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Erhardt .
zuerst auf breiter Grundlage durchgeführt und dadurch über die Zusammensetzung der Ilias im Einzelnen nisse erzielt zu haben , die hinfort kein ernsthafter Forscher unbeachtet lassen konnte , ist das wesentliche Verdienst Lachmanns . Er war durch seine Behandlung des lungenliedes für derartige Untersuchungen besonders schult , und namentlich in ihrer ersten Hälfte zeichnen sich seine „ Betrachtungen " auch durch große heit des Urteils aus , so dass sie als Muster für alle artigen Arbeiten hingestellt zu werden verdienen .
Zwei methodische Hauptfehler sind es aber meiner Meinung nach , die der Lachmannschen und in noch höherem Maße fast allen später in gleicher Richtung unternommenen Untersuchungen aníhaften . Der eine Fehler liegt in zu starker Durchdringung der Analyse mit ästhetischen sichtspunkten . Ganz wird man ja freilich von der tischen Betrachtungsweise auch bei nüchternster derung der Gedichte nie absehen können . Aber die höchste Enthaltsamkeit nach dieser Seite ist doch gerade in den homerischen Untersuchungen durchaus geboten , wenn man nicht die Beweiskraft der ganzen Darlegung gefährden und auch die schon gewonnenen sicheren Ergebnisse durch die gefährliche Nachbarschaft luftiger Geschmacks urteile ihrer Wirkung berauben will . Mit der Classification nach „ schön " , „ herrlich " , „ erhaben " oder „ erbärmlich " , „ matt " , „ dumm " ist für wirkliche Erkenntnis zumal bei Gedichten , die ihre Vortrefflichkeit durch Jahrtausende bewährt haben , nicht das Geringste gewonnen . Im Gegenteil , wer durch sein ästhetisches Gefühl nach anderer Richtung geleitet wird und das Zutreffende solcher wegwerfenden Urteile nicht anzuerkennen vermag , wird am Ende gegen die ganze Beweisführung des Verfassers ; misstrauisch den und sich hinfort gegen jede weitere Einwirkung
Wolff zu bringen . Vergi , seinen Aufsatz „ Ueber Homer und Sappho " , Opuse . VI , 78 ff .