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Eine reiche Ausbeute zu Abschnitt 9 würden die Sprüche auf den Bestecken,
die in Sterzing gefertigt wurden, geben. Ein auf den beinernen Heften derselben
vorkommender Spruch ist der hier S. 155 mitgeteilte:
Trink und iss,
Gott nit vergiss.
Für die fernere Sammlung möchten wir den um Tiroler Volkskunde hoch¬
verdienten Herausgeber auf die Sprüche an einem Hause in Wens, auf die am
alten Gerichtshause in Fondo, sowie auf die Hans Sachsischen Sprüche im
alten Gerichtshause zu Schwaz und auf die Reime im Fürstenhause zu Meran
aufmerksam machen.
Gu fid aun. Ignaz v. Zingerle.
Tiroler Schnadahüpfeln. Gesammelt und herausgegeben von R. H. Greinz
und D. A. Kapferer. Leipzig-. Verlag von A. G. Liebeskind.
1889. Zweite Folge. 1890.
Herr Liebeskind fühlte, dass selbst kleine Last dem Touristen und Berg¬
ig i'ax 1er nicht angenehm sei, und fasste den lobenswerten Plan, dem Fusswanderer
»alpine Volkslitteratur" als leichtes Gepäck mitzugeben. Es ist dieser Gedanke
nur zu billigen, wenn man bedenkt, dass selbst Amthors „Führer durch Tirol"
manchen Herren zu schwer wurde, und wir begrüssten die kleinen schmucken
Büchlein, die man so leicht wie alte Amúlete tragen kann, mit Fieude.
Den Anfang dieser alpinen Sammlung machten unseres Wissens die Schnada¬
hüpfeln 1889.
Herr Greinz leitet das erste Büchlein mit einem kurzen Vorworte, V XV,
ein- Da liest man S. XII: „Da in der deutschen Leserwelt die Schöpfungen eines
Karl Stieler, Hans Grasberger u. a. ohnedies schon längst eingebürgert sind,
kann man wohl ein ziemlich grosses Verständnis für Dialektdichtung voraussetzen".
Warum wird hier Franz von Koboli, der uns Tirolern so nahe steht, nicht
genannt ? Wir hätten auch erwartet, dass über die verschiedenen Benennungen
dieser Liedchen, über deren Verbreitung einige Worte gesagt wären. Gewöhnlich
wird angenommen, dass sie im „sangesfrohen" Unterinnthal und besonders in Ziller-
thal einheimisch sind, aber sie sind auch jenseits des Brenner, z. B. in Passeier
und Ulten zu Hause B. Weber teilte in dem Werke: „Das Thal Passeier und
seine Bewohner. Innsbruck, 1852" S. 276—287 solche Volksliedchen unter dem
Titel „Stichreime" mit; anclerswo heissen sie „Trutzreime", „Trutzlieder" oder
„Gsanglen". Im Vorwort vermissen wir auch eine Erwähnung der „Schnader-
hüpfeln aus den Alpen. Herausgegeben von Ludwig von Hörmann. Zweite
verbesserte Auflage. Innsbruck, 1862" — eine Sammlung, die wir allen Freunden
der alpinen Volkslitteratur nur empfehlen müssen.
Die vorliegende Sammlung bringt vieles echt Volkstümliche und wird die
Leser anmuten und erfreuen Es begegnen uns da, man verzeihe den Ausdruck,
°ft „Epigramme" voll Laune, Würze — oder Sprüche der „Volksweisheit" in
heiterer Form.
Aber es begegnen uns auch gar manche Worte und Stellen, die nicht volks¬
tümlich oder dialektisch sind: z. B.:°die Sonnen — der Mond S. 49, 's Echo (!) S. 8,