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0 . Weise ,
gesammelt worden ist , wenn sich auch anerkennenswerte Beiträge in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften und historischen Grammatiken vorfinden . Nach alledem ist es nur natürlich , dass man , wie Förstemann noch vor wenigen Jahren unumwunden bekannt hat ( Zeitschr . f . vgl . Sprach . XXIII , p . 375 sqq . ) bis jetzt noch nicht über interessante Einzelheiten hinausgekommen und eine eingehende ristik der Volksetymologie noch gar nicht unternommen worden ist . Es möchte demnach gewagt erscheinen , wenn ich im folgenden mich dieser Aufgabe zu unterziehen und einige allgemeine Gesichtspunkte und Gesetze von größerer Tragweite aufzustellen versuche . Doch stehen mir außer den oben genannten Hülfsmitteln so umfangreiche eigene lungen , besonders aus dem Bereiche der beiden classischen Sprachen zu Gebote , dass ich in dieser Hinsicht mit nügendem Rüstzeug versehen zu sein glaube und mich der Hoffnung hingeben darf , bei der Glassificirung der Beispiele kein wesentliches Moment zu übergehen .
Von den beiden Fragen nun , zu deren Beantwortung die folgenden Zeilen bestimmt sind , nach dem warum ? und wie ? , nach der Ursache und dem Wesen der Volksetymologie , muss naturgemäß die erstgenannte zuerst erledigt werden : jene ist im Wesen der Sprache , dieses in der Denk - und Anschauungsweise des Volks begründet .
Wie alle organischen Gebilde , so sind auch die Worte , so ist auch die Sprache , von Generation zu Generation erbend , fortwährenden Veränderungen im Lautbestande und Wortschatze unterworfen . Fläufiger Uebergang des einen Lautes in einen entsprechenden andern , Schwund und Ein - schub von Vocalen und Consonanten , Ausfall ganzer Sylben und Zusammenziehung mehrerer in eine , Abschleifung tönender Endungen und alle jene formellen Umgestaltungen , denen die Sprache durch die Macht des navdanáxwq %qovoç sich zu unterziehen gezwungen ist , haben die Physiognomie des ganzen sprachlichen Organismus oft in kurzer Zeit lich zu ändern vermocht . Was vorher klar und durchsichtig war , ist durch sie getrübt worden : das Gepräge der Worte