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Stemthal
der Dinge ausdrückte , geschah es aus der tiefer quellenden sucht , dies räthselhafte Stück des Weltlaufs , die irdische schichte , unmittelbar aus einer höhern Welt hervortreten und nach Erfüllung der Aufgaben , die ihr gestellt find , dann dahin sich wieder zurückbeugen zu sehen " — die Kosmogonieen sind zugleich die Vorläufer der Geschichts - Philosophieen . Es würde also darauf ankommen , ob uns irgend eine Anschauung von der Geschichte geboten werden kann , die uns das Bedürfniß , welches jener Glaube befriedigt , auch ohne diesen zu befriedigen weiß . Da es uns also gar nicht um die Geschichte der Erde und des Kosmos zu thun ist , so lassen wir sie auf sich beruhen und wenden uns zur Geschichte im üblichen Sinne , zur innern oder geistigen Geschichte des Menschengeschlechts , um zu sehen , wie die wissenschaftliche Betrachtung durch den Glauben zu ständigen ist .
Ich hätte es gern gesehen , wenn der Verfasser den schied zwischen Geschichte und Natur ausführlich erörtert hätte . Uebergangen hat er ihn nicht . Er berührt ihn , wo vom sprung des Menschen die Rede ist , um zu bemerken , daß das wahre Bedürfniß unseres Geistes , zwischen der Natur als dem Reiche der Nothwendigkeit und der Geschichte als dem Reiche der Freiheit zu unterscheiden , nicht dahin führen dürfe , auch den Ursprung des Menschengeschlechts dem Bereiche der Naturent - wicklung zu entziehen . Er verspricht ( S . 12 ) , auf die digung jenes Bedürfnisses zurückzukommen ; ich weiß nicht , wo und ob dies geschehen ist . Ich setze hier her , was Lotze bei der bezeichnten Gelegenheit bemerkt ( S . 11 ) : „ Eine
folge wechselnder Begebenheiten liegt uns in der Natur wie in der Geschichte vor . Aber die Natur würde uns doch schließlich befriedigen , auch wenn sie nur eine Sammlung von Ereignissen wäre , die ohne zu dem planmäßigen Fortschritt einer lung verknüpft zu sein , immer nur als Beispiele die beständige Geltung gewisser allgemeiner Gesetze bestätigten und ten . Nur in der geistigen Entwickelung des Menschengeschlechts fühlen wir ein ursprüngliches Bedürfniß , die Reihe der benheiten als eine Geschichte zu fassen , deren Ende werthvoller ist als ihr Anfang , und deren Ganzes zugleich werthlos sein