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Österreich.
Von Ländern deutscher Zunge, die eigene Nationalhymnen
besitzen, sind neben Schleswig-Holstein noch Österreich und
Preussen zu nennen. Österreich hat auf diesem Gebiete Preussen
geschlagen. — Dass Deutschland es nicht zu einer allgemeinen
Nationalhymne gebracht hat, daran ist zunächst Papa Joseph
Haydn (1732—1809) und sodann Hoffmann von Fallers-
leben schuld. Haydı’s Lied „Gott erhalte Franz den Kaiser“
— die originale Überschrift lautet „Gott erhalte den Kaiser“ —
(Text von Lorenz Leopold Haschka (1749—1827)) wurde,
wie es auf dem Titelblatt der ersten Wiener Ausgabe heisst,
„Zum ersten Mahle abgesungen den 12. Februar 1797“, und
sofort als Nationalhymne angenommen. Gesetzt ist es in ein-
fachster Weise (auf zwei Notensystemen) für eine Singstimme
und Klavier; wie Haydn es sich in vierstimmigem Satze gedacht
hat, können wir aus dem Thema der herrlichen Variationen
ersehen, die er seinem „Kaiserquartett“ einverleibt hat. — Die
Haydnsche Melodie ist nicht auf Österreich beschränkt ge-
blieben. In unverminderter Jugendfrische lebt sie nicht nur in
ihrer eigentlichen Heimat fort, sondern hat sich auch bei
Hoffmann von Fallersleben’s „Deutschland, Deutschland über
Alles“ (gedichtet. am 26. August 1841) sieghaft bewährt; ja
selbst als katholisches Kirchenlied („Christen singt mit frohem
Herzen“) hat sie nichts von ihrem anheimelnden Reize und ihrer
zündenden Kraft eingebüsst,. — Hoffmann von Fallersleben’s
Lied hätte die erste Anwartschaft gehabt, als deutsche National-
hymne proklamiert zu werden, wenn der Dichter nicht von
vornherein die Melodie „Gott erhalte Franz den Kaiser“ dafür
bestimmt hätte. Alle Versuche, die seither gemacht worden
sind, eine eigene Melodie für das schwungvolle und echt volks-
tümliche Lied zu schaffen — ich erinnere nur an die sehr be-
achtenswerte Komposition: des Schlesiers Fritz Lubrich —
sind vergeblich gewesen; gegen Haydn war eben nicht anzu-
kämpfen. — So lange der „gute Kaiser Franz“ lebte, rüttelte
man an dem Wortlaut der Dichtung nicht. Um aber die Hymne
auch für seine Nachfolger zu retten, musste man zu Text-
veränderungen greifen. und so erschien denn später bei Artaria