Vorwort.
Die schweren Kriegsjahre, die jetzt zwar äußerlich zum Abschluß ge
kommen sind, deren Folgen aber noch lange auf uns lasten werden, haben
uns gezwungen, uns auf uns selbst zu besinnen, unsere Gedanken von allem
Fremden und Ausländischen abzuwenden und uns des Wertes und der Be
deutung der eigenen Heimat wieder voll und ganz bewußt zu werden. So
ist es nicht zu verwundern, daß aller Orten der Sinn für Heimatkunde und
Heimatschutz lebendig und der Ruf nach heimatkundlichen Werken laut wird.
Auch für die Insel Rügen war in den Jahren 1918 und 1919 die
Herstellung und Veröffentlichung einer ausführlichen Heimatkunde geplant
worden, und für diese hatte ich die Bearbeitung des volkskundlichen Teiles
übernommen. Durch das Eintreten verschiedener mißlicher Umstände ist das
Zustandekommen dieses umfassenden Werkes gescheitert, und da keine Aussicht
vorhanden ist, daß der Plan zu einem solchen Werke in absehbarer Zeit von
neuem im Angriff genommen werden wird, so habe ich mich, durch meine
rügenschen Freunde gedrängt, dazu entschlossen, die Volkskunde von der Insel
Rügen, die seit zwei Jahren im Manuskript fertig vorliegt, jetzt selbständig
als Sonderwerk herauszugeben.
Der Raum, der mir in dem ursprünglich geplanten Werke für die Volks
kunde zur Verfügung gestellt worden war, war ein recht beschränkter; ich war
dadurch gezwungen, einige Abschnitte kürzer und summarischer zu behandeln,
als ich es unter anderen Umständen getan hätte. Diese ungleichmäßige Be
handlung des Stoffes würde ich gerne durch eine Umarbeitung des Manu
skriptes ausgeglichen haben; dem aber widersprach der Verleger, der mit Rück
sicht auf die zur Zeit bestehenden Teuerungsverhältnisse im Buchdruckgewerbe
eine Erweiterung des Manuskriptes für unzulässig erklärte.
Unter diesen Umständen veröffentliche ich das Manuskript in seinem ur
sprünglichen Zustande und gebe mich der Hoffnung hin, daß es auch so Freunde
gewinnen und dazu beitragen wird, die Liebe zur heimatlichen Scholle zu
stärken und zu beleben.
Leider war es bei den augenblicklichen Teuerungsverhältnissen im Buch
druckgewerbe auch nicht möglich, dem Werke Abbildungen beizugeben; bei einer
eventuellen zweiten Auflage wird dieser Mangel abgestellt werden.
Prof. Dr. Qi. Haas.
Stettin, 14. März 1920.