u
X A Mt.
„nr jr Gr
„4 Pa PEN
* "bb Be? A
ı % 0
x A .
* a ze
Ha
a
5 wt
et Ka
N
LO ua“
Er
“
SS
rn CheMSHeHSHEHSHCHSNCHSNCHSECHINS
©
CC
5
©
‚„&
28
3
of
©
>
8
38
aG
SE
!
D
©
vr
E
a
A
A
OF
68
‚£
>
OL
>
ES
5
5
AH ZA
4
„rc
RS ECHO HSHD HORDE
L
wi
E
ji
0
IL
Sr
O6
3
©
cc
36
KR
QUELLEN UND
FORSCHUNGEN
ZUR DEUTSCHEN
VOLKSKUNDE
CR
BAND VII
nn
MM
A
vr
©)
A
a.
RR
X
VD
X
Or.
kr
Con
Ü
BD.
'G
nd
a
©
rd:
F,
ne
ae
I
6
9
}
©
€
58
2 x
©
\D
%
n
9
_
w
a]
f
(x
Er
Pa
Vin
4)
fa
1
Y
(®
PM,
%
6
SCHOTTKYS VOLKS-
LIEDERNACHLASS-
TEN SAICREN
BLUMML. OD
Ta
DD
m
Sa
*
in
La
X
AB
f*
%j
a
ff
ff
{%;
1
nl
MD
;
f,
I
fü
A
x wu
7 TH .
w a \
A . KO
KB AMT
CO ge N" .f
WA ES
A fl
Se 7 x
Ad EB
<> A?
Ca
Ley
‚U
>
17
C
Co
>
f..
fe)
AT
#
®
fü:
7 3
er
&
an
PäA
KK}
f-
&
BD
VERLAG DT RUD' LUDWIG
WIEN
\S\
fr
C
#_
K-
fd.
te
EEE BSH BCH EUCH EC
iS
5
DO
P_
4
Vi
ei 4—£d4t
SCHOTTKYS
VOLKSLIEDERNACHLASS
Il. TEXTE
HERAUSGEGEBEN VON
EMIL KARL BLÜMML
A
it
PM
#” %
An X
& nk Zr ü : £
+ A a" Lara
hs Va a 2 A444 Ya
X A ut Rn bw
X a 3 aa Fan 2
Kor ET Ba
‚U 4 4
A DA KA
De 1
A „6 ef
a 5A
Da
a
ALLE RECHTE
VORBEHALTEN
VERLAG D* RUD. LUDWIG
WIEN 1912
a
N
a a,
SO
„TR A
?
Du A
. X A
AN: N
AUS
Ta
kin,
E
u
A
LM
A
bes
WO
eh
*
—
|
A
Ks
Vorwort.
Als Julius Maximilian Schottky und Franz Ziska im Jahre
1819 ihre gemeinsam gesammelten „Österreichischen Volkslieder“
in Pest bei A. Hartleben herausgaben, da kündeten sie im Nach-
wort hoffnungsfreudig an, daß ein zweiter Band in Kürze folgen
werde, welcher die Lieder aus Oberösterreich, Salzburg, Tirol
und dem südlichen Bayern enthalten wird. Dieser zweite Band
Srschien jedoch nie, obwohl beide genügend Material nicht nur
aus den oben angeführten Gegenden, sondern auch aus Nieder-
Österreich aufgebracht hatten. Vielleicht war der mangelnde buch-
händlerische Erfolg oder Schottkys Abreise von Wien und sein
Späteres unstetes Leben daran schuld, daß der Plan nicht zur
Ausführung kam. Schottky hatte den aufgesammelten Stoff mit
Sich in die weite Welt genommen und als eine zweite Auflage
der „Österreichischen Volkslieder“. 1844 notwendig war, da
konnte Tschischka an Stelle einiger ausgeschiedener Lieder nur
wenig Neues setzen.
| Schottkys Zerfahrenheit und sein früher Tod brachten es
MIt Sich, daß die Sammlung weiterhin Handschrift blieb. Sie kam
nach Schottkys Hinscheiden in den Besitz des Berliner Germanisten
Friedrich Heinrich von der Hagen und ging nach dessen Tod
durch Kauf an den Wiener Germanisten Josef Maria Wagner
über, der eine österreichische Volksliedersammlung plante, doch
ebenfalls durch einen frühen Tod gehindert wurde, seine Arbeit
dem Drucke zu übergeben. Während Wurths niederösterreichische
Volksliedersammlung, die Wagner vom späteren Nikolsburger
Propsten Josef Landsteiner erhalten hatte, spurlos verloren
ging, rettete sich Schottkys Nachlaß an Volksliedern in die
Wiener Hofbibliothek, wo er heute die Handschrift 13.785 bildet.
Freilich ist dieser Nachlaß nur mehr ein Bruchstück von dem,
was Schottky einst besaß. Wohin das Übrige (zweiter Band)
VTI
kam, ist unbekannt. Das Erhaltene liegt folgender Ausgabe
zugrunde, die in ihrem ersten Teile die Texte als wolche und
die vergleichenden Anmerkungen bietet, während ein % veiter Teil
eine Biographie Schottkys samt den wichtigsten Aktens“ icken und
Briefen, sowie unterdessen zugewachsenes Material bringen wird.
Bereits im Jahre 1907 in ihrem Grundstock (S. 1—126)
fertig, haben verschiedene widrige Umstände immer und immer
wieder die endliche Vollendung in Frage gestellt. Mit dem
Satze des Buches wurde am 5. August 1909 begonnen, Bogen 8
wurde am 12. Jänner 1910 imprimiert. Das inzwischen neu
aufgefundene Material wurde im N achtrag (S. 126,151) zu-
sammengestellt, oder, wenn nicht mehr im Text einiügbar, ins
Verzeichnis der Liedanfänge (S, 151 ff.) verarbeitet, und Bogen 10
am 25. September 1911 mit dem Imprimatur versehen. Bogen 11,
der auch die letzten N. achträge (S. 167 f.) enthält, war am 28. Mai
1912 druckfertig. Sollte das Erscheinen der Arbeit nicht noch
länger hinausgeschoben werden, so mußte die Erörterung über
die Textbehandlung und die Einrichtung der Anmerkungen, sowie
die Zurückweisung eines Angriffes, den meine noch ungedruckte
Arbeit durch Herrn Jos. Ed. Wackernell in Innsbruck vor
Jahresfrist erfahren hatte, zurückgestellt und dem zweiten Teil
der Arbeit (Lebensgeschichte Schottkys) überlassen werden,
welcher in Kürze erscheinen soll. Besondere Sorgfalt wurde im
ersten Teil den Registern zugewendet, die sowohl die Texte als
die Weisen in erschöpfender Weise erschließen; ebenso wurde
auf die übersichtliche Darstellung der Textentwicklung in den
Anmerkungen besonderes Gewicht gelegt. Über die dabei an-
gewendete Methode wird der zweite Teil Rechenschaft ablegen.
Wien, am 28. Mai 191°.
Dr. Emil Karl Blümml.
I. Schottkys Volksliedernachlaß.
Vorbemerkung: Alle Lieder, die keine nähere Ortsangabe aufweisen,
stammen aus dem niederösterreichischen Schneeberggebiet.
1. Enk meinen Nächbaslaitn
Kimm i änzadaitn,
Das a großa Feiatäg heint is A.
Denn ös miaßts vanehma,
Das a Bot is kema,
Der von Betlahem d% äwar!) is &.
Das zan Wohl des Stadtels
Unsers Himmeldatels
Za-r-uns äwagstiegn is sein Suhüäbua,
Der in Tod wird kränka
Und ’n Teufl henka
Und uns Alli glückli mächn tua.
2. Seid’s nar nit glei gifti,
Seid’s nar Allweil Jüfti,
Putzt's enk älli fein und niadli af,
Als Wänn’s zan Kirit& wollats
Oda tänzn sollats
Ödar Swi giengats za da Taf;
Nehmt’s dö Evakatl
Und dö Evadudı
Und dö Annamiarl unt ban Bä(ch),
Und da kloani Hoartl
Mit’n Schnaufiznboartl,
Der soll A recht fleißischleichn nä(ch).
3. Und dö Musiköntn,
Wänn 85 san vahändn,
D5ö vageßt’s ma j& vor älln nit.
Denn wänn koaf Soatn rauglt.
N
*) herab. 2°) warum und wieso.
Biümml, Quellen und Forschungen. VII.
L.
Is’s ma gär za lauält,
Wänn sigär nit regt an oanzigs Glied.
Nehmt’s dö kloani Geign
Und dö Bräschlgeign
Und ’n großn Sasäl
Und däs Häckabrettl
Und ’n Pfeifaschlegl
Und ’n Dudlsäck gär fleißi 41
4. Und dö Weiwa solln
Ä brav nächitrolln,
Das ma nit lenga wärtn derf af sie,
Kennan’s sunst brav lafn,
Solln’s & heint no schnafn,
Wißt i gär nit weita we und wie?).
Nehmt’s mit Oar a Körwl
Und mit Schmälz a Scherwl
Und a Budamülli und an Kas.
Tuat’s wäs zsämmamächn,
Denn von solchi Sächn
Häbn ma eppa gnua no solchas
Gfraß.
5. Und wänn’s zan Kind tuat’s
kemma,
Tuat’s schöfi d’ Hiat änehma,
Stellt’s enk älli gscheit und nit gär
dumm.
A wird enk äühiern,
A wird enk beschiern®),
Denn er is j& unsers Herrgotts Suhn.
3) bescheren, beschenken.
6. Tuat’s ’n recht schöf bittn,
Das er unsri Hüttn
Vor da Feuersbrunst behiat, bewähr.
Das er uns in Summa
Hiat vor maänchn Kumma
Und uns gibtarechta fruchtbärs Jähr.
Das a’s Gräs läßt wäken
Und an frischn Fläksn
Und dö Fisch dahält in unsern Teich.
Das dö Heana Oar legn,
Legt’s a Gweichts danebn,
Wern ma älli äftn no stoaüreich.
IT.
Hirtenlied.
1. Heut Nächt um die eilfteStund, Wäs häb i dä gseha?
Heut Nächt um die eilfte Stund A Krippla dästeha,
Wär i munter und pfiff. ; A Kindla dabei,
A Glänz is aschiena, ; Däs kwakwa tuat schreig.
Häb glaubt, es tuat brinna; 8. Da Vädar a stanälta Män,
Die gänzi Städt, Da Vädar a stafiälta MäG
Die wär hält 8o rot. Und d’ Muida bluitjung;
2. Äft wia ma san kumma zum Subtil Als wia-r-a Seidn,
Ställ, Schneeweiß äls wia-r-a Kreidn,
Äft wia ma san kumma zum Ställ, A machtigs schöfs Wei(b),
Dä gehü ma hineiü, Gänz freundla dabei.
IN.
Der König David,
1. Laßt uns David singen Aus dem Feld in des Königs Hof,
Auf der Harpfen einen Sang, Zu vernehmen seine Post.
Daß das Herz im Leib tut springen, 7. Kaum als Urie angekommen
Gleich wie David hat getan. Aus dem Feld ins Königs Hof,
2. Da ihm ein Verdruß ankommen, [st er gleich zum König gangen,
Hat er gleich sein Harpfen gnommen Zu vernehmen seine Post.
Un. Spielt auf ID 61er schnellen Ki 8. „Morgen werd ich’s dir vertrauen,
Und vertreibt Ihm die Melancholei, Schlaf zu Haus bei deiner Frauen,
38. Bezaba, die schöne F TANS, Es geziemt sich nicht für einen Mann,
Die bei heißer Sommerzeit Daß er ausbleibt gar so lang.“
Wollte sich im Wasser baden, . 7
Abzukühlen ihren Leib. 9. Aber Urie, der treue Ritter,
4. Kaum als David sie erblicket, Bliebe in dem Königshof,
Ward sein ganzes Herz verstricket Ja, wohl auf ‚der Erde liegen,
Und gedacht sich in seinem losen Das den König sehr verdroß.
Sinn, 10. Kaum die Sonn ist aufgezogen.
Wie er’s bringt zum Fall der Sünd. Wart’ der König mit Verlangen,
5. Kaum als er dies hatt begangen, Ob Urie dieses hat getan,
Dacht er schon in seinem Sinn, Was er ihm befohlen schon.
Wie er möcht die Sach anfangen, 11. Als der König das vernommen,
Daß die Schuld nicht kommt auf ihn. Daß er in dem Hof gschlafen hat
6. Nachricht ließ er Urie geben, Und nicht zu der Frau sei kommen,
Daß er sollt sobalde gehen War sein Herz voll Angst und Rach.
12. Gab ein Brief an’ Generale, Dann der Hochmut kommet vor
Man sollt Urie stellen vorn den Fall,
An die erste Spitze der Feinde, Ja vor allem Volk zumal.“
Daß er’s Leben büßet ein.
13. Kaum, daß er dies hat begangen,
Kam der Prophet Nathan an,
Der tät ihm drei Strafen befehlen,
Weil er Unrecht hat getan:
14. „Gott läßt dir drei Strafen
befehlen,
Weil du hast Unrecht getan,
Sollst dir eins davon erwählen,
Was dir Gott läßt zeigen an.
15. Hunger, Krieg und Pest dar-
neben,
Sollst dir eins davon erwählen,
IV.
Die heilige Anna (Fragment).
1. Merk auf, mein frommer Christ, 2. Der Knab, der ging um’s Brot,
Wie treu St. Anna ist. Heißet überall: Helf euch Gott,
Vor 53 Jahren Wir haben kein Brot zu Hause!
Zwei arme Waislein waren, Geht weiter um ein Hause,
Wo die Eltern gestorben sein - Wir haben selbst kein Brot,
Den zwei armen Waiselein. Wir leiden selber Not.
IVa.
(Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode. 1821. S.741f.)
[741] Von einem frommen Ordens-Mann oder Religiosen, wel-
Cher einem unvernünftigen Vögeleinlehretesingen: AveMaria.
Nach der Weise: In Galliläja ein Jungfrau wohnt. !)
1. Merkt auf, ihr Christen, Frau In einem kleinen Körbelein,
und Mann, Das lernt auch von ihm singen;
Was ich euch werd’ vorbringen Wie es von ihm gehöret hatt’,
Von einem frommen Ordensmann, Sang auch das Vöglein früh und
Wie er lieblich thät singen spat:
Das Ave Maria allezeit, „Gegrüßt seyst du Maria!“
Das war allein sein größte Freud: 3. Nun ward das kleine Körbelein
„Gegrüßt seyst du Maria!“ Baufällig und zerbrochen,
2. Nun dieser hatt’ ein Vögelein, Und ist das kleine Vögelein
Sehr lieb vor allen Dingen, Endlich heraus gzekrochen:
——
„’) Diese Dichtung, welche ich für eine der zartesten unserer Volks-
Oesle halte, fand ich vor einigen Jahren in dem salzburgischen Gebirgs-
OS zu Mauterndorf im Lungau, als fliegendes Blatt aus dem Jahre
25. Wien, im July 1821. Julius Max Schottky.
(*
Als es nun in die Freyheit kam,
Fing fröhlich es zu singen an:
„Gegrüßt seyst du Maria!“
4. Der fromme Mann dem Vögelein
Ist lange nachgegangen,
Vermeinte mit den Listen sein
Das Vögelein zu fangen.
Das Vögelein sich empor schwang
Und immerdar sein Liedlein sang:
„Gegrüßt seyst du Maria!“
5. Das Vögelein im Garten saß
Auf einem grünen Aste,
Da kam ein Geyer, griffe das
Und in die Klaun es faßte;
Da schrie das kleine Vögelein
Auch in den größten Nöthen sein:
„‚Gegrüßt seyst du Maria!“
6. Aus hellem Himmel unverhofft
Ein Donnerstreich herkame ;
Und schlug den Geyer in der Luft,
Der’s Vögelein wegnahme;
Das Vöglein noch viel heller sang
Maria zu Lob, Ehr und Dank:
„Gegrüßt seyst du Maria!“ ;
[742] 7. Der fromme Mann im
Garten stund -
Und sah zu mit Verlangen,
Das Vögelein kam frisch und g’sund
Und ließ sich willig fangen;
Er trug es in das Kloster nein
Und sang mitsammt dem Vögelein:
„Gegrüßt seyst du Maria!“
8. Hat nun, 0 liebste Mutter mein,
Bey dir so viel erworben
Ein unvernünftig’s Vögelein,
Das doch nicht übel g’storben,
So wirst du den verlassen nicht,
Der dich ehrt und von Herzen
spricht:
„Gegrüßt seyst du Maria!“
9. So will ich denn, o Jungfrau
rein,
Dich grüßen mit Vertrauen,
Daß du mich auch den Feinden mein
Wirst reißen aus den Klauen;
Und hier in diesem Thränenthal
Dir singen auch viel tausendmahl:
„Gegrüßt seyst du Marial«-
IV b.
(Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode. 1821,
S. 1104£.)
[11041 Die Kunstrichter vor zweyhundert Jahren.
1. Einstmahls in einem tiefen Thal 3. Sie flogen vor den Richter bald, —
Der Guckuk und die Nachtigall Wie ihm die Sache ward erzahlt,
Thäten ein’ Wett anschlagen, Schuf er, sie sollten singen.
Zu singen um das Meisterstück: Die Nachtigall sang lieblich aus ;
Wer'’s gewönn’ aus Kunst oder Der Esel sprach: Du machst mir’s
durch’s Glück, kraus,
Dank sollt’ er davon tragen. Ich kann’s in Kopf nicht bringen.
2. Der Guckuk sprach: so dir’s [1105] 4, Der Guckuk drauf fing
gefällt, an geschwind:
Ich hab’ zur Sach’ ein’n Richter „Guckuk“, sein Gesang durch Terz,
erwählt Quart, Quint,
Und thu’ den Esel nennen; Und thät die Noten brechen, —
Denn weil er hat zwey Ohren groß, Er lacht auch drein nach seiner Art;
So kann er hören desto baß Dem Esel g’fiel’s, er sagt: nun wart’,
Und was recht ist, erkennen. Ein Urtheil will ich sprechen.
5. Wohl g’sungen hast du Nach- 6. Solch’ Richter, das seynd diese
tigall, Gesellen,
Aber, Guckuk, du singst gut Choral, Die von der Musik Urtheil fällen,
Und hältst den Takt fein innen; Die sie doch gar nicht kennen;
Das sprech’ ich nach mei'm hoh’n Ein solcher Narr schwieg’ leichter
Verstand, still,
Und kostet’s gleich ein ganzes Land, Der von der Sach’ will plappern viel,
So laß ich dich’s gewinnen! Wie von der Farb’ die Blinden!
Diese Dichtung steht in Johann Stadens „Venus Kränzlein“. Jena
1610, 4, und ist, eine unbedeutende Veränderung der Rechtschreibung
Ausgenommen, ganz treu der Urschrift hier wiedergegeben worden. Wien
1821. Julius Max Schottky.
FF
Das Lied vom schwarzen Mauserl.
1. Keiner das Lieben sollt ja nicht 4. Geh ich die Straßen unten
fangen an, und obn,
Der nicht behutsam lieben recht Hörichmein Schätzigen überall lobn;
kann. Sie loben’s in der Still,
’S Lieben ist eine Jägerei! Wie ich’s gern haben will.
Frag, ob’s nicht also sei. Ei, du schwarz Mauserl, du bist
Darum hab acht, sei behutsam dabei. mein Ziel.
2. Laß du das Jagen und Lieben
sein,
Allwo die Freiheit!) verlieret den
Schein.
Erwischt man dich beim Schmaus,
Jagt man dich zum Haus hinaus,
Hernach hat’s Jagen und Lieben
schon aus.
3. Sei nicht zu trutzig und auch
. nicht zu stolz,
Nicht alles, was glänzet, das halt
du für Gold.
Ruf nicht zu überlaut,
Sonst meint man, du wärst ein Braut,
Öft manche Schlange steckt unter
einem Krant.
5. Schwarzes Mauserl, deine Schön-
heit mich verführt,
Du hast etwas an dir, was mich
schamariert®).
Schau dich in Spiegel hinein,
Du sollst die Schönste sein
Und auch die einzige des Herzens
mein.
6. Wir wollen mit einander leben
und sterbn,
Wollen uns beide den Himmel?)
erwerbn.
Kommen wir dort hinein,
Sollst mein schwarz Mauserl sein
Und auch die einzige des Herzens
mein.
za) Schacherl: Treuheit. °%) für charmiert = entzückt.
) Schäacherl hat: ein Wirtshaus
VL.
Vom Beichtengehn.
4. Kännst’s lässn nicht,
So zieh nur aus die Schuah
Und lauf da Höllen zua,
Bist schon gericht.
Sollst seifi so keck,
Sollst sägn, kännst es lässn nicht,
Scher dich hinweg;
Es is schon aus mit dir,
Versprichst kein Bessrung mir,
Du bist verwirrt,
Wirst nit absolviert.
l. Hörst du’s, Käpläü,
Will da mein Beicht vatrauß,
Tua-r-äwar auf mi schaufß,
Wäs i häb tän.
’S is ma load,
Das i schier älli Täg
Gschwört oan Oad.
Tat da no mehras sägn,
Fürcht mi, du mögst mi schlägn,
Drum bitt i di,
Erzürn di do nit.
2. Mein liebes Kind,
Wänn du zur Beicht willst gehü,
Muaßt älles redli bstehü!)
Und zeigen än,
Sonst wird es gelten nit
Vor Gottes Thron.
Mei£, säg mir, wia läng is’s her,
Daß du gebeicht häst mehr,
Besinn dich wohl
Und beicht, wia’s sein soll.
3. Mein liawa Herr,
Fertn®) in Häwernbaufi
Höäw i gebeicht,
Seit?) hält nit mehr.
Däs woaß i wohl,
Das i schier älli Tä%)
Bin gwest sternvoll®);
Bin oft in’s Gäßlein grennt,
Die Bosheit hät mi brennt,
Cib mir a Lehr,
Känn’s lässn nit mehr.
5. I häb. ma’s wohl denkt,
Du fratschlst®) hält so läng,
Bisd’ma mächst ängst und bäng.
Däs hät mi gschreckt!
'S kunnt sein älsdänn,
Das i’s mit schönster Ehr
Kumm heint davon.
Mein liawa Herr,
Mein Dirnderl is a Schön,
Wänn’s mir tat weggagehn,
Fiel mir 4 schwer.
6. Gestern af d’ Nächt
Hät ma dö Heppin”) -
Sex Kräpfn herbrächt.
Männ, säg mir,
Wia war denn dir,
Wänn’s dir A so gschach wia mir?
I glaub hält schleht®),
'S war da nit recht.
VII.
1. Griaß di Gott, Sepperl, bist dä? Muaß da hält glei wis dazähln:
I fräg da schoß längi Zeit nä(ch), Znagst?) häbn’s ma mein Mensch
Weil i [nar] di amäl häfß. — nehma wölln.
Bruada, du kennst. mi schoä,
1) ehrlich gestehen. 2) voriges Jahr. 3) seit dieser Zeit.
‘) jeden Tag. 5) betrunken. 6) ausfragen. ) Kröte; scherzhafte
Bezeichnung für Frauenzimmer. °) ich glaube halt nicht, daß es .
9) kürzlich.
2. Dä höäwi mi än d’ Mauer &ü- Läßt’s mi und mein Dirnderl mit
gloahnt Fried?);
Und häb hält gär bitterli gwoant. Seid’s ma nit neidi drum,
I häb glaubt, es is schofi gschehn, Bringt’s mi wegn den nit um;
’S Mensch hät an ändern ge(r)n, 'S is hält die Schönsti aus älln,
Is äwa gleiwohl noü guat, An iadn Buam tat ’s hält glei gfälln.
Sie hät gsägt, daß s’ koan ändern 4. Sie is so hübsch und rar?®),
liabn tuat. Äls wänn’s von Himmel war,
Sie is hält die Schönsti auf Erd,
8. Buama, um wäs i enk bitt, A schwärzaugats Biawerl is’s wert.
VII.
1. Es is fürwähr koaü bessers Lebn, 4. Da Baua, der nahm an großn
Als der edle Bauernständ. Prügl,
I will, mein oachl%, koan Herrn Er hät ma d’ Joppn brav ausgstaubt,
ägebn, I bin däglegn äls wia-r-an Igl,
Nimm usw.*), Bis i mi häb zsämmaklaubt.
Wänn i glei usw.‘*); Dort beim Fensta bei da Gredl
Af d’ Nächt känn i mi niedasetzn; Häw iWix’) kriagt um an Schedl;
Wänn däs Nächtmähl is vabei, Kam hät da Bauer an Burzla®) täß,
Leg i mi schöf stad in’s Heu. Flux häw i mi draht davoü.
2, Däs Schläfn will ma-r-& nit
schmeckn,
Liegt ma stets d’ Liab in Sinn:
Geht’s Buam, tiat’s ma d’ Gredl af-
5. I kann enk jä nit Wunda sägn,
Wäs däs für a Dirndl is,
Spitzerl trägt’s um ihrn Krägn,
A Herzerl hät’s äls wia Nahkiß®).
Äwar i schwör enks bei mein’ Lebn,
Andre sein jä nix dagegn,
'S Mundstuck, däs is treffla!®) guat,
Äwar a weani acheaukln 9) tuat’s.
weckn,
Sägt’s, daß i da Hansl bin! —
Es is j& no nit üwa neuni,
Kännst mi j& glei lässn eini,
Dirndl, das kännst du leicht toafı,
Weil da®) dö Zeit läng is alloası.
3. Nagst®) bin i durch’s Gasser]
gänga,
Höäw i ghäbt a großes Gscherr,
Wia-r-i bin zan Fensta gänga,
Führt da Fux ’n Bauern daher.
Da Baua, der wär 4 so vamessn,
Er hätt si b&ld in mir yagessn,
Er rennt af mi Als wia-r-a Bock
Und h£t vamoant. i bin a Stock.
6. Nun Adje, muaß Urlaub nehma,
Nun Adje zu guta Nächt,
Müaßt’s ma nix verübl nehma,
Will gehü schaufi, wäs ’s Dirndl
mächt.
Müaßt’s ma nix in Übl nehma,
Daß i bin zan enk herkemma;
Spirr für’s Kammerl a Gschlösser] für
Und will ma’s mirken än da Tür.
; ') in Ruhe. °) trefflich. °% bei meinem Eid, wahrlich. *) Lücken
- der Aufzeichnung. °) dir. °% unlängst. ") Prügel. °) Purzel-
aum, 2°) Nähkissen. 2) trefflich. 2) schielen.
7. Däs Dirndl känn i unmögla grätn?),
War gern älleweil dabei,
Andre schmecken 4 den Brätn,
Gengan ma-r - älleweil in’s Gäu.
Awar i will’s änders äfschickn?),
Daß’s ma künnt’s nix äwazwickn?),
Spirr für’s Kammerl a Gschlösserl für,
Will ma’s mirken*) än da Tür.
IX.
Das Laternengsangel,
1. O mei liawi Nannerl, Du siachst j&, maf känn nit
Geh, leich ma d’ Lätern, Gehn ohni Liacht.
Es is jä so finsta, 6. Tua du ma’s nur leicha,
Maü siacht jä koan Stern. Es gschiacht da nix dräß,
2. Es is jä so finsta, Ob i’s oda du häb,
Maüi käß gär nit gehü, Geht neamänd wäs 3%.
Känn a nit bis morgn 7. O meiü liawa Micherl,
Beim Fensterl dä stehn. Däs muaßt nit begehrn,
3. O mein liawa Michl, Du siachst jä, i häb nur
Däs käf gär nit seiß, D’ oafzig Lätern,
Es tat jä mein Väda 8. Wänn i da’s tat leicha
Und d’ Muada glei schreifi. Und brachst°) ma-r-a Scheibn,
4. Es wurd [ja] glei hoaßn: So miat®) i mein. Lebtä(g)
Du Flitscherl, wo häst deifi Lätern? An ärms Dirndl bleibn.
O mein liawa Michl, 9. I käß di jä grätn”),
Däs muaßt nit begehrn. Käf gär dahoam bleibn,
5. Ei, sei nit so narrisch I scheiß dar in’s Läterndl,
Und fürcht di do nit, Zerbrich da koa Scheibn.
1. Ei, was sollt mich mehr ergötzen
Als die schöne Frühlingszeit,
Allwo die Vögel lieblich schwätzen
Und der helle Kucku schreit?
Alles ist in vollen Freuden,
Alles ist in schönster Blüh
Und hör ich ein Vogel pfeifen, .
Bleib ich ein wenig stehn allhie.
2. Ich halt mich still in mein
Gedanken
Und schau im Wald die Vögel an
Und setz die Seufzer in die Schranken.
K
Es ruft ein jedes seinen Gspan.
Wie gibt’s nit so viel schlaue Vögel,
Merken auf des Pfeifers List,
Sie fressen gern aus einem Trögel,
Allwo die Speis verborgen ist.
3. Und paar- und paarweis tut
man’s finden.
Bei der Nacht, wenn’s finster ist,
Hintern Stauern stecken’s hinten,
Hamt sie sich zusammgenist.
Treiben große, lose Possen,
Hüpfen miteinander um,
el
7 entbehren. 2) anstellen. ®) nichts wegnehmen. ken,
anzeichnen. 5) würdest mir brechen. $) müßte. 7) entbehren:
3
Das Weibl schreit ganz unverdrossen:
Komm, mein. Zeisel, komm, komm,
komm.
4. Und wenn du willst ein Vogel
fangen,
So wirf nit mit Prügeln drein,
Du mußt dich stecken hinter dd’
Stangen,
Wenn du hörst von weiten schrein.
Du brauchst kein Leim, du brauchst
kein Ruten,
Auf das mußt du merken auf
Und wenn das Weibl anfangt z’
. brüten,
Mußt du ihr’s Nestl suchen auf.
5, Dö mehrern Vögl hämt ihre
Nester
Untern Schindeln, untern Däch
Und die Buam, dö toant eahü bösla?),
Die den Vögeln laufen näch.
Bei den Fensta känn man’s fängen,
Mußt du’s heimlich wecken auf,
Dä känn man’s mit Händen glängen
Und auf’s Nestl hiflegen drauf.
6. Itrau ma nimma mehra z’ singa,
I trau ma nimma mehra z’ sägn,
Dös Gsangl is jä nit für Kinda,
Dös wird an iada selbn dafäh(r)n.
An iada lernt däs Voglfänga
Und dö mehrern scho bei Zeit,
Aft geht's eahü hält, wia’s mir is
gänga,
Bäld’s ’n hämt, äft hämt’s a Freud.
XI.
1. Wänn i von Preßburg weggeh,
So ruck i meifi Hiaterl in d’ Höh;
Wänn i zan Schloßberg kumm,
Schau-r-i glei noümäl um.
Siah-r-i meifn Schätzerl d& stehn,
S bliaht wia-r-a Nagerl schöf.
2. Nagerl und Rosenmarin,
Schön Schätzerl, i geh zu dir hin.
Geh-n-i’s za der hintern. Tür,
Is a Schmäls Rieger] für,
Tua-r-i dässelbe weg:
O Schötz. i leg mi eini in deig Bett!
. XI.
1. Schön nakl®%) is’s in Himmel,
Schön kühl is’s auf der Erd:
»O Dirndl, 188 mi eini,
I häbh mar älls dafrert?).“
2. „„I steh j& g&r nit auf
Und 188 di nit hereiß,
Du häst di gestern. Äbend. spät
Nit ghältn gegen meiä%)1““
3. Wäs sägn denn deini Leut,
Daß di .däs Liabn gär a so gfreut? —
Sägn’s wäs oda nit,
Meifn Biawerl 1äß i nit!
Eh wenn i mei Biawerl 1äß gehü,
Eh will i von Preßburg weggehöäl —
4. Muada, wäs fäng ma jetzt äß,
Jetzt häbn mar an kloan Buabm und
koan Mäü?
Ei, wäs fräg i danä(ch),
Sing i dö ganzi Nächt:
Haidl bubaidl, meif Bual
Gibt ma koan Mensch nix dazua.
3. „O Dirndl, wer hät da’s plaudert,
O Dirndl, wer hät da’s gsägt,
Daß i gestern Äbend spät
An ändern Schätz häb gh£bt?“
4. „„Es hät ma’s j& neamd plaudert,
Es hät ma’s jä neamd gsägt,
Daß du gestern Abend spät
An ändern Schätz häst ghäbht.““
A
EN .!) übel, die bringen sich Schmerzen, setzen sich arg zu.
elter. 3) erfroren. 4%) nicht gut aufgeführt gegen mich.
5. „„Du bist ma hält a Büabl,
A 80, a SO, & SO,
Du hättst hält gern a Schöni,
A Zwo, & ZWO, & ZWO.
6. Es tuat da koani recht
Und tuat da koani gfälln,
Wännst du gern a Schöni hättst,
So 1äß da-r-oani mäln.““
7. „I 1äß ma koani mäln,
Es war ja nit für mi,
Wänn i gern a Schöni hätt,
So schick i hält um di.“
8. So is’s hält mit ’n Leutn,
Wänn’s Liabn hät an End,
Wänn’s von anända scheidn,
Gebn’s oans dem ändern d’ Händ.
9. Sie tuan ja nix äls streitn,
Sie tuan sich immer z’ kriagn
Und wänn’s amäl zsämm kemman,
Tuan ’s oans das ander liabn.
(Kranawettsattel bei Ebensee, O.-Ö.)
XI.
Der betrogene Liebhaber.
1. Geht’s, meine liabn Buama und schittelt’s enk nur z’sämma,
Heint gehü ma zan Dirndeln zum Täl!) mitanänna.
'S gfreut mi mein Dirndl, so oft i dräßn denk,
Geht’s, sägts meine Buama, wia-r-is’s denn ban enk?
2. Da Bua wollt seii Dirndl in da Sämstanächt freiü,
D3 sull schon an ändra Bua drinnat seiü.
Er griaßt älls so freundla und schreit hält so schöß:
Sie sull af a päar Wort zan Fensterl hergehü.
Sie: 3. I käß hält amäl nit zan Fensterl hergehn,
I käf jä koan Schritt voä mein Betterl afstehfi,
I bin j& so kränk, du glabst’s gär nit,
I häß heint schon amäl wolln furtschickn um di.
Er: 4. Du herzigschöns Dirndl, wäs is dir wiedafährn,
Willst du denn ’n Pfärra, so tua ma’s nur sägn
Oda sollt i vielleicht um an Bäda renna,
In dreiviertl Stund wir i wieda kemma. ;
Sie: 5. O mein liawa Bua, geh, tua ma den Gälln,
Wänn i wieda gsund wir, wir i di zähln;
Ei, geh nar zan Bäder und tua-r-eahms nar sägn,
Mi sticht’s in da Seitn und druckt’s umman Mägn.
5. Da Bua gangt zan Bäda, klopft än bei da Tür,
A weckt’'n wohl af mit da schönstn Manier:
Vazeigt’s®) ma mein Grobheit, i bitt enk recht schöf,
Daß ös bei da Nächt miaßts vom Betterl afstehn.
7. O mein liawa Bäder, i kimm um an Rät,
’S is meifi Dirndl kränk wor(d)n dö heutige Nächt.
Hiazt möcht i gern wissn, wäs’s Dirndl muaß häbn,
Der sticht’s in da Seitn und druckt’s umman Möägn.
1) in’s Tal, so die Hds.; besser wohl „zun Toal = teilweise“.
?) verzeiht.
iQ
Bader: 8. O meif liawa Bus, känn da sunst koan Rät gebn,
Du muaßt schon wieda hoamgehö, du bist zua vamegn‘*),
Äwar i sög da’s, tua ’n Dirndl nit trauf,
Es möcht mit da Zeit amäl änders ausschauü.
(Jetzt geht da Bua zurück und erzählt seiner Geliebten die Rede
des Baders. Sie gibt zur Antwort):
9. O mein liawa Bua, däs is amäl nit währ,
Es bist du und da Bäder an iada mei Närr
Und eh i zwegn denn nof d’ Buama 1äß sei,
So mecht i koan Bäda, soll’s a silwrana seiß.
XIV.
1. Geht’s, meine Buama und schieberts?) enk zsämm,
Heut geh ma zan Menschern Allsänd mitanänd.
Mi gfreut jä meif Dirndl, so oft i dräfn denk,
Sägt’s mir’s, meine Buama, wia-r-is’s denn gräd enk?
2. Da Bua bleibt sein Dirndl von Herzen recht treu,
3 Mensch hät’n a glei für an Närrn dabei.
Er schreit ihr so freundli und ruaft ihr so schön,
Sie soll auf a päar Wort zan Fensta hergehü.
3. A, meifi liawa Bua, i känn nit aufstehü,
I könn jä koan Schritt von mein Bettl weggehü;
So kränk äls i bin und du glaubast as nit”),
I hätt j& schofi bald amäl furtgschickt um di.
4. Da Bua lauft zan Bäder und klopft ä@ bei da Tür,
Er wollt’'n aufwecka mit da schönstn Manier.
O mein liawa Bäda, geht's, gebt’s ma-r-an Rät,
Mir is meifi Dirndl kränk wor(d)n heut bei da Nächt.
5. O meifi liawa Bua, i känn dar a koan Rät gebn,
Du muaßt schofi hoamgehü, muaßt di zu ihr legn;
Awa, däs säg i dir, du muaßt ihr nit trauß,
Sie möcht mit da Zeit amäl änders ausschauü.
6. Da Bua lauft von Bäda va Leib und va Lebn,
Er wollt jä sein Dirndl däs Ding glei dazähln:
LAß mi a dreiviertl Stund schläfn bei dir,
Hernächdem steh auf und mäch zus d’ Kämmatür!
1. Wie scheint da Mond so schöü,
I sollt zu mein Dirndl gehü,
|: Daß ’a sollt aufsteh. :]
XV.
2. Wia-r-i’s zan Fensterl kimm,
Tua-r-’s an Pfiff dahin,
Da liegt mein. Schätz darinn,
Frägt, wer i bin.
nie: 3 bedauern. ?) stellt euch zusammen. °%) besser (ebenso in XIN):
|
3. Du sollst es eh vastehii,
Daß i zu dir will geh,
|: Daß d’ sollst aufstehn. :|
4. Daß i dir heint nit aufsteh,
Mir tuat mei Kopf so weh,
Mir tuat meifi Kopf so weh,
Säg dir’s schon eh.
5. Wänn dir deifi Kopf weh tuat,
So is mir a nit guat,
Wännst an Buam drinna häst,
Säg mir’s nur eh.
6. Wänn i an herinna hätt,
Däs war dir a nit recht,
Tast mir’'n glei außikein?),
Du gangst hereiß.
7. Wännst mir’n tast außikein,
Däs tat mi a nit gfreiü,
Da Bua wurd harb auf mi,
Glaub sicher i.
8. Du liabst bäld links, bAld rechts,
Bäld wieder um Guat,
Du bist a solchani,
Dö fälsch liabn tuat.
XVI.
1. Es war einmal ein Pfeifer, 5. Aftdenkt er ihm bei seinem Sinn:
Er pfiff die ganze Nächt, Ach Gott, wäs häb ich getän?
Er pfeift um’s Haus herumma, Dö Äugerln wurden dunkel,
Wo er sein Liebste hät. Das Herzerl weinet schon.
2. Der Pfeifer gang zum Fensterhiü, 6. Sie hat ein Ringelein,
. 0 Das war von Demutstein,
Beim Fensterl klopft er äü: . . .
w . ni Er. wirft’s in’s tiefe Wasser,
Schön’s Schatzerl bist darin, . .
Steh auf und mäch mir auf. Das Ringerl gab an Schein.
; 7. Schwing hin, schwing her, liebs
8. Däs Dirnderl stand vom Betterl Ringelein,
auf, Schwing hin zum Grund des Boden 2),
Zum Fensterl ging sie schnell. Mein Herz wird nimmer lachen
Wia is’s nit heint so dunkel Bis auf mein’ letzte Stund.
Und scheint der Mond so hell. 8. Wänn eini amäl zwei Biawerl
4. Der Pfeifer zug sein. Messer] aus liabt,
Mit einem scharfen Spitz, Däs Ding, däs tuat koafi guat,
Er sticht’s auf ihr jungs Herzer]l, Eins muaß sie verlässn,
Daß ’s Bluat gegen ihn herspritzt. Sonst kost’s ihr jungfrisch Bluat.
Varianten: 1, pfeift Birlinger-Crecelius. — 2, Fensterl BC. — 2, du
darinne BC. — 3, Bretterl BC. — 3, gang BC. — 4, ihm BC. — 5, Oft
denkt BC. — 5, die Augen BC. — 6, Ringerlein BC. — 6, wirft BC.
XVI
1. Merkt auf, was ich euch erklär:
Wo kommt der Ehstand her?
Merkt auf mit Fleiß: ;
Er kommt von keinem Menschen
nicht,
Gott selbsten hat ihn eingericht
Im Paradeis, im Paradeis.
2. Als Gott denAdam erschaffen hat,
Macht er gleich, daß er schlaft
Und tut ihm nicht weh; . ;
Er nahm ein Ripp,
Ein Ripp aus seinem Leib
Und macht dem Adam daraus ein
Waih.
1) hinauswerfen. ?) Der Reim war wohl: Grund : Stund.
12
3. Sankt Paulus spricht dem Eh-
stand zu,
Der ihn recht halten tut .
Und fürcht auch Gott $
Wer ihn recht halt und fürcht Gott,
Haltet zu Zeiten sein Gebot,
Ist schon genug, ist schon genug.
4. Der Ehstand ist ein hartes
Band,
Weil er durch’s Priestershand
Gebunden muß sein.
Es nimmt sich ja doch keiner an,
Der dieses Band auflösen kann,
Der Tod allein, der Tod allein.
XVII
Vom Ehstand.
1. Gott der Herr, der hät zwei Menschen erschäffen,
Daß eines däs änder nicht verlässe.
Den ersten Menschen, den er erschäffen hät,
Den hät er erschäffen aus Lehm und aus Kot.
2. Der Adam schläfet ein äls wie ein kleins Kind,
Gott der Herr benahm ihm ja äll seine Sinn,
Er nahm ihm a Ripp, a Ripp aus seinem Leib
Und möcht dem Adam daraus ein Weib.
8. Gott der Herr ging aus wohl in däs Paradeis,
Er gab ihnen zu essen von ällerhänd Speis,
Ein einzigs Äpfelbäumelein hät er ihm auserwählt,
Dässelbige sollt ihm bleiben stehn.
4. Drauf schwang sich der Teufel wohl in däs Paradeis,
Wohl in einer Schlängen und giftiger Weis,
Er wickelt sich herum wohl um des Baumes Ast
Und brockt der Eva einen Äpfel ‚ab.
5. Die Eva, die hät sich vergessen
Und hät von dem Äpfel gegessen:
Ei, hät nicht der Apfel ein sehr einen guten Gschmäch,
Geh, geh, mein lieber Adam, beiß auch davon äb.
6. Gott der Herr ging aus, ging in das Paradeis
Wohl in einer grimmigen und zornigen Weis,
Er stoßet den Adam wohl aus dem Paradeis
Auf Erden in Schnee und kühles Eis. -
7. Eva und du mußt spinnen, ;
Mit Schmerzen mußt gebären deine Kinder .
Und Adam und du mußt Steiner-, Wurzelgräbn,
Auf Erden sollst du kein guts Leben nimmer häbn.
1. Griaß di Gott, Hiasl, mein Bua,
nn 13 geht’s denn ban enk Hirtn zua?
Will di um wäs frägn,
XIX.
Du wirst ma’s wissn z’sägn.
Säg du mir’s für gwiß und für währ,
Bleibst du bei dein Herrn däs Jähr?
13
2, O Hiasl, i käßn da’s nit sägn,
Däs Dräfigeld, däs tua-r-i schofi häbn,
Awar es siacht mi nit 0%),
Daß i mehr bleibn käß,
Mein Herr und meifi Frau, liawa Bua,
Dö wern ma gär klua®).
3. Knödl, Fleisch und a sauers
Kraut,
Däs war af an Sunnta da Brau;
Fert?) ja in gänzn Herbst
Hät’s jä nix mehr ägsetzt,
Aepflkoh, Birnsuppn und lauta so a
Gschmoaß *%),
Wird oana nit stärk und nit foast®).
4. O Hiasl, van Rät will i da gebn,
Wännst du willst zan heirätn aühebn,
Muaßt nit an ijada trauß:
Muaßt feii um deinsgleichn schaufı,
Nimmst du dir a Dirnderl, a frisch’s,
Gib ächt, daß’s da d’ Augn nit
äwischt®).
5. Nimmst du dir an älti Fältn,
Hübsch läng muaßt du’s gleiwohl
bhältn,
Geht in da Stubn herum,
Hät dö gänz Zeit koan Gsund”),
Zan ärbatn is’s schier z’ faül,
Zan greina hät’s denna-r-a guats
Maül.
6. O Bruada, da Rät is ma recht
I heirät d’ Sauschneida Märgret,
Hät schön an dickn Gräbn,
Kännst ’s schöf glätt zubahäbn?),
Is a weng bucklat, kniaweit,
Däs is für mi a schöns Weib.
XXX.
1. Schönste Jungfrau Kellnerin,
Schenk mir nur frisch ein! .
Wenn i ihr’s gefällen tat,
Wenn i ihr’s gefällen tat,
Juchhe, sie kunnt auch meine werdn.
2, Schöner Jungherr Vetter,
Was tät er mit mir?
Heiraten tät er mich nit,
Ärbeitn mäg Ps nit,
Juchhe, so bleib i’s allein.
8. Schöner Jungherr Vetter,
Wo is denn er z’ Haus? —
A. hälbe Stund unter Wean,
'S Haus wird mir übergehn®),
Juchhe, i brauch a Braut?!®).
4. Schöner Jungherr Vetter,
Wie schaut denn’s Haus aus? —
S Haus liegt hübsch obn aufn
Tram 1!),
Möcht schier ein Graf dreii wohn),
Juchhe, schöne Blumen seind drauf.
5. Schöner Jungherr Vetter,
Wäs is denn’s Händwerk?
Is er ein Kaufmännssohn
Oder ein Bäckersjung?
Juchhe, gfällen tät er mir schon.
6. Schönste Jungfrau Kellnerin,
Hät’s nit darätn.
I bin kein Kaufmännssohn
Und auch kein Bäckersjung,
Juchhe, ein Schinder meins Näm.
7. Schöner Jungherr Vetter,
Jetzt reis i’s von ihm.
Wenn däs Ding außerkam,
Daß is an Schinder nahm,
Juchhe, däs war mir ein Schänd.
8. D’ Jungfrau hätt sich bäld ver-
liabt,
D’ Jungfrau hätt sich bäld verliabt,
Hätt bäld an Schinder kriagt,
Hätt bäld an Schinder kriagt,
Juchhe, an Schinder hätt’s kriagt.
1) es paßt mir nicht. °%) sparsam. 3) voriges Jahr. 4) Zeug.
5) fett. 6) dich nicht herumkriegt, dich hintergeht. 7) Gesundheit.
8) hinzuhalten. 9) wird an mich übergehen, wird mir übergeben.
0) hds. Brot. 11) Tragbalken.
ı 4
XXI.
1. O weh, wäs soll i fängn äf, Wänn i’s a Mandl hätt,
Daß i bekumm an Män? So wollt i, i hätt’'n gschwind
Die gänzi Nächt nit schläfa käß, Und der auf Kruckn gehü tat,
Es liegt mir stets in Sinn, So nahm in gschwind.
Bin ält schofi dreißig Jähr, 8. Mi dunkt, es sollt si koana
Kriag a schofi grawi Häar, Bfehln um mi,
Wänn i nit bild an Mäß bekumm, Koaf Narrin nit bekemma tat.
So stirb i freili gär. Meifn Sachl sauwer is,
2. Häb i’s an ältn Bedlimää E häb a sauwers Gwänd,
An Groschn gebn drauf, Auch herrlich in den Ständ
Daß er bitt für mi um an Mäß Und wänn nur oana kemma tat,
Und niamä£l höret auf. So gab i eahm glei meii Händ.
XXIL
Das Bettelweibel,
1. ’S Bedelweibel wollt kirfärten Bin init a rechter gschlägner Männ,
geh, Deidideldum, gschlägner Männ,
He, juche! Deidideldum de!
’S Bedelmandel wollt A mitgehü, 6. ’S Bedelweibel frägt nix dar-
Deidideldum, A mitgehf, näch,
Deidideldum de!
2, ’S Bedelweibel sägt: z’ Haus
sollst bleibn,
He, juche!
Sollst in Ställ Stingeln schneidn,
Deidideldum, Stingeln schneidn.
Deidideldum de!
3. ’S Bedelmandel sägt: 1äß mi
mit Ruah,
He, juche! ;
Däs ghört enk Weibern zua,
Deidideldum, Weibern zua,
Deidideldum de!
4. ’S Bedelweibel nimmt d’ Ofen-
gäbel her,
He, juche!
Prügelt’s Bedelmandel kreuz und
quer,
Deidideldum, kreuz und quer,
Deidideldum de!
5. ’8S Bedelmandel fängt z’ woa-
nen än,
He, juche!
He, juche!
Gibt ihm no oans auf’s Däch,
Deidideldum, oans auf’s Däch,
Deidideldum de!
7. ’8S Bedelmandel geht zun Näch-
barn klägn,
He, juche!
Daß ihm sein Weib hät gschlägn,
Deidideldum, ’s Weib hät gschlägn,
Deidideldum de!
8. Drauf da Nächber sägt: derfst
mir’s net klägn,
He, juche!
Hät mi die meini & erst gschlägn,
Deidideldum, & erst gschlägn,
Deidideldum de!
9.’8S Bedelmandel geht zun Richter
klägn,
He, juche!
Daß ihm seii Weib hät gschlägn,
Deidideldum, ’s Weib hät gschlägn,
Deidideldum de!
A
10.Drauf da Richtersägt: ’s gschicht 11. Und jetzt bitt i endli no zun
enk schof recht, Beschluß,
He, juche! He, juche!
Warum seid’s & so.a Weiberknecht, Häbt’s auf mi, i bitt, nur koan Ver-
Deidideldum, Weiberknecht,
Deidideldum de!
druß,
Deidideldum, koan Verdruß,
Deidideldum de!
XXI.
1. Heut sing ich ein neues Lied, meine Herrn, hören’s mich än,
Wäs ich heut sing, geht die Simandl Än.
2. Heut tu ich den Simandln zum Nämensfest gratuliern
Und daß sie sich ferner bein Weibern tun besser aufführn.
3. Früh zeitig aufstehn und einkaufen gehn,
Wenn’s Weiberl aufsteht, muß der Kaffee auf’n Tisch stehn.
4. Unterdessen auskehren, den Scherben ausleeren,
Die Schuh putzen und ihre Kleider auskehren. ;
5. Däs Weib führt die Regierung alleinig im Haus
Und wenn der Simandl wäs sägt, mächt ihm’s Weib noch recht aus.
6. Und will der Simandl keine Schläg davof trägen,
So muß er älles loben, ws die Frau tut sägen.
7. Der dümmste und traurigste Närr von der Welt
Ist der Männ, der unter die Simandl zählt.
8. Ich rät euch beizeiten und folgt meinem Rät,
A Simandl is a gschlägener Männ, wenn’s Weib d’ Hosen hät.
9. Die Weiber, die häben’s so weit schon gebrächt,
Daß die Männer von den Weibern zu Simandln wer(d)n gemächt.
10. Sie blenden die Männer, wie’s ihnen gefällt,
Mit Schmeichelei, Liebe, auch mänchmäl mit Geld.
11. Und sind die Männer gelocket dänn einmal in’s Gärn,
So müssen sie ziehen den Simandlkärrn.
12. Drum rät ich euch Männer und nehmt euch in Acht,
Daß keiner vom Weib zum Simandl wird gemächt.
13. O Männer, o Männer, läßt euch nicht verführn
Und läßt euch nicht länger von Weibern regiern.
14. Gebraucht nur Rechte näch Mäß und näch Ziel,
So wie’s däs Gesetz und die Vernunft häben will.
15. Dänn wird aus dem Simandl ein braver Ehemänn
Und älles wird gut gehen, so gut es nur sein känn.
16. Jetzt will ich mein Liedl nun gänzlich schließen,
Ich bitt meine Herrn, es wird keinen Simon verdrießen.
(Wien.)
16
XXIV.
1. Wia-r-i und mei Schätz glebt Filudiern!), dis hät’s kinna,
häbn, Dös muaß i ihr nächsägn;
Dös känn koaf Mensch glaubn, Koaü bravers Wei hätt i kinna
So friedli und oafıskm Gär nimma häbn.
Als wia-r-a pfar Taubn. 4. Wänn ma mitanänd san aus-
Nur wänn ma-r-uns z’ kriagn, gänga,
DS kriagt’s oani auf’s Hirn, Tuat uns älls Aüäschaun,
Weil d’ Liab schofi muaß zänkt sein, I wär meist z’krallt?)
Daß d’ Häar ummafliagn. Und sie hät bläwi Augn.
2. Dö herzinga Gspaßn, Dä mächt ma-r-an Äfisegn®),
Dö mir oft h£bn triebn: Däs is hält a Freud,
Ban Essn is selten ; Dä hört ma hält üwräll:
A Tella gänz bliebn; Dös san a rars päar Leut.
Sie hät ma’s zan Kopf ghaut, 5. O Gott, wia’s ma gstorbn is,
I häb’s &gfängt ban Höarn, War i bäld narrisch wor(d)n,
So häbn ma mitanänd gscherzt, Vor Liab häw i’s umzogn
Is uns d’ Zeit nia läng wor(d)n. Als a tota ban Häarn.
83. In da Kladung is’s guat gständn, Wänn’s nur nomäl zan Lebn kam,
Dös hät ma gfälln, I tat’s mit’'n Nägln ausgräbn,
Für’s Ausleicha hät’s miaßn, Daß i’s nur mit an Hiämma
Räsad viel zähln. Glei wieda kennt daschlägn.
XXV.
1, Dö Schwoagrin gang wohl üwa Möcht’s mein Herzliabsta inna
d&’ Leitn, wern®),
D’ Leitn wär ihr z’ broat, I biaßat j& gär z’ grob eiß.
Sie legt wohl än a schneeweißi Pfoad 5. O Schwoagrin, liabsti Schwoa-
Ihrn Schätzl zu-n-an Gspoaß. ; grin mein,
2. O Schwoagrin, liabsti Schwoa- Wia sollt er’s ınna weErn,
grin meiß, Es is ja neamd im Zimma
Geh du nur heut nit aus. — 7 Ser Tan He en hi
Igeh a wengerl] aussi für’s Kuislein - Da Baua, der steht wo Inta
da Hüttn
um an Klee, 5 |
I geh a 80 nit ferr. Und lost °) den zwein zua;
Denkt a ihm bei seinem Sinn:
3. 0 Schwoagrin, liabsti Schwoa- 0 du falscha Bauernbua,
Mit a: _ . grin meiß, Bei da Nächt geht’s lusti zua!
D t dir möcht i wäs redn, 7. Wer hät denn dieses Liedl er-
ws Warst a hübschi Schwoagrin, dächt,
Ännst mi liaßt bei dir liegn. Wer hät’s auf’s Neu aufbrächt?
4. O Jaga, liabsta Jaga meif, Aü Jagajung, der hät’s erdächt,
Däs känn j& gär nit seiß. Sein Schätzerl zu oana guatn Nächt.
—
4 1) den Leuten etwas herausschwindeln. % zerkratzt. 23) Ansehen,
erfahren würde. °) hört.
Blümm1, Quellen und Forschungen. VII.
[u
r
7
XXVI.
Jägerlied.
1. Was machst auf grünem Wasen, DAs tut mich sehr verdrießen,
O engelschönes Kind? Daß du dir um einen ändern schaust. —
Was machst auf grünem Wasen? „I bin schoß, wia-r-i bin,
Geh, setz dich nieder gschwind. Für mich is’s guat,
Willst du einen Jäger lieben, Gehüä mägst du, wännst du willst,
So bsinn dich nur nit .z’ läng, [I läch ma gnua.“
Sonst könntst du mich betriagen?), 3. Weilst du bist so vermessen,
Ein Jäger bin i’s dänn. — Will ich verlassen dich,
„Bist du ein Jägerbua Will deiner bäld vergessen,
Und bist in Wäld, Wird gwiß nicht reuen mich.
Gehst du in’s Schiaßn aus, Ich will die Zeit vertreiben
So päck dich fein bäld.“ Mit Schießen und mit Jagen,
2. I geh mit meinem Hunde Auf’s nächst 1äß ich’s schon bleiben,
Däs Wild zu suchen auf, Will gwiß nix dir sagen. —
Jetzt häb i’s schon gefunden „Tuast ma koan Possen nit,
Däs Hirschlein in seinem Lauf. Wännst schofi bleibst aus,
Willst du dänn nix mehr wissen Häb dich nit gebeten drum,
Von meiner Liebesau, Warum gehst aus.“ ”
(Wildenstein, N.-O.)
XXVII.
1]. Wäs will ich singen?
Ein neues Liedlein
Von. lustigen Dingen.
Wäs wird’s denn sein?
2. In hintern Spitzälman
Sein d’ Menscha wohlauf,
Hän i oft gschossn
A Gamsl in Lauf.
3. Znagst in an Sämsta
Is’s gwesn gär so ra”?),
Gang i in Sättl
Und in d’ Spitzälm: ä.
4. Häbn ma. drei ischlerisch
Jaga nächgschaut,
Sö hätt'n mi gern gfänga
Und höäbn si nit traut.
5. Ös, meine Jaga, )
Bildt’s enk nur däs nit ei,
Däs Wildpratschiaßn
Läß i nit sei.
1) besser: betrüben. *) schön. 3) einem. 4) leer.
6. Nimm i mein Bizl,
Steig auffi af d’ Höh,
Siach i koai Gamsl] nit,
Schuiß i a Reh.
7. Siach i a Rehl
Oder a Haselein,
Nimm i mein Bixl
Und schuiß flugs drein.
8. Wia-r-i af d’ Birsch gehö will,
Dä muaß i af d’ Schäfälm gehü,
Gibt schöni Gamserl,
Bleibn am?) gern stehä. .
9. Wer dorten koafs schiaßn käG,
Muaß’s nit vastehn,
D’ Jaga, dö miassn oft
Lara*) hoamgehä.
10. Wer af d’ Birsch gehä will,
Der muaß Kuraschi häbn.
Derf si nit scheua,
Muaß sein. Lebn wägn.
x
20. Heißa, frisch Buama,
Seid nur ällsänd allerd%),
Da Jagahiasl
Lebt nimmamehr.
21. I hän a daschossn,
In Benkoglatäl
Bin i eahm firkemma
Glei just um an Knäll.
22. Da Jagaseppl
Lost®) uns von weitn zua,
Kimmt eahm da Grimma ®)
Und denkt eahm: wärt Bua!
23. Spännt eahm sein Bixl,
Schuißt mir af mein Lebn;
S Pulva is vabrunna,
S Blei wollt i eahm gebn.
24. Sprung i glei ähi”),
Fianz®) i eahm bein Krägn:
Du Jagaseppl,
Läß da wäs sägn. 0
25. Wännst af d’Birsch gehn willst,
L&ß’s Schiaßn beiseit,
An ändamäl gib ida
Wieda mein Blei.
26. Den Jagaseppl hät’s hält
D’ Red vaschmächt®),
Fängt äü zun scheltn,
Daß älls krächt.
27. Fängt äü zun scheltn
Und zun wenedeuten!®)
Und moant: i muaß hoamgehü,
Muaß Wedalaitn.
28. Wer hät däs gsungen,
Däs neue Liedlein?
Derf enks schon sägn,
Wäs wird’s denn sein,
(Kranawettsattel bei Ebensee, O.-Ö.)
Die hintere Spitzalm (2,,) liegt in der Nähe von Ebensee, die Schaf-
um (8,2) in der Nähe des hinteren Langbathsees (ebenfalls bei Ebensee).
as Hochkorbatenn (11,,), das Weißeneck (14,,), der Benstoaükogel (18,,) 1!)
Kohn 188 Benkoglertal (21,,)1!) gehören dem Gebiete der hohen Schrott bei
11. Wia-r-is’s ma znagst gänga
Im Hochkorbatenn?
Hät mar erst oana
A Bleikügerl geschenk.
12. Du Jagahiasl, deiü Schuß
Hät ma nit gschädt,
I nimm dein Kügerl
Und schuib ma’s in Säck.
13. I will ma dö
A no besser afhebn,
Wänn sa si schicka!) tuat,
Wir i da’s gebn.
14, Es stund nit läng ä,
Jä üba drei Wocha net,
San ma zsämmkemma
In Weißeneck. ;
15. Dort hän i eahm wieda
Seiä Kügerl verehrt,
Daß’s eahm däs Hiatl
Vom Kopf äwischert?).
16. Du Jagahiasl,
Da häst du gwiß dein Lohi,
Derfst nix mehr fodern,
Bist bezählt schon.
17. Du hättst ma’s &
Schon längst a so gmächt,
Wännst du’s häst kinna,
So häst es nit gspärt.
18, In Benstoaükogl
Hät er an hiedabrennt,
Zwei san gfloha,
Hät a’s ägsprengt®).
19. A so hät er eahna drei
Um’s Leben brächt,
Daß i’n daschosen häß, ;
Is 8 koaf SchSg
=.
h *) wenn sich die passende Gelegenheit ergibt. ?) herabputzt,
5) Le bwirft, 8) hinabgesprengt über die Wände. ©) fröhlich, lustig.
6 horcht, hört. 6) Zorn. 7”) hinab. %) nehme, packe. °) verschlagen.
) benedeien. beten. 11) = Bärensteinkogel und Bärenkogeltal.
D*
XXVHIL
4. In Summer is’s viel schöna, Jatzt muaßt du mir dö Gamseln
Bäl älli Bamerl bliahn, Schofi älli boadi?) trägn.
Treib i d’ Küah af d’ Alma 9. Dö Gamserl, dö träg i da nit,
Und d’ Schwoagrin ä mit eahfi. ; Däs war ma j& a Spott! —
2. Dahoam da bleibi’s nimmamehr, Und wännst du mir dö Gams nit
Däs säg i enk schon eh, , trägst,
Koafi Hausmensch mäg a nimma- So schläg i di glei tot.
mehr, 9 “
Sö häbn mar äls z’ viel Flöh. D 2 ; Da a ma af,
3. Geh liawar af a hochi Alm, I bin schön stad*) hint nächigänga
Wo obn viel Hüttla stehn, Und häb schöß hoamli glächt.
Bei solchi Dirnerl kehr i’s eiß, © - © N
Dis i’s zum besten kenn. 11. Äft hät er a weni rästn wölln,
4. Äft bin i a weni gsessn drinn, Wab cahm BR DS drei Stroach”),
Bin gsessn gär nit läng, Äft hät a si wiedrum leichta trägn,
6
Däs Wildprat liegt ma stets in Sinn, Da Buckl wurd eahm woach‘).
Die Zeit, die werd ma läng. 12. Und wia ma san af d’ Länd-
5, Äft spänn i’s glei meiß Bixerl 4% sträß kemma,
Und schiaß schön wägat!) dreiß, Ging er an ändern Weg:
Zwoa Gamserln seind af amäl gfälln, I träg da’s weita nimmamehr,
Ja, Bua, däs tat mi gfreuß. Se”), häst du dein’ Dreck,
6. Wia-r-idö Gamserl woadna ?)tua, 13. Ach, Wildschütz, liebster Wild-
Schaut ma da Jaga zua: ; schütz mei,
Ei, wärt nur, du vaflixta Schelm, Um wäs i di.noß bitt R
Cib ächt, wäs i da tua. Und wännst du’s afn Kirchplätz
7. Da Jaga spännt seif Bixerl äü kimmst,
Und schiaßt mi gräd af’s Lebn, Verrätn muaßt mi nit.
Dö Kugl, dö gang wohl durch’s 14. Ei, sollt i denn däs Ding nit
Gwänd 3 sägn,
I wollt eahms wiedrum gebn. Tuat mi so bitta gfreufi?
8. Ei, du vaflixta Jaga, Und wänn i afn Kirchplätz kimm,
Iatzt will i dir’s bäld sägn, So 138 is Awa schreiß,
(Puchberg in N.-Ö.)
XXIX.
Wildschützenlied (1799),
1. In Älmern is’s a lustigs Lebn, Koaf Jager is mir’s nit in Ständ,
Sobäld da Summa kimbt, juhe, Den nimm i glei mit ana Händ
Dä nimm is Bixl A zu mir, Und schmeiß’n über d’ Alm hinä(b),
Trutz dem, der ma’s wegganimbt®), Aft liegt da Hundsfut d&.
juhe.
!) kühn, mutig. 2) ausweiden. 3) beide. 4) still, langsam.
$) Streiche, Hiebe, $) weich. 7) da nimm. 8) wegnimmt.
NY
“
2. Äft steig i Bergl auf und ä(b)
Und geh an Gambsl z’ gfälln;
Aft wänn ma’s Gambsl zuahat!)
kimbt,
Läß i mein. Bixl knälln.
Aft steck ’s Gambsl in an Säck,
Frägt mi da Jaga, wäs i träg,
Dä schläg i ihm in d’ Goschn neiß,
Aft muaß er z’frieden seiß.
3. Äft wänn i’s Gambsl häb in
Säck,
Denk i erst af mein Mägn,
Woaßt wohl, wännst läng muaßt
umasteign,
Tuat an da Hunga plägn; .
Ätt sprich i ba da Senndin zua,
Die gibt ma Kas und Milli gnua;
Aft wänn mein Mählzeit is vorbei,
So leg i mi in’s Heu.
4. Äft nachstn is’s ma gräd so
gschegn,
Trifft mi da Jager äü,
I häb mein Bixl untern Rock,
Er frägt mi, wäs i häß.
I 188 ihm Äber nit viel Zeit,
I schlug ihn nieder wia-r-a Scheit,
DS lag der Lümml ohne Sinn,
Häb glaubt. der Pimf?) is hin.
5. Äft blieb i no a Wallerl®) stehü
Und denk, wäs i äüfäng,
I woaß nit, soll i’n gär daschlägn,
Mir wurd 8 wenig bäng.
Äft wia-r-i Am besten dichten‘) tua,
Dä kimbt der Jagaknecht. dazua,
Der wollt auf mi glei schiaßn her
Und hät koafi Pulva mehr.
6. D& nahm in bei da Joppn her
Und tauch ihm zsämm sein Krägn,
Die Zung, die stund ihm spännläng
’raus,
Koan Wörtl kunnt a sägn,
Äft steck i ihm a Acht a neun®),
Und tauch’n in af Läka ’nein,
Da nahm i hält mei Bixl gschwind
Und luff äls wia da Wind.
7. Äft nachst is bei uns Kirtäg
gwest,
DE sach i hält zwei gehü,
Sie schaugn mi stärk von Fuaß
auf äß,
I blieb ihnen bamfest stehü,
Mi dunkt, es hät mi koana kennt,
Sand ällzwefi glei in’s Wirtshaus
grennt,
Däs Ding hät mi von Herzn gfreut,
Daß koana hät koan Schneid.
XXX.
1. Gräd lustig is’s auf der Älma, * Tua-r-i a Gams dablicka,
Wia lustig bei der Höh, So tua-r-i’s zsämmazwicka®)
D8 gibt's brav Küah und Kälma, Und träg’s mit mir näch Haus,
DR gibt’s viel Hirsch und Reh. Älldorten woad i’s aus.
Tua-r-i a Wild dahäscha, 8. I bin da Wildschütz Toni,
So tua-r-i’s zsämatäscha®), Hän ällweil frischn Muat,
Gräd lustig is’s in Wäld, An Gamsbock gschossn hän i,
Wänn’s Hirschl. zsämafällt. D8 läch i mir gräd. gnuag.
2. In Gamsbirg steig i umma, Wänn sollt. a Jaga kemma
Däs is mein größti Freud, Und: mir den Gamsbock nehma,
Voraus in Summa Da Bock is ma nit feil, .
Bäl’s schöni Gams Ageit?. Geh. wärt. du kriagst dein Teil.
>
Zei 1) herzu. ?%) Kerl, aufgeblasener Mensch. *®%) ein Weilchen, kurze
set, 4) nachsimnen. 5) haue ich ihm achte oder neune herunter.
) zusammentuschen == niederachießen. 7) abgibt; gibt.
71
4. I bin da Wildschütz Franzl,
Hän ällweil frischn Muat,
Meifi Kämeräd hoaßt Hansl,
Hät a brav Schneid dazua.
Mir toan koan Jaga scheicha*),
Schon gär nit gschwind ausweicha,
Mir drahn die Bix glei um,
Äft mächn’s schon an Sprung.
5. In Wäldern geh-n-i umma
Bei Mond und Sonnenschein,
Wohl voraus in dem Summa,
Wäs künnt denn schöners sein?
I 1äß ma’s nit vadriaßn,
Tua-r-oft a Gams A schiaßn,
Juhe, es bleibt dabei,
I liab die Jagerei.
XXXI.
Daß i mein’ Dirndl
Hän in Kiritä brächt.
4. ’S Dirndl is sauwa.
Is ma von Herzn liab,
Tuat mi schoä gfreuü,
Wänn is nur siach.
5. Hät mar oft auftän®)
Und lassn hineif,
Wänn i ihr z’ Nächts
Bein Fensterl tua schreiß.
‘Kranawettsattel bei Ebensee, O.-Ö.)
XXXIT.
1. Gehn i in da Sämstanächt 5. A Mülli hät’s ma gsottn
Wohl auf die hochi Älm, Mitsämt’n owern Rahm,
Dä begegnt mir die Schwoagrin, Sie sägt: i war a brava Bua,
Däs Ding, däs tat ma gfälln. Wänn is nur öfta kam.
Jodler. ; Jodler.
2. Gehn i a wengerl firi‘) 6. Und soll i wieda kema,
Wohl auf die Oxnhoad, Wänn willst es wieda häbn? —
Dä siach i d’ Schwoagrin sitzn Ei, kimm nur älli Sämstanächt,
Mit ihrn schneeweißn Pfoad®). Du därfst jä gär nit frägn.
Jodler. Jodler.
83. O Hansl, liawa Hansl, 7. Äm Sunnta d3 is Kirta,
O Hansl, meiü liawa Bua, Schöfs Schätzl, wäs willst häbn? —
Iazt treibn mar af d’ Alma Ei kaff”) ma nur koan Mühlstoafi nit,
Und spirrn däs Hittl zua. Den kunnt i nit daträgn.
Jodler. Jodler.
4. An Kräpfn hät’s ma bächa®), 8. I wir da schofi wäs kaffn®),
Dazua-r-an guatn Muaß, Däs du wirst leichta trägn,
Sie winkt ma mit’n Augnan, A. längi Kindafaschn®),
Sie tritt mi mit’n Fuaß. Dazua-r-an Kindawägn.
Jodler. Jodler.
>) scheuen, fürchten. 2%) hie und da, immer. 3) aufgemacht.
4) vorwärts, weiter. °) Hemd. °% gebacken. 7) kaufe. °®) kaufen.
9) Kinderwickel.
29
9. Mein Schätz is af’n Gamsberg,
Is gär a hochi Älm,
Trau mi schier nit auffi,
I fürcht für’s ächafälln?).
Jodler.
XXXII..
1. Gott gsegn enks, meine Herrn und 1äß enkas schmecka
Und 1läßt’s enk wegn meina von Essn nit schrecka,
I will enk derweiln wäs wundaligs sägn,
Wäs si hät nagst?) bei da Kirchweih zuaträgn. ;
2. I lieg auf mein Strohbett, äft hör i da schiaßn,
I zittrat vor Ängstn än Händ und &n Fiaßn.
Dä häb i mi grabt®) und iatz is’s um uns gr,
Der König von Preußen war richti schon där.
3. Äft bin i nur gschwind von mein Häuserl weggloffn
Und häb unterwegs no’n Nächber äütroffn.
Dä säg i: Bua Nächba, wäs gibt’s vor Rewelln?
Du, sägt a, da Fürst‘) kimmt und weicht dö Kapelln.
4. Und wia hält da Fürst is in die Kirch einitretn,
Äft häbn’s ihm an Tusch gmächt mit Paukn, Trumpetn.
O mein Bua, o mein Bua, däs tat a so laut,
Wenn’s bei uns. dreschn, [is’s] hält läng nit so laut.
5. Äft deit nur da Fürst füri zun Standl,
Dä keman die Deener und brachtn ihm af Gwandl;
Sie leng®) ihm af Pfad &ü voll Fältn und voll Spitz,
0 mei£ Bua, der möcht guat seifi in Summa für [d]} Hitz.
6. Äft setzen’[s] ihm auf as spitzige Käppn,
Die mächat’n schofi zun hälwadn Läppn;
Stanerne Warzn und Heaneraugn dräß,
Es glinzelt und glanzelt äls wia Sonn und Män9).
7. Äft geben’s ihm [ii d’] Händ an wunderschön’n Steckn,
Der wär j& schön aufidraht äls wia-r-afi Schneckn,
Er tat j& von Silber und Gold so schwer wägn,
Mein Dreschlstäb is jä weit hültza”) dagegn.
8. Äft tat er ans singa-r-und weita nix betn
Und wollt er älle Heilign zar Kirchweih hernötn®);
So oft äls da Fürst nännt an Heilign bei Näm,
So schrein sie „Eierbrod und Arbesn“?) zsäm.
9. Da Mesna, der Esel, känn selba nit lesn,
Er is jä ein Meister an Stohar sein wesen?).
Sie lerna den Kindern die siebn Sakrament,
Iatz nennan’s viel tausend und die ohne End.
*) heräbfallen. °) kürzlich. %) geängstigt, gefürchtet. *) Sigis-
und Graf von Schrattenbach, Erzbischof von Salzburg. ©) sie ziehen
man. % Mond. ”) mehr von Holz. 8%) herzwingen. ®)Ora pro nobis. 2)?
10. Die Schwanz auf der Orgel, die häbn A an Mettn,
Sie singan und pfeifn, känn koana nix betn
Und wänn ä den heilign Geist no ana so schlägt,
So nimm i den Tremel!) und zoag ihm den Takt.
11. Da Schulmeista z’ Mauter, der tat sie ans brauchn,
Er geignet ans äba, das die Häar möchtn rauchn,
Er is mit’n Fidelbogn auf- und ägrennt
Und kam aus’n ältn in’s neu Testament.
12. Äft tat d’ Jungfrau Lisl zun singa änfänga,
Sie wullt mit ihr Stimm bis i’n Himmel äüglänga,
Sie schlägat den Trilla, er wa(r) j& schof gär
Eintausend siebenhundert Stund achtundneunzg Jähr.
13. Und wia hält da Händel?) vorüber ist gwesn,
Dä häbn’s hält den Fürsten sein’n Ehrnbriaf vorglesn.
Dä häb i mi hint bein Lukhaus®) außegstohln
Und tat mir in Wirtshaus mein Äbl&ß £holn.
14. Und wia-r-i mi bein Bierkrügel tat lustig mächa,
Dä kommen die übrign Nächbarn äll nächa,
Da Hiasl*), da Veitl, da Bartl°), da Lenz 9),
Da Maxl, da Andredl. da Seppl, da Zenz’).
XXXIV.
Die Bauernhochzeit. a
1. Letztens z’ Marx bei meina Und da Häns, der ällweil lächt,
Muatta Dö häbn glaubt, es kummt schoß’s
Aufn Länd an Ehrntäg wär, Bratl,
Dä hät’s enk gebn da meni®) Fuatta, Daweil häbn sie’s Rindfleisch brächt.
Z’ fressn zan dastickn gär. Er spißt’s mit da Ofagäbl,
Wäs vor Leit wärn d3 beisämma, Sie frißt so, daß’s fäst dastickt,
Lauta gspoaßig, narrisch Gäst, Dö häbn gwetzt jä ihrn Schnäbl,
Koaf Mensch hätt si derfn schäma, Koan Mensch hät a Rindfleisch
Wer & nur dabei war gwest. kriagt.
2. Erstli wär dä da Plunznsteffl 4. ’S Eingemächti wär a Mandl.
Und dö gflickti Dorathe, Fressen’s d’ ältn Weiwa gern;
Dö häbn ghäbt an großn Leffl, Dä kummt glei dö bucklat Sandl
Bringan ihn kam in dö Höh! Und führt eiß zan narrisch wern.
Dö san z’ erst bein Tisch glei gsessn Dö hät gschlickt an großn Brockn,
Und höäbn d’ Schissl A äügenzt?®), Da Steffl siecht’s no vor älln,
Dö häbn d’ Suppn zsämmagfressn, Schlägt's auf's Gnack glei mit da
Bis auf d’ Letzt a jeds hät trenzt!°). Häckn,
3. Nächa wär dö Evakatl Daß er vorn is außa efälln.
*) Stock. 2% Sache. *% Glockenhaus. *%) Matthias. °) Bartholo-
mäus. °) Lorenz. °) Vincenz. % eine Menge. °) mit dem Essen
beginnen. 2% vor lauter essen ist ihnen das Flüssige schon beim Mund
herausgeronnen.
JA
5. Schmälzkoch häbn’s no ghäbt
a Men(g)i,
So wia’s auf's Länd hält taucht),
Dö häbn äwar in älln no zweni,
Dö hättn no an Scherm?) voll
braucht.
Bei da Turtn.dä wär's greili,
Wer an Brockn hät dawischt,
Ana schmiert si ää Abscheili,
Hät stätt Zucka Sälz dawischt.
6. D’ Brautleit wärn a Päar liawi
Kinda,
Er is bucklat, sie nit ebn
Und san dumm ls wia dö Rinda,
Eseln kennan’s glei ägebn.
Is nit schäd für so a Wesn,
Wänn sie Kinda soll gebärn,
Gei soll ma’s daschlägn mit’n Besn,
Wänn’s selb & nit gscheita wern.
7. Kurzum bei dera Bauern-
hohzat,
Wär a Lumpngschmoaß, säg’s frei,
Der wär dumm und der wär dälkat,
Der ändri wär saugrob dabei.
Und auf d’ Letzt, hiazt muaß Is
* schnädern,
Weil älls gloffn is davoß,
Dä häbn d’ Leit gär ghört wäs
plodern,
Ana hit in d’ Hosn t8&.
1. Ach, ach, ach und ach,
Es ist ein schwere Buß,
Wann, wann, wann und wann,
Wann ich von Wien weg muß.
Doch fällt mir dieser Trost noch ein,
Ich kann nicht allzeit in Wien sein,
Will mein Glück probieren,
Marschieren.
2. Jetzt, jetzt, jetzt und jetzt,
Jetzt nimm ich mir schon vor,
Hinaus, hinaus, hinaus,
Hinaus zum Karnertor.
Dieweil ich nichts davon gebracht,
So wünsch ich euch ein’ gute Nacht,
Lebt wohl in künftgen Zeiten
Mit Freuden.
XXXV.
3. Das, das, das und das,
Das Schifflein nimmt sein’n Lauf,
Der, der, der und der,
Der Schiffmann. steht schon drauf.
Da sich ich ein Sturmwind gehn,
Als wenn das Schiff zu Grund wollt
gehn,
Da-tun sich meine Gedanken
Zurucke wanken.
4. Ade, ade, ade, ade,
O wertes Vaterland,
Dieweil ich bin allhier veracht,
So wünsch ich allen ein’ gute Nacht.
Von euch tu ich jetzt scheiden
Mit Leiden.
l. Ach, ach, ach und ach,
Das ist ein schwere Buß,
Weil, weil, weil und weil,
Weil ich aus der Wienstadt muß.
Jetzt fällt mir dieser Trost noch ein,
Ich kann nicht immer in der Wien-
stadt sein,
So will ich mein Glück probieren,
Marschieren.
XXXVI.
2. Jetzt, jetzt, jetzt und jetzt,
Jetzt nimm ich mir schon vor,
Hinaus, hinaus, hinaus,
Hinaus beim Wienertor.
Dort sich ich ein Sturmwindlein gehn,
Als wenn a Schiff zu Grund wollt
gehn,
Da tun sich meine Gedanken
Stets wanken.
>
) taugt. ®) Gefäß, Schüssel.
JR
4. Ade, ade, ade und ade,
Ade herzliebste Cumpanie!
Weil, weil, weil und weil,
Weil ich bin gewesen bei euch ver-
acht,
So wünsch ich euch a gute Nacht,
Und will heut von euch scheiden
Mit Freuden.
(Wien.)
XXXVII.
’s Ländwehrliad.
1. Buama, seid’s lusti und wohlauf Sö sägn, sö wölln brunzn,
Und geht’s nit z’ weit hiedäü!), Wer wird si zuwitrauG?
Da Kaiser und der Franzos, 5. Dö Reichn, dö brav Täla häbn,
Dö stengan auf und fängan & zan Dö wölln nix wissn davoi,
streitn än. In ärman Närrn, den tuat si’s schofı,
2. Da Kaiser läßt dö Buam älli Dö müaßn glei willi dr&ß. ;
aufschreibn 6. Ei, häbn ma-r-a Geld, ei oda nit
Und wia ma hört hät koana z’bleibn. Und wänn ma sterbn, gebn’s uns
Wäs fängan denn d’ Menscher äß, koans mit.
Wänn d’ Buabn gengan davoü? Im Himmel sein ma gleich,
83. D’ Menscha sägn, sö bleibn 4 Sein ma Arme oda reich.
nit dä, 7. Pfiat euch, Väta und Muada
Sö gengan & den Buaman nä(ch), Und älli meini Freund,
Sö gengan ä zan Regiment Ei, häbts mi christli auferzogn
Und gebn Soldätn ä&. Und in Händn umaträgn,
4. Und wenn d’ Menscher & mit- (Gott wird euch scho bezähln da-
gehä, . vom,
So wird a größers Regiment; Dö ewgi Freud zan Lohö.
XXXVII.
Von den Bergleuten.
1. Gott sei allein die Ehre, Das Grubenglöcklein hören,
Dem Bergmann Jesu Christ. Dazu sie sein verpflicht’t.
Mit Wunder kann man’s hören, So behüt euch Gott, ihr Kinder.
Wie das beschaffen ist Wie auch mein liebes Weib,
In Gold- und Silbergruben Meine Reis muß ich vollenden,
Wie auch die Schmelzerei, Weiß doch nicht. wo ich bleib.
So Wunderzeugnis geben,
Wie das beschaffen sei.
2. Wann die Bergleut fruh auf-
stehen
Und ihr Gebet verricht’t,
3. Das, das, das und das,
Das Schiff hat seinen Lauf,
Der, der, der und der,
Der Schiffmann steht schon drauf.
Das weiß der liebe Gott allein,
Ob wir dann heunt noch glücklich
sein,
So will ich mein jungfrisch Leben
Hergeben.
3. Der Schlegel und das Eisen,
Das muß gewinnen Brod,
Das kann ich euch wohl weisen,
Viel tausend hleiben tot
1) zur Seite.
76
Und doch manichen wird blessieret
Ein Arm oder ein Bein, ;
Wenn man mit Pulver schießet,
Zerspringen auch die Stein.
4. Die gemeinen Berggesellen
Alle müssen gehen schwarz,
Schwarze Kittel und schwarz Leder,
Das ist die Kleidungsart. '
Schwarz müssen sie alle gehen
Und trauren bei Lebenszeit,
Dann oft mancher kommt ums Leben,
Dort in der Gruben bleibt.
5. Der Bergoffizier darf tragen
Von Sammet ein schwarzen Hut,
Von Gold darf er drauf tragen
Des Kaisers Waffen gut
Und den Zunder in der Taschen,
Wie auch mit Stahel und Stein,
Damit sie können machen
Ein Licht in schneller Eil.
6. Nun so wollen wir’s beschließen
Das edle Berggesang
Und fallen Gott zu Füßen,
Dem höchsten Bergwerksmann
Und tragen ihm vor die Gaben,
Die er uns hat beschert,
Wir wollen’s ferner wagen,
Gott sei allein geehrt.
‘N.-Ö., Fliegendes Blatt ca. 1780.)
XXXIX.
Dis Heanlkrämagsäng.
1. A Heanlkräma?) bin i, 6. Frau Wirtin, ho, ho,
lazt häw i schofi glä(d)n, D’ Heanlkräma san dä,
lazt wern ma schofi wieda Sö san lustigi Leut,
Af Greaminigraz f3hl(rn. 85 häbn a Geld und a Schneid,
2. Af Greaminigraz eini
Gibt's gär viel Schlä(g) &,
I bin gär nit läng gfäh(r)n,
Bricht ma’s Hohlwaxerl?) &.
3. Iazt nimm i mein Hackerl,
Geh eini in’n Wäld,
Häw a Bamerl äghäckt,
Häw a Hohlwaxerl emächt.
4. Äftkimmt hält da Schmälzbaua ®)
Vom Bergerl her8:
O mein liawa Fuhrmää, .
Wäs bandelst denn dä?
5. Wäs wia-r-i denn bandeln,
Wäs wia-r-i denn toaü?
S Hohlwaxerl is brocha, .
lazt bin is alloagi.
7. Nur zuwi zan Tisch,
Wäs heanlkrämerisch is,
Wäs heanlkrämerisch is,
Is lusti und frisch.
8. Gehn i affı auf’s Bergerl,
Schau äwi*) in Gräbn,
Da siach i dö lustign
Heanlkräma fäüh/rIn.
9. Gehn i affı auf’s Bergerl,
Schau &wi in’s Täl,
Di siacht ma dö lustign
Heanlkrämer äll.
10. Gehn i affı auf’s Bergerl,
Schau äwi in d’ Loahn®),
Dä fäh(r)n dö lustign
Heanlkräma hoam.
a 1) Hühnerhändler. % Bremsvorrichtung. %) Sammler des Schmalzes,
as von den Bauern als Zins (Zehent) an die Herrschaft geliefert wurde.
) hinab. ®) Lehne.
4
XL.
Der bairische Hiesel.
l. Der Wald ist alleinig Wir wollen ihnen zeigen
Hier auf dieser Welt Und was der Hiesel kann.
Und was uns vor allem 9. Frisch auf, Kameraden,
Zum besten gefällt. Mir hat es versagt,
2. Sein ‚wir ermattet, Ihr faßt frischen Mut Ä
Gehn wir in die Ruh, Und sei keiner verzagt.
Die schattigen Bäume, 10. Ich hab allzeit frisch gewagt
Die decken uns zu. Und bin in keinem Fall verzagt,
3. Frisch auf, Kameraden, Hab allzeit mein
Ganz hurtig und schnell, Jung frisch Leben gewagt.
Heunt gehn wir alle 11. O Stutzerl, die Rede
Zum Wirt auf Osterzell. Ist alle vorbei, ;
4. Dort wollen wir schmausen Es fehlt uns schon wirklich
Ein’n Hirsch und ein Reh, - An Pulver und Blei.
Juchheisa, mein Stutzerl 12. Es wehrt sich ein jeder,
Ist gleich bei der Höh. So gut als er kann
5. So lange uns das Glück will, Und sollt von ihnen bleiben
Treiben wir das Wildbratspiel Kein einziger Mann.
Und leben vergnüget 13. Man führt mich gebunden
Ganz ruhig und still. Nach Zilien hin,
6. Frisch auf, Kameraden, Allwo ich den Lohn
Was wir jetzt sehn, Für das Laster gewinn.
Ein Menge Soldaten 14. Nun dieweil ich sterben soll
Auf uns da hergehn. Und alles Maß der Laster voll,
7. Ein Menge von Leuten Liebes Stutzerl, leb wohl
Mit Hund und mit Band Und lebt alle recht wohl.
Und wenn wir uns nicht. wehren, 15. Dort wird mir gezeiget
Ist’s uns eine Schand. Der Galgen und das Rad
8. Schlaget eure Flinten an, Und dieses nur alles
Trifft ein jeder seinen Mann, Zu meiner größten Gnad.
(Mündlich aus der Gegend von Wiener Neustadt, N.-Ö.)
XLLI.
1. Wie mächen’s denn dö Fleisch- Tan wäs durt und dä äzipfeln?®),
häcka? Mächn draus Zwagroschn-Kipfeln.
So mächn sie’s: So mächn sie’s!
Legen’s Fleisch auf dö Wäch‘) 83. Wie mächen’s denn dö Schneida ?
Und druckn mit’n Finga näch, So mächn sie’s:
So mächn sie’s! Stehln überäll a Fleckl,
2. Wie mächen’s denn dö Bäckn? Möächn draus für's Kind a Röckl.
9 mächn sie’s: So mächn sie’a!
1) Wage.
2) wegnehmen.
RR
XLIT
1. Znagst bin i gassln gänga Lahnt’s ös än d’ Plänkn äß,
Zu mein Dirndl auf d’ Weit, Verbindt’s eahü d’ Augn und rennt’s
Höhn mi dä glei d’ Schirign!) gfänga, davoü.
Wäs sein däs nit für grobi Leut. 5. Den ändern Täg dä schaut’s
Sö hetzn d’ Hund hält grad auf mi, erst. aus,
Sö wolltn wissn, wer i bif. Da kummt da Pflegaselwar in’s Haus:
2 Höb do i enk a nit gfrägt, Fischer, wo seind eure > um-
aß’s mi glei so grob änpäkts; 878070,
Hetzn @’ Hund auf [mi] äle win-tauf Sö häbn ma d’ Schirign hälbs da-
d’ Schweiß, schlägn.
Dös Ding geht mir gör alt ein. 6. I’häb j& Fischaknechte drei,
Wänn oana ausgeht, so woaß i’s glei,
8. Jä, meini Schirign, i kenn enk 86 häbn ihr Bett wohl in da Stubn
” schofi, Und um koafı Mensch schaun’s gär
Os steht’s hält auf’s Trinkgeld äü; nit um.
Geld soll ma-r-in Beutl trägn, 7. Ei, so schlag da Plunda drei,
D’ Schirign soll ma hälbs daschlägn. Wo muaß dänn da Kerl seiüi?
4. J2, meine Buabn, ös tiats!}) Sex Dukätn wollt i’s wägn,
schoß recht, Wänn i kunnt den Kerl dafrägn,
Schlägts nur zua auf d’ Schiriknecht, Hät ma d’ Schirign hälbs daschlägn.
XLII.
Der Pinzger heilig Geist.
6: __ BE
a ter VE Ve RE ES
1.. Iatzt wölln ma den hei-lien Geist sin-ga, wern käü, es
Z Denn, ZZ nz NT TU EL
Fe EZ FE=S EZ =
a _ FE An Az
fängt ja dö Pre - dischon&ä: miaßnuns ei - ni schlein, möcht uns
E
aus-greiu. mia-Bn n8& - chi - frägn, wäs ma z’toafi häbn, denn
x“
e
=
A a Ar a ae
toll. toll, gefällt ma wohl.
a ———
a
ns ZZ ZZ
TE
A at BE
1.
Drö - dien 1.
1) Schergen. 2) ihr tuet.
29
2. Iatzt steht a schon obn bock- 5. Dort rehrn ®) schon 2 Jungfraun
star?), mitsämm
Es is eahm dö Kircha viel z’ lar, Und glaubn, sö kriagn gär koan
Er schaut hin und her, Männ.
Siacht dö Bänk leer;
Es is gär koafi Freud
Bei so weni Leut,
Äwa predign tua-r-i decht, decht?)
Und däs recht.
8. Iatzt mächt er’n Vorspruch und
sagt:
Däs mi net da Huastn gär plägt.
Er fängt äß zu grein,
Däs neamd will erschein,
Däs er gräd alloan
Soll dö Predi toası.
Und predign muaß er decht, decht,
Gschiacht eahm recht.
4. D’Leut häbn bäl glächt und
bäl gwoant,
Iatzt hät a dö Weiwaleut gmoant.
Wänn’s von eahna geaht her,
Dä häbn’s gär koafi Ghör,
Üwar ända Leut
Is’s ihna größte Freud.
Und sägn känn er eahn’s toll, toll,
G4fällt ma wohl.
Hört’s nur auf z’ flenn®),
Wird schon änders gehn;
Is ma tugendhäft,
Kriagt ma’s, wia ma’s schäfft,
Dö Tugend is hält rar, rar,
Däs is wahr. |
6. Und dortauf da Boarkircha‘) obn
Dö bäurischn Lümml, dö grobn;
Dortn drangan’s Kas,
Treibn lauta Gspaß,
Merkt’s auf Gottes Wort,
Ös grobn Lümmel dort;
Und sägn känn er eahns toll, toll.
Wia’s seif soll.
7. Doch nun hät er. ausgredt, äm
Schluß
Dä mächt er a Gsicht voll Vadruß:
„Wir solln aufstehüä
Und in’s Wirtshaus gehä
Zu-n-an Glasl Wein,
Däs wird’s beste sein.“
Dö Predi is schon aus, aus,
Marsch hinaus.
(Wien 16, Juni 1819. Wahrscheinlich aus Salzburg.)
XLIV.
Luther.
Luther: 1. Ach, ich armer Martin 3. Ach, wär ich zwar im Kloster
Luther blieben,
Anstatt besten kühlen Wein, Wär ich ja gwest studiert und gelehrt
Anstatt besten Käs und Butter, Und hätt auch kein Sätz geschrieben
Lieg ich hier in Qual und Pein. Und die heilge Schrift verkehrt.
Katel: 2. Käs und Butter hast K.: 4. Ja, du hast so lang stu-
gefressen, dieret,
Aber selten Meß gelesen®). Bis du mich hast wohl verführet.
L.: Wahr is’s Katel, du redst recht, L.: Katerl, laß dich’s reuen nit,
Darum geht es mir so schlecht. Bist ja gangen gerne mit.
1) ganz steif. 2) dennoch. 3) weinen. 4) Emporium.
5) 2,, 2 und 8,, 2 finden sich auch in einem Tiroler Kinderliede. Luther
soll der Volkssage nach auf seiner Flucht zu München die Bratwürste,
die er beim „Koch in der Höll“ schmauste. nicht bezahlt haben. Man
31)
5. Beten, fasten, Leib kasteien
Fällt mir schwer, ich sag es keck,
Weil es mich niemal tät reuen,
Drum schmeiß ich die Kutten weg,
K.: 8. Martin Luther, tunit prahlen,
Tu vorhin die Bratwürst zahlen).
L.: Liebes‘ Katerl, schweige dann,
D’ Bratwürst sein bezahlet schon.
9. Weil es nun jetzt ist geschehen,
Allzuspat ist deine Reu,
Ich wollt ja nix liebers sehen,
Als ich wär im Himmel und du dabei.
K.: 10. Bist schon recht in Himmel
‚ gfahren
Auf einen alten Gukukkarren,
Dort studierst du ohne End,
Bis dein Bibel wird verbrennt.
K.: 6. Beten, fasten hast vergessen,
Hast dafür brav Bratwürst gfressen.
L.: Katel, Bratwürst, bairisch Bier
Hat. geschmecket mir und dir.
7. Ale Guten mich gedulden,
Haben mich all veneriert, E
Weil ich mich hab ohne Schulden
Allzeit proper aufgeführt.
XLV.
1. Mir häbn unsern Franzl jetzt 3. Mir Buama, mir wärn eng oft
in der Mitt, älle schiach,
Er ist unser älter Regent, Uns Tirolern geht’s wieder recht
Die Tiroler, die sein wieder äll be- wohl,
glückt, 24 Jähr hät dauert dieser Kriag,
Wir reichen ihm brüderlich d’ Händ; DD” Franzosen san aus Tirol;
Mir tun unsern Franzl gut kenna, Bonapart hät die Ruh uns gestöret,
Er ist hält a kreuzbraver Männ, Die Menschheit hät jetzt schon a
Franzosn, ös könnt’s Alle renna, Ruh,
Vereinigt sein ma mit Österreichs Unser Kaser, der hät sich vermehret,
Thron. Mir Buama ludin mit Freuden dazu.
2. Unser Kaser ist glücklich ä%- 4. Unser Kaser Franzel soll läng
kemma, leben,
Däs ist eng a Freud und a Lebn, Alexander und Fritz auch dabei,
Mir tun’n mit Freuden aufnehma, Schwarzenberg soll auch daneben,
Mir häbn ihm gleich Herz und Händ Vivat, sie solln leben älle drei:
gebn; Sie häbn uns den Frieden errunga,
Scharfschützen, die tun paradieren, Es freut sich jedes Kind, jeder
Fünfzehntausend stehngan dä näch Männ,
der Reih, Unser Landel häbn wir wieda
F Tanzosen tun si’ schon verlieren, gwunna,
Mir Tiroler sein wiederum frei. D’spätest Nächwelt wird reden davon.
(Tirol.)
XLVL
Das Holzlandellied.
1. Im Holzlandel bin ich ausge- Ich äber die Gnäd nicht hätt,
gängen, Daß ich’s Baierländ sehen tät.
In’s Baierländ ist mein Verlängen,
Va —sS—— . *
781. darüber auch‘ eine Stelle im bairischen „Jud- und Pastorspiel“ bei
A. Hartmann, Volksschauspiele. (1880), S. 299, Z. 60 und 300, Z. 60,
31
2. Wie. ich bin auf Lauffen?) 6. Meine Eislein wollt ich gern
kummen, trägen,
Dort häben’s mich gleich gfängen Wenn mir nur ein Mensch kunnt
gnummen, sägen,
Häbent mich bunden älso fest, Wie’s denn meiner Mutter geht
Daß ich mich kaum rühren möcht. Und mit meiner Lieben steht.
8, Z’ Salzburg führen’s mich über 7. Wie wir seind zum Gericht
x . ‚das Pfläster, ’raus gängen,
Meine Augelein fließen Wässer Siech ich meine Kämeräden hängen!
Und mein Herz wär so sehr betr übt, ft hät ihm der Gefängene denkt:
Weil ich nicht weiß, Shi vo. 8° Mir wird’s auch so gehen, Als
schieht. :
4. Z Salzburg dä taten’s mich a
3 ° 8, Und jetzt wird sich däs Blätt
gleich fragen, °
Sägen: „Wo häst deine Köäme- , bald wenden
räden?“ — Und mein jung frisch Leben enden:
„„O, ihr Herrn, ich weiß j& kein’, 0 schönste Mutter, Maria Zell,
Gwest bin ich Sllzeit allein.“* In deine Händ nimm meine Seel,
5. Bin ein Knab von Ächtzehn 9. Maria Zell hät sich änge-
Jähren, nummen,
Muß schon schwere Eislein trägen, Den Gefängenen herausgebrungen;
Ein’ großen Leibring um die Mitt, Von den Eislein mächt sie ihn los
Der wurd fest ängeschmiedt. Und ist kummen aus dem Gschloß.
(Mündlich aus der Gegend von Wiener-Neustadt.)
N
1. Dös Jahrl wär prächti,
Da Wein der hätt grätn,
I winsch ma nix änders
Äls hundert Dukätn,
Damit i käü schittn
'N Heuringa in’s Lo,
Je mehr äls i trink,
Je mehr schmeckt a ma no.
2. Iatzt kumm i zan Weiüstock
Mit wäs vor Vagniagn,
Mit Freudn möcht i glei
In Huat äwaziagn.
I beträcht’s schöni Gwaks?),
Dö großi Ällmächt,
Dö oft aus an trauringa
An lustinga mächt.
XLVII.
3. In Äüfäng ban Heurign,
Dä is’s no schön still,
Weil kana mit a Hälwi
Nit änfänga will.
Dö ersti wird kritisch,
Bei da zweitn tan’s kritisiern,
Bei da drittn gibt’s Schlä(g),
Daß d’Häar davon fliagn.
4. Gott Väda in Himml
Muaß selwar oft lächn,
Wäs mänigi Menschn
Ban Heurign für Fäksn tuan mächn.
Da tuan’s dispatiern,
So gär blänk in Kriach führn,
Da tuat si immer ana
Mit da . ... . valiabn.
1) Im Bairischen, an der Grenze von Salzburg. °% Gewächs.
32
5. Oft mänicha geht
Voll Zweifeln oft aus,
Weil a von d’ Schulden
Koan Ruah hät zu Haus.
A setzt si zan Heurign
Und dudelt‘) si &5
Und wer'n da £fodert,
Der kummt übl &6.
6. Oft mänicha will sterbn,
Mir kimmt’s nit in Sinn,
Da Tod kummt schofi selwa
Und ruaft am dahin.
Vaschon mi dös Jahrl,
S Lebn is siaß
Und hol mi erst &,
Wänn koan Weinl mehr is.
7. Und soll mi denn
Da Tod üwaräschn,
So bitt i, tuat’s mi
Glei mit’n Heurign wäschn,
Begiaßt’s mi von vorn
Und von hintn mit Weiß,
Danä(ch) schlummer i glei
In d’ Owawelt eiß.
8. Und bin i gstorbn,
So 138t’s mi begräbn,
Meiz gänzi Freundschäft,
D5ö miaßt’s A dabei häbn
l. Bei” meina Wirtschäft steht’s
nit wohl,
XL
V
Wia’s sein soll.
Da Strümpf vasoffn,
Bärfuaß gloffn,
D’ Strümpf san weg,
1 lauf in Dreck,
Ban Rock steht mar aus der Ellbogn.
2. Däs Hemad hängt ma bei da
Hosn ’raus,
Es is a Graus,
Däs Häar wäkst ma ban Huat heraus.
Und legt’s mi in Kella
Unter a recht groß Fäß,
Denn i lieg nit gern truckn,
Nur ällwal schöf näß.
9. Dö Gräbschrift, dö känn ma
Jä amäl no lesn,
Wäs i af da Welt
Für a Mandl bin gwesn,
Bständi bsoffn,
Zu Zeitn a Närr, ;
Äwar an ehrlicha Kerl
Und’s letzti is währ.
10. Bei da Nächt dä tramt ma hält:
I bin a Köni
Und gib hält Audienz
Von neuni bis zehni.
Äls i morgens afwäch,
Is älles nit währ,
Is da Kini ban Teufl
Und d’ Regierung is gär,
11. Ban Heurign avanciert ma
Und dös is recht schöß,
I bin Leutnänt
Und du Capitäs.
Sechts Freund, wäs könn ma
Von Heurign nit häbn,
I wär schof General
Und h&b kommadiert in an Gräbn.
IL.
Bequem i mi zan flickn,
Es will si gär nix schickn;
Die Nädl von fern,
Die tuat’s nit gern,
Der Zwirn will &i ä nit streekn.
3. O liabsta Bruader, oans rät i dir,
Folg du mir, .
Sei kein Versaufa,
Sei kein Verfressa.
Hättst du dein Maul in’s Wässa
gsteckt,
So stund dein Wirtschaft bessa.
>
7) trinkt.
Blümml, Quellen und Forschungen. VII.
38
4. Jetzt auf meinen (älten) Tägen
Muaß i’s erst äblegen,
Schmeißt mi da Wirt bei da Tür hinaus
Und droht ma gär mit Schlägen:
XLIX.
A
1. Frisch auf, frisch auf, nun
singen wir:
Der Hopfen ist erfroren,
Das Öchslein und das andre Tier
Hat d’ Fledermaus geboren.
Die Vögel fangt man in der Still,
Wer will die Flöh all töten?
Wer’s Geld versauft, erspart nit viel,
Es ist ein alte Metten. ;
2. Die Geiß, die hat ein Ohr
;-- verlorn,
Der Schneider wollt sich henken,
Ein jeder Narr hat seinen Sporn, -
O Mensch, tu was bedenken.
Die Juden nehmen überhand,
Es wird ein kalter Winter,
Gelobt sei unser Vaterland,
Wir sind all Adamskinder.
3. Ich lag in: einer Nacht und
schlief,
Wollt meine Hosen flicken, .
Da kam mir unversehns ein Brief:
Ich sollte gleich ersticken.
O Welt, o Welt, o Eitelkeit,
Wer wird mir ein’s zubringen?
Was gilt’s, ich tu ein Gläslein Bscheid,
Das macht mich fröhlich singen.
4. Es floh ein Ritter frisch in’s Feld,
Wollt Lins und Habern dreschen,
Was nützt uns alles Gut und Geld,
Das Feuer muß man löschen.
Von Wien hinaus bis Eipeldau
Sind über sechzig Ellen,
Friß du die Bratwürst ‚samt der Sau,
Wird dir der Bauch zerschnellen.
5. Mein Esel hat ein’'n Schuch
verlorn,
Als er wollt disputieren,
Zu Pfingsten sind die Schnecken
gfrorn,-
Die Blinden muß man führen.
Es ist kein Treu mehr in der Welt.
Die Birn sind abgefallen,
Wenn man nichts in der Taschen
bhält,
Wer wird die Schulden zahlen?
6. Es fand ein Bauer ein Vogelnest.
Das Glück hat eingerissen DD,
Werhält geschwind den Daumen fest.
Die Haustür steht noch offen.
Der Schneider sprang in Fingerhut,
Wollt seine. Schäflein weiden,
Wenn wir versaufen Geld und Gut,
Bscheißt sich der Wirt vor Freuden.
7. Nun fallen wir auf unsre Knie
Mit Silber und Gallonen,
Es kostet gar ein schlechte Müh,
So kommt man auf die Schrannen-
Er lief die Stiege auf und ab,
Der Pfarrer wollt nicht taufen,
Wer zeitlich kommen will in’s Grab.
Der darf nur wacker saufen.
8. Wo ist der. weise Salomon
Mit seiner Pulverflaschen? 0}
Ich hab vor Furcht ind’ Hosen tan
Wer wird sie mir auswaschen?
Wie schön leucht nicht der Morgen:
stern ?),
Da ‚kam ein Schweizer von Luzern:
Die alte Magd will wandern.
1) besser: ist eingetroffen. ?) hier fehlt eine Zeile ; nach Schacherl
129 lautet sie: kein Bruder traut dem andern.
3 J
9. So geht es her in dieser Welt,
Der Schuster hat kein Leder,
Wer sonst verdient kein’n Kreuzer
Geld,
Der nähr sich mit der Feder.
Der Goldschmied steht jetzt schon
bereit
Mit Ruder, Schiff und Flaggen,
O Mensch, betracht die Ewigkeit,
Der Krämer soll einpacken.
10. Der grimmig Tod mit seinem
Pfeil
Liegt jetzund in sechs Wochen,
Die Gretel hat viel Schwammen feil
Und kann sie selbst nicht kochen.
Die Hoffart wird ja gar zu groß,
Hängt alles voller Fetzen;
Wer reiten will und hat kein Roß,
Der 1aß sich Stiefel pelzen N.
11. Wer dann will frisch und ganz
gesund
Am kalten Fieber sterben,
Der lasse sich aus Herzensgrund
Mit Kienruß überfärben.
Wenn jährlich öfters Kirchtag wär,
Wer könnt die Schläg erdulden?
Das Glück hilft manchen ungefähr
Zu etlich tausend Gulden.
12. Pfui Teufel, macht's ein’n
‘Rauch ‘herein,
Heut dürfen wir nicht fasten,
Weil alles muß versoffen sein,
So bleibt kein Geld im Kasten.
Ein armer Mann, ein blinder Mann,
Wer wird mir heut heimleuchten?
Mein Gurgel nicht mehr singen
kann,
Drum will ich sie befeuchten.
L.
1. I häw oft an Wein trunkn
Und nia koan Ächta
Und wia-r-i’s so guat liegn |
Ban ana Bürgerstochta. .
2. Und es is jä guat liegn
Und is weiter af Ding
Und es is ban an Bauandirndl
Glei so guat liegn.
3. Zwoa schneeweißi Täuwerl
Häbn Flügl bläwi?)
Und so leg di nar zucha®),
Tua @’ Fiaßerl &wi*).
4. Und so leg di nar zucha
Und häb mi recht gern,
Daß unsari Kinna
Schön schwärzaugat wer(d)n..
5. Za dir bin i gänga
In Regn und in Wind
Und bin oft bei dir glegn
Und h8h do nof koaf Kind.
6. Za dir bin i gänga,
Za dir hät’s mi gfreut
Und za dir geh-n-i nimma,
Da Weg is ma z’ weit.
7. Und er wa(r) ma nit z’ weit
Und er wa(r) ma schof recht
Und weilst ällaweil sägst
Und i bin da viel z’schlecht.
8. Mein Herz tuat ma weh,
Wo-r-i geh, wo-r-i steh,
Wo-r-i sitz oda loahn,
Um mei@ Biawerl, däs ärm®).
9. Mein Herz und meiü Sinn
Is in Dingahof drinn
Und wia geh-n-’s denn äf,
Daß i’s Biawl segn kän.
10. A Rösserl muaß i häbn
Und an schepratn®) Wägn
Und a Goaßl”) dazua,
Daß in außa kriagn tua.
Y 1) hier hat Schacherl 129 besser: ist nicht]vor gscheid zu schätzen.
) blaue. 3) hinzu. 4) herab. 5) lies: kloan. $) klirrenden.
*) Geißel. Peitsche.
IA
„3
}
„ 11. A Schneewerl hät’s gschneibt,
Ali Bergerl san weiß
Und hiazt häw i schoü wieder
A Biawerl, a neu’s.
12. Mein Herzerl is schwaf(r),
Däs wird nimma gringa ;
Und hiazt kriag i meif herzigs
Schöns Schätzerl nimma.
13. Du herziga Tausendschätz,
Läß ma ba dir an Plätz
An oanzige Stund,
Wird mein Herz wieda gsund.
14. Dort o(b)mat af’n Bergerl
Tuat a Wasserl sausn
Und mein Schätz is ma liawor
Äls falschi tausnd.
„ 15. Du bist jä mein Schätz,
Awa sägn derfst du’s nit,
Sunst wänn’s d’Leut amäl wissn,
Aft mäch‘) a di nit.
16. Wänn d’Leut 80 viel wissn
Und redn üwa mi
Und so muaß i ma denkn,
San schlechter äls i.
17. I bin a Soldät,
Muaß stehn af da Wächt,
I muaß’s Fensterlngehf grätn?)
Zan Dirnderl af d’ Nächt.
18. Däs Dirndl hät heiratn wölln,
Da Pfäff hät’s nit zsämmgebn, da
° Schelm,
Aft gebn’s ihm an Zwiguldna®) dräß,
Äft hät a’s glei tän.
19. Du schwärzaugats Dirndl, häst
ghört,
Heunt Nächt hät’s dein Fenster]
vafrert*),
Steh auf und geh aussa za mir,
Daß i redn käü mit dir.
20. Äft wänn mar amäl zsämm-
gheirat häbn,
Äft legn mar unsschöf sauwa zsämm,
Äft legn mar uns .zsämm in a Bett,
Awsa schläfa toadı ma net.
LL.
Wia mächn denn d’ Menscha
Mein Biawerl so stolz.
6. D’oafı winkteahm mit’n Augnan,
D’ va tritt’n af’n Fuaß,
D’oaü schickt eahm recht spät af
d’ Nächt
A no an Gruaß.
7. Biawerl, wäs denkst da denn.
Wänn ma banända stehn?
I denk mar ällimäl,
Du bist mein. Gl.
8. Aiderl und Busserl gebn,
Däs is j& koafı Sünd
Und däs hät ma meif Muada glernt
Als a kloafıs Kind. |
9. Oafi Bua is koafi Bua,
Zwei roat”) i für oan’n,
Wänn i’s Duzat nit häbn käß,
So brauch i gär koan’n.
2 will, mag. 2) unterlassen, entbehren. 3) Zweiguldenstück.
‘) verfroren. 5) Muhme. $) Mäher. 7) rechne.
1. Meifi Herz und mein Sinn
Is in Steirischn drinn
Und wia geh-n-i’s denn äß,
Daß in aussi kriagn käß.
2. D’ Frau Wirtin von Ädlazgräbn
Und däs is meii Moahm®)
Und iatzt suach i meif Schätzerl
In Ädlazgräbn hoam.
3. Gär so kloafi bin init,
Daß d’mi nit siachst
Und i hän j@ koan Aderl nit,
Däs si nit riehrt.
4. Wia-r-i aufgständn bi,
So häbn d’ Mähda®) schofi gmaht
Und äft hän i nit gwißt,
Wo-r-i hifrenna tat.
5. A buxbamas Priegerl,
An oachbamas Holz.
$
10. Bin eh schon amäl obn gwest,
Wia hoaßt’s denn ban enk?
Geh, zoag ma dein Betterl,
Mir plaudern a weng.
11. Wäs hilft denn dein Plaudern,
Wäs hilft denn deifi Redn,
Geh hin za daselbn,
Wost gestern bist gwen.
12. Der ma mein schwärzaug ats
Dirndl wegnimmt,
Den gib i a Watschn‘), )
Daß’s Bluat &wirinnt.
13. I bin a kloafs Dirndl,
Häü ’s Wäken vasamt?)
Und iatzt häw i da großn
Ihr Biawerl ägramt?®).
14. A Stund häw i z’gehü
Und a Stund häw i z’redn
Und a Stund häw i Handl
Mit Bussl hergebn.
15. Wegn an Biawerl trauri seiß,
Kunnt i nit toai,
I vakürzat mein Lebn
Und vasündat mi kloaü%).
16. Bin hoch affigstiegn,
Bin hoch äwigfälln,
Häü d’ Heahüsteign zsämmtretn,
Häs’s & miaßn zähln.
17. Muaßt nit a so hausn,
Muaßt nit a so woan,
Bist a kreuzsauwers Dirndl,
Kriagst glei wiedar oan.
18. An Buam häw i gliabt
In gänzn Summa
Und hiazt hät ma’n a tälkats®)
Madl weggagnumma.,
19. Ihäb ma’s eh schof läng denkt
Und a Bua is ma z’ weng,
A Duzat muaß i häbn;
Känn i recht ummaschlägn.
LI.
„m
SZ ZZ ===
=== Zt, SEES
1. ’S Dirn-dl is feiüi und da Bua bildt eahm’s ei — und
=
_ Zr
—— en DZ EZ
i 138 da’s. Bua, wännsta Schneidhäst da - zua.
2, ’8S Dirndl is sauba,
Von Fuaß af is’s gsteift,
A weng därf i mi zuawilegn,
Äba net z’ weit.
3. ’S Dirndl is händsäm,
Bon®) tänzn geht’s längsäm,
Zun hälsn is’s lind
Und zun afmächa flink.
4. Braunaugats Dirnderl,
Wäs muaß i da sägn:
Wänn i net kemma käß,
Därfat koan andern Buam h3bhn
5. ’S Dirnderl is kloaü
Und sie schläft net alloafı
Und wia wollt’s denn alloan
So viel Seufzerln toaß. ;
6. Bist a kreuzsaubers Dirndl,
Häst mitterni Größ
Und a schöni Mänier,
Wännst es hältn kunnst recht.
7. I geh hoch über’s Gröäs,
Wern ma meini Schuach näß,
I tua’s älls vowegn deina,
Kreuzsaubera Schätz.
——
.. 21) Ohrfeige. % versäumt. ®%) abgeräumt, weggenommen.
Mich sehr versündigen. ‘ ®%) dummes. °) beim.
4) würde
30
8. Dirnderl, mein Herz und deiä
Herz
Verstehn af anänd
Und wenn deiä Herzerl kränk is,
Schätzl, meins is net gsund.
9. In Traufistoaß, in Spitz
Hät a Stoafinagl bliaht,
I geh net n& da Schönheit,
[ bleib bei da Liab.
10. Wäs is’s mit da Schön,
D’ Schön vageht mit da Zeit,
Is dö Tugend viel runda ‘
Und lustiga weit.
11. In Traufistoafi ho(ch) obn
Is a Hirscherl bein Brunn ;
Und meifi Schätz hät a schöni Gstält
Und is no jung. 0
12. Meif. Schätz hät a schöni Gstält
Und is volla Gspött*), ; ;
I häb’s Betterl äghüllt?),
Hän mi gär zu ihr glegt.
13. Und a so hän i’s gredt
Und a so hän i’s gmoant
Und a 80 hän i’s Dirndl
Af’s Bettl aufi gloant.
14. Kapazina, bist drinna,
Geh, mäch a weng af .
Und es friert mi.in d’ Finga,
Da Schnee fällt ma draf,
15. Zwoa Stund af’n Wässa,
Afn Länd zwo sand vier
Und an oanzigi Stund
Hän i gschläffa bei dir.
16. Herziga Schätz,
Kimm amäl bei da Nächt,
Zwegn an oanzign Stund .
Wird mein Herz wieda gsund.
17. A Schwälbn mächt koan Summa,
Zwoa A. koan Schättn.
Und. iazt muaß i af amäl
Mein Dirnderl grätn.
18. Und ’s. Dirnderl valässn,
Kimmt mar a net leicht äß,
Sie is enta?) da Sträßn,
Denk ällweil dräß.
19. Menscha geit’s*) hält
Wia dö Taxn®) in Wäld,
Aba söla®) geit’s weng, °
Dö wia d’ Naglstöck stehnd.
20. Menscha geit’s näch da Wähl,
Äba weng schöß,
Wer wird. denn gär läng
Zu dö Trümma herstehn.
21. Dö Gamsn sand witzi,
Dö Hirschn sand stolz,
Hän a brandlidi”) Hündin,
Jägt ällweil in Holz.
22. Dö Gamsn sand witzi,
Dö Hirschn sand stolz ;
Und dö Trankin, dö Höppin®),
Moant ällweil, i wollt’s,
23. Enta da Doana®) ;
Geht’s Mühlviertl &ü ;
Und bein Dirndl koaä Schneid häbn,
Däs zürnt mi schoß,
; 24. ’S Dirndl is schöä,
Awa geldreich is’s net,
Und wäs fräg i nächn Geld,
Zun Geld leg i mi net. ;
25. Zwoa kohlschwärzi Täubl,
A Mandl und a Weibl, |
Sö miassn si gern häbn,
Weil’s ihr Nestei zsämmträgn.
26. A kloaüs, a kloafis Häusei,
A kloaüs, a kloafßs. Bett .
Und a kloafis, a kloafıs Dirnderl,
Koaü groß mäg i net. ;
(St. Wolfgang am Abersee, 0.-Ö.)
1) spöttischen Wesens. %) abgedeckt. 3) über. 4) gibt es.
5) Tannen. 6) solche. %) liebestolle, brünftige (zum vb. bränen,
Schmeller-Frommann, B. Wb. I. 356), °% Trankin = unbescheidene Weibs-
person (Schmeller-Fromman, B. Wb. I. 667); Höppin = Kröte.. Beides
scherzhafte Bezeichnungen für ein Mädchen. 9) Donau.
15
LIT.
“
. &
Ir _ pm een
en Of Fan
Sa Zn ff ER nA Mar ka
1. Dirndl. daß ’A denn deiä Fen-sterl so hoch au-fi mächst,. so
ES
EEE
Hy
WE
——— A
a
A
arena
Nana
hoch au- fi ‚steigt da koafi Bua bei da DNächt. ;
6. Wegn an Wartl, a zwoa,
Dä känn i net aufstehü,
Wännst net länga däbleibst,
Kännst glei wieda gehö.
7. Geh ähi®) in Gärtn,
Äft schreit ma’s. Mensch n8:
Bua, i hätt a linds Fedabett,
Bleib a weng dä.
8, I hätt a guats Fedabett,
Wa" gär guat liegn,
Du mägst ma toaf, wäs da wöll%),
Bleibt älls vaschwiegn.
9. Mägst ma toaf, wäs da wöll,
D’Leut geht’s nix äß,
Mir tuat’s nur glei wohl
Und dir kennt neamt nix äß.
(St. Wolfgang, O0.-Ö:;)
2. Wänn’s Fensterl so hoch is,
Kimmt’s mir net leicht A,
Muaß a Loaterl äüloan, a
Daß i aufi steign käß,
3. Wänn’s Fensterl so hoch is
Und i bin 80 kloaf,
So legt ma mein Dirndl
Zun Fenster an Stoaß.
4. Zun Fensterl an Stoafi
Und a Ziegldrum!) drauf;
Geh, schwärzaugats Dirndl,
Geh, mäch a weng auf.
5. Mäch a weng auf,
Läß mi eini zu dir,
A Wartl®), a zwoa
Möcht i redn mit dir.
LIV.
„1. Es is koafi schönri Säch
Als’s Fuhrwerk auf da Sträß,
Is koaf lustigers Lebn
Als an Fuhrmäß ägebn.
2. In da Fruah steh-r-i auf
Und tua d’ Roß &putzn,
Schaut ma d’ Kellnrin zua,
Tuat schön hoamli schmutzn 3.
8. Äft sägt’s hält: mein Fuhrmäß,
Wäs tuast denn schon auf?
Hän a Glaserl Rosoli,
(Geh, trinken ma’n aus.
4. Der Rosoli is gär wärm,
I hätt koan mehr mögn
Und äft bin i a Stund
Bei da Kellnarin glegn.
(St. Wolfgang, O.-Ö.)
LV.
1. Mein Herr hät mi: gfrägt,
Wö°) mi d’Liab a so plägt
Oda’s Mensch a so gfreut,
Daß i nia dahoam bleib.
2. I han eahm z’ Äntwort gebn:
Du kännst bei dein Weib liegn,
Äba zu mir in’s Bett
Kimmt koani Mensch net.
(St. Wolfgang, . 0.-Ö.)
1) Ziegelstück. *%) Wörtlein. % hinab. *) was immer. °) lachen. °) ob.
44
LVI.
1. I und mein Schätz 6. Dä tat hält da Bauer
Hän älliweil z’ re(d)n An Ställ ausputzn
Und von Schläfn d2 kinna ma Und äft gibt a ma’s Trinkgeld
Uns do nit daweh(r)n. Mit’n Besnstutzn 2).
2. Untan währendn redn, 7. Äft sägt a: ha, Schlangl,
Dä übafällt uns da Schläf, Wo ziagst so läng um,
Da gebn mar oafßs den ändern Is denn’s Hoamgehf da Brauch
A ruahsami Nächt. Bei da scheinadn Sunn?
8. A ruahsämi Nächt, 3, Äft denk i ma: Bauer,
Schläfn älli zwoa drauf, Iazt hän i schon gnua,
Wia-r-i munta bin wor(d)n, Wännst ma net mehra sägst,
Scheint dö Sunn schon in’s Haus. Bleib i no der Ält Bua.
4. Äft gehn i hält umi 9, Äft gehn i hält aussi
In’s Bauern sein Eck Und heb d’ Ärbat &i,
Und äft hät mi in Nächbern Äft fängt ma mein Herzerl
Sei Bummer] daschreckt. Zun tögitzn?) än.
5. Er hät mi daschreckt, 10. ’S Herzerl hät togitzt,
[ bin grennt wia-r-a. Närr Hät brennt wia-r-a Gluat,
Und wia-r-i hoam bin kemma, Äft hän i ma denkt,
Da wär's nu dö größt Gfähr. Af d’ Nächt wird’s wieda guat.
‚St. Wolfgang am Abersee, 0.-Ö.)
VIL
Und er taugat in a Wirtshaus,
Er war recht af a Bild.
3. Und wänn ma’n in a Wirtshaus
Tat auffimächa,
So tat er af d’ Madln
Hübsch äwalächa.
1. Dort unten in Täl
Geht da Wind so schön kält
Und in a schwärzaugats Biawerl
Valiabt ma si bäld.
2, Er is so schön siaß
Und er is so schöfi mild
LVII.
Das neue Wienerlied.
’S Mensch — — hot an Brandweiürausch.
Gewöhnlich Notenlied genannt.
(Nach dem Wiener Original.)
1. ’S Mensch hät an Brändweiß- 2. ’S Mensch hät an Brändweig-
= rausch rausch
Und da Bus zweeiä Und da Bua zweeü
Und in Hoamgehfi häbn’s tänzn Und in Hoamgehi häbn’s Vöglfänga
wolln, wolln,
Käü koaüs net stehü. Häbn nix dawischt auf d’ Nächt.
1) Besenstiel. 2) klopfen.
10
3. ’S Mensch, dös is entern!) Bäch
Und i herrent?)
Und in Hoamgehü tuat’s d’ Füaß
vonänd,
Zoagt mir die — Zähnd, auf d’ Nächt.
4. ’S Mensch, dös is entern Bäch
Und i herrent
Und i hätt a pfar Nuß in Säck,
Hätt ihr’s gern gschenkt, auf d’ Nächt.
5. ’S Mensch, die steht entern Bäch
Und i herrent
Und sie hät an braun Nudl in Säck,
Hätt ma’n gern gschenkt, auf d’ Nächt.
6. ’S Mensch hät an Luaderrausch®),
Wia’s Steffel*) seifi Haus
Und da Bua hät an Spitz®),
Wia da Petersturm is.
7. ’S Mensch hät an Fehler,
I säg’s Aba nit,
Hät an Kropf wia Teller,
I mägs äba nit, auf d’ Nächt,
8. ’S Mensch hät an weißn Bauch
Und an braun Fleck
Und d# rippelts®) alle Nächt,
Bringt ihn nit weck.
9. ’S Mensch hät an hitschatn,
Hatschaten Gäng
Und so kömmant zwei Hitschate,
Hatschate z’sämm, auf d’ Nächt.
10. ’S Mensch hät an Rausch,
Wia-r-an Huat“) An sein Haus.
Und da Bua höt an Spitz, ;
Wiada Stephansturmist, auf d’Nächt.
11. Bua, mäch mir an Landler auf
Und an schön Tusch, ;
Daß i A-r-amäl tAnzn känn
Mit meina Musch, auf d’ Nächt.
12. Oafi-, oafımäl is koanmäl
Und zwoamä8l nit viel
Und schokeltst”) mi dreimäl,
So h8b i mi still®.
13. Da Bua, der is a Närr,
Der a so tuat .
Und da Dirn hält die Näsn äschneidt,
Steckt’s aufn Huat, auf d’ Nächt.
14. ’S Mensch, die hät gsägt:
I soll’s krächa lässn
Und wenn’s Bettstattl bricht,
Sie will’s mächn lässn.
15. Unta mein Fürterl,
Da häb i an braun Fleck,
Mai findt’'n in gänz Müncha
Äm Tandlmärkt net.
16. Wäs tuat da Spätz äm Däch,
Wenn er net singt
Und wäs tuat denn da Bua bein
Mensch.
Wenn er’s net springt.
17. Wäs tuat da Spätz äm Däch,
Wenn er net pfeift
Und wäs tuat denn da Bua bein
Mensch,
Wenn er’s net greift.
18, Da Pfäff zu Sankt Hänns
Is a rechta Sauschwänz
Und sein kloana Käplän
Hät da Köchin wäs täß.
19. Da Pfäff zu Sankt Veit
Und der hät sei Köchin eingweiht
Und die vorig Wocha
Hät er’s seli gsprocha.
20. I bin fischn ausgänga
Schön gräd näch’n Bäch
Und’n Fisch wollt i fänga,
An Fisch miat i häbn, auf d’ Nächt.
21. An Fisch wollt i fänga
Mit meina Stänga
Und i känn ihn net glänga
Mit meina Stänga, auf d’ Nächt.
22, Äft häb i mein Fischfänga
Däni®) gschmissn,
Bei da Fedaschnur hät a
Dir bamfest äübissn, auf d’ Nächt.
, 2) über dem. ®) herrüben. °% großen Rausch. *) Stefanskirche.
‚) Rausch. ) reibt sie. %) Rauchhut. ) koitierst. ” *) so halte
°h mich ruhige. °) weg.
A |
23. Den Fisch tat i weita
In koan Kälta net spirrn, -
I liaßn zu .mir
In mein Fedabett liegen, auf d’ Nächt.
24. I sägat mein Väta
Koan Wort net davofi
Und i denkat, da Fisch
Geht mein Väta nix 25, auf d’ Nächt.
25. D’ Feldmessa san kumma,
Häbn’s Moos vamessn Vs
Und mein Liserl sei Wieserl!)
Häbn’s do vagessn.
26. Diandl, wo häst es denn,
Daß is net find
Und du häst es äm Buckl drobn
Oda z’ weit hint.
27. ’S Näglbaurn Dirn
Frißt lauta greaü Birn, I
Drum höt’s nimma Ruah
Und bringt’s 41) nimma zua, auf
. d’ Nächt.
28. O Diandl, häst’s ghört
Und deiäi Dumperl‘) is gschert. —
O du dälkata Närr
Und’s is gsteckt volla Häar, auf
&’ Nächt..
{Fl Blatt aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, N.-Ö. — Die un-
vollkommene Dialektschreibung des Druckes wurde der heutigen Schrei-
bung angepaßt.)
‚LIX.
1. Untn, sägt a, ban Bäch, sägt a,
Steht a Haus, sägt a, hät koafi Däch, sägt a,
Auf da Seitn, sägt a, hät’s koafı Wänd, sägt a,
In den Haus, sägt a, tat’s mar änt).
2. Siah, sägt a, da Musje Jächa, sägt a,
Dearndl, sagt a, 18ß dein Fuadl®) secha, sägt a,
Is’s & schwärz, sägt a, oda brauß, sägt a,
Mit dir, sägt a, tua-r-i’s schöß.
3. Dä drobn, sägt a, auf da Höh, sägt a,
Sitzt a Gams, sägt a und a Reh, sägt a,
Meifi Dearndl, sägt a, will eh“), sägt a,
Mein Herzl, sägt a, tuit ma weh.
4. Zwoa Rößl, sägt a, in an Ställ, sägt a,
Zwoa Liawi, sägt a, siach i ällimäl, sägt a,
Zwoa Liawa, sägt a, in an Bett, sägt a,
Äwa kennt, sägt a, häw i’s net.
5. Hott, sägt a, fähr mar in d’ Städt, sägt a,
Meini Rapperln, sägt a, sein krump, sägt a,
Koaü guat’s Räd, sägt a, häw i net, sägt a,
Koafı Geld, sägt a, hät da Lump.
6. Zwoa Zwoara, sägt a, is a Kreuza, sägt a,
Iatzt gehü ma, sägt a, za dö Schweiza, sägt a,
Gehfi ma, sägt a, in’s Tirol, sägt a,
Däs Küssen, sägt a, tuat ma wohl.
1) vulva,
4) hds.: dänn.
[
7.
1x) besser: ’s Lo(ch).. %) wäre es mir unleidlich. %3) vulva.
7. Geh-n-i aufi, sägt a, auf d’ Alm, sägt a,
Läß mi kreuzsauwa, sägt a, mäln, sägt a,
Wänn i kreuzsauwa, sägt a, bin, sägt a,
Geh-n-i äwa, sägt a, äwa za dir.
8. Untern Thury%), sägt a, steht da Jury®), sägt a,
Hät an Kropf, sägt a, wia mei Kopf, sägt a,
Kumm hereiü, sägt a, kriagst an Weiß, sägt a,
Häst an Durst, sägt a, auf dö Wurst.
9. Wännst in Himmel, sägt a, willst kemma, sägt a,
Muaßt & Händschuah, sägt a, mitnehma, sägt a,
In Himmel, sägt a, is’s gär kält, sägt a, 0
Weil da Schnee, sagt a, äwafällt.
10. Meifi Väta, sägt a, is a Fleischhäcka, sägt a,
Und a Fleischhäcka, sägt a, muaß’s sein, sägt a,
Und mein Väta, sägt a, sticht dö Kälwa, sägt a,
Und dö Menscha, sägt a, stich i.
11. Mein Väta, sägt a, is a Schuasta, sägt a,
Und a Schuasta, sagt a, muaß’s sein, sägt a,
Mein Väta, sägt a, tuat’s Fleckerl aufi, sägt a,
Und doppln, sägt a, tua’s 1.
12. DS drobn, sägt er, auf da Höh, sägt a,
Steht a Hirsch, sägt er, und a Reh, sägt a,
Schiaßn, s> a, derf i’s nöt, sägt a,
Däs Herzerl. sägt a. tuat ma weh.
LX.
1. Mein Schätz is voii Wänghäm,
Zun tänzn schöf längsäm,
Zun afmächn gschwind
Und zun hälsn schöf lind. ;
2. ’S Mensch hät in Schuach valorn
Hinta da Lindn;
’S Mensch suacht in Schuach, findt’n
Buam,
Läßt’n Schuach hintn.
„83. ’S Mensch tuat dagleia®),
Als wänn’s mi wollt häbn'
Und i tua’s a weng scheia,
I trau ma’s nit z’ frägn.
4. Zwa Stund übern See,
Zwa über’s Länd häb i her,
Dort schlä-n-i*) bei mein Dirndl
'S Wintaquätier.
5. Fleischhäcka, steh auf,
Es is drei schon vorbei,
Nimm an Stecka und ’n Hund,
Scher di däni aufs Gäu.
6. Int°) af da Hoad
Hät a Postknecht umgla*t®),
Es gschicht eahm schof recht,
Um wö’) fährt a so stad.
7. Heisassasa,
Hät da Müllnabua gsägt,
Hät’n Häwern aufgschitt,
Hät a Semlmehl gmächt.
8. Z’ Wels in da Hoad
Sitzt a Vögerl in Troad®);
Mein Dirndl ihr Liab
Is banänd af an Oad®)1
x 1) Jetzt Wien IX. °% Georg. °% spricht so herum. *) schlag ich,
) Unten. °% umgeleert, umgeworfen. ) warum. °% Getreide, *%) Ort.
9. Von Erzherzog Johann
Is a schöns Regiment,
Sö hämt weiße Röckl,
Rote Aufschläg um d’Händ.
10. Biawerl, geh a weng zuwa zun
Zaufi
Und 18!) mi in deini schwärzn Äugln
schauß. —
I geh net zuawi zun Zauf
Und 18 di in meini Äugln net schaufi.
11. Wänn da Män ?) soschöfi scheint,
Is’s in Buam eahö Freud
Und in Bauern a Schäd,
Der a schöns Dirndl hät.
12. ’S Dirndl is sauwa,
[s gwiß und is währ,
Hät a langalats?) Gsicht
Und a krausalats*) Häar.
13. Winglfäh'n mäg i net,
Nimmt ma koan End, |
’S Winglmensch mäg i net,
Hät koane Zähnt.
14. I geh nimmer ähi
In d’ Fischaleitn,
I tritt ma na gräd
Meini Schuah in d’ Seitn,
15. Dirndl hiat di, Dirndl häb®) di,
Dirndl 1äß da nix toaß,
D’ Holzknecht sand letz®), sand letz,
Sand’s groß oda kloan.
16. Nu amäl geh-n-i auf Voridorf,
Nu amäl schiaß i auf d’ Scheibn,
Nu amäl geh-n-i zun Dirndl aus,
Nu amäl 1äß i mi z’kraln ?),
17. Af der Älm obn gibt’s Kälma,
Schwärz-, weißkopfat Küah,
Wia schöner äls ’s Dirndl,
Wia liawor is’s mir.
18. Bin überäll gwesn,
Hän überäll tänzt,
In Kaisa sein Säal
Tänz i 4 no amäl.
19. Däs is mein Vätern
Sein oanzige Freud,
Daß or an Suhi hät,
Der dö Kreuza vakeit®).
20. Da Knödl um fünf Kreuza,
Der hät mi vatriebn,
Sinst war i nofi länga
In da Tullnastädt bliebn.
21. Z’ Ischl is Kirit&,
Z’ Sälzburg Dult,
Wänn mein Dirndl wäs fahlt®),
Gibt’s mar ällimäl d’ Schuld.
22. I häß mein Treuheit
In Gärtn äübaut,
Geht ma nix vüra!®)
Äls lauter Unkraut.
23. Geh-n-i zun Seilera,
Kauf ma-r-an Strick,
Führ i in Seilera
Uweräll mit.
24. Enta mein Vätern sein Haus
Steht a Bam dö,
Es wäxt nix.äls Schlanklkraut
Und i brock’s &.
25. Wia mua!) ma denn toafı,
Daß d’Menscha schöfn bleibn?
An rotn Weiß kaufn
Und Semeln dreif schneidn.
26. Mein Schätz is weit und weit
Und i hän A koafı Freud,
Er hät gär oft an Gspoaß ®?),
Daß i nix. woaß.
27. Zwoa Dirndl liabn,
I will’s &wa scho kriagn,
Wollt’s furtbringa-r-ä,
Wänn na’s beichtn nit wafr).
28. Der Älmsee is tiaf,
Mein Schätz is ma liab,
Hät zwoa Reserl im Wäng 13)
Und an kreuzsaubern Gäng.
nn 1) laß, 2) Mond. 3) längliches., 4) gekraustes. 5) halte.
®) schlimm. ”) zerkratzen. . ©) wegwirft, ausgibt. °) fehlt. 2?) hervor.
u) muß. 12) Spaß. 1) Wange.
29. Däs wär a schöna Tänz,
Der hät mi gfreut,
’S hät ma’n da Trauübäck
In Stoankogl geigt.
30. Schöfi greafi is da Buxbam,
Schön weiß is d’ Wurzn,
Wia sakarisch liab
Sand dö Leut dö kurzn.
31. In Traufistoaf. in Spitz
Hät a Stoafnagl blüaht,
Geh nit näch da Schönheit,
I bleib bei da Liab.
I bleib bei da Liab,
Bei da Aufrichtigkeit;
Wäs is’s mit da Schönheit?
Vageht mit da Zeit. .
32. Af da Höh wäxt da Speik
Und bein Bodn gengan d’Leut
Und zu mein Dirndl gehn-i,
Weil’s mi gär a so gfreut.
833. Dirndl, dei Schönheit
Geht & schofi zun End,
Als wia’s Bleamerl in Feld,
Wänn’s da Reif amäl brennt.
34. Bin ausgänga,
Hän d’Häusa auszählt,
Koaü Mensch hän i kriagt,
Es san All schof vastellt.
35. Mei Schätz enters See
Und i herent,
Sie hät an braun Nudl in Säck,
Den hät’s ma gschenkt.
36. Häü’s Loaterl äägloahnt und
is z’kurz gwesn,
Bein: Fenster is’s A nit. nieda.
Da Bua hät koafi Schneid ghäbt zun
aufsteign,
'S Dirnerl tuat. A so zwieda.
37, Mein Schätz is a Sendlerin in
Goamsbirig]l,
A dunklblaus Kiderl hät’s 8%;
Bäld i mein Schätz in da Kira siah,
Bet i koan Heilign nit &%.
1) Scheiben. 2) niedergeworfen. 3) den Hennen.
Bettdecke.
38. Geh her durch’s Gräs,
Meini Schuach wern ma n8äß,
I tua-r-älls von wegn deina,
Du herziga Schätz.
39. Übern See bin i gfährn,
Hän’s Ruader eintaucht,
Häü’s Karessiern glernt,
Häün koan Schulmoasta braucht.
40. Übern See bin i gfährn
Mit an gläsernen Wägn,
Häb ma d’ Scheima*!) dafrert,
Häb i ä& no nia ghört.
41. Wia-r-i afı bin gstiegn,
Is da Lädn &wagfälln;
Dö Bäurin schreit nächa:
Muaßt d’ Zimmaleut zähln.
42. ’S Dirnerl hät’s gfreut.
Wia-r-i’s nieda hä keit?®,
Wia-r-i’s auflässn hä,
Hät’s an Juchaza täß.
43. Bin a Fleischhäcka,
Treib ummer um’s Eck
Und mein lustiga Hund
Hät ma’s Dirnerl aufgweckt.
44. ’S sperrt mi meifi Wei(b)
{n d’ Hennasteign,
Gibt ma nix z’ fressn
Äls Häwakleibn,
So, mein. Mäß,
Da friß di brav &3.
45. Und weil’s hält in Hennan ®)
Viel lustiger is,
Wänn a bißl, a bißl
A Hähü däbei is.
46. D’ Henna und d’ Hähna,
Dö sand gern beinänna,
Äft kimmt da Kapauna
Und jägt’s ausanänna.
47. ’S Dirndl in Bett
Hät a seidani Deck
Und a seidani Hüll*),
Äwa Liab höt’s nit viel.
A
ülle,
4) H
A
48. Häfı ’s Loaterl ängloahnt
Und bin aufikraxlt, ;
Da Baua, der Schwänz,
Hät mi ähaghazxlt!).
49. Zwo Stund bin i gänga,.
Zwo Stund zruck, däs sein .vier,
Wänn i glei koaf Mensch häü,
[s’s nit nöti bei mir. a
50. Mein Schätz is a Jaga,
Er trägt an grean Huat,
Er tänzt über'n Stock,
Daß eahm’s Geld scheppern tuat.
51. Warst schon a schöns Dirndl,
Hättst schon a schöns Gwänd,
Äwa d’ Hoffart is größe Ce
Äls’s Sälzburgaländ.
52, Von Sälzburg in’s Hälla
Gehst auffa zu mir; ;
Wänn i di gern hätt,
Gang i äwa zu dir. .
53. Daß i di gär nit mäg,
Däs säg i nit,
Äwa zu dir in’s Bett
Leg i mi nit.
Afa in’s Häwastroh
Leg i mi schof,
Weil i in Erdabodn
’S Hälen nit käß.
54. In Traufistoafi in Spitz
Gehn d’ Gams in Schächa®)
Und bäl ma koafı Geld nit häbn,
Schiaß ma’s ächa 9.
55. Oan Gams hän i gschossn
In Räbstoafn in Gräbn,
Jatzt sollt i zwoa Steigeiserl
A wieda häbn.
56. Da Steg hät si gwälzn,
Da Steg hät si draht,
Um mein Schätz war ma load,
Wänn er öäwifälln tat.
Wänn er äwifälln tat
Und tat ma datrinka.
1) herabgeholt. 2% Wald.
herab, in die Tiefe. 8) hernach,
Wia wurd nit meif Schätz
So schön zuwischwimma.
57. Da Schildhähn in Wäld
Hät an Schwoaf an krumpn,
Heunt fäng i meh‘) äß
Zun ummalumpn. ;
58. Du, 138 da deiä Fensta
In d’ Nieda®) mächa,
Es kemman viel mehras
Buama nächa®.
59. Z’ Ischl und z’ Goisern
Gibt’s schöni Menscha,
Sö häbn’s gär hoch obn —
Eahni Kämmafensta..
60. Hoch obn af der Älm
Geht da Wind aus und eiß,
Wänn’s Kalwerl nix trägt,
Muaß da Stier nix nutz seiß.
61. Heunt is da Täg dazua,
Daß i eahm recht schön tua;
Heunt geht’s no lusti zua,
Schreit ma mein Bua.
62. Mein Schätz is a Schwoagrin,
Hät sex a siebn Küah
Und a dunkelbrauns Kiderl;
Guat liegn war bein ihr!
63. Mein Schätz is a Schwoagrin
Hintern Brunnstoaü,
Sie muaß ihre Küah,
(hre Kälma eintoan.
64. Z’ Älm höts a Schneeberl
gschneibt,
Sachan ma d’ Küah;
Dahoamt hät da Schaua gschlägn,
Gebn tuat’s ma’s nia.
65. Und bein Bodn liegt a Nebl,
In Firmament d’ Stern,
Meiä Schätz, 138 mi eini,.
Sollt i glei daschlägn wer(d)n.
66. Mein Dirnerl hoaßt Nannerl,
Hät schneeweißi Zanderl.
3) herab. 4) wieder. 5) weiter
»
}
Zwoa Lickerl in Koi!) . Hön i do @ schöni Sendlerin z’ Älm;
Und mein Dirnerl is troi%), Oani hön i z’ Älm; oani hän i dohoam,
67. Mein Dirnerl hoaßt Nannerl, Freut mid’oöaü nit, geh-n-i zu der oan.
Hät d’ Handerl in (Säck), 77. D’ Gams sein brauß,
Koaü Dirnerl im Landerl, Muaß da Jaga drauf schauf,
Dö d’Buam so gern hät. ” 'Sgehnt obn af da Greaß,
68. Mein Dirnerl hoaßt Liserl, Steig ma-r-auffi zun eahü,
Gär schön is da Näm, 78. ’S Dirndl hät a falschi Liab
In da Pfinstanächt?) kemma “ ghöäbt,
Mar ä&llimäl zsämm. Hät a gsagt, däs Ding hät’n gfreut,
69. ’S Dirndl hät Äugerl Daß a’s auf oana Fälschheit hät
Wia d’ Schwärzbir*) äm Bam, datäppt,
Sie mächat ma-r-af, Iatz 1äßt a’s unkeit?®).
Wänn i älli Nächt kam. 79. D’ Lämbächa Menscha
70. Wänn i koafn Geld hä, Häbn Bettl kloani,
Is’s Mensch -nittl5) Damit daß ma afısteign
In da Rästätter Älm ; Muaß af oani.
In ihrn Bräntweinhittl. 80. Meiä Schätz is a Schwoagrin,
71. In da Rästätter Älm Trägt an grean Huat,
Brennan’s Zweschpnbräntweiü, Koafi solchas Mensch mäg i nit,
Trink mar äll Täg an Rausch Däs nit gern tuat.
Und recht lusti muaß’s sei. 81. ’S Mensch hät an Stern*')
72. Da Birnbam trägt Lauba®), Und sie nugizat!) gern;
Trägt Lauba, trägt Blia; Sie sägt, es is guat,
Dirndl, däs kännst nit, Wänn ma nugizn tuat.
Awa guat liegn wa(r) bei dir. 82, Koaf Sendlerin mäg i net,
73. Mein Schätz is a Wildschütz, Höät’s do koafi Stroh in’n Bett,
A troift”) äfa®) nia, Hät nix äls d’ Hapfn!®) drinn,
Schoißt d’ Rehgoaß in Liegn Is nit guat liegn.
Glei her bei dö Knia, 88. ’S hät ma mein Dirndl
74. Bei da Sendlerin z’ Älm Äm Bergl vaschneit,
San dö Bettln gär schmäl, E will’s schof wieda kriagn,
Muaß mi gleim®) zuwilegn, Wänn’s in Schnee äwatreibt.
Daß i nit Awifäll. - 34. Und iatzt wer i oans toal
75. Da Weg is weit, ’s Mensch Und a Bauerndirndl liabn
is rund, Und so kriag i in Hörist!*)
Z’gehfi hän i wohl A siebn Stund, Brav Äpfl und Birn.
Hin a 80 drei, her a so vier, . 85. Wännst ma koan Met nit zählst
Liegn soll i denna & bei ihr. Und koain Bratl
76. Hän i koani Küah, hän i Und so häst d’ gänzi Wochn
koani Kälm, Koaü Liegastattl.
— (Kranawettsattel bei Ebensee in O.-Ö.)
5 1) Kinn. %) treu. 3) Donnerstagnacht. 4) Schwarzbeeren.
) abgearbeitet, angestrengt (zum vb. nieten, s. Schmeller-Frommann,
B. Wb. I. 1770£.). ° Laubwerk. 7) trifft. 8) aber. ®) nahe,
) ungeschoren. 2) vulva. 22) coire. 1% Kopfpolster. 1%) Herbst,
47
1. Du herzigschöns Kind,
Deini Wängen seind lind,
Deini Bussin seind siaß,
Wännst mi gär eini liaßt.
2. I wünsch ihr viel Glück
Und i wünsch ihr viel Segn,
Den tälkatn Kerl
Hätt i so nimma mögn.
3. I häb da’s j& eh schon gsägt,
Daß d’ma koan Larma!) schlägst,
Daß d’ma ’n Hund eiüspirrst
Und dö Tür schmierst.
4. ’S Mensch hät an Brändweiß-
rausch
Und da Bua zwei,
In Hoamgehü häbn’s tänzn wölln,
Känn koans nit stehü.
5. Der Bua geht zan Menschern,
Der’s Betterl nit woaß,
Steigt auffi af’s Stallerl,
Fallt &wi af d’Goaß.
Warst nit auffi gstiegn,
So warst nit äwi gfälln,
I 188 ‚di nit außi,
D’ Goaß muaßt ma zähln.
6. Wer in Himmel will
Muaß in Mantl mitnehm,
In Himmel is’s kält,
Weil da Schnee äwafällt.
7. Zur Menschin®) bin i gänga
Dreiviertl Stund weit,
Häü’s Fensterl nit gfundn,
Häfi d’Mauer ällwal kralt?).
8. Dort hintn af der Au
Steht a weißa Schimml,
Dö lustinga Leut
Kemman äll in Himml.
9. Dirndl, schmier’s Türl fein guat
Und daß’s nit a so schiagazn*) tuat,
Daß’s nit a so schiagyazt und rehrt,
LXI.
Daß’s d’Muatta nit in d’Stubn eini-
hört.
10. Geh auffi af d’ Älm,
Wirst in Guggiz°) schoä hörn;
Sö wern da-deiäi Dirndl nehma
Und wirst denna wohl rehrn9.
Bin gwest af der Älm,
Häw in Guggiz scho ghört,
Häbnm’r meifi Dirndl weggnumma,
Häb denna nit grehrt.
11. Wänn’s Bergerl a Bamerl wa(r),
Häckat i’s weg,
Daß i mein Schatzerl sach 7),
Wänn i aufstand von Bett.
12. Traut’s ma nit, traut’s ma nit,
Mächt’s mi nit toll,
I bin da Lemonibua ;
Aus’n Tirol.
Kafft’s ma Lemoni ä(b),
Weinberl, Ziwebn
Und es wird enkas gwiß
Koana wohlfala®) gebn.
13. I häw amäl bempern®) ghört
Bei unsern Schmied
Und wänn iwieder amäl bempern hör,
So bemper i mit.
14. A Schneewerl hät’s gschneibt
Und schuahtiaf hät’s ’n keit!)
Und iatzt häw i a Biawerl,
Wäs mi rechtschäffa gfreut.
15. Mein Schätzerl hoaßt Tonerl,
Is a kreuzschöna Näm,
Hät schneeweißi Zahnderl
Und Rösserln in Wägn.
16. Zwoa schneeweißi Schimmer],
An klinslatn!!) Wägn,
Däs is j& meifi Hansl,
I kenna in fäh(r)n.
Er schnälzt mit da Peitschn,
Er ruckt sein Huit,
?) Lärm. % Mädchen. °% immer zerkratzt. *) knarren. °) Kuckuck.
9) weinen. 7) sähe. 8) billiger. ®) hämmern. ©) geworfen.
1) klingenden.
{2%
Däs is j& mein Hansl,
Weil er a 80 tuit. .
17. Bei da Wischbänk, bei da
Wäschbänk,
Miaßt i a Müli gebn,
Däs war a Gspoaß.
25. I geh z’ Haus und leg mi
schläffn,
Leg mi nieder in mein Bett,
DS tramt ma von an Äffn
Und von an Nudlbrett.
Und von an ältn Stiefl
Und von ana großn Laus
Und von ana reifn Zwiefl;
Mein Tram is iatzt schon aus.
26. Wänn i glei trutzi schau,
Harb bin i nit,
Das is j& meiü älta Brau(ch);
Woaßt as denn nit?
27. War init in Krautgärtn gänga,
Hätt mi nit der ältı Män gfänga,
War ma do a Junga viel liawa,
Äls a0 a Weiwabetriaga,.
28. Wawerl, wo bist gwesn?
Ban Knechtn,
Häb mi lässn kampeln
Und flechtn.
Wawerl, wäs häst gebn?
An Siema ”).
Bitt di gär schöß,
Tua’s nimma.
29, Hintern Ofn, hintern Ofn
Liegt an älta Ränzn,
Zahte’n®) fıra, zahte’n fira,
Läßt’s mi. mit eahm tänzn.
830. Unsa Mägd, dö Dorothe,
Mit ihrn dickn Fiaßn,
Is amäl in Himmel gwest,
Hät wieder äwa miaßn.
31. Häb Säschatn®) gschnittn
Und häb Säschatn gmaht
Und häb oft a schöns Dirnderl
Ban Tänz umadraht.
32. San d’ Kerschn schof zeiti,
FS1ln q’ Stingeln. von Bam;
Bei da owern Plänka,
Z’ Mariataferl bei da Katerl
Is meifi Gedänka.
18. Ehweni!) mein Schätz valäß,
Eh 138 i älls,
Meini Schuach, meini Strümpf
Und mein Tüacherl von Häls.
19. Ehweni mein Schätz valäß.
Eh 188 i’s Lebn
Und sollt i mein Bluat
Bein an Tropfa hergebn.
20. Geh-n-i af’s Bergl
Za da Liserl ihra Tür,
Schau-n-i eini ban Fenster],
Schaut’s außa gegn mir.
Sie hät a rots Kiderl
Und’s Hemad voll Spitz
Und wänn i’s zan Tänz nimm,
So hupft’s wia-r-a Kitz®).
21. Setz di nieder und bleib dä,
Ziach in Kidl und’s Pfoad®) ä,
Lech‘) in Kidl und’s Pfoad weg
Und steig einer in meif Bett.
I lech mi net nieder
Und bleib a net dä,
Möcht d’Muida hoamkema,
Aft fikat’s®) mi &.
22. Wäs is denn da Täuwin,
Daß’s gär a so gurrt?
Da Tauwa hät’s bledert®),
Drum is ihr net guat.
23. Schön gscheckat muaßt seiü,
Wännst mein Täuwin willst seif
Und schön hoch af da Brust,
So hät da Tauwer a Lust.
24. Wänn i a Schneida wafr),
War i a Goaß.
6 1) Bevor... %) Kitzlein. % Hemd. *) lege. °) würde sie mich schlagen.
) koitiert. ”) Siebener; ein Münzstück. °) zieht ihn. °) Sägespäne.
Blümml. Quellen und Forschungen, VII. 4
nn
19
Wänn amäl mein Schätzerl
Von Ungaländ.kam.
Iatzt san’s jä schofi zeiti,
Jatzt fälln’s jä schon ä,
Jatzt is ja meißn Schätzerl
Von Ungaländ da.
83. Iatzt bin i vaheirat,
Iatzt bin i a Wei(b),
Iatzt siach i koan ledign
Madl mehr glei(ch).
834. Da Steg hät si gschwunga,
Da Steg hät si draht, ;
War ma load um mein Dirnderl,
Wänn’s einifälln tat.
Wänn’s einifälln tat
Und tat net datrinka,
Wia wurd dö schwärzaugat Krot
Ummaschwimma.
35. Madl, hiat’s enk, Madl, hält’s
enk,
Madl, 1äßt’s enk nix toafı,
Dö Buama san Schelma,
San’s groß oda kloas.
36. Du Spitzbua, du Schlankl,
Du Spätznfänga, ‘
Du bist ma heunt Nächt
Za mein Dirndl gänga.
87. Hanser], wärt, wärt,
Und i geh hält gär härt,
Meini Schiacherln san hal?),
T rutsch ällawal?.
38. Wäs soll i denn singa
Und wänn i nix köG
Und sing i mit’n Hendln,
50 beckt mi da Hähü.
39. I känn nimma singa,
[ känn nimma springa,
Voll Kröpf is da Häls,
Es vawicklt si älls.
40. Hinta da Hollastaudn
Sitzn zwoa Häsn..
Ana tuat Zidanschlägn,
Ana tuat bläsn.
41. Zwoa Hirscherln toan spring
Zwoa Hunderln toan jägn
Und zwoa Biawerln toan rafn,
Aü Dirnderl wolln’s häbn.
42. Drei Schneida ban Muhrn®)
San heunt Nächt dafrurn*),
Iatzt muaß i’s bewoana,
Daß’s wiedrum aufloana
Und singen däs klägliche Gmega:
Kwekwek wek we.
43. A Busserl von dir
Schmeckt besser äls Bier,
Schmeckt besser äls Bränntweifi,
Äls Kas und Klystier.
44. Mein Schätz is schneewerlweiß.
Hät schwärzi Brätzn,
Flöh äls wia d’ Fledamäus,
Läus äls wia d’ Rätzn.
45. I wollt, i war an Antn,
Könnt schwimma-r-af’n See,
Mit’n Kopfl zu Bodn,
Mit’n Sturzl®) af d’ Höh.
46. Äm Wässa bin i gfährn,
Häb koafn Ruada nit braucht,
'S Karessiern häw i glernt,
Häb koan Schulmoasta nit braucht.
47. Achnas Hosntürl, buachni
Knöpf dreiü,
Muaß schoä geltn lässn, muaß schof
guat seiß,
Wänn’s nit änders sein kön,
So schau-n-i’s Hosntürl wieder äü.
48. Dort druntn in Täl
Steht a Mühl und an Säg,
Muaß meiä ‚Dirndl frägn,
Ob’s mi gär nimma mög.
49. Wänn’s amäl apa®) wird
Und a weng schöß,
Aft 138 i mei. Häwamühl
A wieda gehä.
1) heil, rutschig. ?) immer. 2°) Gasthausname: zum Mohren-
) erfroren. °%) Schwanz. 6) schneefrei.
‚7
nn
50. Dirnderl, sei gscheit,
Liab an Buam, der di gfreut,
Läß den oan Buam, den kloan,
Bei da Tranpltür loahn.
51. Schwärz is da Teufl, weiß is
da Tod,
Hoam soll i gehü, ’s Schläfn tuat
ma not;
Kugel soll i nehma, Kegel soll i
scheibn, .
Soll mein Schätz d’ Zeit vatreibn.
Kugel nimm i nit, Kegel scheib
i nit,
Zeit vatreibn mög i nit,
Hoam soll i gehü, ’s Schläfn tuat
ma not,
SchwS£rz is da Teufl, weiß is da Tod.
52. Häw i nit an kloan Män?
Soll’s mi nit’ vadriaßn,
Ziag in aufi zan Kopf, -
Häw i nix ban Fiaßn.
Zarı'n hifi und zarr'n her,
Schau’n rund umadum äf,
Er wird .hält nit größa,
Bleibt ällweil da kloafi Män.
53. Dirndl, wäs hät denn deifi Bua
gsägt, |
Wia-r-a is gänga voß hier?
Hät gsägt: „Wänn i koaf Schönri
- find,
Kimm i hält wieda za dir!“
54. Wänn amäl meif Älti stirbt,
So schick i um die Geign,
San in Freudn zsämmakemma,
Wolln in Freudn scheidn.
(Puchberg in N.-Ö.)
II. Nachweise und Anmerkungen.
1_
Als Weihnachtslied: Steiermark (K. Weinhold, Weihnachtspiele
und Lieder aus Süddeutschland und Schlesien. 2[1875] S. 428 Nr. XVI. —
N Schlossar, Deutsche Volkslieder aus Steiermark. [1881] S. 85 Nr. 63),
oPerösterreich (W. Pailler, Weihnachtlieder und Krippenspiele aus
berösterreich und Tirol. I. [1881] S. 222ff. Nr. 212 und 218), Salzburg
(artmann-Abele, Volkslieder. I. [1884] S. 239 Nr. 144 samt Melodie),
N ärnten (M. Lexer, Kärntisches Wörterbuch. 1867) 8.279. — R. Waizer,
p altur- und Lebensbilder aus Kärnten. [1882] S. 91). Diese Weihnachts-
„cder sind aber nur Umarbeitungen (Hartmann-Abele a. a. O. I. S. 240)
8 lustigen Kirchweihliedes, das wir aus Bayern (Erlach, Die Volks-
Deder der Deutschen. IV. [1835] S. 311. — Kretzschmer-Zuccalmaglio,
ap atsche Volkslieder. II. [1840] S. 588 Nr. 324 samt Melodie; danach,
Li er nur die 1. und 2. Strophe, sowie die Melodie bei Erk-Böhme, Deutscher
ag. derhort. III. [1894] S. 393 Nr. 1554. — erwähnt: Leoprechting, Aus
er Lechrain. [1855] S. 260), Tirol (F. F. Kohl, Heitere Volksgesänge
a Tirol. [1908] S. 109 Nr. 71 samt Melodie), Steiermark (A. Schlossar,
kn O. 8. 391 Nr. 353), Böhmen (M. Urban, Zeitschrift f. österr. Volks-
yande, II. [1896] S. 182), ohne nähere Ortsangabe (Matth. Mayer, Das
aeschen-Liederbuch 2/1828] S. 171 Nr. 106 samt Melodie) und aus fliegen-
N Blättern (Joh. Bolte, Der Bauer im deutschen Liede. [18901.5S. 127
T, 192) kennen.
8 Wie das Kirchweihlied zur älteren Form des Weihnachtsliedes (Lexer,
achottky, Waizer) und dieses sich zur jüngeren (Hartmann, Pailler,
u hlossar, Weinhold) durch Erweiterungen, Ergänzungen und Einschübe
Mbildete. max folgende Übersicht lehren:
ae
7
5
=
PIOYEO MM
ABEBOTHIK
no
3 | Zn
a
a AS
„&_ | Ze
UUBWLISH
3
LOZIB M
ÄNHOYTIS
z9x9rT
?
> won
_ , = U
8 SQ 8 DD 8 8 Aa 8
N N NAHARNH I HIR& ©&®
OEL DL
© 8 SL 8 OD 8 8 CE
Sn SR SA RAS FI5A 5
Va} sr
> A N © H CN
nf
Sg 8 "R © So A
3 545 © SEE" a%
S E38 © A585
© 8 — se x
VE -_ a S On
6 ,0S ‚<a ‚em 25.858
BE ESSSEEEEFES
AR San SA ® 9.8
na ENT
= o 5 8 SS H T
MN or 8
ES .
$ f SS
x on A
SF nn
= FE
nn DO.
SS 5
m
© Mt m
8 =]
— —_
® A
a
PEN
-
kr
3
E
a}
>
usqımn
XBSSOTYIS
1048
orl8euwreoonZ
-A9WIT08ZI01NT
140
YORLIM
=
hd
Fr
4
44
5
v8}
vi X
8 =
m
8 >
nd wa
8 =]
wi nf
"8
a ke
8 CL
3 K =]
nf
A828
MS 9
©
A508
mM
= m
ıj°< ©
| —
X
© A
8 5
Aa
ED
38 Oo —
A 5 N
Da
aESS
MAN
fa En
B AS
;£
N N.
8 2
S_
8 2
—__S_&
Ca
ee SQ
SE
8 2
N N.
SS 2
5 8
=] +
8 3
za
SE
5
=> SD
Bamßf
on ©
Ein
aa
SS 8
5» 9
+
n
SF
8
MU
—
8
m)
u,
A A
= 83
RB Q 5 8 LS
SB DD Sn. OO 0
2 Ca
8 „DO Ka Ss
SS DO Rn Es % ©
© © —
ya
QO
ZZ
SEE EEE A N 7 WA
2
4
je
r
—. N
EI
a SP
. ©
EC
oASS ©
Sn = 5988
dd ,© 8
Ca +-> Pe
SR aß
U BR EN
A HS SB
mn - 8
© SA
ya
m, mn
m
3
\
N
. BL
a) a a ZZ a
N RED HF
——
® 8 SD 8 > Ko
N 5SS HH FH a
NS HDD I Fa
8 8 LE as SS
N RD _ HD FH_I0 20 0 ©
aM 3
= 35M
[a Fe CE: .
» „N
9 SH SE8
Zi CE 2
| „4
“ SF 8R0
© So =
% DD
‚9 ses
[= 5
St TU
N DD KR AH )
Ss zz « DD 8 .
EN
Ss 2 8 SD SS On
an FE FH X
« 8 A 8
(5) 3 + HS =
nn
8 2 s Ss vr
3 DD FT PS a
A - TS ERS
> m © £ ©
SE £ 855
a S As ©
a SS „MM N MH
o< ns] Bi
en MM 8 8
ad m Ro A
©‘ © [m a] D =
N . |
Sn dena ©
a5 DS 885
„E EL = 8
S 5 a £ >=
< Mm 5 A
& . .
& £ Bene
Pe
€
2
ZH
2.8
De
SE
=
Br
SZ
= Tanz
el ———
A
N
rn
A
N
=
I
Ss
X
D ®
SE
ES
„8
DS
33
5
©
35
18
än
3 X
„5
DS
SS
iQ ‚18
a an
©
EC 33
aM 8
SS
068
ES
A
388
SE
=
ES
‚ZE
SS
I
5
© 5
Zäg
SE
m
%S
==
Fa
4
A
>
_ Sg
U +<-.
SS 88
Ss DS o%
SS 5 Sa
a SE 3
SD ”
R-) a
SS 38
SS 3 4b
SS 88
-
5 9%
= &
1 8a
<A ‚Sa,
&0 5
[LM
5
A
4
7
im
3
af
8
35
©
in
59
Eine Erklärung zur Übersicht dürfte überflüssig sein, da man mit
Leichtigkeit überblicken kann, wie die einzelnen Lieder zusammenhängen;
wie die jüngere Fassung mit der älteren und durch diese mit dem Kirch-
weihlied in Beziehung steht, wie die ältere Fassung schon in Lexer Keime
der jüngeren vorgebildet hat und mit Pailler Nr. 212 verbunden ist usw-
Die Beziehungen sind mannigfaltig und lassen sich in Worten schlecht
wiedergeben. Ich denke mir die Entwicklung des Liedes so:
Küirchweihlied).
Sch(ottky}.
W(aizer‘, #
Liexer).
zZ
/
N A
P(ailler) 21% P(ailler) 213. W(einhold).
Schl(ossar).
Lexer enthält Keime der jüngeren Fassung, gehört daher mit dieser
(Y) zu einer engeren Gruppe (X) gegenüber Schottky und Waizer zu-
sammen, ‚welch letztere dem Kirchweihlied (K) am nächsten stehen.
IL.
Eine sechsstrophige Fassung (unsere 1=1; 2=2; 3==5) dieses
Liedes bringt Fannie Gröger (Hirten- und Weihnachtslieder aus dem
österreichischen Gebirge. [1898] 8. 34 Nr. XIV) aus Oberösterreich.
Die 1. und die 8. Strophe finden sich auch in einem Weihnachtsliede aus
Bayern (Hartmann-Abele, Volkslieder. I. [1884] S. 3 Nr. 2). Die dritte
Strophe kommt noch in anderen Weihnachtsliedern öfter vor (Rosegger-
Heuberger, Volkslieder aus Steiermark. [1872] 8. 22 Nr. 24 Str. 7;
A. Schlossar, Deutsche Volkslieder aus Steiermark, [1881] S. 124 Str. 11;
Fuchs-Kieslinger, Volkslieder aus der Steiermark. [1895] 8. 67; Hartmann-
Abele, Volksschauspiele, [1880] S. 495).
HT.
Uria, ein Hethiter und Heerführer König Davids, war der Gemahl
der Bathseba, mit der David ehebrecherischen Umgang pflog. Um ihn
zu beseitigen, schickte ihn David mit einem Brief an den Öberbefehls-
haber Joab. Dieser setzte Uria im Kampfe der Lebensgefahr aus, so war
es im Briefe anbefohlen, und Uria kam um. Um diesen Frevel zu rächen;
sandte Gott den Propheten Nathan zu David. (2. Sam. 11.)
Lieder auf David sind mir nur die folgenden bekannt:
il. Ich war der Kleinste meiner Brüder. — Arnim-Brentano,
Des Knaben Wunderhorn. I. (1806) S. 79, ed. Grisebach. (1906) 8. 51, ed.
Birlinger-Crecelius. I. (1874) S. 76, 512; dazu: Birlinger-Crecelius ‚, Ale-
mannia. XII. (1884) S. 59; F. Rieser, Des Knaben Wunderhorn und seine
Quellen. (1908) S. 191. — K. Simrock, Deutsche Sionsharfe. (1857) S. 228
Nr. 74. — E. K. Blümml, Schweizerisches Archiv für Volkskunde. X.
(1906) S. 157 mit Melodie.
2. Lustige Hirten, fröhlich Knaben. — Blümml a. a. O0. X.
S. 158 samt Melodie, °
3. Dävidken sin Väder dat waß en schmuck Mann, he säd
to em: Du mußt henngähn. -— Büsching und. von der Hagen, Samm-
lung deutscher Volkslieder. (1807) S. 66; danach: Erlach, Die Volkslieder
der Deutschen. IV. (1835) S. 275 ff.; Erk-Irmer, Die deutschen Volkslieder
mit ihren Singweisen. I. 2 (1848) S. 34 Nr. 87; F.L. Mittler, Deutsche
Volkslieder. 2(1865) S. 417f£. Nr. 532f, und Erk-Böhme, Deutscher Lieder-
hort. III. S. 543 Nr. 1758.
54
41).
1. Mein David tue Buß, weil du 8. Ach, Herr, ich hab gefehlt, weil
hast grob gefehlet, ich dich hab verlassen,
Indem du dir erwählet Gewichen von der Straßen
Ein Schlav der Sünd, ein Schlav Der heiligen, der heiligen,
der Sünd, Der heiligen Gebot.
Ein Schlav der Sünd zu sein. Deinem Diener woll’s verzeihen
Uriam hast ermordet Und ihme Gnad verleihen, _
Und Bethzab6 verführet, Dem Feind nicht geb, dem Feind
Bewein die Sünd, bewein die Sünd, nicht geb, dem Feind nicht geb
beweine deine Sünd. zum Spott.
2, Erwähl aus dreien Stück jetz 4. Dein Lieb erhalten will! 0 Gott,
Krieg, Pest oder Hunger, in deine Hände
Laß dir’s nit nehmen Wunder, Von Sünden mich abwende,
Dann groß ist dein, dann groß ist Der Missetat,. der Missetat,
dein, Der Missetat vergiß.
Dann groß ist deine Sünd. Drumb fall ich dir zu Füßen,
Dein Volk sonst wird erschlagen, Von Herzen recht zu büßen;
Vom Thron dich selbsten jagen, Die Buß nicht kombt, die Buß nicht
Tot. bleiben wird, tot bleiben wird, kombt, die Buß nicht kombt
tot bleiben wird dein Kind. zu spat.
(Trierer Liederhandschrift aus dem Jahre 1744, S. 112; erwähnt von
A. Kopp, Hessische Blätter für Volkskunde. III. [1904] S. 37.) °
5. Hört, hört, wat ick juch seggen will, schwiet alle als
en Müßken still. — Iduna und Hermode. Hsg. von F. D. Gräter. I.
(1812) S. 37; danach J. G. Radlof, Mustersaal aller teutschen Mundarten.
II. (1822) S. 3238 (stimmt in Str. 2£. zu 8, Str. 1£.).
6. David und Goliath.
1. Der Hirtenknabe David trat 4. Bin ich ein Hund, du kommst
Vor König Saul und sprach: zu mir
Laß kämpfen mit dem Riesen mich Mit einer Schleuder her? ;
Und dulde nicht die Schmach! Ja, komm A anne Ca
„ ; w Ich steck dich auf den Speer
2. Er höhnt das Volk, er höhnet 5. Du kommst mit Waffen, ich
Und rufet auf zum Seren “ mit Gott,
. "a . Der wird mir Kraft verleihn
Kein Tapfrer wagt Senkihım, doch ich, Und sein getreues Volk von dir,
On1g, bın DETEI, Du Wüterich, befrein.
3. So geh mit Gott, mein wackrer 6. Und wie der Ries’ noch prahlt
Knab, und pocht,
Doch du bist unbewehrt Da flog auch schon behend
Und Goliath, der Riese hat Ihm an den Kopf ein schwerer Stein,
Helm, Panzer, Spieß und Schwert. Das Prahlen hatt’ ein End.
(Wien, ca. 1850. — Aus einem geschr. Liederbuch.)
7. Der David und der Salomo, das waren arg®6 Sünder
(2 Str.). — O. Hostmann, Allgemeines Kommersbuch: Burschen heraus!
(1895). Anhang S. 8; Lahrer Kommersbuch. S. 477 Nr. 456.
8. Et was enmol en grauten Mann, de Mann was een Phi-
lister. — Joh. Gottl. Radlof. Mustersaal aller teutschen Mundarten. IT.
(1822) 8. 235.
1) orthographisch bereinigt.
55
IV.
Das Lied scheint bisher unbekannt zu sein.
Denselben Stoff behandelt ein anderes, in einem Flugblatt (Ein
schönes Neues Lied. Bild: Jesus, Maria, Anna. o. O0. u. J. 8. 48 —
In meinem Besitz) erhaltenes Lied!):
Ein wunderbares Geschicht, welches sich in Böhmen mit St. Anna
Bild und drei armen Waislein zugetragen.
1. Hör an, mein frommer Christ, Zu der Kapellen tät sich wenden,
Der du Sanct Anna liebst, Die in dem Dorf gewest;
Zu Trost will ich dir singen, Alldort er sich getröst.
Es wird dir Freuden bringen, 9. Als er ist kommen ein
Aufmuntren dein Gemüt, Mit seinen Schwesterlein:
Daß du verzagest nit. Wir gehen nicht von dannen,
2. In dieser schweren Zeit, Bis daß wir Brot bekommen!
Wo nichts als Angst und Leid, Dich, Mutter, rufen an,
Mein Kind, tu nicht verweilen, Du kannst uns helfen schon!
Tu zu Sanct Anna eilen, 10. Sie schreien alle drei:
Dann sie ist süß und mild, Sanct Anna, steh uns bei!
Den Armen allzeit hilft. Sanct Anna, wir dich grüßen
3. Im erst verflossnen Jahr, Und fallen dir zu Füßen,
So sechsundvierzig®) war, Drei arme Waiselein,
Sanct Anna täte speisen Die wir verlassen sein.
Drei kleine, arme Waisen. ; 11. Sie hören eine Stimm:
Auf was vor ein Manier, Nehmt dieses Brot da hin!
Werdt ihr vernehmen hier. Tut nur nach Hause gehen,
4. Ein Dorf steht da genannt, Ich will euch schon versehen,
Grenzt an das Sachsenland, Will eure Mutter sein,
In Böhmen tät gehören. Ihr arme Waiselein.
Hör an, was da geschehen 12. Sie bekommen ein Läblein Brot,
Mit einem Sanct Annabild Schreien: Bezahl dir’s Gott!
Ganz gnadenreich und mild. Wir wollen dir schon folgen,
5. Da war ein große Not Tu uns mit Brot versorgen.
Wohl um das liebe Brot. Nahmen das Himmelbrot,
Alldort drei Waislein waren Gingen nach Hause fort.
Von drei, fünf, sieben Jahren, 13. Das Brot nahm niemals ab,
Da war kein Hilf noch Rat, Bleibt allzeit ganz der Lab,
Die Eltern waren tot. Bis d’ Leut dahinter kommen.
6. In harter Winterszeit Hat auch zu sich genommen
Halb nackend, unbekleidt, Ein geistl. Obrigkeit
Das Knäblein von siebn Jahren Auf weiteren Bescheid.
Selbst dritte mußt ernähren, 14. Da siehst, mein frommer Christ,
Mußt betteln fruh und spat, Wie treu Sanct Anna ist.
Zsammtragen Stücklein Brot. Komm, laßt uns zu ihr gehen,
7. Allein, erbarm es Gott, Sie wird uns schon beistehen,
Der Armut war kein Not, Voller Barmherzigkeit
Der Knab kunnt nicht weit gehen, Sanct Anna jederzeit.
Im Dorf hat’s wenig geben. 45. Sanct Anna, hilf uns all
Man sagt: ach, helf euch Gott, In diesem Jammertal,
Wir haben selbst kein Brot. Laß uns hier nicht verderben
8, Der Knab fing [z’]weinen an: Und laß uns selig sterben.
Solln wir verhungern dann! ‚ Sanct Anna, schönste Zier,
Nahm [d’]Schwesterlein bein Händen, Steh uns bei für und für.
') Der Druck ist sehr elend; der Abdruck erfolgt in moderner und
berichtigter Schreibung. 2 Wohl 1746.
6
Druck: 1; nicht. — 3, Ihn erst verflossenen Jahren. — 3; wird. —
4, dem Sachserland. — 4, im. — 6, und bekleyd. — 6, sieben. — 6; sambt
tragen. — 7,, 8, das Knäblein. — 8, vor Hunger dann. — 8, beym. —
9, seinem. — 13, Bleib. — 13, die Leut. — 14, siechesf.
Nachstehend ein Verzeichnis der mir bis jetzt bekannten Lieder auf
die hl. Anna (die schon bei E. Schaumkell, Der Kultus der heiligen Anna
am Ausgange des Mittelalters. Freiburg i. B. 1893, S. 86 angeführten
Lieder sind mit einem * versehen).
1. O sei unendlich mal In deinem Gnadensaal (14 Str.). —
Ditfurth, Fränkische Volkslieder. I. (1855) S. 53 Nr. 66 samt Melodie.
2. Heilge Anna, Hoffnungsstern, Dich lobpreisen wir so
gern (14 Str.). — J. Gabler, Geistliche Volkslieder. 2(1890) S. 202 Nr. 237
3amt Melodie!) u. S. 557; W. Gärtner, Te deum laudamus! II. (1856)
S. 455. aus Leitmeritz (Böhmen) in 13 Str.; E. K. Blümml, Heiligen-
lieder. I. (1909) Nr. 16 aus Tirol in 14 Str.
3. Wach auf; o Seel’ und singe, St. Anna Lob vollbringe
(10 Str.). — J. Gabler, a. a. O. S. 202 Nr. 238 samt Melodie; Blümml,
a. a. O. I. Nr. 21 in 138 Str.
4. Wunderfrau, wir grüßen dich. Wer kann dich nach
Würde preisen? (4 Str.). — J. Gabler, a. a. O0. S. 203 Nr. 239 samt
Melodie und 8. 557.
5. Jesus, du höchstes Gut, Der du dein Fleisch und Blut
(6 Str.). — J. Gabler, a. a. O. S. 204 Nr. 240 samt Melodie und 8. 557
und Marienrosen. (1861) S. 128 Nr. 70.
6. St. Anna! St. Anna! Zu hunderttausendmal (8 Str.). —
J. Gabler, a. a. O. S. 204 Nr. 241 samt Melodie und S. 557. ;
7. Sei gegrüßt, du Zier der Frauen, Mutter Anna, sei ge-
grüßt (9 Str.). — J. Gabler, a. a. O0. S. 206 Nr. 242 samt Melodie u. $. 557.
8. Mutter Anna, voll der Gnaden, Sei gegrüßt zu tausend-
mal (10 Str.). — J. Gabler, a. a. 0. S. 206 Nr. 243 samt Melodie u. 8. 557.
9. Wollen wir dann wiederscheiden Vor dir, Anna, schönste
Zierd (6 Str.). — J. Gabler, a. a. 0. 8.207 Nr. 244 samt Melodie u. S. 557,
10. Ach helft uns preisen groß und klein Sanct Anna, die
Mutter rein (6 Str.). — Hruschka-Toischer. Deutsche Volkslieder aus
Böhmen. (1891) S. 63 Nr. 96.
*11. Sanct Anna, die edle Frau Sehr hochgeboren (7 Str.).
— W. Bäumker, Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Sing-
weisen. II. (1883) S. 185 Nr. 153; J. Kehrein, Katholische Kirchenlieder,
Hymnen, Psalmen. IT. (1860) S. 262 Nr. 501; Ph. Wackernagel, Das deutsche
Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts.
V. (1877) S. 1257 Nr. 1507.
*12, O Anna zart, Zu dieser Fahrt (12 Str.). — W. Bäumker,
a. a. O0. III. S. 185 Nr. 154: Wackernagel, a. a. O0. IL (1867) S. 1017
Nr. 1257. — 1507.
13. Nun helft (laßt) uns alle Gott rufen an, Die heilig
Frau S. Anna ruht bei eim Plan (will uns beistahn) (10 Str.). —
W. Bäumker, a. a. O. III S. 186 Nr. 155; Wackernagel, a. a. O. II
S. 1016 Nr. 1255, S. 1017 Nr. 1256: Kehrein, a. a. O. IL S. 261 Nr. 500.
— 1660.
14. Ave, bis grüst, du edler Stam, Min Frow sant Ann,
min helger Nam (20 Str.)., — Wackernagel, IT. S. 554 Nr. 729. — 1438.
1) Gablers Lieder stammen alle aus der Diözese St. Pölten in Nieder-
Österreich.
HB
0
*15. Sant Anna preis, Merk hie mit Fleiß (7 Str.). — Wacker-
nagel, II. S. 1019 Nr. 1258; . Hoffmann von Fallersleben, Geschichte des
deutschen Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit. *(1861) S. 473 Nr. 291.
16. Hilf Gott, daß uns gelinge, Merkt Frauen und auch
Mann (14 Str.). — Wackernagel, IL S. 1020 Nr. 1259. — 1516.
17. Mutter Anna, könnten wir Dich nach deiner Würde
preisen (5 Str.). — Blümml, a. a. O0. I. Nr. 20.
18. Ehre nach dem hohen Range Annen, frohe Christen-
heit (6 Str.). — Blümml, a. a. O0. I. Nr. 15,
19. In Gottes Namen, so heben wir an, Komm, o heil’ger
Geist, wir rufen ja alle die Engelein an (7 Str.). — Blümml, a. a.
O0. I. Nr. 17. ;
20. Anna, laß dein Lob erhöhn Und mich feierlich begehn
(8 Str.). — Blümml, a. a. O. I. Nr. 12,
21. Sanct Anna, Mutter groß, Was trägt dein reiner Schoß
(9 Str.). — G. M., Dreves, 0 Christ hie merk! Ein Gesangbüchlein geist-
licher Lieder. (1885) S. 140 Nr. 137 und 8. 164.
22. Blick auf uns von jenen Höhen, Wo der Strom der
Wahrheit quillt (7 Str.). — Blümml, a. a. O0. I. Nr. 13.
23. D’heilige Anna kömmt zu loben, Groß ist ihre Herr-
lichkeit (8 Str.). — Blümml, a. a. O0. I. Nr. 14.
; 24. Kommt ihr Engel vom Himmelssaal Zu loben und zu
ehren (10 Str.). — Blümml, a. a. O. I. Nr. 19. ;
25. Kommt, helft mir preisen all Mit freudenreichem Schall
(15 Str.). — Blümml, a. a. O. I. Nr. 18.
96. Hör an, mein frommer Christ, der du Sanect Anna liebst
(15 Str.). — 8. oben.
27. Laß uns Sanct Anna, das heilige Weib, mit ihren Freu-
den begrüßen (4 Str.). — M. Urban, Zeitschrift für österr. Volkskunde.
V. (1899) S. 276 aus Böhmen.
*28, Anna, du anfenglichen bist. — Hoffmann von Fallers-
leben, a. a. O0. 8. 472 Nr. 290.
*29. Anna, eyn eddele stam du bisth, Darvan de twych
wasßen scholde (3 Str.). — L. Hänselmann, Jahrbuch des Vereins für
niederdeutsche Sprachforschung. XVI. (1891) S. 69.
30. O Paar, dieihr als Muster seid Des Ehebunds gepriesen
(= O bina conjugalis. — 9 Str.). — J. F. H. Schlosser, Die Kirche in
ihren Liedern durch alle Jahrhunderte, I. (1863) S. 344: danach Gärtner.
a. a. O0. IT S. 458.
1Va.
Verbreitung: 1721 fl. Blattdruck mit 9 Strophen (W. Bäumker, Das
katholische deutsche Kirchenlied. III. [1891] S. 52 Nr. 117); Schlesien
(Hoffmann-Richter, Schlesische Volkslieder. [1842] S. 340 Nr. 288 samt
Melodie); Ungarn (R. Sztachovics, Brautsprüche und Brautlieder auf dem
Heideboden in Ungern. [1867] S. 265 aus dem Jahre 1773); Böhmen
(Hruschka-Toischer, Deutsche Volkslieder aus Böhmen. [1891] S. 16 Nr. 27),
Westphalen (A. von Haxthausen, Geistliche Volkslieder. [1850] 8. 34
samt Melodie; danach P. Bahlmann, Münsterländische Märchen, Sagen,
Lieder und Gebräuche. [1898] S. 212) und Rheinlande (K. Simrock.
Deutsche Sionsharfe. [1857] S. 252 Nr. 84).
an
Eine Übersicht über die Entwicklung des Liedes ergibt folgendes:
Urform
1. Von einem frommer
Ordens(Bürgers)mann.
Der hatt’ ein kleines
Vögelein.
Nun ward das kleine
Körbelein.
Der fromme Mann dem
Vögelein.
5. Das Vögelein im Garten
saß :
Aus hellem Himmel
unverhofft.
Der fromme Mann im
Garten stund.
Hat nun, oo Lebster
Jesus (Mutter) mein.
So will ich, o liebster
Jesu (Mutter) mein.
6.
} . #
a, 88
[a MS | EM |.
SS 1595 |» S \
53 53 Ss |Eäl®
" S 1 a ba
° „| +
36 ' a5 813 Ss
1
1510
r
2
4)
N
pa
.}
2
2
3
2
2
2
3
3
4
1
A
.M
A
5
=
A
KK
y
y
6
6
A
6
ß
7
7
ı }
8
9
a
IVb.
Dieses Lied ist bisher nach folgenden Quellen abgedruckt:
1. Jacob Regnart, Newe kurtzweilige Teutsche Lieder. Nürnberg
1580. Nr. XIV. = Brechtl, Kurtzweilige newe teutsche Liedlein... Nürn-
berg 1594. Nr. 22: B. J. Docen, Miscellaneen zur Geschichte der teutschen
Literatur. I. (1807) S. 284 Nr. 14 unter Hinweglassung der letzten (6.)
Strophe (danach: Arnim-Brentano, Des Knaben Wunderhorn. II. [1808]
S. 33f.; Erlach, Die Volkslieder der Deutschen. III [1835] 8. 28 Nr. 11;
K. Simrock, Die deutschen Volkslieder. [1851] S. 218 Nr. 119). — Voll-
ständig bei Hoffmann von Fallersleben, Die deutschen Gesellschaftslieder
des 16. und 17. Jahrhunderts. [1844] S. 266 Nr. 178%) = II. *[1860] S. 230
Nr. 377; Goedeke-Tittmann, Liederbuch aus dem 16. Jahrhundert. [1867]
S, 149 Nr. 144 = 2[1881] S. 149 Nr. 144 (danach: Arnim-Brentano, Des
Knaben Wunderhorn. ed. Birlinger-Crecelius. I. [1874] S. 383); Erk-Böhme,
Deutscher Liederhort. III. (1894) S. 562 Nr. 1788.
2. Ausbund schöner weltlicher und züchtiger Lieder. qu.-Fol.: J. G.
Herder, Volkslieder. II. (1779) S. 149 Nr. 22 = ed. K. Redlich (1885)
S. 270 Nr. 22 in 5 Strophen.
Eine Bearbeitung, wahrscheinlich nach dem Wunderhorntext, in 4
Strophen bieten O0. Klumpp (Kinderlieder alter und neuer Zeit. [1851]
S. 181) und L. Grote (Aus der Kinderstube. Niedersächsisches Kinder-
buch. 2[1872] S. 353 Nr. 58). — Auch Johann Nepomuk Vogl bearbeitete
das Lied (E. K. Blümml, Beiträge zur deutschen Volksdichtung. [1908]
S. 64f.; R. J. Binder, Johann Nepomuk Vogl und die österreichische
Ballade. [1907] S. 46).
1) Diese beiden Fassungen beziehen sich auf Maria, alle anderen
auf Jesus. °) citiert: Thomas Elsbeth, Newe auserlesene weltliche Lieder.
Frankfurt a. OÖ. 1599, Nr. 18: Johann Stade. Venus Kräntzlein. Jena 1610.
20
V.
Nach einem fl. Blatte bei A. Schacherl (Geheimnisse der Böhmer-
wäldler. [1900] S. 133£.) in 7 Strophen (unsere 1 = 1 Sch. — 2=2 Sch. —
3=8 Sch. — 4=5 Sch. — 5=6 Sch. — 6=7 Sch.). Abweichungen
im einzelnen kommen vor. — 4 Sch. findet sich bei uns nicht und wäre
zwischen 3 und 4 einzuschieben.
VL.
Der Vorwurf der Beichte findet sich im Volkslied öfter:
a) Mädchenbeichte:
l. Guten Tag wünsch i, Herr Pfarrer, Herr, tat gar schön
bitten. — A. Schlossar, Deutsche Volkslieder aus Steiermark. (1881)
S. 372 Nr. 336; Greinz-Kapferer, Tiroler Volkslieder. I. (1889) S. 17.
2. Ein Mädchen, achtzehn Jahre alt, ein wunderschönes
Kind. — E. M. Marriage, Volkslieder aus der badischen Pfalz. (1902)
S. 272 Nr. 187.
3. Es ist bereits schon hundert Jahr, als in Wien ein Mäd-
chen war. — Ditfurth, Fränkische Volkslieder. II. (1855) S. 56 Nr. 65;
E. K. Blümml, Erotische Volkslieder aus Deutsch-Osterreich. (1907) S. 24
Nr. 8; Mätth. Mayer, Das Taschen-Liederbuch. %(1828) S. 166 Nr. 111.
4. War einst ein Kapuziner, der Pater Damian. — Fidelitas
erotica! (1907) S. 63.
b) Nonnenbeichte:
5. Weil mich meine Sünden drücken, komm ich mit ge-
beugtem Rücken. — Aug. Richter, Mitteilungen des sächsischen Vereins
für Volkskunde, III. (1903/05) S. 189; vgl. ebd. III. S. 320 und A. Tille,
ebd. III. S. 185,
c) Kinderbeichte:
6. Bitt, Herr Pater, i möcht beichten. — R. Wolf, Das deutsche
Volkslied. X. (1908) S. 85.
d) Amors Beichte:
7. Herr Pater, ich will beichten, ich bitt, gebt mir den
Segen. — Trierer Liederhds. vom Jahre 1744, 8.17 (A. Kopp, Hessische
Blätter für Volkskunde. III. [1904] S. 21). — Schlesische Liederhandschrift
1742—44, Nr. 20 (A. Kopp, Deutsches Volks- und Studentenlied in vor-
klassischer Zeit. [1899] S. 283; abgedruckt von A. Kopp, Monatshefte für
Musikgeschichte. XXXI. [1899] S. 86 und Notenbeilage S. 8).
Hier die noch ungedruckte Fassung der Trierer Handschrift !):
[17] B. 1. Herr Pater, ich will P.Jetzt hör ich schon, kannst
_ beichten, schwören,
Ich bitt, gebt mir den Segen, Jetzt will ich weiter hören.
Ach, tut mich doch erleuchten, Sag an, wie lang es ist,
Mein Herz zur Buß bewegen. Daß beichten gwesen bist?
So fall ich Euch zu Füßen, B. 3. Daß ich bin beichten
en ” ‚8. gwesen,
Mein Sünden u... a Das wird schon sein ein Jahr,
C HR AB de hr En as Sand So viel ich find beim Lesen.
Doch weiß ich schon, W ° P.Was hast zeither getan?
B. Ich hab viel übels gstiftet,
Ermordet und vergiftet.
P. Du kleiner, loser Bub?
B. Ach ja... noch mehr darzu.
DD.
1) orthographisch bereinigt.
8
P. 4. Was hastu dann gestohlen? B. 7. Nur eins wollt mir erlauben,
Wen hastu dann ermordt? Wann ich die Buß ertrag,
Der Teufel wird dich holen, Daß ich kann blind auch rauben
Verschweigstu mir ein Wort. Und schieß drein ohne Frag.
B. Viel millionentausend Herzen P. Daß du auch blind kannst rauben,
Hab ich mit größten Schmerzen Das will ich gern erlauben,
Vergiftet und ermordt, Schließ nur, du kleiner Bub,
Geführt an frembde Ort. Allzeit dein Augen zu.
B. 5. Mein Herz will mir verzehren
Die recht vollkommne Reu, .
Herr Pater, wollt mich hören,
Sprecht mich von Sünden frei.
Ich will dich zwar entbinden
Von der Straf deiner Sünden,
So du verrichst die Buß,
So ich dir geben muß.
[18] B. 6. Die Buß will ich ver-
richten 9. Da mir die Augen offen,
Und sei sie noch so schwer, Tracht ich nach schöner Gstalt
Darzu will mich verpflichten! Und hab nur die getroffen,
Herr Pater, sags mir her! Die meinem Herzen gfallt.
P. Die Augen sollst verbinden Jetzt schieß ich, unterm Haufen
Zu der Straf deiner Sünden Niemand davon wird laufen,
Und die nit schließen auf Jetzt schieß ich blinder mehr,
Dein ganzen Lebenslauf, Als da gesehn vorher.
2. hds. verstehes. — 2;, 3, hds. gewesen. — 3, hds. gestifftet. —
4, hds. hertzer. —. 5, hds. vollkommene. — 5g hds. anhören. — 5, hds.
verrichts. — 6g hds. gantzer. — 8, hds. Ruhe. — 92 hds. Gestalt. —
9, hds. gefalt. — 9; hds. gesehen.
Die von Kopp mitgeteilte Fassung enthält unsere Strophen 4 und 7
nicht, stimmt aber sonst ziemlich genau.
VIL
Verbreitung: Egerland (John-Czerny, Egerländer Volkslieder. I.
"1898] S. 20 Nr. 8 mit Melodie; Josef Hofmann, Egerländer Volkslieder.
“1901] S. 10 Nr. 8 mit Melodie), Böhmerwald (Hruschka - Toischer,
Deutsche Volkslieder aus Böhmen. [1891] S. 164 Nr. 108; Melodie S. 473
Nr. 108). Alle drei stimmen melodisch überein; textlich ergibt sich:
Urform
Hruschka-
Panischer
Schottky
John-
Nrarnv
Hofmann
1. Grüaß di Gott, mein liabs
Brüaderl, bist dä?
2. Und mein Kaderl, dös 138 i
nit hint!
38. Znachst hän i mi an d’Mauer
&ügloahnt.
4. Und däs Kaderl is hübsch
und gschmeidi.
5. Und wer so a schöns Dirnerl
will häbn.
Ei grüaß di Gott, Hansl und
Franz.)
John-Czerny 3 und Hofmann 3 passen als Str. 6 sehr gut, denn sie
stellen die Frage eines Vorbeigehenden an die beiden, im Gespräch ver-
51
tieften Burschen und die Antwort des einen, der. durch die Erklärung
seiner Geliebten derart. übermütig ist, daß er die ganze Nacht nicht heim-
gehen will, vor.
VIL®L
Erwähnt von Johannes Bolte (Der Bauer im deutschen Liede. [1890]
S. 124 Nr. 131) nach einem fl. Blatte der kgl. Bibliothek in Berlin
(Yd 7909, 5, 4); dieses hier nach einer Abschrift, die ich der Freundlich-
keit A. Kopp’s verdanke: ,
Sieben schöne neue Weltliche Lieder, Das Erste. Ach Medel warum
weinest du... Das Vierte. Es ist fürwahr kein bessers Leben ... Das
Siebende. Hört zu ihr lieben Brüder mein, x. (Bildchen: Papagei auf
einem Ast sitzend.) Gedruckt in der Jungfern-Preß. (4 Bl. 8°, o. O. und
J. — Yd 7909 St. 5.)
Das Vierte).
1. Es ist fürwahr kein bessers BRennt äf mi als wie ä Bock,
Leben I glaub, er maint, i sei e Stock.
Als der edle Bauernstand, 4. Nächten kam er mit dem Prügel,
Mag fürwahr kein Herr nit wern, Hat mie d’ Joppen brav ausgstaubt,
Lieber nimm ich den Pflug in Hob mi duckt als wie an Igel,
d’ Hand; Bis i mi hob zamaglaubt.
Wann ich schon bei Tag muß Dort beim Fenste bei de Gretel
schwitzen, Werf i en Prügel an sein Schedel,
Kan mi doch Nachts niedersitzen, Wie e hat en Purzle ton,
Is amol de Frost?) vebei, Hob i mi gemacht devon.
Leg i mi fei stät afs Heu. 5. I kon enks onmögli sagen,
2. Essen will mir nit mehr Was des vor ä Denerl is,
schmecken Spitzel tragt sie um den Krogen
. Wa ET a? Und ä Herzl wie ä Küß.
Kommt Mr glei die Lieb in Sinn, I schwör enk bei meinem Leben,
Da tät i gleich mein ‚Schatz auf- Duttel-Grotel) is nix dagegen,
. . ea? s Mundstück is vertreffli gut,
Sag, daß i der Feinzel bin;°) Als daß ä bißle muffe®)
glaub, sie wirds halt darum ton, 6. ’S Denerl ne
Weil die Zeit ja ist der Lohn. ; ‚S Denerl kon i unmögli graten,
« {s mie lieber als mein Treu,
Andre schmecke ä den Broten,
Genge allweil in des Gel.
Ober i wills schon recht anschicke,
Daß mie nix könne abezwicke,
Schlog fürs Kämmerl ä Schlößl für,
Wills schon merke an de Tür.
83. Nächten ist mirs übel gangen,
Als i bei mein Schatzerl war,
Als i wollt vors Fenster gehen,
Führf[t] de Teufel den Bauern deher.
Denn er wär ja so vermessen,
Schnauffen hat er schier vergessen,
Dieses fl. Blatt ist durch seine Fehler interessant. Da das Lied der
bayrischen Mundart zugehört, so fallen sofort einige Schreibungen wie
de (1,) für da, vebei (1,) für vabei usw. auf, die jedoch in der ehemaligen
Schreibung der hohen &£ ihre Erklärung finden. Es war früher üblich,
@ durch ä in der Schreibung wiederzugeben, eine Erscheinung, die übri-
gens auch in unserem Texte (z. B. 1, stät) auftritt. Die Vorlage unseres
fi. Blattes, jedenfalls auch ein fl. Blatt, wird regelrecht überall ein & für &
durchgeführt gehabt haben, und erst einem Setzer, der mit den bayrischen
Dialekt- und Schreibgewohnheiten nicht vertraut war, blieb es vorbehalten,
diese ä& (= 4) durch e zu ersetzen, wodurch unser Text (vgl. Str. 6) etwas
schwäbischen Anstrich bekam.
1) orthographisch bereinigt; dialektisches blieb unverändert.
*) Fehler für: Fräß — Essen. *°% Z. 5 und 6 fehlt. *) Grete mit den
Brüsten. ©°) trotzen, wenig reden.
j2
Fehler (wie 1, wern statt abgeben, 1, Frost statt Fraß), zerrüttete
Strophen (2 und 3, 4) und Unklarheiten (62) lassen den Text des fl. Blattes
viel schlechter erscheinen als den aus mündlicher Überlieferung geschöpften.
Andererseits bietet aber auch das fl. Blatt an einer Stelle (4,) eine bessere
Textfassung und zeigt auch sonst (3;; 5; und 5;) gute Varianten.
Nach mündlicher Überlieferung bieten Hruschka-Toischer (Deutsche
Volkslieder aus Böhmen. [1891] S. 242f. Nr. 252) eine fünfstrophige Fas-
sung aus Böhmen, welche im großen und ganzen den ersten fünf Strophen
des fliegenden Blattes und der Schottkyschen Aufzeichnung entspricht.
. Die Zeilen 1—4 der zweiten Strophe finden sich auch als Vierzeiler
im Egerland (Hruschka-Toischer, S. 348 Nr. 719).
IX.
Verbreitung: Fl. Blatt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts (in acht
Strophen; G. Ellinger, a. a. O. II. [1888] S. 64; Köhler-Meier, Volkslieder
von der Mosel und Saar. [1896] S. 421). — Schwaben (F. Nicolai, Kleyner
feyner Almanach. I. [1777] S. 21 Nr. 12== ed. G. Ellinger. I. [1888] S. 81f.
Nr. 12 in fünf Strophen samt Melodie; danach wortwörtlich: Büsching
und von der Hagen, Sammlung deutscher Volkslieder. [1807] S. 210 Nr. 84,
Melodie, II. S. 24; Erlach, Die Volkslieder der Deutschen. IV. [1835] S. 324;
Erk-Irmer, Die deutschen Volkslieder. I., 1. [1843] S. 45 Nr. 44 samt Melodie;
W. Bernhardi, Allgemeines deutsches Liederlexikon. II. [1847] S. 76 Nr. 873
und K. Simrock, Die deutschen Volkslieder. [1851] S. 335 Nr. 215. —
Leoprechting, Aus dem Lechrain. [1855] S. 260 erwähnt). — Rhein-
provinz (Köhler-Meier, S. 204 Nr. 197 mit Melodie), badische Pfalz
(M. E. Marriage, Volkslieder aus der badischen Pfalz. [1902] S. 296 Nr. 203
mit Melodie), Odenwald (H. Krapp, Odenwälder Spinnstube. [1904] S. 39
Nr. 57 mit Melodie), Oberösterreich 1849 (E. K. Blümml, Erotische
Volkslieder aus Deutsch-Österreich. [1907] S. 30 Nr. 1la, Melodie S. 166
Nr. 8), Wien (ca. 1850; Blümml, 8. 33 Nr. 11b) und Budapest (Ungarn;
hds. Liederbuch aus ca. 1890: hier der Text):
1. Meif liabi Nani, .
Geh, leich ma dein Latern,
Es is j&ä so finsta,
Ma sicht gär kan. Stern.
I bitt di, geh leich ma’s,
Es gschicht da nix dräß,
’S Laterndl ghört unsa,
Geht kan Menschn wäs äü!
2. Mein liaba Bua, wäs denkst da
Von meina Latern,
I brauch’s ällwal selba,
Känn’s gär net entbehrn.
Und sechat’s mein. Väta,
Mein Muatta von fern,
Da haßat’s glei: Flitschl,
Wo häst dei Latern.
8. I bitt, mäch kane Umständ
Mit deina Latern,
Nebn uns is a Nächbarin,
Dö leicht ma’s recht gern.
Willst du ma’s net leichn,
So läßt es hält bleibn,
I tua?!) dar in’s Laterndl,
D3 bricht da kaß Scheibn.
4. Wäs soll i jetzt mächn,
fäng i jetzt äü,
End wird 8a gifti
Und lauft ma davoü.
No, so nimm hält’s Laterndl
Und gib nur recht ächt,
Denn is’s amäl brochn,
Wird’s nimmamehr gmächt.
5. Er zagt ma _ sein Kerzn”),
A Viertl wär’s läng,
Wia-r-i dö Kerzn siech,
Wird ma glei bäng.
Er steckt ma’s mit Gwält
In’s Laterndl hineiü,
An Krächa hät’s gmächt
Und dö Scheibn wär eiß.
) hineintuen == Cacare. 2) penis.
56
6. Mein liabe Muatta,
Wäs fäng i jetzt äß,
’S Laterndl is brochn,
Kan Scheibn is mehr dräß.
'N Buam häb i’s gliechn,
Wia’s stockfinsta wär,
Nix soll mar ausleichn,
Däs is amäl währ.
7. Mein liabe Tochta,
War däs nur net gschegn,
Kan so a Laterndl
Bringt kana mehr z’wegn.
Net z’groß und net z’klaü,
Net z’eng und net z’ weit,
Mit so an Laterndl
Hät a jeda seifi Freud.
8. O mein liaba Bua,
Geh, mäch da nix draus,
Brauchst wieder a Laterndl]l,
I waß da-r-a Haus.
In Pest is d’ Frau Resi,
Bekännt is ihr Näm, N
Dort findst jä Latern gnua
In Vorrät beisämm.
9. Dort findst jä Latern gnua,
Du kännst es auswähln,
Mitunta gibt’s & aß,
Wo d’Scheibn dräü fehln.
Doch wäs’s tägli putzt wern,
So leuchten’s nia rein,
Es paßt äber dö dickste
Kerzn hinein.
10. Hörn’s, neuli dä folg i
Mein Dirndl ihrn Rät,
Fräg bei da Frau Resi
Ob’s klane A hät,
Laterndl, dö neu
Und frisch eifgschnittn sein.
Sie sägt glei gänz freundli:
Spaziern’s nur herein.
11. I tritt in ihr Zimma,
Dä hät’s mi frappiert,
Dä wär älls aus Seidn
Mit Fränzn garniert.
Sie bringt a hälbs Dutzend
Laterndl glei raus,
Dö Wähl hät ma weh tä@,
I suach ane aus.
12. I nimm ma dö Klanste,
Weil’s ä d’ Schönste wär
Und zähl mit fünf Guldn
'S Laterndl glei bär.
Auf d’ Prob steck i d’ brennade
Kerzen hineiß,
Kaum wär’s no drinnat,
Fängt’s äfi unbändi z’ schreiß.
13. Den Täg drauf kumm i
Mit ana größern zsämm,
Dö wär so häarig
Wia-r-an älts Lämm.
Aber aufgsessn bin i,
Dös wer i glei sägn, ‘
Dä braucht jä net amäl
Jemänd mi z’ frägn.
i4. Mit dera Latern, hörn’s,
Dä lässn’s mi aus,
Dö is j& so groß,
’S fällt am!) d’ Kerzn heraus.
Und weil’s 1s so brochn,
Daß d’ Luft einikäß,
Verrinnt am dös Inslat?%),
Ma gspürt nix davoä.
15. Mit so ana. Latern, hörn’s,
Da bin i äügrennt,
DR häb i ma neuli
Mein Kerzn vabrennt.
Drum 188 i d’ Maschindln
A zeitlebens ruahn,
I brauch kan Laterndl,
Aä Lamperl muaß’s tuan.
Ein anderes Lied, das nur in der ersten Strophe Beziehungen zu
unserem Laternenliede hat, findet sich in Franken (Ditfurth, Frän-
kische Volkslieder. II. [1855] S. 275 Nr. 361), im Elsaß (A. Stöber, Al-
satia. V. [1855] S. 182 Nr. 10) und im Harz (H. Pröhle, Weltliche und
geistliche Volkslieder und Volksschauspiele. [1855] S. 47 Nr. 29). Diese
erste, bei Pröhle zweite Strophe hat folgenden Wortlaut:
Pröhle: Ditfurth:
Ach Lischen, ach Lischen,
Komm, bring die Laterne!
Es ist ja so finster,
Es leuchten kein’ Sterne.
Denn es ist ja so stockfinster,
Denn es scheint ja kein Sternichen.
1) einem. 2) Unschlitt; hier = sperma.
}
Ach, Hannchen, mein Kind,
Sei doch einmal geschwind!
Komm undreich mir dein Laternichen,
Daß ich sehn kann, wo ich bin.
(Ahnlich Stöber.)
Fein hurtig, fein geschwind,
Mein auserwähltes Kind!
Komm, bring mir’s d’ Laterne,
Daß ich sehe, wo ich bin.
Die weiteren zwei Strophen handeln von der Leichtlebigkeit und dem
Leichtsinn der Jugend und gehören organisch gar nicht zur ersten. Daß
letztere ursprünglich achtzeilig war, wie die bei Ditfurth überlieferte,
dürfte die Einleitung mit „denn“ bei Pröhle erweisen, während Stöber
hier mit seinem Anfang
Und die Nacht ist glockenfinster
Und es leuchtet mir kein Sternchen.
die Verhältnisse schon verwischt hat. Diese vom Laternenliede losgelöste
Strophe ist ganz harmlos, nicht mehr zwei- und im weiteren Verlaufe
eindeutig wie im Laternengesange selbst, der, beliebtem Verschleierungs-
muster folgend, nur eine geschlechtliche Ausdeutung zuläßt.
Die obszöne Bedeutung liegt auch den Vierzeilern fern, die aus den
ersten vier Zeilen des Laternenliedes gebildet und in Schwaben (A. Bir-
linger, Schwäbische Volkslieder, [1864] S. 76 Nr. 77) und Steiermark
(A. Werle, Almrausch. [1884] S. 90: 1) aufgezeichnet wurden. Ein anderer
steirischer Vierzeiler jedoch (Blümml, a. a. O. S. 153 Nr. 246) umfaßt das
Laternenlied in seiner vollen Derbheit. .
Die ursprünglichste Fassung dürfte die aus Oberösterreich über-
lieferte (Blümml, 8. 30 Nr. 1la) sein. Aus ihr lassen sich alle anderen
leicht ableiten:
h
a
Urform
48 | m ; Ditfurth
5 A! 8 | Pröhle,
A| 8 Stöber”
5z|
ı - »f
4218 Ve
es 8
Saläs
Krapp
1a
I
1a | 1a '
1b
1a
1h
1
>
11h
28
2b
3a |
3b |
42
Da
2b
3a
3b
4a
5
\ 8
al
8
R \ al
9 L
LO { a
u | a
12
13
14)
5
16
1b(Var.)
An | ap
2a |
2b
2113
a, 4A
5a | 58
5b
6a
3a
2b
2
Eh
4a
6b
2
|
‚pla‘ 4
58
5b| 83
Blümml, Quellen und Forschungen, VIL,
Blümml
Nr. 11b
1a
lh
2a
2b (Var.)
38
3h
4a
4b (Var.)
5a
5b
67:
5b
Schottky
6
3
5 (Var.)
ca. 3
7 .
ca. 4
8
A
zZ
=
1a
ca. 3b
ca. 3a
ca. 1b
2a
2b
6a
ca. 5
79
55
A
Urform
17
18%
19
2045
4A 2 | Ditfurth
871 | Pröhle,
Su‘ 6 Stöber
A
Oa
2:
C
>»
’
Ce.
.F
Ä4
Krapp
Blümml
Nr. 11b
ji
x
PP
Schottky
-
©
5
A
a
ca. 4a
ca. 8a
ca. 4b
ca. 8b
Unter Annahme einer achtzehnstrophigen Urform (A), denn Strophe
i3 und 14 unserer Übersicht können, obwohl sie in den Gang der Hand-
lung trefflich hineinpassen, spätere Erweiterung sein, kommen sie doch
nur in h vor, finden wir für alle Fassungen unser Auslangen. Diese Ur-
form steht der Form a sehr nahe, denn nur in wenigen Fällen (Str. 2, 7,
8,.10, 11, 17—20) sind Doppelformen für einzelne Strophen anzunehmen;
doch sind viele derselben sicher ein Ergebnis späterer Entwicklung, die
dann wieder zusammengeschweißt wurden und in dem fliegenden Blatte,
das uns j darstellt, vorkommen. Gerade j besitzt reichlich Doppelformen,
die sonst zwei verschiedenen Fassungen angehören, ein Fall, der übrigens
auch in i eintritt, wo die Strophen 8 und 7, 4 und 8 so ziemlich dasselbe
besagen und nur Parallel- oder Erweiterungsformen, die übrigens auch
in j (man vgl. Str. 2a und 6a) vorkommen, sind. Die Fassungen b und i
scheinen ebenfalls ursprünglich vollständige gewesen zu sein, denn es
wäre schwer einzusehen, warum sie mit Str. 5, bzw. 9, wo doch die Hand-
lung gerade ihren Höhepunkt erreicht, wo der Bursche den letzten Trumpf
(die Laterne der Nachbarin, bzw. das Fernbleiben) ausspielt, abbrechen
sollten. Merkwürdig sind die Fassungen d, f und g, wo eine Menge
Zwischenglieder vergessen wurde, so daß das ursprüngliche, lange Zwie-
gespräch zwischen Bursche und Mädchen kaum mehr zu erkennen ist. Die
Fassung e ist ein Mittelglied zwischen a und h, weist sie doch Strophen
auf, die nur je einer dieser Fassungen angehören; sie ist insoferne sehr
beachtenswert, als sie von Strophe 8 ab (s. oben den Abdruck) das Lied
ins Derberotische fortspinnt, wobei die Schlußstrophen von h und j jeden-
falls die Anknüpfungspunkte boten.
X.
Das Lied behandelt im Bilde des Vogelfangs das Verhältnis zwischen
Mädchen und Bursche sowohl nach der geschlechtlichen als auch unge-
schlechtlichen Seite hin. Für gewöhnlich ist der Vogelfang das Bild für
Koitus, man vgl. die Lieder:
l. Gleichwie ich meine Lust und Freud allzeit an Vogeln
habe. — Bergliederbüchlein ca. 1700/10, S. 236 Nr. 197; danach E. K.
Blümml, Schamperlieder. (1908) S. 43 Nr. XVL
2. Ich bin ein Reutersknab, reit hübsche Rößlein gerne. —
Die Strophe 7 handelt vom Vogelfang. — Blümml, a. a. 0. S. 112 Nr. LXII.
8. Der Vogelkrämerbin ich hier, meiä Gschäft betreib ich
stärk. — E. K. Blümml, Erotische Volkslieder aus Deutsch-Österreich.
(1907) S. 26 Nr. IX.
\B
4. Als sonstens Zinthia nicht viel von Vögeln hielte. —
E. K. Blümml, Aus den Liederhandschriften des Studenten Clodius und
des Fräuleins von Crailsheim. (1908) S. 114 Nr. XLIL
5. Es san halt in menschlichn Löbn die Freuden bei alli
nit gleich. — Rosegger’s Heimgarten. XVI. (1891/92) S. 52b.
6. Höret zu, ihr Weideleut, wie mir’s heut. — John Meier,
Kunstlieder im Volksmunde. (1906) S. 69 Nr. 435 mit Lit.; dazu E. K,
Blümml, Schamperlieder. (1908) S. 18 Nr. III und Zwei Leipziger Lieder-
handschriften des 17. Jahrhunderts. (1909) II. Teil, Nr. 28.
7. Hieher gehört auch ein bisher ungedrucktes Lied aus Laufen im
Salzkammergut, O.-Ö. (aufgezeichnet August 1907. Vorsänger: Herr Orts-
vorstand und Tischlermeister Friedrich Kreuzhuber):
an En
=
1. In Wäldbini eı- ni-
Er
ıs, an Vo-gl hän i gfän-ga, den
S
|
Es HS S=:
hSh i spSt af A’NZcht mein Ma-derl z’Haus ge-brächt. bei da Nächt, den
6
=
hSb i svit af d’Nächt mein Ma - derl z’Haus ge - brächt.
2. I säg glei: Liawi Nani,
Der Vogl ghört dein allani!
Bring her dein Voglhaus
nd läß’n nimmer aus. :|
3. Und wia-r-i da häb glächt,
Wia’s ’s Voglhaus hät brächt.
|: DS bringt’s, bei meina Ehr,
Ihr Voglhaus daher.
4. Da Vogl mächt Finessn,
Tuat nix äls umastessn;
| Dranf sag i: Meifi liabs Kind,
er Vogl der is blind. :]
XI.
Die vier Strophen unseres Liedes, das hier eine Einheit darstellt,
finden sich sonst in verschiedener Verbindung und sind echtes und rechtes
Wandergut. Es kann daher nicht die Entwicklung des Liedes als solches
verfolgt; sondern nur eine Übersicht über die einzelnen Strophen und
deren Verbreitung geboten werden:
Steiermark (J. G. Seidl, Almer in Gesammelte Schriften. IV.
[1879] S.171£., danach A. Schlossar, Österreichische Cultur- und Literatur-
bilder. [1879] S. 280), Niederösterreich (Ziska-Schottky, Österreichische
Volkslieder. [1819] S. 94 Nr. 37 samt Melodie; danach: Kretzschmer-
Zuccalmaglio, Deutsche Volkslieder. II. [1840] S. 446 Nr. 240 und F. L.
Mittler, Deutsche Volkslieder. 2[1865] S. 722 Nr. 1183), Deuts chböhmen
(A. A. Naaf, Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in
Böhmen. XX. [1882] S. 280 Nr. XI.; Hruschka-Toischer, Deutsche Volks-
lieder aus Böhmen. [1891] S. 172 Nr. 126a-—e; M. Urban, As da Häimat.
[1894] S. 96 Nr. 108), Franken (Kretzschmer-Zuccalmaglio, a. a. O. I.
[1840] S. 819 Nr. 180 samt Melodie; danach: Mittler, a. a. O. S, 579
Nr. 819. — Ditfurth, Fränkische Volkslieder. II [1855] S. 113 Nr. 150 samt
Melodie und 8. 137 Nr. 187 samt Melodie), Schlesien (Erk-Böhme,
Deutscher Liederhort. II. [1898] S. 421 Nr. 600b samt Melodie), West-
falen (F. Steinmann, Münsterische Geschichten, Sagen und Legenden.
K*
67
[1825] S. 219f.; danach: Mittler a. a. 0. S. 579 Nr. 818, Erk-Böhme a. a. O0.
II. [1893] S. 420 Nr. 600a, P. Bahlmann, Münsterländische Märchen,
Sagen, Lieder und Gebräuche. [1898] S. 215. — A. Reifferscheid, Westfälische
Volkslieder. [1879] S. 122 Nr. 16), Hessen (Mittler, a. a. O0. S. 639 Nr. 950),
Baden (Bender-Pommer, Oberschefflenzer Volkslieder. [1902] S. 65 Nr. 55
samt Melodie) und Elsaß (Curt Mündel. Elsässische Volkslieder. [18841
S. 113 Nr. 107).
Es finden sich zu unseren Strophen folgende Entsprechungen‘!):
1=1 D Nr. 150; EB; HT Nr. 126a—e; KZ; N; 8S; St; U; Z. —
1—3 M. — 142, R. — 2 Mit.
2=2HT Nr. 126 b—d; KZ; N; S; U. — 2,4 EB. — 2,4 Z. — 2,41-+83 BR.
— 445 M.
fl 2,2 BP; D Nr. 187. — 2,5 EB. — 20 Z. — 4, D Nr. 150; R.
4=3 BP; HT Nr. 126d; Mitt; Z. — 7—9 M.
X IL.
Verbreitung: Niederösterreich (K. Jäger, Das deutsche Volks-
lied. VI. [1904] S. 6 samt Melodie), Odenburger Komitat (J. R. Bünker,
Zeitschrift. für österreichische Volkskunde. XV. [1909] S. 135 Nr. 95),
Steiermark (J. G. Seidl, Almer in Gesammelte Schriften. IV. [1879]
S. 132. — Die erste Strophe als zehnte eines Wildschützenliedes bei
A. Schlossar, Österreichische Cultur- und Literaturbilder. [1879] S. 258 =
Deutsche Volkslieder aus Steiermark. [1881] S. 208 Nr. 180), Tirol
(Beda Weber, Das Thal Passeier und seine Bewohner. [1852] S. 289ff.,
danach F. L. Mittler, Deutsche Volkslieder. *[1865] S. 723 Nr. 1185. —
Greinz-Kapferer, Tiroler Volkslieder. II. [1893] S. 161£.), Salzburg (M. V.
Süß, Salzburgische Volkslieder. [1865] S. 170, Melodie S. 368), Böhmen
(Hruschka-Toischer, Deutsche Volkslieder aus Böhmen. (1891] S. 178
Nr. 137ab), Franken (Ditfurth, Fränkische Volkslieder. II. [1855] S. 113
Nr. 151 samt Melodie), Hessen-Nassau (E. H. Wolfram, Nassauische
Volkslieder. [1894] S. 128 Nr. 112 samt Melodie), Odenwald (H. Krapp,
Odenwälder Spinnstube. [1904] S. 200 Nr. 273 samt Melodie). Fassen wir
diese Lieder zusammen, so ergibt sich etwa folgendes:
Strophe
Urform
A
CE |
5 1.928
: S |ES]a|.
28/918 Sal,
38'311
312
8
Hruschka-
Toischer
Nr, | Nr.
137a. ! 137b
£
X
3
Se
Zw
(\
F
& a
N ©
HE
© m Ge}
ER 15
a !Wie heiter ist der
1.{ Himmel.
b IIch stehedirnicht auf.
‚a |Wer hat dir’s geplau-:
dert?
(Wegen einmal ist es!
| nicht aus.
a |Du bist mir halt ein||» 3al56
3, Bübchen. ; 8 | | | a5) |<
b |Es ist dir keine recht. [|418 | |2b|2618vI6 |8391 4
1
12
1a! 1 191
2 22)123)
22/84) |s
2b! 4
5
(
3a
2
1) BP = Bender-Pommer. — D = Ditfurth. — EB = Erk-Böhme. —
HT = Hruschka-Toischer. — KZ = Kretzschmer-Zuccalmaglio. — M=
Mündel. — Mtt = Mittler. — N=Naaf. — R = Reifferscheid. — S —
Seidl. — St= Steinmann. — U= Urban, — Z= Ziska-Schottky. —
Dabei sind aber nur die Originalmitteilungen, nicht die Nachdrucke be-
rücksichtigt.
RR
Strophe
Urform
SH
E
8
& | £ Sr
A A > MM ©
318 |B CS
rurchka
Toischer
en
arm
Ts
Mr, | Nr.
“974 187b
a8
x
5/3
MImM
-
« |Ich lasse mir keine
; f malen.
ı ”|Du darfst mich ja
nicht foppen.
Du bist ja gar nicht
1 _ schön.
? (Zu mir darfst du nicht:
ı kommen.
‚So ist’s halt mit den’)
Leuten.
Sie tun ja nichts als!
; streiten.
Der Bub, der geht
: zum Fenster.
Er wünscht dem
/ Dirndl Glück.
Der Abschied ist ge-
schrieben.
So nimm nur dieses
Körblein. il
Das Lied hat, wie alle Liebesverhältnisse mit Streit, einen doppelten
Ausgang: 1. Abbruch der Beziehungen für immer; diese Seite bringen die
Tiroler Lieder (Weber und Greinz-Kapferer) zur Darstellung, daher deren
Strophen V und VI. — 2. Nachherige Versöhnung, dargestellt durch
Strophe 5 von Seidl und Schottky. — Wie die anderen Fassungen aus-
ringen, läßt sich bei dem Mangel der Endstrophen nicht sagen. In der
4. Strophe laufen zwei Überlieferungen nebeneinander, die sich gegen-
seitig beeinflußten und von denen die durch 4ax-+4b8 bezeichnete die
Sltere sein dürfte.
„2
1.
2? Krapp verwendet die 1. und 2. Strophe nur gedanklich, alle
übrigen Strophen (3 und 4) weichen ab. Die beiden ersten Strophen be-
ruhen aber auf den beiden ersten unseres Liedes, wenn auch einiges, wie
das Erfrieren (Strophe 1), das übrigens auch schon bei Wolfram fehlt,
die Schilderung des Himmels und der Erde wegfiel.
3) In Bünkers 2. Strophe ist der 2. Teil durch Anticipation ‘von
3,4 entstanden.
4) Wolframs 4. Strophe ist eine Wanderstrophe und dem Liede, zu
dem sie ursprünglich nicht gehört. nur angehängt: sie wird daber nicht
weiter berücksichtigt.
5) Bei Seidl wird diese Strophe vom Mädchen gesprochen, was aber
nicht richtig ist; das Bessere haben Ditfurth, Süß und Bünker bewahrt.
6) Schottkys 4, eine Wiederholung von Strophe 3 im Munde des
Mädchens, ist eine Neubildung, die eintrat, als man den zweiten Teil der
Bede des Burschen (2b) vergessen hatte.
7) Hruschka-Tolscher hat zwischen 1 und 3 alles im Lauf der Zeit
verloren, fügt daher, um den Zusammenhang herzustellen, als 2 eine
Strophe ein, die das Erfrieren der 1. Strophe und das Nichtrechtsein
der 3. Strophe enthält und sich schon dadurch als späterer Zusatz zu
erkennen gibt.
9
XHL und XIV.
Von Nr. XII erwähnt J. M. Schottky (Büschings Wöchentliche
Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des
Mittelalters. III. [1817] S. 415f.) in einer Besprechung Meinerts die
Strophen 1 und 8,4... — Verbreitung: Kuhländchen (J. G. Meinert,
Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens. [1817]
S. 175ff.) und Steiermark (Rosegger-Heuberger, Volkslieder aus Steier-
mark. [1872] S. 2 Nr. 2 samt Melodie; A, Schlossar, Deutsche Volks-
lieder aus Steiermark. [1881] S. 197 Nr. 172, Melodie S. 4583). — Über-
Lieferung sbild:
Urform
1. Geht’s, meine Buama
und schüttelt euch...
Der Bua tat sein. Dirndl
von Herzen. ..,
Er wollt ihr amal in
der Samstagnacht.
Mein liaber Bua, i
kann heut nit...
O herzigs liabs Dirndl,
was ist dir...
Mein liaber Bua, tua
du mir den ...
Der Bua geht zum
Bader wohl hin...
Meif liaber Bader, gib
du mir... |
Mein liaber Bua, ich
kann dir a kein...
Und du liaber Bader,
was kost denn ...
Der Bua geht zum
Dirndl vor...
Da sagt halt das,
Dirndl: du hast... |
10
{1.
192.
Schottky
Nr. XIII.
3
Er
31)
3 3\
Schoitky
Nr. XIV.
Z1s9
Zn
+
19
4b
51)
5.2
Meinert
“Lg
3-44
5-46
7+8
9-10
11-H12
13-414
15
16-4172)
18-119
Rosegger-
Heuberger
2a
2b+3a
3b-+4a
4b
da
5b+6a
6b
7a
7b-+8a
|8b-H9a4)
‚ Schlos-
sar
5
3
”
;B
B
7
R
3
10
11
192
®) Obwohl nicht mit denselben Worten ausgedrückt, gehört diese
5. Strophe doch gedanklich hierher, ebenso wie in Nr. 187b die 7., denn
diese ist nur eine Weiterspinnung der 6. und als solche späterer Zusatz.
®) Die Tiroler Fassungen bieten Teile jeder der in der 4, Strophe
vereinigten Gruppe. Ich denke mir die Anordnung der Strophen der
Tiroler Lieder etwa so: Es fiel die ursprüngliche 2a (= 3a der Urform)
aus, nun wurde der naheliegenste Gedanke — und der ist im jetzigen 2a
(=4bß der Urform) verkörpert — zu 2a gemacht; jetzt stand 3a (==42a«
der Urform) vereinsamt da und an Stelle von 3b trat ein Teil einer
zweiten vorhandenen Liedfassung, die jetzige 3b (=4b«a der Urform),
die eigentlich genau das Gegenteil von 3a besagt, daher in den Zusammen-
hang nicht hineinpaßt, außer es findet sich, wie bei Süß, als 3a die 4aß
der Urform. Es scheint, daß die Salzburger Fassung auf die Tiroler ein-
wirkte und dadurch die eigenartige Mischform erzeugt wurde.
1) Die zweite Hälfte dieser Strophen weicht gegenüber Schlossar ab.
Während Schlossar 9 den Koitus direkt empfiehlt. weisen Schottky 5 und
0
XV.
Verbreitung: Steiermark (Kretzschmer-Zuccalmaglio, Deutsche
Volkslieder. II. [1840] S. 449 Nr. 243 samt Melodie; Rosegger-Heuberger,
Volkslieder aus Steiermark. [1872] S. 4 Nr. 4 samt Melodie; A. Schlossar,
Deutsche Volkslieder aus Steiermark. [1881] S. 190 Nr. 159; V. Zack,
Heiderich und Peterstamm. III. [1896] S. 11 Nr. 4 samt Melodie), Kärnten
(Pogatschnigg-Herrmann, Deutsche Volkslieder aus Kärnten. I. %[1879]
S. 9538 Nr. 1212), Salzburg (Johanna Wenger, Das deutsche Volkslied.
V. [1903] S. 154 samt Melodie, VI. [1904] S. 63; L. Limbrunner, ebd. VI.
[1904] S. 63), Niederösterreich (J. Wurth, Die deutschen Mundarten.
IV. [1857] S. 532£f.), Böhmen (Hruschka-Toischer, Deutsche Volkslieder
aus Böhmen. [1891] S. 178 Nr. 138ab und Melodie S. 477; M. Urban, As
da Häimat. [1894] S. 24 Nr. 18 und Gsangla as der westbäimischen Häimat.
[1908] S. 20; Kohl-Reiter, Heimatlieder. I. [1905] S. 16 Nr. 9 samt Melodie)
und Voigtland (J. A. E. Köhler, Volksbrauch, Aberglauben, Sagen und
andre alte Überlieferungen im Voigtlande, [1867] S. 301 Nr. 15).
Eine ungedruckte Fassung aus Hainburg, N.-Ö., folge:
#3 zz
8 Y
1 Wia scheint 6: Mond so schön, soll is zan Dirn-derl gehn,
—0—
GE LA .
soll ’s zan Dirn-derl gehn, weil’s is so schön, bei da Nächt,
=
“
GEF ME
aoll is zan Dirn - derl
= ===>
m A
a
yehn, weil’s is‘ 80 schön.
92, Wia-r-i zan Fensterl kumm,
; Draht si mein Dirnderl um, :|
rägt: wo gehst um, bei da Nächt?
Draht si usw.
4. I känn jä nit aufstehü,
Mir tuat mein Kopf so weh,
Mir tuat meii Kopf so weh,
Wänn i aufsteh, bei da Nächt.
Mir tuat usw.
5. Wänn dir dei Kopf weh tuat,
So wird mar & nit guat;
Wirst an Buam drinnat häbn,
Willst ma’s nit sägn, bei da Nächt.
Wirst usw.
3. Wo i’s heunt ummageh,
Das kännst du leicht vastehü,
Daß i za dir hergeh,
Du sollst aufstehü, bei da Nächt.
Daß i za dir usw.
8 auf die Folgen hin. Der Inhalt der Strophen ist derselbe, nur die
Ausdrucksform eine verschiedene. Schottky 8 ist übrigens zersungen und
daher nicht mehr ganz klar.
2%) Schottky Nr. XIV und Meinert haben im Gegensatze zu den
anderen Fassungen, das Auf- bzw. Zumachen der Kammertüre eingeführt.
3) Durch den Ausfall der Strophen 10 und 11 und des verschleierten
Rates in 9 (8) ist ein ganz anderer Zusammenhang hergestellt, wobei
jedoch die ursprüngliche Strophe 12, wenn auch in abgeleiteter, um-
gedeuteter Form, zugrunde liegt.
4) In 9b wird der Gedanke des silbernen Buben noch weiter aus-
gesponnen, doch gehört diese Erweiterung sicher nicht der ursprünglichen
Form an.
I
6. Wänn i & an herinnat hätt, Z’Wean bei der Oxnmaut,
De war dar ä nt ‚rocht, en sitzen’s draußt, bei da Nächt,
en tast mar außikein, ean usw.
Du gangst herein, bei da Nächt. 9. Wer hät däs Liad erdächt?
Den tast usw. Deutschmeister auf da Wächt,
; Ka eutschmeister auf da Wächt,
D & “A TEA Dö häbn’s aufbrächt, bei da Nächt.
Er wurd glei harb auf di Pa eiater MW: 3
Und gab’s auf mi, bei da Nächt. „0. Deutschmeister, Edelknäbn
E d # Dö schöni Mentscha häbn,
> Würd USW. . Dö schwärzi Häuwerl trägn,
8. Z’Wean bei da Lina, D6ö liabn koan Schwähn, beida Nächt.
Dä sitzen’s drinna, Dö schwarzi usw.
Die Überlieferung des Liedes ist ziemlich klar:
Urform
1. Heunt scheint da
Mond so schöß.
2. Wia-r-1zum Fenster]
(Mädchen) kumm.
3. Wo soll i umma-
geh.
4. I känn heut nit auf-
stehn.
5. Wänn dir dei Kopf
weh tuat. ;
6. Wänn i oan drinnat
hätt.
7. Wännst'n tast außi
kein.
a Däs Dirndl mäg
3} i mit.
al Du liabst bäld
links, bald...
9. Wer hät däs Liad
erdächt.]
Hruschka-
Toischer
Nr. | Nr.
138a ' 138b
2
x
nl
z
r
"r
Mm
z
<A
:o
ri
a|45
19%)
|
IE
x Sr
(2
3 3
3.4
Sala nn ©
1558532 88) | u (5
“9 © = % © | m
SEHE: ® |
85/3588 5EIE|S IE
Om A E
La h1a | 1
os) [22] 2 [bs 2
‚3,3 [3/3] |3
)
2
1
03
3
+
Ä
‚44,
4 |
4
4
Pr
S
»
>
7
25); 5
1) Nur die erste Strophe überliefert.
% Weicht im Wortlaute von den übrigen Fassungen ab. Der Schatz
fragt, wer er ist, anstatt, wo er umgeht. Daß jedoch auch hier ursprüng-
lich nur nach dem Umgehen gefragt wurde, bezeugt die 3. Strophe.
3) Nur die erste Strophe gehört zu unserem Liede. die zweite und
dritte enthalten eine Abweisung.
1) Diese drei Strophen besagen dasselbe: das Mädchen ist nicht treu.
©) Hier folgt als Ergänzung noch eine weitere Strophe, welche
ebenfalls über die Deutschmeister handelt, aber sicher eine spätere Zutat,
vielleicht ein Schwänzchen ist. Blümml Strophe 8 gehört ebenfalls nicht
zur usprünglichen Fassung, sondern ist eine nähere Beschreibung, wo sich
die Wache befindet.
a,
XVI.
Unser Lied stellt eine Gruppe jener Lieder vor, die entweder mit
„Es kann mich nichts schöners erfreuen“ oder „Es leuchten drei Sterne
am Himmel“ beginnen, über deren weite Verbreitung man bei Köhler-
Meier (Volkslieder von der Mosel und Saar. [1896] S. 373 Nr. 18) das
Nötige findet. Alle diese Lieder haben die Eifersucht als Grundmotiv.
Entweder kehrt der Bursche aus der Fremde zurück und findet seine Ge-
liebte verheiratet, welche Untreue ihn veranlaßt, sie zu ermorden oder
er meint, wie in unserem Liede, sie sei oder werde ihm untreu und er
ermordet sie deshalb.
Vorliegendes Lied wurde nach Schottkys Aufzeichnung schon von
Birlinger-Crecelius in ihrer Neuausgabe von „Des Knaben Wüunderhorn“.
I. (1874) 8. 575, jedoch mit einigen Abweichungen, die ich oben als
Varianten unter den Text setzte, abgedruckt. Eine andere, bessere Auf-
zeichnung Schottkys gaben Erk-Böhme (Deutscher Liederhort. X. [1893]
S. 169 Nr. 48f.) wieder. Sonst findet sich das Lied noch: Steiermark
g. G. Seidl, Almer in Gesammelte Schriften. IV. [1879] S. 113. — Nach
eidls Handschrift bei A. Schlossar, Österreichische Cultur- und Lite-
raturbilder. [1879] S. 290 und Deutsche Volkslieder aus Steiermark. [1881]
8. 346 Nr. 313), Tirol (Jos. Zingerle, Zeitschrift für deutsche Mytho-
logie und Sittenkunde. I. [1853] S. 343), Böhmen (A. Wolf, Volkslieder
aus dem Egerlande. [1869] S. 45 Nr. 30; Hruschka-Toischer, Deutsche
Volkslieder aus Böhmen. [1891] S. 130 Nr. 41; M. Urban, As da Häimat.
[1894] S. 53 Nr. 51) und Rheinpfalz (Heeger-Wüst, Volkslieder aus der
Rheinpfalz. I. [1909] S. 24 Nr. 9). |
Fragen wir, warum die Mordtat geschah, so müssen wir antworten,
weil das Mädchen. den Pfeifer einließ. Darf er zu ihr in die
Kammer, so darf auch ein anderer hinein, denkt sich der Bursche, seine
Eifersucht erwacht und nach traulichem Zusammensein ermordet er sie,
vielleicht auch deshalb, weil sie ihm zu Willen war. Nur so ist die
Tragik dieses Liedes, der plötzliche Mord verständlich. Ich erinnere daran,
daß vor einigen Jahren ein Bauernbursche in Sizilien, so berichteten
wenigstens die Zeitungen, seine Braut deswegen erschoß, weil sie sich vor
der Hochzeit von ihm verführen ließ. Sollte hier nicht ein gleicher Fall
vorliegen? Ein argwöhnisches Gemüt legt so etwas leicht als Treu-
verletzung aus und handelt danach.
Im übrigen ist der Zusammenhang der einzelnen Lieder leicht zu
überblicken (Tabelle siehe umstehend):
XVIIU.
Verbreitung: Schweiz (Niedersingelied: L. Tobler, Schweizerische
Volkslieder. I. [1882] S. 154 Nr. 59 in zwei sehr zusammengezogenen
Fassungen; danach bei Erk-Böhme, Deutscher Liederhort. II. [1898] S. 662
Nr. 867c. — A. L. Gaßmann, Das Volkslied im Luzerner Wiggertal und
Hinterland. [1906] S. 47 Nr. 58 in zwei Fassungen samt Melodien, vgl.
auch S. 184f.), Elsaß (Kurt Mündel, Elsäßische Volkslieder, [1884] S. 244
Nr. 221), Eifel (J. H. Schmitz, Sitten und Sagen, Lieder, Sprichwörter
und Räthsel des Eifler Volkes. I. [1856] S. 132£., als Glückwunsch ge-
sungen oder gesprochen), Rheinprovinz (K. Becker, Rheinischer Volks-
liederborn. [1892] S. 31 Nr. 32 samt Melodie; von der Dorfjugend beim
Verlobungsschmaus vor dem Hause der Braut gesungen), Hessen-Nassau
(Erk-Böhme, II. S. 660 Nr. 867a samt Melodie; E, H. Wolfram, Nassauische
Volkslieder. [1894] S. 238 Nr. 267 samt Melodie; bei der Verlobung vor
dem Hause der Braut gesungen), Schwaben (A. Birlinger, Schwäbische
Volkslieder, [1864] S. 181. Nr. 17 und 18; nach Nr. 18 bei Erk-Böhme,
x.
Urform
1. Es war einmal ein Pfeifer
(Vogel).
3. Der Pfeifer ging zum Fenster
hin.
3. Ich bin fürwahr darinnen (Mein
guter Wille, der wär’s schon).
Das Dirndl stand vom -Bettl
auf.
Da waren sie beisammen.
Er zog aus seiner Scheide.
Er zieht ein Tüchlein aus seiner
Tasche.
Die Auglein wurden dunkel.
Der Pfeifer, der wollt wandern.
Er zog von seinem Finger.
Schwimm hin, schwimm her.
Wer hat das Liedel erfunden.
So geht's, wenn eine zwei
Buben. 1%
8,
9.
10.
11.
12.
13.
®
Sl Anlı
e H 7
| MO &
5 98 w
z © ©
|: 38 A
. 58 A
HB”
8
ba}
M
H
ad
1
lglal2
35] 3 |
1
M |
£
A
5
4
BT
>
©
is 181%
x A 5 | &%
© | E S
1
13 2|2
ZA
)
;
>»
4
{
A.
4
ı 5
A
6
517
6|8
9
IT. 661 Nr. 867b), Franken (Ditfurth, Fränkische Volkslieder, II. [1855]
8. 140 Nr. 191 samt Melodie; letztere danach bei Erk-Böhme, II. S. 662
Nr. 867d; zur Begrüßung der Braut am Hochzeitsabend), Egerland
(John-Czerny, Egerländer Volkslieder. II. [1901] S. 38 Nr. 33), West-
böhmen (M. Urban, Eine Bauernhochzeit in Westböhmen vor fünfzig
Jahren. [1905] S. 31£f.), OÖdenburger Komitat in Ungarn (R. Sztacho-
vics, Brautsprüche und Brautlieder auf dem Heideboden in Ungern. [1867]
S. 42£. nach 3 Aufzeichnungen, deren älteste aus dem Jahre 1780 stammt)
und Tirol (F. F. Kohl, Die Tiroler Bauernhochzeit. [1908] S. 20 Nr. 19
zamt Melodie).
1) Diese Fassungen lassen den Pfeifer gleich ins Zimmer kommen,
ziehen daher Strophe 1—4 in eine zusammen. 2
2) In dieser Fassung sind anstatt der 2, 3 Stunden, die er bei ihr
verbringen soll, zur Motivierung der Mordtat, da Strophe 5 ausfiel, 2 oder
3 Buben eingesetzt, so daß dadurch seine Eifersucht geweckt wird. Alle
übrigen Fassungen haben, auch wenn bei ihnen Strophe 5 ausfiel, die. 2
oder 3 Stunden, also das Ursprüngliche, beibehalten.
3) Dieser Fassung fehlen ‚die Strophen 7 und 8, dafür folgt als
6. Strophe: „Und als er es wieder herause zog,“ welche der anderen
Gruppe, wo das Mädchen verheiratet ist, angehört; daher auch als
7. Strophe sofort die Schlußstrophe der anderen Gruppe folgt (s. unten
Anm. *%).
4 Diese Schlußstrophe gehört organisch nicht zum Liede, sondern
ist der anderen Gruppe, die ab Strophe 6 dieselben Strophen enthält, ent-
nommen. Bei uns hat sie keinen Sinn, da ja nicht zwei Burschen, sondern
nur einer in Betracht kommt, während die andere Gruppe das Mädchen
heiraten läßt. wodurch sie zwischen zwei Männer tritt.
74
Übersicht: Ditfurth stellt allen anderen Fassungen gegenüber eine
abgeleitete Form dar, da sein Text eine erweiterte Umarbeitung ist, die
denselben Gedanken nur in etwas mehr Worte kleidet.
Urform
.. Höret, was ich er-
klär’.
Da Gott den Adam
hat erschaffen.
Der Ehstand ist ein
hartes Band.
Der Ehstand ist ein’
schwere Buß.
Daß Gott der Ehe-
stand angenehm sel.
St. Paulus spricht
dem Ehstand gut.
Wie man den Eh-
stand halten soll.
8, DemBrautvolk, dem
gratulier ich heut.
Ein Bitt’ hab’ ich
ihr Hochzeitsgäst.
(10. Was wünschen wir
guch; ihr freudige
Braut.
Was wünschen wir
euch, ihr Hoch-
zeitsleut.)
Birlin: Sn
Bora as
<A
——— 3 o®
ü} Ss Ay
A |Nr. | Nr. 5146
17 | 18 RE
9|
2
9192
+»
3|
A.
4
3
3
2
.
ö
A
Gaßmann!) '
>
al EB SM 8)
—— 83 7 BET, ER
x. | Nr. A a N Im Sy. | PP >
58a | 58b ©} “IR N 155 1 PP
'L. Tobler’
2
‚E-H1| i
1]1,-/1;-3 ! 1
lol 1.212
1
31 4
3 2 12
5 |2-+3 ze
2
4
Ssz6
HS 81 ii | {las
6+H7 3 al 7 6, sl6 2.
5a le N
72. 2 lels
4
1
Für die Strophen 1—9 sind die bei Birlinger überlieferten Anfänge
zugrunde gelegt, für die Strophen 10, 11 die Anfänge bei Gaßmann. Ob
die Strophen 10 und 11 der Urform schon angehören, läßt sich nicht ent-
scheiden, da sie nur die Fassungen aus der Schweiz aufweisen; jedenfalls
aber liegen sie der schweizerischen Urform zugrunde. Die Strophen 3
und 4 könnten, wie die Ziffern deutlich ergeben, auch vertauscht werden,
doch ist deren Reihenfolge an und für sich belanglos. Mündel und
Schmitz haben untereinander ein näheres Verhältnis, wie die zerrissenen
Strophen 5 und 7 beweisen. Mündel ist die vollständigste Fassung, doch
in der Strophenfolge arg zerrüttet, so daß Birlinger, Schmitz und Gaßmann,
die auch ziemlich vollständig sind. aushelfen müssen.
1) In a hat Gaßmann, der 8 zeilige Strophen hat, eine belanglose
Einleitung, daher der Text erst von Strophe 2 ab entspricht; in b ist die
Einleitung nicht mitgezählt. daher mit E bezeichnet.
75
XVII.
Über Adam und Eva handeln, oft in sehr humorvoller Weise, noch
folgende Lieder:
1. A Liadl zum sing und a Liadl a neu’s, j& von Adam und
Eva in dem Paradeis. — F, F. Kohl, Heitere Volksgesänge aus Tirol.
(1908) S. 100 Nr. 65.
2. Iatz will i derzöhln die heilige Gschicht, wia der
Hergott hät gmächt die Welt aus gdr nicht. — Kohl, a. a. O.
S. 102 Nr. 66.
3. Als nun Gott Vdter die Welt hät erschäfft, so hät er
zum ersten den Adam gemächt oder: Jetzt wollen wir singen
ein Liedlein, ein neu’s, von Adam und Eva in’s Paradeis. —
Kohl, a. a. O., S. 1038 Nr. 67; Ditfurth, Fränkische Volkslieder. II. (1855)
S. 292 Nr. 387. — Eine abweichende Fassung folge:
Von Adam und Eva.
- ——, — ben HE ———
A 5 zz 17 5
CHE £ FF
1. Tatz will ich euch sin-gen a Lia-dl a neu’s von A-dam und
|
==
——_— P— Dr
EHE
E -va und von Pa-ra-deis, vi-da-ra- la-la- la, vi -da-
ff Yan nn LI
AL. PS —
= 5 Aa++
ra-la-la- 1a vYvi-da-ra vi-da-ra vi-da - ra - la-la - la!
2. Und äls nun der Herrgott den Adam hät gmächt,
Dä hät er’n ins Paradeis gsötzt und er hät glächt.
3. Dä nahm nun der Herrgott a Rippl heraus
Und mächte dem Adam a-n-Evale draus.
4. Und äls nun der Adam das Evale hät g’sögn,
Dä ischt er aufgsprungen und hät gschriern, juhe!
5. Dä spräch nun der Herrgott: „Vo den Bam iß’ nix,
Suscht muascht du’s von Paradeis und kriagst A nou Wix.“
6. Dä hät nun das Evale an’ Öpfl aughöbt
Und hät’n dem Adam ins Maul innigstöckt.
7. Und äls nun der Adam in Öpfl hät ”bissn,
Da hät ihm der Teifl in’s Maul innigschisen.
8. Dä hdbm sich nun Adam und Eva verstöckt
Und hdöbm ihre Leiber mit Nöster (= Blätterwerk) zua’döckt.
9. Dä kam nun der Herrgott, dear donnert und schreit:
‚Wöäs häbt ihr ängfängen, ihr saggerische Leut?“
10. Dä spräch nun der Adam: „I känn nöt darfür,
Mei Weibele ischt Schuld drän, dö hät mi verfüahrt.“
11. Dä spräch nun das Evale: „I bin nit Schuld dran,
Du höscht gsollt gscheider sein, du bist der Männ.“
12. Dä hät nun der Herrgott an’ Engl geruafn,
Er soll kröt dös Lumpavolk außischäffn.
13. Dä spräch der Herrgott: „Tua die Himmeltür zua,
Suscht läßt mar dö Lumpabagaschi käa Ruah!“
14. Wäs weiter geschöhen, känn i enk nöt sdgn,
Dä müaßt ös schun in Erzengl Michael frdgn.
76
Bozen und Kastellruth 1859. (Vorgesungen vom blinden Heinrich
Mulser in Kastellruth, aufgezeichnet und übermittelt von Herrn Kustos
F. F. Kohl.)
4. Und wia h< Gott Voda dö Welt hät gemächt, da hät
er vor Allem den Ädäm gemächt. — E. K. Blümml, Schamperlieder.
(1908) S. 115 Nr. LXIV (Oberösterreich).
Hier die dort fehlende Weise: N
Laufen im Salzkammergut, O.-O0.
=. _
1 Und wia hit Gott Vo-da dö Welt hät ge-mächt und dä
zn
I —
Sa -
hS+ er vor £l-lem den Ä-dim ge- mächt . mit-sämt da
AL:
SE
aubn 1
ı 124 P
, o o
184 das derft’s |
dlh b glaubn ]
u aubn 7] A] ,
= SZ
Pudl-haubn, j8. Pudl-haubn, j&. däs derfts ma glaubn.
Se
5. Als Gott ein Lust ankommen, schieff er die ganze Welt
mit Erd und Wasserstrommen. — F. W. Freiherr von Ditfurth, Ein-
hundertzehn Volks- und Gesellschaftslieder des 16., 17. und 18. Jahr-
hunderts. (1875) S. 8322 Nr. 108 (Bayorn)-
6. Als Gott dem Herrn die Zeit war zu lang, schuf er den
Adam aus Pfeifenporzlan oder: Ich wöll oich verzahlen a Mahr-
chen a noies von Oadam und Even eim Paradeis, — F. L. Mittler,
Deutsche Volkslieder. 2(1865) S. 416 Nr. 531 (Schlesien); Greinz-Kapferer,
Tiroler Volkslieder. I. (1889) S. 108 (Tirol).
7. Da Gott in seiner Herrlichkeit schwebt, erschafft er
Alles, was da lebt. — A. Schlossar, Deutsche Volksschauspiele. I.
(1891) S. 4—6, 8, 11, 13£. (Strophen 5—24; eingesprengt in ein Paradeis-
spiel. — Steiermark).
8. Als der liebe Gott die Welt geschaffen, schuf er Fisch
und Vögel, Rinder, Affen. — Erk-Böhme, Deutscher Liederhort. ILL.
1894) S. 546 Nr. 1760; O. Meisinger in F. Pfaff, Volkskunde im Breisgau.
1906) S. 143 Nr. 7 (Baden). — Erwähnt 1802 unter den. konfiszierten. Sol-
brig’schen Liederdrucken: Arn. Tille, Mitteilungen des Vereins f. sächs.
Volkskunde. III. 5 (1904) S. 135 (Als Gott die Welt erschaffen usw.). —
Eine ahweichende Fassung folge:
1. Als der liebe Gott die Welt 9. Als Adam schlief, ist Gott der
hat erschaffen, . Herr gekommen
Da schuf er Vögel, Fische und auch Und hat ihm eine Ripp heraus-
Affen. genommen
Mitten in die schöne Welt Und eh er sich’s kaum hatt bedacht,
Hat Gott den Adam hingestellt. Hat er ihm eine Eva draus gemacht.
7
3. Als Adam vom Schlaf erwachte 4. Doch sie konnten sich in’s Glück
Und ihn die Eva gar freundlich nicht finden,
anlachte, Es entstand ein Übermaß von
Schreit er: Reißt mir alle Rippen aus Sünden;
Und macht mir solche Weiber Adam selbst verdarb den ganzen Spaß
draus! Als er vom verbotnen Apfel aß.
5. So höret an des Sängers weise Lehren,
Laßt euch von keinem Weib betören
Und wenn die Schönst den Apfel bringet euch,
So schlagt ihr’'n aus, jedoch mit Höflichkeit.
(Geschr. Soldatenliederbuch des Agydius Haidinger vom Infanterie-
regiment Nr. 27, König der Belgier, 1908. — Das Regiment rekrutiert
sich aus Steiermark).
9. Als Gott dem Herrn die Lust ankam, macht er die weite
Welt, alle Berin und Tal. — F. und A. Pöschl, Das deutsche Volks-
lied. VII (1905) S. 38 (Oberösterreich).
10. Da Gott die Welt erschaffa ohn alle Creatur (oder: und
allerhand Getier). — Arnim-Brentano, Des Knaben Wunderhorn. ed.
Birlinger-Crecelius. IL. (1876) S. 20ff.; M. Friedländer, Das deutsche Lied
im 18. Jahrhundert. I. 1 (1902) S. 864, I. 2 (1902) S. 37 und Lindner-
Erk, Geschichte des deutschen Liedes im XVII. Jahrhundert. (18721)
Beilage S. 69 Nr. 15 (= Andere Tracht des Ohren-vergnügenden un
Gemüth-ergötzenden Tafel-Confect. Augspurg 1733. Nr. 15). — Str. 8,4
aus Bayern erwähnt von A. Zaupser, Nachlese zum baierischen und ober-
pfälzischen Idiotikon. (1789) S. 2£. sub. 8). — Trierische Liederhandschrift
vom Jahre 1744, S. 61 (erwähnt von A. Kopp, Hessische Blätter für Volks-
zunde. III. [1904] S. 27) in sieben Strophen; die Abweichungen vom
Wunderhorntext (Birlinger-Crecelius) geben Birlinger-Crecelius, Alemannia.
IX. (1881) S. 163. — F. W. Freiherr von Ditfurth, Fränkische Volkslieder.
II. (1855) S. 292 Nr. 8386. — Arnim-Brentano, Des Knaben Wunderhorn.
IL 808) S. 399ff., ed. Grisebach (1906) S. 610ff. haben das Lied unter
Beimischung von Bestandteilen von 11. überarbeitet, vgl. ed. Birlinger-
Crecelius. II. S. 25 und F. Rieser, Des Knaben Wunderhorn und seine
Quellen. (1908) S. 551; das Lied teilte ihnen Frau Auguste Pattberg mit,
vgl. R. Steig, Neue Heidelberger Jahrbücher. VI. (1896) S. 82 u. 118. —
Goethe kannte das Lied und ließ es nach dem Gedächtnis aufschreiben,
vgl. Erich Schmidt, Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. V. (1895)
S. 360f.; Goethe’s Werke, Weimarische Ausgabe. 38 (1897) S. 4971. —
Hierher gehört auch folgendes Lied:
zo
——
"ef ——_—f
E==z=> ==
1 fÄls in-san Herrn a Lust äf-kam, mächt er dö brai - dö
. nahman Bä -zn von an Laim auf ei - nen „ cka-
Pe
Dr
vx
Wal F x Oo N T
feld nat mächt da-raus a Man-dl und bläst däs drei -mäl
ZZ Zr
= TE - I
Zn ME NZ N
än: däs Mandl wäxt in d’Braid und d’Läng und wird a gsteiffta Män.
78
9, Da Adim saß af einen Stain
Und schauat hin und her,
Er sache, daß er wär allain,
Däs kränkat iem gär sehr.
Er tat jem haimla denka:
H3a niembts, der mit mir spricht,
Wänn mi tuet d’Längweil kränka,
Der mir a Kurzweil richt.
8. Da Stain af den a gsößn is,
Wär gär grob kält und näß,
DS frierat jiem machti ins Gsaß;
Bäld lögt er sich in’s Gräs,
Tat hin und wieda gäffa,
Räntzt si äls wie a Hund,
Bäld fing er &ü zum schläffa,
Kain Mensch ijem wecka kunnt.
4. Da Herr der rumplt mit iem
fort
Auf ä116 Wög und Weis,
Er brächt iem än a lustigs Ort,
Ma haißt’s däs Paradeis.
Da Ädäm gugt dort um und um,
Er gäfft bäld hiß, bäld her,
Sa Löbtä wa(r)’s iem nie so gschehn,
A wißt nöt, wo a wär.
5. Er hät si da kam niedaglögt
Gänz schlaffri hinta d’ Zein
Und älli vieri vofi jem gströckt,
Dä schlich da Herr herein
Und nahm iem ba a Rippn
Und riß iem’s ausn Leib
Und möcht, ös wär iem gä kaif
Kunst,
Aus diesen Bain a Weib.
6. Er sprach von eh: O Herr,
o Gott,
Wie bist mit mir so streng!
Ös is ma jä mein Aid a Spott,
Hän um a Rippn zweng.
Du häst ma älle Glieda
Jä namla vorhii göbm,
Häst’s gnuma, gib ma’s wieda,
Wie wurd ‚i sunst no löbm.
7. Als Adäim äba’s Mensch hät
gsehn,
So gfiel’s jiem machti wohl.
Däs Mensch dö dreht si um u um,
Ös war zum scheggar[n] toll.
Er sägt: Mensch, mueßt mi nehma,
Wir sand a ödlas Päar. —
Däs Mensch, dös sägt gern jä dazue,
Äft wär dö Heurat gär.
8. Känst du so schönö Sächa,
Sägt Adäm, o meißi Herr,
Aus meina Rippn mächa,
S9 leich i dir no mehr.
Kimm her, mein liebö Rippn,
[ fall da umma Häls,
[ küß da deinö Lippn,
Du bist ma üba älls.
9. Äft sprach da Herr zu älle baid:
Wöllt’s ös bleibm än dem Ort,
30 schwört’s ma ös nur Treu u Aid,
Sunst müaßt’s ma wieda fort.
I gib eng Nuß und Birn,
Dö Öpfl läßt ma stehn,
Ba Leib brockt’s ma kain Apfl ä,
Sist wird’s eng übl gehn.
10. Wie d’ Eva hät den Äpfl gsehn,
30 rödt’s dö Schlänga än:
Ströcks Prazerl aus, wirst Götting
5 wern,
Däs ist dös Apfls Lohn!
Sie biß darein bis auf den Kern,
Den gab sie ihren Män;
Da Dröck da schuß iem in däs Maul,
Der hät das Gröbst getän.
„ 11. Da Herr da hät ieß zugschaut,
Ös wär iem machti laid,
Er schickt an Engl mit an Dögn
In arna weißn Pfaid
Und sägt: Geh, tue ma’s prigln
Und jäg ma’s bäld hinaus,
Um zwö sand sö gnastö gwen,
As is na ga a Graus.
12. Da Herr äft selbst in Gärtn
; _ kam,
Schreit dreimal: Adim, kimm! —
Herr, derffst af mi nöt wärtn läng,
Eva u ich san hin.
I geh da gwiß nöt füri,
Däs sag i da zum Beschaid,
Du siegst mi ugebührli,
SchSff ma voneh a Pfaid.
13. Da Herr stach & a Lambl,
In flux dö Haut äziecht:
Nimbs hi und bind’s um’s Wambl,
Daß ma nix gärstigs siecht.
Und du Weih, du wirst gräzn,
Mit Jämma, Ängst und Weh
Gebären deine Fräzn;
Hätt’s däs bedenkt von eh!
14. Da Ädäm freindla sprach:
O Herr, nimm wieda hi@ dein Baif.
[ will kaiı Bali begehren mehr,
Will lieba bleibm allaiß,
DSs Weib, döst mir häst göbm,
Hät mi a so vaführt,
Wie d’ Götta wern ma löbm,
Hät’s mi mit Wortn ziehrt.
AM
15. Däs Weib i da Still hät si
denkt:
Da Mäß der ist ma feil.
Ös hät’s ja üba d’Mäßn kränkt,
Daß gschehn so gschwind in Eil.
(Gegend von Steyr, O.-O., ca. 1800. — Handschriftlich im Besitze
des Linzer Diöcesan-Archivs.)
11. Gott Vater ging spazieren wol in den Garten aus. —
Arnim -Brentano, Des Knaben Wunderhorn. ed. Birlinger-Crecelius. II.
(1876) S. 25ff, (Gß8h. Hessen).
12. Man sagt der Adam sey a Gott, huj, huj. — E. K. Blümml,
Nagls Deutsche Mundarten. II. (1906) S. 170 Nr. 4.
13. Woll si schöne Schattenspiel? Hab sie Spaß und darfs
nit viel mir dafür bezahle (Schattenspiellied eines Savoyarden von
Adam und Eva). — J. G. Radlof, Mustersaal aller teutschen Mundarten.
II. (1822) S. 3691f.; A. Kopp, Archiv für Kulturgeschichte. II. (1904) S. 317.
XXI.
Verbreitung: Egerland (Grüner-John, Über die ältesten Sitten
und Gebräuche der Egerländer. [1901] S. 97 Nr. 18) und Franken (Dit-
furth, Fränkische Volkslieder. II. [1855] S. 155 Nr. 211 mit Melodie). —
Überlieferungsbild:
Urform
1. Ach Gott, was soll ich
fangen an.
2. Ich hab heut an alten
Bettelmann
Mi dunkt, es sollt si
Kkoana.
Keinen Herrn ich ja
net begehr.
Ich weiß schon, wie’s
mit dem Dienen geht.
Ditfurth
G: ner-
Tahn
Schottky
12)
22)
XXI.
Unser Lied stellt eine Gruppe der Bettelmandl- und -Weibl-Lieder
oder der Lieder vom kleinen Mann und der großen Frau vor, worüber
man die reichen, aber sachlich völlig ungeordneten Literaturangaben bei
Köhler-Meier (Volkslieder von der Mosel und Saar. [1896] S. 425 Nr. 210
und M, E. Marriage (Volkslieder aus der badischen Pfalz. [1902] S. 286)
vergleichen möge. Der Inhalt all dieser Lieder ist der, daß die Frau zu
einer Unterhaltung oder sonst irgend wohin gehen will, während der
Mann zu Hause bleiben und häusliche Arbeiten verrichten muß. Ent-
weder fügt er sich dem Befehl oder nicht. Durch diese Unterscheidung
gelangen wir zu zwei natürlichen Liedgruppen, deren Ausgänge (Frau
prügelt ihren Mann, er eilt zum Nachbar und Richter klagen oder kriecht
ins Butterfaß) gleich. deren Zwischenglieder aber verschieden sind.
!) 1,—4 ist bei Grüner-John mit reinem Reim (2 : 4) überliefert, bei
Schottky zerrüttet. GJ bietet daher den bessern Text.
?) 2;,—s; bietet Grüner-John den bessern Wortlaut; auch unserer
PAS war er ursprünglich eigen, wie 24, als 2, bei GJ vorkommend.
eweist.
x
Wir haben uns hier nur mit jener Liedgruppe zu beschäftigen, wo
der Mann dem Befehl seiner Frau, daheim zu bleiben und irgend eine
häusliche Arbeit zu verrichten, Widerstand entgegensetzt und dafür so-
yleich Prügel bekommt. Lieder dieser Gruppe finden sich: Steiermark
(A. Jeitteles, Archiv für Literaturgeschichte. IX. [1880] S. 392 Nr. 37),
Tirol (Greinz-Kapferer, Tiroler Volkslieder. II. [1898] S. 103; F. F. Kohl,
Echte Tirolerlieder. [1899] S. 247 Nr. 181 samt Melodie), Kärnten
(Pogatschnigg-Herrmann, Deutsche Volkslieder aus Kärnten. IL. [1869]
S. 145 Nr. 564), Bayern (Kretzschmer-Zuccalmaglio, Deutsche Volkslieder.
I. [1840] S. 203 Nr. 115 samt Melodie; danach Erk-Böhme, Deutscher
Liederhort. II. [1893] S. 694 Nr. 907 samt Melodie), Böhmen (Hruschka-
Toischer, Deutsche Volkslieder aus Böhmen, [1891] S. 218£. Nr. 212 b—d),
Schlesien (A. Peter, Volkstümliches aus Österreichisch-Schlesien. 1.
[1865] S. 333 Nr. 168) und Lübeck (Colmar Schumann, Volks- und
Kinderreime aus Lübeck und Umgegend. [1899] -S. 24 Nr. 1083). Zusammen-
schweißungen beider Gruppen liegen aus Hessen-Nassau (Erk-Böhme,
Deutscher Liederhort. II. [1893] S. 695 Nr. 909 samt Melodie; E. H.
Wolfram, Nassauische Volkslieder. [1894] S. 239 Nr. 269a samt Melodie,
— Hier gehört, von Strophe 4 ab alles zur anderen Fassung) und dem
Saar-Moselgebiet (Köhler-Meier, Volkslieder von der Mosel und Saar.
[1896] S. 218 Nr. 210A. — Hier ist Eingangs- und Schlußstrophe der
anderen Fassung entlehnt) vor. N
Die entwicklungsgeschichtliche Übersicht bietet keinerlei Schwierig-
keiten (Tabelle umstehend):
XXHL
Simandl = Sie-Männchen = ein Mann, dessen Frau die Hosen an hat
(vgl. den ausführlichen Artikel „Siemann“ von M. Heyne in Gebrüder Grimm,
D. Wb. X. 1 [1905] Sp. 958£.). In Krems (N.O.) gab es eine eigene Siman-
bruderschaft, wie Josef Wichner (Roseggers Heimgarten. XIX. [1895] S. 861 4.)
in launiger Weise berichtet. Simandl = Sie-Männchen soll jedoch eine
spätere Volksetymologie sein, nach dem der ursprüngliche Sinn: Simandl
— Sigmandl (Verkleinerung von Sigmund) vergessen war; Sigmund Freiherr
von Dietrichstein hatte nämlich am 22. Juni 1517 eine Mäßigkeitsgesellschaft,
die St. Christophorusritter-Gesellschaft gegründet, welche vom Volke nach
seinem Vornamen die Simandl-Bruderschaft geheißen wurde; die Gesell-
schaft verging, aber der Name blieb und haftete an anderen Vereinen des
vormärzlichen Wien (man vergleiche darüber Theodor Unger, Der Gründer
der Simandel-Bruderschaft und seine Münzen. Wien 1895. S. 9ff.). Über
die satirische Behandlung des Siemanns in Flugblättern vgl. man Joh.
Bolte. Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. XII. (1902) S. 2964.
Teile unseres Liedes enthält auch folgendes Lied:
il. Ein Mann ist das herrlichste Ding auf der Welt!
Wer’s läugnet, den schlag ich, daß d’ Goschen ihm gschwellt.
Den Hauszins, die Nahrung und was es nur sel,
Schafft er durch viel Sorgfalt und Mühe herbei;
Er arbeit, er schwitzet, er sorgt für das Geld
Und so bleibt er immer beim Weibe ein Held.
Ein Mann ist das herrlichste Ding auf der Welt!
Wer’s läugnet, den schlag ich, daß d’ Goschen ihm
2. Der Mann soll regieren, gehorchen das Weib
Und Ehleut solln bilden ein Seel und ein Leib.
Die Leitung und Richtung im Ehstand allein
Soll beiden Vernunft und die Liebe stets sein,
Dann kehrt auch bei beiden der Hausfrieden ein,
Der Ehstand wird ihnen ein Zeitvertreib sein.
Blümml. Quellen und Forschungen. VII.
A
21
Urform
1. ’S Bettelweibl wollt —)
gehü.
78 Bettelweibl sägt: Z’
Haus sollst bleibn. %)
a ’S Bettelmandl sagt:
| 1äß mi mit Ruah.
a! X. X. tua i nit.
a S’ Bettelweibl nimmt
4 d’ Ofengabl.
"Ja? Die Frau, die war
nicht faul.
5. ’8S Bettelmandl fängt
z’ woana än.
’S Bettelweibl frägt nix
danäh.
Mann schlüpft zur Hin-
tertür hinaus.
8’ Bettelmandlgeht zum
Nächbern klägn.
Drauf da Nächba sägt:
derfst nit klägn.
Herr Nächba, wollen
weiter gehn.
Die zwei gehn zum
Richter klägn.
Drauf da Richta sägt
Gschicht enk ...
Und jetzt bitt i endli
no zum Beschluß.
(0.
11.
12.
13.
|
D
BEL
3)
4P
'
Hruschka- * E
Toischer | S Ss
* 1®
5 5
Nr. nz. are.
212bi212ecl21924
: © so
Se CE
BF] ARM f
A918 IS s
ce 9 kb o8|8 &
x Ws © u B
wor 6; IS Hl <a
= || S
1 |
1
]
1,1
a |2]2
2 | 2
2
51
alles
2183
4a
413 46|
2|
3]
9
2
1
|
3
Ä
4
3
3
nn
3
A
1
A |
4
38)
?
5
ß
5
4.9.
fi
'
7 6
4b
F
817
9
10
11
1
1) Die Frau will kirchfahrten (Greinz-Kapferer, Hruschka-Toischer
Nr. 212 cd, Jeitteles, Kohl, Kretzschmer-Zuccalmaglio, Pogatschnigg-Herr-
mann, Schottky), zum Tanzplatz (Erk-Böhme, Schumann, Wolfram),
zur Kirmes (Peter) oder zum Jahrmarkt (Hruschka-Toischer Nr. 212 b)
ehen.
5 % Der Mann soll Stingel (Greinz-Kapferer, Jeitteles, Schottky),
Strünke (Hruschka-Toischer Nr. 212 cd) oder Häckerling (Hruschka-Toischer
Nr. 212b) schneiden, Kühe und Kälber austreiben (Erk-Böhme, Wolfram),
die Hühner bewachen (Schumann), Tische und Bänke abreiben (Pogatsch-
nigg-Herrmann), Schüssel abspülen und Teller abreiben (Kohl) oder spinnen
(Kretzschmer-Zuccalmaglio).
3 Wird hier vom Mann gebraucht.
m *) Hat noch eine Zusatzstrophe, die nicht in den Zusammenhang
gehört.
5) Hier zieht der Mann zur Kirchfahrt und will die Frau nicht mit-
nehmen, was jedenfalls nicht ursprünglich, sondern spätere Verball-
hornuneg ist.
9)
Der Mann soll regieren, gehorchen das Weib
Und Ehleut solln bilden ein Seel und ein Leib.
3. Der dümmste und traurigste Narr von der
Ist der Mann, den man unter d’ Simandel zählt.
Das Weib führt d’ Regierung alleine im Haus,
Sagt er was, so macht sie ihn derbe gleich aus
Und will er nicht Schläge von ihr davon tragn,
So muß er alls loben, was sie nur tut sagn.
Der dümmste und traurigste Narr von der Welt
Ist der Mann, den man unter d’ Simandel zählt.
4. Die Weiber, die habn’s jetzt so weit schon gebracht,
Daß d’ Männer durch sie werdn zu Simandel gmacht.
Sie blenden die Männer, wie’s ihnen gefällt,
Mit Schmeichelei, Liebe, auch manchmal mit Geld
Und sind sie gelocket dann einmal in’s Garn,
So müssen sie ziehen den Simandelkarrn.
Die Weiber, die habn’s jetzt so weit schon gebracht,
Daß d’ Männer durch sie werdn zu Simandel gmacht.
5. O Männer, o Männer, laßt euch nicht verführn
Und laßt euch nicht länger von Weibern regiern.
Gebraucht eure Rechten nach Maß und nach Ziel,
So wie’s das Gesetz und d’ Vernunft haben will,
Dann wird aus dem Simon ein braver Ehmann
Und alls wird gut gehen, so gut es sein kann.
O Männer, o Männer, laßt euch nicht verführn
Und laßt euch nicht länger von Weibern regiern.
(Neuestes und Pudelnärrisches Volks-Lied über alle jene närrischen
und furchtsamen Ehemänner, welche sich ganz und gar von ihren Weibern
regieren lassen und welche dahero allgemein die Simandeln genannt
werden. Zum Singen eingerichtet nach der bekannten, beliebten und
lustigen Aria: Ein Mann ist das herrlichste Ding auf der Welt etc.
Wien, gedruckt in diesem Jahr [ca. 1820]. 8%. 8 8. — Wiener Stadt-
bibliothek 39.976-C. [65a. 27801.)
XXIV.
Dieses Lied lebt heute noch in Niederösterreich, wie nachstehende
Fassung, die ich August 1906 in Ennsbach (Gb. Ybbs) aufzeichnete, be-
weist, welche den Strophen 1, 2 und 5 entspricht:
1. Wia-r-i und mein Weiberl glebt Sie hät ma’s umman Kopf ghaut,
häm, I häb ’s ägfängt ban Häarn,
Däs könn koafi Mensch glaubn, So häm ma-r-uns gscherzt,
So gmiatli, so oafsäm Is uns d’ Zeit nit läng worn.
Als wia-r-a päar Taubn.
Und wänn ma-r-uns z’ kriagn,
Kriagt’s oani auf’s Hirn,
Dö Liab muaß si zänkt seiß,
Daß d’Häar davon fliagn.
2. Und z’ Mittäg ban Essn
Häm ma-r-uns d’ Zeit kurz vatriebn,
Da is gar koaß Schalerl,
Koafi Schüssel gänz bliebn.
Die Strophen 1,4 und 2 finden sich als Strophen 4,_, und 3 auch
in einem Liede des Böhmerwaldes (Gust. Jungbauer, Volksdichtung aus
dem Böhmerwalde. [1908] S. 118£.). Strophe 2,_, kommt als Vierzeiler
in Steiermark vor (A. Werle, Almrausch. [1884] S. 265: 5).
Aa*
Welt
Q 4
XXV.
Verbreitung: Steiermark (A. Schlossar, Österreichische Cultur-
und Literaturbilder. [1879] S. 228f, == Deutsche Volkslieder aus Steiermark.
[1881] S. 153 Nr. 113, Melodie S. 446; A. Werle, Almrausch. [1884] S. 275 ff.).
— Eine Fassung aus Donnersbachwald (Gb. Irdning, Nordsteiermark) ist
handschriftlich in meinem Besitz und folgt hier:
EEE SA.
ZZ AH
rl a Sa SE a ZZ LIE Z ABLE
D- > 2 P
OFT CT TS
1. Es ging ein Jun-ger Wild - prat-schütz spa-zie-ren auf die
A =
zz fi
1
a | A LT
Alm, ju-che! Be - geg-net ihm a Sen-de-rin bei d’Küahlan und dö
AN HH _———
ESF ZH
error tt
Kälm, ju- che! Holl-jö -di-ö di-ö di-ö di- ö di- 8, holl-
SS
!
1
15 -di-6, holl-jö-di-ö di-8& di-5di-ö di-ö di- 8.
2. O Schwoagerin, o Schwoagerin,
Wo gehst du heut noch aus?
Und siachst denn nit, daß ’s finsta
wird,
Geh du nit weit vom Haus.
3. I muaß a wengerl umigehä 5. Schnittn hät’s eahm bächn,
Für d’ Küahlan um a Gleck?). Daß’s nit schöna kunntn sein
Geh du zu meina Hüttn hiü Und dö a nit kunnt essn,
Und geh beileib nit weg. Dö sullt a schiabn eiß.
6. An Butta hät’s eahm A no gebn,
A Milli zsämt’'n Rahm:
Du bist a rechta Wildpratschütz,
WS3nnst du nur öfta kamst!
4. Wia d’ Schwoagerin zur Hüttn
kam,
Kocht sie’n Buam a Muaß, ;
Sie winkt eahm mit die ÄAugerln
Und strämpfet mit ’n Fuaß.
Das Überlieferungsbild dieses Liedes, das ziemlich starke Berührungen
mit unserer Nr. XXXIIT, die wohl aus unserem Lied hervorging, hat. ist
ziemlich klar:
1) Grünfutter.
Rn
Urform
1. Es wär amäl &
Bauernbua.
Er geht ja wohl
auf.
Ei, du mein liabel;
Schwoagerin.
I geh 2 wengerl
aussi.
Ei, du mein liabe|l
Schwoagerin. -
Na, na, mein liaba!
Riapl.
Wia soll er däs!
denn innawerdn.
Gehher, meif liaba
Riapl. ı
Dö Schwoagrin in
da Hüttn. ı
Fi
Sal
al38122
als |S18
wu
51388
1 1
x
br
> 8 A|
LA ver: =
va S 3 ®
a |S 18 Ss
Ü{8 18
= |8 13
rd N
X
Urform
, 10. Schnittn hät’s
| | eahm bächn.
8 11. An Butta hät’s
209) 1512 eahm a no gebn. | 69)|
2 9b 9. 3 12. Da Jaga vor da,
A 3a im 28. Q Bausrnbuß, 0
14. O Jagabua, 0
Sb) 14 Jagabua. )
5 115. Da Schimpf und
d’ Untreu.
16. Da Jaga is in
d’ Mur gstürzt.
17. Dö Untreu und
dö Eifersucht. -
18. Wer hät däs Lied-
lein gsungen.
19)
199)
Isa 16110
sh]
11
12
13
14
15
| 7 16
XXVI.
Von diesem Liede besitze ich eine Fassung aus Donnersbachwald
(Ob Irdning, Nordsteiermark) handschriftlich, die hier zum Abdrucke
ommt:
Die trutzige Schwoagarin.
*g“”
E
m
——— Of TE BL ZN
EEE EHE
Ws möächst auf grü-nem RZ - sen, du en - gel-schönes Kind? Hörst
e-
IT
. . _ A
it den Jä-ger bl2-sen? Geh, sitz di nie-der gschwind!— Ä-wa
2»
Ss
ST B-
CZ Tr =. =
LE FE
728 5 mi nie-da - sitz. h8b i nit Zeit. häb schon an
+4
il nn
Sn - dern Buam, der mi recht <gfreut.“
in
——
1) Ist eigentlich aus Strophe 1 und 2 zusammengezo0gen und gleich
XXXIT. 1a.
2) —= XXXII. 2. — Schlossar 1 ist aus einem anderen Lied.
8) — XXXII. 5. %)=XXXIL 6. 5)=XXXIL. 7. 6) — XXXI[I. 8.
35
2. OO Schwoagrin dein Vexiern,
Däs bringt mir keine Ehr, .
Wenn i amäl geh schiaßn,
Führt mi da Weg dä her. —
„Jagabua, bleib nur du zu Haus,
L säg.dir’s bäld,
Wennst du gehst schiaßn aus,
Geh nur in ’n Wäld.“
8, In’n Wäld dä hab i’s gär meiß
Freud
Ind auf dem Gamsgebirg,
Äwa liaba war's ma freili wohl,
Wännst du nur liabast mi. —
„In dir hä&b i gär koafi Freud
Und in dein Gwölkt?), i
Häb schon an ändern Buam,
Der auf mı zielt.“
4. O herzigschöne Schwoagarin,
Geh, bsinn di du nit z’läng,
Wenn i amäl zu dir hergeh,
Mäch mir mein Herz nit bäng. —
„Mäch i’s bäng oda nit,
[ mäg di nit,
Liaber an Bauersbuam,
Läß mi in Fried!?)“
5. Ein Bauernbub känn di mächn
Zu einer Bäuerin,
Viel schöna war’s freili wohl,
Wänn’s heißt: Frau Jägerin. —
„‚Schöna war’s freili,
Wänn i a Frau wär! ;
[ moaß hält, du foppst mi,
[ trau dir nix mehr.“
Verbreitung: Steiermark (V. Zack, Heiderich und Peterstamm.
III. [1896] S. 18 Nr. 15 samt Melodie und Beilage S.5 Nr. 15), Nieder-
österreich (J. W. Nagl in Nagl-Zeidler, Deutschösterreichische Literatur-
geschichte. II. 160 erwähnt einiges aus dem Liede), Kärnten (Pogatsch-
nigg-Herrmann, Deutsche Volkslieder aus Kärnten. II. [1869] S. 198
Nr. 608), Tirol (Greinz-Kapferer, Tiroler Volkslieder. II. [1893] S. 129),
Franken (Ditfurth, Fränkische Volkslieder. II. [1855] S. 122 Nr. 163
samt Melodie) und Schlesien (Erk-Irmer, Die deutschen Volkslieder mit
ihren Singweisen. I. 5 [1843] S. 65 Nr. 59 samt Melodie).
Die Herstellung eines ursprünglichen Textes‘ begegnet einigen
Schwierigkeiten, da das Lied in mehreren Fassungen stark zersungen ist
und zwei Formenreihen, eine ältere und eine jüngere, nebeneinander her-
laufen. Die jüngere Reihe (Blümml, Greinz-Kapferer, Zack) ist durch eine
Erweiterung der Strophen entstanden, wie deutlich aus der Nebeneinander-
stellung zu ersehen ist; dadurch werden die ursprünglich zwölfzeiligen
Strophen auf 16 Zeilen gebracht und zerfallen nun entweder in vier- oder
achtzeilige Einzelstrophen. Die Schlüsse der meisten Fassungen sind ver-
schieden und sind jedenfalls spätere Zusätze, die der Urform nicht an-
gehören und erst lokal gebildet wurden; daher auch nicht zwei Fassungen
die gleichen Schlußanhängsel aufweisen. Die bei Schottky überlieferte
dritte (Schluß-)Strophe aber könnte der Urfassung angehören, da sie ge-
danklich eine gute Fortsetzung der vierten Strophe der erschlossenen
Form vorstellt, doch liegt es näher, sie als Fortführung der vierten Strophe
aufzufassen. Die jüngere Formenreihe zeigt einen Verfall der letzten
(vierten) Strophenreihe, deren Überrest wo anders eingeschoben ist, so daß
dadurch die Verhältnisse noch unklarer werden. Der Ausgang des Liedes
zeigt, bis auf Pogatschnigg-Herrmann, die Verabschiedung des Jägers an,
der mit seiner Liebeserklärung abblitzte.
Die Übereinstimmung der einzelnen Strophenteile ist meist keine
wörtliche. Man sieht aber beim Durchlesen der einzelnen, wie sie sich
Kodanklich entsprechen und nur unter Beachtung dieser gedanklichen
bereinstimmung ist folgender Versuch, besonders das Verhältnis der
jüngeren Formenreihe, die sich wieder selbständig weiterbildete, zur
älteren. verständlich.
1) Benehmen, 2) Ruhe.
OD
I. Ältere Formenreihe
II. Jüngere Formenreihe
“-
3 |
Sy
°
I
m
ZN
2 alE Se
; >
* 8 7 aß AM 3
3) |]: 3] ® Urf
35 21283 5 rform
a [> * © 5 m
Sl ml 2 ©
>
®
6=}
<A
zn
A
a
De
a
©
Urform
|
md
Q
35| 4
a
EIN
Di
1
Warum gehst 80
früh in’s Grase.
1al1a
[1a la uf
b| Äba daß i mi nieda-
sitz.
a
1bl 1b 2
1e| 1c b
a
a
b
1a
1b 1b
9 al) 19 an
1.4
bl Willst du ein Jäger
- Keben.
© Bist du ein Jägers-
mann, sag...
In den Wald kann
ich schon.
»
1e!1e
|
da l99
3a | 38
2,
bi Du aber willstnichts
wissen.
c|Du tust mir kein
Possen nicht.
Ach, sei doch nicht
so trutzig.
6)
Zu dir häb i gär
koan Freud.
‚83h |
S)
°)
3a
3b
:2b | 82 | (2b | 2b af
2e | 3b x2)| 20 (202) d
38 4... | 3a] 5
|
4a
{bh
5
Sei er z’ Jung oder
nit.
3,
61
152 / 7 N
5b | 8 |4b°)
|
©
Ein Knecht kann
dich zwar machen.
Ja freilich. wär’s
schöner.
Jetzt eil ich mit
meinen Hunden.
3b [dom |
3e 4b |
104) 19
ÄQ
-
a
1
b
ik
Hast hier kein Wild
gesehen.
Bei mir gibt’s keine .
En | 40 126
a
8
b
in
[49 09
ı) Wenn hier auch keine genaue wörtliche Entsprechung vorliegt,
denn die drei Strophenteile weichen voneinander und von der _ älteren
Formenreihe ziemlich ab, so ergibt sich doch gedankliche UÜberein-
stimmung.
x Die Stelle erwähnt Nagl a. a. O. II. 190.
Gedanklich, aber nicht wörtlich gleich.
1) Das Weitere, der Schluß, der aber nur hinzugeflickt ist, zeigt einen
glücklichen Ausgang: Er bleibt ihr treu und sie vertraut ihm.
5) In der Schlußstrophe © bietet er ihr nochmals seine Hand an,
sie weist ihn aber energisch ab.
6) Die letzten Überreste der Strophenreihe 4; sie wurden bei Greinz
und Zack an die Stelle von 3b verrückt, da sie dem Gedankengange nach
dort stehen könnten, wie auch Erk-Irmer zeigt.
w
XXVII.
Eine hds. Fassung aus dem Eisenburger Komitat (Tatzmannsdorf)
lautet:
Bm
a
1. Wänn i’s in Wäld geh, 1äß i mein Stu - tzerl knälln, drei
9}
3
Gam-ßerl san auf oan Schuß gfälln, juch - he, däs hät ma gfälln.
ZH
2. Da Jagabua net weit, 4. No wärt, verflixta J agasbua,
Der hät den Schuß glei ghört, No wärt, wäs i da säg:
Er rennt in Wäld dreimäl auf und&, Du muaßt ma jetzt die Gamßerl trägn,
Er wär bei mir glei dä. Weil’s d’ auf mi gschossn häst.
3. No wärt, verflixta Jagasbua, 5. Er nimmt die Gamßerl älle
Weil’s d’ auf mi gschossn häst, zsämm,
Meifi Kugerl wird durch’s Herz dir Daß eahm da Buckl krächt,
knälln, Da Wildbratschütz geht hintn näch,
Däs wird dar & net gfälln. Er hät si kropfat glächt.
6. Und wia’s auf d’ Ländsträß kemma san,
Wirft er die Gamßerln weg.
No wärt, verflixta Wildbratschütz,
Verrätn derfst mi net.
Eine andere handschriftlich in meinem Besitz befindliche Fassung
stammt aus Donnersbachwald und St. Peter a/d Sulm (Gb. Irdning,
Steiermark):
h)
GESE D
FE nn :
1. Da - hoam bein Dirn -dl bleib Us nit. d3 gibt's ma viel z’viel
b= de
BE IE /-
Flöh, geh lia-wer af die ho-heÄlm, wo vie-le Hütt lan
=
m F\_ a on nn nn a
ed -
Ze Vz —
stehn, geh lia-wer af die ho-he Älm, Wo vie -le Hütt-lan stehü.
2. Wia-r-’s auf die Älma kimm, 4. I gang wohl in den Wäld hineiü,
Dä hät’s mar ä glei gfälln, Hät glei a Krächerl gmächt,
D& siacht ma d’ Sendrin umawälgn Drei Gamserl san af oan Schuß tot.
Bei d’ Küahla und bei d’ Kälm. Geh, Bua, dä häb i glächt.
„83. Häfn mi a wengerl niedagsetzt. 5. Da Jaga der wär & nit weit,
Aba glei nur nit zu läng, Der hät ’n Schuß wohl ghört,
Bäld i’s auf meine Gams afdenk, Er lief die Alma aus und eiß.
Wird mir die Zeit so läng. Es wär da Müah eahm wert.
A
6. Ei du vafluachta Wildprat-
schütz,
Paß auf, wäs i dir tua,
Hiaz mäch na glei Reu und Load, 8. Ei du, mein liaba Jaga,
I schiaß di zu. da Ruah. Paß auf, wäs i tua sägn,
7. DaJ agazog den Hähfi schon auf, Weil du auf mi gschossn häst,
Er geht mir gräd auf’s Lebn, Muaßt mir die Gamserln trägn.
Eine dritte Fassung wird in Ischl, O.O., gesungen: '
Die Kugel gang in’s Gwänd hineiß,
1. wollt ihm ’s wiedagebn.
c)
1. Koan dahoamigs Dirndl mäg 7. Ei, du meif liawa Jagersmänn,
i nit, Dir muaß i hiazt däs sägn,
Dö häbn ma weit z’ viel Slöh, Weil du af mi gschossn häst,
Geh liawer af dö hoche Alm, Muaßt ma dö Gamserln trägn.
Wo viele Hüttlan stehü., 8. Äwa nafı, mein. Bua, däs tua-r-i
2. Und wia-r-i af dö Alma kimm, nit,
DS tuat’s ma sakrisch gfälln, Dis war für mi a Schänd,
DS siag i d’ Sendrin umawälgn Dö Gamserln, naf, dö träg i nit,
Bei dö Küah und bei dö Kälm. Däs war jä glei bekännt.
3. I sitz mi a kloans Wenger] gräd, 9. Da Jaga bindt si d’ Gamser]l af,
Es dauert gär nit läng, Daß eahm da Buckl krächt;
Siag i a Schöckerl Gamserln stehü, Da Wildschütz, der hint nächigeht,
Juhe, d& wird ma bäng. Der hät si z’ buckli glächt.
4. T nimm hält glei mein Stutzerl 10. Und wia-r-a za da Ländsträß
her kimmt,
Und schiaß schön mittn dreif, Wirft er dö Gamserln weg:
Zwoa Gamserln san af oan Schuß Äwa du, mein liawa Wildpratschütz,
_ gfälln, Varätn tuast mi net. .
Juhe, däs tuat mi gfreufi. 11. Ade, meifi liawa Wildprat-
5. Wia-r-i dö Gams auswoadna tua, N schütz,
Schaut mir da Jaga zua. . Tua mir feifi nixi sagn, °
Ei, du vaflixta Wildpratschütz, Daß du dö Gamserln gschossn häst
Paß auf, wäs i da tua! Und i h&b’s müassn tragn.
6. DaJaga schlägt seifi Stutzerl1än, 12. Ei du, meiü liawa Jagersbua,
Er gang ma glei af’s Lebn; Tua di um däs nit kein,
DSsPulva hät wohl brennt in Gwänd, In Sunntäg, wännst in d’ Kira gehst,
Dö Kugel ging danebn. D3 hörst es äwa schrein.
13. Wänn i mein Vätern a Gamserl bring, ;
DS zählt a mir an Weiß, ;
Wänn i das Liad in Wirtshaus sing,
Tuat’s an iadn Schützn gfreufi.
Verbreitung: Steiermark (A. Werle, Almrausch. Almliada aus
Steiermark. [1884] S. 330; V. Zack, Heiderich und Peterstamm. III. [1896]
S_ 14 Nr. 10 und Beilage S. 8 Nr. 10 samt Melodie; F. von Andrian,
Die Altausseer. [1905] S. 167; Kaufmann, Das deutsche Volkslied. IL.
1900] S. 75 samt Melodie), Kärnten (Pogatschnigg-Herrmann, Deutsche
Volkslieder aus Kärnten. ‚II. [1869] S. 128 Nr. 548, nur Strophe 6—8 hier-
hergehörig; E. Schatzmayr, Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. VI.
[1896] S. 97£.), Tirol (F. F. Kohl, Echte Tirolerlieder [1899] S. 58 Nr. 32
Samt Melodie, mit abweichender ersten Strophe; F. F. Kohl, Echte Volks-
gesänge aus Tirol. 2. Nachlese. [1903] S. 39 Nr. 25 samt Melodie, als
Strophe 4 bis 7 eingesprengt; Greinz-Kapferer, Tiroler Volkslieder. I.
[1889] S. 169 [a]; II. [1893] 5. 140ff. [b] von Strophe 8 ab hierhergehörig,
65 sind hier 2 Lieder zusammengeschweißt) und Böhmen (Gust. Jung-
bauer. Volksdichtung aus dem Böhmerwalde. [1908] S. 78£f. samt Melodie
-
(Fassung a] und S. 76ff, [Fassung b], aus der die Strophen 2;_g bis Schluß
hierhergehören, welche dieser Fassung aber nicht ursprünglich angehören,
wie Jungbauer S. 79 meint). — Die erste Strophe (Dahoam beim Dirndl
usw.) klingt auch in einem Almliede des Tirolers Hans Staudinger als
Reminiszenz durch (s. L. Pirkl, Das deutsche Volkslied. X. [1908] S. 99
Nr. V. Str. 2).
„. Eine vergleichende Betrachtung der einzelnen Fassungen und der
Überreste (Jungbauer b, Kohl, Pogatschnigg-Herrmann) ergibt folgendes:
a yo =
. Sa r
8 a 15
BS EX la
Wr 8 A
RR DOM 3
k
„} 7
Sa
a1 >
„1858| ®
A
33/38 $ als % |
6 WEE © EIS! 3
El © N
a | 6
Urform
4
LE
el
x
1. Dahoam bleib
i’s nimmamehr.
2. Und, wia-r-i auf
die Älma kam.
3, Ihäb mi a weng
niedagsetzt.
4. I nimm &ä glei
meiü Stutzerl her.
5. Da Jaga wär nit
weit entfernt.
6. Ei du verflixta
Wildpratschütz.
7. Da Jaga spännt
’n Hähö.
8. Ei du verflixta
Jagersbua. >
9. Dö Gamserl]l, dö
träg i nit.
10. Da Jaga päckt
die Gamseln auf.
11. Da Jaga hät
schofirästn wolln.
12. Und wia ma’s zu
da Sträßn kemman.
13. Ei du verflixta
Wildpratschütz.
14. Ei du verflixta
Jagersbua.
15. Da Jaga fällt in
Roaf hiedän.
16. Ei du verflixta
Jagersbua, geh du.
17. Wänn i mein
Vätern a Cams.
243.011
1
1
2
4]
2 2a)
2a?) |
10
W
ie
7
\
nl
2
2 |
13
A
4 4 10 1884
‚55,2% an 4 8615:
Si 6111,42) | 42/6)
71 6 ı7l 12 5lable
‚8° 13 | | 6
14 |
15 7
31812, 13, [4
00) 5
(8,,2°) 18°)
| 4,1169
[4.79
ua) 2
5243)
612°) A
6,43) 1515
7 'slsı
771
6
7 |
A.
N
R
‚5 |
10 |8|8
11 / 9 9
12 10110!
13%) hal
1219|
6%)
10
164,2 18
16,1 19
6
10
10
11
By
I
1312]
A
| Sag
Strophe 1 nicht hierhergehörig; Strophe 3,4, abweichend.
Strophe auf S. 79.
, Andrian, Blümml c, Greinz-Kapferer b, Jungbauer b und Schottky
stimmen zusammen; es ist bei ihnen Strophe 5 und 6 in eine, aber ge-
danklich gleiche Strophe zusammengezogen.
'
Ur
XXX.
In A. Werle’s hds. Nachlaß (Steiermärkisches Landesarchiv in Graz,
Fasz. I, Heft 5, Bl. 380) ist eine Fassung aus Aussee (Nordsteiermark)
aus dem Jahre 1820 enthalten:
Der lustige Wildschütz.
Ds SS
To =
ER A © z- N
1 Schön lu -stig ist’s auf der Al - ma, schön Iu- stig ist's auf der
Da
= Se _ A
Höh. d3 gibt's bravKüh und K8l - ma, da gibts brav Hirsch und
FH „= nn nn ns EL)
Di um rs ie — O—2— )
& an I zn Az
Reh. L&ß6 ich mein Büch-serl kr& - chen, äft tut mein Herz schon
FS:.
u = ———E—
chen. schön Iu -stig ist's im grü - nen Wäld, wenn’s
„a
15
_ AO
*ir . schel zsäm - men - fällt!
X
LE
a
NEE ta
va
———— >
a
4) Gedanklich, aber nicht wörtlich mit den Strophen der anderen
Fassungen stimmend.
5) Die Übereinstimmungen liegen meist nur in den Gedanken.
6) Dadurch, daß Strophe 6_der Urform zu Strophe 8 wurde, trat eine
Verwirrung ein; diese Aneinanderreihung von U. 6 an U. 8 erklärt sich
wohl daraus, daß U. 6 zunächst vom Sänger vergessen Wär, dann infolge
des gleichen Anfanges von U. 8 wieder in Erinnerung kam, ein Vorgang,
der psychologisch als ein Nachklang (Postposition) aufzufassen ist. Da
dadurch U. 7 sofort an U. 5 anschließt, der Jäger also schon handelnd
(schießend), ohne vorher zu reden (U. 6), auftritt, so mußte U. 8 (spricht
der Wildschütz) dem Jäger in den Mund gelegt und entsprechend um-
yeändert werden:
Dö Gampslan, dö du gschossn häst,
Dö muest du selwa trägn.
Daher mußte auch U. 6 (spricht ursprünglich der Jäger, nunmehr der
Wildschütz) eine Veränderung erfahren:
Dö Gampslan, dö muest du ma trägn,
Sunst schias i di za Rua.
Hiermit erweist sich die Postposition als ein wichtiges Gesetz der Variation
im Volkslied.
7) Strophe 3 paßt nicht in den Zusammenhang; gilt sie, dann ist der
Ausgang tragisch (Tod des Jägers); doch im Liede kommt es auf die
Jägerfopperei an. es hat also nur Strophe 4 Berechtigung.
x
4. Ei, du verflixter Wildschütz,
Sägt er sogleich zu mir,
So gib mir dein Kugelbüchs,
Es kommen noch a vier. —
Wäs ist’s und wenn’s gleich kemman
Und wolln mir’s Büchserl nehman,
Sie traun sich gär nit dräß, nit dräß,
Sind gloffen All davon.
5. Und vivat, es soll leben,
Wäs grüne Kleider trägt!
Ein Wildschütz will äbgeben,
Soläng ich häb die Gnäd.
Und sollt ich dänn einst müssen
Im Wäld mein Lebn beschließen,
So bleibt es doch dabei, dabei,
Es leb die Jagerei.
In Waidhofen a./d. Ybbs, N.O., hat das Lied folgende Gestalt:
a)
EZ ü ILL LT ZZ
He A
GE | Le ZZ
1. Wia Iu- stig auf der Al- ma, wia lu -stig auf da Höh., di
gibt’s brav Küah und
= A SS=
nn
Käl- ma, d3 gibt’s brav Gams und Beh. L38
„A
kn
-
u RT A]
SE pe ns
FL AERE
i mein Stu-tzerl krä-cha, da-weil mein Herz tuat 13 - cha. wia
a
uk
° ws in Wäld, wänn’s Gam-serl £& - wa-fällt! Vi-
1
u
zZ A— 0
tra - la-la, vi-tra- la- la, vi-tra-la-la- la - la.
2. Das Gamsgebirg im Summa,
Mein allagrößti Freud,
Ban Mondchein schleich i umma,
Schau, ob’s koafı Gamserl geit.
Tua-r-i oans dahäschn,
So tua-r-i’s zsämmapäschn,
Es is j& gräd a Gspoaß,
Wänn’s glei da Jaga woaß.
za
Fk
3. Wia-r-i dös nagst häb gschossn,
Dä wär's meißn größti Freud,
Dä häw i’s nit vatroffn
Und ram’s!) hält auf dö Seit.
Aufn Buckl will i’s nehma,
Soll glei da Jaga kema
Und träg’s mit mir näch Haus
Und dortn ziag i’s aus.
!) räume es.
39
4. Kimmt da Jaga Toni
Und frägt mi, wäs i mäch. —
A Gamserl gschossn hän i,
Dös ghört vielleicht den Gräf.
Vor dir tua-r-i nit weicha,
Vor dir tua-r-i nit scheicha,
I bin a frischa Bua,
Der vier nit scheicha tuat.
5. Ei du, vaboanta Wildschütz,
Sägt da Jagersbursch zu mir,
Gib nur her dei Kuglbüx,
Mir keman unsa vier. —
So 1äßt’s ös nur her kema,
Mein Büx mögt’s mir nit nehma,
[ bin a frischa Bua, ;
Der vier nit scheicha tuat.
6. Ei du, vaboanta Wildschütz,
Zesinn di nur nit läng,
3ib nur her dein. Kuglbüx,
Es gibt jä koan Pardon. —
Ös Jagersbuam, mit enk is’s nix,
I gib net her meiß Kuglbüx,
Weicht’s nur gräd von mir,
Sunst schläg 1 enk’s um d’ Knia.
7. Vivat, es soll leben,
Wäs grüne Kleider trägt!
Ein Wildschütz will ich bleiben
Bein Täg und bei da Nächt.
A Wildschütz will i bleibn,
Dabei meiß Zeit vatreibn
Auf da Höh und auf da Sträß,
WSnn Gott mi nit valäßt.
Eine andere Fassung aus Donnersbachwald (Gb. Irdning) in Nord-
steiermark besitze ich handschriftlich samt Melodie:
E En ER. FZ FAZ
X HF == A
1. Wia Iu-sti i8’s auf @’ Äl - ma, wia lu - sti auf da Höh. dä
h}
b- IE a am CH
SE a = BA
oibt’s brav Küah und Käl-ma*), a8 gibt’s viel Gams und Reh. Läß
ra Nm MEZ a Zr Wr EEE
5 SA + EFF
za m A zZ zT I — —
+ meiß Stu-tzerl kr&-cha, meiß Herz, däs tuat ma?) 13 -cha, wia
zn —————————— +4“
Be ===
IE = A tz AA
Iu -sti iss in Wäld, wänn’s Hir-scherl nie - da - fällt.
9, Wia lusti in den Wäldern,
Wo’s greane Bamerl gibt,
A Wildschütz will i bleiben,
So läng i hän dös Glück.
A Wildschütz will i bleibn,
Will ma dö Zeit vatreibn;
Im Summa in dem Wäld
Nimm i mein Aufenthält.
3 Hiazt steigi auf däs Gamsgebirg,
Hei, wo das Gamserl pfeift;
Wänn i oa Gamsl niedaschiaß,
So is’s mein’ Herz a Freud.
I tua’s äm Buckel nehma,
Sollt glei a Jaga kema
Und träg’s mit mir näch Haus;
Bua, dortn woad i’s aus.
4. Begegnt ma da Jagatoni,
Er frägt mi, wäs i tua trägn.
A. Gamserl gschossn hän i,
Däs ghört in Herrn Gräfn.
Koan Jaga tua-r-i scheicha,
Koan Jaga tua-r-i weicha;
Du bist ja gräd alloaf,
DS mägst?) ma ja nix toaß.
1) Kälber. 2) mir. 3) kannst.
3A
5. Ei, du vafluachta Wildbratschütz, Solln d’Jaga nur herkema
Sägt hiazt da Jaga zu mir, Und unsa Büchserl nehma,
Gib du nur her deiäi Kugelbix, So schlägn ma’s jä zsämm
Sunst kemmant unsra vier. — Und mir gehn schean sta$!) davon.
Os könnts jä wohl glei kema 7. Wia lusti is’s auf d’Alma,
Und mir meiä Büchserl nehma, Wo’s viele Gamserl hät,
I bin a frischa Bua, A Wildschütz will i bleiben
T vier nit scheicha tua. Ban Täg und ba da Nächt
6. I bin da Tirolerfranzl, Und sollt i glei wohl müassn
Hei, gär a frischa Bua, Mein Lebn eiübüaßn;
Mein Kämeräd hoaßt Hansl, Juhe, es bleibt dabei,
Hät A-r-a Schneid dazua; I liab dö Jagerei.
Verbreitung: Steiermark (A. Werle, Almrausch. Almliada aus
Steiermark. [1884] S. 329; A. Schlossar, Zeitschrift für österreichische
Volkskunde. I. [1895] S. 133; K. Liebleitner, Das deutsche Volkslied. IX.
1907] S. 78f. samt Melodie), Tirol (J. G. Radlof, Mustersaal aller
teutschen Mundarten. I. [1821] S, 59; L. Pirkl, Das deutsche Volkslied.
IX. [1907] 110f. samt Melodie), Salzburg (J. M. Firmenich, Germaniens
Völkerstimmen. III. [1854] S. 622; M. V. Süß, Salzburgische Volkslieder.
1865] S. 66 Nr. 2, Melodie S. 307 Nr. 14; J. Pommer, Deutsche und
deutschösterreichische Volkslieder. VI. Nr. 2 samt Melodie und Läieder-
heft des Deutschen Volksgesangvereines, [1892] 8. 21 Nr. 40) und Bayern
(Ditfurth, Einhundertundzehn Volks- und Gesellschaftslieder des 16., 17.
und 18. Jahrhunderts. [1875] S. 251 Nr. 78 samt Melodie); — Kärnten
SE ne eermann, Deutsche Volkslieder aus Kärnten. II. [1869]
. 128 Nr. 548 hat außer den beiden Eingangszeilen nichts mit unserem
Liede gemein). Eine Literaturzusammenstellung, ohne eingehende Ver-
gleichung habe ich (Das deutsche Volkslied. IX. [1907] S. 99) geboten.
Einer vergleichenden, entwicklungsgeschichtlichen Betrachtung der
einzelnen Fassungen stellen sich keinerlei Hindernisse entgegen:
Urform
1. Wia, lustig auf
der Alma.
Hiazt geh i auf
Jdäs Gamsgebirg.
Begegnet ma da
Jagatoni.
Ei, duverfluachta
Wildpratschütz.
(5. Ei, du verdämmta
Wildpratschütz.*)
I bin da Tirola
Franzl.
Wia lustig is’s
in Wäld.
Vivat, es soll
leben.®)
1) still. sachte.
5.
6.
+“ N
8” ‚a & How A > © £
38 S518| @ 88) | £ la| 2 IM
5A 3 1©6|@ a 315 S al ® °
SI | © 8133) £ | BE |®
N —_ f ze Da So © a s 8
— — RS A N N [—.
: b
ılı | 29 alıylıl a9 falılı
m 3 an Bu 9; 2 ;
4%) |4l3 |3l3a 3) l4alsarab{2| 3 3
5 4 4 sa 4
®
1
x
A
6
6 |4a-+3b5)'
6
,}
-
al ‚6:
j6|4 |7] 56 | 7 [5
i
[7/5 i7/80| }
J4
XXXIL.
Bisher nur aus Steiermark überliefert (A. Schlossar, Osterreichische
Cultur- und Literaturbilder. [1879] S. 228f. = Deutsche Volkslieder aus
Steiermark. [1881] S. 189 Nr. 157). — Handschriftlich habe ich das Lied
aus Donnersbachwald (Gb. Irdning, Nordsteiermark):
D’Sämstanächt.
Ge
EC
- 1. T ofreu tt 48
ET
' dä S8Sm-sta-nächt, geh i zu mei-nem
A a
A
FE
Ma-dl, ii tänz mit ihr an Stei-ri-schn, sie draht si wia- r-a
Mm U
I HE
ZZ
EEE.
zZ Ha) mar —d— Zu
SE HESS HF
Ra-dl. Hol-Jla-di - ö di-ö°, hol-la-di- ö di - ö —, hol-
N aa
X
le
„FM
ja-di-ö di-ö di-ö di-ö di - ö di-ö di-ö, hol-la-di - 8.
1) Pirkl, Radlof und Schottky erweisen sich durch 15, als näher
verwandt. ;
2) Blümmla, Ditfurth, Liebleitner, Pirkl, Radlof, Schottky und
Werle Hds. gehören zu einer erweiterten Fassung; zwei neue, aber das-
selbe besagende Strophen traten an die Stelle der 2. Strophe. Die Ver-
hältnisse dieser Fassungen zueinander können durch folgende Übersicht
dargestellt werden:
Urform
=”
HM
T
2a. ’S Gamsbergsteign im Summa, | 27 27 22-6127)
2b. Wia is z’nagst häfi gschossn. 138) 12%) | 8188)! Zos0
u & : ;
Ob diese Erweiterung schon der Urform aller Fassungen angehörte, läßt
sich nicht entscheiden, doch glaube ich nicht, denn dann müßte ein
starkes Zusammensingen und Zusammenschweißen angenommen werden.
Schottky wiederholt in 5,_, den Gedanken von 2,_4.
3) Blümml a 4,,2 ist durch Antizipation von 5„,8 (Urform 4,,3) zu erklären.
4) Dürfte nur eine Erweiterung sein, besagt sie doch .das gleiche
wie Strophe 4.
5) An Stelle des Gemsbocks in 3b ist nur die Büchse zu setzen, um
die Strophe als hierher gehörig zu erweisen.
%) Die zweite Hälfte dieser Strophe zeigt verschiedene Abweichungen
in den einzelnen Fassungen.
7) Hier bewahrt Blümml a, Liebleitner, Radlof und Werle Hds. das
Richtige, Pirkl ist zerrüttet.
8) Hier bewahren Blümmla, Ditfurth und Radlof das Richtige,
Pirkl ist zerrüttet.
,
121
2. Und wänn i af dö Älma geh,
Kimm i af’n Oxnbodn,
Da siach i a schöne Schwoagerin
Wohl bei da Hüttn drobn.
3. Und wänn i af dö Alma geh,
Kimm i af d’ Oxnhoad,
Dä siach i a schöne Schwoagerin
Wohl im schneeweißn Pfoad.
„4. Wänn i af d’ Älma geh,
Aft grammelt schon da Stier;
Siach i a schöne Schwoagerin,
So zittert’s Herz in mir.
5. An Butta hät’s mar ä no gebn,
A Milli zsämt'n Rahm:
Bist wohl a schöna Wildpratschütz,
Wänn du nur öfta kamst.
6. Schnittn hät’s eahm bächn,
Daß’s nit schöna kunnt’n seiß
Und dö er nit känn essen,
Dö sullt a schiabn ein.
Dieses Lied scheint mir nur eine verkürzte Nummer XX i
AUS welcher der Almsang und die EEE HS bei der Sennerin Dan
ist, während der Schluß abfiel, wofür ei jedli
Pate wann in anderer, friedlicher Ausgang
Urform
a. Geh iin da Sämsta-
1 nächt.
°)al I gfreu mi schon
af d’ Sämstanächt.
2. Und wänn i af d’ Alma
geh, kimm i...,
3. Und wänn i af d’ Alma
geh, kimm i...,
Und wänn i af d’ Alma
geh, äft grammelt...
5. Geh her, meiß Herzl.
6. An Kräpfn hät’s ma |
bächn. |
a
„1815
1] @ 3
Ss |
a iS
1818
zn * a6
Urform
19
Schnittn hät’s ma
bächn.
A Mülli häts ma
gsottn.
Und soll i wieda-
kemma.
10. Am Sunnta d& is
Kirta.
11. I wir da scho wäs
kafn.
Mein Schätz is afn
Gamsberg.
1
|
2 (ul
32) [32) [22)
4
2,2
‚491898 12
154 [49
. A]
4 {S|E
415/53
g ala
© ©
+ MN [7
65)
156)
; 5°)
5
ß
7
PM
n
m
XXX.
Dieses Lied wurde vom Pfarrer Johann Michael Kagerer, anläßlich
der Konsekrierung der uralten Kirche St. Lorenz bei Mariapfarr im Salz-
burgischen am 9. September 1759 durch den Erzbischof Sigismund Graf
von Schrattenbach, verfaßt und. vor diesem und den Festgästen durch den
Geistlichen Itzlfeldner, der als lungauischer Bauer verkleidet war, vor-
getragen (Ignaz von Kürsinger, Lungau. [1853] S. 559ff.). Abgedruckt ist
das Lied bisher von Benedikt Hacker (Lustige Gesänge aus den norischen
Alpen. [1816] Nr. 3), Ignaz von Kürsinger (a. a. 0. S. 559ff.) und M. V. Süß
(Salzburgische Volkslieder. [1865] S. 99). Unsere Fassung ist eine ver-
kürzte; die ursprüngliche hat 28 Strophen, bei uns fehlen die Strophen 4—6,
S, 9, 12, 14—16, 18, 21, 28, 26—28, dafür sind unsere Strophen 9 und 10
neu. Kagerers Strophen 19 und 20 sind bei uns in eine (or. 12) zusammen-
gezogen; statt 1759 findet sich bei uns in Strophe 12 die Jahreszahl 1798.
Unsere Fassung stellt eine volkstümliche Bearbeitung der ursprünglichen
dar. Noch weit mehr verkürzt ist die in Tirol aufgezeichnete Form (F. F.
1) = XXV.1. %J=XXV.2. %9=XXV.8. % =XXV.9.
5) — XXV. 10. 9%) = XXV. 11.
RR
Kohl, HeitereVolksgesänge aus Tirol. [1908] S. 117 Nr. 78), welche 8 Strophen
aufweist und nicht auf die Salzburger Fassung, sondern auf das Original-
lied zurückgeht (vgl. besonders Str. 5,_,; 6; 758; 8).
Das Ganze ist ein Beitrag zur Geschichte des Bauern in der Kirche,
über welche man A. Hartmann (Bayerns Mundarten. LI. [1892] S. 2254f.), Joh.
Bolte (Der Bauer im deutschen Liede. [1890] S.129 Nr. 231), E. K. Blümml
(Zeitschrift für hochdeutsche Mundarten. VI. [1905] S. 228ff. und Nagls
Deutsche Mundarten. II. [1906] S. 169 Nr. 8) und ©. Brenner (Bayerns
Mundarten. I. [18921] S. 295 ff.) vergleiche.
XXXIV.
Es ist charakteristisch, daß es bei allen Bauernhochzeiten, soweit wir
Berichte in Form von Liedern oder Reimen haben, sehr derb zugeht. Überall
wird derart gefressen, daß es den Leuten vorne und hinten ausrinnt, die
derbsten Späße werden getrieben, die sonderbarsten Speisen wohlschmeckend
und gut befunden (man vgl. dazu Rich. Brill, Die Schule Neidharts. [1908]
S. 203 f., 208). Johannes Bolte, (Der Bauer im deutschen Liede. [1890]
S‘ 125f. Nr. 154—175) hat eine Übersicht über die Lieder von den Bauern-
hochzeiten gegeben, dazu ist. ich bediene mich seiner Nummern, folgendes
nachzutragen: ;
154. (Nachtrag.) Von üppiglichen dingen. — Heselloher. Erk-
Böhme, Deutscher Liederhort. IN. (1894) S. 373 Nr. 1534: R. Brill, a. a. O.
S. 192 £.
172. (Nachtrag.) Heut san d’ Nächbärsleut wieder äll voll
Freud. — M. Urban, Eine Bauernhochzeit in Westböhmen vor fünfzig
Jahren. (1905) S. 27 ff., Erzgebirgs-Zeitung. XII. (1891) S. 186 und Gsangla as
der westbäimischen Häimat. (1908) S. 102. — F. F. Kohl, Die Tiroler
Bauernhochzeit. (1908) S. 48 Nr. 45. ©
175a. Neulich hob mar Hoazat ghäbt. — F. F. Kohl, Echte
Tirolerlieder. (1899) S. 214 Nr. 161.
XXXV. und XXXVI.
Die Lieder Nr. XXXV und XXXVI sind die Überreste eines schon
in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vorhandenen Handwerks-
burschenliedes (s. Erk - Böhme, Deutscher Liederhort. II. [1894] S. 418
Nr. 1593 Anm.), das aus Nieder-Österreich (Erk-Irmer, Die deutschen
Volkslieder. I.*5 [1843] S. 69 Nr. 64 samt Melodie; danach: F. L. Mittler,
Deutsche Volkslieder. *[1865] S. 933 Nr. 1513 und O. Schade, Deutsche
Handwerkslieder. [1865] S. 155), Bayern, Hessen-Darmstadt und
Brandenburg (L. Erk, Deutscher Liederhort. [1856] S. 392 Nr. 1862 =
Erk-Böhme, Deutscher Liederhort. II. [1894] S. 418 Nr. 1593) und Fran-
ken (Ditfurth, Fränkische Volkslieder. II. [1855] S. 230 Nr. 301 samt
Melodie; danach Schade, a. a. O. S. 153) belegbar ist. Später erfuhr es
durch verschiedene Einschübe eine bedeutende Erweiterung und von der
alten Fassung blieb bis auf wenige Ausnahmen (E. Meier, Schwäbische
Volkslieder. [1855] S. 167 Nr. 76; J. B. Weckerlin, Chansons populaires de
P’Alsace. II. [1883] S. 124 und O. Schade, Deutsche Handwerkslieder.
[1865] S. 152) nicht mehr als die erste Strophe übrig. Die Einschübe der
jüngeren Fassung sind Abschiedworte, die der abziehende Geselle an den
Meister, die Meisterin, den Herbergsvater, die Herbergsmutter, die Köchin,
die Ortsmädchen und die Genossen richtet und haben teilweise (Ditfurth)
auch Eingang in die ältere Fassung gefunden. — Über das Arbeitsgeräusch,
das durch die Wiederholung einzelner Worte angedeutet wird und das auf
den Zimmermann weisen soll, vgl. man W. Uhl, Winiliod. (1908) S. 192 ff.
Eine Zusammenstellung der älteren Formen unter Heranziehung des
in den jüngeren Fassungen Erhaltenen, wobei von der überall vorkommen-
Blümml. Quellen und Forschungen. VII. 7
37
den typischen ersten Strophe, die ja der Ausgangspunkt der jüngeren
Formen ist, abgesehen wird, ergibt folgendes:
Ältere Fassung
Urform
&
a
3 >
| 5»| 5 14
„8158| £ 13
| AS] Ss ©
a! s Ss "
Wa IM
1. Ach, wie ein harter Schluß (Buß)
[Sinn: hin].
Der Abschied fällt mir schwer
(ein : sein).
Ihr Brüder lebet wohl (veracht:
Nacht).
ga. Ade, Herr Wirt und Compagnie
[gemacht : Nacht]).?)
Raus, aus X muß ich raus (sein:
allein).
Das Schifflein nimmt sein Lauf
(wehn : gehn).
2(6)1) | 1
4 'oplz
Q.
2b
28.
26. 2a 4 3b
(a2) 6
58)
| 8
Überreste in
den jüngeren
Fassungen
© 5
|
‚4%
N
19
9
XXXVIL.
Verbreitung: Sachsen (M. Döring, Sächsische Bergreyhen. II.
1840] S. 16 Nr. 5; danach: F, L. Mittler, Deutsche Volkslieder. 2[1865)
S. 964 Nr. 1554, H. Rösch, Sang und Klang im Sachsenland. [1887] S. 174,
Erk-Böhme, Deutscher Liederhort. III. [1894] S, 360 Nr. 1515), Böhmen
(Hruschka-Toischer, Deutsche Volkslieder aus Böhmen. [1891] S. 244 Nr. 255,
Melodie S. 485; ein Bruchstück, mitgeteilt von Frz. Paudler, Mitteilungen
des nordböhmischen Excursionsclubs. XVII. [1894] S. 280), Steiermark
(A. Schlossar, Deutsche Volkslieder aus Steiermark. [1881] S. 275 Nr. 252,
Melodie S. 461), Elsaß (Curt Mündel, Elsäßische Volkslieder. [1884] 8. 202
Nr. 187) und Thüringen (R. Köhler, Alte Bergmannslieder. [1858] S. 29
Nr. IX.; danach A. Meiche, Mitteilungen des nordböhmischen Exeursions-
clubs. XVII. [1894] S. 328.)
Das Lied hat eine gute Überlieferung (nebenstehend):
XXXIX.
Von Strophe 6 ab besteht das Lied aus Vierzeilern. Belegbar davon
ist nur Strophe 6 als solcher: A. Werle, Almrausch. [1884] S. 2:7 (wo
es von den Reservisten gesagt wird) und H. Dunger, Rundäs und Reim-
sprüche aus dem Vogtlande. [1876] S. 220 Nr. 1182 (von den Steinmetzen
gesagt). Das Motiv des Geld- und Schneidhabens in Verbindung mit der
Lustigkeit findet sich noch öfter: Dunger, S. 227 Nr. 1219 (Fuhrleute) und
A. Birlinger, Schwäbische Volkslieder, [1864] S. 154 Nr. 97 (Burschen
aus Lech).
1) Sind die gleichen Strophen,
*) 3 und 3a sind inhaltlich eigentlich gleich, doch glaubte ich sie
dennoch trennen zu müssen.
3) Ditfurth hat als dritte Strophe eine Strophe der jüngeren Fassung
(Abschied von den Mädeln) eingeschoben.
x
Urform
L. Gott sei allein die
Ehre.
2. Wenn die Bergleut
früh aufstehen.
Wenn wir in die Gru-
ben fahren.)
Mein Schlägel und
das Eisen.
Wir freien Bergge-
sellen.
Der Bergoffizier darf
tragen.
Nun will ich mein
Liedlein bschließen.
a
u x
|| |3 |:
m ii A S ?
Si D | s
1 MN 2
N
1(7)”)
246
2
8?)
445
32)
Z.
5—8
Z.
1—4
‘8
ß
7
k
m
XL.
Verbreitung: Nach einem fl. Blatte bei H. Pröhle (Weltliche und
geistliche Volkslieder und Volksschauspiele. [1855] S. 184 Nr. 102, vgl.
auch S. 300£.) in vier achtzeiligen, eigentlich zwölfzeiligen Strophen; be-
handelt einen dänischen Räuberhauptmann, der zur Hinrichtung nach
Stralsund geführt wird. Weiters ist es dem Puppenspiel vom bairischen
Hiesel, aber nur der niederösterreichischen Fassung, als Duett zwischen
Hiesel und Sattler eingelegt (Kralik-Winter, Deutsche Puppenspiele, [1885]
S. 29261f. samt Melodie); es umfaßt hier 5 zwölfzeilige Strophen, stimmt
in seinen Voraussetzungen mit dem Volksbuche vom bairischen Hiesel
(R. M. Werner, Anzeiger für deutsches Altertum. XII. [1887] S. 87 Anm. 1)
und hat den berüchtigten Räuberhauptmann Matthias Klostermeier
(17386—1771) zum Helden (vgl. über ihn Hugo. Hayn, Vier neue Curiosi-
täten-Bibliographien. [1905] S. 14f. Nr. 1—26 und K. Th. Heigel, Wester-
manns Illustrierte deutsche Monatshefte. LXIHM. [1888] S. 1224f.), der in
Dillingen (unser Zilien) hingerichtet wurde.
Die drei Fassungen, die untereinander neben viel Übereinstimmendem
auch Abweichendes zeigen, ergänzen sich gegenseitig und ergeben eine
gute Urform:
ı) Mündel hat von der 1. Strophe nur die ersten vier Zeilen und
wiederholt diese als 7. Strophe.
%) Diese Strophe (Anrufung der hl. Barbara, bzw. Gottes) dürfte ein
Einschub sein, liegt jedoch sicher schon in der Grundform, aus der die
Fassungen Mündels, der übrigens nur die ersten vier Zeilen bewahrt hat,
und Schlossars entsprungen sind, vor,
3) Köhler hat danach eine Einschubstrophe (6.): Der Zwitter in
dem Kübel usw.
39
m
Dı
S
>
A
WW 3
Urform
P ©
1,= 1812
1 | a S' Urform
AS |&1|E
3 B SM N
A
®
a1
3 [a
A 2 :o
Äi o Si
3 N
A
]
|
a
Der Wald ist allei-
nig.
Sind wir ermattet.
Hat der Feind was
schlechts.
Und also dann
schlafen wir.
Frisch auf Kame-
raden.
Dort wollen wir
schmausen.
Der uns was ent-
gegensetzt.
Solange uns das
Glück will.
Haha (frisch auf),
Kameraden.
Eine Menge von 91.
Leuten. |
1a | 1 '1a13- C
Schlaget eure Flin-
ten an.
Frisch auf Kame- |
raden.
Ich hab allzeit |
frisch gewagt.
3e| 8|380
9.
10
N
lolmlt a
X
1e |
b
B
ic
C
Se
a
3 192
2bl 4 ln 1 b
Haha, Kameraden. | 4a 11 |
Es wehret sich da | |
oder, 4bl12
Und erhalten wir | 4c |
das Feld. , 6
Jetzt führen sie
uns gebunden. 52113 |4a
Ja dorten ist be-
ASt » 15 | 4b
lso weil ich ster-
ben soll. (50 14 |40
9
8
2e
C
Ds
2
O
h
“
Von Strophe 4 fehlt noch ein Stück (c), das in keiner Fassung vor-
handen ist, aber sicher einmal vorkam. In den Strophen 1 und 2 müssen
in c Doppelformen angesetzt werden, wobei es sich nicht entscheiden läßt,
welche Form die ältere und ursprünglichere ist.
Es finden sich‘ auch noch andere Lieder auf den bayrischen Hiesel:
1. Vollständige Relation der Gefangennehmung des verrufenen Ertz-
hesewichts Mathias Klostermaier vulgo Bayerische Hiesel von Kissingen
sammt 10 seiner Kammeraten. (Abschrift einer gleichzeitigen Handschrift,
mir von Herrn Amtsrichter a. D. Paul Beck in Ravensburg, Württemberg,
freundlichst überlassen.)
1. Ein jeder, [jeder] will itzt wissen
Vom Hiesel die Begebenheit
Und wie er sich ergeben müssen
{m letzten Osterzeller Streit.
Auch wie es dabei zugegangen
Vom ersten Anfang bis an’s End
Und wie er endlich eingefangen
Und kommen in der Feinde Händ.
2, Der Hiesel und die ganze Bande
Warn hier und da, bald wieder dort,
Sie streiften durch das ganze Lande,
Daß fast nicht sicher war ein Ort.
Wenn diese Rotte da mit Drohen,
Schelten und mit Fluchen kam,
Jäger und Beamte flohen,
War gleich auch ein beherzter Mann.
3. Wollt einer seiner Pflicht nach-
gehen,
Zu tilgen diese Höllenbrut,
So mußt er sich recht wohl umsehen,
Daß er nicht selbst getroffen wurd.
Sie fielen an mit Grausamkeiten.-
Und hetzten Hunde an die Leut,
Wie’s unter viel Begebenheiten
Beweislelt der Kirchberger Streit.
4. Da sie mit Wut wie wilde
Tier[e]
Den Hund mit Grimm an ihn ge-
hetzt,
Bis er den Holzwart zu der Türe
Erbärmlich hatte hergeschleppt.
6006
Auch ihn mit Schlägen hart trak-
tier[elt,
Daß er vor Schwachheit liegen blieb
Und seinen Hund mit ihnen führfe]t
Und gaben — — — —————
5. Von da sie wieder weiter gingen
Nach Kellmünz, einen kleinen Ort;
Weil’s ihnen sicher nicht geschienen,
So eilten sie bald wieder fort.
Doch ging es auch noch an ein
Streiten,
Der Jäger, der viel Mut besaß,
[Derkam] kaum an mit seinen Leuten,
Da mußt er beißen schon in’s Gras.
6. Bei Augsburg sich auch zuge-
tragen,
Daß ihn der Amtmann kommen hieß
Und tat ihm dies und jenes sagen
Und machte ihm auch alles süß.
Auch daß er ja an nichts sollt denken
Und gänzlich [sicher] bei ihm sein,
So tat er Kaffee mit ihm trinken,
Letzt auch noch ein Gläsgen Wein.
7. Indessenschickter nach Soldaten
Nach Augsburg; als sie kamen an
Hat er die Falle schon erraten
Und sich mit seinen sieben Mann
Geflüchtet über’s Feld nach Ofersen,
Der Soldat, der bei finstrer Nacht
Nicht gleich wie diese dagewesen,
Wurd höhnisch nur von ihm ver-
lacht.
8. Der Hiesel, der im freien Feld{e]
Mit seiner ganzen Rotte da
Drei vom Kommando sich auch
stellt{e],
Der äußersten Gefahr war nah.
So half doch nichts und hat auch
müssen,
Da einer eben schießen wollt,
Elendiglich sein Leben schließen,
Weil tötlich Blei auch ihn gewollt.
9. Wie ging’s dem Vogt in Täfer-
dingen
Und auch dem Wirt in Geilenbach;
Recht tat’s der Höllenbrut gelingen,
Sie drungen ein in ihr Gemach.
Der Vogt mit aufgehobnen Händen
Mußt bitten um das Leben nur,
Sie sollten nehmen, was sie fänden,
Nur [nicht] sein Gewehr und Uhr.
10. So man schon oft und vieler
Orten
Mit Streifen sich bemühet hat,
Einmal in Unter-Elchingen dorten
Mußt ein Kommando bei der Nacht
Jn aller Eile sich aufmachen
Und schleunigst dorten kommen an,
Auch keinen großen Lärmen machen,
Daß man in Still sie träfe an.
11. Dort war man kaum [noch
vorgedrungen],
So ging das Blutvergießen an
Und man durch’s Schießen einge-
drungen
Ins Haus, so lage schon ein Mann
[n seinem Blut, das er vergossen,
Ein andrer lag in Todesnot;
Weil er war durch die Brust ge-
schossen,
So blieb er bald darauf auch tot.
12. Desgleichen sie noch viel ver-
wunden
Mit Pfosten und mit kurz Gewehr;
Auch einer, der mit ihren Hunden
Gezerret wurde hin und her,
Mußt endlich auch nach langem
Leiden,
Nachdem er seine Pflicht getan,
Betrübt von dieser Welt abscheiden
Und drauf zu seinen Vätern gahn.
13. Bei ihnen war nun kein Er-
barmen,
Da schon das Blut um Rache schrie,
Sie schonten weder Reich noch
Armen
Und gingen gleich drei Stund von
je
Zum Jäger, der an nichts gedachte,
Nicht wissend, daß[’s] der Hiesel war
Und ihm auch ganz getrost auf-
machte,
Zugleich auch seiner Räuberschar.
14. Sie taten ihm gleich alle drohen
Den Tod, der Stutz war schon ge-
spannt;
Die Leute aus dem Hause flohen
Und machten es sogleich bekannt.
[ndessen mußt er ihnen geben
Die Kugelbüchsen und Gewehr
Und alle Kästen ihm ausleeren,
Daß ihm gar nichts bliebe mehr.
15. Nun aber ist sein Mut ge-
dämpfet,
Der Zaum ist ihm ins Maul gelegt,
Ob er gleich wie ein Löw gekämpfet,
Wird doch gefangen und erlegt,
Wie auch sein Bueb und ganze Bande,
Der Peter, Jackel und der Barth,
Zugleich sein bester Adjudante,
Hat gleiches Schicksal auch gehabt.
101
16. Sie wehrten sich vier ganzer
Stund ;
Und schoß auch auf der Stelle hier
Drei tot und auch noch viel verwundt,
Ein Jäger und zwei Grenadier.
Sie setzten sich auch vor zu streiten
So lange, als noch einer kann,
Zu wehren gegen diese Leute
Und wärs auch noch der letzte
Spann.
17. Du aber, tapfrer Held und
Streiter,
Fassest Herze, Mut und Geist
Und weißt als ehmals Kriegerbeuter,
Was Ruhm und Ehr erwerben heißt,
Obgleich auch deine tapfern Leute
Voll Herze, Geist und Mut auch sind
Und wünschen sich nichts zu er-
beuten
Als dies verderblich Lumpengsind.
18. Da sie nun dieses überwunden
Und zwei von ihnen kalt gemacht,
Sogleich von Schezgen nd gebun-
en,
Nach Buchloe in’s Zuchthaus bracht.
Du aber, wie auch deine Leute
Darneben hergegangen seind
Und triumphierend hinbegleitet
Als Überwinder deine Feind.
19. Du lebe ja noch lange Jahre
Also in deiner Tapferkeit,
Bis du dich rüst im Silberhaare
Zum großen Streit der Ewigkeit.
Da wirst du als ein Held erlangen
Den Schild und Helm und auch die
Kron,
Dann wirst du erst mit Ehren pran-
gen;
Der Lorbeerkranz bleibt dir zum
Lohn.
Hds. 2, warn] zu. — 2, Diese Rotte nicht mit Drohen. — 3, an] ihn.
— 5, Es aber nicht sicher schienen. — 7, Falle] Garte. — 8, war] zu. —
12, sie] auch, — 18, hier. ‘-— 14; Daß ihm nichts blieb, als wie er geht.
— "15, auch sein. — 16, Leuten. — 18; deiner.
2. Der boarische Hiesel an Wildschütz is gwen, er is ja
ganz lusti und führt a frisch Leben. — J. G. Radlof, Muster-
saal aller teutschen Mundarten. I. (1821) 110; nach einem fi. Blatte (Krauß-
lich in Urfahr-Linz) bei A. Schlossar, Deutsche Volkslieder aus Steiermark.
‘1881) 8. 229 Nr. 207. — Auch sonst als fl. Bl., z. B.:
1. Der bairische Hiesel ein Wildschütz ist gwen,
Er ist ja ganz lustig und führt a frisch Lebn.
Wann er aufi ist ganga in’s Schießen auf’n Stand,
Hat er ghabt brav Kurasche, das ist ja bekannt.
2. Weil der bairische Hiesel noch gwen ist beim Lebn,
Hat’s Hirschl, Rehböckl und Gamsel gnue gebn.
Möcht einer wohl mein, ma hat alls mit ihm gricht?)
Tud weil ma sogar keine Gamsel mehr sieht.
3. Zwischen Eck und Getal bin ich aufi ganga,
Seind die Jäger glei kemma und habn mi gefanga,
Sie habn mich gfanga mit Lust und mit Freud,
Weil’s halt um ein Wildschützen brav Taler ageit.
4. Und wie ich bin kemma für’s Richters sein Haus,
[st mein Stutzerl dagstandn, da hätt ma bald graust.
Hab aba glei denkt auf’s Laugna, weil i’s so gut kann;
Frisch gwagt, ist halb gwunna, aft ging es halt an.
5. Aft sagt gleich der Richter: Bürschl, du mußt reden! —
O gnädiger Strengherr, ich bitt um Vergeben.
D’Jäger seind selbst die größten Schelma und Dieb in der Haut,
Solln den Herrn treu diena, schießen selber brav drauf.
6. Und ös meine Jäger habt’s gar schlechte Augen,
Wollt’s ös a so [a] Bürschl für ain Wildschützen anschaun.
Ich hab ja ka Büchsl, ka Pulver und Blei,
Mit’n Löffl müßt ich schießen. es seh ihm bald glei.
1) hingerichtet.
1092
(Drey schöne Neue Lieder. Das Erste: Der bairische Hiesel ein Wild-
schütz ist gwen usw. Das Zweyte: Meinst denn du, ich soll mich kränken,
wegen deiner falschen Treu, usw. Das Dritte: Was braucht man auf dem
Bauerndorf? Was braucht man auf dem Dorf? usw. Bild: Schäfer weidet
eine Herde. Gedruckt in diesem Jahr. [ca. 1800]. 8°. 8 S. — Wien,
Stadtbibliothek 39.976—C [P. 65. 26461).
3. a) Ich bin der bayrisch Hiesel, setz auf den grünen Hut
(und fahln tuat ma nix) oder A Liedla zsinga, a Liedla aufs Neu
von oan Wildschützn oder Ei, du mein liebe Thresel, ich bin
nun wieder da. — K. Th. Heigel, a. a. 0. LXII. 8. 127 (und 122). —
Arnim-Brentano, Des Knaben Wunderhorn. IL. (1808) 158ff., ed. Grisebach.
(1906) S. 436ff. (über die Quellen vgl. F. Rieser, Des Knaben Wunder-
horn und seine Quellen. (1908) S. 472); danach: Erlach, Die Volkslieder
der Deutschen. II. (1834) S. 564. — G. Jungbauer, Volksdichtung aus
dem Böhmerwalde. (1908) S. 79. — Hruschka-Toischer, Deutsche Volks-
lieder aus Böhmen. (1891) S. 173 Nr. 128a Str. 41. — Andrian, Die Alt-
ausseer. (1905) S. 164. — A. Schlossar, Deutsche Volksschauspiele. II.
(1891) S. 222, 224, 225; dazu R. M. Werner, Anz. f. deutsches Altertum.
XII. (1887) S. 86. — Birlinger-Crecelius, Deutsche Lieder. Festgruß an
L. Erk. (1876) S. 16ff.; danach: Arnim-Brentano, Des Knaben Wunder-
horn. ed. Birlinger-Crecelius. II. (1876) S. 688 und Erk-Böhme, Deutscher
Liederhort. III. (1894) S. 324 Nr. 1466. — Erwähnt: Leoprechting, Aus
dem Lechrain. (1855) S. 260. —
b) Hierher gehört auch das Lied: Von einem Waldschützen
wolln wir au wieder was reden. — Erlach, Die Volkslieder der Deut-
schen. IV. (1835) S. 3833.
c) Aus dem Liede bei Birlinger-Crecelius entwickelte sich ein anderes
Lied, das keinerlei Beziehungen zum bairischen Hiesl mehr hat: Af da
Radstatter Alm da geht da kalt Wind oder Bin i da schön Jäga,
es werdts is bojd hörn oder Grüaß di Gott, mei liabi Resal,
hiaz bin i schof dä. — Ziska-Schottky, Österreichische Volkslieder,
(1819) 8. 152 == * (1844) S. 92; danach: Erk-Böhme, Deutscher Liederhort.
11. (1894) S. 323 Nr. 1465 und Kretzschmer-Zuccalmaglio, Deutsche Volks-
lieder. II. (1840) S. 118 Nr. 54. — A. Werle, Almrausch. (1884) 8. 467. —
K. Rottmaner, Asts Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst. I. (1808) S. 90;
danach J. G. Radlof, Mustersaal aller teutschen Mundarten. I. (1821) S. 106
{sie erschießt die Jäger).
4. O du verhaßtes Osterzell, du hast mich schändlich be-
trogen. — Kralik- Winter, Deutsche Puppenspiele. (1885) S. 223; dazu
R. M. Werner, a. a. 0. XII. 8. 87.
5. Und Brüder, wo ziehen wir hin? Und wir ziehn. —
M. Vogg, Deutsche Gaue. IX. (1908) S. 16 Anm. 6).
6. Der Wald ist alleinig hier auf dieser Welt. — 8. oben.
7 Lied über die Hinrichtung des bairischen Hiesls.
[68] 1. Feiert Schwaben, feiert ein 3. Nun liegt der wilde Behemot
Freudenfest Zur Erde hingestreckt,
Und dankt dem lieben Gott, Sein Ruhm verwandelt sich in
Der Hiesl, diese Wälderpest, Spott,
Ist endlich einmal tot. Die Schand wird aufgedeckt.
[64] 2. Der Jägerfeind und Antichrist, 4. Das Feuer seines Angesichts,
Angst, Geißel und Komet, Der Stirne Blitz verraucht,
Der euch wie Judas oft geküßt, Sobald die Luft des Hochgerichts
Ist wirklich nun labet. Den Hiesl angehaucht.
(08
5. Gerichtsdienerschnauft nun aus
Und wandert eure Bahn,
Der Hiesl. sitzt im Vogelhaus
Und pfeift euch nicht mehr A |
6. Sein Kopf, der auf dem Gal- s .
P gen steckt, T 3 De dr OE pP Raserei
Schreit nicht mehr: Hunde weicht! 5 S > .
Weicht oder das Gewehr gestreckt, Der Himmel hört das Rachgeschrei
Sonst sterbt ihr ohne Beicht! Und fordert Blut für Blut.
7. Der gute Stutzen kracht nicht 10. Kommando hin, Kommando
mehr, her,
Aus seinem Mundloch geht, Das focht ihn wenig an,
Euch zu erschrecken wie vorher, Dem Hiesl war’s nicht[s] neues mehr,
Kein bleiernes Billet. Auf jeden Schuß ein Mann.
11. Des Lasters Unfug dauert nicht lang,
Die Bosheit wird nicht alt,
Dies lehrt uns Hiesels Untergang;
Die Blutschuld ist bezahlt.
8. Er und sein großer Höllenhund
Erschreckte alles zwar,
Jetzt aber kam die letzte Stund,
Sein Mordspiel ist nun gar.
(Der bairische Hiesl, der größte Wildschütz und Räuberhauptmann in
Baiern und Schwaben. ÄAußerst merkwürdige Beschreibung seines Lebens,
seiner Gräuelthaten und seines schrecklichen Endes. Druck und Verlag
von Ph. Kraußlich in Urfahr, o. J. [ca. 1880]. 8°%. [64 8.] S. 63f. — Im
Besitze Dr. R. von Kraliks. Fehlt bei Hayn a. a. O.)
8. Boiice Mathia, inclite atque trux. — M. Vogg, Deutsche
Gaue. IX. (1908) S. 16. Das Lied wurde um 1800 von den Studenten der
Dillinger Universität gesungen.
XLILI.
Verbreitung: 1747 (Liebesrosen Nr. 30 == A. Kopp, Hessische
Blätter für Volkskunde. V. [1906] S. 17); Schlesien (Hoffmann-Richter,
ISchlesische Volkslieder. [1842] S. 317 Nr. 270 samt Melodie), Branden-
burg (Erk-Irmer, Die deutschen Volkslieder, I. 5 [1848] S. 63 Nr. 57
3amt Melodie), Hessen-Nassau (Erk-Böhme, Deutscher Liederhort. II,
1894] S. 510 Nr. 1714 samt Melodie, — E. H. Wolfram, Nassauische Volks-
lieder. [1894] S. 319 Nr. 367 samt Melodie), Thüringen (O. Schade,
Deutsche Handwerkslieder. [1865] S. 272; danach, aber mit Melodie,
F. Zimmer, Volksthümliche Spiellieder und Liederspiele. [1879] S. 27 Nr. 36),
Schwaben (E. Meier, Schwäbische Volkslieder. 01855] S. 178 Nr. 85),
Baden (Bender-Pommer, Oberschefflenzer Volkslieder und volkstümliche
Gesänge. [1902] S. 187 Nr. 119 samt Melodie. — E. M. Marriage, Volkslieder
aus der badischen Pfalz. [1902] S. 384 als mit Wolfram gleichlautend er-
wähnt. — J. Ph. Glock, Breisgauer Volksspiegel. [1909] S. 146 Nr. 90)
Elsaß (A. Stöber, Elsäßisches Volksbüchlein. [1842] S. 51 Nr. 112,
danach J. M. Firmenich, Germaniens Völkerstimmen. II. [1846] S. 526),
Schweiz (E. L. Rochholz, Alemannisches Kinderlied und Kinderspiel aus
der Schweiz. [1857] S. 193 Nr. 344. — L. Tobler, Schweizerische Volks-
lieder. I. [1882] S. 160 Nr. 65. — A. Tobler, Das. Volkslied im Appen-
zellerlande. [1903] S. 24 samt Melodie); ohne nähere Ortsangabe (K. Sim-
rock, Die deutschen Volkslieder. [1851] S. 430 Nr. 280; Erk-Böhme, Deut-
scher Liederhort. III. [1894] S. 510 Nr. 1715). Bruchstücke des Liedes
kommen im Kinderlied vor (K. Simrock, Das deutsche Kinderbuch. ?(1857]
S. 114 Nr. 485 und S. 115 Nr. 439; danach: L. Grote, Aus der Kinder-
stube. Niedersächsisches Kinderbuch. 2[1872] S. 415 Nr. 86, S. 419 Nr. 108
ze F. M. Böhme, Deutsches Kinderlied und Kinderspiel. [1897] S. 282
r. 1368).
1 0A
XLIT.
Bisher nur aus Nordsteiermark (Neuberg) bekannt, von wo es A, Schlos-
gar (Deutsche Volkslieder aus Steiermark. [1881] S. 320 Nr. 290) nach einer
Aufzeichnung aus dem Jahre 18038 überliefert. Diese Fassung zählt
13 Strophen und ist jedenfalls die ursprünglichere. Es ergibt sich:
1 Schl= 1 Sch. — 2 Schl=28Sch. — 3, 4, 5 Schl ohne Ent-
sprechung. — 6 Schl==ca. 8 Sch. — 7 Schl= ca. 4 Sch. — 8 Schl =
5 Sch. — 9 Schl ohne Entsprechung. — 10 Schl = 6 Sch. — 11 Schl. =
7 Sch. — 12, 13 Schl. ohne Entsprechung.
XLIL
Verbreitung: Salzburg (M. V. Süß, Salzburger Volkslieder. Nach-
lese. [1868] S. 32 als „’s Zillachthalar heilögn Geischt-Liad“) und Tirol
(C. von Lutterotti, Gedichte im Tiroler Dialecte. [1854] S. 26ff; danach
J. M. Firmenich, Germaniens Völkerstimmen. II. S. 372). Dazu kommt
noch eine hds. Fassung aus Rauth in Tirol (Aufzeichner phil. Ochsen-
reiter. vermittelt von Kustos F. F. Kohl):
(Siehe nächste Seite oben.)
Eine Zusammenfassung ergibt:
Urform (U)
La
1. Iatzt wölln ma den hei-
lign Geist.
„a Tatztstehtaschon obn,
9 Er schaut hin und
* her.
3-8 :
| (2 poat a bißi still.
3, Iatzt mächt ern Vor-
spruch.
Und ijatzt höbt a an z’lar-
mar.
Obar a Toal häbn gna-
pfatzd.
Und vuar ra in zwoatn
Toal.
Dort rehrn schon 2 Jung-
fraun.
8. Und dort auf da Boar-
kircha.
9. Also Mander und Weibar.
[a. Doch nun hät er aus-
10 gredt.]
- 1b. Und bäl häld di Prödig
wa fü.
Kohl has. | Lutterotti ! Schottky Süß
| 1 1) ;
AA
12)
Day
Q12
Za_s 2)
Dun
43°)
1. ;09)-F Zar
Dark
9
318 3) + 2a_s
=
X
34)
A
2,8)
4
59)
x
?
7
|
37)
1) Zeile 7 und 8 sind infolge Antizipation von der zweiten Strophe
eingedrungen.
“ Beide Formen sind gleichberechtigt. '
Gegenüber Sch 3,, gehören L 4, und S 312 näher zusammen.
Sch 4,2 ist infolge der ausgefallenen U 4 zur Erklärung einge-
trete: , Sch 4,3, K 3,2 sind Niederschlag der ausgefallenen Zeilen 7 und 8
von U 4. K3 läßt den Pfarrer über die Männer schimpfen im Gegensatz
zu allen übrigen Fassungen.
* x #
dr.
Der lutrische heilig Geist.
Mel.: Spingeser Schlachtlied (Kohl, Echte
Tirolerlieder, [1899] S. 249 Nr. 183).
1. Iatz wolln wir den heilig Geist Wänns über sie geaht her,
singen, der ihn känn. Häbns gär koaü Gher;
Drauf fängt die Predig glei än. Wänns geaht über die Weiberleut,
Müassn uns eini schlein, Höäbn sie die gräschte Freid!
Sonst möcht er uns ausgrein! Und prödign känn er toll, toll! —
Mir müassn näch’er frägn, Es gfällt üns wol!
Wäs mir zu tian häbn, 4. Die Buam bei der Päarkirch
Wissn möcht mirs decht! dä drobn,
Es war üns recht! Die bäurischn Liml, die grob’n, —
2. Iatz steaht er auf der Känzel In der engen Gaß,
so rar, DA gibts an schlechtn Spaß,
Dä wär ihm die Kirch viel zu lär. Bei den göttlichn Wort,
Er fängt wol än zu grein, DO ös Liml dort!
Niemänd will herein: 5. Die Manderleut in die Gast-
„Os Liml dort! häuser drein
Bei den göttlichen Wort, Und nia bei der Prödig erschein!
In der Kirch spaßn ischt a Graus, Er reißt die Augen auf,
Graus, Schlägt auf der Känzel drauf;
Geaht, schert Enk naus!* Er schreit immer Mort
8. Die Manderleut schläfn krot Bei der gänzen Prödig fort.
toan Herr, gib ihm Kräft, Kräft,
Und ällweil auf die Stüel eini loan. Daß ers gschäfft!
X LIV.
Das Lied ist schon in der Raigerner Liederhandschrift aus dem
Jahre 1745 (E. Soffe, Vermischte Schriften. [1909] S. 108 Nr. XVII) in
wenig abweichender Form enthalten.
Trotz der markanten Persönlichkeit Luthers und: seinem tiefein-
schneidenden Wirken wurde er weder von seiner Mit-, noch von der
Nachwelt besonders viel in Volksliedern besungen. Es gibt eine große
Anzahl Bücher, die den stolzen Titel „Luther im Liede“ führen, aber nur
Kunstdichtungen, Gedichte bekannter und verschollener Dichter bieten.
Wenn ich es versuche, hier eine Zusammenstellung wirklicher Lieder
über Luther, die im Munde des Volkes umliefen oder noch umlaufen, zu
geben, so bin ich mir der Unzulänglichkeit dieses Versuches wohl bewußt.
Ich verzeichne nur solche Lieder, in denen Luther handelnd auftritt oder
die ihm und seiner Lehre ganz gewidmet sind, nicht etwa solche. wo er
nur erwähnt wird:
1. Nun hört, Ihr Christen, neue Mähr, Die uns aus Sachsen
kommen her (11 Str.). — Neue Mittheilungen aus dem Gebiet historisch-
antiquarischer Forschungen. VIIL, 1 (1846) S. 88ff.; Ph. Wackernagel, Das
deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des 17. Jahr-
5) Sch 6,3 ist ein Nachklang (Postposition) von Sch 4,2; K 24_4 ist
eine Antizipation von U 8,_; (K 4).
8) Da diese Fassung wohl aus Frauenmund ist (siehe K 8), so geht
auch K 5,, gegen die Männer, ohne daß die andern Fassungen etwas Ent-
sprechendes hätten.
. 7 L8 ist der natürliche Abschluß: nachdem die Predigt vorbei ist,
kommen die Leute in die Kirche. Sch 7 dagegen läßt dem Pfarrer etwas
sagen, was nicht paßt, ist daher später erst entstanden, um der Sache
einen weinseligen Abschluß zu geben.
ir)
hunderts. III. (1870) S. 980 Nr. 1164. — Klagelied Leonhard Ketner’s über
Luthers Tod. — 1546.
9. Martinus ist nicht geschwiegen, Es ist noch weit darvon
‘41 Str.) — Neue Mittheilungen ete. VIIL., 1 (1846) S. 1121f.; F. H. von der
Hagen, Hagens Germania. VII (1846) 8. 3781if.; Wackernagel, a. a. O. II.
S. 896 Nr. 1052. — Ein Lied über Luthers Tod aus dem Jahre 1546.
3. Nu waket vp gy Chrysten alle (62 Str.). — J. M. Lappen-
berg, Zeitschrift des Vereines für hamburgische Geschichte. II. (1847)
S. 256ff.; Hoffmann v. Fallersleben, Findlinge. I. (1860) S. 379. — Gegen
Luther und seine Lehre aus dem Jahre 1529.
4. Was han ick dummer monnich gedaan (3 Str.). — J. M.
Lappenberg, Zeitschrift des Vereines für hamburgische Geschichte. II.
(1847) 8. 232; Hoffmann v. Fallersleben, Findlinge. I. (1860) S. 379. —
Gegen Luthers Hochzeit aus dem Jahre 1528. ;
5. Do men schreff dusent viffhundert jar, söuentein dat
ys war (13 Str.). — F. H. von der Hagen, Hagens Germania. VII (1846)
&. 375f. — Vom Auftreten Luthers und der Tätigkeit in den ersten Jahren.
6; Ach Gott von Himel schaw darein Und laß dich das er-
barmen (14 Str.). — Ph. M. Körner, Historische Volkslieder aus dem
16. und 17. Jahrhundert. (1840) S. 2591. — Gegen Luthers Lehre. Ver-
faßt von Simon Reutinger von Hiltzingen, Pfarrer zu Gerending in
Österreich und gedruckt 15883.
7. Ain gnadreich zeit is kummen daher, Da ist man hören
gute mer (24 Str.). — O. L. B. Wolff, Sammlung historischer Volks-
Leder und Gedichte der Deutschen. (1830) S. 641. — Über Luthers Lehre
und sein Auftreten gegen Papst und Kirche; aus dem Jahre 1524.
8. Nu wil ji hören een nyge gedicht, Wat de Lutterschen
hebben uhtgericht? (82 Str.). — F. L. von Soltau, Ein hundert deutsche
historische Volkslieder. (1836) S. 278ff. Nr. 47. — Gegen Luther.
9. O Herre Got, ich rüff dich an, Thü der Gerechtigkayt
beystan (27 Str.). — Wackernagel, a. a. O. II. S. 408 Nr. 476. — Über
seine Lehre und Taten.
10. Christ, der du bist das Liecht vnd Tag, Des yetz vns
Wittemberg vermag (9 Str.). — Wackernagel, II. S. 412 Nr. 478. —
Ein Loblied auf Luther, im Jahre 1523 von Urbanus Regius verfaßt.
1l. Seyd from, ihr lieben Christenleut Vnd last euch das
bewegen (10 Str.). — Wackernagel, LIT. S. 975 Nr. 1159. — Von Joh.
Fridrich Petsch 1546 über Luthers Lehre und Tod verfaßt.
12. Joannes thüt vns schreiben Von einem Engel klar
(52 Str.). — Wackernagel, IIL S. 74 Nr. 107. — Über die Lehre Luthers;
verfaßt von Michael Styfel.
13. Herre Gott, ich bitte dich, Dein Gnade zu mir wende
(64 Str.). — Wackernagel, III S. 192 Nr. 221. — Über Luthers Lehre;
von Johann Walther 1564 verfaßt.
14. Ach Got, las dich erbarmen, Das ietzt so schantigk-
lich (7 Str.). — Wackernagel, III. S. 377 Nr. 452. — Über Luthers Lehre.
15. Ihr Herren, hört ain new Gedicht, Was yetz der Bapst
hat zugericht (9 Str.). — Wackernagel, III. S. 379 Nr. 454. — Über
Luthers Lehre.
16. Hapt ein Wil Rüw vnd hörend zü, Biß ich hie sing vil
grosser Ding (11 Str.). — Wackernagel, IL. S. 380 Nr. 455; S. 882
Nr. 456. — Über Luthers Lehre.
17. Die Liebe brennet mich, Vor Freude möcht ich tanzen
(12 Str.). — BRaigerner Liederhds. 1745 Nr. 19 (E. Soff6, Zeitschrift des
Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens. I. 2 [1897] S. 43 und
Vermiechte Schriften. [1909| S. 70 und 110; Jul. Feifalik, Notizenblatt der
107
histor. statist. Section der mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des
Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. 1858. S. 88b.). — L. Bechstein,
Deutsches Museum. II. (1843) S. 232 Nr. 3 (in 8 Strophen). — Luthers
Liebeserklärung.
18. Ach, ich armer Martin Luther anstatt Bier und besten
Wein (10 Str.). — Raigerner Liederhds. 1745 Nr. 17 (E. Soffe, Zeitschrift des
Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens. I. 2 [1897] S. 43 und
Vermischte Schriften. [1909] S. 108 und 69; J. Feifalik, a. a. 0. 1858, S. 88b);
Schottky s. oben S. 30. — Streit mit Katharina Bora in der Hölle.
19. Hört, ir pfaffen andere mär, Gothat eingeschickt, der
heist Luther (3 Str.). — Mone, Anzeiger für Kunde teutscher Vorzeit.
VII. (1839) Sp. 369 Nr. 105; Hoffmann von Fallersleben, Weimarisches
Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst. IV. (1856) S. 227.
20. Martin Luther wollt’ mit seiner Kati Vesper singen
(5 Str.). — E. K. Blümml, Erotische Volkslieder aus Deutsch-Österreich.
(1907) S. 63 Nr. 83. — Luthers Verhältnis zu Katharina Bora.
21. Martin Luther.
FF
il. Ein neu - er, gro- Ber Wun-ders-mann, der al - les ab - sol-
Er
U nz —
BZ = a:
Ai u Le =
vie -ren kann, ist in die Welt ge-tre-ten! Er ist so hei-lig
H====
‘und ge-lehrt. daß er sich um kein Pavp-sten schert und
w
Hz Tr ar
GE, Da de FE m
flucht auf die Pro -phe- ten, und flucht auf die Pro - phe - ten.
2. Dem Fleisch ist er so grausam Und gar dieselben rauhen Text,
feind, Die, sagt er, sind schon ausgelext?)
Daß ihm en Ochs zu wenig scheint, Als wie mein Butterkübel.
Drei Tag damit zu fasten. . . .
Eröffnet ist das Himmelstor, Dr Mein Veit 1a bist du a Narr,
Er zieht a neue Kirch hervor a grabst im Feld das ganze Jahr
Aus einem alten Kasten. Mit Pickel, Hau und Scharrer*)!
3. DieSchriftlegt erso ziemlich aus LE "har an schwarzen Kittel an
N en und dreht, es ist a Graus, So bis On a dran,
Und fehlet doch kein Jota. ' ;
Findt er bisweiln a hebigs Drumm*),
So kehrt er grad die Deichsel um
Und macht wie d’ Fuhrleut hotta.
4. Mein Ais?®), dasista braver Mann,
Sobald mein Pudel lesen kann,
Erlaubt er ihm die Bibel.
6. Voralters hielt man so lang Rat,
Bis einer recht erlernet hat,
Von Sünden absolvieren.
Jetzt kann’s der Bot von Nürenberg,
Der Schinter und der Ulmerscherg
Und jede Bauerndiren.
1) schweres Stück. ?°) Sonst immer: mein Aid (l. Oad)! bei meinem
Eide! 3) ausgetrocknet, halten nicht mehr zusammen, 4) Spaten,
1 X
4,
7, Ös Pfaffen, sagt mir nimmermehr,
Der Weg zum Himmel sei so schwer,
Ös seid halt ganze Limmel.
Es braucht ja nichts als Glaub und
Tauf, -
Wer viehisch lebt, kommt doch
hinauf,
Vielleicht in dritten Himmel!
8. Das Fegfeur hat schon lang
gebrennt,
Jetzt endlich nimmt’s amal ein End,
Kein Papst hat’s konnt auslöschen.
Der Martl®) löscht in einer Stund,
Jetztistkein Fünkel Feur mehr drunt,
Man könnt jetzt Haber dreschen.
9. Hört nur den Doktor, wie er
spricht!
Guts wirken, sagt er, soll man nicht,
Viel wirken‘) braucht viel Spindel.
Dies Handwerk ist für ihn zu schlecht,
Taugt nur für d’ krätzgen Weber-
knecht
Und mehr dergleichen Gsindel.
10. Halt, kein Mirakel wirkt der
Schlauch ”)!
Ist weiter sonst ein alter Brauch _
Bei Stiftung einer Kirchen.
Allein man hat seit etlich Jahrn
Kein rechte Studl®) und kein Garn,
Der Teufel möcht so wirken.
11. Den Heilgen ister spinnenfeind
Und voraus, wenn sie gmartert seind,
Die mag er gar nicht schmecken,
Weil hier ein jeder Schwert und Rad
Und keiner eine Bratwurst hat,
Das Ding tut ihn erschrecken.
12. Das Kloster macht ihm gar viel
Leid,
Ist alleweil dies Hasengjaid
Mit beten und psallieren.
Drum macht er sich zur Porten aus,
Zum Krumst®) in einem Branntwein-
haus
Die Kirch zu reformieren.
13. Sankt Augustin, der große Mann,
Hat gmeint dies sei sein bravster
Sohn.
Zuletzt ist er ein Schlüffel.
Schaut, wo er was zu zanken findt,
Hat einen stolzen Eselsgrind!®)
Ind Hörner wie ein Büffel.
14. Jetzt fahrt er inder Weltherum
Und führt mit sich das Heiligtum,
Die Tschutschutschu*) von Boren.
Pfui Teufel, ist mir das a Paar!
Hat sie kein Tschaupp!?) und er
kein Haar
Und beide lange Ohren.
15. Jetzt nimmt der Wolf schon
überhand,
Er wühlt und würgt durch’s ganze
Land,
Man kennt ihn ohne Zweifel.
Er macht sich zwar in Schaffell ein,
Doch ghört er unter Böck und
Schwein,
Er stinkt ja wie der Teufel.‘
16. Schon leuchten seine Lehr-
sätz ein,
Ganz Sachsen und ganz Engedein??)
Folgt ihm als Glaubensvater.
Warum nicht auch der Schuster
Xandl114),
Dem Schultheiß und dem Kremser-
mandl
Und jedem Köstenbrater?
17. Allein die Lehr, die er vortragt,
Ist heilig, wie er selber sagt,
Er spricht als Glaubensbruder.
{ch weiß, Gott hat in dieser Welt
Allzeit, was schlecht ist, auserwählt,
Doch nie kein solches Luder.
18. Wenn jeder Limmel sagen kann:
[ch bin der große Wundersmann,
Bestellt a Kirch zu bauen,
30 möchten sich in kurzer Zeit,
Mein Ais, bald gar Zigeunerleut,
Die Hundsfüd?!®), a getrauen.
19. Potz holla, holla! itzt ist’s gar,
Schon liegt er auf der Totenbahr,
Heut wird man ihn begraben.
Der Teufel selbst geht zum Kondukt,
Ist von der Fleischstadt ausgeruckt
Mit allen Paschiknaben ?!9).
Schaufel. 5) Martin. % Wortspiel zwischen: gute Werke verrichten
(Wirken) und Leinwand usw. wirken. ”) Trunksüchtiger Mensch (Schöpf-
Hofer, Tirolisches Idiotikon. Innsbruck 1866. 5. 617). 8) Weberstuhl,
Maschine zum Tuchwirken. 9)? 10) Eselskopf. 12) liederliches
Frauenzimmer. 12) Haar. — Beide sind so den weltlichen Freuden er-
geben, daß ihnen schon die Haare ausgingen. 18) Engadin. 14) eigent-
lich Sandl=Susanna. 2%) feige, niederträchtige Menschen (Schöpf-Hofer,
S. 158). 16) Hirtenknaben, junge Knechte (Schöpf-Hofer, S. 488); hier:
die höllischen Knechte.
199
20. Beim ersten Eintritt in die Höll
Sieht er ein Glockengießergsöll,
Der schmölzt ihm neue Hosen.
Indessen kommt die Katherl auch
Und grüßt ihn fein nach Höllen-
brauch;
Da hätt ich grad gmögt losen!”).
21. „Du wildes Schwein, du Galgen- 23. Wer will, der folg dem Luther
viech, nach!
Daß ich dir nicht in d’ Wampen!®) Mir aber dünkt, man soll die Sach
stich, Zuvor recht überlegen.
Du feiner Schriftausleger! Sonst möcht vielleicht noch künftig-
Jetzt möchten Fegfeur hundert sein, hin,
Ich weiß, du gingst jetzt gerne drein, Was diesem schwarzen Arlegin %)
Du Schwätzer, Höllenjäger!“ ‚ Mehr andern auch begegnen.
Das Lied stammt aus dem Zillertal und wurde zur Zeit der Pro-
testantenwirren (1826—1837), welche mit der Auswanderung von mehr als
500 Zillertalern nach Preußisch-Schlesien ihren Abschluß fanden (man
vgl. über die ganze Bewegung und ihr Ende: G. Tinkhauser und L. Rapp,
Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diöcese Brixen. II.
1879] S. 692ff.; Arnold von der Passer, Hermann von Gilm. Sein Leben
and seine Dichtungen. Leipzig 1889. SS. 36ff.; Rheinwald, Die evan-
yelischen Zillerthaler in Schlesien. Berlin 1838; Die Evangelischgesinnten
im Zillerthal. Berlin 1837), wahrscheinlich von einem Geistlichen ge-
dichtet. Es findet sich in einem hds. Liederbuch dieser Zeit, das mir
Herr Kustos F, F. Kohl freundlichst zur Durchsicht überließ.
Zu den einzelnen Strophen und deren Anschuldigungen wäre folgendes
zu bemerken:
Str. 1. Und flucht auf die Propheten: im Gegenteil, Luther hält
sie sehr hoch, sie sind große Träger der Offenbarung; besonders hoch schätzt
er Jesaja und Daniel; nur in der Art und Weise der Anordnung ihrer
Reden in den Prophetenbüchern läßt er die geschichtlichen und mensch-
lichen Faktoren einen weiten Spielraum einnehmen (vgl. Jul. Köstlin,
Luthers Theologie in ihrer geschichtlichen Entwicklung und ihrem inneren
Zusammenhange. II. [1901] S. 18f., 21ff.)., — Schert sich um keinen
Papst: seit dem Ablaßstreit leugnet er die Infallibilität des Papstes und
faßt dessen Primat als spätere Entwicklung auf (Köstlin, I. S. 222ff.,
230 ff., 274 ££.).
Str. 2. Fasten: Luther verlangt, daß die Menschen ihr Fleisch im
Zaume halten und demütigen, aber das Fasten möge kein Gottesdienst
sein, sondern nur eine äußerliche Zucht für junge und einfältige Leute;
kein Gesetz schreibe das Fasten vor, sondern jeder übe es, wie er wolle,
denn der Leib soll geschont werden; übrigens hat auch der Genuß ein
positives Recht (Köstlin, II. S. 300f.).
Str. 4. Bibel für jedermann: L. meint, da die hl. Schrift voll-
ständig klar sei, so erkläre sie sich von selbst, daher könne sie auch
jeder lesen und verstehen (Köstlin, I. S. 379f£.).
Str. 5. Jeder kann Pfarrer sein: 1521 und 1523 sagt Luther,
daß alle Christen Priester seien und als solche Gewalt zu den geistlichen
Ämtern hätten, doch sollte selbe kein Einzelner eigenmächtig vor den
andern und für sie ausüben, sondern nur infolge Einwilligung und Be-
rufung der Gemeinde (Köstlin, I. S. 434f.).
Str. 6 und 7. Sündenvergebung: L. sagt, wer den Glauben in
sich habe. dem werden auch ohne die priesterliche Absolution die Sünden
17) zuhorchen. 18) Bauch. 9%) fette. °%0) Harlekin, Possenreißer.
22. Allein der Teufel reißt sie fort,
Fin jedes an sein eignes Ort,
Mit Jauchzen und Frohlocken.
Er setzt sich auf die Ofenbank
Und sagt der Welt auch tausend Dank
Für zwei so feiste!?) Brocken.
110
vergeben; jeder kann absolvieren, nicht nur der Priester, doch ist die
seinerzeitige Taufe und der Glaube an die Vergebung Voraussetzung für
die Vergebung (Köstlin, I. S. 191ff., II. S. 2471f.; H. Denifle, Luther und
Luthertum. I. [1904] S. 475 ff.).
Str. 8. Fegefeuer: L. bestritt nur die Theorie, daß Abgeschiedene
Sünden, für welche sie schon Absolution erhielten, aber die Bußsatis-
faktionen noch nicht geleistet hatten, im Fegfeuer abbüßen müssen
(Köstlin, II. S. 340).
Str. 9. Gute Werke: Sie sind zur Seligkeit nicht unbedingt nötig,
wenn sie auch mittelbar als Kennzeichen für's Dasein des Glaubens und
des Geistes in den Christen dienen (Köstlin, II. S. 210).
Str. 11. Gegen Heilige: Es steht von ihnen nichts in der Schrift
und Gott werde durch deren Verehrung hintangesetzt (Köstlin, I. S. 370f.).
— Bratwurst: s. Anm. 5) zum Liede Schottkys (oben S. 30). Dazu noch
ein Beleg aus dem Jahre 1683 beim Dichter Johann Albert Poyssl (Joh.
Bolte, Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. 122.
[1909] S. 234 Anm. 2).
Str. 14. Katharina Bora: seit 13. Juni 1525 mit ihr verehlicht;
über die Werbung und Hochzeit vgl. Albrecht Thoma, Katharina von
Bora. Berlin 1900. S. 42ff.; über Spott- und Schmähgedichte seiner
Gegner auf die Hochzeit vgl. Thoma, S. 57ff. — Luthers Antlitz:
vgl. was darüber Denifle, I. S. 815f£. schreibt.
Str. 19—22. Luther starb am 18. Februar 1546, Katharina Bora am
20. Dezember 1552. — Das Motiv des Streites zwischen Luther und
Katharina in der Hölle findet sich auch im Schottkyschen Liede.
ke
Merkwürdig ist, daß Luther im Kinderlied nicht nur in katholischen,
sondern auch in’ protestantischen Gegenden schlecht wegkommt. Er soll
seine Mutter oder Frau geschlagen haben (Sachsen: O. Dähnhardt,
Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen. I. [1898] S. 49 Nr. 224. —
Anhalt-Dessau: E. Fiedler, Volksreime und Volkslieder in Anhalt-
Dessau. [1847] S. 113 Nr. 229; danach Ph. Wegener, Volkstümliche Lieder
aus Norddeutschland. III. [1880] S. 263 Nr. 921. — Samland: H. Frisch-
bier, Preußische Volksreime und Volksspiele. [1867] S. 80 Nr. 321); gerne
Käse und Butter essen, wofür ihn seine Mutter prügelt (Sachsen:
Dähnhardt, a. a. O. I. S. 49 Nr. 225); gerne Käse und Butter essen, aber
selten Messe lesen, auch Bratwürste lieben, die er aber nicht bezahlt (Tirol:
J. B. Schöpf, Die deutschen Mundarten. III. [1856] S. 515£.); Hosen oder
Rock ohne Futter, Stiefel ohne Sohlen und eine gestohlene Weste oder
gestohlene Strümpfe tragen (Preußen: Frischbier, a. a. 0. S. 80 Nr. 319f.);
Hosen ohne Futter und Stiefel ohne Sohlen tragen und vom Kuckuck
geholt werden (Sachsen: Dähnhardt, a. a. O. I. S. 18; Nr. 74). Der
Volkssage nach hat er gemeinsam mit Katharina Bora zu Platten im
böhmischen Erzgebirge Messer und Gabel gestohlen (Johann Endt, Sagen
und Schwänke aus dem Erzgebirge. [1909] 8. 201 Nr. 11).,
Erwähnenswert ist, daß Martin Luther von seinen Zeitgenossen durch
eine Parodie der Ostersequenz „Victimae paschali laudes“ gefeiert wurde
(Cl. Blume, Analecta hymnica medii aevi. XLII. [1903] S. 15).
XLV.
Das Lied bezieht sich auf die Festlichkeiten nach der Ankunft
Kaiser Franz I. in Innsbruck, die am 30. Mai 1816 stattfanden, wo er
über die Kompagnien der Landesverteidiger eine Heerschau abhielt (man
vgl. den Bericht des Augenzeugen Alois Weißenbach, Conversations-
blatt. III. 2. [Wien 1821] S. 498ff.: Jos. Egger, Geschichte Tirols. II.
111
1880] S. 861ff.). Franz Fitzinger (bei C. F. Müller, Francisceen. Wien
1844, S. 86 ff.) widmet diesen Ereignissen ein Kunst-Gedicht („Die Hul-
digung in Tirol“). |
Kaiser Franz I., als römischer Kaiser der Zweite seines Namens,
hatte während seiner langen Regierungszeit (1792—1835) viel des Bösen
mitzumachen, fiel doch seine Herrschaft in die Zeit der Napoleonischen
Wirren, sah er doch des kleinen Korsen Anfang und Ende und hatte
nicht am wenigsten unter dieser zweiten europäischen Landplage zu leiden.
Es darf daher nicht wundern, daß er im historischen Liede seiner Zeit
mehr als einmal auftritt, vereint mit all denen, die, je nachdem es die
Gelegenheit gab, entweder mit oder gegen Napoleon kämpften. Meist
sind es Gesprächslieder jener Zeit, in denen die einzelnen Herrscher ihre
Ansichten austauschen, worin uns Franz I. entgegentritt. So im Gespräch
über die letzte Teilung von Polen 1795 (Ditfurth, Die historischen Volks-
lieder vom Ende des siebenjährigen Kriegs, 1763, bis zum Brande von
Moskau, 1812. [1872] S. 173 Nr. 84), in den politischen Klagen und Ge-
sprächen aller kriegführenden Mächte über den stadt- und landverderb-
lichen Krieg 1797 (Ditfurth S. 200 Nr. 95), in der Gegenantwort auf die
politischen Klagen aller Herrscher im Gespräche über den neuen Sieg
des Erzherzogs Karl, September 1796 (Ditfurth S. 211 Nr. 96), im
Friedensgespräch zwischen dem Kaiser und Frankreich 1797 (Ditfurth
S. 222 Nr. 100), in der neuen Koalition gegen Frankreich 1798 (Ditfurth
8. 234 Nr. 105), im Gespräch von der Verteilung der Länder und dem
Friedensschluß zu Regensburg 1808 (Ditfurth S. 257 Nr. 117), im Friedens-
yespräch auf den endlich abgeschlossenen Frieden 1803 (Ditfurth S. 260
Nr. 118), im Gespräch über den Frieden von Preßburg 1805 (L. Bechstein,
Deutsches Museum. I. [1842] S. 2124f.), im Gespräch über die Preußen nach
der Schlacht bei Jena 1806 (Ditfurth S. 296 Nr. 135), im neuen Gespräch
über den letzten Krieg 1807 (Ditfurth S. 812 Nr. 141), im großen Gespräch
bei Dresden 1813 (Ditfurth, Die historischen Volkslieder der Freiheits-
kriege. [1871] 8.47 Nr. 36), in den Friedensunterhandlungen der Herrscher
mit Napoleon im März 1814 in Paris (Ditfurth S. 85 Nr. 52) und im
Gespräch der Herrscher mit Napoleon 1814 (Ditfurth S. 93 Nr. 53).
Die Beziehungen der Tiroler zu Kaiser Franz, zu dem sie so treu
yegen Bayern und Franzosen standen, finden .in einigen Liedern ihren
Ausdruck. So in einem Liede zur Geburtstagfeier des Kaisers am
12. Februar 1797 (Ditfurth, Die historischen Volkslieder vom Ende des
siebenjährigen Kriegs bis zum Brande von Moskau. [1872] S. 218 Nr. 98;
J. E. Bauer, Tiroler Kriegslieder aus den Jahren 1796 und 1797. [1896]
S. 92), in den Gedanken zur Geburtstagfeier 1797 (Bauer S. 94f.) und in
einem heute noch in Aussee in Steiermark gesungenen Liede (F. v. Andrian,
Die Altausseer. [1905] S. 170). Dieses findet sich auch in einem 1836 ge-
achriebenen Liederbuch aus Waidring (Nordtirol):
il. Liebe Leute, neigt’s mir ein geneigtes Ohr,
Es ist nur ein almerisch _Tirolerchor.
Schon von langer Zeit, das wißt’s ja, meine Herrn,
Habn d’ Tiroler d’ Österreicher gern.
2, O, ös Wienerleut, ös seid’s dem Kaiser gut,
Die Tiroler opfern auf für’n Franzl’s Blut.
Wann’s heißt, Österreicher sind im Kampf und Streit,
&ind d’ Tiroler auch schon bei der Schneid.
3. Enka Kaiser Franzl dort in Österreich
Er stellt Ruh und Freude, ’s ist ihm alles gleich,
Er stellt Ruh und Freude alls nach seiner Ehr.
Sagt’s, ös Wienerleut, was wöllts denn mehr!
119
4. Über eins han ich mich erst noch recht beschaut,
Enker Kaiserstadt ist ja so prächtig baut,
Es steht ja alles da in schönster Pracht und Glanz,
Dankt ihr alles enkern Kaiser Franz.
5. Über eines muß ich mich erst no recht beschwern,
Daß die Wienermadl hamt die Buam so gern,
Kaum daß eine erst no den zweitn hat,
Ist der erste schon wieder aus der Gnad. ;
6. Da send mir in unsern Landl besser dran;
Wenn eine liebt an Buam, so schaut’s kein andern an.
Unsre Madl bleimt uns alle fest getreu,
Es geht uns kein anderer nit in’s Gäu.
7. Adjes, meine Herrn, lebt’s gsund all beisamm,
Ich muß wieder in’s Tirol mit meinem Kram;
Dort will ich auf euer Gsundheit ’s Glasl leern.
Lebet wohl, ihr Frauen und ihr Herrn.
Über die in Str. 2, und 4 erwähnten herzlichen Beziehungen zwischen
Kaiser Franz und den Wienern vgl. man die eingehenden Mitteilungen
bei Herm. Meynert, Kaiser Franz I. (Wien 1872) 8. 147 ff.
Ein Bruchstück dieses Liedes, das schon sehr unklar geworden ist,
fand ich auch in Oberösterreich:
i. Schönstes Klösterlein mit geneigten Guat,
San mir Tiroler Schützen, Streiter für's Kaiserguat.
San mir Österreicher voller Kampf und Streit,
San mir Tiroler Schützen bei der Schneid. (oben 2.)
2. Über eins hab i mich halt ganz verschaut,
Wie ’s die Kaiserwohnung habn so prächtig baut.
Steht ja alles da in schönster Pracht und Glanz
Und ghört alles unsern Kaiser Franz. ©
3. Ja und mir Steirer Madl san viel besser dran.
Hat ani ihren Buam, so schaut’s koan andern an.
Ja und mir Steirer Madl bleibn halt stets getreu,
's darf koa fremder Bua in unser Gäu. (6.)
‘Liederheft der Anna Laimer in Laufen im Salzkammergut, O.Ö., 1900.)
In diesen beiden Liedern tritt uns überall der biedere, lautere
Charakter des Tirolers und seine angestammte Liebe zum Herrscherhäus
entgegen.
Aber auch der Tod des Kaisers ging nicht spurlos an seinen Völkern
vorüber: 1833 besingt der Steirer noch den langen Lebenslauf seines
Kaisers und schildert dessen Ruhmestaten (A. Schlossar, Deutsche Volks-
lieder aus Steiermark. [1881] S. 8306 Nr. 278), aber schon 1835 singt er
Kaiser Franzens Sterbelied (A. Schlossar, Österreichische Cultur- und
Literaturbilder, [1879] S. 351) und entwirft des Verstorbenen Charakter-
bild (Schlossar, Culturbilder. S. 352 = Volkslieder. S. 307 Nr. 274). In
seinem alten römischen Kaiserreich gedenkt man des zu den Vätern
Heimgegangenen und wünscht ihm eine fröhliche Auferstehung am
jüngsten Tag (Ditfurth, Die historischen Volkslieder von der Verbannung
Napoleons nach St. Helena 1815 bis zur Gründung des Nordbundes 1866.
[1872] S. 57 Nr. 38). Auch sonst beklagt man seinen Tod (R. von Kralik,
Walhalla, hg. von U. Schmid. IV. [1908] S. 198 ff.). — Selbst bei Dichtern
jener Tage (F. K. Hickel, Görres, J. G. Seidl, F. Reil) hinterließ Franzens
Tod Spuren (vgl. deren Gedichte bei C. F. Müller, Francisceen. Wien
1844. S. 206 ff.).
Blümml. Quellen und Forschungen, VII.
| 1A
XLVI.
Das Lied lebt heute noch, wenn auch in etwas anderer Form. Ich
habe im Sommer 1905 in Braunsdorf (Gb. Ober-Hollabrunn), N.Ö,, folgende
Fassung aufgezeichnet:
a)
=
a
=
1. Ich bin ein Bursch von ein-und-zwan-zig Jah -ren, schwe-re
ZZ.
es W-
Ei - se - lein, die muß ich schon er - tra-gen und ei - nen
7
GE
BE===i
PS
"nr Stun za
Ring wohl um die Mitt, an Händ und Füß fest an- ge-schmiedt.
2. Den ersten Tag da taten sie mich fragen:
Kerl, wo hast du deine Kameraden? —
Sprach: Meine Herrn wohl insgemein,
Ich war zu jeder Stund allein.
83. Den zweiten Tag da fragten sie mich wieder:
Kerl, wo hast du deine andern Brüder? —
Ich sprach: Meine Herrn wohl insgemut,
Ihr wascht eure Händ in meinem Blut.
4. Den dritten Tag da führn’s mich über’s Pflaster,
Meine ÄAuglein, die waren voll von Wasser
Und mein Herz war wie ein Stein.
O0, wie wird meinen Eltern sein!
5. So pfiat euch. Gott, ihr Vater und ihr Mutter,
Pfiat euch Gott, Schwester und auch Bruder,
So pfiat euch Gott zu tausendmal,
Heut sehn wir uns zum letztenmal.
Eine teilweise abweichende Fassung zeichnete ich Weihnachten 1905
in Steinakirchen am Forst (Gb. Scheibbs), N.Ö., auf:
h)
—————— AZ m Sg
zz HE) ZZ
ESS Az
l. Ich bin ein Bursch von ein- und-zwan-zig Jah - ren, schwe-re
3
= 7 ==
Ei - sen muß ich jetzt schon tra - gen und ei - nen
Sant TEE JO
G==E a
Ring wohl um die Mitt, an Händ und Fü-ßen an- ge-schmiedt.
Z=pr=t
‚A
A
2.: 2,-da führn’s mich über’s Pflaster. — 2, Aber ich bitt, meine... —
3.: 3; Aber ich bitt, meine ...
4. fehlt.
4.: 5, mein Vater und meine Mutter. — 5, So pfiat... mein
Schwester und mein Bruder. —
5. Und wollt ihr mich ja einmal ja noch sehen,
So steigt hinauf auf hohe, hohe Berge
Und schaut hinab in’s tiefe Tal, ;
Dort seht ihr mich zum letztenmal. .
C)
1. Ich bin ein Bursch von zweiundzwanzig Jahren,
Schwere Eisen muß ich jetzt schon tragen
Und einen Ring wohl um die Mitt,
An Händ und Füßen festgeschmiedt.
2. Meine Herzliebste habe ich erstochen
Und das bleibet mir nicht ungerochen;
Ich hab das Band mit blutger Hand gelöst
Und dafür bin ich im Arrest.
3. Am ersten Tage wollte man mich fragen:
Sag, wo hast du deine Kameraden? —
Meine Herren, alle insgemein,
Zu jener Stund war ich allein.
4. Am zweiten Tage fragten sie mich wieder:
Sprich, wo hast du deine andern Brüder? —
Meine Herrn, ich hab gesagt genug,
S ist nur meine Hand befleckt mit Blut.
5. Am dritten Tage führn ’s mich über’s Pflaster,
Meine Augen waren voller. Wasser
Und mein Herz, das war so sehr betrübt,
Weil ich jetzt weiß, was mir geschieht.
6. So lebet wohl, mein Vater und mein Mutter,
So lebet wohl, mein Schwester und mein Bruder,
So lebet wohl zu tausendmal,
Heut sehn wir uns zum letztenmal,
7. Am vierten Tage taten sie ihn holen,
Da kamen sie mit Säbel und Pistolen,
Sie nahmen ihn in ihre Mitt,
Er ging dahin mit bangem Schritt.
8. Und wie sie sind am Richtplatz angekommen,
Da wurden ihm die Fesseln abgenommen.
In wenig Augenblicken war er tot,
Doch seiner Seele werde Gnad vor Gott.
2, in. — 74 bangen. —
(Der Verurtheilte. Melodie: Der arme Vater, Druek und Verlag
von Ph. Kraußlich in Urfahr-Linz, o. J. Tca. 18801. 8°. 4 8.)
Dasselbe wird von einem Burschen im Odenwald (H. Krapp, Oden-
wälder Spinnstube. [1904] S.9 Nr. 14 samt Melodie), im Böhmerwald
(G. Jungbauer, Volksdichtung aus dem Böhmerwalde. [1908] S. 45 [a},
45f. [b], 47 [c]) und in der Herzegowina (H. Ostwald, Lieder aus dem
Rinnstein. II. [1904] S. 146) berichtet, während in Kärnten (Pögatsch-
nigg-Herrmann, Deutsche Volkslieder aus Kärnten. Salonausgabe. [1884]
S. 55), Steiermark (Rosa Fischer, Oststeirisches Bauernleben. [1903]
S. 156 = ?/1906] S. 176) und Böhmen (G. Jungbauer, a. a. O0. S. 42f. [d]
SQ
115
samt Melodie) eine Kindesmörderin an die Stelle des Burschen tritt. Letz-
tere Form ist die jüngere, wie deutlich aus der Frage (wo hast du deine
Brüder d. h. Genossen?) in der 7. Strophe hervorgeht, denn diese Frage hat
nur bei einem Raubmord, bei einer Schmugglergeschichte oder bei sonst
einer Untat (Jagdfrevel usw.), wo mehrere beteiligt sind, Berechtigung.
Damit sind auch jene Strophen bzw. Strophenteile, in denen von Kindes-
mord gesprochen wird (Pogatschnigg-Herrmann 1, R. Fischer 2,,,), in der
entwicklungsgeschichtlichen Betrachtung als jünger auszuscheiden. Ob je
eine Begründung, warum der Bursche gefangen genommen und eingeführt
wird, bzw. warum er in Ketten ist, vorlag, läßt sich aus den heutigen
Fassungen nicht entnehmen. Wenn es heißt (Blümml c 2; Jungbauer b 2),
daß er seine Geliebte erstach, so ist dies nur ein Beweis dafür, daß
das Ursprüngliche vergessen worden war, sonst hätte man nicht, um eine
Begründung zu haben, etwas dazu gedichtet, was mit der Frage nach den
Brüdern (Str. 7) und der Sorge um die Geliebte (Str. 5) in Widerspruch
steht, denn zur Ermordung der Geliebten braucht er, wie Jungbauer a. a.
O. 8. 47 richtig bemerkt, keine Genossen. Dieses Wegfallen des Grundes
dürfte auch die Ursache sein, daß alle Fassungen mit „Ich bin ein Bursch“
(Str. 4 der Urform) beginnen und die dritte Strophe der Urform (zu X.
führen sie mich übers Pflaster) später verwenden. Ich denke mir das ur-
sprüngliche Lied so:
Urform
1. Im Landel bin ich
ausgegangen.
2, Wie ich bin auf X.
kommen.
Zu X. führen sie mich
iber’s Pflaster.
Bin ein Bursch von
X-Jahren.
Meine Eiselein wollt
ich gern tragen.
Am ersten Tage, da
taten sie mich fragen.
Amzweiten Tag fragten
sie mich wieder,
So lebt denn wohl,
Vater...
Und wennihrmich noch
einmal wollt sehen.
Am dritten Tage taten
sie mich holen.
Und jetzt wird sich das
Blatt bald wenden.
Wenn ich werde auf
die Leiter steigen.
wa
nn - 5a |
£ 5| 5 [388
Sn A E zE S
la El a! SS 18318
a) ib)! c) a‘ b c d SM
3
“ Pf ls | 4
11111 11-27
4?)
A
5|8
4?
z 5
3a
m
5
jr 3 bla
33145 | 4 ME u
slalg! a slele 5.15
mo}
)
3
5,
6pa
Gay
Da_a
el |
8
au)
1) Führt die Eltern im zweiten Teile ein, leitet also zur 11. Strophe
über. Zweiter Teil ist daher späterer Entstehung,
‚18
XLVI.
Als Weinlied aus dem Elsaß bekannt: Kurt Mündel, Elsäßische
Volkslieder. [1884] S. 240 Nr. 218 und J. B. Weckerlin, Chansons popu-
laires de l’Alsace. II. [1883] S. 284 samt Melodie; danach Erk-Böhme,
Deutscher Liederhort. III. [1894] S. 89 Nr. 1167. Als Bierlied — an Stelle
des Weines wird das Braunbier besungen — tritt es bei Wilh. Bernhardi
(Allgemeines deutsches Liederlexikon. I. [1847] S. 125 Nr. 234) und Erk-
Böhme (Deutscher Liederhort. III. [1894] S. 90 Nr. 1169 samt Melodie)
aus Bayern auf. Unsere Fassung mit ihren elf Strophen ist die älteste, aber
nicht die vollständigste. Die Bemerkung bei Erk-Böhme (a. a. O. IIT. 8. 91),
daß das Lied, das sich seit 1824 als Bierlied in den verschiedenen Kom-
mersbüchern fand und jetzt noch (Lahrer Kommersbuch. S. 470 Nr. 447
samt Melodie; O. Hostmann, Allgemeines Kommersbuch: Burschen heraus,
1895] S. 84 Nr. 82; C. Winter, Heidelberger Akademisches Taschen-
Liederbuch. [1900] S. 21 Nr. 28. — Vgl. noch John Meier, Kunstlieder im
Volksmunde [1906] S. LXIII) findet, studentischen Ursprungs sei, ist wohl
abzuweisen, da dazu gar kein Anlaß vorliegt. Die Studenten haben nur
ein für den Wein berechnetes Volkslied übernommen und auf das Bier
umgedeutet.
Das Lied findet sich auch in Flugblättern:
1. Das Jahrl war prächtig, A so ein guts Grüchel, _
Der Wein hat geraten, Ein Geist wie a Rack,
Jetzt wünsch ich mir nichts Drum bricht sich oft mancher
Als hundert Dukaten, Vom Heurigen ’s Gnack ®%-
Damit ich kann schüttn 3. So mancher, der geht
Den Heurigen in’s Loch, Aus Verzweiflung nur aus,
Je mehr als ich trink, Weil er von die Schuldner
Je mehr schmeckt er mir noch. Kein Ruh hat zu Haus.
2. O0 Weinl, wärst du nicht, Er setzt sich zum Heurigen
Was fanget man an, Und tudelt sich an
Da wärs um die lustgen Und wer ihn da fordert,
Brüder getan. Der kommt übel an.
pr
2) Infolge der Strophenverrückung weiß er hier sein kommendes
Schicksal im voraus.
8) Führt den Galgen ein; ist späterer Zusatz, da diese Strophe ver-
rückt wurde.
4) 3,4 eine Erweiterung. 2,4 = Urstrophe 3 (Pog.-H. 4).
5) Sonst besagt der zweite Teil dieser Strophe, daß die Richter einen
Justizmord vorhaben; hier sagt er, nur er allein habe Blut vergossen.
6) Der zweite Teil wurde vergessen; es trat daher infolge Analogie
der zweite Teil der vorhergehenden Strophe ein.
7 Da das ganze Lied im Ich-Ton gehalten ist, so ist er auch hier
anzusetzen. Die 8. Strophe beendet das Lied rasch, ohne den wirksamen
Monolog zu verwerten; ist sicher eine spätere Zutat.
8) Die 7. Strophe bei Schottky ist unmotiviert; er behauptet doch,
immer allein gewesen zu sein und jetzt sieht er plötzlich seine Kameraden
hangen. Die 9. Strophe mit dem glücklichen Ausgang soll wohl nur die
Macht Mariens zeigen, ist aber sicher nicht ursprünglich.
%) Berichtet in Str. 8 noch von der Hinrichtung; ebenso Blümml c8.
0) Hier wird statt der hl. Maria Gott angerufen. I
u) Die Strophe, worin vom Frühstück die Rede ist (Pog.-Herm. 6;
Jungbauer d3), und die zwischen U 7 und 8 zu stehen käme, dürfte nur
der Kindsmörderinfassung eigen sein,
ı) Rauch. 2) Genick.
11
4
4. Und seh ich ein Weinstock,
O welches Vergnügen,
Da tu ich vor Freuden
Mein Hut herab ziehen.
Da betracht ich das Gwächs,
O große Allmacht,
Das oft aus einen Traurigen
Ein Lustigen macht. ;
5. Gott Vater im Himmel
Wird selber oft lachen,
Was die Menschen beim Heurigen
Für Flausn N tun machen.
Da tun’s disputieren,
Sogar vom Kriegführen,
Daweil tut sich mancher ,
Mit der Zech oft verlieren.
6. Räusch wird’s oft geben,
Wir wern uns erstaunen,
Der Heurige macht jeden
Besondre Launen.
Der eine wird lustig,
Der andre wird still,
Mich wirft er oft.in ein Grabn,
Wenn ich zehnmal nicht will.
7. Beim Heurigen gibt’s oft
Verteufelte Gschichten,
Ein einziges Wort
Kann ein Handel anrichten.
Und sieh ich, daß Schläg gibt,
So zieh ich mi glei;
Wegn meiner könnt’s raufen,
Ich bleib nicht dabei.
8. Beim Heurigen wird oft
Was zsam disputiert,
Woraus oft ein närrisches
Quodlibet wird.
Der eine schlagt d’ Spanier,
Der andre d’ Franzosen,
Beim dritten ergibt sich
Der Heurige in die Hosen.
9. Beim Heurigen avanciert man
auch,
Und das ist recht schön,
Der eine der wird Fähndrich,
Der andere Kapitain.
Hört’s, Freunde, was kann man
Von Heurigen nicht habn,
Ich war schon General,
Hah kommandiert. in ein Grabn.
10. In Rausch bei der Nacht
Fräumt mir oft: ich bin Köni,
Da gib ich Audienz
Von neun Uhr bis zehni.
Und wenn ich erwach,
[st alles nicht wahr,
Ist der König beim Teufel,
Die Regierung ist gar.
11. Das Jahrl war gwiß gut,
&s hätt alles graten,
Es steigt jetzt der Wein
Wie in Kurs die Dukaten.
Hört’s, Freunde, ich glaub auch,
Daß besser jetzt wird,
Weil jeder, der Geld hat,
Mit Wein negoziert.
12. So mancher will sterben,
Mir kommts nicht in Sinn,
Der Tod kommt schon selber
Und rauft ihn dahin.
Verschon mich noch länger,
Das Leben ist süß
Und hol mich erst ab,
Wenn kein Weinl mehr ist.
13. Und sollte mich dennoch
Der Tod überraschen,
So bitt ich euch, tuts mich
Mit dem Heurigen abwaschen.
Begießt mich von vorn
Und hinten mit Wein,
Dann schlummre ich richtig
{n die Oberwelt ein.
14. Und bin ich gestorben,
So laßt mich begraben,
Die letzte Freundschaft
Werds für mich schon noch haben
Und legts mich in Keller
Unter ein recht großes Faß,
[ch lieg nicht gern trocken,
Nur immer recht naß.
15. Die Grabschrift, die kann man
Am Fasse einst lesen,
Was ich auf der Welt
Für ein Mandel bin gwesen.
Beständig besoffen,
Zu Zeiten ein Narr,
Aber ein ehrlicher Kerl,
Das letzte ist wahr.
Drucke: 2, lustigen B. — 3, ihm A. — 4, Freude B. — 4; einen B.
5; Heurgen B. — 5; von B. — 6, gebn B. — 6; andere AB. — 7, es A.
— 7; das A. — 7; mich gleich A. — 8; andere AB. — 9, Fähnrich B. —
9, Kapitän B. — 9; vom B. — 10, traumt A. — 11, geraten A. —
1) Sachen.
i1%
13, den B. — 18; in der A. — 14, für mich fehlt B. — 14; Immer nur B.
— 15 fehlt B.
(Drey schöne neue Weltliche Lieder. Das Erste: Lied von den heu-
rigen Wein. Das Jahrl war prächtig, der Wein hat gerathen usw. Das
Zweite: Ohne Lieb und ohne Wein, was ist unser Leben? usw. Das
Dritte: Der Sommer ist vorhanden, usw. Steyr, gedruckt bei Joseph Greis.).
8°, 8 8. [A] und: Drei schöne Lieder. Das Erste: Der Glockenguß zu
Breßlau. Das Zweite: Der heurige Wein. Das Dritte: An Karl. Znaim.
Gedruckt und zu haben bei Martin Hofmann.?) 8%. 8 8. [B]. — Wiener
Stadtbibliothek 89.976 — C[65b, 2957 und 2960).
„. Die Zusammenhänge der einzelnen Fassungen deckt nebenstehende
Übersicht auf:
‚Das Motiv der Strophe 8 (begraben im Keller unter oder in einem
Faß) findet sich auch sonst öfter im Volksliede, so bei E. Meier (Schwä-
bische Volkslieder. [1855] S. 245 Nr. 135 Str. 2), W. Walter (Sammlung
deutscher Volkslieder. [1841] S. 255 Nr. 156 Str. 2f.), Ditfurth (Fränkische
Volkslieder. II [1855] S. 27/1 Nr. 356 Str. 2), K. Simrock (Die deutschen
Volkslieder. [1851] S. 390), Hruschka-Toischer (Deutsche Volkslieder aus
Böhmen. [1891] S. 266 Nr. 297 Str. 2) und W. Bernhardi (Allgemeines
deutsches Liederlexikon. IV. [18471 S. 90 Nr. 2138 Str. 2).
Urform
1. Das Jahr war prächtig.
2. O Weinl, wärst du nicht.
3. Und seh ich ein Wein-
stock.
4. Oft mancher der geht.
5. Gottvater im Himmel.
6. Räusch wird’s oft geben.
(VII. Beim Heurigen gibt es
oft.
VITa. Beim Heurigen wird
oft.)
Am Anfang beim Heu-
rigen.
Beim Heurigen avanciert
man auch.
In der Nacht da träumt
mir.
10. Und mancher will sterben
11. Und soll mich denn.
12. Und bin ich gestorben.
13. Die Grabschrift, die kann
Man.
3 3 7 ı 1|3%
; 29 CS % 5
A a Se a s AM X
Si na 85 5 a © .
m a, © s 5 S —
1 “2 | ‘mn s IE
2 . 2 4
3 | 3 1.38 4 5 | 2
48) | 4%) | 45) | 2. | 4‘ 5%
4
3
5?)
6
7%)
84)
11
3
'n
105)
12
13
14
‘15
5
7
Sat 9 |
Zara
6 , 6
„| +
1) Josef Greis sen. druckte von 1827—1837, Josef Greis jun. von
1837—1843 (Mitteilung der Stadtgemeinde Vorstehung Steyr). .
2% Druckte von 1823—1850 (Mitteilung des Bürgermeisteramtes in Znaim).
3) Die zweite Hälfte dieser Strophen ist von der bei Schottky über-
lieferten verschieden. Ebenso weicht Weckerlin von den übrigen wieder ab.
4) Durch diese beiden Strophen stellt das Fl. Blatt eine eigene
119
XLIX.
Schon 1744 ist dieses Quodlibet, 22 Strophen stark, in der Lieder-
handschrift der Trierer Stadtbibliothek nachzuweisen (s, A. Kopp, Hes-
sische Blätter für Volkskunde. IIT. [1904] S. 88 und Euphorion. XI. [1904]
S. 514). Ich drucke es hier zunächst ab:
b!)
[118] 1. In Gottes Namen wollen
wir,
Der Hopfen ist erfroren,
Das Öchslein und das andre Tier
Haben Fledermäus geboren.
Es gibt des Elends gar zu viel,
Die Hasen haben Hörner,
Gottlob, daß gut ging ab das Spiel;
Was gilt’s Pfund Pfefferkörner?
' 2. DieGeiß lag in der Mutter Schoß
Mit ihrem klaren Scheine,
Die Büchs versag[t] und ging nit los,
Ein jeder lieb die Seine.
Die Juden nehmen überhand,
Es gibt ein kalten Winter,
Gott lob das liebe Oberland,
Wir sind ja Adamskinder.
3. Ich lag in einer Nacht und
schlief,
Wollt meine Hosen flicken,
Der Heidenbrei ist gar zu tief,
Kann mich in dich nit schicken.
O Welt, o Welt, o Eitelkeit,
Wer will mir doch eins bringen,
Das Wammes ist mir gar zu weit,
Hier kombt mir für die Klingen.
4. Jetzunder kombt die Nacht
herein,
Frau Michels, guten Morgen!
Das ist ja recht ein feistes Schwein,
Der Wirt will uns nit borgen.
Von Straßburg bis ins Jochimstal
Seind sechsundsechßig Ellen,
Der Baur, der stolpert überall:
Du Lümmel, lern recht zählen!
5. Es zog ein Ritter frisch ins Feld,
Wollt Stroh in Leinen treten,
Was hilf[t] doch alles Gut und Geld,
Da läut man in die Metten.
Ein krümmes Bein und roter Bart,
Das Heu wird wiedrumb teuer,
Wer früh aufsteht und langsam fahrt,
Kein guter Most wächsfti heuer.
[119] 6. In Sachsen gib[t]e der Men-
schen viel,
Manch Faß hat keinen Boden,
Labet, Piquet und L’omberspiel,
Der Strick brach hart am Knoten.
Es ist kein Treu mehr in der Welt,
Die Biren seind schon gschüttelllt,
Wann man nichts in der Tasch be-
hält,
Dreck stinkt, wann [man] ihn rüttelt.
7. Es fand ein Baur ein Vogel-
nest,
Hat trefflich wohl studieret, .
Ein jede meint, sie sei die Best,
Mit Fuchspelz ausstaffieret.
Der Schneider sprang in Fingerhut,
Wollt seine Schäflein weiden,
Ein altes Weib wird nimmer gut,
Wer kann die Würm all schneiden.
8. Es blies ein Jäger in sein Horn,
Wollt Weiz und Haber dreschen,
Er fand sich leider in dem Korn,
Sein Licht wollt ihm erlöschen.
Er lief die Stiegen auf und ab,
Der Pfarrer wollt nit taufen,
Gottlob, daß ich noch Pfenning hab,
Sonst müßt ich gar versaufen.
9. Nun fallen wir auf unsre Knie
Mit Silber und Galaunen,
Er legt sich nieder wie ein Vieh,
Die beste[n] seind die Bauren.
Da schrie der Esel überlaut:
Der Doctor ist ersoffen
[n einer großen Bärenhaut,
Die Schneck ist ihm entloffen.
10. Wo ist der weise Salomon
Mit seiner Pulverflaschen?
Bier, Butter, Milch und Saurkraut
Liegt alles in der Aschen.
Die Ruder brechen an der Achs,
Kein Bruder traut dem andern,
Gesponnen von dem besten Flachs,
Die alte Mayd will wandern.
Gruppe dar; die Übrigen, mit Ausnahme von Mündel und Weckerlin, denen
diese Strophe fehlt, bilden eine zweite Gruppe.
5) Strophe 11 des Fl. Blattes paßt nicht in den Zusammenhang und
dürfte durch Analogie zu Str. 1 gebildet sein.
2) In der Schreibung bereinigt.
1920
[120] 11. Wie schön leucht uns der
Morgenstern
In neuen Bungarts-Hosen,
Es kam ein Baur von Eipern her,
Ist wahr, die Zeit bringt Rosen.
Der Schieferdecker stund bereit
Mit Ruder, Schiff und Flacken,
O Mensch bedenk die Eitelkeit,
Der Krämer will einpacken,
12. Es hat ein Mädel Zwiebel feil
Mit Zinsen und Pausaunen,
Die Welt führt uns am Narrenseil
Mit Krebsblut und Cartaunen.
So geht es her in dieser Welt,
Der Schuster hat kein Leder,
Wer viel vertut und hat kein Geld,
Der nähr sich mit der Feder.
13. Wir kommen her in aller Eil,
Die Schwalben haben Nester,
Schier hundert Stöck in einer Zeil,
Des alten Esels Schwester.
Der Sattler ging zum Haus hinein,
Wollt frische Semmel backen,
Da kam der Jud und bracht ein
Schwein
Mit Ungarn und Polacken.
14. Der Ackersmann mit seinem
Pfeil
Liegt jetzo in sechs Wochen,
Ach, wenig guts wird uns zum Teil,
Es bleibt nichts ungerochen.
Das Nönngen bett die ganze Nacht,
Wer will die Flöh all töten,
Schlag drauf, daß dir der Buckel
kracht
Mit Pauken und Trompeten.
15. Es fuhr ein Baur im grünen
Wald,
Wollt Perlenschnür einkaufen.
Der Winter war ihm gar zu kalt,
Für Hitz konnt er nit schnaufen.
Die Hoffart wird jetz gar zu groß,
Hängt alles voller Fetzen,
So oft er nach der Scheiben schoß,
Muß[t] er die Sensen wetzen.
121116. Ein Mensch, der will frisch
und gesund
Am Gallenfieber sterben,
Der muß sich von des Herzens Grund
Mit Kuhdreck lassen färben:
Wann’s im Jahr zweimal Kirch-
weih wär,
Wer könnt die Schmerzen dulden?
Das Glück kombt manchem ohn-
gefähr,
Gott helf uns aus den Schulden.
17. Wer über alle Bänke rennt
Mit ausgespannten Netzen,
Man find[t] des Schmerzens gar kein
End,
Der Fisch läßt sich nit hetzen.
Lieb, Andacht, Fraß und Füllerei
Des Menschen Leben zieren,
Bloß Haberstroh und Heu dabei,
Macht fröhlig musicieren.
18. Ich hab mein Tag kein guts
getan,
Bin geistlich auferzogen,
Der Esel hat Pantuffel an,
Kam übers Meer geflogen.
Er schlug die Eier in die Pfann,
Wollt seine Stiefel schmieren,
Kein Mensch glaubt, wie er pfeifen
kann,
Wann ihn die Flöh vexieren.
19. Ich hab mein größte Freud im
Krieg
Mit Bratwürst hinterm Ofen,
Mein alte Ruh ist worden sieg
Im Wein bei Königshoven.
Im Böhmerwald am Kochesberg
Versammlen sich die Karpfen,
Der Hund pfeift allzeit überzwerg
Auf seiner Doppel-Harpfen.
20. Pfui Teufel, wer macht Rauch
herein?
Es nähert sich die Fasten,
Wächs/[t] gar kein guter Frankenwein
In alten Rumpelskasten.
In Ungarn gehts gar trefflich wohl
Mit Speck und Pimpernellen,
Ich hab ein Zahn, der ist ganz hohl,
Will ihm ein Schiff bestellen.
[122] 21. So trinkt dann aus das
leere Glas,
Der Bock hat ihn erschossen,
Es sollt ja weinen Laub und Gras,
Vom Mückenstamm entsprossen.
Erhalt uns Herr bei deinem Wort,
Der Himmel ist zerrissen,
Es regent nichts an jedem Ort,
Ich eß davon kein Bissen.
22. Nun singt noch eins zur guten
Nacht,
Der Hirsch ist schon gefangen,
Das Häslein hat ein Katz heim-
bracht
An einer Hoppenstangen,
Dann der ist wohl ein braver Mann,
Der Stern muß wieder leuchten,
Mein Gürgel nit mehr singen kann,
Jetz will ich sie befeuchten.
21
hds.: 1, andere. — 54 thewr. — 5; hewr. — 65 geschüttet. — 6, rüselt]
rüttelt. — 7, jeder. — 9, unsere. — 10, Acks. — 11, Im. — 13, Satteler.
— 14, Flöhe. — 17, Bäncken. — 19; Karpen. — 19; doppelten Harffen. —
Die v. Crailsheimsche Liederhandschrift (1747—49) enthält das Lied
als Nr. 155 in einer 12strophigen Fassung, die mit einem Berliner Einzel-
druck (Yd 7909, 8) genau übereinstimmt (A. Kopp, Deutsches Volks- und
Studentenlied in vorklassischer Zeit. [1899] S. 142). Kopp hatte die
Liebenswürdigkeit, mir eine Abschrift dieses Einzeldruckes der Berliner
Kgl. Bibliothek zu übermitteln, so daß ich imstande bin, diese Fassung hier
mitzuteilen:
°)
Fünf schöne ganz neue Weltliche Lieder, Das Erste: Clorindgen
kanst du Gänße, etc. Das Zweyte: Ich bin zwar etwas liederlich, etc. Das
Dritte: Als die Venus neulich saße, in etc. Das Vierdte: Tabuletti Trecker
heiß i, führ etc. Das Fünfte: Geht ihr unvergnügten Sorgen, ete. (Bild-
chen: Erdball, worauf ein Vogel sitzt; darüber ein Fahnenband mit der
Inschrift „Niemand ist in dem Kleinern groß“.) Gedruckt in diesem Jahr.
4 Bl. 8° 0. O. u. J. — Yd 7909. 8).
Das Zweyte.!)
o Welt, o Welt, o Eitelkeit,
wer wird mir eins zutrinken?
das Wammes wird mir gar zu weit,
Jud, komm mir für die Klingen.
5. Es fand ein Bauer ein Vogel-
Nest,
hat trefflich wohl studieret,
ein jeder meint, er sei der Best,
mit Fuchs-Pelz ausstafieret. .
Frau Wirtin, gebt uns Bier und
Wein,
das Bett ist voller Wanzen,
ach Bruder, stell zum Schmaus dich
ein,
wir wollen heut eins tanzen.
6. Der Schieferdecker stund bereit
mit Hunden und mit Katzen,
o Welt, betracht die Eitelkeit,
der Krämer wollt ein Batzen.
der grimmig Tod mit seinem Pfeil
liegt jetzund in 6 Wochen,
ach, wenig guts wird uns zu teil,
es bleibt nichts ungerochen.
7. Da schreit der Esel überlaut,
der Doctor ist ersoffen
in einer großen Bären-Haut,
der Schneck ist ihm entloffen.
wo ist der weise Salomon
mit seiner guldnen Taschen?
Bier, Buttermilch und Sauerkraut?)
liegt alles in der Aschen.
1. Ich bin zwar etwas liederlich,
doch geistlich auferzogen,
der Esel hat Pantoffel an,
kommt übers Meer geflogen,
er schlug 12 Eier in die Pfann,
wollt seine Stiefel schmieren,
seht, wie er so schön pfeifen kann,
wenn ihn die Flöh vexieren.
2. Ins Juden Namen wollen wir,
der Hopfen ist gefroren,
das Exlein und das andre Tier
hat Fledermäus geboren.
es ist das Elend gar zu viel,
die Hasen tragen Hörner,
ach, wenn doch nur ausging das
Spiel,
was gelten Pfeffer-Körner.
3. Die Geiß lag in des Schneiders
Schoß
mit ihrem klaren Scheine,
die Büchs versagt und ging nicht los,
ein jeder liebt die Seine.
die Juden nehmen überhand,
es wird ein kalter Winter,
ach, ehrt das liebe Vaterland,
wir sind ja Adams Kinder.
4. Ich lag in einer Nacht und
schlief,
wollt meine Hosen flicken,
der Hirschen-Brei war gar zu tief,
ich konnt mich nicht drein schicken.
') Der Abdruck ist orthographisch bereinigt,
?) besser: Sauerbronn s. Ditfurth, S. 272 Nr. 229 Str. 7.
‚929
8. Wann der Bock will, so gibt er
Milch,
der Rauch beißt in die Ohren,
so deckt das Dach mit lauter Zwilch,
die Schlacht ist doch verloren.
jetzunder fallt die Nacht herein,
Frau Michel, ein guten Morgen,
das ist fürwahr ein frisches Schwein,
der Wirt will uns nicht borgen,
9. Es hat ein Mädgen Zwiefel feil
mit Zinken und Posaunen,
die Welt führt uns am Narren-Seil
mit Krebs- und Blut-Cartaunen.
der Schneider sprang in Finger-Hut,
wollt seine Böcklein weiden,
ein altes Weib tut nimmer gut,
wer kann doch alles meiden?
10. Von Straßburg bis in[s] Jacobs-
Tal
sind sechs- und dreißig Ellen,
der Bauer stolzieret überall,
der Tölpel lernt erst zählen.
Druck: 1, ihm. — 6, seinen.
11, ihn.
wer in der Welt fortkommen will,
muß sich politisch stellen,
daß macht ein Mann und kost nicht
viel,
ler Narr hangt voller Schellen.
11. Wann im Jahr zweimal Kirch-
weih’ wär,
wer wollt die Schmerzen dulden?
das Glück kommt manchen ungefähr,
ach, hilf mir aus den Schulden.
es zog ein. Bauer in Griechenland,
wollt Pferde-Schmiere kaufen,
der Winter war ihm gar zu kalt,
er konnt vor Hitz kaum laufen.
11. (12.) Ich stieg auf einen Kir-
schen-Baum,
wollt gelbe Ruben graben,
da kam derselbge Bauers-Mann,
dem diese Zwiefel waren:
herunter in aller Huren-Nam!
ach, bleib mir von den Nüssen!
30 hab ich all mein lebetag
Kein bessre Pflaumen gessen.!)
— 7; guldenen. — 8, Zwillig.
d)
Eine dritte, achtstrophige Fassung ist in der aus Bayern (Ober-
pfalz) stammenden Handschrift M 980 der Innsbrucker Universitätsbiblio-
thek erhalten und gehört etwa in das Jahr 1760:
Histeron proteron.”)
1. alleluia! nun wallen wir, 3. ich lag in einernacht und schlief,
der hopfen ist verfroren, wollt meine hosen flicken,
das öchslein und das ander tier da kam mir unverhofft ein brief,
hat fledermäus geboren. sollt meine fürzlein schicken.
ist nit das elend gar zu viel, od welt, o. welt, 0 eitelkeit,
wer will die flech all töten? wer will mir doch eins bringen?
der geld vertuet, der gwingt nit was gilts, ich tue ein gräslein®)
viel, bscheid,
herr, hilf uns aus den nöten. das macht hibsch fröhlich singen.
(134 b1 2. die geis, die hat ein ohr 4. es zoch ein ritter frisch ins feld,
verlorn, wollt linsen und haber dreschen,
der schneider wollt sich henken, was hilft doch alles guet und gelt,
ein jeder lapp hat seinen sporn, M835al und kann den durst nit
ach, herr, tue deß gedenken. löschen.
die juden nehmen überhand, von Weilheim aus auf Giglthau
es kombt ein kalter winter, seind 66 meilen,
gott bhiete unser vaterland, viel freund anhör und wenig trau,
ich wird gwiß noch ein schinter. hiet dich von den liebspfeilen.
(134 a]
') Über die frühere und heutige Verbreitung dieser Strophe vgl. man
A. Kopp, Volks- und Studentenlied. S. 142 und Euphorion. VIII (1901)
S. 357 und XI. (1904) S. 514.
2?) In bereinigter Schreibung. 2?) besser: gläslein.
122
5. mein esel hat sein schuech ver- [135b] 7. nun fallen wir auf unser
lorn, knie
als er wollt disputieren, mit silbernen galonen,
zu pfingsten seind die schnecken im keller ist kein wein nit hier),
gfrorn; herr, tue nur dort verschonen.
man mueß die blinden führen. ich lief die stiegen auf und ab,
es ist kein treu mehr in der welt, der pfarrherr wollt nit taufen,
die biren seind abgfallen, wer zeitlich kommen will ins grab,
wann mannichtsin der Taschen bhält, der tue nur wasser saufen.
wer kann die schulden zahlen? 8. so geht es her auf dieser welt,
6. es fand ein bauer ein voglnest, der schuester hat kein leder,
hat trefflich [wohl] gstudieret, wer viel vertraut und hat kein geld,
ein jeder meint, er sei der best, der nähr sich mit der feder.
mit fuchsbalg ausgstafieret. der goldschmid steht schon ganz
der schneider sprang in fingerhuet, bereit
wollt seine schäflein weiden, mit rueder, schiff und flacken,
zu viel getraut, tuet niemal guet, Oo mensch, betracht die ewigkeit,
wer wird die würm all schneiden. der kramer will einpacken.
häas: 2, verlohren. — 2, sporen. — 4, alls. — 5, verlohren. —
5, gfroren. — 5; abgefallen. —
Nach einem fl. Blatte bringt A. Schacherl (Geheimnisse der Böhmer-
wäldler. [1900] S. 128f.) eine dreizehnstrophige und nach einer alten Hand-
schrift F. W. Freiherr von Ditfurth (Deutsche Volks- und Gesellschafts-
lieder des 17. und 18. Jahrhunderts. [1872] S. 273f. Nr. 229) eine elf-
strophige Form dieses Quodlibets. Einzelne Teile daraus bilden auch ein
Liedchen in Vierzeilern, das bei Arnim - Brentano (Kinderlieder. [1808]
S. 99f.) in drei Strophen und bei K. Simrock (Die deutschen Volkslieder.
1851] S. 565f. Nr. 362; Das deutsche Kinderbuch. 2?[1857] S. 122 Nr. 469,
danach F. M. Böhme, Deutsches Kinderlied und Kinderspiel. [1897] S. 260
Nr. 1254) in fünf Strophen überliefert ist; damit fällt die Ansicht von Bir-
inger-Crecelius (Arnim-Brentano, Des Knaben Wunderhorn. ed. Birlinger-
Crecelius. II. [1876] S. 780), daß die dritte Strophe des Wunderhorns Zusatz
und die fünfstrophige Fassung Simrocks nicht echt sei, weg. Einzelnes
Ändet sich auch schon im 17. Jahrhundert quodlibetartig verwertet (A.Kopp,
Euphorion. VIII [1901] S. 357; A. Lübben, Zeitschrift für deutsche Philo-
logie. XV. [1883] S. 52 Nr. 9; Birlinger-Crecelius, Alemannia. XV. [1887]
S. 110). In einem Puppenspiele „Antrascheck und Juratscheck oder die
Räuber in Siebenbürgen“ (C. Engel, Puppenkomödien. V. [1876] S. 54)
singt der Student die Verse a und d 2;_,, C 8g_8 (nur wie in d „Hosen-
band“ statt „Vaterland“). Philipp Hafner (1731—1764) läßt in seinem
Stück „Der beschäftigte Hausregent“ dem Winkelpoeten eine Grabschrift
dichten, die mit den Worten beginnt (Gesammelte Schriften. III. [1812] 8. 79):
Der grimmige Tod mit seinem Pfeil
Sitzt unterm Thor, hat Schunken feil.
Das dürfte ebenfalls aus unserm Quodlibet stammen, man vgl. ähnliche
Stellen 0b 14,2; C 665 © 10, ,2)- .
Noch bleibt eine Fassung übrig, die in dem Einzeldrucke Yd 7906,
92 der Berliner Kgl. Bibliothek in 14 Strophen überliefert ist und von
den anderen Fassungen sehr abweicht (Kopp, Volks- und Studentenlied,
S, 142). Auch hier verdanke ich der Güte Kopps eine Abschrift:
€)
Zwey schöne Neue Lieder, das erste: Von den Wienerischen Men-
1) besser: hie, obwohl auch Schacherl 129 ‚hier‘ hat.
1924
schern ... Das anderte: Lustig, frölich singen wir, der Hopffen ist er-
frohren, etc. Gedruckt in dem Jahr, da die Faßnacht kurz war.
Das anderte.!)
1. Lustig, fröhlich singen wir, Der Schneider braucht sein Finger-
Der Hopfen ist erfroren, Hut,
Das Öchslein und das ander Tier Wer wird die Schäflein weiden?
Hat Fleder-Mäus geboren. Zu viel getraut, tut wenig gut,
Es ist das Elend gar zu viel, Wer will die Brat-Würst meiden?
Wer will die Flöh all töten? 7. Nun fallen wir auf unsre Knie
Wers Geld vertut, der gwinnt nicht Mit silber[n]en Gallonen,
viel, Hui, Kellner, ist kein Wein nicht hie,
Ich hab mein Schuh umtreten. Wer will in Spital wohnen?
2. Die Geiß, die hat ein Ohr ver- Ich lief die Stiegen auf und ab,
lorn, Der Jud wollt Speck einkaufen,
Wer wird die Dieb all henken? Wer zeitlich kommen will ins Grab,
Ein jeder Lapp hat seine Sporn, Der tue fein wacker saufen.
Ach Mensch, tue das bedenken. 8; Wo ist der weise Salomon?
Die Juden nehmen überhand, Was gilt die kupfre Flaschen?
Es kommt ein kalter Winter, Wer hat die rechten Hosen an?
Wie teuer ist das Hosen-Band,. Mein Andl wird heunt waschen.
Wir seind all Adams-Kinder. Wie schön leucht uns der Morgen-
3. Ich lag in einer Nacht und stern,
schlief, Kein Bruder traut dem andern,
Wollt meine Hosen flicken, Da kommt ein Schwätzer von Luzern,
Da kam mir unverhofft ein Brief, Die alte Magd will wandern.
Sollt Butter-Krapfen schicken. 9. So geht es her in dieser Welt,
O Welt, o Welt, o Eitelkeit, Der Schuster hat kein Leder,
Wer will mir doch eins bringen? _ Wer viel vertut und hat kein Geld,
Was gilts, ich tue ein Gläs’l Bscheid, Der nährt sich mit der Feder.
Das macht hübsch fröhlich singen. Der Goldschmied stehet schon bereit
4. Es zog ein Ritter frisch ins Feld, Mit Ruder, Schiff und Flacken,
Wollt Lins und Habern dreschen, O0 Mensch, betracht die Ewigkeit,
Was hilft doch alles Gut und Geld Der Kramer will einpacken.
Und kann den Durst nicht löschen. 10. Der Bogen-Schütz mit seinem
Von Wien hinaus auf Eibeldau Pfeil
Seind sechs und sechzig Ellen, Liegt jetzund in sechs Wochen,
Viel Freu[n]d anhör und wenig trau; KEin altes Weib hat Schwammen feil,
Wer will die Dieb all zählen? Es bleibt nicht ungerochen. .
5. Mein Esel hat ein Schuh verlorn, Die Hoffahrt wird ja gar so groß,
Als er wollt disputieren, Hängt alles voller Fetzen,
Zu Pfingsten seind die Schnecken Wer reiten will und hat kein Roß,
gfrorn, Der laß im Stiefel bletzen.
Man muß die Blinden führen. 11. Der da will frisch und noch
Es ist kein Treu mehr in der Welt, gesund
Die Birn seind abgefallen, ; Am kalten Fieber sterben,
Wann man nichts in der Taschen Der lasse sich von Herzen-Grund
| bhält, / Mit Kien-Ruß überfärben.
Wer wird die Schulden zahlen? Im Jahr wann dreimal Kirch-Tag
6. Es fand ein Baur eim Vogel- wär,
Nest, Wer wollt die Schläg all dulden?
Hat trefflich wohl studieret, Das Glück kommt manchen unge-
Ein jeder meint, er sei der Best, fähr,
Mit Fux-Balg ausstafieret. Wer hilft uns aus den Schulden?
1) In bereinigter Schreibung
10
12. Es wollt ein alts Weib Was-
ser holn,
Der Hund lag in der Wiegen, ;
Der Frömmest hat ein Kuri gstohln,
Wer laßt sich gern betrügen?
Wohl dem, der hat ein Gläsel Wein,
Das Bett ist voller Wanzen,
Die Müllner haben fette Schwein,
Jetzt will die Gaiß eins tanzen.
13. Was gilt der rot Tiroler Wein?
Was gilt’s, ich schieß ein Tauben.
Pfui Teixel, machts ein Rauch her-
ein,
Wer wird ein jeden glauben?
[n Hungern steht es trefflich wohl
Mit Beutel voll Dukaten,
[ch hab ein Zahn, der ist gar hohl,
Wer tut mir was verraten?
14. So trinkt dann aus kein leeren
Glas,
Der Hirsch ist schon gefangen,
Sich frischen sollen Laub und Gras
An einer Hopfen-Stangen.
Ein blinder Mann, ein armer Mann,
Wer wird mir heunt heim leuchten?
Mein Gurgel nicht mehr rühren
kann,
Jetzt will ich sie befeuchten.
Druck: 2, verlohren. — 2, theur. — 3, Gäßl. — 4, dem. — 5, gfroh-
ren. — 5; abgfallen. — 7, unsere, — 7, Gallanen. — 10, Roßl Rost. —
12, altes ... hohlen. — 12, gstohlen.
L—LXI.
Da mein schon im Dezember 1905 angekündigtes Schnaderhüpfel-
lexikon (s. Blümml-Krauss, Ausseer und Ischler Schnaderhüpfel. [1906]
S. VI.) in Kürze dem Druck übergeben wird, so wurde hier von Literatur-
angaben zu den einzelnen Vierzeilern abgesehen, da die ganze Literatur
im Lexikon bequem überblickt werden kann.
Nachträge zu den Nrn. 1L1—XLIX.
U = Urform, bezieht sich auf die Übersichtstabellen.
IILI. (oben S. 2 und 54 £.)
a) Das Lied ist auch mit 9 achtzeiligen Strophen in einem Fl. Blatte
(Vier schöne neue Lieder. Das Erste. Trauerlied auf den Todfall des
röm. Kaisers Franciskus. Wie geschwind kan sich verändern, die Freud
in eine Traurigkeit, Das Zweyte. Lasset uns mit David singen auf der
Harpfen. Das Dritte.. Im Schatten einer Eiche. Das Vierte. Nein, ich
‘hue nicht was man will. Nr. 107. o. O. und J. [ca, 1765]. 8%. 8. S. —
Wien, Stadtbibliothek 39.976—C [P. 65. 26561) enthalten und zeigt folgende
Abweichungen:
1, Lasset uns mit. — 1, ein Gesang. — 1; im]in. — 2, Als ihm war
Verdruß. — 2, Hat er seine. — 2, ‚Spielet auf in. — 3, Bethsabea ....
Frau. — 3, Sommerszeit. — 3, Wollt sich in dem. — 4, Ward sein Herz
vor Lieb. — 4, Er beruft sie in einen bedichten Sinn. — 4, Und bringt
sie zum Falle und Sünd. — 6, sollt] soll. — 64 Und bedacht sich in
seinen Sinn, | Wie er es auf Urie bringt. — 7, zum Königshof. — 8, ich
dir’s. — 8, Frau. — 8, geziemet ... auf einen. — 8, ausbleibet. — 9, in
des Königs Hof. — 9, Erden. — 10, Sonne ist aufgegangen. — 11, Kaum
als er dieses hat vernommen. — 11, in Hof geschlafen. — 11, Frauen
kommen. — 11, Ward. — 12, Gab ihm Brief an Generalen. — 12, Er
sollt Urie aufstellen vorne. — 12, des Feind. — 13, Kaum er dieses hat.
— 13, an fehlt. — 13, ihm eine Straf antragen. — 138, hat Unrecht. —
| An
Bethsabea hast bemackelt,
Auch genommen ihren Ehegemahl,
Tu Buß und wahre Reu und Leid,
David. denk, es ist schon Zeit.
14, eine auserwählen. — 15, eines. — 15, Dann der fehlt. — 15, Ja vor
allen folgt (!) zumal. — 16, die Hand. — 16, Als in’s... Erd. — 16, wird
meiner doch. — 17, Ich hab. — 17, Und sein. — 17, mir.
David und Bethsaba spielen im englischen Drama eine große Rolle,
vgl. darüber Max Dannenberg, Die Verwendung des biblischen Stoffes
von David und Bethsaba im englischen Drama. Diss. Königsberg i. Pr. 1905.
b) Lieder auf David:
3. (Nachtrag.) Dävidken sin Väder dat waß en schmuck
Mann. — J. M. Firmenich, Germaniens Völkerstimmen. I. (1841) 8. 123
beginnend: Hört es, woat ick ju seien will. hölt man no en
Bitken still.
13a.
7. (Nachtrag.) Der David und der Salomo. — John Meier, Kunst-
lieder im Volksmunde. (1906) S. LXI ff. (über die Verbreitung in Volks-
und Studentenkreisen); A. Kopp, Euphorion. IX. (1902) S. 284; K. Hage-
mann, Anstichlieder. (1897) S. 20 Nr. 11: Schauenburgs Alte und neue
Anstichlieder. (1896) S. 14.
9. Seht da liggt de grote ris mit sin lange dicke näs. —
Karl Müllenhoff, Zeitschrift für deutsches Alterthum und deutsche Litte-
ratur. XX, (1876) S. 9. Dieses Lied ist in ein Volksschauspiel von David
und Goliath aus Ditmarschen eingelegt, das Müllenhoff; a. a. O. XX.
S. 1 ff. ahbdrueckt.
IV. (zu Seite 57 £.)
Zur Übersicht der Lieder auf die hl. Anna ist noch nachzutragen:
83l. Hort Fraw Anna vnndt merckt mich eben. — F. W. E.
Roth, Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Litteratur Elsaß-Lothringens.
XVI. (1900) S. 203 Nr. 24.
32. Ain maget, ain maget ging zu dem prunnen durch
vnser sel heyl. — L. Erk, Alemannia. IX. (1881) S. 162. — Aus dem
Anfang des 16. Jahrhunderts.
33. Ein Baum ist aufferstanden, ist globt in allen Lan-
den. — W. Bäumker, Das katholische deutsche Kirchenlied. II. (1891)
S. 31 Nr. 34. — Aus dem Jahre 1676.
84. Der Stoff des Liedes Nr. IV. (s. auch S. 56) ist noch in einem
dritten Liede behandelt, ohne daß dieses jedoch die Urform zur Schottky-
Fassung wäre:
1. Nun hör, mein frommer Christ,
Wie getreu St. Anna ist.
Mein Christ, tue nicht verweilen,
Tue nach St. Anna eilen,
Dann sie ist süß und mild,
Den Armen allzeit hilft.
2. Ein Dorf ware bekannt
Inmitten Sachsenland,
Ins Böhmen täts gehören.
Nun hört was dort geschehen
Mit ein St. Anna Bild,
Ganz gnadenreich und mild.
3. In den verfloßnen Jahren,
So drei und vierzig waren,
Drei arme Waislein waren
Bei drei, fünf, sieben Jahren.
Die Eltern waren tot,
Es war kein Hilf noch Rat.
4. Da war ein große Not
Wohl um das liebe Brot.
Der Knab von sieben Jahren
Die andern muß ernähren,
Muß betteln früh und spat,
/sammtragen Stücklein Brot.
5. Zur harten Winterszeit
Der Knab halb unbekleidt
Kunnt wahrlich nicht weit gehen.
«m Dorf hats wenig geben,
Man sagt: Ach, helf dir Gott,
Wir. haben selbst kein Brot.
L27
6. Der Knab fing z’ weinen an,
Sprach: Solln wir sterben dann!
Ach, Schwester, nicht verweil,
Zur heilgen Kapellen eil!
Die in dem Dorf gewest,
Allwo sie sich getröst.
7. Sie schrien alle drei:
St. Anna, steh uns bei!
St. Anna, wir dich grüßen
Und fallen dir zu Füßen,
Drei arme Waiselein,
Die hier verlassen sein.
8. Sie hörten eine Stimm:
Nehmt dieses Brot dahin,
Tut nur nach Hause gehen,
Ich will euch schon versehen,
Will euer Mutter sein,
Ihr arme Waiselein.
9. Sie nahmen ’s Himmelsbrot,
Sagen: Bezahl dir’s Gott!
Wir wollen dir schon folgen,
Tu uns mit Brot versorgen.
Sie nahmen ’s liebe Brot,
Gehen nach Hause fort.
10. Das Brot nahm niemals ab,
Was ihnen St. Anna gab;
Bis die Leut seind hinkommen
Und haben’s zu sich genommen,
Eine hohe Geistlichkeit,
Die solches haben beschaut.
11. Nun hör, mein frommer Christ,
Wie getreu St. Anna ist.
Tut alle zu ihr gehen,
Sie wird euch schon beistehen
In aller Angst und Leid,
Wie auch in Todesstreit.
Druck: 14 der armen. — 4; Zusamm. — 6, zu. — 6, Sprach: Sollten
wir sterben vor Hunger dann. — 6, Schwesterlein, nur nicht. — 6, hei-
ligen. — 6; den. — 8, Und will. — 9, das. — 9, das.
(Drey schöne Lieder: Zu der Heiligen Mutter Anna, Das Erste: O
Mutter Anna, mein Verlangen, sey etc. Das Andere: Zu dir, O St. Anna,
will ich mich jetzt etc. Das Dritte: Nun hör mein frommer Christ, wie etc.
Bild: Hl. Anna hält Jesukind am Schoß, daneben steht die hl. Maria,
während Engel eine Krone mit einem Spruchband darüber halten. Ge-
druckt in diesem Jahr [ca. 1800]. o. O. 8°. 8 S. — Graz, Steiermärkische
Landesbibliothek 49 1384).
Die Quelle dieses Liedes ist ein lateinischer Schwank des schwäbi-
schen Humanisten Heinrich Bebel (Facetiae 3, Nr. 81. 1558 = Schwänke.
Übersetzt von A. Wesselski. II. [1907] S. 36 Nr. 81), wie Johannes Bolte
‘Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. XIII. [1903] S. 221 Nr. 12) nach-
gewiesen hat. Der Schwank ist demnach das ältere, nicht das Lied, wie
Franz Weinkauff (Alemannia. VII. [1879] S. 18) meint, der den Schwank
aus dem Liede hervorgehen läßt. Der Stoff selbst wurde mehrfach dich-
terisch verwertet, so von Fischart (vor 1575), Matthias Holtzwart (1581)
und von einem anonymen Dichter, der unser Lied kannte; Joh. Ludwig
Prasch hielt über dieses Thema 1671 eine weitläufige lateinische Rede
'man vgl. darüber Bolte, a. a. O0. XII. S. 222 und Joh. Fischarts Werke.
ed. A. Hauffen. I. S. LXXVII£. Nr. 11), Schon Luther sagt in einer
seiner Tischreden 1542, der Kuckuck meine, er könne tausendmal besser
singen als die Lerche (A. Wesselski, a. a. O, II. S. 126 Nr. 81). Viel-
leicht liegt hier der Keim zu unserer Geschichte?
Birlinger-Crecelius, Alemannia. XII (1884) S. 71 geben die Varianten
des Druckes bei Jac. Regnart (1580). Wenn diese und, ihnen folgend,
Bolte (a. a. O0. XIII. 221 Anm.) angeben, daß Seckendorfs Musen-Almanach
für das Jahr 1807. S. 408 ebenfalls unser Lied enthält, so ist diese An-
yabe zu streichen, da sie einer Grundlage entbehrt. Hinzuzufügen ist
noch: Paul von der Aelst, Blümm vnd Außbundt allerhandt Lieder. 1602.
Nr. 46 (Hoffmann von Fallersleben, Weimarisches Jahrbuch für deutsche
Sprache, Litteratur und Kunst. II. [1855] S. 339).
IVb, (zu S. 4 und 59.)
nA
IX. (Zu 8. 8 und 63 ff.)
Eine noch ungedruckte Fassung samt Weise:
43: ER
SS
— I
|}
mz. —
——_ — A
zn
=
id 4
* ba au, mein liabe Nz- ni, geh, leih ma d’Lote(r)n; es is
ai
zZ A— nn
Een
vr
drau-Sßn stock - fin - sta und leucht gär koaf Ste(r)n. — U. 1.
2. Geh, tua ma’s nur leiha, Und mit an sölchern Lote(r)ndl
Es liegt ja nix dräß, Hät an iada sei Freud, — U 20a.
'S Lote(r)ndl ghört unsa, 5. An Buam hän is glieha,
Geht koan Menschn nix af. — U 2a. Weil’s stockfinsta wär;
3. Aba du, mein liabe Nani, Nix sollt ma herleiha,
Warum leichst es denn her? Dös is amäl währ. — U 18a.
Koaf sölchtas Lote(r)ndl 6. An Krächa hät’s gmächt
Kriagst gwiß nimma mehr. — U 19a. Und dö Scheibn dö wär ein; — U 16.
4. Es is net z’groß und nit z’kloaüi, ’S Lote(r)ndl is brocha,
Is nit z’eng und nit z’weit Koaß Scheibn is mehr dreifi, — U 17a.
(Heuraffl bei Friedberg, Deutschböhmen. Uberliefert von Frau Mila
Moherndl], aufgezeichnet von F. F. Kohl.)
Ein mit Vierzeilern vermischtes Lied des Böhmerwaldes, das eigent-
lich mit Str. 7 endet, hängt infolge Assoziation (bedingt durch 7) noch
zwei Strophen (U 1 und 1la) des Laternenliedes an, ohne daß jedoch die
obszöne Bedeutung zur Geltung kommt:
" Baide.
7 Dn 7 A IN
KEa—R—— ERE TERE S
SE FE
FE
roa -sn drei Iu - sti-ge Schreiber in’s Lind und wia’s
+
ah
ES
m .
FE
_ m FA—
„A
ro0a - sn. wölln’s Baufr)nstochta schaun. —
m
Sn
Sie
s
Eo
a _
83. „I mäch ja net auf und i lieg in da Ruah und es
Blümml, Quellen und Forschungen. VII.
129
=
schreit j% wohl öf-ters a
be
Ju -sti- ga DBua.“
2. Geh, herzigschöns Dirnder], 6. Dös woaß i a so,
Geh, mäch a weng auf Daß i d’ Schöna net bin,
Und es sand jä 'dö drei lustigen Daß i für drei Schreiba
Schreiba heraußt. (I.) Net aufgwäxn bin. (II.)
3. I mäch jä net auf 7. Geh, herzigschöns Dirnderl,
Und i lieg in da Ruah Warum denn so stolz?
Und es schreit jä wohl öfter Es is so stockfinsta
A lustiga Bua. (II.) Dä durchi durch’s Holz. (I.)
. „ 8. Geh, herzigschöns Dirnderl,
DE: A Justiga a Schuah Geh, leich ma _d’ Lote(r)n,
Dee Gear am Schuah Bf 50 stockfineta
N 9 nd leucht uns koafi Ste(r)n. (I.
Der kleckt läng mit an Päar. (II.) 9. I känn engs net A 3
5. Geh, herzigschöns Dirnderl, Und hätt nix davoä,
Warum denn so schnell? Es tat’s ma’s zsämmbrecha
Du wirst jä dö Schöna _ Und rennat’s davon.
Net saß auf da Welt. (I.) (oder: Und i hätt in Schädn). (II.)
(Heuraffl bei Friedberg im Böhmerwald, Deutschböhmen. — Ver-
mittelt durch Frau Mila Moherndl in Wien.)
Als studentisches Anstichlied tritt U 1+2a auf: O. Hostmann, All-
yemeines Kommersbuch: Burschen heraus! (1895) Anstichlieder. S. 1a.
X. (Zu 8. 66£.)
Zu der Literatur, die den Koitus im Bilde des Vogelfangs behandelt?),
wäre noch nachzutragen:
4. (Nachtrag.) Als sonstens Zinthia. — Unter den im Jahre 1802
konfiszierten Liedern der Solbrigschen Druckerei beginnt eines: Als ein-
stens Lincia (Arm. Tille, Mitteilungen des Vereins f. sächsische Volks-
kunde. III. 5 [1904], S. 134); ob es hierher gehört, läßt sich nicht entscheiden.
5. (Nachtrag.) Es san halt in menschlichn Löbn. — A. Schlossar,
Deutsche Volkslieder aus Steiermark. (1881) S. 380 Nr. 343.
8. Höret, ihr Herren, gehet mit zum Vogelfang.— Ebenfalls
ein 1802 konfiszierter Solbrigscher Druck: A. Tille, a. a. O0. II. 5, 8. 184.
9. Frau, bring’s Vogelhäusel. — Solbrigscher Druck, 1802 kon-
fisziert: A. Tille. a. a. O0. III. 5. 8. 135.
ı) Die Vorstellung vom Fang der närrischen Männer als Vögel ist
im 15. und 16. Jahrhundert in Wort und Bild sehr verbreitet, man vgl.
darüber die reichlichen Belege bei Joh. Bolte, Georg Wickrams Werke.
V. (1908) S. LVII f. Anm. ?!) und Zeitschrift des Vereins für Volkskunde.
XIX. (1909) S. 55. — Hierher gehört auch folgender derbe Schwank:
Eine alte Frau begegnete einem jungen Burschen, der das Hosentürl
offen hatte, und sagte zu ihm: Sie, junger Herr, machen Sie ihr Hosen-
türl zu, sonst fliegt Ihnen der Vogel davon! — Hab keine Angst, Alte,
in Dein Vogelhäusl fliegt er doch nicht hinein.
(Geschr. Liederbuch eines Soldaten vom Infanterieregiment Nr. 59.
Erzherzog Rainer, aus den Jahren 1902/03.)
130
10. Ein neues Lied von dem Zeiserl.
1. Wird mir die Zeit so lang, wo geh ich hin,
Ist mir so angst und bang, wo ich nur bin.
Geht mir ein Gspandel ab, kann’s nicht erlangen,
Wann ich’s nicht bald bekomm, stirb ich vor Gramen.
Ei, so möcht ich lieber Einsiedler bleiben,
Wann ich nur könnt die Mucken vertreiben. |
2. Es richt sich in der Welt alls paar und paar
Und ich soll es allein verlassen gar.
Gehn so viel Leut auf der Gassen spazieren,
Es tut ein jeder sein Gspandel mitführen
Und ich sollt leben ganz allein,
Das machet mir [so] große Pein.
3. Allein bleib ich nicht, es ist alls umsunst,
Eh ich mein Gspandel laß, treib ich ein Kunst.
Geh halt in die Au hinaus, will Vögel fangen,
’s Glück, das ist kugelrund, kann was erlangen.
Richt auf mein Vogelgarn, wie es soll sein.
Kleiner Bue, jag mir ein Zeißerl herein.
4. Holla, es fludert schon, weil ich’s nur sieh,
Muß geschwind außi gehn, muß zuhi ziehn.
Ist es ein Gimpel, so kenn ich’s im Pratzel,
Kenn ja kein andern Vogel als wie ein Spatzel.
Aber mein Zeißerl, das kenn ich vor allen,
Hat zwar kein Federl nicht, laßt [d’] Flügerl fallen.
5. Nein, nein, mein Zeißerl, du kommst mir nicht aus,
Du bist mein Gspandel, mußt mit mir nach Haus.
Der Vogel ist mehr wert als tausend Bandel,
Hat sich verraten in sein langen Gewandel.
Weil du ein Paperl bist, der reden kann,
Hab dir’s gesehen in dein Schnaberl an.
6. Izt ist mir die Zeit nicht mehr so lang,
Es ist mir auch nicht mehr so angst und bang,
Weil mir mein Zeißerl oft ein Gspaß tut machen,
Daß ich von Herzen darüber muß lachen.
Gar ein heimliches Tier hab ich erhascht,
ISt und trinkt, schlaft bei mir die ganze Nacht.
Druck: 1, gehe. — 1, Gramen] Krumen. — 2, gehen. — 83, umsonst.
3, erlangen] bekommen.
(Vier schöne neue Weltliche Lieder. Das Erste: Ein neues Lied
vom Zeißerl. Wird mir die Zeit so lang etc. Das Zweyte: Bin_ich dann
zu nichts gebohren etc. Das Dritte: Es liegt ein Schlößlein in Österreich,
Das Vierte: Wann werd ich dich dann wieder sehen. Gedruckt in diesem
‚Jahr [ca. 18001. 8°. 8 S. — Wiener Stadtbibliothek 39. 976 — C [65a. 2740)
11. Das Vorelliad.
7 Te
hi .
tt
‚m
ei
-ne
H
err
n
. seid’s st
ill
„W
eil
i
o0an
Ds
sin
- ga
„—
Sr u IE
will, bei da Nächt, i bitt, mei - ne Herm, seid’s still. weil
AL
——
7
ü*
1
31
EM ZA
SZ ESS
i oafs sin-ga will. Es sind zwär kei-ne ra-ren Sächen, doch
==
glaub ich, es gibt wäs zun 1lä-chen, es is zum Zeit ver-
Me
dd
Vo =
NZZ ——;';.—
treibn. von an Männ. und von an Weib, bei da Nächt, es
e
Ad
A
is‘ zum Zeit - ver-treibn, von an Männ und von an Weib.
vn Schluß bei 8. Strophe.
SE S=—= =...
Drauf säer ii: Gua - ti Nächt, du häst ’n hält um-brächt.
“=
2. |: Neuli sägt’s Weib za mir: Sie tuat si ja gär nit läng bsinna,
Geh, Mäß, 1äß redn mit dir, :| bei InSchups wär’s mit den Vogt} drinat?).
da Nächt. : Der Vogl%) wär wiff*) und fein,
Geh, tua mar in d’ Städt neiflaufn Schliaft glei in’s Häusl hinein, -
Und tua mar etwäs Neues kaufn; bei da Nächt.
|: Geh, mäch mar amäl dö Freud, 6. |: Awa liawa Mäß, o meiß,
Denn es is schofi gär nit weit, :| bei Däs muaß a Fink wohl seif, :| bei
da Nächt. da Nächt.
3. |: Drauf säg i, gib an Fried, O Mägß, dein Vogl is prächti,
[ bring da schofi wäs mit, :| bei da Glei is a kloafi und glei groß-
Nächt. mächt!.
I känn äwa mit ihr nix &üfänga. - |: Awa Mäf, dei Vogl is brav!
Jetzt bin i glei in d’ Städt neifigänga. Sie streicht ’n glei ban Schwaf, :
|: I häb ihr spät auf d’ Nächt bei da Nächt.
An Vogl mitgebrächt, :| bei da mn
Nächt. O Mäß, dein Vogl is volla Finessn,
4, |: Wia sie den Vogl sicht, Er tuat nix äls wia-r-ummastößn.
Mächts glei a freundlichs Gsicht,:| ‘: Drauf säg i: Mein liabs Kind,
bei da Nächt. Der Vogl is gänz blind, :| bei da
O du meif liawi, guati Nanı, Nächt.
Der Vogl ghört für di allanı, 8. 4 O du mein liawa Mäß,
|: Spirrn nein ins Voglhaus Der Vogl is davoß, :] bei da Nächt.
Und 188’'n' nimmer aus, :| bei da ([s denn äwa däs nit zan Fluachn,
Nächt. Geh Mäß, hilf mir den Vogl suachn.
5. |: Jetzt bringt’s bei meiner Ehr : Sie hebt in’s Greifn äf
Ihr Voglhaus!) daher, :| bei da Und sägt: I häb’n schofi, :| bei da
Nöscht. Nächt.
1) vulva. ®%) drinnen. 3) penis. *) lebhaft, schnell. 5) Der Anfang fehlt.
122
9. |: Awa Mäiü, wäs is denn däs,
Der Vogl is gänz näß, :| bei da
Nächt.
Früha wär er um d’ Hälfte schlimma,
Jetzt liegt er da und rührt si nimma.
!: Drauf säg i: Guati Nächt,
Ju höäst’n hält umbrächt, :| bei da
Nächt.
(Finsternau, Gb. Schrems, N.-Ö. ca. 1850. — Mitgeteilt von Lehrer
Raimund Zoder in Wien. — Das unter 7. auf S. 67 mitgeteilte Lied ist aus
diesem Lied hervorgegangen.)
12.
6
JE
FE
> .
&nat-zn, 18, Spät-zn han
L
JE
iX
2. Wurzkraustu
amt
+——
A 7
| _ ei
näu - zE-bersberg d’Früahmess vasamt und da-
. ur-Wel:
u
— =
ml
VE m
v— ———}——
————————————— «%
„2. Sitzt a kloans Vögei 3. I tat da ’n schof leiha,
Am Ställfirst drobn, Jä, mein liaba Bua,
[ tat ma ’s ge(r)n fänga. Er is ma hiazt brocha,
Mensch, leich ma dein Klobn?). Er zwickt ma zweng zu.
(Heuraffl bei Friedberg, Deutschböhmen. — VUÜberliefert von Frau
Mila Moherndl. aufgezeichnet von F. F. Kohl.)
wei]
San
z’E-bers-berg d’Früahmess vasamt.
XI. (Zu 8. 9 und 67.)
Weitere Drucke: Steiermark (A. Werle, Almrausch. [1884] S. 290)
und Deutschböhmen (Reiter-Wickenhausser, 32 Volkslieder, [1910]
S. 32 Nr. 20).
Eine vollständigere Form des Liedes, die in sich geschlossen ist, mit
sehr prosaischem Ausgang stellt folgendes vor:
3. Dirnal, was hast dir denn denkt,
Wirst mir dein Herzal hast gschenkt?
Hast glaubt, i wir dein Mann,
Hast denkt, du hast mi schon;
Heiraten, da wird nichts draus,
" bin aus ein gar guten Haus.
4. Dirnal, was fangst du jetzt an,
[tzt hast kein Buabn und kein Mann ?—
Ei, was frag i darnach,
Schlaf halt die ganze Nacht,
Lieg halt allan in mein Bett,
Deßweegn da stirb i no nöd.
1) geammt = (als Amme, Mutter) gepflegt (vgl. Schmeller-Frommann,
B. Wv. 1.3 74).
2?) Zu klieben, zerspringen, spalten, also = Spalt, Sprung, vulva.
133
5. Dirnal, wann ich’s recht be-
tracht,
Hast du mi um viel Geld gbracht,
I hab alls dir anghängt,
Aber jetzt hab i denkt:
Tua du dein Geld zusammsparn
Und laß die Madel ganz fahrn.
6. Dirnal, mir gehts jetzt recht
speer,
Denn mein Geldbeutel is leer
Und du kannst mir nix gebn,
Das is a traurigs Lebn,
Drum schau i, daß i weg kumm,
So a Liabschaft is mir z’ dumm.
7. Wann i di heiraten tät,
I wußt nit, was i da hätt,
I wurd a Herr Papa,
Wia i in Pfeffer war,
Wußt mi vor Elend nit aus,
Drum reis ich jetzt lieber z’ Haus.
(Des Burschen Abschied von Wien. Nach eigener Melodie. Bild:
Wanderbursch auf der Brücke dem Mädchen zuwinkend. Druck und Ver-
jag von M. Moßbeck, Wien Neubau, Hauptgasse Nr. 241, o. J.!) 8° 48.
— Wien, Stadtbibliothek 39. 976.)
XII. (Zu S. 9 und 68f.)
a.
1. Wia hell scheint der Mond Und 1äß dir einen mäln,
Und wia kühl is’s auf der Erd Bei der Nächt. — 3b).
Und geh, Dirndl, 138 mi eini, 6. Zum Mäler geh i’s net
I bin schon gänz dafrert, Und mäln 1äß i mir koan net,
Bei der Nächt. — U. 1a. Wenn mir’s koana gfälln tuat,
2. I 1äß di net eini, Aft schick i’s glei um di,
[ häb wäs erfrägt, Bei der Nächt. — 42«21).
Daß du däs ändre Nächtlein 7. Um mi brauchst du net schickn,
Ein ändres Madl häst ghäbt, I war da wenig z’ schöf,
Bei der Nächt. — 1b und Anmer- Du glaubst hält,
kung 3. [ wollt dir aussagehn,
3. Wer hät denn däs geplaudert? Bei der Nächt. — 4bß.
Wer hät denn dir’s gesägt, 8. Um mi brauchst ä net schickn,
Daß i dös ändre Nächtlein [ war da z’ wenig reich,
Ein ändres Madl häb ghäbt, T_ tat dir’s hält net aussagehü,
Bei der Nächt. — 2a. Aft wern mir’s beide gleich,
4. Mir hät däs niemänd plaudert, Bei der Nächt. — 4ba2).
Mir hät’s & niemänd gsägt, 9. Der Bua der geht von Fensterl
Daß du däs ändre Nächtlein weg,
An änders Madl häst ghäbt, Begibt sich auf die Haid
Bei der Nächt. — Anmerkung %. Und sucht sich ein änders Dirndl
5. Dir is hält koana schön gnua, auf,
Dir tuat hält koana gfälln Däs ihn viel besser gfreut,
Und du kännst hält zun Mäler gehü Bei der Nächt. — V, 2%).
(Geschr. Soldatenliederbuch des Agydius Haidinger vom Infanterie-
regiment Nr. 27, König der Belgier, 1908. — Dieses Regiment rekrutiert
sich aus Steiermark.)
1) Eine Lithographie. Matthias Moßbeck, Kupfer- und Steindrucker,
druckte am Neubau von 1864—1866 (s. Anton Mayer, Wiens Buchdrucker-
geschichte. II. [1887] S. 339).
2) Sonst wird dies vom Mädchen gesprochen.
4) Sonst spricht dies der Bursche.
12) Diese Strophe ist unter Einfluß irgendeiner steirischen oder salz-
vurgischen Form (Seidl, Süß) angehängt worden.
1) Drückt gedanklich das gleiche aus wie U V. Unser Lied gehört
daher zu Gruppe 1: Abbruch der Beziehungen für immer.
3. + a
“1 4
Fr
Er: 1. Wia hei-ter is da Himmel, wia kühl is’s auf der Erd, schöfis
ee
Dia -nei, lau nr e1ı-ni, be-volr)s mi 7änz da-frert, schöfs
‘ZI
a
FE
3
ZZ
Dia-nei, läß mi ei - ni, be-vo(r)s mi gänz da-frert.— U. 1a.
Sie: 2. Und di wänn’s glei dafrern tat, |; Und wänn i gern & Schöne hätt,
Däs war ma jä. wohl recht, Aft kimm i nur um di. :| — 430.
|: Denn du häst soviel Mader] Sie: 5. Zu mir derfst du net kema,
Und koane tuat da recht. # ) ® Meiä Herzerl is mir leer,
3. Und koane tuat da recht |: Um mi derfst du erst kema,
Und koane tuat da gfälln Wänn sunst koan ändrer wär. :|
Il: Und wännst du gern a Schöne — 4bB.
© „hättst, 6. Wänn sunst koan ändre wär
So 14ß dar oane mäln. :| — 3b. Und wänn sunst koan ändrer is,
Er: 4. Wäs tat i mit ara gmälna, |: Aft derfast du erst kema.
Dö is j& net für mi Wer woäß’s, wa(r)s dä no gwiß! :[ 1)
(Heuraffl bei Friedberg im Böhmerwald, Deutschböhmen. — Ver-
mittelt von Frau Mila Moherndl in Wien.)
XV. (Zu 8. 11 und 71.) .
Eine teilweise Neues enthaltende Fassung folge:
1. Wiascheintnitda Mond soschön, 4. Mir is heunt gär nit guat,
Muaß zu mein Dirndl gehn. Weil mir da Kopf weh tuat,
|: ’S Wetta is ä recht schön, |: Kännst wieda weita gehü,
Drum muaß i gehn, :| bei da Nächt. I mäg nit aufstehü, :| bei da Nächt.
— U.1. — U.4.
2. Wia i zum Fensterl kimm 5. Wänn dir da Kopf weh tuat,
Und a neus Liadl sing, Is’s in Bauch ä nit guat;
|: Draht si(ch) meif Schätz glei um, |: Bleib na glei liegn,
Frägt: Wo gehst um, :| bei da Nächt? Häst an ändern Buam drinn, :| bei
— 0.2. da Nächt. — U. 5.
6. Wenn i oan herinn tat häbn,
Wurdst ihn bäld aussijägn,
|: Du wurdst bäld fertig sein
Und gingst herein, :| bei da Nächt.
— U...
3. Wo i werd umagehü,
Däs solltst wohl selbst vastehn;
|: Daß i zu dir hergeh,
Däs woaßt j& eh, :/ bei da Nächt.
—— U.
„. 14) Infolge Vergessens von U1b—3a wurde aus U1a und U8b eine
Übergangsstrophe, unsere Str. 2, zusammengestellt.
15) Eine weitere Ausspinnung der 5. Strophe (U4bß), um einen Ab-
schluß zu erzielen.
x
7. Wenn i ihn tat aussikein, 8. Wer hät dies Lied erdächt?
Wurd’s ihn ja & nit gfreun. Ein Deutschmeister auf da Wächt.
|: Bleibts na beinänd . |: Aus Spott hät er däs Lied
Und mächts aus enka Schänd, :/ bei Für seiüi Dirndl erdicht, :| bei da
da Nächt?). — U. 7. Nächt!). — [U. 9.]
(Gegend von Donnersbachwald, Gb. Irdning, Steiermark. — Hds. 1414
des Steiermärkischen Landesarchivs in Graz. S. 10f. — Aus ca. 1890.)
XVII (Zu S. 76 ff.)
Zu den Liedern über Adam und Eva:
3. Nachtrag.) Jetzt wollen wir singen ein Liedlein, ein
neu’s. — Hierher auch folgende Fassungen:
g}
GE
In al
1. Tatzt sin-gan ma wie-der a Lia-dl a neugs, a Lia-dl a
ZZ
GB
neugs, — Vastehst! — von A-dam und E-va in dem Pa -«-ra-
A
fan
ZI
nn mm
En
=
ba
——_ —
a (I „Zn
deis. in dem Pa-ra - deis. Va - stehst!
2. Iatzt hät halt dö Eva an |: Apfl äbrockt, :| — Vastehst! —
Und hät’n in Adam in’s |; Maul aßhi gschoppt.:| — Vastehst!
3. Iatzt kimmt hält Gott Väter und |: sägt: Wäs häst tän? :| — Vastehst!
[atzt sägt hält dö Eva: Ja, |: i und mein Män!:| — Vastehst!
4. Iatzt läßt hält Gott Väta dö |: Engeln ruafn, :| —. Vastehst! —
Und läßt hält dö Kräm dä |: glei aussiwerfn. :| — Vastehst!
5. Der Adam und d’ Eva dö |: schwimman über’n See, :| — Vastehst! —
Dö Eva geht unta, der |: Adam in d’Höh. :| — Vastehst!
(Heuraffl bei Friedberg im Böhmerwald, Deutschböhmen. — Ver-
mittelt von Frau Mila Moherndl in Wien. — Die 5. Strophe bildet sonst
ein Schnaderhüpfel für sich, vgl. Blümml, Anthropophyteia. II. [19051
S. 77 Nr. 42 und Lit. ebd. III. [19061 S. 170 Nr. 42.)
b) ’s Adam und Erva-Lied.
. |
——— Tri ———E— —
a: BEE Ts
AH - A mm
l. Hiaz wir i Enk sin-ga a Lia-dl a neugs, a DLia-dl a
>
=
J =
a BZ
OT m ——
neugs, a Lia- dl a neugs, von A-diäm und E-va in
1
— Mm
++
1) Der zweite Teil der Strophe nur hier belegt.
136
eahn Pa-rti-deis, in eahn Pa -rı - deis, io dio.
KAMEN Kim
m —
m — ——
2. Gott Väda hät gsägt: „Von den Bam eßts ma. nit!
Sonst hau i Enk aussi, kriagt’s Enkeri Wichs!“
83. Sagt die Eva zun ,Adäm: „Schau aufi am Bam,
Dort hängt a Trumm Apfel, den möcht’ i gern häbn!“
4. Der Adam, der Tollpätsch, tuat d’ Ast glei vanänd,
Und gibt hält der Everl ’n Apfel in d’ Händ!
5. Sö essn ’n Äpfel, dös wär hält a Sünd,
Jä, daß eahü da Säft über's Maul äbarinnt.
6. Gott Väda häts gsegn, der ällwissend MäG,
Dä sägt a: „Os Luadern, wäs häbts hiaz davon?“
7. Gott Väda schickt d’ Engl. Jä, päckts enk glei zua!
Der Adäm hät trenzt und die Eva gröhrt gnua.
8. Dös is hält die Erbsünd, wir teans ä, wenn’s geht.
Drum, Leutl, eßt Apfel, so läng da Bam steht.
(Weißenbach im Ennstal, Nordsteiermark. — Mitgeteilt von Schul-
leiter K. Reiterer in Weißenbach.)
c) ’s Adämliad.
MN
d3— — EEE
af _ Pas te = ZE—
1. Und wia h£lt Gott V°- 6 dö Welt hät er-dächt. di
A ;z«
be. . ZA
hät er den Ä-däm hält A mit da-schöfft. Hol-la-da re -i
AZ
=
En SE
Seel
hol-la-da re-i Jo - i
EEE
ho
2. Und hiazt wurd hält den Adäm dö Zeit a so läng,
Wurd eahm um die Mitt uma ällaweil bäng.
3. Hiazt hät eahm Gott Väder an Schläftrunk eiügebn
Und dä muaß si da Adäm hält glei schläffa legn,
4. Und wia hält da Adäm schoß gschläfa hät,
So hät eahm Gott Väder a Ripp aussaghäckt.
5. So hät eahm Gott Väder a Ripp aussaghäckt
Und hät aus dera Ripp, dö Eva draus gmächt.
6. Und wia hält da Adim dö Eva hät gsegn,
So is eahm um d’ Mitt uma glei leichta gschegn.
7. Da führt’s hält Gott Väder in’s Paradeis eif:
„Und ällas dä umadum, ällas ghört meif!
8. Von älle Bam därfts essn, von den Bam därfts nit;
Der ma vo den Bam wäs ißt, kriagt ma wix wix.“
9. Hiazt hät hält dö Eva an Äpfl äbrockt
Und hät’n den Adäm in Höäls äwigschoppt.
137
10. Und wia hält da Adäm in Apfl hät bissn,
So hät a glei drauf in die Hosn gschissn.
„11. Hiazt kimmt Gott Väder und fängt glei recht än:
„Ös Himmlkreuztausend, wäs häbt’s denn hiazt tän?“
12, Dö Eva drauf sägt: „I bin nit schuld darän,
Da Adäm soll gscheida seiß, er is mei. Männ.“
13. Hiazt läßt hält Gott Väda dö Engln zsämmruafa
Und läßt dö Bagaschi glei aussiwerfa.
14. „Und werft’s ös nur aussi und spirrt’s ös fest zua,
Sunst gibt dö Bagaschi draußt ä no koaf Ruah.“
‘Natschbach, Gb. Neunkirchen, N.-O. — Aufgezeichnet 1905.)
6. Als Gott dem Herrn die Zeit war zu lang. (Nachtrag.) —
J. M. Firmenich, Germaniens Völkerstimmen. II. 266; danach: Curt
Müller, Deutsche Volksdichtung in der Oberlausitz. (1901) S. 67 (Schlesien).
— Als Studentenlied: C. Winter, Heidelberger Akademisches Taschen-
Liederbuch. (1900) S. 52 Nr. 77; O0. Hostmann, Allgemeines Kommersbuch:
Burschen heraus! (1895) S. 115 Nr. 284, — Eine Fassung aus Imst, Tirol
(vermittelt von Herrn Kooperator J. Pöll in Arzl bei Imst), die textlich
zu Greinz-Kapferer stimmt. hat folgende Weise:
Jar nr and LANZ CASH
Ka Vi ==
1. Als dem lie-bn Herrgott die Zeit wär zu läng, dä schuf er den
bi —— zz RL. ZZ
== Ss _ =
A-dam aus Pfei-fn-pDporz-lan, tra-la tra-la tra- 1a 1a la
k—z- A b=r= }
=. HP = SE
1a tra-la tra-la tra-1la 1a 1a la.
Zn e 22
7. Da Gott in seiner Herrlichkeit schwebt oder: Wir kommen
daher aus ... (Nachtrag.) — K. J. Schröer, Deutsche Weihnachtspiele
aus Ungern. (1858) S. 125f. Str. 3—8; 129f. Str. 9—14; 133 Str. 15—17;
134 Str. 18; 1835 Str. 19f.; 138 Str. 21; 139 Str. 22; 143 Z. 25; 148. —
A. Hartmann, Volksschauspiele. (1880) S. 14, 41, 47 und 51. — J. B. Wecker-
lin, Chansons populaires de V’Alsace. I. (1883) p. 152, 160, 182, 186. =
Joh. Bolte, Alemannia. XVII. (1889) S. 125 V. 13ff.; 127 V. 75ff.; 1338
V. 225ff. und 2411. — K. Klimke, Das volkstümliche Paradeisspiel und
seine mittelalterlichen Grundlagen. (1902) 8. 84£., 87£. (über die Verwandt-
schaftsverhältnisse der verschiedenen Fassungen). — K. Weinhold, Weih-
nachtspiele und Lieder aus Süddeutschland und Schlesien. (1853) S. 303,
305, 307£., 331; dazu Klimke. S. 89. — S. Laschitzer. Carinthia. 84 (1894),
S. 831.
8. Als der liebe Gott die Welt geschaffen (Nachtrag). — Als
studentisches Anstichlied: Schauenburg’s Alte und neue Anstichlieder.
Lahr 1896. 8.5.
14. Adam und sein liebes Weib kamen einstin einen Streit.
— Unter den im Jahre 1802 konfiszierten Solbrigschen Drucken findet
sich auch dieses Lied: Arm. Tille, Mitteilungen des Vereins f. sächsische
Volkskunde. III. 5 (1904) S. 135. — Abdruck: Osk. Dähnhardt. Natur-
3x
sagen. I. (1907) S. 233. — Handelt darüber, wie Adam zu seinem Bart und
Eva zu ihrer Behaarung kam; ein Motiv, das Dähnhardt a. a. O0. I. S. 228ff.
eingehend erörtert.
15. A, a, a, ey Adam sey nur ja. — Ein Solbrigscher Druck. aus
dem Jahre 1802, dessen Hiehergehörigkeit aber nicht sicher ist, da nur
die Anfangszeile vorliegt (G. Witkowski, Mitteilungen des Vereins für
sächsische Volkskunde. IV. 9 [1908] S. 303 a).
16. Die Schöpfung.
1. Gott schuf durch das einzige Wörtchen: es werde,
Den Himmel, die Luft und aus nichts auch die Erde
Und machet aus Lehm eine Mannesgestalt,
Groß, prächtig und herzlich, mit lieblicher Miene.
Begabte den Körper mit Geist und mit Sinne
Und gab ihm auf Erden die herrschende Gwalt.
2. Nun wurde dem Adam so ängstlich, so bange
Und unter den Tieren die Zeit schon so lange,
Er wünschte was anders zu seinem Behuf.
Gott konnte den Jammer nicht länger mehr hören,
Er mußte dem Adam die Bitte gewähren;
Worauf Gott die Eva zum Weibe ihm schuf.
3. Nun waren die Wünsche des Adams erfüllet,
Die brennende Sehnsucht auf einmal gestillet
Und Adam, dem war nun die Zeit nicht mehr lang.
Er drückte sie herzlich, sie herzte ihn wieder,
Er küßte sie feurig und legten sich nieder
Hin unter den wirbelnden Vogelgesang.
4. Nun hat die Begierde das Weib überwunden,
Sie packte den Adam und legte sich unten
Und war über diese Erfindung schon stolz.
Doch glaubte sie noch mehr Vergnügen zu spüren,
Wenn sich der Adam ein bißchen tät rühren,
Doch Adam lag ruhig und still wie ein Holz.
5. Gott sah das Spektakel, doch ließ er sie gehen,
Nur fürcht er, es möchten die Engel es sehen,
Und schickte den Erzengel Raphael ab.
Befahl ihm zu räuchern mit glühenden Kohlen:
Ich will, daß die Engel es nicht sehen sollen,
Sonst fliegen sie alle zur Eva hinab.
6. Jetzt räucherte Raphael beinah zum Ersticken,
Da fiel dem Adam eine Kohle auf den Rücken.
Jetzt jucket und zuckt er von brennender Glut,
Bald stampft er mit Füßen, bald streckt er die Glieder
Und fährt mit dem Hintern bald auf und bald nieder,
Und Eva sprach stotternd: So, Adam, ist’s gut!
7. Wie gut ist’s, daß man weder Kohlen noch Zunder
Dazu jetzt mehr brauchet, dann wär es kein Wunder,
Die ganze Welt wäre ein Wolken von Rauch.
Ein jeder, der’s Werkzeug wie Urvater Adam
Und [auch] das Glück hat, beim Liebchen zu schlafen,
Der mache’s nur Urvaters Adam Gebrauch. .
(Geschr. Liederbuch des Schiffers und Holzhändlers Konrad Rueß
in Ulm a. D. aus den Jahren 1832—1845. Früher im Besitze von Prof.
G. Seuffer in Ulm (+), jetzt in meinem Besitz. — Ein wenig ’volkstüm-
liches Gedicht bei J. Polsterer, Schwänke und Bauernerzählungen aus
Nieder-Österreich. /19081 S. 143 ff. behandelt denselben Stoff.)
i
23Q
17. Paradeisgsang.
[20a] 1. Gott der Vater hat er- 5. Gott der Vater kam in Garten,
schaffen Adam fliehet schon vor Gott,
Zwa Person im Paradeis. Er hat sich unter’s Laub verstecket,
Er hat ihnen alles Guts versprochen, Weil schon gebrochen war das Ge-
Ja sogar das Himmelreich, bot.
Wann sie sein Gebot befolgen Gott der Vater fangt an zu rufen:
Und nicht essen von dem Baum, Adam, wo bist, komm her zu mir.
Den er ihnen hat verboten Meinst, es bleibt Dir ungerochen,
In dem Garten, im weiten Raum. Weil Du nicht gefolgt hast mir.
2. Gott der Vater ist verschwunden, 6. Gott der Vater tut befehl[e]n
Sind allein die beiden Person, Dem großen Erzengel Gabriel,
Eine Schlang ist heimlich herge- Mit dem Schwert soll er austreib[eln
schlichen, Die zwei Personen in die Welt,
Schmeichelt sich bei der Eva um. Wo sie haben lauter Kummer.
Und tat gar freundlich mit ihr reden: Wie gut ist’s gwest im Paradeis,
Schau, mein Eva, schau an die Müssen sie ihr Brot jetzt gwinnen
Frucht, Mit Arbeit, Angst und Schweiß.
Sein das nicht so [20b] schöne 7. O. ihr Christen, habt’s ver-
Früchtn, nommen
Hast Du sie noch nie versucht? Unser Lied, das wir habn gmacht,
3. Die Eva hat so gschwind nicht Wie wir’s haben bracht zuhanden,
woll{eln, Wie Gott den Menschen erschaffen
Wollt nicht essen von der Frucht: hat;
Diesen Baum wir meiden sollen, Wie haben’s so geschwind gesündigt,
Das hat uns Gott Vater gschafft. Da nehmt’s euch ein Exempel dran,
Die Schlang hat aber nicht eh nach- Laßt euch nicht so gschwind ver-
lass[e]n, führen
Brockt ein Apfel wohl ab vom Baum, Von der falschen Höllenschlang.
Tat gar freundlich mit ihr red[e]n, 8. Ihr Männer, habt’s vernommen,
Bis sie nimmt den Apfel an. Bsonders die böse Weiber habn,
4. Wie sie hat in Apfel bissen, Wenn euch wolln die Weiber an-
Schmeckt er ihr vom Herzen wohl; . schaffen,
Sie gab dem Adam davon zu kosten, Folgt ihnen nicht, sie führn euch
Adam auch davon essen soll. an!
Wie er hat in Apfel bissen, Sie sein auch grad zum verführen,
War gebrochen das Gebot, Es [is] gwest her und her a so;
Da wurde gleich daraus geboren Die Eva hat ihren Mann verführet
Der grausame bittre Tod. Und jetzt ist’s ä just a so.
(Hds. Nr. 659 des Steiermärkischen Landesarchivs in Graz aus dem
Jahre 1850. — Das Lied stammt aus einem Paradeisspiel und ist identisch
mit dem von K. Weinhold, Mitteilungen des historischen Vereines für
Steiermark. IX. 118591 S. 64 erwähnten, aber nicht abgyedruckten Lied.)
18. Warum hat der Schöpfer uns Menschen derschaffen?
Daß wir ihm dienen. — A. Hartmann und H. Abele. Volksschauspiele.
1880) S. 47 (Bayern und Tirol).
19. Singen will ich aus Herzensgrund, weil’s gibt das
Gmüt mir ein. — W. Pailler, Weihnachtlieder und Krippenspiele aus
Oberösterreich und Tirol. I. (1881) S. 9f. Nr. 8 (Str. 3—9 handeln von der
Srschaffung der Welt und von Adam und Eva); dazu Klimke, a. a. O.
S. 89 £.
20. Da Gott die Welt erschaffen wollt, hilf Herre Gott,
viel weisen Rat er da erwählt. — Pailler, a. a. O. I. S. 11 Nr. 9
‚Str. 5—11 handeln über Adam und Eva).
# x
+
21. Zwei Liedfragmente:
a) Sieh, o Adam, jene Freude
Solln genießen hier wir beide.
b) Adam hat ruhig geschlafen,
Als er noch war allein.
bringt R., Das Vaterland (Wien). Nr. 60 vom 2. März 1870 = Pailler,
a. a. O. II. (1883) S. 24b und 25 Anm. 6.
22. Gott in seim gemüet ewig beschloß all creatur, die er
nun bloß. — Ph. Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied von Martin
Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer. (1841) S. 114
Nr. 167 (Verfasser: Martin Myllius 1517).
23. Ick stundt an einem Morgen hemlick an einem ordt,
dar had ick my vörborgen. — Wackernagel, ebd. S. 574 Nr. 677; Biblio-
graphie zur Geschichte des deutschen Kirchenliedes im 16. Jahrhundert.
(1855) S. 249 Nr. 634; 481 Nr. 1095:3a; Das deutsche Kirchenlied von
der ältesten Zeit usw. III. (1870) S. 1082 Nr. 1255, — K. Hennig, Die geist-
liche Kontrafaktur im Jahrhundert der Reformation. (1909) S. 44 Nr. 58
u. S. 143; A. F: W. Fischer, Kirchenlieder-Lexikon. I. (1878) S. 349f.
Nr. III; E. Ranke, Marburger Gesangbuch von 1549. (1862) S. 188. —
Zwiegespräch zwischen Adam und Eva über ihre Sündhaftigkeit aus dem
Jahre 1571. Verfasser: Joh. Kymeus.
24. Hervor, hervor, verschämtes Par! Was habt ihr euch
versteckt sogar? — A. Peter, Volksthümliches aus Öpsterreichisch-
Schlesien. I. (1865) S. 374. Einlage im Obergrunder Weihnachtsspiel. Be-
trifft die Vertreibung aus dem Paradies durch den Engel. Ob nicht Fragment?
25. Gott hat erschaffen in sechs Tagen allbereit den
Himmel und die Erden. — K. Weinhold, Weihnachtspiele und Lieder
aus Süddeutschland. (1853) S. 310f.; dazu Klimke, a. a. O. S. 89. — S.
Laschitzer, Carinthia. 84 (1894), S. 87.
26. Schau, mein Adam, hörst den Engel und was er uns
gedrohet hat. — K. Weinhold, a. a. O0. S. 326f.; dazu Klimke, a. a. O.
S. 86 oben und 89. — S. Laschitzer, Carinthia. 84 (1894), S. 123.
27. Herr Adam lag im Paradies, so lang er war, im Grase.
— O. Hostmann, Allgemeines Kommersbuch. Burschen heraus! (1895)
S. 95 Nr. 235. — Durch eine Biene veranlaßt, küßt Adam zuerst Eva.
28. Ach, Adam, armseliger Vater, deiner eigenen Kinder
Verrater. — A. Schlossar, Deutsche Volksschauspiele. I. (1891) S. 87.
— Adams Sündenfall.
Über die Erschaffung von Adam und Eva handeln mehr oder minder
ausführlich nach den biblischen Berichten, nach Sagen und volkstümlichen
Überlieferungen der verschiedensten Völker: G. Smith, The Chaldean
account of Genesis. London 1876. p. 85ff.; Aug. Wünsche, Schöpfung
und Sündenfall des ersten Menschenpaares im jüdischen und moslemischen
Sagenkreise mit Rücksicht auf die Überlieferungen in der Keilschrift-Lite-
ratur. Leipzig 1906. S. 2ff. (Erschaffung Adams), 21. (Erschaffung Evas);
Oskar Dähnhardt, Natursagen. I. (1907), S. 89ff. — Die patristische Über-
lieferung von Adams Erschaffung aus acht Teilen besprechen: Jak. Grimm,
Deutsche Mythologie. ed. E. H. Meyer. I.* (1875), S. 468 ff., IIL. (1878) 161;
Reinhold Köhler, Germania. VII. (1862), S. 350 ff. = Kleinere Schriften. IT.
(1900), S. 1ff.; Max Förster, Archiv für Religionswissenschaft. XI. (1908),
S. 477ff.; B. Kahle, ebd. XII. (1909), S. 578. — Über den Sündenfall und
dessen Folgen berichten: Aug. Wünsche, a. a. O. S. 30ff.; O0. Dähnhardt,
a. a. O0. I. S. 206 ff.; R. Kabisch, Zeitschrift für die neutestamentliche Wissen-
schaft und die Kunde des Urchristentums. VI. (1905), S. 109ff. (Adams
Leben nach dem Sündenfall). — Die Beziehungen zur Kunst stellen dar:
Anton Springer, Die Genesisbilder in der Kunst des frühen Mittelalters.
141
Leipzig 1884, S. 15ff. = Abhandlungen der phil. hist. Klasse der kgl.
sächs. Gesellschaft der Wissenschaften, IX, (1884), S. 677ff.; Fr. Büttner,
Adam und Eva in der bildenden Kunst bis Michel Angelo. Leipzig 1887;
J. Kirchner, Die Darstellung des ersten Menschenpaares in der bildenden
Kunst. Stuttgart 1903; M. Escherich, Das Problem der Eva in der deut-
schen Kunst. Wartburgstimmen. I. (1903), S. 223 ff.
XXIII. (Zu S. 16 und 81.)
Zur Simandlbruderschaft noch einen Beleg, den Joseph Sonn-
leithner bietet (Phil. Hafners Gesammelte Schriften. II. [Wien 1812]
S. 12 Anm.):
„Man hat zum Scherz [in Wien] eine Bruderschaft der Männer, die
unter dem Gebot ihrer Frauen oder, nach der österreichischen Phrase, unter
dem Pantoffel stehen, erdichtet, und sie die Simonibruderschaft oder Si-
monilad genannt. Den Mann, der unter dem Pantoffel steht, nennt man
einen Siemann, noch gewöhnlicher Siemandl mit hohem A; aus diesem
Namen, den man mit Simon verwechselte, entstand der Namen der
Simonibruderschaft. Die Gesetze dieser Bruderschaft findet man noch
jetzt bei reisenden kleinen Buchhändlern und Bilderkrämern.“
Über. die Simandlbruderschaft in Krems, N.-Ö., sowie über einen
Simandlbrief (Aufnahmsbrief in die Bruderschaft) aus dem Jahre 1771
vgl. man: Aus Alt-Krems. Festgabe zum neunhundertjährigen Jubiläum
der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt Krems. Krems 1895. S. 47
und Tafel XII.
XXIV. (Zu 8.17 und 838.)
Das Lied wird heute noch bei Hochzeiten im Böhmerwald gesungen
‘Anton Schacherl, Der Böhmerwald. VIII. [1906] S. 74).
Eine Übersicht ergibt:
Urform
1. Wia-r-i und mein Schätz glebt häbn
2. Dö herzinga Gspaßn oder: Und z’
Mittäg ban Essn
3. In da Kladung is’s guat gständn
4. Wänn ma mitanänd san ausgänga
5. O Gott wia’s ma gstorbn is
; + 5 1& |
A SR a 3 =
5x So Ss. S | S
X Be a x BE
BB zn u
1-4
3
1?)
9
C
9
265 :5
32)
€]
A
5
XXV. (Zu 8. 17 und 84.)
Der Bauernbua.
1. Es wär einmäl a Bauernbua, Wohl über die Ochsenwoadn,
Der ging auf die hohe Alm; Dä begegnet ihm a schöne Schwoa-
Dä hört er jä däs Wullazn, garin
Däs Ding, däs. tat eahm gfälln. — Wohl in der weißn Pfoad. — U. 2.
UV. 1. 2, Ei, du, meifi liabi Schwoagarin,
Er ging j& wohl auffi. Wohin gehst du noch aus?
1) In Z.8 findet sich ein merkwürdiges Mißverständnis, das auf einem
Hörfehler beruht. Statt: Weil d’ Liab’ schon muaß zänkt seiß. heißt es
„D’ Lippen muß 8’ zsamm ziagn“.
?) Die 4. Strophe ist spätere Entwicklung. Der Witz des Liedes liegt
ja darın, daß er selbst nach ihrem Tode noch mit ihr streiten und zanken
will. während er hier um sie weint.
I
N
+
Siegst net, daß es schon finsta wird, Däs war j& wohl a hübscha Bua,
Bleib du na liaba z’ Haus. — U.3. Wänn er na öfta kam. — U. 11.
Ei, du, mei liabi Schwoagarin, 5. Der Jaga vor da Hüttn,.
I muaß di um wäs frägn. Der lost schöfi hoamli zua
Du bist a schöne Schwoagarin, Und denkt si hält in seinen Sinn:
Tua du ma’s net abschlägn. — U.5. Du fälscher Bauernbua. — U. 12.
3. Na, na, mein liaba Ripl, O Bauernbua, o Bauernbua,
Däs Ding, däs känn nicht sein. Die Schwoagrin is mir liab, ;
Wänn’s mein Herzliabsta inna wurd, cher du di von der Hüttn wek,
I büaßats älls z’viel ein. — U. 6. Sist wird dein Buckl gschmiert. —
Wie soll er’s denn inna wern, U. 13.
Wia soll er’s denn dafrägn? _ 6. O Jagabua, o Jagabua,
Is koafi Mensch auf der hohen Alm, Du bist ma jä viel z’ kloaß.
Der ihm däs Ding tat sägn. — U.7. Dich fürcht i jä koan Breserl net,
4. Geh her, meif liaba Ripl, Du mägst ma Ja nix toafn. — U. 14.
Geh her, mein liaba Bua, Wer hät däs Liedl gsungen,
I häb mir’s j& schofi Nachten denkt, Wer hät es denn erdächt?
Heunt spir i d’ Hüttn zua. — U. 8. KEin frischer Bauernbua
Die Suppen is schof gsottn, Hät’s gsung zu na guaten Nächt. —
Die Milch mitsämt dem Rahm; U. 18.
(Aus Pels in Nordsteiermark; ca. 1860. — Hds. Nr. 871 des Steierm.
Landesarchivs in Graz, S. 6b—7a, Nr. 10.)
XXVIIL (Zu 8. 20 und 88.)
Eine vierte handschriftliche Fassung, deren Melodie zu der von b)
[oben S. 88] stimmt, stammt aus der Umgebung von Schwanenstadt, O.-Ö.
(aus der hds. Sammlung des Herrn Mozarteumsdirektors Josef Reiter in
Salzburg): ;
1. Dahoamt ban Dirndl bleib i net, 6. Dä nimmt a glei sein Stutzerl
Dä hät’s mar älls z’viel Flöh, her
Geh liaber auf die hohe Alm, Und ‚schiaßt ma glei aufs Lebn,
Wo viele Hütterl stehä. — U. 1. Die Kugel die geht in däs Gwänd,
2. Und wia-r-i auf die Alma kimm, [I kunnt eahm’s wieda gebn. — 7.
Da hät’s ma hält glei gfälln, _ 7. O Jagersbua, o Jagersbua.
Wia d’ Senderin so umatreibt I will dir etwas sägn,
Bei dö Küah und bei dö Kälm. — 2. Dö Gamserl wäs i gschossn häß,
3. So häbn mar uns hältniedagsitzt, Dö muaßt ma weita trägn. — 8.
JA, äba hält net läng. 8. Da Jaga nimmt dö Gamserl
Da siag i a Schär Gamserl stehn, her
Dä wird ma hält glei bang. — 3. Und geht da Ländsträß zua,
4. Dä nimm i glei mein Stutzerl her Der Wildschütz, der hint nache geht,
Und schiaß gänz wäcker drei, Der lächt si weita gnua. — 10.
Drei Gamserl sand af oan Schuß 9. Und wia sö af da Ländsträß
gfälln, sand,
Das Ding, däs tuat mi gfreufi. — 4. Schmeißt er dö Gamserl weg:
5. Und wia-r-i d’ Gamserl aus- Ei, du vaflixta Wildbratschütz,
gwoadnt hän, Da häöäst iazt deine Böck. — 12.
Schaut mar a Jagäa zua: — 5 und 10. O Jagersbua, o Jagersbua,
Anm. 3. Verrätn derfst mi net,
Ei, du vafluachta Wildbratschütz, . Denn wänn’s da Pflega inna wurd,
Paß auf, wäs i dirtua. —6undAnm.?®. Wurd i dazua eifigsperrt”. — 13.
d)
. 1) Die Strophe paßt nicht im Munde des Wildschützen, vielmehr
spricht sie der Jäger. Sie paßt gedanklich (Bitte, ihn nicht zu verraten)
148
11. O Jagersbua, o Jagersbua, 12. Denn wänn i am Sonnta(g) in’s
Däs känn bei mir net seiß, Wirtshaus geh
Sobäld i auf’n Kirchplätz kimm, Und trink a Glasl Wein
Läß i di äabaschreiß. — 14. Und i däs Liadl lustig sing,
Muaß’s Alle Schützen gfreußf. — 17.
XXX. (Zu 8. 21 und 91 ff.)
Eine stark verkürzte Form, der die Einleitungsstrophe fehlt, ist
folgende:
Da Gamsberg.
1. Schönsta Gamsberg, in dem Summa
Meine ällergrößte Freud;
Bein Mondschein schleich ich’s umma,
Wo’s dö schönstn Gamserln geit. — U 2 Anm. ?) (erweitert U 2a,_,).
2.Und tua-r-i’s a Gamserl erblicka,
So tua-r-i ma’s schier äwazwicka,
Denn es is ma gräd a Gspoaß, ja Gspoaß,
Wänn’s glei da Gamsjaga woaß. — U 2 Anm. ?) (U 2asg-s).
3. Drauf kummt da Jaga wohl umma
Und er frägt mi: Wäs mächst du dä? —
An Gamsbock häb i’s gschossn,
Wirst ghört häbn wohl den Kräch. — U 83,4.
4. Drauf kummt da Jaga wohl glei zu mir
Und er sägt: Wäs mächst du dä?
Gib her nur deine Kuglbüx,
Sunst kemmant uns Jager a sex. — U 4,_4.
5. Und 138 ma dö Sechse nur kema,
[ 1läß ma meiß Stutzerl nit nehma,
[ bin’s a lustiga Wildschützbua,
Der zwanzig nit scheucha tuat. — U 45-3.
6. Vivat, älles soll leben,
Wäs grüne Kleida nur trägt!
Und ein Wildschütz will ich’s auch bleiben,
So läng ich däs Leben nur häb. — U 7,_4.
. (Geschr. Liederbuch der Maria Rottenmaner in Göstling, Gb. Scheibbs,
N.Ö., 1907.)
XXXIL (Zu 8.22 und 95.)
Dazu noch zwei gedruckte Fassungen aus Steiermark bei F. von
Andrian, Die Altausseer. (1905). S. 163 und Reiter-Wickenhausser, 32
Volkslieder. (1910) S. 21 Nr. 13. Es entsprechen sich:
Ula! * PW,
U4— A. 21a).
Bi 12)
zu den entsprechenden Strophen der anderen Fassungen, wählt aber eine
andere Ausdrucksform (Hinweis auf den Pfleger).
1 RW. bietet im 2. Teil der Strophe gegenüber Blümml hds. das
Ursprünglichere. Die Fassung Andrians wird von Seite des Mädchens ge-
sprochen, daher ihr auch Str. 1 und 2, die sonst der Bursche spricht, in
den Mund gelegt werden. A. nimmt seine 1. Strophe aus einem anderen
Lied, sie scheidet daher bei unserer Betrachtung aus; Str. 2 wird im 2. Teil
erotisch, eine Fortführung dieser Anspielung enthält Str. 4. die ebenfalls
Aauszuscheiden ist.
XXX. (Zu S. 23 und 96.)
Ein Lied über den Bauern in der Kirche ist im sächsischen Erzgebirge
heimisch (Ernst H. H. John, Volkslieder und volkstümliche Lieder aus
dem sächsischen Erzgebirge. [1909] S. 189 Nr. 205).
Als letzter Ausläufer, mit all den Motiven des „Bauern in der Kirche“,
erscheint folgendes, in einem fliegenden Blatte aufbewahrte Gedicht, als
dessen Verfasser, besser gesagt Zusammensteller sich Andreas Pölz nennt:
Lieber Herr Vetter und liebe Frau Mahm, I
Ich bring heut a Zettel, das heißen’s Programm.
Es san alle Stückeln vom Concerte do drin,
Was sie dort aufgführt habn drinnert in Wien.
Ane hat zwitschert und gnauert!) durch d’ Nosen,
Ondre zwö haben durch Trochter®) geblosen.
Schaffeln zwa kupferne?) stehn auf der Seit
Und aner hat drein ghaut, als wär er net gscheut.
A Mann mit an Brigerl*), der hot eini bissen,
A Ondrer der hot a große Butten®) umgrissen;
So recht dicke Darm, die worn dron gsponnt,
Er fohrt hin und her mit an Sagel in der Hand
Und wie er am dickersten Dorm unten kummt,
So hot jedesmol diese Butten grob brummt.
Mit aner schworzen Ofenröhrn®)
Fangt aner on wie a Stier zum blöhrn;
Blast sich auf so wie a Frosch,
Daß ane umfollt in der Losch.
In der Mitt der Musi steht a Herr,
Der schlogt mit an Stecken kreuz und quer,
Manchmal in sein Büchel ’nein, ;
Als wärn die Heiligen alle sein.
A Schochtel”) mit gonz dünne Schnür,
Soaten haßen’s, worn a vier,
Die hobns mit den Fingern zupft
Oder mit an Stangel dupft.
Der Böck, der muaß das Ding net wissen,
Sein Schimmel hobns die Hoor ausgrissen
Und auf’s Stangel aufi zogn;
Taßens Stangel Geigenbogn.
Pfeiferln kloane, so zwa Sponn,
Die habn gar so an hohen Ton,
Daß’s oft wie Sponfarkel kirrt
Ind am drauf bald übel wird.
Aus der Dompfmühl Kesseln zwa®)
Und so große Mundstuck a,
Stecken d’ Lippen ganz hinein,
Als wäre drin a süßer Wein;
Blosen so mit gonzer Gwolt,
Daß a ScHwocher gleich umfollt.
Wird schon gor zu stork d’ Gaudee,
So giebt der Herr den Stock auf d’ Höh.
Alies auf den Stock hinschaut
Und koaner sich zum blosen traut.
45 Auf amal fonet er. wos er konn.
x
1) gequitscht. % Trichter == Trompeten. *%) Pauken. * Prügel:
Flöte. ©) Baßgeige. °% Klarinette. ”) Geige. ®%) Bombardon.
Blümml, Quellen und Forschungen. VII.
145
Mit dem Stock zum umschlogn on.
’s Coda sogns, jetzt ists glei aus.
Geht jeder mit an Zettel z’Haus.
Druck: Z. 11 worn] vorn. — 30 Geigenbogen.
(Das Steirer Mürzel war zum ersten Mal in einem großen Conzert und
erzählt zu Hause dem Herrn Vetter und der Frau Mahm nach ihrer Ein-
sicht und Beurtheilung dasselbe nebst Vorweis des Programms. Humo-
ristisches Gedicht in Versen von Andreas Pölz, Musik-, Gesang-, Tanz-
und deutscher Lehrer. Wien, Selbstverlag des Verfassers, ca. 1880. —
Wien, Hofbibliothek, 417. 394 — B., Bd. 3, St. 375.)
XXXIX. (Zu 8. 27.)
Dieses Lied lebt, wenn auch in abweichender Form, heute noch:
== FF . - VS
nr EP runten p] m + m a a rn LE
Ka. A _FE=
1. Hiazt hän i drei Rö-ßl, wia spänn is denn AG, j&. wia
> x BO ‘
= En
ZZ vl
spänn is denn &ü? In Fuch-sn vor -&ä und in Scheckn in
_——
a CL
d’Stäng, in Fuch-sn vor - aß und in Scheckn in d’Stäng.
=
2. Hiazt hän i drei Rößl, 6. Wäs bandl i, wäs bandl i,
An schwä(r)gländn Wägn Wäs fäng i hiazt an!
Und wia wir i denn heint nu I hä koan Windn, koaün Kettn,
Auf Künigraz fäh(r)n. Daß i hoiwaxln”) käß.
3. Auf Künigraz z’ fählr)n, 7. Dö Fuhrleut san lusti,
Dös is gär a bösa Weg Häbn’s a Geld oda koans _
Und i fahr a kloans Örtei?), Und 8ö fählr)nt a kloans Örtei,
Schlägt’s ma’s Axstimmei®) weg. Kria(g)nt’s glei wieder oans.
4. Hiazt bin i hält gänga, 8. Lusti san d’ Fuhrleut,
Hän a Birei?) äghäckt, Sö schnälzn mit da Schnur
Hän’s ausgschnoat*), häf’s ausg’äst, Und: hoi, Dirndei, mäch af,
Hän a Holwax®) draus gmächt. Hiazt kimmt jä dein Bua.
5. Hiazt fährt ja von weitn 9. Bua, wännst fäh(r)st af Künigraz,
Schon a Schmälzbaua daher © Rigst®) mar aus an schön Gruaß
Und: hoi, Fuhrmäß, hoi, Fuhrmäfn, Von mein herzliabstn Schätz,
Wäs bandelst®) scho mehr? Den i hiazt lässn muaß,
(Heuraffl bei Friedberg im Böhmerwald, Deutschböhmen. — Über-
liefert von Frau Mila Moherndl in Wien.)
') Stückchen. ®% Wagenachse. 3) Birke. 4) ausgeschnitten.
°) Wagenachse (in provisorischer Eigenschaft). Sonst bedeutet das
Wort ein Holzstück, das bei einer Holzfuhre zum Zusammenwinden der
um das Holz geschlagenen Ketten verwendet wird; wird auch Roagler
(== Schnürer) oder Knebel geheißen, Danach ist oben S. 27 Anm. ?) zu be-
richtigen. — Das Wort fehlt in den Wörterbüchern der bayrischen Mundart.
$) Was tust du herum. 7) Daß ich die provisorische Achse be-
festigen könnte. 8) richtest.
146
XLIV. (Zu 8. 106 ff.)
Weiteres zu den Lutherliedern (die von K. Goedeke, Grundriß zur
Geschichte der deutschen Dichtung. II.®* [1886] S. 156 $ 121 gegebene
Liederübersicht ist unvollständig):
1. Nun hört, Ihr Christen, neue Mähr (Nachtrag). — Ph. Wacker-
nagel, Bibliographie zur Geschichte des deutschen Kirchenliedes im XVI.
Jahrhundert. (1855) S. 204 ff. Nr. 491—495; 478 Nr. 1090. — Goedeke,
Grdr. 1I.®* 158 Nr. 17; E. Weller, Annalen der poetischen National-Literatur
der Deutschen im XVI. und XVII. Jahrhundert. II. (1864) S. 327 Nr. 17;
K. W. L. Heyse, Bücherschatz der deutschen National-Litteratur des 16.
und 17. Jahrhunderts. (1854) 8. 73 Nr. 1160; M. Breslauer, Das deutsche
Lied geistlich und weltlich bis zum 18. Jahrhundert. (1908) S. 323 Nr. 103.
2. Martinus ist nicht geschwiegen (Nachtrag). — Als Tonangabe:
Wackernagel, Bibliographie.. S. 223f. Nr. 5491. — K. Goedeke, Grdr. IL?
158 Nr. 19; E. Weller, Annalen. II. S. 327 Nr.19; Heyse, a.a. 0. 8. 84 Nr. 1311.
3. Nu waket vp (Nachtrag). — Wackernagel, Bibliographie. S. 111
Nr. 287; Goedeke, Grdr. IL? 157 Nr. 11.
4. Was han ick dummer monnich (Nachtrag). — Wackernagel,
Bibliographie. SS. 110 Nr. 283; K. Goedeke, Grdr. I1.®* 157 Nr. 10. — K.
Hennig, Die geistliche Kontrafaktur im Jahrhundert der Reformation.
(1909) :S. 30 Nr. 42 und S. 137f.: Das Lied ist eine Kontrafaktur (besser
Parodie) von „Ich armer man, was hab ich gethan“.
9. O0 Herre got, ich rüff dich an (Nachtrag). — (27 Str.) — Ph.
Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nico-
laus Herman und Ambrosius Blaurer. (1841) S. 546 Nr. 651; Bibliographie.
S. 55 Nr. 144f£. — 1524.
11. Seyd from, ihr lieben Christenleut (Nachtrag). — Goedeke,
Grdr. II? 158 Nr. 16; Heyse, a. a. O0, S. 62 Nr. 1022,
12. Joannes thüt vns schreiben (Nachtrag). — Wackernagel,
ebd. S. 676 Nr. 800; Bibliographie. S. 42f. Nr. 113£., 116; Heyse, a. a. O.
S. 62 Nr. 1014f. — 1522.
14. Ach got, las dich erbarmen (Nachtrag). — Wackernagel, a.
a. O0. S. 548 Nr. 652; Bibliographie. S. 54 Nr. 142. — 1524.
15. Ihr Herren, hört ain new Gedicht (Nachtrag). — Wacker-
nagel, Bibliographie. S. 460 Nr. 1078. — 1521.
16. Hapt ein wil Rüw (Nachtrag). — Wackernagel, Bibliographie.
S. 460 Nr. 1074. — 1521.
18. Ach, ich armer Martin Luther (Nachtrag). — A. Hartmann,
Historische Volkslieder und Zeitgedichte. II. (1910) S. 319 Nr. 173.
22. Es ist die warheyt bracht an tag vons herren Nachtmal
schone (18 Str.). — Wackernagel, ebd. S. 560 Nr. 663; Bibliographie.
S. 98 Nr. CCL; Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit usw. III.
(1870) S. 460 Nr. 521. — E. Weller, Annalen der poetischen National-Lite-
ratur der Deutschen im XVI. und XVII. Jahrhundert. II. (1864) S. 150
Nr. 27; M. Breslauer, a. a. 0. S. 360 Nr. 189. — Gegen Luther und seine
Lehre aus dem Jahre 1526.
23. Eynn bergkrey von Martini Luthers lere: Ich stund an einem
morgen.... (46 Str.) — Wackernagel, Bibliographie. S. 66 Nr. 172; K.
Goedeke, Grdr. II.®* 157 Nr. 7; Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied
von der ältesten Zeit usw. V. (1877) S. 897 Nr. 1133; K. Hennig, Die
geistliche Kontrafaktur im Jahrhundert der Reformation. (1909) S. 29
Nr. 41 und 8. 146f. — ca. 1524. Gegen Luther und seine Lehre.
24. Herr Jesu Christ, wie frech (ver) hab ich von deiner
Kirch gewendet mich. — W. Bäumker, Das katholische deutsche
Kirchenlied. III. (1891) S.39 Nr. 68; Heyse, a. a. O0. S. 159 Nr. 9. —
Gegen Luther aus dem Jahre 1701.
nx*
747
Daß Luther keine Messe las, sauern Käse und frische Butter aß,
sowie die Bratwürste nicht bezahlte, berichtet auch eine zweite Fassung
des Tiroler Reimes (Ign. V. Zingerle, Sitten, Bräuche und Meinungen des
Tiroler Volkes. [1857] S. 170 Nr. 114 = ?® [1871] S. 257 Nr. 158); betreffs
der Bratwürste vgl. noch August Hartmann, Historische Volkslieder und
Zeitgedichte. II. (1910) S. 320f. — Ein Kinderreim aus Nordböhmen (Frz,
Werner, Mitteilungen des nordböhm, Execursionselubs. 17. [1894] 281) 1ä6t
ihn geschunden auf eine Trommel binden und Tag und Nacht auf ihn
trommeln, so daß ihm das Herz im Leibe kracht. — Selbst in Abort-
sprüchen tritt M. L. auf; so wird er als Beistand angerufen (K. Reiskel,
Anthropophyteia. III. [1906] 246) oder mit dem Papst zusammen im Abtritt
begraben gedacht (H. E. Luedecke, ebd. IV. [1907] 817:1).
XLV. (Zu 8. 112f.)
Zu den beiden, oben S.'112f. abgedruckten Liedern kommt noch eine
dritte Fassung:
AD DD RD
A SE > tz
SEES
1. O schönstes Klö-sterlein, hoch von der Ad-lersburg san mir Ti-
DD Dh Dan)
me eg — aeg VI 8 8 9
== ‚ MEZ
vo -ler Schützen, gebn für'n Kaiser’s Bluat.!) Wänn’sin Ö-sterreich gibt
"Se
NN
=
EEE
ei - nen Kämpf und Streit, san mir Ti- ro - ler Schützen stets be-reit.
2, Äber oans däs häbn mar uns hält recht äügschaut,
Jä, daß’s dö Kaisaburg häbn gär so prächti baut;
Steht j& alles d& im größten Prächt und Glänz,
Es ghört jä Alles unsern. Kaiser Fränz.
3. Über oans da müaß mar uns hält recht beschwern,
Jä, daß dö Madl häbn dö Buam dort gär so gern,
Denn wänn oane amäl an zweitn oda drittn hät,
Dänn is der erste wiedrum aus da Gnäd%).
4. Liabe Österreicha, lebt’s recht wohl beinänd,
Mir kehrn jetzt wiedrum zruck in’s Tirolerländ.
Wänn’s in Österreich amäl an Unglück gibt,
San mir Tiroler Schützen ällmäl gschickt.
(Gegend von Schwanenstadt, 0.-Ö.)
Aus Tirol: Jos. Pommer, Blattl-Lieder. (1910) S. 45 Nr. 17 in 7 Str.
(sicher nicht von Blattl, trotz Pommers weisen Aussprüchen 8. 189f.);
aus Steiermark (Gößl): Konrad Mautner, Steyrisches Raspelwerk. (1910)
S, 120f. in 7 Str. u. Anhang. S. 98.
') überliefert: san mir Tiroler Schützen stets für's Kaisers Bluat.
3) überliefert: da Gfähr.
148
XLVI. (Zu S. 31 und 114.)
Hieher noch folgende ungedruckte Fassungen:
d) Der Verbrecher.
Im TA — m —— SE nn
br ZZ E zz
GE TI ESAS=
1. Ich bin ein Bursch von ein - und - zwan-zig J ah-ren, schwe - re
3
_ U — CE
ie muß ich tra-gen, ei-nen Ring wohl um die
Ei-sen, ı
GE
mg
ZA
— ZZ
Mitt, an Händ und Fü-ßen an - ge-schmiedt. — [U. 4]
A ———
va
Der weitere Text stimmt zu c (oben S. 115); abweichend ist nur in:
2.:2, Vielgeliebte. — , Das bleibt mir ja nicht. — [S. 116 oben].
3. : 3, Den ersten Tag, da wollten sie fragen. — £ Sprich. — ,;.... Herrn,
insgemein. — [U. 6].
4.:4, Den zweiten Tag, da ... — ı Seht an meine Hand, befleckt
mit Blut. — [U. 7].
51):7, Den dritten Tag, da taten sie mich holen. — , mich in ihre.
[ch ging. — [U. 10].
6.:6,_3 So bhüt euch Gott. — g zu] viel. — [U. 8].
7.:5, Den vierten Tag, da ... — ; Weil ich schon weiß, was mir
geschieht®). — „ jetzt] schon. — [U. 8].
8. :8, wie] als. — , Fesseln] Eisen. — „, werde] hatte. — [S. 116 Anm. 7].
(Leonfelden in Oberösterreich, ca. 1870. — Aufgezeichnet und ver-
mittelt von Lehrer Franz Wasmer in Wien.)
e)
Em _
"ot
Mn nn BP
= SE=E=
ee u ze
1. Ich bin ein Bursch von zwei-und-zwanzig Jah - ren, schwe-re
Fi.
DD Aa
Ei-sen muß ich jetzt schon tra-gen., ei-nen Ring wohl um die
Am
ed
Mitt, an Händ und Fü-Bßen an - ge-schmiedt. — U. 4.
') Hier ist der S. 116 Anm, ") geforderte Ich-Ton durchgeführt.
2) Infolge der vergessenen Zeile, wie sie c5, bietet, tritt als Lücken-
büßer c5, ein, also einfache Wiederholung; daraus ergibt sich der Grund-
satz von der Wiederholung als Ersatz vergessener Zeilen.
„+9
u
2. Den ersten Tag, da wollten sie mich fragen:
Kerl, wo hast du deine Kameraden? —
Ich bitte, meine Herrn, wohl insgemein,
Ich war zu jeder Stund allein. — U, 6.
3. Den zweiten Tag, da fragten sie mich wieder:
Kerl, wo hast du deine Brüder? —
Ich bitte, meine Herrn, wohl insgemein,
Ich war zu jeder Stund allein!), — U, 7.
4. Den dritten Tag, da wollten sie mich holen
Mit Gewehren, Säbel und Pistolen;
[ch geh mit ihnen im gleichen Schritt,
Weil ich nicht weiß, was mir geschieht?!). — U. 10,
5. Den vierten Tag, da führen’s mich über’s Pflaster,
Aus meinen ÄAugelein fließet Wasser;
[ch geh mit ihnen im gleichen Schritt,
Weil ich schon weiß, was mir geschieht. — U, 3 und Anm. 3.
6. Jetzt muß ich das Leiterlein besteigen,
Von dieser Welt muß ich jetzt scheiden). — U. 12. -
So lebe wohl, du Vater und du Mutter,
So lebet wohl, du Schwester und du Bruder,
So lebet wohl viel tausendmal,
Wir sehn uns heut zum letztenmal. — U. 8.
(Gegend von Steyr, O.-O.).
Eine neunstrophige Kindesmörderinfassung bringt K. Bernreiter
(Deutsche Heimat. V. [1910] S. 101 Nr. 87) aus Südmähren bei: 1=U. 4.
— 2 Zusatz wegen Kindesmord (vgl. oben S. 116). — 83=U. 8. — 4=U.
3 mit Anm. 2, — 58. 117 Anm. 11. — 6 Neubildung unter Einwirkung
von U. 3 und 7. — 7=U. 12. — 8 und 9 moralisierende Zusatzstrophen.
XLIX. (Zu 8. 128 Str. 12 und Anm. 2.)
Dieses Motiv tritt auch in Predigtparodien auf, man vgl.
a) Kurt Müller, Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. 19. (1909),
S. 177 (stieg auf einen Kirschbaum, brach sich Kinnbacken ab und kam
mit dem Birkenknittel [Oberlausitz].) und 179 (Und sie fuhren von dannen
auf ein großes Feld, Daselbst stand ein Birnbaum. Er stieg hinauf auf
den Apfelbaum und wollte sich satt Pflaumen essen. Da kam einer von
den rohen Bauern, hielt den Kopf unterm Arm und winkte mit der großen
Fußzehe und sprach: „Heda! Was macht ihr in meinen Kartoffeln?“ Er
stieg runter von dem Kastanienbaum .... [Erzgebirge].).
*) Zeile 3 und 4 sind aus 2 (U. 6) „4 durch Angleichung auf dem
Wege einer Assoziation (bedingt durch gleiche 2,,, und 3,,2) hervorgegangen.
*) Das Lied versucht Str. 4 (U. 10) und 5 (U. 8) in Einklang zu
dringen; durch die vergessenen Str. U. 1, 2 und die dadurch bedingte
Verschiebung von U. 3 wird eine der beiden Strophen (U. 10 oder U. 3)
überflüssig, es wird daher in den meisten Fassungen (s. Tabelle S. 116)
U. 10 aufgegeben. Während c (S. 115) die beiden Strophen ganz einfach
nebeneinanderstellt, versucht e eine Steigerung durchzuführen (in Str. 4 weiß
er noch nicht, was ihm geschieht, wohl aber weiß er es in Str. 5); doch trotz
alledem ist Str. 4 überflüssig, da man nicht weiß, welchen Zweck das Abholen
hat. nachdem er erst am vierten Tag (Str. 5) zur Richtstätte geführt wird.
°) Während sonst Gott oder Maria angerufen wird, spricht er hier
vom Abschied, und nun wird ganz sinngemäß U. 8 infolge Postposition
angehängt. Auch kein ursprünglicher Schluß, wie schon der aus dem
Rahmen fallende Strophenumfang (6 statt 4 Zeilen) beweist.
‚50
b) Karl Freiherr v. Leoprechting, Aus dem Lechrain, (1855) S. 163
(danach Joh. Bolte, Zs. d. Ver. f. Vkde. 19. [1909], S. 182 Nr. 2: Ich
klimm auf den Kirschbaum und brock Apfl und habe mein Lebtag keine
solche gute Birnen gegessen).
. Eine Reihe von Lügenmärchen aus Ostsachsen, die Kurt Müller (Mit-
theilungen des Vereins für sächsische Volkskunde. V. 6 [1910] S. 146—149
und 192) veröffentlichte, enthalten den gleichen Stoff.
Ein quodlibetartiger Kinderreim mit ähnlichen Motiven ist aus
Sachsen bekannt (Rud. Hildebrand, Beiträge zum deutschen Unterricht.
[1897] S. 435).
Wenn R. Hildebrand (a. a. O.) und K. Bode (Die Bearbeitung der
Vorlagen in „Des Knaben Wunderhorn.“ [1909] S. 750) meinen, die dritte
Strophe des Liedchens bei Arnim-Brentano sei nicht belegbar, so ist zu
vergleichen, was oben S. 124 darüber gesagt wurde.
Register.
A. Verzeichnis der Liedanfänge.
* — Lied ist einem fl. Blatt entnommen.
+ = nur die ersten Zeilen des Liedes angeführt,
()= auf den durch Klammern gekennzeichneten Seiten ist das Lied kritisch behandelt
oder es finden sich dort vergleichende Angaben.
m = hier findet sich eine Melodie.
Dialektanfänge stehen unter dem hochdeutschen Schlagwort.
FA, a, a, ey Adam sey nur ja 189:15 *+;Als die Venus neulichsaße,in 122c
Aba du, mein liabe Nani, geh m 129 +Als einstens Lincia....... 130
+Ach, Adam, armseliger Vater 141:28 +Als Gott dem Herrn die Lust
Ach, ach, ach und ach, es (das) ankam, macht er...... 78:9
ist ein schwere Buß...... +Als Gott dem Herrn die Zeit
25:XXXVf. (97f.) war zu lang ..... 77:6; 138:6
+Ach Got, las dich erbarmen ... LAls Gott ein Lust ankommen,
107 (147): 14 schieff er ........... 77:5
+Ach Gott von Himel schaw +Als nun Gott Vödöter die Welt
darein ............ 107:6 hät erschäfft .. . 76:3; 136—188
+Ach, helft uns preisen, groß “AlssonstensZinthianicht viel 67 (180)
und klein, St. Anna ..... 57 Als insan Herrn a Lust äfkam,
Ach, ich armer Martin Luther an- mächt er ........... m78
statt... 30:XLIV; 108 (147):18 *+An Karl..........-.. 119
*+Ach Medel, warum weinest du 62 +Anna, du anfenglichen bist. . 58
+Adam hatruhig geschlafen 141:21b Anna, eyn eddele stam du bisth 58
}+Adam und sein liebes Weib +Anna, laß dein Lob erhöhn . 58
kamen einst......... 138:14 HFAf da Radstatter Alm da geht
Alleluia, nun wallen wir, der da kalt ........... 103:36
Hopfen ............ 1283d Ave. bis grüst, du edler Stam 57
Als dem liebn Herrgott die Zeit
wär zu läng ........m1838:6
+Als der liebe Gott die Welt
geschaffen, schuf er?!) 77:8; 138:8
Als der liebe Gott die Welt hat
erschaffen ..........., 77:8
Bei meina Wirtschäft steht’s nit
wohl ..........83:XLVIII
*-Bin ich dann zu nichts ge-
boren .......0.0.0..., 1831:10
+Bin i da schön Jäga, es werdts
is bojd............103:86
+Bitt, Herr Pater, i möcht
beichten............. 60
+Blick auf uns von jenen Höhen 58
1) Dazu nöch: S. Grolimund, Volks-
lieder aus dem Kanton Solothurn.
(1910) S.45 Nr. 55 u. S. 98 (m.Literatur).
1
$
1
7Boiice Mathia, inclite atque
WÜX 20.00.00.00004040. 104:8
Buama, seid’s lusti und wohlauf
und geht's ..... 26:XXXVII
+Christ, der du bist das Liecht
vnd Tag ........... 107:10
*+-Clorindgen, kanst du Gänße 122c
Da Gott die Welt erschaffa
ohn alle Creatur ...... 78:10
FDa Gott die Welt erschaffen
wollt, hilf.......... 140:20
[Da Gott in seiner Herrlichkeit
schwebt ........ 77:7; 138:7
Dahoam bein Dirndl(Länd) bleib
isnit .... m88b; 143; 167:3
+Do men schreff dusent viff-
hundert jar ......... 107:5
S Bedelweibel wollt kirfärten
gehfi............15(80ff.)
+Dävidken sin Väder dat waß en
schmuck Mann.,.....54; 127
“Der bairische Hiesel ein Wild-
schütz ist gwen ...... 102:2
+Der David und der Salomo, das
waren arge Sünder ... 55; 127
Der Hirtenknabe David trat vor
König Saul ........... 55
*+Der Sommer ist vorhanden . 119
+Der Vogelkrämer bin ich hier,
meiß Gschäft.......... 66
Der Wald ist alleinig hier auf
dieser Welt 28: XL(99—104); 108:6
{D’ heilige Annakömmtzuloben 58
Die Liebe brennet mich, vor
Freude. ........... 107:17
Dö Schwoagrin gang wohl üwa
d’ Leitn .... 17:XXV (84; 142)
Dös Jahrl wär prächti, da Weifi der
32: XLVII (117—119); 117 (*); 168
Ehre nach dem hohen Range
AÄnnen 0..0.0.0....0.0.0.0.0. 58
FEi, du mein liebe 'Thresel,
ich bin ...........103:3a
Ei, was sollt mich mehrergötzenals 8
+Ein Baum ist aufferstanden,
ist globt. ............ 127
Y}Ain gnadreich zeit is kummen
daher ............ 107:7
A Heanlkräma bin i, iazt häw i
scho ... 27:XXXIX (98; 146)
Ein jeder, jeder will itzt wissen
vom Hiesel ..........., 100
TA Liadl zum sing und a Liadl
a neu’s, j@ von Adam ... 76:1
7A Liedla zsinga, a Liedla aufs
Neu 0..0.0.000.00.0...103:328a
|
tEin Mädchen, achtzehn Jahre
alt, ein wunderschönes. ... 60
tTAin maget, ain maget ging zu 127
*Ein Mann ist das herrlichste
Ding auf der Welt ...... 81
Ein neuer, großer Wundersmann,
der ............ ml108:21
Einstmahls in einem tiefen Thal
der Guckuk.......4(59; 128)
Es ging ein junger Wildprat-
schütz spazieren ....... m84
+Es ist bereits schon hundert
Jahr, als in Wien?) ., 60 (168:5)
(Es ist die warheyt bracht an
tag 2000000000004 147:22
Es is fürwähr koaü bessers Lebn
als der edleBauernstand 7; *62 (62f.)
*+Es liegt ein Schlößlein in
Österreich. ......... 1831:10
Es roasn drei lustige Schreiber
in’s Länd .......... m129
}Es san hält in menschlichn
Löbn............ 67; 180
Es wär einmäl a Bauernbua, der
ging auf......... 142:XXV
*Et was enmol en grauten Mann 55
Es war einmal ein Pfeifer, der
Pfiff ....00.0..0.0... 12(78£.)
Enk meinen Nächbaslaitn kimm
i äfzadaitn ....... 1(51—54)
Feiert Schwaben, feiert ein
Freudenfest. ........ 108:7
(Frau, bring’s Vogelhäusel .. 130
Frisch auf, frisch auf, nunsingen
wir, der Hopfen .... 34:XLIX
®ehn i in. da Sämstanächt
wohlauf , 223:XXXII (95f.; 144)
*tGeht, ihr unvergnügten Sorgen 122c
Geht’s, meine Buama und schie-
berts enk zsämm ‚.... 11 (70)
‚+eht’s, meine liabn Buama und
schittelt’s enk nur zsämma 10 (70)
rad lustig is’s auf der Alma,
wia lustig 21:XXX (91-—94; 144)
+Gleichwie ich meine Lust und
Freud ,............. 66
*-Glockenguß zu Breslau, der 119
Gott der Herr, der hät zwei
Menschen erschäffen ..... 13
Gott der Vater hat erschaffen
zwa Person .........140:17
?) Dazu noch: R. F. Kaindl, Zeit-
schrift für österr. Volkskunde. 13.
(1907) S. 152 Nr. 15.
152
Gott hat erschaffen in sechs
Tagen allbereit ...... 141:25
Gott in seim Gemüet ewig
beschloß........... 141:22
Gott schuf durch das einzige
Wörtchen: es werde ,.. 139:16
Gott gsegn enks, meine Herrn
undläßenkas 23:XX XIII (96f.; 145)
Gott sei allein die Ehre, dem
Bergmann . . 26: XXXVIII (98f£.)
{Gott Vater ging spazieren wol
in den Garten aus .... 80:11
Griaß di Gott, Hiasl, mein Bua,
wia gehts. ........... 13
tGrüaß di Gott, mein liabi
Resal.............1083:36c
Griaß di Gott, Sepperl, bist dä?
Ifräg da ...........6(61)
+GutenTag wünsch i, HerrPfarrer!) 60
+Hapt ein Wil Rüw vnd
hörend zü....... 107 (147):16
t+Heilge Anna, Hoffnungsstern 57
{Herr Adam lag im Paradies,
so lang er war....... 141:27
t+Herre Gott, ich bitte dich, dein
Gnade .,........... 107:13
t+Herr Jesu Christ, wie frech 147:24
Herr Pater, ich will beichten,
ich bitt .......,...... 60
}Hervor, hervor, verschämtes
Par. ............. 141:24
HeutNächtumdie eilfteStund 2 (54):11
Heut san d’ Nächbärsleut
wieder äll............, 97
Heut sing ich ein neues Lied,
meine Herrn .......... 16
+Hilf Gott, daß uns gelinge,‚merkt 58
*Hör an, mein frommer Christ,
der du St. Anna liebst . 56; 58
Hörst du’s, Käplän, will da meiß
Beicht vatraul ......... 6
fHört es, wat ick. ju seien
Wil. .....0..0.... (55) 127
Hört, hört, wat ick juch seggen
Will. ...0..0.0..0.... 55 (127)
+Hort Fraw Anna vnndt merckt 127
+Höret ihr Herren, gehet mit
zum Vogelfang......... 130
+Hört, ir pfaffen, andere mär 108:19
*+Hört zu, ihrlieben Brüdermein 62
+Höret zu, ihr Weideleut, wie
mirs heut ee 67
!) Dazu noch: K. Mautner, Steyeri-
sches Raspelwerk. (1910) S. 177.
2) Eine heute noch lebende Form:
+Ich armer man, was hab ich
gethan............ 147:4
}Ich bin der bayrisch Hiesel,
setz auf!) .......... 1083:8%
[ch bin ein Bursch von ein-
undzwanzig Jahren 114f£.: a (m);
b (m); © (*). — 149f.: d (m); e (m)
+*Ich bin ein Reutersknab, reit
hübsche ............. 66
*Ich bin zwar etwas liederlich,
doch geistlich ........ 122c
bitt, meine Herrn, seid’s still,
weil i oafs singa will (Str. 3 ff.
vgl. In Wäld bin i 8. 67) m 131
gfreu mi af dö Sämstanächt,
gehi...........,m95 (144)
HIck stundt an einem Morgen
hemlick .......... 141:23
{Ich stund an einem morgen 147:28
FIch war der Kleinste meiner
Brüder) ............. 54
*Ich wöll oich verzahlen a Mahr-
chen anoies von Oadam 77:6;138:6
FHIhr Herren, hört ain new Ge-
dicht . ......... 107 (147):15
Im Holzlandel bin ich ausgegängen
81: XLVI (114—116; 149f.)
*+Im Schatten einer Eiche 126:1I1a
In Summer is’s viel schöna, bäl
älli.. 20:XXVIII (88—90; 143 £.)
In Almern is’s alustigs Lebn 20: XXIX
+*In Galliläja ein Jungfrau
wohnt ......,....,m8:IVa
+In Gottes Namen, soheben wiran 58
In Gottes Namen wollen wir,
der Hopfen ist ........ 120b
In hintern Spitzälman san d’
Menscha. ........, 22:XXXI
In Wäld bin i einigänga, an Vogl
(vgl. Str. 31£. von I bitt, meine
Herrn... 8.132) ......m67
*+Jesus, du höchstes Gut, der du
dein Fleisch .......... 57
Hiazt hän i drei Rößl, wia
Spänn ............ m146
Iatzt singan ma wieder a Liadl a
neugs, vastehst, von Adam m 136
Hiaz wir i Enk singa a Liadl a
neugs von Adäm ... m 186:3b
H. Ostwald, Erotische Volkslieder
aus Deutschland. (1910) S. 92f.
1) Dazu: K. Mautner, a. a. O0. S. 327.
% Dazu noch: K. Bode, Die Be-
arbeitung der Vorlagen in „Des
Knaben Wunderhorn“. (1909) S. 276.
T
18
+Iatz will i derzöhln die heilige
Gschicht. ........... 76:2
Iatz will ich euch singen a Liadl
a neu’s von Adam ....m 76:3
[atzt wölln ma den heilign Geist
singal) , m 29:XLIII (105£.); 106
+Jetzt wollen wirsingen ein Lied-
lein, ein neu’s, von Adam”)
76:3; 136—138:3
+Joannes thüt vns schreiben
107 (147): 12
Koaün dahoamigs Dirndl mäg i
nit, dö häbn .......... 896
Keiner das Lieben sollt ja nicht
fangenan ......... 5 (60):V
F}Kommt, helft mirpreisenallmıt 58
+Kommt, ihr Engel, vom
Himmelssaal .......,.. 58
Laß uns. St. Anna, das heilige
Weib 0.0.0.0.0.0.0.0004000. 58
Laßt uns (mit) David singen auf
der Harpfen einen Sang 2; *126
Letztens z’ Marx bei meina
Muatta, ..... 24:XXXIV (97)
Liebe Leute, neigt’s mir ein
geneigtes Ohr ......... 112
*Lieber Herr Vetter und liebe
Frau Mahm........... 145
{Lustige Hirten, fröhlich Knaben 54
+Lustig, fröhlich singen wir, der
Hopfen ............ 124e
Man sagt, der Adam sey a
Gott, hu, .......... 80:12
FMartinus ist nicht geschwiegen
107:2; 147:2
}Martin Luther wollt mit seiner
Kati?) ............ 108:20
Mein David tue Buß, weil du
hast grob gefehlet ...... 55
Mein liabi Nani, geh, leich ma
dein Latern........... 68
*4+Meinst denn du, ich soll mich
kränken ........... 108:2
Merk auf, mein frommer Christ,
wie treu St. Anna ist .... 8
*Merkt auf, ihrChristen, Frau und
Mann, was ich euch werd 3 (58f.)
_ 1) Schon 1797 bekannt: Jos. Feder,
Über die tirolischen Kriegslieder der
Jahre 1796 und 1797. (1882) S. 30.
% Dazu: K. Mautner, a. a. 0.858.214,
3) Nach Blümml: E. Fuchs, Illu-
strierte Sittengeschichte. I. Renais-
sance, Ergänzungsband. (1909) S. 281.
Merkt auf, was ich euch erklär:
Wo kommt der Ehstand 12 (73 ff.)
FMutter Anna, könnten wir
dichnach............ 58
"Mutter Anna, voll der Gnaden,
sei gegrüßt ........... 57
*4+Nein, ich thue nicht, was man
Will.............:126:111a
[Neulich hob mar Hoazat ghäbt 97
+Nun helft (laßt) uns alle Gott
rufen an...........0.. 57
“Nun hör, mein frommer Christ,
wie getreu St. Anna ist... 127
FNun hört, Ihr Christen, neue
Mähr......... 106:1; 147:1
}+NuwaketvpgyChrysten 107:38; 147:3
+Nu wil ji hören een nyge
gedicht ............107:8
tO Anna zart, zu dieser Fahrt!) 57
+O du verhaßtes Osterzell, du
hast ............. 103:4
+O Herre Got, ich rüff dich an
107:9 (147:9)
*-Ohne Lieb und ohne Wein,
Was ist. ............. 119
O0, mein liawi Nannerl, geh,
leichmad’ Lätern?) 8 (63—66; 129.)
*1O Mutter Anna, mein Ver-
langen .............. 128
+O Paar, die ihr als Muster seid 58
0 schönsteß Klösterlein, hoch
von der Ädlersburg .... m 148
+O sei unendlich mal in deinem
Gnadensaal ........... 57
O web, wäs soll i fängn &@, daß
i bekumm an Män .... 15 (80)
7Sanct Anna, die edle Frau .. 57
*Sanct Anna, Mutter groß, was
trägt 0 ..0.0.0000000000«4 58
*Sant Anna preis, merk hie mit
Fleiß. 000.0.00000000401 58
+St. Anna! St. Anna! Zu hundert-
tausendmal ........... 57
}Schau, mein Adam, hörst den
Engel ..........x . 141:26
Schön lustig ist’s auf der Alma m.91
Schöf nakl is’sin Himmel, schöß
kühl” ... 9(68f.: 134£.: 167:1)
1) Dazu: Edw. Schröder, Die Eb-
storfer Liederhds. (1890) S. 31 Nr. 2.
?) Dazu noch: H. Weber, Hessische
Blätter für Volkskunde. IX, (1910)
S. 58 Nr. 76 (nur 1 Strophe = U. 1).
5) Zu S. 68f. u. 134f. kommen noch
zwei Fassungen aus Tirol (L.Pirkl. Das
a4
Schönste Jungfrau Kellnerin,
schenk mir ........... 14
Schönsta Gamsberg, in dem
Summa meine ......... 144
Schönstes Klösterlein mit ge-
neigten Guat ..........1B
+Seht, da liggt de grote ris mit
sin lange .........,...,.127
7Sei gegrüßt, du Zier der Frauen,
Mutter Anna .....,..... 57
+Seyd from, ihr lieben Christen-
leut........ 107:11 (147:11)
tSieh, o Adam, jene Freude 141:21a
+Singen will ich aus Herzens-
grund, weil’s gibt. .... 140:19
Spingeser Schlachtlied als
Melodieangabe. ........ 106
*++Tabuletti Treckerheißi, führ 122c
+Und Brüder, wo ziehen wir hin 108:5
Und wia hält Gott Väda dö
Welt hät erdächt ..... m 187
Und wia hält Gott Voda dö
Welt hät gemächt, dä hät er
vor ällem ..........m77:4
*4 Water, der arme....... 1156
*+Von den Wienerischen Men-
schern .....:....... 124e
7 Von einem Waldschützen wol-
len wir ...........103:3b
tTVon üppiglichen dingen.... 97
+Wach auf, o Seel und singe,
St. Anna ............ 57
Wänn i’s in Wäld geh, 138 i
mein Stutzerl........ m882
Wänn i von Preßburg (Wien)
weggeh!) ......9(67f.); *133
deutsche Volkslied. XII. [1910] 8.85;
A. Dörler, Zeitschr. d. Ver. f. Volks-
kunde. 20. [1910] S. 39 Nr. 1). Ver-
hältnis zur Urform: 1 P., D.:1l1a. —
2 P.,D.-1b. — 3 P.,D.-2a. — 4P.:
3a (Zeile 3 u. 4 jedoch spätere Ent-
wicklung); 4 D.;3b. — 5 P.:2b; 5D.
Wanderstrophe. — 6 und 7 P. Neu-
bildungen. 6 eine Parallelform zu3a;
7 trat für 4b«a ein. — 8 P.;4aß (aber
dem Mädchen in den Mund gelegt).
— 9 P. ; Kontraktion aus Va-+-b. —
10 P., in Anschluß an UV gebildet,
ist die Antwort des Mädchens.
1) Dazu noch: R. F. Kaindl, Zeit-
schrift des Ver. f. Volkskunde. 15.
(1905) S. 265 Nr. 5 (Bukowina).
*-Wann werd ich dich dann
wieder sehen ........ 131:10
}War einst ein Kapuziner, der
Pater. 0 ............. 60
+Warum hat der Schöpfer uns
Menschen derschaffen ,‚. 140:18
*1 Was braucht man auf dem
Bauerndorf ..........108:2
+Was han ick dummer monnich
gedaan......., 107:4; 147:4
Was machst auf grünem Wasen
(Rasen) 18:XX VI; m 85:XX VI (86f.)
Wäs will ich singen? Ein neues
Liedlein ........ 18:XXVII
+Weil mich meine Sünden
drücken ............. 60
*+Wie geschwind kan sich ver-
ändern, die Freud... .126:11Ia
Wia heiter is da Himmel, wia
kühl ..............m135
Wia hell scheint der Mond und
wia kühl ............ 134
Wia-r-i und mein Schätz (Wei-
berl) glebt häbn, däs känn
koanı 17:XXIV (83:XXIV; 142)
Wia lustig auf der Alma, wia
lustig ............ m9a
Wia lusti is’s auf d’ Alma,
Wia 0000000004. M9IB83b
Wie mächen’s denn dö Fleisch-
häcka? So?).... 28:XLI (104)
Wie scheint da Mond so schöf,
isollt ....... 11 (71f.; 185)
Wia scheint da Mond so schön,
soll ’s............. m71
Wia scheint nit da Mond so
schön, muaß zu ........ 185
Mir häbn unsern Franzl jetzt in
der Mitt 31:XLV (111—118; 148)
*Wird mir die Zeit so lang,
wo gehich........... 131
+Woll si schöne Schattenspiel?
Hab sie Spaß ........80:13
Wollen wir dann wieder schei-
den vor dir, Anna. ...... 57
+Wunderfrau. wir grüßen dich 57
1) Zur Literatur auf S. 104 ist noch
beizufügen Steiermark (Popelak,
Das deutsche Volkslied. XII. [1910]
S. 84), Hessen (H. Weber, Hes-
sische Blätter für Volkskunde. IX.
1910] S. 25 Nr. 29) und Schweiz
E. Hoffmann - Krayer, Schweize-
risches Archiv für Volkskunde. V.
19017 S. 305£,).
(55
*-Zu dir, o St. Anna, will ich Znagst bin i gassln gänga zu
mich jetzt. ...........128 | mein Dirndl ... 29:XLII (105)
B. Liederverfasser.
Regius, Urbanus 107:10
Reutinger, Simon 107:6
Staudinger, Hans 90
Styfel, Michael 107 (147):12
Walther, Johann 107:18
Kagerer, Joh. Mich. 96:X XXIII
Ketner, Leonhard 106 (147):1
Kymeus, Johann (1571) 141:28
Myllius, Martin 141:22
Petsch, Joh. Fridr. 107 (147):11
Pölz. Andreas 145f.
C. Herkunft
a. Länder.
Bayern 100:1
Böhmen 129£.:IX; 133:12; 185:b;
136:3a; 146
Niederösterreich 1—3 Nr. I—IV;
5—9 Nr. V—XI; 10—18 Nr. XI
bis XXVI; 20f. Nr. XXVIH— XXX;
22 Nr. XXXII; 24—26 Nr. XXXTIV
bis XXXVII; 27—29 Nr. XXXIX
bis XLII; 830 Nr. XLIV; 31—36
Nr. XLVI—LI; 42 Nr. LIX; 48
Nr. LXI; 55:6; 71; 83; 92a;
11l4a, b; 131:11; 137; 144
Oberösterreich 9 Nr. XII; 18 Nr.
XXVH; 22 Nr. XXXI; 87—40
Nr. LI—LVI; 43 Nr. LX; 67;
77:4; 78:10; 89c; 113; 1438d;
[48 :XLV; 149f.: XLVI:d, e
Salzburg 23 Nr. XXXII:; 29 Nr.
XLIII
Steiermark 77:8; 84; 85:XXVI;
88b; 91; 93b; 95; 134: XIIa; 135:
XV; 136:8b; 140:17; 142: XXV
Tirol 31 Nr. XLV; 76; 106; 108:21;
112£.; 188:6
Ungarn (Eisenburger Komitat) 88a;
/Pester Komitat) 63 .
b. Handschriften.
Diözesan-Archiv in Linz, hand-
schriftliches 78—80
Landesarchiv, Steiermärkisches, in
Graz: Has. Nr. 659... 140:17;
— Nr. 871. , .142:XXV; — Nr.
1414 .. . 135: XV. — s. auch Werle
der Lieder.
Rueß (1832—1845), Liederbuch des
Konrad 139:16
Trierer Liederhandschrift (1744) in
der Stadtbibliothek Trier ..
55:4; 60:7; 120b
Universitätsbibliothek in Innsbruck,
Hds. M. 980... 123d
Werle, Anton, hds. Nachlaß (Stei-
erm. Landesarchiv in Graz) 91
c. Bücher.
Stade, Joh. Venus Kränzlein (1610)
4 Nr. IV h
d. Fliegende Blätter.
Ohne Drucker 8 Nr. IVa; 26 Nr.
XXXVIII; 40 Nr. LVIII; 56;
62; 81; 102:2; 122c; 124e; 126;
127; 181
Drucker:
Josef Greis in Steyr (1827—18438)
117—119 (A)
Martin Hofmann in Znaim (1823—
1850) 117—119 (B)
Ph. Kraußlich in Urfahr a. D.
(1862-—1892) 1083:7; 1156
M. Moßbeck, Wien-Neubau (1864
bis 1866) 1833f,
Aufbewahrungsort:
Berlin, Kgl. Biblioth. 62; 122 c; 124 e
Graz, Landesbibliothek 127:34
Wien, Hofbibliothek 145
Wien, Stadtbibliothek 81; 102:2;
117; 1261IIa; 131:10; 133 XI
Wien, im Besitze Blümmls 56: 115€
D. Theoretisches,
Ableitungsformen s. Erweiterung; Männermund aufgezeichnet ist 105
„ Verkürzung Anm. 4; 106 Anm. 6
Änderung des Inhalts, je nach- | Analogie 117 Anm. 6; 120 Anm. 5;
dem das Lied aus Frauen- oder 164 :1 Anm.a
IR
Anfänge s. Hinausfallen
Antizipation 69 Anm. 3; 95 Anm.
3; 105 Anm. 1; 106 Anm. 5; 165:
11 Anm. a und 17 Anm. a.
Arbeitsgeräusch s. Wiederholung
der Worte
Assoziation 129; 150 Anm. 1
Ausdrucksform, verschiedene, für
gleichen Inhalt 70 Anm. 1; 72
Anm. 4. — 8. Parallelform
Bearbeitung von Liedern durch
Dichter 59 (128): IV b; 124
Beeinflussung, gegenseitige, ver-
schiedener Entwicklungsreihen 69;
70 Anm. 9; 74 Anm. 3, 4; 81; 98
Anm. 3; 134 Anm. 12. — ss. Zu-
sammenschweißung
Einsprengung einzelner Teile in
andere Lieder bei ähnlichem Inhalt
83; 89£.; 130 Str. 8f. — s. auch
Wanderstrophen, Vierzeiler
Entstehung von Liedern: aus
Schwank 128:1V b
Erweiterung älterer Formen zu
jüngeren und abgeleiteten Formen
52—54; 75; 86f.; 97: XXXV; 116
u. 117 Anm. 11 (150)
Erweiterungsformen s. Parallelform.
Hinausfallen von Anfangsstro-
phen aus dem Lied 75 Anm. 1; 85
Anm. 2; 89; 90 Anm. 1; 144 Anm. 1
Hörfehler s. Mißverständnis
Kontrafaktur5l1; 141:23; 147:4, 23
Kontraktion von Strophen 74
Anm. 1; 85 Anm. 1; 90 Anm. 3
(148 d:5); 96: XXXIIL; 105 Anm. 4;
155a Anm.
Mißrverständnis infolge Hörfehler
142 Anm. 1 |
Neubildung einer Strophe usw.
der veränderten Situation wegen
117 Anm. 11 (150)
Neubildung vonStrophen u. Teilen
für Vergessenes und Ausgefallenes
des Zusammenhanges wegen 69
Anm. 7; 74 Anm. 2; 105 Anm. 4;
116; 135 Anm. 14; 1552 Anm.
Parallelformen 66; 70 Anm. 8; 71
Anm. 4; 72 Anm. 4; 82 Tabelle,
Str. 3, 4; 95 Anm. 2, 4; 96 Tabelle,
Str. 1; 98 Anm. 2; 100 Tabelle,
Str. 1c, 2c; 105 Anm. 2; 135
Anm. 15; 144: XXX Str. 1, 2; 144
Anm. 1; 1552 Anm.
Postposition9lAnm.6; 106 Anm.5;
150 Anm. 3
Reminiszenz: Dichter aus dem
Volke lassen in ihren Liedern
bekannte Lieder unbewußt durch-
klingen 90
Strophen anderen PersoneninMund
gelegt 69 Anm. 5; 91 Anm. 6;
134 Anm. 10f.; 143 Anm. 1; 144
Anm. 1; 155a Anm.
Textverschlechterung in A.
Blättern 63
Umwandlung (s. auch Kontrafakt):
a) aus einem Lied auf den bairi-
schen Hiesel entsteht ein ge-
wöhnliches MWildschützenlied
103:3 a—c — ein Räuberlied 99
b)aus einem Verbrecherlied wird
ein Lied auf eine Kindesmör-
derin 115f. (150)
c) Weinlied wird zu Bierlied 117
(168:4)
d) Weinlied zu _Branntweinlied
168:4
ge) Lied auf Maria zu Lied auf
Christus 59 Anm. 1
Verkürzung älterer Formen zu
jüngeren und abgeleiteten Formen
84. (96); 96: XXXIII
Verrückung von Strophen 70
Anm. 9; 87 Anm. 6; 91 Anm. 6;
116; 117 Anm. 2 (150); 150 Anm. 2
Wanderstrophen 54:11; 67f.: XI;
68; 69 Anm. 4; 155a Anm. — 8.
auch Einsprengung und Weih-
nachtslieder (unter E)
Wiederholung beim Vergessen
von Strophenteilen 69 Anm. 6;
95 Anm. 2; 98 Anm. 1; 99 Anm. 1;
117 Anm. 6; 149 Anm. 2
Wiederholung der Worte als
Arbeitsgeräusch 97: XXXV
Zusammenschweißung verschie-
dener Entwicklungsreihen 66; 81;
98 Anm. 8. — 8. Beeinflussung
Zusatzstrophen:
a) lokal gebildet 72 Anm. 3; 86;
87 Anm. 4; 99 Anm. 2, 3; 106
Anm. 7; 116 Anm. 1; 117
Anm. 3, 7, 8; 150; 155a Anm,
h) nähere Ausführung einer voran-
gehenden Strophe 72 Anm. 5. —
s. Parallelform
c) unmotiviert 82 Anm. 4; 87 Anm.
5; 91 Anm. 7; 99 Anm. 3; 116;
142 Anm. 23
| AN
FE. Liedergattungen.
Anstichlieder s. Volkslieder als A. | eingesprengt 27 (98) Nr. XXXIX
Gesprächslieder, historische 112 Str. 6—10; 130 Str. 4; 136:832
Kinderreim, quodlibetartiges im 151 Str. 5 — Liedteile werden zu V.
Lügenmärchen, quodlibetart. in_151 63; 65; 83: XXIV — Wechsel
Parodie s. Predigtparodie und Vic- zwischen Derbheit und ONicht-
timae paschali laudes (Abschn. F.) derbheit 65
Predigtparodie, quodlibetartiges in Vierzeilerlied 41f.:20—24; 133:12
der 150 (128 Str. 12 u. Anm. 1; Volkslieder als Studentenlieder 117;
124; 151) 138:6; 141:27 — als studentische
Quodlibet 34: XLIX (120—126; 150 £.) Anstichlieder 55 u. 127:7; 130;
— s. auch Kinderreim, Lügen- 138:8 — eingelegt in Volksschau-
märchen, Predigtparodie spiele 77:7 (138:7); 99; 124; 127:9;
Studentenlied s. Volkslieder als St. 140:17, 18; 141:24, 25, 26, 28
Vierzeiler: 35—89: L—LIITI; 839:LV; Weihnachtslieder 1:I; 2:11 — wan-
40—51: LVII—LXI. — in Lieder dernde Strophen in W.’n 54:11
F. Motive
Abschied s. Wanderschaft
Abtritt s. Luther, Papst
Adam und Eva: Erschaffung und Ge-
schicke 13:XVIII; 76—80; 186—
142; 151 Anm. 1; 154a Anm. 2 —
Entstehen ihrer Behaarung 138: 14
— Der erste Koitus 139:16 — Der
erste Kuß 141:27
Amor als Beichtkind s. Beichte
Anna, hl.: im Volkslied 56—58; 127f.;
154b Anm. 1 — errettet Kinder
vor Hungertod 3:IV; 56; 127:34
‚Ave Maria“ als Rettungsmittel s.
Maria .
Bauer: in der Kirche 23:XXXIII
(96f.; 145; 154a Anm. 1; 168:6)
— Unmäßigkeit beim Hochzeits-
mahl 24: XXXIV (97)
Begraben im Keller unter (in) einem
Faß 1191) — im Abtritt s. Luther,
Papst
Behaarung des Menschen, Ent-
stehung der s. Adam
Beichte (Mädchen-,Nonnen-,Männer-,
Kinder-, Amors Beichte)6 : VI; 60f.;
152 Anm. 1; 153a Anm. 1; 168:5
Bergmann: Leben 26: XXX VIII (98£.)
Bethsaba s. David
Bier, Loblied auf das 117
Bora, Katharina, s. Luther
Bratwurst s. Luther
1) Dazu noch: R. F, Kaindl, Zeit-
schrift des Ver. für Volkskunde. 15.
(1905) 8. 270 Nr. 17 Str. 3; S. Groli-
mund, Volkslieder aus dem Kanton
Solothurn. (1910) 8. 73 Nr. 89 Str. 8,
ler Lieder,
Butter s. Luther
David im Volkslied 54£.; 127; 153 b
Anm. 2
David und Bethsaba 2:1II; 126
Diebstahl von Kleidungsstücken,
Messer, Gabel s. Luther
Ehestand: Einsetzung und über den
12:XVII (783 ff.) — Böse Sieben
15:XXIL (80 ff.) — Simandl 16
81:XXIII; 142) — Zwist und
Streit 17:XXIV (83:XXIV; 142)
— Hochzeitmahl s. Bauer — s.
auch Adam, Heiratslustige, Hei-
ratsnarr, Koitus
Esel als Richter zwischen Kuckuck
und Nachtigall 4; 59; 128
Essen s. Bauer, Luther
Eva s. Adam
Faß, begraben werden unter (in)
einem s. Begraben _
Franz I., Kaiser von Österreich: im
Volkslied 31:XLV (111—113; 148)
— in Innsbruck (13. Mai 1816)
81:XLV (111f.) — Tod 118 —
im historischen Gesprächslied 112
— 8. auch Tiroler, Wiener ;
Frau, geschlagene, s. Luther
Fuhrmann: Leben 27:XXXIX (98;
146); 39: LIV
Gabel s. Diebstahl
Handwerker s.. Spott, Wanderschaft
Heiratslustige, der 13:XIX
Heiratsnarr: die alte Jungfer. 15:
XXI (80)
Hiesel, bayrischer 28: XL (99-—104);
153b Anm. 1
#4
Hochzeitmahl s. Bauer
Hühnerhändler, Leben s. Fuhr-
mann, Leben
Hungertod, vom H. errettet s. Anna
Innsbruck, Franz I. in I. s. Franz I.
Jäger s. Wildschütze
Jungfer, alte s. Heiratsnarr
Käse s. Luther
Kaken s. Luther
Kampf s. Schergen
Kind, beichtendes s. Beichte
Kinder, hungernde, von hl. Anna
gerettet s. Anna
Kindesmörderin 115£. (150)
Kirche s. Bauer, Beichte, Messe,
Nonne, Papst, Pfarrer, Predigt
Kleidungsstücke s. Diebstahl und
Luther
Koitus s. Adam — Liebe: Beisam-
mensein: in Unehren — Vogelfang
Kuß s. Adam
Kuckuck und Nachtigall im Wett-
streit s. Esel — K. und Luther
s. Luther
Laudatio auetoris 17:XXV Str. 7;
72 Anm. 5 (186 Anm. 1); 148:
XXV Str. 6
Liebe: Beisammensein: in Unehren
8:1X (63—66; 129£f.; 154b Anm. 2);
9:XI (67£.; 133: XI; 155a Anm.1);
29: XXXI; 22:XXXII (95f.; 144);
39:LIV; 63; m 129:1IX. Heim-
kehr in der Früh 40:LVI — vorm
Fenster: ohne Einlaß 10£.: XII.
(70); 11: XV (71£.; 135: XV); 129£.
—. Liebesarten: a) treue Liebe
5:V (60); 6:VII (61); 7:VIII (62 f.)
— b) sie vermeintlich untreu 12:
XVI (73£.; 167:2) — c) sie untreu
17: XXV (84; 142: XXV) — d) flat-
terhafte Liebe s. Wiener Mädchen
— Werbung: ohne Erhörung 14:
XX; 18: XXVI (85—87) — Vorbei
9:XII (68£f.; 134f.; 154b Anm. 3;
167:1); 133: XI; 134; 135 — s. auch
Koitus, Mord
Lob s. Bier, Wein
Lump, der 8. Typen
Luther, Martin: im Volkslied 30:
XLIV; 106—111; 147 £. — sein Auf-
treten und seine Lehre 107:5, 7;
107 (147): 9; 107:10; 107 (147):11,
12; 107:13; 107 (147):14, 15, 16;
108:19 — gegen seine Lehre
107:3 (147:3); 107:6, 8; 147:22,
23 924 — und Katharina Bora
30: XLIV (108:18); 107:17; 108:20
(154a Anm. 8); 111 zu Str. 14 und
19ff. — gegen seine Heirat 107
(147):4; 108:21 — Tod 106 (147) :1;
107 (147):2; 107 (147): 11 — bleibt
Bratwürste schuldig 30 Anm. 5;
31 Nr. XLIV Str. 8; 111 zu Str. 11;
148 — ißt Käse und ‚Butter gern
111; 148 — liest selten Messe 111;
148 — schlägt seine Mutter oder
Frau111 — stiehlt(Weste, Strümpfe,
Messer, Gabel) 111 — trägt Rock
(Hose) ohne Futter, Stiefel ohne
Sohlen, gestohlene Weste 111 —
wird vom Kuckuck geholt 111 —
wird geschunden und auf eine
Trommel gebunden 148 — in
Abortsprüchen 148 — als Bei-
stand beim Kaken angerufen 148
— liegt im Abtritt begraben 148
— 8. Victimae
Mädchen, beichtendes s. Beichte —
flatterhaftes s. Wien
Mann, beichtender s. Beichte
Maria beschützt Vogel, der „Ave
Maria“ singt 3:IVa; 58£.
Messe s. Luther
Messer s. Diebstahl
Mord: Bursche tötet seine Geliebte
12: XVI; 78f.
Mutter, geschlagene s. Luther
Nachtigall und Kuckuck im Wett-
streit s. Esel
Napoleon I. im historischen Ge-
sprächslied 112
Nonne, beichtende s. Beichte
Papst: im Abtritt begraben 148
penis s. Vogel .
Pfarrer als Prediger in der Kirche
29:XLIII (105f.; 1542 Anm. 1)
Predigt s. Pfarrer
Prügel s. Luther
Richter s. Esel
Schergen und Bursche im Kampf
29: XLII (105) — s. auch Spott
Schinder: unehrlich 14:XX
Schlagen der Frau oder Mutter s.
Luther
Sieben, böse s. Ehestand
Simandl1) s. Ehestand
1) Dazu vgl. noch: Othmar Meisin-
ger, Die Appellativnamen in den
hochdeutschen Mundarten. Progr.
Gymn. Lörrach 1904, S. 25; 1910
Q 184 Nr. 91.
iR
Simandlbruderschaft 81; 142
Soldat: Rekrut 26: XXX VII
Spott: auf Handwerker 28:XLI (104;
155b Anm. 1) — Scherge 29: XLII
(105) — s. auch Wildschütz
Stände s. Bauer, Bergmann, Fuhr-
mann, Handwerker, Hühnerhänd-
ler, Jäger, Schergen, Schinder,
Soldat, Wildschütz
Streit s. Zwist
Tiroler und Kaiser Franz I. 112f£.; 148
Treue s. Liebe: Liebesarten
Trinken s. Bauer, Trinker .
Trinker s. Weintrinker
Trommel s. Luther .
Typen: Der Lump 33: XLVIII — der
Weintrinker32: XLVIL(117 f£., 168)
Unehrlichkeit s. Schinder
Unmäßigkeit im Essen und Trinken
s. Bauer
Untreue s. Liebe: Liebesarten
Verbrecher: Hinrichtung 31:XLVI
(114—116; 149£.) — s. Hiesel, bai-
rischer: Kindesmörderin: Mord
Victimae paschali laudes auf Luther
parodiert 111
Vogel == penis 130 Anm. 1 — singt
Ave Maria s. Maria
Vogelfang als Bild des Koitus 8:X;
66f.; 130—133; 153a Anm. 2
Vogelhaus = vulva 1380 Anm. 1
vulva s. Vogelhaus
Were halt : Abschied 25: XXX Vf.
Weihnacht im Lied: 1£.:If. (51—54)
Wein, Loblied auf den Wein s.
Weintrinker
Weintrinker s. Typen
Werbung s. Liebe: Werbung
Wien: Wiener Mädchen flatterhaft
112f.; 148 — Wiener und Kaiser
Franz I. 112.
Wildschütz und Jäger: Jägerspott
20: XXVIII (88 f.; 143: XXVIII;
167:38;) 20: XXIX; 21: XXX (91 —
94; 144) — Jägertod 18: XXVII
Zwist zwischen Eheleuten s. Ehe-
stand
G. Verzeichnis der Vierzeiler nach den Reimen,
(System Blümml.) !)
Die Reime sind nach den hochdeutsch-a Entsprechungen, soweit solche vorhanden sind.
sonst nach der Dialektworten geordnet.
Die einzelnen Zeitwortformen stehen unter dem Infinitiv. — Zusammengesetzte Worte
sind unter die einfachen gestellt usw-
ab. — ä(b): da LX1:82
acht. — Ächta: Tochta L:1
all. — älls: Häls LX1:18
allein. — alloafı: toaßı LIL:5
Alm. — Alm: mäln LIX:7
ammen. — g’amt: vasamt 133:12,1
an. — äf: a0 LIII:9; LX:37
dräß LII:18
kän L:9; LI:1; LII:2
Män LXI:52
: schon LI1:23
dräß: täü L:18
‚ander.— anänd: gsund (l.kränk) LII:8
beinänna: Kapauna: anänna
LX:46
Anna. — Nannerl (l. Nander]): L&u-
derl LX:67; Nannerl: Zander] ‘..
Zahnerl) LX:66
|
auch. — ä: wal(r) LX:27
auf. — af: draf LII:14
drauf: auf LIIL:4
Bäch: Däch LIX:1
; Nächt LVIIL:20
bauen, an- — &übaut: Unkraut LX:22
Baum. — Bam: kam LX:69; LX1I:32
bei. — vorbei: Gäu LX:5
Bett: Brett LXI:25
; Deck LX:47
; net L:20; LII:26; LV:2; LIX:4
Bier: Klystier LXI:43 ;
blau. — bläwi: äwi L:8
bleiben. — bleibn: schneidn LX:25
blühen. — bliaht: Liab LILI:9; LX:31
Blüte. — Blia: dir LX:72
Braten. — Bratl: Liegastattl LX:85
Bratze —. Brätzn: R3tzn LXI:44
) Zur Wahrung der Priorität sei bemerkt, daß dieses System
von mir seit dem Jahre 1900 zur Durchführung gelangt. Mein Schnader-
hüpfellexikon fußt darauf. Dieses wird auch die Begründung bringen.
x EN
Vo
brauchen. - braucht: braucht LX1:46
brauf: schau LX:77 ;
: schon LIX:2
Brunnen. — Brunn: jung LIL:11
Brust: Lust LX1:23
Bube. — Bua: Schuah 130:I1X Str. 4
: zu (l. zua) 133:12,3
: dazua LIL:1
dä: 8(b) LX:24; LXI:21 (2 mal)
denken. — denkt: z’weng LI:19
denn: stehn L1:7
dir: Bier: Klystier LX1:43
: dir LIIL:5
Dir: Birn LVII1:27
drehen. — draht: tat LX:56; LX1:34
Dult: Schuld LX:21
Durst: Wurst LIX:8
Ecke. — Eck: aufgweckt LX:43
eh (so): weh LIX:3
ein. — hereii: Wein LIX:8
ein: sei LX:60
einen. — oan’n: koan’n LI:9
Ende. — End: brennt LX:33
: Zähnt LX:18
ent. — herrent: gschenkt LVIIL:4,
5; LX:35
: Zähnd LVII1:3
guch. — enk: weng LI:10
Fänger. — Fänga: gänga LXI:36
fahren. — gfährn: Wägn LX:40
fallen. — gfälln: zähln LI:16; LX:
41; LXI:5
fangen. — fänga: Stänga: glänga:
Stänga LVIIL:21
Fehler: Teller LVIIL:7
fein: ein LIL:1
finden. — find: hint LVIIL:26
Fleck: net LVIIL:15
: weg LVIIL:8
fragen. — gfrägt: plägt LV:1
Freude. — Freud: vakeit LX:19
freuen. — gfreut: bleib LV:1
: geigt LX:29
: keit LX:42
; unkeit LX:78
: weit L:6
frieren, er- — dafrert: ghört LX:40
Fuß. — Fuaß: Gruaß LI:6
Fiaßn: miaßn LXI:30
Gäng: zsämm LVIIL:9
geben. — gebn: liegn (l. legn)?!) LV:2
gehen. — ausgänga: fänga LVII1:20
gänga: gfänga LXI:27
Geige. — Geign: scheidn LXI:54
1) Du kännst di zu dein Weib legn.
Blümml. Quellen und Forschungen. VII
Geiß. — Goaß: Gepoaß LXI:24
gering. — gringa: nimma L:12
gern: wer(d)n L:4
gescheit. — gscheit: gfreut LXI:50
geschwind. — gschwind: lind_LX:1
Gespötte. — Gspött: glegt LIL:12
Getreide. — Troad: Oad (Ort) LX:8
Gewand. — Gwänd: Länd LX:51
gleichen, der- — dagleia: scheia LX:3
Graben. — Gräbn: fäh(r)n XXXIX:8
: häbn LX:55
Gras. - Gräs:näß: Schätz LII:7; LX:38
Größe. — Größ (l. Größt): recht LIL:6
Grüne, f. — Greafi: eahü LX:77
gurren. — gurrt: guat LX1:22
gut. — guat: tuat LX:81; LXI:9
haben. — häbn: frägn LX:3
‚ schlägn LI:19
trägn LI1:25
: Wägn L:10
häbn (1. häm): zsämm L:20
häf: täf LX:42
ghäbt: datäppt LX:78
Hahn. — Hähna: beinänna: Ka-
pauna: anänna LX:46
Häls: älls LX1:39
hält: Wäld LIL:19
händsäm: längsäm LII:3
Hase. — Häsn: bläsn LXI:40
Heide. — Hoad: Troad: Oad LX:8
heil. — hal: ällawal LXI:387
‚heim. — Wänghäm: längsäm LX:1
heim, da- — dahoam: oan LX:76
hier: dir LX1:53 .
ho: da XXXIX:6
Höhe. — Höh: Reh: eh: weh LIX:3
Höh: Reh: weh LIX:12
hören. — hörn: rehrn LXI:10
ghört: vafrert L:19
» grehrt LXI:10
- gschert LVIIL:28
Holz: stolz L1I:5
Hülle. — Hüll: viel LX:47
Hut. - Huat: tuat LX:50, 80; LXI:16
ich. — i:i LIX:10, 11 (im Original
steht: „Und a _Fleischhäcka
[Schuasta] muaß’s sein“ statt „Und
a Fleischhäcka [Schuasta] bin 1“).
innen. — dreifi: sein LX1:47
drinn: liegn LX:82
drinna: Finga LIL:14
Jäger. — Jächa: secha LIX:2
jagen. — jägn: häbn LXI:41
Johann, St. — Sankt Hänns: Schwänz
LVH1:18 °
Kalb. — Kälm: Alm LX:76
11
nl
1
kält: bäld LVII:1
. fallt LIX:9; LXI:6
Kapaun. — Kapauna: anänna LX: 46
Käplän: tan LVIII:18
keien. — keit: gfreut LXI:14 '
-keit. — Aufrichtigkeit: Zeit LX:351
Kind: lind LXIL:1
Kinn. — Koi: troi LX:66
klein. — kloati: alloan: alloakı: toafı
LIL:5
: Stoan LIIL:3
kloan’: loahn LXI:50
kloani: oani LX:79
Knecht. — Knechtn: flechtn LX1:28
können. — käßn: an LX1:47 -
: Hähn LXI:88
kommen. — gehn (l. kemm): nehm
LX1:6
kemma: nehma LIX:9
krachseln. — Kraxlt: ghaxlt LX:48
Kreuzer. — Kreuza:Schweiza LIX:6
Kropf: Kopf LIX:8
krumm. — krump: Lump LIX:5
krumpn: lumpn LX:57
Kuh. — Küah: ihr LX:62
: mir LX:17
; nia LX:64
langen (vb.) — glänga: Stänga
LVII: 21
lassen. — lässn: lässn LVIII:14
valässn: Sträßn LIL:18
Laus: aus LX1:25
Leben. — Lebn: hergebn LXI:19
leeren, um- — umgla*t: stad LX:6
Lehne. — Loahn: hoam XXXIX:10
lehnen. — loahn: ärm (l. kloan’) L:8
Leite. — Leitn: Seitn LX:14
Leute. — Leut: gfreut LX:532
: Schneid XXXIX:6
lieb. — liawa: Betriaga LX1:27
lieben. — liabn: Birn LX:84
: kriagn LX:27
liegen. — liegn: Ding 5 liegn (1. lien)
: vaschwiegn LIII:8
lind: flink LIL:3
Linde. — Lindn: hintn LX:2
machen. — mächa: lächa LVIL:3
: nächa LX:58
mächst: Nächt LIII:1
mähen. — gmaht: draht LXI:381
: tat LI:4
.mal. — ällimäl: Gäll LI:7
mäl: -mäl LVIIE:12
Mann. — Mäiü: &ä LX:44
meinen. — gmoant: gloant LII:13
a "3
Oz.
Mensch (Mädchen). — Menscha:
Fensta LX:59
messen. - vamessn: vagessn LVII1I:25
mich. — mi: i L:16
mild: Bild LVI1:2
mir: dir L:19; LX:52
Mohr. — Muhrn: dafrurn LXI:42
Muhme. — Moahm: hoam LI:2
nach. — nä: da LIIL:7
Name. — Näm: zsimm LX:68
: Wägn LX1:15
Närr: Haar LVII1:28
: Päar 130:IX Str. 4
naß: Schätz LII:7; LX:38
nehmen. — nimmt: rinnt L1I:12
nicht. — nit: nit L:15; L1IL:3;
LVIII:7; LX:53; LX1:26, 51
nicht. — net: net LII:24; LX:13
: Bett LX:82
nie. — nia: Knia LX:78
nieder. — nieda: zwieda LX:36
nittel (abgehetzt). —- nittl: Hittl LX:70
nötig. — not: Tod LXI:51
oben. — drobn: Klobn 133:12,2
pfeifen. — pfeift: greift LVIIL:17
Planke. — Plänka: Gedänka LXI:17
Ranze. — Ränzn: tänzn LXI:29
Rausch: Haus LVIIL:6, 10
recht: schlecht L:7
reden. — redn: hergebn LI:14
Reden n. — Redn: gwen LI1:11
Regiment: Händ LX:9
Reh: eh: weh LIX:3
: weh LIX:12
röhren. — rehrt: hört LX1:9
Ruhe, — Ruah: zua LVIIL:27
rund: Stund LX:75
38äl: amäl LX:18
Säck: hät LX:67
Säge(mühle). — Säg: mäg LXI:48
säumen, ver- — vasamt: ägramt L1:13
sagen, — sägn: häbn LII:4
gsägt: gmächt LX:7
: schlägst LXI:3
3ausen. — sausn: tausnd L:14
Schachen. — Schächa: ächa LX:54
Schade. — Schäd: hät LX:11
Schatten. — Schättn: grätn LIL:17
Schätz: Nächt LIL:16
: Plätz L:13:
schauen. — schau: Brau(ch) LX1:26
Scheibe. — Scheibn: kraln (l. krai()n)
LX:16
scheiben. —scheibn: vatreibn LXI:51
scheinen. — scheint: Freud LX:11
Schimmel: Himmel LXI:8
schlafen. — schläffn: Äffn LXI:25
schmäl: äwifäll LX:74
schmeissen. — gschmissn: äübissn
LVII:22
Schmied: mit LX1:18
schneien. — vaschnei(b)t: treibt
LX: 83
schön: gehä LXI:49
: stehü L11L:20
schon: kän LX:53
See: he(r) LX:4
: Höh LX1I:45; 186:3a Str. 5
Segen. — Segn: mögn LX1I:2
sehen. — siachst: riehrt LI:3
sein. — sein: sein LX1:28-
bin: dir LIX:7
is: frisch XXXIX:7
: is LX:45
Siebener. — Siema: nimma LX1I:28
singen. — singa: springa LX1:39
singt: springt LVIIL:16
Sinn: drinn L:9; LI:1
Sommer. — Summa: gnumma LI:18
Spaß. — Gspoaß: woaß LX:26
sperren. — spirrn: liegn LVII1:28
spirrst: schmierst LXI:3
Spitz (Rausch): ist LVI1:6, 10
Spitze £. (Aufputz). — Spitz: Kitz
LX1I:20
Ställ: ällimäl LIX:4
Stange. — Stänga: glänga: Stänga
LVII1:21
stehen. — aufstehü: gehü LIIL:6
steifen. — gsteift: weit LII:2
Steige. — Steign: Kleibn LX:44
„Stein. — n-stoaf: eintoani LX:63
Stern: gern LX:81
: wer(d)n LX:65
Stiefel. — Stiefl: Zwiefl LX1:25
stolz: Holz LIL:21
: wollt’s LII:22
Strick: mit LX:28
Stunde. — Stund: gsund L:13; LIL:16
Sünde. — Sünd: Kind LI:8
süß, — siaß: liaßt LXI:1
Täl: all XXXIX:9
Taube. — Täubl: Weibl LI1:25
tauchen. — taucht: braucht LX:39
Thury: Jury LIX:8
tief. — tiaf: liab LX:28
Tirol: wohl LIX :6
Tisch: is: frisch XXXI1X:7
Tod: not LXI:51
toll: Tirol LXI:12
treiben; ver- — vatriebn: bliebn
LX:20
trinken, er- — datrinka: schwimma
LX:56; LXI:34
Türe. — Tür: mir LX1I:20
tuen. — toafı: kloafı LI:15; LX:15;
‚ LXI:35
tuen. — tua: zua: Bua LX:61
tuat: Huat LVIII:13
Tusch: Musch LVHI:11
Veit, St.: gweiht LVII:19
verdrießen. - vadriaßn: Fiaßn LX1:52
viel: still LVIIL:12 ;
vier: dir LII:15
» ihr LX:75
: mir LX:49
von. — davoä: än LVIII:24
Wache. — Wächt: Nächt L:17
Wagen. — Wägn: fähl(r)n LXI:16
währ: Häar LX:12
Wänd: änt LIX:1
Wange. — Wäng: Gäng LX:28
warten. — wärt: härt LX1:87
weg: Bett LXI:11, 21
weh: steh L:8
Weib. — Wei(b): glei(ch) LXI:33
Wein: seii LX:71
weinen. — woan’: oan’ LI:17
weinen, be- — bewoana: aufloana
LX1:42
weiß: Fledamäus LXI:44
:; neu’s L:11
weit: Freud LX:26
: kralt (1. krait) LX1:7
wenig. — weng: stehnd LIL:19
Wind: Kind L:5
wissen. — woaß: Goaß LXI:5
Woche, - Wocha: gsprocha LVII1:19
wollen. — wölln: Schelm L:18
Wurzel. — Wurzn: kurzn LX:30
zählen. — auszählt: vastellt LX:34
Zauüä: schaun LX:10
Zeit: weit LILI:10 ;
Ziwebe. — Ziwebn: gebn LX1I:12
zu. — dazua: tua L:10
»„ ! „3: zua: Bua LX:61
zwei. — zweeü: stehüi LVI:1, (2);
LX1:4
159
H. Verzeichnis der Weisen.
(System Blümml-Kohl.)!)
Rhythmische Verhältnisse,
Großrhythmische Verhältnisse: I==III usw. heißt: die melo-
dische Phrase I (aus 2 oder 4 Takten bestehend, s. unten) ist gleich der
melodischen Phrase III usw.; II==IVc usw. heißt: die melodischen Phrasen
sind bis auf die Cadenz gleich; I = IIl,,3 usw. heißt: die melodischen Phra-
sen sind gleich, nur ist IH usw. um eine Sekund, Terz usw. erhöht.
Kleinrhythmische Verhältnisse: 1 usw.== die relativen Werte
der normalen Öktave; I usw. == die relativen Werte der unteren Oktave;
I usw. = die relativen Werte der oberen Oktave. — %1 und 1? usw. be-
zeichnet die Bindung zweier Notenwerte durch Vor- oder Nachschlag
(Melismen). — Alles wird vom Grundton nach aufwärts gezählt, also I,
1, T = Grundton; II, 2, 2= Sekunde; III, 3, 3 == Terz usw. — [] bezeich-
net Fülltakte, beziehungsweise Abschnitte. — { } Wiederholung ganzer
Abschnitte und einzelner Phrasen.
J —= Jodler.
A. Achttaktige Weisen (4-4).
(Die einzelnen melodischen Phrasen sind zweitaktig; also I im Groß-
rchythmusschema — Takt 142: II — Takt 344 usw.)
a) Der Bau ist symmetrisch.
«) I== 111; I= IV.
a)_ =. b)
1. 35 41 35 [3°] 1 | 35 4* 35 1 (183:12)
2. V3V1]V3V1 (837:LII; 89: LIII)
3. V3VII1|V 3 VMN14J[s. 5)] (84) .
4.556315563-+J [s. 24)] (95)
5. VIT1VII14+VIL1 VIL1 (84 J)
a) Das Original hat hier 3°, was durch den vorausgehenden und
nachfolgenden Takt bedingt ist, also Analogiewirkung. b) Von hier ab
ist im Öriginal ein } vorzuzeichnen, da F-Dur vorliegt; die vier Schluß-
takte (1 31 25 1), eine Wiederholung, sind nicht klar in ihrem Verhältnis
zu den übrigen Taktgruppen.
BB) I1=1I1I; IL=IVec.
6. 1 VII*2 1*|1 VII! 2 1 (148:XLV)
; a)
7. 176 VIIS 15 |19 7° VIIS 1 (129 dreimal)
a) In der 2. und 3. Weise steht hier, durch den Tonikadreiklang be-
dingt, 35; dies ist aber nach Analogie des Periodenabschnittes III in 1 (1)
zu ändern. ;
y) I= 111; I==IV,.
8.113113353+7JT(1131133853) (138:6)
1) Die Begründung dieses Systems, sowie dessen praktische Durch-
führung bietet ein in Arbeit befindliches Melodienlexikon, das sämtliche
bisher veröffentlichte Vierzeilerweisen, Tänze (Ländler), Jodler, sowie die
symmetrisch und asymmetrisch gebauten Liedweisen enthalten wird. Dies
zur Wahrung der Priorität!
14
d) 1= 1 =1IV.
9.1 VII1VII]1VI1 VII [1 VII] (131£.) — Besser im ?/, Takt s. 27.
€) I= HI
10. V312|5321 (88:XXVIIa)
11. 5%4 4° 5|{5° 473} (67:7)
a) Im Original steht infolge Antizipation, bedingt durch den Nach-
schlag, 3; die Analogie mit Abschnitt III verlangt jedoch 5.
b) Der Bau ist asymmetrisch.
12a. 1 1VII221|1431 (149:e)
b. 11V 221|3 VI11 (149:d)
13.12221|114381 (114:b) ;
14. 1, 3 12] {5* 14 VIT* 1} (88: XXVIIIb)
15. 1° 5 52 5 [5% 5] | [°4 43 3®* 3] | 4 43 3*? 1 (146)
16. 3 22 41%3]|5653 (114:a)
a)
17. 3.553]{6 658} (71)
18. V122|V218-+J [s. 19)] (76:8)
19. 5251|[V 511 (76:3 J)
20. 5 5 5 1|{3 V IV III} (185b) — Der erste Teil steht in A-Dur.
a) Die Wiederholung setzt hier infolge Antizipation der folgenden
Notenwerte, die aber im Dominantseptimenakkord liegen, 4.
B. Zwölftaktige Weisen (44-4).
«) IV = V.
21. LIINIIIVVYVYIIVILIVM (II IN (108)
C. Sechzehntaktige Weisen (44-1444).
(Die einzelne melodische Phrase ist 4-taktig; also I im Großrhythmus-
schema = Takt 1—4: II = Takt 5—8 usw.)
a) Der Bau ist symmetrisch,
«) I= 1; HI=IVC.
22. 3° 05 4% 3 |3° °% 43 3113 445|3453 (85)
BB I= 11; H=1IV.
23.1325|/2511]1325]2511 (136:XVIIa) ®)
24. VILIV11|5341]V1H1V111|5341 (95 J)
a) Der Weise ist ein 7 vorzuzeichnen, da sie in F-Dur, nicht in
C-Dur steht.
y) I= 111; N=1IVC.
25. 1 V IV VII | IV VII II1]1VIV VII |EV VIL1T (136: XVIIIb) 2)
)
26. 3465[34761346518473 (77:4) a
m F—
a) Der letzte Takt ist im Original zu verdoppeln, lies: a
' nm
b) Das Original hat hier 4 infolge Antizipation des 6. Taktes; doch
ist nach Analogie von Phrase IV der Wert 3 zu setzen.
*
1
©
x
-
dd) 1= 11 = IV.
27. 12VM1|12 VE 11 VI VIIV| {12 VII 1} (181£.)
98. 18 2% VI 1|1% 24 VI 1|1V IV 2W VII | 1% 2* VI 1 (78:10)
29. 1531|/15811228811531 (91)
€) Lo II= IV.
30. 5 5510%5|55433]2626|554’3 (98)
&) I= 11.
31.1541115411155VM*|[1881-+J [1541] (02)
%) 1= IV.
32. 1181313522182 1:2" [11° 1 } @9:XLIID)
b) Der Bau ist asymmetrisch,
33. 55561417631J75448312711 (137:0).
II. Harmonische Verhältnisse, ?)
I = Tonikadreiklang. — V (V’) = Dominant(septimen)akkord. — 1 =
Quartsextakkord. — IV = Dreiklang der Subdominante,
[ ] bezeichnet Fülltakte, beziehungsweise Abschnitte. — { } Wieder-
holung ganzer Abschnitte und einzelner Phrasen. — () Harmonien inner-
halb eines Taktes. — J == Jodler. — T, = Takt.
IIIIMAN|{V, III} 146
»)
IILIMIILIVIIIIIV,I 133.
* Von hier ab bis zum Schluß Übergang von C-Dur nach F-Dur.
I1II(V,)I 92:a (T. 18—16)
ILL VLAVIEE VI MI ;
IV) IEIILLENLV IV, II VI V)IL 29 Nr. XLIH
I(V,)ICV,) I 4 29 Nr. XLHIIT (Takt 114.) ;
IIIIVIIVIVISINI: V, V, V,I|V, V, II 187:0
III V,IIIV,I 88 Nr. XXVIIT a) und b)
III V, 92:a (Takt 9—12)
II V, 4 29 Nr. XLII (Takt 4—6)
{11 V, HA! 92:9)
ILV,IIIV,I-ES:IIV, III V, I 188:6
II V,II{IIV, I} 135
NB. Der erste Teil geht in A-Dur, der zweite und dritte in D-Dur.
LI V, III V,I+ I: {V, VIIIII V, I} 95 Nr. XXX
LI V,IILI V, II V, V,I]I V, V, I 85 Nr. XXVI
11V, IV, IV, IV, IV, OD V, OD V, V, I) 108:21
{II V, I} ] V, IV, I|II V,I 93%) 1) Phrase 3 geht in C-Dur.
I1IV,I 88 Nr. XXVIII a) und b) (Takt 5ff.); 133 (Takt 10ff.); 92:8
(J.); 93 (T. 13—16):; 95 Nr. XXXII (J: Takt 54f.); 181:11 (T. 9—12).
ı) Gust. Brandsch hat zuerst in einer wertvollen, leider viel zu wenig
gewürdigten Abhandlung „Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des
neueren. deutschen Volksliedes“ (Archiv des Vereines für siebenbürgische
Landeskunde. N. F. 34. [1907] S. 241f£., besonders S. 246) die Wichtigkeit
der harmonischen Verhältnisse für die Melodienforschung hervorgehoben.
‚65
DI, W, IV, V,IINIV, V,|V, VII 136:8 a), b)
IV, VV ValI+AI: V, VIII V, II: 76:8
II V, V, 1386: 8a), b) (T. 9—12)
IIV II 138 (Takt 6—59)
1 IV N Ne te 4 Nr. XLVI a) und b) (T. 5ff.); 149 Nr. XLVI d) und
e . 5.
I IV IL VI, 78:10 (T. 9—12)
I IV V, 1] {LIV V, I} 67:7
IV,II 76:8 (J.: T. 5.)
{IV I VI} V, VIII V, I(V)I 91 Nr. XXX
1 V,IC(V)I 91 Nr. XXX (T. 13—16)
IV, IV, 29 Nr. XLII (Takt 7—10)
IV, IVE 77:4 (T. 9—12)
{1 V, D IV 18 V) I} LIVE VL|IV, DIV 8 V)I 78:109
1) *) Hier moduliert die Weise nach G-Dur.
2) Die vielen Harmonien weisen auf eine Kunstweise.
IV, DIV (I% V,) I 78:10 (T, 13—16)
IV, IVILV, V,V, VI V, IVIIIV, VI 77:4
IV, VIII V, II{IV, Vr I}*) 181:11
*) Das Lied geht, darauf weist die Harmonienfolge, im %, Takt,
nicht im */, Takt.
*)
IV, V,IIIIVIE (V)I 114 Nr. XLVI a) u. b); 149 Nr. XLVI d) u. €)
*) e hat hier IV (N).
IV, V,I|IV, V,I 148
IV, V,I|IV, V,I 129 Nr. IX (83 mal)
IV, V, I 77:4 (T. 18—16); 85 Nr. XXVI (T. 9—16); 181:11 (T. 13.; 17££.)
IV IS V,I 71 (Takt 5.)
IV IV II 187:c (Takt 5—8)
V,III 146 (Takt 7ff.)
V, IV, I|V,IV,1 87 Nr. LII; 39 Nr. LIII
ww TW,I|V,I V,I-+J (gleiche Harmonie) 84 Nr. XXV
4; 2" T 98 (T. 9—12); 108:21 (Takt 7—10)
V, Vo. a 187:0 (J: T. 54.); 76:8 (T. 5—8; J: T. 1—4); 75 Nr. XXXI1
(J: T. 1—4); 186:8 a), b) (T. 5—8, 13—16); 91 Nr. XXX (T. 9—12)
V, V, V, I 187:c (J: Takt 1—4)
V, Y, V, V, 77:4 (T. 5—8)
VY, ü) VD V, V, (N) 108:21 (Takt 11—14)
Letzter Nachtrag.
Nach Abschluß der Korrekturen (Ende September 1911) sei, da es
vorne nicht mehr eingefügt werden konnte, aus der jüngst erschienenen
und sonstigen Literatur noch nachgetragen:
1. Zu Nr. XII: Schöf nakl is’s in Himmel: Konrad Mautner,
Steyerisches Raspelwerk. (1910) S. 267 in 5 Strophen (1=U. 1a. — 2 =
U. 1b. — 3=U. 3b. — 4=U. 4ac0. — 5= U. 4bß).
2. Zu Nr. XVI: Es war einmal ein Pfeifer: Konrad Mautner,
a. a. O., S. 236 in 8 Strophen (1—8=U. 14+2-H4+6-+10-+H11+-[13] +12).
— Vgl. noch St. Ankenbrand, Der eifersüchtige Knabe. (1912), S. 66.
8. Zu Nr. XXYVII: Dahoam ban Länd, dä bleib is nit: Konrad
Mautner, a. a. O., S. 319f. in 13 Strophen (1—4=U. 1—4. — 5 = U. 5+6
mit Anm. 39 — 6—9= U. 7—10. — 10—12 = U. 12—14, — 13= U. 17).
167
4. Zu Nr. XLYVII: Dös Jahrl wär prächtig: Als Bierlied noch:
J. A. Fuchs, Schelmen-Lieder. ?Ulm 1841. S. 77 und E. H. Wolfram,
Nassauische Volkslieder. [1894] S. 361 Nr. 426; W. Walter, Sammlung
deutscher Volkslieder. (1841), 8. 252 Nr. 154 (darnach: J. G. Th. Graesse,
Bierstudien. Dresden 1872. SS. 170£.); auf den Branntwein: J. Pommer,
Blattl-Lieder. (1910) S. 113 Nr. 41 und 2038£. (aber nicht von Blattl) und
V. M. Süß, Salzburger Volkslieder. (1865) S. 50 Nr. 3. — (U1=1 W., Wa,,
FR, P., S.; 2=P. 2; 83=2 W., Wa, F.; 4=83 W., Wa, F., P.; 5=2 5,
4 P., Wa., 5 W., Wa., P., mit Anm, 9); 7=38., 4 P., W.. 5 F., Wa.;
12=6 F., W., Wa.; 13=7 F., W., Wa.). .
.5.Zu 8. 60 Nr. VI 3: Es ist bereits schon hundert Jahr:
A. John, Unser Egerland. XV. (1911) S. 107 Nr. 56.
6. Zu S. 96 und 145 Nr. XXXIII: Der Bauer in der Kirche. —
A. Hausotter, Zeitschrift für österreichische Volkskunde. X. (1904) S. 111
Nr. 4 und Unser Kuhländchen. - I. (1911) S. 277.
Inhaltsverzeichnis.
Vorwort . 0 0 04 ee es
Schottkys Volksliedernachlaß
Anmerkungen . . . .
Nachträge dazu .
Register
A.
Verzeichnis der Liedanfänge
Liedverfasser. . . . .
Herkunft der Lieder .
Theoretisches . . .
Liedergattungen . .
Motive der Lieder. ..0.0.0.0.0..
ı , Verzeichnis der Vierzeiler nach den Reimen
H. Verzeichnis der Weisen. . .
[. Rhythmische Verhältnisse
[Il. Harmonische Verhältnisse
Seite
‚VII
126.
51
167
'51
51
56
ve
56
58
58
160
164
L64
166
Druck von Hesse & Becker in Leipzig.
168
ww‘
MM Br
] 8 r
00941100053314
| Zweiabibliothek Europäische Ethnologie
N
>»
„5
N
DE
5
SCHOTTKYS
VOLKSLIEDERNACHLASS
Il. TEXTE
HERAUSGEGEBEN VON
EMIL KARL BLÜMML
05 10 ' 120° 30 ' (40 ' 50mi
D= DVS 1
= n=2
_ -2 1 —
3 — I 3eWm N=4
4 = II hs 05
*5 — n/ HCAam.de
N Da
— N Da
“ll,
VERLAG D* RUD. LUDWIG
WIEN 1912
—_-
v—
N
MC
G
5
=
S
S
(en
oO
2
Pe
©
oO
In
zz
Ss
+
sr
s—
aa
.-
Rn
LA
11
(N
OD
A
35
‚Ja
® ©
”
_-
so
Pi
nd
Do
U
+
Ad
N
—_
—_
za
>
_
ba
;
;
5
Pr
N
P
N
%
r
»
2
7
an