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Rud . Lehmann .
finden ihre Auflösung in der Kultur der Gegenwart . Die letztere ist die Synthese der beiden ersteren . "
Auf die Methode des Buches aber und den gang - im Einzelnen ist die Hegeische Geschichtsphilosophie ganz ohne Einfluss geblieben . Ueberhaupt sind es , wie schon gesagt , nicht die in der Einleitung ausgesprochenen allgemeinen Anschauungen und Ideen , welche die Eigenart und den Gang der Untersuchung bestimmen . Vielmehr geht Eicken von einem ganz bestimmten Problem aus , das sich ihm allmählich zum leitenden Gesichtspunkt für die Auffassung der mittelalterlichen Kulturgeschichte gestaltet hat . „ Ursprüglich " , sagt er im Vorwort , „ war es meine Absicht , den Nachweis zu liefern , dass die beiden in der Kirche des Mittelalters sich mit gleicher Macht drängenden Bestrebungen der Weltverneinung und der Weltbeherscliung , welche doch völlig entgegengesetzter Natur zu sein und sich gegenseitig auszuschließen scheinen , ihrem Wesen und Zweck nach eins waren , dass der Ueber - gang von der weltflüchtigen Lehre des Christentums zu der weltherschaftlichen Politik des römischen Papsttums von dem Augenblicke an . in welchem die Kirche als eine sacramentale Heilsanstalt begriffen wurde , ein logisch wendiger Vorgang war , dass demnach die Machtanspriiche der mittelalterlichen Hierarchie ihren Grund keineswegs in der Willkür einzelner Persönlichkeiten , sondern in der Logik des religiösen Systems hatten " . ( S . 1 ) . „ Unter der Arbeit nun wuchs mir das Material zu einer größeren Ausdehnung an , als ich anfänglich geahnt hatte . Da meine Frage den innersten Kern der mittelalterlichen Weltanschauung berührte , so wäre die Behandlung selben ohne die Darstellung der letzteren nicht lich gewesen . Darum erweiterte sich meine Aufgabe bald zu einer Geschichte der mittelalterlichen Weltanschauung . Ich machte den Versuch , die christliche Weltanschauung in ihrem ganzen Entwicklungsprocess zu verfolgen , von ihrer Vorgeschichte im Altertum , ihrer Ausbildung und