n vielen sehr verbreiteten Handbüchern über Mythologie
| spielt die Gestalt eines ,Vegetationsgottes‘ oder Vege-
tationsdámons oder Numens der Vegetation, auch
Wachstumsgeist oder ähnlich benannt, eine. bedeutende
Rolle, Gerade diese Gestalt nun schien mir recht geeignet,
um an ihrer Betrachtung zu zeigen, wie unzulänglich oft trotz
riesigster Gelehrsamkeit in manehen Beziehungen die Auf-
fassung teils früherer teils jetzt noch in Ansehen stehender
Sagenforscher war und ist, und wie berechtigt infolgedessen
das Bestreben unserer Gesellschaft ist, auf eine Umge-
staltung, Verbesserung, Belebung und Vertiefung der mytho-
logischen Anschauungen zu dringen. Außerdem glaubte ich
bei dieser Auseinandersetzung Gelegenheit zu finden, Angriffen
entgegenzutreten, deren Zielscheibe ich und gleichstrebende
Forscher gewesen sind, wobei man unsere Ansichten nicht
immer richtig darstellte, aus dem Zusammenhang gerissene
Sätze lächerlich zu machen suchte und vielfach über uns ab-
urteilte, ohne unsere Schriften genauer gelesen zu haben. So
glaubte ich, daß es mir vielleicht heute gelingen könnte,
manche Mifiverständnisse zu zerstreuen. =
In den auf jedem Umschlag unserer Mythol. Bibliothek
vorgedruckten Vorbemerkungen, welche die Richtlinien unserer
Bestrebungen andeuten, ist ausgesprochen, daß wir die Vor-
stellungen auffinden wollen,. die in augenfilliger
Weise in allen Mythologien wiederkehren. Nach meiner
Auffassung ist dazu unumgänglich nötig, den Ursprung der
Mythen, die ersten Gedanken, die bei ihrer Schöpfung tätig
waren, aufzufinden. Damit ist aber nicht gesagt, daß diese
Gedanken immer rein und unverfälscht und für alle Folge-
zeit festgehalten worden sind. Ich erkenne ausdrücklich an,
dab die Menschheit sich mit- den ersten einfachen, viel-
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