47
fand, machen sie zu einem Volke, dem nichts und alles zugehört und dessen flüssiger Geist
notwendig zerronnen sein müfste, wenn nicht ein innerster Kern immer wieder an sich zöge,
was er von sich entläfst.“ Auch wer den Zigeunern gar kein Wohlwollen entgegenbringt, wird
nicht umhin können, ihre Widerstandsfähigkeit zu bewundern und die Anhänglichkeit, die sie an
ihr Volk, ihre Sitten und Gebräuche bewahrt haben. Dafs sie immer mehr verschwinden,
wenigstens in einigen Ländern Europas, ist zweifellos, und es wäre thöricht zu leugnen, dafs
dies für einen wohlgeordneten Staat notwendig ist. Und doch wird mancher von Heister (p. 6)
beistimmen, dafs jetzt, wo Europa immer einförmiger, langweiliger und unpoetischer wird, es
schade um die Zigeuner ist, wenn man auch die Versuche billigen mufs, sie zu nützlichen
Unterthanen zu machen. Unrecht ist es, sie schlechthin zu verdammen. Jeder, der es sich
nicht verdriefsen läfst, mit ihnen zu verkehren, wird bestätigt finden, was Walter Scott von ihnen
sagt (Guy Mannering or, the Astrologer p. 174 ed. Tauchnitz. Leipzig 1846): they ’re queer
deevils — they ’re warst where they ’re warst guided. After a’, there ’s baith gude and ill
about the gipsies.Nachtrag.
Auf p. 31 hätte zu paar „Leib“ = pär p. 2 bemerkt werden sollen, dafs das Wort
gewöhnlich per lautet, dialektisch auch per, por (P. II, 356; M. VIII, 37). Pott verzeichnet pär
aus Harriot und i haar aus Erenkels Übersetzung der Leidensgeschichte. Das MS. derselben hat
sich, ebenso wie die Papiere von Graffunder und Zippel, in Potts Nachlafs erst gefunden, als
meine Arbeit bereits im Druck war, so dafs ich gerade noch bei der letzten Korrektur die
Bemerkung auf p. 17 einschieben konnte. Die Stelle, die Pott im Auge hatte, steht p. 9 und
lautet: selig hi i Unfruchtbaren, und i Barr, coli’ cai nit pollde hi, und i Goolja, coli cai nit
pijenn. Das ist die Übersetzung von: „Selig sind die Unfruchtbaren, und die Leiber, die nicht
geboren haben, und die Brüste, die nicht gesäuget haben.“ Erenkel hat also nicht haar, sondern
harr = bar, aber doch auch a wie Blankenburg. Bei Frenkel soll ba?'r Plural sein. Zu coli’
cai, coli cai vgl. P. I, 261, zu pollde P. II, 422, zu pijenn P. II, 108 unter kolin. Der
Plural goolja = gölja bestätigt die von Blankenburg gegebene Singularform goli (oben p. 31).