Wieviel das Mittelalter den Arabern im Bereiche der Natur- und Geistes- wissenschaften verdankt, ist wohl bekannt und wird noch heute durch allerhand Lehnwörter aus dem Arabischen bezeugt. Schlimmer daran sind wir auf dem Felde der Kunst. Nachdem die ungenügend begründete Hypothese der Entstehung der nordfranzösischen Gotik aus der arabischen Baukunst abgetan war, hatte man für daher kommende Einflüsse überhaupt ‚nicht mehr viel übrig und hat die Forschung auf diesem Boden brachliegen lassen. Etwas besser, wenn auch nicht viel, sind wir auf dem Gebiete der literarischen Zusammenhänge versehen. Daß von unsern Märchen und Schwänken dies und jenes durch die Araber aus dem Orient wird importiert worden sein, mag wohl mancher schon im Hinblick auf die “Disciplina clericalis’ des Petrus Alfonsi anzunehmen geneigt sein, wenn er auch sonst kein Anhänger der indischen Herkunftshypothese ist. Freilich denkt man sich den Ausgangspunkt seltener in Spanien oder Sizilien, sondern meist Anmerkung: Während ich meine am 2. Juni 1904 in der Gesamtsitzung der Akademie vorgetragene Abhandlung über den Ursprung des mittelalterlichen Minnesangs, von der bis dahin nur eine Mitteilung in den Sitzungsberichten 1904, S. 933 veröffentlicht war, für den Druck redigierte, erhielt ich von Herrn Prof, Sınecer in: Bern die. Nachricht, daß er über die von mir in jener Mitteilung behandelte Frage eine zu gleichem Ergebnis kommende Untersuchung vollendet habe. Eine von mir erwogene gemeinschaftliche Be- arbeitung des Problems mußte unter den gegenwärtigen Verhältnissen aufgegeben. werden. Yo erscheint denn Prof. Sıncres Arbeit hier für sich. Ausdrücklich sei bemerkt, daß sie ohne Kenntnis der von mir jetzt in den Sitzungsberichten 1918, S. 994—1029. 1072—1098 veröffentlichten vollständigen Abhandlung verfaßt worden ist, wie auch ich Prof. SINGERS Manuskript erst empfing, nachdem meine Arbeit für den Druck ‚abgeschlossen war. Ge- wisse Berührungen zwischen meiner und Prof. Sıncers Untersuchung können als gegenseitige Bekräftigungen nur willkommen: sein. Im Einverständnis mit dem Verfasser habe ich an zwei Stellen, zur Vermeidung unnützer Wiederholungen, seine Ausführungen gekürzt, die Kürzung bezeichnet und auf meine übereinstimmende Darlegung hingewiesen, auch an einigen andern Stellen meine parallele Erörterung vermerkt, meine Zusätze aber sämtlich durch eckige Einklammerung kenntlich gemacht. BURDACH.