Vorwort.
Allgemein mythologische Untersuchungen gehören be-
kanntlich zu den undankbarsten Aufgaben, Auf einem Gebiet,
WO noch so vieles streitig ist und selbst Gesichertes immer
wieder aufs neue bestritten wird, wo mehr vermutet als bewiesen
werden kann, wo die Polemik meist in überflüssig gereiztem
Ton geführt wird und auf sachliche Prüfung von Argumenten
Nur selten zu rechnen ist, da so manchem der spezialistisch
arbeitenden Fachleute die zur Beurteilung der allgemeinen
Fragen unerläßliche Weite des Gesichtskreises abgeht, darf
niemand hoffen, mit Ansichten durchzudringen, die appro-
bierten Lehrmeinungen widersprechen oder auch nur zu
widersprechen scheinen.
Wer jedoch unbeirrt durch persönliche Rücksichten der
Sachezu dienen bereit ist, wird sich leicht über solche Schwie-
rigkeiten hinwegsetzen. Autoritäten gibt es zudem auf diesem
Gebiete überhaupt noch nicht, Zu lernen haben wir noch
alle, für keine Frage ist das letzte: Wort gesprochen. Jeder
STNsthafte Mitarbeiter hat Anspruch darauf, gehört zu werden,
Zur Erschließung der Mythologie als allgemein mensch-
licher Erscheinung ist vor allem die Wissenschaft berufen,
die die Äußerungen des menschlichen Geistes in ihrer Ge-
Samtheit, als materiellen und geistigen Kulturbesitz, überschaut
und auf dem Wege der Vergleichung bis zu den einfachsten
STTeichbaren Formen zu verfolgen strebt, die Ethnologie,
als allgemeine Kulturwissenschaft, ;
Daß die Völkerkunde im weitesten Sinne, der nichts
Menschliches fremd ist, im Streit der Meinungen eine Ver-
Mittlerrolle zu übernehmen vermag, ohne die Kreise der Spezial-