scheinlich zu Charenza, Swantow und Poseritz — drei Kirchhöfe geweiht;
später entstanden Gotteshäuser in den Burgwällen Charenza, Rugard, Jasmund
(Capelle bei Sagard), Streu am Bodden und wahrscheinlich auch zu Capelle
bei Gingst. Die Marienkirche zu Bergen, die nebst dem dortigen Cisterzienser-
Nonnenkloster als erstes Ziegelsteinbauwerk auf Rügen erbaut und im Jahre
1193 eingeweiht wurde, entstand auf einem vorgeschichtlichen Begräbnisplatze,
auf dem noch im 17. Jahrhundert Urnen und Scherben gefunden wurden. Zur
Zeit des Königs Waldemar (1157—1182) gab es, wie Helmold II 12 be
richtet, schon zwölf Gotteshäuser auf Mgen, und wir dürfen annehmen, daß
sich ihre Zahl im Verlaufe des 13. Jahrhunderts noch weiter vermehrt hat.
Wenn nun die Gotteshäuser in erster Linie lediglich für religiöse Zwecke
errichtet wurden, so haben sie daneben vielfach auch strategische Bedeutung
gehabt, und das gilt nicht nur von denjenigen Kirchen, die auf den alten
Burgwällen angelegt waren, sondern auch von manchen anderen Gotteshäusern,
die sich bereits im 13. und 14. Jahrhundert nachweisen lassen. Den Kirchen
von Altefähr, Samtens, Poseritz, Lancken, Bobbin, die auf weithin sichtbaren
Bergeshöhen liegen und zum Teil noch jetzt mit starken Friedhofsmauern aus
unbehauenen Findlingsblöcken umgeben sind, sehen wir es noch heutzutage an,
daß ihre Erbauer neben den religiösen auch kriegerische Zwecke im Auge
gehabt haben.
2. Msächsische Bauernhäuser und Rauchkaten.
Die älteste Hausform, die wir auf Rügen vorfinden, ist die des alt-
sächsischen Bauernhauses, das wegen seines altertümlichen Aussehens auf Rügen
oft fälschlich als wendisches Haus angesehen und bezeichnet wird.
Das altsächfische Haus ist ein dreischiffiger Ständerbau mit durchgehender,
hoher Mitteldiele und zwei angeklappten Seitenschiffen. Das ganze Bauwerk
ist überdeckt von einem riesigen, tief herabgehenden Strohdach mit Ganzwalm;
die Windbretter tragen nicht selten zwei gekreuzte, nach außen schauende Pferde
köpfe, wie z. B. auf Mönchgut, oder auch anderen Giebelschmuck. Die beiden
Seitenschiffe springen nicht selten etwa 1 in weit über das Mittelschiff vor
und bilden so einen trefflichen Schutz für die Vorder- und Hintertür des
Hauses, die an der Schmalseite des Mittelschiffes liegen. Die Türflügel
bestehen vielfach aus zwei horizontal geteilten Hälften, der Unnerdör und der
Babendör; die Unnerdör hat dicht an der Schwelle das sogenannte Katzenloch.
Die Tür führt auf die das ganze Mittelschiff einnehmende Diele, de
Däl, deren lehmgestampfter Boden im Winter als Dreschtenne dient. Rechts
und links von der Mitteldiele liegen die Wohnrämne für die Menschen und
die Unterkunftsrüume für das Vieh, während die ausgedehnten Räume unter
dem Strohdach zur Aufnahme der Ernteerträge bestimmt sind. Auf der Diele
oder in einer Kammer des rechten bez. linken Seitenschiffes befindet sich der
offene Herd, dessen aufsteigender Rauch, da ein Schornstein fehlt, das ganze
Innere des Hauses bis zum Dachfirst hinauf erfüllt, bis er schließlich durch
Ritzen und Spalten des Strohdaches einen Ausweg findet. Daher ist das Gebälk
in diesen alten Häusern auch stets mit einer dicken harten Kruste von schwarzer
Farbe überzogen; und diese Kruste bildet ein gutes Schutzmittel gegen Feuersgefahr.
Auf Rügen heißen diese alten Sachsenhäuser Rookhüüser oder Rööker-
katen. Einige von ihnen haben neuerdings Schornsteine, verdeckte Herde und
richtige Ofen erhalten.