wohl für die Zunahme der Störungen als auch für das anwachsende
Bewußtwerden dieser Bedrohung ebenso symptomatisch sein wie
die über den Begriff der Kulturökologie (Steward 1955; Bennett
1976, 35ff.; Daun-Lófgren 1971) eingebrachte Wendung von einer
makroókologischen Analyse allgemeiner Prinzipien der Umwelt-
anpassung zu der mikroókologischen Analyse spezifischer Um-
welt-Verhaltens-Relationen. Begriffe wie Ethnoókologie (Vayda-
Rappaport 1968, 489ff.; Anderson 1973, 188ff.), Wohnókologie
(Leeuwen 1970; 1971) und Traditionsókologie (Honko 1975), hin-
ter denen zwar jeweils verschiedene spezialwissenschaftliche An-
sàtze stehen, verweisen gemeinsam auf eine neue humanókologi-
sche Orientierung, die tatsächlich das „tägliche Leben‘“ mit seinen
kulturspezifischen Bedürfnissen, Werten, Erwartungen und Ver-
haltenschancen als möglichen oder gestörten „Ort des Gleichge-
wichts‘“ ernst nimmt: „Für die kulturókologischen Richtungen der
gegenwärtigen ethnologisch-anthropologischen Forschung korre-
spondiert der mit Werten besetzte Kulturraum zum menschlichen
Verhalten in diesem Raum, und die wechselseitigen Beziehungen
sind das eigentliche Erkenntnisziel* (Greverus 1976b, 27).
Leitbild für eine praxisbezogene Umsetzung ist der Idealtypus
des ,,oikos‘“ als Lebensraum, in dem das Prinzip der Gegenseitig-
keit des Handelns, auf dessen Relevanz für die Sozialsysteme der
früheren einfachen Gesellschaften zahlreiche Ethnologen hinge-
wiesen haben (Thurnwald 1921; 1936; Malinowski 1972; Mauss
1975 II, 11ff.; Whitten 1972; Bennett 1976, 277ff.), wieder als
konstituierendes Moment betrachtet und über die sozialen Wech-
selbeziehungen hinaus auch auf den bewohnten Raum als solchen
und seine Kulturgestalt ausgedehnt wird (Greverus 19762). Der
Begriff der „Pflege“ dieses Raums gewinnt in Begriffen wie Um-
weltschutz und Denkmalschutz wieder seine Bedeutung als lebens-
erhaltende Pflicht für das tägliche Leben der Wechselbeziehungen
des Menschen mit seinem Raum, wobei auch dessen ästhetische
Dimension (Müller 1976) in seiner Funktionalität wiedergefunden
wird. Daß in der Gegenwart der alte ,,oikos" in zahreichen Wis-
senschaften neu reflektiert wird, daß nicht nur die Haushaltswis-
senschaften „vom Forschungsaspekt her der alteuropäischen Öko-
«v