Samuel Amsler
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in seiner stetigen, abgeschlossenen, selbstgewissen Natur
recht wie ein Mann aus der sabelhaften „guten alten
Zeit" erscheint, während er anderseits doch ein so
echtes Kind des neunzehnten Jahrhunderts war. In
der Aufopferung für das von ihm als das echteste
erkannte Kunststreben der Zeit half er diese Richtung
selbständig fortbilden, und indem er, mehr als die
meisten Fachgenossen, die Entsagung von aller sub
jektiven Willkür als die erste Tugend des Kupfer
stechers erkannte und mit wunderbarer Gewissenhaftig
keit übte, ward er gerade vor so vielen ein geistvoller,
origineller, das bloße Handwerk besiegender Kupfer
stecher, während gegenteils jene nachbildenden Künstler,
denen diese Entsagung fehlte, gerade darum allezeit
die geistlosen Sklaven des Handwerks geblieben sind.
Zum Kupferstecher muß man von Kind auf er
zogen sein; niemand wird sich erst im reiferen Alter
zu dieser Kunst bekehren, welche das mühselige technische
Vorstudium eines halben Lebens heischt. Äußerst
selten ist aber auch ein großes Talent zum Kupfer
stecher erzogen worden, ohne eine harte Schule der
Not, des Zwanges und der Beschränkung. Denn wer
zur bildenden Kunst begabt ist, dabei aber nicht früh
zeitig zur größten Selbstentsagung gezwungen wird,
daß er selbst in der äußersten Mühsal der Arbeit
noch Freude und künstlerisches Genügen finden lernt,
der wird ein Maler werden, aber kein Kupferstecher.
Darum beginnt die Lebensgeschichte fast aller dieser
Künstler mit Beschränkung, Kampf und Entbehrung.
Volpato verdiente sich anfangs mit Zeichnungen zu