fellos fließend, aber sie hat sich als praktisch erwiesen“ (Svensson
1973, 1).
,Die Formulierung des volkskundlichen Erkenntniszieles . . .:
Erforschung der Wesensmerkmale und Entwicklungsgesetze von
Kultur und Lebensweise der werktütigen Klassen und Schichten in
den Gesellschaftssystemen des Feudalismus, Kapitalismus und So-
zialismus unter besonderer Berücksichtigung der Rolle und Be-
deutung der Werktätigen sowie ihres Anteils am Kulturfort-
schritt“ (Jacobeit 1971, 6).
Mit diesen Zitaten ist nun zwar das Schlüsselwort Kultur belegt,
aber was Kultur ,,des Menschen", ,,einer bestimmten Menschen-
gruppe", der ,,werktátigen Klassen und Schichten", in ,,lokaler
Ausprágung*"', ausmacht, ist damit noch nicht gesagt.
Kultur muß zunächst allgemein bestimmbar werden, um
über diese Bestimmung den Schlüssel für die Erkenntnis von
„Menschen und Kulturen in ihren Zusammenhängen““ zu lie-
fern.
2. Kultur und Zivilisation
Zunächst müssen wir die in der gesamten kulturanthropologisch-
ethnologischen Diskussion abgelehnte Entgegensetzung von Kul-
tur und Zivilisation hervorheben, die als eine für die deutsche Ent-
wicklung bezeichnende herausgestellt wird (Kroeber-Kluckhohn
1952, 15ff.; Pflaum 1967; Thurn 1976, 21 ff.). Norbert Elias nennt
sein großes Werk über die Wandlung des Verhaltens im Abend-
land „Prozeß der Zivilisation‘. Er erklärt diese Titelgebung in
einem Kapitel über die ,,Soziogenese der Begriffe Zivilisation und
Kultur (Elias 1969, 1ff.) aus eben der Fixierung des Kulturbe-
griffs auf Statisches, auf Gewordenes, auf die Produkte des Sché-
nen, die Produkte eines autonomen Geistes. Diese Entwicklung
des Kulturbegriffes in Deutschland wird funktional als Versuch
zum Aufbau eines politisch nicht vorhandenen nationalen Selbst-
bewußtseins erklärt. Kulturnation ist die Kompensation einer
nicht existenten Staatsnation; deutsche Kultur, das heißt, die sicht-
baren geistigen Leistungen, soll das Wertbewußtsein stärken. Die