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Allen Spessartfreunden
gewidmet
von
franz Gncjlert
_
Inhaltsübersicht
Seite
1. Au Aschaffenburg..........................................1
2. König Gustav Adolf von Schweden zu Aschaffenburg am
25. November 1631..........................................3
3. Der König Ludwig-Brunnen in Aschaffenburg.....................5
4. Die Sandkirche in Aschaffenburg...............................7
5. Das Dsterreicher-Denkmal bei Aschaffenburg ..... 9
6. Das Goldbacher wunderkreuz...................................10
7. Vas Hessendenkmal bei Laufach und Frohnhofen . . . . 15
8. Mein Spessartwald............................................15
9. Gruß und Gegengruß im Spessartwald...........................16
10. Heigenbrücken, Lichtenau, Hafetilohr, Rohrbrunn, Villa Elsava 18
11. Das Jagdschloß bei Rohrbrunn................................20
12. Begrüßung Sr. Kgl. Hoheit des Prinzregenten Luitpold in
Rohrbrunn.......................'......................22
13. Die tausendjährige Eiche bei Rohrbrunn......................23
14. Echterspfahl................................................24
15. Mespelbrunn.................................................26
16. Die Garnkocherin ht Hessenthal..............................28
17. Einweihung der Mainbrücke zu Gbcrnburg......................29
18. Bei einem Ausflug der Speffartfreunde nach Bad Sodenthal 32
19. von Lohr über Sendelbach nach Mariabuchen ..... 34
20. von Lohr nach Rechtenbach, Lohrerstraße und Lichtenau . 36
21. Rothenbuch, waldaschaff, Aschaffenburg......................38
22. Winterbilder aus dem Spessart...............................40
23. wanderbildcr................................................43
24. Mailied................................................... 46
25. Weidmanns Heil..............................................48
26. Speffarttouriften-Lied......................................49
27. Bundeslied des Speffartvereins..............................51
28. wer liebt nicht von Herzen den herrlichen Wald .... 55
29. Der Tourist auf dem Rade....................................55
30. Des Spessarts Wunder der Touriflerei........................57
51. wer bleibt jung? 62
eist
Màung.
„Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt."
(Schiller.)
Die Liebe zur Heimat und zum heimischen Spessart
hat diese poetischen Lobpreisungen der Waldesdomherrlich-
feitet! und ihrer Umgebungen geschaffen, und der Glaube au
die Aufrichtigkeit der nlich ermunternden zahlreichen Freunde
in nah und fern ist die Triebfeder zur geordneten Ver-
öffentlichung derselben, ausgeführt in der Hoffnung, daß
das, was von Herzen fommt, auch die Herzen der Leser
erwärnit und sie für den Frieden des Waldes und die
Schönheiten der Natur empfänglich macht. Also Glaube,
Liebe und Hoffnung bilden die Grundlage meiner be-
scheidenen Gabe.
Dem nunmehr sechsundachtzigjährigen XÏÏamte wird
man es nicht übel deuten, wenn er den Nahmen des Büch-
leins mit dem Gedichte „Wer bleibt jung?" schließt, um
darin seine Lebenserfahrungen zu Nutz und Frommen der
strebenden Jugend mitzuteilen.
Aschaffenburg, im Niai sHOo.
Franz Gnglert,
Kgl. Bezirksgerichtsrat a. D.
u Hii Hscbaffenburg.
(Dom Büchelberg aus gesehen.)
Vaterstadt, du stolze Burg am Maine,
Dir sei mein Gruß, mein Gvoe*) gesandt!
Mb ich dir nah, ob weit im fernen Land,
Du bleibest jetzt und innnerdar die meine,
Der ich mein Denken und mein Linnen zugewandt.
Verklärt, der Venus gleich, die slutentstiegen,
holdselig thront am blumenreichen Saum,
So schau' ich dich im sehnsuchtsvollen Traum,
Wie um dein Haupt sich Blütenkränze schmiegen,
Betaut mit perlen aus des Meeres Schaum!
Gin Diadem um deine Stirne winden
Die Berge blau, des Waldes Iugendgrün,
Und früchteschwere Fluren seh' ich zieh'n
hinauf die Täler, bis sie Bacchus finden
In Rebenhängen, an den Hügeln hin.
Dein prächt'ges Schloß mit seinen riesigen Türmen,
Von Meisterhand erbaut aus Spessarts Stein,
Wie schaut es frei ins weite Land hinein
Und trotzet kühn der Zeit und ihren Stürmen,
Als schönste Zierde unsrer Stadt anr Main!
) Lvoe, Inbelruf beim Bacchnsfest.
Dort strebt auch auf das herrliche Gebäude,
Das uns verlieh des teuern Aönigs Gunst,
In dem mit weiser Schöpferkraft die Aunst
Pompejis alte Herrlichkeit erneute,
Das einst in Staub vergrub des Feuers Brunst.
Wie Silber glänzt der Strom in: Sonnenscheine,
Der uns erzählt von alten grauen Höh'n,
Bon Ritterburgen, die fein Lauf gefeh'n.
Er zieht dahin zürn freien deutschen Rheine,
Wo Arm in Arrn sie nriteinander geh'ri.
Des Taunus Höh'n und Vdins dunkle Wälder
Erblick ich und ein Airchlein, das fo traut
Bon Bergeshöh' zu uns herüber schaut.
Mäandrisch zieht der Main durch grüne Felder,
Bis er den: deutschen Rhein sich angetraut.
Und eine neue Zierde hat geschlungen
Alan in den Aranz der stolzen Stirne deirr,
Dies Schlößchen hier, ein wahrer Edelstein,
Bon seinen Zinnen sei mein Lied gesungen
Dir Vaterstadt, du stolze Burg am Main!
2. König Gustav Hdolf von Schweden zu
Hscbaffenburg am 25. JVovember ibri.
^^on lvürzburg kam der Aönig her
Mit seinem ungeheuren Heer.
Er hatte dieses aufgestellt
Unweit der Brück' im Teid'rer Feld *).
In goldner Rüstung, hoch zu Roß,
Zog er dahin vor seinem Troß.
Im Eisenpanzer siegreich war
Des Gustav Adolfs Ariegesschar.
Da war die Stabt in großen Nöten,
Es hausten arg die wilden Schweden,
Und ihre Raub- und Mordbegier
U)ar überall bekannt, auch hier.
Und wer nur konnte, zog jetzt fort
Bon diesem höchstbedrohten Mrt.
N)er hielt das plündern ab? (Es war
Groß für die Stabt nun die Gefahr!)
Der Pater Bernardas allein
Vom Aapuzinerklösterlein
Nahm mit den Patres nicht die Flucht,
spielt strenges Regiment und Zucht.
Entgegen mit dem Magistrat
Zog er dem Aönig, fleht' um Gnad,
Und überreicht' auf goldner Schüssel
Ihm knieend von der Stadt die Schlüssel.
Der Aönig blickte freundlich an
Den unerschrocknen Guardian.
,,<£t Pfäfflcin, Du gefällst mir gut,"
Sprach er, „Du hattest Mannesmut.
Die Andern liefen kopflos fort,
Du aber bliebst im Aloster dort."
') Leider ist jetzt Vorort von Aschaffenburg, jenseits des Mains.
— § -
Nun ritt er weiter mit dem b)eer,
Der Guardian ging neben her.
So ging es in die Stadt hinein;
Zuerst doch in das Alösterlein. —
Als er das stolze Schloß erblickt,
War er erstaunt und hoch entzückt.
„0 wären doch nur Räder dran,"
Sprach er darauf zum Guardian.
„Es ist so prächtig, in mein Reich
Ließ ich's nach Schweden bringen gleich.
Es wäre schad', wenn man's zerstört."
Doch als der Guardian es hört,
Sagt er: „Der Räder mehr als hundert*)
Hat dieses Schloß," worauf verwundert
Den Guardian der Aönig fragt:
„Wie so?" Doch dieser weiter sagt:
„Bei jeden: Fenster, Wajestät,
Das Rad Ihr in dem Wappen seht.
Nur sind die Räder nicht bespannt;
Drum bleibt das Schloß in unserm Land!" —
„Wie," sprach der Aönig, „bist Du schlau!
Ich schone jetzt auch diesen Bau,
Da Dich nur Nkut, nicht Furcht erfüllt.
Ja, pfäfflein, hör, ich war gewillt,
So wollt' es auch der Arieger Groß,
Verwüsten Eure Stadt mit Schloß;
Doch Dir zu lieb soll es nicht fein,
Ich laß' Euch Gnade angedeih'n!" —
Der Aönig sprach's und hielt auch Wort;
Bald zog von hies'ger Stadt er fort.
*) Bekanntlich ist an den Fenstern des Schlosses das Mainzer
Wappen mit dem Rade angebracht.
eit
5
3. Der Kömg-Cudwig-Bntnnen in Hsebaffenburg.
(Zur Enthüllung am 5. September *897.)
dieses Weiheaktes hehrer Feier
Greif nochmals ich, der achtzig Jahre schon,
Begeistert in die Saiten meiner Leyer,
Zu preisen dich, Bavaria's edlen Lohn.
Wir zogen einstens jubelnd dir entgegen,
Es lächelte dein Antlitz uns so mild,
Und streuten Blumen dir auf deinen Wegen,
Wie steht vor mir lebendig jetzt dein Bild!
Wie wir dich schauen hier mit festem Blicke,
Nach oben stets das Auge, treu und klar,
So lenktest du des Vaterlands Geschicke;
Gerecht, beharrlich! nur dein Wahlspruch war.
Getrocknet hast du oft die Tränenquellen,
Die still entströmten der bedrängten Brust;
Den dunklen j)fad des Lebens zu erhellen,
War stets, mein Aönig, deine höchste Lust!
Mehr als an reichem fürstlichem Gepränge
Hat sich dein königliches Herz erfreut,
Wenn dich begrüßte deines Volkes Menge,
Dem du aus Herzensgründe dich geweiht.
Du weiltest gern in Spessarts Tal und Höhen
Und konntest dich an Grthals Schöpfung freu'n,
Mit rüst'gem Schritte sahen wir dich gehen,
Dem treuen Volk vertrauend, ganz allein.
6
Das Große, was irrt Zeitenlauf entschwunden
Und nur aus Trümmern noch ersichtlich war,
Dein hoher Geist hat's wieder aufgefundett,
Du stelltest dem erstaunten Blick es dar.
Dort strebt's entpor, das herrliche Gebäude,
In dem mit weiser Schöpferkraft die Aunst
Der alten Städte Herrlichkeit erneute,
U)ir danken's deiner königlichen Gunst.
Nie wird deiit Bild aus unsrer Brust entschweben,
Nie unsre Cteb’ und unsre Dankbarkeit,
Die wir dich, edler Herrscher, sah'n int Leben,
2Tftt heit'rem Blick, im schlichten Bürgerkleid.
Aschaffenburg hing stets in Lieb und Treue
Ant Stantme Wittelsbach, ant Fürstenthron —
Ts zeigt die Stadt im Festeskleid aufs neue,
Wie ihr so teuer bleibt der große Sohlt.
Das höchste Wissen war dein stetes Streben,
Du warst der Aunst und der Gewerbe Hort,
Du wolltest Deutschland aus der Schmach erheben;
Drum lebt dein Name in Walhalla fort!
Was hier auf diesem Steine steht geschrieben,
Ist heilig uns und bleibt uns immer neu;
Wir werden dankerfüllt dich ewig lieben,
Zu Bayerns Throtte stehen fest und treu! —
7
4» Die*‘8andkircbe in HFcbaffenburg.
(Eine Lage.)
j|jg)o König Ludwig (I.) einstens zugebracht
Den Sommer an des waines grünem Strande,
Dort war's, wo ich zum Licht der Welt erwacht,
Im Spessartvorort, jenem Feenlande,
wo Nachtigallen mir den Frühruf sangen,
Und meine Iugendlieder froh erklangen.
Als Knabe schon zog ich beglückt dahin
Durch's Grün der wiesen und durch Saatenfelder,
Nichts störte meinen jugendlichen Sinn.
Des Spessarts Luft und seine prächt'gen Wälder,
Sie gaben Wut mir, Kraft und Körperstärke
Und frohen Geist zuin schweren Lebenswerke.
So schwanden mir in Freude und in Lust
Zu schnell nur hin der Kindheit schöne Tage,
Nom Glück der Ingend war beseelt die Brust,
Ich fühlte keinen Kummer, keine Plage.
Es kann nichts Schön'res für uns wenschen geben,
Als einst im Naterhause unser Leben.
Oft hat erzählt das beste wutterherz,
was heut als Spessartsage noch erhalten,
Daß wuttergottes ihr geheilt den Schmerz,
Daß sie im Beten ihr vertraut ihr walten,
wie sie erlöst vom Kreuz auf Bittesworte
Dort in der Sandkirch hehrem Gnadenorte.
Dann wie die Kirche wunderbar erstund. —
Nor vielen Jahren zogen Kriegerhorden
Nor unsre Stadt; es tut's Geschichte kund
Non ihrem Schreckensschießen, plündern, worden.
Es mußte unsre schöne Stadt verarmen,
Bei Räubern gilt kein Bitten um Erbarmen.
8
Dicht lag die Ariegesmeute vor der Staöt,
21Üt Ingrimm wurde sie umringt, beschossen;
Es half kein Flehen, niemand wußte Rat,
Die Tore blieben rings herum geschlossen.
Doch hört von: Wunder, das sich da begeben,
Es rettet' Tausenden das teure Leben.
Drei Lilien sproßten aus dem Sand hervor,
A)o frech die Ariegerbande war gelegen,
Sic wollten niederschießen schon das Tor
Und öffnen unsre Stadt nach allen Wegen,
Da fällt der Arieger Blick auf jene Stelle,
Es blendet sie der weißen Lilien Helle.
Und dreimal pflückten sie die Lilien ab,
Und wieder sah man Tags darauf sie blühen,
Sie gruben nach den Zwiebeln tief hinab;
Doch endlich fanden erst nach langem Blühen
Ein Uluttergottesbild die wilden Worden
Und stellten ein erschreckt ihr Schießen, Worden.
Zum Danke, daß die Arieger zogen fort,
Erbauten einst die Airche fronnne Leute.
Wo Lilien blühten an dem gleichen Drt,
Dort in der Sandkirch, wird verehrt noch heute
Uladonnas Wunderbild der Fürsprach wegen,
Die bringet jedem Gläub'gen Glück und Segen! —
9
5* Das Österreicher Denkmal bei Hscbaffenburg.
(Enthüllt am P4- Juli t867.)
lavier am ©rte ernster Trauer
* Set das Lied dem Schmerz geweiht!
Es durchbebt uns heiliger Schauer,
Denkend der Vergangenheit!
Diese Stätte sah die Brüder
Fallet: für das Vaterland,
Melden saitken hier darnieder,
Sterbend für der Einheit Band! —
Fern vott allen ihren Lieben,
Fielen sie itn tiefsten Schnterz;
Sie, die Deutschland treu geblieben,
Traf das Todesblei ins Herz.
Ehrt der Tapfern hohe Tugend,
Weihet ihnen diesen Stein,
Die für uns voll Araft und Jugend
Fielen in des Aampfes Reih'n!
Ja, die Nachwelt soll erfahren,
Wer hier sanft in: Tode ruht,
Wie einst jene Männer waren,
Die hier ließen Gut und Blut!
Laß aus diesetn Grabeshügel
Sprossen deutsche Einigkeit,
Der du lenkst der Welten Zügel,
Vater der Unsterblichkeit.
Fest mit Österreich verbunden
Werden wir nicht überwunden,
Drum schling, o Gott, der Einheit Band
Ums ganze deutsche Vaterland!
\0
6. Das (ooldbacber Munderkreu?.
(Eine Sage.)
Puf, Christen, zieht zum Ulorgenlande,
„Das heil'ge Grab ist in Gefahr,
„Zerstört der Sarazenen Lande,
„Auf, rüste dich, du tapfre Schar!"
So hört' man einst den Ruf erschallen
Im Abendlande nah und fern.
In heiliger Begeistrung wallen
Die Edlen zu dem Grab des Herrn.
Es kämpften viele tapfre Ritter
Und sielen fern im freunden Land,
Die Teuren sahen sie nicht wieder,
Zerrissen ward so manches Band.
Nach langen Leiden, schweren Ukühen
Errungen ward der Christen Sieg,
Und in die teure Heimat ziehen
Sie jubelnd aus dem heil'gen Arieg.
Bon allen Zinnen, allen Türmen
Sieht man die Siegesfahnen weh'n,
Begrüßend, die nach heißen Stürmen
Die Teuren endlich wiederfeh'n.
Allüberall im deutschen Lande
Empfing man froh die tapfre Schar
Und jubelt, daß von fremder Bande
Das Grab des Herrn befreiet war.
u
Und laut begrüßet die Trompete
Von Uugelberg, die heut geschmückt,
Den Ritter, der nach blut'ger Fehde
Zur holden Braut kehrt hochbeglückt.
Und dort auf hohem Söller stehend,
A)ie schlägt das b)erz ihr in der Brust,
Und mit dem Tuch im Winde wehend,
Winkt sie ihm zu in sel'ger Lust.
Und freudig zieht der Ritter weiter.
Bald nennt die Liebste er nun sein,
Da scheut und stürzet mit dem Reiter
Das Roß, — er fällt auf Felsgestein.
L)art war der Sturz in schwerer Rüstung,
Zur Hilfe eilte man herbei
Und von des Schlosses hoher Brüstung
Ertönte laut ein Schmerzensschrei.
Entflohen war das teure Leben,
Am Felsen lag der Ritter tot,
Er, dem sie sich in Lieb' ergeben,
Der edle Veit von Helmenroth.
So kehrt sich oft die Freud zuin Leide.
Den Rittersmann, der hoch zu Roß
Nun heinigekehrt aus blut'gem Streite,
Trägt man entseelt hinaus ins Schloß.
Ach! Niemand sonnte Trost ihr spenden.
Zu schnell und tief traf sie der Schinerz,
Doch sollte niilde Tröstung senden
Der X^tmmcl für das kranke Herz.
Am Areuze, das voii ihr errichtet,
Hat sie zu Gott für ihn gefleht;
Wenn gläubig sie zu ihm geflüchtet,
Ward sie beruhigt im Gebet.
— \2 -
Und wer noch zu dein Areuz gekommen,
Vertrauend, süßen Trost empfand;
Dort finden Ruhe alle frommen,
Als U)underkreuz ist es bekannt.
Und in des Alosters stillen: Frieden,
Im nahen Lchinerlenbach erbaut,
U)ard Ruhe ihr von Gott beschieden,
Dem sie sich gläubig angetraut.
Die feste Burg mit ihren fallen,
Die stolz in weite Fernen sah,
Sie ist dahin, in Staub zerfallen,
Aaum sieht inan noch die Rudera.
Als einz'ger Zeuge ist geblieben
Das Areuz aus der Vergangenheit.
Auf feinern Steine steht geschrieben,
U)as hier geschah vor alter Zeit:
„Auf Valtinstag an dieser Stelle
„Blieb hier der feste Ritter tot,
„Sei gnädig, Gott, der arnren Seele
„Des edlen Veit von Helmenroth!"
eist
*3
7« Das ßesfendenkmal bei Caufacb und frobnbofen.
(Am 8. November 1866 enthüllt.)
HMie bist du still, o schöner N)ald,
Der sonst von Sängern widerhallt,
U)ie bist du deines Schmucks beraubt,
Entblättert jetzt, sonst grünbelaubt!
U)ie zeiget sich in U)ald und Flur
Allüberall des Todes Spur!
Nicht lächelt uns des Himmels Blau,
Er sieht darnieder trüb und grau
In Harmonie mit unserm Herz,
Das jetzt noch bebt von Gram und Schmerz! —
0! wie viel Jammer birgt das Grab,
In das man sie gesenkt hinab,
In welchem bei einander nun
Die braven, tapfern Hessen ruh'n!
N)ie manche Eltern sah ich schon
Beweinen ihren teuren Sohn,
Und manche Schwester, Gattin, Braut
Sank traurig und mit Schmerzenslaut
Auf dieses Grabes Hügel hin,
Ihr „Alles" liegt gebettet drin.
U)ie zog die mut'ge Schar hinaus
UUt Sang und Alang zum blut'gen Strauß.
Ihr standet fest und wanktet nicht,
Treu eurer Ehr und eurer Pflicht,
Und nur die überlegene Uäacht,
Hat Braven euch den Tod gebracht.
21ut echter Hessen-Tapferkeit
Habt ihr dem Tode euch geweiht.
Ihr Tapfren, die nun deckt die Erd',
War't eines bessern Loses wert.
Wenn nicht belohnt ward eure Wüh',
Bleibt euch doch unsre Sympathie!
Ja, eingegraben in den Stein
Soll es für ferne Zeiten sein,
Daß tapfre Hessen hier im Streit
Dem Heldentode sich geweiht.
Schlaft wohl, ihr deutschen Brüder all,
Buht sanft in diesem Spessarttal.
Nicht fühlt ihr inehr der Erde Schmerz,
Als Helden zogt ihr himmelwärts!
Und seid ihr auch der Heimat fern,
Ihr ruhet doch im Schoß des Herrn!
Der Genius von Deutschland steigt
Aus eurem Grabe bald vielleicht!
Wenn Deutschland einig, groß und frei,
In Liebe stark und fest in Treu,
Dann habt ihr euer edles Blut
Vergossen nicht um eitles Gut!
Der Deutschen Sehnen wär' gestillt,
(D, wollte Gott, daß sich's erfüllt! —
In dieser heil'gen Weihestund'
Ertönt's gewiß aus aller Wund:
„Verbind, o Gott, das deutsche Land
„Durch Liebe und der Einheit Band,
„Halt fern von uns den Bruderkrieg,
„Verleihe uns den schönsten Sieg,
„In Liebe und in Einigkeit
„Gib Frieden uns zu jeder Zeit!"
15
S. JVIeiri Spessartwald.
(Lied, komponiert von v. E. Becker in Miirzburg.)
Ml^ein Spessartwald mit deinen Eichen,
Die schon Jahrhunderte geseh'n,
Der deutschen Macht und Stärke Zeichen,
Die fest im Sturm und Wetter steh'n,
Hoch sei gepriesen für und für,
Du aller deutschen Wälder Zier!
Kann keine Ruh die Welt dir bieten,
Empfindet deine Seele Schmerz,
So eil' in stillen Waldes Frieden,
Ein milder Trost zieht dir ins Herz.
Dort wo der Tageslärm verhallt,
Entschwinden alle Sorgen bald!
Wie herrlich ist's, beim Blätterrauschen
Zu ruh'n am grünen Bergeshang,
Und dem geschwätz'gen Bach zu lauschen,
hineilend im geschäft'gen Drang.
Ein heil'ger Gottesfrieden weht
Mir durch das Herz wie fromm Gebet.
Wenn früh der Morgensonne Strahlen
Verwandeln mählich Nacht in Tag,
Und goldner sich die Zweige malen,
Wenn es lebendig wird im Hag,
Und mit der Vögel Lobgesang
Ertönt der Morgenglocke Klang;
Wenn sich die Sonne Abends neiget,
Zm Purpurglanz der Tann erglüht,
Der Vögel Lied zum Fimmel steiget
Und still das Reh zur Quelle zieht,
Welch liebliches, welch trautes Bild,
Das meine Seele ganz erfüllt.
— \6 —
3m heil'gen ^ain, auf luft'gen b)öhen
Da wohnt die Freiheit, unsre Burg,
Wo unsre Waldesriesen stehen,
Dringt keines Feindes Ruf hindurch.
Den Eichen gleich im heim'schen Wald
Beugt sich kein Deutscher vor Gewalt.
Nichts Schön'res kann's auf Erden geben
Als Wandrers Freude, Wandrers Glück,
Bon einen: Drt zun: andern streben
Nlit frohen: Kerzen, freien: Blick.
Drum fort, hinaus zun: grünen Wald,
Dort schwinden alle Sorgen bald! —
9. ©rufe und Gegengrufe im Spessartwald.
|c kommen sie gefahren
Mit frischen:, frohen: Mut,
Der hier in weißen Maaren,
Der dort ein junges Blut,
Der eine reich an Ehren
Nach Wirken, lang und hart,
Der andre muß entbehren
In rauher Gegenwart.
And doch blitzt's Auge allen
And froh ihr Ruf erschallt,
Erblicken sie die fallen
Bon: dunklen Spessartwald!
„(D Spessart hehr und heilig,
„Du unsrer Schritte Ziel,
„Umfang' uns, die wir eilig
„Entfloh'n dem Weltgewühl!
W
„Bei deiner Blätter Rauschen
„Erhebt sich jedes Herz,
„Hier lasset uns vertauschen
„Mit Freude Gram und Schmerz,
„wir alle, die wir kommen
„Aus unserm deutschen Land,
„lVir wirken dir zum Frommen
„Mit Kerzen und mit Hand!"
Und Antwort aus dem Grünen
lVie Geisterruf erschallt:
„Ich grüß' euch, die erschienen
„In meinem Spessartwald;
„willkommen hier, ihr Trauten,
„Im grünen lValdrevier,
„lVas eure Väter bauten,
„Genießet froh nun ihr!
„So lang die Fimmel blauen
„Und lVinterstürme weh'n,
„Habt nur zu mir vertrauen,
„Treu werd' ich zu euch steh'n.
„willkommen seid, ihr Lieben!
„Nichts Beff'res wüßt' ich mir,
„Als möchte bald zerstieben,
„lVas grämt euch fern und hier.
„Laßt alle Sorgen schwinden,
„Rasch weg mit dein Ballast,
„Möcht' ihr doch immer finden
„Im lValde frohe Rast!
„Euch, lieben lvaidgenossen,
„werd' stetes Glück zu teil,
„von wurzeln zu den Sprossen
„Grüßt euch mein „Waidmannsheil!"
eist
Spkssartklänqe.
Z
io. F) eigen brücken, Cicbtenau, fiafenlobr, Robrbmnn,
Villa eisava.
du die Pracht des Speffartwald's erblicken,
So tust du gut, wenn du nach k) eigenbrücken
Von unserm Ascheberg*) fährst mit der Eisenbahn,
In einer halben stunde kommst dortselbst du an.
wie köstlich ist die Luft da, grün die wiesen
And frisch die Quellen, die sich dort ergießen.
Bist du erkrankt, sie werden neues Leben
Und frischen Wut dir und Gesundheit geben.
Als Aurort Heigenbrücken ist bekannt
Bei uns, im nahen und im fernen Land.
wit dem, was Pfister und Hochspessart bieten
An Speis und Trank, denk ich, bist du zufrieden.
Von Heigenbrücken kannst du ohne Blühen
Zum nahen Spessartwald per peckes ziehen,
Engländer ist nicht weit, leicht zu besteigen,
Frohnhofen, Laufach kannst du bald erreichen,
U)o tapfre liessen fielen; ihnen schenken
An ihrem Grab wir unser Angedenken,
willst du nach Rothenbuch von Heigenbrücken
Und L i ch t e n a u, besteig des Berges Rücken,
Geh' übern Schwarzkopf nur, dann bist du bald
Nach ein'ger Wühe in der Höh' im Wald.
Du kommst dann links zu einem Sandgestein,
Und rechts lädt eine Bank zur Ruh' dich ein.
*) Aschaffenburg, iin volksmund Ascheberg.
- 19 -
Hier bietet sich ein Ausblick herrlich, schön,
In Täler, Auen und auf ferne Höh'n.
Aschaffenburg, des Schlosses stolzen Bau
2TÜt imposanten Türmen, hier ich schau.
Nach Gst gewendet geh' ich Lohr entgegen,
Erst komm' ich weiter zu den sieben Wegen.
Rechts Eichen-, Buchenwald, des Spessarts Reize,
Und vorwärts gehts zum Niklas, einem Areuze,
Und dann durch dichtbelaubten Buchengang,
Ringsum der muntern Bögel Wettgesang.
Voni Areuze aus, etwa in einer Stunde,
Lind wir im Böiniger- und Wäuse-Grunde.
Bald seh' ich Lichten au, vom Bach umflossen,
Wit seinen Buchen, Eichen bergumschlossen.
Das Wasser rauschet in des Tales Aühle,
Ich hör' das Alappern in der Sägemühle.
So manche eilen diesem Erdenwinkel zu
Und finden hier die langersehnte Ruh.
Willst du den arbeitsmüden Aörper stärken,
Ihn: Uraft verleihen zu des Lebens Werken,
Wußt du dem dumpfen Städtelärm entflieh'n
Und in das stille Tal des Spessarts zieh'n.
Hier wird dein Aörper und dein Geist gesunden,
Das habe ich, wie viele, schon empfunden.
Hab' wegen der Verpflegung keine Sorgen,
Bei Wucherers bist du ganz gut geborgen.
Er bringt den Rheinwein und von: Faß das Bier,
Sie sorgt für Wildbret und Forellen dir.
Im Spessart ist bekannt der Auni Haus,
Touristen gehen stets dort ein und aus.
Nicht fehlt es auch an Heiterkeit und Scherz,
Latein der Jäger stimmet froh das Herz.
Von hier aus geh', nimm nach dem Wain die Richtung,
Durch Fürstlich Löwenstein'sche Waldeslichtung.
Beim End' des Lohrergrunds in Hasenlohr
Trittst du aus wunderbarem Wald hervor. —
20
Von Lichtenau kann man Rohrbrunn erreichen
In wenig Stunden; solche alten Eichen
In stolzer Pracht sind hier nur noch zu finden
In unsers hohen Spessartwaldes Gründen.
So steht nicht weit vom Forsthaus in dem Wald
Die Vielbesungne, tausend Jahre alt. —
Nicht allzufern im Tal der Elsava
Liegt Wehsargs Villa, Aurort, Eschau nah,
Sie eignet sich am kühlen Spessartwalde
Recht wohl zu längerm Sommeraufenthalte. —
Lebt wohl ihr Auen, Bäche und ihr wiesen,
Im Lenze hoff' ich wieder euch zu grüßen.
Bin ich auch alt, so komm' ich noch einmal,
So Gott will, ins geliebte Speffarttal.
il. Das ^agdscblofa bei Robrbrunn.
schönen Spessartwalde,
Von Buchen rings umsäumt,
An grüner Bergeshalde
Hab' ich schon oft geträumt,
Geträumt von einem Schlosse
Im stillen, trauten Hain,
wo eines Aönigs Sprosse
Zur frohen Jagd zog ein.
- 2\ —
Der Traum ist wahr geworden,
Ein Schloß steht jetzt im Hain,
Es zieht durch seine Pforten
Ein Aönigssohn jetzt ein.
Ein Sproß der edlen Scheyern*)
Der ließ ersteh'n den Bau,
Prinz Luitpold von Bayern
Ehrt so des Spessarts Gau.
Wenn Schnee deckt Wald und Felder,
Der Bach erstarrt in Eis,
Dann zieht's in seine Wälder
Den jugendfrischen Greis.
Das Waidwerk dort zu pstegen,
Das ist des Prinzen Lust,
Den Aeiler zu erlegen,
Schwellt höher ihm die Brust.
Dir, den hochverehret
Ganz Bayern, jung und alt,
Dem Jugend Gott bescheret
Im Geist und in Gestalt.
Wog' seine Huld und Gnade
Bewahren Dich vor Leid
Und Deine Lebenspfade
Beschützen jede Zeit! —
Die Grafen von Scheyern (in Gberbayern) sind die Stamm«
Herren des Dauses Wittelsbach.
22
12. Begrüssung 8r. Kgl. Roheit des prinzregenten
Luitpold in Robrbrurm.
eurer, wir begrüßen heute
Dich im schönen Spessartwald.
Jedes Antlitz strahlt vor Freude,
Jubel ringsum widerhallt.
Ja, wir sind Dir stets ergeben,
Treu und fest im Tod und Leben!
Edlen Sinnes und entschieden
Bist Du Deinem Vater gleich,
Willst des Volkes Wohl und Frieden,
Stehest fest zum Deutschen Reich.
Wöge es in allen Warken
Wachsen, blühen und erstarken! —
Bayern bringst Du Glück und Segen,
Und im ganzen Spessartwald
Schlägt Dir jedes Herz entgegen,
Heute freut sich jung und alt.
Wöge Gottes Huld und Gnade
Schützen Deine Lebenspfade!
Wie die alten Spessarteichen
Fest in Sturm und Wetter steh'n,
Werden nie dem Feind wir weichen,
Wütig ihm entgegengeh'n.
Wir geloben Dir aufs neue
Ew'ge Liebe, ew'ge Treue!
23
13» Die tausendjährige 6icbe bei Robrbrunn.
|ft geht ein wunderseltsam Rauschen
durch den dunklen Spessartwald,
Andächtig stehe?! dann und lauschen
Der pirsch, das Reh, kein Lied erschallt
Von muntern Vögeln aus den Zweigen,
Aein Aäfer in dem Walde summt,
Die Bäume all die Häupter neigen.
Und selbst die Grille ist verstummt.
Wem lauschen all die Waldinsassen?
Wer übt geheimnisvoll Gewalt?
Wer kann es deuten, es erfassen?
Wem lauscht der ganze Spessartwald?
Es ist die tausendjähr'ge Eiche,
Die flüsternd kündet, was geschah
Im Lauf der Zeit, in? deutschen Reiche,
In Gauen fern, in Gauen nah.
Was hast du alles schon erfahren
Von Ulenschenglück und Wenschenleid
In diesen langen tausend Jahren —
Ein Nichts im Ukeer der Ewigkeit!
Bewundernd schweifen meine Blicke
Zu dir, o hehre Eiche hin,
Die trotzte wechselndem Geschicke,
Dir klingt mein Lied, Waldkönigin!
24
Stolj hebt zum Himmel sie die Wipfel,
Trotzbietend Stürmen, ungebeugt,
Auch wenn erglüh'n der Berge Gipfel,
Der junge Tag die Nacht verscheucht.
Gleichwie die Aste mit der Eiche
Verwachsen sind im deutschen Hain,
So möge Bayern mit deni Reiche
Auf ewig fest verbunden sein! —
14. ecbterapfabl.
(Line Sage.)
in dem Gdenwalde stand
Aus einer steilen Felsenwand
Ein Ritterschloß, einst stolz und fest,
Hoch droben, gleich dem Adlernest.
Drei Brüder Echter wohnten dort
Und jedermann vermied den Mrt.
Im nahen und im fernen Land
U)ard er die Räuberburg genannt.
Im Streit bekannt und im Gefecht
, U)ar stets das Echter'schc Geschlecht.
Wolf Echter war schon beim Turnier,
Das abgehalten ward in Trier.
Vom Schlosse, das zu ihrem Schutz
Erbaut war und dem Feind zum Trutz,
Zog später nur auf Raub und Word
Hinaus der Echter wilde Hord'.
Von: sichern, wohlgeschützten Haus
Da lugten sie ins Land hinaus.
Die Stegreifritter griffen an
Die Aaufherrn und den Wandersmann;
25
3m Reich war kein Gehorsam mehr.
Da zog mit einem kleinen Heer
Der Rotbart in den Odenwald,
Belagerte das Raubschloß bald.
Es ward verwüstet und verbrannt
Zur Warnung für das ganze Land.
Die Echter nahmen dann die Flucht
Und zogen in des Spessarts Schlucht.
Dort an des Hochwalds steilen Höh'n
Errichteten, um sich zu seh'n
Und zu beraten manchesmal,
Sie auf dem Jockel einen Pfahl.
Da brachten sie drei Ringe an
Und banden ihre Rosse dran.
Und nahe, wo das Jagdschloß steht,
Ihr noch den Pfahl mit Ringen seht.
Sie bauten sich drei Häuser klein,
Das eine dicht bei Partenstein.
Bei Linden fürt am Waldesrand
Ein zweites Häuschen dann erstand;
Das dritte nächst dem Espelborn. —
Als dann verrauscht des Aaisers Zorn,
Da sind die Echter wieder bald
Zurückgekehrt zum Odenwald.
Hier lebten sie noch lange Zeit
Zn Ruh' und Abgeschiedenheit,
Und haben niemals, wie man hört,
Den Frieden und das Recht gestört. —
26
iZ. JMeapelbrunn.
Speffartfinö weiß die Geschichte
Von mespelbrunn im Spessart nicht..
Drum will ich jetzt in dein Gedichte
Erzählen, was die Sage spricht.
Das Schloß erbaute fytman Echter
Vom Dorfe Hessenthal nicht fern,
ZTCit seinem stolzen Turm als Wächter
Sieht es der Spessartwandrer gern.
Mit Haman Echter als Begleiter
War Aurfürst Johann auf der Birsch;
Der Fürst, bekannt als kühner Reiter,
Verfolgte einen starken pirsch.
Im schnellen Flug durch Tal und Felder
Setzt' er dem edlen Wilde nach,
Und weiter ging's durch Busch und Wälder,.
Bis endlich es zusammenbrach.
Der Aurfürst stieg von seinein Rosse
Und fing die Beute ab sodann;
mit Echter, ferii von seinen! Trosse,
War er allein iin dichten Tann.
Doch matt vom Ritte sank er nieder,
Dazu kam noch des Durstes Hual,
Nicht trugen ihn mehr seine Glieder
Zur kühlen Quelle in das Tal.
Vergebens war des Echters Suchen
Nach einem Born iin Sandgestein
Und unter den bemoosten Buchen
Im dichtbelaubten Spessarthain.
Schon war der Aurfürst mn Verschmachten,
Gebrochen und getrübt sein Sinn,
Jetzt mußte Echter darnach trachten,
Durch frischen Trunk zu laben ihn;
Er konnte nicht mehr länger säunien,
27
Und fort ging es ins Tal zur Auell',
Die murmelnd unter UUspelbäumen
hervor sich drängte, klar und hell.
Obwohl ermattet feine Glieder,
Trug Echter ihn durch Busch und Dorn,
Und neugeftärkt erholte wieder
Der Fürst sich an dem kühlen Born.
Dem, der ihn: diesen Dienst erwiesen
Und ihn vom sichren Tod befreit,
k)at dort der Aurfürst U)ald und Wiesen
Geschenkt in edler Dankbarkeit.
Hier hat der Echter sich erbauet
Ein Schloß und Bkespelbrunn genannt,
Das freundlich aus dem Tale schauet
Und in dem Spessart ist bekannt. —
Fürst Julius vom Stamm der Echter,
Verehrt von allen fern und nah,
Hat segensreich für die Geschlechter
Gegründet unsre Julia*),
Gesorgt auch für die armen Uranken,
Daß von Gebrechen sie befreit**).
Wie viele werden's ihm noch danken,
Sein Ruhm geht über Raum und Zeit.
Drum will ich auch die Stätte preisen,
Die, edlen Fürsten, Dich gebar,
Hoch klingen meines Liedes Weifen
Dir Blespelbrunn auf immerdar! —
*) Die alma Julia, Universität in würzburg.
**) Durch die Gründung des großen, weltberühmten Julius-
spitals allda.
28
i6. Die ©arnhoeberin in Fjessentbal.
(Line Sage.)
Spessartdorfe Hessenthal
Da lebte eine Frau einmal,
Die glaubte nicht an einen Gott
Und hatte ihren Hohn und Spott
An allem, — 's ist doch nicht erhört —
U)as unsre heil'ge Airche lehrt. —
Es herrschte weit in Tal und Flur
Des Feiertages Stille nur,
Vom Turin ertönte Glockenklang
Und in der Airche Volksgesang.
Die Menschen eilten dieser zu,
Denn Pfingsten war's und Gottesruh'.
Doch war die Frau zufrieden nie,
Und kocht' ihr Garn an Pfingsten früh.
Sie kannte Gott nicht, nur die U)elt
Und strebte stets nach Gut und Geld;
Auf dies nur war sie stets bedacht
Und quälte sich von früh bis Nacht.
Die Nachbarin, die ging vorbei
Und sagte: „Mißt Ihr denn nicht, ei!
„Frau Nachbarin, daß Pfingsten heut,
„Mas werden sagen denn die Leut'?" —
Drauf sagt das Meib: „Ich bin kein Tor,
Mein Garn geht Euren Pfingsten vor."
29
Die Wallfahrt ging zum Bild des Herrn,
Und alle zogen fromm und gern
Zum Areuz des Menschensohns hinaus;
Doch gottlos blieb die Frau zu Haus.
Nicht ging sie mit zum hehren Drt,
Und wusch an ihrem Garne fort. —
Doch als die Wallfahrt kam zurück,
Was bot dem Aug' sich für ein Blick?
Verschwunden war—o welch ein Graus! —
Die Frau samt ihrem Hof und Haus;
Geblieben war ein tiefer Schlund,
Noch kocht das Garn zur jetz'gen Stund'.
17. Ginwetbung der JMainbrüdte zu Obernburg*)*
(Am z;. Mai
Freudenfest zog in das Land
Zu Dbernburg am Maine,
Es schmückt ein Feiertagsgewand
Die Stadt, die Flur, die Haine.
Vom Turme hehrer Glockenschall,
Und mit dem Ton, dem vollen,
Erweckt der Berge Widerhall
Der Böller Donnergrollen.
Musik und voller Becherklang,
Ein Jauchzen und ein Singen.
Sieh', wie sich zu dem Festgesang
Vom First die Fahnen schwingen!
Sag an, was ist das für ein Tag,
Der solche Freud' zu wecken
Zn jedermannes Herz vermag,
Und Leid und Gram zu schrecken?
*) Sie verbindet Spessart und Odenwald.
«Lin großes Werk ist uns vollbracht:
Der Väter stilles hoffen,
was sie gewünschet und gedacht,
Ls ist nun eingetroffen,
wo vorher ohne zwingend Band
Luteilt des Stromes wogen,
Da schwinget nun von Strand zu Strand
Die Brücke ihre Bogen.
wo einstens der Kohorten Schritt
Vom hohen wall erklungen,
Bis unter Alemannen Tritt
Der Zeitstrom ihn verschlungen,
wo fromme Väter dann gebracht
In die hercyn'schen *) Wälder
Des Glaubens Licht, nach langer Nacht,
Dem Wald entrangen Felder,
wo aus dem Dorfe ist die Stadt
Im Zeitenlauf geworden,
Da ernten wir der Väter Saat,
Die Tat entsprang aus Worten.
Des Stromes Lauf ist überbrückt,
Die Fähre ruht am Strande,
Nachdem der Brücke Bau geglückt,
Lin Schmuck dem ganzen Lande.
Dem Volke möge jederzeit
Sie Glück und Segen bringen!
Dankt Gott, dem Allerhöchsten, heut',
Lr ließ das Werk gelingen.
Und jeder möge frohgemut
Fortan darüber schreiten!
Versenket in die grüne Flut
Sei Sorge, Gram und Leiden!
*) 6ercynischer Wald, nach Lasar alle Wälder in Deutschland
nördlich des Donau-- und Maingebietes.
31
Noch sei des Magistrats gedacht,
Ihm wollen Dank wir spenden;
Dem Meister auch sei er gebracht
Für glückliches Vollenden.
In Liebe und in Dankbarkeit
Laßt freundlich uns gedenken
Auch unsres teuren Toten *) heut,
Ihm eine Träne schenken.
So ist die Stunde nun genaht,
Die bringt des Merkes Meihe,
Daß nach des Allerhöchsten Aat
Ts blühe und gedeihe;
Er nehme es in seinen Schutz,
Nichts mög' ihm widerfahren,
Es biete allen Stürmen Trutz
Nach abertausend Jahren!
*) Des am Dezember \887 verstorbenen Bürgermeisters von
Gbernburg, Peter Kreß, der zuerst im Jahre ;876 die Idee zum
Brückenbau ergriff.
i8. Bei einem HvisfUig der Spessartfreunde nach
Bad BodentbaU
|||^m schöner Tag ist's, der uns heut vereinte,
Drum freuet euch, ihr werten öpessartfreunde:
Apollo Phöbus sieht es endlich ein
Und sendet seinen warmen Sonnenschein.
Doch was bekümmert Spessartfreunde Regen,
jedwedem Wetter treten sie entgegen,
Auch in dem Sturm ist herrlich die Natur,
Ja, überall erblickst du Gottes Spur. —
Zwar folgte ich nicht euch in allen Stücken,
Im Märze fehlte ich in Heigenbrücken,
In wallstadt, auf den schönen Mömlingshöh'n,
Im Odenwald war ich auch nicht zu seh'n.
U)ie wär' ich gern mit euch zum U)ildensteine,
Doch zwickte es mich damals in dem Beine,
wie herrlich ist es auf der Höh' der Geis,
Doch damals war es, Armen mir, zu heiß.
Ja, wenn die Tour gemütlich geht per wagen,
per Eisenbahn, wie heut', kann ich's vertragen.
Da hätt' ich auf der Ruppertshütter schanz
Vielleicht mich auch beteiligt an dem Tanz,
Doch, Spessartfreunde, wenn ich mit euch reiste
Nicht immer, bin ich doch bei euch im Geiste
Und wandre mit euch in den Wald,
wohin mich's zieht mit zauberischer Gewalt.
Dich liebe ich mit deinem stillen Frieden,
Den das Geräusch der Stäöte nicht kann bieten.
Dein Wiesental und deinen düstren Hain,
Dein Blätterrauschen liebe ich allein. —
Zum Spechte ruf' ich, möcht' es mir gelingen,
Nun einen Teil des Spessarts zu besingen,
was von des Pfaffenberges luft'gen Höh'n
wir Schönes heut von nah und fern geseh'n. —
53
XDic weit und herrlich bietet sich den Blicken
Lin selt'nes Bild von seinem Hügelrücken,
Und drunten schallet Sonntagsglockenklang,
Und auf den Bergen jubelnder Gesang.
Dort über Sel'genstadt und Frankfurts Dome,
Folg' mit dem Auge nur des Maines Strome,
Siehst du in blauer Fern' den Taunus bald
Und drüben links den dunklen (Odenwald
Mit seinen burggekrönten Bergesgipfeln
Und seinem Bauschen in den Lichenwipfeln.
Ja, sei gegrüßt, du ahnungsdüstrer Hain
Mit dem geheimnisvollen Rodenstein.
Und du, wie liegst du da in stillen: Frieden,
U)o Sterblichen ist Ruhe nur beschieden,
Fern von dem Lärm der U)elt und ihrer Aual,
In grünen Au'n, mein liebes Sodenthal.
Dort laßt uns unter den belaubten Bäumen
Bon Sorgen frei, ein Stündchen süß verträumen.
Auch deine Wunderquelle will ich grüßen,
Aus der Gesundheit, neues Leben fließen.
Wie vielen Armen gabst du Trost und Glück,
Sie kamen krank und kehrten froh zurück.
Wer zu dein reinen Borne gläubig eilt,
Der wird durch feine Zauberkraft geheilt,
Und in der frohen, dankerfüllten Brust
Erhebt sich wieder neue Lebenslust.
So manches Freundschaftsband wird hier gewoben;
herrscht hier auch nicht des Lebens wildes Toben,
Wo Spiel und Politik die Lanze bricht,
So blüht doch jedem ein Vergißmeinnicht!
Speffartklänge.
ly. Ton Cobr über Scndelbacb nach JVUriabucben.
^om Bergeshang beim Morgensonnenstrahle
Begrüß ich dich, mein trautes Städtchen Lohr.
Wie blickst du freundlich zu mir aus dem Tale,
Umsäumt von Wald und Bergen rings, hervor.
Wie schön ist's unter dichtbelaubten Bäumen
Zu ruhen hier im Schatten und zu träumen.
Dich schönes Land kann ich jetzt überschauen,
Das die Natur mit allem Reiz geschmückt,
Den Spessartwald, die Wiesen und die Auen.
Wer ist, wenn er euch sieht, nicht hoch beglückt,
Wer nicht vor Wonne und Entzücken trunken,
Wenn er in deinen Anblick ist versunken?
Dort fließt der Strom in silberklarem Spiegel
Vorbei am grünumschilften Uferrand,
Aus seiner Tiefe winken bunte Hügel,
Ihn zieht die Sehnsucht in ein andres Land,
So ruhig, klar zum brüderlichen Rheine,
Daß er die eignen Fluten ihm vereine.
Was braust und zischt im steten Vorwärtsdringen?
Aus Waldesdunkel kommt der Zug heran.
Was wird dem Geist nicht alles noch gelingen,
Der hier auf Erden Ruh' nicht finden kann!
So flieht dahin das kurze Menschenleben
In stetem Drängen, Jagen, Vorwärtsstreben!
55
Dich grüß ich nochmals, Lohr am Ulainesstrande,
Auf bald'gcs wiedersehen, lebe wohl!
Stets knüpfen mich an dich der Freundschaft Bande.
Lei mir gegrüßt auch schöne Billa Uohl;
wie glücklich hab' ich oft mich dort befunden,
Fern von der Welt, in meinen wußestunden! —
Ersteigst nach Westen du des Berges Rücken
Und ziehst hinab von seiner wald'gen Höh',
Ein schönes Bild enthüllt sich deinen Blicken,
Ein Aloster wirst du vor dir liegen seh'n,
Und unten treibet in des Tales Aühle
Ein Bach die Räder in der Buchenmühle.
willst Ruhe du und Herzensfrieden suchen
Und dem Geräusch der schalen Welt entflieh'n,
Du wirst sie finden in wariabuchen,
Zu diesem Gnadenorte mußt du zieh'n;
wie mancher ward erhört, der im Gebete
Zur reinen Gottesmutter gläubig flehte!
wie mancher auch, dem sich die Zukunft trübte,
Und der von Ukenschenhilf' verlassen war,
Tat zu der Schmerzensreichen ein Gelübde
Und ward erlöst aus Nöten und Gefahr,
wer Trost und Ruhe sucht, sie wird dir bieten
wariabuchen, tief im Waldesfrieden! —
56
20. Ton Eobr nach Recbtenbacb, Cobrerstrasse und
Ctcbtenau.
wandere an einem schönen Morgen
Aus Lohr, dem Spessartwald entlang fürbaß
Mit leichtem Kerzen, froh und frei von borgen,
Bergan den jDfad nach Rechtenbach und Lohrerstraß'.
Wie ist der Wald fo schön, wie grün die Wiesen
Und klar die Bäche, die da murmelnd fließen!
Die Mühlen klappern drunten in dem Tale
Und froh ertönt der Vögel muntrer Sang,
Und Hain und Flur erglänzt im Sonnenstrahle,
In Lohr ertönt der Morgenglocke Alang.
Ich lausche still an grünen Rasenhängen,
wo drunten Wellen sich an Wellen drängen.
Horch! welch Geräusch dort in den schlanken Buchen,
Gs hackt und hämmert ohne Ruh und Rast,
Das ist mein Specht, nicht lang brauch ich zu suchen,
Der lugt so klug zu mir vom Ast.
„Mögst du", so spricht er, „der mich gern hört singen,
Den Spessartsreunden meine Grüße bringen!"
So zieh' ich hin durch Wälder und durch Auen,
Der kleinen Sänger Lied ertönt im Hag,
Bald kann ich droben Lohrerstraß' erschauen
Und's Försterhaus im grünen Buchenschlag.
Wie schön ist es am Waldessaum gelegen
Und blickt so tränt und freundlich mir entgegen! —
Beim biedern Förster ruh' ich alter Anabe;
Doch duldet's mich nicht lang an einem Mrt,
Nach kurzer Rast greif' wieder ich zum Stabe,
Die Lust zum Wandern drängt und zieht mich fort.
Als Jüngling schon und jetzt, nach langen Jahren,
Stets liebe ich das frohe Wanderfahren.
37
Nach Lichtenau, wo sich die ält'sten Eichen
Und Buchen dir in niegeseh'ner Art
Auf wald'gen Bergeshöhen ringsuni zeigen,
Geht jetzt die schöne Wanderfahrt.
Es führt der Weg durch hohe Buchengänge,
Und drüber wölbt sich grünes Laubgehänge.
Das U)affer rauscht, es klappert nur im Tale
Die Mühle noch, nicht tönt der Bögel Sang,
Der Wald erglänzt im letzten Sonnenstrahle,
Von Fern erschallt der Abendglocke Alang;
Da liegt's vor mir in wundervollen Auen,
Im Dämmern kann ich Lichtenau erschauen.
Wie sind so grün die Wiesen, klar die Quellen,
Wie rein und köstlich ist die Waldluft hier,
Wie munden auch die frischen Bachforellen
In Freundeskreis bei gutem Stoffe mir!
Wie oft hab' ich hier schon vergnügte Stunden
Verlebt, von allen Fesseln losgebunden!
In Lichtenau, bei Leuten treu und bieder,
Fand gute Aost ich im Touristenhaus,
Auf weichem Lager streckte ich die Glieder,
Ermüdet ruhte ich vom Marsche aus.
Erquickt vom Schlafe, frei von Sorgen,
Erwacht' ich neugestärkt am andern Morgen.
Die Fluren lachten schon im Sonnenstrahle,
Gleich Diamanten blitzt' am Halm der Tau,
Da zog ich aus dem waldumfchloff'nen Tale.
Leb' wohl, du trautes, schönes Lichtenau,
Du meine Lust, umkränzt von Bergeshöhen,
Im jungen Lenz werd' ich dich wiedersehen! —
eist
58
2i» Rotbenbucb, Älaldascbaff, Hscbaffenburg.
Lichtenau komm' ich durch alte Eichen
Nach Rothenbuch, des Spessarts tiefstem Kern,
In einer stunde kann ich es erreichen,
Nom Bergeshang erblick' ich's in der Fern,
Im Tale vor nur seh' ich Dorf und Felder
Und auf den Höhen ringsum dichte Wälder.
Durch Rothenbuch geh' ich auf stillen wegen
waldaschaff zu, durch prächt'ges Waldrevier,
Am Waldessaum winkt See Haus mir entgegen,
Ein Försterhaus, ermüdet rast ich hier.
Ein schön'res Plätzchen, als in diesen Gründen,
wirst kaum du in dem Spessart finden.
Dort, wo der Wasserfall, die Bäche rauschen,
Und sanfte winde säuseln in dem Hain,
Rannst du die Sprache der Natur belauschen,
Ein sel'ger Friede kehrt ins Herz dir ein ;
Und haben Lieb' und Freundschaft dich betrogen,
So zieh' hierher ins kühle Blätterwogen.
Nachdem ich mich gelabt im Försterhause,
Wan lud mich freundlich ein zürn wittagsmahl,
Durchzog ich froh nach läng'rer Ruhepause
waldaschaff, Weiler und das prächt'ge Tal,
Und sah, als ich den nahen Berg erstiegen,
Bald Schmerlen dach mit Airche vor rnir liegen.
39
Ich komme an der Schellenmühl' vorüber,
Schau' auf dem Gottelsberge noch einmal
Zurück nach meinem Spessartwald hinüber
Und auch hinab ins schöne Aschafftal,
Und weiter geht's, bald seh' ich mit Entzücken
Aschaffenburg vorn nahen Hügelrücken.
Aschaffenburg, du liebe Stadt am Maine,
Dich seh' ich jetzt, o sei von mir gegrüßt!
Ich schau' den Strom, der zu dem Vater Rheine
Im letzten Glanze still vorüberfließt,
Der mancherlei erzählt, was er gesehen
Von Städten und Ruinen auf den Höhen.
Ja, dir o teure Heimat, will ich leben
Und meinem lieben Spessartwalde nah,
Denn keine schön're Stätte kann es geben,
Als wo zuerst das Licht der U)elt ich sah.
Die Lieb', die ich zu dir gehegt seit Jahren,
Ich werd' hu Herzen stets sie treu bewahren! —
qo
22. Älititerbüder aus dem Spessart.
Y|jS\tcfyt lag noch draußen Schnee im Feld und Walde,
Im Winterschlafs ruhte die Natur,
Kein frohes Lied der Vögel inehr erschallte,
Man hört' im Forst den Schlag der Holzaxt nur.
Im Winter wollt' ich auch den Spessart sehen,
Im Schneegewande ist er ja so schön,
Wenn weiß bestäubt die dunklen Tannen stehen,
Und reinstes Blau dir winkt aus fernen Höh'n.
Ts fing bereits in: Walde an zu dämmern,
Und Stille herrschte in den: weiten Raum,
Den Specht nur hörte ich am Aste hämmern,
Tr lugt so klug herab vom kahlen Baum
Und spricht zu mir: „Wohl nirgends in der Runde
Gibt's für die armen Vögel Trank und Speis,
Wie viele gehen jämmerlich zugrunde
In ihrem dünnen Aleid durch Frost und Tis.
„Wie viele starben schon und werden noch in Bälde
In diesen: Winter finden ihren Tod;
Denn schrecklich tobt der junger und die Aälte,
Nicht kennt ihr in den Städten unsre Not.
Sieh' nur den Buchfink dort, er neigt das Aöpfchen,
Der junger und die Aälte tun ihm weh,
Aein Aörnchen findet sich in seinen: Aröpfchen,
Bald liegt erstarrt und tot er in den: Schnee.
— <k\ —
„Nicht besser geht's den pirschen und den Rehen,
Wenn Wald und Felder sind vom Schnee bedeckt,
Bei Eis und Aalte und bei Lturmeswehen,
Wenn drunter INoos und Gras verborgen steckt.
Doch euch, ihr Freunde, die in edlem Triebe
Den Armen Schutz gewährt und Nahrung streut,
Lei auch aus inn'ger Dankbarkeit und Liebe
Im schönen Lenz der Vögel Lied geweiht." —
„(D, geh' mit mir, da brauchst du nicht zu suchen",
— Lprach ich — „auf kahlem Ast nach Trank und Lpeis,
Denn sieh', wie jetzt die Eichen und die Buchen
Bedeckt im Winter sind mit Lchnee und Eis."
„Ich danke dir, du hast mit mir Erbarmen,
Ich gehe mit dir in dein gastlich Haus,
Durch deine Liebe werd' ich dort erwärmen
And nicht mehr fühlen harten Winters Graus."
Durch Nahrung stößt' dem Halberstarrten wieder
Im warmen Hein: ich neues Leben ein,
Und dann erzählt' er, wie der Vögel Lieder
Ihn stets beglückt im grünen Lpeffarthain.
Von Bächen, die durch Wiesengründe rauschen,
Hör' ich ihn sprechen gern so manchen Tag,
Von Lenzespracht, wie süß es sei zu lauschen
Dem Blätter-Läuseln in dem Buchenhag.
Vom Lpessartwald erzählt er, seinen Eichen,
Gekrönet von der Lage reichstem Aranz,
Von alten Burgen und von Gnomenreichen
Und von der Elfen mitternächt'gem Tanz.
Dann von dem Lturmgetos, wenn durch die Wipfel
Des Hochwalds hin der wilde Jäger saust
Wit seinem Heer, wie's um die Bergesgipfel
Und in den Lüften schaurig pfeift und braust.
^2
Und dann, wenn sich der Tag zur Rüste neiget.
Die Abendglocke tönet in der Fern,
Wenn sich im Wald das letzte Glührot zeiget,
Und alle Sänger danken Gott, dem Herrn.
Vorn hohen Glück, dern Zephyr gleich zu eilen
Von Ast zu Ast irrr Wald urrd auf der Flur,
Spricht er, und von der Seligkeit, zu weilen
Arn treuen Wutterherzen der Natur.
So schwanden schneller mir die Wintertage,
Der treue Specht verscheuchte Granr und Schrnerz.
Ich fühlte weniger so manche j)lage,
Hat doch mein Liebling stets erfreut mein Herz.
Der junge Lenz erwacht und sel'ge Triebe
Erfüllen wieder meines Vogels Brust,
Er sehnet sich nach Freundschaft und nach Liebe,
Nach allein, was das Herz erfüllt mit Lust.
„Laß in den Wald mich", sprach er, „wieder ziehen,
Beut die Natur uns ja das höchste Glück,
Aus dem Geräusch der dumpfen Stadt mich fliehen."
Ich fühl wie er — und halt ihn nicht zurück.
Bald wird man hören in des Haines Stille
Sein Lämmern in dem dunklen Buchengang,
Dort preiset hoch in ungeschwächter Fülle
Der Vögel Thor den Herrn im Lobgesang.
ei®
23. 3tUnderbüder.
Motto:
Die ganze Welt ist wie ein Buch,
Darin uns aufgeschrieben
I" bunten Zeilen manch ein Spruch,
wie Gott uns treu geblieben.
(Emanuel Geibel,
Morgendämmerung.)
sind jetzt des Spessarts Bäume,
' Stille zwar jetzt seine Räume,
Doch im Winter ist's auch schön,
wenn rings auf den luft'gen Höh'n
weißgeschmückt die Tannen steh'n,
Und die Buchen und die Eichen
In krystall'nem Schmuck sich zeigen.
Lasset uns darum nicht minder
Ziehen auch einmal im Winter
In den schneebedeckten Wald.
Mancher seufzt: „Es ist so kalt!"
Sehet doch, ich bin schon alt,
Doch bei Schnee und Windeswehen
will ich auch den Spessart sehen!
Häher, Drossel, Fink und Meise
Tummeln sich in froher weise
Im Gezweig, und wie der Specht,
Hört nur, gar sich noch erfrecht,
Lockt und hännnert nun erst recht!
Waidmannsruf und Hörnerschallen
Mischt sich in der Büchse Anallen!
wer da zieht zu Wald und Felde,
Darf nicht scheuen Schnee und Aälte.
Glaubt nicht, daß im Lenze nur
Uns erfreuet Wald und Flur,
Immer schön ist die Natur.
Folget ihr, es wird erwärmen
Jedes Herz in ihren Armen.
- w -
Viele Menschen sind nicht nötig
Den: Touristen, frei und ledig
Aller Fesseln muß er sein.
Gerne zieh' ich ganz allein
Froh dahin in: stillen Hain,
Lausche da den: Vogelfänge
Und den: fernen Glockenklange.
Zwar kann mm: sich leicht verirren
Ganz allein und sich verwirren
In den: dichten Maldgeheg,
Muß sich bahnen oft den Meg,
Aonnnt an Bäche ohne Steg —
Doch wird dir sich offenbaren
Mehr des Schönen und des Mahren.
Denkst du noch an Gran: und Sorgen,
Wenn die Sonne früh an: Morgen
Sich erhebt in goldner Fracht
Und verscheucht die dunkle Nacht?
Du erkennst des höchsten Macht,
Der da lenkt die Sternenkreise
Und der ordnet alles weise. —
Schön ist's auch, wenn liebe Freunde
Die Geselligkeit vereinte,
In: Gespräche traulich zieh'n
Sorglos heitern Muts dahin
Durch das frische Maldesgrün,
Und wenn ihre frohen Lieder
fallen in den: Malde wieder.
Menn sie dann die müden Glieder
Nach den: Marsche strecken nieder,
(D, wie süß ist dann die Ruh',
^5
Hub wie mundet's, findest du
Dann noch guten Stoff dazu —
Welch ein Glück! — das nur verstehen,
Nicht die fahren, nur, die gehen.
Wenn wir uns auf Eifenwegen
Schnell im Flug dahin bewegen,
Was find wir? — nur eilend Gut! —
Der Tourist hat frohen Wut,
In ihm wallt gesundes Blut,
Fest in Tat, frei in Gedanken,
Aennt fein Wille keine Schranken.
heutzutage wollen viele
Schnell zum vorgesteckten Ziele.
Also auf dein Schienenstrang
Treibt sie's hin in hast'gem Drang;
Oostzug dauert schon zu lang,
Drum mit raschem Blitzeszuge,
Alles huscht vorbei im Fluge!
Wögen reifen so die andern,
Wir gefällt das freie Wandern
Auf den höhen, laubumwallt,
Dort im prächtigen Buchenwald,
Wo der Vögel Lied erschallt —
Hochgenüsse, die nicht ahnen,
Die da zieh'n in Eisenbahnen.
Ja, es kann nichts Schön'res geben
Als das freie Wanderleben.
Wohl ward den: die schönste Gab',
Der durchmißt mit frohein Stab
Frisch die Welt bis an das Grab!
Sehnst du dich nach Ruh und Frieden,
Die Natur wird sie dir bieten! —
24. MaUicd.
^M^grüßt bist du in Flur und Wald,
G holder Mai, von jung und alt!
Im Blütenkranz bist du geschmückt,
Wie ist des Menschen Herz beglückt!
Nach langer, harter Winterzeit
Hast du, Ersehnter, uns erfreut;
Im Tal und auf der Berge Höh'n
Wir jetzt des Frühlings Walten seh'n.
Der Amsel und der Finken schlag
Begrüßet froh den jungen Tag,
Und alle Bögel stimmen ein,
Den Herrn zu loben im Verein.
Das liebe Maienglöcklein sprießt,
Waldröslein wieder sich erschließt.
Das Reh, der pirsch, das edle Tier,
Erfreuen sich im Waldrevier.
Ja, schön ist's jetzt im grünen Wald,
Drum zieht hinaus auch jung und alt!
Laßt Gram und Sorgen nur zu Haus
Und in den Spessart eilt hinaus!
Noch lieb' ich dich, mein Spessartwald,
Wie einstens; bin ich jetzt auch alt,
Aann ich nicht mit den andern geh'n,
Besteigen nicht mehr Berg und Höh'n:
So bin ich in den: lieben Hain
Des Spessarts doch nicht ganz allein,
Geführt von liebevoller Hand,
Zieh ich dahin durch Flur und Land! —
Schön ist der Wald, wenn auch entlaubt,
Zm Winter, seines Schmucks beraubt,
Doch schöner ist die Frühlingszeit,
Der Mai in seiner Herrlichkeit.
Es gleicht der Lenz in Feld und Wald
Der goldnen Zugend, die so bald
Entschwand. Eh' man es wird gewahr,
Erbleicht im Alter unser Haar.
Die Zugend ist des Lebens Mai,
Sie ist so kurz, bald ist's vorbei!
Darum genießt die schönste Zeit,
Doch in erlaubter Lust und Freud'! —
eilt
§8
25. Meiärnanns Reil.
|U schöner 2Pal6 mit deinen Eichen,
Du aller deutscher Wälder Pracht
DTit deinen Buchen ohnegleichen,
Wie zieht es mich zu dir mit Wacht!
Wo bleibt ein fühlend Herz noch kalt
Im freien deutschen Lpessartwald?
Wie glücklich ist des Jägers Leben,
Nur Freiheit wohnt in seiner Brust. —
Nichts Lchön'res kann's auf Erden geben,
Als seine Wonne, seine Lust,
wenn er mit feinern treuen Tier
Durchzieht das stille Waldrevier.
Früh, wenn der erste strahl der Lonne
Durchglüht den hohen Buchenwald,
And aus der tiefsten Brust in Wonne
Der Bögel frohes Lied erschallt,
Da geht er freudig schon dahin
Durch Waldesluft und Waldesgrün.
Wer möchte mit dem Blätterrauschen
In sel'ger Lust, im Waldesgrün
Nicht schales Weltgeräusch vertauschen
Und mit dem wackren Jäger zieh'n?
In freier Flur, im stillen Hain
weht Friede uns ins Herz hinein.
Und kehret nach des Tages Mühen
Ins liebe Forsthaus er zurück,
Ihn: wieder neue Freuden blühen,
Es lächelt ihm der Rinder Blick,
Beim treuen Weib im trauten Heini,
wer möchte da nicht glücklich sein?
- d —
Die Jäger sind auch tapfre Schützen
IHit sich'rer lhand und festem Blick.
Seht, wie die Augen mutig blitzen,
Nichts schreckt sie vor Gefahr zurück.
Sie zieh'n mit Lust in blut'gen Streit,
Wenn es das Vaterland gebeut.
26. 8pessarttoimsten-Cied.
(ITlel.: Im Wald und auf der Heide.)
^ »ein größres Glück im Leben
Aann es für Menschen geben,
Als frohe Wanderlust.
Dort in den grünen Wäldern,
In Fluren und in Feldern
Erhebt sich froh die Brust.
wie schwinden alle Sorgen,
wenn wir am frühen Morgen
Dein Lärni der Stadt entflieh'n;
Sodann mit sreud'gem Kerzen
Und frei von allen Schmerzen
hinaus zun: Spessart zieh'n.
wenn muntre Vögel singen
Und unsre Lieder klingen
Im weiten Spessartwald,
Und wir mit unsern Freunden
Im wandern uns vereinten,
Da freut sich jung und alt.
Spessartklänge.
50
Pom hohen Bergesrücken
Seh'n wir, o welch Entzücken,
Auf Felder, Wald und Flur.
Und in den: Tale lauschen
Wir muntrer Quellen Bauschen.
Wie schön ist die Natur!
Wie selig ist das Wandern
Von einem Mrt zun: andern,
Zu ziehen froh hinaus!
Drum immer fort in's Weite,
Das ist des Wandrers Freude.
Die Sorgen laßt zu Haus!
Wir Wandrer nicht erzittern
Bor Stürmen und Gewittern,
Nichts trübet unsern Sinn.
Bei Sonnenschein und Regen
Und auf durchnäßten Wegen
Zieh'n freudig wir dahin.
Sind müde unsre Glieder,
Dann legen wir uns nieder
Im Wald auf weiches Moos,
Wo wir mit dem uns laben,
Was wir im Rucksack haben,
Da ist der Jubel groß.
Wir gehen nicht vorüber
An einem Wirtshaus, lieber
Geh'n wir in es hinein.
Wo Wirtshausschilder winken,
Da gibt es was zu trinken,
Für Durst'ge Bier und Wein.
Wenn Schöne uns kredenzen
Und locken uns zu Tänzen
Gar lieb und freundlich an.
Dann schwinget seine Beine,
Gestärkt r>om goldncn Weine,
Der frohe Wandersmann.
Aein größres Glück im Leben
Aann es für Menschen geben,
Als frohe Wanderlust.
Drum fort ins Grün der Wälder,
Durch Fluren und durch Felder,
Dort atmet frei die Brust l —
vj. Bundeslied des Spessartvereins.
(Mel.: Auf, schwärmt und trinkt rc )
'Wich grüß dich Wald mit deinen Lickten
Und deinen luft'gen blauen Höh'n;
Wenn 5org' und Unmut uns beschleichen,
Laßt uns in Waldesstille geh'n,
Dort wird das k)crz, ob jung, ob alt,
Beglückt mit süßer Ruhe bald.
In deinen Räumen wohnt der Frieden;
Drum, wird es uns zu eng im Haus,
Aann keine Ruh die Welt uns bieten,
Dann ziehen wir getrost hinaus
In unsren lieben Lpessartwald,
Wo froher länger Lied erschallt.
52
N)enn sich die Sonne früh am Morgen
Erhebt in feurig goldner Fracht,
Wer denkt da noch an Gram und borgen?
Wenn sie verscheucht die dunkle Nacht
Und weithin laut das Hüfthorn schallt,
herrscht frohes Leben in dein Wald.
Im heil'gen Hain auf luft'gen Höhen
Stand unsrer Väter feste Burg,
Wo frische, freie Lüfte wehen,
Da drang kein Feindesruf hindurch,
Den Hünen gleichend an Gestalt,
Nicht beugten sie sich vor Gewalt.
Wie freuen sich der Menschen Kerzen,
Wenn wieder kommt die Frühlingszeit
Und mild und freundlich von den Schmerzen
Des rauhen Winters uns befreit:
Drum fort hinaus in grünen Wald,
Wo Jubel ringsum widerhallt.
Und wenn wir uns im Freundeskreise
Nach langem Wandern gönnen Ruh',
Und dann nach unsrer Väter Weise
Gambrinus wacker trinken zu,
Wenn laut das Bundeslied erschallt,
Dann singt und jubelt jung und alt.
Ja, preiset hoch, ihr Spessartsreunde,
Die hehre Mutter, die Natur,
Sie ist's, die liebend uns vereinte,
Folgt treu nur immer ihrer Spur.
An ihrer Brust wird man nicht alt,
Drum dreimal hoch mein Spessartwald! —
53
2$. Mei» liebt nickt von f)erzen den herrlichen Maid?
(Mel.: Linst war ich ein Jüngling ic.)
Ht]IßÜcr VON Kerzen den herrlichen Wald
Und wer nicht die grünende Flur?
Und bin ich, ihr teuren Freunde, auch alt,
Ich schwärme doch für die Natur.
Und wird mir's da drinnen zu enge im Haus,
So zieh' ich zum waldigen Spessart hinaus,
Wo wahrhaft das Herz sich erfreut,
Das ist eine köstliche Zeit!
Wenn frühe sich rötet der prächtige Wald,
Wem wird's da im Kerzen nicht warm?
Wenn's Stieb der befiederten Sänger erschallt,
Wer denkt noch an Aummer und Harm?
Und wenn dann die Sonne mit goldenem Schein
Blickt hell durch die Eichen des Spessarts hinein
Und Wonne den Wenschen verleiht,
Das ist eine köstliche Zeit!
Durch Wälder und Felder auf Berge und Höh'n
Au wandern, o selige Lust!
hinaus in die weiteste Ferne zu seh'n,
Wie hebt sich das Herz in der Brust!
Die Bäche, sie eilen so freudig dahin,
Wie herrlich ist fröhliches Wandern und Zieh'n,
Wenn wieder der Lenz sich erneut,
Das ist eine köstliche Zeit!
— 54 -
Sdjön ist auch der Winter mit Eis und mit Schnee,
Da wird es lebendig im Wald,
Es schlüpft aus dem Dickicht der pirsch und das Reh,
Das Rufen der Dörner erschallt,
Und's Echo im friedlichen Walde erwacht,
Trara, da ziehen zur fröhlichen Jagd
Die Jäger durch Fluren und L)eid',
Das ist eine köstliche Zeit!
Doch, sag'ich, die herbstliche Zeit ist auch schön;
Wie bunt ist der Wald da geschnu'ickt,
Die Luft ist so wonnig auf Bergen und Höh'n,
Wer fühlt sich nicht froh und beglückt?
Doch fallen die Blätter, bald ist es vorbei,
Es blühet irn Leben nur einmal der Wai,
Die Jugend mit Lust und mit Freud',
Das ist ja die köstlichste Zeit!
55
ry. Der “Courist auf dem Rade*
(Mel.: 3tu lvald und auf der Heide.)
Mu fahren durch die Felder,
Durch Wiesen und durch Wälder
ZTCit freuderfüllter Brust
Auf's Stahlroß sich zu heben
Und weiter stets zu schweben,
CD welche Götterlust!
Halli, hallo, halli, hallo,
V welche Götterlust!
Wit frischem ^Zugendmute
Und leicht bewegtem Blute
So geht es durch die Welt.
Gb grad', ob krumm die Wege,
C)b Brücken oder Stege,
Nichts, was zurück uns hält.
Halli rc.
Wie von dem Wind getragen,
So eilen Roß und wagen,
Wir wie der Blitz voran.
Wir sehen ferne Lande
Und knüpfen Freundschaftsbande
Nlit Aameraden an.
Halli rc.
Nkit Augen, schwarzen, blauen,
Auf unsern Fahrten schauen
Wir Schöne überall.
Doch bleiben frei die Kerzen,
Wir tändeln bloß und scherzen,
Fern bleibt der Liebe Qual. 2.:
Halli rc.
3m Fluge viele Herzen
Erobern wir, und Schmerzen
Oft lassen wir zurück.
Doch kümmert's uns nicht weiter,
U)ir bleiben froh und heiter,
Nichts störet unser Glück.
Halli rc.
Sich auf das Roß zu heben,
Und weiter stets zu streben
In heitrer Iugendlust;
Durch Fluren und durch Felder
Und durch die Spessartwälder,
U)ie hebt sich da die Brust! :,
Halli rc.
57
30. Die Spessart-äüunder der Coimstem.
(Mel.: Da streiten sich die teilt' herum rc.)
Ihr freunde der Natur,
Vernehmet, was für lDunder als
D'Touristerei gebur.
Da wurde mancher Aranke g'sund,
Gar mancher Brunnnbär weich,
Gar nianches wurde lust'gcr und
Gft schwand die Sucht der Bleich.
A)as euch nunmehr entgegentritt
Aus diesem Zauberberg,
Das nehmet auf nicht gar zu kritt-
lich und nicht überzwerch.
U)ir hoffen, daß ihr all mit uns
Noch ausführt manche Tour;
Denn alle Bresten, Grillen, Runz-
eln, alles heilt Natur! —
Der Bankier, der da spekuliert,
Der Aurs, er fällt und steigt,
Der Aurs der Liebe auch variiert,
N)ie sich's schon oft gezeigt. —
Nun, wenn die Aktien stehen schlecht,
U)enn fallen die Aredit',
So folg getrost den: Ruf des Specht
Und zieh' zum Spessart mit.
58
Politiser kommt als Tourist
Doch endlich auf die Spur,
Daß immer eins das andre frißt,
So ist's in der Natur,
Selbst in der Kammer ist es so,
Viel Reden, wenig Tat;
Oft wird gedroschen leeres Stroh,
Drum freut mich kein Mandat!
Auch der Jurist hat seine Plag',
Der in der Sitzung schwitzt,
Der oft den lieben, langen Tag
Bei seinen Akten sitzt,
Tr faßt zuletzt noch den Beschluß,
Zum Spessart mitzugeh'n,
Wird sonst Hämorrhoidarius,
Dann ist's um ihn gescheh'n!
Der Privatier, der stehet da,
Was fehlt dem alles nicht? —
Bald zwickt ihn hier das Podagra,
Bald quält ihn dort die Gicht.
Tr geht im schönen Tal herum
Mit abgemess'nem Schritt,
Da gibt's nur ein Kemeclium,
Mach unsre Touren mit!
Mit blauen Augen, goldnem Haar
Und Grazie in Figur,
Ist „sie", es ist gewiß und wahr,
Die Krone der Natur.
Ts schützet vor des Wetters Graus
Der Hut dich, holde Maid,
Doch laß die Hackenschuh zu Haus,
Und dein zu enges Kleid!
59
Allein holdes Kind, bist nicht gesund,
Denn deiner Mangen Rot
Verrät aus tiefstem Herzensgrund
Geheime Liebesnot!
Zur Kühlung solchen Fiebers ist
Die Maldluft exzellent,
Doch nur, wenn der sie mitgenießt,
Für den dein Herz entbrennt.
Die alte Dame kommt daher
Mit uns durch Berg und Tal,
ITiit einer Reisetasche schwer,
Gesund und jovial,
Pacft Mein dann aus und Kotelett,
Kommt sie ani Ziele an.
Ihr jungen Fräulein, hold und nett,
Nehmt ein Exempel dran!
Jetzt konnnt der Sohn von Albion
Mit Shawl und Angelstock,
Notiert sich jede Station
And jeden Ziegenbock,
Er schaut aus dem Toupe heraus
Mit länglicher Figur,
Und mit dem Fernglas ruft er aus:
Mie herrlich das Natur!
Der Handwerksbursche kommt daher,
Tourist im echten Sinn,
Und sein Berliner ist nicht schwer,
In: Beutel ist nichts drin;
Doch geht er in den Spessart 'nein,
Ihm nicht das Fechten nützt,
Denn hier besteht gar ein Verein,
Der vor dem Bettel schützt.
60
Der junge Forstmann geht spazier'n
IHtt (Cerems und Band
Und viele Schöne gern prezier'n
Ihm liebend Herz und Hand. —
Doch anders in der Praxis aus
Sieht er bei Sturm und U)ind.
Genießt die Jugend; — denn o Graus,
Sie flieht nur zu geschwind!
Mit heiterm Sinn und frohem Mut
Kommt der Zigeuner her,
Kein Kunnner drückt das leichte Blut,
Sind auch die Taschen leer.
Verschließet wohl vor ihm das Haus,
Gr stiehlt, daß ihr's nur wißt,
Und wenn er kommt, so werft ihn 'naus,
Den sauberen Tourist.
Von Stritzow konnnt mit Iattin schön,
Die haben ihre Not,
Mohin sie in den Spessart jeh'n
Nur Käse, Schnaps und Brod;
Doch sag' ich, bald wird's besser sein,
Für Mohnung, Braten, Supp'
Und für ein gutes Gläschen Mein
Sorgt ja der Spessartklub.
Doch dort seht ihr der Berge Sohn,
U)ie er im Buche steht,
An ihm hat sich erprobet schon
Der Mind, der dorten weht,
Und ist er auch nicht fein lackiert,
Ist doch sein i}er; e gut's.
Zieht auf die Berg', dann werdet ihr,
Mie er, voll frohen Mut's.
6\
Das Alter selbst wird noch verjüngt,
wenn sich's von Kerzen freut;
Denn, wenn nian fröhlich trinkt und fingt,
flieht jedes Herzeleid,
wer immer räsonniert und murrt
Und alles besser weiß,
Die Zeit beklagt und grämlich knurrt,
Der ist schon jung ein Greis.
Mb jung, ob alt, kommt alle her,
wer gerne ein Tourist,
Mb Spekulant, ob Privatier,
Zigeuner und Jurist.
Za, teure Freunde, ziehet nur
wit uns durch Flur und Wald,
Denn an dem Busen der Natur
wird unser Herz nicht alt!
62
31. Mer bleibt jung?
er zu dem Fimmel hat Vertrauen
Und keines Unrechts sich bewußt.
Den Menschen frei ins Aug' kann schauen
Und Frieden hat in seiner Brust,
Der hat den innern wahren Halt,
Und bleibet jung und wird nicht alt.
Schickt Gott den Menschen Gram und Leiden,
So gibt er auch zum Tragen Araft,
Doch wohl den größten Schmerz bereiten
Die Leiden, die man selbst sich schafft;
(D lerne dies erkennen bald,
Dann bleibst du jung und wirst nicht alt.
Sei stark, du darfst nicht unterliegen
Der Leidenschaft, die freundlich naht,
Sie drückt sich aus in deinen Zügen
Und kürzet ab den Lebenspfad.
Hast du dich selbst in der Gewalt,
Dann bleibst du jung und wirst nicht alt.
Nach Wahrheit streb' mit aller Liebe,
Erfaß das Edle für und für,
Beherrsche dich und deine Triebe,
Dann blühet ew'ge Zugend dir,
Dies prägt sich aus in der Gestalt,
Du bleibst dann jung und wirst nicht alt.
Zufriedenheit sei dir gegeben,
Mit wenig kannst du glücklich sein,
Befolge dies, und heitres Leben
Zieht bald in deine Seele ein;
Du hast den inneren Gehalt
Und bleibest jung und wirst nicht alt.
65
Nicht laß vom Zorn dich übermannen,
Bewahre Ruhe dem Gemüt,
Bezähme dich und geh von dannen,
wenn es im Innern schnell erglüht,
Nicht brause auf und denk: „Nur kalt!"
Dann bleibst du jung und wirst nicht alt.
Sei fröhlich, wenn im trauten Areise
Ein Hoch man treuer Freundschaft bringt,
Und wo des Liedes hehre weise
Noch mächtig zu dem Kerzen dringt;
wer sich erfreut, wenn es erschallt,
Der bleibet jung und wird nicht alt.
Nimm teil an Witz und frohen scherzen,
An heitre Menschen schließ dich an;
Denn wer sich noch von ganzem Kerzen
In: Freundeskreis erfreuen kann,
wer nicht für Lieb und Freundschaft kalt,
Der bleibet jung und wird nicht alt.
Nicht quäle dich mit eitlen borgen,
Es geht nach Wunsch den meisten nicht,
Nach Leidensnächten zeigt der Morgen
Uns oft ein rosig Angesicht.
Drum denk: „So ist's im Leben halt",
Dann bleibst du jung und wirst nicht alt.
wen noch mit seligem Entzücken
Erfüllt die herrliche Natur,
Und wen noch wahrhaft kann beglücken
Der grüne Wald, die lichte Flur,
wo laut der Vögel Lied erschallt,
Der bleibet jung und wird nicht alt.
6H
Und drum hinaus ins Grün der N)älder,
wo uns der Lenz entgegenlacht,
hinaus auf wiesen, Flur und Felder
Bei Sonnenaufgangs goldner Fracht,
Die Freiheit weht im grünen Wald,
Folgt ihrem Rufe, jung und alt!
wer froh durchwandert dieses Leben,
was er nicht ändern kann, vergißt,
wer sich zum höchsten kann erheben
Und reinen, frohen Sinnes ist,
<Db sich auch ändert die Gestalt,
Gr wird an Geist und Herz nicht alt! —
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