12ERNST FRIZZ1 Hinsicht scheinen besonders bei den Telei noch mehr hervortretende Ansichten zu bestehen. Man denkt sich das Tutueu, das Jenseits eigentlich nicht viel anders, wie den Aufenthalt auf Erden. Nur reicldiches Essen sei dort stets vorhanden. Alte Leute würden dort vollkommen verjüngt ihre Arbeit verrichten. Denn für seine Bedürfnisse müsse man auch hier selbst Sorge tragen. Das erste was man in Tutueu essen muß, ist eine Bananensorte Tsiaku. Daß unge­ heure Mengen von Schweinen und Taro in der Unterwelt gekocht werden, kann man aus dem Rauche ersehen, welchen der Bagana, der bekanntlich ein Vesuv ist, ausströmt. Daß die Seelen oft auf Erden umherirren, wird geglaubt. Ich war eines abends in einem Dorfe, da mag wohl irgend ein Tierchen einen allerdings ungemein feinen Laut von sich ge­ geben haben. Erschreckt, wie ich die Leute sonst selten gesehen habe, fuhren sie zusammen und machten sich sich sofort von Hütte zu Hütte leise flüsternd von dieser Beobachtung Mitteilung. In diesem Zusammenhänge berichte ich noch über die Leichenverbrennungszeremonien (Kawe). Ich hatte zweimal Gelegenheit, solchen beizuwohnen. Die Eingeborenen lieben es aber nicht, wenn Europäer zugegen sind und halten diese Zeremonien möglichst ge­ heim. Wohl aus Scheu vor den Missionären, die dieser altheidnischen Sitte entgegenarbeiten. Man erfährt daher zumeist von Leichenfeiern immer erst im Nachhinein. Nur auf der Insel Buka selbst scheint wenigstens von den Küstenbewohnern die Leiche am Meeresstrand ein­ gegraben zu werden. In Bougainville und im Inneren von Buka ist die Verbrennung allgemein üblich. Bei den Koromiraleuten wird jeder angesehene Eingeborene verbrannt. So unglaub­ lich es scheinen mag, auch diese Menschen wissen von den Grenzen, die durch den Reichtum gezogen sind, wenn derselbe auch in nichts weiter als einem Schwein, einem Beil, ein paar Glas­ perlen oder sonst einer Kleinigkeit besteht. Denn völlig unbemittelte Personen werden entweder einfach in das Meer geworfen oder, wie ich gelegentlich auch gesehen habe, in die Erde be­ graben. Beide Male, als ich unterwegs war, der Trauerfeier beizuwohnen (es geschieht dies bei den Nasioivölkern zwischen neun bis elf Uhr vormittags, bei den Telei um Mitternacht herum), begegnete ich vielen Frauen, deren Körper vom Gesicht bis zu den Zehen mit einem rötlich gelben Lehm vollständig bestrichen waren. Dies waren die Ehefrauen und nächsten Anverwandten des Verstorbenen. Andere Frauen und auch Männer und Kinder hatten bloß das Gesicht, entweder mit derselben Farbe oder mit Kalk weiß beschmiert. Es sind dies die Freunde und Fernerstehenden. Diese Trauerbemalung bleibt ungefähr acht Tage bis sechs Wochen bestehen, das heißt, sie wird fast täglich frisch erneuert. Irgendwelche Abwaschungen, Bäder oder sonstige Reinlichkeiten sind hierzulande unbekannt. Daher auch die vielen Wunden und Hautkrankheiten aller Art. Die Witwen trauern oft in dieser vorerwähnten Schmutzkruste jahrelang. Trauerschnüre (Badiko und Kuciro) um Arme, Beine, Brust oder Lenden zählt man auch noch, und zwar hauptsächlich bei den Frauen, zu den äußerlich allgemein üblichen Trauerabzeichen. Von Freunden und weiter entfernten Verwandten wird oft ein Stück Holz zum Zeichen des Beileides um den Hals gehängt. Ich sprach vorher von meiner Begegnung mit den Weibern. Dieselben gingen oder kamen zu oder von den Tarofeldern. Taropflanzen werden nämlich massenhaft um den Scheiterhaufen, auf welchem die Leiche verbrannt werden soll, gestreut. Bei diesen Gelegenheiten werden oft ganz bedeutende Taro- und auch Bananen­ bestände vernichtet. Selbst ganze Kokospalmen wurden früher oft umgeschlagen, was aber, soweit der Einfluß der Regierung geht, von derselben heute untersagt wird. Alles dient natür­ lich nur dazu, um der entfliehenden Seele Nahrung mit auf den Weg zu geben und dieselbe nicht durch irgendwelche Vernachlässigungen zu erzürnen. Kommt man nun früh genug in das Dorf, wo die Verbrennungszeremonien stattfinden sollen, so sieht man vorher noch müßig umhersitzende Männer, die wie gewöhnlich ihre Pfeife schmauchen. Allmählich kommen die ersten Trauergäste aus den benachbarten Dörfern. Nun entschließen sich drei oder vier Männer zur Herstellung des Scheiterhaufens (pampa). Er ist schnell gemacht. Zuerst werden rechts und links je zwei saftig grüne Baumstämme, da dieselben als Stütze für den ganzen Scheiter-