. Mondshóhlen IV. 8o. 282 f. S. Artemis, Lu.
na, Persephone.
Moneta lll. ?7o. ll. 593.
Monotheismus ursprünglich 1. 152.
Monstrare l. 12.
Moschos, Phónicischer Geschichtschreiber Il; 16 f£.
Do»
Mooxoa$oaysavixd l. 247. lV. 360.
M ó v ll. 19. 20.
M o ó9 I. 519. ll. 7. lll. 570. IV. 303.
Mühlen lll. 500,
Mumisirung I. 404 ff. von Thieren I. 478 f.
Münzen, wie verhalten sich die bildlichen Vorstellun-
gen auf Münzen zu den Kunstwerken der Alten? 1. 114.
enthalten viele Namenallegorien l. 118 f. siud Wahr-
zeichen der Stidte 1. 114. heifsen metallene Räthsel I.
114. ihre Darstellungen gehören zur Bildersprache 1.
114. enthalten Sinnbilder vom Städten, Flüssen, Län-
dern, Völkern l. 191 f. liefern kyriologische Abbildun-
gen 1. 109 sind wichtig für altreligiöse Vorstellungen
und Bilder l. 115 ff. 11. 199 ff. 111.266. 1V. 55. Vergl.
Numismatik.
Anmerk. Die Erklärungen der einzelnen Münzen
selbst mufs man unter den einzelnen Rubriken suchen.
Musäus, Mann des Mondes 1V. 555.
Musen 1ll. 266 ff, Ableitung des Wortes Ill. cbgff. Neun-
zahl I. 472. 111. 278. 282 ff. jede Provinz von Griechen-
land hatte ihre einheimischen Musen Ill. 278. 279. Mu-
sendienst in Bôotien sehr alt II. 279. 286 £. Anzahl IH.
279 f: Namen lll. 283. WVohnsitze lll. 285 f. Aemter
111: 284 f. Vorstellungen der Philosophen und Orphiker
von den Musen.1ll. 285 f. Kunstvorstellungen lll. 986 f,
bei den Lydiern heifsen die Ny m phen Musen lil. 272.
sind Geführtinnen des Bacchus lll. 1801. 900. Grundidee
lll. 267 f. 269 ff. 274. 278 f. Quelle und Ursprung des
Musendienstes lll. 278 f. Musen des Numa lll. 273. f.
Streit der Musen mit den Sirenen lll. 285. die sieben
Memnonischen Musen 1. 472. die sieben Musen nach
Wassern benannt l. 472. ll. 457. die Musen in der Sie-
benzahl lll. 277. 28o f. in der Dreizahl lll. 279 f. in der
Vierzahl 1H. 280 f. in der Fünf- und Achtzahl II. 280.
281. sind Nymphen 1l. 433. lll. 972 f. 201. Musen und
Nymphen Inhaberinnen der begeisternden Quellen lil.
275. Jungfrauen- und Mutterschaft der Musen Ill. 284.
ihre Söhne 1ll. 284. Feste lll. 540 f.
Musik gehört zur aphonischen Symbolik 1. 102. bat eine
religióse Bestimmung bei deu Aegyptiern l. 446 ff. àl-
teste Musik in Aegypten 1. 448. Arten der Musik in
Aegypten 1. 449. Musikwettstreite gefeiert ll, 197. mu-
sikalische Instrumente im Bacchusdienste lll. 408 f.
696
Ueberbleibsel alter Tempelmusik in verschiedenen Län.
dern lll. 490 f. Musik in den Eleusinien 1V. 585. in den
Sabazien lll. 860.
Muth I. 45.
Mutunus Tut'unus ll. 976.
Mycenä, von Perseus gebaut IV. 49. seine Cyclopen.
mauern 1V. 49. Name und Stiftung 1. 772 f. 707 ff. 79i,
sein Thor 1. 769 ff. 773.
Mycerina IV. 227 f.
Mycerinus ll. 3oo f. IV. 257.
Mylitta l. 793. 11. 24. hat in Pontus ihre Tempel II. 24,
M $3Xoc Hl. 437 f. 440. 1V. 461.
Myrte, wem eigenthümlicher Schmuck? 1lI. 529. 381.
bedeutet I. 1138. Myrtenkranz Eleusinischen Priestern
eigen 1V. 484. 535. die Myrte in den Attischen Bacchus.
mysterien lll. 329.
Mvwvotayoyds 1V. 402.
Mysterien, den Mysterien geht Bildnerei zur Seite Ill,
446. Symbole lll. 446£. eigentliche mysterióse Geschich-
ten werden symbolisch dargestellt lll. 449 f. Genius der
Mysterien lll. 487. alle Mysterien fangen mit Reinigun-
gen an 1V. 547. Aegyptische Lehre der Mysterien lll.
429 f. in wie fern sie dem Zeitgeist unterworfen lV,
$46. Christen nehmen auf Mysterien Rücksicht 1V. 501.
Ursprung Griechischer Mysterien ist mit dem Ursprung
Griechischer Cultur gleichzeitig 1V. 519 f. welche Phi-
losophen und wie machten sie die Lehrsätze der Myste.
rien bekannt? 1V. 514 ff. Schriftsteller über die Myste-
rien lV. 6 f. in den Mysterien wird das Wohl und Weh
der Dämonen , der Stand der Erhöhung und Erniedri-
gung vorgestellt 111. 410. Inhalt und Zweck der Myste.
rien lll. 411. 1V. 2979. Mysterien bieten Heilmittel lll,
446. Griechische Mysterien aus dem Orient entnommen
ll. 447. Mysterienlehre zu Thespià lll. 545 ff. Myste-
rien haben eigene Formeln lV. 498. Stufen der Myste-
rien 1V. 501, Vergl. Bacchanalien, Eleusinien,
Lenäen, Lernäen, Mithras, Samothrace,
Thesmophorien.
Méarns IV. 482. 499 f.
Mystis IH. 99.
Mystisch I. 63,
097
MoSınens I. 48.
p$9o, ubóo, uósoSo, I. 44. 45.
Mytholog, sein Gescháft, Vorrede p. XII f.
Mythus, Ableitung des Wortes 1. 44. Bedeutung 1. 47f.
Genesis 1. 83. zwei Hauptäste 1, 07. Charakter 1. 88.
Werth verschieden beurtheilt 1. 93. unterscheidet sich
vom Symbol 1. 9o. vom Aenos l. 94. wächst wild 1. 87.
enthält oft alte Begebenheit und alten Glauben gemischt
l. 87 f. ist ursprünglich nichts als ausgesprochenes Sym-
bol 1. g1. wird durch die Heldenhandlung weiter ge-
führt, verliert im Epos seine geheime Bedeutung l. 93.
wird blofses Mittel der Ergótzung 1. 94. schliefst sich
früher ans Symbol an 1. 95 f. Grundtrieb das Gedachte
in ein Geschehenes umzusetzen l. 99. schweift oft ins
Ungeheure aus l. 100. epischer Mythus, mystisch ge-
deutet 1. 207. der des Plato von mehreren erläutert 1.
221. Unterschied der Mythen der Weisen und der ge-
meinen Sage l. 221. Mythik verhält sich zur Philoso-
phie 1. 201. Behandlung der Mythik in mittlerer Zeit
l. 233, in neuerer 1. 236.
N.
Nabel (umbilicus) des Juppiter 1. 178.
Nacht Il. 491. als Urgrund 1]. 519. 1l. 19 f. Finder ll.
421 f. Bildwerke ll. 424. Princip Orphischer Hosmogo-
nie ll], 302, 1V. 238 ff. 257. heilige Nacht der Christen
IV. 589.
Nacktheit unterscheidet Griechen von den Barbaren l.
. 188 £. 140. bei Etrurischen Personen 1. 139.
Nageleinschlagen zu Rom und anderwärts Il. 817.
818. 957.
Najaden lll. 429. im Bacchischen Gefolge lll. 190 f.
feuchte Seelen lll. 502.
Nais ll. 470 f.
Namensymbolik 1. 62,
Nana ll. 48.
Napae lV. 195 f.
Narajan (Brahma) von blauem Marmor I. 198. 597.
Narcisse lll. 549 ff. tàuschte die Kore 1V. 175 ff. heifst
in Creta Acacallis lll, 55o. 1V. 952.
698
Narcissus, sein Mythus IIL 548 ff. aus der Mysterie.
lehre erklärt 11T. 551 ff. 1V. 176 f. bildlich dargestellt
III. 555.
Nardmann I. 599.
Narthex III. 93.
Nascio Il. g. 977.
Natur IV. 202. ‘
Naturkelch III. 393.
Naturmerkwürdigkeiten, Gegenstände der Ver.
. ehrung I. 157.
Nauplia IV. 10a. III. 485.
Naxos, Venus- und Bacchusdienst III. 107. f. 520.
Nebel IL 10 f.
Neda Il. 5o». III. 971 f.
Neith 1.530.509. TI. 156. 160.675. IV.219f. S. Athene
Nemesis II. 426. zu Smyrna befliigelt I. 134. Nemeses
in der Mehrzahl 1L 426. s. Praxidice; zu Rbamnus
ohne Flügel I. 134. die Kunst macht Nemesis ohne At.
tribute erkenntlich I. 135.
Neoxópov I. 248. IV. 486.
Neophyten, auf Vasen mannigfach dargestellt, z. B,
HI, 525. 535. 501.
Nephilim II. 367.
Nephthys I. 260. IV. 205.
Neptunus, Name I. 321. IL 608. personificirtes Kiisten-
meer II. g7zi. S. Poseidon.
Nereïden in der Bacchusfabel 1II. 181. 190.
Nereïs, Mutter des Pan III. 254.
Nergal lH. go f.
Neriene II. 967 f.
Nerine Il. 775.
Nicostrata II. 978.
Néxn IT. 531. 915. LV. 204 ff.
Nil, Name 1. 270 f. Symbol des Jahres I. 483. Nilkrug
von den Griechen mehr witzig erklärt I. 86, Nilgott.
aus schwarzem Stein 1. 127. Flufs der Flüsse in der Ae.
gyptischen Religion , wie Achelous in der Griechischen
IV. 156. bildliche Darstellungen des Nil I. 272.
009
Nilo, Muse I. 472.
Nilpferd, Thier des Typhon I. 819 f. 451.
Ninus (Nuno) , Semiramis Gemahl II. 73. 78 f.
Niructa I, 550.
Niti-Sastra I. 640 f.
Nortia IL 957. 844.
Novensiles II. 965.
Numismatik liefert hiufig Beispiele der mit kyriologi-
schen Abbildungen verbundenen Symbolik I. 213 ff
Vergl. Münzen.
Nuptialgebrüuche der Griechen und Romer haben
viel Symbolisches I. 132 f. II. 340. 562. 858. 1001.
Nyctelische Dinge III. 385.
Nwuxtets IT. 884.
Nymphaea I. 597.
Nymphen II. 436 £ Bacchus Gefáhrtinnen III. 191 ff.
991. 492. heifsen auch die Musen II. 495. III. 252. Vor-
steherinnen der feuchten Sinnenwelt IIL 502. Webe-
rinnen materieller Leiber III. 509, mit dem Sternen-
gewand auf Vasen erkennbar III, 192. im Heremythus
lI. 564. sind Vorsteherinnen des feuchten Elements u.
s. w, Ill. 97. heilsen duxviar, nutrices 1V. 308. erhal-
ten das Bacchusknäblein und erziehen es 1IT. 97, 102 f.
192. Nymphengrotte III. 502. Dodonäische Nymphen
Ill. 191. IV. 157.
NvydoAunzxco: ll. 170.
Nysa III. 99. 101. 135 ff. 358. zu Nysa wird Persephone
von Pluto geraubt IV. 68 f. 196 f. aus Nysa stammt
Dionysus lli. 192. 124. 1V. 2397. Nachtstadt und auch
Stadt der Proserpina IV. $37.
Ny x hat in Griechenland Tempel und Orakel IV. 2533 f.
ein Princip der Orphischen Hosmogonie 111. 302. 1V.
234. heifst auch Maja IV. 235. 705 mownideipay Il. 424.
S. Nacht und Maja,
Q.
Oannes Il.22. bringt Gesetze II, 74. 81 £f. Fischgott
IL. 73 ff. mehrere Oannes 1I. 74. wird als Wassermann
erklärt Il. 79 f.
€
La
7'
Obelisken I. 778.
Oberpriester stellt gewóhnlich die Gottheit selby
vor I. 139. III. 472.
Oceanus II, 427. III. 9680. in der mysteriósen Kleidung
symbolisirt III. 452. sein Geschlecht II. 435 f.
O dacon II. 74.
Odyssee IL’ 450.
Oelbäume, heilige zu Athen und Idole daraus gemacht
IL 798. 750 f. 755.
Oelzweig Il. 859 £. 530.
Oeneis, Pans Mutter IIL 239. 244.
Oeneus II. 251. III. 254.
Oenoë III. 508. ———
Oenomaus schreibt über die Orakel I. 215.
Oenotrophó IV. 380.
Offenbaren, Begriff I. 9. ursprüngliche Form alter
Lehre I. 10. Offenbarung I. 591 f.
Ogyges 1l. 659. baut das Aegyptische Thebe und führt
Isismysterien ein IV. 31. 111. 128.
Oividevy IIl. 951 f.
Oi2$g ll 423.
"Oxhaceç Ill, 95.
"OxAacpo IV. 475 f.
Olen ist ein Hyperboreer 1l, 117. kommt von Lycien und
lüfst sich auf Delos nieder 1l. 116. 1356. des Phóbus er-
ster Prophet ll. 180. lll. 15o.
Olympia, Ort ll. 529. Spiele. daselbst 1l. 528 ff.
"OAXxvyus oc 1l. 532 ff. noXósvyos ll. 554 f.
Olympus lll. 154 f.
O manus (Amanus) ll. 31.
Omphale ll 295. S. Herakles.
Omphe I. 33. 34.
Ompnia IV. 308. S..Demeter.
Onga ll. 263. 295. IV. 551.
Onuphis I. 481. IV. 120.
Opfer I. 171. Arten, Bestimmungen I. 172. älteste un-
blutige Opfer I. 179. Unterschied der Opfer lll. 51.
"90
701
gemeinschaftliches Essen des Opferfleisches IV. 128.
Opferwahrsagung I. 188. Opfertypik I. 246. alter Opfer-
dienst ll. 136, 137. lll. 152. 1V. 547. Steigerung der
Opfer ins Ungeheure I. 173.
Ophion lll. 299.
Ophir, das Land I. 541.
Ophiuchus IV. 141.
Opis ll. 117. 121. erste Mutter, identisch mit Ilithyia
I. 122.
“OnxAnzec 11, 53.
Opora lll. 100.
Ops 1l. 58. mit Opis (Upis) verwandt? ll. 121. 970. IV.
308. Ops, Cabirin ll. 122.
Orakel, je älter, desto näher schliefsen sie sich ans
Orientalische an I. 102 ff. Oerter I. 190. Anlásse I. 191.
Orakelsitze I. 191 f. Arten I. 192. 189. sind Sitze der
Cultur I. 194. Griechische Orakel stehen mit den aus-
ländischen in Verbindung I. 195. wer darübor geschrie-
ben I. 215. Oenomaus schreibt über ihre Nichtigkeit I.
215. Orakelsprüche I. 190. Orahelgeber I, 190.
Orestes, Gebeine lll. 16 £.
Orientalische religiôse Denkart hat sich ausgeprügtin
mehreren Formen I. 147.
Orion ll. 582 f.
"Opxogc ll. 529. 523.
Ormuzd I. 698 f. 695. 708 f. 796. 710 £. 714. hat seine
heiligen Thiere I. 720 f.
"O p»vc atufoXog I. 34.
Orpheus, Name lll. 219. heifst der Theologe Ill. 143.
Calliope's Sohn von Bacchantinnen zerrissen lll. 148.
weigert sich Apollo zu huldigen lll. 148. dreifach lll.
149. sein Name bedeutet lll. 149. stiftet Bacchusmyste-
rien lll. 164. Enkel des Charops lll. 165. bringt aus
Aegypten Osirismysterien 111. 166. von den Thracierin-
nen zerrissen lll. 151. beliebter Gegenstand der Kunst-
darstellungen lll. 172 ff. auch bei den Christen 1ll. 173.
Theilnehmer Cabirischer VVeihen 1l. 555. zu Libethra
beerdigt lll. 276.
Orphische Lehren sind Aegyptische I. 254. 11. 299. lll.
139 Íf. heifsenauch Bacchische lll. 139 f. 149. Hymnen,
'
r
7
ob sie aus der Alexandrinischen Literaturperiode Bnd
aus noch epiüterer Zeit herrühren lll. 145. die noc)
vorhandenen Orphischen Lehren sind im Wesentliche,
von hohem Alterthum lll. 145. verschiedene Systems
111. 148 ff. die Apollinische Schule ist die älteste und
Caucasischen Ursprungs lll. 151. gehürt zum Wischm.
dienst Ill. 151 f. Orphisches Leben Ill, 152 f. Orphisehe
Lehre, die Mutter der ganzen Griechischen Theologie
11.170. Zwiespalt zwischen Inhalt und Form Orphischer
Lieder I. 142. Orphische Lieder gehören in die Blüthe
von Athen I. 202. Orphische Dogmen zeigen Verwandt,
schaft mit morgenländischer und alt-Jonischer Schul
I. 200. Orphische Hosmogonien lll. 292 ff. IV. 243,
Fünfte Orphische Hosmogonie hat Hesiodeische Zu.
sátze lll. 305 f. ist nicht unmittelbar aus dem Mithras.
dienst abzuleiten lll. 307 f. Orphischen Lehren liegt ein
orientalisches Emanationssystem zum Grunde Ill. 399£
Orphische vorhomerische Geheimlehren lll. 140 ff. Ór.
phische Gedichte in ihrer jetzigen Gestalt lll. 147 f.
Orphische Hosmogonien enthalten Christliches 111. 3011
Orphische Weltalter Ill. 315 ff. Weltreiche II. 316,
die gemeine Orphische Kosmogonie Ill. 202 ff. die übri.
gen lll. 298 ff. die zweite 299 f. die dritte 3501 f. die
vierte o2 f. die fünfte 803 ff. Zoëga's Ansichten von
denselben lll. 506. sind in Aegypten zu Hause lll. 307.
alt- Orphisch- Apollinischer Dienst lll. 158. Orphische
Wórter und Formeln ll]. 454. Orphischer Gott ist Mann.
weib lll. 900. 8. Dionysus, Kosmogonie, My.
sterien. -
Orte, zum Gottesdienst ausgewählt I. 156 ff.
Orthanes ll. 112.
Ortygia, Insel IV. 171 f.
Oschophoria IV. 455.
Oscilla Ill. 325. 328 f.
Oscines ll. 941.
Osiris ganze Leidensgeschichte I. 959 ff. 309. vergl.lll,
184. 970 f. Deutung derselben I. 265 ff. Osiris Todten-
opfer I. 263, 275. Schwur bei dem Osiris I. 264. ist
das Sonnenjahr sowohl wie Nil I. 263. 275.- als Nil ge-
nommen I. 269 f. 273. 275. 291. als Sonnenjahr I. 279.
vergl. 289. identisch mit Memnon I. 279. als höchstes
VVesen identisch mit Amun I. 290 f. im Volkscultus der
Gute L. 291. der Hirte Philition I, 998 ff, Vorbild der
02
703.
Pharaonen L 503 ff. Naturleib und Naturseele 1. 880.
Urmumie I.405. 412. die Güte 1.291.532 Osiris Todten-
städte I. 266. sein Leichnam Vorbild der Königs - und
Priesterleiehname I. 266. seine Geschichte in bildlichen
Denkmalen I. 269 ff. ein um die Landescultur verdien-
ter Heros I. 290 ff. wird unter dem Namen Adonis ver-
ehrt Il. 95. erscheint als Wolf Il. 158. schwarzfarbig I.
127. heifst Aeon Îll. 205. Urheber der gemeinnützigen
Erfindungen IV. 245. seine Bedeutungen im astronomi-
schen System von Thebais IV. 242 f. der zweite Osiris
(Sesostris) IV. 244. Osiris erbaut Thebo, ist Zeus Sohn
und Dionysus (Bacchus) lll. 128 ff. S. Dionysus.
Ostar 1V. 607.
Osterfeste IV. 587 ff. 606 f. Zeit 1V. 594.
Ostertag 1V. 590.
Osymandyas I. 281. G95. 452. 454. IV. 400.
Otnid's Tod 1l. 207.
"Orra, oui 1. 33.
Otus Il. 386.
0%X6 1V. 308,
OUM I. 583. 587.
Oxyporos I. 348 f.
P.
Päan ll. 391. 43.
Pacis oder Bacis I. 401.
Palümon I, 829. 830 f.
Pales ll. 669. 979. 996 f.
Palicische Gótter ll. 229. 669. 907. 976.
Palilien (Parilien) ll. 975. 996 ff, 1V. 607. Ursprun
ll. 998. Bedeutung 1l. 999. 9 7 pring
Palladium 1l. 345. 633 f. 647. 664.ff. 670. an verschie-
denen Orten ll. 685 ff. zu Troja ll. 685 ff. zu Athen
ll. 691 ff. zu Rom ll. 606. ist mit Gerichtsstätten ver-
bunden ll, 692 ff. das Gericht beim Palladium 1l. 692.
Pallanteum ll. 666 f.
Pallas ll. 647 f. Bedeutung des Namens 1l. 664 f. vergl.
Athene.
Palmbaum kommt auf Münzen von Cyrene vor I. 1922.
704
Zeichen von Phônicien , Arabien u.s.w. I. 129. beidèn
Aegyptiern I. 510.
Palmsonntag IV. 587 £. Palmfest 1V. 606,
Pampano, Beiname der Ceres 1V. 300.
Pan lll. 231 ff. Name lll. 932 f. 245. 240. 249. 251. 260,
Soldat évvadtoc 1H. 231 f. heifst Baccheutes Ill. 231,
panische Schrecken Ill. 232. steht Zeus im Titanen.
kampfe bei lll. 233 f. glänzt als Steinbock am Himmel
111. 233. gehört in die Ordnung der acht grofsen Wesen
Aegyptens lll. 234. Pansstádte lll. 255 f. fállt mit Her.
mes ithyphallicus zusammen 111. 236. Pane stellen dem
Bacchus nach Ill. 237 f. 347. welche Stelle nimmt Pai
im Aegyptischen Gôttersystem ein? I. 476. Il. 391. ll,
234. 1st zuweilen mit Bacchus Ein Wesen lll. 240. dop-
peltes Amt des Pan lll. 240. jüngster Gott der Griechen
lll. 242. Sohn des Hermes und der Penelope lll. 241 À,
243 f. 246. Sohn des Zeus lll. 244. Kier mavrodams;
lll. 945 f. 255. Tünzer lll. 945 f. 247 f. liebt die Nymphe
Syrinx lll. 247. ist Esmun lll. 248. ist Zeus lll. 249. Ge.
mahl der Echo lll. 949. und der Pitho lll 249. Sohn
des Odysseus lll. 251. Sohn der Oeneis lll. 251 ff. 258,
Pans Tod wird verkündet lll. 257. Saturnus und Hhea's
Sohn Ill. 258. in Arcadien lll. 258 ff. Parammons Sohn
111. 262. Feuergott bei den Arcadiern und Athenern lll,
£61 ff. 265 f. mit Prometheus verbunden lll. 263 f. xe-
pacing lll. 964. steht mit den Mysterien in Verbindung
lll. 265. Bhea's Hund lll. 277. Pan entdecht und ver.
rüih die entflohene Ceres 1V. 78. Grotte des Lycäischen
Pan 1V. 8o. er beschláft als Widder die Luna 1V. Bo.
Zusammenhang dieses Mythus mit der Religion der Isis.
Ceres 1V. 81. Pan ist auch zu Megara Lichtwidder und
Frühlingsgott IV. 310. Pane verkiinden des Osiris Tod
I. 260. 111 236 f. 347. Pan in Aegyptischer Religions.
lehre I. 518. lll. 254. 955. im Mythus der Athene ll.
790. Unterschied im Aeufsern von den Satyrn lll. 202.
ist Sonne lll. $59 f. 248. der Besaamer und Vielerzeu-
ger lll. 240 f. Beisitzer der Rhea'lll. 245. 247. der dop-
pelgestaltete 111. 246. Meer und Feuer lll. 250. der Hund
lll. 255 £. 277. des Dionysus Gehülfe lll. 255, ist Pro-
teus lll. 955. Verfolger des Dionysus lll. 347. Sohn des
Himmels und der Erde lll. 247. Sohn des Aether lll.
254.: des Silenus Vater lll. 255. als schreckhafter Dä-
mon 1ll. 256 f. astronomisch genommen lll. 235. 237.
259. 255. ist Sirius lll. 247. in hóherem Sinne der Pbi-
705
losophen Ill, 258. Pan vduiogin Arcadien lll. 261, Bei-
sitzer der Vesta Ill. 262 f. Lucidus Pan lll 964. Pan
in Macedonien lll. 265. Pan ithyphallicus mit der Peit-
sche 1V. 166. Mehrzahl von Panen lll. 241. 957 f. Pans
Mythus und Ursprung nach Zocga's Ansicht lll. 259 f.
Pansílóte lll. 247. 248 Darstellungen des Pan lll. 236.
259. Hermo-Pan IV. 310. s. Hermes und Mendes,
Panaëtius, Buch über die Mantik I. 215.
Ilavayeis IV. 485 f.
Panathenäen Il. 808 ff.
Pandrosos ll. 729 ff. 732 ff.
Panis ll. 967.
Panisci lll. 257.
Panthei, was I. 225.
antheon (da 124. in de . >
Panth B A s zu Hom) L 124. in der Kunst I. 499
Päon ll. 276. 398.
Päonius Il. 300.
Papas ll. 47.
Ila@ia, Name IV. 184. IL 614.
Papyrusrollen I. 426. 429 f.
Parabel, Begriff I. 81. die desOrients nühern sich dem
Aenos I. 81,
Parabrahma I. 586 ff. 593.
Ilxap&decypua I. 81.
Paradiese der Perser I. 714. 715.
IIuo&onuo oóufoXo I. 102. 17.
IllagacvvSiuuco I. $1.
Pardelfelle bei den Bacchischen Mysterien 111.329.
Paregoros lll. 565.
Parentalia ll. go f.
Parnafs, Dienst daselbst lll. 366.
IIapowuta I 75.
Parthenon ll. 8o.
Pasargada, Monumente I. 688. Mysterien daselbst IV.
200 f. 207 ff.
Pasiphaé IV. 19. Mythus alt und weitgreifend IV. 87.
IV. £T
45
790
verschiedene Formen des Namens IV. 88. die Begriffe
der Pasiphaé als eines astronomischen Weséns anch auf
die P. des Minos übergetragen 1V. 08 f. mehrere P, Iy,
89 f. mit Ino Ein Wesen 1V. gi. Cythere- Pasiphaë
ihr Heiligthum von Herakles gegründet IV. 93 ff. Per.
ses Schwester IV. 95. ist bóse Mondsfrau und arge Li.
lith IV. 96. Deutung des Mythus von Pasiphaé's Begat.
tung mit dem Minotaurus IV. 96 ff. 119 f) ist Venus.
Libitina IV. 98. geLiert dem Minos Kinder IV. 104. ist
Maja IV. 240,
Passahfest IV. 597 f.
Ilagtas 1. 247. 248.
IlaotoPopos I. 247.
Patüken IL 275. 374 f. Begriff IL. 311. zwergartig ge.
bildet ll. 311. dreiAegyptisch-Laconische Patiken 11. 343,
Patara, Opfergaben der Gottheit dort dargebracht 1l,
138 f. ein ältester Sitz des morgenlindischen Apollo.
dienstes 11 141. 192 À.
Patricier (zu Rom), was sie sind im religióser Bezie.
hung ll 939f.
Patricius ll. 939 f.
Patrii (xavoóor) dii ll. 855.
Pegasus IV.t52. lll. 287 f.
Pehlvi- Dialekt I. 656.
Peitsche in der Hand gottesdienstlicher Wesen III,
236. IV. 166.
Pelasger, Arcadische 1l. 204. Tyrrhenische ll. 294. Pe.
lasgischer Dienst unterschieden von Aegyptischem Il
294. der Pelasger alter Gottesdienst I. 4 f. 1l. 305. 448f.
die Pelasgermauer IV. 49. Pelasgerzeit in Griechen.
land ll.. 445 f.
Pelops 11.295. Gründer der Olympischen Spiele IL. 528f,
I15260c lll. 464.
Penaten sind die Samothracischen Gôtter IL 336 f. 872.
die Genien der Gótter heifsen Penaten Il. 846 f. Pena.
ten im Griechischen Alterthum und Schwierigkeit die-
ser Lehre IV. 207. 1l. 870 £. Penaten zu Athen ll. 51s,
zu Rom IL. 874. 876 f. Penates familiares und patrii ll.
850. 874 f. publici, majores etc. 1l: 874 f. Name der-
selben in Griechischer Religion Il 070 ff. Verhältnifs
go den Laren l1l-051. 878 £. sind kosmogonische Gôt-
^
17
ter 11. 872 f. Begriff und Wesen 11. 875. 8726. Name ll.
871. Troischer Ursprung Il. 873 £. bildliche Darstellun-
gen ll. 875 f. heifsen «ovo lV. 205.
Penelope, Mutter des Pan lll. 241 — 944. 951.
Penia ll. 350.
Penom f. 712.
Pentagon L 106. heifst bei den Pythagoreern auch Hy-
giea IV. 541. S. Hygiea.
Pentheus lll. 155 f.
Peplus (zézAoc) der Athene 1l. 688 f. 80g ff. enthält
die ganze Gigantomachie ll. 811 f. die Pepli eines Ari-
stoteles ]l. 811. Ideen über die Darstellungen aus dem
Peplus der Minerva zu Athen und der Dresdner Pallas
ll. 812 ff. lll. 227. Peplus des Dionysus lll. 528 f. des
Zeus IV. 184. 185.
Perdicium, Parthenium ll. 742.
Perenna I. 468.
Iepenyntai I. 13.
Perlenschnur, Bedeutung I. 98 f. 11. 257 f. Perlen,
symbolische Bedeutung 1. 727.
Perpheren ll. 1175.
Perse I. 734.
Persea, Pflanze I. 510 f. IV. 34 f. Name der Hecate
IV. 109.
Perseis IV. 18. 109. 110.
Persephassa IV. 95 ff. 319. 322 f. S. Persephone.
Persephone, Name Il. 383. 1V. 1g f. 315 ff. 320 ff. Be-
deutung IV. 183. 189. 938. 285 f. 317. Tochter der Rhea-
Ceres und des Zeus lll. 305. 1V. 25. Mutter des Dio-
nysus Ill. 303 f. Tochter der Styx lll. 34o. 372. Mädchen
der Deo (Ceres) lll. 368. ist den Westlándern der Früh-
ling Ill. 377. Weberin 1L 120. lll. 431 f. 1V. 547. 241.
zu Cyzicus als xópg oóveio verehrt IV. 69. Acóxumzog
IV. 74. wer Pflegevater der Persephone ? IV. 75. die
schwarze zu Hom IV. 76. Raub der Persephone IV.
169 ff. 182 ff. Bedeutung desselben 1V. «08. bildliche
Darstellungen IV. 254 ff. mit Diana-Luna eins IV. 188.
Orte, wo Persephone geraubt seyn soll IV. 105 f. eins
mit Minerva IV. 208 ff. Gôttin. im Monde IV. 290 ff.
Mutter der ersten Diana IV. 11. 238. Isis- Persephone
IV. 240. ushvvó0gs lll. 554. 1V. 241. 437. Daira IV. 277.
705
uovvoyévtua IV. 258. ist die nórdliche Krone nach Du.
puis IV 5:8f. T'odtenkônigin IV.323 ff. will Menschen.
opfer IV. 346 f. bezeichnet die untere Hemisphäre ll,
104. erleidet ähnliche Schicksale wie Adonis ll. ı07,
Proserpina-Fortuna IV. 212 ff. Il. 979. Persephone ist
Ein VVesen mit Pasiphaë und Cythere (Venus) IV. gi
ist als Libera und Todtenkônigin (Isis) Eins mit Ceres
Ill. 374 f. IV. 9. 219 ff. Proserpina-Ceres ist Athor IV,
231 ff. ist Maja IV. 235. Proserpina eine der drei my.
steriôsen Jungfrauen 1V. 546. verbunden mit dem hóch.
sten Gott im Himmel und mit dem in der Unterwelt IV,
547. Lebensquelle 1V. 547. als Hore der Geist Gottes
über den VVassern IV. 236 f. Proserpina , Mylitta, Ali.
lat (Lilith), Artemis , Mitra I. 734. 1V. 946. erstes aller
Wesen 1V. 9. 29. 219 ff. ist Erde IV. 5092. 318. Mutter
des Zeus IV. 213. heifst Sancta IV. 165. identisch mit
Ceres lll. 5*9. IV. 302 f. als Mond 1l. 327. als Materie
ll. 527 f£. Mutterdes Zagreus 111. 338 ff. Deione 111. 368.
Persephone Kore, Bedeutung Il. 370 f. xRovia 111.344,
die unaussprechliche Jungfrau Ill. 380. Gebieterin über
der Seelen Schicksal Ill. 445. stammt aus dem Persei.
denlande IV. 19 f£. Heroine, Tochter des Perseus IV.
52. Aémzvvig IV. 140. mgovoyóvo IV. 238 f£. voAéBous
IV. 312. áyrí, ino, sancta IV. 395. dppntoc xôpn
IV. 325. yewpoyovia IV. 457. (so mufsim Text verbessert
werden; vgl. Hesych. Il. p.1546.) entführt durch'Theseus
IV. 147 ff. identisch mit Venus lll. 518. 524. mit Arte.
mis 1V. 11.172. 107f. o91f£.. S. Kore, Proserpina.
Persepolis, Monumente I. 688 f.
Perser verfallen in Idololatrie Il. 27. vergôttern den
Mond Îl. 31 f. Persische Lehre der Feindschaft liegt
verborgen im Artemisdienste Il. 1¢6. Einflufs der Per-
sischen Lehre auf Lehren der Ebráer, Essüer und auf
christliche Vorstellungen IV. 408 ff. Erziehung und
Heligion der Perser heroisch IV. 298. Name Parsen,
die hellen I. 719. 745. 1V. 298. Vaterlündische Gótter
der Perser I. 679. Perser haben keine Bilder und Tem-
pel I. 651. 719. Persische Religion, Bestandtheile und
ültestes Wesen I. 651. 718 f. älteste Anlässe I. 6g2 f.
ibr oberstes Princip I. 698. Quellen I. 652 ff. Sagen
über ihre Entstehung I. 669 ff. ihr Verhältnifs und ihre
Vereinigung mit dem Magismus I. 679. Architecturmo-
numente I. 685 ff. Geisterlehre I. 702 f. Schópfungs.
lehre I. 706. Lehre vom Tode und der Seelen Aufer.
stehung I. 707. Ethik I. 709 ff. Zweck der Persischen
799
Religion und Ansicht I. 709. 717. Persische Monarchie
ein Abbild der himmlischen I. 711 f. 717. Kalender und
Jahr I. 716 £. Symbolik I. 718 ff. 746.
Perses I. 734. 745. 755. 1l. 437. 1V. 19. 21 £; Vater der
Hecate ll. 148. ein Grad in Mithrasmysterien I. 755.
Perseus IV. 31 ff. 296. setzt Amazonenkriege fort 1l.
176. kommt aus Aegypten Il. 743. wird zu Chemmis be-
sonders verehrt Ill. 236 f. Il. 904. gehört in das Ge-
schlechtsregister des Thasos ll. 246. istzu Chemmis mit
Pan vereinigt lll. 57 f. erschligt den Dionysus lll. 161.
348. hat Libyen zum Schauplatz seiner Thaten gewählt
1V. 52 f. läfst in Oberägypten seinen Schuh zurück IV.
56. 1. 788. soll Assyrer seyn I. 790 f. 1V. 84. 246. ver-
pflanzt die Persea nach Aegypten IV. 84 f. xovaóstavpog
1V. 45. wird zu Seriphus im Minerventempel erzogen
und befreit seine Mutter aus Polydectes Hünden IV. 46 f.
erlegt die Gorgonen 1V. 47 f. 1l. 434. 708. bringt die
Cyclopen mit nach Argos IV, 48. tädtet den Grofsvater
IV. 50. kümpft gegen Dionysus lll. 161. IV. 51 f. Hin-
der des Perseus mit der Andromeda 1V, 59. mit Bollea
rophon verwandt IV. 59, wird in dem neu erbauten
Tarsos als Gott verehrt !V. 53. Sternbild des Perseus
gehört dem Orient an IV. 59. beifst Eurymedon IV. 59.
ist Abbild der Sonne IV. 59 £. wie er sich zum Mithras
verhilt IV. 58 f. 1, 7569 ff. im Perseusmythus ist die
Apollo - und Dionysusreligion vermittelt IV. 692 f. tritt
in Griechischen Religionen an die Stelle des Mithras
I. 757 f. 769 ff. ist Mithras I. 443. 791 ff. IV- 246 ff.
ist eine Mithrische Epiphanie I.795. ist Bersin IV. »47 ff.
Genealogie I. 780. Name L 791. ist der Athene zugesellt
ll. 698. 708 f. Mann des goldenen Schwertes L 799.
791. IV. 48.
Persiden IV. 19 f. 046.
Persidicus (Name des Mithras) I. 755.
Pessinus ll. $6 f. 47. 59.
Iewocs I. 37 f.
Pfau der Juno Il. 564 f.
Pfeil, Symbol I. 675. 1l. 141. 143 — 145.
P ferd I. 725. 11. 268. 258. 279. 785 f. Pferd und Stier in
symbolischer Bedeutung verbunden 1V. 355. Pferd im
Mythus des Aesculap 1l. 402. des Poseidon ll. 598 ff.
708 f. weifse Pferde 783 f.
Pfingstcyclus IV. 59o ff. Pfingstfest IV. 595 f. der
Juden 1V. 568 f.
71
Pbaéthon I. 463. ll. 359. 729. 755. lll. 57o.
Qayoi, Qnyoi 0l. 476.
Daœiror N 461. 11. 267.
Phalàána lll. 568 f.
Daridec I. 108.
Phallagogien in Indien I. 504. 668. 671. im Bacchus,
dienste lll. 122 f. vergl. 133 f. 367.
Phallophori lll. 450.
Phallus gehórt roher Kyriologie an I. 143. durch Phal.
lusdienst gehürt Syrische Religion dem Osirisdienst an
Il. 83 dem Phallusdienste huldigen Moabiter und Am.
moniter ll. 85. ward auf Gräber gestellt Il. 86. wird bei
der Bacchusfeier umhergetragen lll. 45o. Stiftung I,
262. in Syrien ll. 85. im Cultus zu Sais und Lerni ll,
662. 668. edlere Lehre des Phallus 1l. 668.
Phamenophis-Memnon I. 450 ff. Name I. 457. ist
Sonnenincarnation I. 470.
Thanaces, Beiname des Osiris I. 506, 1ll. 298 f.
Phanes ll. 267. lll. 293 ff, Erklärung des Namens lll,
293 f. ist der Orphische Eros lll. 293 f. Protogonos lll,
295 f. Widder- und Schiaugenhóüpfig L. 597. 704. lll.
305. hat die Urbilder aller Dinge i» sich lll. 582. Pha.
nes Name eines Bacchuspriesters 1ll. 109. 293.
Phanos, Name des Bacchus ll. 696.
Dao, pate, paive I. 51.
Pharnaces, Name eines hohen Gottes in Pontus u.s.w,
und zugleich Name von Königen jener Länder I. 347,
ll. 32. 1V. 315.
Phasis IV. 26.
Pdoua I. 33.
Däpun I. 33. IV. 458.
Pheneaten, bei den Pheneaten bedeckt der Oberprie-
ster sein Gesicht am Jahresferte mit der Maske der De-
meter I. 131. IV. 297. andere merkwiirdige Gebräuche
daselbst IV. 266 f.
Pherecydes Mythen schweifen ins Ungeheure aus I
100, Schlangengott I. 100. erinnert an den Orient und
Aegypten 1. 199 f. Kosmogonie stimmt mit der Orphi.
schen |]überein lll. 298 f. Schlangengott lll. 999.
NM
ít
Pherephatta, Erhlirung des Namens IV. 2355 f. S.
Persephone.
Pheres IV. 24.
Pheron ll. 29o.
Phila, Todtenort der Aegyptier und[ICultus I. 2625 ff:
Philammon stiftet die Lernäen Ill. 164. Bildererklär.
39 f. 45.
Phillidae IV. 487 f.
Prhox6keuos und $iXozóXeuoi IV. 265 f. 3oo £. 547.
Philosopheme in den Mythen würden oft richtiger
Theomythieu heifsen I. 88.
Philosophen klagen Homer an I. 201. die Philosophen
der späteren Zeit retten aus der alten Griechischen Re-
ligion viele Symbole I. 207. merken auf die Lehre des
Orients I. 207. Dogmenreihe der Philosophen über
Apollo ist Wiederherstellung àáltester Priesterlehre Il.
166. ihre Ansichten der Griechischen Religion IV. 516,
deuten die Mysterien 1V. 515 ff. Philosophen in der Rö-
mischen Haiserperiode bearbeiten sehr eifrig die Dámo-
nologie lll. 60 ff. Verhàáltnifs der Philosophen zu den
Mysterien IV. 512 ff. Verhalten gegen das Christen-
thum 1V: 555. 558.
Phlegyas, Griechische Uebersetzung von Mithras I.
743. 1V. 139. 142. baut in Aegypten die Pyramiden 1V..
139. ist Gesetzgeber in Aethiopien I. 738. "l'bessalischec
Phlegyas IV. 141 f.
Phlóa IV. 310 f.
oA6oaxtg ll. 450.
Phocus ll. 720 f. 729.
Phónicien ll. 12 f. eins der Stammländer Grièchischer
Religion I. 293. Phônicische Sprache verwandt mit der
Ebräischen ll. 13. Gótterlehre verwandt mit der Ae-
gyptischen und Chaldäischen 11. 13 f. 18. 20. 22. Inhalt;
Grundlage, Werth etc., Kosmogonie ll. 17 ff. Grund-
gedanke des herrschenden Volkscultus 1l. 22. Sonnen-
incarnation Îl. 158. über Phónicien kommt die Libysgke
Fióte ll. 263, vergl. 645 ff. S. Apollo, Bacchus,
Cabiren, Ceres.
Phónix, der Vogel in der Hand des Heralles ll. 905.
der Phônicische Vogel !. 441. ll. 258. der Indische Vo-
gel !. 442 f. der Persische Phónix 1. 443. Mythus und
Erklärung 1. 430 tf.
712
Phónixperiode I. 438.
Das, poriouds IV. 580.
Photagogie IV. 535,
Dparoia Curia HI. 506.
Phrygier dünken sich das älteste Volk Il. 37. Religion
1. 37 £. 48 f. findet in Griechenland und Rom Eingang
ll. 46. Nationalphrygische Mythen finden sich bei Dio.
dorus und Pausanias ll. 46 ff. Doppelgeschlecht, eigen.
thümlich dem Phrygischen Naturdienste 1l. 5o f. Phry.
gische Mütze ist Zeichen ausländischer Tracht I. gy,
Phrygische Tonart kommt nach Griechenland Ill. 490,
Musik ll. 41. Hochgebirge ll. 49. S. Cybele und
Dionysus.
Phthas 1l. 290. 291. 656. 529. 784. 20. Urfeuer ll. 155,
Mannweib I. 509. Il. 683. Vater aller grofsen Gottheiten
N. 312. 323. 391. Helios Vater ll. 156. Phthas (Aphthas)
ist Dionysus lll. 138.
Phytalmius, wer führt diesen Namen ? IV. 77. 11. 597,
Picus ll. 968. Name des Zeus IV. 429. König in Italien
IV. 450. Prophet des Namens zu Matiena IV. 429. zeugt
den Faunus IV. 431. Juppiter-Picus der todte Götter.
könig IV. 428 ff. wird von König Numa befragt IV.
43ı f. S. Zeus.
Hixog, mixóg, mixpóc, in verschiedenen Bedeutungen
IV. 423 ff. 429 ff.
Pilpai I. 560 f.
Pilumnus ll. 976 f.
Pipala, Baum I. 538. 649 f.
Ilégops:g I. 305.
Higa ll. 529.
Pischdadier L 574. 669 f.
Pisciculi Christianorum I. 224 f.
Pithecusen ll. 226.
Pitho, Pans Gattin lll. 249 f. zeugt mit Pan den Liebes.
Zhuber lll. 949 f. Genius der Ueberredung Ill, 563.
Plato legt die hóchsten Resultate seines Philosophirens
im Mythus nieder I. 95. nimmt für die Dämonologie
verschiedene Standpunkte lll. 64. Platonische Geheim-
lehre wird von Mehreren erläutert I. 220 f.
Platoniker bearbeiten die Dámonologie sehr eifrig Ill,
715
71 ff. fragen viel über die Ordnungen der Dämonen Ill.
76 f. widmen der Lehre vom Genius grofse Aufmerk-
samkeit lll. 78 f. ihre Verdienste um die ältere Heli-
gion und Mythologie der Griechen 1. 208. sie wirken fór-
derlich für das Wesentliche des alten Glaubens IV. 514 f.
S. Philosophen.
Plejaden, ihr Verhültnifs zum Dionysus lll. 103. 191.
der Plejadenchor mit dem Dionysus auf einer Griechi-
schen Vase lll. 467. Verhàáltnifs zum Oceanus und zum
Zeus lll. 268. die Pléjade Electra im Samothracischen
System 1l, 348 Verhältnifs der Plejaden zu den Musen
Il. 268. S. Hyaden.
Plejas nennt Pythagoras Leier der Musen lll. 277.
Plejas, wilde Taube ll. 79.
Plejone lll. 260. S. Plejaden.
Plemochoe IV. 532.
Plotinus, Dümonologie lll. 79 ff, sucht neben der Dä-
monenlehre die Freiheit zu retten lll. 81. sein Verhält-
nifs zur Griechischen Mysterienlehre IV, 514 f. seine
Deutung der Vesta und Ceres ll. 636 f. in welchem Sinne
er die Mythologie der Griechen betrachtet I. 208. S.
Platoniker.
Plutarchus, Lehre von den Dämonen Ill. 61. hält
bildlichen Vortrag der ältesten Griechen für Aeufse-
rung weiser Ueberlegung I. 7. Gegner des Herodotus
ll. 283. Gegner des Euhemerus lll. 55. ist ein Haupt-
schriftsteller über die Aegyptische Religion L 241. S.
Philosophen.
Pluto ll. 383. 485. 1ll. 369. ist Heichthumgeber lll, 8.
ist Polydectes IV. 47. vergl. Hades.
Plutus ll. 796. 412. 400. 378. 548.
Piynteria ll. 530.
Poesie hat die Griechen gefesselt I. 198. 199. &ffent-
liche IV. 185. bedeutungsvolle, vorhomerische 11. 445 f,
S. Mythus, Symbol.
Polemo schreibt über die Weihgeschenke I. 214.
Polles schreibt über Symbole I. 218.
Polluctum ll. 214.
Polybóa IV. 312.
Potydectes IV. 276.
714
Polyhymnia Ill. 290 f.
Polyidus, Seher IV. 396 £. 105. Il. 409. mit Polles ver.
wechselt I. 218.
Polymede oder Alcimede ll. 878.
Polypnos s. Prosymnus.
IloAeavóxoc, moNonvvyia ll. 584 f. 556.
llolvo(uavcvor» L 142.
Polytheismus zeigt wich in unzähligen Zweigen L 150,
historischer Ursprung desselben I. 152, seine Haupt.
formen I. 150 f. befriedigt dieRömer nichtmehr I. 200,
sucht es dem Christenthum an innerer Tiefe gleich zu
thun l. 207. sein Verhältnifs zur Mysterienlehre IV. 512,
zum Christenthum IV. 551 ff. in Monotheismus aufge-
löst I. 546. sein endliches Schicksal IV. 551. I. 206 ff,
Pömeniden IV. 361.
Pontifices, von Pons IV. 531.
Pontus, Begriff ll. 427. Geschlecht ll. 459 f.
Porphyrius schreibt über die Góiterbilder I. 216. in
welchem Sinne er die Griechische Mythologie nimmt I,
208 sein Werk über die Orakel I. 214. sein Zweifel in
dev Dämonenlehre lll. 78 f. seine Verdienste um die
Mysterienlehre IV. 514 £. 550. seine Bestreitung des
Christenthums IV. 514 f. 551 f. 559. S. Platoniker,
Porrima IL 899 £
Poseidon, Name, Ursprung 11.293. 595. Attribute ll,
597 f. Geschlecht IL 606. Sitze 1l. 607. Bild werke ll.
$04. 607. seine Liebe zur Ceres ll. 598 f. 1V. 74. ist
des Theseus Vater IV. 351. sein Streit mit Minerva um
Athens Beitz und die mysteriösen Sagen davon unter
den Athenern Il. 640. 646. 660. 754. 1V. 350 ff. Streit
mit Atbene ll. 6575 f. 66o. IV. 545 ff. 350 ff. in Verbin-
dung mit der Ceres IV. 349. des Eumolpus Vater IV.
349 in Libyen u. s.-w. ÎL. 261 f. 594. der Philosophen
ll. 609. Name und Wesen ll. 374. 575. 438. 485. 593.
hat den Begriff der Wildheit ll. 597. z£Xoyoioc, zov.
1onoctidór 1l.594. Jauoioc IV. 304. uékavSoc, uoxa-
TAC vaípuoc, eiyatorv ll. 594 f. yavioyoc, &oqaAos,
EVPOOLYALOG, évootySov, otto iySov, »waotysor 11.595.
Pourahutos ll. 595. IV. 77. Vxnoc, Imnyéens ÎL. 598 f.
782. seine Sähne sind wild 1l. 597. 971. S. Neptunus,
Postverta ll. 89g f.
715
Pothos ll. 18 f. 552. 370. 1ll. 563 f.
Praepetes ll. 941.
Praesentes dii lll. 416.
Prügen — brechen I. 19.
Pragmatismus im Systeme des Geschichtschreibers
Ephorus I. 204.
Praxidice IV. 206 f. Name der Tóchter des Ogyges IV.
207. 208 f. Vollenderin des Hechts IV. 208 f. Bildsüule
IV. 2311 f. S. Atheneund Persephone.
Praxithea IV. 345.
Priapus greift in den Adonismythus ein 1l. 111. Eltern
des Priapus l*, i11. 111. 597. dienstbarer Dámon der
Aphrodite ll. 112. will der Vesta Gewaltanthun 111. 211.
Priester, erzeugt das Götiliche 1. 14. ist der erste Bild-
schnitzer I. 156 ff. ist der erste Architekt im heiligen
Dienste I. 16 f. ist mit den Gdttern verwandt 1, 16.
sein Geschäft I. 16. Ehelosigkeit derselben !. 600. 1l.
47 £. giebt durch Erklären eines Symbols vielen Mythen
ihr Daseyn I. g1. Priester tüdten durch herabgezogenen
Blitz 1l. 953. sind Zauberer bei rohen Völkern 1. 180.
auch bei den Griechen I. 181. stellen die Gottheit dar
I. 154, 11. 551 £. 566. 1lL. 479. 447. Priestevlehre wás ist
sie? I. 10. Priestergeschlechter T. 162 f£. Römische Be-
griffe vom Priesterthum I. 184, Eigenschaften und Er-
fordernisse zu einem Priester I. 185. Priester getrennt
vom Sänger ll. 444. 446 f. Priesterinnen in Acgypten I.
950 f. in Asien, Griechenland und Rom 1. 251. bestim-
men die Jahreszáhluog 1V. 468. S. Mysterien. .
Primigenia (Fortuna) IV.213íf. 242. S. Protogone.
Processionen der Aegyptier I. 244 f. bildlich darge-
stellt T. 048 f.
Proclus spricht von der symbolischen Gegenwart der
Götter in den Bildern t. 42. 179. vertheidigt den Bil-
derdienst I. 217. spricht von den Ordnungen der Dä-
monen lll. 26. spricht von der Lehre der Eleusinier IV.
264. 547 f. seine Düámonenlehre lll. 25 — 78. sein Ver-
hältnifs zu. den Mysterien IV. 515. Verhalten gegen das
Cbristenthbum 1V.515 t. 65g. S. Platoniker.
Procris und Procne ll. 754 f. IV. 88. 89.
Prometheus, die Mythen von ihm führen auf Cauca-
sischen Urspruug ll. 441. 295. will sich der Athene na-
hen H. 658. vergl. 799.
716
Pronóa und Pronáa ll. 718. s. Minerva.
Ilp00odoc, mpoéhevais IV. 545.
Ilpoparta, mpopairewr, xpopñtns I. 191. der TPO.
y in Aegypten I. 246. vergl. IV. 482. xpoÿavris IV,
487.
Propylien ll. 742. 806.
Proserpina, Etymologie IV. 519 f. S. Persephone,
Prosymna (Ceres) Il. 578. IV. 36. Here-Stadt 11. 576 f
Prosymnus IV. 36. S. Polypnos.
Proteus lll. 254 £. Mythus L 424.
Protogone, Name der Persephone zu Athen IV. 213,
242. S.Primigenia.
Protogonos in den Orphischen Kosmogonien 111, 295 ff.
IV. 218. in der Phónicischen ll. 20. /
Ipotoùyere, xpotovyntis lll. 551.
Ilgocovsiov ll. 627.
Psalacantha lll. 92. IV. 252.
V oc ll. 589.
Yapos ’ASnvas ll. 695.
Psilas lll. 414.
Psira lll. 228.
Psyche, Mythe ist Mysteriendiohtung lll. 453. s. Amo r;
. Psyche in der Reihe von Symbolen I, 110 ff.
Ilrepopÿopou I. 245.
Iréxes, atuyai ll. 534. 555.
Purana's L 551f. lll. 121.
Purpurfarbe, heilig I. 551. 11. 558.
Pygmäen I. 272. 829. ll. 311. 395. 405.
ILvAcó» ll. 569 f.
IlvoacS eia II. 147.
Pyramiden L 558 f. 587. die sieben Kammern der Py-
ramiden siad nach den Planeten benannt IV. 102.
Pyrges Il. 119.
Pyromantie, Haupttheil des Gottesdienstes im alten
Sabüismus II, 164. 1. 188.
Pyrphori IV. 485.
Pythagoras, icpóc Aóyog lll. 170. Apollo's Diener und
717
Sohn Hl. 137. 148. lil. 169 f. ist Heros lll. 37. bezieht
Figuren und Zahlen auf Götter I. 96. erinnert an den
Orient und Aegypten I. 69g. hilt symbolischen Vortrag
für nothwendig I. 26. eingeweiht zu Imbros und Samo-
thrace ll. 555. wird zu Libethra in die Orphischen My-
sterien eingeweiht lll. 170. 976 f. Schüler des Zaratas
IV. 548. wie Pythagoras die Zahlen gedeutet und ge-
nommen IV. 588 ff. seine mysteriöse Sprache lll. 277.
8. Pythagoreer und Philosophen.
Pythagoreer sind Orphiker I. 254. lll. 169. behandeln
als Orphiker den Bacchusdienst rein lll. 171. über ihre
Symbole haben Mehrere geschrieben I. 220. wie bestim-
men Pythagoreer die Classen der Wesen? Ill. 61 f. ih-
re Dämonenlehre 1ll. 62. ihre Lehre von der Seelen-
wanderung lll. 448 f. Lehre vom Urfeuer und dgl. lll.
426. S. Pythagoras und Philosophen.
Pythagoreerinnen schreiben über den Bacchusdienst
lll. 514. 171 £. und über die Mysterien IV. 7.
Pythagoreischer Vortrag durch Bilder I. 22. 95.
Pythagoreische Institute stammen aus Aegypten I. 254.
Sprüche erregen die Vermuthung eines hohen Alters I.
103. enthalten einfache tiefe ethische Vorschriften I,
104. Symbole und was darin niedergelegt I. 104 f. Mo-
nas, fernere Benennungen I. 106 f. redet zum Auge
durch Symbole I. 106. im Pythagoreischen System tritt
eine bestimmtere Oeconomie des Geisterreichs hervor
lil. 61.
Quellen, begeisternde Ill. 273. Quellendienst T. 157.
Quinquatria ll. 814 f.
Quirinus ll. 893 f.
A.
Pafdoyuarteia I. 189.
Raben, Bedeutung I. 755 £,
Rad wird von Dionysius dem Thracier in einer Schrift
symbolisch erläutert I. 218,
Hamajan I. 554 f. Rama der Indische Hercules I. 554.
583. 585. Schri-Rama , Mythus uv. s. w. I. 605 ff. Ver-
gleichung mit Bacchus I. 608. mit Hercules I. 610 ff.
710
Büthsel, uralter Ausdruck hóherer Erkenntnifs 1, 56.
metallene Räthsel I. 114.
Raupe lil. 570.
Rede, ihr Bildliches ursprünglich Eines Wesens mi
dem wirklichen Bilde 1. 16 f. /
Regen lockt man vom Himmel herab ll. 945.
Regin, Rechin, Richter, Rajah I. 169. 579.
Reinheit in der Persischen Religion I. 712.
Reinigungsarten in den alten Mysterien sind drei.
facher Art Ill. 825 f.
Religionslehre, ältester Grundcharakter ist Kürze
I. 6. religiöser Cultus der Alten zerfällt in zwei For.
men I. 154. Religion der Hirten 1. 154 f. esoterische
und exoterische Religionslehre I.. 155 f.
R ex sacrificulus I. 182. IV. 364.
Rhampsinitus spielt mit der Ceres Würfel IV.220. vel,
die Vorrede zum vierten Bande.
Rhea wird mit der Gäa unter Einem Namen begriffen
1l. 55. Hunde der Hhea lll. 277. Rhea in der Theogonie
]l. 427. 497 f. 4801. in Vorderasien 1V. 64 ff. in der Ce.
res Gesellschaft auf Vasen, Bildererklir. 50. im Ae.
gyptisch-gräcisirenden System IV. 159 f. in der Pytha.
goreischen Zahlenlehre IV. 540. Rhea der Orphiker lll,
303 f. in der Geschichte des Zagreus lil. 359.
Péo, piua I. 46. 47.
Rhodiginus theilt den Mythus in drei Arten ab 1. 897.
Podovdarera ll. 197 f. 765.
Póufoc oder poxtpoy Ill. 480.
Rhöo IV. 350.
Rind für Mond und Monat I. 290. 507. HI. 454 f.
Ring IL 121. 72. der magische Ring der Circe 1V. 22,
Ringen des Hercules I. 33o f.
B innen, runen I. 47.
Rischi’s I. 599. lll. g.
Bitterthum giebt viele Gelegenheit zu sinnbildlichen
Darstellungen I. 296.
Robigo und Robigus ll. 964. IV. 158.
Rohesser lll, 333 f. 387 f. IV. 124.
149
Rom, seine Geburtstagsfeier ll. 999. Stiftung Il. gg8.
Namen 1. 1002 ff. sein Genius ll. 1004. seine sieben
heiligen Unterpfänder 1l. 1004 f.
BH o ma Dea Il. 815.
Römer findet vielen Anlafs in seiner Religion zu For-
schungen I, 220. pantheistische Toleranz Il. 58. betet
im Erdbeben zu keinem bestimmten Gotte 1l. 995 f.
Vergleichung seiner Religion mit der Griechischen Il.
992 ff. Einfachheit seines áltesten Cultus Il. 995 f. nach-
heriger Verfall ll. 995 f.
Rose, Bedeutung I. 118. auf Münzen von Rhodus I. 115.
Roth angemalt die Bilder des Dacchus und der Naturgott-
heiten I. 126. s. Farbe; rothe Kuh I. 555.
Runen ll. 344 f.
Rupinie ll. 963 f.
Jl
Sabazien I. 2675 f. lll. 560 ff. orgiastisch lll. 360. fallen
früh in Verachtung lll, 565. an die Sabazien werden
kosmogonische Sätze geknüpft !il. 364. höhere Deutung
derselben IN. 365. Formeln in den Sabazien I. „7. lll.
361. f. 363 f.
Sabazius I. 568. lll. 349 f. 352. des Kronos Sohn Ill.
364. Name des Dionysus lll. 344. Name des Zeus ill.
864. wird als Lunus betrachtet lll. 550. Verbindung der
Phrygischen Sabazien mit Mithrasdienst I. 7567. 756 f.
Ill. 350. Sabazius gehórt Phrygischen Religionen an lll.
858 f. s. Dionysus und Mithras.
Sabbat, heiliger IV. 509.
Sabiner, Religion ll. 964 ff. haben Menschenopfer Il.
904 968. Orakel ll. 9680. Spuren von Phallusdienst lll.
7*
Sabus ll. 41. 45. lll. 549 f. 362. I. 768.
Sabus ll. 964.
Sacontala I. 559.
Sacramente, oiufole I. 41.
Safran Il. 721 f.
Sage ist Vorläuferin der Geschichte I. 83. entsteht aus
der Dunkelheit des Symbols I. 85. ein Zweig des My-
thus I. 87. vergl. Homer und Priester.
Eseos ds gh fo
y
77^
Sais (Zdic), Aegyptischer Name für Athene 1l. 286. 653.
661. Sais heifst auch Mycerina IV. 227 f. Mutterstadt
von Áthen 1l. 286. Stadt der Neith und ein Hauptsitz
Aegyptischer Religionen 1l. 661. Lampenfest daselbst I,
131. ll. 661. Grabstátte des Osiris ( Dionysus) Il. 661,
System der Saiter 11:657. 661. S. Athen und Athene
Salacia ll. 971.
Salbenfläschchen Ill. 525.
Saliarische Gesünge und Formeln Il. 890. 988 f.
Salische Priester, Ursprung und Name ll. 980 f in
Tibur und Veji ll. 982. Zahl, Amt und Attribute Il,
985 ff. Hleidung 1l. 984 f. vgl. Arvalische Brüder,
Salsette, Grottentempel I. 563 f.
Samos ll. 151. 354. 550.
Samothrace, Lage 1l.316. frühere Namen 11.554. über
Samothrace werden den Griechen fremde Culte. zuge.
führt 1l. 285. Orgien von wem gestiftet ? 11. 816. in Sam,
Religionen finden phallische Symbole und Gebräuche
statt Il. 402. 329. Sam. Colonie ll. 284 f. Mysterien Ein-
weihung ll. 555 ff. Lehre der Samothracier verr&th ein
hóheres Emanationssystem ll. 561. verbreitet sich weit
nach Westen ll. 362. Religionssystem von Samothrace
11. 318 ff. 366 ff. Samothracische Mysterien haben Man.
ches aus Phrygischer Religion li. 60. sein Dienst ist ur-
sprünglich Phônicisch Il. 664.
Sanchuniathon ll. 95f. 17. IV. 65.
Sancus Semo ll. 964 f.
Sand, kosmogonische Potenz I. 518. 522. 457.
Sandacus I. 344 ff.
Sandelbaum L 538. 638 f.
Sandes ll. 233.
Sangarius ll. 48.
Sänger, der heilige (6 63óc) Y. 244. Sánger in der alt-
Griechischen Zeit 11. 445.
Sanscritsprache I. 548 f.
Saos ll. 354.
Sardanapalus, Erbauer von Tarsus IV. 54. in der
Kunst mit Dionysus verwechselt Ill. 127.
Sardis ll. 232 f. huldigt der Proserpina IV. 68.
^
Sardos giebt Sardinien den Namen ll. 208.
Sarpedon führt eine Colonie in das Land der Mylier
(nach Lycien) IL. 136.
Saturnia, Burg ll. 1003. vergl. Capitolium.
Saturnus ll. 267. 270. 451. erster der Latinischen Ober-
gótter ll. 970 f. gefesselt ll. 915. 459. zu gewisser Zeit
gelöst ll. 917. befreit die Sclaven ll. 217. in hüherer
Deutung 1l. 49. S. Kronos.
Satyresk lll. 198 ff.
Satyrn lll. 200 ff. 995. Unterschied des Satyr und Faun
lll. 904. der angehlagte Satyr auf einer Vase lll. 476.
Satyrn häufiger auf Vasen lll. 474 f. Bedeutung desSa-
tyr in der Ethik lll. 479. der Satyr des Praxiteles lll
494. Satyrn mit Ziegenfüfsen und Hórnern u. s. w. lll.
201 f. bildliche Darstellungen lll. 204 f. kelternde Sa-
tyrn lll. 206. S. Silenus.
Säule l. 777. 782.
Z86ó I. 524.
Scarabäen I. 492.
Schafe in Indien I. 539 f. christliches Symbol IV. 421.
Schahnameh I. 684 f.
Schakals (Sóec), die stehende Thierartin morgenlán-
dischen Fabeln I. 79. 659. in Aegyptischer Religion I.
274. 478. 479. in Indischer 1. 639 f. 560.
Scheere, Symbol ll. 560 f.
Scheffel, Symbol ll. 554.
Zxüáuaecvo I. 26.
Schiff, dreirudriges, auf festem Lande I. 103. das auf
trockenem Boden gehende am Feste der Panathenäen
I. 250. 11. 814, Schiff des Triptolemus IV. 194. Schiff-
gótter ll. 339. Schiff bei den Processionen der Aegyp-
tier I. 949. auf Münzen des Janus IL. 084 f. auf Schif-
fen fahren die Aegyptischen Gütter I. 249.
Schild der Juno zu Argos und Schildfest 11. 585. Schild
der Salier, Symbol 1l. 985. Argolische Schilde, Bilder-
erklär. p. 41.
Schildkröte, Thier des Pan ill. 255.
S chiwa und Schiwaismus I. 575 f. 583 ff. lll. 121 f. 130ff.
Schiwadienst nach dem Euphrat verpfianzt 11.83 f. seine
Beziehung auf die Bacchischen Religionen lll. 159.
UV (B
721
10
728
$chlaf wird abgebildet 1l, 424 f. Schlaf in Tempeln 1l,
276.
Schlangen I. 312, 323. 722. 768. IL. 450. über die Be.
deutung dieses Symbols im Allgemeinen , besonders in
Aegyptischer Religion 1. 312. im Besondern 1. 504 f,
527. 1V. 140 f. in der Hand der Artemis 11. 188. im Ce.
resmythus 1V. 192. Schlangen in den Bacchischen Re.
ligionen lll. 187. in der Orphischen Kosmogonie Il,
299 ff. 510 f. Schlange mit Lôwen - oder Falkenkopf I,
B27. Schlangendrache T. 724. Schlangen des Aesculap
ll. 394. 410. des Saturn ll. 492. der Athene ll. 727. 744.
752. 786. Schlangen in den Sabazien lll. 360 f. Herbst.
schlange 1V. 141.
Schleier 1l. 545 f. 357. Schleier der Nacht in einem
ehristlichen Bilde IV. 422.
Schmetterling, bedeutet I. 107 f. 111. 568 f. 11. 424.
Schmun ist Mendes ll. 391. lll. 235.
Schöpse, den Laren geopfert 11. 862.
Schreiber, der heilige, I. 245.
Schuh, Zeichen der Fruchtbarkeit I. 330. 788. 1l, 208,
IV. 33. 56 f.
Behwein, in Bacchusmysterien geopfert lll. 532. IV,
124 f. der Ceres geopfert IV. 178. 189. 478 f. dem Ado.
nis geopfert ll. 106. wer davon gegessen, ist unrein
IV. 385.
Seirophorien ll. 782. IV. 454 ff.
Scorpionen in Persischer Religion I. 722-
Soulptur, alte, wáhlt Farbe des Gesteins in allegori-
scher Absicht I. 127 f.
Scyles, in Dionysusmysterien eingeweiht lll. 158.
Soylla schneidet des Vaters Haar ab IV. 108 f. Bedeu.
tung dieses Mythus IV. 109 f.
Boythen senden dem Darius ein Geschenk I. 120. Scy.
thische Elemente in Griechischer Religion 1l. 295 f.
Xdets 1. 170.
Seekrebs ll. 179. 181. vergl. II. 273.
Seele, als Wagenführer I. 72. Befreiung und Hinauf.
läuterung derSeclelH. 81. Seelenreinigung durch Feuer
111.527 f. Schicksal und Wanderung der Seelen lll. 424 ff,
welcher VVeg ist den Seelen vorgeschrieben ? lll, 450.
723
Seelenspiézel lll. 425 ff, Seelen Abfall und Rückkehr
1. 599 ff. 626 £. Seelenwanderung der Aegyptier L. 403.
417 ff. 637. die edle und unedle Seele in der Dämonen-
lehre lil. 20, 428. die freie und die unfreie Seele 11.
81. die Seele der Erde H. 036. Neulingsseelen 111, 425.
feuchte und trockene Seelen 111. 429. die Seele als Zahl
und Dyas (bei den Pythagoreern ) IV. 544. Weltseele
IV. 544. lll. 393. 424. Seelenvater lll. 294. Seelenmut-
ter lll. 426. 394. Beschaffenheit der Kindesseelen und
deren Bildung I. 401 ff. die Seelen sind beflügelt 111.
419. Seelenwanderung und Kreislauf lll 168. 445 ff. 1V.
520. bildlich dargestellt lll. 499 ff. 526 tf. 1V. 166. vgl.
279. Aufsteigen der Seelen lll. 427. bildlich dargestellt
ll. 526 ff. Rückweg der Seelen lll. 432 ff. 441 tf. Here
abkunft der Seelen lll. 425 ff. in Mythen und Bilder
durch die Philosophen eiogelleidet ill. 553 ff, Seelen
heifsen Bienen IV. 4035. Allerseelenfest IV. 592.
Seelenlehre, mysterióse lll. 81. 424 f£. 11. 299 ff. Ae-
gyptische I, 400. 422 ff. Indische I. 625. Homerische
11. 455 f£.
Seeligen- Inseln I. 414.
Segel, schwarzes und weif5ses des Theseus 1V. 115. 116.
vergl. 1. 258, 11. 814.
Seher, erste Lehrer I. 14. sind Mitler, zwischen Güt-
tern und Menschen I. 180.
Z5xóg lll. 49. IV. 337.
Selbstentüufíserung des hóchsten VVesens I. 691 £.
Selbstsucht der Seele lll. 548. 559 ff.
ZeMivnr 1V.m53.
Zthuviaóóusvoy lI. 170.
ZeAprooxntoc IL 131,
Selladae IV. 153.
EskAners IV. 154.
ZéXX ov I. 198. 11. 472. IV, 151. 353ff. kriegerische Prie-
ster IV. 360.
Sem-Herakles, wohin er gehäërt 11.204 ff. ist die Früh-
lingssonne I. 293 279. 1l. 204 ff. in Cypern und Cilicien
L 941 f. der Orphiher lll. 311 ff. in Aegyptischer Re-
ligion I. 361 f. 1l. 208 f. in Aegypten der personificirte
Jahrescyclus l. 457. 1l. 209. 242. s. Heraliles.
Enustoy I. 32.
724
Semele lll. 57. 158. Verbrennung lll. 343, Name una
Mythus ( Bacchus Geburt) 1ll. go f. wird von Bacchus
aus der Unterwelt in den Himmel geführt 1ll. 375. ob
sie Libera ist? lll. 575. 'Thyone IH. 380. IV. 162£ Jung-
frau der Erde IV. 45. vergl. Libera.
Semirama ll. 83 f. s. Semiramis.
Semiramis ll. 72 ff. 81. kniipft Assyrische und Syrische
Religion zusammen ll. 73. Abbildung derselben auf Mün.
zen ll. 84. 1V. 236. Bedeutung des Namens ll. 77 f. in
der Indischen Sage 1l. 83 ff.
Zepvai Seal heilsen auch Ceres und Proserpina IV,
527 ff. 481.
Semones ll. 976.
Semphucrates I. 278 £f. 295. 1l. 915. s. Herakles.
Sequor I 46.
Serapis I. 293. Name 1. 312. Begriff I. 3:3. bildliche
Darstellung I. 314. Heiligthum berühmt durch Wunder.
curen ll. 995. schwarz angemalt I. 127.
Seriphus IV. 47. 61.
Znoapides IV. 469.
Sesamól IV. 469.
Z49 1. 521.
Sibyllen, Rómische u.s. w. L 191. Sibyllinische Bücher
11. 949 f.
Sichel ll. 43a. IV. 28. 47. 207. der Ceres IV. 1g1.
Sicheleiland IV. 98.
Sicilien, Lager der Artemis TV. 11. seine Güttinnen
IV. 1893 £. hier wird Proserpina geraubt IV. 172. 109.
ist ein Land der Venus lll. 519. zeigt auch in Münzen
seine Verehrung der Ceres und Proserpina IV. 186.
Z3ov ll. 75 f.
Siebenlaut I. 462. lll. 248. vergl. 275 f.
Siebenzahl ist heilig I. 436. 781. 1l. 572 f. Ill. 386,
Siegelringe enthalten háufig Allegorien I. 225 f.
Signa der Rómer, was sie enthalten, Bildererklir. 25.
Sikinnis lll. 360.
Silene und Satyrn , Unterschied Ill. 2oo ff. Darstellun-
gen lll. 202. 205 f. 226 f. Silenenküpfe Ill. 205.
723
Silenus, Grundbegriff Ill. 207 f. 225. 225. Herkunft ill.
208. Püdagog des Dionysus lll. 514. wie beschreib n
Theopompus lll. 11. nimmt die Unform des Bacchus auf
Ill. 115. Erzieher des Bacchus lll. 99. 201. ist Nymphen-
führer lll. 190. Weissager und Seher lll. 215 ff. 993 f.
Krieger lll. 226. in der Gigantomachie lll. 227. Silenus-
esel lll. 209 ff. Silenusgrüber lll. 208 f. heifst auch Bac-
chus 1l]. 208. 214. 227. in ihm ist Ernst und Tod ver-
sinnlicht lll. 2916. Silenusmythus ist kosmogonischer Art
lll. 924 f. bat die Methe zur Genossin Ill. 2297. Silenus-
maske lll. 221 f. 225. Juppiter-Silenus lll. 222. 1V. 160.
ist Vater des Apollo Ill. 214. IV. 160. sein Verhältnifs
zum Pan lll. 255 ff. streitet mit Priapus lll. 224. sein
inneres Verhältnifs zum Bacchus ll. 225. heifst Acra-
tus und Chalis Ill. 216 ff. s. Acratus, Chalis, Dio-
nyà&us und Satyrn.
Siloh lll. 208 f.
Silvane lll. 203.
Silvanus ll. 976.
Simma ll. 8i.
Sinnbild I. 18, 34. 64 f.
Sinnbildnerei ist anfangs nicht góschicden I. 15.
Sinnspruch I. 18. Lebrkreis |. 18. 72. Classification
I. 77. s. Symbol.
Sintes, Sintier ll. 308. Ill. 24.
Sirenen, himmlische 1. 465. 11. 586. Deutung IN. 285.
Sirius I. 371 ff. s. Sothis, Hund und Hermes.
Sisimithres, Aethiopischer Eigenname l. 743.
Sistrum l. 515 f.
Zu ov ll. 55 f. 71» f.
Zyuthkaë Hl. ge.
Zu I. 521, 269. IV. 140.
Sol ll. 156. Sabinische Gottheit ll. 964.
Sommona-Coden ll. 98.
Sonne ist Demiurg in Aegypten lll. 512. Perser chren
sie hoch und betensiean 1V. 410. Sonnentisgh 1V. 875 f.
Sonnengrotten 1. 18. Sonnenschirm 1V. 454. 455. Son-
ne, himmlischer Besaamer l!. 4. Eltern der Sonne If.
156. Sonnenheld, Sonnenspiele 1V. 46ff. Sonnenbecher
1V. 58. Sonnenjahr symbolisch dargestellt 1, 507 ff.
720
Sonnenincarnationen, die sich in ihre Quelle auflösen
3. 207. Sonnengötter II. 241. Verkórpewung des Ae.
yptischen Sonnenjahres in einem Götterkreise I. 296 f,
hohe Bedeutung der Sonne im Aegyptischen Religions.
system IV. 2435 ff. Sonnendienst der Phrygier und an.
derer Vorderasiaten ll. 53 ff. die neue Sonne im Mithras-
dienste IT, #62, Christus die neue Sonne 1.762. dieSonne
in christlichen Bildern IV. 422.—
Sonntag, weifser IV. 59o.
Sophocles, religióse Ansichten IV. 516 f,
Soranus Il. 965.
Sosipolis IV. 214. IIT, 456.
S othis I. 564 f. 566 ff. $71f. Sothisperiode I. 369 ff. 445.
vergl. Sirius.
Bpartaner haben einen Dienst der Ceres Eleusinia IV.
82 f. nennen den Juppiterstempel zu Dodona Hella IV.
154. s. Lacedämonier.
Specht IV. 499 f. 433 f. 456 ff.
EPaïpa HI. 391.
Sphinx, Symbol gôttlicher Weisheit I. 76. Sphinxe an
dem Hause eines Bacchusdieners III. 159. Aegyptische
Sphinxe in ihren verschiedenen Arten und Bedeutungen
I 495 ff. auf Münzen I. 498 f. Thebanische Sphinx I.
498. Sphinx Attribut der Ephesischen Góttin II. 180.
auf Münzen von Chios iIl. 159. -
Spiegel des Bacchus lll. 3o1 ff. 425 ff. demiurgisches
Bild lll. 496 f. Weltspiegel lll. 392 f. Seelenspiegel 111.
425 f. 500. Spiegel der Frauen, der Juno Ill. 497. der
, Spiegel in Vasengemálden hiüufig lll. 498.
Spielwerke der Gitter T. 59». lll. 391.
Spiefs, in das feindliche Gebiet geworfen I. 131. ein
Spiefs als Idol bei den Sabinern verehrt und Gebräuche
dabei IL. 569. 967.
Spindel, Symbol III. 433.
Spinnen, das; in der Idee des Spinnens durchdringen
sich die Ideen der Artemis, Ilithyia und Persephone
II. 2118. iV. 119. Ausdruck fiir das Zutheilen des Schick-
sals 111, 454.
Spondophori IV. 485.
Sprache wird in den Mysterien verändert Ill. 454 f.
*pruchweisheit des Alterthums gehört zur phoneti-
‘schen Symbolik f. 109.
14
Stab mit dep Auge, ein Aegyptisehes Symbol I. 514. des
Ochsenhiden ls 768. ui d
Staphylus IV, 379.
Steine, heilige, dem Hermesgewidmet T. 24. vom Hime
mel gefallene Steine; heilige Steine im Belsdienst, iu
den Tempeln und Mythen der Griechen Lag f n.
bo1. heilige Meteorsteine IT. 438. Stein des Lachens IV.
456. vergl. 464. Sympathien der Steino I. 396.
Stenia, ein Frauenfest IV. 454 f.
Stephanus Gedichtnifstag IV. 581.
Sterculius ll. 976.
Sterne sind góttlicher Natur lll. 74. was die Sterne wit-
ken (Astrologie) Ill. #1. Verehrung derselben I. 15:.
176. ihr Einflufs auf die Pflanzen und ihre Bereitung
1. 395 ff. der von der Astarte geweihte Stera ll. 66.
Sternen - und Planetencult in den Idäischen und Samo-
thracischen Religionen ll. 3o9 f. 312 ff Sternenkleid
der Nymphen auf Vasen lll. 192. der Sternenhimmel
liefert Hauptzüge zur Geschichte Griechischer Heroen
IV. 110. die sternkräftigen Werkmeister des Perseus
und Prütus IV. 49. die sieben Sterne in christlichen
Sagen und Bildern IV. 421 f. der Stern überalle Sterne
1V. 4229 f. Sternbilder des Homerus ll. 454.
Stier I. 318. 480. 507. 528 f. 613. 736 f. 786. UL 450.
Stieropfer des Mithras 1. 747 ff. der Ceres zu Nysa 1V.
63 f. Stierkimpfe 1V. 71. 243 ff. Räthsel vom dreifar-
bigen Stier IV. 105. Ackerstier geehrt IV. 191 f. Stier-
opfer IV. 68. zu Athen IV. 122. Stierschläger IV. 193.
Stiergericht IV. 124. Schlachten des Stiers unter reli-
giüser Obhut 1V. 127. Dionysischer Ill. 130 f. V. 131.
Stierkämpfe zu Larissa IV. 293. zu Kleusis IV. 289 f.
zu Ephesus IV. 290 f. und sonst IV. 298. Stier und Rofs
in Eintracht IV. 355. in Childerichs Grabe gefunden,
wie erklärt IV. 416 fT. stófsiger Stier, Symbol IV. 131.
der stofsende Stier (cornupeta) in Sphären, Bildwerkea
und auf Münzen IV. 131. Stier Zeichen der Venus I.
780. im Rómischen Mythus ll. 998 f. Stiersymbol im
Ceresdienste zu Argos IV. 36. 57 f. Stier auf den Mün-
zen von Syracus IV. 171. Verbot Stiere zy essen IV.
121 f. Stier und: Biene verbunden IV. 384. 416 ff. der
Weltstier (Abudad) !. 746. 750 ff. Bacchus der Stier in
alten Liedern lll. 97. der Stierfufs 1ll. 87. Sonnenstier
lll. 87. 94. 239. dic heiligen Stiere der Aegyptier 1. 481.
1
726
IV. 129 f. Stierkopf lll. 5og f. IV. 182 f. 924. Stierland
Ill. 95. 1V. 58. Meerstier lV. gi. Zeichen des Stiers im
Thierkreise IV, 96. 245. derStier Bild der Materie und
Zeugung IV. 240. dasStierbild der bóheren Hosmogonie
IV. 243. Stierpfad, Stierweg ( Veg der Cultur und
Wohlfahrt) IV. 58. 154. 381. 384. 11. 128.
Stoff der Kunstwerke oft symbolisch gewählt bei den
Alten 1. 193.
Stoiker halten viel auf die Mantik I. 215. Dámonologie
lll. 69.
Stolist I, 946. lll. 452.
Strabo, für Bacchisches Gefolge bemerkenswerth Ill,
165 f. seine gelehrten Forschungen über die Pontischen
und Samothracischen Religionen Il. 302 ff. ist Haupt-
quelle für viele Untersuchungen in der Mythologie ;
s. z. B. I. 243 IL 27 ff.
Strenae ll. 803. 915 ff. IV. 602 f.
Styx ll. 457.
Succoth-Benoth 1l. 89 f.
Summanus ll. 949. 965 f.
Sündfluth I. 602.
Susa, das Memnonische I. 454. 461.
Susamithres I. 461. 737. |
Sybaris, Plagegeist lll. 24 f. IV. 29. Name der Stadt
der Colchier 1V. 22. Italische Sybaris IV, 97 f.
Sydyk ll. 158. 164 f. 566 f.
Syleus IL 236.
EvuBalkeur, ovuBdlheoBar T. o0 f.
Symbol, Begriff I. 64. 111. 452. Begriff bei den Alten
und Neuen verschieden I. 90 f. Grundbegriff I. 35. Er-
klirung des Symbols I. 42. Elemente I. 58 £.. bezeich-
net das Urspriingliche I. 36, plastisches Symbol I. 64.
mystisches S. I. 67. phonetisches und aphonisches 1.
102 f. parasemisches I. 107. Symbol doppelter Absicht
I. 110. unterscheidet sich von der Allegorie I. 70. vom
Aenos J. 82. vom Mythus L. go. generisch verschieden
von derkyriologischen Schrift I. 53. hóherer Gebrauch
l. 62. Beschrünhung I. 63. verglichen mit den übrigen
Erzeugnissen des Iconismus 1. 68. Evfordernisse I. 66.
wie erhellet man die Dunkelheit des Symbols I. 11g.
Organ geheimnifsvoller Wahrheiten I. 67. erfunden von
729
Demeter I, 15. im Orient und Aegypten frei I. 20. ge-
bildet in Griechenland L. oo. religióse Bedeutung des
Geheimdienstes I. 39. welche auch in das Christenthum
üibergeht I. 40. wird in seine Rechte wieder eingesetzt
I. 198. wer davon geschrieben I. 217 f. Liebe zum Sym.
bolischen Hauptzug der Alten I. 209. Symbolisches ver«
schwindet I. 238. symbolische Gebäude I. 124 ff.
EvuBoharoy I. 29. 80 f. 39.
ZvpugoX I. 31.
ZvufoXeiv I. 29.
Symbolik beruht auf natürlicher Verbindung des Zei-
chens und des Bezeichneten I. 36. Forderungen an die
Symbolik der Kunst I. 66. Andeutungen zu einer Lite-
rargeschichte der Symbolik I. 208 f. Beispiele von Viel-
seitigkoit alter Symbolik Ill. 476.
EvyuBohixñ (À) Tôy Dedv mapovaiæ I. 41. 42.
Symbolischer Vortrag ist alt I. 7. 19. Erzeugnifs al-
ter Religionslehre I. 21. ist Orphisch I. 21. ist nach
Proclus eine Unterart des Intuitiven 1. 95. von Pytha-
goras für nothwendig gehalten I. 26. Grundbegriffe I.
56 f. zieht sich durch die ganze Spruchweisheit des Al-
terthums 1. 77 f. Stufengang 1. 113 f. symbolische Ant-
worten 1. 37. symbolische Gegenwart 1.42. symbolische
Handlungen im Gebiete des Rechts bei Griechen und
Römern lI; 132 f.
ZópuBoXov l 19. 26. 28 — 32. 34. 38 ff.
Symbolum Apostolicum, Grund des Sprachgebrauchs
I. 43. 222.
Symbolus I. 34.
Synd I. 559.
ZvrSiuata I. 25. 40.
Syrinx lll. 247.
Syrisch und Assyrisch IV. 477.
Syrische Gó ttin, Wesen und Dienst ll. 61 ff. wird
Here oder Juno. genannt ll. 62. Art von Pantheuni ll.
68. hat neben dem Gürtel auch die Spindel lll. 433. zu
Mabog ll. 61 ff. IV. 202. ihre Priester ll. 62.
Syrisches Verbot des Fischessens ll. 69 ff. s. Fische;
Syrische Religion mit dem Osirisdienst verwandt 11. 83.
mit der Indischen Religion 1l. 84.
750
Taaut, Phönicischer Landesgott Il. 14. Erfinder älter
Schrift und Wissenschaft 1l. 14.
Tafeln, älteste bei den Orakeln I, 193.
Tages, Ursprung, Begriff ll. 925 ff. 932 ff. ist Knabe
ll. 926. Name 1l. 950 ff. Bild 1l. 93o. Sohn des Juppiter
ll. 932 ff. mit Bacchus verwandt Il. 932. Ministrant des
Janus ll. 929. die Bücher des TT. ll. 926 f. 929. I. 108,
Tamiraden I. 342.
Tantalus, Báume desselben ll. 103.
Tanz, labyrinthischer IV. 117 f. beiden Thesmophorien
IV. 474ff. Indischer I.580f. Tanz der Helena IV. 147 ff,
der redende Tanz des Pan lll. 248. der stille Tanz des
Silenus lll. 256. der nüchtliche Tanz der Telete lll. 419.
Tänze zu Ehren der Gütter 1l. 89. IV. 503. 596 f. bei
den Sabazien Ill. 363. 360. der Creter IV. 118. mimi.
sche Tünze, ein wesentlicher Theil der Bacchusmyste.
rien lll. 446 f. Waffentänze der Cureten auf Creta ein
Bild der Bewegung der Himmelshürper lll. 390. IV.
394 ff. der Salier Il. 987. bedeutsame Tänze in den Sa.
mothracischen Religionen Il. 324. der Persische Natio-
naltanz am Mithrasfeste T. 752. Waffentänze im Dienst
der Ephesischen Gättin Il. 30. Tänze der Horen L. 136.
Kriegstänze zu Comana ll. 20. Tänze im Cybelendienst
ll. 39. Watfentünze der Libyschen Pallas ll. 644.
T aras ll. 606.
Tarsus, Name IV. 55 f. merkwürdig wegen Argolischer
und Oberasiatischer Religionen 1V. 55. Erbauer IV. 54.
Sitz früher Cultur IV. 56. Münzen dieser Stadt IV. 55.
Tartarus, bei Hesiodus ll. 420.
Taschter I. 751.
T at ll. 736. 746.
Tau, Aegyptisches I. 512 ff.
Tauben, den Syrern heilig ll. 7o f. 73: 77 ff 85. sind
der Aphrodite heilig I. 591. ll. 8o. 83 f. 85. lll. 518. IV.
164 f. dem Dionysus 111. 518. heilige Tauben zu Dodona
ll. 474. 558. Ml. 1gi. IV. 168 £. bildliche Bedeutung 1l.
174. Bild der Wittwen IV. 164. Tauben in der Hand der
Bacchischen Nymphe lll. 191 f. gehórt der Ceres und
Proserpina an IV. 165. 399 f. 823. des Noah IV. 421 f.
Turteltaube ll. 599.
T.
ÿ>:
Taufe I. 412. Taufe Christi IV. 584 ff.
Taurica (die Scythische), Gütterdienst daselbst il. ag.
IV. 200 f.
TævpoBoaç lll. 310.
Taurobolien ll. 59 f. IV. 347.
Tavpoßöhos IV. 198 ff.
TavpgomóXoc, werwirdsogenannt? 1I. 12^ f. Yag. 1
IV. 108 f. 240. 347. 759 17%
Taëpos IV. 131 ff.
T azi I. 672.
TiñBevros ll. 583. 985.
Tegea, Dienst der Athene Alea ll. 778.
Telchinen, Name und Deutung ll. 305 ff. 603. Erfinder
der Gótterbilder I. 177. 1l. $05. 684. Mörder des Apis
und des Zagreus Ill. 347. 11. 309. 747.
Ted yes Il. 808.
TeAxicaivovcss ll. 3o7 f.
TeAéovceg ll. 53 f.
Telesphorus Il. 597 f& 405. Bild wird zu wahrsageri-
schen Künsten gebraucht Il. 411. Name Il. 309. Begriff
li. 399. Hellenische Begriffe davon 1l. 400 ff. das Bild
des Telesphorus war ursprünglich Aesculapius selber
ll. 408 ff.
TeAsocápiov IV. 335 f.
T elete lll. 412. IV. 205. ihr Bild uns unbekannt I, 155.
nüchtliche Tünzerin? lll. 412. 422.
TeXécv7 IV. 499. 510.
TeAsvcd&» IV. 1389.
Tellus IV. 307.
Téupevog lll. 49 À.
Temessa, Heros von lll. 22 f.
Tempel I. 159.
Tempelbilder, als Erinnerungen an das Unendliche,
bei welchen Vólkern l. 142.
Tépoas 1. 34.
Terminus ll. 967.
Terpander ahmt Orphischen Numerus nach lll. 145,
Erbe der Orpheus.Lyra 1ll. 346.
152
Tessera I. 30.
Tetodë Il. 196. (oder revoác; s. Alberti ad Hesych. I.
p- 1545.)
Oadlapeai ll, 340.
Thales soll zuerst den Unterschied zwischen Göttern
und Heroen gelehrt haben. Wie dies zu verstehen?
: Hil. 61. 1l. Boa.
Thallophorien, s. Zweig und Zweigtragen.
Thammuz ll. 87. 91 ff. ob mit Adonis identisch ll. 92.
Thasus hat alt religiöse Bilder 1l. 544. 349. 219 É. ver.
ehrt den Herakles und Dionysus lI. 218 f, Ausbreitung
der Religion von Thasus ll. 219. Münzen von Thasus ll.
219. Thasus der Heros ll. 219.
Thaulon schlügt zuerst den Stier IV. 123,
Thauloniden IV. 193. 361 f.
Ocal, ai, oder Td Sed IV. 326.
Theano, die ältere , schreibt xepi e&geßsiag I, Yın.
Osdodaı I. 38.
Thebae (in Aegypten), Stadt des Amun I. 507. Name
und Erbauer üieser Stadt 1. 507. lll. 198 f. "'hebae (in
Bóotien), Hauptsitz des Dionysusdienstes lil. 106 ff.
Dienst des Apollo daselbst lll. 159 ff.
Thebais, Thebaisches Frühlingsfest Il. 204 f. 209. L 352.
System dieses Landes IV. 242 ff.
Themis IV. 154 f.
Theologia, Eintheilung des Varro I. 213.
Theomythien I. 25. 88.
Theophauie, Fest derselben IV. 580.
Theophrastus schreibt spi e$oefetag I, 911 f. über
die Götter, über göttliche Dinge I. 212 f.
Osozocvoi I. 177. |
Theopompus würdigt in seiner Geschichte die Religio-
.sitát der Griechen L 211.
Osós I. 169 f.
O cobérvo, feierliches Fest zu Delphi und Athen 1l. 296.
Theraphim ll. 3540 f. lll. 200 f.
Thermodon, Hauptsitz der Amazonen ll. 172.
Theseium IV. 252,
755
Theseus, Name IV. 119 f. Beschützer der Schwächern
1. 218. auf Creta IV, 112. verschieden dargestellt IV,
108. 110. Sohn des Neptun IV. 111. 351. wagt sich ins
Labyrinth 1V. 115. bringt neue Satzungen von Creta
her 1V. a15. sucht Persephone an T'hessaliens Gránzen
auf IV. 146. ist Fubrmann am Himmel IV, 146 f. geht
in die Unterwelt IV. 147. raubt mit Pirithous die He-
lena IV. 147 f. gefesselt im Hades IV. 149. erlóst IV.
166 £f. hebt Menschenopfer auf IV. 346. ist Stifter der
Isthmischen Spiele IV. 353. Theseus Frauen IV. 146.
Theseus der Mann desStieres (Stierbändiger) IV. 120 £.
aber dochauch von der Ziege ein Zeichen nehmend IV.
111. Sohn des Aegeus (des Ziegenmannes) , welcher un-
tergeht, wenn der Stiermann aufgeht 1V. 116. vergl.
353. Erklärung aus alten festlichen Scenerien und Lie-
dern, wodurch Jahr, Jahreswohlthaten, Acherbau und
Cultur von den Athenern verherrlicht wurden IV. 119.
Thesmophorien, Ursprung und Wesen I. 278. Name
1V. 442 £. Stiftung IV. 441 ff. Grundbegriffe IV. 461.
aller Orten wo Griechen wohnen gefeiert 1V. 441. ülter
als die Eleusinien IV. 442 f. Einrichtung IV. 445 f. Ort
und Zeit der Feier IV. 447 ff. Attische Thesmophorien
sind ein Frauenfest IV. 449 f. Priesterin unverheirathet
1V. 451. Vorbereitung IV. 452 f. haben mit den Eleu-
sinien Vieles gemein IV. 465. Zug nach Eleusis IV. 468 f.
Fasttag 1V. 469f. Verfolgung 1V. 470. Opfer 1V. 479 f.
Tänze IV. 474 ff. Grundbegriffe und Sinn der Thesmo-
phorien 1V. 210. 461. Lachen bei denselben 1V. 463 ff.
heilige Pflanzen bei diesem F'este 1V. 452 ff.
Geopoóc IV. 442.
Thespia, Muse I. 472 f.
Thespià, Stadt und Dienst lll. 538.
Thetis ll. 567 f.
Theurgie ll. 576. vergl. 869.
Occ oc lll. 185 f.
Thiere, Symbolder Geisterwelt I. 720 ff. desOrmuzdund
Abriman I. 720f. T'hiercompositionen in Persien I. 722.
Thierdienst der Aegyptier I. 475 ff. Anlässe dessel-
ben 1.483 ff. der Indier I. 612 ff.
Thierfabel I. 79. 639.
Thierköpfige Gottheiten I. 494 ff. IV. 75. 78 f. 214.
Thmuis I. 477.
7s
Thonis 1. 525,
Thor Il. 266. IV. 959.
Thoth 1. 364 f. 11. 14 ff.
Thracien hat den Monds- und Lichtcultus II. 129 f. ist
früher gebildet 1l. 285. wann uncultivirt Hl. 285, Sita
iltester Religion 11. 285. durch Thracien kommen den
Géiechen auch andere Culte ll. 294. Thracische Colo.
nie ll. 284 f. Thracien eine Brücke religióser Cultur ]l,
294. Ill. 151 ff.
Thrasybulus I. 214.
Opactèechos ll. 275.
Opnoxeia 11. 285.
Thüren im Mithrasdienst I, 736 f.
Thus I. 172.
Thyaden lll. 199 f. IV. 487.
Odeur IL 179.
Thymbris lll. 244.
Oévros lll. 440.
Thyone lll, 95. 107 f. $80. Name 1V. 162 £. s. Semele,
Thyrsus lll. 98.
Ovaia I. 172. lll. 51 f.
Thysiades IV. 487.
Tina und Tinia I. 171. ll. 959 f. 845.
Titane, Name ll. 430. Titanenkampf Il. 439 ff. 111. 303.
1V. 395. die Titanen Mörder des Zagreus lll. 341 f. 1I,
769. das Titanische, Bild der Materie in der ethischen
Lehre der Mysterien 111. 387. 1l. 769 f£.
Tithonus I. 454 f. 526 f.
Tithrambo ll. 168 f.
Tityri ll. 196 ff.
Teirdprvos Il. 196. 200.
Tod, Lehre der Aegyptier vom Zustande nach demselben
I. 404 ff. Griechische Ansichten vom Tode aus Aegyp-
tischer Lehre abgeleitet I. 411. 414. 428. lll. 915. IV.
35. 36 f. Darstellungen ll. 424. s. Mysterien.
T odesgätter IV. 325. s. Persephone.
Todtenbestattung I. 404 £. 111. 429 f. IV. 41. bild-
759
liche Darstellungen I. 425 f. Verbrennen der Todten
IV. 256.
Todtengericht I. 416. 411. 425 f.
Todtenorakel I. 192. 189.
T oA7 5 lll. 499.
Töpapoı I. 193.
Tomuri I. 193. ll. 153.
Tomuros, Berg IV. 151.
Tovea 1l. 559.
T osorthrus ll. 419.
Tragödie, Griechische, deren Ursprung I. 506. il.
129 f.
Traumdeutung I 186.
Träume ll. 422. 455.
Triangel I. 505 f.
Trias, demiurgische ll. 405.
Trieteriden ll. Soo f. lil. 96.
T rigle lll. 4357 f.
Trimurti, Indische I. 587 f. 589. 647.
T riopus lll. 214.
Triptolemus, aus Attica ll. 390. 734. IV. 540. Trip-
tolemus aus Argos, Stifter von Tarsus IV. 54. 57. Hól-
lenrichter 1V. 101. in bildlichen Darstellungen IV.339.
Apostel IV. 339 f. befiehlt den Stier zu schonen IV.
191 f. 195. Drachenwagen IV. 194 f. Erklärang des
Namens IV. 270. lll. 529. Demeter zeigt dem Triptole-
mus ihre Orgien, Erklirung der Homerischen Verse
IV. 280. kommt auf Vasen vor IV. 287. Sagen von der
Herkunft des Triptolemus IV. 338 f. seine Verbindung
mit Jasion lll. 529 f.
Tritoë, Muse I. 472.
Triton Il. 261.
Tritopatoren ll. 333 f. 857. wie heifsen sie zu Athen?
lll. 545. 11. 556 f. s. Cabiren und Anaces.
Troglodytendienst ll. 92.
Troische Bilder und Pensten 1l. 825.
Trompete ll. 774 f. vergl. 077. lll. 95.
750
Trophonius, Orakel desselben I. 192, 581. 723. iden.
tisch mit Hermes ll. 579 ff. 793. als Hades 11. 381. Ver.
háltnifs zur Athene ll. 7235 f.
Tropus L 71.
Tscheringam I. 555 f.
Tschinevad I. 707.
Tubilustrium ll. 817.
Turan, Land, und die Turanische Religion I. 650. 694 f.
v TY.
Tyche, eine der Parcen IV. 213. mit einem Stiergesicht
abgebildet IV. 214. dem Homer unbekannt lV. 217 f.
eine von Persephone's Gesellschafterinnen IV. 218. s.
Fortuna und Persephone.
Tychon ll. 112.
Tympanum lll. 489.
T yndariden Il. 335.
Typhoeus ll. 440.
Typhon I. 259 ff. 317 ff. 11. 440. Grundbegriff I. 317 f.
Meer und Winter I. 277. Name I. 320 ff. verbindetsich
mit der Aso gegen Osiris I. 259. lll. 347. heifst Xexcoc,
Smy IV. 140. I. 321. bildliche Darstellungen I. 322 f.
Typhon- Antäus I. 326 ff. Typhon- Apopis IV. 129 f.
132. s. Apophis und Smy.
Tyrrhener geschickt in Erzarbeiten ll 774. vergl.
Etrurien.
U.
Ueberlieferung, ein Zweig des Mythus I. 87.
Ulysses, Vater des Pan und menschlicher Hermes lll.
251.
Umbrer, Cult u. s. w. ll. 962 ff.
Unaussprechlichkeit waltet im hóheren Gebrauch
des Symbols vor I. 63.
Ungemäfigtes in Gôtterdarstellung Asiatischen Vôl-
kern eigen I. 139.
Unio lll. 252,
Unus lll. 252.
Upingos ll. 117. 121.
137
Upis ll. 117. 121 f. im Scythischen Taurien verehrt ll.
127. den Lacedámoniern behannt ll. 127. s. O pis, Ops.
Upnekhata l. 551.
Uraei I. 505.
Urania, ihr ältester Tempel ll. 95, istzu Ascalon Fisch-
weib IX 75. woher der Dienst der Urania zu den Per-
sern gekommen? I, 755. Urania. Mitra I. 73:1. Urania in
Vorder - und Mittelasien ll. 23 ff. zu Carthago 11. 270 f,
Urania Nymphe ll. 456 f.
Uraniden ll. 439.
Uranus, Phünicische Gottheit ll. 20 ff. Uranus in der
Griechischen Theogonie ll, 427. 429. in Creta ll. 481.
Urne ll. 344.
Urotal ll. 260.
Ursachen, welche die Griechen zum Schónen in den
Gótterdarstellungen führten I, 148.
Ursprüngliches im Symbol I. 36.
F.
Vacuna ll. 966.
Valentia, Name von Rom ll. 1005 f.
Valmiki I. 554. 631 f.
Vasen Griechischen Ursprungs Ill. 457 f. wo werden
sie gefunden ? Ill. 499. Gebrauch lll. 459 f. wozu be-
stimmt? lll. 461. warum wählte man sie? 111, 463. Be-
hälter der Seele Ill. 468 f. Etruscische Vasen lll. 465 f.
Erklärung der Poniatowskischen Vase lll. 527. IV.
259 ff. zeigen religiöse Maskenzüge I. 132. Absichtlich-
keit in den Darstellungen auf Vasen 111, 516 f. sind häu-
fig Copien grôfserer Gemälde lll. 477. auf und in
Grübern lll. 459. Bedeutung des Stoffes der Vasen lll.
464 f. Grüflich Erbachische noch nicht edirte Vasen
IM. 490 £. Erklärung der Malereien auf etlichen aus
dieser Sammlung Ill. 490 ff. Verschiedenheit der bild-
lichen Vorstellungen auf Vasen von denen auf andern
Kunstdenlmalen 1ll. 468 ff. Erläuterung der wesent-
lichen Artikel der Mysterienlehre aus Vasenmalereien
lll. 472 ff. Einweihungsscenen und Anspielungen auf
die Unsterblichkeit in Vasenbildern AV. 115 f. Vasen
zu Hochzeitsgeschenken lll. 462 f. Italisch-Griechische
IV
+7
755
Vasen lll. 464. zeigen nicht den Stier lll. 466 £. Vasen
mit Darstellungen aus dem Ceresmythus 1V..286 ff. zei-
gen die Gótterhochzeit lll. 486.
Vüter I. 755 f7 grolse wer? 1l. 536 ff.
Veda's I. 545 ff. ihre Aechtheit und Alter TI. 549 f.
Vedius ll 918.
Vejovis ll. 545. 971.
Velinia ll. 967.
Vendidad I. 656. 717. 754. und Vorrede zum IV. Th.
“ p. XI. Not. 6.
Venilia IL. 971.
Venus ll. 615 f. Venus alien Styls T. 521. 11. 330. 332.
616. Venus almus ll. 035. geht aus einem Ey hervor MH.
71 £F. Venus Proserpina IV. 75 IF. 1317. Venus-Dione IV,
151. Venus. Libitina 1V. 98. 161. astronomisch ll. 566.
Uenus coelestis ll. 271. Venus als genitrix und victrix
^. 616. Bildererhlür. 19 — 23. Venusist Libera lll. 575,
, enusbild ein Weihgeschenk der Ariadne 1V. 110. s.
vhrodite.
Ver sacrum ll. 968.
Vergessenheit der Seelen lll. 427 f. 5oo.
Vergótterung lll. 44. vergl. I. 295 — 303. IV. 428 ff.
Verschmelzung des männlichen und weiblichen Prin-
cips mannigfach anschaulich gemacht ll. 4 ff.
Vertumnus ll. 958.
Verua ll. 156 f.
Verwandlungen der Gottheit (Wischnu) I. 601 ff.
Verwundung des Kórpers aus religiósem Fanatismus
ll.: 39 £.
Vesta ll.622 f. 629 ff. Tochter der Ops 1l. 58. Vesta
Mater ll. 624. 634. Anordnung ihres Dienstes ll. 629 f.
ihr mysterióser Dienst ll. 630. ihre Flamme ll. 631 f.
ihr Fest ll. 654. ist erste Penas 1l. 876 f. ist Erde 1l.
654 ff. IV. 507. Kunstvorstellungen Il. 638 £. vom Sile-
nusesel gegen den Priapus geschützt lll. 211. Beschütze-
rin der Hausflamme 1ll. 211. in Prytaneen verehrt ll.
697. bleibt im Gütterhause allein ll. 633. 671. lll. 426 f.
s. Hestia..
Vestales (Vestalinnen) ll. 628. 631.
Victoria IV. 204 ff.
7°9
Viereck I. 780. Il. 589.
Vierzahl I. 779 — 781. IV. 538.
Virae ll. 967.
Virbius ll. 978. IV. 147.
Viridianus ll. 964.
Visidianus ll, 977.
Vögel I. 34. ll. 9356 f£. sind Dollmetscher des Himmels I.
724. ll. 936 ff. Classen der Vógel in der Auguraltheo-
rie ll. 941. sind Symbole der Geister 1. 723. der Heroen
und Dämonen Ill. 40.
Vógelschau ll. 930 ff.
Voltumna ll. 957.
Vorderasien, die Brücke der Oberasiatischen Vôlker
und Religionscolonien ll. 10 ff.
Vortrag zerfällt in den symbolischen und mythischen I.
21. bildlicher Vortrag ist Pythagoreisch I. 22.
Vossius, Gerhard, sein mythologisches System I. 237.
Vulcanische Personificationen Il. 435.
Vulturnus ll. 906 f.
Vyasa I. 545.
W.
Wache des Zeus Ill. 426.
Wachen, Hauptgebot der Perserreligion I, 719.
Wachteln werden geopfert, wem? I. 362.
Wahn I. 185.
Waldtaube IV. 235.
VV anderstab lll. 515 f.
Wanne des Bacchus lll. 328.
Wappen verdringen die Zeichenallegorie 1. 229.
Wasser, Anfang aller Dinge I. 282. 595. Ill. 223. 208.
300. 303. 304. 1V. 129. Wasserreinigang Ill. 5a» ff.
Wasserweihe in Bacchischen Instituten ein Haupttheil
lll. 517 £. hühles VYasser lll. 477. 1V. 41. Bildererklir.
63. Geistercitationen aus dem Wasser IV. 236. Divina-
tion aus dem Wasser I. 188. VVasser als Hieroglyphe
I. 516. als kosmogonische Potenz 1. 518. 522, 457. 595.
heiliges Wasser in christlichen Religionsgebräuchen
740
IV. 603 f. Wassereimer, Symbol Ill. 502. Wasserkrug
Hl. 459. 478. Bildererklär. 64. VVassermann, Zeichen
V. 233. lll. 478. IV. 46. Wassertrügerinnen lll. 477 f£.
VWasserurne , Bedeutung lll. 480. VYasserzeichén für
Athen IV. 353 f.
Weben, Weberin, sind uralte religiôse Allegorien ll.
118F. 900. 913. II] 434. IV. 231. das der Nymphen Ill. 502.
das feine der Athene ; das grobe der Aphrodite lll. 501 f.
das trügerische VVeben lll. 522. das VVeben der Pro-
serpina, der Diana und der Minerva IV. 185. der Pe-
nelope ll. 119. Proserpina die Weberin (des materiel-
len Leibes) lll. 481 ff. 5o1 ff. das Weben der Aegypti-
schen Priester 1V. 229. die Weberin in der Tiefe IV.
929 f. diegeschwinden Veberinnen bei denIndiern IV.
230. Weben in der Italischen Religion ll. 119. Web-
stühle Ill. 501. 1V. 241. VVeberladen IV. 24t. Aufzug-
faden in der Weberei, nach Orphischer Sprache IV. 241.
vergl. Vorrede zum IV. Th. p. VII.
Weide, im Mythus der Here ll, 554 ff. 564. bei den
Thesmophorien IV. 452 ff.
Weihgeschenke, wer darüber geschriebeu I. 215 F.
Weihnachtsfest IV. 579 f.
W einhund lll. 254. 339.
W einstock I. 384.
W ein wachs lll. 230.
Weisen, die erste Hülfe des Unterrichts I. 12 ff.
W eissagung (überhaupt) T. 185ff. weissagerische Erd-
hraft 11. 384. Wasserkraft ll 435.
Weissagung aus dem Fluge der Vügel I. 187. IV.
429 ff. 450
Weizen, in Sicilien zuerst IV. 179 f.
VV elt ist ein Schein I. 599 f.
W eltalter, Orphische Lehre von denselben lll. 315.
VV eltbrand lll. 317. I. 369 ff. 603. 708.
V'eltey lll. 5318. I. 595 f. 1l. 20 f.
W eltregenten lll. 316.
Weltseele, der Keim dazu in der rohen Menschheit
I. 9. spáter ausgebildet zu einem Philosopheme J. 9.
s. Seele.
W eltsubstanz lll. 217 f.
741
W i d der werden im Tempel der Leucothea nicht geopfert
IV. 25. auch in der Thebais nicht Il. 205. Widderver-
ehrung I. 476. 528. Widder hilft dem Hercules Il. 210,
ist dem Mercurius heilig 1l. 329. der i. MA f.
der Widder das Zeichen des Hercules 11. 205. Widder-
hörner (Ammonshörner) an den Bildern Macedonischer
Könige 111. 265 f. der Sonnenwidder (Lichtwidder Pan)
verlockt in Arcadien die Luna IV. Boff. der W. nehen
der Ceres auf Münzen von Megara IV. 310. mysteriüse
Widderopfer im Phvygischen Dienste Il. 60. 1V. 347.
Wiedehopf, Sinnbild kindlicher Liebe I 311.
Wiesel, ist heilig 111. 437.
Wischnu und Wischnuismus I. 575 f. 601 f. 622.
Wischnu-Sarma I. 560 f.
Wiswas Harma I. 567.
Wittwen, religióses Sinnbild dafür ll. 174. IV. 164.
Wolf, erinnert woran? 11. 139. Symbol 1l. 130 ff. Grund
davon ll. 158 f. VVolf und Sonne verbunden ll. 133 f.
153 ff. Symbol der Herrschaft von Argos ll. 158. 160.
steht dem Horus zur Seite ll. 154 f. zwei Wolfe Füh-
rer in den Tempel der Isis IV. 229. Wolf als Wächter
des Todtenreichs auf Mumiendecken I. 408. Wolfsbahn
und Furth ll. 133 f. Wolf und Licht 11. 1331. 154. 468 f.
lil. 156. 160.
Wolfdieterich Il. 217. 235. 253.
Wëlfin, Latona kommt als solche H. 131.
Wolfsmenschen (Lycanthropen) ll. 131.
W olfsstadt ll. 155.
Wort in der Persischen Religion LI. 695 f. 709. vergl.
Vorrede zum IV. ''h. p. XVIII.
Würfel, Bedeutung 1. 118. das Würfelspiel der Ceres
(Isis) IV. 229.
Xanthus macht Phrygische Sagen bekannt ll. 64 f. giebt
wichtige Nachricht über Hercules ll. 232. Name eines
Bôotischen Hônigs Ill. 507.
Eavretac |l. goo, Ill. 112.
Eevia, Sévos ll. 519. 520.
Eóavov I. 178.
X.
742
Yyleım 1/16672097. 11. 914. IV. 541 f.
T AMETS IV. 474 ff.
Yon 993985.
"Yxávcv IV. 586 f.
Txoyoé eur 1. 7.
Txovosir L 7o.
Tzxóvo:a I. 69 f.
‘
Zagreus 11.337 f. 11. 338 ff. 340. Sohn der Persephone
HL. 340. 341 f. ist-der unterirdische Dionysus lll. 340.
kommt aus Creta lll. $40. aus Zagreus schlagendem Her-
zen entsteht Dionysus lll. $45. einer der Tritopatoren
lll. 548. Cretische Religion des Zagreus eine der älte-
sten Formen des Bacchischen Dienstes lll. 345. Zer-
stiickelung des Z. 111. 342 ff. 384 f. s. Dionysus.
£Laxopor I. 248.
Zaleucus ll. 804.
Zamolxis ll. 208 — 301.
Záv I. 170. ll. 489. 498.
Zaratas I. 667. 699.
Zaretis I. 751. IV. 201. 210.
Zauberer L. 180 f. 1l. 569.
Zeitalter der Platoniker L. 159 f. der religiösen Ent-
wickelung des Menschengeschlechts I. 152 f.
Zxnpuio IV. 471.
Zendavesta I. 654 f.
Zendsprache I. 656.
Zeruane Akerene I. 697 f. 7o1. 724. ll. 370.
Zeugen, Begriff I. 14.
Zeus ll. 464 ff. Name I. 170 f. 1l. 897. Zahl ll. 466. Ur-
sprung ll. 465. 481. Orakel 1l. 472.ff. Prädicate, Attri-
bute ll. 475 f. 479. 557, Bedeutung in der hüheren Prie-
sterlehre und in den Systemen der Philosophen 1l. 495 ff.
497 ff. 508. lll. 599. Vorbild und Schutzgott der Ehe 1l.
5135 f. goldene Hette des Zeus L 97. 99. 1l. 449. dreiäu-
giger 1, 140. 1l. 484. Seher der Zukunft 1l. 150. 163. er-
ra
74?
ster Cabir 11. 534. Thessalischer 1}. 474. verschlingt den
Phanes lll. 382. ovodvioc, Labrandensis ll. 493 f. 1V.
62 f. 498. &osioc 1. 494. xgvooópsve 1l. 494. 1V. 63 f.
der fliefsendein den Wäldern lll. 393f£. IV. 359 f. Dodo-
nüischer Z. identisch mit Dionysus Chthonius ÍV. 162 f.
mit Silenus ll. 477 f. Zeus identisch mit Dionysus. ll.
493 f. 111. 382. Verhältni[s zu Dionysus lll. 302 f. Zeus
des Pherecydes lll. 298. Aethiops IV. 577. mysteriöse
Feier des Zeus IV. 455. £. in Etrurien Tina ll. 045. 859.
iz vixog IV. 903. 425 ff. 429 ff. Deutung IV. 40o ff.
Zeus Grab auf Creta 1l. 541 £. IV. 4297 ff. Grabschrift
auf Zeus 1. 541. IV, 428. wavougaios 1V. 434. 435 f.
"Zeus der. Perser I. 692. Zeus-Sileaus ll. 477. lll. 221.
Zeus-Pan lil. 264 f. Bienenzeus 11ll. 854. Z. éxativep
lll. 507. Zeus der Mensch Il. 540 ff. &pioapxoc 1l. 549.
lahmer 11.215. Z. Geburt 1l. 438. Erziehung ll. 801 ff
xatauBdens E. 775.11. 494. 85Xoc 11. 88. aiSprog IL 950.
BovAatog Il. 279. 508. 512. Casius 11.438. 501. Atxas0s Il.
467 ff. 470. 545. dxgvos ll. 467 ff. 480f.494.576. PiMos 1
470 f. 518. étarpetos 11. 510. 518.526. perkixiosH. 471. Sax,
519.520 f. 522. vdioc 1. 471. 479. IV. 152. émexdemsos IL
53g. RoMebç, moMoë;os 11. 479. 499 f. 506. 509 f. wixog
11.479. IV. 493 f. 1:106 1.495. xonvoysvícl. 403. ixpaiog
1.5495. xatpgos 11. 156. 484 f. 500. 658, axoutios Il. 86,
487. LV. Bor F. porpayétns M. 495. 496. àA&avop und pí-
ovo ll. 495. $é&voc M. 495 f. ospios 11. 539. êdevDéproc,
cov ll. 496. 557. ópoXótog ll. 494. Idáus 1l. 501. veué-
otop ll. 497. 797. Déwros 11.589. véuetoc, veueienc 11. 531.
als Widder 11. 470. 479 f. als Stier Il. 480. 482. Vater der
Palicischen Gótter ll. 299. Z. des Phidias 11. 527 ff. &oo-
v910611.517. 0Aóp0511.545. Bundesgott 11. 520 f. XEQO OU.
viog 11. 494 539.940. ÉdMivioc, mavehAgvros I. 520. 532 ff.
557. mœtho ll. 498 fF. poxdTop 11. 524. Avaé, Bucikeds
Il. 498 ff. 505 £, dixacæokoç 11. 506. &yopatos 11.507 f.-ye-
véSAiog M. 510. 514f. épxetus 1l. 510 1f. 519. 515. 517 f.
524 874 f. ôudyvros 11.510. 513 f. 518. PpdToros Il. 511 fe
ixódioc und óp3aAuóc 11.506. ovyréveros 11.513 f. Eéviog
Il. 518 f. 522. a&tpros Il. 510. ixéoros, épéotiog Il. 518.
519.522. 526. Tapiac 11. 497. 522. aiytoyos 1V. 425. mwa
À«uvoiog, ngocroózavog ll. 519. xasdociog oder ovx&-
cog 11.519. 599. 526 695. 914. *víctog ll. 521. 0gxvoc IM.
592. &qixvop ll. 520. voió^toc ll. 540. Astráus ll. 543.
identisch mit Aidoneus ll. 477. als Cólus 11.656. 658. A:-
cadischerl]. 4661f. Dodonäischer Il. 472 ff. Cretensischer
11. 481 ff. Sohn des Himmelslichtes ll. 471. Attribute ll.
479 f. IV. 156, Zeus der Jahreszciteh Il. 484. elemen»
744
tarischer ll. 483. 539. ist befruchtende, nährende Kraft
ll. 487. Darstellungen des Zeus 11. 485. 484 ff. ist hôch-
ste güttliche Einheit ll. 488 — 495. Vielheit ll. 493. Zeus
des Pherecydes und Pythagoras ll. 488 f. Zeus der Stoi-
ker ist Lebenskraft 1l. 489 f. der Neuplatoniker Il. 490 f.
als Sonne ll. 490 f. Lacedüámonischer ll. 543 f. im Fa-
milien- und Bürgerverein 1l. 499 f£. Urquelle aller Kô-
nigsrechte 1l. 505 f. Rechtshórper 1l. 508 £, éxweóov 1l.
527. äorpaxaios, Bpovvotog 11.559. Amphyction ll. 542.
S. Juppiter.
Ziege I. 343. des Juppiter IV. 424 f. im Bacchusdienst
lll. 102. 958 f. 508 f. astronomische Bedeutung IV. 496 f.
433f. Ziegenbock zu Mendes I. 476 £. 486. Ill. 234 f. 239,
Zigeunersprache, Analogon davon I. 195.
Zohak I. 671 f.
Zoroaster, kosmische Grotte L. 17. Name u. s. w. I.
667 ff. 679. 699.
Zoster ll. 794 f.
Zusammengesetztes Bild hat nur einen einzigen ein-
fachen Begriff I. 108. bezeichnet zuweilen eine ganze
Ideenreihe I. 108.
Zweig, Bedeutung L 112. ll. $59.
Zweigtragen (das oder die Thallophorien) II. 160. 359 f.
Zwiebel in Aegypten I. 319. im Panmythus Ill. 252.
Meerzwiebel in Aegypten 1. 510.
747
Zusitze und Berichtigungen.
Erster Theil
S. 412. Not. 180. Z. 4. v. u. 1. Cicero de orat. III. 28, (nicht 25.)
S. 446. in der Tabelle Z. 2 v. u. 1. Hauptiste st. Hauptsitze.
S. 488. Z. 14» 1. Uógo|savreía st. rugo|savraía.
S. 251. Not. 13. Z. 8 v. u. l. sacraria st. sacrariae.
5. 283. Not. Z. 4. 1. A&vurTior st. AbyS Troc.
S. 315. Z. 6. ist zu setzen : machte diese rohere Vorstellung frühzeitig
der Menschengestalt Platz.
S. $65. Z. 12. Etymolog. s. v. ‘Eohñs p. 221, und daselbst Scheid.
8. 588, Not. 448. Z, 1. 1. Stob. Eclogg. 1. 52. (nicht 51.) p. 948.
S. 450. Z 5. 1. pag. 279 ff. st. 208,
5. 466. Not. 247. s. jezt die Ausgabe von Boissonade ps 93.
5. 472- Z. 16 v. u- lib- VII. cap- 15. p- 769.
S. 503. Z- 19. Pollux VIIl. 9. sect. 113.
S. 514. Z. 4 v. u. I. Jahreszeiten zu halten sey-
S. 543. Z- 13 v- u- L Indicopleustes.
S. 602. Not- 75. Z. 5 v. ue 1. &x£rÀx st. Syr.
S. 647- Not. 138. 1. XX1I. (obrne nr. 2.) und XXIX. (ohne nr- 5.)
8. 706. Z. 14 des Textes v. u- 1. Ueber st. Unter.
S. 760. Z. 19. Lampr. in Comm. cap- 9. st. 19.
$. 774. Not. 129. Plin. — sect. 63. pag. 792 Hard-
S. 778. Not. 140. Z- 1. 1. XXXVI- (nicht XXXVII.) cap. 8.
Zweiter Theil
s. 25. Z. 19. 1. NHIO.
S. 32- Not. 39. Z. 4. 1. IX. st. LX.
S. 53. Z- {2 v. u- 1: rauhstimmiger.
S. 76. Not. 94. Z. 8. das Citat: Etymolog. Gud. kann man zu Note 91.
S- 75. setzen.
8. 88. Z. 6- 1. Aglibel für Aglibes. ;
S. 117. Not- 160. Z. 1. M für Acyy und Z. 4," Oris für! Ov;
S. 126. 7. 2. 1. Hesych. in ‘Enarys &'yalHæ (nicht umgekehrt.
5. 130. Not. 177. Z. 2. 1. im Pirdeus.
S. 167. Not. 219. Z. 4 1. Ty fir jy.
8.173. Not. 224. ist cap wegzustreichen.
S. 195. Not. 247. Z- 4. statt Biw 1. Bd.
S, 219. Not. 275. Z. B. statt vs. 5. l. vs. 24. wnd Z. 10. &'. 1060 1. 1065.
vergl. 1026.
B. 264. Not. 525. Z. 2. 1. Cicero de orat. I. cap. 58.
$. 268. Not. $28. Z. 4 v. u. Rhoä.lectt, antt. XVIII. 38, p. 1058 Francof.
S. 276. Z. 15. 1. Pion für Póon.
DN
740
S. 287. Z. 15. 1, aber vermuthlich sind es Cnämlich die auf Colonien
ausgehenden).
8. 857, 7.8. statt Apollon. I, 9, 7, 1, 917.
S. 374 Z. 7. 1. Chozeh,
8. 426. Z. 1. Ta£. VI. nr. 8, 9,
S. 445. 7. 8. 1. 520, für 320.
8. 477. Not. 20. 1, IIL, 691, statt IIL. 69. und die zwei Zeilen sollen
- Einen Vers bilden. | a.“
S. 484. Z. 4. Od. I. 22. 19. Z. 7. 1. metuendus.
B. 497. Not. 55. Z. 2 v. u. 1. 26 statt 28. Z. 4, Nemérwe st, Neusorwp,
S. 505, Not. 65. füge man hinzu: jedoch Aeschylus hat statt Ba, Amy,
S. 511. Z. 15. statt Zeus Patrous 1. Apollo Patrous,
8. 615. Not. 272. Z. 1. 1. Iliad, III, 424. statt 24. -
8. 617. Z. 11. Cicero de N. D. III. 25.
f. 620, Not. Z. 4. Iliad. XX. 72. statt 22...
S. 642; Not. 514. Herodot. IV. 189. statt 89,
S. 664. Not. 564. Z. 5 v. u, 1l. Apollodor. III. 12. 3. p. 528 fF,
S. 675. Not: 891, Cicero de N. D. III. (nicht IL.) 28. p. 625 sq.
S. 688, Not. 402. Z. 2. 1, AeAeis[4syor für AsÀs^]4fvot, — Der Vers ist bei
Schütz 857, bei Andern 856,
S, 706, Not. 452, Nümlich eine Minerva Coryphasia meint Pau.
sanias.
S. 709. Not. 466. 1, yrauxd@',
S. 817. Not. 747. Z. 16. 1. «sxou aos,
8, 860. Not. 84. Plin. H. N, XXXVL, 27.
S. 914. Z. 10. 1, Strena für Srena.
S. 916. letzte Z. Symm. Epp. L. X. ep. 27,
S, 925. Not. 129. Ovid. vs. 655, statt 555,
8, 945. Not. Z. $ v. u. Suidas s. v. nspauycs,
8. 960. Z. 16, 1. pag. 898, statt $98, 8,
Dritter Theil.
S. 42, Ze 6. v. u. Das Fragment des Menander s. bei Clemens Alexandr,
Stromat. V. pag. 610. und daraus in den Fragmm, Menandri ed.
Clericus p. 260,
8: 57. Z. 17. 1. Heroologie für Herologie.
8S. 71. Z. 15. L Epist. 110. statt 101,
8. 75. Not, Z. 2. s. ed. Boissonad. p. 80.
S, 77. Not. 1. 1. Ausführlichkeit.
S. 97. Not. 29. Z. 2. 1. 195 statt 105,
8. 121. Z. 5. 1. die neunte statt zehnte,
S, 165, Not. 96. 1. Plato de Legg. VI. p. 782, (nicht 785.)
S. 154. Not. Z 3. l. IL. Abth. p. 200,
S. 155. Z. 1. 1, 1506 statt 506.
S. 196. Z. 17. Aelian. V, H, III. 40.
S. 201. Not. 142. 7. 8. s, Aelian, V. H. IÍL, 40, Z. 7. 1, spitzóhrig für
spitzrôhrig.
S. 224, Not. 171. 1. Hygin. Poet, Astron, IL, 23,
S. 268. Z. 4 v. u, 1, Creech für Creach.
S. 270. Not 219. Z. 2. streiche man weg: Gale zum — Z. 6. s, ed,
Boissonad. p. 109,
S. 293, Not. 2. Herm. in Plat. Phaedr, p. 141 ed. Ast,
§.296. Z. 11. 1. Millium für Millin, Eben so S, 382, Not, Z, 2, und
S. 559. Not. 55,
S, $55, Z, 11. Dionys, lib, V, vs, 215 sqq, und 265 899.
747
S. 565. Not. 59. 1. pag. 125. statt 175.
S. 5884. Z. 10. Diodorus IIL. 62. Z. 12. 1. cap. 30 statt 10.
S. 595. letzte Z. 1. Fxagmm. p. 508 statt 580. und jezt Proclus in Plat.
Alcib. I. Fasc. 1. p. 85 ed. Cr.
S. 402. Not. 28. 1. XIX. 118 sqq. p. 516 ed. Hanov.
S. 412. Z. 2 v. ua. XLVIIIL. 880 sqq.
S. 450. Not. 99. Z. 2. IX. 29. Tom. II. p. 276 Amstel.
$. 464. Not. 118. Antt. Romm. I. c. 67. p. 54 Sylb.
S. 506. Not. 167. 1. Gronovii (für Graevii) Thes. Antt. Grr.
B. 515. Not. 174. Z. 4. 1. Tafel XLII fiir LII. Eben 40 in der Erklir
der Abb. S. 38. Z. 6 v. wu.
8. 555. Z. 7 v. uv. Proclus 4— pag. 108 ed. Cr.
S. 556- letzte Z. 1. wollte für sollte. ^"
S. 672. Z. 7. l. nr. f. für ur. 8.
S. 571. Z. 11. 1. der für den.
Vierter Theil
S. 7. Z. 6. La&ert. V. 84. (nicht 83.)
8. 19. Z. 4. 1. Idyia für Idya.
S. 55. Z. 12. 1. Rechten.
S. 57. Z. 18. 1. Tarsus fiir Taurus.
8. 81. Z. 2 v. uw. l. Deo statt Daeo. Eben so S. 274. letzte Z. $. 276.
Z. 8. und 5. 278. Z. 9 v. u.
S- 119. Not. * Z. 6. 1. p. 451 statt 151.
8. 136. Z. 3 v. u. Ovid. Metam. VIIL 738 sqq.
S. 146. Not. 259. 1. p. 581 sqq. statt 383,
S. 163. Not. Z. 5. 1, Hygin. Poet. Astron. II- p. 469. statt 409.
S. 258. Not. 412. Schlufs; s. ed. Boisson. c. 178. p. 109.
S. 504, Not. 495. Z. 6. 1. IV. Th. p. 45. statt 34.
S. 309. Z. 3. 1. G\iTyçi@ statt dÀr4pi4. — Anmerk. Dafs Ceres 80 ge-
nannt ward, und zwar in Bezug aufs Mahlen und Mehl, bee
weisen Etymol. magn. p. 65. p. 59 sq. Lips. vergl. Etymol. Gud.
p. 55. Dafs aber die Herleitung falsch sey, bemerkt schon Plu-
tarchus (Quaest. Gr. XXV. p. 297. p. 216 Wytt.) Man erwartet
vielmehr dAergis oder disrei. Ueber letztere Worte s. Steph.
Thes. ed. Barker et Valpy p. 1801.
S. 356. Z.6 v. u. 1. TehsoTypIcy statt TEAÄHOT.
S. 354. Not. 50, 1. Plut. in Thes. c. 23. (al. 24.)
8. $67. Z. 4 v. u, 1. Kerne st. Kern. Ze 5 v. u. 1. Iliad. XI, 630. statt
IX. 651.
S. 584. Z. ^. l. Periander statt Periader.
S. 400, letzte Z. Ovid. Fast. I1I. statt ÍI,
S. 505. letzte Z. l. zu Saintecroix statt zu Sacy.
8. 515. Not. 551. Z. 4. 1. Essai statt Essais.
S. 557. Z. 16. nach ansieht setze man ein Comma.
S. 688. letzte Z. beiSuicer. im Thes. Eccles. steht Ü&vT9 und UTATAYTH.
S. 652. letzte Z. statt IV. 888. 1. 1V. 358.
S. 655. Z. 8. statt LE. 402. 1. vergl. IL. 380.
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