EIN BEITRAG ZUR ETHNOLOGIE VON BOUGAINVILLE UND BUKA3
zur Zeit meines Aufenthalts täglich gemacht habe, ergeben: Schwankungen um 6 Uhr morgens
von 22° C. bis 26° C., um 12 Uhr mittag von 26° C. bis 35° C., um 6 Uhr nachmittag von 24° C.
bis 32° C. und um 9 Uhr abends von 23° C. bis 28° C. Die Wärme wird kaum als unangenehm
empfunden. Die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft hingegen, wirkt, besonders zu Zeiten voll
kommener Windstille, ziemlich erschlaffend.
Die Insel wird von sechs Volksstämmen bewohnt (Fig. 1); von den Telei, Nasioi, Numa-Numa,
Upi, Buka, zu denen sich an einzelnen Küstenpunkten noch die von den englischen Salomo
inseln eingewanderten Alu hinzugesellen. Die fünf erstgenannten Stämme zerfallen in Küsten-,
Vorgebirgs- und reine Gebirgsstämme. Zu den reinen Küstenbewohnern gehören nur die Alu,
zum Teile die Numa-Num, Upi und Buka (vgl. Frizzi, E., Kurze Vorbemerkungen über meine
Reise in Bougainville und Buka, Korr.-Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie,
E. und M., XLIII. Jahrg. Nr. 7/12, 1911. Die Nasioi und Telei haben sich fast ausnahmslos in
die Vorgebirge zurückgezogen, sind aber in wirtschaftlicher Beziehung noch auf das Meer
angewiesen. Unter den reinen Gebirgsvölkern, von denen ich die Oiai und Kongara bereits
erwähnt habe, gehört es meist zur Ausnahme, daß einzelne Mitglieder davon das Meer über
haupt je in ihrem Leben zu sehen bekommen. Jede der sechs Hauptstämme sprechen eine
andere Sprache, die zu den Hauptstämmen gehörigen Gebirgsstämme einen besonderen Dialekt.
Die Nasioi und Telei gehören sprachlich dem reinen papuanischen Sprachstamme an. Die
Buka bedienen sich eines melanesischen Idioms. Die Alusprache, die der Upi und Numa-Numa
scheint ein Gemisch von beiden zu sein, doch läßt sich unschwer erkennen, daß das melane-
sische Element die Grundlage dieser Sprache bildet. Ich fuße hierin ausschließlich auf den
diesbezüglichen Studienergebnissen von P. W. Schmidt. (Neuentdeckte Papuasprache von den
Salomonsinseln. (Bougainville) Globus, Bd. XCV, S. 206-207, 1909,). Eingehender studiert ist
nur die Sprache der Telei und Nasioi. Die der Nasioi von P. J. Rausch (Die Sprache von
Südost-Bougainville, deutsche Salomon-Insel, Anthropos, Bd. VII, S. 105-133, 585-616 und
964—994, 1912) und die Teleisprache von P. J. Grisward (Note grammaticale sur la Langue
de Telei Bougainville lies Salomones, Anthropos, Bd. V, S. 82—84 und 383-406, 1910). Eine
Grammatik der Teleisprache von R. Thurnwald ist im Druck. Auf das ausgezeichnete, drei
Bände umfassende Werk von R. Thurnwald („Forschungen auf den Salomo-Inseln und dem
Bismarck-Archipel, Verlag von D. Reimer, Berlin 1912), das erschienen ist, als ich diese Arbeit
bereits abgeschlossen hatte, möchte ich hinweisen. In demselben werden die Bewohner von
Süd-Bougainville besonders eingehend behandelt. Der 2. Band befaßt sich mit der Sprache.
Aus diesen kurzen Andeutungen geht hervor, daß es erst wenige Bruchstücke sind, die wir
über Bougainville in den Händen haben. Es ist daher unmöglich, jetzt schon ein zusammen
fassendes Bild von dieser Insel geben zu können. Wenn die Verhältnisse in Bougainville
und Buka später einmal durch jahrelange und vielseitige Erforschung genügend geklärt sein
werden, werden diese Zeilen, hoffe ich, als eine willkommene Ergänzung in das Ganze
eingefügt werden können. Alle folgenden Mitteilungen und insbesondere die jeweilen hinzuge
fügten Bezeichnungen in der Eingeborenensprache beziehen sich ausschließlich auf die Nasioi.
In allen anderen Fällen wird auf die Provenienz besonders aufmerksam gemacht.
SAGEN.
ÜBER DIE ENTSTEHUNG DER KOKOSPALME.
Ein Mann mit Namen Memetu fing immer viele Fische im Meere, während die andern
Burschen von seinem Orte im Gebiete der Numa-Numa nicht von demselben Glück begünstigt
waren. Eines Tages verirrte Memetu sich im Walde und kam auf Geisterwege, wo er von
zwei Geistern (Paro) angesprochen wurde. Diese äußerten ihm gegenüber den Wunsch
auch Fische fangen zu wollen. Memetu antwortete ihnen darauf: Vor einiger Zeit hätten die
Fische das Wasser verlassen, und er selbst könne jetzt auch keine fangen. Die Geister glaubten
aber seinen Worten nicht, wollten sich hingegen selbst davon überzeugen, und da sie des