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DAS
KÖNIGLICHE
ETHNOGRAPHISCHE MUSEUM
COPENHAGEN.
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DAS
KÖNIGLICHE
ETHNOGRAPHISCHE MUSEUM
COPENHAGEN.
HANDCATALOG FÜR DIE BESUCHENDEN
VON
CC. L. STEINHAUER,
I{nspeector des Museums.
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COPENHAGEN.
BIANCO LUNOS KÖNIGL. HOF-BUCHDRUCKEREI.
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Mu 14
SS) 1584
Kumboldt-Universität zu Berlin
Philozsorkischa Fakufliät
Institut für Völlerkunda
Berlin N 4, Chausseestraße 110
Vorwort,
Bei den in unseren Tagen stark hervortretenden nationalen Bewe-
gungen hat die Wissenschaft mit verdoppeltem Kifer ihre Aufmerk-
samkeit auf die wichtige Frage in Betreff der ersten Entstehung des
Menschengeschlechts und solchem nach auch der einzelnen Völker,
ihrer späteren Entwickelung und inneren Verhältnisses in der Vorzeit
und Gegenwart gerichtet.
Es ist daher ganz natürlich, dass man, ZUr Aufklärung der in
solcher Beziehung mangelhaften und gar zu spät niedergeschriebenen
Geschichte, allenthalben in Europa: angefangen hat, Sammlungen an-
zulegen sowohl von vaterländischen Alterthümern als auch von ethno-
graphischen Gegenständen , namentlich aus fremden Welttheilen.
Während indessen die Sammlungen von vaterländischen Alterthümern
schon wissenschaftlich geordnet sind nach der für Europa allgemein
anerkannten Zeitfolge: Steinalter, Bronzealter und Eisenalter, darf
man nicht behaupten, dass dieses in dem nämlichen Grade mit den
ethnographischen Sammlungen der Fall ist, theils weil die genannte
suceessive Culturentwickelung und Zeitfolge im Allgemeinen nicht so
bestimmt ausserhalb Europa geltend gemacht werden kann, theils
auch weil der Begriff Ethnographie noch nicht überall auf eine und
die nämliche Weise aufgefasst worden ist.
Einer der ersten Versuche ein grösseres, besonderes ethnogra-
phisches Museums herzustellen und zu ordnen, rührt von dem sich
um mehrere unserer übrigen Sammlungen so hoch verdient gemach-
ten, im Jahre 1865 verstorbenen Conferenzrath C. J. Thomsen, her.
Nachdem er aus der alten Königlichen Kunstkammer die daselbst
sich befindenden ethnographischen Gegenstände, welche er nach und
nach durch unermüdete Wirksamkeit bedeutend vermehrte, ausge-
schieden hatte, konnte er im Jahre 1849 die neugeordnete Sammlung:
im „Palais des Prinzen“ in Copenhagen ausstellen. ‘ Thomsens Plan
beschränkte sich darauf, soweit möglich „die jetzt lebenden nicht
europäischen Völker“ nach. ihren verschiedenen Culturstufen in
folgenden drei Hauptabschnitten darzustellen, nämlich:
1) die Nationen, welche im Allgemeinen nicht selbst Metalle verar-
beiten und daher als auf der niedrigsten Stufe der Cultur stehend
betrachtet werden müssen;
diejenigen Nationen, welche Metalle verarbeiten aber keine bei
ihnen selbst entwickelte Literatur besitzen;
diejenigen Nationen, welche sowohl Metalle verarbeiten als auch
im Besitz einer selbstständigen Literatur sind.
2)
L
Die zwei ersten dieser Abtheilungen wurden wiederum geordnet
je nachdem die verschiedenen Nationen im kalten, gemässigten oder
warmen Klima leben. Diese Ordnung, welche jedenfalls damals ein
sehr grosser Fortschritt von dem früheren chaotischen Zustande war,
hatte auch für ihre damalige Zeit eine nicht geringe Bedeutung.
Nach und nach ging es doch aus den umfassenden vergleichenden
athnographischen und archäologischen Untersuchungen hervor, dass
kaum, wie vorher, zwischen der Ethnographie und der vorhistorischen
Archäologie, eine scharfe Gränze gezogen werden dürfte, sowie auch,
dass die Ethnographie und die ethnographischen Sammlungen in der
Wissenschaft ihren Platz kaum länger würden behaupten können,
wenn sie sich auf die jetztlebenden Völker ausserhalb: Europas
beschränkten. Denn nicht allein in dem einzelnen Welttheil (Europa)
finden sich Reste von uralten vorgeschichtlichen Völkern und Cultur-
zuständen, welche an die genannten jetztlebenden, mehr primitiven
Völker erinnern; sondern so zu sagen über der ganzen Erde kommen
ebenfalls häufig Alterthümer vor, welche von längst verschwundenen
Volksstämmen und von entsprechenden oder noch mehr primitiven
Culturzuständen als den. gegenwärtigen zeugen, und welche dabei in
den meist verschiedenen Weltgegenden oft unter sich die treffendste
Aehnlichkeit darbieten. Sollte daher die Ethnographie und die damit
unzertrennlich verbundene vorgeschichtliche Archäologie überhaupt
erwarten dürfen von der Verbreitung der ältesten Völker über die
Erde die erwarteten Aufklärungen ertheilen zu können, und u. A,
auch von dem ersten Anbauen Europas, — dasselbe sei nun von
Asien oder Afrika aus geschehen — worüber gerade jetzt gestritten
wird, so müsste man vermeintlich zeitig darauf bedacht sein in den
neuen ethnographischen Museen für unumschränkte Vergleichungen
der primitiven Culturstadien sowohl der jetztlebenden, als auch der
ausgestorbenen Völker in allen Welttheilen reichlicheren Stoff her-
zustellen.
Durch einen glüchlichen Zufall lag eben bei uns (beim Antritt
meines Amtes im Jahre 1866 nach dem Ableben meines Vorgängers
Thomsen) ein ansehnliches Material zu einer Erweiterung unseres
ethnographischen Museums in der angegebenen Richtung vor. Mit
dem Museum für nordische Alterthümer war ein s. g. „Amerikani-
sches Cabinet‘“ verbunden, welches ursprünglich von der „Kgl. Ge-
sellschaft für die nordische Alterthumskunde‘ für grönländische und
amerikanische Alterthümer gestiftet war, und im Museum für Alter-
thümer selbst wurde ein Theil comparativer Alterthümer aus anderen,
besonders europäischen Ländern aufbewahrt. Als es daher nach der
Auflösung und Vertheilung der letzten Reste der alten Kunstkammer
(des s. gg. „Museums für Sculptur und Kunstfleiss‘) und nach Abgabe
des Locals dieser Sammlung im „Palais des Prinzen“ an das ethno-
graphische Museum, welches eine grössere Umordnung dieses Mu-
seums ermöglichte, mein Loos wurde durch wohlwollendes Entgegen-
kommen von Seiten des Ministerli und KReichstages eine solche
Umordnung ungefähr gleichzeitig mit derjenigen des Museums für
Alterthümer durchzuführen, trug ich kein Bedenken dahin zu wirken,
dass das mehr Gleichartige vereinigt werden konnte, so dass jedes
dieser Museen in Uebereinstimmung mit den gegenwärtigen Forde-
rungen der Wissenschaft ihre bestimmte Aufgabe und gehörige
Gränze erhalten konnte.
Indem ich also davon ausging, dass die Ethnographie in ihrer
genanen Verbindung mit der vorgeschichtlichen Archäologie . noth-
wendig nun die primitiven, oder mehr stillestehenden, älteren und
neuen Culturstadien, sowohl in als ausserhalb Europas, ‚umfassen
musste, liess ich aus dem Museum für Altherthümer an das neue
Ethnographische Museum, sowohl den Inhalt des amerikanischen Ca-
binets (mit dazu erworbener Zustimmung der Kgl. Gesellschaft für
die Nordische Alterthumskunde), als auch die übrigen in Museum
vorhandenen comparativen Alterthümer aus allen Ländern ausserhalb
des skandinavischen Nordens überführen, zu welcher comparativen
Abtheilung es gelungen ist einen ansehnlichen Zuwachs sowohl von
Originalen als Abgüssen aus den verschiedensten Ländern und
Welttheilen zu erhalten. Das Museum für Alterthümer kam solcher-
gestalt ausschliesslich nordische oder besonders dänische Alterthümer
zu enthalten, um desto besser die bei uns stattgefundene eigenthüm-
liche Entwickelung in der vorgeschichtlichen und älteren historischen
Zeit zu veranschaulichen.
Dem Ethnographischen Museum wurde es dabei vorbehalten eine
erläuternde allgemeine Einleitung zu dem Museum für Alterthümer,
zu der Antikensammlung und im Ganzen zu den antiquarisch-histo-
rischen Museen abzugeben und dadurch, soweit möglich, von dem
früheren und jetzigen primitiven oder mehr stagnirenden Zustande
der übrigen nicht nordischen Völker ein Bild zu geben. Als
Gränze für die künftige Wirksamkeit des Ethnographischen Museums
wurde es mit Rücksicht hierauf festgesetzt, dass das Museum Ge-
yenstände von der Zeit, wo bei dem betreffenden Volke ein überwie-
gender Einfluss der alten orientalisch-classischen oder der späteren
auropäischen Cultur bemerkbar ist, nicht aufnehmen soll.
Den Plan für die innere Ordnung des solchergestalt erweiterten
Museums bin ich beflissen gewesen möglichst einfach und klar zu
machen. Ebensowenig wie ich auf dem gegenwärtigen Standpunkte
der Wissenschaft, wo die merkwürdigsten und meist unerwarteten
Entdeckungen beständig aus der Erde geholt werden, geglaubt habe
durch Theorien, welche nicht hinlänglich begründet sind, künftigen
Resultaten vorzugreifen, ebensowenig habe ich die schon gewonnene
wirkliche Ausbeute bei Seite setzen wollen. Es war mein Gedanke,
dass es am Besten mit der vergleichenden Richtung, in welche die
Wissenschaft jetzt eingetreten ist, stimmen würde, wenn das Museum
abspiegeln könnte, in welchen Grade die vorbereitenden Culturstadien
der verschiedenen Volksracen, welche vor Jahrhunderten, ja Jahrtau-
senden in Europa einander abgelöst haben, entweder einst bestanden
haben, oder theilweise noch bestehen, auch ausserhalb Europas. Da
die Nachforschungen bisher in Europa offenbar ihren Hauptsitz ge-
habt und die grösste Ausbeute geliefert haben, würde man, wenn
man bei Aufstellung des Museums mit den von den ältesten europäi-
schen Völkern herrührenden Alterthümern den Anfang machte, den
Vortheil erreichen, dass man gleich mit den allgemein anerkannten
Resultaten der frühesten Hergänge der Urbevölkerung Europas be-
kannt würde und solchem nach auch mit den wichtigsten schwe-
benden Fragen, auf welche bei vergleichenden Untersuchungen in
den anderen Welttheilen die Aufmerksamkeit hauptsächlich gerichtet
werden muss.
Während ich daher in der ersten Hauptabtheilung des Museums:
die Vorzeit, welche die eigentlichen Alterthümer längst ausgestor-
bener oder jetzt (z. B. in Grönland) ungleich mehr civilisirten Völker
über der ganzen Erde umfasst, beim Ordnen der Sachen für Europa
die Eintheilungen, sowohl im Steinalter, Bronzealter und KEisenalter
VI
und in den Unterabtheilungen, besonders des Steinalters, in seiner
älteren und jüngeren Periode bestehen liess, habe ich nicht in sol-
chem Umfange entsprechende Eintheilungen bei den Alterthümern
von Asien, Afrika und Amerika aufnehmen können, weil die dortigen
Verhältnisse entweder noch nicht hinlänglich bekannt sind, oder
weil der Gang der Entwickelung (z. B. in Amerika und zum Theil
wohl in Afrika) von abweichende Art gewesen ist. Die Ordnung der
nicht europäischen Alterthümer ist daher vorläufig wesentlich nur
geographisch.
In der andern Hauptabtheilung des Museums: die Gegenwart,
welche die jetzt lebenden nicht europäischen Völker umfasst, habe
ich auch nicht die frühere Eintheilung nach den verschiedenen Cul-
turstadien beibehalten können, hauptsächlich weil diese Stadien im
Gegensatz zu den für Europa gewonnenen Resultaten nicht verschie-
dene Zeitfolgen oder Völker bezeichnen, dagegen heutigen Tages, ja
gleichzeitig und sogar bei den nämlichen Volksracen bestehen. In
näherer Uebereinstimmung mit der Aufgabe des Museums, bei den
jetzt lebenden Völkern die älteren, in der ersten Abtheilung des Mu-
seums, ob auch bisher (mit Ausnahme der heidnischen Eskimoen in
Grönland) nur annäherungsweise repräsentirten Stämme zu beleuchten,
habe ich geglaubt, einer einfachen Aufstellung der Gegenstände der
wichtigsten Volksracen nach ihren verschiedenen Nuancen und ihrer
geographischen Verbreitung den Vorzug geben zu müssen, umsomehr
als es an und für sich in mehrfacher Beziehung höchst lehrreich sein
kann zu beobachten, wie die verschiedenen Culturstadien (z. B bei
den Malayen) selbst bei ganz geringen inneren Entfernungen gleich-
zeitig gedeihen können,
Unter allen Umständen hege ich die Hoffnung, dass die That-
sachen- auf diese anspruchslose Weise klar und deutlich vorliegen
werden, zum Gebrauch sowohl für den Gelehrten als das grössere
Publicum, für welches ohnehin in der zweiten Hauptabtheilung des
Museums sich :eine gute Gelegenheit darbietet, so zu sagen, eine
Reise um die Erde zu machen, und von den Eskimos in Grönland
als Ausgangspunkt, allmählig mit den anderen Eskimostämmen in
Amerika und Asien, demnächst mit den Indianern, Negern, Malayen,
Südseebewohnern, Nordasiaten, Japanesen, Chinesen, Indern, Persern,
Tataren, Türken und Arabern bekannt zu werden.
Gleichwie der Conferenzrath Thomsen bei seiner ersten Ordnung
des Museums von dem Herrn Justitzrath C. L. Steinhauer, Inspector
des Museums und Verfasser des gegenwärtigen Catalogs, eine wesent-
liche Hülfe gehabt hat, so muss ich auch die Energie, Detailkenntniss
und den Geschmack hervorheben, womit der Justitzrath persönlich
lie umfassende Umordnung sogutwie der ganzen bedeutenden Samm-
lung nach meinem neuen Plane ausgeführt hat. Nur der erste und
anubedingt kleinste Theil, enthaltend die Alterthümern aus Europa
ınd den anderen Welttheilen bis zu den eskimoischen Alterthümern
des vor Bischof Egedes Zeit noch heidnischen Grönlands, ist im
Finzelnen unter meiner besonderen Aufsicht aufgestellt worden.
Copenhagen, den lsten August 1870.
J. J. A. Worsaae.
Einleitung.
In Uebereinstimmung mit dem folgenden von dem Director des
Museums, Kammerherr Worsaae, entworfenen Plane, „ist es die
Aufgabe des Museums die ersten und im Ganzen vorberei-
tenden Entwickelungsstufen des Menschengeschlechts bis zu
dem überwiegenden Einfluss der höheren orientalisch-classischen
oder der darauf folgenden europäischer? Cultur in allgemeinen
Zügen anschaulich zu machen, durch welche es namentlich eine
erläuternde Einleitung zu den besonderen antiquarisch-historischen
Museen bilden soll.
Es besteht aus zwei Hauptabtheilungen:
1 Die Vorzeit.
Diese Abtheilung enthält (nicht nordische) Alterthümer und
ältere primitive Gegenstände aus Stein, Knochen oder Holz, aus
Bronze oder Kupfer, und theilweise aus Eisen, herrührend von
ausgestorbenen oder jetzt weit höher civilisirten Völkern aller
Welttheile, geographisch und, soweit möglich, chronologisch
geordnet:
A. Das Steinalter in Europa.
B. Das Bronzealter in Europa.
C. Das frühere Eisenalter in Europa.
D. Aelteste Culturstufe in Asien.
E. Aelteste Culturstufe in Afrika und Amerika.
Il. Die Gegenwart
anthält Gegenstände, welche für die gegenwärtige primitive oder
mehr stagnirende Cultur der wichtigsten nicht-europäischen Volks-
stämme bezeichnend sind. und welche zugleich zur Beleuchtung
früherer Zustände dienen können, geordnet nach den Rassen
und, ihrer geographischen Verbreitung:
A, Eskimos in Grönland (nach Egede), in Nordamerika
und Asien.
B. , Indianer in Amerika.
C. Neger in Amerika.
D.. Neger in Afrika.
E. Hottentotten und Buschmänner in Afrika.
Malayen in Afrika und Asien.
Australier und Südsee-Insulaner.
Mongolische und andere Stämme in Nordasien.
Japanesen, ;
Chinesen.
L. Tibetanen und Indo-Chinesen.
M. Inder.
N. Perser.
0. Tataren und Türken.
P. Araber, Berbern und Kabylen.“
Hinsichtlich der inneren Ordnung der einzelnen Gruppen,
Nationen oder Volksstämme hat man (von „den ältesten Cul-
turstufen in Amerika“ und in dem ganzen übrigen Theil der
Sammlung) beibehalten die von dem Stifter des Museums, dem
verstorbenen Conferenzrath Thomsen, seiner Zeit angenommene
Eintheilung der Gegenstände in Bezug auf:
a. Religion, nebst Schrift, Literatur u. s. w.;
b. Menschen, dargestellt durch Abbildungen, Kleider,
Schmucksachen u. dgl.; |
ce. Krieg, besonders Waffen, nebst Jagd, Fischerei und
Schifffahrt;
Haus, nämlich Haushaltungs-, Ackerbau- und Hand-
werksgeräthe nebst Sachen, die zum Vergnügen und
zur Zerstreuung dienen;
e, Industrie und Kunst.
d.
Erste Hauptabtheilung,
Die Vorzeit.
A, Das Steinalter in Europa.
a. Das ältere Steinalter,
Frankreich.
Kasten 1. Feuersteinsplitter und Bruchstücke aus
Feuerstein, gefunden in den Tertiärablagerungen von Vendöme
(Loir-et-Cher).
Diese Feuersteingegenstände tragen nur unsichere Spuren an sich,
künstlich bearbeitet zu sein, wogegen andere, welche sich bisher
in der Privatsammlung des französischen Abts Bourgeois befandten,
und theils mit jenen, theils unter ähnlichen localen Verhältnissen
gefunden worden sind, deutliche Spuren an sich tragen, durch ein
bestimmtes, regelmässiges Zuhauen bearbeitet zu sein, und somit
davon zeugen, dass dieser Theil Europas vielleicht schon in der
Tertiärzeit von Menschen bewohnt gewesen ist.
Diluvialschichtenfunde,
Schrank 2. Feuersteinsplitter und Geräthschaften be-
stimmter Typen, gefunden in den quaternären Kies- und Dilu-
vialablagerungen der Flussthäler Westeuropas, besonders an
den Ufern der Somme, Seine und Themse:
Die meisten, a, sind aus Frankreich (namentlich aus dem
Sommethale), die übrigen, b, aus England und, ec, Spanien. In
allen drei Ländern sind sie in den genannten, durchaus gleich-
artigen Kiesschichten und in Verbindung mit Resten der
grossen, jetzt zum Theil ausgestorbenen Thiere, Mammuth,
Arten des Rhinoceros, Höhlenbären, Höhlenhyänen, Auerochsen,
usw., gefunden worden.
Funde aus Knochenhöhlen.
Die sogenannten Knochenhöhlen sind natürliche, mitunter sehr
grosse Felsen- oder Berghöhlen, im welchen eine Menge fossile
Knochen sowohl ausgestorbener als noch lebender Thiergattungen
gefunden worden sind. |
Bei der Untersuchung dieser Höhlen fand sich vor ungefähr
50 Jahren in Belgien eine Anzahl roh gearbeiteter Feuersteingeräthe
in einer solchen Verbindung mit fossilen Ueberresten grosser aus-
gestorbener Thiere, dass sie unzweifelhaft als gleichzeitig angesehen
werden müssten... Auf diese Nachricht wurde damals kein weiteres
Gewicht gelegt; aber nach der späteren sorgfältigen Untersuchung
einer verhältnissmässig grössen Anzahl von kleineren Höhlen und
Grotten, besonders in dem südwestlichen Frankreich und in Belgien,
scheinen nun wichtige und unzweifelhafte Zeugnisse von einer bisher
Das Steinalter in Europa. Nr. 3—4.
anbekannten Zeitperiode vorzuliegen, in welcher das Rennthier
IS mit dem Menschen in südlichen und westlichen Eu-
ropa lebte,
Schrank 3 Ein Querschnitt, a, einer kalkhaltigen
Stalagmitschichte, welche gewöhnlich. den Grund der Knochen-
höhlen bildet, und in welcher Feuersteingeräthe, . gespaltene
Thierknochen usw. in grosser Menge in einer unzweifelhaft
gleichzeitigen Verbindung angetroffen werden. Dieses Stück
ist von Les Eyzies (Dordogne).
Die in diesem Schranke vorhandenen Feuersteingeräthe,
als Keile oder Aexte, halbrunde Messer, Schaben usw., sowie
die in Abgüssen hergestellten Gegenstände aus Knochen, ge-
hören alle den Höhlenfunden an,. besonders den von Le Mou-
stier, George d’Enfer, Laugerie-Basse, Les Eyzies und Bruni-
quel. Vor allen Dingen sind zu bemerken: e, einige, nur auf
der ‚einen: Seite behauene Feuersteinsplitter von eigenthüm-
licher Form, in Frankreich „type de Moustiers‘“ genannt, ql,
der zum Theil nur angefangene Dolch von Laugerie-Basse
(Dordogne) und, z, die merkwürdig ausgeschnittenen Knochen-
stücke von Bruniquel (Tarn- et-Garonne) in Form eines Ele-
phanten und zweier Rennthiere (Abgüsse).
Schrank 4 enthält 1) einige Höhlenfunde, so wie
2) Ebenen- und 3) Moorfunde. Von 1) den Höhlenfunden
werden folgende von La Madeleine (Dordogne) hervorgehoben:
b, Rennthierzähne und, €, gespaltene Knochen sowie, d, Bruch-
stücke eines Rennthiergeweihs, welches deutliche Spuren an
sich trägt, dass man angefangen hat, ihm mit einem scharfen
Instrument Form zu geben; e, Feuersteinblöcke, von welchen,
f, Feuersteinspäne abgespalten sind; g, einige kleine Feuer-
steinsplitter, welche vermuthlich als feine Bohrer usw. benutz
worden sind; h, einige sehr grosse und seltene Feuerstein-
späne, welche zum Theil, gleichwie die erstgenannten, deutliche
Spuren des Gebrauchs an sich tragen; i, sechs einfache und,
il, eine doppelte Schabe; k, einige Bruckstücke von Knochen-
geräthen, von welchen das eine die Form einer Ahle oder
eines Pfriemes hat; 1, drei Nähnadeln aus Knochen; sie sind
selten und mit einer merkwürdigen Sorgfalt gearbeitet. . Ferner
eine grosse Anzahl Abgüsse von Geräthschaften aus Hirsch-
geweih oder Horn, die meisten mit eingeschnittenen Thierfiguren.
Besonders sind hervorzuheben: m, die sogenannten Commando-
stäbe und Bruchstücke derselben (cfr. Schrank 90, d), n, die
schön gearbeiteten Pfeil- und Harpünenspitzen, sowie haupt-
sächlich, 0, das halbrunde Elfenbeinstück mit der eingeritzten
Contour eines Maämmuththieres
Das Steinalter in Europa. Nr. 4—5. 3
2) Ebenenfunde.
Ebenenfunde hat man die Feuersteinsplitter. und Geräthschaften
genannt, welche mitunter auf einigen, der Hochebenen Frankreichs
vefunden werden, und geglaubt, hauptsächlich wegen ihrer mit den
älteren Quaternärfunden verwandten Form, sie diesen wenigstens
theilweise zuzählen zu müssen. Besonders hervorzuheben sind hierbei:
s, einige blätterförmige‘ Feuersteinkeile, t, theilweise auf
der einen Seite zugehauene grössere Feuersteinsplitter und, u,
Geräthe zum Schaben, welche alle auf den Hochebenen Epöne
und Pontlevoy (Loir-et-Cher) gefunden sind. Die in den un-
tersten fünf Reihen angebrachten Feuersteingeräthe sind gleich-
falls von Pontlevoy, aber scheinen doch von den erstgenannten
wesentlich abzuweichen.
3) Moorfunde.
Die grossen Wiesen und Torfmoore in der umittelbaren Umgegend von
Abberille enthalten einen auffallenden Reichthum von roh zugehaue-
nen Feuersteingeräthschaften. Diese werden häufig in Verbindung
mit Bruchstücken von Thongefässen gefunden; wohingegen Werkzeuge
aus Horn und Thierknochen nur äusserst selten dabei vorkommen,
was vielleicht die Veranlassung dazu gewesen ist, dass man diesen
Funden nicht‘ hinlängliche Aufmerksamkeit geschenkt hat. Die
Feuersteingegenstände bestehen hauptsächlich aus verhältnissmässig
grossen und unförmlichen Steinkeilen oder Aexten, während die hier
vorliegenden Typen seltener vorkommen.
v, ein seltenes Feuersteinbeil mit Stiel, gefunden in den
Torfschichten bei Abbeville; x, Feuersteinsplitter, wovon einige,
xl, auf der einen Seite bearbeitet sind; y, ein kleiner, an
beiden Seiten behauener Steinkeil; z, einige Schaben und, @,
einige Bruchstücke von Thongefässen. Der Steinkeil und die
beiden kleinen Feuersteingeräthe, 0, sind von einer in den
Mooren seltener vorkommenden Form und Beschaffenheit.
b. Das jüngere Steinalter.
Werkstattfunde.
In den feuersteinreicheren Gegenden Frankreichs, namentlich bei
Grand-Pressigny (Indre-Loire) und ]l’Epargne, ist in den späteren
Jahren eine ausserordentlich grosse Anzahl roh behauener oder an-
gefangener Feuersteingeräthschaften in einer derartigen Verbindung
mit besser verarbeiteten und theilweise geschliffenen Feuersteinäxten
and Spiess- und Harpunenspitzen aufgefunden worden, dass man
gewiss mit Recht diese Fundstellen als „Ateliers“ oder Werkstätten
der späteren oder entwickelteren Periode des Steinalters in Frankreich
angesehen hat.
Schrank & enthält eine grosse Anzahl von Feuerstein-
blöcken und Feuersteinspänen, so wie etliche roh behauene
oder angefangene Feuersteinäxte und andere Geräthschaften von
Grand-Pressigny und l’Epargne.
Das Steinalter in Europa. Nr. 5—7.
Ferner: a, Feuersteinblöcke und, b, einige Feuersteinkeile
von mehr gleichartigen Typen, alle in der Umgegend von
Spiennes in Belgien gefunden; die roher zugehauene, e, sind
besonders in den verhältnissmässig oft vorkommenden Feuer-
steingruben oder Brüchen, welche vor einigen Jahren her bei
Mervin, ebenfalls in der Nähe von Spiennes, entdeckt wurden,
gefunden worden.
Grabfunde usw,
Nr. 6. Abgüsse von einigen, sehr hübsch zugehauenen
Lanzenspitzen, die bei Volgu, in der Nähe von Digoin (Saöne-
et-Loire) gefunden worden sind.
Schrank @ enthält ausser etlichen Keilen oder Aexten
(von Feuerstein, Serpentin usw.) und ausser Spiess- und Pfeil-
spitzen von verschiedenen Orten in Frankreich, zugleich einige
Abgüsse, a—d, von vier grösseren Funden aus Hünenbetten
und Steinkisten (Dolmens). in Frankreich: &, von Man6g-er-
Hoeck, b, Mont St. Michel und, ec, Arzon (Morhiban) sowie,
d, von Bougon (Deux-Sevres). Sie bestehen namentlich aus
zum Theil ungewöhnlich grossen und schön geschliffenen Keilen
aus Feuerstein, Jade, Fibrolith usw. Besonders hervorzuheben
sind die durchbohrten Schmucksachen, al, von einer turkis-
artigen Steinart (‚„Callais“). Die Azteken brachten vollkommen
ähnliche Schmucksachen aus Achat, ‚Jaspis u. dergl. in der
Unterlippe ihrer verstorbenen Verwandten an. Die Originale
der drei ersterwähnten dieser Funde, a—c, werden grössten-
theils im Museum im Vannes (Bretagne) und dasjenige der
vierten, d, in Niort (Deux-Savres) aufbewahrt.
Ferner finden sich hier, wie im Schranke angedeutet,
Funde aus Spanien, Griechenland, Italien, Schweiz, Deutschland
und Holland, Von diesen werden wieder hervorgehoben zwei
interessante Sammlungen von Feuersteingegenständen, die eine,
E, in der Umgegend von Perugia und die andere, F, in den
Abruzzen gefunden. Der Inhalt und die Beschaffenheit dieser
Funde sind merkwürdig übereinstimmend, und sie bestehen be-
sonders aus Feuersteinblöcken, Spänen und Splittern, Bohrern,
halbrunden Messern sowie aus schön gehauenen Harpunen- und
Pfeilspitzen.
Gleichfalls werden als zu den bekannten Wartoberger
Funde gehörend hervorgehoben; @, eine Axt aus Serpentin,
Meissel aus Feuerstein, Serpentin usw. sowie Bruchstücke von
Thierknochen und Thongefässen.
Warteberg bei Kirschberg in Niederhessen ist ein 300 Fuss hoher
Basaltkegel, auf dessen Spitze, 1—2 Fuss tief in der Basalterde,
gleichsam wie in einem Ringe eine grosse Schichte Knochen zah-
mer Hausthiere sich bofindet, unter welchen die vorerwähnten
Gegenstände gefunden worden sind.
Das Steinalter in Europa. Nr.8—9.
Schrank SS, Grabfunde aus England, Irland und Schott-
land, besonders bestehend aus Feuersteinsplittern, zum Theil
blätterförmig und behauen, aus Pfeil- und Harpunenspitzen, so
wie aus Keilen oder Aexten von Schiefer und Serpentin, alle
merkwürdig gleichartig geformt. Einige, x, von Asbest, Fibro-
lith, Schiefer usw. sind gleichwie, y, die dünnen, mit einer
scharfen Schneide geschliffenen Blätter aus Thonschiefer und,
z, die etwas dickeren aus Asbest, auf den Shetlandsinseln ge-
funden worden, (Wie dieselben möglicherweise mit einem Stiel
versehen gewesen und als Waffe oder Geräth angewendtet wor-
den, siehe Nr. 244 g). |
Ferner befinden sich hier 1) aus Lappland: @®, eine
Speerspitze sowie, 6, drei Keile oder Aexte; 2) aus Finland
eine interessante Sammlung (theilweise colorirter Abgüsse) von:
A, Aexten und. Axthämmern, B, Meisseln, besonders Hohl-
meisseln, C, einem Feuersteinmesser usw., welche grösstentheils
in den Gouvernements Abo-Björneborg und Vasa sowie theil-
weise in Uleäborg gefunden worden sind. Sie haben zwar
völlige Aenlichkeit mit denjenigen, welche in Skandinavien
gefunden werden, aber als besonders merkwürdig sind zu be-
zeichnen, BD, die zwei grossen, flachen Aexte oder Hacken, und
die kleinere etwas ähnliche, mit einer angefangenen Durchboh-
rung für das Stielloch. Ferner der Granithammer, E, die zwei
runden Hämmer oder Keulen, F, sowie die Axthämmer, 6, und
3) aus Russland: HM, eine schön geschliffene Axt mit Schaft-
loch und, I, ein gleichfalls geschliffener Keil von Granit, beide
im Gouvernement Minsk gefunden, sowie, K, einige Abgüsse
merkwürdiger Aexte und Axthämmer, alle‘ in Gouvernement
Olonetz, an der östlichen Gränze Finlands gefunden.
Schrank 9 enthält besonders Gegenstände aus Russ-
land, nämlich, a—f, aus dem Gouvernement Olonetz und,
g—p, aus anderen Gegenden des europäischen Russland, nament-
lich der Gouvernements Liefland, Kurland und Twer.
Ferner aus Rumänien: g, ein kleiner Flintblock und, r,
ein Feuersteinkern, vermuthlich ein Schleuderstein, sowie einige
Facsimilen aus gebranntem Thon von, s, Keilen, t, Aexten
und Axthämmern.
Schweiz,
(Die Pfahlbauten).
Bei dem ‘besonders niedrigen Wasserstande der Schweizerseen
während des Sommers 1854 versuchten einige Bewohner einer Bucht
des Zürichersees, zwisehen Ober-Meilen und Dollekorn, durch Anlage
eines Dammes, Land zum Anpflanzen zu gewinnen und füllten zu
diesem Zwecke das Ufer innerhalb des Dammes mit Schlamm von
dem See auf. Bei dieser Arbeit fand sich auf dem Grunde des Sees
eine sehr grosse Anzahl eingerammter Pfähle, sowie auch eine Menge
Das Steinalter in Europa. Nr. 10—11.
theilweise bearbeiteter Thierknochen und Geräthschaften. Dieses
veranlasste vielfache und umfassende Untersuchungen der anderen
Seen, und die Untersuchungen wurden mit einer solchen Energie
und Tüchtigkeit geleitet, dass aus den Schweizerseen wie auf einmal
ein neuer, gänzlich unbekannter Abschnitt der ältesten Geschichte
des Landes sich darstellte.
Beinahe in allen Seen fand sich eine ausserordentliche Menge
Reste von hölzernen Pfählen nebst anderen gleichartigen Ueberbleib-
seln früherer Wohnungen, welche theilweise Spuren an sich trugen,
durch Feuer zu Grunde gegangen zu sein. Zwischen diesen Pfählen,
auf dem Boden des Sees oder in der unteren Schicht des Schlammes,
lagen so bedeutende Funde von Alterthümern aus Stein, Bronze und
Eisen, dass es einleuchtend wurde, dass ein wesentlicher Theil der
früheren. oder ältesten Einwohner des Landes — gleichwie in unserer
Zeit die Eingeborenen auf Borneo (siehe z. B. Nr. 231), Neu Guinea
und vielen andern Inseln — die sogenannten Pfahlbauten der Seen
bewohnt hat. Dieselben ruhten auf Pfählen und waren von Holz
und Weiden, mit Lehm ausgekleidet und wahrscheinlich mit einem
Dache von Stroh gedeckt. Obgleich die Bewohner der östlichen
Seen. (Bodensee, Pfeffkon, Zürichersee usw.) im Besitz eines Theils
unserer zahmen Hausthiere waren und Ackerbau kannten, waren Me-
talle ihnen doch im Allgemeinen völlig fremd, wohingegen die Funde
von den westlichen Seen (Bieler-, Neuenburger- und Genfersee) mit
wenigen Ausnahmen dem Bronze- und Eisenalter angehörten.
Die nachstehenden Gegenstände sind besonders vom Bodensee,
Zürichersee, von Pfeffikon und Moosseedorf.
Schrank 40 enthält Gegenstände, a—m, gefunden im
Bodensee (bei Wangen) und, n—ö0, in Moosseedorf. Von den
im Bodensee gefundenen Sachen sind zu merken: a, Bruch-
stücke der inneren Lehmbekleidung der Pfahlbauten, d, eine
Säge oder ein Messer, gebildet von einem, in einen hölzernen
Stiel eingesetzten Feuersteinspan, k, einige Proben von Gerste,
Weizen, Haselnüssen, Himbeeren- und Brombeerensamen, wovon
verhältnissmässig viele gefunden sind, doch meist in verkohltem
Zustande; ebenso, 1, eine Probe von Flachs und, m, wie der
selbe zu. grobem zusammengeknoteten Zeug verwandt wurde.
Von den Sachen von Moosseedorf sind zu beachten: p, ein
Abguss eines daselbst gefundenen Pfahls; das Zuhauen dessel-
ben zeugt von der Unvollkommenheit der dazu verwandten
Werkzeuge; q, ein Hämmer oder ein Stein zum Zuhauen; I,
drei Schaben: von Feuerstein und mehrere kleine Splitter von
Feuerstein und Bergkrystall; s, zwei grössere und regelmässigere
Feuersteinspäne, welche wahrscheinlich als Messer und Säge ver-
wandt vorden sind. Da man bisher angenommen hat, dass der
Feuerstein sich in der Schweiz nicht vorfindet, ist es zu ver-
muthen, dass er entweder von der eingewanderten Bevölkerung
oder durch spätere Handelsverbindungen eingeführt worden ist.
Kasten 18. Der Bodensee (Stein): a, ein Stück Holz
und Bruchstücke von Geräthschaften aus Hirschhorn, b, ein
Pfriem und, €, zwei Meissel aus Knochen, der kleinere ist viel-
Das Steinalter in Europa. Nr. 11—12. 7
leicht in einem Stiel eingefasst gewesen und als Schabe be-
nutz worden; d, ein ungewöhnlich grosser und geschliffener
Keil sowie, e, ein Bruchstück eines Thongeschirres.
Pfeffikon (Robenhausen): f, Probe von Flachs und Pro-
ben verschiedener Zeuge, sämmtlich vom Flachsgarn; einige
sind verhältnissmässig fein gesponnen und gewebt; g, Bruch-
stücke eines Netzes zum Fischfang; h, ein kleines Beil von
Serpentin und, h 1, ein Hohlmeissel aus Hirschhorn.
Die übrigen Gegenstände in diesem Kasten sind haupt-
sächlich vom Zürichersee (Meilen) und vom Chamblon
(Canton: Waadt).
B. Das Bronzealter in‘ Europa.
Schweiz,
(Die Pfahlbauten).
Schrank 42 enthält besonders Funde von dem Bieler-
nnd Neuenburgersee:
Bielersee: a, Ueberreste von hölzernen Pfählen von dem
sogenannten Steinberge, einer natürlichen Bank in dem See,
welche durch die Menge der hineingeworfenen oder gelegten
Steine — wohl um die Pfalbauten zu stärken oder zu unter-
stützen — eine Insel oder festen Grund für den Pfahlbau: ge-
bildet hat. b, Bruchstück eines verkohlten, hölzernen Geräths,
vielleicht das Blatt eine Ruderstange. ce, einige Bronze-Haar-
nadeln, d, Arm- und, e, Handgelenkringe sowie, f, Ohren-
schmuck und Fingerringe; g, zwei sogenannte Bronzehäkchen,
vielleicht richtiger Schnallen oder Oehsen; h, ein Paalstab;
i, ein sichelförmiges Messer und, k, einige andere, besonders
krumme und gebogene Messer; I, Nähnadeln und ein Pfriem
oder Bohrer aus Bronze sowie, m, drei Pfrieme aus Knochen,
welche wahrscheinlich in Stielen gewesen sind; mo, Spinnsteine;
Solche sind in grosser Anzahl bei Niedau und bei Wangen
(Steinalter) gefunden worden, sind aber sonst verhältnissmässig
sehr selten. Ferner verschiedene Bruchstücke von Thongefässen
sowie, r, Schleudersteine, s, Hämmer und Wetzsteine. tt, ge-
spaltene Thierknochen und mehrere Zähne von Bären, Ochsen,
Schafen und Hunden. y, zwei Bronze-Facsimilen einer Speer-
spitze und eines Paalstabes, beide im Bielersee gefunden.
Neuenburgersee: 1) Estavayer: Bronze-Facsimilen von,
z, zwei Handgelenkringen und einer Haarnadel sowie, z 1, von,
sichelförmigen und andern Messern,
2) Conecise: ®, Bronze-Facsimilen eines Schwertes und
eines ungewöhnlichen Messers.
Das Bronzealter in Europa. Nr. 13—14.
Griechenland,
Nr. 13. Zwei Abgüsse von den Spiral-Ornamenten in
der sogenannten Schatzkammer des Atreus’ (ein uralter unter-
irdischer Rundbau in die Myceng auf dem Peloponnes).
Schrank 14. al, Abguss einer merkwürdigen soge-
nannten Hausurne in Form eines Gebäudes; der Deckel, welcher
das Dach gebildet hat, fehlt; das Original ist auf Melos ge-
funden und wird in München aufbewahrt. a—d, Doppeläxte,
Keile und Meissel sowie Pfeilspitzen, Dolche und Schwert-
klingen (theilweise in Bruchstücken); von den Letzteren ist
besonders hervorzuheben bl, welche an beiden Seiten mit
Verzierungen in Gold eingelegt ist.
Italien.
e, zwei Paalstäbe und ein seltener Bronzecelt mit‘ vier-
eckigem Schaftloch, welche alle, nebst den beiden Bronze-
schwertern, f, in der Emilia gefunden sind. g, ein Messer von
ungewöhnlicher Form und, h, ein Celt mit ovalem Schaftloch,
gefunden in der Campagna. i, eine Doppelaxt sowie, k, ein
beinahe 9 Zoll langer Paalstab, I, eine kleine Hängelampe und,
m, zwei Bronzeornamente, wovon das eine von seltener Form
und an beiden Seiten mit Zierrathen versehen ist. Diese letzt-
genannten Gegenstände (i—m) sind alle auf Sicilien gefunden.
n, einige Bruchstücke von Thongefässen, gefunden in den Re-
sten von Pfahlbauten auf dem sogenannten Terramare in der
Nähe von Modena. ‚Ferner nachbenannte Abgüsse von, @,
einem Bronzedolch; das Original soll in Grossgriechenland (dem
jetzigen Süditalien) gefunden sein: und wird im Mus6e d’Ar.
tillerie in Paris aufbewahrt; p, von einem Paalstab (das Original
im Louvre).
Ungarn,
Zwei Grabfunde: 1) von einem Hügel, genannt Härsas, im
Districte (Gespannschaft) Neograd: r, Grabgefässe oder Urnen
aus gebranntem Thon nebst einigen Bronzegegenständen, be-
stehend aus, s, einem Paalstab, t, einem sichelförmigen Messer,
u, drei Handgelenkringen und, v, einer grossen Nadel und
einigen Spiralschmucksachen, x, zwei Zugnadeln sowie, y, einem
sogenannten Tutulus von unbekannter Bestimmung und, z, einigen
runden, gebogenen Platten, von welchen eine mit Gold belegt ist.
2) gefunden in der Nähe von Neusohl (District Sohl):
@, einige cylinderförmige Stücke Bronzeblech, welche wahr-
scheinlich auf einem Gürtel angebracht gewesen sind, und, g,
fünf runde Platten, wie die oben genannten und einige andere
Bronzestücke.
Ferner, A-—H, einige zerstreute Funde, von denen man
annimmt, das sie aus der Umgegend von Pesth herstammen.
Das Bronzealter in Europa, Nr, 14—16, 9
Deutschland.
Einige Abgüsse von Bronzeschwertern und Dolchen ver-
schiedener Typen, nebst einem Bronzemesser mit durchbroche-
nem Griff: I, aus Rheinhessen, K, aus Baiern und, L, aus
Würtemberg.
Schrank 15. a, zwei Bronzesicheln; die eine, al, soll
in Oesterreich gefunden worden sein; b, ein Bronzeknopf, wahr-
scheinlich zu dem Schaft einer Streitazt oder dergl., gefunden
bei Mainz; 6, der Stiel eines Paalstabes, gefunden bei Salzburg
in Oesterreich; e1, Abguss des „schönen und berühmten“
Bronzeschwertes, das von dem nun verstorbenen Professor
Morlot in einem Grab auf dem Semmering gefunden vurde; das
Original wird im Museum in Bern aufbewahrt.
d—k 1, einige colorirte Abgüsse von Waffen, Geräth-
schaften und Schmucksachen, von welchen die meisten in Rhein-
hessen gefunden worden sind. Ferner, ‚gleichfalls in Abgüssen:
n, die Vorderseite und, 0, die Rückseite eines Bronzeschildes.
Schrank 16. a, zwei Bronzegeschirre von ciselirter
Arbeit, gefunden in der Nähe von Mainz, und, b, ein grosser,
hohler Bronzering, gefunden bei Jasenitz in Pommern, nördlich
von Stettin. . c—h, einige Abgüsse von Bronzegegenständen,
besonders aus Norddeutschland, von welchen hervorgehoben
werden: f, ein Bronzering oder Schmuck von einer besonderen
Form, gefunden beim Dorfe Blödesheim in Rheinhessen; ‚ähn-
liche werden in Norddeutschland -oft gefunden, woselbst sie
„Handbergen“ genannt werden; wahrscheinlich sind sie als
Armschmuck und im Kampfe zugleich als eine Art Schild zum
Schutz der Hand getragen worden. Ferner: k, ein Wagen mit
Gruppen von sehr roh gearbeiteten Figuren; in der Mitte be-
findet sich eine weibliche Figur, welche auf dem Kopfe und
auf den Händen unzweilfelhaft ein Bronzegefäss getragen hat;
das Original wurde in Steiermark, bei Strettweg, in der Nähe
von Judenburg, gefunden und wird in Grätz aufbewahrt; l, eine
grosse Bronzevase, deren Fuss oder Untertheil einen kleinen
Wagen bildet. Das Original wurde 'in Bruchstücken in einer
Grabstätte bei Peccatel in der Nähe von Schwerin gefunden,
und nach diesen Bruchstücken hat man das gegenwärtigen
Exemplar später ausgeführt und ergänzt.
; Frankreich,
m, einige kleine Bronzecelte, welche bei Rennes in der
Bretagne nebst ungefähr 150 völlig ähnlichen gefunden wurden;
n, ein Celt, von der in Frankreich gewöhnlich vorkommenden
Form, man meint aber, dass er in der Nähe von Nürnberg (?)
gefunden worden sei; 0, zwei Paalstäbe, der eine mit Henkel,
gefunden in „le Bourbonnais“ (Allier); p, die Klinge eines
10 Das Bronzealter in Europa, Nr. 16 —17
Bronzeschwertes, gefunden in der Seine. Ferner einige Abgüsse:
q, von einem Celt und drei Paalstäben verschiedener Formen,
r, von drei Bronzeschwertern, wovon das eine in Saöne, und
die beiden andern in Gräbern im Deptm. Lot und Ain gefunden
worden sind, s, von dem sogenannten „Carquois“ (Pfeilköcher),
welcher in dem Museum im Louvre aufbewahrt wird, und aus
einer dünnen, ciselirten Goldplatte gefertigt ist, ganz wie die
hier in Dänemark gefundenen Goldgefässe und mit vollkommen
ähnlichen Verzierungen. Derselbe wurde im Jahre 1844 beim
Graben in einem Weinberge im Dorfe Vallee in der Nähe von
Poitiers gefunden. Der Leibgürtel, @, und der Brustharnisch,
ö, gehören jedoch wahrscheinlich einer etwas späteren Zeit-
periode an (cfr. Schrank 20).
Schrank 1% enthält, a—r, einige Bronzeobjecte usw.,
hauptsächlich in Norddeutschland gefunden. Von diesen sind
hervorzuheben, a, Abguss einer in Lüneburg gefundenen Stein-
axt mit abgebrochenem Schaftloch, mit Spuren, dass man an-
gefangen hat ein neues Loch hinein zu bohren; b, ein Bronze-
cylinder, mit welchem man im Alterthum vermutlich Löcher
bohrte (Abguss)., Das Original wurde früher in der Privat-
sammlung des verstorbenen Hofraths Klemm in Dresden auf-
bewahrt; g, eine seltene Streitaxt oder ein Commandostab, in
einem Hügel in Mecklenburg gefunden; p, ein Celt und ein
Paalstab, der letztere in der Oberlausitz gefunden; q, ein
etwas grösserer Celt, gefunden in Schlesien, und, r, vier Paal-
stäbe; der grösste, rl, ist aus Mecklenburg, r2 von Langen-
salza und r3 aus Sechwarzburg-Sonderhausen.
Holland.
Abgüsse von, s, zwei Paalstäben; t, zwei flache, keilförmige
Paalstäbe, ganz ähnlich denjenigen, welche hier im Norden wie
auch in Irland und England gefunden worden sind; u, zwei in
Wageningen in Geldern gefundene Bronzedolchklingen. v, ein
61/2“ langes meisselförmiges Geräth; x, ein halbrundes Messer,
y, ein flacher Meissel und, yl, ein Hohlmeissel, sämmtlich
gefunden bei „Dearne“ in Nord-Brabant.
England,
®, Facsimile einer in. England gefundenen Bronzeform
zum Giessen der Celte; 6, zwei Paalstäbe, welche Spuren zeigen,
viel gebraucht worden zu sein. Beide sind aus Nord-England,
der kleinste aus Yorkshire.
Das Bronzealter in Europa. Nr, 17—18. 11
Schottland,
A, Facsimile eines Bronzeschwertes und, B, einer sehr
hübschen Bronze-Lanzenspitze, gefunden bei Airth in Stirling;
€, drei Speer- oder Lanzenspitzen, welche gleichwie, D, vier
Paalstäbe von verschiedenen Typen sind. Ferner, E, einige
Celte, welche als Haupt-Typen der in Schottland gewöhnlich
vorkommenden betrachtet werden können.
Irland.
F, ein Bronzeschwert von der gewöhnlichen irländischen
Form sowie, G, verschiedene Schwert- und Dolch- oder Messer-
klingen; HM, zwei Abgüsse von seltenen und merkwürdigen
Gussformen zu Schwertklingen; die Originale werden in dem
Museum in Dublin aufbewahrt; I, einige Speer- und Lanzen-
spitzen sehr verschiedener Typen. Ferner, K-—-M, etliche Paal-
stäbe und Celte von zum Theil verschiedenen Typen; N, ein
kleiner Hohlmeissel; 0, eine Art ausserordentlich grosser
Sporen, die sogenannten „head -stalls“, wovon mehrere in
Irland gefunden wurden und in dem Museum in Dublin auf-
bewahrt werden.
Finland,
Schrank 18. a, ein Bronzeschwert, gefunden im Gou-
vernement Vasa, und ein Bronzedolch, gefunden im Gouverne-
ment Nyland in der Nähe von Strömsby, sowie, b, zwei Paal-
stäbe von der nämlichen schönen und edeln Form, wie .die-
jenigen, welche hier in Dänemark gefunden werden, (Abgüsse).
Russland.
Abgüsse von: 1) Zerstreuten Funden, besonders aus
den Gouvernements Kiew, Moskau, Orenburg und Wiatka:
ce, ein Bronzecelt (Kiew); d, ein Bronzecelt und eine Streitaxt,
gefunden an verschiedenen Stellen im Gouvernement Moskau;
e, ein Bronzedolch, sowie ein Celt und zwei Speerspitzen, alle
im Gouvernement Wiatka (Distr. Jelabuga) gefunden; f, ein
Bronzecelt und ein Beil, beide im Gouvernement Orenburg ge-
funden. Ferner: g, ein Bronzedolch und ein Beil, am Ural
gefunden, sammt, h, einer Streitaxt und einer Fibula oder Schnalle,
beide aus Bronze: der Fundort unbekannt.
CO. Das frühere Eisenalter in Europa.
2) Gesammelte Funde (gleichfalls in Abgüssen) aus
Gräbern in der Nähe der Dörfer Anagnino am Kamaflusse im
Gouvernement Wiatka: i, einige Graburnen aus gebranntem
Thon; die drei, 11, wurden in einander gestellt voll von „Erde“,
gefunden. k, verschiedene Dolche, ganz aus Eisen und mit
12 Das frühere Eisenalter in Europa. Nr. 18—20,
Bronzebeschlag; 1, eine Streitaxt aus Bronze; m, Speer- oder
Lanzen- und Pfeilspitzen aus Eisen und Bronze; n, Bronzecelte
von besonderen Typen und ohne Oesen; 6, ein Schleifstein
und ein Wetzstein. -Ferner: p, zwei Bronzeringe nebst einigen
kleineren Bronzeobjecten , als Knöpfen, Bruchstücken von
Schnallen usw.
Deutschland,
q, die c.31“ lange Klinge eines fränkischen Schwertes;
r, Abguss von einem beinahe 24“ langen, eisernen Schwerte
(das Original in Landshut). Einige Abgüsse von: s, einem sehr
schönen Dolche mit eiserner Klinge nebst Bronzegriff und
Scheide, gefunden in einem Grabhügel bei Niederaunau in der
Nähe von Sigmaringen; t, einem Dolche von Eisen mit Bronze-
scheide, gefunden in einem Grabhügel beim Dorfe Weiskirchen
in der Nähe von Saarburg; u, einem grossen Paalstabe aus Eisen,
gefunden bei Speier, und einem eisernen Celt von sehr unge-
wöhnlicher Form; er ist bei Darmstadt gefunden und wird in
dem dortigen Museum aufbewahrt; v, einer Art Messer von
besonderer Form und mit Stiel von Bronze, gefunden bei Bingen;
x, zwei Bronzestücken zum Schmuck, nämlich einem sogenannten
„Haarring‘“ und einem Armschmuck, beide in Mainz gefunden;
y, ein Handgelenkring von Bronze nebst, z, dem metallenen Ab-
guss eines kupfernen Handgelenkringes, welcher bei Jena am
Arme eines Skeletts gefunden worden sein soll. Ferner: ®, ein
Spinnstein nebst etlichen Perlen und Bruchstücken, besonders
von Schnallen, kleinen Bronzebeschlägen usw.; 6, Abguss von
einem Fusse mit Ledersandale, wahrscheinlich römisch, aber im
Museum zu Mainz aufbewahrt.
‚Irland,
A—PF, eine Sammlung von Waffen, Geräthschaften usw.,
welche alle vor ungefähr 40 Jahren in Verbindung mit einer
grossen Anzahl Thierknochen und ähnlichen Alterthümern in einem
Moore bei Dunschauglin (Grafschaft Meath) gefunden wurden,
Ferner: 6, zwei „Daneshammers‘“, gefunden in den alten Kupfer-
minen bei Killarney, sowie, HM, einige Bernstein-, und Glasperlen
und, I, ein mit Gold belegter Kupferring (falscher Geldring).
Russland,
Kasten 19 ö&nthält einige Aexte aus Eisen und eine
bedeutende Anzahl Schmuckgegenstände aus Bronze, besonders
Handgelenkringe, sowie Kopf- und Halsschmucksachen, von. den
für die Ostsee-Provinzen eigenthümlichen Typen. Vieles zeugt
von arabischem und zum Theil byzantinischem Einfluss.
Frankreich,
Schrank 20. Ausser dem obigen unter Nr. 16, @ und
8, erwähnten Gürtel aus Bronze, gefunden bei Arles und wahr-
Das frühere Eisenalter in Europa. Nr. 20. 13
scheinlich aus der gallischen Periode, sowie ausser den beiden
Abgüssen von einem Brustharnisch (Brust- und Rückenstück),
welcher in der Umgegend von Grenoble gefunden ist‘ und im
Mus6e d’Artillerie in Paris aufbewahrt wird, besitzt das Museum
ferner in Abgüssen die nachstehende interessante Sammlung,
g-—g2, von besonders gallischen Waffen usw. Dieselben sind
gefunden worden in den alten Festungswerken bei Alise (wohl
das alte Alesia), das von Caesar 51 v. Chr. nach vollständiger
Besiegung des vereinigten gallischen Heeres unter Anführung
des angesehenen Arverner Vercingetorix eingenommen wurde,
Ferner einige Abgüsse: h, einer bronzenen Schnalle von durch-
brochener Arbeit sowie, i‚, eines gallisch-römischen eisernen
Schwertes, gefunden im Saöneflusse, und, k, zwei andere Schwerter,
wovon das eine mit einer Scheide versehen gefunden worden ist.
Italien,
I, Abguss von einem in Italien gefundenen Schwerte aus
Eisen.
Schweiz,
1) Funden von Tiefenau in der Nähe von Bern: m, einige
zum "Theil zerbrochene, eiserne Schwerter und, m 1, Stück
eines Panzerhemdes; n, Bruchstücke eines Scheidebeschlags
sowie, 0, eine massive eiserne Spitze, welche für den Theil
eines an beiden Enden zugespitzen Projectils, das mittelst
Wurfmaschinen (Katapulten) geschleudert wurde, angesehen
wird. Ferner: p, ein Trensegebiss aus Eisen; q, Abguss
eines Bronzeobjects von unbekannter Bestimmung sowie, T,
Bruchstücke von Beschlag, eiserne Nägel usw., welche Ge-
genstände sämmtlich zu dem in den Jahren 1849—-51 auf
dem vermuthlichen Kampfplatze bei Tiefenau gemachten be-
deutenden Funde gehören, nebst c. 30 Stück Bronze- und
Silbermünzen, geprägt theils in Massilia (Marseille), theils in
Gallien und sehr barbarisch. Abgüsse, s, von einzelnen dieser
Münzen sind beigelegt.
2) Funde aus den Pfahlbauten: Abgüsse von, tt, zwei
schönen und seltenen Schwertern, gefunden im Bielersee, und,
u, einem kleinen Dolche; v, Bruchstücke von Thongefässen,
gefunden ‘ zusammen mit Sachen von Eisen im Neuenburger-
See bei Estavayer; x, ein eisernes Schwert mit dazu gehöriger
Bronzescheide, gefunden in Zihl bei dem Dorfe Port in der
Nähe von Nidau: das Original befindet sich im Museum in Bern.
> A
D. Aelteste Culturstufe in Asien.
Sibirien,
Schrank 21. Abgüsse theils von, a, einigen Stein-
objecten theils von Dolchen aus Bronze, von Speer- und Lanzen-
spitzen, Streitäxten, Paalstäben usw., welche besonders gefunden
worden sind: b, im Goury. Tomsk, €, im Jeniseisk und, d, im
südwestlichen Sibirien; e, Abguss eines „ostjakischen“ Amulets,
Japan,
In Verbindung mit den in Kasten 21, f, angebrachten,
nur sehr roh zugehauenen Steingeräthen und Bruchstücken irde-
ner Gefässe, Muschelschalen usw., die, wie man annimmt, von
den grossen Muschelhaufen in der Gegend von Omori, zwischen
Yokohama und Tokio, herrühren, enthält dieser Schrank .fer-
ner eine seltene und verhältnissmässig bedeutende Samm-
lung von japanesischen Alterthümern, bestehend aus: g, Pfeil-
und Harpunenspitzen, h, einigen merkwürdigen Sägen, Messern
und Bohrern von Feuerstein, i, einer grossen Anzahl Keile
oder Aexte und Meiseln, k, zwei Doppeltäxten oder Hämmern
von einer bis jetzt hier unbekannten Form sammt, 1, einigen
Messern oder Dolchen, welche, wie, m, einige Amuletten und
Schmucksachen zum Anhängen, alle von Schiefer sind. ‘Die
meisten sind auf Nipon, Kiusiu und Sado gefunden, wo sie
von den Bewohnern bisweilen mit einer gewissen Ehrfurcht
betrachtet und Donnerkeile, Donnerhämmer u. a, genannt werden,
Ausser, n, einem sogenannten Pestel oder Stosser zum Zerquet-
schen des Reisses u. a., sammt, 0, einigen Thongefässen von
verschiedenen Formen, findet man hier ferner: p, fünf kleine,
theils mit Gold und Silber belegte Metallringe und q, eine
merkwürdige Waffe aus Bronze, welche vor einigen Jahren her
in Nara, in der Nähe von Kiyoto, gekauft wurde, wo der Ver-
käufer erklärte, dass sie früher in einem dortliegenden Tempel
ausgestellt gewesen wäre. q l, ist ein Bruchstück einer ähnlichen
Waffe, welche vor ungefähr 35 Jahren her in der Provinz
Boungo in der Erde gefunden und bisjetzt im Andakuji-Tempel
in Kochicken‘ (Tosa) aufbewahrt wurde.. Ein Priester in Tosa
besass später den abgebrochenen Theil, wollte aber um keinen
Preis sich davon trennen. (Vergl. hiermit in der chinesischen
Abtheilung 8312: die Waffe, welche der Waffenträger des
Kriegsgottes trägt, und bei 314: des Gottes Schwert und
Fahne, welche rechts im Innern des buddhaischen Tempels
aufgestellt sind.)
Vorderindien.
Fr, etliche kleine Blöcke und Späne aus Jaspis, Achat,
Calcedon usw., gefunden an den Ufern des Mohanuddyflusses
Aelteste Culturstufe in Asien und Afrika. Nr. 21. 15
ungefähr 40 engl. Meilen nordöstlich von Jubbulpore; r 1,
einige grössere Feuersteinblöcke, gefunden bei Rohvihills (in
Centralindien); s, einige merkwürdige Keile oder Aexte aus
Quarzit, gefunden in den sogenannten Lateritschichten in der
Nähe von. Madras; ferner, s 1, einige geschliffene Aexte aus
Diorit, mehrere Feuersteinblöcke und Späne, gefunden im
Banda- District im nordwestlichen Indien. Ferner: t, ein
kurzes Schwert und ein Dolch, beide aus Kupfer und bei dem
Dorfe Niorai in Zillah zwischen dem Ganges und Jumna ge-
funden; u, zwei flache Keile oder Paalstäbe aus reinem Kupfer;
sie gehören beide zu einem sehr bedeutenden Funde derselben
Art von Gungeria in Centralindien,
Die ostindischen Inseln,
vw, Bruchstücke eines Thongefässes ‘sowie, x, ein Feuer-
steinspan, gefunden zusammen mit Thierknochen und Mu-
schelschalen in einem der verhältnissmässig auf den Anda-
manen sich häufig findenden Abfallhaufen oder „Kjokkenmod-
dinger“; y, eine Axt aus Jaspis, merkwürdig sowohl durch ihre
eigenthümliche Form als auch durch die vorzügliche Weise,
womit sie geschliffen ist; sie ist wie, z, die zwei in colorirten
Abgüssen dargestellten Bronzewaffen, angegeben von Java zu sein.
2, Abguss eines Steinkeils oder Beiles, gefunden beim Aus-
graben der Ruinen von Babylon, uud jetz aufbewahrt im bri-
tischen Museum in London sowie, 6, ein blattförmiger Feuer-
steinsplitter, gefunden beim Berge Sinal.
E. Aelteste Culsturstufe in Afrika und Amerika.
Afrika.
A, Einige kleine Feuersteinsplitter, sammt ein kleines
Messer, ein sägeförmiges Geräthe und eine kleine Schabe; diese
Gegenstände gehören alle zu den bedeutenden Funden, welche
in den letzten Jahren an dem Badeort Helouan, Süd von Cairo,
gemacht worden sind. B, Abguss von einem kleinen, geschlif-
fenen Feuersteinkeil, gefunden bei Djelfa in Algier; C, drei
Steinkeile, gefunden in den früheren dänischen Besitzungen auf
der Goldküste, wo die Akra-Neger sie „Jongmar-limle“ o: Gottes
Axt, nennen. Ferner, zum Teil in Abgüssen: D, ein grösserer
Feuersteinkeil, E, einige Feuersteinkerne und, F, Feuerstein-
splitter, die in den Sandtriften am Cap der guten Hoffnung
(Distr. Albany) gefunden sind.
N Aelteste Culturstufe in Amerika. Nr. 22,
15
Amerika.
Als die Europäer diesen Welttheil entdeckten, bestand die Bevöl-
kerung, vielleicht mit Ausnahme der Eskimos, aus einer einzigen,
bis dahin unbekannten „Menschenrace“, welche man die rothe oder
kupferfarbene nannte, und welche zahlreiche Nationen, Stämme oder
Horden bildete. Von diesen Völkern waren namentlich die in Mexiko,
Centralamerika und Peru (Azteken, Mayas und Incas) im Besitz einer
nicht unbedeutenden Civilisation; gleichwie auch in Nordamerika,
von dem Eriesee an, längs dem Mississippi und dessen Nebenflüssen,
später viele grosse und bemerkenswerthe ulturreste gefunden worden
sind, deren Ursprung sich in das Dunkel der Zeiten verliert. Der
übrige Theil der Bevölkerung bestand hingegen, bis auf einige Aus-
nahmen, aus mehr oder weniger wilden und kriegerischen Jäger- und
Fischerhorden. .
Gegen 400 Jahre sind seitdem verflossen. Die Anzahl der Europäer
ist bist auf reichlich 50 Millionen gestiegen, und diese haben allmählig
— ursprünglich um den Unterdrückungen der Indianer von Seiten
der ersten Erobrer vorzubeugen oder gegenzuarbeiten — ungefähr
sieben Millionen Negersclaven eingefürhrt, welche jetzt jedoch grös-
stentheils frei sind. Von den eingeborenen Stämmen, circa 6 Mill,
haben viele, indem sie sich der europäischen Herrschaft unterwarfen,
in Folge dessen ihre Volkseigenthümlichkeiten aufgeben müssen, zum
Theil den christlichen Glauben angenommen und gleichzeitig in
dem: Ackerbau und der Industrie nicht unbedeutende Fortschritte
gemacht; andere dagegen haben ihre Unabhängigkeit und damit ihre
wilden Sitten und Lebensweise bewahrt.
In der gegenwärtigen Abtheilung werden wir auf einige, diesen
Volkstämmen eigenthümlichen Denkmähler der Vorzeit, wovon übrigens
noch, besonders unter der niederen Bevölkerung in Mexico, Peru und
Chili, viele interessanten Spuren und Andeutungen sich vorfinden,
unseren Blick richten,
Südamerika,
Brasilien,
Schrank 22. a, eine grosse Anzahl Muschelschalen, an
denen zum Theil Spuren von Durchbohrung sichtbar sind; ‚b,
mehrere Fischknochen und, ec, einige Vogelknochen, die alle von
den . Sambaquis (Abfallhaufen oder „Kjekkenmeddinger‘“) stam-
men, die der jetzt verstorbene Graf Ulrich Holstein auf seinen
Reisen im Innern Brasiliens seiner Zeit untersuchte. Diese Haufen,
die alle den oben genannten gleichartigen Inhalt haben, liegen
immer in umittelbarer Nähe des Wassers, in der Regel im
Mangrovegebüsch an Flussmündungen oder dergl.; oft haben
sie eine Höhe von 30 Fuss und darüber und nehmen ein
Areal von mehreren Hectar Land ein. Im Erdreich am Fusse
eines dieser von Graf Holstein besonders untersuchten Sam-
baqui in der Nähe von Donna Franeisca (Provinz St. Catharina)
wurden gefunden: d, Menschenknochen und Theile menschlicher
Schädel in Verbindung mit, €, Kieselsteinen, von welchen mehrere
deutliche Spuren davon tragen, dass sie als Stösser gebraucht
wurden, wahrscheinlich zum Zerstossen von Mais, und da sie
Aelteste Culturstufe in Amerika. Nr. 22—23, 17
alle eine glatt geschliffene Seite haben, zugleich auch als
Läufer oder Zerreiber zum Mahlen von Mehl u. desgl. An-
dere dieser Kieselsteine, f, müssen ihrer Form und Beschaffen-
heit nach als Hämmer und Zuhauersteine benutzt worden sein.
Ferner wurden dort, g, mehrere geschliffene Steinsachen, näm-
lich Aexte, Hemmer, Meissel usw. gefunden, Dagegen sind die
übrigen Steinkeile oder Aexte, h, von Serpentin, Quarz und
Schiefer sowie der Schleuderstein, i, und die beiden Pfeil- oder
Speerspitzen, k, an verschieden Orten in Brasilien gefunden
worden.
Chili,
Schrank 23. a, einige sehr schön zugehauene Pfeil-
spitzen von Feuerstein und Calcedon, b, zwei runde durchbohrte
Steine (vergl. Nr. 252, d.), €, eine kleine Pincette aus Silber
sowie, d, eine 71/2“ hohe Vase aus gelblichem Kalkstein und,
e, eine halbrunde Thonschüssel, gefunden in einem Grabhügel
im Aconcaguathal in dem heutigen Chili, zur Zeit der Ent
deckung Amerikas ein Theil des Incareiches, welches unter
dem zwölften Inca, Huyana-Capac, der 7 Jahre vor der An-
kunft der Spanier ‚starb, eine Ausdehnung von 600 geogr.
Meilen von Nord nach Süd hatte, nämlich von dem Fluss -An-
dasmayo N. von Quito bis zum Flusse Maule in Chili.
f, eine sitzende männliche Mumie, in den alten peru-
anischen Gräbern, (Huacas) auf dem grossen Grabplatz bei Ancon
gefunden. So zusammengebeugt wurden die Verstorbenen beider
Geschlechte — ehe ihnen die eigentliche Mumienbekleidung
angelegt wurde (s. Nr. 25) — immer ihrem Stand. und übrigen
Verhältnissen entsprechend mit mehr oder weniger Zierrathen
geschmuckt, darauf mit einer Lage Baumwolle ausgepolstert
und mit einer verhältnissmässig sehr dicken Lage von Seegras
und Blättern umwickelt; g, zwei durchschnittene und geschliffene
Augäpfel (lens chryställina) eines Tintenfisches, die an einer
Mumie angebracht waren; gefunden bei Arica; h, Bruchstücke
von einem Quipu 5: gefärbtej Schnüre, die, auf verschiedene Arten
geknüpft, als Schrift oder Mittheilungsmittel gebraucht wur-
den. War der Verstorbene ein Krieger, so wurde ihm in
das Grab mitgegeben: % sein Commandostab, k, Schleuder
und, 1, eine Streitaxt aus Stein oder Kupfer, von denen‘ hier
eine grössere Anzahl vorhanden ist, und von welchen man
annimmt, das sie ursprünglich alle als Streitäxte, wie I 1, geschäftet
waren; war er dagegen ein Künstler oder Handwerker,
wurden ihm seine. Geräthe aus Stein oder Kupfer, seltener
aus Gold, wie z. B. die kleine Axt, m, der Schmalmeissel, m,
Peru.
18 Aelteste Culturstufe in Amerika, Nr. 23—25.
und die beiden Bohrer oder Grabstichel, o, mitgegeben; war
er ein Fischer, p, sein Fischnetz usw.
Von den hier angebrachten Schmucksachen aus. Gold,
Silber und Kupfer; welche, obwohl nicht immer eben an der
Leiche angebracht, doch in den Mumienkleidern festgemacht oder
auf andere Art den Todten mitgegeben wurden, werden hervor-
gehoben: q, ein Stirnschmuck, r, Ohrenschmucke, die wie bekannt
in einem sich nach und nach erweiternden Loch in den Ohren ge-
tragen wurden, und, s, Nasenschmucke. Ferner: t, Arm- und Finger-
ringen, u, verschiedene Hängezierrathen sowie, v, eine Kupfernadel,
Topo, (meistens von Silber) womit man die sogenannte Lecclia,
ein kurzes Ueberkleid ohne Aermel, befestigte. . Die gewöhn-
lichsten Schmucksachen bestanden aus ‚feinen, ungefärbten
baumwollenen Schnüren oder Garn (siehe die Kindermumie Nr.
25 A). Die Goldplatten, x, sind wahrscheinlich die „kleinen,
runden Metallplatten, welche die Mumien immer im Munde haben.“
Schrank 24. a, eine weibliche Mumie, sowie, b, Kopf-
haut einer andern weiblichen Mumie mit geflochtenem Haare.
Ferner folgende Gegenstände, die bei den in den letzten Jah-
ren vorgenommenen Ausgrabungen des oben genannten Begräb-
nissplatzes bei Ancon beinahe alle auf oder bei weiblichen Mu-
mien gefunden wurden, nämlich: c, gereinigte und präparirte
Baumwolle, aus welcher, d, kleine kegelförmige Büschel zum
Spinnen gebildet wurden, e, mehrere Spindeln, theils mit
Garnresten, g, ein Geflecht aus ungefärbten baumwollenen Garn,
sowie, h, gefärbtes, in Knäuel gewundenes Garn und, i, ein
Arbeitskorb, versehen mit Spindeln, Garn usw., wie man deren
viele in Gräbern findet. Ferner: k, Bruchstücke eines Hand-
webapparates, 1, verschiedene gewebte Stoffe, m, ein Stirnband
und andere Kopfschmuck sowie, n, eine gestickte Schürze und,
o, ein Gürtel oder Schürze mit aufgenähter Mosaik aus Federn.
Nr. 25. Darstellung auf welche Weise die Leiche eines
wohlhabenden und angesehenen Mannes in der eigentlichen Mu-
mienkleidung und mit künstlichem Kopf durch lange, an der
Mumie angebrachte Taue, in das Grab gesenkt wurde.
In den kleinen Taschen und Beuteln wurden ihm mit unter
Götzenbilder und Amulette, sowie Schmucksachen mit gege-
ben, am häufigsten aber Mais, Bohnen und Cocablätter;
auch wurden in das Grab die Hausgötzen (Canopen) und Thon-
gefässe, mit Chica — dem gewöhnlichen Getränke der Peru-
aner — gefüllt gestellt. Ein gewöhnliches Grabattribut, dessen Be-
deutung man aber nicht kennt, waren eine Art von Ehrentafeln
oder Emblemen, welche an kleinen, mit gefärbtem Garn umwickel-
ten Stöcken, als Fahnen bei den Mumien angebracht wurden
(s. Schrank 26, b.).
Aelteste Culturstufe in America. Nr, 25 A—30. 19
Nr. 25 A. Eine Kindermumie (ein kleines Mädchen), ge-
schmückt mit einem gestickten Stirnband, sowie mit Hals-, Arm-
und Knöchelschmucken von, ungefärbtem, baumwollenen Garn.
Kasten 26 enthält verschiedene Mumienstoffe nebst, a,
ein künstlicher Mumienkopf, b, eine kleine Grabtafel oder Fahne
und, €, eine Puppe, in einem Kindergrab bei Ancon gefunden.
Schrank 2%. Eine grosse Anzahl von Grabgefässen,
in den alten peruanischen Huacas gefunden: a, bei Cuzco, bh,
Ancon, c, Nepefia und, d, Santa.
Die Schranke 28 enthalten ebenso nur Grabgefässe,
gefunden: a, bei Santa, b, Truxillo und, c, Caxamarca,
Neu-Granada (Columbia).
Schrank 29. a, einige aus Gold und Kupfer roh ver-
arbeitete Götzenbilder, ferner, b, einige kleine, verhältniss-
mässig viel besser ausgeführte Goldsachen, welche Darstel-
lungen von Götterformen und heiligen Thieren sowie Symbole
eines besonderen Ranges und Würde zu sein scheinen; €,
ein sogenannter „Kalenderstein“; d, verschiedene Grabge-
fässe (Canopen) und, e, einige kleinere, schalen- und vasen-
förmige Thongefässe, von welchen das eine, el, mit einigen
Goldsachen in einem Grabhügel gefunden wurde; f, ein Hals-
schmuck aus Gold; g, Lippenschmuck aus Jadeit, ferner, h,
mehrere Perlen. und andere Stücke von Feldspath, Quartz,
Thonschiefer usw. k, Spinnsteine, besonders aus Schiefer und,
l, Steinkeile oder Aexte und Meissel. Mit wenigen Auznahmen
wurden. die genannten Sachen in den alten Chibcha- oder
Muiscagräbern in Neu-Granada oder Columbia, besonders bei
UÜbate, Muzo, Coper und Tunja gefunden; sie haben übrigens
eine so grosse Aehnlichkeit mit den oben genannten peruani-
schen Alterthümern, dass man sie wohl als gleichzeitig und
sehr nahe mit diesen verwandt betrachten kann.
Venezuela.
Kasten 30. Sachen, die beinahe alle, auch die ins
Fenster gestellten Thongefässe usw., in alten Gräbern in der
Umgegend von Valencia in der Republik Venezuela gefunden
wurden, nämlich: a, ein Amulet, in welchem die Umrisse einer
sitzenden Figur mit unter dem Kinn gefalteten Händen ein-
geritzt sind; b, mehrere in gebranntem Thon sehr roh aus-
geführte männliche und weibliche Figuren sowie, €, eine gTOSSEe
Anzahl Bruchstücke von verhältnissmässig weniger barbarischen
Thongefässen, d, eine Speerspitze aus Feuerstein und, 6, einige
geschliffene Keile oder Aexte und Meissel, theils aus Nephrit,
f, ein Bohrer usw.
Der bemerkenswertheste dieser Grabfunde wurde seiner Zeit in der
Nähe von San Diego, einer kleinen Stadt ungefähr eine dänische
20 Aelteste Culturstufe in America, Nr.31—32,
Meile östlich von Valencia, gemacht. Hier fand man nämlich das
grosse oben auf dem Schrank 33 angebrachte Thongefäss, welches
das Skelett einer zusammengebeugten männlichen Leiche enthielt;
in einem Kreise rings um dieses Gefäss waren sowohl die oben
genannten Figuren, h, hingestellt, als auch eine grosse Anzahl
kleiner Thongefässe — wozu die Bruchstücke, c 1, gehören — ge-
füllt A Schnecken, Schlangen, Fischen, Kohlen und zum Theil
mit Chica.
Central-Amerika.,
Die westindische Inseln.
Schrank 31 enthält eine bedeutende Anzahl Äxte oder
Keile und andere Steingeräthe, .theils auf den westindischen
Inseln, St. Domingo, Portorico, Guadeloupe, besonders aber
auf St. Croix, St. Thomas und St. Jean gefunden. Gewöhnlich
nennt man. sie „Caribische Alterthümer‘“, da man annimmt,
dass sie von dem von Columbus auf Samana gefundenen, halb-
wilden Indianervolk, die Cariben oder Caraiben genannt wurden,
herrühren. Die Steinäxte, a, aus Serpentin, Schiefer und zum
Theil Jade, haben die gleichartige Form, wie sie auf den briti-
schen Inseln und zum Theil auch in Frankreich gewöhnlich
gefunden werden. Die mehr abweichenden Typen sind, b, von
Guadeloupe, ec, von St. Domingo und, d, von Barbados; letz-
teren sind aus geschliffenen Muscheln gebildet. Ferner, €, eine
Speerspitze aus Feuerstein, f, einige Handwaffen und Streit-
äxte, g, zwei Läufer oder Zerreiber für Mais und, h, eine
Thonschüssel, auf St. Croix. gefunden. Besonders muss auf-
merksam gamacht werden auf, i, die grossen, merkwürdigen
Granitringe, die, wie man annimmt, bei den Menschenopfern
der Cariben benutzt wurden; il sind auf Portorico und i2
auf St. Jean gefunden. Die beiden sogenannten Idole oder
Götzenbilder, k, sind von besonderem Interesse wegen der
grossen Aehnlichkeit der Ornamente des einen, kl, mit denen
auf den Geräthen der Kolosch- oder Thlinkith-Indianer an der
Nordwestküste Amerikas, . (vergl. einige der unter Nr. 93 u.
94 angebrachten Sachen).
Costa-Rica,
Schrank 32, a, drei Hängeschmucksachen, wahrschein-
lich Amulette, und, b, eine kleine goldene Schelle sammt, C,
einigen Vasen, Schalen und kleinen Figuren aus gebranntem
Thon und zum Theil bemalt, alle in den alten Gräbern in
Bugaba (Prov. Chiriqui) gefunden. en
Ausser, d, einige in Peten (Guatemala) gefundene Thon-
gefässe von mehr ungewöhnlichen Formen, von denen besonders
zu beachten ist, dl, eine sogenannte „Gesichtsvase‘“, die eine
vollkommene Aehnlichkeit hat mit den‘ unter Nr. 33, el,
Aelteste Culturstufe in Nordamerika. Nr. 32—383. 21
angeführten Thongefässen von Tabasco, — enthält dieser
Schrank zugleich von dem jetzigen
Britischen Honduras:
C, eine vorzügliche Sammlung von Terracotta-Masken, Vasen,
Bruchstücken von Figuren usw., alle von gleichartigem, eigen-
thümlichem Styl; verwandt, aber doch verschieden von den
aztekischen, gehören sie wahrscheinlich der entwickelsten Cultur-
periode des Mayavolks an. Ferner: f, einige runde und lange
Perlen, g, zwei Steinkeile, h, ein Obsidianblock (nucleus) und,
i, eine Speerspitze.
Nordamerika.
Yucatan und Tabasco.
Schrank 33. Yucatan: ein hohes, becherförmiges
Thongefäss, b, einige zum Theil schön zugehauene Feuerstein-
geräthe usw., ©, zwei geschliffene Steinkeile und, d, vier seltene,
meisselförmige Keile von geschliffenen Muscheln. Ferner, e,
einige in Tabasco gefundene Thongefässe, von denen besonders
hervorgehoben werden die Vasen, e 1, mehrere kleine Köpfe,
Masken und theils Bruchstücke von kleinen Figuren oder Göt-
zenbildern aus Terracotta; die meisten wurden gefunden in
Gräbern an den Ufern des Zumacintaflusses, in den auf dessen
beiden Seiten gelegenen Staaten Yucatan und Tabasco.
Mexico.
f, Quetzalcoatl, der Gott der Luft, sitzend dargestellt, in eine
befederte Schlangenhaut gekleidet (Gips-Abguss.). Das Original
ist aus rothem Parphyr und wird in Paris aufbewahrt (Museum
im Trocadero); g, eine Darstellung desselben Gottes in ge-
branntem Thon., h—k, Nachahmungen in Gips von den drei
ausserordentlich grossen und künstlich bearbeiteten Basaltblöcken,
welche im Jahr 1790 in den Ruinen des grossen aztekischen
Tempels oder Teocalli in Mexico gefunden wurden, nämlich: h,
ein Götzenbild, das von einigen für die Kriegsgöttin Teoyao-
miqui, von anderen aber für eine Vereinigung des Kriegsgottes
Huitzilopochtli, seiner Gemahlin Teoyaomiqui und des Beherr-
schers der Unterwelt Mictlanteuctli, welcher unten am Fusse
des Bildes ausgehauen ist, angesehen wird. Man nimmt an,
dass dieses Götzenbild das berühmte Kriegsidol ist, welches, von
zwei Säulen getragen, an dem grossen Teocalli in Mexico. an-
gebracht war und vor welchem die zahlreichen Menschenopfer
stattfanden auf kleinen dazu eingerichteten Altären; {i, der
sogenannte „Öpferstein, der gleichfalls aus Basalt gehauen ist
(3 Fuss hoch und 9 Fuss im Diameter), wird als der erhöhte
Platz innerhalb des Tempelgrundes angesehen, auf welchem
der gefangene Kriegshäuptling mit 6 Gegnern — mit einem
29. Aelteste Culturstufe in Nordamerika. Nr. 33.
nach dem andern und alle besser. bewaffnet als er — kämpfen
musste. . Siegte er in diesem ungleichen Kampfe, wurde . er
losgelassen; im entgegengesetzten Falle wurde er aber wie ein
gewöhnlicher Kriegsgefangener geopfert; von der Mitte aus geht
eine Rinne oder Vertiefung zum Ablauf des Blutes; k , eben-
falls eine Nachahmung des grossen „Kalendersteins,“ der 111/2
Fuss im Diameter misst und 20—80 Tons = 40—60,000
Pfund wiegt, In der Mitte ist der Sonnengott, Tonatiuh, mit
ausgestreckter Zunge abgebildet, und der innerste Kreis ist
von 20 symbolischen Bezeichnungen für die 20 Tage, in welche
die. 18 Monate eingetheilt waren, gebildet; I, ein Götzenbild
aus Nephrit, das zugleich mit, 1 1, den beiden kleinen Götzen-
bildern oder Amuletten in den unterirdischen Grabkammern in
einigen Schlossruinen bei dem Dorfe Mitla im Staat Oaxaca; ge-
funden wurde; m, einige kleine, häufig in Terracotta. vorkommende
Götzenbilder, welche Tonantzin, die. Mutter des Menschen-
geschlechtes, darstellen; mn, drei sitzende Figuren, Priester oder
Idole aus Alabast und Lava, wurden bei Ausgrabungen in
Palenque gefunden; 0, Kopf eines grösseren, sowie eines klei-
neren: Götzenbildes, beide roh ausgeführt aus Lava; p, eine
kleine Figur in Terracotta, einen aztekischen Priester von hohem
Range der durch die prachtvolle Kopfbedeckung und den von
dieser herabhängenden Quasten bezeichnet wird, darstellend; q;
ein sogenanntes Opferhalsband (saerificial collar); aus Grünstein
und von der eigenthümlichen symbolichen Form, die auf dem
aztekischen Kalenderstein so häufig wiederholt wird. Solche
Steine wurden, um die Opfer auf den Opferstein niederzuzwin-
gen, auf Brust, Knöchel und Handgelenke derselben gelegt; T,
zwei besonders seltene Masken aus Holz, mit geschliffenen Tur-
kisen, Perlmutter und Conchylien eingelegt. Die verhältniss-
mässig sehr grosse Anzahl von Masken, welche meist aus ge-
branntem Thon, Alabaster usw. in allen grösseren mexikani-
schen Sammlungen gefunden werden, zeigt wie allgemein der
Gebrauch derselben gewesen ist; übrigens weiss man auch,
dass es Sitte war, wenn der König krank wurde oder wenn ein
anderes grosses Unglück das Land traf oder demselben drohte,
sowohl die Tempel als die Hausgötzen zu maskiren. Das er-
klärt, wesshalb diese Masken oft so auffallend klein und unzweck-
mässig erscheinen, s, ein aus gebranntem Thon ungewöhnlich gut
modellirter Kopf, in dem der mongolische Typus stark hervortritt;
er istbei Estanzuela (Vera Cruz) gefunden zusammen mit, t, den
hier in Abgussen aufgestellten ähnlichen Köpfen oder Masken,
deren Originale im Museum in Trocadero aufbewahrt werden;
u, ein herzförmiger Stein, der auf der Unterlippe des Verstor-
benen angebracht und nach der Leichenverbrennung mit der
Aelteste Culturstufe in Nordamerika, Nr. 383—40. 23
Asche in die Graburne gelegt: wurde; v, mehrere der charak-
teristisch ausgeführten kleinen Menschen und Thierköpfe, welche
in den aztekischen Gräbern in grosser Anzahl. gefunden werden
und von denen man annimmt, ‚dass sie bei den Begräbnissen
von den nächsten Verwandten in das Grab gelegt wurden; x,
verschiedene Räuchergefässe, in denen sowohl in den Tempeln
als auch in den Häusern mehrere Male täglichden Göttern Rauch-
opfer gebracht wurden. Ferner: y, ein Lippenschmuck (Labret)
und, z, eine grosse Anzahl „Malacates“ oder Spinnsteine.
Schranck 34. Ausser einigen Thongefässen, meist zum
häuslichen Gebrauch, und, a, drei Läufern oder Reibsteinen zu
Mais und dergl., enthält dieser Schrank, b, mehrere Äxte oder
Keile, Meissel und Hämmer aus Grünstein, Quarz und Basalt
sammt, €, einer schön zugehauenen Speerspitze aus Feuerstein
und, d, zwei Abgüsse ähnlicher, aber grösserer Speerspitzen.
Ferner: e, einige sehr schöne und seltene Öbsidianblöcke, wovon,
f, grössere und kleinere Späne abgehauen sind, die zu, g, Mes-
sern, Pfeil- und Harpunspitzen sowie, h, zu Schaben usw. be-
nützt wurden; die kleineren Obsidianblöcke wurden oft zu, k,
einfachen oder, 1, doppelten Drillbohrern verwendet; m, ein halb-
rundes Steinmesser oder Schaber, wahrscheinlich zum Gerben
gebraucht (vergl. Nr. 91, A, c); n, ein Kupferkeil, wie die
nordischen, 0, einige Flöten aus gebranntem Thon und, p, zwei
Rasseln.
Nr. 35. Ein älteres mexikanisches Manuskript, das wie
man. annimmt, aus der. letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts
stammt.
Die Vereinigten Staaten,
Schränke 36—38 und 38 A enthalten eine‘ sehr be-
deutende Anzahl von Steinäxten, Keilen und Meisseln, von
welchen mehrere hohlgeschliffen sind; ferner Pfeil-, Speer- und
Harpunenspitzen,. alle von zum Theil sehr gleichartiger Form.
Im Schranke 37 befinden sich einige Stösser (Pesteln) zum
Zermalmen des Mais und einige andere Steinobjecete ungewöhn-
licher Typen und zum Theil unbekannter Bestimmung. Die
meisten sind, wie in den Schränken angedeutet, in dem öst-
lichen Theil der Vereinigten Staaten gefunden, besonders in
Süd-Carolina, Pennsylvanien, Massachusetts und Rhode-Island.
Nr. 39. Drei Mörser aus Granit, Serpentin und Steatit
zum Zermalmen von Mais usw.; die dazu gehörigen Stösser
sind im Schranke 87 angebracht. ee
Kasten 40 enthält etliche Steinäxte, Keile und Meissel,
Spiess- und Harpunspitzen sowie einige Bruchstücke von Thon-
gefässen, welche Gegenstände alle in Canada gefunden sind.
D4 Aelteste Culturstufe in Nordamerika, Nr. 41—42,
Kasten 414 enthält besonders Sachen von Kupfer, Bronze
und zum Theil Silber, nämlich: a, eine ovale Schale aus Kupfer
und, b, einige Löffel aus Knochen, Kupfer und Bronze, in
indianischen Gräbern bei Middleborough (Massachusetts) gefunden.
Ferner: ec, den obersten Theil oder die Mündung einer
grossen, verhältnissmässig sehr dünnen und besonders seltenen
silbernen Vase, sammt, d, einige Bruchstücke derselben, und
auch von einigen kleineren, gleichfalls getriebenen silbernen
Gefässen, welche alle eine bedeutende Fertigkeit im Bearbeiten
der Metalle bezeugen; e, Bruchstücke eines aus kleinen bron-
zernen Cylindern gemachten Gürtels, welcher an einem Skelett
gefunden wurde, und, f, ein Bruchstück einer bronzernen Platte,
zugleich mit den. zwei kleinen. bronzernen Cylindern, g, gleich-
falls an einem Skelett gefunden; h, zwei Pfeilspitzen aus Bronze,
sammt, i, einer steinernen Pfeilspitze und, k, einigen Frag-
menten von sehr groben Bastzeugen sowie von einem Hals-
schmuck usw. Alle diese Sachen sind in verschiedenen Gräbern
bei Fall-River (Massachusetts) gefunden worden; 1, ein Paar
silberne Ohrenschmucke: Fundort unbekannt.
Grönland (vor Egede).
Grönland wurde schon im zehnten Jahrhundert von kühnen Nord-
Jändern entdeckt, die sich auf der Südwestküste ansiedelten, welche
als die östliche oder der sogenannte »Österbygd« angesehen wurde.
Nach und nach verbreiteten sie sich, bauten Kirchen, und es wurde
sogar ein besonderes Bisthum für Grönland errichtet; der schwarze
Tod aber, welcher den grössten Theil der Bevölkerung wegraffte, die
häufigen Kämpfe mit den Eskimos und endlich die Bürgerkriege hat-
ten zur Folge, dass die Colonien sich selbst überlassen wurden und
allmälig zu Grunde gingen.
Ueber 300 Jahre lang hörte nun der stete Verkehr mit den Euro-
päern auf, das Christenthum wurde vom Heidenthum verdrängt und
erst infolge der unermüdlichen Bestrebungen von Hans Egede wurden
Anfangs des achtzehnten Jahrhunderts wieder Colonien auf der West-
küste angelegt, deren Dänemark jetzt 16 besitzt, die zwei Inspec-
toraten, dem nördlichen und dem südlichen, untergeordnet sind. Hier
finden sich Kirchen und Schulen, und das Christenthum ist allgemein
verbreitet. Bei der Volkszählung gegen das Ende des Jahres 1883
bestand die Eskimo-Bevölkerung Westgrönlands, mit Inbegriff der 8. g,
Mischlingsrace, aus c. 9800 Iudividuen, nämlich 4278 in Nordgrönland
(2036 Männer und 2242 Frauen) und c. 5500 in Südgrönland.
Die nachstehenden Sachen sind beinahe alle in alten Gräbern
und Ruinen von Häusern auf der. Westküste Grönlands gefunden, und
mufasses die verhältnissmässig lange Periode von dem Untergang der
ersten Colonien an bis zur Erneuerung des steten Verkehrs mit den
Europäern.
Schrank 42. Dass die Grönländer während jener
Periode, vor Egedes Ankunft im Lande, dann und wann mit
Europäern verkehrt haben, davon zeugen die in diesem Schranke
Aelteste Culturstufe in Amerika. Nr, 4246, 95
angebrachten, a, zwei Löffel aus Christian des Vierten Zeit und
von der noch früher hier gebräuchlichen Form, wovon mehrere
in Grönland gefunden sind, sowie, b, zwei Abgüsse in Messing
von einem sächsischen, sogenannten Vierbrüder-Thaler; geprägt
1624, welche die Holländer vermuthlich seiner Zeit als Tausch-
mittel benutzten;. später sind sie von den -Grönländern als
Schmuck getragen worden. Ferner, €, fünfzehn sehr roh aus-
geschnittene Figuren aus Holz, Grönländer beiderlei Geschlechts
darstellend; soweit man: weiss, sind sie. alle in alten grönlän-
dischen Gräbern gefunden”).
Die übrigen, besonders zur Jagd und Fischerei gehörenden
Gegenstände bestehen aus Bogen und Pfeilen, Seehundharpunen
und Pfeilen zur Erlegung von Vögeln, sowie in einer grossen
Anzahl Harpunen-, Lanzen- und Pfeilspitzen aus Stein und
Knochen.
: Schrank 43 enthält besonders. Gegenstände, die sich
auf Jagd und. Fischerei beziehen: a, eine Lanze (grönl. Angu-
vigak) und, b, einige Vogelpfeile, von welchen der kleinste, b 1,
Ohne Zweifel zur Uebung von einem halberwachsenen Knaben
benutzt worden ist; €, Lanzen- - und Vogelpfeil-Spitzen; die
meisten ‚von diesen haben feinere Spitzen aus Knochen, Kupfer,
Bronze. und Eisen. Ferner: d, Angelhaken aus Knochen sowie,
€, einige Haken aus Angmäk, Feuerstein, Calcedon usw., welche
als Angelhaken benutzt wurden, indem man sie an, g, kleine
Stücke Knochen befestigte.
Schrank #4 enthält gleichfalls. etliche Bruchstücke von
Geräthschaften zum Seehundfang und dergleichen, ;
Schränke 45 enthalten nur Haushaltungsgeräthe, als:
a, alte Kochgeschirre und, b, Lampen aus dem sogenannten
„Wegstein‘“ oder Speckstein sowie, 6, hölzerne Näpfe und, d,
etliche grosse Löffel aus Holz, Knochen usw.
Schrank 46 enthält ferner verschiedene Geräthe, von
welchen zu‘ bemerken sind: b, die Geräthe, mittelst welcher
man sich Feuer verschaffte (hinsichtlich der Art und Weise der
Anwendung efr. Schrank .50, f). e, ein Stein zum Zuhauen der
Steingeräthe und, d, ein ähnliches Geräth aus Glockengut; ee,
ein kleiner Feuersteinkern, von welchem Späne abgeschlagen
sind; h, kleine runde Messerklingen aus Stein und Knochen;
i, Messer (Ullo, pl. Ullut), welche die Grönländer aus Knochen
#)
Obgleich man keine Nachricht davon hat, dass die Heiden ihren
verstorbenen Angehörigen auf eine sinnbildliche Weise ins Grab
folgten, scheint doch die grosse Anzahl dieser Figuren, sowie
dass der Capitain Graah zwei ähnliche auf der Ostküste fand
(Nr. 49, a und b) von einer angenommenen Sitte zu zengen, die
schwerlich ohne höhere Bedeutung gewesen ist.
26 Aelteste Culturstufe in Amerika. Nr. 46—48,
verfertigten, in die sie kleine, in einander gepasste Stücke Eisen
einlegten, welche die Schneide bildeten; k, ähnliche Messer aus
Eisen; I, gewöhnliche europäische Messerklingen, von den Grön-
ländern mit Griff versehen; m, Nachahmungen in Knochen von
europäischen Messern, deren Schneide man aus ganz kleinen
eingelegten Stücken Eisen verfertigt hat; .n, einige Messerklingen
aus Angmäk; 0, eine scherenähnliche Zange aus Knochen; q,
zwei seltene Drillbohrer aus Holz; r, Bogen zu dem Drillbohrer
und, s, die eigentlichen oder gewöhnlichen Bohrer, die alle aus
Angmäk sind und mittelst welcher man in Ermangelung von,
t, Sägen durch zahlreiche Bohrungen versuchte den Knochen,
u, die für die Geräthe beabsichtigte Form zu geben; v, eine
grosse Anzahl Schaben aus verschiedenen Steinarten; dieses
Geräth war in einen Schaft oder Stiel gesetzt (cfr. Nr. 82 q)
und wurde nicht allein zum Schäben bei Zubereitung der Felle
sondern auch als eine Art Hobel oder Raspel bei Verfertigung
der Geräthe aus Holz oder Knochen benutzt; x, Aexte oder
Keile und Meissel, beinahe alle aus Angmäk, sowie Meissel
und andere Geräthe aus Knochen.
z, Nadeln und Pfrieme aus Knochen sowie, 2, die soge-
nannten „Rynkebeen“ (Tigursaut), mittelst welcher die Grön-
länderinnen auf den Schuhsohlen theils feine Falten ‚legten,
theils auf. den Fellen das Muster einritzten und die Nähte
glätteten; mittelst einiger derselben, @ 1, hat man vermuthlich
zugleich Sehnenfaden gezwirnt; 6, Kämme, welche wohl beim
Ausspalten der Sehnen und Flechten der gröberen Sehnenfäden
gebraucht worden sind; @ 1, kleine Knochenhaken. und Etuis
zum ’Aufbewahren von Nadeln, Sehnenfaden usw.
Kästen 4%, A und B, enthalten zwei, yerhältnissmässig
grosse und gleichartige Sammlungen von Steinsachen; die eine,
A, ist von Sermermiut, einem jetzt unbewohnten Orte in
der Nähe. von Jakobshavn; die andere, B, ist von Kikertak,
einem kleinen Wohnplatz, 4!/2 Meilen nördlich von Ritenbenk.
Gemälde 48 stellt eine grönländische Familie dar, die
im Jahre 1654 in Bergen von einem deutschen Maler gemalt
wurde. Später kam diese Familie nach Kopenhagen und wurde
von da auf kurze Zeit nach dem.Gottorfer Schlosse geschickt.
Die schwarzen Linien, welche die weiblichen Figuren an dem Kinn
und über den Augen haben, zeigen wie die Mütter früher ihre
Töchter gleichsam tätowirten, indem sie ihnen einen mit Russ ge-
schwärzten Faden unter die Haut zogen. Diese Sitte soll sich noch
jetzt auf der Ostküste finden.
27
Zweite Hauptabtheilung,
Die Gegenwart.
A. Eskimos in Grönland (nach Egede), in
Nordamerika und Asien.
Grönland.
Ostgrönland.
Der dänische Seeofficier, Capitain Graah, ist, so weit bekannt,
der einzige Europäer, welcher Ostgrönland bis beinahe 66° n. B. be-
reist hat. Auf seiner Untersuchungsreise in den Jahren 1828-—81
sammelte er wichtige Beiträge zur Aufklärung über die Bewohner,
deren Anzahl er auf 5—600 Individuen schätzte. Gewöhnlich sind
sie Heiden und kommen nur in Berührung mit den Europäern, wenn
sie nach den südlichen Colonien auf der Westküste hinziehen um
Pfeilspitzen, Nähnadeln, Messer, Tabak und dergl. einzutauschen.
Sehr oft haben sie ein kümmerliches Dasein, besonders wenn das Eis
(Storisen), welches stets die Küste umgiebt, gegen das Land treibt
und sie verhindert auf die gewöhnliche Weise Fische etc. zu fangen;
dann sind Bären und Vögel ihre einzige Nahrung, bisweilen Hungers-
noth ihr trauriges Loos.
Schrank 49. a, eine männliche und, b, eine weibliche
Figur, beide aus Holz, sowie, c, ein zweischneidiges Messer
oder eine Säge, deren Schneide aus Haizähnen verfertigt ist;
der Capitain Graah brachte diese Gegenstände von seiner oben-
erwähnten Reise längs der Ostküste mit; -d, ein sogenannter
„Balearpelz“; er ist aus Seehundgedärmen genäht und wird
von den Bewohnern der Ostküste bei ihren. abergläubischen
Festen und Geisterbeschwörungen getragen. e, ein Kalender;
die sieben Löcher deuten die sieben Wochentage an; f, ein
Männer- und, g, ein Frauenkleid.
Schrank 50. a, ein Bogen; bh, Seehundharpunen; €,
die kleine Lanze (Purre), die bei dem Seehundfange gebraucht
wird (siehe die. Anm. unter Nr, 65); d, eine Angelschnur aus
gespaltenen Barden; e, einige Messer (der sogenannte Ullo).
Ferner, f, Geräthschaften, womit man sich jetzt noch Feuer
verschafft.
Die gegenwärtige geringe Civilisation der Osterönländer giebt in
mehrfachen Beziehungen nützliche Winke über die selbständige Ent-
wickelung der Westgrönländer vor dem im Jahre 1721 durch Hans
28 Eskimos in Grönland (nach Egede). Nr. 51—59.
Egede erneuerten Verkehr mit den Europäern; denn gleichwie die
Kleidung der OÖstgrönländer von dem Mangel an europäischen
Stoffen, Perlen und Bändern zeugt, so zeigen mehrere ihrer Geräth-
schaften, z. B. das Messer, e 1, welches‘ aus einem Stück eisernen
Tonnenband verfertigt ist, mit wie wenig Eisen man sich hier be-
hilft, wo die Verhältnisse das Metall selten und kostbar machen.
Westerönland.
Gemälde 51. Darstellung eines Grönländers und einer
Grönländerin, welche von einer Entenjagd heimkehren; von B.
Grodtschilling im Jahre 1724 in Grönland gemalt.
Gemälde 532. Portrait „der Gottesfürchtigen und Ehr-
baren Jungfrau Maria Epeyubs Tochter, die Ao. 1746 mit dem
Missionarius Hr. Sylo von Grönland nach Kopenhagen Reiste,“
Schrank 53, a, drei‘ Handtrommeln; zwei sind älter
und wurden ehemals benutz von dem Angekok, dem Priester,
Arzt oder Geisterbeschwörer der heidnischen Grönländer, die
dritte hingegen ist neu und wird zum Theil noch benutzt bei
den Tänzen, Trommelfesten usw., b, das vollständige Kleid
eines Grönländers: und, €, einer Grönländerin. Der Pelz aus
Vogelfell wird zum Theil noch von den Unbemittelten anstatt
Leinwand mit den Federn nach innen gebraucht; g, ein Instru-
ment (Komaksiut), mit welchem sich die Grönländer vom Un-
geziefer reinigen.
Schrank 54. Ein Brautkleid.
Schrank 55. Eine Mutter, ihr kleines Kind in dem
sogenannten Amaut auf dem Rücken tragend. .
Schrank 56. a, eine Mutter von Nordgrönland mit,
b, ihrem halberwachsenen Sohne und, e, ihrer Tochter; d, ein
Pelz aus Seehundgedärmen, (cfr. Schrank 49, d). |
. Schrank 5%. a, die Reisetracht eines Grönländers; b,
das moderne Sommer- und, ec, Winterkleid eines jungen Mäd-
chens; d, eine Winterkapuze aus Hasenfell. ; ;
Schrank 58. Das Festkleid einer Grönländerin, wie
es jetzt gewöhnlich getragen wird. Bei besonderen Gelegen-
heiten tragen die Männer ‚nicht nur solche Pelze, sondern auch
wollene Hosen, Strümpfe usw.
Schrank 59. a, Vogelpfeile mit Wurfbrettern; b, die
sogenannte „Purre“ sowie, e, die kleine und, ‘d, ‘die grosse Lanze
oder „Läntser“*); e, eine Seehundharpune mit dem dazu ge-
*) „Purre und „Läntser‘‘. sind die Benennungen der dänischen Colo-
nisten für diese Geräthe; die Grönländer nennen sie „Kapput“
und „Anguwigak“. .-
Eskimos in Grönland (nach Egede). Nr. 59—865, 29
hörenden Wurfbrett und dem an die Harpunenspitze befestigten
Riemen; f, die an diesen Riemen befestigte Blase (efr. Anm.
unter Nr. 65); g, Lachsharpunen.
Schrank 60. a, Jagätaschen; b, ein Pulverhorn; ©,
ein Pulvermass; d, eine Hagel-Giessform; e, einige „Blut-
pfröpfe‘“, von welchen der eine schraubenförmig ist (siehe Anm.);
f, ein Fischernetz, wie es ehemals gebraucht wurde; es ist aus
Sehnen verfertigt und über die Finger geknüpft; g, ein gewöhn-
liches Fischernetz; h, Vogelfallen; (siehe ferner Nr. 61, d);
i, ein Bugsirgeräth zu einem und, k, zu zwei getödteten See-
hunden, die am Kajake befestigt werden.
Um das Blut des erlegten Seehundes zu bewahren , welches in der
grönländischen Haushaltung als eine nahrhafte Delicatesse ange-
sehen wird, werden die Blutpfröpfe; e, in die Wunden von Läntsern
und Harpunen eingeschlagen; die schraubenförmigen, e 1, werden
zu diesem Zwecke in Wunden von Riffelkugeln angebracht.
Schrank 61. a, Angelschnüre, besonders für den See-
teufelfang sowie, b, Fischangeln und, €, Senksteine, von wel-
chen der grösste zu einer Hellbuttenangel gehört; d, Wasser-
vogelschlingen; e, Modelle von Kajakken und, f, Frauenböten
sowie, g, ein Löffel oder eine Schaufel, mittelst welcher die
Waken von Eis gereinigt werden.
In den Frauenböten, die 20—830 Ellen lang sind, werden bisweilen
Reisen von über 100 Meilen zurückgelegt, und gewöhnlich werden
sie dann von vier Frauen gerudert und von einer fünften gesteuert.
Die Männer begleiten sie in ihren Kajakken, um sie gegen Treibeis
und grössere Wellen zu unterstützen; denn in einem Frauenboote
selbst zu rudern wird von den Männern, wenn es nicht durchaus
nothwendig ist, als schimpflich angesehen,
Man macht sich am besten einen Begriff von der wahren Grösse
der Frauenböte dureh Anblick der auf der linken Seite des Schrankes
angebrachten wirklichen Ruderstange,
Nr. 62. Zwei sogenannte Tiefwasserangeln aus gespal-
tenen Barden oder Fischbein; die eine ist c. 900 Ellen lang.
Nr. 63. Ein Eisnetz, welches beim Seehundfang benutzt
wird, indem man es in die Waken, die man an den Küsten
haut, hineinleg$.
Nr. 64. Ein sogenannter Garntok, welchen man beim
Fang mittelst Netzes braucht, um damit Waken in das Eis zu
hauen (tokken).
Nr. 65. Ein Kajak, in welchem ein Grönländer auf der
Seehundjagd, mit seinem wasserdichten Thuilik bekleidet, dar-
gestellt ist.
Der Zweck der auf dem Kajake liegenden Blase ist theils mit
Hülfe derselben den verwundeten Seehund verfolgen zu können,
theils ihn zu ermatten. Wenn der Seehund von der Harpune ge-
troffen ist, sucht er nämlich augenblicklich die Tiefe mit der in
der Wunde festsitzenden Harpunenspitze, woran die genannte Blase
mittelst des 16—20 Ellen langen Riemens,. welcher vorn auf dem
30 Eskimos in Grönland (nach Egede). Nr. 66—73.
Kajake sorgfältig aufgerollt liegt, befestigt ist. Dadurch, dass der
Grönländer der Blase folgt, welche auf dem Wasser schwimmt und
ein Gewicht von c. 100 ® trägt, kann er nun den Seehund verfolgen,
bis derselbe infolge Blutverlustes und Anstrengung ermattet auf die
Oberfläche des Wassers kommt um Luft zu schöpfen, dann wird er
volle mit dem sogenannten „Läntzer‘““ (siehe Nr. 59, c und d)
erlegt.
Nr. 66 Ein kleiner Kajak für einen‘ 8—9-jährigen
Knaben.
Nr. 67. Ein Schlitten zum Schieben. -
Wenn der Seehund auf dem Eise liegt und sich sonnt, schiebt der
Grönländer versteckt hinter diesem kleinen Schlitten, welcher durch
seine weissen Segel Aehnlichkeit mit dem Schnee hat, sich langsam
und leise auf dem Bauche fort, bis er sich so, mit angelegtem Gewehr,
seiner Beute genähert hat, und ‘schiesst dann dieselbe durch eine
Oeffnung in der Mitte des Segels.
Schrank 6®%. a, der sogenannte Springpelz.
Wenn ein Wallfisch gestrandet. oder an den Küsten erlegt ist,
kriecht der Grönländer in einen solchen Pelz (Atterdläk), welcher
mit Luft gefüllt und dann zugeschnürt wird. Er geht nun auf
den Wallfisch, ja sogar in denselben hinein, um das Fleisch abzu-
schneiden und die Barden loszumachen; fällt er ins. Wasser, trägt
die in dem Pelze eingeschlossene Luft ihn auf dem Wasser.
Nr. 69. Ein Schlitten nebst Geschirr für 7 Hunde und
der dazu gehörenden 10 Ellen langen Peitsche,
Schlitten werden hauptsächlich in Nordgrönland gebraucht; sie
werden gezogen von 4—10 Hunden, welche entweder mittelst der
Peitsche: oder durch Zeichen und Zurufe gelenkt werden, die beson-
ders von einem zugefahrenen und „Baas“ genannten Hunde verstan-
den werden, .
Nr. 70. Ein Paar „Skier“ (eine Art Schlittschuhe), unten
mit Seehundfell bekleidet.
Nr. 71. Ein grönländisches Zelt.
Das Zelt oder die Sommerwohnung wird stets auf einem niedrigen,
nach hinten etwas höheren Erdhügel aufgestellt Ein Vorhang
aus Seehundgedärmen bildet eine kleine Flur vor dem eigentli-
chen Zelt, in welchem die Kochgeschirre und ein „Brix‘“, welcher
Tisch, Stuhl und Bett vertritt, angebracht sind. Beinahe jede Familie
hat ein Zelt; übrigens aber sind die Grönländer sehr gastfrei gegen
arme Verwandte und elternlose Kinder. .
Nr. 72. Modell. einer Winterwohnung für vier Familien;
hinter derselben ist das Holzwerk für das Dach aufgestellt,
welches mit Torf, alten Zeltfellen und Steinen gedeckt wird.
Die Winterwohnung wird aus Steinen, Erde und Moos gebaut, für
eine bis zehn Familien, und soweit möglich an hohen Stellen, wo
das Schneewasser abfliessen kann. Zum Schutz gegen Kälte und
Feuchtigkeit werden die Wände mit alten Zeltfellen bekleidet, und
der Eingang wird immer sehr niedrig und in solcher Form gebaut,
dass der Wind nicht in das Haus dringen kann. In einigen
Colonien haben einzelne grönländische Familien jetzt hölzerne
Häuser mit Oefen versehen. ;
Nr. 73. Modell einer Winterwohnung von Nordgrönland:
Eskimos in Grönland (nach Egede). Nr. 73—77. 31
sie ist aus Holz, mit Erde bekleidet und für zwei. Familien
eingerichtet.
Nr. 74. Ein. aus Seehundgedärmen genähtes Fenster,
Schrank 75. Zwei Kochgeschirre aus Talk- oder
Weichstein nebst den dazu gehörenden Lampen, a und b, so-
wie, €, etwas getrocknetes Moos, welches als Docht benutzt
wird.
Wenn die Lampen nur zur Beleuchtung dienen sollen, wird der
Docht so breit gemacht als auf der Lampe a angedeutet; wollen
die Grönländer aber kochen, dann wird die Flamme grösser ge-
macht durch einen breiteren Docht, wie auf der Lampe b angedeu-
Set. Die von der Jagd oft nassen und feuchten Kleider werden auf
dem hölzernen Rist oder sogenannten „Lampehäkke,“ unter welchem
die Kochgeschirre hängen, getrocknet.
Schrank 76, Etliche derjenigen Aexte, Hacken, Messer;
Bohrer u. s. w., welche alljährlich von ‘hier nach Grönland: ver-
sandt, aber doch. von den Eingebornen selbst mit Schaft yer-
sehen werden. . Bemerkenswerther sind die kleinen Sägen, a,
Welche theilweise noch gebraucht werden. Ferner finden sich
hier: b, die Nachahmung einer europäischen Säge, deren Blatt
aus Haizähnen gebildet ist; € , zwei angefangene Geräthe aus
Knochen; d, eine Schabebank (Kapiarbik), welche bei der Zu-
bereitung der Felle benutzt wird; €, Proben von zubereiteten
und gefärbten Seehund- und Rennthierfellen; f, das sogenannte
Faltenbein (Tigursaut), mit welchem die Grönländerinnen theils
die feinen Falten an der oberen Kante der Schuhsohlen legen,
theils auf den Fellen Muster einritzen, wonach sie geschnitten
und genäht werden; g, Sehnen, woraus die Grönländerinnen,
h, Zwirn verfertigen; die Sehnen werden nämlich in feine
Fasern gespalten, welche man dann entweder flicht oder
durch Rollen mit der flachen Hand auf der Backe dreht.
Der Nähkorb einer Grönländerin, mit einigen der obenerwähnten
Sehnen und dem daraus gewonnenen Zwirn, (siehe ferner
Nr. 77).
Nr. 7%. Einige zum Theil gespaltene Sehnen nebst
daraus verfertigtem Zwirn.
Nordamerika.
Labrador.
Diese sehr unfruchtbare, ungefähr 20,000 [] Meilen grosse Halb-
insel wurde 1496 von Cabot und 1610 von Hudson aufs Neue entdeckt.
Die Bevölkerung besteht aus einigen Indianerstämmen und ca. 1500
Eskimos, welche zum Theil unter den nämlichen Verhältnissen wie
die Grönländer leben. Mehrere von ihnen sind durch die Bestrebun-
gen der daselbst ansässigen mährischen Brüder Christen geworden.
32
Eskimos in Nordamerika. Nr, 78—81.
Schrank 78. a, ein eskimoisches Männer- und, b, ein
eskimoisches Frauenkleid; c, ein Pelz aus Gedärmen; d, Strümpfe
aus Seehund- und, e, aus Rennthierfell; f, ein Korb aus Stroh,
geflochten von einer Eskimofrau.
Schrank 79, a, ein Paar Skier (siehe Nr. 70), welche
jedoch jetzt von den Eskimos nur selten benutzt werden, seitdem sie
den Gebrauch der Schneeschuhe, b, kennen gelernt haben; diese
sind eine von ihnen selbst verfertigte Nachbildung der Schnee-
schuhe . der im Innern. des Landes wohnenden Lenape- oder
Berg-Indianer; ce, ein Modell eines Kajaks; d—i, verschiedene
zu dem Kajak gehörende Geräthe zum Fang. Ferner einige
Gegenstände, mit welchen der Hundeschlitten der Labrador-
Eskimos gewöhnlich ausgerüstet ist: k, eine 18 Ellen lange
Peitsche, 1, eine Seehundharpune und, ın, ein lederner Beutel
zum Aufbewahren des Wassers.
Nr. SO. Ein Schlitten mit Geschirr für sechs Hunde.
Die Nordpolarländer.
Nach der Entdeckung der neuen Welt war es eine der wichtig-
sten Aufgaben der Seefahrer und namentlich der Engländer einen nord-
westlichen Weg um Amerika nach Indien zu finden. Viele bedeutende
Entdeckungen von Ländern und Küstenstrecken und eine reiche Aus-
beute für die Wissenschaft waren wohl die Früchte dieser Bestrebungen,
hauptsächlich aber war es doch das traurige Loos des Kapitains Sir
John Franklin und seiner Leidensgefährten, welches die endliche
Lösung der Frage veranlasste. Wie bekannt verliess Franklin im
Mai 1845 England mit zwei Schiffen und 134 Mann. D, 26. Juli 8. J.
wurden die Schiffe von Capt. Dannett vor der Einfahrt des Lancaster-
sundes angerufen. Als man aber von der Expedition später keine
Nachricht mehr erhielt, rüstete sowohl die englische Regierung als
Lady Franklin 1848 und in den folgenden Jahren viele Schiffe nach
allen Richtungen hin aus um die Vermissten aufzusuchen. Auch ein
Kaufmann, Mr. Grinell in Newyork, schickte unter Lieutenant de
Haven und Dr. Kane zwei Franklin-Expeditionen aus. Mehrere neue
Inseln und Küsten wurden auf diesen Zügen entdeckt, ja sogar die
Nordwestpassage wurde am 26. Octbr. 1850 durch Capt. M’Clure ge-
funden, aber erst im Jahre 1859 erhielt man völlige Gewissheit von
dem traurigen Schicksale Franklins und seiner Reisegefährten. Capt.
M’Clintock fand nämlich auf der King Williams Insel einen Bericht
über die Expedition, datirt 25. April 1848, demzufolge Franklin schon
am 11. Juni 1847 gestorben war, und alle von M’Clintock später
angestellte Untersuchungen scheinen zu bestätigen, dass alle ihn
Ueberlebenden nach und nach dem Hunger und den. Anstrengungen
erlegen sind.
Mit wenigen Ausnahmen rühren alle die folgenden, unter Nr.
31 und 82 aufgenommenen Gegenstände von den obigen Nordpolar-
Expeditionen her. | ;
Schrank S$1. a, ein vollständiges Kleid, b, ein Paar
Unterbeinkleider; e, Handschuhe, d, Schuhe und, e, eine Art
Eskimos in Nordamerika. Nr. 81—86. 33
Galoschen, welche über denselben, besonders von den an den
nordöstlichenUfern des Mackenzie-Flusses wohnenden . Eskimos,
getragen werden.
Schrank 82. a, Schneeschuhe und, b, zwei Bündel
schmaler Riemen für Schneeschuhe. €, Bogen und’ Pfeile,
besonders von der King Williams Insel; d, kleine Geräthe
aus Knochen, mittelst welcher man die hinten auf dem Bogen
angebrachten Riemen und Flechten aus Sehnengarn straff macht;
e, eine Harpune; f, Harpun und Lanzenspitzen; g, ein Vo-
gelpfeil; h, Fischangeln. Ferner: i, ein Bündel Sehnengarn
und, k, ein Futteral für Nähnadeln, 1, ein Knochengeräth (der
grönl. Tigursaut), womit die Nähte geglättet werden; m,
verschiedene Messer und, m, Drillbohrer; o, eine Säge und, p,
ein Beil. Von den übrigen Geräthen sind zu bemerken: d
eine aus Basalt gehauene „Schabe“ (siehe Schrank 46, v) und,
r, das Werkzeug, mittelst welchem die Eskimos solche Shaben,
Steinpfeilspitzen u. s.w. zuhauen.
Die Nordwestküste
oder das frühere russische Festland Amerikas und die Inseln werden
bewohnt 1) von den Kolosch-Indianern und 2) von einer grossen
Anzahl von Eskimo-Stämmen, von welchen hier erwähnt werden die
auf den Küsten der Inseln Kadjak wohnenden Konjagen, die Aglegmju-
ten auf der Halbinsel Alaschka sowie die Aleuten-Eskimos, unter
welchen der mongolische Typus stark. hervortritt, wie auch ihr Dialect
von dem gewöhnlichen eskimoischen stark abweicht.
1) Sachen von den Kadjak-Eskimos:
Schrank 83. a, verschiedene Steinäxte und, b, einige
theilweise mit Griff versehene Messer von Schiefer, welche
jedoch zunächst der Vorzeit angehören, indem mehrere der
nachstehenden Gegenstände durch die von den Russen einge-
führten Geräthe, Waffen und andere Industriegegenstände
verdrängt sind; c, Bärenpfeile; d, Kleid eines Kadjak-Eskimos,
das aus doppeltem Fell des amerikanischen Murmelthieres verfer-
tigt ist: e, Nasenschmuck und, f, ein Lippenschmuck, welcher
früher von den Konjagen getragen wurde.
Schrank $4, a, Schellen, welche die Kadjak-Eskimos
früher bei ihren Tänzen und öffentlichen Festen brauchten;
b, Festkleid einer Eskimofrau; es ist genäht aus Vogelfell
mit, c, Garn. aus gespaltenen und gedrehten Wallfischsehnen; d,
Nähbeutel; e, einige theils aus Seehund-, theils aus Bärenge-
därmen genähte Beutel zum Aufbewahren verschiedener Gegen-
stände, besonders um sie gegen Feuchtigkeit zu schützen.
Nr. 85. Baidarke, in welcher ein Kadjak-Eskimo auf
der Seehundjagd dargestellt ist. .
Schrank S6@6. Gegenstände, betreffend Jagd und
34
Eskimos in Nordamerika, Nr. 86-—88.
Fischerei: a, ein Köcher mit Fischotterpfeilen; b, ein Biberzahn,
auf welchem man die Messer schleift, mit denen die Fisch-
otterpfeile geschnitten werden; die in den Griff eingeschnitte-
nen Kerben: bezeichnen ‘die Anzahl der erlegten Ottern; G,
Fischotterpfeile und, d, Delphinpfeile, welche mittelst Bogen, e,
abgeschossen werden; f,.Meerotterharpune sowie, g, Delphin-
und, h,. Wallfischharpune, welche mittelst eines Wurfbrettes, .i,
geschleudert werden.
Nr. 8%. Eine kleine Sammlung von Delphinharpunen und
Vogelpfeilen mit den dazu gehörigen Wurfbrettern, sowie Bogen
und Pfeile, eine Seehundharpune u. s. w. Diese Gegenstände
sind angeblich von einem Eskimostamme auf Alaschka, was
jedoch sehr zweifelhaft ist.
2) Gegenstände von den auf der Halbinsel Alaschka woh-
nenden Aglegmjut-Eskimos:
Schrank 88, a, ein Bogen mit, b, dazu gehörenden
Pfeilen, ‚welche‘ auf der Bären- und Rennthierjagd gebraucht
werden; €, ein mit Rennthierzähnen geschmückter Gürtel; d,
Ohrenschmuck; e, ein Lippenschmuck; f, ein kleiner Korb, in
welchem man den gekaueten Tabak aufhebt; g, eine Kette
und zwei Waffen aus Wallrosszähnen, welche Gegenstände ein
Aglegmjut in Katmai ausgeschnitten . hat.
3) Gegenstände. von. den auf den Aleuten wohnenden
Eskimos:
Atcha: h, ein Götzenbild, welches ehemals von den
heidnischen Bewohnern. dieser Insel angebetet wurde; i, Modell
eines Bootes (Baidara); k, ein Aleut in seiner Baidara mit
Fangen beschäftigt; l, einige vom den Eingebornen aus Knochen
und Wallroszähnen ausgeschnittene Arbeiten.
Unalaschka: m, ’eine Schleuder, mit welcher man
fliegende Vögel erlegt oder betäubt; nm, ein Eskimo in seiner
Baidarke.
Asien.
Gegenstände von den auf der Ostküste Siberiens wohnen-
den Eskimos oder Tschuktschen:
Die Tschuktschen theilen sich in 1) nomadisirende oder Rennthier-
Tschuktschen, welche sich selbst Tennygk nennen und, was Sprache
and Körperbau betrifft, verschieden sind von 2) den eskimoischen
Fischertschuktschen oder Onkiloen, welche gleichwie die Grönländer,
die Labrador- und Kadjakeskimos von Wallfisch-, Seehund- und Wall-
rossjagd leben. Beide Stämme leben in gutem Einverständniss mit
einander und haben bisher ihre Unabhängigkeit von der russischen
Regierung bewahrt.
Eskimos in Asien. Nr. 88—92,
35
o, eine Handtrommel (siehe Schrank 68, a); p, das Win-
terkleid eines Tschuktschen; q, Bogen, auf welche man Flechten
aus Sehnengarn gelegt‘ hat, um ihnen Stärke und Spannkraft
zu geben; r, drei Pfeile, von welchen der eine mit Feuer-
steinspitze sehr selten ist; s, eine Harpune mit einer Spitze
von Obsidian; t, eine Harpune deren Knochenspitze mittelst
einer neun Ellen langen, aus gespaltenen Sehnen geflochtenen
Schnur an den Schaft befestigt ist; u, ein Vogelpfeil, welcher
eine merkwürdige Aehnlichkeit mit den grönländischen hat.
Nr. 89. a, Schneeschuhe; b, eine Seehundharpune mit
dazu gehöriger Blase, Bogen und Pfeilen.. ;
Nr. 90. a, eine Harpune, geformt wie eine Hacke; b,
Vogelpfeile; €, ein :aus Wallrosszähnen und Wallfischbarden
verfertigter Schlitten.
Nr. 91. Ein ungefähr. 50 Ellen langes Fischernetz, ge-
bunden aus gespaltenen und geflochtenen Sehnen; ‚es rührt
gleichfalls von den Tschuktschen her.
Kasten 91, A. a, eine sogenannte „Peitschenschleu-
der“; b, eine Harpunenspitze mit eiserner Spitze; e; ein Ger-
berstock und, d, eine Probe von zubereitetem Leder; e, ein
Geräth zum Spalten der Sehnen, von welchen, f, Sehnenfaden
geflochten oder gebunden werden, und, g, eine Nadel oder ein
Pfriem aus Knochen; h, eine Axt oder „Eishacke“ sammt, i, mehre-
ren von den Tschuktschen in Knochen und Wallrosszahn ausge-
schnittenen Thiere, Vögel u. dergl.
B. Indianer in Amerika.
Nordamerika,
Die Anzahl der ursprünglichen oder kupferfarbenen Bevölke-
rung Nordamerikas beträgt c. !/a Million, und unter den wilden
kriegerischen Stämmen, besonders in Californien, Utah, Texas und
Mexico, welche nur für die Schattenseiten ‚der Civilisation emp-
fänglich zu sein scheinen, nimmt diese Anzahl beständig ab. Günstiger
dagegen stellen sich die Verhältnisse im südlichen Canada und den
übrigen nordamerikanischen Staaten, besonders aber in dem sogenannten
Western- oder Indian-Territory, woselbst die Indianer, namentlich
durch ihre Verbindung mit den Europäern und durch den Einfluss
der daraus entstandenen gemischten Race.nun angefangen haben die
Vortheile der Civilisation zu. fassen und danach zu trachten. Bei
einigen dieser Stämme, z. B. den Cherokesen, hat das Christenthum
guten Fortgang gehabt, gleichwie sie auch Mais, Waisen, Hafer und
eine Menge Küchengewächse bauen, Pferde und -grosse Heerden von
Hornvieh, Schafen, Schweinen u. s. w. haben. ; .
Schrank 92. Die Thnaina-Indianer auf-.der Halbinsel
Kenal:
36
Indianer in Amerika, Nr. 92—97.
a, Kleid eines Thnaina-Indianers; es ist aus Rennthierfell
und mit Stickerei aus Federspulen verziert; b, Lippenschmuck;
c, ein Paar Schneeschuhe, d, zwei aus Rennthiergeweih verar-
beitete Tomahawks, welche jetzt, da man das Eisen kennt, sehr
selten sind, e, ein Köcher mit, f, dazu gehörendem Bogen und,
g, Pfeilen.
Schrank 93. Die Kolosch- oder Thlinkith-Indianer
auf Sitka:
a, einige ältere Steinäxte und Keile, welche jetzt nur
äusserst selten vorkommen; b, zwei Götzenbilder, von wel-
chen das eine, b 1, von den Thlinkith-Indianern angerufen
wird, wenn sie auf der Fischjagd sind; ce, Masken, welche von
den Shamanen bei besonderen Ceremonien und Tänzen gebraucht
werden, wobei die Schellen, d, zur Musik dienen; e, Vögel,
womit die Thlinkith-Indianer sich zu ihren Tänzen schmücken;
f, Lippenschmuck, welcher nur von den verheiratheten Frauen
getragen wird; g, Nasenschmuck, der nur von den Männern
getragen wird; h, ein Hut, i, ein Kürass, verfertigt aus klei-
nen, flachen Holzstücken, welche mittelst Sehnengarns zu-
sammengebunden sind,
Schrank 94 enthält gleichfalls Gegenstände von den
Thlinkithen:
a, zwei Oberkleider, genäht aus Seehundgedärmen mit
Garn von gespaltenen und gedrehten Sehnen; das eine, a 1,
zeugt gleichwie die Mützen, b, von einem grösseren Einfluss
der Russen; €, ein Hut; d, zwei aus Schiefer gearbeitete
Figuren, sie sollen Russen darstellen und müssen daher zu-
nächst‘: als künstlerische Versuche der Thlinkithen betrachtet
werden; e, mehrere Löffel aus Holz und Horn, welche alle mit
eigenthümlichen Ornamenten, die sich auf den meisten Sachen
der Thlinkithen vorfinden, verziert sind.
Nr. 95. a, zwei Wallfischharpunen; die Taue sind aus
dicken Sehnen gedreht und darauf mit Sehnengarn umwickelt;
b, eine Wallfischharpunenspitze mit, €. dem dazu gehörigen
Futteral.
Schrank 96. Besonders Sachen der auf dem Fest-
Jande wohnenden Thlinkithen oder Maskat-Indianer:
a, Kopfschmuck, welcher von. den Frauen beim Mediein-
tanz getragen wird; b, ein Sommerkleid und, €, ein Winter-
kleid; d, Bogen mit dazu gehörenden Pfeilen; e, Modelle von
Böten; f, Fischangeln; g, Taschen und Körbe.‘ Ferner: h, das
Cranium eines Chinuk- oder sogenannten „Flachkopf- (Flathead)
Indianers*“,
Schrank 9%. Algonkin- und Chippeway-Stämme, wel-
Indianer in Amerika. Nr. 97—102.
37
che sich besonders an den Ufern der canadischen Seen auf-
halten: ;
a, Darstellung einer Indianerin, ihr kleines Kind auf dem
Rücken tragend; b, ein Chippeway-Indianer, der mit seinen
Waaren ‚auf einem kleinen Schlitten (siehe den originalen
Schlitten, welcher unter Nr. 98 angebracht ist) oft tief ins
Land wandert, um bei den wilden Indianerstämmen Pelzwerk
einzutauschen; er trägt die gewöhnliche Nationaltracht, was
jedoch am besten zu sehen ist an, €, dem Festkleid eines
Canadiers. ‚Jene beide Figuren tragen Scheeschuhe; der wirk-
lichen Schneeschuhe, d, bedient man sich nur des Win-
ters um über den neugefallenen Schnee zu gehen.
Nr. 98. a, ein Schlitten (siehe Schrank 97,. b); b,
Schneeschuhe.
Nr. 99. Ein ungefähr 12 Fuss langes Canoe aus Bir-
kenrinde, welches die Algonkin- und Chippeway-Indianer aus
Cederholz bauen und dann mit Rinde bekleiden.
Schrank 100. Eine Darstellung des Sac- oder Sauke-
Indianerhäuptlings Kiokuk, in seiner rechten Hand einen To-
mahawk oder eine Streitaxt haltend, welche zugleich seine Ta-
baksyfeife ist.
Schrank 4101 enthält seine übrigen Waffen, nämlich:
a, eine Streitkeule, b, einen Köcher mit, 6, dazu gehörendem
Bogen und, d, Pfeilen. Es ist interessant, dass sich auf, e,
seinem Mantel ‘ dasselbe Totem oder Familienmerkzeichen,
nämlich die mit Perlen gestickten Hände, vorfindet, welches
sein weniger civilisirter Vater auf seiner Brust gemalt hatte;
das Gemälde, f, ist nämlich ein Portrait von seinem Vater,
Kiokuk dem Aelteren, welcher sich im Jahre 1825 einige
Zeit in Washington aufhielt, woselbst sein Bild von Charles B.
King gemalt, und er infolge seines Benehmens als ein ausgezeich-
neter Redner und ein talentvoller Mann angesehen wurde.
Schrank 102. Dio Dacotah- oder die eigentlichen
Sioux-Indianer, welche aus 42 Familien bestehen, theilen sich
in zwei Abtheilungen oder Horden, nämlich Mississippi- und
Missouri-Sioux:
a, vollständiges Kleid eines Dacotah-Häuptlings; b, ein
Kopfschmuck aus gefärbten Haaren; das Recht einen solchen
zu tragen wird nur durch Tapferkeit oder ausgezeichnete
Thaten erworben; e, Ohrenschmuck; d, eine Friedenspfeife
oder Calumet; e, einige gewöhnliche, theilweise ältere Tabaks-
38
Indianer in Amerika, Nr. 102—107.
pfeifen; f, Tabaksbeutel und, g, ein Pfeifenkratzer sowie, h,
ein Surrogat für Rauchtabak, bestehend aus Samen und Blät-
tern, . „Knirk-Knirk“ genannt. Ferner: i, ein Bogen und
Pfeile mit dazu gohörendem Köcher; k, ein Tomahawk; Il, ein
Scalp und, m, ein Scalpirmesser mit dazu gehöriger gestickter
Scheide.
Schrank 103. a, Halsschmuck eines Sioux- oder
Dacotah Indianers, nebst einer daran angebrachten kleinen
Pfeife; b, zwei Kopfschmucksachen; €, eine Streitkeule; d, eine
Friedenspfeife und, e, Tabaksbeutel; f, das Kleid einer jungen
Squaw oder Dacotah-Frau, g, ihre reich gestickte Tasche so-
wie, h, ein Gürtel, welcher, ‚gleichwie die gestickten Bänder, I,
womit die Beinkleider, die sogenannten Leggins, festgebunden
werden, eine Handarbeit ist. Die. Frauen der verschiedenen
Indianerstämme führen dieselbe mit ebenso vieler Geschicklichkeit
als Geduld aus; k, ein mit Perlen gesticktes Futteral zum
Aufbewahren der langen Nähnadeln oder Pfrieme, womit die
Indianerinnen ungefähr wie unsere Schuhmacher nähen; l, Dar-
stellung einer Squaw, die ihr junges Kind auf dem Rücken trägt
in, m, einem gestickten Tragbande, welches auf ihrer Stirn ruht.
Schrank 104, Wintermantel eines Dacotah-Indianers,
welcher. aus dem ungewöhnlich grossen Fell eines Bison-Ochsen
verfertigt ist.
Schrank 105. Sommermantel ‚eines Indianerhäupt-
lings, auf welchem mit indianischer Bilderschrift ein Kampf zwi-
schen zwei, durch rothe und schwarze Figuren bezeichneten
Stämmen beschrieben ist; die Fussstapfen zeigen die Richtung
an, in welcher sie marschirt sind, und dass die schwarze Partei
endlich gesiegt hat, scheint durch sechs rothe Scalpe, von welchen
der eine denjenigen eines Häuptlings oder besonders ausge-
zeichneten Kriegers bezeichnet, angedeutet zu sein. ;
Schrank 106 enthält besonders Gegenstände von den
Pawni-Indianern: a, Mantel eines Pawni-Häuptlings und, b,
Kopfbedeckung; €, Schuhe (Moccasins); d, Halsschmucksachen;
e, Bogen und Pfeile nebst Köcher; f, Tomahawks; g, eine Streit-
keule; h, eine Friedenspfeife und, i, Tabaksbeutel, von welchen
der eine aus einem Otterfell verfertigt und mit Perlen u. s. w.
reich gestickt ist; k, zwei Scalpe.
Schrank 10%. ‚Gegenstände von den zahlreichen, aber
nur wenig cCivilisirten Crow-Indianern, deren bedeutendes Jagd-
gebiet sich in.dem fruchtbaren Missourithal befindet, woselbst
sie indessen in. beständigem Streit mit ihren westlichen Nach-
baren, den sogenannten Schwarzfüsslern, liegen.
Indianer in Amerika, Nr. 108—118.
89
Nr. 108. Zwei sogenannte Schneeschlangen, welche die
Crow-Indianer in einem Spiel mit so grosser Fertigkeit über
die gefrorne Schneefläche werfen, das sie sehr schnell bedeu-
tende Strecken zurücklegen. .
Schrank 109. 1) Gegenstände von den Crow-Indianern ;
a, Schneeschuhe; b, Tragriemen, in welchen die Indianer, und
namemtlich die Frauen oft sehr schwere Lasten tragen; er ist
geflochten aus, €, der Rinde oder dem Baste des Ulmenbaums,
welcher in Wasser mit .einem Zusatz von Asche gekocht wird;
d, zwei Schellen; die eine aus einer Calabasse, und die andere
aus. einer Schildkröte verfertigt.
2) Gegenstände von den sogenannten Schwarzfüsslern (Black-
feet-Indians):
Dieser Stamm ist einer der mächtigsten und meist kriegerischen, die
man kennt. Das Jagdgebiet der Schwarzfüssler ist der nordwestliche
Theil des Missourithales; nach und nach aber haben sie es sowohl
gegen Norden als Westen erweitert, sogar über die Felsengebirge
hinaus in den Bezirk der eigentlichen Flachkopf-Indianer, wo sie indessen
bei diesem kleinen, aber tapferen Stamme oft verzweifelten Wider-
stand finden. Die Knistino- oder Creek-Indianer nennen sie Schwarz-
füssler, weil sie früher besonders ihre Beinkleider und Schuhe (Leggins
und Moccasins) aus schwarzgefärbtem Fell. anfertigten.
e, die Tasche eines Shamanen oder Medicinmannes, welche
zur. Aufbewahrung sowohl der Mediein als der Wahrsagungs-
oder Beschwörungsapparate dient; f, seine gewöhnliche Kleidung;
g, Moccasins; h, ein Halsschmuck; i, ein Gewehr-Holfter; k,
eine Schiesstasche; 1, Pulverhorn und, m, ein Pulvermass; n,
eine Friedenspfeife und, 0, ein Tabaksbeutel.
Nr. 110. Darstellung eines bewaffneten Schwarzfüssler-
Indianer-Häuptlings zu Pferde; seine mit Adlerfedern reich ge-
schmückte Kopfbedeckung ist ein Beweis von hohem Range
und ungewöhnlicher Tapferkeit.
Schrank 114. a, ein Schwarzfuss-Indianer und, b, eine
Indianerin; ec, Halsschmucksachen; d, ein Schild; e, ein Scalp;
f, ein Scalpirmesser; g, verschiedene Friedenspfeifen mit, h,
den Tabaksbeuteln.
Schrank 4142. a, ein Paar Steigbügel und, b, die
Riemen, mittelst welcher sie an dem (auf dem Schranke an-
gebrachten) Sattel befestigt werden; €, zwei Sattelkissen; d,
ein mit Perlen gesticktes Kopfzeug für ein Pferd und. e, eine
Reitpeitsche.
Schrank 113. a, zwei Utah-Indianer von dem Colo-
rado-Stamme b, eine „Lockente‘“; diese wird ‚von den Utah-
Indianern bei der Entenjagd benutzt; c, ein Schild sowie, d,
ein Halsschmuck und, e, Ohrenschmucksachen von Neu-Mexico,
Die Bogen, f, und die Pfeile, g, welche alle mit Obsi-
dian- oder Steinspitzen versehen sind, rühren von- verschiedenen
40
. . Indianer in Amerika. Nr. 113-119.
Stämmen in Californien her; ebenso der Korb, h, nebst Hals-
schmuck, fi, und Ohrenschmuck, k, von den Tachi-Indianern,
die an den Ufern des San-Joaquinflusses hausen.
Schrank 114. Besonders Sachen von Mestizen und
civilisirteren Indianerstänmen in Mexico.
Südamerika,
Von den zahlreichen Indianerstänmen Südamerikas sind viele
halbeivilisirt, aber eine weit grössere Anzahl hat hier — vielleicht
eben weil die reiche und freigebige Natur so reichlich die wenigen
Bedürfnisse der Indianerstämme befriedigt — ihre wilden Sitten und
Gebräuche bewahrt und lebt häufig fern von jedem fremden Ein-
fluss in dem Innern des Landes von Jagd, Fischerei, wilden Früch-
ten und Wurzeln.
Venezuela und Guyana,
In den nur wenig bekannten südlichen und östlichen Provinzen
der En Venezuela und. dem dazu gehörenden nördlichen Guyana
leben, längs dem Orinoco und dessen Nebenflüssen, zahlreiche unab-
hängige Indianerstämme , unter welchen in sprachlicher Hinsicht ein
sehr bedeutender Unterschied zu herrschen scheint. Hier lebt auch
ein kleiner Rest des caribischen oder caraibischen Volks.
Schrank 4145 enthält besonders Waffen, nämlich Keu-
len, Bogen und Pfeile von verschiedenen Stämmen. _Beson-
ders zu bemerken: a, ein Köcher mit, b, vergifteten Pfeilen,
welche die Indianer durch lange Rohre blasen (siehe Nr. 118,
c); € das Curaregift, womit sowohl die oben angeführten Pfeile
als auch das kleine Bündel Pfeile, d, bestrichen sind; e,
Ruderstangen.
Schrank 146. a, Oberkleid eines Indianers, verfertigt
aus ausgeweichtem und zusammengeklopftem Bast; b, verschiedene
Kopfschmuckgegenstände; e, Halsschmuck; d, Gürtel oder Schür-
zen; €, Handgelenkringe; f, Schellen, welche bei den öffent-
lichen Tänzen und Festen zum Musikmachen benutzt werden.
Nr. 11%. Zwei Modelle von Häusern; a, von dem nörd-
lichen, zu Venezuela gehörenden Guyana und, b, von dem
britischen Guyana.
Nr. 118. Besonders Waffen der obenerwähnten Cariben
und Guarani-Indianer am Orinoco und dessen Nebenflüssen.
Britisch Guyana.
Schrank 4119. a, Hüte und anderer Kopfschmuck: b,
Indianer in Amerika. Nr. 119-122,
41
Schulterschmuck; €, Halsschmuck und d, Gürtel sowie, €,
Arm- und, f, Handgelenkschmuck, von welchen die pracht-
volleren nur bei festlichen Gelegenheiten getragen werden; g,
eine Schelle; h, eine Pfeife; i, zwei Federscepter, mit welchen
die Indianer bei ihren Tänzen Takt schlagen; k, eine Art
Schild, welcher bei einem öffentlichen Spiel gebraucht wird.
Ferner: m, eine Probe von gespaltenem Rohre, woraus die
Frauen, m, Körbe, Schachteln, Taschen u. s. w. flechten.
Schrank 120. a, ein besonders schöner Kopfschmuck
sowie, b, ein Halsschmuck und, €, ein Gürtel; d, zwei soge-
nannte Macquari-Peitschen.
Nr. 121. Ein beinahe 6 Ellen langer „Corial“ oder
Canoe, der aus einem einzigen Stück Rinde besteht, auf welchem
einige Rüderbäncke aus gespaltenen Röhren angebunden sind.
Schrank 122. Besonders Sachen aus dem holländischen
und französischen Guyana:
a, zwei ältere, aus Palmenblättern geflochtene Mützen und,
b, ein Kopfschmuck aus schwarzen Federn; 6, kleine Gürtel
oder Schürzen, welche nur von den Frauen getragen werden;
d, das Modell eines Indianerhauses, in welchem die Frauen
ihre verschiedene häusliche Geschäfte ausführen, während die
Männer jagen; e, ein Maniok-Reiber, auf welchem die Maniok-
wurzel (siehe Abbildung einer solchen auf. dem Gemälde 123)
zu Mehl gerieben wird; das frischgeriebene Mehl kommt in
einen sogennanten Tepite oder Presscylinder, f, worauf man
diesen, mit einem Gewichte in dem unten angebrachten Bügel,
aufhängt um so den in der Maniokwurzel enthaltenen giftigen
Saft auszupressen.
Die bei den Fenstern ohne Nummer angebrachten Waffen
u. s. w. sind sämtlich von den vorerwähnten Indianerstämmen
in Venezuela und Guyana.
Brasilien
wurde im Jahre 1500 von dem Portugiesen Cabral entdeckt, Seine
Bodenfläche kann zu 151,412 [] Meilen mit (1877) 11,780,000 Einwoh-
nern. angeschlagen werden, worin jedoch kaum die unabhängigen In-
dianer mit einbegriffen sind. Von diesen nimmt man an, dass, besonders
in den westlichen und nördlichen Provinzen, nicht weniger als 200
verschiedene Stämme vorhanden sind, von welchen jeder seine eigerie,
den andern Stämmen unverständliche Sprache hat, obgleich ein
Stamm oft nur aus einer einzigen Familie oder wenigen mit .einan-
der verwandten Individuen besteht. . Von diesen Stämmen sind die
Botokude-, Potacho- und Puri-Indianer die zahlreichsten, aber zu-
gleich die grausamsten und rachsüchtigsten, die man kennt. Die Boto-
kuden haben ihren Namen von einem runden Stück Holz oder Spund
(Botoke), das sie in der Unterlippe tragen.
42
Indianer in Amerika, Nr. 1283—180.
Gemälde 123. Ein Indianer und eine Indianerin mit
ihrem Kinde, Diese und die folgenden Gemälde sind alle in
Brasilien angefertigt 1641—43 von A. Eckhout, welcher
wahrscheinlich, wie der Bruder 6. Eckhout, ein Schüler Rem-
brandts war.
Gemälde 4124. Eine Indianerin von einem anderen,
menschenfressenden Stamme.
Gemälde 125 stellt einen bewaffneten Potacho - Indi-
aner dar.
Da dieses Gemälde ungefähr 240 Jahre alt ist, hat es ein besonderes
Interesse die Bewaffnung des Indianers mit den unter Nr. 126, a —c,
angebrachten, völlig ähnlichen Waffen zu vergleichen. ;
Nr. 126. Unter dieser Nummer sind einige Waffen u. s.w.
von verschiedenen Indianerstämmen in Brasilien angebracht; zu
bemerken sind: a, zwei Streitkeulen, b, zwei Wurfspiesse und
ce, ein Wurfholz von den genannten Potacho-Indianern. .
Nr. 127%. a, ein Köcher mit vergifteten Pfeilen von den
Maranha-Indianern und, b, das dazu gehörende Blaserohr. ;
Gemälde 4128. Ein Kriegstanz der Potacho-Indianer,
Schränke 129. Gegenstände von verschiedenen wilden
Stämmen in dem inneren Brasilien; besonders hervorzuheben sind:
a, ein auf merkwürdige Weise präparirter Menschenkopf, aus
welchem die Knochentheile herausgenommen sind; er ist als
ein Halsschmuck getragen worden und ist, einer brasilianischen
Mittheilung zufolge, der Kopf eines in einem Kampfe erlegten
Indianerhäuptlings , dessen siegreicher Gegner ihn darnach als
eine ausgezeichnete Trophä ‚getragen hat; €, verschiedene
Halsschmucksachen aus Thierzähnen, Korallen, Perlen, Obst-
kernen u. s. w.; der eine dieser, el, ist ein Brautschmuck von
einem Indianerstamme bei Rio-Negro.
Im nordwestlichen Theil der Provinz Parana leben zwei Indianer-
stämme, die Kaingange- und die Kaigoa-Indianer, von welchen die
erstgenannten im weitesten Verstand des Wortes ein Jägervolk ist;
die Kaigoanen (ein mit den Guaranien nah verwandter Stamm) da-
gegen sind tüchtige Kahnbauer und: eifrige Fischer. Die Kain-
gangen sind sehr streitbar und führen häufige Kriege sowohl mit
den Kaigoanen als auch mit den nördlich wohnende Botokuden.
Die Schränke 130 enthalten Sachen der Kainganger
Indianer: a, ein Überkleid (Kurakunscha), das nur von Männern
getragen wird, sowie auch ein Kleidungsstück, b, das nur bei
festlichen Gelegenheiten, selten zum täglichen Gebrauch getragen
wird, €, ein Lendenrock (Aipefing), der von beiden Geschlechtern
getragen und mit einer Schnur oder, d, mit einem Gürtel aus
Bast befestigt wird; die Enden desselben sind ausgezupft,. so
dass sie um den „Aipefing“ geschlungen werden können.
Es ist das Werk der Frauen, diese Zeuge herzustellen; sie
sind aus einer wildwachsenden Pflanze, wahrscheinlich eine Nessel
Indianer in Amerika. Nr. 1830—181 A. ; 43
(Urtica), gebildet, die wie Flachs behandelt wird und deren Fasern
mit den Fingern gedreht werden; das Garn wird dann — wenn man
88 so nennen darf — gewoben, indem man mit freier Hand die
Fäden verbindet zu einem Stoff, der «Kuru» genannt wird.
e, verschiedener Kopfschmuck ;*f, Halsschmuck; g, Brust-
schmucksachen, Uweigara genannt, die von Frauen getragen
werden, und, g 1, von jungen Mädchen. Diese Schmucksachen
bestehen aus feinen, nur mit den Fingern gedrehten Schnüren
aus gespaltener Rinde (sipo emo€), und sie werden so getragen,
dass sie auf dem Rücken und auf der Brust ein Kreuz bilden;
h, Knöchelschmuck, der von beiden Geschlechtern getragen wird
— auch von ganz kleinen Kindern —, derselbe wird fest und
dicht um die Knöchel gewickelt, meist um gegen Schlangen-
biss zu beschützen; i, ein Stirnband aus Rinde, mit welchem
die Mütter ihre kleinen Kinder auf dem. Rücken tragen. k,
Maisstösser, I, Zangen, womit die geröstetem, brennend heissen
Maiskörner aus der Asche oder dem Feuer genommen werden;
m, einige schön und gut verarbeitete Thongefässe; sie werden
mit der Hand gebildet und in freier Luft gebrannt, werden
zuerst aber mit Hülfe von Holzkohlen glänzend schwarz gefärbt;
einigen aus kleinen Calabassen gebildeten Schalen u. s. w. mit
eingeritzten Ornamenten sammt, 0, zwei Kämmen und, p,
einigen Flöten.
Nr. 1304. a, Bogen, b, Kriegs- und Jagdpfeile sammt,
c, Vogelpfeilen der Kaingange-Indianer. Ferner: d, ein Tiger-
(Jaguar-) Pfeil und, e, ein Tapirpfeil, beide mit eisernen
Spitzen, sammt, f, einem Speer, Urungru. genannt, dessen 17“
langes Blatt aus einem brasilianischen Jagdmesser gebildet ist,
g, einem Bogen und zwei Pfeilen der Kaigoa-Indianer,
Da die Kaingange-Indianer weder das Ausziehen noch die
Bearbeitung der Metalle verstehen, werden solche Waffen,
sowie auch die Pfeile d und e nur bei solchen gefunden, welche
auf die eine oder andere Art in Verkehr mit den Weiszen ge-
kommen sind.
Schrank 134. Gegenstände der oben genannten Kaigoa-
Indianer: a, verschiedene Stirnschmuck, b, Armschmuck sammt
c, Halsschmucken und, d, einem aus Araucaria-Harz gebildeten
Schmuck „Scherimbeta‘, den die Kaigoa-Indianer in der Unter-
lippe tragen. e, ein vorzüglich gewebter oder geflochtener
Gürtel, womit der Lendenrock, f, befestigt wird; dieser wird
von beiden Geschlechtern getragen. g@, Rasseln; h, zwei Knäuel
baumwollenes Garn sammt, i, einigen kleinen aus Calabassen
gebildeten Schalen mit eingebrannten Ringzierrathen u, s. W.
Unter Nr. 130 A, g, ist ein Bogen der Kaigoanen mit dazu
gehörigen zwei Pfeilen angebracht.
Nr. 131A. a, Bogen, b, Kriegs- und ec, Jagdpfeile der
44
. Indianer in Amerika. Nr. 131 A—136.
Botokuden und anderer wilden Indianerstänme in dem Innern
des Landes.
Gemälde 132. Zwei brasilianische Mestizen, welche
die Waffen und Schmucksachen der damaligen Zeit tragen.
Sie sind gleichfalls von A. Echhout in Brasilien 1641 gemalt.
Peru.
Nr. 133. a, Bogen und, b, Pfeile von verschiedenen
Indianerstämmen; €, ein Jagdpfeil, mit welchem man das Wild
nur betäubt, um - das Fell nicht zu beschädigen.
Schrank 134. a, ein Kopfschmuck und, b, ein Kra-
gen aus Federn, welche gleichwie, ec, die beiden Gürtel oder
Schürze verhältnissmässig sehr alt sind; d, Ohrenschmuck; e,
Halsschmuck aus Insektenflügeln, Obstkernen, Korallen u. s. W,;
f, ein Paar Schuhe aus Büffelhaut; g, eine Schleuder; h, eine
Hängematte; i, verschiedene -Thongefässe von grösstentheils
älterer Form; k, zwei Trinkschalen, gebildet aus durchschnitte-
nen Calabassen; 1, Cocablätter, welche die Indiäner in Peru
kauen mit einem Zusatz von pulverisirtem, ungelöschtem Kalk
oder, m, einer salzhaltigen Lehmmasse (Tonra).
Schon zur Zeit der Incas war der Gebrauch von Coca in Peru
sehr gewöhnlich, und von da verbreitete er sich zu allen Natio-
nen, die von ihnen unterworfen wurden, Coca wird zubereitet,
indem man die Rippen einiger Blätter der Erythroxylon coca aus-
zieht und dieselben kaut, bis sie eine kleine Kugel bilden, welche
später mit einem geringen Zusats von pulverisirtem Kalk und derg]l.
genossen wird. ‚Da. der Genuss von Coca nicht allein belebend
wirkt, sondern zugleich das Gefühl von Hunger und Durst vertreibt,
versieht der Indianer sich immer mit mehreren dieser Kugeln,
wenn er eine längere Wanderung antritt oder eine anstrengende
Arbeit anfängt.
Die La-Plata-Staaten und Paraguay. ;
Nr. 135. a, Streitkeulen, b, Bogen und, €, Pfeile, be-
sonders von den Payagua- Indianern in Chaco, dem nordöst-
lichsten Theile der La-Plata Staaten,
Die Schränke 136. a, ein aus Agave verfertigter
Beutel oder eine Tasche, in welcher die Payagua-Indianer
Cocablätter aufbewahren; b, eine Calabasse zum Aufbewahren
von ungelöschtem Kalk und, €, zwei kleine. Rohrstöcke, mit
welchen der pulverisirte Kalk in die durchgekauete Cocakugeln
gebracht wird. g, zwei grosse silberne Broschen (Nadeln oder
Spangen), h, ein Stirnschmuck, i, Ohrenschmuck sammt, k, Hals-
schmucken und, I, zwei Gürteln; alle diese Gegenstände, g—lI,
Indianer in Amerika, . Nr, 136—139,
45
haben einem mächtigen und sehr angesehenen Casique oder
Araucanerhäuptling gehört. a
Ferner: m, Proben von Paraguay-Thee, Yerba mat6 (Ilex
Paraguayensis) sammt, n, einigen kleinen Calabassen (Mat&s),
in welchen man diesen Thee mit Aufgiessen von. kochendem
Wasser und einer Zugabe von Zucker bereitet; man geniesst
ihn, indem man ihn mit einem der kleinen Röhren oder Bom-
billas, 0, aufsaugt. Die Rassel, p, und die Pfeile, q, sind von
einem weniger civilisirten Araucanerstamm in Patagonien, und
das Halsband, r, ist von den Pesherähen des Feuerlandes, die
äusserst wild sind und auf dem niedrigsten Standpunkt der
Cirvilisation stehen.
C. Neger in Amerika.
Die circa 7 Millionen Neger Amerikas sowie die denselben
am nächsten stehenden Mischlinge, als Zambos, Mulatten u. 8. w.,
leben jetzt unter sehr verschiedenen Verhältnissen. Im Allgemeinen
sind sie frei, wie z. B. in Westindien, nicht aber auf den spanischen
nseln.
Nr. 13%. a, eine Negertrommel (Gumb6), welche die
Neger auf den dänisch-westindischen Inseln früher bei ihren
Trommelfesten brauchten; b, ein bei den Negern sehr gebräuch-
liches musikalisches Instrument, welches man zur Verstärkung
der Resonanz gewöhnlich in eine durchgeschnittene Calabasse
setzt; b1 ist aus Brasilien; ce, ein musikalisches Instrument
aus einer Calebasse gefertigt; man ‚spielt dasselbe, indem man
mit einem Stäbchen, d, über die darin eingeritzen Riefen
streicht; die Neger auf Portorico brauchen dasselbe sowie die
Schellen, e, zur Begleitung. beim Singen und Tanzen; f, musi-
kalische Instrumente von Viegue oder der Crab-Insel, bestehend
aus drei Guitarren (Bordanuda, Trible und Cuatro) nebst der
Calabasse f1. ;
Nr. 138, Eine. aus Palmenblättern geflochtene. Hänge-
matte.
Nr. 139. a, ein Fischernetz; b, eine Fischerreuse von
St. Croix.
D. Neger in Afrika.
Afrika, ‚3
Diese 543,570 [] Meilen grosse Halbinsel hat nach.den neuesten
Berechnungen 192,520,000 Bewohner, welche sich am besten nur in
die kaukasische und äthiopische oder schwarze Race, die jedoch hier in
vielen Varietäten auftritt, .eintheilen lässt. Die Neger sind ursprüng-
L6
Neger in Afrika. Nr. 140—145.
lich Fgtischanbeter, auf welche jedoch die eingewanderten Muhame-
daner und christlichen Missionäre theilweise Einfluss ausgeübt haben.
Die Gemälde 140 stellen einen Neger und eine
Negerin mit ihrem ‘halberwachsenen Sohne dar. Sie sind von
Eckhout in Brasilien im Jahre 1641 gemalt.
Nr. 141. Einige Negerbüsten von Marmor, die von Frede-
rik IV auf einer seiner Reisen in Italien gekauft worden sind.
Die Berberei.
Schrank 1423, ad, verschiedene Gegenstände von
den in den höheren‘ Regionen. des Atlasgebirges wohnenden
unabhängigen Schilluken, den sogenannten Riff-Negern, welche
sich für die Urbevölkerung Marokkos und dagegen die eigent-
lichen Berber (Amazirgen) nur für ein eingewandertes Volk
halten.
Senegambien oder Westnigritien,
‚Dieses Land, dessen Grösse sehr verschieden, von 16—30,000 []
Meilen, geschätzt wird, ist von vielen Negerstämmen, welche theils
Muhamedaner, theils Fetischanbeter sind, bewohnt. Von diesen Stämmen
sind die Fulah-, Jolof, und Mandingo-Neger die zahlreisten und
civilisirtesten.
Die Schränke 143 enthalten Sachen von den Jolof-
und Mandingo-Negern: a, ein Manuskript des Korans, b, eine
kleine Ledertasche, in welcher der Koran getragen wird; €, ei-
nige Amulette, in welche kleine Zettel mit Sprüchen aus dem
Koran gelegt sind; d, ein Marabuthut; e, Kranium eines Jolof-
Negers; f, die Kriegskleidung eines Jolof-Häuptlings; f 1,
Oberkleid eines Mandingo-Negers; der Stoff ist von den Ne-
gern selbst verfertigt; er wird in schmale Streifen gewebt und
dann zusammengenäht; g, zwei Kleidungen aus europäischen
Stoffen; das blaue ist eigentlich ein Oberkleid, das weisse eine
Art Hemd, beide werden aber auch seperat getragen; h, ein
Halsschmuck; i, Sandalen; k, Bogen und, I, ‚ein Köcher mit
Pfeilen; m, ein kleiner Dolch und drei kurze Schwerter, . von
welchen die zwei, m, 1, besonders merkwürdig sind durch ihre
kurzen Hefte; n, ein alter und sehr seltener Speer; o, einige
Pulverhörner und, p, Schiesstaschen; q, ein Geldbeutel; r, eine
Schnupftabaksdose. Kerner: s, eine schön ausgeschnittene
Schachtel mit Deckel, aus einem Kürbiss gebildet, sammt, t,
einigen durchschnittenen Calabassen, die als Löffel und Trinkge-
fässe benutzt werden.
Nr. 144. Eine Kriegstrommel.
Nr. 145. Ein Ledersack für Wasser; b, eine Reisetasche;
ec, zwei Reitgeschirre und, d, zwei Reitpeitschen, schön ge-
flochten aus schmalen ledernen Riemen.
Neger in Afrika, Nr. 145A—151. 47
Nr. 145 A. Verschiedene Feldbaugeräthe alle aus Eisen
und. der Blasebalg eines Jolof-Schmiedes.
Nr. 146. Eine kleine, besonders‘ aus Waffen bestehende
Sammlung von den, im Nordosten der Republik Liberia woh-
nenden Mandingo-Negern.
Guinea,
Die früheren dänischen Besitzungen auf der Goldküste.
Die Neger auf der Goldküste sind nur ein kleiner Rest der ehe-
mals so zahlreichen und mächtigen Akra-Nation, welche nach lang-
wierigen und blutigen Kämpfen mit den Aschantis von diesen endlich
besiegt und beinahe vertilgt wurde. Ein Theil der Akra-Neger sind
Christen, aber im Allgemeinen sind’ sie Fetischanbeter , welche zwar
ein höchstes Wesen (Jongmaa) anerkennen aber zugleich annehmen, dass
die Welt regiert wird von Fetischen, das sind gute und böse Geister,
welche sie sich in Meeren und Flüssen, Wäldern und Häusern denken,
ja selbst Ameisenhaufen werden. zuweilen als ihre Wohnungen be-
trachtet, und hier werden dann Opfer, bestehend in Hühnern, Reis,
Mais und dergl., hingesetzt. Die Priester weihen Schnüre mit
daran gebundenen Federn, Haaren u. 8. W., die sie Fetische nennen
und welche Kranke heilen oder in besonderen Fällen beschützen sollen.
Nr. 147. Zwei grosse Opfertrommeln, verfertigt aus aus-
gehöhlten Baumstämmen.
Schrank 148. a, Fetische, welche im Kriege schuss-
frei machen sollen; b, Fetische gegen Kopfschmerzen, e, gegen
Seitenstechen und, d, gegen Rückenschmerzen. Wenn der
grösste, e, richtig angewandt wird, werden die Diebe dermassen
ergriffen, dass sie reuevoll das Gestohlene zurückbringen und
um Verzeihung bitten; f, „Kint6“ eines Negerfürsten (siehe
Schrank 154); h, Sandalen welche nur von Kabus6s (Vorsteher
der Negerdörfer), von alten Leuten und von: Jägern getragen
werden; beim Eintritt in eine fremde Hütte die Sandalen ab-
zunehmen, ist. ein Zeichen der Demuth und Ehrerbietung; {i,
verschiedene Hals- und Armschmuckgegenstände, von welchen
einige, i 1, Amulette und Fetische, wie die unter a—6 er-
wähnten, sind.
Kasten 149 enthält Gold-, Silber- und anderen Schmuck,
wie sie besonders von den Frauen getragen werden.
Schrank 150. a, die Kriegskleidung eines vornehmen
Negerhäuptlings, b, die dazu gehörenden Taschen sowie, €,
ein Fetisch, den er auf dem Rücken trägt; d, ein Elephanten-
Schweif, der ihm als ein Ehrenzeichen vorangetragen wird.
Schrank 151. a, der sogenannte Hassagai oder Wurf-
spiess der Neger; b, kleine Messer : oder Dolche; € , zwei
Pfeilspitzen.
Neger in Afrika. . Nr. 152—160.
Schrank 152 enthält. besonders einige von Elephanten-
zähnen verfertigte Blasinstrumente, welche meistentheils in
den Kriegen mit Aschanti erbeutet sind.
Nr. 153. Ein dreisitziges Fischercanoe, das aus einem
durchgeschnittenen Baumstamme besteht, welcher zum. Theil
mittelst Feuer ausgehöhlt ist.
Unter der Decke ist das zu diesem Canoe gehörige
Fischernetz angebracht.
Schrank 154 enthält. ausser dem Webstuhl, a, zugleich
einige sogenannte Kinte.
Der Neger stellt meistens seinen Webstuhl unter einem niedrigen
schattigen Baum auf. Die von ihm selbst verfertigten Stoffe, welche
in Streifen gewebt und später an einander genäht werden, bilden
seine einzigen Kleidungsstücke und werden Kinte genannt; die
europäischen, mitunter sehr kostbaren Stoffe, welche zu diesem
Gebrauch eingeführt‘ werden, heissen aber Panti.
Schrank 455. a, einige Schachteln und Trinkschalen,
welche aus ausgehöhlten Kürbissen verfertigt sind und zum
Theil ersetzen, b, die kostbaren Thongefässe, welche östlich
von Rio-Volta verfertigt und von da häufig nach dem Innern
des Landes verschickt werden; €, zwei Lampen aus gebranntem
Thon; d, ein sogenannter Negerstuhl, der aus einem Stück
Holz geschnitten ist; der reiche Neger braucht aber .oft das
Polster, e, anstatt eines solchen Stuhls.
Schrank 156. a, die zwei einzigen Ackerbaugeräth-
schaften der Neger. Mit dem. hackenförmigen Instrumente
wird die Erde durchgearbeitet, und mit dem andern, dem 5s0-
genannten Kapmesser, werden Bäume gefällt; dieses letztere
wird auch zugleich als Waffe gebraucht. Ferner: b—e, einige
musikalische Instrumente: sowie, f, zwei Sabu-Spiele; g, Tabaks-
pfeifen, und, h, eine Tasche für Tabak.
Kasten 4357 enthält besonders Toilette - Gegenstände
der Neger. .
Nr. 158. Einige von den Gewichten, mit welchen die
Neger Goldstaub wägen.
Nr. 159. Ein Tragkorb, in. welchem die vornehmen
Neger auf ihren Reisen sich von ihren Sklaven tragen lassen.
Die Landschaft Assin.
Schrank 160. enthält besonders Gegenstände der in
der Landschaft Assin oder‘ Assin6 wohnenden Negerstämme:
a, ein Hut, b, ein von.Gras gewebtes Oberkleid; ec, zwei
Schwerter; .d, ein Patronengürtel und, e, eine Jagdtasche aus
Antilopenfell.
Neger in Afrika. Nr. 161—164, A. 43
Die Nillande.
Nr. 1641.. Die Kriegs- und Opfertrommel der wilden und
kriegerischen, übrigens aber nur wenig bekannten Dinka-Neger,
welche an den östlichen Ufern der Bar-el-Abiad oder des
weissen Nils wohnen.
Schrank 162. 1) Gegenstände von den obengenannten
Dinka-Negern: a, ein Elephantenschweif, welcher dem Häuptling
als ein Zeichen seines Ranges vorangetragen wird; b, ein Ring
aus Elfenbein, welcher von dem Krieger als eine Auszeichnung
getragen wird; e, ein Bogen mit, d, Köcher und, e, den dazu
gehörenden Pfeilen; f, Haarnadeln, die nur von den Frauen
getragen werden; g, Lippenschmuck, Das Halsband, h, darf
nur von den Fürstinnen in Darfur getragen werden,
2) Gegenstände aus dem Negerreiche Barri:
Als der Pascha von Aegypten, Mehemed-Ali, in den Jahren
1840—43 drei grosse Expeditionen veranstaltete, um die Quellen des
Nils aufzusuchen, erreichten diese das Land Berr oder Barri, dessen
Bewohner friedlichen Charakters waren, von Ackerbau und Viehzucht
lebten und ihre Waffen und Ackerbaugeräthschaften selbst schmiedeten.
i, ein Amulet; k, zwei Hüte und, 1, einige Gürtel. Ein
solcher Hut und ein Gürtel machen die ganze Kleidung eines
Barrinegers aus; m, Halsschmuck; n, einige Arm- und, o, Hand-
gelenkringe, welche, gleichwie die kleinen Glocken, p, von dem
Hofschmiede des Königs verfertigt sind; q, ein Arm- und, r,
ein Handgelenkschmuck, die aus Elephantenzähnen gearbeitet
sind; s, ein Halsschmuck, welcher nur von den neuverheiratheten
Negerinnen getragen wird; t, eine Cestus oder. Handbedeckung,
gearbeitet aus einer doppelten Lage dicker Büffelhaut; u, einige
Löffel aus Horn und Holz; v, ein Geräth, mit welchem man
sich Feuer verschafft. Die Tabakspfeife, A, und. die zwei
eisernen Armringe, B, sind ‚von den, unter 9° n. B., auf beiden
Seiten des Bar-el-Abiad wohnenden Nuehr-Negern.
Schrank 163. a, Bögen, welche zum Theil mit Eisen,
ungegerbtem Fell und Schlangenhaut umwickelt sind, um ihnen
Stärke und Spannkraft zu geben, sowie, b, Köcher mit, €, dazu
gehörigen vergifteten Pfeilen; d; Streitkeulen; e, eine Streitaxt,
mit welcher oft Kriegsgefangenen geblendet werden; g, ein
Schild aus Krokodilhaut.
Nr. 164. a, ein Schild aus der Haut des Nilpferdes
sowie, b, ein Schild aus Giraffenhaut; diesen und den oben-
genannten Schild (Schrank 163, g) sollen. die Barrineger von
einem feindlichen Nachbarstamme erobert haben.
Nr. 164, A. Unter dieser Nr. sind angebracht Sachen:
1) von den, unter 4—7° n. B. im Westen von dem
Königreiche Barri wohnenden Niam-Niam-Negern: a, ein ge-
Wöhnliches Schwert, b, eine doppelte, eiserne Glocke, die be-
50
Neger in Afrika. Nr. 164, A—165.
sonders im Kriege gebraucht wird, €, eine kleine Schelle und,
d, ein Wurfgeschoss, „Trumbasch“, das die wichtigste, sehr oft
todtbringende Waffe dieser wilden und streitbaren Neger ist.
2) von den, unter 9!/2—11° n. B. im Westen vom Bar-
el-Arsak wohnenden Bertat-Negern: e, eine seltene Kopfbe-
deckung, f,.eine. den Bertat-Negern eigenthümliche Waffe,
Culbedah ‚genannt, und, g, zwei Jagdwaflen, welche sowie der
obengenannte Trumbasch, h, Wurfgeschosse sind, die übrigens
auffallende Aehnlichkeit mit dem Bumerang der Australneger
haben (siehe Nr. 239, f,.und 240, a) und auf ganz ähnliche
Weise gebraucht werden. >
Süd-Afrika,
Das Kafferland,
der östliche Theil von Südafrika, wird von einem athletischen, stark
gebauten Negervolk bewohnt, welches die Europäer Kaffern,- vielleicht
richtiger Kafern nennen, nach dem arabischen Wort „Kafır“ (Un-
gläubig); selbst nennen sie sich Amakosa, Amatemba, Amazula usw.
(Ama bedeutet in der Kafersprache Volk oder Menschen). Die süd-
lichsten Bewohner. des Landes, Amakosa- und Amatemba-Kafern
(Tambuki, -Mathimba), deren Gebiet gegen Norden von dem Oranje-
fAusse begränzt wird, leben als Halbnomaden von Viehzucht und nur
theilweise von Ackerbau, wohingegen die am nördlichsten wohnenden
Stämme, die mächtigen Amazula- oder Zulakafern, ein nomadisirendes,
kriegerisches Hirtenvolk sind. Sie bilden zahlreiche Stämme unter
unabhängigen ÖOberhäuptern, deren Macht erblich ist, und sie werden
im Allgemeinen als ein von Natur gastfreies, stolzes, tapfres und
kluges Volk geschildert, bei welchem der Verkehr mit den Europäern,
namentlich bei den, dem Kaplande zunächst lebenden Stämmen, jedoch
auch die gewöhnlichen Laster der Civilisation, als Falschheit, Miss-
trauen und Rachsucht hervorgerufen hat. ;
Schrank 165 enthält besonders .Gegenstände von den
Amatemba- oder Tambuki-Kafern: ;
‚Zwei Modelle von, a, einem Tambuki-Manne und, b, einer
Tambuki-Frau. Sie sind von den Kafern selbst verfertigt und
können demmnach nicht als eine eigentliche Darstellung des’ im
Allgemeinen von dem äthiopischen abweichenden Typus dieses
schönen und wohlgewachsenen Volkes betrachtet werden; ihre
Gesichtsform nähert sich in. vielen Fällen derjenigen der Kuro-
päer; €, die gewöhnliche Kleidung eines Regendoctors; der
Mantel, genannt Karos, ist aus Antilopenfell, und der Hut, das
eigentliche Zeichen seiner Würde, aus Pavianfell*); d, die Klei-
°y
Ein Regendoctor ist ein bei den Tambuki-Kafern sehr angese-
hener Mann; er ist eine Art Geisterbeschwörer, dessen besondere
Funetion darin besteht. auszuziehen um Regen zu holen, wenn
Neger in Afrika. Nr. 165—166. 7 51
dung eines Häuptlings; der Mantel oder Karos ist aus Panther-
fell; e, ein „Ng’Nuti“. Wenn der Tambuki-Kafer einen solchen
Nuti trägt, glaubt er den Forderungen des Anstandes Genüge
geleistet zu haben; ihn in der Anwesenheit Fremder abzunehmen
ist der höchste Grad von Verachtung, die ein Kafer gegen
Jemand zeigen kann.
Schrank 166 enthält besonders Gegenstände 1). der
Tambuki- und 2) der Zula-Kafern: -
1) a, einen aus Menschenhaaren schön gefiochtenen Kopf-
schmuck; b, zwei Mützen aus Schakalfell: ce, einen von Schilf
und Stroh geflochtenen Hut, welcher einem jungen Tambuki-
mädchen gehört hat; d, zwei mit Perlen geschmückte Brust-
tücher, das eine von Fell, das andere von schwarzem Merinos;
e, zwei Halsschmucke; f, einige Ringe fürs Handgelenk, welche
die Kafern selbst verfertigen aus Kupfer- und Messingdraht,
den sie um eine von Sehnen geflochtene Schnur wickeln
und darnach schwach aushämmern; g, einen Gürtel oder Schurz,
Welcher nur von jungen Mädchen von dem zwölften bis zum
fünfzehnten Jahre getragen wird; h, einige kleine Beutel,
Welche die Tambukifrauen an ihrer linken Seite tragen, und
worin sie Tabak, Messer, Nähnadeln u. s. w. aufbewahren; i, zwei
lange Nähnadeln in Futteralen; k, eine Nähschachtel, enthaltend:
1, eine Nähnadel und, m, den Faden, welcher von den-.gespal-
tenen und gezwirnten Rückensehnen der, Antilope verfertigt
und in, mn} einer kleinen von feinen Röhren gemachten Matte
aufgehoben wird. Diese Matte wird zusammengerollt und in,
0, einem Futteral aus Antilopenfell. verwahrt:
—_ 2) p, den Halsschmuck ‚einer Zulafrau, welcher nur bei
festlichen Gelegenheiten. getragen wird; er ist aus einer grossen
Anzahl von zusammengenähten Schwänzen der wilden Katze
gemacht; q, einige Halsschmucke, welche gleichfalls nur von
Frauen getragen werden; sie sind besonders von gefärbten
Glasperlen mit dazwischen‘ aufgezogenen: Thierzähnen u. 8. W.
gebildet; in einem von diesen Halsschmucken, q 1, sind zwei mit
Perlen gestickte Schnupftabaksbehälter angebracht; r, einige
Arm- und Handgelenkringe; s, ein Ohren- oder Nasenschmuck;
t, den Brustschmuck einer Zulafrau und, u, Schurz oder Gür-
tel, welcher von der Brust an und unterhalb getragen wird.
derselbe zu lange ausgeblieben ist, so dass man Wassermangel
zu befürchten anfängt. Wenn er aber zurückkommt, muss er
seiner Sache gewiss sein; denn bleibt der Regen aus, 80 ist er
der Lebensstrafe verfallen, welche nicht selten dergestalt ausge-
führt wird, dass man einen Baum spaltet, und ihn in die Spalte
hineinsetzt, wodurch er dann entweder erdrückt wird oder des
Hunvsers stirbt.
59 Neger in Afrika, Nr. 166—171,
Ferner: v, einen aus mehreren Arten Fellen gemachten Gürtel
für ein junges Mädchen, x, eines Zulakafers Ng’Nuti (vergl.
Nr. 165, e); y, eine Gesellschafts- oder Dachapfeife; z, eine
Schnupftabaksdose und, ©, einen dazu gehörenden Löffel; 6,
ein sogenanntes Kopfkissen, welches doch zugleich auch als
Stuhl oder Schemel gebraucht wird.
Ferner befinden sich hier: A, zwei Dachapfeifen, welche
sowohl von den Kafern benutzt werden; sie sind verfertigt aus
B, einer Steinart, welche an den nördlichen Ufern des Oranje-
flusses gebrochen wird, und woraus die armen Colonisten,
insonderheit die sogenannten: „Boers“ (holländische Bauern)
kleine, sehr schöne Tabakspfeifen verfertigen (die Pfeife, C, ist
der rohe Anfang einer. solchen), welche als Handelsartikel nach
der Capstadt verschickt werden. . ;
Kasten 467 enthält Schmucksachen, die nur von den
Tambuki-Männern getragen werden.
Kasten 168. Schmucksachen, die-nur von den Tam-
buki-Frauen getragen werden. |
Nr. 169. a, Wurfspiesse oder Hassagaien; b, einige
von den merkwürdigen Waffen (von den Engländern am Cap
„Knobkeries‘“ genannt), welche die Kafern mit einer solchen
Sicherheit und Kraft zu werfen verstehen, dass sie in einer
Entferung von 50 Ellen das Wild in der Flucht tödten oder
betäuben. Ferner: 6, Streitäxte, d, Bogen und Pfeile Sowie,
e, einige zum Theil sehr kleine Dolche und, f, ein kleiner
Handschild; g, ein Schmuck oder Emblem, das zu der Kriegs-
kleidung der Zulakafern gehört und auf der Stirne getragen
wird. Über der Eingangsthüre dieses Zimmers und über Schrank
165 sind drei grosse Schilde angebracht, die ebenfalls von den
Zulakafern sind.
Nr. 170. Ein beinahe 1!/s Ellen hoher, aus einem
einzigen Stück Holz gearbeiteter Aufsatz, welcher: bei grösseren
Gastmahlen zur Servirung des beliebtesten Getränks der Ka-
fern, Ubutywala, eine Art von Mais gebrauetem Wein oder
Bier. benutzt wird.
Das Innere von Südafrika.
Schrank 471. 1) Gegenstände von den wilden, am
Gabun wohnenden Pahuin- und Bulu-Negern:
a, eine Fetisch- oder Opfertrommel; b, zwei Waffen, die
besonders bei Menschenopfern gebraucht werden, übrigens aber
eine merkwürdige Aehnlichkeit mit dem unter b 1 angebrachten
„Trumbasch“ haben (siehe Nr. 164, A, d.); e, zwei Messer
Neger in Afrika. Nr. 171—172.
53
oder Dolche mit Scheide; d, eine Jagdtasche; e, zwei schön
geflochtene Matten; f, ein Löffel; g, ein kleines Thongefäss, h,
9ın Pfeifenkopf mit drei Röhren.
2) Gegenstände von den Ovampos, welche nördlich von
kom Damaralande bis an die südlichen Ufer des Nurseflusses
ausen-
i, ein mit Perlen gestickter Beutel oder eine Tasche, in
welcher die Ovampo-Weiber ihre kleinen Kinder auf dem
Rücken tragen; k, ein Gürtel; ], Stirnschmuck; m, Halsschmuck
und, m, Armschmuck.
Schrank 172. Weitere Gegenstände von den‘ genann-
ten Ovampos: a, Streitäxte; b, ein Schild; e, einige Knobke-
ries; d, ein Beil, welches die Oyampos beim Baumfällen, Bauen
von Häusern, Canoes und dgl. brauchen.
Das Damaraland,
Die fruchtbaren, von Bergen und Flüssen durchschnittenen Land-
Striche, nordwestlish von der grossen Kalahari-Wüste, an den Flüssen
Swakop und Kuisip, werden von den sogenannten Damara-Negern,
Welche in Thal- und Bergbewohner zerfallen , bewohnt. Durch Han-
delsverbindungen mit den Portugiesen tauschen sie Eisen ein, woraus
sie Waffen, Schmuck u. 8. w. verfertigen. -
h, Kopfschmuck einer vornehmen Damarafrau; i, Lenden-
Schmuck; k, Halsschmuck; I, Armschmuck; m, ein Bogen mit
dazu gehörigen Pfeilen, von welchen einige, n, die oben an-
gebrachten, vergiftet sind; o, ein Löffel und, p, eine hölzerne
Schale für .saure Milch; q, zwei Pfeifenköpfe und, x, ein
Schnupftabaksbecher.
In dem Innern Südafrikas, nördlich vom Kaplande, hausen längs
den Ufern des Oranjeflusses, in der grossen Kalahari-W üste und deren
Umgegend in nordöstlicher Richtung bis nördlich vom Zambesiflusse
zweı merkwürdige Völkerschaften, die Buschmänner und die Bet-
Schuanen, welche beide aus einer Mischung der kaukasischen und der
äthiopischen Race hervorgegangen zu sein scheinen.
Die Betschuanen sind ein zahlreiches, tapfges und verhältniss-
mässig civilisirtes Volk, bei dem das Christenthum recht guten Fort-
schritt gemacht hat. Sie theilen sich in eine grosse Anzahl Stämme
unter unabhängigen Häuptlingen oder Fürsten mit erblichen Rechten.
Der mächtigste dieser. Stämme sind die Makololos. oder Basutos, wel-
che unter ihrem vor einigen Jahren verstorbenen Häuptlinge, dem
klugen und tapfern Sebituane, nicht allein einen Theil der anderen
Betschuanenstämme sich unterwarfen, sondern auch zugleich die
Herrschaft über die Barotsen und mehrere andere unabhängige Neger-
stämme am Leamby oder Zambesi sich erzwangen. Die Betschuanen
aind im Allgemeinen wohlgestaltet, haben eine hellbraune Hautfarbe
und scheinen von Natur gastfrei und dienstfertig zu sein; viele von
ihnen besitzen grosse Heerden von Hornvieh wie von Schafen und
54
Ziegen, und alle scheinen — jedoch besonders ‚die Bakalahari — gute
und fleissige Ackerbauer zu sein.
Kasten 1373 enthält besonders Schmucksachen von den
Betschuanen; am merkwürdigsten ist: a, ein Halsschmuck eines
sogenannten klugen Mannes, welcher sich hauptsächlich damit
beschäftigt Diebe zu entdecken und verlorene Sachen aufzu-
finden; das geschieht, indem er die auf das Halsband gezogenen
Thierknochen und Hufe in den Händen schüttelt und auf die
Erde hinwirft; in der Richtung, in welche sie. fallen, muss der
Dieb oder der verlorene Gegenstand gesucht werden. In diesem
Halsschmuck sind ferner ein Arzeneibehälter, eine Nähnadel,
eine Schweiss-Schabe (siehe Schrank 175, y) und eine Schnupf-
tabaksdose angebracht.
Nr. 1374. Waffen und Jagdgeräthe der Betschuanen:
a, ein Köcher, der von dem Betschuanen-Häuptlinge über
der Schulter getragen wird, und seine Streitaxt, drei Hassagaien
oder Wurfspiesse und ein Feder-Scepter, d. i. ein Zeichen
seiner Würde, enthält; b, ein „Knobkery“ aus einem Rhinoce-
roshorn; €, einige Hassagaien; d, ein Stock, dem Anscheine
nach ein junger Baum, dessen Wurzel den Knopf bildet. In
den von den Europäern und namentlich von den Boers be-
wohnten Städten und Dörfern ist es den Eingeborenen verboten
mit Hassagaien bewaffnet zu sein, wesshalb sie gewöhnlich mit
einem Knobkery und. 2—38 solchen Stöcken versehen sind,
welche sie nöthigenfalls als Jagdgeräth und zuweilen mit merk-
würdiger Fertigkeit auch als Vertheidigungswaffe brauchen; e,
ein Jagdgeräth, welches auf Löwen- und Tigerjagden, beson-
ders von den nördlich von dem Oranjeflusse wohnenden Stäm-
men, benutzt wird.
Schrank 4175. 1) Gegenstände von den Betschuanen:
Einige kleine Figuren, welche, a, Betschuanen-Männer und,
b, Frauen darstellen; dieselben werden von den Betschuanen
verfertigt, gewöhnlich um sie an die Europäer zu verkaufen;
©, drei aus Straussfedern verfertigte Sonnenschirme, die be-
sonders von den Frauen benutzt werden; d, zwei Kopfschmucke,
welche nur von Ffuen gebraucht werden; sie sind aus Kopf-
ader Mähnenborsten des Stachelschweines; e, zwei Streitkeulen,
von denen die eine zugleich zum Aufbewahren von Schnupf-
tabak dient; f, ein Jagdmesser, wie es gewöhnlich verfertigt
and von den Betschuanen benutzt wird.
. Neger in Afrika. Nr, 173—175.
E. Hottentotten und Buschmänner.
2) Gegenstände von den Buschmännern : |
Die Buschmänner, die sich selbst Säbs nennen, sind ein
Malayen in Afrika. Nr. 175—177. 55
kleines, zum Theil sehr hässliches und zugleich so unreinliches Volk,
dass ihre ursprünglich hellbraune Hautfarbe viel dunkler zu sein
scheint; übrigens haben sie einige Aehnlichkeit mit den Hottentotten.
Die Stämme, welche als wilde, nomadisirende Jägerhorden an den
nördlichen Gränzen des. Kaplandes hausen, scheinen roher und un-
wissender zu sein als die Stämme auf der andern Seite des Oranje-
Husses und in der Kalahari-Wüste. Sie ernähren sich von der Aus-
beute der Jagd, von wilden Früchten und Wurzeln sowie von Heuschrecken,
Ameisen, Larven und dergl.
n, der Mantel (Karos) eines Buschmannes und, 0, Gürtel
von Schaffell; p, eine eigenthümliche Kopfbedeckung, die nur
im Kampfe getragen wird; sie besteht aus einem viereckigen
Stück Blech und einem Stück Antilopenfell, welches unter dem
Kinn festgebunden wird. Zwischen das Blech und das Fell
steckt der Buschmann einige seiner vergifteten Pfeile um sei-
nem Feinde sofort einen, in der Regel tödlichen Schuss senden
zu können. In einer Entfernung von 8S0—100 Ellen trifft er
sein Ziel mit Sicherheit, eine Fertigkeit, welche den Buschmann
zu einem gefährlichen Gegner, ebenso gefürchtet von den Boers
als von den Betschuanen und Hottentotten, gemacht hat; q, ein
Beutel, den er über der linken Schulter trägt, und in welchem
er unter friedlichen Verhältnissen sowohl die obengenannte
Kopfbedeckung aufbewahrt als auch, r, einen Bogen. mit Strang
aus verschlungenen Sehnen, s, einen Köcher mit, t, vergifteten
Pfeilen nebst denjenigen Geräthen, welche er zur Anfertigung
derselben braucht; uw, eine kleine Tasche, die der Buschmann
an der linken Seite trägt, und welche dient zur Aufbewahrung:
vy, eines Beutels oder einer Tasche mit Dacha, x, einer Dacha-
pfeife sowie, y, einer Schweiss-Schabe, einer Art Strigilis, mit
welcher ‚er sich bei starker Hitze von der überflüssigen Feuch-
tigkeit und vom Schmutz befreit.
Nr. 176. Ein Bogen nebst zwei Köchern und etlichen
vergifteten Pfeilen, ebenfalls von den Buschmännern.
F. Malayen in Afrika und Asien.
Afrika.
Madagascar.
Diese ungefähr 10,500 [] Meilen grosse Insel wurde im Jahre
1506 von den Portugiesen entdeckt. Die Bewohner, deren Anzahl
sehr unbestimmt von 160,000—4,000,000 angegeben wird, bestehen
besonders aus Negern und Malayen. Die. Malayen, welche als die
arsprünglichen Bewohner der Insel angesehen werden, wurden vor
einigen hundert Jahren von den Negerstämmen unterjocht bis diese
im Jahre 1813 nach langwierigen Kriegen wieder überwunden wurden
von den kriegerischen Hovas, welche jetzt die ganze Insel beherrschen.
Schrank A777. a, ein aus Pflanzenfasern gewebter
56
Malayen in Asien, Nr. 177—179.
Mantel und, b, ein Hut aus -gespaltenen Palmenblättern ge-
flochten; €, ein Bogen und, d, ein Pfeil; e, ein Gürtel mit
einer Kugeltasche und einem Pulverhorn; f,. ein seltener und
merkwürdiger Dolch mit dazu gehöriger Scheide. Ferner zwei
musikalische Instrumente (Vahac); h, ein Spieltisch; 1, zwei
Rohrfutterale für Schnupftabak; k, Taschen für Betel; 1, ein
Wasserbehälter; m, Schachteln und Körbe, aus Rohr und Pal-
menblättern geflochten.
Schrank 478. a, zwei Bündel Bambusfasern oder
Hanf, woraus die Stoffe, b, von den Eingeborenen gewebt
werden; c, eine Weberspule; d, Schachteln u. s. w. aus gefärb-
tem und ungefärbtem Latania-Stroh geflochten.
Schrank 479. Ein Mantel oder ein Oberkleid von
eingeborenen. Frauen auf Madagascar gewebt.
Asıen.
Die indischen oder ostindischen Inseln
werden die zahlreichen Inseln und Inselgruppen in dem indischen
Ocean genannt, welche von 90—150° ö. L. das Festland Südasiens
umgeben und unter ungefähr 11° s. Br. die südliche Gränze dieses
Welttheils bilden. Ausser den Nachkommen: einer auf mehreren der
Inseln früher eingewanderten Bevölkerung sind die Bewohner hier,
wie auf den Australinseln, Neger und Malayen. Die verhältniss-
mässig. geringe Anzahl Neger lebt häufig wild und unabhängig im
Innern der Inseln. Die Malayen, welche vermuthlich von Vorderindien,
über Malacca und Sumatra, sich über den ganzen Archipelagus ver-
breitet haben, bilden dagegen einen sehr wesentlichen Theil der Be-
völkerung. Obgleich dieselbe eine gemeinschaftliche oder verwandte
Sprache hat, tritt sie doch unter zahlreichen physischen Nuancen
auf und mit eben so verschiedenartiger Civilisation oder sogar, wie
aus dem Folgenden zu ersehen, mit einem beinahe vollständigen
Mangel derselben.
Die Nicobar-Inseln
bestehen aus acht grösseren und zwölf kleineren Inseln mit einer wilden
und üppigen Vegetation. Ausser der. eigentlichen Bevölkerung, 5—
6000 Individuen, welche die Küsten bewohnen und von malayischer
Race zu sein scheinen, lebt in den unzugänglichen Wäldern Gross-
Nicobars, isolirt und in einem feindseligen Verhältniss zu jenen, eine
wilde schwarze Menschenrace, welche ohne Zweifel die ursprünglichen
Bewohner dieser Insel bildet. . .
Die dänische Regierung hat früher versucht‘ diese Inseln zu co-
lonisiren; das ungesunde Klima des Landes hat aber, in Verbindung
mit der Unlust der Eingeborenen zu arbeiten, immer so grosse
Schwierigkeiten dargeboten, dass man das Vorhaben ganz aufgeben
musste. Dasselbe ist jedoch nun von den Engländern wieder auf-
renommen worden,
Malayen in Asien, Nr. 180—182, 57
Schrank 180. a, b und ec, drei Götzenbilder („Garian,
Sanwallo und Kallibao“), auf welchen Opfer von ganz kleinen
Cocosnüssen angebracht sind. . Sie finden sich in den meisten
Nicobarhäusern, werden aber auf Malacca -verfertigt und als
Handelsartikel eingeführt; d, eine heilige Tafel, verfertigt aus
einem in einen Rahmen eingefasten Atapblatte, auf ‘welchem
eine rohe Darstellung der Begriffe der Nicobaren von. dem
Universum sich befindet, nämlich Sonne, Mond und Regenbogen
am Himmel, Fische im Meere, Vögel in. der‘ Luft und. — als
Symbol des höchsten Grades menschlicher Vollkommenheit —
ein europäisches Schiff; e, eine in Holz -roh ausgeschnittene
Büste, welche auf dem Tische in ‚einem Hause bei Nanchovri
Hafen gefunden wurde; angeblich ist. es das Bild eines ver-
storbenen Verwandten, dessen Andenken man auf verschiedene
Weise ehrt, was hauptsächlich im Glauben an einen unmittel-
baren Verkehr der Verstorbenen mit den Geistern‘ und an
ihren vermutheten Einfluss auf das Schicksal der Hinterlassenen
begründet ist.
Die Nicobaren scheinen. von einem höchsten Wesen keinen Begriff
zu haben. Sie glauben sich von guten und. bösen Geistern (Ivien),
mit welchen .die Verstorbenen unmittelbar verkehren, beherrscht
und nehmen daher an, dass diese sie dem Schutze der Geister
empfehlen können. Diese Ansicht mag vielleicht der nächste Grund
zu der Sorgfalt, ja beinahe Vergötterung sein, mit welcher sie das
Andenken an ihre Todten bewahren; sie haben nicht allein ein
Jährliches Todtenfest, bei welchem sie unter anhaltendem Zechen
ihre Trauergesänge heulen, sondern sie graben sogar einige Zeit
nach der Beerdigung die Todten wieder auf, geben ihnen eine Cerute
in den Mund und setzen ihnen Wein und Cocosmilch vor. Dieses
wird öfters wiederholt, und man findet nicht selten in ihren Hütten
einen Todtenkopf, mit einem Hute geschmückt und. zuweilen mit
einer Cerute im Munde, auf einen kleinen Tische hingestellt. Die
Götzenbilder, a, b und c, überliessen sie seiner Zeit willig den
Europäern, wogegen die Tafel, d, welche äusserst schwierig zu er-
langen war, nur bei den Manloenen (Priestern, Aerzten und: Wahr-
sagern) vorgefunden wurde und besonders bei der Vorbereitung
oder dem Unterrichte junger Nicobaren, die in ihren Stand auf-
Yenommen werden wollten, von ihnen -.benutzt zu werden schien.
Nr. 181. Zwei Figuren, a, eine männliche und, b, eine
weibliche; wahrscheinlich Andenken an verstorbene Verwandte.
Schrank 182. a, zwei Stirnschmucke;. b, ein Oberrock
und, b 1, ein Unterrock; ce, ein Halsschmuck von Bernstein-
perlen, welchen nur die Manloenen tragen; d, Ohrschmuck,
welcher quer in den Ohren getragen wird; e, ein Cerut, „Zzu-
weilen im Ohr oder im Ohrschmuck d 1 getragen; f, die Rinde
und, g, der Bast des Celtisbaumes, woraus das 3’/2 Ellen lange
Stück Zeug, h, verfertigt ist; i‚, ein Sarong; k ‚ ein Bogen mit
dazu gehörigem Pfeil von Kar-Nikobar, der einzigen Insel, wo
man diese Art Waffe kennt und braucht.
sr
Malayen in Asien. Nr. 183—186, A,
Nr. 183. Einige Speere mit Spitzen von Eisen und
Kupfer, welche alle von den. Eingeborenen selbst geschmiedet
sind: a wird auf der Büffeljagd und b sowohl auf der Wild-
schweinjagd als auch zum Harpuniren „grosser Fische“ ge-
braucht; €, ein Wildschweinspeer älterer Form, welcher nicht
mehr gebraucht wird; er ist vollständig von Eisen und soll
gleichfalls von den Eingeborenen geschmiedet sein, was indes-
sen zweifelhaft ist.
Schrank 184. a, Obstnäpfe, die aus umgebogenen
Atapblättern gebildet sind; b, Knollen der ungefähr 1 Fuss
langen Pandanus-. oder Caldeirafrucht; durch Kochen dieser
Frucht und Ausziehen der mehlhaltigen Substanz mittelst der
Geräthe, ec, bereiten die Nicobaren eine Speise, Mellore ge-
nannt; d, Cocosnüsse, in welchen man Wasser aufbewahrt;
€, Flaschen; f, -Bratspiess; wollen die Nicobaren z. B. einen
Vogel braten, so stecken sie denselben auf einen solchen Stock,
welcher in schräger Richtung über das Feuer gestellt wird;
g, die zweierlei Arten, auf welche die Nicobaren durch Reiben
zweier Stücke Holz : gegen einander sich Feuer verschaffen;
h, eine Feuerzange von Bambus; i, Essschüssel. Ferner wird
hervorgehoben: .q, die Darstellung eines dänischen Kriegs-
schiffes; die rohe Form zeugt von. der geringen Darstellungs-
gabe der Nicobaren, jedoch ist es interessant zu bemerken,
dass sie bei der Abbildung des Compasses die Bedeutung des-
selben für die Schiffahrt aufgefasst haben müssen.
‚ Nr. 485. a, der Vordertheil eines Canoes; b, einige
Ruder; €, verschiedene Fischerspiesse und dergl.
Nr. 185, A. Modell eines Canoes, in welchem ein Nico-
bar mit seiner Frau auf dem Fischfang mit Fackeln abgebil-
det ist.
Nr. 186. Eine Weintonne.‘ Die Nicobaren bewahren
ihren. Palmenwein in solchen Röhren auf und lassen sie unter
dem Dache ihrer Hütte stehen.
Die Andaman-Inseln
bestehen aus vier grösseren und einigen kleineren Inseln mit ‚einem
feuchten und ungesunden Klima. . Die sehr wilde Negerbevölkerung,
c. 5000 Individuen, scheint bis jetzt auf dem Tohesten Standpunkt
der Civilisation gestanden zu haben; die neuesten Colonisationsver-
suche der Engländer scheinen: jedoch in der letzten Zeit in dieser
Beziehung. einen guten Einfluss gehabt zu haben. ; .
Nr. 186, A. a, ein Halsschmuck (Trauerschmuck), in
welchem ein rtoth gemalter, mit Flechten aus rothen Schnüren
Malayen in Asien, Nr, 186, A.—187. 59
reich verzierter Kopf eines Andaman-Negers angebracht ist;
dieser Schmuck wird bei Port Blair (Süd-Andaman) von den
nächsten. Verwandten des-Vestorbenen getragen; ebenso wird
auch der Halsschmuck, b, der aus Menschenknochen (Finger-
und Fussknochen) gemacht ist, von.den nächsten Verwandten
des Verstorbenen getragen. Ferner: €, verschiedener anderer
Halsschmuck aus durchbohrten Muscheln, Conchylien usw.; d,
Kopfschmuck aus Pandanusblättern gebildet; diese werden nur
bei besonders festlichen Gelegenheiten getragen; e, Gürtel, wie
sie von den Frauen getragen werden; sie sind mit Ornamenten
aus Wachs, mit Ocher vermischt, verziert; f, Gürtel, die von
beiden Geschlechtern getragen werden; g, einige aus Bast ver-
fertigte Quasten, welche die Andamanen beim Tanzen in ihren
Gürteln anbringen, h, Arm- und Knieschmuck der Andaman-
Männer und, k, ein c. 2“ breites Band oder Gürtel aus Rinde,
in welchem die Mutter ihre kleinen Kinder tragen. Ferner: I,
einige Bogen, m, Ebervpfeile, n, Fischpfeile und, o, ein Fischernetz.
Die Sunda-Inseln.:
Sumatra,
Diese 8000 []. Meilen grosse und sehr fruchtbare Insel wird von vielen,
grösstentheils eingeborenen Volksstänmen bewohnt, von welchen die
Batakken und Malayen von Einigen als die ursprünglichen Bewohner
der Insel betrachtet werden. Die Malayen sind theils Heiden, theils
Muhamedaner, und mehrere Stämme sind im Besitz einer nicht
geringen Civilisation. Obgleich die Batakken eine geordnete Staats-
verfassung, eine eigene Schriftsprache und als Handwerker in meh-
reren Beziehungen eine nicht unbedeutende Tüchtigkeit besitzen,
verzehren sie doch nicht nur ihre Kriegsgefangenen, sondern es giebt
sogar fünf Fälle, in denen, wie z. B. bei Ehebruch, ihre Gesetze den
Verbrecher dazu verurtheilen lebendig gegessen‘ zu werden, Sie
werden regiert von Oberhäuptern, welche sich selbst Radjahs nen-
nen, und deren Macht wohl erblich. in Friedenszeit aber nur sehr
unbedeutend ist. ;
Schrank 187 enthält besonders Sachen von den Ba-
takken: a, Beschwörungsstöcke, welche von den Batakken bei
ihren heidnischen Ceremonien gebraucht werden; b, zwei ältere,
in. der Battasprache geschriebene Bücher, die als. grosse Selten-
heiten betrachtet werden; ec, zwei in Bambus eingeritzte Briefe
oder Documente; d, das Kleid eines Radjahs; es ist namentlich
der schön gewebte Mantel, welcher seine Würde bezeichnet,
indem sein höherer oder geringerer Rang durch die Menge
der eingewebten weissen oder rothen Perlen oder Corallen
angedeutet wird; e, Ohrschmucksachen, welche nur von den
vornehmen Frauen getragen werden, und,:f, Öhrschmuck der
weniger Bemittelten.
30
Malayen in Asien. Nr. 188—194.
Schrank 188. a, zwei reich gestickte . Tücher, mit
welchen die Eingeborenen in Padang ihre Geschenke an Freunde
und Verwandte bedecken; b, ein auf Sumatra sehr gewöhnliches
Siri- oder Betel-Etui mit, €, dem dazu gehörigen Arekamesser
und, d, die kleinen Messingkapseln, in welchen die Betel-
Ingredienzen aufbewahrt werden.
Schrank 189 enthält besonders Waffen. Mit Rück-
sicht auf ihre eigenthümliche Form sind bemerkenswerth: €;
ein grösseres und, d, ein kleineres Schwert von der malayischen
Bevölkerung im Staate Jambi sowie, €, einige kleine Dolche
oder Khrise von den Malayen in der Regentschaft Palembang.
Nr. 189, A, Von den hier angebrachten Waffen ‚werden
hervorgehoben die Schwerter, a, von Atchin, b, von Menang-
kabao und, ce, von Palembang, d, eine Pulverflasche von Rakan;
der. Stock, e, hat dem Sultan von Rakan zugehört,
Schrank 190. Einige, theilweise vorzüglich geschmie-
dete Speere von verschiedenen Malayenstämmen auf Sumatra,
Nr. 491. Modelle von Fluss- und Küstenfahrzeugen,
welche auf Sumatra, besonders beim Transport von Waaren
u. 8. w., gebraucht werden.
Kasten 192 enthält Schmucksachen von den auf dem
südlichen Theil der Insel wohnenden Lampongs.
Nias oder Pulo-Nias
ist eine an der Nordwestküste von Sumatra liegende Insel, welche
im Jahre 1841 von den Holländern in Besitz genommen wurde. Da-
mals war sie wohlbebaut und sehr reich bevölkert, aber zwei Jahre
später wurde sie durch ein schreckliches Erdbeben verwüstet, wobei
mehr als die Hälfte ihrer fleissigen, aber halbwilden und sehr streit-
güchtigen Malayenbevölkerung das Leben verlor. Die Bewohner sind
gute Ackerbauer und schmieden ihre Waffen und Geräthschaften
selbst.
Schrank 193. a, zwei Götzenbilder, ein männliches
und ein weibliches, welche gewöhnlich in den Häusern auf-
gestellt werden, und denen man Reis, Früchte u. dergl, opfert.
Zwei Anzüge, b, für einen Niassen; und, €, für eine Niasserin;
der Stoff dieser Kleidungsstücke, welcher in. der Form viele
Aehnlichkeit mit demjenigen der Javanesen hat, wird von den
gingeborenen Frauen gewebt und gefärbt; d, ein Armschmuck,
welcher aus Pflanzenfasern und einem hübschen Geflecht von
feinem Rohre verfertigt ist; e, ein Gürtel, . gleichfalls hübsch
geflochten aus zum Theil gespaltenem Rohr. Der Halssmuck,
i, darf nur von einem Krieger getragen werden, wenn er eine
gewisse Anzahl Feinde getödtet hat.
Schrank 4194. a, der Helm eines Häuptlings und,
b, sein Kürass, unter welchem er einen Koller, e, aus blau-
Malayen in Asien. Nr. 194—197 61
gefärbtem Leder trägt, d, zwei Schwerter (Taluga), bemerkens-
werth durch die Götzenbilder auf ihrer Scheide; e, zwei Wurf-
spiesse; f, ein Schild sowie, g, Bogen und, h, Köcher mit
i, den dazu gehörigen Pfeilen. KEs ist oben” erwähnt worden,
dass die Bewohner dieser Insel gute Ackerbauer sind; das wird
bestätigt theils durch die oben auf den Schränken angebrachten
Modelle ihres Pfluges nebst Egge, theils durch die nachbe-
nannten Ackerbaugeräthschaften: k, zwei Sicheln, 1, zwei kleine
und, ın, ein grösseres Beil oder eine Hacke, welche sie selbst
geschmiedet haben, sammt n, einem Rechen oder einer Hacke
aus Holz.
Schrank 195. a, ein Reissieb; b, ein aus gespaltenem
Rohre geflochtener Napf, in welchem man den Reis worfelt;
c, eine aus Schilf geflochtene Matte, auf welcher man den
geschälten Reis trägt; d, ein Korb, in welchem der Reis auf-
bewahrt wird; e, ein kleiner Hänkelkorb, in welchem bei be-
sonderen Gelegenheiten kleine Gaben von Reis überbracht
werden.
Nr. 1968. Modell eines Hauses von Nias. In demselben
sind einige Figuren angebracht, welche Abbildungen verstor-
bener Verwandten Vorstellen sollen.
Eugano
ist. eine an der Südwestküste von Sumatra liegende Insel, deren Be-
wohner als im hohen Grade wild und unwissend geschildert werden;
sie ernähren sich von wilden Früchten, rohen Fischen und dgl., und
ihre gewöhnlichen Waffen sind Bogen, Pfeile und Lanzen oder Wurf-
spiesse aus Holz. . .
Nr. 197. a, ein Gürtel aus Bast, welcher jedoch selten
vorkommt; b, einige durch ihre Form sehr merkwürdige und
gefährliche Waffen, welche infolge des stattfindenden Mangels
an Metallen bei den Wilden selten sind. Die gewöhnlichsten
Waffen sind, e, Bogen und, d, vergiftete Pfeile.
Java
ist. die schönste der Sundainseln und die wichtigste von den hollän-
lischen Besitzungen; sie ist 2294 [] Meilen gross und hatte (1870)
14,862,788 Bewohner, wovon 27,988 Europäer, 162,392 Chinesen,
10,121 Araber u. A. sowie 14,662,287 Inländer, 9: Javanesen, Malayen
and Sundanesen. Die eigentliche Bevölkerung bilden die Javanesen;
Malayen werden nur in den grossen Städten als Handwerker, See-
leute, Fischer und Dienstboten angetroffen; die Chinesen sind aus-
schliesslich Geschäftsleute sowie Thee- und Zuckerpflanzer, und die
Araber sind Priester oder Kaufleute. Die Sundanesen bewohnen die
Sundalande (die Preanger-Regentschaften, 885 0 Meilen) in der Nähe
von Batavia. Die javanesische Sprache ist eine mit Kavi vermischte
Mundart der malayischen Sprache; die Kavisprache, mit dem Sanskrit
sehr verwandt, ist die sogenannte gelehrte Sprache der Javanesen,
62 Malayen in Asien. Nr. 198—208.
in:. welcher die Literatur der älteren oder vorarabischen. Zeit ge-
schrieben ist. Nach der letzten Eroberung des hinduischen oder
madschapahitischen Reiches durch die Araber (1406) ist der Muhame-
danismus die herrschende Religion,
Zu Java gehört auch die 96 [*] Meilen grosse Insel Madura mit
(1870) 614,941 Einwohnern.. Die beiden Regenten der Insel sind von
den Holländern abhängig.
Nr. 198. Eine heilige Tafel in der arabischen Sprache.
Schrank 1399. Zwei in Fettstein geschnittene Copien,
a, eines Buddha und, b, eines anderen, älteren Götzenbildes;
e, einige Schattenbilder, von .den Javanesen Vayang purva ge-
nannt, ausgeschnitten in Leder sowie gemalt und vergoldet;
d, eine ähnliche, in Holz ausgeschnittene Figur (Vayang klitik).
Diese Art Figuren . werden bei. den .Vayangs oder scenischen
Vorstellungen der Javanesen gebraucht; e, Masken, welche bei
den öffentlichen. Tänzen und Festen (Topengs) benutzt werden.
Schrank 200. a, die gewöhnliche Kleidung eines
Javanesen; b, ein Hut; €, ein Brautkleid; d, Nähkorb einer
Braut; e, ein Messer, welches die Frauen stets bei sich tragen,
wenn sie. ihren „Campong‘“ (Dorf) verlassen.
Schrank 201. a, Kleid eines Kindes von wohlhabender
Familie; b, das Kleid einer Tänzerin oder Bajadere; €, einige
Hüte, von‘ welchen der kleinste, mit Fischschuppen belegt, ‚ein
Kinderhut ist; d, Schachteln für: Pedak oder Reismehl, mit
welchem die Damen zum Schutz gegen die Wärme Gesicht‘ und
Brust pudern; e, ein aus Palmenblättern geflochtenes Futteral
für Siri oder Betel; f, zwei Fächer und, g, Geflechte aus
Palmenblättern, in welchen auf eine eigenthümliche Weise Reis
gekocht wird, den die javanesischen Mütter für ihre Säuglinge
benutzen; h 1, 2 und 3, Geräthe zum Färben der javanesischen
Batikmuster; i, ein Stück von diesem Zeuge, welches die Java-
nesen selbst verfertigen und „Batik‘“ nennen; k, ein Stück von
demjenigen, welches sie „Luri-ging’gang“ nennen; 1, eine Probe
von dem gewöhnlich von den Europäern eingeführten Zeuge.
Nr. 202. Eine alte Kanone (Hinterlader), aus Bronze
gegossen und mit hübschen indischen Ornamenten verziert. Sie
ist auf der Nordostküste von Java in der Erde gefunden worden,
Schrank 203 enthält Waffen, und zwar wird besonders
aufmerksam gemacht auf die vorzüglich geschmiedete Lanzen-
spitze, a, welche damascirt und mit Gold eingelegt ist, Ferner,
b, der. Javanesen-Khris; c, der Maduresen-Khris und, d, der
Malayen-Khris sowie, e, ein Schwert, welches der Krieger nebst
2 bis 3 Khrisen in seinem Gürtel. trägt; f, Köcher mit, g, ver-
gifteten Pfeilen, welche durch ein Rohr geblasen werden, das
den Schaft bildet auf, h, dem Spiesse oder der Lanze der
Javanesen.
Malayen in Asien, Nr. 204—217. 63
Nr. 204. a, ein Gewehr mit Luntenschloss; b, ver-
schiedene Speere ‚und Lanzen sowie, ce, Bogen und, d, Pfeile, .
Nr. 205. Eine Waffe oder richtiger eine mit der Rinde
des Dornbambus bekleidete Gabel, womit man auf Java sowohl
Diebe und Unruhstifter als auch die von Amok (eine Art
wilde Raserei) ergriffenen Malayen, einfängt.
Nr. 206. Ein aus Tikholz ausgeschnittener „Tongtong“
mit dazu gehöriger Keule, womit die auf den: Wegen aus-
gestellten Wachen einander Signal geben.
Schrank 20%. Modelle von Gegenständen, die sich
besonders auf Schiffahrt, Jagd und Fischerei beziehen, wovon
namemtlich das malayische Seeräuberschiff, a, merkwürdig ist.
Nr. 208. Der Wagen oder Karren eines Landmannes
mit dazu gehörigem Joche.
Diese Wagen sind nur in den weniger bevölkerten, westlichen und
in einigen der. östlicheren Provinzen allgemein; sie werden von
Büffeln gezogen und sind das gewöhnliche Beförderungsmittel für
Waaren, welche nach Batavia aus den oft viele Meilen entfernten
Provinzen gebracht werden.
Nr. 209. a, eine Art Joch, womit. oder richtiger worauf
das Futter vom Felde nach Hause getragen. wird; b, Körbe
für den Transport: von Dünger; €, Körbe, worin Waaren zu
Markt gebracht werden; d, ein Hühnerkorb. .
In den Provinzen, woselbst Wagen oder Pferde und Ochsen nicht
zum Waarentransport benutzt werden, liegt es den Frauen ob, die
Ernte ins Haus zu bringen sowie auch die verschiedenen Produete
zu Markt zu transportiren, und hierzu werden, sowohl die grossen
Körbe, c,.als auch die meisten der anderen, wovon im Schrank
215 sich Modelle befinden, benutzt.
Nr. 210. Ein Reismörser mit Stösser.
Nr. 2141. Ein Zuckerpresse.
Nr. 242. Eine Oelpresse.
Nr. 213. a, Ein Fischkorb; b, verschiedene „Reisrei-
nhiger“ und, e, von zwei Wasserbehälter. ;
Nr. 214. a, ein Gartenpflug mit Joch für einen Büffel;
b, der gewöhnliche Savah-Pflug, welcher gleichwie die Egge,
€, von zwei Büffeln gezogen wird.
Schrank 215 enthält besonders Modelle von. Häusern,
Wagen und Ackerbaugeräthschaften des Landmannes sowie von
musikalischen Instrumenten u. Ss. W.
Schränke 216 enthalten vorzugsweise das Hauswesen
betreffende Gegenstände, als, a, Besen, b, Fächer, welche un-
sere Blasebälge ersetzen, ce, Zangen, d, Wasserbehälter, e, einen
Trichter, f, einen Löffel u. s. W.
Nr. 217. a, ein in dem Innern von Java sehr allge-
meines musikalisches Instrument, „Anklung‘“ genannt; es wird
yespielt durch kreisförmiges Schwingen in der Luft und wird
begleitet von 1 oder 2 Trommeln, b, welche mit der flachen
54
Malayen in Asien. Nr, 217—222.
Hand geschlagen werden; €, zwei Saiteninstrumente aus Bam-
bus; d, ein auf Java sehr allgemeines Instrument „Gamelang
kayu“, welches entweder allein gespielt oder von einer Trommel
und einem kleinen Gongong begleitet wird.
Bali,
getrennt‘ von. Java durch die schmale Bali-Strasse, ist ungefähr 190
[1] Meilen gross, sehr gebirgig und fruchtbar. Die Zahl der Einwohner
betrug bei einer im Jahre 1870 vorgenommenen Volkszählung 7,790,
welche von sieben unabhängigen Radjahs oder Fürsten regiert wurden.
Bali ist die einzige Insel im ostindischen Archipel, wo der Muhame-
danismus nicht die herrschende Religion — theils Buddhaismus und
theils Brahmaismus — verdrängt hat.
Kasten 218. a, ein sogar auf Bali sehr seltenes Ma-
nuskript (Busana), enthaltend die Geschichte, Gesetze, Sitten
und Gebräuche des Volkes; b, ein Manuskript in der Kavi-
sprache, wie das erstgenannte in Palmenblätter eingeritzt; es
soll eine indische Farce über die muhamedanische Religion sein.
Nr. 219. a, ein Gemälde auf Leinwand, eine Mythe
des Buddhaismus darstellend.
Schrank 220. a, zwei grössere und, b, vier kleinere
(tötzenbilder; €, unzweifelhaft eine heilige Figur, in welche die
Eingeborenen, wenn sie zu Hause ‚sind, den Khris, d, stellen;
e, einige Schreiben und, f, eine: Kriegserklärung, die in Bam-
bus eingeritzt sind; i, ‚ein älterer, auf Bali gewebter Sarong,
der von den Eingeborenen als eine werthvolle Seltenheit an-
gesehen wurde; k, ein Sarong aus einem neueren, jetzt ge-
bräuchlichen Stoffe, welcher gleichfalls von den Eingeborenen
gewebt wird; 1, ein Kleid aus Bast. das im Innern der Insel
getragen. wird.
Schrank 221 enthält besonders Waffen, nämlich :
a, etliche Khrise sowie, b, ein Gewehr, das mit Ausnahme des
Schlosses, von den Eingeborenen auf Bali verfertigt ist und,
e, ein reich ausgestattetes Schwert, welches seiner Zeit einem
der regierenden Fürsten gehört haben soll. (Vergl. Nr. 189 A,
c); d, ein Kupfergeschirr, in welchem Opium, mit Wasser. ver-
mischt, gekocht wird, bevor man es raucht. Ferner sind zu
bemerken: e, Spornen, mit denen man auf Bali die Kampfhähne
bewaffnet.
Die Hahnenkämpfe ‚sind auf Bali, sowie auf mehreren dieser Inseln
und namentlich auf Manila, eine der leidenschaftlichsten Belusti-
gungen der Eingeborenen, und nicht selten wird ein bedeutender
Theils ihres Vermögens auf den sehr zweifelhaften Ausfall dieser
Kämpfe verwettet. |
Kasten 222. a, zwei Opiumpfeifen; b, eine kleine
Kapsel mit Opium; €, ein schön geflochtenes Betelfutteral, in
welchem folgende Ingredienzen aufbewahrt werden: d, Betel-
Malayen in Asien. Nr, 222—227.
65
blätter, e, Tabak, f, Kalk und, g, Arekanüsse, welche mit dem
beiliegenden Messer, h, entzweigeschnitten werden., .
Kasten 223. Nachahmungen von Früchten aus- Bali.
Sie sind aus gebranntem Thon und von den Eingeborenen selbst
modellirt.
Nr. 224. Vollständiges Reitzeug eines Balifürsten.
Borneo.
Diese sehr fruchtbare, nach Behm (1879) 13,328 [] Meilen grosse
[Insel hat nur eine Bevölkerung von.c. 2 Millionen, nämlich Dajaken
(Alforen oder Neger mit schlichtem Haare), ' Chinesen (c. 250,000), Ma-
jayen u.s. w. Die Dajaken, welche als die ursprünglichen Bewohner
der Insel angesehen werden, bestehen aus einer sehr grossen Anzahl
zum Theil unabhängiger Stämme, welche alle in einem feindlichen
Verhältnisse zu einander leben. Diejenigen, welche das Innere der
Insel bewohnen und sich durch Jagd und Fischerei ernähren, sind
äusserst wild und grausam, diejenigen aber, welche der Küste näher
wohnen, sind civilisirter.
Die Berichte, dass die wilden Dajakenstämme Cannibalen sind,
sind wohl nicht zutreffend, indessen ist es doch gewiss, dass Men-
schenopfer, insonderheit bei dem Tode eines Häuptlings, im Innern
der Insel statt finden. Was übrigens hinlänglich von der Wildheit
der Dajaken zeugt, ist die allgemein herrschende Sitte, dass kein
Mann heirathen darf, ehe er seiner Braut den Kopf eines überwundenen
Feindes gebracht hat; dieser Kopf wird dann immer -als eine aus-
gezeichnete Trophäe in der Familie aufbewahrt.
Nr. 225. Ein junger Dajak, der seiner Braut den Kopf
eines erlegten Feindes bringt, den er selbst abgehauen, ge-
trocknet und mit Ornamenten u. dergl. verziert hat.
Schrank 226. a, ein mit Silberfolie und anderen
Zierrathen geschmückter Kopf eines getödteten Feindes; b,
Kleid eines Schamanen oder Geisterbeschwörers; € und d, Amu-
letten; e, eine aus Stroh geflochtene Kopfbedeckung; f, ein
sehr altes Schwert und, g, zwei Schilde sowie, h, ein Blaserohr
für vergiftete Pfeile; i, eine Handtrommel; k, eine kleine
Schachtel mit Deckel, welche die Frauen im Gürtel tragen,
und, ], zwei schön geflochtene Körbe.
Schrank 227. a, zwei Gypsmasken, die von Dajaken
inder Landschaft Sarawak genommen sind; b, das gewöhnliche
Kleid einer wohlhabenden Dajakenfrau; €, ein aus gespaltenem
Rohre verfertigter Gürtel (Lintoeng), der von den schwangeren
Dajakenfrauen als ein Ehrenzeichen getragen wird; d, einige
Gürtel, von denen hervorzuheben sind: d 1, welcher verhält-
nissmässig sehr alt und auf eine eigenthümliche Art gewebt ist,
und, d 2, der aus erweichtem und zusammengeklopftem Baste
verfertigt ist. Ferner verschiedene Schmucksachen, welche nur
von den Frauen getragen: werden. Das kleine Bambusrohr,
66 Malayen in Asien. Nr. 227—231.
I, enthält eine weisse, pulverisirte Masse, mit der sich die
Dajaken bemalen, nachdem sie zuvor ihre Haut mit Oel ein-
gerieben haben, welches in. der daran hängenden Calabasse
aufbewahrt wird.
Nr. 228. Verschiedene Kleidungsstücke, welche von
Dajaken; beiderlei Geschlechts getragen werden; die meisten
sind aus erweichtem und zusammengeklopftem Bast verfertigt.
Das Ueberkleid, a, und die Schürze, b, beide aus Fell oder
Leder, bilden in Verbindung mit einer eigenthümlichen Kopf-
bedeckung den gewöhnlichen Kriegsanzug eines Dajaken.
Schrank 229. a, die vollständige Rüstung eines vor-
nehmen Dajaken-Häuptlings; am merkvürdigsten ist sein aus
Bast, gespaltenem Rohre und Fischschuppen verfertigter Kürass
sowie, b, sein reich ausgestattetes Schwert, das mit einigen,
zum Theil _rothgefärbten Haaren erlegter Feinde verziert ist,
und, €, der aus deren Zähnen, besonders: den Backenzähnen,
verfertigte Halsschmuck, welcher hiernach ein Beweis unge-
wöhnlicher Tapferkeit ist. Wenn ein Dajak einen Feind ge-
tödtet hat, bringt er an seinem Schwerte, an seinem Spiesse
oder an seiner Lanze einen Messingnagel an; durch eine genaue
Betrachtung der in diesem Schranke angebrachten Waffen über-
zeugt man sich deswegen am besten von dem wilden, kriege-
rischen Treiben dieser Stämme, den in den Spiesse, d, sind
80, und in den Schwertern, € und f, resp. 31 und 76 solche
Nägel eingeschlagen; dieses ist jedoch nicht immer ein: Beweis
wirklicher Tapferkeit, denn‘ in einer Entfernung von 50—60
Ellen verwundet der Dajak seinen Gegner, in der Regel tödt-
lich, mit, g, einem der kleinen, mit schnell tödtendem Gifte
bestrichenen Pfeile, die er durch das Rohr, welches den Schaft
des Spiesses, h, bildet, bläst.
Nr. 230. a, einige Schilde, b, verschiedene Speere und,
ce, Schwerter nebst, d, zwei Köchern mit vergifteten Pfeilen.
Nr. 230, A. Einige verhältnissmässig sehr roh gearbei-
tete Wurfspiesse, Bogen und Pfeile der im Innern der Insel
wohnenden Dajaken.
Nr. 231. Unter dieser Nr. sind oben auf den
Schränken einige Modelle von den Häusern der Dajaken
angebracht.
Celebes
ist eine der grossen Sundainseln, östlich von Borneo, 3417 17 Meilen
2ross, mit einem milden und angenehmen Klima und ungefähr 3'/a Mill.
Einwohnern, welche theils Alforen sind, die in dem Innern leben und
als die ursprünglichen Bewohner der Insel angesehen werden, und
Malayen in: Asien. Nr. 232—234, 67
theils Malayen (muhamedanische Bugis), welche betriebsame Seefahrer
sind und mit ihren eigenen Ausfuhrprodueten einen verhältnissmässig
bedeutenden Handel mit den anderen Inseln treiben.
Nr. 232. a, ein Panzerhemd (von Macassar); b, einige
Speere; c, ein Schild sowie, d, zwei Khrise und, e, einige
kurze Schwerter, von welchen einige verhältnissmässig .reich
ausgestattet sind. Der Patrongürtel, f, und die Reisetasche, g,
sind von Timor.
Die Philippinen.
Manila oder Luzon
ist die grösste der philippinischen Inseln; sie ist nämlich 2014 7
Meilen gross und hat c. 3 Mill. Einwohner, von welchen der grösste
Theil Malayen oder Tagalen und Mestizen, alle eifrige Katholiken,
sind; nur c. 12000 sind Chinesen und 6000 Europäer. Die im Innern
der Insel wohnenden Alforen, von den Spaniern Antas oder Negritos
del Monte genannt, werden als die ursprünglichen Bewohner der
Insel angesehen.
Nr. 232, A. Bogen und Pfeile der im Innern der Insel
wohnenden Alforen oder Negritos del Monte.
Schrank 233 enthält das Festkleid eines - Mestizen
nebst mehreren Amuletten, Schmucksachen u. s. w.
Nr. 233, A. Einige Tücher u.s. w. aus Ananashanf, welche
von. den Mestizen auf Manila gewebt und gestickt sind; die
zu unterst Angebrachten zeichnen sich durch eine seltene Fein-
heit aus.
Schrank 234. a, Kleid eines eingeborenen Tage-
löhners; b, zwei aus Stroh oder Pflanzenfasern gewebte Gürtel.
ec, cin Bogen und einige Pfeile sowie, d, ein Kopfschmuck. von
den wilden und kriegerischen Dumagalen auf Mindoro. -e, zwei
Schwerter oder sehr grosse Khrise von den Sulu-Inseln.
Ferner: f, einige ältere und, g, einige neuere Gegen-
Stände, als Näpfe, Tassen und. Pokale, aus Gewürznelken ver-
fertigt, um an die Europäer verkauft zu werden.
Die Molukken oder Gewürzinseln
umfassen den südöstlichen Theil des ostindischen Archipels, zwischen
Celebes und Neu-Guinea, und bestehen aus drei Inselgruppen: Amboina,
Gilolo und Banda, welche einen Flächeninhalt von 2020 [7] Meilen
ainnehmen mit einer Bevölkerung von 315,265 Alforen und Malayen
sammt zum Theil Papuaen und Chinesen, wozu noch die Holländer,
welche wie bekannt die Beherrscher der Insel sind. kommen.
„x
Malayen in Asien. Nr. 234, A—235, A.
Die Amboinagruppe (Amboina, Ceram, Buru u, s, W.)
Kasten 234, A 8a—, einige geschliffene Steinkeile
oder Aexte u a., gefunden: a, auf Amboina, b, auf Ceram,
ce, auf Manipa, d, auf Ceramlaut und, e, auf Goram; f, ein
geschliffener Armring aus Stein und, g, ein Handgelenkring aus
Glas, welcher über 200 Jahren im Besitz einer alforischen
Familie gewesen sein soll und immer bei religiösen Festlich-
keiten getragen wurde; h, eine rohe Abbildung einer mensch-
lichen Figur, der die rechte Hand und der Fuss abgehauen
sind, sowie, fi, ein gleichfals in Holz nur roh ausgeschnittener
Krokodil.
Wenn die alforischen Stämme in West-Ceram den Eid der Treue
an das holländische Gouvernement ablegen sollen, wird die Figur,
bh, mit dem Krokodile, 1, auf dem Kopfe in eine Schale mit Arak
gestellt; der Arak wird mit Pulver, Kugeln und einigen Tropfen
Blut gemischt und dann mit der Mündung. eines alten Gewehrs
umgerührt. Jeder trinkt nun einen Schluck von diesem Getränke
und darnach wird die Eidesformel vorgesagt, in welcher auf die
Figuren und auf das, was mit diesen vorgenommen wurde, hin-
gewiesen wird.
k, verschiedene Kämme, von welchen der eine, k 1, nur
von Frauen bei festlichen Gelegenheiten getragen wird, k2, ist
für den täglichen Gebrauch; 1, Ohrenschmucke, wie sie von
den Männern und, m, von den Weibern getragen werden.
n, zwei Paar breite, aus Röhren geflochtene Armringe sowie,
o, einige Armschmucke von ausgespaltenen Blättern, Casuar-
federn u.s. w., welche nur diejenigen Alforen, welche Feinde
scalpirt haben, tragen dürfen, indem sie zwischen den Armen
und den Ringen, m, mit herabhängenden Federn oder Blättern,
eingestochen. werden.
Schrank 234, B. a, ein Paar Armschmucke, wie die
obengenannten (Nr. 284, A, n und o); b, ein Gürtel (Tshidaco);
die Anzahl der auf diesen Gürtel gemalten Ringen bezeichnet,
wie viele Feinde diejenigen, welche ihn tragen, erlegt und
scalpirt haben; c—e, drei Tshidacoen: €, für verheirathete
Frauen, d, für Knaben und, e, für unverheirathete Weiber,
f, Proben von ausgeweichtem: und zusammengeschlagenem Baste,
wovon die obengenannten Gürtel gemacht sind.
Kasten 235. a, ein Kopf- oder Stirnschmuck für einen
Alfor-Häuptling; b, Brust- und Schulterschmucksachen sammt,
ce, Magenschmucke , welche von beiden Geschlechtern getragen
werden.
Kasten 235, A. a, ein Gürtel (Tshidaco) und, b, ein
Sarong, wie er von den Weibern in West-Ceram verfertigt und
getragen wird. Ferner: €, ein allgemeines Betel- oder Siri-
Futteral und, d, ein Korb für Betel; e, drei kleine Behälter
Malayen in Asien. Nr. 235, A—-287. 69
aus Bambus zum Aufbewahren des pulverisirten Kalks, welcher
ein wesentlicher Bestandtheil des Betels ist. ‘Zwei Futterale
für den Siri-Kalk, f, für die verheiratheten und, g, für die
unverheiratheten Weiber.
Nr. 235, B. a, Bogen und, b, Pfeile sowie zwei Speere,
welche, wie die Pfeile, Spitzen aus Bambus haben; d, einige
verhältnissmässig sehr kleine Schilde, von welchen der eine,
d 1, an der inwendigen Seite versehen ist mit einigen zuge-
spitzten Bambuspflocken, welche die Alforen, wenn sie im
Kampfe zur Flucht gezwungen werden, unter der Flucht in die
Erde stecken, um auf diese Weise womöglich entweder ihre
Verfolger zu verwunden oder in jedem Fall aufzuhalten. Die
grossen schwarzgemalten Schilde, e, welche mit Omnamenten
aus zugeschliffenen und eingelegten Konchylien u. a. geziert
sind,. sind älter und. alle — gleichwie die Waffen, f, von
welchen besonders das Schwert, f 1, hervorgehoben wird, welches
einem Alfor-Häuptling gehört hat und ausgezeichnet damascirt
ist — rühren von den auf Ceram wohnenden Alforen her.
Nr. 236. Ein Modell eines Kreutzbootes von der Orem-
bucht; früher wurden solche gewöhnlich bei Amboina sowohl
als Kreutz- als auch als Transportfahrzeuge gebraucht, aber
jetzt kommen sie nur selten vor.
Nr. 236, A. A, Modell eines Fischerfahrzeugs mit dop-
peltem Bugspriet und ein auf diesem mit zwei langen Stangen
angebrachtes Fischernetz; B, Modell (!/10 nat. Grösse) einer Reuse
wie sie auf den Flüssen in West-Ceram gebraucht werden ;
C, die Geräthschaften (!/10 nat. Gr.) , mit welchen der Sago aus
dem frisch gefällten Baume ausgeklopft und darnach gereinigt
wird zum Aufbewahren in kleinen, dazu bestimmten Körben.
Die Bandagruppe (Banda, Tenimber- Serwatty- und Aru-Iuseln u, a.)
Die Tenimber-Inseln.
Kasten 23%. a, Halsschmucke; b, ein Paar Ohren-
schmucke; €, ein von Konchylien gemachter Armring; d, ein
ce. 12“ langer Kamm aus Bambus, welchen die Kingeborenen
der Tenimber-Inseln (besonders auf Vordate) allgemein als
Zierde auf ihrem in einem Büschel aufgebundenen und mit
Kalkwasser roth gefärbten Haare tragen. e, zwei Löffel.
Letti (Serwatty-Inseln). |
f, ein Götzenbild, welches als ein Amulet entweder um
den Hals oder um den Leib in einem kleinen Beutel getragen
wird; g, eine Kopfzierde, welche wie der obengenannte Kamm,
d, getragen wird, nur dass der Haarbüschel etwas kleiner und
auch nicht rothgefärbt ist.
70 Malayen und Australier Nr. 237, A—289
Die Key- und Aru-Inseln.
Nr. 237, A. Ein sehr altes Götzenbild, das ohne Zweifel
in langer Zeit den Wirkungen des Wetters ausgesetzt ge-
wesen ist.
Kasten 237, B. a, einige geschliffene Steinkeile ‚oder
Aexte, alle auf den Key-Inseln gefunden. b, einige Arm- und
Handgelenkschmucksachen von den Aru-Inseln.
Nr. 23%, C. a, ein Speer und, b, ein Schwert von den
Key-Inseln sammt, c, Bögen und, d, Pfeile von den Aru-Inseln,
Nr. 238. Modelle von Fluss- und Küstenfahrzeugen von
einigen der obengenannten Inselgruppen.
GG. Australier und Südsee-Insulaner.
Australien
besteht aus einer grossen Menge von Inseln in dem stillen Meere
oder grossem Oceane. Neu- Holland wird jetzt gewöhnlich als das
Festland dieses Welttheils betrachtet und das Australland genannt
and nimmt ungefähr 7/s des Ganzen ein, Die ursprüngliche Be-
völkerung gegen 1!/a Mill. zerfällt in: 1) Alforen, Neger mit schlichtem
Haare und dünnen Armen und Beinen; 2) Polynesier, Malayen, welche
sich durch schöne regelmässige Formen und durch eine Hautfarbe
auszeichnen, die nicht selten heller ist als diejenige der Südeuropäer,
und 3) Papuas, welche durch eine Mischung von Negern und Malayen
entstanden zu sein scheinen. Im Allgemeinen sind sie Heiden und
theilweise Menschenfresser; das Christenthum und die daraus folgende
europäische Bildung hat aber in den letzten Jahren, wenigstens auf
einigen der .Inseln, bedeutende Fortschritte gemacht.
Neu-Hollands oder des Australlandes
ursprüngliche Bewohner sind die wilden Alforen, die auf den Philip-
pinen von den Spaniern Antas oder Negritos del Monte, auf Borneo
Biadschos. oder Dajaks genannt werden, und welche überall, wo eine
fremde Civilisation keinen besonderen Einfluss gehabt hat, sich auf
der niedrigsten Stufe der Menschheit zu befinden scheinen. Sie leben
beinahe nackt, unter freiem. Himmel oder in elenden Hütten oder
Felsenhöhlen, und obgleich sie einen guten Geist, Koyan, und einen
bösen Geist, Potoyan, anerkennen, scheinen sie doch im weitesten
Sinne nur für die Befriedigung ihrer +hierischen Bedürfnisse zu leben.
Schrank 239. a, ein zugespitztes Geräth aus Kno-
chen, welches bei einem der merkwürdigsten und zugleich meist
barbarischen Gebräuche der Neuholländer, nämlich dem soge-
nannten Kumun-billi-kutira 9: Entfernung des Zahnes (siehe
Anm.), benutzt wird; b, ein aus einer Sr0SSCN Anzahl Opossum-
felle verfertigter Mantel; 6, einige Kopfschmucksachen aus Federn
sowie, d, zwei Halsschmucksachen. Ferner: e, zwei Messer;
Australier Nr. 239—241, 71
das eine ist aus Obsidian: und eine‘ grosse Seltenheit, das
andere (muri-muri genannt) hat eine Schneide aus kleinen
Stücken Quarz und kommt häufiger vor; diese Art Messer ist,
so weit bekannt, das einzige schneidende Instrument, dessen
die Eingeborenen im Inneren des Landes sich bedienen,. in-
sofern sie nicht durch directen oder indirecten Verkehr mit
den Europäern in Besitz von Metallen gekommen sind; f, der
sogenannte Kili oder Bumerang, welchen in den Händen der
Neuholländer ein ebenso gefährliches als nützliches Jagdgeräth
ist; denn mit einer unglaublichen Fertigkeit, Sicherheit und
Kraft verstehen sie diese Waffe so zu werfen, dass sie Vögel
im Fluge tödtet und mit denselben wieder‘ zur Erde fällt, oft
nur wenige Ellen von der Stelle, von wo aus sie geworfen
wurde. Ferner ist zu bemerken: k, ein Wurfstock, der soge-
nannte Dowak, welcher im Allgemeinen als eine Kriegs- und
Jagdwaffe, mitunter aber auch als ein diplomatisches Acten-
stück (siehe Anm.) benutzt wird.
Zur Erlangung des Rechts, Speer und Schild zu tragen und sich
eine Frau zu wählen, muss der junge Neuholländer sich einer be-
sonderen Ceremonie unterwerfen, wobei der „Karakul“ mittelst des
erwähnten Pfriemes aus Knochen oder Meissels, a, sowie mittelst
eines kleinen Steines, welcher als Hammer benutzt wird, ihn eines
oder zweier der obersten Vorderzähne beraubt. Jetzt kann er sich
an den kriegerischen Unternehmen seines Stammes betheiligen. und
braucht. auch nicht mehr den bösen Geist, Potoyan, zu fürchten,
welcher sonst jeden Mann, der sich dieser Operation nicht unter-
worfen hat, unbarmherzig tödtet. .
Wenn Uneinigkeit zwischen zwei Stämmen entsteht, schueidet
die eine Partei ihre Klagepunkte in einen Dowak, welcher alsdann
Wangen-Dowak heisst, schickt denselben als eine Herausforderung
an die Gegenpartei, die ihre Antwort in den‘ nämlichen Stock
schneidet, und dieser bringt auf diese Weise entweder Krieg oder
Frieden. Ermüdet der Ueberbringer innerhalb der Gränzen seines
Stammes, so liegt es bei Todesstrafe dem Ersten, dem er von seinem
Stamme begegnet, ob, den Wangen-Dowak nicht nur an seinen
Bestimmungsort zu besorgen sondern auch die Antwort zurückzu-
bringen.
Schrank 240 enthält besonders Waffen von der vor-
erwähnten Art und Beschaffenheit. Vorzugsweise zu bemerken
sind die Steinäxte, e, merkwürdig durch die eigenthümliche
Weise. auf welche sie mit dem. Schafte versehen sind.
Nr. 241. a, Wurfspiesse und, b, Fischerspiesse, welche
mittelst des Wurfstocks, c, mit einer grossen Sicherheit geworfen
werden. Ferner: d, eine Streitkeule sowie, €, einige Speere,
welche alle eine ungewöhnlichere Form haben; der eine, € 1,
hat eine aus. Schiefer roh zugehauene Spitze.
72
Südsee-Insulaner. Nr. 242—248.
Neu-Caledonien
wurde im Jahre 1774 durch Capt. Cook entdeckt und hat eine Grösse von
325 [*] Meilen und 6. 43,000 Eingeborene, welche rohe, uncivilisirte
Papuas und zum Theil Menschenfresser sind.
Nr. 24.2. a, Götzenbilder; b, Masken (Danak), die von
den Kanaken bei ihren eigenthümlichen, vermuthlich religiösen
Tänzen benutz werden; €, ein Grabmonument.
Nr. 243. Eine Leiche oder Mumie, theilweise mit Bast-
zeug umwickelt und in Zweigen und Bast gelagert, so wie die
Kanaken ihre Todten in der freien Luft auf hohen, in die Erde
eingerammten Pfählen einige Zeit vor dem eigentlichen Begräb-
niss aufstellen.
Schrank 244. a, der Schädel eines Neu-Caledoniers;
b, ein Kopfschmuck; €, zwei Gürtel und, d, einige. Halsschmuck-
gegenstände; e, ein Kamm aus Bambus, ‚der nur von den
Frauen zum "Putz getragen wird; f, eine kleine Kneipzange
oder Pincette (vermuthlich eingeführt), womit die Kanaken
einem‘ Gerüchte nach sich die Barthaare ausreissen; 8, Vver-
schiedene Steinäxte, von denen die drei, g 1, welche in gabel-
förmige Zweige eingesetzt sind; die 'gewöhnlichste Form haben;
h, einige Streitkeulen; zwei derselben, h 1, werden zugleich
bei der Feldarbeit benutzt; i, zwei Schleudern mit, k, dazu
gehörigen Schleudersteinen, welche in der Tasche, Il, aufbewahrt
werden; m, zwei kleine Schleudern, welche wie das Wurfbrett
der Neuholländer benutzt werden, um mittelst derselben die
kleinen, leichten Wurfspiesse, die unter der folgenden Nr. an-
gebracht sind, zu werfen.
Nr. 245. Einige Lanzen und Wurfspiesse, bei denen
man die vorhinerwähnten kleinen Schleudern (Schrank 244) be-
nutzt, um sie mit grösserer Sicherheit und Kraft werfen zu
können.
Nr. 246. a, einige Streitkeulen sowie, b, ein Bogen
mit, e, vergifteten Pfeilen.
Nr. 24%. Modell eines Hauses von Neu-Caledonien.
Die Salomonsinseln oder Neu-Georgien
wurde im Jahre 1567 ‚von dem Spanier Mendafia entdeckt und besteht
aus 8 grösseren und einer grossen Anzahl kleineren, zum Theil sehr
fruchtbaren Inseln, welche eine Fläche von ungefähr 400 [7 Meilen
einnehmen, mit kaum 100,000 Bewohnern, zum grössten Theil Papuas,
welche stark, wohlgebaut und scharfsinnig, aber zugleich auch sehr
streitbar und diebisch sind.
Schrank 248. a, zwei Götzenbilder, welche an einem
Canoe angebracht waren; b, ein Götzenbild, .von welchem an-
Südsee-Insulaner. Nr. 248—249, A. 73
genommen wird, dass es die Handhabe eines. heiligen Gefässes
gewesen sei. In dem britischen Museum wird nämlich ein
grosses, ovales hölzernes Opfergefäss aufbewahrt; an dieses
sind zwei, dem hier genannten Götzenbild ganz ähnliche mit
Perlmutter eingelegte Henkel angebunden; €, eine Maske,
welche die Papuas besonders tragen, wenn sie ihre Kriegstänze
aufführen, dagegen nie im Kampfe selbst; d, Kämme, welche
als Putz in dem hoch aufgesetzten Haare getragen werden; sie
sind gebildet aus einer grossen Anzahl Stänglein aus Palmen-
holz, welche zusammengebunden und mit eingeflochtenen Orna-
menten von gefärbten und ausgespaltenen Pandanusblättern ge-
schmückt sind; e, ein Kopfschmuck und Gürtelband, beide aus
gespaltenem Rohre mit daran festgebundenen Konchylien; f,
verschiedene Halsschmuckgegenstände; g, einige aus Konchylien
geschnittenen Armbänder, welche zugleich als Zahlungsmittel
benutzt werden; h, ein Nasenschmuck und, i, ein Ohrenschmuck;
die Eingeborenen schneiden in das Ohrläppchen ein Loch,
welches sie dann nach und nach so sehr erweitern, dass solche,
ja sogar noch grössere Schmucksachen in demselben getragen
werden können; k, einige aus Bambus geschnittene Futterale
und drei kleine Calabassen, in welchen eine weisse pulverisirte
Farbe (Chunam), 1, aufbewahrt wird, und womit die Eingeborenen
sich mit Hülfe des Stäbchens, m, tätowiren und bemalen, mn, ein
seltener mit Kounchylien geschmückter Schild aus Schildpatt;
0, Streitkeulen (die Keulen, p, sind von St. Cruz); q, eine
grosse Anzahl zum Theil sehr kleiner Fischangeln aus Perl-
mutter, Schildpatt u. s. w. sammt, 7, einer Ruderstange. Ferner:
s, ein kleiner Korb, von dem Hals und Kopf des Nashornvogels
gemacht, t, eine kleine Holzkeule zum Ausklopfen des Tapa
(vergl. Nr. 249) sowie, u, ein schön geschliffener Steinkeil und,
v, einige sowohl ganze als‘ auch durchschnittene Muschel-
schalen, welche als Messer, Löffel u. s. w. benutzt werden. Die
Keulen x, sowie die beiden aussen auf dem Schrank ange-
brachten Spiesse, sind von den Neu-Hebriden.
Obgleich diese Muschelschalen angeblich nur Löffel.sind, könnten
doch die meisten davon auch die Messer und Werkzeuge sein, womit
die Südsee - Insulaner zum Theil noch jetzt ihre Keulen, Ruder u.8.w.
anaschneiden.
Nr. 249. Zwei Stücke Zeug (Tapa) aus erweichtem und
zusammengeklopftem. Baste (über die Fabrikation des Zeuges
dieser Art siehe Mr. 275, a—h).
Nr. 249, A. a, eine Streitkeule mit Federn geputzt,
welches das eigentliche Zeichen eines Häuptlings Rang und
Würde ist; b, verschiedene Speere; 6, Streitkeulen; d, Bögen
und, e, Pfeile sowie, f, ein Schild und, g, einige Ruder,
Südsee-Insulaner. Nr 250—9252,
Nr. 250. a, Modell von einem Canoe; b, die zwei Seiten
des Vordertheiles und, ec, ein Bruchstück von dem Hintertheile
eines Canoes.
Neu-Britannien
ist eine ungefähr 700 [|] Meilen grosse und sehr fruchtbare Insel mit
einem vollständig tropischen Klima; die Bewohner sind ‚starke und
wohlgebaute Papuas, deren Anzahl zu ungefähr 100,000 angeschlagen
wird. Ausser einigen kleineren Inseln gehören zum Neubritannia-
Archipel ferner Neu-Irland, Neu-Hannover und die Admiralitätsinseln
mit einer gesammelten Bevölkerung von ungefähr 700,000 Individuen.
Schrank 251. a, Götzenbilder und symbolische Figuren,
welche sowohl in den Häusern als auch zum Theil auf den
Canoen angebracht werden zum Schutz gegen den Einfluss böser
Geister; b, zwei Schädelmasken 9: Masken, die mit einer Kitt-
masse (Harz und Ocher) auf einer Unterlage der Vorderseite
des Craniums eines verstorbenen Verwandten modelliert sind, und
welche — besonders früher — von den Eingeborenen bei ihren
Ceremonien und Festen zur Erinnerung der Verstorbenen gebraucht
wurden; bl, ein Maskenhelm, welchen die Papuas besonders bei
der Aufführung ihrer Kriegstänze benutzen; ec, Kopf- oder Stirn-
schmucke,. bestehend aus Flechten von gefärbten und ausgespal-
tenen Pandanusblättern, in welchen auf einer rundzugeschliffenen
Muschelschale ein schönes von Schildpatt ausgeschnittenes Orna-
ment angebracht ist; d, verschiedene Halsschmucke; einige
von diesen, d 1, sind wie die Gürtel, e, aus einigen, mit ge-
wissem Geschmack symmetrisch angeordneten Korallen und
Fischzähnen gemacht; f, eine Rohrflöte; Forster sah eine ähn-
liche auf Tanna, einer der Neu-Hebriden (vergl. Schrank
254, m).
Ferner folgende Gegenstände von den Papuas auf einer
kleinen Insel, Rook, zwischen Neu-Britannien und Neu-Guinea:
g, eine Waffe oder ein Schmuck, welcher als Zeichen einer
höheren Stellung getragen wird, h, ein Halsschmuck sowie, 1, ein
Gürtel und, k, zwei Armschmucke, welche aus zum Theil gefärb-
tem Stroh u. a. geflochten sind.
Nr. 252. a, verschiedene Speere; bei zwei von diesen
sind die Spitzen versehen mit Futteralen aus Menschenknochen; b,
Bögen und, €, Pfeile sammt, d, drei seltenen Streitkeulen und, e,
einem Schild oder Parirstange, welche die Form eines Doppeltruders
hat und zugleich als Streitkeule gebraucht wird. Unter dieser Nr.
ist ferner von den Admiralitätsinseln angebracht: f, eine kleine
Konchylie, welche die Eingeborenen dieser Inseln tragen, wenn
sie tauchen oder schwimmen, zum Schutz gegen Angriffe grosser
Fische, sonst aber wird sie in einem kleinen Beutel am Hals
güdsee-Insulaner. Nr. 252—253. 75
getragen; g, ein von Konchylien gemachter Armring sammt,
h, einige Speere mit Spitzen aus Obsidian und, I, eine kleine
Axt mit eisernem Blatte.
Neu-Guinea,
Obgleich ‚man annimmt, dass diese sehr grosse und besonders
fruchtbare Insel eine der erst entdeckten von den australischen
Inseln ist, kennt man doch bis jetzt nur die Küsten und sehr
wenig von dem Inneren. Ihre Grösse ist nach dem neuesten Ver-
messen (Behm 1879) 14,265 0 Meilen; die Bevölkerung aber wird
sehr verschieden angegeben, von */2 bis 1!/2 Mill. Sie besteht theils
aus wilden und streitbaren Papuas und theils aus Alforen, welche die
ursprünglichen Bewohner der Insel sein sollen.
Schrank 253. a, ein präservirter und mit mehreren
Farben gemalter Fisch, welchen die nördlichst wohnenden Ein-
geborenen; die sich selbst Maforen nennen, für heilig halten
und in den Tempeln aufbewahren; b, eine Art Götzenbilder
(die sogenannten Korwars), von welchen die Maforen annehmen,
dass sie den Geist ihrer. verstorbenen Verwandten enthalten
und desshalb dieselben in ihrem Hause aufstellen und ihnen
grosse Ehrfurcht zeigen;.die kleineren, b 1, werden. als Amu-
letten am Halse in einer Schnur getragen; €, einige. Kopf-
schmucke von Casuarfedern und, € 1, von Papageien- und Paradies-
vogelfedern, wovon die letzteren sehr hoch geschätzt werden
von den Eingeborenen auf dem Arfakgebirge, welche dieselben
nur bei festlichen Gelegenheiten tragen; d, Stirnschmucksachen;
e, Kämme, welche nur zur Zierde getragen werden; f, Ohren-
schmucke; g, ein Nasenschmuck; h, zwei Kreutzbänder, welche
als Brust- und Rückenzierde getragen werden; 1, einige aus
Zähnen des wilden Schweines , Konchylien u. a. verfertigte
Brustplatten oder Schmucke, ‚welche nur von Männern getragen
werden; k, verschiedene Halsschmucke; I, Gürtel; m, zwei
gTOSSE, AUS durchgeschnittenen Konchylien zugeschliffene Arm-
ringe, welche als Beweis einer oder andern ausgezeichneten
That, besonders im Kriege, getragen werden; NM, einige Hand-
gelenkschmucke, theils aus Schildpatt und theils aus Pflanzen-
fasern u.a. mit eingeflochtenen Ornamenten aus Pandanusblättern ;
p, ein Knieschmuck; p, drei Schmuckgegenstände aus zusamm6N-
gebundenen Casuarfedern, sie sind kleinen Gürteln ähnlich und
werden wie diese, auf verschiedene Weise nur um den Leib
getragen; p, ein Kleid oder doppelter Unterrock für ein älteres
Papuaweib und, r, ein ähnlicher, aber kleinerer, für ein junges
Mädchen; Ss, einige Behälter mit eingebrannten Ornamenten
zum Aufbewahren theils des pulverisirten Kalkes, welchen sie
in den Betel mischen, und +heils der Farbenstoffe, mit welchen
sie sich bemalen.
76
Südsee-Insulaner. Nr. 258, A—255.
Nr. 253, A. a, drei Speere, die zwei mit Widerhaken
versehen; b, Bögen und, €, Pfeile (vergl... Nr. 254, a); d,
Streitkeulen sammt, €, einigen kleinen Wurfspiessen und, f,
einer Kriegs- oder Opfertrommel, g, Fischspeere;. h, Ruder-
stangen; 1, drei Ornamente, welche den Vordersteven an den
Canoen bilden; k, zwei kleine, an umgebogenen Zweigen befe-
stigte Fischernetze.
Schrank 254. a, Handbedeckungen, welche den Schlag
des Bogenstranges aufnehmen; b, Ornamente zum Anbringen an
den Häusern; €, ein kleines Thongefäss und, d, eine Probe
einer rothen Thonerde, welche gewöhnlich zu der Fabrikation
von Töpfen, Schüsseln u. s. w. benutzt wird; e, eine. Art grauer
Lehm, welchen die Maforen als Delicatesse essen; f, Koch- und
Esslöffel aus Holz, Casuarknochen u. 8. W.; g, eine löffelförmige
Seihe, aus Stroh geflochten, zur Zubereitung des Sagos; h, drei
kleine geschliffene Steinkeile oder Aexte (vergl. Nr. 254, A),
i, zwei Beutel und eine kleine Tasche sowie, k, Proben von
Agavehanf und ausgespaltenen Pandanusblättern, aus welchen
die Weiber solche Beutel und Taschen machen; 1, drei kleine
Kopfschemel; m, eine Rohrflöte (vergl. 251, f); nm, drei musi-
kalische Instrumente (eine Art Mundharmonika); 0, Tabaks-
pfeifen.
Nr. 254, A. Eine seltene und werthvolle Sammlung von
hauptsächlich mit Stielen versehenen steinernen Werkzeugen,
von welchen besonders hervorgehoben werden die zwei schön
geschliffenen Aexte, a, und die wegen ihrer eigenthümlichen
Form sehr merkwürdigen Geräthschaften, b, welche anstatt Keilen
oder Aexten cylinderförmige Steine mit einer runden zugeschlif-
fenen Schneide haben; es wird angegeben, dass sie zum Aus-
klopfen des Sagos benutzt werden. (Vergl. Nr. 236. ©).
Neu-Zeeland,
Diese Inseln wurden im Jahre 1642 von Tasman entdeckt aber
arst durch Cook 1769 näher bekannt. Die malayische Bevölkerung,
die starken, wohlgebauten und sehr kriegerischen Maori, war damals
blutgierige Cannibalen, welche ihre Kriegsgefangenen verzehrten, wie
auch Menschenopfer oft Statt fanden; in der letzteren Zeit aber hat
das Christenthum -— die erste britische Mission wurde auf der nörd-
lichen Insel Ika-a-Maui im Jahre 1841 gestiftet. — sehr bedeutende
Fortschritte gemacht, wie auch die Maori im Ganzen sich mit grosser
Leichtigkeit einen Theil der europäischen Kultur zugeeignet haben.
Anfänglich wurde die Anzahl der, Maori zu 100,000 angeschlagen,
1861 dagegen zu 55,338 und im Jahre 1867 nur zu 38,540, wovon
der grösste Theil indessen Christen waren. ,
Schrank 255. a, eine verhältnissmässig grosse Anzahl
von geschliffenen Steinkeilen oder Aexten, welche jedoch jetzt,
da die Metalle unter den Eingeborenen allgemein bekannt sind
Südsee-Insulaner. Nr. 256—258. ; 77
and von ihnen benutzt werden, gewissermassen als Alterthümer
yelten müssen; von diesen sind besonders als grosse Seltenheiten
zu bemerken: b, drei Keile und, €, ein kleiner Meissel aus
Nephrit oder Jade, der sich nur sehr mühsam bearbeiten lässt.
Ferner: f, ein Grabmonument (Tiki); g, ‚Amulette von Jade, die
als Halsschmuck getragen werden; h, einige geschliffene Ohr-
schmucksachen; i, der Kriegsmantel eines Maori-Häuptlings aus
neuseeländischem Hanfe (Phormium tenax) und, k, sein Com-
mandostab, welcher im Kampfe auch als Waffe gebraucht wird;
1, der sogenannte Meri, mit welchem die Wilden den Kopf
ihrer Feinde spalten; m, Spiesse, welche im Kampfe als Keule
und Schild dienen; mn, Fischangeln; 6, ein Senkstein einer
Angelschnur; p, vier Flöten; zwei ‚sind aus dem Flügelbeine
eines Vogels, die anderen aber aus zwei zusammengebundenen
Stücken Holz; q, ein aus Holz geschnittener Pfropfen für die
grossen Calabassen, in welchen die Eingeborenen Wasser, Mehl
u. dgl. aufbewahren.
Schrank 256 enthält, a, zwei Gürtel nebst, b, einigen
der obenerwähnten Mäntel. Die leichteren werden gewöhnlich
nur von den Frauen getragen. Ferner: €, zwei aus Schilf
geflochtene Tragriemen, in welchen die Neuseeländer oft sehr
schwere Lasten tragen, und, d, eine ovale, hölzerne Schachtel
mit Deckel, ausgeschnitten in dem, für die neuseeländischen
Sachen eigenthümlichen Style.
Nr. 25%. Modell eines Kriegscanoes, Vorn an dem-
selben ist das wirkliche Vordertheil eines solchen Canoes an-
gebracht.
Die Fidschi-Inseln,
Diese Inselgruppe besteht aus 225 zum Theil sehr fruchtbaren
[nseln mit einem gesunden und angenehmen Klima, von denen jedoch
nur 80 (877 -[] Meilen) bewohnt sind, von circa 146,000 Individuen,
welche eine Mischung von Negern und Malayen zu sein scheinen,
bei welchen jedoch der malayische Typus meist vorherrschend ist.
Sie leben in grossen und reinlichen Häusern, sind gute. Arbeiter und
tüchtige Seeleute; sie werden aber zugleich als feige, rachsüchtig
und lügenhaft sowie grausam im Kriege geschildert, Früher waren
Menschenopfer bei ihnen sehr häufig, wie die Eingeborenen theil-
weise noch Cannibalen sind; doch haben die wesleyanischen Missionäre
auf ihre Civilisation im Laufe der Jahre einen sehr günstigen Einfluss
gehabt. Die Inseln wurden im Jahre 1874 von den Engländern in
Besitz genommen. |
Schrank 258. a, eine Perrücke. Das künstlich auf-
gesetzte Haar ist die wichtigste Zierde der Männer und der
verheiratheten Frauen auf den Fidschi-Inseln; die Häuptlinge
haben einen eigenen Friseur, der mitunter täglich mehrere
Stunden darauf verwendet dem Kopfe seines Herren den un-
78
; Südsee-Insulaner. Nr. 258— 261.
zlaublichen Umfang von 3—5 Fuss zu ‚geben und darnach
mit einer oder mehreren glänzenden. Farben zu malen; b, ein
hübscher Gürtel. (Liku), welcher nur von den unverheiratheten
Frauen getragen wird; -die verheiratheten tragen, €, einen etwas
breiteren Liku, und je älter sie werden, desto breiter muss er
sein; d, ein Stirnschmuck sowie, e, verschiedene Halsschmucke,
von welchen diejenigen mit Wallfischzähnen, € 1, eine Aus-
zeichnung sind; diese wurden früher einem Fidschi-Häupt-
ling gegeben, wenn er Zutritt zum König bekam; f, Arm-
schmuckgegenstände; g, zwei lange, aus Palmenholz gemachte
Haarnadeln und, h, ein Kamm, welcher nur zum Putz getragen
wird; i, ein kleiner hölzerner Napf für die meistens schreienden
Farben, womit die Eingeborenen sich: bemalen; k, eine sehr
seltene, .aus Spinnwebe gemachte Mütze, welche die canniba-
lischen Bergbewohner auf den Kopf derjenigen setzen, welche
mit der Keule getödtet zu werden verurtheilt sind; l, ein höl-
zernes Gefäss, aus welchem der heidnische Priester seinen
Antheil von dem gekochten oder gerösteten Menschenfleisch
gegessen hat; m, eine kurze Streitkeule, der sogenannte Pattu-
Pattu und, n, einige Streitkeulen, deren eigenthümliche Formen
diesen Inseln eigen sind.
Nr. 259. a, einige lange Speere und, b, Kriegskeulen,
wovon einige sehr hübsch ausgeschnitten sind, sowie, €, Bögen
und. d, Pfeile.
Schrank 260. a, einige kleine, theils gerade theils
halbrunde Handwaffen oder Messer, mit welchen die Eingebo-
renen früher bei ihren cannibalischen Festen das Fleisch der
Opfer zerschnitteten; b, einige Fischangeln sowie, €, ein eigen-
thümliches Fischergeräth, mit welchem der Dintenfisch gefangen
wird; d, eine Axt sowie, e, einige geschliffene Steinkeile oder
Aexte, von welchen die meisten in Ruinen von alten Städten
gefunden sind; ob die eine, € 1, von den Fidschi-Inseln ist, ist
indessen zweifelhaft. Die Hohlaxt, e 2, ist aus der Schale einer
Riesenmuschel verfertigt; f, zwei hölzerne Näpfe, in welchen
sowohl das berauschende Getränk Ava-Ava (cfr. Schrank 273, 1),
als die Brodfrucht zubereitet und angerichtet wird; g, einige
von den glasirten Thonschüsseln, welche die Eingeborenen selbst
verfertigen.
Nr. 261. Verschiedene Zeuge aus zusammengeklopftem
Baste, welche auf den Fidschi-Inseln verfertigt werden.
Alle diese Zeuge, welche nur von den Männern getragen werden,
bilden den sogenannten Masi, eine Art Gürtel, gewöhnlich 6—10
Ellen lang; der reiche und mächtige Fidschi-Häuptling trägt aber
mitunter einen Masi, welcher ungefähr 100 Ellen lang ist. :
Südsee-Insulaner, Nr. 262-—266. 79
Die Freundschafts- oder Tonga-Inseln.
Diese Inselgruppe besteht aus ungefähr 100 grösseren und klei-
neren Inseln und Gruppen, deren Flächeninhalt zu 250 [1] Meilen mit
einer Bevölkerung von 150,000 Menschen der malayischen oder polyne-
gischen Race angegeben wird. Sie werden als ehrlich, fleissig und fried-
fertig geschildert, sind theilweise Christen und im Besitze einer verhält-
nissmässig nicht geringen Civilisation.
Schrank 262. a, zwei Halsschmucke; b, einige Tä-
towirungsinstrumente, welche in die Haut eingeschlagen werden
mit, €, einem kleinen Rohrstocke und in, d, einem kleinen
umgebogenen Blatt mit Baumwolle aufbewahrt werden; e, ein
aus Palmenblättern geflochtener Korb; f, ein Löffel aus Perl-
mutter; g, eine Schleuder; h, Bogen und, i, Pfeile sowie, k,
einige der am schönsten ausgeschnittenen Keulen, welche das
Museum von diesen Inseln besitzt.
Nr. 263. a, einige Spiesse und, b, Streitkeulen.
Nr. 264. a, Streitkeulen, welche als Keule, Spiess und
Schild benutzt werden, sowie, b, einige Wurfspiesse und, €, zwei
Fischerspiesse.
Die Samoa-Inseln
oder die „Inseln der Seefahrenden‘“ bilden eine sehr fruchtbare Insel-
zruppe, deren bis jetzt nur noch wenig bekannte malayische Bevöl-
kerung, ungefähr 60,000, als wohlbegabt, aber zugleich als träge und
nur wenig unternehmend, geschildert wird; doch soll durch die An-
strengungen der Missionäre das Christenthum in den letzten Jahren
Ausdehnung genommen und dadurch eine beginnende Civilisation
hervorgerufen haben. |
Schrank 265. a, ein Auswuchs eines auf die Samoa-
Inseln eingeführten Apfelsinbaumes, welcher „Gegenstand der
Anbetung gewesen ist“; b, ein aus braungefärbter Agave gewebter
Mantel sammt, €, verschiedenen Halsschmuck und, d, einigen
Kämmen die als Putz getragen werden. Ferner: e, einige
Angelhaken mit Schnüren, f, einige Basaltkeile oder Aexte
und, g, eine aus einer durchgeschnittenen Cocusnuss gebildete
Schale
Nr. 265, A. a, einige Stoffe, Tapa, aus aufgeweichtem
und zusammengeklopftem Bast; b, ein aus gespaltenen Panda-
nusblättern geflochtener Rock; c,.zwei Schürzen oder. Gürtel
aus Agave und, d, ein Rock aus Agave, welcher von jungen
Mädchen vor, aber nie nach der Hochzeit getragen wird.
Nr. 266. Mehre Streitkeulen sowie ein Bogen mit dazu
gehörigen Pfeilen und, a, eine Axt mit ungewöhnlich grossem
Basaltblatt. Diese Axt gehörte viele Jahre lang einer Familie
auf den Samoa-Inseln und soll „viel Blut getrunken haben“,
Nur. durch einflussreiche Vermittlung und gegen hohe Be-
zahlung konnte sich die Familie dazu entschliessen sich von
30
Südsee-Insulaner. Nr. 266—271.
derselben zu trennen, aber erst nachdem‘ zuvor ein Theil des
Schaftes abgeschnitten war, indem angenommen wurde, dass
sie damit für jeden Andern unbrauchbar gemacht würde.
Die Gesellschaftsinseln
theilen sich in zwei Gruppen, von welchen die östliche unter Frankreichs
Schutz steht. Das gesunde Klima und die vorzügliche Vegetation, in
Verbindung mit dem friedfertigen und liebenswürdigen Charakter der
malayischen Bevölkerung, haben eine verhältnissmässig nicht unbedeu-
tende Civilisation entwickelt. Das Christenthum ist allgemein ver-
breitet, viele Schulen sind errichtet worden, und in den daselbst
angelegten. Buchdruckereien wird die Bibel nebst mehreren anderen
Schriften in der einheimischen Sprache gedruckt. .
267. Ein Grab von Tahiti, wahrscheinlich ein Kinder-
grab, in welchem aufbewahrt wurde, a und b, zwei kleine
Rohrfutterale, das eine, a, mehrere Vogelfedern enthaltend, das
andere, b, auch einige Federn sammt einem schwarzen Haar-
locke; diese beiden Röhrchen waren sorgfältig in Palmenblätter
gelegt und mit Cocosschnüren umwickelt, €, eine Holzkiste,
die seiner Zeit — doch ohne Inhalt — in Pomare I. Grab ge-
funden wurde.
Schrank 267, A. a, ein Kleid aus Bastzeug (Tapa)
mit Garnirungen aus gelbgefärbtem Schilf oder Bast; dasselbe
hat der Königin Pomare gehört, b, einige Kopfschmuckgegen-
stände aus Stroh und, b 1, das sogenannte Reva-Reva, welches
aus der äusseren Haut der jungen, eben ausgesprungenen Co-
cosblätter gefertigt ist; e, verschiedene Halsschmucke; d, eine
Schleuder; e; ein kleiner Hohlmeissel sowie, f, einige Steinäxte
von einer merkwürdigen gleichartigen ‘Form; die kleine Axt, g,
zeigt, wie sie zum gewöhnlichen Gebrauche mit Stiel versehen
gewesen sind; von den übrigen, h, nimmt man aber an, dass
sie, der Form des Stieles halber, die für eine Waffe oder ein
Geräth höchst unzweckmässig ist, nur ein Zeichen von hohem
Range oder Würde sind. Ferner: i, eine sehr seltene Harpu-
nenspitze aus Obsidian und, k, einige Fischangeln.
Nr. 268. a, ein aus Bastzeug verfertigtes Oberkleid,
wie es von den Eingeborenen gewöhnlich getragen wird, sowie,
b, zwei gewöhnliche Kopfschmuckgegenstände und, €, einige
Halsschmucke.
Nr. 269. Einige hübsch gearbeitete hölzerne Näpfe
oder Essschalen;, besonders für Brodfruchtteig.
Nr. 269, A. Eine grosse und seltene hölzerne Schale
oder ein Napf, in welchem „Ava-Ava“ zubereitet wird.
Nr. 270. Streitkeulen.
Nr. 221. Ruderstangen oder sogenannte „Pagaistöcke“.
Südsee-Insulaner. Nr. 272—275, 81
Nr. 272. Unter dieser Nummer sind verschiedene. Gegen-
stände von den Marquesas-Inseln angebracht.
Die Sandwichsinseln.,
Diese Inseln wurden im Jahre 1778 durch den Capt. Cook ent-
Jeckt; ihre vortreffliche Lage hat sie zu einer Station für die Wallfisch-
finger und für den Handel zwischen Asien und Amerika gemacht.
Unter der schönen und begabten malayischen Bevölkerung ist das
Christenthum allgemein angenommen; es sind hier eine Menge Schu-
len (im Jahre 1852 bestanden schon 535 mit 15,482 Schülern) und
es werden Bücher und Zeitungen in der einheimischen Sprache ge-
druckt. Bei allen diesen Vortheilen der Civilisation zeigen sich auch
deren Schattenseiten in der bedeutenden Abnahme der Volksmenge;
denn müssen auch die frühesten Berichte von der Anzahl der Ein-
wohner, 3 bis 400,000, als übertrieben angesehen werden, so werden
die wahren Verhältnisse doch durch. die in den letzten Jalire gewon-
nenen Erfahrungen aufgeklärt. Bei der im Jahre 18832 stattgehabten
arsten genauen Volkzählung war die Einwohnerzahl‘ 130,415, bei der
zweiten im Jahre 1836, 108,579, in 1850, 84,165, im Decbr. 1853,
73.137, und endlich im Jahre 1874 nur 56,897,
Schrank 273. a, ein Götzenbild, welches früher als einer
der Schutzgeister der Inseln angebetet wurde; b, der Mantel eines
vornehmen Häuptlings und, ce, Helm, beide aus Vogelfedern
verfertigt, welche einzeln in ein feines Netz aus gewundenen
Pflanzenfasern gebunden sind (siehe Anm.); d, einige Hals-
schmucksachen, von welchen namentlich zwei, d 1, welche aus
einer grossen Anzahl feiner Haarflechten bestehen, von den Ein-
geborenen sehr hoch geschätzt werden; sie werden im ‚Allge-
meinen als Andenken an ‚verstorbene Freunde ‚und Verwandte
angesehen. Ferner sind hervorzuheben: f, kleine Calabassen,
welche von den Frauen als Riechdosen. getragen werden; g, eine
Art Federscepter (Kahili); h, einige Aexte oder Keile aus Ba-
salt, die ursprünglich alle wie die Aexte, i, geschäftet waren.
k, eine aus Hundezähnen verfertigte Rassel, welche die öffent-
lichen Tänzer unter das Knie des einen Beines binden, und
wodurch sie dann während des Tanzens eine Art Musik hervor-
bringen; i, die Kawa-Wurzel (Piper methysticum) woraus man
ein berauschendes Getränk (Ava-Ava) bereitet, dessen Genuss
früher ein Vorrecht des Häuptlings war, jetzt aber im Allge-
meinen für unpassend angesehen wird.
Federschmuck wie der obengenannte Helm nebst Mantel, sowie der
unter Nr. 274 angebrachte Kragen, war früher der wichtigste Putz
der Eingeborenen; nach und nach sind sie aber seltener und dem-
zufolge sehr thener geworden. ‘ .‘. .
Nr. 274. Zwei Federkragen von der nämlichen Art Ar-
beit wie der vorerwähnte Mantel nebst Helm, aber etwas neuer,
Schrank 275. Verschiedene Arten Bastzeug nebst den
Geräthschaften, mittelst welchen es fabricirt ist,
39
Südsee-Insulaner, Nr. 276—279,
Schrank 276. a, ein Kleid oder Ueberwurf, welcher
aus einem einzigen Stück Tapa von uugewöhnlichen Dicke ver-
fertigt ist; beim Ausklopfen hat man nämlich mehrere Schichten
zusammengefügt und ‚jede Schicht mit Gummiwasser bestrichen;
b, einige Kopf- oder Stirnschmucksachen sowie, €, Hals- und,
d, Handgelenkschmucke.
Die Gilberts- oder Kingsmills-Inseln,
Schrank 277. a, ein aus Cocosbast verfertigtes Kleid
mit, a 1, den dazu gehörigen Handbergen, wie es nur im Kampfe
getragen wird zum Schutz gegen,-b, die auf diesen Inseln ge-
wöhnlichen Waffen, deren Schneide durch eingebundene Haizähne
gebildet wird; e, einige Hals- und Armschmucksachen; d, Ru-
derstangen und, e, Fischangeln.
Nr. 277, A. a, einige Halsschmucke und, b, ein Kopf-
schmuck, alle hauptsächlich aus Muscheln gefertigt, sowie, €,
ein Kamm, welcher auch nur als Schmuck von den Eingebo-
renen auf den Ellice-Inseln benutzt wird.
Nr. 278. Verschiedene Gegenstände von den Caro-
linen, besonders von Yap und Mortlock: a, zwei Gürtel;
b—e, Hals-, Ohr- und andere Schmucksachen, zum Theil aus
Muscheln, Fruchtkernen u. s. w. bestehend. Ferner: f, ein hübsch
gewebter Gürtel aus, g, gefärbtem Baste; h, ein Weberschiffchen
und, i, ein Geräth, welches als Weberlade benutzt wird.
Nr. 278, A. Gegenstände von den Pelew-Inseln oder
West-Carolinen: a, ein aus gespaltenen und oben zusam-
mengebundenen Palmenblättern gemachter Gürtel für eine ältere
Pelewfrau und, b, ein kleinerer, ähnlicher für ein junges Mäd-
chen; €, ein aus einer Muschel geschliffener Armring; d, ein
Instrument zum Tätowiren; e, ein kleiner hölzerner Mörser mit
Stösser zum Zermalmen der Betelnüsse sowie, f, zwei kleine
Näpfe und, g, Löffel aus Schildpatt; h, ein Taktstock, welcher
von den. Männern bei ihren Tänzen und zugleich zum Aufbe-
wahren des pulverisirten Kalks gebraucht wird; i, einige merk-
würdige, geschliffene Aexte aus Riesenmuschelschalen.
H. Mongolische und andere Stämme in
Nordasien.
Schrank 2479. 1) a—d, Gegenstände von den so-
genannten Kurilen oder Ainos:
Mongolische und andere Stämme in Nordasien, Nr. 279—282, A. 883
2) e—g, von den Kamtschadalen; darunter, e, das Winter-
kleid aus Rennthierfell besonders zu bemerken.
Schrank 3280. Gegenstände 1) a—e, von den im
südwestlichen Siberien, an den Ufern des Amurflusses wohnenden
Giljaken;
2) f—I1, von den an den Küsten des Ochotzkischen Meeres
wohnenden Lamuten.
Nr. 32841. Ein Canoe aus Birkenrinde, welches von den
Giljaken gebaut ist und ein besonderes Interesse dadurch hat,
dass es ganz von der nämlichen Construction und zum Theil
von derselben Form ist wie diejenigen, unter Nr. 99, der Al-
gonkin- und Chippewai-Indianer in Nordamerika.
Schrank 282. a, zwei Götzenbilder; b, Modelle von
Schlittschuhen (Skier) ‚und, €, das Modell einer Fischreuse von
den im Taimurlande, zwischen den Flüssen Jenisei und Cha-
tanga, wohnenden Samojeden, Ferner: d, das vollständige Kleid
eines tungusischen Schamanen oder Priesters mit, e, den dazu
gehörenden Amuletten, welche er auf dem Rücken trägt und,
f, zwei Stöcken aus Knochen.
Schrank 282, A. Ausser, a—b, dem gewöhnlichen
Sommerkleid eines Tungusen sowie, €, einer Parirplätte, wo-
mit man den Schlag des Bogenstranges auffängt, enthält dieser
Schrank: d, einen Halsring, welcher eine grosse Aehnlichkeit
mit denjenigen Ringen von .Gold und Bronce hat, die man in
den Gräbern unserer Vorfahren gefunden hat; e, Brautschmuck-
sachen, welche nur von den Frauen der am Lenaflusse woh-
nenden Jakutenstämme getragen werden; f, eines Bärenjägers
Spiess, welcher gewöhnlich mit einem, bis zwei Ellen langen
hölzernen Schafte versehen ist. Ferner findet sich hier, 0, eine
mit Gold belegte Kupferplatte, welche an der Gränze Siberiens
gefunden worden sein soll; die Inschrift ist man bisher weder
hier noch im Auslande zu lesen. oder zu erklären im Stande
gewesen.
T
Japanesen.
Japan.
Dieses Reich besteht aus mehreren grösseren und einer grossen
Anzahl von kleineren Inseln mit einem Flächeninhalt von 7315 [7] Meilen,
Bis vor wenigen Jahren behauptete Japan die Oberherrschaft über die
südliche Hälfte der nahe bei Siberien liegenden Insel Sakhalin zu
haben, welche jedoch jetzt völlig russisches Eigenthum geworden ist.
Nach den veröffentlichten Resultaten der Volkszählung von 1880 be-
trägt die Einwohnerzahl 39,935,313; die Japanesen nennen ihr Land
„das Reich der aufgehenden Sonne‘ und das Wappen des Reiches ist
34
Japanesen. Nr. 283-—284.
daher eine rothe Sonne in weissem Felde. Nach der letzten Staats-
umwälzung ist der Mikado (welcher auch den Namen Tenno führt)
Alleinherrscher‘ und vereinigt in seiner Person die höchste geistliche
und weltliche Macht; fremde Souveraine geben ihm jetzt den "Titel
„Majestät“. Japan hat ein vollständiges Ministerium (zwei Minister
des Auswärtigen); deren Gewalt durch den Einfluss der Central-
regierung beschränkt. wird.
Das bisher in Japan streng durchgeführte Absperrungssystem ge-
gen die Europäer, demzufolge es länger als 200 Jahre nur den Hol-
ländern gestattet war, auf Nagasaki Handel zu treiben, ist in den
späteren Jahren bedeutend gemildert worden, indem die japanesische
Regierung, welche jetzt beinahe mit allen Nationen Verträge abge-
schlossen hat, allmählig die Häfen Yokohama, Kanagawa, Yedo, Kobe,
Hiogo, Osakka und Hokodate geöffnet hat und wahrscheinlich noch
fernere Zugeständnisse machen wird.
a. RKBeligion, nebst Schrift, Literatur u. 8. w.
In Japan giebt es drei Religionen; 1) die Sintoreligion, welche
die‘ ursprüngliche Volkslehre und zugleich Staatsreligion ist; 2) des
Confusius (richtiger Kongfutses) Lehre und 83) der 552 n. Chr. ein-
geführte Buddhaismus.
Seit der Ankunft der Portugiesen 1543 -in Japan wurde Chri-
stenthum durch die Jesuiten mit einem so bedeutenden Erfolge ver-
breitet, dass die Zahl der Bekehrten gegen 4 Millionen betragen
haben soll; als aber die Jesuiten gegen Schluss des Jahrhunderts sich
in politische Streitigkeiten mischten, wurden sie ausgewiesen, und
das Christenthum nach einer Reihe blutiger Verfolgungen gänzlich
vertilgt: Später hat das Christenthum sich wieder verbreitet, jedoch
unter ziemlich ungünstigen Verhältnissen.
Nr 283. Unter dieser Nr. sind angebracht ausser dem
Götzenbilde, a, „Oni“ genannt, b, einige alte und sehr werth-
volle bronzene Rauchfässer in Form einer Gazelle, eines Reihers
und dreier Löwen, welche in den Pagoden oder Tempeln vor
die Götzen hingestellt werden. Die :Bronze-Candelaber, ec, sind
gleichfalls sehr selten; mitunter finden sich mehrere. von dieser
Art vor den grossen Pagoden angebracht, und an den Festtagen
werden dann in dem oben angebrachten runden Behälter von
durchbrochener Arbeit Lampen oder Fackeln angezündet.
Nr. 283, A. Ein reich ausgestatteter buddhaistischer
Hausaltar, wie er sich nur bei den reichen und vornehmen
‚Japanesen vorfindet.
Nr. 283, 3. Einige schön lackirte und zum Theil ver-
goldete Masken, welche besonders bei den religiösen Aufzügen
und Festen in den Pagoden gebraucht werden.
Schrank 284. a, Modell eines Buddha-Tempels; b,
zwei kleine Hausaltäre mit einem Joss oder Buddha, auf einem
Lotus sitzend; ec, eine hübsche kleine Bronzevase mit einigen
kleinen. Räucherhölzern, wie solche auf den Hausaltären hin-
gestellt und vor den Götzen verbrannt werden; d,-. einige
Modelle von Grabmälern (siehe die am Fenster angebrachten
Japanesen. Nr. 284—288,
85
Photographien von japanesischen. Kirchhöfen); e, verschiedene
Schreibzeuge, enthaltend Pinsel und aufgelöste Tusche; f, eine
von einem Japanesen in holländischer Sprache geschriebene
Quittung über den Empfang einiger Bücher; g, ein Schreibzeug,
enthaltend ein Stück Tusche, eine Tasse für Wasser und einen
Stein, g 1, auf welchem die Tusche gerieben wird, sowie Pinsel,
mit welchen man schreibt; h, einige japanesische Münzen und,
i, etwas Papiergeld; k, zwei Rechenbretter.
Ferner finden sich hier einige illustrirte Werke, von wel-
chen hervorzuheben sind: 1, ein Wörterbuch in japanesischer,
chinesischer, englischer und holländischer Sprache sowie, m, eine
vollständige Beschreibung in 7 Bänden von Japans Gold- und
Silbermünzen.
Nr. 285. Karte von einem Theile Nipons, der grössten
der Inseln; die zwei wichtigste Städte sind Yedo, mit c. 11/2
Mill. Einw., und Miako mit über 500,000 Einw.
Nr. 286. Eine Darstellung des 12,678 Fuss hohen
Berges Fusi-yama auf Nipon; des heiligen Berges der Japa-
nesen, nach dem sie wahlfahrten.
b. Menschen, dargestellt durch Abbildungen, Kleidertrachten.
Schmucksachen u. dgl.
Man nimmt gewöhnlich an, dass die Japanesen durch eine Mi-
schung von Mongolen und Malayen entstanden sind, und sie werden
als ein kluges, sehr gelehriges, ehrliches und thätiges Volk geschildert;
sie theilen sich in acht Stände oder Kasten, zwischen welchen eine
so strenge Absonderung herrscht, dass es z. B. als entehrend ange-
sehen wird, sich unter seinem Stande zu verheirathen, Mit Aus-
nahme der Geistlichkeit haben die fünf ersten Kasten (1. die Fürsten,
2. der Adel, 3. die Geistlichkeit, 4, die Krieger, 5. die Beamten und
Gelehrten) das Recht, zwei Schwerter zu tragen, von welchen das
eine grösser und prachtvoller als das andere ist. In der Scheide
des kleinsten dieser Schwerter trägt der Adelige ein kleines Messer,
mit welchem er für den Fall der Todesstrafe sich selbst tödtet (das
sogenannte Hara-Kiri) da ein Adeliger von Henkershand nicht be-
rührt werden darf. Die drei anderen Kasten (6. Kaufleute, 7, Krämer,
Künstler und Handwerker, 8. Bauern, Dienstboten und Tagelöhner)
umfassen den übrigen Theil des Volkes, doch mit Ausnahme der
japanesischen Parias, nähmlich der Lederarbeiter, Gefangen wärter u. a.,
welche, als unrein und verachtet, isolirte Wohnungen haben und bei
den Volkszählungen nicht mitgerechnet werden. . | |
Nr. 287. Einige Gemälde, theils auf Kreppseide und theils
auf einer Art Papier, welches eine Nachahmung derselben ist.
Schrank 288. a, Kleid eines reichen und vornehmen
Japanesen; b, einige Abbildungen von Japanesen aus den hö-
heren Ständen; €, zwei von gefärbtem Schilf hübsch gefloch-
tene Regenkappen; d, Sandalen, wovon das eine Paar von einer
36
Japanesen. Nr. 288-292.
älteren, nicht mehr gebräuchlichen Form ist; c, ein Schwert,
welches als ein Zeichen hohen Ranges und hoher Amtsstellung
getragen wird.
Die Kleidung hat Jahrtausende hindurch (nach Thunberg 2500
Jahre) ihre gegenwärtige Form bewahrt, welche für beide Ge-
schlechter und für alle Stände beinahe die nämliche, aber natürlich
hinsichtlich des Stoffes verschieden ist. Sie besteht aus einer Art
langer, dünner Schlafröcke, von welchen die Männer gewöhnlich
sechs, die Frauen aber oft bis zwanzig tragen; der. unterste dient
als Hemd; sie werden alle zusammengehalten durch einen Gürtel,
in welchem: die Männer die Schwerter, den Fächer, die Tabaks-
pfeife mit dem daran hängenden Tabaksbeutel, das Schreibzeug und
die Medicinschachtel tragen, Das obenerwähnte Kleid, a, ist das
eines mehr wohlhabenden Japanesen, der indessen nur bei festlichen
Gelegenheiten ein so feines Oberkleid nebst Beinkleidern trägt,
letztere jedoch werden auch im Kriege und auf Reisen getragen.
Strümpfe werden ebenfalls nur von den Vornehmen getragen, sie
haben aber immer eine solche Form; dass sie in Sandalen gebraucht
werden können.
Schrank 289. a, ein Damenkleid aus rothem theil-
weise wattirtem Seidenzeug; der Kragen und die breite Ein-
fassung sind aus weisser Kreppseide mit einer darauf gedruck-
ten Stickerei; b, einige künstliche Haarputze für Damen, be-
merkenswerth wegen des allgemeinen Gebrauchs von Chignons,
einer übrigens sehr alten Mode in Japan; €, zwei Chignons aus
gemaltem und lackirtem Papier-mäch6; d, ein Kopfschmuck aus
Glas, den die japanesischen Frauen in ihrem künstlich auf-
gesetztem Haare tragen; er ist eine Nachahmung des kostbaren
Schmucks von Schildpatt, der nur von den Reichen getragen
wird und mitunter einen Werth von ungefähr 500 Reichs-
mark hat.
Schrank 290. a, ein reich gesticktes Oberkleid einer
„Hofdame‘“; b, eine Porzellanfigur, eine junge Frau vorstellend;
et, zwei Gürtel aus Kreppseide; d, eine Perrücke oder ein
künstlicher Haaraufsatz; e, einige Haarnadeln nebst anderen
Kopfschmucken sowie, f, zwei kleine Kämme, welche gleichfalls
als Schmuck getragen werden; g, zwei Paar lange Handschuhe
aus Wolle und Baumwolle; h, Sandalen, welche bei schmut-
zigem Wetter getragen werden, und, i, ein Paar gestickte
Schuhe oder Pantoffeln, ‘welche in’ Japan gekauft und daselbst
verfertigt sein‘ sollen, die aber dort jedenfalls nur äusserst
selten benutzt werden.
Nr. 291. Schön lackirter Toilettenschrank einer japane-
sischen Dame, .
Schrank 292. a, Strohregenmantel eines Landbewoh-
ners und, b, ein aus gespaltenen Palmenblättern und feinen
Bambusstengeln hübsch geflochtener Hut; c, einige Sandalen;
d, ein Rasirmesser und eine Scheere; e, zwei Bündel Papier,
Japanesen. Nr. 292—297,
87
welche als Schnupftücher benutzt werden; f, ein Sonnenschirm;
g, ein Fächer (Seuseu), welcher von dem Polizeibeamten als
ein sichtbares Zeichen seiner Gewalt getragen wird.
Krieg, besonders Waffen, nebst Jagd, Fischerei und Schifffahrt.
Unter den früheren Verhältnissen schien das japanesische Kriegs-
wesen auf ein umfassendes Lehnssystem gegründet zu sein, dem-
zufolge das Land in mehr als 600 Fürstenthümer unter erblichen
Lehnfürsten zerfiel, welche letztere auf eigene Kosten eine Truppen-
stärke von 300,000 Mann und 50,000 Pferde unterhalten mussten;
bei der letzten Staatsumwälzung nach dem siegreichen Kampfe des
Mikado gegen die unabhängigen Fürsten (Daimios) wurden diese —
mit Ausnahme derjenigen, welche den Mikado in diesem Kampfe
unterstützt hatten, — ihrer Souveränitet beraubt, und die japanesische
Heeresmacht soweit möglich nach europäischem Vorbilde eingerichtet;
namentlich sind die regulären Truppen jetzt. mit ausgezeichneten
Waffen von neuester Construction versehen.
Nr. 293. Verschiedene Darstellungen von sechs voll-
ständig bewaffneten japanesischen Officieren, alle‘ von hohem
Range, besonders aber zwei, A und B, welche commandirende
Generäle oder Feldherren sind.
Schränke 294 enthalten besonders Waffen und Rü-
stungen, welche jetzt‘ nicht mehr so selten und kostbar sind
wie früher, wo es bei Todesstrafe verboten war Waffen u. dgl.
von Japan auszuführen.
Nr. 295. Verschiedene, zum Theil allgemeinere Waffen,
von welchen zu bemerken sind: a, die eigenthümlichen und
schön gearbeiteten Speere und Hellebardeg, b, die dazu ge-
hörenden Scheiden sowie, €, die beiden Gewehre mit Lunten-
schloss und, d, das zu dem einen dieser Gewehre gehörende
Futteral.
Nr. 296. Modell eines gegen 200 Tons haltenden Han-
delsschiffes.
Die schwerfällige und eigenthümliche Bauart der japanesischen
Schiffe ist gleichwie die frühere veraltete Bewaffnung und Organi-
sation des Heeres in dem Alles hemmenden Absperrungssysteme be-
gründet; denn als die Regierung im Jahre 1637 ihren Untherthanen
bei Lebensstrafe verbot das Land zu verlassen — um auf diese
Weise jeglichen fremden Einfluss fern zu halten‘ — verordnete
sie zugleich, dass jedes Fahrzeug mit offenem Spiegel gebaut werden
sollte und dass es, nach dem Verhältniss zu seiner Grösse, nur mit einer
gewissen Anzahl kupferner Bolzen versehen sein durfte, gleichwie
auch für den Schiffsbauer, der auch nur einen Bolzen mehr als
vorgeschrieben einschlug, die strengste Strafe festgesetzt war,
Nr. 297. Modell von einem Lust- oder Flussfahrzeuge
eines japanesischen Fürsten.
C.
Japanesen. Nr. 298—307.
d. Haus, nämlich Haushaltungs-, Ackerbau- und Handwerks-
geräthe nebst Sachen, die zum Vergnügen und zur
Zerstreuung dienen.
Die Häuser in Japan sind gewönlich aus-Holz und der häufigen
Erdbeben halber — namentlich im östlichen Nipon — nur ein,
seltener zwei Stockwerke hoch. Das Innere des Hauses bildet
einen grossen Raum, der beliebig abgetheilt wird zum Theil mittelst
grosser, mit Papier beklebter Rahmen, und theils mittelst Schirm-
wände, welche in reichen und vornehmen Häusern oft sehr prachtvoll
sind. Von Möbeln sind nur wenige vorhanden, da die Tapanesen
weder Stühle noch Betten haben; sie schlafen auf Matten, welche des
Abends auf die Dielen ausgebreitet werden; letztere sind stets mit
feinen, 3—4 Zoll dicken Reismatten (sie Nr. 299) belegt. Ebenfalls
scheinen ihre Hauswirthschafts-, Ackerbau- und Handwerksgeräthe an
Zahl gering und theilweise ziemlich primitiv zu sein; dessen ungeachtet
sind. die Japanesen‘ aber gute Ackerbauer und Handwerker, Wir
werden in dem Folgenden einige vorzügliche Proben ihrer ,.in meh-
reren Richtungen ausgezeichneten Industrie sehen.
Nr. 298. Modelle von japanesischen Häusern, alle aus
Holz; nur bei dem einen befindet sich ein steinernes Packhaus.
Nr. 299. Eine der ungefähr 3“ dicken Matten, womit
die Dielen bedeckt werden.
Nr. 300. Einige elegant ausgestattete Schirmwände,
wie sie in reichen und vornehmen japanesischen Häusern ge-
braucht werden. ;
Nr, 301. Einige ältere, ursprünglich sehr prachtvolle
Möbel.
Nr. 302. Eine Handspritze, wie sie sich im allen japa-
nesischen Häusern vorfindet.
Nr. 303. Eine Sänfte, genannt Norimon, für einen Be-
amten untergeordnefen Ranges,
Nr. 304. Eine elegante und reich ausgestattete Sänfte
für einen „dienstthuenden Minister“ oder Fürsten. ;
Nr. 305. Eine schöne, kleine Sammlung. . von japane-
sischem Porzellan, von welchem das meiste zu einem Tafelser-
vice gehört, das seiner Zeit für König Christian VI von Dänemark
und seine Gemahlin, Königin Sophie Magdalena, aus Japan ver-
schrieben wurde. Die wichtigsten Porzellanfabriken sind in
Hirsen auf der Insel Kiusiu und bei Yedo.
Schrank 306 enthält Hauswirthschaftgeräthe , Hand-
werkergegenstände u..s. w.
Nr. 30%. Eine Sammlung von besonders reich aus-
gestatteten musikalischen Instrumenten: a, eine. grosse und,
b, zwei kleine Trommeln; e, ein Saiteninstrument (Koto);
dasselbe wird mit den Fingern gespielt, welche: zu diesem
Zwecke mit, d, künstlichen Nägeln versehen werden; € , eine
Guitarre (Samasin) und, f, der sogenannte „Bachi“, mit welchem
sie gespielt wird; g, zwei Flöten und, g 1, die dazu gehörenden
Japanesen, Nr. 307—311, A. 89
Futterale sowie, h, Taschen, worin diese wieder aufbewahrt
werden. Ferner, i, die sogenannte Rohrorgel (Shönsfuge),
welche das älteste und zugleich das - am meisten geschätzte
Instrument der Japanesen sein soll.
ge. Industrie- und Kunstgegenstände, bemerkenswerth theils durch
die vorzügliche und eigenthümliche Art und Weise der Anfertigung,
theils durch das dazu verwandte Material.
Schrank 308. a, einige vorgoldete und gemalte Pappar-
beiten, besonders bemerkenswerth durch ihre innere Bekleidung;
b, einige Proben von neuerem japanesischen Porzellan, von denen
besonders hervorzuheben sind die Vasen, bl, die Esstassen, b 2,
(die eine ist aus dünnem, fast durchsichtigem Porzellan, von
den Engländern „eggshell“ genannt) sowie, b 3, einige Tassen
von dem nämlichen vortrefflichen Porzellan, welche mit einem
hübschen Geflechte von feinen, theilweise gespaltenen Röhren
überzogen sind.
Schrank 309. Proben von ausgezeichnet lackirten Ge-
genständen, theilweise mit Perlmutter und Metall eingelegt.
Schrank 310 enthält gleichfalls: 1) Proben von vor-
züglich lackirten Arbeiten, besonders bemerkbar sind, a, der
seltene und kostbare Spielkasten mit Jettons von der soge-
nannten Makie-Arbeit (Lack mit Gold) sowie, b, die dazu ge-
hörenden kleinen Schachteln und, €, Schreibzeuge, enthaltend
Pinsel, Tusche usw.; 2) Proben von japanesischem Papier;
ferner, g, einige feine und starke Schnüre aus Papier sowie,
h, einige kleine, in Elfenbein geschnittene Gruppen, die als
Knöpfe benutzt werden, um damit die verschiedenen Gegen-
stände, welche die Japanesen im Gürtel tragen, zu befestigen.
Schrank 3410, A, Proben von Seidenstoffen, in welche
die charakteristischen Muster zum Theil mit Silber und Gold
gewebt sind.
Schrank 310, B. a, einige ausgezeichnet emaillirte
Gegenstände, das sogenannte Cloisonne; besonders wird her-
vorgehoben die Schüssel, al, welche eine ältere sehr werth-
volle Arbeit dieser Art ist. Ferner, b, drei kleine Kummen
oder Vasen sammt einigen Figuren und Gruppen, welche alle
ältere japanesische Bronzearbeiten sind: diese kommen jetzt
nur noch sehr selten vor.
Nr. 34141. Einige alte, sehr seltene und werthvolle ge-
gossene Bronzearbeiten, von welchen besonders das mitten auf
der Diele angebrachte bronzene Gefäss (34‘“ Diameter) einen
vorzüglichen Beweis von der ungewöhnlichen Fertigkeit der
Japanesen in dieser Richtung abgiebt.
Schrank 341, A, enthält ‚gleichfalls eine Sammlung
30
Chinesen. Nr. 811 A,—814.
ausgezeichneter Metalarbeiten, zum Theil ältere, gegossene
Bronzen, von denen zu bemerken sind: a, die Kumme oder
das Gefäss, mit eingelegten feinen und leichten Ornamenten
von Silberdraht, b, der Pfau, an welchem jede einzelne Feder
niellirt ist, sowie, €, das wie ein Bienenkorb gestältete Gefäss
mit Deckel, welches theilweise mit niellirten Blumen und
Schmetterlingen verziert ist.
K. Die Chinesen.
China oder das chinesische Reich
umfasst einen Flächenraum von 300,000 [1] M. und hat nach den
letzten Angaben eine Bevölkerung von ungefähr 500 Millionen... Es
ist somit das volkreichste und zugleich nach Russland das grösste
Reich der Welt,
Seit 1644 ist die Mantschu-Dynastie die herrschende, und die
Regierung erblich vom Vater auf den Sohn.
a. Keligion, nebst Schrift, Literatur, u. 8. w.
In China giebt es drei ‚religiöse oder philosophische Systeme,
nämlich: 1) Kongfutens Lehre, welche die Staatsreligion ist. Das
höchste Wesen wird verehrt unter dem Namen „Tien‘“ (Himmel) und
in einem der Tempel, die ihm geweiht sind, darf nur der Kaiser
als oberster Priester opfern, Die Priester der Staatsreligion sind die
Unterkönige, die Adeligen, die Minister und die übrige Masse von
civilen und militärischen Beamten; 2). Fo’s Lehre oder der Buddhais-
mus, welcher die Hofreligion und sehr verbreitet ist, und 8) Taotses
(der Vernuft) Lehre, welche in jeder Beziehung die am wenigsten
beliebte ist, und deren abergläubischen Lehrsätzen nur von den Un-
wissenden. gehuldigt werden.
Nr. 312. Abbildungen von Götzen, welche über den
chinesischen Hausaltären angebracht werden.
Schrank 343. Götzenbilder und andere zum Buddha-
ismus gehörende Gegenstände: a » die Göttinnen Kwoun-ün,
b, Tien-how oder Königin des Himmels und, e, Sching-mu oder
die heilige Mutter; d, Tofti oder Gottheit des Veberflusses;
e, Gottheit des Alters: die eine von diesen, € 1, ist verfertigt
aus Bambuswurzel;. f, Gottheit des Donners oder der Rache;
g, einige Stücke von dem Papier, welches mau täglich 8o-
wohl im Hause als vor den Götzenbildern . in - den Pagoden
brennt.
Nr. 314. Modell eines Tempels oder Joss-Hauses.
In jeder chinesischen Stadt befinden sich mehrere solcher Tempel,
Sie sind. mitunter sehr gross, da sie aber fast immer die nämliche
Form wie der hier dargestellte haben, so wird man durch eine nähere
Beschreibung dieses Tempels sich von den Tempeln im Allgemeinen
ungefähr einen Begriff machen können.
Chinesen, Nr. 314-315, 91
Zwei colossale Löwen bewachen den Vorhof, ‚der nach dem ei:
gentlichen Tempel führt, über dessen Eingang steht die Inschrift:
„Scho-lu-fu“ 9: hohes Alter und unendliche Glückseligkeit.“ Innerhalb
der vier Säulen ist eine Vorhalle, und hier sind die Ehrentafeln
aufbewahrt, welche bei Processionen den Götzen voranyetragen wer-
den. Von hier gelangt man zu dem Allerheiligsten, welches von
zwei Dienern des Götzen bewacht wird. Der eine von diesen trägt
seine Fahne und der andere eine Kapsel, in welcher man sich sein
Siegel denkt. Vor den drei colossalen Götzen, denen dieser Tempel
geweiht ist, steht ein Opfertisch mit zwei rothen Wachslichtern, ein
Rauchfass und zwei Opfergeschirre. Letztere enthalten oft entweder
zwei Stücke Holz (siehe Nr. 318), mittelst welcher die Priester
wahrsagen, oder einige kleine Stücke Papier mit weisen Lehrsätzen,
Prophezeiungen usw., welche sie gegen eine kleine Vergütung den
Gläubigen mitgeben, die den Götzen Reis, Früchte und dergl.
geopfert haben. Diese Opfer werden auf einen kleinen Schemel
vor dem Opfertische hingestelt aber später von den Priestern
gegessen. Rechts befindet sich ein Fussstück mit dem Schwerte
und den Fahnen des Götzen, und links ein anderes mit seinem
Autoritätssiegel,
Die hier aufgestellten drei Gottheiten bilden die buddhaische
Dreieinigkeit (Trimürti) „denn“ — sagen die Chinesen — „Buddha
ist Einer, er hat aber drei Gestalten‘. Sie sind die ältesten, ur-
sprünglichen Gottheiten, von welchen die anderen herrühren, und
sie finden sich nur in den grösseren Tempeln vor, wo sie jedoch
nicht so sehr von dem Volke, als von den mehr aufgeklärten Geist-
lichen angebetet werden. .
Ebenso bemerkenswerth sind bei den Chinesen die drei weiblichen
Gottheiten: Kwoun-lin, Sching-mu und Tien-how, Kwoun-iin scheint
ursprünglich das weibliche Princip in der buddhaischen Mythologie
zu sein, von welchem die beide anderen durch eine spätere Ein-
wirkung einer fremden Lehre gebildet sind; ihr vollständiger Titel
{autet: „Ta-tze-ta-pai Kwoun-hi-ing pu-schu‘“ 9: die Göttin der
grossen Barmherzigkeit und Herzensgüte, Kwoun-lin, Beschützerin
der Welt.
Schränke 815. a, Modelle von Pagoden oder rich-
tiger Pagoden-Thürmen.
Diese ursprünglich sehr prachtvollen und zierlichen Pagoden ge-
hören einer früheren Periode der Geschichte des Buddhaismus in
China an. Die meisten sind jetzt sehr baufällig, und die besser
erhaltenen sind durch grosse Anbaue zu Klostern für eine grosse
Anzahl träger und unwissender Geistliche oder Bettelmönche um-
gestaltet. Ihr hauptsächlicher Erwerb besteht darin, den Besu-
chenden zu prophezeien und Räucherstecken und Wachslichter zu
verkaufen, welche sie dann ‚häufig zur Ehre derjenigen Götzen an-
zünden, die sie nachgiebig gegen die Interessen nnd Vorurtheile
der Nation in die ursprüngliche Lehre aufgenommen haben. So
sah der berühmte Missionär Gutzlaff in einem chinesichen Tempel
eine Buste Napoleons I, vor welcher gleichwie vor den anderen
Götzen Weihrauch brannte. .
b, ein Amulet; ce, ein Hausaltar, welcher unter den Tisch ge-
stellt wird, auf welchem Reisopfer und dergl. servirt werden,
Vor diesen Altar werden hingestellt: d, zwei Löwen, e, zwei
Leuchter mit Lichtern und, f, ein Gefäss aus Thon, Zinn oder
32
Chinesen, Nr. 315, A-- 322.
Bronze‘ mit Räucherstecken; g, ein bronzenes Rauchfass, in
welchem pulwerisirtes Sandelholz verbrannt wird; mit den beiden
Messingstecken wird das Feuer angeschürt und unterhalten;
h, Sandelholz, Weihrauch und Räucherstecken, welche in den
Tempeln vor den Götzen verbrannt werden; ji, Papier, wie
es die Chinesen anzünden, wenn sie z. B. auf der See irgend
einer Gefahr entgangen sind oder aus einem anderen Grunde
einen Drang fühlen, den Göttern ihren Dank zu bezeugen; k,
Tempelgeschirre , welche auf den Altar oder Opfertisch mit
Weihrauch, Blumen und Lichtern hingestellt werden; 1, eine
Matte, auf welcher die Chinesen sowohl im Hause als auch in
den Pagoden vor den Götzen knien; sie wird Pawtune genannt
und wird von allen Ständen benutzt; m, der sogenannte „Ver-
einsbecher‘“, der bei Hochzeiten gebraucht wird; m, zwei
Brautlichter, welche in dem Augenblicke, wo die Braut ent-
schleiert wird, angezündet werden; 0, einige Stücke Papier
(Tai-kong), die nur vor den Todten verbrannt werden; p, zwei
Lichter, welche die Chinesen beim Tode eines Verwandten
brennen; q, Modell eines Sarges; r, Modell einer chinesischen
Grabstätte; s, Papiergeld, welches dem Todten mit ins Grab
gegeben wird.
Nr. 315, A. Eine Darstellung in Speckstein von einem
grösseren Begräbnissplatz, vielleicht einem Familiengrab.
Schrank 316, a, Darstellung einer Begräbnissproces-
sion;. b, eine Trauertracht für die. nächsten Anverwandten;
c, einige weisse Schmucksachen aus .Reisstein, welche nur
während der Trauerzeit getragen werden.
Schrank 31%. a, eine Darstellung ‘der Opfer der
Chinesen am Grabe ihrer Verwandten; b, ein gewöhnliches
Trauerkleid für entferntere Verwandte; e, Trauerfächer u. 8. w.
Nr. 318. Einige der Apparate, mittelst welcher die
Buddhisten-Priester in den Pagoden wahrsagen.
Nr. 319. Geräthschaften eines herumwandernden Wahr-
sagers,
Nr. 320. Ein Bild von allem Demjenigen, was der
Chinese als weltliches Glück betrachtet, nämlich Anstellung in
einem Amte oder Beförderung, männliche Nachkommenschaft
und ein sehr .hohes Alter.
Kasten 324 enthält chinesische Schreibmaterialien, als
Papier, Tusche, Pinsel, mit welchen man schreibt, Petschafte
u. Ss. w.
Nr. 322. Ein Schreiben, welches von einer chinesischen
Gesandtschaft im October 1869 Sr. Majestät dem Könige von
Dänemark von dem damals regierenden Kaiser in China über-
bracht wurde.
Chinesen, Nr. 323—329,
93
Kasten 323. Einige geschriebene und gedruckte Do-
cumente, Visitenkarten u. s. w.
Die chinesischen Buchstaben sind im Allgemeinen nicht TLautbuch-
staben, sondern bezeichnen jeder für sich einen Begriff; die Schrift-
sprache hat folglich ebenso viele Charaktere, als die Redesprache
Wörter hat, und ihre Anzahl soll sich auf circa 40,000 belaufen.
Dessenungeachtet ist Lesen und Schreiben in China beinahe ebenso
allgemein als bei uns; denn bei einer gründlichen Kenntniss von 2
bis 3000 Charakteren oder Begriffszeichen soll man so ziemlich das
Meiste der historischen und philosophischen Literatur Chinas ver-
stehen können. Sie werden nach ihren entweder selbstständigen
oder mitunter sehr geistreich zusammengefügten Begriffen in sechs
Klassen eingetheilt, und der lexicographischen Ordnung der Sprache
halber hat man 214 Wurzelwörter oder Grundbegriffe angenommen,
welche durch Zusätze näher bezeichnet werden.
Kasten 324. a, cine geschnitzte hölzerne Tafel zu
chinesischem Bücherdruck; nebst einigen Büchern, von welchem
das bemerkenswertheste ist, b, eine Predigt, von dem Kaiser
in seiner Eigenschaft als Hohepriester gehalten.
Nr. 325. Grundriss einer Landschaft, deren Haupt-
partie eine grosse Pagode mit den dazu gehörenden Gebäuden
und übrigen Umgebungen ist.
b. Menschen, dargestellt durch Abbildungen, Kleider,
Schmucksachen u. dgl.
China hat eine Einwohnerzahl von circa 500 Millionen, bestehend
aus den eigentlichen Chinesen, die von mongolischer Abkunft sind,
und den später eingewanderten Mantschus und Mongolen; ferner
Miaotsen, welche als die ursprünglichen Bewohner des eigentlichen
China angesehen werden, Lolos u. a,
Schränke 326 und 320 enthalten namentlich ‚eine
Sammlung chinesischer Figuren, welche unter dem Namen des
Hofes in Peking hier angekommen und wahrscheinlich sämmt-
lich Portraitfiguren sind.
Schrank 328 enthält gleichfalls etliche Figuren, welche
Chinesen verschiedenen‘ Standes darstellen... Die vier grössten
sind Portraitfiguren eines vornehmen Mandarinen, welcher Vice-
könig in Canton war, sammt seiner Gemahlin.
Schrank 328, A, enthält ausser einigen in Tientsin mo-
dellirten Figuren, welche Chineser beiderlei Geschlechts uud ver-
schiedener Lebensstellung darstellen, ein mit Gold reich gesticktes
Oberkleid aus blauem Atlas und wiederholt mit der kaiser-
lichen, in Gold gestickten Insignie. „dem fünfklauigen Drachen‘
verzlert.
Schrank 329. Sommerkleid, a, eines Civilmandarinen,
b, eines Kriegsmandarinen; €, Winterhut eines Mandarinen;
der Knopf bezeichnet seinen Rang, und. die Pfauenfeder ist
eine Auszeichnung.
8
Chinesen, Nr. 330—338.
Schrank 330. a, Sommerkleid einer: vornehmen chi-
nesischen Dame und, b, zwei Kopfschmucke sowie, €, einige
künstliche Blumen und, d, zwei lange Nadeln, welche nur als
Haarputz getragen werden; e, ihre kleinen Schuhe und, f, Gyps-
abguss von ihrem Fusse,
Zwei höchst sonderbare Moden haben sich in China geltend ge-
macht, nämlich lange Nägel und kleine Füsse zu haben. Die
langen Nägel sind ein Zeichen des Wohlstandes oder einer höheren
Stellung , indem man dadurch zeigt, dass man nicht mit den
Händen zu arbeiten braucht. Kleine Füsse zu haben ist wohl
ebenfalls ein Beweis von der Wohlhabenheit, wenigstens der Eltern;
durch diese Mode scheint aber die eigentliche Bevölkerung sich
zugleich von den regierenden Mantschus unterscheiden zu wollen,
denn sie wird nur von den vornehmen chinesischen, nie aber von
den, tatarischen Frauen befolgt. Bis zu welchem Grade diese Mode
von dem frühesten Alter des Kindes an durchgeführt wird, zeigt
der Fuss, f, und die Schuhe, e, und dass diese solche sind, wie sie
von erwachsenen Frauen getragen werden, ist zu ersehen aus den
über den Schränken angebrachten Oelgemälden, welche in China
gemalt sind und Scenen aus dem häuslichen Leben darstellen.
Schrank 3341. a, Winterkleid einer vornehmen tata-
rischen oder mantschuischen Dame; b, ein Paar sehr
schön gestickte Strumpfbänder.
Nr. 332. Portraits eines Mandarinen, Chungqua, als
Oberster der kaiserlichen Leibwache; später wurde er ein sehr
angesehener Kaufmann in Canton.
Nr. 333. Portraits des 78-jährigen Chungqua, welcher
durch die Direction der dänisch-asiatischen Compagnie dem
Könige Frederik VI dieses Portrait schickte nebst, a, dem
sogenannten Tu-i, d. h. Sinnbild des Glückes, und zwei
Kisten Thee.
Nr. 334. Portrait einer vornehmen chinesischen Dame.
Schrank 335 enthält eine Sammlung von Fächern;
der grösste und schönste ist aus Schweiffedern des Argus-Fa-
sahs verfertigt.
Schrank 336. .a, eine reich gestickte Mütze, welche
der vornehme Chinese zum täglichen Gebrauch benützt; b, Som-
merkleid eines Chinesen und, €, einer Chinesin der arbeitenden
Classe; d, einige Ohrschmucksachen; €, Handgelenkringe und
Fingerringe für die simpleren Classe. ‘
Kasten 33%. a, Blumen aus Reisspapier, Seide u. s. w.,
welche als Haarputz getragen werden; b, ein Schmuck, welcher
an dem Hinterkopfe ‚getragen wird: ce, Armringe; d, Ohren-
schmucke u. s. W. °
. Kasten 3388 enthält besonders Gegenstände, welche im
Gürtel getragen werden: a, einen Fächer im Futteral; b, Uhr-
futterale; e, Geldbeutel; d, Amulettenbehälter: e, ein Flacon.:
Chinesen. Nr. 339—343, 95
© Krieg, besonders Waffen, nebst Jagd, Fischerei und Schifffahrt.
_ Das mangelhafte und veraltete Kriegswesen in China hat in den
späteren Jahren sehr bedeutende Fortschritte gemacht, indem man an
mehreren Stellen im Lande angefangen hat die Heeresmacht nach
Suropäischem Muster auszubilden. Der Viecekönig der nördlichsten
Provinzen, Chunghow in Tientsin, hat nach und nach. eine Armee-
Abtheilung mit regulärer Artillerie und Fussvolk hergestellt, welche
sich zur Disposition der Regierung gestellt hat; die Artillerie hat ge-
zogene, mit sechs Pferden bespannte Kanonen, und die Infanterie,
Weiche eine zweckmässige Bekleidung in chinesischen Geschmack
hat, ist mit gezogenen Hinterladern bewaffnet. In Tientsin sind meh-
rere Waffenfabriken und eine Pulvermühle sowie weitläuftige Arse-
nale angelegt, welche durch Eisenbahnen verbunden sind, und die
Festungswerke bei Taku sind alle mit gezogenem Geschütze versehen.
1. Auf den chinesischen Schiffswerften am Yangtseeflusse und in der
Nähe von Shanghai werden Kanonendampfböte gebaut, welche nach
Aussage der fremden Seeofficiere stärker montirt und besser bemannt
sind, als die Kanonenböte, welche zu den in den ostasiatischen Ge-
wässern stationirten französischen, englischen und nordamerikanischen
Flottendivisionen gehören. .
Die ältere chinesische Heereseintheilung , nebst vielen der nach-
stehenden Waffen und Darstellungen von Wafßfenübungen u.8. w. müssen
daher als einer vergangenen Zeit angehörig betrachtet werden. |
. Schrank 339. a, Darstellung eines Chefs der kaiser-
lichen Haustruppen, welche (siehe Glasmalerei Nr. 375) die
Ehrenwache in der unmittelbaren Nähe des Kaisers bilden,
Sein hoher Rang wird bezeichnet theils durch, b, die Manda-
rinenschnur und die an derselben angebrachten gelben Perlen,
theils durch den rothen Knopf, mit welchem sein Helm, der
indessen eine ganz ungewöhnliche Form hat, verziert ist.
Nr. 340. a, der Bogen und, b, die Pfeile eines Bogen-
schützen mit; ce, dazu gehörendem Bogen- und, d, Pfeilköcher
sowie, e, ein Ring, mit welchem er seinen Bogen spannt, und
der zu diesem Zwecke am Daumen der rechten Hand getragen
wird; f, Darstellung eines mit ganz den nämlichen Waffen
ausgerüsteten Kriegsmandarinen oder Chefs einer Abtheilung
der mongolischen Cavallerie.
Nr. 341. Ein Köcher mit Bogen und Pfeilen für einen
Bogenschützen der chinesischen Cavallerie. .
Nr. 34.2. Zwei tragbare Kanonen oder „Gingals‘“, welche,
nebst den unter .
Nr. 343 angebrachten Waffen, durch die Holländer im
Jahre 1850 von“ den aufrührerischen Chinesen auf der West-
küste Borneos erobert worden sind. Ferner ist hier angebracht,
a, ein Haarzopf eines der Hauptanführer dieses Aufruhrs,
Die Landschaft Montrado, zwischen den Flüssen Samba und Durien
auf der Westküste von Borneo, ist fast ausschliesslich von Chinesen
bewohnt, welche sich hier niedergelassen haben um in den Gold-
minen zu arbeiten. Obgleich Vasallen des holländischen Gouverne-
ments auf Java, betrachteten sie sich doch als unabhängig, und
96
Chinesen, Nr. 343—348.
ihr Uebermuth ging endlich so weit, dass die Regierung im Jahre
1851 sich genöthigt sah eine Expedition gegen sie auszurüsten.
Die Holländer waren zwar glücklich in’ diesem Kampfe, aber fanden
einen so verzweifelten Widerstand, dass sie ihren Sieg zunächst
nur der schlechten Beschaffenheit der chinesischen Schiesswaffen
zu verdanken hatten. Um ein warnendes Beispiel zu statuiren, be-
raubten sie die Rädelsführer vor der Hinrichtung ihres Haarzopfes,
die grösste Schmach, die einem Chinesen zugefügt werden kann.
Schrank 344. a, ein Bogen mit, b, den dazu gehö-
renden‘ kleinen Pfeilen; ec, verschiedene Schwerter und Dolche,
von denen einige zu der gewöhnlichen Bewaffnung der Truppen
gehören, nämlich: ce 1, für einen Officier und, € 2, für die
Gemeinen; andere, d, sind dadurch. bemerkenswerth, dass sie
zwei Klingen haben. Ferner: e, zwei Pfeile, welche bei der
Jagd auf Vögel benutzt werden; f, eine Angelruthe; g, Fisch-
angel, Angelschnüre und dergl.; h, zwei Modelle’ von den
sogenannten Sampanen oder Blumenjunken; das eine ist schön
gearbeitet aus Sandelholz, das andere ist aus gebranntem Thon;
i, Modell einer Handelsjunke.
Nr. 345. Modell eines armirten Mandarinen-Fahrzeuges.
d. Haus, nämlich Haushaltungs-, Ackerbau- und Handwerksgeräthe
sowie Sachen, welche zum Vergnügen und zur Zerstrewung dienen.
Nr. 346. Modell der Wohnung eines vornehmen Man-
darinen.
Schrank 347 enthält besonders Haushaltungsgegen-
stände, als: a, zwei Leuchter mit Lichtern, wie man sie in
China gewöhnlich brennt; b, zwei ältere, sehr ungewöhnliche
Lichter; e, ein Käfig; ’d, zwei kleine Laternen; e, ein Platteisen
sowie, f, Siebe, Löffel u. s. w. Ferner: g, Essetuis, welche von
den Chinesen im Gürtel getragen werden und aus einem Messer
und zwei Essstäbchen bestehen; h Servietten aus Papier; i,
zwei seltene und kostbare Schalen und ein kleiner Napf aus Jade.
Schrank 348. a, einige Kopfkissen, theils aus Stroh
geflochten; b, eine Laterne; €, ein Eimer, ein Becher
u. &.f. aus Bambus; d, einige Schlösser mit, e, Schlüsseln; f,
zwei Dietriche; g, Nachahmung eines europäischen Schlosses
nebst Schlüssel; h, verschiedene Geräthe zum Wägen in Form
von Schnellwagen und, i, Futterale, in welchen die kleineren
Gewichte aufbewahrt werden; k, ein Satz Silbergewichts-Lothe,
bestehend aus vier Stücken, nämlich: 10,.20, 30. u. 50 Tails
(ein Tail == 2?/s Loth); 1, ein Sats kleinerer Gewichte, welche
zusammen‘ ein Catti-Gewicht oder 16 Tails ausmachen (ein
Tail hat 10 Mis, ein Mis 10 Candarinen und ein Candarin
10 Cas). ; .
Ferner einige . Toilettengegenstände, von welchen als für
lie Chinesen ganz besonders eigenthümlich hervorgehoben werden:
t, ein kleines silberne Futteral, durch welches sie ihre langen
Nägel beschützen; w, ein Geräth zum Jucken; v, ein kleiner
Löffel, mit welchem sie die Zunge reinigen, sowie, X, emn1g6
feine Pinsel oder kleine Besen, welche in Nase und Ohren
Sehr schnell gedreht werden, Was, besonders wenn es von einem
Andern ausgeführt wird, den Chinesen ausserordentlich ange-
nehm sein soll.
Kasten 349 enthält besonders Münzen und Papiergeld,
namentlich zu bemerken: a, ein Stück sogenanntes „Susong-
Silber“, welches in China wohl :als Zahlmittel, aber doch
zunächst als ein Barren angesehen werden muss; man hat sehr
grosse silberne Barren von der nämlichen Form; bh, ein „Susong
Pjaster“ 9: ein spanischer Pjaster, der eine gangbare Münze
in China ist, durch die von den chinesischen Kaufleuten
hineingeschlagenen vielen Contramarken aber bald unkenntlich
wird; e, zwei Bruchstücke eines solchen Pjasters; diese‘ werden
als Scheidemünze benutzt und ihr Werth nach dem Gewichte
bestimmt.
Chinesen. Nr. 348—354.
97
Schrank 350 enthält besonders Ackerbau- und Hand-
Wwerkergeräthe: a, Darstellung eines Mannes, welcher Baumwolle
reinigt. Verschiedene Modelle von: b, Pflügen, c, Eggen, d,
Bewässerungsmaschinen, €, Reisreinigungsmaschinen und, f, eine
Mühle, welche von 1 bis 2 Ochsen getrieben wird. Ferner:
einige Handwerkergeräthe, z. B., ], -die Werkzeuge, welche‘ die
Chinesen . bei ‚ihren kunstvollen Schnitzereien aus Holz, Elfen-
bein u. s. w. benutzen.
Nr. 351. Joch eines herumziehenden Strassenbarbiers,
in welchem er eine kleine Kocheinrichtung mit Wasser und
einen kleinen Schrank trägt; letzterer dient nicht allein zum
Aufbewahren der Messer, Schleifsteine, Kämme u. s. Ww. sondern
zugleich als Stuhl für die zu. Rasirenden.
Schrank 352. Gegenstände, welche zum Vergnügen
und zur Zerstreuung dienen, als. Drachen und anderes Spiel-
zeug, Schachspiele, sowie Karten, Würfel, . Sinnspiele u. 8. W.
Kasten 353 enthält zwei Opium-Etuis nebst einem
Teller oder Aufsatz mit sämmtlichen. zum Opiumrauchen . ge-
hörenden Apparaten,
Schrank 354. Musikalische Instrumente, von welchen
die bemerkenswerthesten sind: a, ein Instrument, das nebst
der Guitarre, b, von den Balladesängern Zur Begleitung be-
nutzt wird; €, die sogenannte „Mond-Guitarre“ ; d, eines der
vorzüglichsten Instrumente der Chinesen; man hat sogar. ein
Buch, e, über Behandlung desselben, Fingersatz u. Ss. W. ge-
druckt: f, Saiten zu diesem Instrumente, wie sie im Handel
IR
Chinesen. Nr, 354—365.
sich vorfinden; g, die sogenannte „Rohr-Orgel“, eines der äl-
testen Instrumente der Chinesen, welches aber jetzt nur selten
gebraucht wird.
e. Industrie- und Kunstgegenstände, bemerkenswerth theils
durch die vorzügliche und eigenthümliche Art der Bearbeitung,
theils durch das angewendete Material.
Schrank 355. Einige lackirte Arbeiten, darunter be-
merkenswerth der Fächer, a, die kleine Vase, b, mit Deckel,
und, e; das sogenannte Tu-i oder Sinnbild des Glückes.
Schrank 356. Proben von Metallarbeiten, welche alle
von der ungewöhnlichen Fertigkeit der Chinesen in dieser
Richtung zeugen, insbesondere aber die grosse Schale, a, welche
aus Eisen gegossen ist und so dünn, dass sie sich mit Leichtig-
keit biegen lässt, sowie die ältere bronzene Vase, b, und das
neuere Bronzegefäss, €, mit Deckel, welche beide mit feinen
und schönen Ornamenten von silbernem Draht eingelegt sind.
Kasten 35%. Kinige Gold- und Silberarbeiten, von
welchen: bemerkenswerth: a, das Armband, b, die Ohren-
schmucke, €, die Schnallen. und, d, die Drachen, welche von
der feinsten Filigranarbeit sind.
Nr. 358. Ein Nähkasten von Silber, bedeckt mit Fi-
ligran, emaillirten Blumen u. s. w.
Kasten 359. Etliche geschnittene und geschliffene
Sachen, besonders, a, von dem harten und kostbaren Stein,
Jade, den die Chinesen „Yu“ nennen.
Nr. 360. Ein Paar chinesische Leuchter aus Jade.
Schränke 361 verschiedene Gegenstände, geschnitz
Holz und Speckstein; die meisten sind älteren Datums.
Schrank 362 enthält hauptsächlich Sachen aus Elfen-
bein geschnitzt; besonders bemerkenswerth der Fächer, a,
welcher mit einer ungewöhnlichen Sorgfalt und Fertigkeit ge-
arbeitet ist.
Nr. 363. Eine sehr schöne, aus Elfenbein geschnitzte
Arbeit. Im der grossen Kugel sind vermittels krummer Instru-
mente sechzehn kleinere Kugeln ausgearbeitet. alle verschieden
gemustert.
- Schrank 364. Proben von verschiedenen chinesischen
Zeugen aus Seide und Baumwolle nebst anderen ungewöhn-
licheren Stoffen.
aus
Schrank 365. Proben von chinesischen Töpferarbeiten :
a, einige zum Theil sehr schöne Theetöpfe aus einer feinen,
rothbraunen Thonmasse; besonders bemerkenswerth der eine,
Aa 1, welcher in der Mitte getheilt und an jeder Seite einen
Chinesen. Nr. 365—871.
99
Guss hat und vermeintlich für zwei Sorten Thee bestimmt ist;
b, Proben einer Art Thonmasse, welche man erst in den späteren
Jahren aus China erhalten hat; 6, einige theilweise sehr schöne,
Inwendig glassirte Thongefässe.-
Nr. 366. Einige in China modellirte Figuren, Portraits
von Personen im Dienste der dänisch-asiatischen Compagnie.
Sie erinnern an die erste Reise der Dänen nach China in den
Jahren 1730—-32 unter Capitän Aldeweldt, dessen Büste ganz
oben angebracht ist.
Schrank 367%. Eine kleine Sammlung von dem S0o-
genannten blauen Porzellan der Chinesen. Mehrere Stücke
sind älter und sehr selten.
Schrank 368. Ausser den unten in diesem und dem
nächsten Schranke angebrachten schönen, älteren Vasen werden
hervorgehoben: a, ein Leuchter von bemerkenswerther Form
mit sauber ausgeführter Decoration; b, zwei kleine Tassen,
bekleidet mit einem feinen Geflecht aus gespaltenem Bambus;
c, eine kleine, etwas beschädigte Vase aus einer sehr dünnen,
beinahe durchsichtigen Masse, die zugleich sehr.schön decorirt ist.
Schrank 369 enthält gleichfalls einiges theilweise
seltenes Porzellan, besonders, a, eine Tasse von durchbrochener
Arbeit und indwendig vergoldet; b, verschiedene Vasen und, ©,
Tassen, die alle aus sogenanntem Cracl6-Porzellan sind.
Nr. 369, A. Eine alte, sehr seltene und kostbare Vase,
c. 27“ hoch, von dem ältesten chinesischen Email, dem SO0-
gannten Cloisonne.
Schrank 3370 enthält besonders chinesische Emaillen
und Nachahmungen derselben, nämlich: a, einen sehr alten
Leuchter, sowie, b, einen Spiegel, ec, eine Tasse und, d, einen
sogenannten Mandarinen-Tu-i, Gegenstände welche sämmtlich
aus dem obenerwähnten Email (Cloisonn€) sind; e, einige Proben
von neuerem chinesischen Email; f, Proben von modernem
chinesischen Email, wovon die Opiumpfeife, f 1, die vOor-
züglichste ist.
Kasten 3%1. Ein Essservice für sechs Personen: a,
Essschüsseln und Näpfe mit Löffeln, b, Esstassen, €, Soya-
tassen; d, die Theekanne und die mit einer kleineren Tasse
zugedeckten Theetassen; e, Weinkannen und die sehr kleinen
Weintassen; der eigentliche Wein (Saki), welcher aus Reis
bereitet wird und viele Aehnlichkeit mit unseren leichteren
weissen Weinen hat, wird warm getrunken und zwar in grös-
seren Quantitäten als die einfachere Sorte, welche dem Brannt-
wein ähnlich ist und nach der Mahlzeit aus diesen Tassen ge-
nossen wird: f, Essstäbe, mittelst welcher die Chinesen sogar
L00
Chinesen. Nr. 37 1—380.,
die einzelnen Reiskörner zu erhaschen verstehen. sollen; g, ess-
bare Vogelnester. “+ a.
Eines der beliebtesten Gerichte der‘ Chinesen sind die essbaren
Schwalbennester, welehe sie als Gel6-mit einer Zuthat vom feinen
Gewürzen bereiten. Die. hier vorgelegten Vogelnester sind von Java,
woselbst sie oft‘ mit Lebensgefahr von.den ‚steilsten Felsen ber-
untergeholt werden. .
Kasten 372. a, einige künstliche Blumen, wie. sie die
Chinesinnen als Haarputz tragen; sie sind verfertigt aus, b,
dem merkwürdigen Product, ‚welches von den Europäern Reis-
papier genannt, aber von den Chinesen aus, €, dem’ Mark: eines
Baumes, Namens. „Tungt-sau‘“ zubereitet wird. ;
Nr. 373... Eine Schirmwand ,- gebildet aus acht Flügeln,
mit eingefassten Glasmalereien; deren Hauptdarstellung ist.ein
siegreicher Feldherr, welcher von dem- Kaiser und der Kaiserin
in. feierlicher Audienz empfangen wird und vor dem Throne der-
selben- die eroberten Fahnen und anderen Trophäen niederlegt.
Nr. 374. Ein Gemälde’ auf Spiegelglas, ein Hochzeits-
fest darstellend.
Nr: 375. Ein Gemälde, ebenfalls auf Spiegelglas, den Kai-
ser .darstellend, welcher,. von seinern Ministern- und den vornehm-
sten Mandarinen umgeben, eine mehr officielle. Audienz eröffnet,
= Nr. 376. Ein grösseres Glasgemälde, ein öffentliches
Prämienschiessen chinesischer Bogenschützen darstellend.
Nr. 3077. Einige bemerkenswerthe, theilweise transparente
Gemälde, welche ‚alle gewebt oder aus Papier geflochten sind,
Die Gemälde Nr. 378 sind in Wasserfarben aus-
geführt und stellen .die vier wichtigsten Industriezweige der
Chinesen. vor, nämlich Reis-, Seiden- und Theebau sowie Por-
zellanfabrikation von den ersten Stadien an‘ bis zur Verpackung
und Versendung.
Diese Gemälde waren anfangs eingebundene Bücher, zur Belehrung
der chinesischen Jugend bestimmt. Schon einer der ersten Kaiser
der jetzt regierenden Dynastie liess ein ähnliches Werk (Keng-che
Tu, d. i, Bilder von Ackerbau und Weberei) drucken, um ‚dadurch
eine allgemeine Kenntniss von diesen Hauptzweigen der inländischen
Industrie zu verbreiten, und dieses Werk. hat wahrscheinlich auch
die Idee zu den folgenden vier Gemälden gegeben.
Nr. 379. Vier grosse Oelgemälde, ebenfalls die Erzeu-
gung von Baumwolle, Seide, Thee und Porzellan vorstellend..
. Nr. 380. Darstellung ‚eines chinesischen. Entenboots.
Dieses Bild ist von einem Chinesen gemalt, wird aber für eine
Copie eines englischen Gemäldes gehalten.
In China leben ganze Familien beständig auf den Flüssen in sol-
chen Böten und ernähren sich davon, Enten aufzufüttern und zu
verkaufen; diese werden des Morgens ausgejagt sich ihr Futter zu
suchen. und des Abends wieder durch den Ton einer Pfeife oder
Indo-Chinesen. Nr. 381. 101
das Läuten einer Glocke zurückgerufen, alsdann von dazu abge-
richteten Hunden zusammengetrieben, -und um sie recht an Schnel-
ligkeit zu gewöhnen, wird nur der zuerst nach Hause gekommenen
Ente Futter gereicht.
L. 'Tibetanen und Indo-Chinesen.
Tibet.
‚Von Chinas Schutzländern, Tibet, Korea und den Likeio-Inseln,
ist Tibet das wichtigste; man hat seine Grösse zu 30,650 [] Meilen
angeschlagen, mit einer Bevölkerung von c. 11 Millionen. Die Tibetanen
werden als ein kräftiges und gutmüthiges Gebirgsvolk von mongoli-
scher Herkunft geschildert und ihre Hauptbeschäftigung ist Ackerbau
und Viehzucht. Tibet ist der Hauptsitz des Buddhaismus -
N r. 381. Einige. Copien von Masken zum Gebrauch
für die Hauptpersonen der religiösen Schauspiele, welche von den
zahlreichen buddhaistischen Lamas oder Mönchen der grösseren
Klöster in Tibet jährlich einige Male aufgeführt werden:
_ 8, Buddha; b, ein guter oder wohlthätiger Geist; ©, ein
böser Geist; d, ein weiblicher Dämon oder böser Geist; e, ein
zuter, aber armer Mensch; f, ein böser Mensch (siehe Anm.).
Der-Inhalt des Schauspiels, bei welchem die erwähnten Masken be-
nutzt werden, ist mit wenigen Abweichungen immer derselbe. Er
ist nämlich eine Darstellung des Kampfes zwischen dem guten und
dem bösen Prineip, ein Kampf in welchem ein tugendhafter, aber
armer Mensch nach allerlei Versuchungen endlich siegt; dann tritt
Buddha auf, begleitet von den ihm untergeordneten guten Geistern,
um die Ausdauer der Tugendhaften zu belohnen und den Versucher
und seine Gehülfen zu vertreiben. Sämmtliche Bewohner des Klosters
nehmen Theil an diesem Schauspiel, welches als .grösseres Kirchen-
fest stets mit grosser Würde und Ernst aufgeführt wird; nur der
Schlusstanz , welcher von einer Schaar halberwachsener Knaben,
die später zu Lamas ausgebildet werden, aufgeführt wird, hat ge-
wöhnlich einer mehr rohen und gewaltsamen Charakter, Das
Drama schliesst nämlich damit, dass das böse Princip und seine
Gehülfen mit schweren Knüppeln durchgeprügelt werden; da aber
die Personen, welche diese Rollen spielen, immer dicke, gepolsterte
Unterlagen unter ihren weiten Oberkleiden tragen, so kommen
wirkliche Verletzungen selten vor.
_ In politischer Beziehung zerfällt dieses Land in: 1) britisch Hin-
terindien, 2) Kaiserthum Birma, 8) Königreich Siam, 4) den unab-
hängigen Theil der Halbinsel Malacca, 5) Kaiserthum Anam (Cochin-
China) und 6) Cambodscha. . Indo- oder Hindu-Chinesen ist eine für
die zu circa 26 Mill. geschätzte Bevölkerung angenommene Benennung.
Das Kaiserthum Birma,
früher der grösste und mächtigste Staat in Hinterindien, hat jetzt
einen Flächenraum von 8,961 [ Meilen mit einer Bevölkerung von
Hinterindien.
102
Indo-Chinesen. Nr. 8382—384.
c. 4 Millionen. Die Birmanen’‘ sind ein muthiges, lebhaftes und
kräftiges Volk .von mongolischer Abkunft aber weniger civilisirt als
die Chinesen und die Hindus. Der Kaiser führt den Titel „Boa“ oder
„Monarch mit den goldenen Füssen‘, und seine durchaus despotische
Macht, welche erblich ist, giebt ihm unumschränkte Gewalt über
Leben und Eigenthum seiner Unterthanen. Die herrschende Religion
ist der Buddhaismus, aber die allgemeine Aufklärung ist nur gering;
die Wissenschaft, namentlich das Studium der alten, ziemlich um-
fassenden Paliliteratur ist ausschliesslich in den Händen des Priester-
standes.
Schrank 382. Ausser, a, Modell eines birmanischen
Pagodenthurms, enthält dieser Schrank eine bedeutende Samm-
jung von Buddha- oder. Gautamafiguren. Der oben auf dem
Schrank. angebrachte Kopf zeigt die Grösse einer derjenigen
Buddhafiguren, denen man in den Pagoden Opfer bringt, doch
haben diese oft noch colossalere Formen. Die meisten dieser,
nebst dem unter Nr. 382, b, angebrachten Buddha, sind bei
Eroberung der Städte Prome und Ranguhn durch die Engländer
im Jahre 1825 in europäischen Besitz gekommen.
Nr. 383. Ein Elephantenzahn, auf welchem 28 Buddha-
figuren ausgeschnitzt sind; er ist von einem Engländer als ein
Andenken an den birmanischen Feldzug 1823—26 nach Eu-
ropa gebracht worden.
Ungefähr um das Jahr 600 v. Chr. trat der Einsiedler Gautama,
ein Sohn des Königs Suddhodana von Magadha (das jetzige Bihar)
als Religionslehrer oder eher als Reformator der hinduischen Lehre
oder des Brahmaismus auf. Er bestritt besonders die Bedeutung
der heiligen Bücher (die Vedas) und die Sitte der Hindus, Menschen
und Thiere zu. opfern. Er wurde Buddha (Weiser, Lehrer) von
seinen Anhängern genannt, und. diese nach im Buddhaisten.
Allmählig wurden die Buddhaisten zahlreicher und demzufolge
gefährlicher für, die Interessen und Lehrsätze der Brahmanen; um
das Ansehen der Götzen zu bewahren, lehrten sie dann, dass Buddha
eine Incarnation (die 9te) des Vishnu sei, aber gleichzeitig vertrie-
ben sie heimlich seine Anhänger nach Ceylon und Himalaya, von
wo sie sich nach Hinterindien, Tibet, Mongolei, China und Japan
verbreiteten. Die Zahl der Anhänger des Buddhaismus wird jetzt
auf mehr als 300 Millionen geschätzt; die Hauptlehren desselben
sind: Erkenntniss eines allweisen, allmächtigen, höchsten Wesens,
welches. nur im Geiste angebetet werden kann, sovie dass der
Mensch durch strenge Tugend und Selbstverleugnung schon hier
auf Erden die Würde eines Buddha erreichen kann und nach dem
Tode, durch Vereinigung mit der Gottheit, die höchste Seligkeit;
die Seelen der Bösen werden aufs Neue geboren und geläutert in
einer Seelenwanderung durch verschiedene Thiere. .
Nr. 384. Modell eines birmanischen‘ Kanonenboots.
Birma hat nur wenige stehende Truppen, kann aber doch ein be-
deutendes Heer stellen, indem jeder Birmaner Soldat ist und für
den Fall eines Krieges dienstpflichtig. Die Seemacht besteht oder
bestand aus der vorerwähnten Art Kanonenböte, deren Zahl im
Kriegsfalle bis auf 500 gebracht werden kann.
Indo-Chinesen. Nr. 385—386. ; 103
Nr. 385. Ein Instrument, welches von den. Eingeborenen
viel. gespielt wird; es ist weniger hübsch gearbeitet als der
javaische „Gamelang-Kayu“ ,. ist aber diesem Instrument völlig
ähnlich (cfr. 217, d).
Das Königreich Siam.
Die Grösse dieses Reiches ist 14,535 [] Meilen mit einer Be-
völkerung von ec. 6!/2 Millionen, wovon ein grosser Theil Chinesen sind.
Die eigentliche Bevölkerung, besonders Siamen oder Siamesen und
Laoser, ist mongolischer Herkunft. Die herrschende Religion ist der
Buddhaismus und die Regierungsform völlig. despotisch. Einer. der
vielen Titel des Königs von Siam ist „Herr der weissen Elephanten“.
Schrank 386. a, Eine grosse Anzahl Buddhafiguren,
von denen ethliche, a 1, eine sehr seltene Form haben;
b, einige theils stehende, theils kniende Figuren von un-
bekannter religiöser Bestimmung; €, ein Idol (Lingam) von
einem „besonderen Tempel“ im Innern von Siam; d, ein
eiserner Topf, in welchen der siamesische Priester, da er nicht
selbst kochen darf, Lebensmittel zusammenbettelt; zu diesem
Topfe gehöhrt der Deckel, d 1, den er zugleich als Essschüssel
benutzt; e, zwei kleine sehr roh auzgeführte Gruppen; die
Figuren sind aus gebranntem Thone und mit Stuck bekleidet.
In Siam werden solche Gruppen von den Häusern, auf den
Landstrassen, bei Brücken u. 8. W. angebracht, werden dann
aber in ein kleines besonders dazu eingerichtetes hölzernes
Haus oder einen Tempel gestellt; f, eine hölzerne Tafel, auf
welche ein Götzenbild gemalt ist; solche werden auf das Feld
hingestellt, um eine reiche Ernte hervorzurufen; g, eine künst-
liche Blume, die zum Theil aus siamesischen silbernen Münzen
gemacht ist. Ein dänischer Beamte wurde vor einigen Jahren
her unter einem Aufenthalt in Bangkok von dem damals
regierenden Wagna oder Vicekönig in Siam eingeladen, der
feierlichen Verbrennung der Leiche seiner vor kurzem Vver-
storbenen Gemahlin beizuwohnen, und sowohl er wie auch
die anderen Anwesenden erhielten dann eine solche Blume,
welche sie während allen bei dieser Gelegenheit vorkommenden
Ceremonien in der ausgereckten rechten Hand trugen; h, einige
siamesische Handschriften auf Palmenblättern; i, 1 und 2,
zwei Schreiben von dem regierenden Könige in Siam, Chulalon-
korn, an Seine Majestät den König von Dänemark: 1) in wel-
chem er mittheilt, dass seiu Vorgänger auf dem Throne am
Lsten Oct. 1868 gestorben sei, und 2) die Mittheilung seiner
Thronbesteigung; k, ein kleiner vergoldeter Elephant, welchen
Maha-Mongkut, der Vater .des Chulalonkorn , seiner Zeit dem
damaligen französischen Generalkonsul in Bangkok bei einer
104
Indo-Chinesen. Nr 386——389.
feierlichen Audienz als Erinnerung an den letzt verstorbenen
König, von dessen Asche er gemacht ist, überreichte; 1, ein
Sarong; m, zwei Kämme, von welchen der eine, m 1, als
Schmuck getragen wird; mn, eine Kneipzange oder Pinzette,
mit‘ welcher. die Barthaare ausgerissen werden, und, 0, zwei
Rasirmesser. Ferner einige Schmuckgegenstände , besonders
bestehend aus: p, Haarnadeln, q, Ohrschmucken, r, Hals-
schmucken sowie, s, Handgelenk- und, t, Knöchelringen für
Kinder beiderlei Geschlechtes; u, zwei Schachteln, welche aus
Palmenblättern geflochten und mit Seide, Pailletten u. 8. W.
bekleidet sind;. v, eine Art Spielzeug, welche die Mütter über
der. Wiege des Kindes anbringen.
Nr. 386, A. a, Ein roth lackierter Helm mit Vergol-
dung; b, mehrere Spiesse und Schwerter von verschiedenen
Formen; als ungewöhnlich wird der Spiess, 6, hervorgehoben;
d, drei Schilde; der eine, dl, ist alt und sehr selten; e, zwei
Pulverhörner und eine kleine Pulverflasche. Ferner, g, zwei
sogenannte „Elephantenschwerter‘“ und, h, der Stock eines Ele-
phantenleiters.
Nr. 387. A, ein Passagierfahrzeug und, B, ein gewöhn-
liches Boot.
Nr. 388. a, Modell eines gewöhnlichen siamesischen
Wohnhauses; b,: Modell einer siamesischen Zollstation, wie
solche gewöhnlich an den Flüssen angelegt werden.
Schrank 388, A. a, Modell einer siamesischen Kö-
nigskrone; b, eine Kanne, welche sowohl in den Pagoden als
auch im Hause zu geweihtem Wasser benutzt. wird; 6, ein
Messing-Aufsatz. mit: vier kleinen Porzellanschalen, auf welchen
die Gerichte bei den Mahlzeiten servirt werden; d, eine silberne
Schale, ‚welche nach ihrer Inschrift in Ligor 1690 gemacht
und einem Capt. Thomas Worsfold von dem König von Siam
geschenkt worden ist; €, eine silberne Schale nebst dazu ge-
hörendem Fussstücke, wie sie an dem siamesischen Hofe als
Wasch- oder Spülkummen nach den Mahlzeiten gebraucht werden.
Diese Schale hat einem „Geschwisterkinde der beiden regie-
renden Könige“ gehört, ist in Bangkok verfertigt und es soll
ein ganzes Jahr daran gearbeitet worden sein; f, kleine Metall-
schalen, auf ‚welchen Betel servirt und umgeboten wird; g,
ein sehr reich ausgestattetes Schwert mit einer. Scheide von
der nämlichen Arbeit wie die letzterwähnte Schale, e; dieses
Schwert, welches übrigen vollständige Aehnlichkeit mit den
japanesischen hat, wurde im Sommer 1861 dem: König von
Dänemark, Frederik VII, von dem König von Siam geschenkt;
h, einige vergiftete Pfeilspitzen. von gespaltenem Bambus,
Nr. 389. Ein Blasinstrument, die sogenannte Rohrorgel,
Indo-Chinesen. Nr. 390—39L. Inder. 105
Das Kaiserthum Anam
umfasst die Länder Cochinchina und Tonquin, welche eine Fläche
von 9,315] Meilen einnehmen und eine Bevölkerung von ungefähr
9 Mill. haben; diese besteht aus Anamiten oder Anamesen, Chinesen,
Malayen u. m. Der Handel ist hier wie in Siam besonders in den
Händen der Chinesen. |
Schrank 390. a, ein anamitisches Siegel, aus Holz
geschnitten; b, eine Holztafel für Bücherdruck (in chinesischer
Sprache); ec, der Hut einer cochinchinesischen Dame von Stand;
d; eine Opiumpfeife; e, ein Tabakskasten; f,: ein viereckiger
Teller und eine kleine hölzerne Vase für Betel und Areka; g,
eine Trommel aus gebranntem Thon und mit eingelegtem Spie-
gelglas, vermeintlich giamesische Arbeit. Ferner : h, eine
Fackel, i, zwei Ackerbaugeräthe, k, ein Bronzegefäss, eine
grosse Messingschüssel u. a. m.
= Nr. 391. a, Ein Saiteninstrument, das dem Könige von
Cambodscha gehört hat.
M. Inder oder Hindus.
Vorderindien.
Vorderindien umfasst einen Flächenraum von C,. 67,000 [1 Meilen,
welche nach den politischen Verhältnissen eingetheilt , werden in:
a) die von den Europäern unabhängigen Staaten, welche jedoch theil-
weise von China abhängig sind; b) das übrige Vorderindien , dessen
verschiedene Staaten, mit Ausnahme der unbedeutenden. französischen
und portugiesischen. Besitzungen , Pondichery und Goa, mehr oder
weniger abhängig sind von der englischen Regierung, früher von der
englisch-ostindischen.. Compagnie; welche, ursprünglich eine kleine,
im Jahre 1600 gegründete Handelsgesellschaft, sich eine beinahe
königliche. Gewalt erworben hatte. England beherrscht somit allein
in Vorderindien, mit Inbegriff von Cevlon, 62,000 [1 Meilen mit
e. 156 Mill. Einwohnern.
a. Religion, nebst Schrift, Literatur u. 8. W.
_ Die Hauptreligion in Vorderindien ist der Brahmaismus,. welcher
sich. in zahlreiche Secten theilt; nach demselben ist die muhame-
danische Religion. die meist verbreitete. Auf Ceylon und im Hima-
laya ist der Buddhaismus die herrschende Religion. Ausserdem sind
hier Parsen, Juden und Christen.
„Der Brahmaismus kann in seiner jetzigen Form zunächst in Re-
ligion und Mythologie eingetheilt ‘werden. . In tieferem Sinne ist
die Religion Monotheismus, denn in Brahm, der nie personificirt wird,
erkennt der Hindu ein ;unendliches, höchstes ‚Wesen, von dem Alles
seinen Umpung hat, und welches Alles erhält und regiert. Indem
man aber die geistigen Machtvollkommenheiten dieses höchstes We-
sens in Brahma, Vishnu und Siva niederlegte, und. sowohl die ver-
schiedenen Elemente als die menschlichen Schwächen und Vollkom-
menheiten personificirte, bildete sich allmählig eine’ Mythologie, die
106
Inder. Nr. 8392.
neben den untergeordnesten Begriffen höhere Ideen und dunkle Er-
innerungen an zum Theil vorgeschichtliche Begebenheiten bewahrt.
Obgleich die zahlreichen Formen, unter welchen Vishnu und Siva
verehrt werden, es äusserst schwierig, ja beinahe unmöglich machen,
von der indischen Mythologie einen klaren Begriff zu erlangen, so
werden wir doch versuchen, indem wir von den Götterbildern in
Verbindung mit den Abbildungen sprechen, die Hauptbegriffe, welche
sich an dieselben knüpfen, deutlich zu machen.
Die grossen Götterbilder
sind Tempelgötter, nämlich: A, Vishnu; B, Siva mit seiner
Frau Parvati; €, Siva, den Riesen Tripurasura tödtend; D,
Chandi, eine Form der Parvati; E, Ganesa, Sivas und Parvatis
ältester Sohn.
Hinsichtlich der mythologischen Bedeutung dieser seltenen
und werthvollen Götterbilder wird auf die nachfolgenden Haus-
götter hingewiesen, welche ein gesammelteres Ganzes bilden.
Als das höchste Wesen, Brahm, sich dazu entschloss, die Welt
zu schaffen, bildete er ein männliches und ein weibliches Wesen, Pu-
rusha und Prakriti. Brahm verkörperte sich darauf selbst dadurch,
dass er niederstieg in Brahma, als der Schaffende, in Vishnu, als der
Erhaltende, und in Siva, als der Vertilgende oder, da die Hindus an
eine absolute Vernichtung nicht glauben, eher als der Erneuernde,
Schrank 392. a, Brahma; b, Brahma mit seinen
beiden Frauen, Sarasvati und Savitirl.
Brahma wird fast immer mit vier Gesichtern dargestellt, welche
bezeichnen, dass die vier Veden (die heiligen Bücher) seinen vier
Munden entflossen sind; am häufigsten wird er auch mit vier Armen
abgebildet. Seine gewöhnlichen Attribute sind die Veden und ein
Rosenkranz — letzterer bezeichnet, dass seine Schöpfermacht auf
Frömmigkeit gegründet ist -— und ferner mit einem Panel oder Löffel
mit Wasser, zum Zeichen, dass Alles aus dem Wasser hervor-
gegangen ist. Weder besondere Tempel noch Festtage sind Brahma
geweiht, er wird aber in den Pagoden in Verbindung mit den
anderen Göttern verehrt. Seine Frau, Sarasvati. ist die Göttin der
Beredsamkeit.
ec, Vishnu; d, Vishnu mit seiner Frau, Lakshmi, auf dem
Schosse; e, Vishnu mit seinen beiden Frauen, Lakshmi und
Satyabhama; vor € 1 stehen Garuda und Hanuman in anbe-
tender Stellung; f, Garuda, ein phantastisches Thier, halb
Vogel und halb Mensch, auf welchem Vishnu oft reitend ab-
gebildet wird; g, Hanuman, Chef eines Affenheers, welches
Vishnu unterstützte in seiner siebenten Incarnation als Rama-
Chandra, in welcher er Ravanna, einen mächtigen Eroberer und
Herrscher auf Ceylon, besiegte; h, Vishnus Frau, Lakshmi.
Vishnu wird oft mit vier Armen und auf Garuda reitend dargestellt;
seine gewöhnlichen Atribute sind eine Muschel (Chank), welche ihn
als eine gnädigye Gottheit bezeichnet, und ein Diseus (Chakra), ein
Inder. Nr. 393—896.
107
Zeichen seiner beschützenden Macht. Zwei andere, dem Vishnu
eigenthümliche Attribute, Gada und Padma, werden am häufigsten ge-
braucht in den verschiedenen Incarnationen (Avataras), unter welchen
er auftritt. Gada ist eine Keule, mit welcher er das Böse bestraft,
Padma, eine Lotosblume, erinnert den Betenden an die stete Er-
neuerung. Vishnus Frau, Lakshmi, Göttin des Glückes oder
Ueberflusses, wird stets mit einem Lotos abgebildet, und in dieser
Form wird sie hauptsächlich von den hinduischen Frauen verehrt.
Besondere Tempel zur Ehre Vishnus scheinen nicht vorhanden zu
sein; er wird „der Erhalter‘“ genannt, aber als solcher unter
anderen Namen und in anderen Formen verehrt. Die Hindus
nehmen an, dass er auf der Erde sich in neun Incarnationen ge-
zeigt hat; in dieser Beziehung wird hingewiesen auf die Abbildungen
unter
Nr. 393. a, Matsya, der Fisch; Vishnu übernahm es
in dieser Gestalt die heiligen Veden zu holen, welche nach
einer Sündfluth in der Tiefe geblieben waren; b, Kurma, die
Schildkröte; als solche unterstützte er die neuerschaffene Erde.
Die Hindus nehmen an, dass die Erde noch heutigen Tages
unterstützt oder getragen wird auf dem Rücken einer Schild-
kröte; ec, Varaha, das Wildschwein. Als die Erde nach der
Sündfluth in Wasser versunken war, zeigte sich der Erhalter
in dieser Gestalt, tauchte unter und hielt die Erde oben auf
seiner Schnauze; seine Frau Lakshmi heisst hier Varaha; d,
Narasingha, Menschen- Löwe. In dieser- Incarnation strafte
Vishnu den Gotteslästerer, Hiranyakasipu, welcher die Allgegen-
wart der Gottheit läugnete; €, Vamana, der Zwerg, auch Trivik-
rama, der Dreischritter genannt, in welcher Gestalt er den
stolzen, aber sonst tugendhaften König Bali demüthigte;. f,
Parasu-Rama. Unter dieser Form demüthigte Vishnu die
Kshatrias (die Kriegerkaste), welche die Erde tyranisirten, und
als, g, Rama-Chandra besiegte er einen mächtigen Eroberer,
Ravanna, welcher auf Ceylon herrschte; unterstützt von einem
Affenheer, dessen Anführer Hannman war, siegte Vishnu und
gewann seine geraubte Frau, die schöne Sita, wieder. h, Krishna.
Vishnu trat in dieser Gestalt auf, um seinen Oheim, den Ty-
rannen Kansa, zu tödten; 1, Buddha; diese Incarnation scheint
bezweckt zu haben die Hindus von Menschen- und Thieropfer
abzubringen (siehe Anm. sub Nr. 383), k, Kalki, das Pferd;
Vishnu hat sich in dieser Incarnation noch nicht gezeigt; die
Hindus nehmen aber an, dass er wieder auf der Erde er-
scheinen wird und alsdann in dieser Gestalt. 1, Vishnu, als
Narayana, auf einem Lotosblatte ruhend.
Nr. 394. Die unter dieser Nr. angebrachten Abbildun-
gen gehören der Krishna-Mythe an, und werden theilweise unter
den folgenden Nrn. besprochen werden. .
Schränke 395 und 396. Abbildungen von Vishnu
LOS
Inder, Nr. 396.
in einigen seiner Incarnationen, besonders als Krishna (d—b):
a, Kurma; b, Varaha; €, Narasingha mit Narasinghi auf dem
Schosse,
In seiner achten Incarnation als Krishna, „heisst es, hat Vishnu
sich in seiner höchsten Macht und Glanz gezeigt. Seine Eltern
waren Vasudeva und Devaki. Sein Vater befreiete ihn von seinem
Oheim, dem Tyrannen Kansa, dadurch, dass er ihn, von der Schlange
Sesha beschützt, über den Fluss Yamuna führte. Krishna. entging
glücklich den Nachstellungen seines Oheims und wurde bei einem
rechtschaffenen Hirten, Nanda, und seiner liebenswürdigen Frau,
Yasoda, erzogen. Er brachte seine Jugend spielend, singend und
tanzend zu unter einer Menge Hirten‘ und Hirtinnen, von welchen
er besonders neun wählte. Diese werden dargestellt (siehe Nr. 394).
wie sie ihm einen Elephant, einen Palankin, eine Gans, ein Pferd
u. 8. W. bilden,
d, Krishna als Kind; e, Krishna, die fürchterliche Schlange
Kaleya tödtend; f, Krishna, als Murlidur (der Tönevolle); g,
seine Frau Radha:; h, Krishna als Hirte; I, Krishna als Jagger-
nath (Herr der Welt); k, Jaggernath, sein. Bruder Bala-Rama
und die Schwester Subhadra; 1, Vishnu in seiner. letzten In-
carnation als Buddha.
Krishna wurde durch einen unglücklichen Zufall von dem Jäger
Angadana erschossen. Seine Gebeine, welche einige Zeit nachher
sich fanden, kamen in Besitz des Königs Indra-dyumna, welcher
von Vishnu Befehl ‚erhielt, von dem Herrn der Welt ein Bild ver-
fertigen zu lassen und Krishnas Gebeine darin zu legen, Als der
König fragte, von wem er das Bild sollte anfertigen lassen, verwies
Vishnu ihn an. Brahmas Sohn, Visvakarma, Baumeister der Götter,
welcher auch die Arbeit übernahm, aber unter der Bedingung, dass
Niemand das Bild sehen dürfte, ehe es fertig wäre, da er es sonst
unvollendet lassen würde. In einer.Nacht baute er nun die grosse
Pagode auf dem ‘blauen Berge: in Orissa und nahm darauf das Bild
in Arbeit; nach vierzehntägigem Warten ging aber der ungeduldige
König hin, um die Arbeit in Augenschein zu nehmen, und Visva-
karma liess nun die Arbeit unvollendet, ohne Arme und Füsse,
Brahma versprach indessen dem betrübten ‚König, dass das Bild in
der Form, welche es bekommen hatte, sehr geehrt werden sollte,
und gab demselben Seele und Augen. Bei den Festen zieren die
Brahmanen es mit goldenen oder silbernen Händen,
Die Jaggernath-Pagode in Orissa, nach welcher die Hindus aus
den entferntesten Gegenden des Landes wallfahrten, besteht aus
50 Pagoden oder Tempeln. Die merkwürdigste von denselben ist
der 200 Fuss hohe Thurm, Lur-Dewali, in welchem das Jagger-
nath-Bild aufbewahrt wird. Bei dem jährlichen- Jaggernath-Fest
(Ratayatra oder Wagenfest), welches im Juni gefeiert wird und mehrere
Tago dauert, werden die Bilder Jaggernaths, seines Bruders Bala-
Rama und der Schwester Subhadra- eine halbe Meile vor die Pa-
gode hinaus auf einem 60 Fuss hohen Wagen,. von Tausenden von
Menschen gezogen, im Procession gefahren. Man rechnet, dass
dieses Fest ‚alljährlich von ungefähr 200,000 Pilgern besucht wird,
von welchen viele in dem ungeheuren Gedränge umkommen, wäh-
rend andere‘ in fanatischem. Eifer sich unter den. Wagen werfen,
um von den Rädern zerquetscht zu werden. Jetzt ist für die näch-
Inder. Nr. 397—899.
109
sten Bedürfnisse der Pilger einigermassen gesorgt, aber früher
gewährten die Wege einen schrecklichen Anblick von Todten und
Sterbenden, welche vor Hunger und Ermattung ums Leben kamen,
ja man nimmt an, dass 2—8000 jährlich bei den Wahlfahrten ‚nach
diesem Orte das Leben einbüssten.
Gemälde 3927. Die Hauptdarstellung auf diesem Ge-
mälde ist der vorerwähnte Thurm, Lur-Dewali, mit Jaggernaths,
Bala-Ramas und Subhadras- Bildern. Rechts ist gezeigt, ‚wie
diese Götterbilder bei dem jährlichen Wagenfest in Procession
gefahren werden. Ebenso sind die meisten von Vishnus Haupt-
gestalten abgebildet, worüber Grundplan, Nr. 397, A, nähere
Aufklärung giebt.
Nr. 398. Sandstein-Basrelief, in welchem, umgeben
von der Schlange Ananta-Naga,. eine vertiefte Darstellung von
Vishnus Fuss.
Siva wird gewöhnlich mit vier Armen abgebildet. Ein Hirsch (Man)
und eine Axt (Maru) sind seine gewöhnlichen Attribute, welche
sich jedoch ändern nach den verschiedenen Gestalten, in welchen
ar auftritt, In seiner Eigenschaft als Erneuerer ist Sivas Typus
Linga, der Phallus der Römer; seine Frau ist in dieser Form Bha-
vanı, deren Typus ist Yoni. Als Ardha-patra vereinigt Siva beide
Eigenschaften jener, nämlich die männliche und die weibliche
Naturkraft (siehe Schrank 399).
Schrank 399. a, Siva; b, Siva, auf dem Stier Nandi
(Symbol ‚der göttlichen Gerechtigkeit) reitend, mit seiner Frau
Parvati auf dem Schosse; 6, ‚Siva. den ‚Riesen Tripurasura
tödtend.
Parvati, Sivas Gemahlin, hat ebenso wie er zahlreiche Namen oder
Formen, unter welchen sie von den Hindus verehrt wird; Parvati,
Bhavani, Durga, Kali und. Devi sind’ die wichtigsten, ;
d, Parvati, wie sig gewöhnlich an. Sivas Seite dargestellt wird;
e, Bhavani, Göttin der Fruchtbarkeit; f, Durga, oder die Sie-
gende Tugend, Mahishasura oder das Laster tödtend; g, Kali;
in dieser Gestalt ist. sie eine furchtbare Göttin, welche von
den Verbrechern angerufen. wird ihr Vorhaben zu begünstigen.
Sie wird gewöhnlich abgebildet‘ mit einem Kopfe, h, in ‘der
Hand und einen: Kranz von mModtenköpfen‘ um den Hals. .
Parvati nahm diese Gestalt an, um die Asuren ZU vertilgen.. Dies
that sie auf. eine 80 „unbarmherzige Weise, dass selbst Siva von
Mitleid gerührt wurde und ihren Blutdurst zu stillen versuchte; in
ihrer Raserei aber kannte sie ihn nicht. "ehe sie ihren Fuss auf
seine Brust setzte. .
Parvati wird sehr .öft Devi (die Göttin) genannt und als solche
in verschiedenen Gestalten. dargestellt; sie wird hier gesehen als:
i, Chandi;z in dieser. Gestalt werden ihr Thiere geopfert, indem
die Inder unter den scheusslichsten Formeln sie um Ver-
nichtung ihrer Feinde anrufen; k, Anna puma, d.h. voll von
110
Inder. Nr. 399—-401.
Korn; in dieser Gestalt ist sie eine sehr allgemeine Hausgöttin
in dem westlichen Indien, woselbst die Hindus das Sprichwort
haben, „dass einem eifrigen Anhänger von ihr nie Reis fehlt“:
1, Göttin des Ueberflusses; m, Padma-Dervi, d. i. Lotosgöttin.
Siva und Parvati werden auch als Ardha-narishvara verehrt, und
sie werden dann zu einem Körper vereinigt abgebildet. . Sie nahmen
diese Gestalt an. um zu beweisen, dass Siva, als der Erneuernde,
derjenige Brahma sei, in welchem sowohl die männliche als weib-
liche Kraft vereinigt sind. In diesem Schrank ist zu sehen:
n, das Erneuerungsprincip, dargestellt durch Linga (die männ-
liche) und Yoni (die weibliche Kraft) umgeben von der Schlange
Ananta-Naga, dem Symbol der Ewigkeit; o, Yoni; p, Linga-
Nandi, Symbol der göttlichen Gerechtigkeit, auf welchem Siva
reitend abgebildet wird. )
Schrank 400 enthält Bilder von Ganesa, Sivas und
Parvatis ältestem Sohn; er ist die Gottheit der Klugheit und des
Scharfsinns und wird zuweilen auf einer Ratte reitend abgebildet.
Unter den Göttern, welche kurz nach Ganesas Geburt kamen um
ihn zu sehen, war auch Sani, Surjas (der Sonne) Sohn, welcher
infolge des Fluches seiner Frau das traurige Loos hatte, dass der
jenige; den er anblichte, den Kopf verlor. Dies war der Fall mit
Ganesa. Zur Beruhigung der bestrübten Mutter befahl Brahma,
dass Sani dem Ersten, der ihm begegnete, den Kopf abnehmen und
denselben auf Ganesa setzen sollte, welcher auf diese Weise einen
Elephantenkopf bekam. Da dieses jedoch Parvati nur wenig trö-
stete, versicherte Brahma, dass ihr Sohn von allen Göttern der ge-
ehrteste werden sollte Davon rührt es her, dass jede religiöse
Ceremonie mit Beziehung auf Ganesa anfängt, dass der Hindu nie
einen Brief, ein Document o. dergl. anfängt ohne erst auf dem
Papier Ganesas Namen geschrieben zu haben, und gleichwie der
Kaufmann sein Bild in seinem Laden anbringt, so bringt der Bau-
meister dasselbe an der Stelle oder in der Nähe derselben an, wo
er bauen will; ja der Hindu hat des Morgens kaum die Augen
geöffnet, als er schon Ganesa um Schutz für den kommenden Tag
anfleht. .
Schrank 401 enthält besonders Bilder von Kartikeya,
Narayana, Salgrams u. a. m.
Kartikeya, der Mars der Inder, ist Sivas und Parvartis zweiter
Sohn und wird verehrt als Verleiher . körperlicher. Stärke. Er wird
bisweilen mit sechs, am häufigsten aber nur mit einem Kopf und
auf einem Pfau reitend, abgebildet,
a, Kartikeya mit einem Kopf; b, Kartikeya mit sechs Köpfen
und sechs Armen; €, Salgrams; d, Vishnu als Narayana.
Gleichwie wir Vishnu begleitet von oder reitend auf Garuda ge-
sehen haben, Siva auf einem Stier, Parvati auf einem Tiger u. s. W.,
so wird auch Indra, der Beherrscher des Himmels, auf einem KEle-
phanten reitend abgebildet; Yama, Gott des Todes, auf einem Büffel;
Agni, Gott des Feuers, ‚auf einem Widder u. s. f., und gleichwie man
an besonderen Festtagen diesen Göttern opfert,.so opfert man auch
diesen Thieren. Es sind aber nicht allein Thiere, sondern auch
Flüsse, Bäume, Pflanzen, ja selbst Steine sind Gegenstand der Ver-
ehrung der Hindus.
Inder. Nr. 402-—405. 111
Die heiligen Steine oder Salgrams, ©, werden angebetet als eine
Form des Vishnu, in einem weit höheren Grade als irgend ein an-
deres indisches Idol. Es sind eigentlich versteinerte Ammoniten,
welche der Hindu nach der Grösse, Form und Farbe schätzt und
benennt; Lakshmi-Narayana ist der vorzüglichste und wird biswei-
len mit 2000 Rupien bezahlt.
Brahma ist die Schöpfermacht des höcheten Wesens in_mensch-
licher Gestalt. Bei seinem Tode würde das Bestehende aufgelöst
werden; aber dann wird der Erhalter, als Narayana, d, auf einem
Lotosblatte ruhend, (siehe Nr. 393, 1) verbleiben, bis aus seinem Nabel
eine Lotosblume entspringt, aus welcher der neue Brahma wieder
entsteht. Solchergestalt denkt der Hindu sich die. Erneuerung und
Fortdauer der Zeilen und der Geschlechter.
Schrank 402. Modell einer grossen Pagode in der
Nähe von Tranquebar.
In den Pagoden verrichten die Brahmanen den täglichen Gottes-
dienst, welcher hauptsächlich darin besteht, unter Beleuchtung und
Läuten die Götterbilder zu salben, sie zu waschen und zu räuchern,
und denselben darauf unter bestimmten Formeln "Thiere, Reis,
Obst, Eingemachtes und dergl. zu opfern. Bei den grösseren Pa-
godenfesten. ist ausser den dienstthuenden Brahmanen eine gT0SSe
Anzahl Bajaderen (Tänzerinnen) angestellt, von welchen eine nach
der andern unter bestäubender Musik ununterbrochen Tag und Nacht
vor den Göttern tanzt,
Nr. 403. Modell des beinahe 400 Fuss hohen Thurms
der alten, berühmten Pagode auf der Insel Ramisserum, $€-
heiligt Hanuman, dem Anführer des Affenheeres, welches dem
Vishnu in seiner siebenten Incarnation als Rama Chandra, im
Kampfe gegen den mächtigen Ravanna (siche Nr. 392 und
393, g) Hülfe leistete.
Schrank 404. Opfergefässe u. dergl., welche beim
öffentlichen Gottesdienste in den Pagoden benutzt werden,
Unter der Decke ist die heilige „Fünf-Glocke‘“ ange-
bracht, mit welcher bei den grösseren Pagodenfesten während
der Ceremonien ununterbrochen geläutet wird.
— Schrank 4053 enthält ebenfalls: 1) Gegenstände, a-h,
die hauptsächlich beim öffentlichen Gottesdienste in den Pagoden
benutzt werden, und 2) folgende Opfergefässe u. 8. W., deren
der Brahmane sich bedient, wenn €T dem Gangesflusse opfert,
Wenn der Brahmane Sich zu dieser Ceremonie vorbereitet,
wirft er, i, ein Tuch mit heiligen Inschriften und Symbolen über
die Schultern und setzt den Ring, k, welcher seine Würde
bezeichnet, auf den Finger. Mit dem runden Messingnapf, l,
nimmt er nun Wasser aus dem Flusse und giesst es in die
löffelformige Schale, m, um damit ‘theils die Blumen, welche
er opfern will, zu begiessen, theils ein aus feingeriebenem
Sandelholz bestehendes Opfer in der kleinen Messingtasse, n,
zu zübereiten. Mittelst des kleinen Löffels, 0, giesst er eben-
falls Wasser in den Napf, p, um das Reisopfer zurechtzumachen,
112 ; Inder. Nr. 405—408.
welches er dann, nebst den Blumen und dem Sandelopfer, auf,
q, einem Messingteller, Pitta-Gatalli genannt, darbringt. In
den Fluss hineingehend, klingelt. der Brahmane nun mit der
kleinen Glocke, r, um den Gott herbeizurufen, und wirft danach
unter stetem Gebet die Opfer in das‘ Wasser.
Schrank 406 enthält a—m, Gegenstände, die haupt-
sächlich bei dem Gottesdienste im Hause und bei anderen feier-
lichen Veranlassungen gebraucht werden. Ferner, n, eine kleine
Figur,‘ welche eine indische Braut darstellt; 0, ein Arekamesser,
welches der junge Hindu bisweilen an seinem Oberkleid be-
festigt, um den Einfluss böser Geister abzuwenden, wenn er
seine Braut in ihrer Wohnung besucht; p, Modell eines Palan-
kins, der sowohl bei den Hochzeit- als bei den Begräbniss-
ceremonien benutzt wird. Da Hochzeiten fast immer, wenigstens
in dem südlichen Indien, des Abends statt finden, werden eine
oder mehrere dazu bestimmte Lampen, q, zur Seite des Pa-
lankins getragen, und in denselben setzen die nächsten Ver-
wandten des Brautpaares, v, eine kleine Blume, welche die Neu-
verheiratheten ihre ganze Lebzeit .hindurch aufbewahren (vom
Brautschmuck „Tali‘“ siehe Nr. 423, c und d,).
Nr. 407. Modell eines Pagodewagens aus einem Tempel
in der Nähe von Tranquebar.. Auf dem Fussstücke ist ein Frag-
ment eines wirklichen Pagodewagens angebracht.
Unter Nr. 395 und 396 haben wir schon: gesehen, wie die Götzen
bei den jährlichen Wagenfesten in Procession auf diesen Wagen
gefahren” werden, und wie .der fanatische, Hindu sich unter die
Räder wirft um dadurch eine höhere Seligkeit nach dem Tode zu
erreichen, Durch welchen Fanatismus der Hindu aber sich den
grössten Entsagungen und Leiden zu. unterwerfen vermag, sehen
wir im nächsten Schranke. .
Schrank 408. a, Darstellung einer der indischen
religiösen Schwärmer (Sanyasis), der das Gelübde gethan hat
seinen Arm. stets in die Höhe zu halten, infolge dessen der-
selbe ganz verrdort ist; b, ein Bettler oder Fakir, welcher
jedoch. eher eine Art „kluger Mann“ ist, indem er stets mit
einigen Wurzeln und Pflanzen versehen ist, deren heilsamer
Kraft die Eingeborenen viel Zutrauen scbenken. . Ferner, 6—e,
verschiedene heilige Schnüre und Amulette.
Die Ueberzeugung, dass strenge Tugend und Entsagung den herr-
lichsten Lohn nach dem Tode bringen, ja sogar die Würde eines Halb-
gottes verleihen, lässt viele von diesen. religiösen Schwärmern sich
wirklichen Entbehrungen und Leiden unterwerfen. Einige sitzen
hülflos mit in die Höhe gestreckten oder über den Kopf zusammen-
yefaltenen Händen und mit mehrere Zoll langen Nägeln, während
andere ungeheure Strecken kriechend oder längs der Wege sich
hinrollend zurücklegen; oft sind sie aber. nur scheinheilige Betrüger,
welche unbemerkt sich gzütlich thun für die so ausgestandene Pein.
113
Sanyasis ist eine gemeinschaftliche Benennung für. die Heiligen,
welche sich dem Dienste des Sivas weihen.
Nr. 409. Ein Joch mit den dazu gehörenden Körben
sammt einem Paar Beinkleider für einen bengalichen Bettelmönch
von der Secte der Gossinger. .
Kasten 410. Die Kayestas oder die Schreiberkaste Indiens
giebt vielleicht den besten Begriff von den. verwickelten Verhältnissen
des indischen Kastenwesens, denn sie ist die erste Unterkaste der
Sudrakaste, theilt sich aber wieder in 72 Häuser, welche alle das
eine über dem anderen rangiren,
Im südlichen Indien schreibt man mit Eisenstiften auf Blätter der
Taliputpalme.
a, unbeschriebene Palmenblätter; b, Stifte, mit welchen
man schreibt, und, 6, Messer, womit man die Palmenblätter
beschneidet. Ferner verschiedene, zum Theil juridische Docu-
mente, Briefe, Quittungen u. 8. W.
Kasten 444. a, tamulische Manuscripte oder Bücher
von Palmenblättern; b, indisches Papier; ©, eine Schreibfeder
aus Glas; d, einige Dintenfässer; €, zwei Petschafte mit per-
sischen Inschriften.
Kasten 442 enthält verschiedene Briefe und Documente:
a, einige Briefe von indischen Rajahs; der eine, al, ist in der
persischen Sprache an die dänisch-asiatische Compagnie geschrie-
ben und den 22. Souffra nach der Hedschra 1190 (10. April 1776)
datirt; b, eine persische und, ©, eine bengalische Eingabe an das
Gericht mit hinzugefügter englischer Uebersetzung; d, ein Pass.
Kasten 413 enthält persische, tamulische und bengalische
Bücher, von denen die merkwürdigsten sind: a, eine Uebersetzung
aus dem alten Testament (2. Buch. Mose) in die persische und,
b, in die tamulische Sprache; €, ein bengalischer Kalender.
Nr. 414. Ein bengalisches Horoskop, welches gewöhn-
lich für jedes Kind aus den höheren Kasten gleich nach der
Gehurt verfasst wird.
Inder. Nr. 409-—414.
b. Menschen, dargestellt durch Abbildungen, Kleider, Schmuck-
sachen u. dgl.
Vorderindien hat eine Volksmenge von ungefähr 160 Millionen,
Ausser der eigentlichen Bevölkerung, den Indern oder Hindus, leben
hier zahlreiche Muhamedaner, Perser, Juden und Christen (besonders
Engländer und Portugiesen).
Man theilt. gewöhnlich die Hindus in vier Hauptkasten: 1) Brah-
manen, Prediger, Lehrer und Beamte; 2) Kshatria, Krieger, wor-
unter die Regenten des Landes oder die Rajahs einbegriffen sind;
3) Vaishia, Kaufleute und Ackerbauer; 4) Sudra, Künstler Hand-
werker und die dienende Klasse. Jetzt existiren eigentlich nur zwei
Kasten, denn, sagen die Brahmanen, die zwei mittleren sind durch
Vernachlässigung ihrer religiösen Pflichten Zu der Sudrakaste herab-
vesunken. Diese Kasten theilen sich aber wiederum in zahlreiche
114
Inder, Nr. 415—421.
Unterkasten; jeder Stand, ja jedes Geschäft scheint seine eigene
Kaste zu haben. Ist der Vater Fischer, Weber, Tischler oder Schmied,
muss der Sohn es auch werden; weder Talent noch Reichthum
oder irgend eine menschliche Gewalt kann ihn in eine höhere Kasteo
emporheben. Auf mancherlei Weise kann der Hindu aber seiner Kaste
verlustig werden, und ist er erst jenen verachtenen Parias verfallen,
deren blosse Berührung unrein und ansteckend ist, dann ruht der
Fluch auf ihm und seinen Kindern und Enkeln in allen Generationen.
Nichts vermag dem Hindu die verlorene Kaste wiederzugeben oder
ihn über die verachteten Verhältnisse, unter welchen er geboren wurde,
zu heben.
Nr. 415. Eine in Bengalen modellirte Figur, einen be-
tenden Brahmanen darstellend.
Nr. 416. Eine ebenfalls in Bengalen modellirte Figur,
die auch einen heiligen Mann, aber aus einer geringeren Kaste,
darstellt.
Schrank 44%. Dieser und die folgenden Schränke ent-
halten besonders Abbildungen in Thon von einigen Hindukasten
nebst einigen Trachten, Schmucksachen u. s. w.: a, ein Brahman
und, b, seine Frau; €, Kleid eines Brahmanen; d, Kleid einer
Bajadere; e, Darstellung einer tanzenden Bajadere; f, Castag-
netten der Bajadere und, g, der Tambourin nebst, h, ihrem
Knöchelschmuck und, i, ihren Armringen.
Schrank 418. a, ein „Vellala“ und seine Frau, beide
aus hoher Kaste; b, ein. „Kaveray“ und seine Frau, ebenfalls
aus einer hohen Kaste; e, ein vornehmer Hindu (Babu); d, ein
Kammermädchen; €, eine wohlhabende Frau, einen Krug mit
Wasser fragend; f, ein Zimmermann und seine Frau; g, ein
Paria und seine Frau; h, ein Oberkleid, das nur bei feierlichen
Veranlassungen getragen wird; i, Kleid eines jungen Hindu
aus einer vornehmen Kaste.
Schrank 449 enthält eine in Bengalen modellirte Fi-
gur, einen Wasserträger darstellend, welcher auf öffentliche
Kosten die Strassen in Calcutta wässert. Ferner: a, der le-
derne Sack des Wasserträgers zum Wasser, b, sein Eimer und,
c, eine. Ledertasche, die er in einem Gürtel um den Leib
trägt; d, ein kleiner Gongong, auf welchen er mit einem Kauris
schlägt, um seine Anwesenheit erkennen zu geben.
Schrank 420. Dieser und der folgende Schrank ent-
halten Kleider, Schmucksachen u. s. w. der in dem nördlichen
Theile des Landes wohnenden Muhamedaner, welche hier. einen
wesentlichen Theil der Bevölkerung ausmachen: a, Kleid eines
wohlhabenden Muhamedaners und, b, dasjenige seiner Frau; €,
ein Schleier, welchen die Frauen gewöhnlich lose über den Kopf
oder um den Hals werfen; wenn sie sich öffentlich zeigen, sind
sie so dicht verschleiert, dass nur die Augen umbedeckt sind,
Schrank 4241. a, der gewöhnliche Ueberanzug und, b,
Inder. Nr. 421—423.
115
Turban sowie, €, ein Winterkleid eines Muhamedaners. Während
ler kalten Zeit tragen die Hindus ähnliche Jacken; dieselben
sind aber immer so eingerichtet, dass sie an der linken Seite
yebunden werden können; d, eine kurze Jacke, die von den
Frauen unter, e, der sogenannten Bazu oder Kurta getragen wird.
Nr. 422. a, eine vollständige Uniform und Bewaffnung
aines Peonen, d. i. eines eingeborenen Polizei- oder Zollsoldaten
im Dienste der vormaligen dänischen Regierung auf Tranquebar.
_ Der grösste Luxus hinsichtlich der Kleidung des Hindus sind seine
vielen, mitunter sehr werthvollen Schmucksachen, wovon die goldenen
and silbernen Schmucke in den folgenden Kasten jedoch nur einen
schwachen Beweis abgeben. Runsit Sing (das im Jahre 1839 ver-
storbene Oberhaupt der Sikhs) z. B. trug bei festlichen Veranlassungen
drei sehr kostbare Schmucke an jedem Arm, und in dem einen der-
selben war der bekannte grosse Diamant „Koh-i-nur“ (Lichtberg) ein-
yefasst, welcher später von den Engländern erobert und der Königin
Vietoria als Geschenk übersandt wurde.
Kasten 423. a, Amulette; b, ein Amulettenbehälter ;
c, der sogenannte „Tali“ der Heiden. Wenn der Brahmane
die üblichen Hochzeit-Ceremonien verrichtet hat, übergiebt er
den „Tali“ dem Bräutigam, welcher denselben um den Hals
der Braut bindet; diesem Schmuck wird übrigens von dem
Hindu eine so grosse Bedeutung beigelegt, dass die Missionäre
einen eigenen Tali, d, für die zum Christenthum übergetretenen
Hindus haben anschaffen müssen; €, zwei Portraits von „Ser-
forjee Maha, Rajah von Tanjur‘“, welche beide von inländischen
Künstlern gemalt sind; das eine im Jahr 1800, im 25sten
Lebensjahre, und das andere ungefähr 25 Jahre später; f, ein
Kopfschmuck, welchen die Frauen in dem südlichen Indien auf
dem Scheitel tragen; er wird im Haare festgebunden, in wel-
chem die Flechten, g, und die Schnur, h, ebenfalls befestigt
werden; i, einige ähnliche Schmucksachen, die von den Frauen
in Bengalen getragen werden. Ferner finden sich hier, k—z7,
einige kleinere, goldene Schmucksachen, von welchen besonders
hervorgehoben werden: k, ein Nasenschmuck ,. den die Frauen
in dem mittelsten, knorpeligen Theile der Nase tragen; I, ein
Nasenschmuck, welcher in einem kleinen Loch an der einen
Seite der Nase angebracht und mittelst einer Schraube be-
Fostigt wird; er wird getragen wie, m, der grosse Nasenschmuk,
welcher an der linken Seite der Nase angebracht und nur von
den Frauen getragen wird; mn, ein Satz Ohrenschmucke, der
abenfalls nur von den Frauen getragen wird; 0, zwei Ohren-
schmucke, welche gleichwie die Ohrringe, p, "ur von den Män-
nern getragen werden. Von den Halsschmuckgegenständen
zeichnet sich besonders die Kette, .y, durch vorzügliche Arbeit
E42
LLU
Inder. Nr. 423—428.
aus, und der Schmuck, z, ist. merkwürdig dadurch, dass er
dem obengenannten Rajah von Tanjur gehört hat.
Kasten 424. Silberne Schmucksachen, welche nur von
den Frauen getragen‘ werden; davon werden besonders hervor-
gehoben, h, Zehenringe von der Koromandelküste und, i, von
Bengaleu. _
Kasten 425 enthält ebenfalls Schmucksachen, nämlich:
a, zwei Handgelenkringe, die von den halberwachsenen Knaben
aus höheren Kasten getragen werden; .b, zwei breite Hand-
gelenkringe von durchbrochener Arbeit; €, verschiedene Hand-
gelenkschmucksachen und, d, Armringe; e, Knöchelschmuck;
f, Zehenringe und, g, Fingerringe. Die Kette, h, ist eine
ältere, ganz merkwürdige Arbeit.
Kasten 426. Besonders Kopf- und Ohrenschmucke:
a, ein Schmuck, der bereits unter Nr. 423 erwähnt worden
ist; unter diesem, auf dem Hinterkopfe, wird der Schmuck, b,
getragen; €, ein Kopfschmuck, der nur bei festlichen Veran-
lassungen getragen wird;- er ist aus dem Mark eines Baumes
verfertigt; d, ein Schmuck aus Insectenflügeln. ;
Kasten 427 enthält besonders Halsschmuckgegenstände
sowie, d, eine Schnur (Gunsi), welche die Frauen auf dem
blossen Körper um dem Leib tragen.
Kasten 428. Handgelenk- und Armringe, von welchen
zu bemerken sind: a, ein Schmuck, der über den Ellenbogen
getragen wird; b, ein Handgelenkring, den die Mutter des
Bräutigams der Braut schenkt, wenn sie zu seiner Familie nach
Hause geführt wird. Dieser Schmuck wird selbstverständlich
nur von verheiratheten Frauen getragen, nach deren Wohlstand
er entweder aus Gold, Silber oder Messing ist; e, ein Handgelenk-
schmuck, welcher einer der ältesten indischen Schmucksachen sein
soll; jetzt wird er meist nur von den niedrigsten Kasten getragen.
Ferner: d, ein Halsschmuck und, e, zwei Armschmucke, die
von den parsischen Frauen verfertigt und getragen werden.
Die nordwestliche Ecke von Bengalen, gegen Osten von Ganges-
flusse begrenzt, wird von den sogenannten Santhalen, ec. 3 Millionen,
die sich selbst für Indiens älteste Bowohner halten, bewohnt. Von
Hochasien nach Südindiens milden und fruchtbaren Thälern einge-
wandert, wohnten die Santhalen zuerst weiter gegen Westen, wurden
aber nach und nach von andern eingewanderten Stämmen -— beson-
ders von dem mächtigen Hinduvolk — von Ort zu Ort bis zu ihrer
jetzigen Heimath in der weniger fruchtbaren Gegend der Windhya-
berge gejagt, wo sie allmählich von der hohen Kultur ihrer Ahnen
in Armuth und vollständiges moralisches Verderben herabsanken.
Durchdrungen von einem brennenden Eifer für die Sache der
Mission, begannen im Jahre 1867 der Däne Hans Borresen und seine
Frau, sowie der Norweger Lars Skrefsrud ihre Missionsarbeit unter
diesem Volk. Unbekannt mit der Religion der Santhalen, ihrer
117
Inder. Nr. 428; A.
Sprache, ihren Sitten und Gebräuchen und dem Misstrauen der Heiden
yegen jeden Fremden ausgesetzt, mussten sie sich in den ersten
Jahren vielen Entbehrungen und Prüfungen unterwerfen; aber durch
eine seltene Energie und ‚einen unerschütterlichen‘ Glauben an den
endlichen Sieg der Missionsarbeit, gelang es ihnen im Laufe der Jahre
nicht allein das volle Vertrauen der Santhalen sondern auch das der
indischen Regierung zu gewinnen, SO dass sie, indem sie für die Aus-
breitung des Christenthumg arbeiteten, zugleich auch die communalen
und andere Interessen des Santhalvolks fördern konnten,
__ Nach einem im Schlusse des Jahres 1884 herausgegebenen Be-
ticht sind jetzt in Santhalistan ungefähr 950 Dörfer mit christlichen
Gemeinden, im Ganzen-c. 10,000 Erwachsene und Kinder.
—_ Schrank 428, A, enthält. nur Gegenstände von Santha-
listan; die meisten — besonders die Schmucksachen — wurden
ohne Aufforderung von den Eingeborenen, wenn sie zum Chri-
stenthum übergingen, den Missionären gegeben: ,
a, eine Axt, mit welcher die‘ heidnischen Santhalen das
Lamm, welches sie den Bonga’s (den bösen. Geistern) opfern, dass
diese ihnen nicht schaden sollen, schlachten; b, zwei Büffel-
hörner, mit welchen während des Opfers geblasen wird; €, ver-
schiedene Amulette, die, an dünnen Schnüren befestigt, als
Hals- und Armschmucke getragen werden; d, Ohrenschmucke;
e, Halsringe; f, Armringe; g, Elbogen- und, h, Handgelenk-
schmucksachen in verschiedenen Formen und Grössen; 1, einige
kleinere Ringe, die theils als Ohren-, +heils als Nasenschmuck
getragen werden. . k, Castagnetten und, 1, Zehenringe, an wel-
chen zwei Schellen angebracht sind und welche wahrscheinlich
von den Tänzerinnen auf dieselbe Art wie die Knöchelringe,
m, (vgl. Nr. 450, b und c) gebraucht werden; N, massiver, sehr
schwerer Knöchelschmuck und, ©, die zu diesen gehörigen
Knöchel- oder Fussspangen, sammt, p, einem kleinen eisernen
Behälter zum Aufbewahren von Russ oder Kienruss, womit die
Frauen ihre Augenbrauen färben. Ferner: q, zwei Schilde, r,
ein altes Schwert und, s, eine eiserne Speerspitze. Die Trom-
meln, t, sind aus Holz und gebranntem Thon und werden bei
den Tänzen der Santhalen gebraucht.
ce. Krieg, besonders Waffen, nebst Jagd, Fischerei und
Schifffahrt.
_ Wir haben oben gesehen, dass die Kshatria oder die Kriegerkaste
lie zweite von den vier grossen Kastenabtheilungen Indiens ist, und
lass von dieser Kaste gesagt wird, sie sei in die Sudrakaste herab-
zesunken. Gewiss ist es jedoch, dass der Kriegergeist, der Muth und
die Vaterlandsliebe, mit welcher die Mahratten,, Radjahputten und
Sikhen früher für ihre Uanhängigkeit kämpften, mit der Unterwerfung
and theilweisen Einverleibung dieser Nationen in die ungeheuren
Besitzungen der englisch - ostindischen Compagnie verschwunden zu
sein schienen: denn mit einigen wenigen Schiffen und einer Armee
118
Inder, Nr. 429 —435.
von 250,000 Mann, wovon‘ über 200,000 eigene Landeskinder waren.
beherrschte die ostindische Regierung ihre 156 Millionen Unterthanen,
bis der Fanatismus und vielleicht fremder Einfluss endlich die schlum-
mernden Kräfte weckten, so das man in den Jahren 1857—59 die
Hindus wieder kämpfen sah mit jenem ausdauernden Heldenmuthe
und jener wilden Grausamkeit, welche der Fanatismus immer hervor-
ruft, bis sie zuletzt der grösseren Taktik und den besseren Waffen
der englischen Armee erlagen.
Schrank 429. Bogen und Pfeile: a, von Lahore, b,
von Benares und, ce, von der Koromandelküste.
Schrank 430. a, einige ältere Gewehre, die durch
ihre ungewöhnliche Länge bemerkenswerth sind; b, ein kleines
Bajonett, zum Gewehr al gehörend; e, zwei sehr kleine Gewehre,
von denen das eine, € 1, vorzüglich gearbeitet ist; d, einige
aus Elfenbein geschnittene Pulverhörner; e, eine kleine Kugel-
tasche; f, zwei sehr schön ausgestattete und, g, einige einfa-
chere Waffen von Nepal.
Schrank 4341. Von den in diesem Schranke ange-
brachten Waffen sind die bemerkenswerthesten: a, eine Lunten-
büchse, b, ein Pulverhorn und, e, ein lederner Gürtel mit drei
Kugelbeuteln; diese Gegenstände sind ein . Theil von „the
young Sikhguards“ Armatur und wurden von einem dänischen
Öfficier in der engllsch-ostindischen Armee in der Schlacht zwi-
schen den Britten und Sikhs bei Sabraon 1846 erobert; d,
einige Schwerter, die gleichfalls alle von den Sikhs herrühren;
das eine, d 1, wurde auch in der Schlacht bei Sabraon erobert;
e, zwei Streitäxte; f, eine Armschiene; g, etliche Messer und
Dolche, von welchen einige, g 1, ursprünglich persisch sind.
Nr. 432. Lanzen und Partisanen oder Spiesse, welche
von den Bedienten (Peonen), die des Nachts in den Dörfern
Wache halten, gebraucht werden; ferner einige Spiesse und
Lanzen nebst Bogen und Pfeilen von Ceylon.
Nr. 433. Einige Waffen und Geräthschaften, welche die
Hindus bei ihren Behendigkeits- oder Kraftübungen benutzen.
Schrank 434. ‚Gegenstände, welche auf Jagd, Fi-
scherei und Schifffahrt Bezug haben, nämlich: a, Darstellung
eines Fischers und, b, seiner Frau; ec, ein Fischerboot; d,
Angelschnüre; e, ein Fischkorb; f, Vogelfallen; g, Modell eines
Bootes von Ceylon. Unter der Decke in diesem und dem an-
stossenden Zimmer sind zwei Fischernetze angebracht.
d. Haus, nämlich Haushaltungs-, Ackerbau- und Handwerks-
gerähte nebst Sachen, die zum Vergnügen und zur Zerstreuung
. dienen.
Nr. 435. Modell des ‚Hauses eines reichen Hindu auf
der Malabarküste.
Inder. Nr. 436-441.
119
Schrank 436. a—e, fünf. kleine Figuren, welche,
Zleichwie die meisten derartigen Figuren in dieser Abtheilung,
in Bengalen modellirt sind, nämlich: a, ein Haushofmeister ;
b, ein Bedienter, welcher die Dienste eines Stubenmädchens
Verrichtet; €, ein beim Tische aufwartender Diener; d, ein
Koch und,.e, ein Bedienter, der vor und nach den Mahlzeiten
das Aufwaschen besorgt und die ‚übrige Zeit des Tages in der
Küche zur Hand geht. Ferner sind hier verschiedene Gegen-
Stände zum Küchengebrauche angebracht.
Nr. 433. Zwei „Carri-Steine“ mit Läufern.
— Schrank 438. 1) Gegenstände, a—f, welche von dem
Hindu bei den Mahlzeiten und täglichen Reinigungen benutzt
Werden; 2) Einige kupferne Geschirre, g-—i, die nur von den
Vuhamedanern benutzt werden. Ferner befinden sich hier, zu
ünterst im Schranke, einige Nähkörbe, Spiegel, Kämme und andere
Toiletsachen, die nur von den Hindufrauen benutzt werden.
Nr. 439. Einige zum Theil sehr gr0SSe Fächer oder
Handpunkas ; sie bestehen vorzugsweise 2US Palmenblättern,
deren Stiel den Schaft oder Griff bildet.
Durch den grossen Schwing-Punka, welcher unter der Decke an-
gebracht und von Aussen durch eine Schnur in Bewegung gesetzt
wird, sowie durch den Handpunka, der von einem Diener geführt
wird, verschafft sich der reiche Hindu und der Europäer, besonders
während der Mahlzeiten , eine angenehme Kühlung bei der oft
anerträglichen Hitze.
Nr. 440. Ein sehr grosser Fächer oder Handpunka,
der ebenfalls aus einem einzigen Palmenblatte gefertigt ist.
— Schrank 4441. 1) Modelle von verschiedenen Transport-
mitteln, nebst einigen in Bengalen modellirten Figuren, welche
Bediente und andere Personen sowie darauf bezügliche Gegen-
stände darstellen; besonders werden horvorgehoben: a, Modelle
von Palankinen oder Tragsesseln und, b, von Palankinwagen,
Wie sie gewöhnlich auf Reisen gebraucht werden; ©, ein Mann,
der Futter schneidet und es den Pferden bringt; d, ein SO-
genannter Pferdeknecht und, e, ein Herrschaftskutscher.
2) Figuren und Gruppen, besonders von Landleuten, sowie
Modelle von Ackerbaugeräthschaften m. m.: f, ein Feldarbeiter
und, g, seine Frau; h, ein Grabengräber und, i, seine Frau;
k, drei Feldarbeiter, welche pflügen und das Reisfeld eggen;
l ein sogenannter Indigoarbeiter; m, ein Bursche einen gewöhn-
lichen Bambuswagen fahrend, auf welchem der Reis vom Felde
us Haus gebracht wird; n, ein Palmsaft-Abzapfer und, 0, seine
Frau; p, ein Band, mit welchem er die Füsse zusammenhält,
wenn er in die Palmenbäume hinaufklettert. In der Tasche,
Q, die er auf dem Rücken trägt, bewahrt er sein Messer, Tr,
120
Inder. Nr, 441—448.
und andere Geräthschaften auf; s, Modell einer Oelmühle und,
t, Modell einer Bewässerungsmaschine.
Nr. 442. Unter dieser Nr. sind Ackerbaugeräthe und
dergleichen angebracht.
Nr. 443. Darstellung von Handwerkern in ihrer ver-
schiedenartigen Wirksamkeit sowie Handwerksgeräthschaften: a,
ein Schneider; b, ein Schuhmacher und, e—f, dessen Werkzeug;
g, ein Tischler sowie, h, sein Hobel und Bohrer nebst dazu
gehörigem Bogen; i, ein Mann, der Mauersteine formt; k, des
Maurers Kelle und Richtholz. Ferner Goldschmiedewerkzeug,
bestehend aus: 1, einem Amboss, m, einem Vorhammer und
zwei kleineren Hämmern sowie, m, Zangen, 0, Meissel und
Grabstichel
Nr. 443, A. Eine Schmiede; der Meister sitzt im Vorder-
grunde links und sein erster Gehülfe rechts.
Nr. 444. Eine Drechslerbank, bemerkenswerth ihrer
einfachen Construction halber.
Schrank 445. a, Darstellung eines Webers und seiner
Frau; b, ein Weber, der Garn haspelt; e, ein Mann, welcher
Baumwolle reinigt, und, d, eine Frau aus der Brahmanenkaste,
die Baumwolle pflückt; e, ein Webstuhl nebst folgenden Ge-
räthschaften: f, Schiessspulen aus Bambus, Horn und Eisen
sowie, g, einige Handspulen. Ferner: Garnwinden, h, von der
Koromandelküste und, i, von Bengalen.
Nr. 446. Ein hübsch ausgeschnittener Spulrocken.
Schrank 447 enthält verschiedene Gegenstände ‚aus
Gold und Silber sowie lackirte, ausgeschnittene und eingelegte
Arbeiten. aus Sandelholz, Elfenbein u. s. W., welche sämmtlich
von einer eigenthümlichen und ausgezeichneten Handwerker-
fortigkeit zeugen.
Nr. 447, A. Ein Marktplatz in der Nähe der Eisen-
bahnstation Puceculoe, ce. 12 Meilen nordöstlich von Calcutta.
Schrank 448, Gegenstände, die sich auf Tabaksrauchen
und den Genuss von Betel beziehen. Hinsichtlich der Tabaks-
pfeifen wird auf den sehr prachtvollen 'Hukah, a, der dem
Nabob von Lucknow gehört hat, und — als Gegensatz zu
dessen Eleganz — auf, b, die ganz einfache Pfeife des Parias,
aufmerksam gemacht. Ganz unten im Schranke sind Taschen,
Schachteln, Metallgefässe, Schüsseln und Messer zu Betel an-
gebracht; letzterer wird zubereitet aus: e, getrockneten Betel-
blättern, f, Kalk, g, Tabaksblättern und, h, Arekanüssen, die
in. ganz kleine Scheiben, if, geschnitten werden mittelst des
Messers, k. Diese Ingredienzen werden entweder in besonderen
Gefässen, I, aufbewahrt oder werden zubereitet getragen in, m,
Taschen, Schachteln, Futteralen u. s. w.
Inder. Nr. 449—453,
121
Schrank 449. Dieser und der folgende Schrank ent-
halten musikalische Instrumente: 8, zwei sogenannte „Sarempas“ ;
b, zwei „Sittars“; sie werden besonders von den Muhamedanern
zur Begleitung benutzt und mit dem -Mittelfinger gespielt, der
zu diesem Behufe mit einem Stahlring versehen wird; ©, zwei
Violinen mit Bogen; d, ein viersaitiges Instrument (Tambura).
Bin vollständiges Accompagnement zu den hindustanischen Ge-
sängen besteht aus einem Tambura, zwei Trommeln und zwei
Violinen.
Schrank 450. a, ein Paar Becken; b, Castagnetten
der Bajaderen; €, ein Dudelsack; d, ein Blashorn aus Messing;
e, Knöchelbänder, welche von den Bajaderen als eine Art
Schellen getragen werden; f, eine Schlangenbeschwörerflöte ;
(f 1 ist eine Darstellung eines Schlangenbeschwörers).
Kasten 451. a, ein altes Schachspiel; b, zwei Schach-
spiele, welche von den niedrigen Kasten benutzt werden; ©,
verschiedene Spielkarten. "'
„Kasten 452. a, einige ältere Spielkarten sowie, b,
Zwei Passaspiele mit, c, sechzehn dazu gehörenden Passas und
drei Pasti oder anstatt derselben, d, zwei Würfel mit dem dazh
yehörenden Beeher.
N. Perser.
Persien,
_ Dieses einst so mächtige Reich besteht jetzt nur aus Iran, das
ainen Flächenraum von c. 30,480 [©] Meilen mit einer Bevölkerung
von 5—-6 Millionen umfasst. Die turkomanische Dynastie nebst
dem Volke gleichen Stammes haben die Herrschaft; aber die über-
wiegende Anzahl sind Tadschiken oder Neuperser, die als ein schönes,
starkes und gastfreies Volk geschildert werden. Die herrschende Re-
ligion ist der Muhamedanismus. |
Der Muhamedanismus theilt sich wie bekannt in zwei grosse
Mauptsckten: 1) Sunniten oder die orthodoxen Muhamedaner, welche
die drei ersten Kalifen, Abubekr, Omar und Osman, als Muhameds
rechtmässige Nachfolger anerkennen. Diese Sekte ist die ‚verbreiteste
und umfasst die muhamedanischen Bewohner der Tartarei, Arabiens,
der Türkei und Afrikas; 2) Schiiten, die nur den vierten Kalif, Ali,
'Muhameds Schwiegersohn) als ihren rechten Glaubenslehrer (Imam)
anerkennen. Zu dieser kleineren Sekte bekennen sich die obener-
wähnten Tadschiken oder Neuperser,
Kasten 453. Abbildung der Merkwürdigkeiten der
Gräber der schlitischen Imams (Ali und sem Sohn Hussein).
Eine Erklärung der Bedeutung der verschiedenen Figuren ist
beigefügt.
1292
Perser, Nr. 454—457.
Kasten 454. a, einige runde und eckige Tafeln von der
heiligen Erde des Grabes Hussein; wenn die Schiiten ihr Gebet
verrichten, legen sie eine solche Tafel auf die Erde, berühren sie
mit der Stirn und sehen dann das Gebet als ebenso kräftig an,
als wenn es am Grabe selbst verrichtet wäre ; b, zwei Amulette;
c, einige Perlenschnüre, welche aus der obenerwähnten Art Erde
sein sollen; d, ein Koran, welcher hinsichtlich der persichen
Schreibkunst mit einer besonderen Sorgfalt und Eleganz aus-
gestattet ist; er hat dem mächtigen Premierminister Hadjı
Mirza Aghassi gehört, der im Jahre 1848 bei Shah Muhameds
Tod nach Kerbelah verwiesen wurde.
Schrank 455. a, Portrait des Nadir Shah, Eroberer
von Delhi; b, einige in China modellirte Figuren, welche Por-
traits von zwei persischen Kaufleuten und ihren Frauen sein
sollen; e, ein langer Schleier oder ein Tuch, auf welches Alis
Hand mit rother Farbe gedruckt ist,
Schrank 456 enthält hauptsächlich Waffen, von denen
mehrere sehr selten und kostbar sind: a, ein altes, sehr kost-
bares Schwert; bh, einige ältere Säbel und Degen, die beinahe
alle auf eine eigenthümliche persische Weise mit Jade, worin
Blumenschlingen von Gold und kleinen Rubinen eingelegt,
verziert sind; €, einige in Jade gearbeitete Bruchstücke von
dem Griff und der Scheide eines Schwertes; d, vier Dolche
von älterer persischen Form; e, einige zum Theil ältere
Dolche und Messer, welche jedoch alle die jetzt gebräuchliche
Form haben; besonders wird hervorgehoben @ 1, der eine
vorzüglich damascirte Klinge hat und als die beste Waffe,
welche das Museum von dieser Art besitzt, angesehen werden
muss, sowie der schöne und kostbare Dolch e 2; der Griff ist
mit eingelegten Ornamenten aus Gold und Türkisen verziert,
und in die goldene Scheide sind Rubinen, Türkise und echte
Perlen eingesetzt.
Schrank 457. a, eine in Elfenbein ausgeschnittene
Vase mit Deckel, welche für eine ältere persische Arbeit ge-
halten wird; b, eine Schale aus Nephrit mit eingelegten Orna-
menten aus Gold und Edelsteinen in dem älteren persischen
Styl; ce, einige Tabakspfeifen, von welchen die zwei, © 1, die
ältere Form haben; aus der grösseren Pfeife, dem sogenannte
Kalian, rauchen die Perser am häufigsten, d, Haschych, den
sie mit Tabak vermischen, der auf diese Weise eine berau-
Sschende Wirkung hat. Die über den Schränken ange-
brachten. Köcher mit Bogen, Pfeilen u, 8. Ww; sind theils per-
sische und theils persisch-tatarische.
Tataren und Türken. Nr. 458—460,
1238
O0. Tataren und Türken.
Die freie Tatarei oder Turkestan
umfasst einen Flächenraum von €. 35,000 [] Meilen mit ungefähr
6 Millionen Tataren, Tadschiken, Araber u, s. w, Die Tataren sind
das herrschende Volk und stehen unter eigenen Chans, von welchen
jedoch mehrere von dem Grosschan von Bukhara abhängig sind, wo-
hingegen die turkomanischen und. kirgisischen Nomadenhorden theils
von Aksugalen oder Aeltesten und theils von Erb-Mursen oder Fürsten
regiert werden.
= Nr. 458. Darstellung eines Tatarchans oder Fürsten;
seine Rüstung und Waffen sind theilweise älter und zeugen
von überwiegend persischem Einfluss.
Schrank 459. a, zwei tatarische Ringpanzer mit,
b, den dazu gehörenden Ringkragen; c, eine Patronentasche.
Die übrigen .Waffen in diesem Schranke sind ursprünglich
russisch, Sie kommen am häufigsten unter dem Namen von
tscherkessischen , tatarischen und persischen vor, was davon
herrührt, dass sie nebst vielen anderen russischen Industrie-
gegenständen, die in Uebereinstimmung mit dem ‚Geschmack
und der Neigung der verschiedenen Volksstämme gearbeitet
und ausgestattet, als ein Handelsartikel nach dem asiatischen
Russland versandt werden, so weit, als Russlands Macht und
Handelsverbindungen reichen.
Im weiteren Sinne umfasst das Türkenvolk — namentlich in
sprachlicher und zum Theil in religiöser Beziehung — sowohl die
obengenannten Tataren als auch sehr viele andere Stämme, die
unter sehr abweichenden localen Verhältnissen und Bedingungen und
mit sehr verschiedener Bildung über ungeheure Strecken in dem
Innern Asiens und zum Theil in Europa und Afrika verbreitet sind,
Der mächtigste und civilisirteste von diesen Stämmen, welche wir in
dem Folgenden näher erwähnen werden, sind indessen die Osmanen,
das herrschende Volk in
der Türkei oder dem osmanischen Reiche. ;
. Mit den tributpflichtigen Ländern umfassen die ausgedehnten Be-
sitzungen dieses Reiches in Europa, Asien und Afrika einem Flächen-
raum von ec. 100,000 [1] Meilen mit einer Bevölkerung von gegen
47 Millionen, welche aus versehiedenen Volksstämmen bestehen. Als
das herrschende Volk sind die Osmanen über das ganze Reich ver-
breitet, insonderheit als Beamte, Soldaten und Hirten, nicht aber als
Ackerbauer; sie sind fanatische Sunniten, und ihre Anzahl wird zu
12—13 Millionen angegeben. .
Kasten 460. u, ein Blatt aus einem Koran, der von
dem Kalifen Omar (?) geschrieben sein soll; b, einige Rosen-
kränze oder heilige Schnüre; e, eine kleine Tasche, in welcher
der Koran getragen wird; d, türkische Schreibzeuge, die im
124
Türken. Nr. 460—4638,
Gürtel getragen werden mit, e,.den dazu gehörenden Federn:
f, Federmesser und, g, Lineale; h, Siegelringe aus Silber und
Carneol; ji, einige Steine mit türkischen Inschriften; die meisten
derselben sind zum Abdrucken bestimmt; k, einige silberne
und kupferne Münzen.
Kasten 461. Geschriebene und gedruckte Sachen,
nämlich: a, ein türkisches Abcebuch; b, ein Kalender aus dem
Jahr 1180 nach der Hedschra (1766); ec, ein Kalender, der
1192 nach der Hedschra (1778) ausgearbeitet und auf 85
Mondjahre, nämlich bis zum Jahre 1277 (1860), berechnet -ist;
d, ein kaiserlicher Firman, welcher mit dem sogenannten Tughra
oder des Sultans Namenschiffre anfängt; e, ein Firman, von
dem Keiser Selim IIT ausgestellt.
Schrank 462. a, Darstellung einer türkischen Prin-
zessin in ihrem reichen, eleganten Prachtkleide. Bekanntlich
leben, besonders die reichen und vornehmen türkischen Frauen
von ihrem neunten oder zehnten. Jahre ausschliesslich unter
ihrem eigenen Geschlechte im Harem und zeigen sich nie ohne
Schleier vor fremden Männern. Sie verleben die Zeit in
Müssiggang und Langeweile unter Tabaksrauchen, Geschichten-
erzählen u. s. W.; ihre einzige nützliche Beschäftigung ist Pan-
toffeln oder Schuhe und dergl. zu sticken. Wir sehen hier:
b, wie selbst die armen, türkischen Frauen verschleiert sind,
wenn sie sich öffentlich zeigen, gleichwie sich hier auch finden:
€, zwei Darstellungen der Harems der reichen und vornehmen
Türken; d, einige Schuhe und Pantoffeln, die von den Frauen
des Harems. gestickt sind.
Ferner sind hier angebracht mehrere colorirte Zeichnungen,
welche vorstellen: e, Grosssultan Mahmud II, welcher 1808—
1839 regierte; f, einen Grossvezier oder ersten Minister; g,
Capudan Pascha oder den Grossadmiral; h, den Grossmufti,
Oberhaupt der türkischen Geistlichen und Rechtsgelehrten ;
i, Kislar-Aga, Chef der Eunuchen; k, den Cabinetssecretair
des. Grosssultans; I, seinen Briefträger; m, seinen Barbier, n,
seinen Turbanträger; 0, seinen Waffenträger und endlich, p,
seinen Sarg.
Schrank 463. a, ein aus Seide schön gewebter
Gürtel, der von den reichen und vornehmen türkischen Frauen
getragen wird; b, ein seidenes Tuch, als Turban getragen;
c; zwei seidene Tücher, in Algier gewebt; d, eine reich ge-
stickte Mütze oder ein Fez aus rothem Tuche; e, ein Paar
Öhrenschmucke; f, einige Halsschmucke; der eine, f 1, ist
aus Wwohlriechenden Perlen; g, zwei Handgelenk- und einige
andere Schmuckgegenstände,. die aus yergoldeten Silbermünzen
gebildet sind; d. zwei Handgelenkschmucke aus Obstkernen
Türken. Nr. 463—472,
125
auf eine rothe Seidenschnur gezogen. Ferner finden sich hier
einige Fächer, mehrere mit Gold und Seide gestickte Taschen
und Geldbeutel sowie einige Schuhe und Pantoffeln, wie sie in den
Harems von den Frauen zum eigenen Gebrauch verfertigt werden.
Schrank 464. Kleid eines wohlhabenden Türken.
Schrank 465. Gewöhnliche Kleidung eines Lastträgers.
Nr. 466. Mehrere Waffen, nämlich Gewehre, Streit-
äxte und Streitkeulen sowie Commandostäbe, eine Standarte,
zwei Schilde m. m., welche seiner Zeit an das Museum ab-
gegeben sind als die Trophäen Cort Adelers, die er 1654 in
venetianischem Dienste, bei der Insel Tenedos, von dem türki-
schen Admiral Ibrahim Pascha eroberte, den er auch mit
eigener Hand tödtete. Am merkwürdigsten sind: a@, Ibrahim
Paschas Schwert, b, ein Stilet, das Cort Adeler selbst Ibrahim
Pascha entwunden haben soll, und, €, ein Schnupftuch, das
der Pascha auf seiner Brust trug, und das für ihn von seiner
Gemahlin, des Grosssultans Schwester, gestickt sein soll.
Nr. 46%. Ein türkischer Rossschweif oder sogenannter
„Tok“ sowie einige ältere Spiesse oder Lanzen.
Nr. 468. Ein Soldat der von Selim III am Schlusse
des vorigen Jahrhunderts errichteten neuen Truppen oder
„Seymens‘“, welche auf europäische Weise eingeübt wurden,
zunächst um ein Gegengewicht gegen die übermüthigen und
aufrührerischen Janitscharen herzustellen, was jedoch gänzlich
misslang und Selim das Leben kostete. .
Nr. 469. Ein Janitscharen-Officier, der sogenannte Usta
9: Meister oder Oberkoch.
Nr. 470. Ein Janitscharen-Officier (Saka oder Wasser-
träger) dargestellt als fungirender Polizei-Beamter. In Friedens-
zeit bildeten die Janitscharen nämlich ein Polizeicorps, und die
Gemeinen waren dann nur mit einem Stock oder einer Keule
bewaffnet.
Schrank 471. Kopfbedeckung, a, eines Janitscharen-
Officiers und, b, eines gemeinen Janitscharen; in ersterer wurde
ein grosser Federbusch, und in der letzteren, €, zwei hölzerne
Löffel getragen; d, eine ältere Eisen- oder Stählhaube nebst,
6, einigen Brustplatten zu älteren türkischen Rüstungen; f,
eine Armschiene und, g, ein Streithandschuh; h, ein mit einer
Glocke, h 1, versehenes. eisernes Halsband, welches die Türken
früher ihren Kriegsgefangenen anlegten.
Schrank 472. In diesem Schranke ist eine Sammlung
von schönen und vorzüglichen Waffen angebracht, besonders
Säbel, Dolche und Jatagans, derer Klingen beinahe alle vor-
züglich damascirt und demzufolge zum Theil selten und kost-
bar sind. Ferner: a, ein lederner Gürtel, in welchem eine
2
u
Türken. Nr. 472—478.
Pulverflasche und ein Kugelbeutel angebracht sind, sowie, b,
ein Säbelgürtel, welcher oberhalb des letztgenanten getragen
wird; beide sind für einen türkischen Infanteristen.
Nr. 473. Einige kostbare Reitzeuge; die zwei, A und
B, sind Geschenke von Tunis; das weniger elegante, (0, ist
seiner Zeit von dem Vicekönig von Aegypten, Mehemed AM,
dem damaligen dänischen Consul in Alexandrien geschenkt.
worden; die Steigbügel. sind aus vergoldetem Eisen und werden
zugleich als Sporen benutzt; BD, ein neueres Reitzeug; ‘es hat
dem König Frederik VII gehört und wurde dem Museum mit.
dem grössten Theil seiner vorzüglichen Waffensammlüng nach
seinem Tode geschenkt.
Nr. 474. Ein Kameel-Sattel sowie, a, ein Kopfgestell
mit Gebiss für das Kameel; b, Blashorn eines Kameeltreibers.
. Schrank 475. a, einige Thongeschirre, in welchen
die älteren griechischen Formen sich theilweise bewahrt haben;
b, einige vorzüglich gearbeitete, ältere metallene Gefässe mit
arabischen Inschriften; ec, zwei Lampen; d, ein Leuchter; e,
eine Kaffeemühle; f, eine Kaffeekanne; g, eine Kaffeetasse mit,
h, dem dazu gehörigen Fussstück oder Becher, Sarf genannt;
i, ein aus Schildpatt gearbeiteter ‘Löffel ;. ferner: k, Proben von
einigen theilweise mit Gold ‚eingewirkten Seidenzeugen von
Damaskus und Brussa. ;
Nr, 476. Sachen, die zum Tabaksrauchen gebraucht
werden. Die merkwürdigste von den Pfeifen ist, a, der soge-
nannte Nargile, welcher für drei Personen eingerichtet ist.
Nr. 476, A. Ein silberner Kopfschmuck („Tantour“)
mit daran befestigtem Schleier, wie er früher von den VOor-
nehmen maronitischen - und drusischen Frauen getragen wurde;
der hier angebrachte soll einer drusischen Prinzessin gehört
haben. Die Photographien zeigen: a, wie die drusischen Frauen
früher den Schleier trugen, und, b, wie sie ihn jetzt tragen.
P. - Araber, Berber und Kahylen.
Arabien.
‚ Diese 48,260 0] Meilen grosse Halbinsel hat nur eine Bevölkerung
von höchstens 10—12 Millionen. Die Araber theilen sich in 1) Be-
duinen (Bedauvi, Nomaden, und Maedi, Halbnomaden), die in Stämmen
anter eigenen Öberhäuptern, Scheichs, leben; 2) Fellahs, Ackerbauer,
und 3) Hadhesien, die eigentlichen Stadtbewohner. Im Allgemeinen
sind sie sunnitische Muhamedaner, doch finden sich hier mehrere
Sekten, von welchen die Wahabiten die zahlreichste ist.
Nr. 477. a, ein älteres, ursprünglich sehr prachtvolles
Reitzeug. 4
Schrank 478. a. einige Rosenkränze, zum Theil aus
Araber und Berber, Nr. 478—479,
Mekka; b, ein langes Stück Baumwollenzeug, wel
Araber entweder um den Kopf binden oder über die
werfen; €, ein älterer Gürtel mit einem Messer, „Ja
genannt; d, ein Dolch, merkwürdig durch den auf der Scı
angebrachten Beschlag, der in dem älteren arabischen S
ausgeführt ist; e, zwei Räucherfässer; f, einige Schuhe und
g, Badesandalen aus Holz.
Afrika,
Aegypten,
Die eingewanderten Araber machen den wesentlichsten Theil der
Bevölkerung in Aegypten aus, wo sie gleichwie in ihrer ursprünglichen
Heimath in Beduinen, Fellahs und Hadhesien eingetheilt werden. .
h, ein Amulet und, i, zwei kleine Amuletbehälter; k, ein
Halsschmuck ; ], ein Paar Ledersandalen; m, eine Violine mit
Bogen, K6mengi genannt; mn, ein Tamburin; 0, eine Takabs-
Pfeife, die nur von der Mittelklasse und den Armen benutzt
wird; p, ein in Aegypten gewöhnlicher Tabak, „Tombac‘“ ge-
nannt, der aus Persien kommt und häufig mit, q, Haschysch
vermischt wird und dann eine sehr berauschende Wirkung hat;
Fr, eine Würlzel der Salvadora Persica, welche ausgeklopft und
als Zahnbürste benutzt wird; s, .ein Wasserkühler nebst, {,
dem Bruchstücke eines sehr grossen thönernen Gefässes; u,
ein Kaffee-Beutel; v, Kaffeetassen mit, x, Bechern oder Fuss-
stücken, in welche sie gestellt werden. Die zwei kleinen
Tassen, y, mit den zu ihnen gehörenden, sehr kostbaren Fuss-
stücken sind seiner Zeit als ein Geschenk von dem Kaiser von
Marokko an den König Frederik VI von Dänemark gesandt.
Die Berberei.
Im weitesten Sinne umfasst die Berberei Tripolis, Tunis, Algier
und Marokko oder ganz Nordafrika von dem atlantischen Meere bis
zu den Ufern des Nils, gegen Süden von der Wüste Sahara begränzt,
eine Landstrecke von über 35,000 [] Meilen. Die Bevölkerung be-
steht besonders aus Berbern, Arabern und Mauren. Die Stämme,
welche für Nachkommen der ältesten Bewohner Afrikas gehalten
werden, leben theilweise als unabhängige Bergbewohner von Vieh-
Zucht und Ackerbau. (In Tripolis werden die Berber Ademsen, in
Tunis Zuaven, in Algier Kabailen oder Kabylen und in Marokko
Amazirgen genannt; auch nimmt man an, dass die in der Wüste
Sahara wohnenden Tuariks von den Berbern stammen). Die Mauren,
Cine Mischung des alten maurischen Volksstammes und der später
Singewanderten Araber, bilden die eigentliche Städtebevölkerung der
Berberei; die folgenden Gegenstände rühren von den genannten Volks-
Stämmen her, zeugen aber doch beinahe alle von einem sehr bedeu-
tenden arabischen Einfluss, a
Kasten 479. a, drei Dintenfässer‘ mit dazu gehö6-
renden, b, Federn: €, eine schwarze Masse, die in Wasser auf-
26 derber (Kabylen und Tuariks) Nr. 479—483.
Sn Vordas(q als Dinte gebraucht wird; d, ein älterer, algierscher
wird: + für ein dänisches Schiff; aus diesem Pass schnitt man
’,F, 6, ein Stück von einer bestimmten Form aus, damit
B afrikanischen -Corsaren,. welche nicht Dänisch lesen konnten,
ze Arch Vergleichung eines solchen Stückes mit dem Pass sich
“on der Echtheit desselben überzeugen konnten.
Kasten 480 enthält besonders Amnlette und silberne
Schmuckgegenstände: a, Amulette und, bh, Amuletbehälter ;: €,
Halsschmuck, d, OÖhrenschmuck, besonderer Aufmerksamkeit
werth sind die zwei grossen, d 1, welche aus mehreren arabi-
schen Münzen bestehen und mittelst einer Kette verbunden
sind, die an dem Kopfe angebracht wird, um‘ auf solche Weise
las Gewicht der Schmuckgegenstände zu erleichtern; e, Hand-
gelenkringe; f, Fingerringe; g, verschiedene Schnallen ; h,
falsche französische Münzen, vom den Kabylen verfertigt.
Schrank 481. a, ein Amulet; b, ein Licht, das bei
den maurischen Hochzeiten benutzt wird; €, eine maurische
Violine mit Bogen und, d, eine Trommel; e, die sogenannten
Flishaen der Kabylen; f, Pistolenhalfter; g, Patronentaschen;
h, Kugelbeutel; #, drei Pulverhörner und, k, ein Pulvermass;
l, ein Paar Reiterstiefel; m, maurische Sporen. Ferner finden
sich hier: n, vier schmale Handgelenkringe aus. Holz und, 0,
zwei. sehr breite aus legiertem Silber; p, zwei kleine Rasir-
messer; q, ein hölzerner Stempel, der als Brodmarke benutzt
wird; r, drei kleine Bambus-Futterale für Schnupftabak; s, Ta-
bakspfeifen; t, Tabak; u, Haschysch; v, eine kleine Zange, die
zum Kohlenhalten beim Tabaksrauchen benutzt wird; x, einige
zleine Schwerter und Dolche, die sämmtlich, gleichwie das
«leine Schild, y, von Marokke sind.
Nr. 482. a, zwei Reisetaschen; die eine, a 1, ist für
einen maurischen Prinzen; b, ein Paar Pistolenhalfter und,
ec, eine Schiesstasche.
Schrank 483. Ausser, a, einigen maurischen Thon-
gefässen nebst, b, einem Räuchergefäss, ce, einem Kissen und
d, einem Schlosse aus. Holz mit dazu gehörendem Schlüssel,
enthält dieser Schrank einige Waffen sowie Schmuckgegen-
stände und Werkzeuge von den in dem westlichen Theil der
Sahara Wüste wohnenden wilden und kriegerischen Tuariks,
die Muhamedaner sind und sich in viele Stämme unter eigenen
Öberhäuptern oder Scheichs theilen.
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