zu fIremdartig, aber dabei äusserst gemütvoll ausnimmt. Der
Text ist einem nationalen Singspiel entnommen und später erst
zur Hymne erhoben worden; die Melodie ist sehr einfach, aber
flüssig und einschmeichelnd, die Harmonisierung wird von den
simpelsten Akkorden bestritten. Das anheimelnde Lied besteht
nur aus zwei Strophen, von denen ich die erste in deutscher
Übersetzung folgen lasse; der czechische Text und die Melodie
sind in der Notenbeilage unter Nr. XVIIT zu finden.
Wo ist mein Heim, wo ist mein Heim?
Wo im Tal die Wasser schäumen.
Föhren hoch den Fels umsäumen,
Wo der Lenz an Blüten reich;
Einem Paradiese gleich
Ist das schöne Land der Böhmen,
Böhmen ist mein Heimatland!
Gertrud Holtze.
Russland.
Das grosse russische Reich besitzt eine Nationallıymne
(„BoZe, carja chrani“), die, namentlich hinsichtlich der Melodie,
sich neben jeder anderen Hymne sehen und hören lassen kann.
Interessant ist die Entstehung des Gedichtes. Von den beiden
von Vasilij Andrejevi& Zukovskij verfassten und ‚offiziell
anerkannten Strophen stammt die erste aus dem Jahre 1834;
die zweite ist bereits 1814 gedruckt worden. — Die von
Alexander Sergejevic@ PuSkin . hergestellte Hymne, die
ausser der von Zukovskij 1814 gedichteten Strophe noch zwei
eigene Strophen enthielt, hat sich nicht eingebürgert. — Kom-
poniert ‚wurde die Hymne 1833 auf Befehl des Zaren Niko-
]aus I. von dessen Adjutanten und Dirigenten der Hofkapelle,
Generalmajor Alexij Lwoff (1799—1870); Lwoff war ein
tüchtiger Musiker; als Violinvirtuose hat er sich seiner Zeit
auch im Auslande (in Berlin, Leipzig, Paris und anderwärts)
einen Namen gemacht. Gestorben ist er ebenso wie Beethoven
und Robert Franz in völliger Taubheit. Die Komposition der
russischen Hymne sichert ihm für alle Zeiten in der Musik-
geschichte ein ehrenvolles Plätzchen; seine Melodie (Noten-
beilage Nr. XIX) ist vornehm und in einem grossen, würdigen
und einheitlichen Zuge kommponiert. Von einem starken Chor