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Franz Misteli ,
irrige Vorstellungen hinzu , die erst in neuerer Zeit berichtigt wurden , so von der Ursprünglichkeit des gotischen i und u vor e und o der andern Dialekte ; jetzt weiß man , dass got . i und u , wenn sie zur « - Reihe gehören , germanisches e und o voraussetzen , das vor r und h stehen bleibt . Es ist Ame - lungs und Brugmans Verdienst , hier neue Bahnen brochen und die Hypothese des indogerm . a beseitigt zu haben , so dass nunmehr der europäische , insbesondere griechische Vocalismus allein berufen ist , Licht über den indogermanischen zu verbreiten . Uie Sätze , welche durch Brugmans und de Saussures * ) Untersuchungen als ziemlich gesichert gelten können , sind etwa folgende : Die nische Grundsprache besaß , um die Zeichen der genannten Forscher beizubehalten , als einfache Vocale : ai ai a o , i u , von denen ai jedenfalls hell , «2 dunkel war , wie aus ihren europäischen Vertretern hervorgeht ; denn «1 wird lat . griech . durch e , ebenso germ . slav . wiedergegeben , dagegen a2 lat . griech . durch Ö , germ , durch ä , slav . durch ö . Gegenüber den andern Vocalen rücken ai und «2 dadurch näher sammen und können für identisch gelten , als sie erstens in gegenseitigem Austausch stehen , dessen Ursachen noch nicht erforscht sind , kaum aber mit dem Accent hängen : vergi . Xéyœ làyoç , slav . rekq »ich sage« , prorokü »Prophet« ; dass sie zweitens jedenfalls mit folgendem i , u in betonten Sylben verbunden erscheinen , während die
* ) Vergi , auch Friedr . Kluge »Beiträge zur Geschichte der manischen Conjugation« ( 1879 ) S . 1—42 , der sich von de Saussure durch unterscheidet , dass er nur ai und a aufstellt , auch Vocal - dehnung annimmt und S . 17 tönende Liquida — man sieht nicht , warum und mit welchem Vorteile — in Abrede stellt . De Saussure dagegen hat drei a - Reihen , die von eli ( te und a und o ausgehen , lässt fast , alle gedehnten Vocale aus Diphthongen : uia «ip ciìA a^o sich ziehen , insofern sie natürlich nicht Producte der Einzelsprachen sind , und hält mit Recht die tönenden Liquidae für erwiesen . Er zieht auch alle indogermanischen Sprachen in den Bereich seiner Untersuchungen , das Keltische ausgenommen , dessen nur S . 72 und 115 Erwähnung geschieht . Auf entschiedene Schwierigkeiten stößt sein System beim c - Laute , die hier nur angedeutet sein mögen .